Objektorientierte Programmierung in Java: Klassen, Objekte und Methoden 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 Klassen, Objekte und Methoden Vererbung Modifikatoren Klassenvariable und statische Methoden Abstrakte Klassen Schnittstellen Zusammenfassung 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-1 Objektorientierung In diesem Kapitel lernen wir die nächsten Dinge der Objektorientierung kennen. Einige Dinge kennen wir schon: • Klasse, Objekt/Instanz • Attribut, Methode, spezielle Methoden: Konstruktor, equals, . . . • static, private, public • Referenztyp vs. primitiver Datentyp, s. Zuweisung • API, spezielle Typen: String, array, . . . 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-2 Objektorientierung Einige der Dinge, die jetzt kommen: • Typischer Aufbau einer Klasse, Kapselung • Beziehungen zwischen Klassen, Objekten/Instanzen • Abstraktion und Modellierung • abstrakte Klassen und Schnittstellen • weitere Klassen und weitere Modifikatoren • ... 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-3 Grundlagen der Objektorientierung Klassen Begriffswelt des Modellierenden Person Patient Mitarbeiter Arzt Chefarzt Krankenhaus Mitarbeiter Patienten Schwestern Verwaltung Ärzte Prof. Dr. Sauerbruch Dr. Quincy Fr. Müller Objekte/Instanzen 4.1 Klassen, Objekte und Methoden Realität 4-4 Objekte Ein Objekt ist die Repräsentation eines Gegenstands oder Sachverhalts der realen Welt oder eines rein gedanklichen Konzepts. Es ist gekennzeichnet durch • eine eindeutige Identität, durch die es sich von anderen Objekten unterscheidet, • Eigenschaften zur Darstellung des Zustands des Objekts in Form von Attributen, • Eigenschaften in Form von Methoden, die das Verhalten des Objekts beschreiben. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-5 Beispiele für Objekte • Eine Person mit Namen „Müller“ und Geburtsdatum „12.12.1953“ (Attribute mit Belegungen) und Methode „int alter()“. • Eine rationale Zahl mit Zähler und Nenner (Attribute) und Methoden „normalisiere()“ und „addiere(r: RationaleZahl)“. Es findet in der Regel eine Abstraktion statt. Gewisse Aspekte (zum Beispiel das „Gewicht“ einer Person) werden nicht berücksichtigt. Der Zustand eines Objekts zu einem Zeitpunkt entspricht der Belegung der Attribute des Objekts zu diesem Zeitpunkt. Der Zustand eines Objekts kann mithilfe von Methoden erfragt und geändert werden. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-6 Objektmodelle • Wertbasierte Objektmodelle: In diesem Modell besitzen Objekte keine eigene Identität im eigentlichen Sinn. Zwei Objekte werden schon als identisch angesehen, wenn ihr Zustand gleich ist. Für zwei Objekte zur Datumsangabe d1 = „6.12.1986“ und d2 = „6.12.1986“ gilt in diesem Modell d1 = d2. • Identitätsbasierte Objektmodelle: Jedem Objekt innerhalb des Systems wird eine vom Wert unabhängige Identität zugeordnet. Zwei Objekte für Personen p1 = „Müller, 12.12.1953“ und p2 = „Müller, 12.12.1953“ sind in diesem Modell nicht identisch: p1 6= p2. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-7 Kapselung und Geheimnisprinzip Objekte verwenden das Geheimnisprinzip und das Prinzip der Kapselung. Sie verbergen ihre Interna: • Zustand (Belegung der Attribute), • Implementierung ihres Zustands, • Implementierung ihres Verhaltens. Objekte sind nur über ihre Schnittstelle, also über die Menge der vom Objekt der Außenwelt zur Verfügung gestellten Methoden, zugänglich. Man spricht von den Diensten des Objekts. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-8 Nachrichten Objekte interagieren über Nachrichten (evtl. auch über gemeinsame Daten): • Ein Objekt x sendet eine Nachricht n an Objekt y . Das Objekt y empfängt die Nachricht n von x . • Innerhalb einer Programmiersprache wird dieser Vorgang meist durch einen Methodenaufruf implementiert. • Nachrichten (Methodenaufrufe) können den Zustand eines Objektes verändern. • Ein Objekt kann sich selbst Nachrichten schicken. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-9 Beziehungen zwischen Objekten Objekte können in Beziehungen zueinander stehen. • Die Beteiligten an einer Beziehung nehmen Rollen ein. Rolle des Arztes: „behandelnder Arzt“, Rolle des Patienten: „Patient“. • Ein Objekt kann mit mehreren Objekten in der gleichen Beziehung stehen. Rolle von Arzt: „behandelnder Arzt“, Rolle von Patient 1: „Patient“, Rolle von Patient 2: „Patient“. • Nachrichten können nur ausgetauscht werden, wenn eine Beziehung besteht. • Beziehungen können sich während der Lebenszeit eines Objekts verändern. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-10 Klassen • Objekte besitzen eine Identität, verfügen über Attribute und Methoden, gehen Beziehungen zu anderen Objekten ein und interagieren über Nachrichten. • Es gibt in der Regel Objekte, die hinsichtlich ihrer Attribute, Methoden und Beziehungen gleich sind. Daher bietet es sich an, diese Objekte zu einer Klasse zusammenzufassen. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-11 Beziehungen Beziehungen können bestehen (wie schon erwähnt) zwischen • Objekten, • Klassen (Beispiel: Vererbung), • Objekten und Klassen (Beispiel: instance of). Demnächst lernen wir Schnittstellen/interfaces und abstrakte Klassen kennen. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-12 Abstraktion und Modellierung Jeffrey Kramer: Abstraction is • the act of withdrawing or removing something, • the act or process of leaving out of consideration one or more properties of a complex object so as to attend others → remove detail (simplify) and focus (selection). • a general concept formed by extracting common features from specific examples • the process of formulating general concepts by abstracting common properties of instances → generalisation. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-13 Abstraktion und Modellierung Jeffrey Kramer: • A model is a description from which detail has been removed in a systematic manner and for a particular purpose. A simplification of reality intended to promote understanding, reasoning and analysis. • Models are the most important engineering tools; they allow us to understand and analyse large and complex problems. • A model should be as simple as possible, but no simpler – it should discard elements of no interest. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-14 Abstraktion und Modellierung Jeffrey Kramer: How should we ensure that students can understand and make use of abstraction? • Teach enough mathematics • Teach formal modelling and analysis 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-15 Modifikatoren Die folgende Liste enthält Modifikatoren (modifier). • • • • • • public, private, protected: Sichtbarkeit static: Klassenvariable, Klassenmethode final: nicht mehr veränderbar abstract: noch nicht vollständig implementiert synchronized, volatile: Parallelprogrammierung transient: Serialisierung Ihre genaue Bedeutung und Regeln zur Verwendung werden wir kennenlernen. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-16 Klassen Unter einer Klasse versteht man die Zusammenfassung von Objekten gleicher Struktur und gleichen Verhaltens. Eine Klasse kann als Schablone gesehen werden, die beschreibt, • wie Objekte aufgebaut sind (Attribute), • wie man Objekte erzeugt, initialisiert, verändert, abfragt und zerstört, • mit welchen Methoden Objekte bearbeitet werden können und • welche Beziehungen zu anderen Klassen/Objekten existieren. Ein konkret existierendes Objekt heißt auch Instanz der Klasse. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-17 Klassen In Java wird eine Klassendefinition durch das Schlüsselwort class eingeleitet. class Adresse { String vorname; String nachname; String straße; int nr; int plz; String ort = "Braunschweig"; ... // ggf. weitere Attribute, Methoden } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-18 Klassen • Zusammen legen die Variablen die Struktur der Objekte fest. Sie werden auch ◦ ◦ ◦ ◦ Membervariable, Instanzvariable, Instanzmerkmal oder Attribut genannt. • Es ist guter Stil, wenn auch nicht zwingend erforderlich, jede Klassendefinition in einer eigenen Datei zu speichern. