No. 17 - Dezember 2012 DO-HEALTH ist wegweisend, nicht nur für die moderne Altersforschung sondern auch für die moderne Osteoporoseforschung. In dieser umfassenden Studie werden alle wichtigen Parameter der Knochengesundheit erfasst: Frakturen (nicht-vertebrale Frakturen, Wirbelkörperfrakturen basierend auf der DEXA-Morphometrie), Knochendichte, und Biomarker – aber nicht isoliert sondern zusammen mit weiteren Organfunktionen die das Frakturrisiko älterer Menschen mitbestimmen, wie Muskelfunktion, Stürze, Gedächtnisfunktion, Reaktionszeit, und Co-Morbidität. DO-HEALTH spiegelt einen interdisziplinären Ansatz wider, der Osteologie mit Rehabilitation, Geriatrie, Traumatologie und Endokrinologie verbindet. Aus meiner Sicht ist das eine Grundvoraussetzung um Behandlungspfade in der Osteoporose erfolgreich im Netzwerk zu gestalten. Ein gutes Vernetzungs-Beispiel Osteologie – Geriatrie innerhalb von DO-HEALTH ist eine Kollaboration FRAX-DO-HEALTH mit Prof. John Kanis. In diesem Teilprojekt soll die absolute Frakturrisikoabschätzung mittels FRAX für Menschen 70+ um relevante Zusatzrisiken, z.B. das Sturzrisiko, als wichtigster Risikofaktor für Frakturen älterer Menschen, ergänzt werden. Bisher sind frühere Stürze nicht Teil der FRAX-Risikoabschätzung. Zusammenfassung der DOHEALTH* Studie Unsere Gesellschaft und unser Gesundheitssystem stehen vor einer grossen Herausforderung: mit der demographischen Veränderung der Schweizer und gesamteuropäischen Bevölkerung kommt es in den nächsten 20 Jahren zu einer deutlichen Zunahme des älteren Bevölkerungssegmentes und damit exponentiellen Zunahme von chronischen alters-assoziierten Erkrankungen. Die Erforschung von wirksamen, erschwinglichen und sicheren therapeutischen Interventionen zur Vorbeugung von chronischen Krankheiten im Alter wird damit zu einer eine wissenschaftliche Priorität, deren Resultate eine bedeutende Auswirkung auf das öffentliche Gesundheitswesen als Ganzes haben werden. der 3 Interventionen zur Prävention von altersassoziierten Erkrankungen ermitteln. Für dieses Ziel, wird die DO-HEALTH Studie insgesamt 2‘152 zu Hause lebende Männer und Frauen im Alter von mindestens 70 Jahren einschliessen. Die Rekrutierung findet in 7 Zentren statt (Zürich, Basel, Genf, Toulouse, Berlin, Innsbruck, Coimbra), und von den insgesammt 2‘152 DO-HEALTH SeniorInnen sollen 1002 in den 3 Schweizer Zentren eingeschlossen werden. Alle DO-HEALTH SeniorInnen werden in 3-monatigen Intervallen kontaktiert (4 klinische Besuche: Baseline, 12, 24, 36 Monate - und 9 Telefonate). DO-HEALTH wird die individuelle sowie die kombinierte Wirksamkeit von 2000 IU Vitamin D pro Tag, 1g Omega-3-Fettsäuren pro Tag und einem einfachen Heim-Trainingsprogramm (3x 30 aktuell Liebe Kolleginnen und Kollegen Liebe Mitglieder der SVGO Dieser Newsletter fasst eine Multizenterstudie zusammen, welche die Wirkungen von Vitamin D, Omega-3 Fetten und einem einfachen Trainingsprogramm auf wichtige Organfunktionen bei SeniorInnen untersucht. DO-HEALTH – Eine Multizenter Studie für den älteren Menschen Abb. 1: DO-HEALTH Rekrutierungszentren Interessierte Patienten werden gerne detailliert über das Vorgehen im Rahmen des Studienprotokolles orientiert. Mit den besten Grüssen Prof. Robert Theiler Zu den vielversprechendsten Interventionen gehören Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren und körperliche Aktivität. Die individuellen und kombinierten Wirkungen dieser Interventionen müssen jedoch noch in einer klinischen Studie geprüft und belegt werden. DOHEALTH – ein Projekt unterstützt von der EU im 7ten Forschungprogramm - wird diese Wissenslücke durch eine umfassende dreijährige multizentrische klinische Studie schliessen. DO-HEALTH wird die Wirksamkeit und Sicherheit Minuten pro Woche) in