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GUIDELINE
20
Hepatitis
Erstellt von: Uwe Beise / Markus Fliegner
am: 11/2012
Inhaltsverzeichnis
KURZVERSION............................................................................................................................................ 2
1. Hepatitis A ............................................................................................................................................ 4
2. Hepatitis B ............................................................................................................................................ 4
3. Hepatitis C ............................................................................................................................................ 6
4. Fettleberhepatitis ................................................................................................................................ 7
5. Medikamentöse Hepatitis .................................................................................................................. 7
6. Autoimmunhepatitis, Primär biliäre Zirrhose, Primär sklerosierende Cholangitis ................. 7
7. Literatur ................................................................................................................................................ 8
8. Anhang ................................................................................................................................................. 9
GUIDELINE – Hepatitis
Erstellt von: Uwe Beise / Markus Fliegner
Revidiert am: 11/2012
Seite 1 von 10
KURZVERSION
HINWEIS: Zum Abklärungsgang bei (unklarer) Leberenzymerhöhung siehe auch mediX GL Leberenzymerhöhung.
Akute Hepatitis
Symptome: Akute Oberbauchbeschwerden, Übelkeit, ev. Sklerenikterus
Labor:
•
Transaminasen ⇑⇑ mind 10x (GPT>GOT), Bilirubin ⇑
•
erste Runde: anti HAV-IgM, HBsAG, anti-HBc, anti-HCV
•
zweite Runde, falls so keine Diagnose: Ferritin, Coeruloplasmin, AMA, SMA, LKM
Chronische Hepatitis B + C
Symptome: meist asymptomatisch
Labor: Transaminasen 2-5x ⇑ (GPT>GOT)
Virus-Serologie bei Verdacht: anti-HAV, HBsAG, anti-HBc, anti-HCV
HEPATITIS B
Übertragung: hämatogen (Nadelstich, needle sharing, Transfusion), ungeschützter Geschlechtsverkehr (2/3 der
Infektionen), materno-fetal (bei infizierter Mutter)
Inkubationszeit: 1-6 Monate
Verlauf (bei gesunden Erwachsenen):
• 30% akute Hepatitis (99% Heilung)
• 65% asymptomatische Infektion (100% Heilung)
• 5% Viruspersistenz, davon 70% gesunde HBsAG-Träger, 30% chronisch aktive Hepatitis (nach 10 J. in 20%
Leberzirrhose, Leberzellkarzinom-Risiko korreliert mit Viruslast; falls HBV-DNA längerfristig <2000 IE/ml, ist das
Risiko gering)
Infektiosität: abhängig von Höhe der Viruslast; prinzipiell solange HBV-DNA, HbsAG und HBeAG positiv
Indikationen zur Diagnostik:
• Transaminasenerhöhung, klinische Zeichen einer Hepatitis
• Familien- oder Haushaltsangehörige bzw. Sexualpartner HBV-Infizierter (diskordante Partner impfen!)
• Promiskuität und MSM
• aktive und ehemalige i. v. Drogenkonsumenten
• Koinfektion (HIV, HAV, HCV)
• Schwangere auf HBsAG nach der 32. SSW
Labor/Virus-Serologie:
Merke: anti-HBc: hät’s Virus gseh - anti-HBs: Marker der Immunität - HBsAG: Marker der Infektiosität
•
•
•
HBsAG und anti-HBc positiv  HBeAG, anti-HBe und HBV-DNA (zur Bestimmung der Virusaktivität)
Falls nur HBsAG  Bestätigungstest (Ausschluss falsch positive Reaktion!)
HBsAg und HBeAg >6 Monate positiv: chronischer Verlauf
anti-HBc
antiHBs
HBsAG
anti-HBe
HBeAG
HBVDNA
Interpretation
neg.
pos.
-
-
-
-
Z.n. Impfung
anti-HBs >100 U/l: lebenslang immun
anti-HBs 10-100 U/l: relativer Schutz,
Auffrischung empfohlen
pos.
pos.