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-19 Objekte • Mithilfe des new-Operators wird ein neues Objekt einer Klasse erzeugt. Dies gilt für alle Klassen. Ausnahmen sind lediglich Strings und Arrays, für die – wie bereits gesehen – Objekte auch mit Literalen erzeugt werden können. • Man kann eine Variable vom Typ der Klasse deklarieren und ihr mithilfe des new-Operators ein neu erzeugtes Objekt zuweisen: Adresse adr1; adr1 = new Adresse(); • Die beiden Anweisungen lassen sich auch kombinieren: Adresse adr1 = new Adresse(); 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-20 Objekte • Alle Attribute eines Objekts besitzen Standardwerte. Der Standardwert einer Referenz ist null, die Standardwerte der primitiven Datentypen haben wir bereits kennengelernt. In unserem Beispiel wird Ort mit "Braunschweig" vorbesetzt, die anderen Variablen sind mit den Standardwerten initialisiert. • Den Variablen können entsprechend ihrem Typ Werte zugewiesen werden. Der Zugriff erfolgt mit der Punktnotation: adr1.vorname = "Hans"; adr1.nachname = "Müller"; adr1.straße = "Schillerstraße"; adr1.nr = 47; adr1.plz = 38107; 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-21 Objekte • Es können – zumindest im Prinzip – beliebig viele Objekte (Instanzen) angelegt werden: Adresse adr2 = new Adresse(); adr2 = adr1; adr2.vorname = "Eva"; Die Zuweisung kopiert nur die Referenz, nicht das Objekt. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-22 Methoden • Methoden definieren das Verhalten der Objekte. Sie werden innerhalb einer Klassendefinition angelegt und haben auf alle Variablen des Objekts Zugriff. • Nach einer Reihe von Modifikatoren – auf sie kommen wir noch zu sprechen – folgen der Typ des Rückgabewerts, der Name der Methode und eine optionale Liste ihrer Parameter. Wenn eine Methode keinen Wert liefern, sondern nur Seiteneffekte bewirken soll, ist void als Typ des Rückgabewerts zu deklarieren. • Wir wollen eine Methode schreiben, die eine Adresse ausgibt: void drucken() { System.out.println(vorname + " " + nachname); System.out.println(straße + " " + nr); System.out.println(plz + " " + ort); } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-23 Methoden Der Aufruf einer Methode erfolgt ebenfalls unter Verwendung der Punktnotation. Die Liste der Parameter wird in runden Klammern angefügt. Die Klammern müssen auch dann stehen, wenn keine Parameter vorhanden sind. adr1.drucken(); adr2.drucken(); 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-24 Beispiel: Adresskartei class Adresse { String vorname; String nachname; String straße; int nr; int plz; String ort = "Braunschweig"; void drucken() { System.out.println(vorname + " " + nachname); System.out.println(straße + " " + nr); System.out.println(plz + " " + ort); System.out.println(""); } } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-25 Beispiel: Adresskartei public static void main(String[] args) { Adresse adr1 = new Adresse(); adr1.vorname = "Hans"; adr1.nachname = "Müller"; adr1.straße = "Schillerstraße"; adr1.nr = 47; adr1.plz = 38107; adr1.drucken(); Adresse adr2 = new Adresse(); adr2 = adr1; adr2.vorname = "Eva"; adr2.drucken(); adr1.drucken(); } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-26 Beispiel: Adresskartei Hans Müller Schillerstraße 47 38107 Braunschweig Eva Müller Schillerstraße 47 38107 Braunschweig Eva Müller Schillerstraße 47 38107 Braunschweig 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-27 Der This-Zeiger • Eine Methode darf auf alle Instanzvariablen ihrer Klasse ohne Punktnotation zugreifen. Dies ist eine Kurzschreibweise für die this-Notation. void drucken() { System.out.println(this.vorname + " " + this.nachname); System.out.println(this.straße + " " + this.nr); System.out.println(this.plz + " " + this.ort); System.out.println(""); } • this ist eine Referenzvariable, die auf das aktuelle Objekt zeigt. Der this-Zeiger kann wie eine ganz normale Objektvariable verwendet werden. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-28 Parameterübergabe Alle Parameter einer Methode werden in Java per call-by-value übergeben. Das heißt: • Beim Aufruf einer Methode wird der aktuelle Wert in die Parametervariable kopiert und an die Methode übergeben. Veränderungen innerhalb der Methode bleiben daher lokal und wirken sich nicht auf den Aufrufer aus. • Objektvariable sind – wie gesehen – Referenzen. Auch sie werden per call-by-value übergeben. Veränderungen wirken sich also direkt auf das Originalobjekt aus und sind somit für den Aufrufer sichtbar. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-29 Parameterübergabe Konsequenzen: • Die Methode erhält keine Kopie, sondern arbeitet mit dem Originalobjekt. • Die Übergabe von Objekten ist effizient, da nur eine Referenz und nicht das Originalobjekt kopiert wird. • Sollen Objekte kopiert werden, so muss dies explizit durch die Methode clone erfolgen. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-30 Rückgabewert einer Methode • Jede Methode in Java ist typisiert. Der Typ einer Methode wird zum Zeitpunkt der Deklaration festgelegt und bestimmt den Typ des Rückgabewerts. Dieser kann von einem primitiven Typ, einem Objekttyp (also einer Klasse) oder vom Typ void sein. • Die Methoden vom Typ void haben keinen Rückgabewert und dürfen nicht in Ausdrücken verwendet werden. Sie sind wegen der Seiteneffekte von Interesse und dürfen daher nur als Ausdrucksanweisungen benutzt werden. • Hat eine Methode einen Rückgabewert so wird dieser Wert mit der return-Anweisung an den Aufrufer zurückgegeben. return Ausdruck; Der Ausdruck muss kompatibel zum Typ der Methode sein. Nach Ausführung einer return-Anweisung wird die Methode beendet. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-31 Überladen von Methoden • In Java ist es erlaubt, Methoden zu überladen: Innerhalb einer Klasse können mehrere Methoden denselben Namen tragen. • Der Compiler unterscheidet die Methoden anhand der Anzahl sowie der Typen und der Reihenfolge der Parameter. Diese Information heißt Signatur der Methode. • Der Rückgabetyp trägt (in Java) nicht zur Unterscheidung bei. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-32 Überladen von Methoden Es ist z. B. erlaubt, die drei folgenden Methoden in einer Klasse zu definieren: • double f(int a, double b) { ... }, • double f(double a, double b) { ... }, • double f(double a, int b) { ... }, aber (in Java) nicht zusätzlich noch • int f(int a, double b) { ... }. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-33 Überladen von Methoden public class Ueberladen { static double f(int a, double b) { return 1.0; } static double f(double a, double b) { return 2.0; } static double f(double a, int b) { return 3.0; } public static void main(String[] args) { System.out.println(f(1, 2.0)); // Ausgabe: 1.0 System.out.println(f(1.0,2.0)); // Ausgabe: 2.0 System.out.println(f(1.0,2 )); // Ausgabe: 3.0 // System.out.println(f(1 ,2 )); // reference to f is ambiguous } } Typecasts sind evtl. trotzdem möglich. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-34 Konstruktoren • Ein Konstruktor ist eine Methode zur Erzeugung von Objekten. In Java ist ein Konstruktor eine Methode ohne Rückgabewert. • Ein Konstruktor besitzt stets den Namen der Klasse. • Konstruktoren können Parameter haben und überladen werden. • Wird für eine Klasse vom Programmierer kein Konstruktor geschrieben, so wird vom Compiler automatisch ein parameterloser Default-Konstruktor zur Verfügung gestellt. • Wird vom Programmierer explizit ein Konstruktor vorgesehen, so erzeugt der Compiler keinen Default-Konstruktor. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-35 Verkettung von Konstruktoren • Unterschiedliche Konstruktoren einer Klasse können verkettet werden. • Der aufzurufende Konstruktor wird als normale Methode betrachtet, die über den Namen this angesprochen wird. • Als Methodenaufruf folgen auf this runde Klammern. • Durch Verkettung von Konstruktoren lässt sich Duplizierung von Code vermeiden. • Wird ein Konstruktor in einem anderen Konstruktor derselben Klasse explizit aufgerufen, so muss dieser Aufruf an erster Stelle stehen. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-36 Konstruktoren Adresse() { } Adresse(int plz) { this.plz = plz; } Adresse(int plz, String ort) { this(plz); // Verkettung von Konstruktoren. this.ort = ort; } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-37 Konstruktoren Adresse adr3 = new Adresse(); Adresse adr4 = new Adresse(38100); Adresse adr5 = new Adresse(27356, "Rotenburg (Wümme)"); 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-38 Destruktoren • Ein Destruktor ist eine Methode, die unmittelbar vor der Zerstörung eines Objekts aufgerufen wird. • Zur Verfügung gestellt wird ein Destruktor als parameterlose Methode finalize(). • Ein Destruktor wird aufgerufen, wenn der Garbage Collector den für das Objekt reservierten Speicherplatz zurückgibt. Dies kann viel später als der Aufruf des Destruktors sein. Die Sprache garantiert nicht einmal, dass Destruktoren überhaupt ausgeführt werden. • Da ein Garbage Collector existiert, ist die Bedeutung der Destruktoren in Java nicht sehr groß. