Weltbild

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Weltbild
Das Weltbild ist die Vorstellung der erfahrbaren Wirklichkeit als Ganzes, welches mehr ist als die Summe seiner Teile. Im engeren Sinne bezeichnet es ein
Modell der sichtbaren Welt.[1] Dabei kann ein eher
objektiver und theoretischer Akzent vorherrschen gegenüber einer subjektiven und praktisch verstandenen
„Weltanschauung“.[2]
1
Begriffsgeschichte
Erstbeleg des deutschen Ausdrucks ist die Übersetzung
von Martianus Capella, De nuptiis Philologiae et Mercurii
von Notker. Dort wird lat. forma ideaque mundi übersetzt
mit uuerlt-pilde und damit jeweils in platonisierendem
Sinne Bezug genommen auf ein geschnitztes Bild, das für
die Ideen steht, deren Realisierungen die endliche Welt
abbildhaft ausfaltet.[3]
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Weltbilder im Sinne kosmologischer Vorstellungen
Geozentrisches Weltbild im Mittelalter aus der Schedelschen
Weltchronik
Heliozentrisches Weltbild
Die Himmelsscheibe von Nebra
Welt in der Antike. Es wurde unter anderem in die jüdische Tradition übernommen und ist uns daher im ersten Schöpfungsbericht im alten Testament überliefert.[4]
Die Erde ist demnach eine flache Scheibe, die von einem Himmelsgewölbe (dem Firmament) überragt wird.
Das babylonische Weltbild prägte die Vorstellung der Die Himmelskörper sind „Lichter“, die fest an dem FirDie Frage, wie die Welt als Ganzes aufgebaut ist,
beschäftigte die Menschen schon in prähistorischer
Zeit. Als älteste Darstellung des Himmels gilt die
Himmelsscheibe von Nebra aus der Bronzezeit.
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2
3 WELTBILDER IM ZUSAMMENHANG MIT RELIGIÖSEN VORSTELLUNGEN
mament befestigt sind. Die Landmassen der Erde werden Während in der Antike die Erde noch im Zentrum des
von einem Ozean umgeben. Außerhalb der Himmelskup- Weltbildes stand, ist sie nach heutigen Vorstellungen lepel ist ebenfalls Wasser.
diglich ein recht kleiner Planet eines gewöhnlichen Sterns
Dieses Weltbild wurde jedoch schon in der Antike wi- in einer vollkommen durchschnittlichen Spiralgalaxie.
derlegt und die Kugelgestalt der Erde erkannt. Aristoteles Dass ausgerechnet hier die Bedingungen so perfekt für
begründete in seiner Schrift Über den Himmel schlüssig, die Entstehung von Leben eingerichtet erscheinen, wird
warum die Erde eine Kugel sein müsse. Eratosthenes ge- mit dem anthropischen Prinzip erklärt: Nur weil die Belang es als erstem, den Erdumfang aus astronomischen dingungen günstig für die Entwicklung von intelligentem
Leben waren, können wir heute über unsere Entstehung
Beobachtungen zu berechnen. Allerdings glaubte man in
der griechischen Antike und darauf aufbauend bis zum nachdenken, denn sonst wären wir nicht hier.
Ende des Mittelalters, dass die Erde im Zentrum der
Welt stehe. Dieses von Claudius Ptolemäus begründete
geozentrische Weltbild beschrieb die Bahnen von Sonne,
Mond und Sternen als Epizyklen. Es stimmte gut mit den
Beobachtungen überein, war aber sehr kompliziert.
Nikolaus Kopernikus erkannte, dass sich die Bahnberechnungen erheblich vereinfachen, wenn man annimmt,
dass nicht die Erde, sondern die Sonne im Zentrum
steht. Da dieses heliozentrische Weltbild jedoch im Widerspruch zur damaligen Lehre der katholischen Kirche
stand, wurde es von ihr abgelehnt. Tycho Brahe entwickelte ein Weltbild (siehe tychonisches Weltmodell),
in dem zwar die Erde im Zentrum stand. Die Planeten
kreisten aber nicht um die Erde, sondern um die Sonne,
die sich ihrerseits um die Erde bewegte. Johannes Kepler konnte mit Brahes Beobachtungsdaten belegen, dass
das heliozentrische Weltbild korrekt war. Er erkannte jedoch auch, dass die Planetenbahnen keine Kreise waren – wie von Kopernikus angenommen –, sondern Ellipsen. Galileo Galilei stützte durch seine Beobachtungen die Keplerschen Gesetze und vertrat das heliozentrische Weltbild sehr offensiv, was ihn in Konflikt mit der
Kirche brachte. Die offensichtliche Diskrepanz zwischen
den Worten der Bibel und der naturwissenschaftlichen
Erkenntnis erklärte er damit, „dass es nämlich die Absicht des heiligen Geistes ist, uns zu lehren, wie man in den
Himmel kommt, nicht wie sich der Himmel bewegt.“ Seither emanzipiert sich das naturwissenschaftliche Weltbild
immer weiter von biblischen Vorstellungen.
