Institut für Allgemeine Wirtschaftsforschung Abteilung Sozialpolitik: Prof. Dr. G. Schulze Jahreskurs Mikroökonomie Teil 2 – Sommersemester 2004 Kapitel 17 Vorlesungsfolien 27.05.2004 Nicholson, W., Microeconomic Theory, Kapitel 17 Varian, H., Intermediate Microeconomics, Kapitel 30 und 31 XVII/1 Pareto Effizienz Eine Allokation ist Pareto effizient, wenn es keine andere Allokation gibt, die einzelne besser stellt, ohne mindestens einen anderen schlechter zu stellen. Wenn also durch eine Ressourcenumverteilung einzelne besser gestellt werden können, ohne jemanden zu benachteiligen, so pareto-dominiert die neue Allokation die vorherige. Per definitionem gibt kein Individuum Nutzen auf. Es findet also kein gerechtigkeitsbasierter Vergleich zwischen Nutzenaufgabe des einen und Nutzengewinn des anderen statt. Daher bedarf Pareto Effizienz keiner kardinalen Nutzentheorie. Es muss lediglich feststehen, welche Allokation für die einzelnen Individuen besser oder schlechter ist. à Ordinale Nutzentheorie XVII/2 Produktionseffizienz Analog zur Pareto Effizienz können wir Produktionseffizienz definieren: Eine Allokation der Produktionsfaktoren ist dann effizient, wenn durch ihre Reallokation nicht mehr von einem Gut produziert werden kann, ohne dass von mindestens einem anderen Gut weniger produziert werden muss. Eine Wirtschaft produziert dann effizient, wenn sie sich auf ihrer Transformationskurve befindet. XVII/3 Technische Effizienz impliziert nicht Pareto-Effizienz. Technische Effizienz ist eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für Pareto-Effizienz: Technische Effizienz verhindert Verschwendung, d.h. die Volkswirtschaft produziert auf der Transformationskurve. Es bedeutet aber noch nicht, dass das optimale Güterbündel produziert wird. Dieses ist gegeben durch den Tangentialpunkt aus sozialer Indifferenzkurve und Transformationskurve. XVII/4 Effiziente Wahl der Einsatzfaktoren einer Firma Wie in Kapitel 16 gesehen, werden die Produktionsfaktoren effizient eingesetzt, wenn die GRTS für alle Produktionsprozesse gleich sind. Eine Firma produziere beide Güter X und Y mit der Hilfe von Kapital und Arbeit, wobei die gesamte Faktorausstattung fix ist und auf beide Produktionsprozesse aufgeteilt werden muss. X = f ( K X , LX ) Y = g ( KY , LY ) = g ( K − K X , L − LX ) Die indizierten K und L geben jeweils Kapital bzw. Arbeit an, welche zur Produktion der entsprechenden Güter verwendet werden. Pareto Effizienz wird erreicht, wenn bei Konstanz eines Outputs, hier Y, XVII/5 der andere Output, hier X, maximiert wird. Lagrangeansatz: l = f ( K X , LX ) + λ (Y − g ( K − K X , L − LX )) Unsere Bedingungen erster Ordnung ergeben sich dann zu: ! ∂l = f K + λg K = 0 ∂K X ! ∂l = f L + λg L = 0 ∂LX ! ∂l = Y − g ( K − K X , L − LX ) = 0 ∂λ Daraus ergibt sich: fK gK = fL gL XVII/6 Wie in Kapitel 11 gezeigt, entspricht die Grenzrate der technischen Substitution dem Verhältnis der Grenzproduktivitäten der Einsatzfaktoren und wir erhalten: GRTS X ( K durch L ) = GRTS