-
(neg./pos.)
-
-
Durchgemachte ausgeheilte Infektion
pos.
(neg.)
pos.
neg.
pos.
hochpos.
pos.
(neg.)
pos.
pos.
neg.
pos.
Infektion (akut oder chronisch)
Infektion (akut oder chronisch niedrigvirämisch)
Therapie (  b. Spezialisten):
•
Indiziert, wenn HBV-DNA >2000, entzündliche Aktivität (Transaminasenerhöhung), fortgeschrittene Fibrose,
erhöhtes Risiko für HCC-Entwicklung
GUIDELINE – Hepatitis
Erstellt von: Uwe Beise / Markus Fliegner
Revidiert am: 11/2012
Seite 2 von 10
HEPATITIS C
Inkubationszeit: 2 Wochen bis 6 Monate
Risikogruppen: iv-Drogenkonsum, unsterile Bedingungen bei Piercing/Tätowieren/Akupunktur; sexuelles
Infektionsrisiko ist gering
Symptome: akute HCV-Infektion verläuft bei 80% inapparent; ggf. Symptome begleitender
Autoimmunerkrankungen wie Vaskulitiden
Verlauf: bei akuter Symptomatik Viruselimination in 70%; bei inapparenter Infektion meist chronischer Verlauf, d.h.
länger als 6 Monate fortbestehende Infektion (HCV-RNA positiv)
Prognose: oft chronisch progredient, grosse Variabilität hinsichtlich Fibroseentwicklung. Bei 2-35% der Patienten
nach 20-25 Jahren Leberzirrhose. HCV-Genotyp und die Höhe der Virämie sind für den Verlauf nicht
ausschlaggebend. Merke: Transaminasen und Krankheitsprogression müssen nicht korrelieren (d.h.
Fibroseentwicklung trotz normaler Transaminasen) !
Diagnostik: Indikationen für Abklärung bei:
• Transaminasenerhöhung, klinische Zeichen einer Hepatitis
• aktiven und ehemaligen i. v. Drogenkonsumenten
• Koninfektion mit HIV und/oder HBV
• Familien- oder Haushaltsangehörigen bzw. Sexualpartnern HCV-Infizierter
• Kindern HCV-positiver Mütter
Labor/Virus-Serologie:
• anti-HCV, wenn positiv auch HCV-RNA
• Falls kürzliches Expositionsrisiko bestand, nach 3 Monaten nochmals wiederholen
Therapie (  b. Spezialisten):
• Grundsätzlich indiziert, wenn keine KI gegen INFa
Fettleberhepatitis
Anamnese:
• Medikamente: insb. Ausschluss einer behandelbaren Paracetamol-Intoxikation
• NAFLD/NASH: oft metabolisches Syndrom, Diabetes mellitus, Übergewicht
• ASH: tgl. Alkoholkonsum >20g (Frauen) bzw. 40g (Männer)
Symptome:
• Von asymptomatisch bis Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Übelkeit, abdominelle Schmerzen, Ikterus, Fieber,
Leukozytose, portale Hypertonie, hepatische Enzephalopathie
Labor:
• reine Fettleber oft γ-GT bis 3x ⇑
•
Fettleberhepatitis zusätzlich Transaminsasen ⇑
NAFLD (nicht alkohol. Fettlebererkrankung): GOT/GPT oft <1, HbA1c
ASH (alkoholische Steatohepatitis): MCV, MCH, Thrombopenie, GOT/GPT oft >1, CDT (hohe Spezifität nur bei
tgl Alkoholkonsum > 60g Alkohol)
Differentialdiagnose:
• an Hämochromatose, Zöliakie (s. mediX GL Nahrungsmittelunverträglichkeit), Autoimmunhepatitis, PSC und
PBC (s. Seite 8) denken und ggf. suchen
Therapie:
• NAFLD: aerobe Bewegung >3x/Woche und 60min/d, Diabetestherapie, sek. damit einhergehende
Gewichtsreduktion
• ASH: Alkoholabstinenz
•
•
GUIDELINE – Hepatitis
Erstellt von: Uwe Beise / Markus Fliegner
Revidiert am: 11/2012
Seite 3 von 10
1. Hepatitis A (1)
Erreger: Hepatitis-A-Virus (HAV)
Virusübertragung: fäkal-oral (Wasser, Lebensmittel, Muscheln, infizierte Personen)
Infektionsverlauf: bei Kleinkindern meist ohne Symptome (Leberschnupfen); mit zunehmendem
Lebensalter zum Zeitpunkt der Infektion schwerer Verlauf (im Einzelfall bis zum akuten
Leberversagen); bei Erwachsenen tritt eine akute Krankheit bei ca. 50–70% auf. Die Infektion ist
praktisch immer selbstlimitierend und führt zu einer lebenslangen Immunität
Diagnose: frische Infektion Anti-HAV IgM. Wichtig: IgM-Titer muss deutlich erhöht sein.
