Effekt von unlöslichen Balaststoffen auf die Darmmorphologie und mRNA Expressionmuster von Entzündungen, Zellzyklus und Wachstumsmarkergenen bei Absatzferkeln Effect of insoluble fibre on intestinal morphology and mRNA expression pattern of inflammatory, cell cycle and growth marker genes in a piglet model Schedle, K.; Pfaffl, M.W.; Plitzner, C.; Meyer, H.H.D.; Windisch, W.: Archives of Animal Nutrition 62 (2008) 427-438 Ballaststoffe beinhalten verschiedene chemische Substanzen (Gerüstsubstanzen und/oder Lignin). Grundsätzlich können Ballaststoffe in eine lösliche und eine unlösliche Fraktion unterteilt werden. Diese Stoffe modifizieren, jedoch auf unterschiedliche Art und Weise, verdauungsphysiologische und morphologische Vorgänge beim Monogastrier. In diesem Zusammenhang war es Ziel dieser Studie, die Effekte verschiedener unlöslicher Ballaststoffquellen (unterschiedlich im Ligningehalt) auf morphologische und immunologische Parameter am Modeltier Absetzferkel zu untersuchen. Dazu wurden 48 Absetzferkel (Kreuzungslinie Edelschwein x Pietrain) mit einem durchschnittlichen Körpergewicht von 8,3±1,6 kg nach Wurf und Geschlecht, in 12 Blöcke zu je 4 Tieren eingeteilt. Die Tiere jedes Blockes wurden einer von 4 Futtergruppen zugeteilt. Als Ballaststoffquellen dienten Weizenkleie (unlösliche Ballaststoffquelle mit hohem Anteil an unlöslichen Hemizellulosen) und die Pollen der chinesischen Gelbkiefer (pinus massoniana) (unlösliche Ballaststoffquelle mit hohem Ligningehalt). Die Supplementation wurde so gewählt, dass sich vergleichbare Gehalte an Ballaststoffen ergaben. Kontrolle: Keine Ballaststoffquelle zugesetzt, nur Basaldiet; +3% Weizenkleie (16g Ballaststoffe/kg Trockenmasse), +1,27% Pinienpollen (8g Ballaststoffe/kg Trockenmasse), +2,55% Pinienpollen (16g Ballaststoffe/kg Trockenmasse). Während der ersten sieben Tagen wurde ein Starterfutter (15,4 MJ ME/kg, 21,5% XP) und von Tag 8 bis zum Versuchsende (Tag 37) ein Aufzuchtfutter (14,4 MJ ME/kg, 18,2% XP) eingesetzt. Das Futter wurde ad libitum verabreicht. Am 37. bzw. 38. Versuchstag wurde jeweils die Hälfte der Tiere ohne vorherige Nüchterung einzeln fachgerecht geschlachtet. Sofort nach Entnahme des Verdauungstrakts wurden Gewebeproben vom Magen, Jejunum, Ileum, Colon und den mesenterialen Lymphknoten entnommen, in Kryoröhrchen mittels flüssigem Stickstoff schockgefroren und bei -80°C für molekularbiologische Analysen aufbewahrt. Ein anderer Teil dieser Proben wurde in einer Kochsalzlösung gewaschen und in Formalin bis zur automatischen Einbettung für morphologische Analysen zwischengelagert. Beide Ballaststoffquellen erhöhten die Zottenlänge im Jejunum (Ø +10%) und Ileum (Ø +16%). Follikelgröße und -dichte in den Peyerschen Platten und mesenterialen Lymphknoten neigten zu einer Vergrößerung durch Weizenkleie. Dieser Effekt konnte aber nicht bei Pinienpollen beobachtet werden. Die Reaktionen auf die mRNA Expressionsraten waren ballaststoff- und gewebespezifisch: Weizenkleie bewirkte eine Aufregulation von NFkB im Magen und Jejunum. Zusätzlich wurden durch Weizenkleie noch TNFalpha und TGFß sowie Caspase3 im Jejunum verstärkt exprimiert. Im Ileum konnten keine Veränderungen beobachtet werden. Im Colon verursachten die Pinienpollen eine Abregulierung von NFkB, TNFalpha, TGFß, Caspase3 CDK4 und IGF1. In den mesenterialen Lymphknoten erhöhten sie die Expression von NFkB und TGFß. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass unlösliche Ballaststoffzusätze beachtlich zur Produktivität und zur gastrointestinalen Stabilität beim Absetzferkel beisteuern. Das Mosaik von Beobachtungen, erhoben aus verschiedenen methodischen Perspektiven, demonstriert, dass das Potential unlöslicher Ballaststoffe einen "eubiotischen" Zustand im Intestinaltrakt monogastrischer Tiere produziert. Des Weiteren wirkten sich diese Art von Ballaststoffquellen positiv auf Darmmorphologie, Immunsystem und in weiterer Folge auf Gesundheit sowie zootechnische Leistungen aus. © Lehrstuhl für Physiologie, Letzte Änderung: 12.10.2009, Renate Schöpf