Isaac Newton konnte mit seiner Theorie der Gravitation
eine physikalische Erklärung für die Gestalt der Planetenbahnen geben. Die Sterne galten zu jener Zeit noch
als unveränderlich (daher die Bezeichnung Fixsterne). Bis
ins 20. Jahrhundert änderte sich nichts an der Vorstellung
eines immer gleich bleibenden unendlichen Universums.
Selbst Albert Einstein fügte eine kosmologische Konstante in seine Allgemeine Relativitätstheorie ein, um das bis
dahin herrschende Weltbild zu retten. Später bezeichnete er diesen Kunstgriff als „größte Eselei“, denn astronomische Beobachtungen von Edwin Hubble und theoretische Überlegungen von Alexander Friedmann ließen erkennen, dass der Kosmos nicht statisch ist, sondern sich in
Wirklichkeit ausdehnt. Dies führte unmittelbar zu der Erkenntnis, dass die Welt nicht schon seit unendlichen Zeiten existiert hat, sondern vor ca. 13,7 Mrd. Jahren aus
einer Singularität entstanden ist, dem Urknall.
Das Postulat Giordano Brunos (1548–1600), dass es kein
Zentrum der Welt gäbe, dass die Welt weder geozentrisch
noch heliozentrisch sei, sondern dass alle Sterne weit entfernte Sonnen seien, hatte Auswirkungen auf die mittelalterliche Gesellschaftsordnung. Das bisherige Weltbild
einer hierarchisch geordneten Welt (Adel (Könige) und
Klerus (Päpste) an der Spitze/Zentrum der Hierarchie,
die einfachen Menschen (Bauern, Handwerker) unten in
der Hierarchie) geriet ins Wanken und wurde schließlich
abgelöst durch die Vorstellung, dass alle Menschen gleich
seien (Aufklärung, 17./18. Jhdt.).
Pierre Teilhard de Chardin (1881–1955), frz. Jesuit, der
die biologische Evolution für vereinbar mit religiösen
Vorstellungen hält, vertrat die Ansicht, dass nur hier auf
der Erde Leben anzutreffen sei, sonst nirgends im gesamten Weltall. Mit diesem Postulat meinte Teilhard, einen
Überlebensanspruch der Menschen gefunden zu haben,
da ansonsten der Sinn des Weltalls, ein Teil der Schöpfung, verfehlt würde, was aus religiöser Sicht nicht vereinbar sei mit dem göttlichen Weltenplan.[5] Ob diese
Art von (anthropomorphem) Zentrismus gültig ist – er
wird von verschiedener Seite in Zweifel gezogen (Konrad
Lorenz (1903–1989), Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit (1973)) – ist umstritten. Im Rahmen des
Seti-Projekts wird jedenfalls gegenwärtig nach außerirdischem intelligentem Leben gesucht.
3 Weltbilder im Zusammenhang
mit religiösen Vorstellungen
Das älteste uns derart überlieferte Weltbild ist das der
Religion im Paläolithikums, wie sie sich in Höhlen- und
Felsbildern, Bestattungen und Idolen präsentiert. Bereits
im Neolithikum findet sich eine massive Veränderung
aufgrund der neuen agrarischen und hirtennomadischen
Wirtschaftsform. Die nun entstehenden Stadtstaaten entwickeln diese Weltbilder dann weiter bis zur Bronzezeit
und zu den dann erstmals entstehenden Flächenstaaten.
Sie orientieren sich dabei an den nun zunehmend sich
ausweitenden Erkenntnissen der Astronomie und anderer sich entwickelnder Naturwissenschaften und werden
Teil des immer stärker systematisierten und machtpolitisch etablierten Religionen und des sich in ihnen ausbildenden Priestertums, entwickeln dabei parallel auch
philosophische Systeme (etwa im alten Griechenland).
