3. Extreme Materieformen 3.1. Dunkle Materie Ihre Existenz gilt bisher als nicht nachgewiesen. Durch weitere astronomische Beobachtungen wird ihre Existenz für sehr wahrscheinlich gehalten. Gründe für ihr Vorhandensein belegt die Dynamik von Galaxienhaufen und durch die Beobachtung des Gravitationslinseneffekt. Diese Beobachtungen lassen sich durch die sichtbare Materie allein nicht erklären, wenn man davon ausgeht, dass die anerkannten Gravitationsgesetze allgemeingültig sind. 1 3. Extreme Materieformen 3.1. Dunkle Materie 1. Nenne die Naturbeobachtungen, die zur Annahme führen, dass im Universum die Dunkle Materie existiert. 2. Beschreibe den Aufbau der Materie im Universum, die anteilmäßig alle Existenzformen enthält. 3. Nenne Wissenschaftler und beschreibe deren Wirkung, die maßgeblich die Existenz der Dunklen Materie bestätigen. 4. Beschreibe Teilchen, aus der diese Materieform besteht. 2 2.3. Die Bewegung der Milchstraße 2.3.3. Bestimmung der Bewegung von Sternen und Galaxien Auch die Rotationsgeschwindigkeiten größerer astronomischer Objekte, wie Galaxien und Galaxienhaufen, lassen sich mit Hilfe der unterschiedlichen Radialgeschwindigkeiten des enthaltenen Materials bestimmen. Rotationskurve der Andromeda-Galaxie. 3 2.3. Die Bewegung der Milchstraße 2.3.3. Bestimmung der Bewegung von Sternen und Galaxien Die Rotationskurve einer Galaxie beschreibt den Zusammenhang zwischen der Bahngeschwindigkeit ihrer Sterne und deren Abstand vom Galaxiezentrum. Gemessene Rotationsgeschwindigkeiten der weiter außen gelegenen Sterne werden durch die weiße Linie wiedergegeben, während Geschwindigkeiten, die man aus der abgeschätzten Masse der sichtbaren Materie in der Galaxie erwarten würde, durch die rote Linie dargestellt sind. Daraus leiten wir ab, dass über 80% der Masse dieser Galaxie aus Dunkler Materie bestehen müssen. 4 3. Extreme Materieformen 3.1. Dunkle Materie Der Dunklen Materie wird eine wichtige Rolle bei der Strukturbildung im Universum und bei der Galaxienbildung zugeschrieben. Durch Messungen im Rahmen des Standardmodells der Kosmologie wurde erkannt, dass der Anteil der Dunklen Materie an der Gesamtmasse im Universum etwa fünfmal höher ist als der Anteil der gewöhnlichen (sichtbaren) Materie. Photonen und Neutrinos zählen zur normalen Materie und rufen nicht den Gravitationslinseneffekt hervor. 5 3. Extreme Materieformen 3.1. Dunkle Materie Der niederländische Astronom Jan Hendrik Oort vermutete im Bereich der Scheibe der Milchstraße 1932 die Existenz Dunkler Materie. Diese Annahme begründete er auf Grund seiner Untersuchungen zur Anzahldichte und Geschwindigkeitsverteilung, senkrecht zur Scheibe, von verschiedenen Sternpopulationen und für verschiedene Abstände zur Scheibe. Er ermittelte daraus eine Massendichte in der Scheibe (in der Umgebung der Sonne) von 0,092 Sonnenmassen pro Kubikparsec. Diese Dichte übertraf den damals bekannten Wert der Dichte von 0,038 Sonnenmassen pro Kubikparsec in Form von Sternen. Der heutige Wert, allerdings wurde ein Großteil der Diskrepanz als Gas und Staub identifiziert, ergibt zusammen mit der stellaren Masse 0,095 Sonnenmassen pro Kubikparsec. 