BHM O/405 Geologische CO2-Speicherung – Kosten, Machbarkeit und Europäische Perspektive M. Kapfer Die geologische CO2-Speicherung (CCS, Carbon Capture and Sequestration) ist eine jener Maßnahmen, die vom Wissenschaftergremium IPCC (Intergovernmental Panel for Climate Change) zur Eindämmung des Anstiegs der globalen CO2-Konzentration in der Atmosphäre vorgeschlagen worden ist. Die EU hat bereits in einem Richtlinienvorschlag, der am 23. Januar 2008 vorgestellt wurde, ihre Vorstellungen zur Integration dieser Technologie im Rahmen des Klimaschutzes präsentiert. Unter anderem strebt die EU den Bau von bis zu 12 Anlagen mit CCS-Technologie an sowie die Planung der Integration dieser Technologie beim Neubau von Kraftwerken. Im Rahmen dieser Arbeit werden die Themen absolute und spezifische Kosten für die Umsetzung von CCS-Projekten, Parameter für die Machbarkeit und Folgerungen für die Betroffenen in Österreich diskutiert. Geological Carbon Sequestration – Costs, Feasibility and European Perspective. Carbon Capture and Sequestration (CCS) is one of the measures which is proposed by the Intergovernmental Panel for Climate Change (IPCC) for the reduction of anthropogenic greenhouse gas emissions in the atmosphere. The EU has drafted a proposal for a directive on 23rd of January 2008 which includes the integration of CCS within climate change policy in the EU. Amongst others, the EU wishes to construct up to 12 CCS plants in the power sector within the next years. This article focuses on the costs of CCS, parameters for the feasibility of those projects and implications in the groups concerned in Austria. 1. Hintergründe und Rahmenbedingungen Geologische Kohlenstoffspeicherung – die Verpressung von Kohlendioxid (CO2) in geologische Gesteinsschichten oder in das Meer – zählt zu den innovativen Konzepten im Rahmen des Klimaschutzes. In den USA, Australien und Japan wird diese Technologie, wenn zum Teil auch in Versuchsstadien, bereits betrieben, in Europa ist vielen das Verpressungsprojekt der norwegischen Statoil bekannt, die CO2-Begleitgas aus der Erdgasförderung vom Förderstrom abtrennt und wieder in das Gasfeld Sleipner reinjiziert. Die geologische CO2-Speicherung (CCS, Carbon Capture and Sequestration) ist eine jener Maßnahmen, die vom Wissenschaftergremium IPCC (Intergovernmental Panel for Climate Change) zur Eindämmung des Anstiegs der globalen CO2-Konzentration in der Atmosphäre vorgeschlagen worden ist. 2. Beschreibung der geologischen Kohlendioxidspeicherung Unter dem Begriff Carbon Capture and Sequestration (CCS = CO2-Abscheidung und –Lagerung) wird die Abtrennung von anthropogen erzeugtem Kohlendioxid und die Verbringung in geologische Schichten in größerer Tiefe (zumindest 600 m unter der Erdoberfläche) verstanden. Dr. Margit Kapfer, Denkstatt GmbH, Hietzinger Haupstraße 28, 1130 Wien / Österreich. BHM, 153. Jg. (2008), Heft 9 Die Verpressung von CO2 in Öl- oder Gaslagerstätten ist seit längerem für die Unterstützung der Förderung von Öl und Gas gebräuchlich. Das „Auffangen“ (capture) von CO2 aus Kraftwerken wurde seit den späten 1970er Jahren für die Enhanced Oil Recovery (EOR) sowie für die Verwendung in der chemischen und der Nahrungsmittelindustrie verwendet. 2.1 Physikalische und chemische Grundlagen der geologischen Kohlenstoffspeicherung Die Verwahrungssicherheit von geologischen Lagern hängt von Kombinationen aus physikalischen und geochemischen Mechanismen ab. Die sicherste Speichervariante ist jene, in der das CO2 unter dicken, undurchdringbaren geologischen Schichten („caprocks“) unbeweglich gefangen ist. Diese Situation wird in Öl- und Gaslagern erreicht, wo die fossilen Energieträger über geologische Zeiträume gefangen waren. Eine zweite Form dieser so genannten hydrostatischen Fallen in sedimentären Formationen findet sich in tiefen salzwasserführenden Schichten, die durch Fließgeschwindigkeiten von wenigen Zentimetern pro Jahr über größere Distanzen gekennzeichnet sind. Wird CO2 in diese Schichten injiziert, so verdrängt es zunächst das salzhaltige Formationswasser und wandert langsam aufwärts, später jedoch, wenn sich das CO2 im Formationswasser gelöst hat und es dichter gemacht hat, wird dieser Fluss wieder umgekehrt. Eine ähnliche Verwahrungssicherheit wie jene der Einbringung in Öl- und Gaslagerstätten wird nur noch erreicht, wenn CO2 an Mineralien gebunden oder an der Kapfer 347 Oberfläche von Kohle absorbiert wird. Zu diesen Mechanismen fehlen jedoch noch relevante Grundlagenarbeiten über die Reaktion von CO2 unter der Erdoberfläche. 