Y ( K durch L) Effiziente Produktion ist in den Punkten möglich, in denen sich die Grenzraten der technischen Produktion entsprechen (siehe Grafik 16.2). XVII/7 Grafik 16.2: Edgeworth Box und Kontraktkurve OX OY : " Kontraktkurve", Kurve effizienter Faktorallokationen XVII/8 Quelle: Nicholson (2002), Microeconomic Theory: Basic Principles And Extensions, S.425 Effiziente Allokation der Produktionsfaktoren auf die Firmen Wie findet nun die Allokation der Einsatzfaktoren zwischen den Firmen, die dasselbe Gut produzieren statt? Bei effizienter Produktion muss das Grenzprodukt der Einsatzfaktoren in allen Firmen gleich sein. Wir erweitern unser Beispiel auf zwei Firmen (1,2). Die Produktion von X ist ist also die Summe der Produktion beider Firmen: X = f1 ( K1 , L1 ) + f 2 ( K 2 , L2 ) XVII/9 Verfügbares Kapital und Arbeitskraft sind begrenzt, so dass gilt: K1 + K 2 = K L1 + L2 = L Durch Auflösen und Einsetzen erhalten wir dann: X = f1 ( K1 , L1 ) + f 2 ( K − K1 , L − L1 ) Bedingungen erster Ordnung sind: ∂X ∂f1 ∂f 2 ∂f1 ∂f 2 = + = − =0 ∂K1 ∂K1 ∂K1 ∂K1 ∂K 2 und ∂X ∂f1 ∂f 2 ∂f1 ∂f 2 = + = − =0 ∂L1 ∂L1 ∂L1 ∂L1 ∂L2 XVII/10 ∂f1 ∂f 2 = ∂K1 ∂K 2 ∂f1 ∂f 2 = ∂L1 ∂L2 Die Grenzprodukte der Einsatzfaktoren sind in allen Firmen gleich. XVII/11 Durch effiziente Allokation der Einsatzfaktoren, z.B. Arbeit (L) lassen sich also Vorteile ziehen. Bsp 17.1 veranschaulicht dies: Hier handelt es sich um zwei Reisbauern, die mit der selben Produktionsfunktion Reis anbauen: q=K 0 , 25 ⋅L 0 , 75 Die beiden Reisbauern verfügen über unterschiedliche Faktorausstattungen und erhalten dementsprechend andere Erträge: K1 = 16 ⇒ q1 = 2 L 0 , 75 1 K 2 = 625 ⇒ q2 = 5L 0 , 75 2 Wir gehen weiterhin von einem fixen Arbeitsangebot von 100 aus, welches wir gleichmäßig (50:50) an die beiden Bauern verteilen. Der gesamte Reisertrag Q beläuft sich dann auf: Q = q1 + q2 = 2(50) 0,75 + 5(50) 0, 75 = 131,6 XVII/12 Wie gezeigt, findet effiziente Produktion statt, wenn sich die Grenzproduktivitäten der Einsatzfaktoren entsprechen. ∂q1 3 − 0,25 ∂q2 15 −0, 25 = L1 = = L2 ∂L1 2 ∂L2 4 −4 5 L1 = L2 = 0,0256L2 2 Die gegebene höhere Kapitalausstattung des zweiten Reisbauern sorgt dafür, dass nahezu alle Arbeitskraft bei ihm eingesetzt wird. Der Gesamtertrag hat sich erhöht auf: Q = q1 + q2 = 2( 2,6) 0, 75 + 5(97,4) 0,75 = 159,1 XVII/13 Effiziente Produktionsentscheidung Obwohl innerhalb und zwischen Firmen effizient alloziiert wird, bleibt die Frage, welche Kombination der Outputs die Firmen produzieren sollten. Im Zwei-Güter-Fall hätten wir die Transformationskurve beschrieben durch Yi = f i ( X i ) ∀i ∈ {1,2} d.h. am Ort effizienter Produktion ist die technisch effiziente Produktion des einen Gutes (Y) abhängig von der technisch effizient produzierten Menge des anderen Gutes (X). Das entsprechende Optimierungsproblem lautet dann: Maximiere die Produktion von X für eine gegebene Menge von Y, also Y*. [ l = X 1 + X 2 + λ Y ∗ − f1 ( X 1 ) − f 2 ( X 2 ) ] XVII/14 dessen B.E.O. dann ergeben: ∂f1 ∂f 2 = ∂X 1 ∂X 2 Die Rate der Produktionstransformation sollte also für alle Firmen gleich sein. Grafik 17.1 stellt den erläuterten Sachverhalt dar. Firma A ist in der A B dargestellten Situation (P1 , P1 ) effizienter in der PKW Produktion als Firma B (ihre GRT im Punkt (50,100) ist 2). Firma B stellt LKWs effizienter her, ihre GRT in der Ausgangssituation ist nur 1. Produziert also Firma B einen Lastwagen mehr, so muss sie ihre PKW Produktion um einen Wagen zurückfahren. Firma A kann ihre Lastwagenproduktion um 1 Auto verringern, ohne den Gesamtoutput an Lastwagen zu verringern und dafür zwei PKWs mehr produzieren. XVII/15 Durch diese Umstrukturierung hat also die Gesamtproduktion um einen PKW zugenommen. Diese Möglichkeit der Produktionssteigerung durch Reallokation der Produktionsaktivitäten zwischen den beiden Firmen besteht so lange wie die Raten der Produkttransformation nicht ausgeglichen sind zwischen den beiden Firmen. XVII/16 Grafik 17.1: Effiziente Produktion/Spezialisierung XVII/17 Quelle: Nicholson (2002), Microeconomic Theory: Basic Principles And Extensions, S.461 Ricardos Theorie des komparativen Vorteils David Ricardo gab Anlass diese Betrachtung von Firmen innerhalb einer Gesellschaft auf den Handel zwischen den Ländern auszudehnen. Durch die Spezialisierung einzelner Länder ließe sich der aggregierte weltweite Output steigern. Beispiel 17.2 wird Ricardos Ansatz aufgreifen. XVII/18 Bsp 17.2: Ricardos Welt Zur Vereinfachung der Analyse gehen wir von linearen Transformationskurven aus. Die Grenzkosten in eine Währung umgerechnet seien: Grenzkosten in für Wein Kleidung England Portugal 8 4 2 2 Linearer Verlauf heißt konstante Grenzkosten=Durchschnittkosten. Statten wir nur beide Länder mit den gleichen Ressourcen aus (100 Einh.), dann gelten für England und Portugal folgende Transformationskurven: England : 8W + 4C = 100 XVII/19 Portugal : 2W + 2C = 100 Wir erhalten dann offensichtlich unterschiedliche GRTs: dC GRT (England) = − =2 dW dC GRT (Portugal) = − =1 dW Obwohl Portugal einen absoluten Kostenvorteil bei beiden Gütern hat, können beide Länder vom Handel profitieren. Wein ist in Portugal relativ günstiger, während England einen komparativen Vorteil bei der Produktion von Kleidung hat. XVII/20 Um die Gewinne der Ausnutzung dieser relativen Vorteile im Weinanbau und in der Kleidungsproduktion zu veranschaulichen, beginnen wir damit, dass jedes Land die Hälfte seiner Ressourcen zur Produktion der beiden Güter aufwendet. England: 50 W= = 6,25 8 50 C= = 12,5 4 Portugal: 50 W= = 25 2 50 C= = 25 2 XVII/21 Der gemeinsame Output der beiden Länder ließe sich erhöhen, wenn England mehr Ressourcen für die Produktion von Kleidung, für die es einen komparativen Vorteil hat, und weniger für den Weinanbau aufwendet. Im Extremfall produziere England C(100)=25. Um die Nachfrage zu befriedigen müsste Portugal dann verstärkt Wein anbauen. Für die Resourcenaufteilung 70:30 würden 35 Einheiten Wein und 15 Einheiten Kleidung produziert. Der weltweite Output an