6 3. Extreme Materieformen 3.1. Dunkle Materie Jan Hendrik Oort war ein niederländischer Astronom und lebte von 1900 bis 1992. Im Jahre 1927 bestätigten Jan Hendrik Oort und seine Kollegen die Hypothese von über die Rotation unserer Galaxis. Er lokalisierte das Milchstraßenzentrum 30.000 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Sagittarius (Schütze). Er zeigte, dass die Milchstraße eine Masse von 100 Milliarden Sonnenmassen hat. In den 1950er-Jahren postulierte Oort einen als Oortsche Wolke bekannt gewordenen Bereich am Rande des Sonnensystems, aus dem die Kometen stammen. Oort zeigte die Polarisierung der Strahlung vom Krebsnebel und erkannte sie als Synchrotronstrahlung. 7 3. Extreme Materieformen 3.1. Dunkle Materie Ungefähr gleichzeitig beobachtete der Schweizer Physiker und Astronom Fritz Zwicky 1933, dass der Coma-Haufen (ein Galaxienhaufen, der aus über 1000 Einzelgalaxien besteht, mit großer Streuung der Einzelgeschwindigkeiten und einer mittleren Entfernungsgeschwindigkeit von 7.500 km/s) nicht durch die Gravitationswirkung seiner sichtbaren Bestandteile, im Wesentlichen durch die Sterne der Galaxien, allein zusammengehalten wird. Er stellte fest, dass das 400fache der sichtbaren Masse notwendig ist, um den Haufen gravitativ zusammenzuhalten. Seine Hypothese, dass diese fehlende Masse in Form Dunkler Materie vorliege, stieß seinerzeit in der Fachwelt auf breite Ablehnung. 8 3. Extreme Materieformen 3.1. Dunkle Materie Fritz Zwicky (1898-1974) war ein Schweizer Physiker und Astronom, der vorwiegend am California Institute of Technology (Caltech) wirkte. F. Zwicky lieferte als Wegbereiter neuer astronomischer Ideen wichtige Erkenntnisse zu extragalaktischen Sternsystemen. So entdeckte er die kompakten Galaxien, stellte 1938 als erster die Hypothese auf, Supernova-Explosionen seien die Folge eines Gravitationskollapses. Er schloss auf die Existenz von Dunkler Materie. Im selben Jahr stellte er erste Überlegungen zum Auftreten von Galaxien als Gravitationslinsen an. 9 3. Extreme Materieformen 3.1. Dunkle Materie F. Zwicky entdeckte insgesamt 123 Supernovae, mehr als jeder andere einzelne Astronom bislang. Auf ihn geht auch die als wahr erwiesene Vorhersage zurück, der Krebsnebel sei der Überrest der von chinesischen Astronomen beobachteten Supernova von 1054. F. Zwicky schlug vor, SupernovaExplosionen als Standardkerzen zur Entfernungsmessung zu verwenden. An der Verwirklichung dieser Idee wird seit Beginn des 21. Jahrhunderts verstärkt gearbeitet. Ein Asteroid und ein Mondkrater sind nach Fritz Zwicky benannt. 10 3. Extreme Materieformen 3.1. Dunkle Materie Vera Rubin analysiert seit 1960 die Umlaufgeschwindigkeiten von Sternen in Spiralgalaxien und zeigte erneut auf diese Problematik. Die Umlaufgeschwindigkeit der Sterne müsste viel niedriger sein, wenn ihr Abstand zum Galaxienzentrum zunimmt. Seitdem wurde die Dunkle Materie ernstgenommen und aufgrund detaillierter Beobachtungen in fast allen großen astronomischen Systemen vermutet. Vera Cooper Rubin (1928-2016) war eine US-amerikanische Astronomin, die sich vorwiegend mit der Erfassung der Verteilung der Dunklen Materie beschäftigte. Rubins Ergebnisse waren zusammen mit ähnlichen Resultaten aus Radiomessungen der 21cm-Linie des atomaren Wasserstoffs die stärksten Anzeichen für die Existenz Dunkler Materie in normalen Galaxien. 