Das Ultraschallmesser, die Ultraschallschere – Harmonic WAVETM der Firma ETHICON ENDO-SURGERY a JohnsonJohnson company Einleitung: Der Gynäkologe Semm führte Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts die erste laparoskopische Appendektomie durch. Damit eroberte die minimal invasive Chirurgie in Europa und weltweit die Sympathie der Patienten. Vorteile wie kleinere Narben, geringere perioperative Schmerzen und schnellere Erholung nach einem durchgeführten Eingriff lagen auf der Hand. Die laparoskopische Cholecystektomie stellt mittlerweile den Goldstandard in der Behandlung des Steinleidens der Gallenblase dar. Die minimal invasive Appendektomie, Operation von Leisten- und Narbenbrüchen, die Fundoplicatio werden inzwischen routiniert eingesetzt. Operationen an Colon, Magen, Milz, Leber und anderen Bauchorganen werden weltweit auf laparoskopischem Wege immer häufiger durchgeführt, ja vom Patienten im Rahmen von Beratungsgesprächen beim Chirurgen regelrecht eingefordert. Die Eingriffsdaten neu eingeführter laparoskopischer Techniken werden in klinischen Studien gesammelt, um einen objektiven, nachvollziehbaren Vergleich zu den bisher etablierten offenen Verfahren herstellen zu können. Grundlagen: Der neue minimal invasive Zugang erfordert ein Umdenken und Umlernen der Operateure, der Tastsinn kann nun nicht mehr intraoperativ am Gewebe eingesetzt werden. Die Industrie war und ist gefordert, neue Instrumente zur Bewältigung der Operationsabläufe zu entwickeln, zur Serienreife zu bringen und den Operateuren zur Verfügung zu stellen. Zur Präparation und Durchtrennung von Geweben, die reichlich von Blutgefäßen durchzogen sind, werden in der offenen Chirurgie Nähte, Clips und Ligaturen eingesetzt. Der zeitliche Aufwand zum Gefäßverschluß auf laparoskopischem Wege ist aufgrund des minimal invasiven Zuganges deutlich größer, das Verfahren im Vergleich zur offenen Chirurgie anspruchsvoller. Ergänzend zu den schon etablierten Elektro-Koagulationsverfahren – monopolar und bipolar – wurden Methoden zur risikoarmen Präparation und Blutstillung gesucht. Neben Thermo-Verfahren wurde entdeckt, dass Ultraschallenergie für Schneiden und Koagulieren im Operationsverlauf viele Vorteile aufweist. Technik: Ultraschallvibrationen (mechanische Bewegungen) von über 55.000 Schwingungen pro Sekunde brechen Eiweißverbindungen auf, dieser Effekt führt zum Zusammenkleben von Kollagenmolekülen. Das Gewebe wird bei diesem Verfahren niedrigeren Temperaturen (50°100° C) ausgesetzt als bei der Elektro-Energie (150°-400°C). Dadurch erklärt sich, dass die laterale thermische Schädigung von angrenzenden Geweben minimiert wird, ein weiterer Vorteil besteht darin, dass der Patient nicht elektrischer Energie und den damit verbundenen Risiken ausgesetzt werden muß. Durch den Druck, den die Klingenfläche auf das Gewebe ausübt, kollabieren Gefäße und das entstehende Koagulum versiegelt die Blutungsquelle. Der Chirurg kann das präzise Schneiden Artikel Ultraschallmesser, Ultraschallschere – Harmonic WAVETM D.Gmeiner 12/2008 und Koagulieren durch Auswahl von Leistungsstufe, Klinge, Zug am Gewebe und Klingendruck steuern. Blutgefäße bis zu 5 mm Durchmesser können versiegelt und auch durchtrennt werden, das Schneiden und Koagulieren von Geweben ist in einem Arbeitsgang möglich. Durch diese Multifunktionalität - gleichzeitiges Fassen, Präparieren, Koagulieren und Schneiden mit einen Instrument - sind weniger Instrumentenwechsel notwendig, die Operation geht zügiger voran, die Operationszeit wird verkürzt. Zur Applikation der Ultraschallschwingungen auf die unterschiedlichen Gewebetypen stehen mehrere Instrumente in variabler Schaftlänge zur Verfügung. Klingen und Skalpelle werden vor allem zum Schneiden von Geweben eingesetzt, für ausgedehntes Koagulieren und den Verschluß größerer Gefäße wird die Ultraschallschere bevorzugt. Praktische Umsetzung: Die geschilderte Technik erlaubt Operationen in weitgehender Blutfreiheit und damit Klarheit und Übersichtlichkeit anatomischer Strukturen bei chirurgischen Eingriffen. Durch eine saubere, blutsparende Präparation selbst in schwer zugänglichen Gebieten kann sich der Chirurg ganz nahe an empfindliche, zu schonende Nachbarorgane heranarbeiten. Besonders in der onkologischen Chirurgie führt dieser Umstand zu entscheidenden prognostischen Vorteilen für den Patienten. Ein Versiegeln und Durchtrennen arterieller Gefäße wie der A. ileocolica A. colica dextra A. colica media A. colica sinistra Aa. sigmoideae A. rectalis superior Aa. gastricae breves A. gastroduodenalis ist mit optimaler Effizienz und Sicherheit möglich, natürlich können venöse Gefäße ebenso sicher versorgt werden. In der täglichen chirurgischen Praxis ist der Ultraschall-Generator mit dem entsprechenden Instrumentenequipment bei folgenden Operationen unverzichtbar, die immer häufiger in minimal invasiver Technik durchgeführt werden: Fundoplicatio Splenektomie Magenchirurgie Colorektale Chirurgie Bariatrische Chirurgie Im Rahmen der offenen Chirurgie wird die Ultraschall-Technik ebenfalls oft und erfolgreich eingesetzt bei ausgedehnten Operationen im Magen- und Darmtrakt, bei Resektionen parenchymatöser Organe, bei komplexen Operationen wie zum Beispiel bei der partiellen Duodeno-Pankreatektomie, der Whipple’schen Operation, aber auch in der Artikel Ultraschallmesser, Ultraschallschere – Harmonic WAVETM D.Gmeiner 12/2008 Schilddrüsenchirurgie. Bei onkologischen Eingriffen kann die Lymphknotendissektion besonders sorgfältig und ausgedehnt erfolgen. Zusammenfassung: Die Einführung und Verbreitung des Ultraschall-Skalpells und der Ultraschall-Schere stellt zweifelsohne den wichtigsten Fortschritt in der Chirurgie der letzten Jahre dar. Diese Technik leitete eine neue Ära in der chirurgischen Präparations- und Dissektionstechnik zum Wohle der Patienten ein. Dr. Dietmar Gmeiner FA für Chirurgie und Viszeralchirurgie Artikel Ultraschallmesser, Ultraschallschere – Harmonic WAVETM D.Gmeiner 12/2008