Persistierende niedrige IgM-Titer nach Impfung und durchgemachter Infektion möglich.
Immunität:  Anti-HAV IgG.
Therapie: Es gibt keine antivirale Therapie.
Impfung: hochwirksam und sicher; bei Kombi-Impfung (Twinrix) im Jugendalter 2 Dosen, im
Erwachsenenalter 3 Dosen nötig; bei Mono-Impfung (Havrix) nur zwei Dosen nötig;
Impfempfehlung insb. für Reisende, MSM, Drogenkonsumenten, beruflich Exponierte; Hepatitis
B- und C-Träger.
2. Hepatitis B (2,3)
Erreger: Hepatitis-B-Virus (HBV)
Übertragung:
• kontaminiertes Blut, Nadelstich, needle sharing, ungeschützter GV, materno-fetale Infektion.
Wie bei allen Virushepatitiden ist die Zahl der Neuinfektionen rückläufig.
Hepatitis B wird nicht übertragen:
• Auf fäkal-oralem Weg
• Über kontaminierte Nahrungsmittel
• Durch gemeinsames Benutzen von Bechern, Strohhalmen oder anderem Essgeschirr
• Durch Küssen
• Durch Kontakt von infiziertem Material mit unverletzter Haut
Inkubationszeit: 1-6 Monate
Infektionsverlauf: abhängig vom Lebensalter:
• Säuglinge und Kleinkinder: selten akute Erkrankung, aber in 70–90% chronisch
• Jugendliche und Erwachsene:
o 30% akute Hepatitis (99% Heilung)
o 65% asymptomatische Infektion (100% Heilung)
o 5% Viruspersistenz, davon 70% gesunde HBsAG-Carrier, 30% chronische Hepatitis
(Leberzirrhose 20%/10 Jahre, HCC-Risiko korreliert mit Viruslast: Risiko sehr gering falls
HBV-DNA <2000 IU/ml)
• Auch eine durchgemachte Hepatitis B kann reaktivieren!
Symptome:
• Prodromalstadium (1 Woche): grippale Symptome; Appetitlosigkeit, Übelkeit, Oberbauchschmerzen; Arthralgien und flüchtiges Exanthem.
• Lebermanifestation (4-8 Wochen): Ikterus (zuerst der Skleren), dunkler Urin, heller Stuhl,
dolente Hepatomegalie.
Indikationen zur Diagnostik:
• Transaminasenerhöhung, klinische Zeichen einer Hepatitis
• Familien- oder Haushaltsangehörigen bzw. Sexualpartnern HBV-Infizierter (diskordante Partner
impfen!)