Wein hätte sich von 31,25 auf 35 und an Kleidung von 37,5 auf 40 erhöht. Durch die Ausnutzung des relativen Produktionsvorteils verbunden mit internationalem Handel lässt sich also eine Steigerung der Wohlfahrt erreichen. XVII/22 Technische Effizienz vs. Pareto Effizienz Um Pareto-Effizienz des Produktionsplanes abzuleiten, muss auch die Nachfrageseite berücksichtigt werden. Ob die Spezialisierung eines Landes auf ein bestimmtes Gut für dieses Land von Vorteil ist, hängt für eine geschlossene Volkswirtschaft von den Präferenzen der Konsumenten über die einzelnen Güter ab. Es muss gelten GRS=GRT. Effizient in diesem Sinne ist eine Produktion also dann, wenn der psychologische trade-off zwischen den Gütern ausgedrückt durch die GRS gleich dem technischen trade-off der Produktion der beiden Güter ist (GRT). XVII/23 Dies wird in Grafik 17.2 dargestellt. Die Kurve PP stellt die Transformationskurve dar. Es sind mehrere Indifferenzkurven dargestellt. Effizient ist nur der Punkt E, in dem die Tangentialbedingung erfüllt ist. Alle Punkte unterhalb der Tauschkurve sind technisch ineffizient, alle Punkte oberhalb sind technisch nicht möglich. (Punkt G ist technisch ineffizient, wird aber Punkt F, der technisch effizient ist, vorgezogen. Punkt E dominiert alle anderen technisch möglichen Punkte.) XVII/24 Grafik 17.2: Technische Effizienz vs. Pareto Effizienz XVII/25 Quelle: Nicholson (2002), Microeconomic Theory: Basic Principles And Extensions, S.464 Die Grafik wird oft Robinson Crusoe Wirtschaft genannt. Robinson ist das einzige Individuum auf seiner Insel, daher gleichzeitig Produzent und Konsument. Er maximiert seinen Nutzen U(X,Y) für eine gegebene Transformationskurve T(X,Y)=0, welche seine Fertigkeiten in der Produktion repräsentiert. l = U ( X , Y ) + λ [T ( X , Y )] B.E.O.: ∂l ∂U ∂T = +λ =0 ∂X ∂X ∂X ∂l ∂U ∂T = +λ =0 ∂Y ∂Y ∂Y ∂l = T ( X ,Y ) = 0 ∂λ XVII/26 In bekannter Art kombinieren wir die ersten beiden Gleichungen zu: ∂U / ∂X ∂T / ∂X = ∂U / ∂Y ∂T / ∂Y GRS = GRT q.e.d. XVII/27 Bsp 17.3: Nutzen maximierende Produktion Wir greifen unser Brot-Bier Beispiel aus Kapitel 16 wieder auf. Unsere Transformationskurve ist: X 2 + 4Y 2 = 100 Die Nutzenfunktion lautet: U ( X ,Y ) = X ⋅Y Das allgemeine Gleichgewicht lässt sich durch Lösung des folgenden Lagrangeansatzes ermitteln: l= [ X ⋅ Y + λ 100 − X 2 − 4Y 2 ] XVII/28 l= B.E.O. X ⋅ Y + λ [100 − X 2 − 4Y 2 ∂l 1 Y = − 2λX = 0 ∂X 2 X 0 ,5 ∂l 1 X = − 8λY = 0 ∂Y 2 Y ∂l = 100 − X 2 − 4Y 2 = 0 ∂λ ] 0, 5 (1) (2) (3) Teilen wir (1) durch (2) erhalten wir: Y 1 X = X 4Y also: X 2 = 4Y 2 XVII/29 Eingesetzt in die Nebenbedingung ergeben sich die Optimalwerte für X und Y zu: X ∗ = 50 = 7,07 Y ∗ = 12,5 = 3,54 Der Nutzen beträgt dann: U ( X ∗,Y ∗ ) = X ∗ ⋅Y ∗ = 5 Vergleichen wir unser Ergebnis unter Einbeziehung der Transformationskurve, mit demjenigen aus Kapitel 16 (allgemeines Gleichgewicht), so sehen wir, dass sich beide gleichen. Die unsichtbare Hand des Preismechanismus hat also zu einem effizienten Gleichgewicht