Raum: Erster Weltkrieg und Weimarer Republik Themenwand: Erster Weltkrieg Objekt: Notgeld Als in Halle Geld gedruckt wurde… Die Inflation Am 15. November 1923 endete nach fast 4 Jahren die Inflation. Die Rentenmark wurde als Zwischenwährung eingeführt. Gleich nach dem Kriege 1919 stieg der Dollar erst langsam und dann immer schneller an. Die Mark sank, fiel und stürzte. Die Preise nahmen den Wettlauf mit dem Dollar auf, Geld und Geldscheine wurden immer knapper. Auch in Halle wurden Geldscheine gedruckt, so wie diese aus dem Herbst 1923. Leihgabe: Martin Wiegand. Jede Mark wurde sofort umgesetzt. Man floh in die Sachwerte. Die Folge war ein reger Tauschhandel an Stelle des Geldumlaufs. Löhne und Gehälter konnten den Preissteigerungen nicht folgen. Im August 1923 tauchte der erste Millionenschein in der Kollekte der evangelischen Kirche von Halle auf. Die Nachwehen des Krieges Durch den Versailler Vertrag waren Deutschland hohe Reparationsleistungen auferlegt worden. Mit dem Ende des Krieges balancierte das deutsche Geldsystem auf einer großen Kreditblase von Kriegsanleihen, Darlehns-Kassenscheinen, Schatzanweisungen, Auslandsanleihen usw. Edelmetalle - wie Gold und Silber und auch das kriegswichtige Nickel und Kupfer waren von der Deutschen Reichsbank nahezu völlig aus dem Geldverkehr gezogen worden. Das Notgeld Viele Druckereien waren Tag und Nacht mit der Herstellung des staatlichen Papiergeldes beschäftigt. Notgeldscheine wurden ausgegeben. Die Münzversorgung brach völlig zusammen. Etwa 135 private Druckereien waren letztlich mit dem Druck beschäftigt. Die Tiefdruckpressen wurden durch Schnellpressen ersetzt. Fälschungssicherungen wurden dürftiger. Die Herstellung und Verteilung war eine enorme logistische Leistung. Keine Stadt konnte ohne eigenes Geld auskommen. Auch der Kreis Halle gab kurz vor Ende der Inflationszeit eigene Notgeldscheine heraus. Das in der Haller Druckerei „Meyer & Beckmann“ hergestellte Papiergeld waren aber nur wenige Wochen gültig. Bekannt ist wegen des ungewöhnlichen Materials, bedruckter Leinenstoff oder auch Seide, das Bielefelder Notgeld, welches auch in Halle eingelöst werden konnte. Große deutsche Privatunternehmen, Banken und Sparkassen brachten ihre eigenen Noten in einer Art Selbsthilfe - unter Durchbrechung der staatlichen Münz- und Geldhoheit - heraus. Schätzungsweise wurden 80.000 verschiedene Notgeldscheine in Umlauf gebracht. Zum Gedenken an die prägende Erfahrung der Inflation wurden viele Notgeldscheine aufbewahrt. Dieses Exemplar aus Bielefeld besteht aus Seide bedruckt mit polemischen Anspielungen auf die Reparationszahlungen. Leihgabe: Martin Wiegand. Der Währungsverfall Als die Rentenmark in Kraft trat, hatte die Goldmark einen Wert von einer Billion Papiermark. Den Währungsverfall zeigt nachfolgende Tabelle: Ein Dollar kostete vor Kriegsbeginn 1914 4,20 Mark Januar 1922 192 Mark Dezember 1922 7600 Mark Januar 1923 50000Mark Juni 1923 100000 Mark Juli 1923 1 Mio Mark September 1923 100 Millionen Mark 1.November 1923 100 Milliarden Mark 14 November 1923 1 Billion Mark ab 20. November 1923 4,2 Billionen Mark Martin Wiegand