• Promiskuität und MSM
• aktiven und ehemaligen i. v. Drogenkonsumenten
• Koninfektion (HIV, HAV, HCV)
• Schwangere
Virusserologie:
• V.a. Infektion:
o HBsAg, anti-HBc
o Wenn positiv:  HBeAG, anti-HBe, HBV-DNA
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Erstellt von: Uwe Beise / Markus Fliegner
Revidiert am: 11/2012
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antiHBc
antiHbs
HBsAG
anti-HBe
HBVDNA
HBeAG
Interpretation
neg.
pos.
-
-
-
-
Z.n. Impfung
anti-HBs >100: lebenslang immun
anti-HBs 10-100: relativer Schutz,
Auffrischung empfohlen
pos.
pos.
-
(neg./pos.)
-
-
Durchgemachte ausgeheilte Infektion
pos.
(neg.)
pos.
neg.
pos.
hochpos.
pos.
(neg.)
pos.
pos.
neg.
pos.
Infektion (akut oder chronisch)
Infektion (akut oder chronisch niedrigvirämisch)
Labor:
• akute Hepatitis: Transaminasen⇑ (>10x; GPT>GOT), Cholestaseparameter⇑ (Bilirubin gGT,
aP), HIV, HAV, HCV, Lues
• Chronische Hepatitis: Transaminasen⇑ (2-5x; GPT>GOT)
Diagnostische Kriterien einzelner Hepatitis B-Verlaufsformen:
Akute Hepatitis B
chronische Hepatitis B
HBsAg-Träger
ausgeheilte Hepatitis B
•
•
HBsAG (+)
Anti-HBc (+)
•
•
Bei fehlendem HBsAG: HBeAG, HBV-DNA
Verlauf <6 Monate
•
HBsAG (+) > 6 Monate
•
Transaminasenerhöhung
•
HBV-DNA initial > 2000 IU/ml
•
HBsAg (+) > 6 Monate
•
persistierend normale Transaminasen
•
hochvirämisch: HBeAG (+), HBV-DNA > 2000 IU/ml
•
inaktiv: HBeAG (-), HBV-DNA ≤ 2000 IU/ml
•
Serokonversion von HBsAG (+) zu (-)
•
Auftreten von anti-HBs ≥ 10 IU/l
•
•
Nachweis von anti-HBc
HBV-DNA (-)
•
normale Transaminasen
Verlaufskontrolle einer akuten HBV-Infektion
• klinischer Zustand, Syntheseparameter (Quick), Transaminasenverlauf
• die Konversion von HBsAG positiv zu negativ und das Auftreten von anti-HBs (>10IU/l) sind
Zeichen der Ausheilung (mit Immunschutz)
• bei HBsAg negativ/anti-HBs < 10 IU/l: HBV-DNA; Kontrolle nach 12 Monaten
Verlaufskontrolle einer chronischen HBV-Infektion (bei fehlender Therapieindikation):
• Sinn ist das frühzeitige Entdecken von Zirrhosezeichen und HCC
• Kontrolle je nach klinischer Aktivität initial alle 3, bei Vorliegen einer Leberzirrhose alle 6
Monate, sonst alle 12 Monate:
o Leberentzündungs- und Synthese-Parameter, Blutbild, Quick, aFP
o HBeAg (wenn initial positiv)
o HBsAg, wenn negativ: Anti-HBs
o HBV-DNA (quantitativ)
o Sonographie
Impfung
• Frühzeitig und für alle (siehe mediX GL Impfplan 2012)
• Postexpositionsprophylaxe innert 48h für Nicht-Immune nach Risikosituation (Nadelstich)
• Patienten mit HBV-Infektion sollten gegen Hepatitis A geimpft werden
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Erstellt von: Uwe Beise / Markus Fliegner
Revidiert am: 11/2012
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Überlegungen zur Therapieindikation bzw. –kontraindikation (s.a. Algorithmus 1 im Anhang)
Akute Hepatitis B
•
In der Regel keine Therapieindikation, da hohe Spontanheilungsrate
•
Ausnahme: fulminante Hepatitis mit drohendem Organversagen / Transplantationsnotwendigkeit
Chronische Hepatitis B ( Therapie beim Spezialisten):
•
Behandlungsindikation, wenn HBV-DNA>2000 IU/ml, erhöhte Transaminasen, Fibrose/Zirrhose,
Immunsuppression
•
In der Regel nicht behandlungsbedürftig, wenn HBsAG (+), aber HBV-DNA <2000 IU/ml, normale
Transaminasen, bioptisch geringe Aktivität
•
Drogen- und Alkoholkonsum müssen keine Kontraindikation für eine antivirale Therapie sein
3. Hepatitis C (4,5)
Erreger: Hepatitis C-Virus
Inkubationszeit: 2 Wochen bis 6 Monate
Risikogruppen: iv-Drogenkonsumenten; Piercing, Tätowieren, Akupunktur unter unsterilen
Bedingungen; sexuelles Infektionsrisiko in stabiler diskordanter Beziehung gering, wächst aber mit
Promiskuität.