geführt. XVII/30 Wettbewerbspreise und Effizienz Pareto-Effizienz bedingt unter anderem, dass die Grenzrate der Transformation für X und Y für alle Firmen gleich ist (s.o.). Dieser trade-off wird bei vollkommener Konkurrenz durch das Preisverhältnis PX PY wiedergegeben. Dieses Preisverhältnis ist bei vollkommener Konkurrenz für alle gleich und für jedes Wirtschaftssubjekt ein Datum. Die Konsumenten orientieren ihr Konsumverhalten (als Ergebnis der Nutzenmaximierung unter Nebenbedingungen), die Produzenten ihre Produktionsentscheidung (als Ergebnis der Gewinnmaximierung unter Nebenbedingung) daran. Ähnliche Beziehungen gelten nicht nur auf dem Gütermarkt, sondern auch auf allen anderen Märkten àIm Gleichgewicht bei vollkommenem Wettbewerb wird ein Pareto-Optimum erreicht. XVII/31 Effizienz in der Produktion Optimalitätsbedingung: X Y GRTS KL = GRTS KL d.h. die Grenzrate der technischen Substitution (zwischen zwei Faktoren) muss in jedem Produktionsprozess gleich sein. Dies wir durch vollkommene Konkurrenz auf allen Märkten erreicht. Kostenminimierung der Firmen impliziert, dass die GRTS gleich dem Faktorpreisverhältnis w/v ist. Dies gilt für jeden Output X,Y,..., so dass die GRTS für alle Produktionsprozesse gleich sein muss. XVII/32 X 0 = f ( K , L) dX 0 = f L dL + f K dK = 0 K∗ dK fL ⇒ =− dL fK L∗ Isokosteng erade C0 = w ⋅ L + v ⋅ K C0 w ⇒K = − ⋅L v v XVII/33 Zwei Firmen produzieren dasselbe Gut X Kostenminimierung der Firmen impliziert, dass für den Arbeitseinsatz gilt: p X ⋅ f L1 = w p X ⋅ f L2 = w (Firma 1) (Firma 2) Da beide Firmen Preisnehmer auf Gütermarkt und Arbeitsmarkt sind, d.h. die Preise für sie gleich sind, gilt: f = f 1 L 2 L Das physische Grenzprodukt der Arbeit muss für beide Firmen, die ja dasselbe Gut herstellen, gleich sein. XVII/34 Außerdem muss GRTXY für alle Firmen gleich sein, 1 2 GRTXY = GRTXY Wir haben gesehen, dass GRTXY GKY pY = = GK X pX da aber jede Firma so produziert, dass für jedes Gut Preis=Grenzkosten, und da alle Firmen dieselben Preise haben (je Gut), müssen sie auch dieselben Grenzkosten und deshalb auch dieselben GRT haben. XVII/35 Erstes Wohlfahrtstheorem: Jedes allgemeine Gleichgewicht ist bei vollkommener Konkurrenz Pareto optimal: Voraussetzungen: 1) Unternehmer maximieren ihren Gewinn à Grenzproduktivitäten der Einsatzfaktoren sind in allen Firmen gleich und entsprechen den Faktorpreisen X Y GRTSKL = GRTSKL ; GRT i = GRT j = GRT 2) Konsumenten maximieren ihren Nutzen à GRS für alle gleich GRS α = GRS β = GRS γ GRS = GRT 3) Markträumung XVII/36 Grafik 17.3 ähnelt Grafik 16.4. Unser Interesse liegt hier allerdings beim Preisverhältnis. Transformationskurve und Indifferenzkurve tangieren sich, der Preisvektor hat sich ebenfalls so eingestellt. Wir befinden uns also im allgemeinen Gleichgewicht. Die GRS und die GRT sind für alle gleich, jeder ist Preisnehmer, das heißt, in diesem Punkt kann niemand besser gestellt werden à Pareto Optimalität Drehen wir jetzt die Argumentation um und geben eine Tauschkurve mit entsprechenden