2.2 Ablauf von CCS-Projekten CCS-Projekte werden in drei logische Schritte unterteilt, die in den folgenden Abschnitten kurz beschrieben werden: Schritt 1: Abtrennung des CO2 aus dem Abgasstrom, Schritt 2: Transport zur Lagerstätte, und Schritt 3: Speicherung. 2.3 Prozesse der CO2-Abscheidung Mögliche Quellen für Kohlendioxid sind Kraftwerke sowie Industrieunternehmen aus energieintensiven Branchen (Zement, Papier, Eisen und Stahl). Hierbei kann mit einem CO2-Gehalt im Abgasstrom von 15 % gerechnet werden, bei speziellen chemischen Prozessen kann dieser Gehalt jedoch auch bis zu knapp 100 % gehen, sodass keine separate Abtrennung mehr notwendig ist. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt werden verschiedene Konzepte zur CO2-Abtrennung verwendet: a)Abtrennung nach der Verbrennung (Sekundäre Abtrennung oder Post-combustion capture). Bei diesem Verfahren wird eine Separationseinheit der Verbrennung nachgeschaltet. Der Abgasstrom wird mit einer Aminlösung gewaschen und damit das CO2 abgetrennt. CO2 wird in die kalte Aminlösung unter hohem Druck eingebracht, das Kohlendioxid entweicht, wenn die Aminlösung erhitzt wird; die Wärme kann wieder verwendet werden. b)Abtrennung vor der Verbrennung (Primäre Abtrennung oder Pre-combustion capture). Bei dieser Methode wird der Brennstoff via Vergasung und CO/H2O-Shift in ein wasserstoffreiches Gas und CO2 umgewandelt und diese beiden Fraktionen werden im Anschluss voneinander getrennt. Das wasserstoffreiche Gas wird in der Stromproduktion verwendet, das CO2 kann abtransportiert und verpresst werden. Die Separation der beiden Fraktionen geschieht auf die gleiche Weise wie bei der Abtrennung nach der Verbrennung (siehe oben), mit den gleichen Nachteilen und einem ebenso hohen Energieaufwand. c) Absorption und Adsorption. Bei Absorptionsverfahren (Absorption = Aufnahme von Gasen in Flüssigkeiten) werden Gasgemische thermisch durch Partialdruckunterschiede oder Konzentrationsunterschiede getrennt. CO2 kann sowohl chemisch wie auch physikalisch aus einem Gasgemisch separiert werden, wobei unterhalb eines CO2-Partialdrucks von 10 bar chemische Wäschen und darüber hinaus physikalische Wäschen eingesetzt werden. 2.4 Transportmöglichkeiten Für den Transport von Kohlendioxid existieren derzeit zwei Optionen. Entweder mit einer Pipeline, die an Land oder im Wasser verlaufen kann, oder indem man das flüssige CO2 in Behälter füllt und diese mit Bahn, LKW oder Schiff an den Bestimmungsort bringt. a)Pipeline-Transport: Im Fall des Kohlendioxid-Transports, vor allem bei größeren Mengen über weitere Strecken, hat sich in den letzten Jahren die Pipeline als Transportmittel der ersten Wahl etabliert. Aufgrund der ähnlichen Eigenschaften von flüssigem CO2 und LPG (Liquefied Petroleum Gas) ist eine breite Anwendung dieser Technologie sehr gut möglich. In den USA werden heute bereits 50 Mt CO2 pro Jahr auf 2.500 km Pipeline-Länge von den Quellen zu den Lagerstätten zum Zweck der EOR transportiert. 90 % der CO2-Pipelines befanden sich 2002 auf dem Gebiet der USA. b)Schiffstransport: Bei Offshore-Projekten werden neben der Verwendung von unterseeischen Pipelines auch Tanker, ähnlich jenen für den Transport von LPG eingesetzt, wobei sich der Einsatz von seegängigen Schiffen für den Transport von CO2 noch in einem sehr frühen Stadium befindet. 2004 wurden weltweit gerade vier Schiffe für diesen Zweck eingesetzt. 