einem effizienten, randomisiert-kontrollierten 2x2x2 faktoriellen Studiendesign prüfen (siehe Abb. 1). Definiert sind 5 primäre Endpunkte: nicht-vertebralen Frakturen, Funktionsverminderung, Blutdruckanstieg, kognitive Leistungs- Inhalt - Editorial - DO-HEALTH - Events Seite 1-2 Seite 1-3 Seite 4 SVGO ASCO EDITORIAL DO-HEALTH (Fortsetzung) minderung, und Infektionsrate. Wichtige sekundäre Endpunkte umfassen das Risiko für Hüftfrakturen, Sturzrate, Schmerzen durch symptomatische Kniearthrose, Magen-Darm-Beschwerden, mentale- und orale Gesundheit, Lebensqualität und Mortalität. Alle Endpunkte werden durch eine ausgedehnte Biomarkerstudie unterstützt. Ein wichtiges weiteres Ziel von DO-HEALTH ist die vergleichende Wirksamkeit der Interventionen zu definieren, indem die Gründe der Befolgung oder Nicht-Befolgung der Interventionen untersucht werden. Dazu wird DO-HEALTH das Kosten-Nutzen-Verhältnis der untersuchten 3 Interventionen basierend auf der in DO-HEALTH erfassten Nutzung von Gesundheitsleistungen (Arztbesuche, Physiotherapie, Hospitalisationen) sowie der beobachteten Inzidenz von chronischen Krankheiten berechnen. Um zukünftige Fragestellungen, sowie genetische und metabolische Untersuchungen zu ermöglichen wird für DO-HEALTH eine Biobank an Universität Zürich geschaffen (Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Regenerative Medizin und dem Zentrum für klinische Forschung der Universität Zürich). DO-HEALTH Schweiz Die Pilot Studien zu DO-HEALTH sind am Zentrum Alter und Mobilität der Universität Zürich und den Zürcher Stadtspitälern Waid und Triemli entstanden, in Kollaboration mit internationalen Experten(1-5). Die in DO-HEALTH untersuchte einfache Trainingsintervention für zu Hause wurde von Robert Theiler im Rahmen eines nationalen Forschungsprogramms (NFP-67) konzipiert und validiert (3). DO-HEALTH wurde aufbauend auf den Pilotstudien vom Zentrum Alter und Mobilität der Universität Zürich entworfen und wird vom dortigen Team koordiniert, in enger Zusammenarbeit mit dem DO-HEALTH Zentrum PI an der Universität Genf, Prof. René Rizzoli, und den DO-HEALTH Zentrum PIs der Universität Basel, Prof. Reto W. Kressig und PD Norbert Suhm. Geplant ist, dass DO-HEALTH im Dezember 2012 mit der Rekrutierung in der Schweiz beginnt. Die Rekrutierungsphase dauert bis August 2014. Was zeichnet DO-HEALTH als grösste Altersstudie Europas aus? DO-HEALTH wird in einer Studie die Wirkungen von Vitamin D, Omega-3 Fette und einem einfachen Trainingsprogamm auf alle wichtigen Organfunktionen untersuchen. Damit ist DO-HEALTH eine moderne Altersstudie, die effizient in umfassenden Visiten und einem engen Follow-up versucht den älteren Menschen in seiner Funktionalität zu erfassen. In DO-HEALTH soll letztendlich geklärt werden ob die 3 Interventionen über deren Multi-Organ- -2- SVGO aktuell Wirkungen die gesunde Lebenserwartung verlängern können. Dies entspricht den Zielen der modernen Altersforschung die sich von der Erforschung einer einzelnen Erkrankung abwendent und sich zum geriatrischen Prinzip der Funktionalität bekennt. Dies wurde ganz eindrücklich am World Ageing and Demographic Forum 2012 in St. Gallen definiert. Dieses Konzept ist aufwendig aber sinnvoll. DOHEALTH ist bisher mit 6 Mio Euro von der EU unterstützt. In einem privat-public Partnership wird DO-HEALTH zudem von den DO-HEALTH Industrie Partnern Nestlé, DSM Nutritional Products und Roche Diagnostics unterstützt. Eine weitere Unterstützung für die Erfassung der Ernährung in DO-HEALTH ist beim Schweizerischen Nationalfonds beantragt. Zudem laufen Anträge für die Unterstützung der Biobank und Blutsendungen von allen Zentren nach Zürich und ein Antrag an die AO Trauma Foundation zur Finanzierung der DO-HEALTH Fracture Healing Study. Ihre Unterstützung