11 3. Extreme Materieformen 3.1. Dunkle Materie Mit der Durchführung großräumiger Durchmusterungen von Galaxienhaufen und Galaxiensuperhaufen wurde zusätzlich deutlich, dass diese Konzentration an Materie nicht allein durch die sichtbare Materie bewerkstelligt werden konnte. Von der sichtbaren Materie ist zu wenig vorhanden, um durch Gravitation die Dichtekontraste zu erzeugen. Dunkle Materie könnte sich tatsächlich im Erdkern und im Zentrum der Sonne anhäufen. Vielleicht hält sie sogar einige der ersten Sterne bis heute am Leuchten. 12 3. Extreme Materieformen 3.1. Dunkle Materie Kandidat für dunkle Materie Axionen werden, neben den Neutrinos und den ebenfalls nur postulierten WIMPs und MACHOs, als mögliche Kandidaten zur Lösung des Problems der dunklen Materie Falls Axionen einen Großteil der dunklen Materie darstellen, ergaben Gitter-QCD-Berechnungen zur Masse der Axionen Massewerte von 50 bis 1500 Mikroelektronenvolt und damit bis zu Zehnmilliarden Mal leichter als das Elektron. Nachweisexperimente Diverse Experimente versuchen mit verschiedenen Methoden, Axionen nachzuweisen. Bis 2014 konnten keine Axionen gefunden werden. 13 3. Extreme Materieformen 3.1. Dunkle Materie Physiker haben erstmals einen Steckbrief für Axionen erstellt - potenzielle Teilchen der Dunklen Materie. Mit Hilfe eines Supercomputers ermittelten sie, wie viele dieser hypothetischen Partikel nach dem Urknall entstanden und wie schwer sie sein müssten. Die Masse der Axionen liegt demnach in einem Bereich, der demnächst mit Detektoren erfasst werden kann, wie die Forscher im Fachmagazin "Nature" berichten. 14 3. Extreme Materieformen 3.1. Dunkle Materie Durch genaue Datenanalyse, Modellierung und Simulationen der Galaxienhaufen können wir wichtige Erkenntnisse über deren Evolution und die Rolle innerhalb der großräumigen Struktur des Universums gewinnen. Unser Hauptziel ist ein Beitrag zum Verständnis der Bildung der beobachtbaren großräumigen Struktur des Kosmos und die Entwicklung von genaueren Tests kosmologischer Modelle. 15 Quellen Zusammensetzung Von NASA / WMAP Science Team - [1], Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16015905 Voids im Weltall http://www1.wdr.de/text220~_v-gseapremiumxl.jpg Viele schwarze Löcher http://img.goodchinabrand.com/aHR0cDovL2ltZy5hdHVwYXBhLmNvbTo4MC9hSFIwY0RvdkwybHRZV2RsTG10bGFtbDRkVzR1WTI5dEx6SXdNVFl2TURJeU55OHlNREUyTURJeU56RXhNek F3TlRVME55NXFjR2M9LmpwZw==.jpg https://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/e/ef/Fritz_Zwicky.png https://www.aip.org/system/files/styles/esva_full/private/esva-images/rubin_vera_a2_0.jpg?itok=dUdXsar9 Galaxienhaufenuntersuchung http://www.xray.mpe.mpg.de/theorie/cluster/IMAGES/A754_figs_2.jpeg Galaxienhaufenuntersuchung http://www.xray.mpe.mpg.de/theorie/cluster/IMAGES/RXCJ1206_0848.gif https://www.raumfahrer.net/astronomie/kosmologie/images/darkmatter_01.jpg http://www.spektrum.de/astrowissen/images/obs/COSMOS/DM-3D-Karte.jpg http://www.spektrum.de/fm/912/thumbnails/dark%20energy%20universe.jpg.575230.jpg http://player.slideplayer.org/1/213218/data/images/img93.jpg 16