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-39 Get- und Set-Methoden public class Adresse { private String vorname, nachname; ...; public String getVorname() { return this.vorname; } public void setVorname(String vorname) { this.vorname = vorname; } ...; } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-40 Typischer Aufbau einer Klasse public class KlassenName attribut1; ... attributN; Konstruktor1; ... KonstruktorM; get- und set-Methoden; toString-Methode; equals-Methode; clone-Methode; ...; main-Methode } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden { // private // private // public // // // // // // // public public Methode der Klasse Object, s. unten Methode der Klasse Object, s. unten Methode der Klasse Object, s. unten weitere Instanz-/Klassenmethoden optional 4-41 Typischer Aufbau einer Klasse (Beispiel) public class Name { private String vorname, nachname; public Name() { } public Name(String vorname, String nachname) { this.vorname = vorname; this.nachname = nachname; } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-42 public void setVorname(String vorname) { this.vorname = vorname; } public void setNachname(String nachname) { this.nachname = nachname; } public String getVorname() { return this.vorname; } public String getNachname() { return this.nachname; } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-43 public String toString() { return vorname + " " + nachname; } public static void main(String[] args) { Name n1 = new Name(), n2 = new Name("Peter","Müller"); n1.setVorname("Monika"); n1.setNachname("Schäfer"); System.out.println(n1); System.out.println(n2); } } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-44 Beispiele Wir wollen die Konzepte, die wir soeben kennengelernt haben, an einigen – uns teilweise bereits vertrauten – Beispielen vertiefen: • Horner-Schema • Aufruf von Methoden • Bubblesort • Newton-Verfahren 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-45 Problemstellung Was sind die Objekte? Abstraktion und Modellierung: Diese Frage besitzt keine eindeutige Antwort! 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-46 Beispiel: Horner-Schema class Horner { int[] b; int n, y; Horner(int[] a, int x) { this.n = a.length - 1; this.b = new int[n]; y = horner(a,x); } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-47 Beispiel: Horner-Schema int horner(int[] a, int x) { b[n-1] = a[n]; for (int i = n - 2; i >= 0; i--) { b[i] = x * b[i+1] + a[i+1]; } return x * b[0] + a[0]; } void ausgabe() { System.out.println(y); for (int i = n - 1; i >= 0; i--) { System.out.print(b[i] + " "); } System.out.println(); } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-48 Beispiel: Horner-Schema public static void main(String[] args) { int[] feld = {-16, -20, -2, 2}; Horner auswertung = new Horner(feld, 5); auswertung.ausgabe(); } } Ausgabe: 84 2 8 20 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-49 Beispiel: Horner-Schema Ist die Klasse Horner typisch aufgebaut? Nein! Was ist nicht erfüllt? 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-50 Aufruf von Methoden class AufrufTest { void unterprogramm(int n) { n = n * 5; System.out.print(n); } AufrufTest t = new AufrufTest(); int n = 7; System.out.print(n); t.unterprogramm(n); System.out.print(n); Ausgabe: 7 35 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 7 4-51 Aufruf von Methoden void unterprogramm(int[] n) { n[0] = n[0] * 5; System.out.println(n[0]); } int m[] = {7}; System.out.println(m[0]); t.unterprogramm(m); System.out.println(m[0]); Ausgabe: 7 35 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 35 4-52 Aufruf von Methoden int[] arraycopy(int[] n) { int[] erg = new int[n.length]; for (int i = 0; i < n.length; i++) erg[i] = n[i]; return erg; } int m[] = {7}; System.out.println(m[0]); t.unterprogramm(t.arraycopy(m)); System.out.println(m[0]); Ausgabe: 7 35 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 7 4-53 Bubblesort class BubbleSort { int[] feld; BubbleSort(int[] feld) { this.feld = feld; } void print() { for (int i = 0; i < feld.length; i++) { System.out.print(feld[i] + " "); } System.out.println(""); } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-54 Bubblesort void sort() { boolean unsortiert = true; while (unsortiert) { int a = 0, x = 0, y = 1, z; while (y <= feld.length - 1) { if (feld[x] <= feld[y]) { a++; } wie oben } } } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-55 Bubblesort public static void main(String[] args) { int[] a = {12, -16, -20, -2, 2, 0}; BubbleSort bs = new BubbleSort(a); bs.print(); bs.sort(); bs.print(); } } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-56 Newton Es soll die Nullstelle der Funktion 80 60 f (x ) = x 3 + 3x + 5 y 40 20 mithilfe des Newton-Verfahrens berechnet werden: f 0(x ) = 3x 2 + 3 xn+1 f (xn ) = xn − 0 f (xn ) 4.1 Klassen, Objekte und Methoden –4 –3 –2 –1 0 1 2 3 4 x –20 –40 –60 –80 4-57 Newton class Newton { double x, eps; static double f(double x) { return x*x*x+3*x+5; } // statische Funktion static double fs(double x) { return 3*x*x+3; } // statische Funktion 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-58 Newton Newton(double x, double eps) { this.x = x; this.eps = eps; } void newton() { do { x = x - f(x) / fs(x); System.out.println(x); } while (Math.abs(f(x)) > eps); } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-59 Newton public static void main(String[] args) { Newton n = new Newton(1.0, 0.000001); n.newton(); System.out.println(); Newton m = new Newton(-1.0, 0.000001); m.newton(); } } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-60 Variable Parameterzahl Es sollen n Zahlen, n ≥ 0, addiert werden: static int summe(int v1, int v2) { return v1+v2; } static int summe(int v1, int v2, int v3) { return v1+v2+v3; } System.out.println(summe(1,2)); System.out.println(summe(1,2,3)); 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-61 Variable Parameterzahl Die Zahlen können auch als Feld übergeben werden: static int summe(int [] a) { int sum = 0; for (int v : a) sum += v; return sum; } System.out.println(summe(new int[] {1,2,3,4})); 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-62 Variable Parameterzahl Variable Parameterzahl (seit Java 5.0): static int summe(int... a) { int sum = 0; for (int i=0; i<a.length; i++) sum += a[i]; return sum; } System.out.println(summe()); System.out.println(summe(1)); System.out.println(summe(1,2)); System.out.println(summe(1,2,3)); System.out.println(summe(1,2,3,4)); 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-63 Variable Parameterzahl Variable Parameterzahl und erweiterte For-Schleife (seit Java 5.0): static int summe(int... a) { int sum = 0; for (int v : a) sum += v; return sum; } System.out.println(summe()); System.out.println(summe(1)); System.out.println(summe(1,2)); System.out.println(summe(1,2,3)); System.out.println(summe(1,2,3,4)); 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-64 Variable Parameterzahl • Syntax: int summe(int... a) • Ein Parameter der Form Typ... kann immer nur der letzte Parameter einer Liste von formalen Parametern sein. Es ist daher auch nur ein einziger Vararg-Parameter möglich. • In einem Aufruf der Methode summe können beliebig viele (auch keine) Parameter für a eingesetzt werden. • Intern wird eine variable Parameterzahl durch ein Feld realisiert. Daher stehen zum Beispiel Ausdrücke der Form a.length und a[i] zur Verfügung. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-65 Die Klasse Object • Die Klasse Object definiert Methoden, die für viele Objekte nützlich sind: protected Object clone() boolean equals(Object obj) protected void finalize() Class<?> getClass() int hashCode() void notify() void notifyAll() String toString() void wait() void wait(long timeout) void wait(long timeout, int nanos) • Alle diese Methoden werden wir kennenlernen! Einige dieser Methoden sollten selbst geschrieben, d. h. überlagert, werden. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-66 Fallstudie: Polynomarithmetik import java.util.Arrays; /** * Definiert Polynome mit ganzzahligen Koeffizienten. * * @author Werner Struckmann, basierend auf Schiedermeier et al. * @version 18.12.2008 */ public class Polynomial { public static final Polynomial ZERO = new Polynomial(); public static final Polynomial ONE = new Polynomial(1); private final int[] a; 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-67 /** Konstruktor erzeugt das Polynom c0+c1*x+c2*x^2+c3*x^3+... * @param c Koeffizienten des Polynoms */ public Polynomial(final int... c) { a = Arrays.copyOf(c, length(c)); } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-68 /** * Bestimmt die reduzierte Länge eines Koeffizientenarrays a, * d.h. den um 1 erhöhten größten Index d mit a[d]!=0. * @param a Koeffizientenarray * @return max. Index d mit a[d]!