und Was ist der Aufwand für eine TeilnehmerIn? Da insgesammt 1‘002 DO-HEALTH Teilnehmerinnen in der Schweiz (552 in Zürich, 250 in Basel und 200 in Genf ) rekrutiert werden sollen, sind wir auf Ihre Zusammenarbeit angewiesen. Jeder DO-HEALTH Teilnehmer wird gefragt wer uns empfohlen hat. Wir hoffen so dass Forschungsteam mit interessierten nationalen Kooperationen zu ergänzen. Bitte rufen Sie im koordinierenden Zentrum (Zentrum Alter und Mobilität an und wir schicken Ihnen Flyer zu, Tel: 044 440 64 48). Geplant sind 4 Visiten im Studienzentrum (Schweiz: Zürich, Genf, Basel). Diese Visiten finden zu Beginn, nach 12, 24, und 36 Monaten statt. Geplant ist, dass alle Visiten einen Tag (8 Uhr bis 5 Uhr) dauern und dass die Teilnehmer bei uns verpflegt werden. Falls eine Ganztagsvisite zu anstrengend ist kann die Visiten auch auf 2 Tage innert 7 Tagen aufgeteilt werden. Dazu rufen wir alle 3 Monate an, was etwa 30 bis 40 Minuten dauern wird. Die Studienteilnehmer nehmen täglich 2 Studienkapseln ein und sollten 3 x pro Woche das Trainingsprogramm für zu Hause durchführen. Das Trainingsprogramm ist sehr einfach und wird an der ersten Visite von einer Physiotherapeutin instruiert. Dazu gibt es einen Film und ein Heft mit den Übungen. Was motiviert Senioren an DO-HEALTH teilzunehmen? Eine Motivation ist, einen Beitrag zur Gesundheit des älteren Menschen leisten. Dazu werden Teilnehmer bezüglich vielen Organfunktionen untersucht. DO-HEALTH testet volks-gesundheitliche Strategien DO-HEALTH SVGO aktuell (Fortsetzung) Abb. 2: Studiendesign DO-HEALTH und keine Medikamente. Wir haben in den Pilotstudien in Zürich zudem die Erfahrung gemacht, dass so ein Projekt auch neue Freunde schafft. Man geht es aus dem Haus und lernt neue Menschen kennen – die aufgestellten Studienteams und andere Studienteilnehmer. Welche Rolle spielen Hausärzte in DOHEALTH? Hausärzte sind in DO-HEALTH wichtige Partner. Wir bitten die TeilnehmerInnen Ihren Hausarzt über Ihre Studienteilnahme zu informieren und bieten an den Hausarzt zu informieren falls wir in unserer Untersuchungen etwas finden was der Hausarzt wissen sollte um eventuell eine Behandlung einzuleiten. Sobald die DO-HEALTH Ergenisse vorliegen wird zusammen mit Hausärzten aus den DOHEALTH Städten und dem Institut für Hausarztmedizin an der Universität Zürich eine Richtlinie erarbeitet wie Hausärzte die DO-HEALTH Ergenisse in Ihrer Praxis umsetzen können. Dies ist ein wichtiger Teil von DO-HEALTH. TeilnehmerInnen (Einschlusskriterien DO-HEALTH) DO-HEALTH wird 2‘152 SeniorInnen im Alter von 70 Jahren oder älter einschliessen. Um den grössten Teil der älteren Bevölkerung zu repräsentieren, wird DOHEALTH SeniorInnen, die unabhängig zu Hause leben rekrutieren. Um jedoch auch die zu Hause lebende ältere Bevölkerung mit einem erhöhten Risiko für Institutionalisierung zu repräsentieren, werden 50-Prozent der SeniorInnen aufgrund eines Sturzes mit oder ohne Fraktur im Jahr vor dem DO-HEALTH Einschluss eingeschlossen. Als erster Kontakt mit dem Studienteam wird ein Screening Telefon abgemacht um abzuklären, ob eine Teilnahme grundsätzlich möglich ist. Dann erhält der Studienteilnehmer die Teilnehmerinformation und Einverständniserklärung um diese zu lesen. Als nächster Schritt wird das Datum der Baseline-Visite festelegt. Vor dem definitiven Einschluss findet ein Arztgespräch statt und die Durchführung des MMSE tests und eine Blutabnahme bezüglich Serum Calcium und Kreatinin. Hauptsächliche Einschlusskriterien: (1) 70 Jahre alt oder älter (2) Mindestens 24 Punkte im Mini Mental State Examination (MMSE) Test (3) Wohnhaft zu Hause (4) Mobil genug, um ans Studienzentrum kommen zu können Hauptsächliche Ausschlusskriterien: (1) Einnahme von mehr als 1000 IE Vita- min D pro Tag in den 3 