Vielen deutschen Unternehmen fehlt häufig das

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Grundlagen & Einführung
„Vielen deutschen Unternehmen
fehlt häufig das Wachstumskapital“
Interview mit Dr. Paul-Josef Patt, CEO, eCapital entrepreneurial Partners
Das GoingPublic Magazin im Gespräch mit dem eCapital-CEO Dr. Paul-Josef Patt über die Zukunftsfähigkeit der deutschen
Cleantech-Branche, angemessene Bewertungen und … neue Erfahrungen.
GoingPublic Magazin: Herr Dr. Patt,
Clean Technologies werden in der breiten Öffentlichkeit meistens nur mit
Photovoltaik und Windkraft gleichgesetzt. Ist das zu kurz gedacht?
Patt: Photovoltaik und Windkraft sind natürlich die Pioniersegmente im Bereich
Clean Technologies, die das Thema in der
breiten Öffentlichkeit später besonders
auch unter dem Schlagwort Energiewende
bekannt gemacht haben. Mittlerweile sind
jedoch nahezu alle Bereiche der Industrie
und des täglichen Lebens vom Trend zur
Ressourcenschonung und zur Verringerung der Umweltbelastung geprägt. Im
Portfolio unseres Cleantech-Fonds befindet sich eine Vielzahl verschiedener Unternehmen, die sich von der Energieerzeugung und Energiespeicherung über innovative Materialien oder neuartige Recyclingverfahren bis zur Abwasseraufbereitung
mit allem beschäftigen, was der Bereich
Clean Technologies Spannendes zu bieten
hat.
Hat Deutschland sich bei Clean Technologies international die Butter vom
(Pionier-)Brot nehmen lassen oder trifft
das Ihrer Ansicht nach ggf. nur auf
besagte Sonnen- und Windkraft zu?
In reiferen Märkten ist es natürlich, dass
sich die Unternehmer früher oder später
dem internationalen Wettbewerb stellen
müssen, in der Regel heute durchweg sogar sehr früh. Deutschland mit seinen zahlreichen Universitäten, Forschungsinstituten und gut ausgebildeten Unternehmern
hat aber nach wie vor die notwendigen
Voraussetzungen, in reifen Branchen wie
PV, Wind und anderen die nächste Technologiegeneration zu entwickeln oder durch
bahnbrechende Technologien komplett
neue Märkte zu schaffen. Vielen deutschen
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06-2015 „Cleantech Invest“
Jede unserer Beteiligungen sollte das Potenzial
besitzen, ihre Branche
grundlegend zu verändern und zu etwas ganz
Großem zu werden.
Unternehmen fehlt häufig das Wachstumskapital, den entscheidenden Schritt nach
vorne zu machen, insbesondere wenn es
richtig losgeht. Dann stehen oft schon ausländische Konzerne als Käufer vor der Tür,
da diese bei neuen Technologien wesentlich mehr Phantasie mitbringen als deutsche Corporates oder Investoren.
Das Cleantech-Portfolio von eCapital ist
recht umfangreich. Wer hat die Chance
zu Großem?
Jedes Unternehmen, an dem wir uns beteiligen, sollte ehrlich gesagt das Potenzial
besitzen, seine Branche grundlegend zu
verändern und zu etwas ganz Großem zu
werden. Natürlich ist dies bei einigen Unternehmen wesentlich greifbarer als bei
anderen. Wie wir an dem großen Interesse
von Co-Investoren sehen, die gern bei
einer der nächsten Runden mit einsteigen
würden, scheint es aber wohl auch gut von
außen sichtbar zu sein, wo die Spitzenkandidaten im Portfolio sind.
Am wahrscheinlichsten scheinen doch
Weiterverkäufe an größere Unternehmen wie bei Novaled an Samsung. Wel-
che „Abnehmer“ kommen da als Interessenten in Frage?
Neben oder vielleicht sogar vor dem Verkauf an einen Strategen kommt natürlich
auch immer ein IPO in Frage, am liebsten in
der Form des sogenannten Dual Track. So
wurde bei Novaled ein IPO an der Nasdaq
vorbereitet, bevor Samsung das Unternehmen zu 100% erworben hat. Der IPO-Markt
insbesondere in den USA ist nach wie vor
aufnahmefähig. Aber auch das Interesse
der Corporates aus dem asiatischen und
amerikanischen Raum ist stark gestiegen.
Ganz neu ist für mich die Erfahrung, dass
größere Private-Equity-Fonds an unseren
besonders wachstumsstarken Unternehmen interessiert sind und die Bewertungen
teilweise sogar schon besser sind als die
manches Strategen. Das hätte ich früher
ausgeschlossen.
Herr Dr. Patt, einmal mehr besten Dank
für Ihre gewohnt offenen Einblicke.
Das Interview führte Falko Bozicevic.
Q
ZUM INTERVIEWPARTNER
Dr. Paul-Josef Patt ist Managing Partner
der Venture-Capital-Gesellschaft eCapital entrepreneurial Partners. Er
ist u.a. Mitglied des Beirates der NRW.
BANK und Vorsitzender des Vorstandes der
Universitätsgesellschaft Münster e.V.
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