2.5 Varianten der Speicherung Kohlendioxid wird entweder in Aquifere (wasserführende Schichten) eingepumpt, in mehr oder weniger leer geförderte Erdöl- oder Erdgasfelder, in kohleführende Schichten oder in die Tiefsee (bzw. in Gesteinsschichten unter dem Meeresboden). Verpressungsprojekte werden sowohl off-shore (im Meer) als auch on-shore (am Festland) durchgeführt. 3. Europäische Perspektive Die EU hat bereits in einem Richtlinienvorschlag, der am 23. Januar 2008 präsentiert wurde, ihre Vorstellungen zur Integration dieser Technologie im Rahmen des Klimaschutzes vorgestellt. Unter anderem strebt die EU den Bau von bis zu 12 Anlagen mit CCS-Technologie an sowie die Planung der Integration dieser Technologie beim Neubau von Kraftwerken. In Deutschland ist vor Kurzem das erste echte CCS-Kraftwerk, die 30 MW-Pilotanlage der „Schwarzen Pumpe“, ans Netz gegangen. Tabelle 1: Europäische Initiativen zur CO2-Verpressung ZEP CO2 GeoNet CO2 net CO2 NET EAST Dynamis FENCO-ERA HFP 348 Kapfer EU-Task Force Zero Emission Power Plants European Network of Excellence on Geological Storage of CO2 Carbon Dioxide Knowledge Transfer Network Continuation of former European Thematic Network Toward Hydrogen and Electricity Production with Carbon Dioxide Capture and Storage Fossil Energy Coalition European Hydrogen & Fuel Cell Technology Platform http://www.zero-emissionplatform.eu http://www.co2geonet.com http://www.co2net.com http://co2neteast.energnet.com http://www.dynamis-hypogen.com http://www.fenco-era.net https://www.hfpeurope.org BHM, 153. Jg. (2008), Heft 9 Zusätzliche Kompressorstationen können notwendig werden um Druckverluste auf längeren Distanzen zu begegnen. Die spezifischen Kosten beginnen erst bei höherer Transportkapazität merkbar zu sinken. Bei jährlichen Transportraten von rund 5 Mt CO2 in einer 250 km langen Transportleitung auf dem Landweg liegen die spezifischen Kosten zwischen 2,5–4,5 USD/tCO2. Speicher: Der Anteil der Kosten für die Speicherung ist der geringste im Verlauf eines CCSProjektes. Anderson und Newell1 setzen ihn bei rund 1,4–8,2 USD/t CO2 an, Hendriks et al3 nennen einen weiteren Bereich zwischen 1–16 USD/t CO2. schen 1 und 14 EUR, wobei die Einbringung in Aquifere Ein wichtiger Faktor für die Höhe Variante der Speicherkosten ist dieund Tiefe die der Speicherschicht. In Tiefen an Land die günstigste darstellt Offzwischen 0 und 4.000 Metern variieren die Kosten pro t CO2 zwischen 1 und 14 EUR, wobei die shore-Verbringung in Aquifere bzw. Off-shore-Gasfelder Einbringung in Aquifere an Land die günstigste Variante darstellt und die Off-shore-Verbringung in am teuersten kommt. Aquifere bzw. Off-shore-Gasfelder am teuersten kommt. 4. Österreich In Österreich haben sich die beiden erdöl- und erdgasfördernden Unternehmen, OMV und RAG, bereits auf die Möglichkeit der Kohlendioxidspeicheanderem strebt die EU den Baugeologischen von bis zu 12 Anlagen mit CCS-Technologie an sowie die Planung Tiefe saline Reservoirs in ihren und Studien bzw. derrung Integration dieser Lagerstätten Technologie beimvorbereitet Neubau von Kraftwerken. 87-2.727 PgC In Deutschland ist vor durchgeführt. Kurzem das erste echte die 30CCS MW-Pilotanlage der Feldversuche Die CCS-Kraftwerk, Umsetzung von in „Schwarzen Pumpe“, Netz gegangen. Österreich ist ans derzeit noch nicht absehbar. Noch fehlen die rechtlichen Rahmen­ bedingungen zur Umsetzung, Tabelle 1: Europäische Initiativen zur CO2-Verpressung als Vorreiter zu realisieren, ZEPder Wille, EU-Task Force Zero diese Emission Technologie Power Plants http://www.zero-emissionplatform.eu CO2sowie GeoNet ein European Network Anreiz, of Excellenceder on die Umsetzung dieser finanzieller Geological Storage of CO2 http://www.co2geonet.com begünstigt. CO2Technologie net Carbon Dioxide Knowledge Transfer Network http://www.co2net.com CO2 NET EAST Dynamis FENCO-ERA HFP Continuation of former European Thematic Network Toward Hydrogen and Electricity Production with Carbon Dioxide Capture and Storage Fossil Energy Coalition European Hydrogen & Fuel Cell Technology Platform 5. Kosten Alte Erdöllager 41-191 PgC Alte Gaslager 136-300 PgC