Monaten vor Studieneinschluss und/oder der Widerwille, die Vitamin-D-Einnahme auf den vorgegebenen Standard von 800 IE pro Tag während der Dauer der Studie zu beschränken. Bei höheren Vitamin D Einnahmen können vom Studienteam vorgegebene „Wash-Out“ Intervalle definiert werden. (2) Widerwille die Kalziumeinnahme auf 500 mg pro Tag während der Dauer der Studie zu beschränken. (3) Einnahme von Omega-3-Fettsäuren in den 3 Monaten vor Studienbeginn und Widerwille darauf während der Dauer der Studie zu verzichten. (4) Der Gebrauch von jeglichen aktiven Vitamin-D-Metaboliten (z.B. Rocaltrol, Alphacalcidiol), PTH-Behandlungen (z.B. Teriparatid) oder Calcitonin bei Baseline und Widerwille auf diese Behandlungen während der Dauer der Studie zu verzichten. (5) Aktuelle oder kürzliche (in den letzten 4 Monaten) Teilnahme an einer anderen klinischen Studie oder Vorhaben einer solchen Partizipation in den nächsten 3 Jahren (entsprechend der DO-HEALTH Studiendauer) (6) Diagnose einer der folgenden Gesundheitszustände in den letzten 5 Jahren: Krebs (mit Ausnahme von weisser Hautkrebs), Herzinfarkt, Schlag- -3- DO-HEALTH SVGO aktuell (Fortsetzung) anfall, transitorische ischämische Attacken, Angina pectoris, oder Koronarinterventionen (7) Schwerwiegende eingeschränkte Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance ≤ 15 ml/min) oder Dialyse, Hyperkalzämie (>2.6 mmol/l) (8) Hemiplegie oder andere schwerwiegende Gehbeeinträchtigung (9) Schwere Visus oder Höreinschränkung Weitere Informationen sind erhältlich unter: DO-HEALTH Website: http://do-health.eu/wordpress/ *DO-HEALTH = Vitamin D3-Omega3Home Exercise-HeALTHy Ageing and Longevity Trial Heike A. Bischoff-Ferrari Zürich Referenzen 1. Bischoff-Ferrari HA, Orav EJ, Willett WC, et al. A pooled analysis of vitamin D dose requirements for fracture prevention. New England Journal of Medicine; July 5th 2012. 2012. 5. Bischoff-Ferrari HA, Dawson-Hughes B, Staehelin HB, et al. Fall prevention with supplemental and active forms of vitamin D: a meta-analysis of randomised controlled trials. BMJ. 2009;339(1):339:b3692. 2. Bischoff-Ferrari HA, Dawson-Hughes B, Stöcklin E, et al. Oral supplementation with 25(OH)D3 versus vitamin D3: effects on 25(OH)D levels, lower extremity function, blood pressure and markers of innate immunity Journal of Bone and Mineral Research. 2011 3. Bischoff-Ferrari HA, Dawson-Hughes B, Platz A, et al. Effect of high-dosage cholecalciferol and extended physiotherapy on complications after hip fracture: a randomized controlled trial. Arch Intern Med. 2010;170(9):813-20. 4. Bischoff-Ferrari HA, Shao A, DawsonHughes B, et al. Benefit-risk assessment of vitamin D supplementation. Osteoporos Int. 2010;21(7):1121-32. EVENTS Osteologie 2013 6.-9. März 2013, Weimar www.osteologie13.de SVGO- Jahrestagung 2013 6. Juni 2013, Bern www.svgo.ch IOF-ECCEO 2013 17.-20. April 2013, Rom www.iof-ecceo13.org ECTS 2013 22.-25. Juni 2013, Rotterdam www.ectsoc.org IMPRESSUM Herausgeber: SVGO - ASCO Schweizerische Vereinigung gegen Osteoporose Association Suisse contre l’ Ostéoporose www.svgo.ch Redaktion Prof. Robert Theiler, Zürich [email protected] Übersetzung Dag Ivar Olsen ([email protected]) Nicole Stoll ([email protected]) Druck WBZ (Wohn- und Bürozentrum für Körperbehinderte) 4153 Reinach/BL © Nachdruck nur mit Nennung der Quelle -4- Vorstand SVGO Prof. Dr. M. Birkhäuser, Basel PD Dr. Patrick Ammann, Genf PD Dr. L.M. Benneker, Bern Frau Prof. Heike Bischoff-Ferrari, Zürich Prof. Dr. Serge Ferrari, Genève Prof. R.W. Kressig, Basel PD Dr. Marc-Antoine Krieg, Fribourg PD Dr. Olivier Lamy, Lausanne Prof. Dr. Kurt Lippuner, Bern PD Dr. Christian Meier, Basel (Präsident) Prof. Dr. Robert Theiler, Zürich Frau PD Dr. Petra Stute, Bern PD Dr. Daniel Uebelhart, Fribourg