RPT sowie eine Nutzenfunktion mit entsprechenden Indifferenzkurvenverlaufen vor, so stoßen wir auf... Das zweite Wohlfahrtstheorem Zu jeder Pareto Effizienten Allokation lässt sich ein Preisvektor finden, der Konsumenten und Produzenten ins allgemeine Gleichgewicht bringt. XVII/37 Grafik 17.3: XVII/38 Quelle: Nicholson (2002), Microeconomic Theory: Basic Principles And Extensions, S.468 Pareto-Effizienz sagt nichts über Gerechtigkeit aus: A. K. Sen: „even when some people are rolling in luxury and others are near starvation, as long as the starvers cannot be made better off without cutting into the pleasures of the rich... In short a society can be Pareto optimal and still be perfectly disgusting.“ XVII/39 Tauschwirtschaft Die Gesellschaft besteht aus zwei Individuen (Smith und Jones), die eine Anfangsausstattung mit zwei Gütern X und Y haben. Dies ist in der Edgeworth-Box in Grafik 17.8 dargestellt. Nun ist die Edgeworth-Box ein Güterraum. Produktion findet per definitionem nicht statt und es gibt nur zwei Individuen und zwei Güter. Ihre Ursprungspunkte liegen wie in Grafik 17.8 einander gegenüber. Die Kantenlängen der Box geben die gesamte Menge eines Gutes innerhalb der Wirtschaft an. Beide Güter sind voll verteilt, so dass die Anfangsausstattung von Smith und Jones im selben Punkt liegt. Es findet keine Verschwendung statt, das heißt, dass auch jede weitere Allokation einen gemeinsamen Punkt beschreibt. XVII/40 In der Grafik sind mehrere Indifferenzkurven eingezeichnet. Das Nutzenniveau von Smith und Jones hängt von ihren Anfangsausstattungen ab. Die dunkel hinterlegte Fläche bietet von A ausgehend Raum zur Verbesserung. Pareto Verbesserung bedeutet besser zu stellen, ohne den anderen schlechter zu stellen. Ausgehend von einer Kombination der Anfangsaustattungen im Punkt A können beide Individuen so tauschen, dass keiner schlechter gestellt wird und mindestens einer besser. Die möglichen Tauschergebnisse werden durch die dunkel schattierte Linse wiedergegeben. Effizient sind allerdings nur die Tangentialpunkte der Indifferenzkurven von Jones und Smith, die in ihrer Summe die Kontraktkurve bilden. Ausgehend von Punkt A sind also die Punkte auf der Kontraktkurve, die zwischen M 1und M 2liegen, pareto-effiziente Tauschergebnisse. XVII/41 Grafik 17.8: Edgeworth Box und Kontraktkurve XVII/42 Quelle: Nicholson (2002), Microeconomic Theory: Basic Principles And Extensions, S.482 Grafik 17.9 zeigt nochmals wie sich Smith und Jones durch Tausch besser stellen können. Ihre Anfangsausstattung wird wieder durch den Punkt A beschrieben. Eingezeichnet sind jeweils für Smith und Jones die Indifferenzkurven, die durch A laufen und die Kontraktkurve. Wie bereits beschrieben bildet sie alle effizienten Allokationen ab und wird durch die Tangentialpunkte der Indifferenzkurven konstruiert. Da weder Smith noch Jones sich durch Tausch schlechter stellen wollen, wird keiner einem Punkt außerhalb der eingezeichneten Linse aus den Indifferenzkurven U SA und U