Symptome: Die HCV-Infektion verläuft bei 80% inapparent, sonst Symptome wie bei Hep A/B .
Labor / Virus-Serologie (s.a. Algorithmus 2 im Anhang):
• anti-HCV  falls positiv immer durch HCV-RNA-Nachweis verifizieren. Falls kürzliches
Expositionsrisiko bestand, nach 3 Monaten nochmals wiederholen.
• Ausschluss Koinfektionen mit HBV, HIV.
• Transaminasen ⇑ (normale Transaminasen schliessen chronische Hep C nicht aus !)
Verlauf: bei akuter Symptomatik Viruselimination in 70%; bei inapparenter Infektion meist
chronischer Verlauf
Chronische Hepatitis C
Definition: >6 Mo. fortbestehende Infektion (HCV-RNA positiv)
Symptome: zunächst auch meist inapparent oder unspezifische Symptome
Verlauf: oft langsam chronisch progredient, grosse Variabilität hinsichtlich Fibroseentwicklung. Bei
2-35% der Patienten nach 20-25 Jahren Leberzirrhose. HCV-Genotyp und die Höhe der Hepatitis C
Virämie sind für den Verlauf nicht ausschlaggebend. Prognostisch ungünstige Parameter sind
männliches Geschlecht, Alkoholismus, Koinfektionen mit HBV/HIV, erhöhte Transaminasen,
Fettleber, Alter bei Infektion. Merke: Normale Transaminasen schliessen eine Fibroseprogression
oder das Vorliegen einer fortgeschrittenen Erkrankung nicht aus!
Diagnostik: Eine HCV Diagnostik sollte u.a. erfolgen bei:
• Personen mit erhöhten Transaminasen und/oder klinischen Zeichen einer Hepatitis
• aktiven und ehemaligen i. v. Drogenkonsumenten
• Infektionen mit HBV, HIV
• Haushaltsangehörigen bzw. Sexualpartnern HCV-Infizierter
•
Kindern HCV-positiver Mütter.
Impfung: gegen Hepatitis A und B (wenn kein Immunschutz/keine Koinfektion)
Überlegungen zur Therapieindikation bzw. –kontraindikation ( Therapie b. Spezialisten):
Akute Hepatitis C (<3 Mo.):
•
Keine Postexpositionsprophylaxe, aber ggf. frühe INFa-Monotherapie, falls fehlende Spontanelemination
Chronische Hepatitis C (>6 Mo.)
•
Therapie grundsätzlich indiziert. KI ergeben sich aus den UEW der Therapie (dekomp. Zirrhose,
Zytopenie, Malignom, schwere Herzinsuffizienz, schwere Autoimmunerkrankung, Alkoholismus,
Drogenabusus, Depression)
•
Prognostisch ungünstige Aspekte: Genotyp 1, Vortherapien (non-responder), langsames Ansprechen.