=0 */ private static int length(final int[] a) { int d = a.length - 1; while(d >= 0 && a[d] == 0) d--; return d + 1; } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-69 /** * Bestimmt den Grad des Polynoms. * @return Grad des Polynoms */ public int degree() { return Math.max(0, a.length - 1); } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-70 public boolean equals(final Object x) { if(x == null) return false; if(getClass() != x.getClass()) return false; final Polynomial p = (Polynomial) x; return Arrays.equals(a, p.a); } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-71 public boolean isZero() { return equals(ZERO); } public boolean isOne() { return equals(ONE); } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-72 /** * Multipliziert dieses Polynom mit einer Zahl r. * @param r die Zahl * @return das Produkt */ public Polynomial mult(final int r) { if(isZero() || r == 0) return ZERO; final int[] b = new int[degree() + 1]; for(int i = 0; i <= degree(); i++) b[i] = a[i]*r; return new Polynomial(b); } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-73 /** @param p das Polynom * @return das Produkt */ public Polynomial mult(final Polynomial p) { if(isZero() || p.isZero()) return ZERO; if(isOne()) return p; if(p.isOne()) return this; final int[] c = new int[degree() + p.degree() + 1]; for(int i = 0; i <= degree(); i++) for(int j = 0; j <= p.degree(); j++) c[i + j] += a[i]*p.a[j]; return new Polynomial(c); } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-74 /** * Addiert dieses Polynom zu einem Polynom p. * @param p das Polynom * @return die Summe */ public Polynomial add(final Polynomial p) { if(isZero()) return p; if(p.isZero()) return this; final int[] c = new int[Math.max(degree(),p.degree())+1]; for(int i = 0; i < c.length; i++) c[i] = get(i) + p.get(i); return new Polynomial(c); } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-75 /** * Subtrahiert von diesem Polynom ein anderes Polynom p. * @param p das Polynom * @return die Differenz */ public Polynomial sub(final Polynomial p) { return add(p.mult(-1)); } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-76 /** * Selektiert den i-ten Koeffizienten. * @param i * @return den i-ten Koeffizienten */ public int get(final int i) { if(i < 0) throw new IndexOutOfBoundsException(); return isZero() || i > degree() ? 0 : a[i]; } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-77 public String toString() { if(isZero()) return "0"; String s = String.format("%+d", a[0]); for(int i = 1; i < a.length; i++) s = String.format("%+dx^%d", a[i], i) + s; return s; } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-78 /** * Bestimmt den Wert dieses Polynoms an der Stelle x * mithilfe des Horner-Schemas. * @param x * @return Wert dieses Polynoms an der Stelle x */ public int value(final int x) { int y = 0; for(int i = degree(); i >= 0; i--) y = a[i] + x*y; return y; } } 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-79 Fallstudie: Polynomarithmetik Polynomial p = new Polynomial(3, -1, 2); Polynomial q = new Polynomial(0, 3, 0, -2, 0); System.out.println("p = " + p); System.out.println("Grad von p: "+p.degree()); System.out.println("p+q = "+p.add(q)); System.out.println("p-q = "+p.sub(q)); System.out.println("3*p = "+p.mult(3)); System.out.println("p*q = "+p.mult(q)); System.out.println("Koeffizient von x^2 von p: "+p.get(2)); System.out.println("Ist p-p=0? " + p.sub(p).isZero()); System.out.println("p(2) = " + p.value(2)); 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-80 Utility Klassen • Falls alle Attribute und Methoden einer Klasse statisch sind, dann sollten von der Klasse keine Instanzen erzeugt werden. • Dies kann durch einen privaten Konstruktor erreicht werden. • Außerdem sollte die Klasse final sein. Eine solche Klasse bezeichnen manche Autoren als utility class. 4.1 Klassen, Objekte und Methoden 4-81 Objektorientierte Programmierung in Java: Vererbung 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 Klassen, Objekte und Methoden Vererbung Modifikatoren Klassenvariable und statische Methoden Abstrakte Klassen Schnittstellen Zusammenfassung 4.2 Vererbung 4-82 Einfache Vererbung • B erbt alle Attribute und Methoden von A und fügt in der Regel weitere hinzu. • A ist die Basisklasse (Oberklasse, Vaterklasse) und B die abgeleitete Klasse (Unterklasse, Sohnklasse). • B ist eine Spezialisierung von A und A eine Generalisierung von B. 4.2 Vererbung A O B 4-83 Einfache Vererbung • „Jede Instanz b ∈ B ist auch ein a ∈ A.“ A O • Einfache Vererbung: Jede abgeleitete Klasse besitzt genau eine Vaterklasse. • In Java: class B extends A { ... } 4.2 Vererbung B 4-84 Einfache Vererbung Gegeben sei wiederum unsere Klasse Adresse. class Adresse { String vorname; String nachname; String straße; int nr; int plz; String ort = "Braunschweig"; } 4.2 Vererbung 4-85 Einfache Vererbung Wir erweitern diese Klasse durch Hinzufügen neuer Attribute zur Klasse Person, die die Arbeitnehmer in einer Firma beschreibt. class Person extends Adresse { int persnr; int steuerklasse; double gehalt; String gebdatum; } Die Klasse Person erbt die Attribute und Methoden von Adresse. 4.2 Vererbung 4-86 Einfache Vererbung Die abgeleitete Klasse fügt auch neue Methoden hinzu, z. B. eine zur Gehaltserhöhung: void erhöhe(double p) { gehalt = gehalt * (1+p/100); // Gehaltserhöhung um p Prozent } Person pers = new Person(); ... pers.gehalt = 3456.78; ... pers.erhöhe(2.3); // Gehaltserhöhung um 2.3 Prozent ... 4.2 Vererbung 4-87 Zuweisungen • Zuweisungen bei abgeleiteten Klassen: Adresse adr = new Adresse(); ... // Initialisierung von adr Person pers = new Person(); ... // Initialisierung von pers • Jedes Objekt einer Unterklasse kann einer Variablen vom Typ seiner Oberklasse zugewiesen werden: adr = pers; 4.2 Vererbung 4-88 Zuweisungen • Ein Objekt einer Unterklasse, auf das eine Variable der Oberklasse verweist, kann nach einer geeigneten Typumwandlung einer Variablen vom Typ der Unterklasse zugewiesen werden. pers = (Person) adr; // Cast, Typfehler zur Laufzeit möglich Man sollte den instanceof-Operator verwenden: if (adr instanceof Person) pers = (Person) adr; • Eine Variable vom Typ Adresse kann also während ihrer Lebensdauer auf Objekte verschiedenen Typs (hier: Adresse und Person) verweisen. Dies wird als Polymorphismus bezeichnet. Durch die Zuweisungen ändert sich das Objekt nicht. 4.2 Vererbung 4-89 Verdecken von Variablen • Eine Unterklasse kann eine Variable deklarieren, die denselben Namen trägt wie eine der Oberklasse. • Hierdurch wird die weiter oben liegende Variable verdeckt. • Dies wird häufig dazu benutzt, um den Typ einer Variablen der Oberklasse zu überschreiben. • Durch Verwendung des Präfixes super kann auf die verdeckte Variable zugegriffen werden. 4.2 Vererbung 4-90 Verdecken von Variablen class Person extends Adresse { ... String nr; // überdeckt die int-Variable nr ... void nrsetzen(int nr) { super.nr = nr; } ... } 4.2 Vererbung 4-91 Überlagern von Methoden • Neben den Instanzvariablen erbt eine abgeleitete Klasse auch die Methoden der Basisklasse (wenn dies nicht durch Modifikatoren verhindert wird). • Methoden, die aus der Basisklasse geerbt werden, dürfen in der abgeleiteten Klasse neu definiert, d. h. überlagert, werden. • Da eine Variable einer Basisklasse Werte von verschiedenen Typen annehmen kann, entscheidet sich bei überlagerten Methoden i. Allg. erst zur Laufzeit, welche Methode zu verwenden ist: Dynamische Methodensuche. • Wird eine Methode x in einer abgeleiteten Klasse überlagert, wird die ursprüngliche Methode verdeckt. Aufrufe von x beziehen sich auf die überlagernde Variante. Durch super.x( ... ) kann die Methode der Basisklasse aufgerufen werden. 4.2 Vererbung 4-92 Überlagern von Methoden In der abgeleiteten Klasse Person wird die Methode drucken aus der Basisklasse überlagert: void drucken() { System.out.println("Personalnummer: " + " " + persnr); System.out.println("Steuerklasse: " +" " + steuerklasse); System.out.println(vorname + " " + nachname); System.out.println(straße + " " + nr); System.out.println(plz + " " + ort); System.out.println("geb. " + gebdatum); System.out.println("Gehalt: " + gehalt + " EUR"); } 4.2 Vererbung 4-93 Die Klasse Object • Enthält eine Klasse keine extends-Klausel, so besitzt sie die implizite Vaterklasse Object. Jede solche Klasse wird direkt aus Object abgeleitet. • Jede explizit abgeleitete Klasse stammt am Ende ihrer Vererbungslinie von einer Vaterklasse ohne extends-Klausel ab und ist damit aus Object abgeleitet. • Object ist also (direkt oder indirekt) Vaterklasse aller anderen Klassen. • Die Klasse Object definiert Methoden, die für viele Objekte nützlich sind: String toString() boolean equals(Object obj) protected Object clone() Class<?> getClass() ... 4.2 Vererbung 4-94 Die Methode toString • Die Methode String toString() wird von allen Klassen geerbt. • Häufig ist es zweckmäßig, diese Methode zu überlagern: public String toString() { return vorname+" "+nachname+" "+straße+" "+nr+" "+plz+" "+ort; } • Dadurch können Objekte z. B. mit System.out.println ausgegeben werden: Person pers = new Person(); ... System.out.println(pers); 4.2 Vererbung 4-95 Die Methode toString In der API steht: public String toString() Returns a string representation of the object. In general, the toString method returns a string that “textually represents“ this object. The result should be a concise but informative representation that is easy for a person to read. It is recommended that all subclasses override this method. 