3
Die Entwicklung über Antike, Mittelalter und Neuzeit
sowie in den entsprechenden Kulturphasen im außereuropäischen Bereich sind von nun an vorwiegend religiösmachtpolitisch bestimmt. Das gilt bis in die allerneueste Zeit mit den Weltbildern, welche den Ideologien zugrunde liegen, die nun häufig von philosophischen Elementen (Marxismus, Kapitalismus, Materialismus etc.)
beherrscht werden, nachdem die Religion ihr Deutungshoheit nach dem Ende des Mittelalter parallel zur Entwicklung der modernen Wissenschaft und Technik nach
und nach verloren hat. Eine Gegenentwicklung stellen dabei die oft rückwärtsgewandten Weltbilder der modernen
Sekten oder der Esoterik, aber auch des orthodoxen Islam
und Judentumes dar.[6]
4
7 Einzelnachweise
[1] dtv-Lexikon in 20 Bänden, Brockhaus, München 1995
[2] Vgl. etwa Werner Stegmaier: Art. Weltbild, Weltorientierung, in: Evangelisches Kirchenlexikon, Bd. 4/11, S. 1257
und mit Bezug auf Wilhelm Dilthey H. Thomé: Art. Weltbild, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 12,
460-463, S. 461.
[3] Vgl. Thomé, l.c., 460.
[4] Theologische Realenzyklopädie, Bd. 35, de Gruyter, 2003,
ISBN 3-11-017781-1, S.575ff Google-Büchersuche, abgefragt am 16. Januar 2015.
[5] „Nie könnte er [der Mensch] also ein vorzeitiges Ende
finden oder zum Stillstand kommen oder verfallen, wenn
nicht zugleich auch das Universum an seiner Bestimmung
scheitern soll!“ (Pierre Teilhard de Chardin, Der Mensch
im Kosmos, 1965, S. 285)
Siehe auch
• Menschenbild
[6] Britannica, 16, S. 763ff; Herzog, S. 74ff, 78ff.
• Weltbild (Pierre Teilhard de Chardin)
Normdaten (Sachbegriff): GND: 4065352-3
5
Literatur
• Philipp Billion et al. (Hrsg.): Weltbilder im Mittelalter / Perceptions of the World in the Middle Ages.
Bonn: Bernstein 2009, ISBN 978-3-939431-19-0.
• Roman Herzog: Staaten der Frühzeit. Ursprünge und
Herrschaftsformen. 2. Aufl. Verlag C.H. Beck, München 1998. ISBN 3-406-42922-X.
• Ernst R. Sandvoss: Sternstunden des Prometheus.
Vom Weltbild zum Weltmodell. Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 1996. ISBN 3-45816813-3.
• Konrad Stock, Michael Moxter u.a.: Art.
Welt/Weltanschauung/Weltbild. In: Theologische
Realenzyklopädie 35 (2003), S. 536-611 (Überblick
mit philosophisch-theologischem
Schwerpunkt).
und
historischem
• The New Encyclopedia Britannica. 15. Aufl. Encyclopedia Britannica Inc., Chicago 1993. ISBN 085229-571-5.
• Dieter Zeller (Hrsg.): Religion und Weltbild. Marburger Religionswissenschaftliche Beiträge, Bd.
2, Lit-Verlag, Münster, Hamburg, London, 2002.
ISBN 3-8258-6294-1.
6
Weblinks
Wiktionary: Weltbild – Bedeutungserklärungen,
Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
4
8 TEXT- UND BILDQUELLEN, AUTOREN UND LIZENZEN
8
Text- und Bildquellen, Autoren und Lizenzen
8.1
Text
• Weltbild Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Weltbild?oldid=158045106 Autoren: Rainer Zenz, Filzstift, Ralf Roletschek, Geof, APPER, Peter200, Ot, Gerhardvalentin, Maya, Emes, Binter, David Ludwig, Itti, Ca$e, KaiMartin, AV, WAH, Altkatholik62, Kaisersoft,
KaiMeier, Spuk968, Cholo Aleman, Horst Gräbner, Fährtenleser, Dr. Karl-Heinz Best, Giftmischer, Zollernalb, Knoerz, Zwikki, Regi51, Amurtiger, Loveless, Snoopy1964, Alnilam, Pittimann, Norbert Rupp, Woches, Kein Einstein, Inkowik, Ersatzersatz, Pyrrhocorax,
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