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Erstellt von: Uwe Beise / Markus Fliegner
Revidiert am: 11/2012
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4. Fettleberhepatitis
Man unterscheidet: alkoholische Steatohepatitis (ASH), die Nicht alkoholische Fettlebererkrankung
(NAFLD) und ihren Übergang in die Nicht alkoholische Steatohepatitis (NASH). Die ASH tritt bei
chronischem Alkoholkonsum auf, die NASH zumeist im Zusammenhang mit Diabetes mellitus Typ 2
bez. metabolischem Syndrom.
Symptome/Anamnese:
• bei alkoholischer Genese: In leichten Fällen asymptomatisch. In ausgeprägten Fällen
Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Übelkeit, Schmerzen im re. Oberbauch, Ikterus (50%), Fieber
(50%), Leukozytose (>50%), Zeichen portaler Hypertonie, hepatische Enzephalopathie.
• Bei nicht alkoholischer Genese: unspezifische Beschwerden bei 50%, bei reiner Fettleber
(Häufigkeit: 20% in Industrieländern!) keine Symptome.
• Alkoholische Fettleber (ohne Entzündung): Diskrepanz grosse Leber - keine Beschwerden.
Labor:
• bei reiner Fettleber oft gGT bis 3x⇑
•
•
Bei ASH und NASH: gGT und AP oft nur gering⇑. Chronische ASH: oft starke Erhöhung von
MCV und MCH, ev. Thrombozytopenie. Sonographische Zeichen einer Fettleber.
bei Fettleberhepatitis zusätzlich Transaminsasen⇑


bei NASH: GOT/GPT oft <1
bei ASH: GOT/GPT oft >1 (GOT: AlkOhol; ASAT: Suff)
Bei zweifelhafter Alkoholanamnese kann das CDT (carbohydrate deficient transferrin) bestimmt
werden  cave: hohe Spezifität nur > 60g Alkohol/Tag.
Prognose:
• hepatische Steatose ohne Entzündung benigne
• NASH kann inaktiv sein, aber bei wenigen Patienten auch bis zur Leberzirrhose fortschreiten
• ASH: chronisch Alkoholkranke entwickeln in 30% eine Fettleberhepatitis und in 20%
Progression bis zur Leberzirrhose. Alkohol-Schwellendosis: bei Frauen 20 g Alkohol/Tag (20g
= 0,2l Wein), bei Männern 40-60 g Alkohol/Tag.
Therapie:
bei NASH: Bewegung, Diabetestherapie, Gewichtsreduktion (Gewichtsverlust hat nur mässige
Auswirkung auf die NASH-Histologie)
Bei ASH: Alkoholabstinenz (Entzug).
•
5. medikamentöse Hepatitis (6,7)
Fast alle Medikamente können eine Transaminasenerhöhung hervorrufen. Relativ häufig ist dies
u.a. bei: Amiodaron, Paracetamol (speziell in Kombination mit übermässigem Alkohokonsum),
NSAR, Antibiotika, Antiepileptika, Statine, Sulfonylharnstoffe, Tuberkulostatika, Kava Kava,
Losartan, Isotretinoin, Anabolika, Glukokortikoide, Methyldopa, Cocain, Ecstasy, Klebstoffen und
Lösungsmittel (Schnüffler), Cave: auch pflanzliche Produkte sind betroffen!
Symptome: Das gesamte Spektrum ist möglich: Fettleber, akute / chronische Hepatitis,
Cholestase, Induktion einer Autoimmunhepatitis
Therapie: Auslassversuch verdächtiger Substanzen.