4.2 Vererbung 4-96 Die Methode equals • Die Methode boolean equals(Object obj) wird von allen Klassen geerbt. • Häufig ist es zweckmäßig, diese Methode zu überlagern, z. B. public boolean equals(Object x){ if (x == null) return false; if (x.getClass() != getClass()) return false; if (!super.equals(x)) return false; // nur ggf. sinnvoll Classname other = (Classname) x; // Typcast von x auf aktuelle Klasse ... // inhaltlicher Vergleich von other und this return true; } • Mit dieser Methode können Objekte auf inhaltliche Gleichheit getestet werden. Der Operator == vergleicht Referenzen und keine Inhalte. 4.2 Vererbung 4-97 Die Methode clone • Die Methode Object clone() wird von allen Klassen geerbt. • Aus der API: Creates and returns a copy of this object. The precise meaning of copy may depend on the class of the object. • Häufig ist es zweckmäßig, diese Methode zu überlagern. 4.2 Vererbung 4-98 Konstruktoren • Konstruktoren werden nicht vererbt. Alle Konstruktoren, die in einer abgeleiteten Klasse benötigt werden, müssen selbst definiert werden. • Das Anlegen von Konstruktoren in einer Klasse ist optional. Falls in einer Klasse kein Konstruktor definiert wurde, erzeugt der Compiler einen parameterlosen Default-Konstruktor. Dieser enthält nur einen Aufruf des parameterlosen Konstruktors der Vaterklasse, des sogenannten Superklassenkonstruktors. • Falls in einer abgeleiteten Klasse kein Konstruktor definiert wird und in der Basisklasse kein Default-Konstruktor vorhanden ist, meldet der Compiler einen Fehler. 4.2 Vererbung 4-99 Konstruktoren • Falls als erste Anweisung in einem Konstruktor super steht, wird dies als ein Aufruf des Superklassenkonstruktors interpretiert. • Falls als erste Anweisung in einem Konstruktor kein Aufruf von super steht, setzt der Compiler an dieser Stelle einen impliziten Aufruf super() ein. • Durch diese Regel wird bei der Neuanlage eines Objekts eine ganze Kette von Konstruktoren durchlaufen. Dabei wird zuerst der Konstruktor der Klasse Object ausgeführt. 4.2 Vererbung 4-100 Konstruktoren class Adresse { String vorname; ... String ort = "Braunschweig"; Adresse() { } Adresse(int plz, String ort) { this(plz); this.ort = ort; } ... } 4.2 Vererbung 4-101 Konstruktoren class Person extends Adresse { int persnr; ... Person() { } Person(double gehalt) { super(27344, "Brockel"); this.gehalt = gehalt; } ... ... new Person(2288.97); ... } 4.2 Vererbung 4-102 Einfache Vererbung • Vererbungen können mehrstufig sein. • Jede abgeleitete Klasse erbt die Attribute und Methoden der jeweiligen Vaterklasse. • Es entstehen Vererbungshierarchien. A O B O C 4.2 Vererbung 4-103 Einfache Vererbung • Vererbungshierarchien können sehr komplex sein. F A O Y • Sie lassen sich durch gerichtete Bäume darstellen. B C E 4.2 Vererbung E D O F Y G 4-104 Finale Klassen • Besitzt eine Klasse den Modifikator final, kann sie nicht abgeleitet werden. • Die Klasse String ist final. Daher ist class A extends String { ... } nicht zulässig. • Auf Modifikatoren kommen wir in Kürze zu sprechen. 4.2 Vererbung 4-105 Mehrfache Vererbung A X F C B • Man spricht von mehrfacher Vererbung, wenn eine abgeleitete Klasse mehr als eine Vaterklasse haben kann. • Mehrfache Vererbung ist in Java nicht erlaubt. 4.2 Vererbung 4-106 Beziehungen zwischen Klassen und Objekten Mithilfe des instanceof-Operators kann festgestellt werden, ob ein Objekt obj Instanz einer gegebenen Klasse cls ist. Der Aufruf obj instanceof cls liefert das Ergebnis true, falls obj eine Instanz der Klasse cls ist. Priorität: 5, Linksassoziativität. 4.2 Vererbung 4-107 Beziehungen zwischen Objekten Zwischen Objekten können verschiedene Beziehungen bestehen: • Assoziation, Kardinalität, Multiplizität • Komposition / Aggregation • ... Die Sprache UML stellt Diagrammtypen bereit, mit denen Klassen, Objekte sowie Beziehungen zwischen ihnen und viele weitere Dinge dargestellt werden können. Klassen- und Objektdiagramme haben wir bereits kennengelernt. 4.2 Vererbung 4-108 Objektorientierte Programmierung in Java: Modifikatoren 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 Klassen, Objekte und Methoden Vererbung Modifikatoren Klassenvariable und statische Methoden Abstrakte Klassen Schnittstellen Zusammenfassung 4.3 Modifikatoren 4-109 Modifikatoren Wir haben bereits – ohne jedoch alle Einzelheiten – einige Modifikatoren, z. B. public oder static, kennengelernt. Mithilfe der Modifikatoren können Sichtbarkeit und Eigenschaften von Klassen, Variablen und Methoden beeinflusst werden. • Die Sichtbarkeit bestimmt, ob eine Klasse, Variable oder Methode in anderen Klassen genutzt werden kann. • Eigenschaften, die über Modifikatoren gesteuert werden können, sind z. B. die Lebensdauer und die Veränderbarkeit. Wir werden jetzt die wichtigsten Modifikatoren vorstellen – einige Details werden wir erst später verstehen. 4.3 Modifikatoren 4-110 Modifikatoren für Klassen • kein Modifikator Jede Klasse gehört zu einem Paket. Wenn eine Klasse keinen Modifikator besitzt, ist sie in ihrem eigenen Paket sichtbar. Wird eine Klasse keinem Paket zugeordnet, ist sie im Default-Paket sichtbar. • public Die Klasse ist in allen Paketen sichtbar. In jeder Quelldatei darf höchstens eine Klasse den Modifikator public besitzen. 4.3 Modifikatoren 4-111 Modifikatoren für Klassen • final Die Klasse kann nicht abgeleitet werden. • abstract Die Klasse wird als abstrakte Klasse deklariert. Auf abstrakte Klassen und Methoden gehen wir noch ausführlich ein. 4.3 Modifikatoren 4-112 Modifikatoren für Variable und Methoden • kein Modifikator Variable und Methoden sind in der eigenen Klasse und in allen Klassen des eigenen Pakets sichtbar. • public Variable und Methoden sind in allen Klassen sichtbar. 4.3 Modifikatoren 4-113 Modifikatoren für Variable und Methoden • private Variable und Methoden sind nur in der eigenen Klasse sichtbar. • protected Variable und Methoden sind nur in der eigenen Klasse und allen daraus abgeleiteten Unterklassen sichtbar. Als protected deklarierte Variablen und Methoden sind außerdem in allen Methoden des eigenen Pakets sichtbar. 4.3 Modifikatoren 4-114 Modifikatoren für Variable und Methoden • static Durch static deklarierte Variable und Methoden sind Klassenvariable und -methoden. Sie existieren unabhängig von Instanzen genau einmal pro Klasse. • final Als final deklarierte Variable können nach der Initialisierung nicht mehr verändert werden. Dies gilt auch für Parameter von Methoden. Für Methoden verhindert final das Überlagern in abgeleiteten Klassen. • abstract Abstrakte Methoden werden durch den Modifikator abstract deklariert. 4.3 Modifikatoren 4-115 Modifikatoren • Eine als final deklarierte Objektvariable wird zwar insgesamt vor Zuweisungen geschützt, der Wert einzelner Instanzvariablen kann jedoch verändert werden. Dies gilt z. B. auch für Arrays, die ja Objekte sind. Entsprechendes gilt für final-Parameter von Methoden. • Wenn eine Klasse oder Methode durch final deklariert wurde, kann auf die dynamische Methodensuche verzichtet werden. Dies kann zu einer Effizienzsteigerung führen. • Die Zugriffsrechte von Klassen, Variablen und Methoden sollten nicht größer als erforderlich vergeben werden. Ebenso sollten Variable als Konstante deklariert werden, wenn dies möglich ist. Diese Maßnahmen erhöhen die Sicherheit. 4.3 Modifikatoren 4-116 Modifikatoren final int[] a = {1,2}; int[] b = {3,4}; // a = b; // verboten a[0] = b[0]; a[1] = b[1]; // erlaubt // erlaubt // Entsprechendes gilt für alle Referenztypen // und für final-Parameter von Methoden. 4.3 Modifikatoren 4-117 Modifikatoren Beispiel: final int[] a = {1,2,3,4}; for (int i : a) System.out.print(i+" "); // Ausgabe: 1 2 3 4 a[3] = 5; for (int i : a) System.out.print(i+" 4.3 Modifikatoren "); // Ausgabe: 1 2 3 5 4-118 Weitere Modifikatoren Es gibt außerdem die Modifikatoren • transient (keine Serialisierung), • native (Bezug zu anderen Sprachen: multilingual), • volatile (Parallelprogrammierung) und • synchronized (Parallelprogrammierung). Wir gehen hierauf an dieser Stelle noch nicht ein. 4.3 Modifikatoren 4-119 Objektorientierte Programmierung in Java: Klassenvariable und statische Methoden 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 Klassen, Objekte und Methoden Vererbung Modifikatoren Klassenvariable und statische Methoden Abstrakte Klassen Schnittstellen Zusammenfassung 4.4 Klassenvariable und statische Methoden 4-120 Klassenvariable • Es gibt Attribute von Klassen, die nicht an konkrete Instanzen gebunden sind. Diese heißen Klassenvariable oder auch statische Variable. • Klassenvariable existieren für die gesamte Lebensdauer einer Klasse genau einmal – unabhängig davon, wie viele Objekte erzeugt wurden. • Jede Klassenvariable kann von allen Methoden der Klasse benutzt werden. Daher sind Zuweisungen an eine Klassenvariable von allen Instanzen der Klasse beobachtbar. • In Java werden Klassenvariable durch den Modifikator static definiert. • Von außen erfolgt der Zugriff auf eine Klassenvariable durch Klassenname.Variablenname. 