Beeinflussen Kondensstreifen unser Klima? Kondensstreifen und Klimawirkung Verbrennungsprodukte 3,15 kg 8-20 g 1g NO x SO2 CO2 Ruß CO H2O CHx 1,24 kg 0,7-2,5 g 0,01-0,03 g 0,1-0,7 g (pro kg Kerosin) Kondensstreifen und Strahlungswirkung 15 km CO2 H2O NOx SO2 Aerosole Kondensstreifen 10 km 5 km Solarstrahlung wird gestreut Wärmestrahlung wird absorbiert Die Verbrennung von Kerosin in der Flugzeugturbine erzeugt neben Rußpartikeln eine Reihe gasförmiger Produkte unter anderem auch Wasserdampf (siehe Abbildung). Ein großer Teil der Spurenstoffe wird von Flugzeugen im Reiseflug in Höhen zwischen 9 und 12 km freigesetzt. Hier ist die Umgebungstemperatur mit - 40° bis - 70° C sehr niedrig und die natürliche Wasserdampfkonzentration liegt nur noch bei einem Tausendstel des bodennahen Wertes. Der emittierte Wasserdampf kondensiert auf Partikeln im Abgasstrahl und bildet so die häufig sichtbaren Kondensstreifen. Ist die relative Feuchte im Flugniveau klein, so können sich Kondensstreifen nicht lange halten. Liegt die Umgebungsfeuchte aber über dem für die Eisbildung nötigen Wert, so können die in den Kondensstreifen gebildeten Eisteilchen auch lange überleben. Solche Eiswolken breiten sich häufig aus, bedecken große Gebiete und leben über Stunden. Die Wolken sind in der Regel sehr dünn und lassen das Sonnenlicht nahezu ungehindert zum Boden gelangen, vermindern aber schon bei kleinem Eisgehalt die Abstrahlung von Erdwärme in den Weltraum (siehe Abbildung). Nachts wirken Kondensstreifen demnach stets erwärmend, tags kann die solare Abkühlung im Schatten der Wolken die Erwärmung im Infraroten überwiegen. Der Nettoeinfluß auf die Strahlungsbilanz ist aber bis heute, wie selbst bei natürlichen Cirren, wegen der unsicheren Kenntnis der entscheidenden Parameter noch nicht vollständig geklärt. Man vermutet jedoch, daß Kondensstreifen wegen ihrer geringen optischen Dicke zum zusätzlichen Treibhauseffekt beitragen. Beobachtung Kondensstreifen sind auf Satellitenbildern häufig - wie die natürlichen Eiswolken (Cirren) auch - durch ihre große Helligkeit und geringe Temperatur erkennbar. Von den natürlichen Cirren unterscheiden sich die Kondensstreifen im Satellitenbild vor allem durch ihre meist lineare Ausrichtung parallel zu Flugstraßen. Das Beispiel (siehe Abbildung) stammt von einem Überflug des Satelliten NOAA-12 und zeigt durch den Luftverkehr erzeugte linienförmige Kondensstreifen über dem europäischen Raum. Für einen möglichen Klimaeinfluß ist die Erhöhung des Bedeckungsgrades mit Eiswolken durch Kondensstreifen besonders wichtig. Für die Ableitung klimatologisch relevanter Aussagen wurden NOAA-Satellitenbilder des europäisch-ostatlantischen Bereichs für die Jahre 1979-81 und 1989-92 ausgewertet. Die Abbildung auf der linken Seite zeigt den durch Kondensstreifen verursachten zusätzlichen Bedeckungsgrad in Prozent im Jahresverlauf. Gut erkennbar sind dabei der transatlantische Flugkorridor (besonders im Frühjahr und Sommer) und der in Richtung Südamerika führende (besonders im Winter). Im Mittel über die analysierte Region erhöhen langlebige Kondensstreifen den Bedeckungsgrad um etwa 0.5%, was mit einem Wert von 20-40% für natürliche Eiswolken zu vergleichen ist. Kondensstreifen über Zentraleuropa in einer Aufnahme des NOAA-12 Satelliten vom 4. Mai 1999, 09:43 UTC (nach Mannstein, 1997). Isokonzentrationslinien des Eisgehalts in Ebenen senkrecht zur Flugrichtung sowie die Vektoren des berechneten Geschwindigkeitsfelds zu verschiedenen Zeitpunkten der Kondensstreifenentwicklung abgeleitet aus einer Simulation mit einem dreidimensionalen hochauflösenden Modell (nach Chlond, 1998). Aus Satellitenbildern bestimmte Monatsmittel des Bedeckungsgrads (in Prozent) von Kondensstreifen über Europa und dem östlichen Atlantik im Jahresverlauf für den Analysezeitraum 1979-1982 und 1989-1992 (nach Bakan et al., 1993). Berechnete globale Verteilung des Bedeckungsgrads (in Prozent der bedeckten Erdoberfläche) von Kondenstreifen für das Luftverkehrsaufkommen im Jahre 1992 (nach Sausen et al., 1998) und für ein Szenario des Luftverkehrs für das Jahr 2050 (nach Gierens et al., 1998). Deutsches Klimarechenzentrum Modellierung Hochauflösende, dreidimensionale Modelle erlauben es, die dynamischen, wolkenphysikalischen und strahlungsbedingten Vorgänge im direkten Nachlaufbereich eines Flugzeugs zu untersuchen. Die Abbildung (links) zeigt Ergebnisse einer derartigen Simulationsrechnung. Dargestellt sind Isokonzentrationslinien des Eisgehalts in Ebenen senkrecht zur Flugrichtung sowie die Vektoren des berechneten Geschwindigkeitsfelds.Man erkennt, daß der Kondensstreifen bereits nach 30-minütiger Entwicklungszeit eine Breite von 600 m erreicht. Das Ausbreitungsverhalten wird dabei entscheidend durch die Feuchte, Temperatur und die Dichteschichtung der umgebenen Atmosphäre beeinflußt. Regionale und globale Modelle beschreiben die großräumige Dynamik der Atmosphäre und können daher die wolken- und mikrophysikalischen Prozesse nicht im Detail, sondern nur mit Hilfe vereinfachter Darstellungen berücksichtigen. Die Abbildungen auf der linken Seite zeigen die berechnete globale Verteilung der Kondensstreifenbewölkung für die Jahre 1992 und 2050. Aufgrund der Temperatur- und Feuchteverteilung in der oberen Troposphäre und der globalen Verteilung des Flugverkehrs erwartet man, daß Kondensstreifen heute (Stand 1992) etwa 0.1 % der Erdoberfläche im Mittel bedecken. Dies führt zu einer sehr langsamen globalen Erwärmung der Atmosphäre, die allerdings so gering ist, daß sie messtechnisch nicht nachweisbar ist. Mit wachsendem Luftverkehr werden auch die Kondensstreifen häufiger. Nach einem Szenario für das Jahr 2050 ist im Vergleich zu 1992 mit einem 6-fachen des Verkehrsaufkommens (PersonenKilometer) und einem 3.2-fachen des Treibstoffverbrauchs zu rechnen. Dies führt global zu einem 5.4-fach höheren Bedeckungsgrad und einer circa 6-fachen Strahlungswirkung von Kondensstreifen. Max-Planck-Institut für Meteorologie DKRZ Max Planck Institute for Meteorology