6. Autoimmunhepatitis, primär biliäre Zirrhose, sklerosierende Cholangitis
Autoimmunhepatitis
Vorkommen: Inzidenz: ca. 0,2-0.8/100.000; Frauen:Männer=4:1; 50% der Frauen bei
Erkrankungsbeginn unter 30 Jahre; oft assoziiert mit anderen Autoimmunkrankheiten
Symptome: unspezifisch: Müdigkeit, Abgeschlagenheit, oft auch lange asymptomatisch
Labor: Ständig errhöhte Transaminasen, mit Spitzen im entzündlichen Schub. Typischerweise sind
Transaminasen 3-10fach über dem oberen Normwert. Bei fortgeschrittener Erkrankung auch
erhöhte Cholestaseparameter.
• Typ 1: in 95% antinukleäre Antikörper (ANA) und anti- SMA (AK gegen glatte Muskelzellen)
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Revidiert am: 11/2012
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• Typ 2 (selten): Antikörper gegen Leber-, Nieren-, und mikrosomale Antikörper (anti-LKM). Cave:
auch bei Hepatitis C können sich diese Auto-AK finden!
• ausserdem: frühzeitig Quick und Albumin runter. IgG und Gesamt-Eiweiss hoch
Therapie (beim Spezialisten): Immunsuppressive Therapie mit Kortikosteroiden und Azathioprin
Primär biliäre Zirrhose (primär biliäre Cholangitis, PBC)
Vorkommen: Inzidenz 5/100'000/ Jahr; Frauen:Männer = 9:1; oft assoziiert mit anderen
Autoimmunkrankheiten
Symptome: zunächst asymptomatisch, später Müdigkeit und Erschöpfung, quälender Juckreiz (2070%), Ikterus, ev. Rheuma-ähnliche Symptome, Hepatomegalie
Labor: unspezifisch erhöhte AP und gGT (Cholestase), anti-mitochondriale AK (AMA) meist erhöht.
Prognostisch bedeutsam: Bilirubin > 6mg/dl bedeutet Lebenserwartung < 2 Jahre
Therapie: Ursodeoxycholsäure (UDCA) lebenslang. Falls trotzdem Fortschreiten bis zur
dekompensierten Zirrhose  Lebertransplantation.
Primär sklerosierende Cholangitis (PSC)
Vorkommen: Inzidenz 1/100ʼ000/Jahr; Männer:Frauen = 2:1; oft im Zusammenhang mit Colitis
ulcerosa (d.h. bei Colitis und Leberenzymen an PSC denken!)
Symptome: unklare Oberbauchbeschwerden
Labor: erhöhte Cholestaseparameter (gGT, AP), pANCA (perinukleäre antineutrophile zytoplasmatische Antikörper) bei ca. 70 %
Therapie: Ursodeoxycholsäure (UDCA). Colestyramin und Colestipol schwächer wirksam;
interventionelle Dilatation dominanter Gallenwegsstenosen.
7. Literatur
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
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Peter J. Grob Virale Hepatitis in der Schweiz (Teil 1+2). Eine Chronik und positive Zwischenbilanz der
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Cornberg M, et al: ,Aktualisierung der S3-Leitlinie zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der HepatitisB-Virusinfektion AWMF-Register-Nr.: 021/011 Prophylaxis, Diagnosis and Therapy of Hepatitis B Virus
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GUIDELINE – Hepatitis
Erstellt von: Uwe Beise / Markus Fliegner
Revidiert am: 11/2012
Seite 8 von 10
8. Anhang
Algorithmus 1: Therapieindikation Hepatitis B (aus [3])
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Revidiert am: 11/2012
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Algorithmus 2: Abklärung bei Verdacht auf Hepatitis C (aus [5])
IMPRESSUM
Diese Guideline wurde im
November 2012 erstellt.
© mediX schweiz
Herausgeber:
Dr. med. Felix Huber
Redaktion (verantw.):
Dr. med. Uwe Beise
Autoren:
Dr. med. Uwe Beise
Dr. med. Markus Fliegner
Diese Guideline wurde ohne externe Einflussnahme erstellt. Es bestehen keine finanziellen oder
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mediX Guidelines enthalten therapeutische Handlungsempfehlungen für bestimmte
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