4.4 Klassenvariable und statische Methoden 4-121 Beispiel: Objektzähler class Objektzaehler { static int objcnt = 0; Objektzaehler() { ++objcnt; System.out.println(objcnt); } public static void main(String[] new Objektzaehler(); // gibt new Objektzaehler(); // gibt new Objektzaehler(); // gibt new Objektzaehler(); // gibt } } 4.4 Klassenvariable und statische Methoden args) { 1 aus 2 aus 3 aus 4 aus 4-122 Konstante • Durch Kombination des static- und des final-Modifikators entsteht eine Konstante mit der Lebensdauer der Klasse. Die Konstante ist somit von allen Instanzen der Klasse nutzbar. • Eine Konstante zur Umrechung zwischen DM- und Euro-Beträgen lässt sich z. B. durch static final double FACTOR = 1.95583; definieren. • Es hat sich die Konvention gebildet, Konstantennamen in Großbuchstaben zu schreiben. 4.4 Klassenvariable und statische Methoden 4-123 Klassenmethoden • Neben Klassenvariablen gibt es in Java auch Klassenmethoden, d. h. Methoden, deren Existenz nicht an konkrete Objekte gebunden ist. • Klassenmethoden werden ebenfalls durch den Modifikator static definiert. Der Aufruf erfolgt analog zur Benutzung der Klassenvariable durch Voranstellen des Klassennamens. • Klassenmethoden werden auch als statische Methoden bezeichnet. • Klassenmethoden können natürlich nicht auf Instanzvariable zugreifen. Demzufolge existiert auch der this-Zeiger nicht. • Beispiel: Die Methoden der Klasse Math sind statisch, z. B. die Methode sqrt. 4.4 Klassenvariable und statische Methoden 4-124 Beispiel: Währungsumrechnung public class Euro { static final double FACTOR = 1.95583; static double dm(double euro) { return euro * FACTOR; } public static void main(String[] args) { for (double i = 1.0; i <= 10.0; i++) { System.out.println("" + i + " EUR = " + dm(i) + " DM"); } } } 4.4 Klassenvariable und statische Methoden 4-125 Beispiel: Tabelle der Quadratwurzeln public class Quadratwurzel { public static void main(String[] args) { double x, y; for (x = 0.0; x <= 10.0; x = x + 1.0) { y = Math.sqrt(x); // Aufruf der statischen Methode sqrt der Klasse Math System.out.println("sqrt(" + x + ") = " + y); } } } 4.4 Klassenvariable und statische Methoden 4-126 Die Klassenmethode main • Ein weiteres Beispiel ist die bereits bekannte Klassenmethode main. public static void main(String[] args) • Beim Start einer Applikation wird die zugehörige Klasse geladen und dann nach der Klassenmethode main gesucht. Anschließend wird ein Array mit den Kommandozeilenparametern gebildet und an main übergeben. Dann wird main gestartet. • Da beim Start des Programms noch kein Objekt vorhanden ist, muss main eine Klassenmethode sein. • Da das Laufzeitsystem die Methode main aufruft, muss sie mit dem Modifikator public versehen sein. 4.4 Klassenvariable und statische Methoden 4-127 Die Klassenmethode main class MainTest { public static void main(String[] args) { System.out.println(args[0]+" + "+args[0]+" = "+args[1]); } } Der Aufruf java MainTest "Eins" "Zwei" liefert die Ausgabe Eins + Eins = Zwei. 4.4 Klassenvariable und statische Methoden 4-128 Statische Konstruktoren • Neben den bisher behandelten Konstruktoren gibt es noch statische Konstruktoren. Sie werden nicht jedes Mal aufgerufen, wenn ein neues Objekt angelegt wird, sondern nur einmal beim Laden der Klasse. • Ein statischer Konstruktor ist eine parameterlose Methode mit dem Namen static. • Wenn eine Klasse mehrere statische Konstruktoren enthält, werden diese in der textuellen Reihenfolge ausgeführt. • Mit statischen Konstruktoren können Initialisierungen vorgenommen werden. 4.4 Klassenvariable und statische Methoden 4-129 Statische Konstruktoren class Statisch { static int i; static int j; static { i = 5; j = 3 * i; } static { i = 6; } ... } Beim Laden der Klasse werden i auf 6 und j auf 15 gesetzt. 4.4 Klassenvariable und statische Methoden 4-130 Utility Klassen • Falls alle Attribute und Methoden einer Klasse statisch sind, dann sollten von der Klasse keine Instanzen erzeugt werden. • Dies kann durch einen privaten Konstruktor erreicht werden. • Außerdem sollte die Klasse final sein. Eine solche Klasse bezeichnen manche Autoren als utility class. 4.4 Klassenvariable und statische Methoden 4-131 Objektorientierte Programmierung in Java: Abstrakte Klassen 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 Klassen, Objekte und Methoden Vererbung Modifikatoren Klassenvariable und statische Methoden Abstrakte Klassen Schnittstellen Zusammenfassung 4.5 Abstrakte Klassen 4-132 Abstrakte Methoden • Eine Methode heißt abstrakt, wenn ihre Deklaration nur den Kopf, nicht aber die Implementierung, d. h. den Rumpf, enthält. Im Gegensatz dazu stehen konkrete Methoden, deren Deklaration vollständig ist. • Die Deklaration einer abstrakten Methode enthält den Modifikator abstract. Anstelle des Rumpfes steht lediglich ein Semikolon. • Abstrakte Methoden können nicht aufgerufen werden, sie definieren nur eine Schnittstelle. Erst durch Überlagerung in einer abgeleiteten Klasse und durch Implementierung des fehlenden Rumpfes wird eine abstrakte Methode konkret. 4.5 Abstrakte Klassen 4-133 Abstrakte Klassen • Eine Klasse, die mindestens eine abstrakte Methode besitzt, heißt abstrakte Klasse. Sie muss ebenfalls mithilfe des Modifikators abstract deklariert werden. • Abstrakte Klassen können nicht instanziiert werden. • Auch Klassen, die nur konkrete Methoden enthalten, dürfen den Modifikator abstract bekommen. • Es ist ggf. erforderlich, abstrakte Klassen abzuleiten und in der abgeleiteten Klasse eine oder mehrere abstrakte Methoden zu implementieren. • Eine abstrakte Klasse wird eine konkrete Klasse, wenn alle ihren Methoden konkret sind. Die Konkretisierung kann über mehrere Stufen erfolgen. 4.5 Abstrakte Klassen 4-134 Fallstudie: Abstrakte Klassen und Polymorphismus • Wir wollen an einem Beispiel den Gebrauch von abstrakten Klassen und polymorphen Variablen demonstrieren. Es soll die Gehaltsberechnung in einer Firma mit unterschiedlichen Typen von Mitarbeitern – Managern, Angestellten und Arbeitern – durchgeführt werden. • Abstrakte Klassen und Methoden: Es wird eine abstrakte Klasse Mitarbeiter definiert, die die abstrakte Methode monatsBrutto enthält. Für jeden Typ der Mitarbeiter wird diese Methode unterschiedlich konkretisiert. • Polymorphismus: Es wird ein Feld für Mitarbeiter angelegt. Als Feldelemente können Objekte der Klassen Manager, Angestellter oder Arbeiter gespeichert werden. 4.5 Abstrakte Klassen 4-135 Fallstudie: Abstrakte Klassen und Polymorphismus abstract class Mitarbeiter { int persnr; String name; static int anzahl = 0; public String toString() { return persnr + " " + name + " " + monatsBrutto(); } abstract double monatsBrutto(); } 4.5 Abstrakte Klassen 4-136 Fallstudie: Abstrakte Klassen und Polymorphismus class Manager extends Mitarbeiter { double fixgehalt; double provision; double umsatz; Manager(double fixgehalt, double provision, double umsatz) { this.fixgehalt = fixgehalt; this.provision = provision; this.umsatz = umsatz; Mitarbeiter.anzahl++; } 4.5 Abstrakte Klassen 4-137 Fallstudie: Abstrakte Klassen und Polymorphismus public double monatsBrutto() { return fixgehalt + umsatz * provision / 100; } } 4.5 Abstrakte Klassen 4-138 Fallstudie: Abstrakte Klassen und Polymorphismus class Angestellter extends Mitarbeiter { double grundgehalt; double ortszuschlag; double zulage; Angestellter(double grundgehalt, double ortszuschlag, double zulage) { this.grundgehalt = grundgehalt; this.ortszuschlag = ortszuschlag; this.zulage = zulage; Mitarbeiter.anzahl++; } 4.5 Abstrakte Klassen 4-139 Fallstudie: Abstrakte Klassen und Polymorphismus public double monatsBrutto() { return grundgehalt + ortszuschlag + zulage; } } 4.5 Abstrakte Klassen 4-140 Fallstudie: Abstrakte Klassen und Polymorphismus class Arbeiter extends Mitarbeiter { double double double double stundenlohn; anzahlstunden; überstundenzuschlag; anzahlüberstunden; Arbeiter(double double double double 4.5 Abstrakte Klassen stundenlohn, anzahlstunden, überstundenzuschlag, anzahlüberstunden) { 4-141 Fallstudie: Abstrakte Klassen und Polymorphismus this.stundenlohn = stundenlohn; this.anzahlstunden = anzahlstunden; this.