JAzustimmen. Außerdem sind alle Punkte außerhalb der Kontraktkurve ineffizient. Das Ergebnis des Tausches wird also auf der Linie zwischen M 1 und M 2 liegen. XVII/43 Das Verteilungspolitische Dilemma Wie gezeigt, hängen die erreichbaren pareto-optimalen Punkte von der Anfangsausstattung ab. Große Unterschiede in den Anfangsausstattungen können mit Hilfe des Parteo-Kriteriums nicht beseitigt werden. XVII/44 Grafik 17.9: Einfluss der Anfangsausstattung auf das Tauschergebnis XVII/45 Quelle: Nicholson (2002), Microeconomic Theory: Basic Principles And Extensions, S.484 Bsp 17.5: Zwei-Personen Tauschwirtschaft In unserer Wirtschaft betrage die gesamte Anfangsausstattung an Softdrinks (X) und Hamburgern (Y) jeweils 1000. Smith besitze die Nutzenfunktion, U S ( X S , YS ) = X S2 3 ⋅ YS1 3 und Jones U J ( X J , YJ ) = X 1J 3 ⋅ YJ2 3 Wie an den Exponenten zu sehen ist, gibt Smith den Softdrinks den Vorzug, während Jones eher zu Hamburgern tendiert. Wir erwarten also von einer effizienten Allokation, dass Smith mehr Softdrinks und Jones mehr Hamburger erhält. Effizienz ist dann erreicht, wenn wir für ein gegebenes Nutzenniveau des einen den Nutzen des anderen maximieren. Hier halten wir den Nutzen von Smith konstant. XVII/46 Daraus ergibt sich folgender Lagrangeansatz: [ L = U J ( X J , YJ ) + λ U S ( X S , YS ) − U S [ 1/ 3 2 / 3 2 / 3 1/ 3 X Y X = J J + λ S YS − U S ] ] Die 1000 Softdrinks und Hamburger werden voll verteilt, das heißt wir erfüllen folgende Gleichungen: X J = 1000 − X S YJ = 1000 − YS Wir substituieren in unseren Lagrangeansatz und eliminieren so zwei Variablen: 1/ 3 2/3 2 / 3 1/ 3 ( 1000 ) ( 1000 ) [ L= − XS ⋅ − YS + λ X S YS − U S ] XVII/47 L = (1000 − X S ) ⋅ (1000 − YS ) 1/ 3 2/3 [ + λ X S2 / 3YS1 / 3 − U S ] Die ersten partiellen Ableitungen sind dann: 2/3 1/ 3 ∂L 1 1000 − YS 2λ YS = 0 =− + ∂X S 3 1000 − X S 3 XS 1/ 3 2/3 ∂L 1 1000 − X S 2λ X S = 0 =− + ∂YS 3 1000 − YS 3 YS Wie üblich bringen wir die Terme mit Lambda auf die andere Seite und teilen dann die erste durch die zweite partielle Ableitung: 1 1000 − YS 2 1000 − X S YS = 2 XS umgeformt: 4YS XS = (1000 − X S ) 1000 − YS XVII/48 Obige Gleichung beschreibt unsere Optimalitätsbedingung, die folgende Tabelle zeigt, welche Werte sich ergeben, wenn X Szwischen 0 und 1000 liegt. XS YS US XJ YJ UJ 0 0 0 1000 1000 1000 100 27 65 900 973 948 200 59 133 800 941 891 300 97 206 700 903 830 400 143 284 600 857 761 500 200 368 500 800 684 600 273 461 400 727 596 700 368 565 300 632 493 800 500 684 200 500 368 900 692 825 100 308 212 1000 1000 1000 0 0 0 XVII/49 Die Wirkung der Anfangsausstattung Angenommen Smith starte mit 800 Softdrinks und 800 Hamburgern, so erhalte Jones 200 und 200. Ihre Nutzen beliefen sich auf 800 bzw. 200. Halten wir Smith Nutzen konstant bei 800, so können wir Jones‘ Nutzen höchstens auf 239 steigern. Trotz Effizienzgewinnen hat sich gezeigt, dass nach dem Kriterium der Pareto Optimalität Unterschiede in den Anfangsausstattungen nur mäßig überbrückt werden können. XVII/50