überstundenzuschlag = überstundenzuschlag; this.anzahlüberstunden = anzahlüberstunden; Mitarbeiter.anzahl++; } public double monatsBrutto() { return stundenlohn * anzahlstunden + überstundenzuschlag * anzahlüberstunden; } } 4.5 Abstrakte Klassen 4-142 Fallstudie: Abstrakte Klassen und Polymorphismus public class Gehaltsberechnung { static final int MAX_MA = 100; static Mitarbeiter[] ma = new Mitarbeiter[MAX_MA]; static double bruttosumme = 0.0; public static void main(String[] args) { ma[0] = new Manager(4000.00, 5.00, 30000.00); ma[0].persnr = 15; ma[0].name = "Hans Müller"; 4.5 Abstrakte Klassen 4-143 Fallstudie: Abstrakte Klassen und Polymorphismus ma[1] = new Angestellter(2500.00, 1000.00, 500.00); ma[1].persnr = 20; ma[1].name = "Fritz Meier"; ma[2] = new Arbeiter(15.00, 200.0, 1.50, 40.00); ma[2].persnr = 77; ma[2].name = "Gerd Schulze"; ma[3] = new Arbeiter(15.00, 160.0, 1.50, 0.00); ma[3].persnr = 27; ma[3].name = "Hans Lange"; 4.5 Abstrakte Klassen 4-144 Fallstudie: Abstrakte Klassen und Polymorphismus for (int i = 0; i < Mitarbeiter.anzahl; ++i) { System.out.println(ma[i]); bruttosumme += ma[i].monatsBrutto(); } System.out.println(Mitarbeiter.anzahl + " Mitarbeiter "); System.out.println("Bruttolohnsumme: " + bruttosumme); System.out.println("Mittel: "+bruttosumme/Mitarbeiter.anzahl); } } 4.5 Abstrakte Klassen 4-145 Fallstudie: Abstrakte Klassen und Polymorphismus 15 Hans Müller 5500.0 20 Fritz Meier 4000.0 77 Gerd Schulze 3060.0 27 Hans Lange 2400.0 4 Mitarbeiter Bruttolohnsumme: 14960.0 Mittel: 3740.0 4.5 Abstrakte Klassen 4-146 Polymorphe Methoden in Konstruktoren • Im folgenden Beispiel wird zunächst der Konstruktor der Basisklasse SingleValue aufgerufen. Der erste Aufruf von print wird polymorph ausgeführt. Da ein Paar instanziiert werden soll, wird die Methode print der Klasse ValuePair verwendet und 1 0 ausgegeben. Dann wird value1 auf 3 gesetzt und anschließend 3 0 ausgedruckt. • value2 wird erst nach Ende des Aufrufs des Konstruktors der Basisklasse – und damit nach Ausführung der print-Anweisung – auf 2 initialisiert. Damit werden 3 2 und 3 4 ausgedruckt. • Polymorphe Methoden sollten in Konstruktoren vorsichtig angewendet werden. 4.5 Abstrakte Klassen 4-147 Polymorphe Methoden in Konstruktoren class SingleValue { int value1 = 1; SingleValue(int value1) { print(); this.value1 = value1; print(); } void print() { System.out.println(value1); } } 4.5 Abstrakte Klassen 4-148 Polymorphe Methoden in Konstruktoren class ValuePair extends SingleValue { int value2 = 2; ValuePair(int value1, int value2) { super(value1); print(); this.value2 = value2; print(); } void print() { System.out.println(value1 + " " + value2); } } 4.5 Abstrakte Klassen 4-149 Polymorphe Methoden in Konstruktoren public class Polymorph { public static void main(String[] args) { new ValuePair(3,4); } } 4.5 Abstrakte Klassen 4-150 Objektorientierte Programmierung in Java: Schnittstellen 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 Klassen, Objekte und Methoden Vererbung Modifikatoren Klassenvariable und statische Methoden Abstrakte Klassen Schnittstellen Zusammenfassung 4.6 Schnittstellen 4-151 Definition einer Schnittstelle • Ein Interface ist eine Klasse, die ausschließlich abstrakte Methoden und Konstanten enthält. • Zur Definition einer Schnittstelle wird das Schlüsselwort class durch das Schlüsselwort interface ersetzt. • Alle Methoden eines Interfaces sind implizit abstrakt und öffentlich, alle Konstanten final, statisch und öffentlich. Redundante Modifikatoren dürfen angegeben werden. • Ein Interface darf keine Konstruktoren enthalten. 4.6 Schnittstellen 4-152 Beispiel interface Groesse { int laenge(); int breite(); int hoehe(); int inhalt(); } interface Groesse { public int laenge(); public int breite(); public int hoehe(); public int inhalt(); } 4.6 Schnittstellen 4-153 Implementierung einer Schnittstelle • Um ein Interface zu implementieren, muss die class-Anweisung um eine implements-Anweisung erweitert werden. • Ein Interface kann von mehreren Klassen implementiert werden. • Eine Interface-Variable ist zu allen Objekten kompatibel, deren Klassen dieses Interface implementieren (Erinnerung: Polymorphismus). • Eine Klasse kann mehrere Interfaces implementieren. 4.6 Schnittstellen 4-154 Beispiel class Quader implements Groesse { public int laenge() { return 5; } public int breite() { return 6; } public int hoehe() { return 7; } 4.6 Schnittstellen 4-155 Beispiel public int inhalt() { return laenge() * breite() * hoehe(); } public static void main(String[] args) { Quader q = new Quader(); System.out.println(q.inhalt()); } } 4.6 Schnittstellen 4-156 Beispiel class Rechteck implements Groesse { public int laenge() { return 5; } public int breite() { return 6; } public int hoehe() { return 0; } 4.6 Schnittstellen 4-157 Beispiel public int inhalt() { return laenge() * breite(); } public static void main(String[] args) { Rechteck r = new Rechteck(); System.out.println(r.inhalt()); } } 4.6 Schnittstellen 4-158 Das Interface Comparable interface Comparable<T> { int compareTo(T o); } Die Methode compareTo liefert • einen negativen Wert, wenn das aktuelle Objekt „kleiner“ als o ist, • 0, wenn es „gleich“ o ist und • einen positiven Wert, wenn es „größer“ als o ist. Das Interface erzwingt eine totale Relation auf der sie implementierenden Klasse. 4.6 Schnittstellen 4-159 Das Interface Comparable In der Api steht über die Methode compareTo: The natural ordering for a class C is said to be consistent with equals if und only if e1.compareTo(e2) == 0 has the same boolean value as e1.equals(e2) for every e1 and e2 of class C. It is strongly recommended (though not required) that natural orderings be consistent with equals. Beispiel: Wie folgt könnte es sein, muss aber nicht. Zwei Dreiecke x und y sind gleich (d.h. x.equals(y) == true), falls sie aus den drei selben Punkten bestehen. x und y sind gleichgroß (d.h. x.compareTo(y) == 0), falls sie den gleichen Flächeninhalt besitzen. 4.6 Schnittstellen 4-160 Die Klasse String Beispielsweise implementiert String das Interface Comparable, die entstehende Relation ist die lexikografische Ordnung. class String implements Comparable<String>, ... { ... } String a = "abcdee"; String b = "abcdef"; System.out.println(a.compareTo(b)); // liefert einen negativen Wert System.out.println(a.compareTo(a)); // liefert 0 System.out.println(b.compareTo(a)); // liefert einen positiven Wert Die genauen Werte interessieren nicht, nur das Vorzeichen ist garantiert. 4.6 Schnittstellen 4-161 Beispiel: kleinstes Element public static Object getSmallest(Comparable[] objects) { Object smallest = objects[0]; for (int i = 1; i < objects.length; ++i) { if (objects[i].compareTo(smallest) < 0) { smallest = objects[i]; } } return smallest; } Note: xxxx.java uses unchecked or unsafe operations. Note: Recompile with -Xlint: unchecked for details. 4.6 Schnittstellen 4-162 Beispiel: Bubblesort public static void bubbleSort(Comparable[] objects) { boolean sorted; do { sorted = true; for (int i = 0; i < objects.length - 1; ++i) { if (objects[i].compareTo(objects[i + 1]) > 0) { Comparable tmp = objects[i]; objects[i] = objects[i + 1]; objects[i + 1] = tmp; sorted = false; } } } while (!sorted); } 4.6 Schnittstellen 4-163 Beispiel: Bubblesort // Erzeugen und Ausgeben eines String-Arrays Comparable[] objects = new Comparable[4]; objects[0] = "STRINGS"; objects[1] = "SIND"; objects[2] = "PAARWEISE"; objects[3] = "VERGLEICHBAR"; for (int i = 0; i < objects.length; i++) { System.out.println((String) objects[i]); } // Ausgeben des kleinsten Elements System.out.println((String) getSmallest(objects)); // Sortieren und Ausgeben bubbleSort(objects); for (int i = 0; i < objects.length; ++i) { System.out.println((String) objects[i]); } 4.6 Schnittstellen 4-164 Beispiel: Bubblesort STRINGS SIND PAARWEISE VERGLEICHBAR PAARWEISE PAARWEISE SIND STRINGS VERGLEICHBAR 4.6 Schnittstellen 4-165 Generizität • Die Implementierung von getSmallest und bubbleSort ist typunabhängig. • Es wird nur vorausgesetzt, dass die jeweilige Klasse das Interface Comparable implementiert. • Man spricht von Generizität. • Seit der Version 5.0 gibt es in Java so genannte Generics. Auf sie kommen wir in späteren Kapiteln ausführlich zu sprechen. 4.6 Schnittstellen 4-166 Implementierung einer Schnittstelle • Eine Klasse kann ein Interface auch dann implementieren, wenn sie nicht alle seine Methoden implementiert. • Die Klasse ist dann als abstrakte Klasse zu deklarieren. Objekte können in diesem Fall nicht erzeugt werden. 4.6 Schnittstellen 4-167 Mehrfache Implementierung I1 X F I2 K • Mehrfache Vererbung ist in Java nicht erlaubt. • Mehrfache Implementierung ist hingegen möglich. Beispiel: Die Klasse String implementiert außer Comparable<String> auch die Interfaces Serializable und CharSequence. 4.6 Schnittstellen 4-168 Beispiel interface Groesse { int laenge(); int breite(); int hoehe(); int inhalt(); } class Quader implements Groesse, Comparable { // Implementierung von Größe wie oben // Implementierung von Comparable, zum Beispiel durch Vergleich // der Länge oder der Grundfläche } 4.6 Schnittstellen 4-169 Schnittstellen und Vererbung • Eine Klasse erbt die Interfaces und Implementierungen ihrer Basisklasse. class A extends B implements C ... } { • Interfaces können abgeleitet und so „in verschiedenen Richtungen verfeinert“ werden. • Beispiele hierfür werden wir im Laufe der Vorlesung kennenlernen. 4.6 Schnittstellen 4-170 Schnittstellen und Vererbung: Beispiel für Fehler interface A { int X = 1; } class B implements A { final static int X = 2; public static void main(String[] args) { System.out.println(X); } } class C extends B implements A { public static void main(String[] args) { System.out.println(X); } } Dies führt zu einem Fehler. 4.6 Schnittstellen 4-171 Verwendung von Schnittstellen Interfaces werden benutzt, wenn Eigenschaften beschrieben werden sollen, die entweder • nicht in der normalen Vererbungshierachie der jeweiligen Klasse abgebildet werden können/sollen, oder • auch auf andere Klassen zutreffen. Wir werden im Folgenden viele Beispiele für Schnittstellen behandeln. 4.6 Schnittstellen 4-172 Konstanten Wie bereits erläutert wurde, dürfen Interfaces auch Konstanten enthalten: interface Constants { public static final public static final public static final public static final ... int CONST1 = ...; int CONST2 = ...; float CONST3 = ...; boolean CONST4 = ...; Die Konstanten stehen dann in jeder Klasse, die das Interface implementiert, zur Verfügung und können direkt, d. h. ohne Klassennamen, angesprochen werden. Auf diese Weise können alle Konstanten an einer gemeinsamen Stelle definiert werden. 4.6 Schnittstellen 4-173 Objektorientierte Programmierung in Java: Zusammenfassung 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 Klassen, Objekte und Methoden Vererbung Modifikatoren Klassenvariable und statische Methoden Abstrakte Klassen Schnittstellen Zusammenfassung 4.7 Zusammenfassung 4-174 Klassen und Objekte Unter einer Klasse versteht man die Beschreibung von Objekten gleicher Struktur und gleichen Verhaltens. Eine Klasse kann als Schablone gesehen werden, die beschreibt, • wie Objekte aufgebaut sind, • wie man Objekte erzeugt, initialisiert und zerstört, • mit welchen Methoden Objekte bearbeitet werden können und • welche Beziehungen zu anderen Klassen/Objekten existieren. Ein konkret existierendes Objekt heißt auch Instanz der Klasse. Erinnerung: Abstraktion und Modellierung. 4.7 Zusammenfassung 4-175 Attribute und Methoden • Die Werte der Attribute beschreiben den Zustand eines Objekts. • Objekte interagieren über Nachrichten. Innerhalb einer Programmiersprache wird dieser Vorgang meist durch einen Methodenaufruf implementiert • Methoden definieren das Verhalten der Objekte. Sie werden innerhalb einer Klassendefinition angelegt und haben auf alle Variablen des Objekts Zugriff. • Ein Konstruktor ist eine Methode zur Erzeugung von Objekten. • In Java ist ein Konstruktor eine Methode ohne Rückgabewert. Ein Konstruktor besitzt stets den Namen der Klasse. Konstruktoren können Parameter haben und überladen werden. 4.7 Zusammenfassung 4-176 Beziehungen • Beziehung zwischen Klassen und Objekten: instanceof-Operator • Beziehungen zwischen Klassen bzw. Objekten: Einfach-/Mehrfachvererbung Assoziation, Aggregation, Komposition Multiplizität, Kardinalität 4.7 Zusammenfassung 4-177 Vererbung A O B • B erbt alle Attribute und Methoden von A und fügt in der Regel weitere hinzu. • A ist die Basisklasse und B die abgeleitete Klasse. • Einfachvererbung: Jede abgeleitete Klasse besitzt genau eine Vaterklasse. • Java: Keine Mehrfachvererbung. 4.7 Zusammenfassung 4-178 Vorteile der Vererbung • Mehrfache Verwendung eines Quelltexts • Vermeidung von Code-Verdopplung, -Verdreifachung, .... • Leichtere Wartbarkeit • Leichtere Erweiterbarkeit 4.7 Zusammenfassung 4-179 Überlagerung und Polymorphismus • Variable können in abgeleiteten Klassen überdeckt werden. • Methoden können in abgeleiteten Klassen überlagert werden. Zur Identifizierung wird die Signatur einer Methode herangezogen. • Eine Variable vom Typ einer Basisklasse kann während ihrer Lebensdauer sowohl Objekte ihres eigenen Typs als auch solche von abgeleiteten Klassen aufnehmen. Dies wird als Polymorphismus bezeichnet. • In der Genetik wird das Auftreten mehrerer Genvarianten innerhalb einer Population als Polymorphismus bezeichnet. In diesem Sinne benutzen wir diesen Begriff nicht. 4.7 Zusammenfassung 4-180 Modifikatoren Mithilfe der Modifikatoren können Sichtbarkeit und Eigenschaften von Klassen, Variablen und Methoden beeinflusst werden. • Die Sichtbarkeit bestimmt, ob eine Klasse, Variable oder Methode in anderen Klassen genutzt werden kann. • Eigenschaften, die über Modifikatoren gesteuert werden können, sind z. B. die Lebensdauer und die Veränderbarkeit. • Modifikatoren sind z. B. public, static und final. 4.7 Zusammenfassung 4-181 Klassenvariable und -methoden • Es gibt Attribute von Klassen, die nicht an konkrete Instanzen gebunden sind. Diese heißen Klassenvariable. • Klassenvariable existieren für die gesamte Lebensdauer einer Klasse genau einmal – unabhängig davon, wie viele Objekte erzeugt wurden. • Neben Klassenvariablen gibt es in Java auch Klassenmethoden, d. h. Methoden, deren Existenz nicht an konkrete Objekte gebunden ist. • Sogenannte Utility Klassen lernten wir kennen. 4.7 Zusammenfassung 4-182 Abstrakte Methoden und Klassen • Eine Methode heißt abstrakt, wenn ihre Deklaration nur den Kopf, nicht aber die Implementierung, d. h. den Rumpf, enthält. • Abstrakte Methoden können nicht aufgerufen werden, sie definieren nur eine Schnittstelle. Erst durch Überlagerung in einer abgeleiteten Klasse und durch Implementierung des fehlenden Rumpfes wird eine abstrakte Methode konkret. • Eine Klasse, die mindestens eine abstrakte Methode besitzt, heißt abstrakte Klasse. • Abstrakte Klassen können nicht instanziiert werden. • Es ist erforderlich, abstrakte Klassen abzuleiten und in der abgeleiteten Klasse eine oder mehrere abstrakte Methoden zu implementieren. Die Konkretisierung kann über mehrere Stufen erfolgen. 4.7 Zusammenfassung 4-183 Schnittstellen • Ein Interface ist eine Klasse, die ausschließlich Konstante und abstrakte Methoden enthält. • Ein Interface kann von einer oder mehreren Klassen implementiert werden. • Eine Interface-Variable ist zu allen Objekten kompatibel, deren Klassen dieses Interface implementieren. • Eine Klasse kann mehrere Interfaces implementieren. 4.7 Zusammenfassung 4-184 Objektorientiertes Programmieren • Identifizieren Sie die Beziehungen zwischen Klassen, zwischen Objekten sowie zwischen Klassen und Objekten. Achten Sie auf Datenkapselung und Wiederverwendbarkeit. • Definieren Sie die Attribute und Methoden. Denken Sie an die Möglichkeit von abstrakten Methoden und Klassen. • Attribute und Methoden, die unabhängig von Instanzen existieren, sind als Klassenvariable bzw. -methoden zu vereinbaren. In der Regel sollten Sie sich auf wenige Klassenvariable und -methoden beschränken. 4.7 Zusammenfassung 4-185 Objektorientiertes Programmieren • Achten Sie auf Programmiersicherheit. Vergeben Sie nicht mehr Zugriffsrechte als erforderlich (Geheimnisprinzip). • Variable, die nicht verändert werden, sollten auch als Konstante im Programm deklariert werden. • Orientieren Sie sich am typischen Aufbau einer Klasse, s. nächste Folie (Wiederholung). 4.7 Zusammenfassung 4-186 Typischer Aufbau einer konkreten Klasse public class KlassenName attribut1; ... attributN; Konstruktor1; ... KonstruktorM; get- und set-Methoden; toString-Methode; equals-Methode; clone-Methode; ... ... ... main-Methode } 4.7 Zusammenfassung { // private // private // public // // // // // // // // // public public Methode der Klasse Object Methode der Klasse Object Methode der Klasse Object evtl. weitere Methoden der Klasse Object private, Hilfsmethoden public, Instanz-, Klassenmethoden optional 4-187 Anmerkungen 1 Das objektorientierte Paradigma kann anders (und/oder erweitert) als in Java angeboten werden: • keine primitiven Datentypen • keine statischen Attribute, keine statischen Methoden • singleton object, standalone object, case class • companion object, companion class • Mehrfachvererbung • mixin, trait • ... 4.7 Zusammenfassung 4-188 Anmerkungen 2 Die Mehrfachvererbung führt (wie schon beschrieben) zum sog. Diamond-Problem. Mixins und Traits ermöglichen eine wiederverwendbare Menge von Attributen und Methoden (ähnlich wie Klassen). Traits sind eine Variante der Mixins. Traits gibt es inzwischen in vielen Programmiersprachen, zum Beispiel Scala. Lothar Piepmeyer: Anders als in Java ist in Scala alles ein Objekt. Die Teilung in primitive Typen und den Rest der Welt kennt Scala nicht. Unter der Haube bildet der Compiler den Scala-Typen Int auf die Java-Typen int und Integer ab. 4.7 Zusammenfassung 4-189