Kohleschichten >20 PgC http://co2neteast.energnet.com http://www.dynamis-hypogen.com http://www.fenco-era.net https://www.hfpeurope.org Abtrennung: Im Normalfall bilden die Kosten für die 4. Österreich 1.391-27.000 PgC 1 Petagram (Pg) =10 g, Separation demund Abgasstrom die Unternehmen, anteilsmä- OMV undQuelle: IPCC, 2007 In Österreich habendes sichCO die beiden erdgasfördernden RAG, 2 aus erdöl1 Einheit C = 3,667 Einheiten CO bereits die Möglichkeit der geologischen Kohlendioxidspeicherung in ihren Lagerstätten ßigauf höchste Kostenkomponente eines CCS-Projektes. vorbereitet undgebauten Studien bzw. Kohlekraftwerken Feldversuche durchgeführt. Umsetzung von CCS in Österreich ist Bei neu mitDieeiner Leistung Abb. 2: Möglichkeiten und Kapazitäten CO2-Verpressung Abb. 2: Möglichkeiten und zur Kapazitäten zurweltweit CO2-Verpressung derzeit noch nicht absehbar. Noch fehlen die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Umsetzung, der von rund 300–500 MW (unter Verwendung eines Amiweltweit 1 Wille, als Vorreiter diese Technologie zu realisieren, sowie ein finanzieller Anreiz, der die zufolge kann für CCS-Projekte mit Gesamt: Den Berechnungen von Anderson und Newell nabsorptionssystems, MEA, also einer NachverbrenUmsetzung dieser Technologie begünstigt. Gesamtkosten von durchschnittlich 45–58 USD pro t erfasstem CO2 gerechnet werden. Mit den zu nungs-Technologie) wird mit einer durchschnittlichen 5. Kosten erwartenden technischen im Zeitraum könnten die Kosten für die Gesamt: Den Optimierungen Berechnungen von2010–2015 Anderson und Abtrennung: Im Normalfall bilden die von Kosten für diegerechnet. Separation des CO2 aus dem Abgasstrom die CO2-Separationsausbeute 90 % 1 Absorption chemische auf 34–42 USD pro t CO2 sinken. Newell zufolge kann für CCS-Projekte mit Gesamtkosanteilsmäßig höchste Kostenkomponente CCS-Projektes. Bei neu gebauten Kohlekraftwerken Nach diesen Autoren betragen die Kosten für Transport und Speicherung rund 5,5–15 USD/t CO2, In den untersuchten Fälleneines erhöht die CO2-Abtrennung ten von durchschnittlich 45–58 USD pro t erfasstem CO mitdie einerKapitalkosten Leistung von rund 300–500 (unter Verwendung eines67–87 % Aminabsorptionssystems, wobei 100 km Pipeline mit 1,4–2,7 USD t CO2 angenommen werden und die2 geologische eines MW Kraftwerks um rund werden. Mit USD dent zu technischen MEA, also einer Nachverbrennungs-Technologie) wird mit einer durchschnittlichen COgerechnet 2. Speicherung selbst mit 1,4–8,2 CO2erwartenden und die Stromgestehungskosten um 61–84 %. Mit der Separationsausbeute von 90 % gerechnet. Optimierungen 6. Zusammenfassungim Zeitraum 2010–2015 könnten die COuntersuchten Kraftwerksbereich außerdem um rundfürAutoren In den Fällengeht erhöht im die CO 2-Separation 2-Abtrennung die Kapitalkosten eines Kraftwerks Verschiedene betonen, dass esAbsorption keine einzelne auf Maßnahme gibt,USD mit der man die Zunahme Kosten die chemische 34–42 67–87 % und die Stromgestehungskosten um 61–84 %. Mit der CO eine signifikante Wirkungsgradverminderung einher. 2-Separation geht imvon Treibhausgasen in der Atmosphäre verringern bzw. den Klimawandel aufhalten könne. pro t CO sinken. 2 Kraftwerksbereich außerdem eine signifikante Wirkungsgradverminderung einher. Stattdessen wird eine Kombination verschiedenartiger Maßnahmen notwendig sein, die auch mit Nach diesen Autoren betragen die Kosten für Transeiner Änderung von Strukturen und sozialen Verhaltensweisen einhergehen müssen. port Speicherung rund 5,5–15 USD/t CO2werden, , wobei Soll einund bestimmter Stabilisierungsgrad erreicht oder eingehalten so bestimmt dieser die ~3 EUR/t 2-5 EUR/t 2-12 EUR/t 100 km Pipeline mit USD t CO in der Atmosphäre auf beispielsweise 450 ppm Wahl der Technologien. Um 1,4–2,7 den CO2-Gehalt 2 angenommen einzustellen,und ist eine weitaus größere Bandbreite und Intensität selbst an Maßnahmen werden die geologische Speicherung mit notwendig, als dies der Fall beiUSD beispielsweise 1,4–8,2 t CO2.750 ppm wäre. Das IPCC schlägt eine Reihe von Maßnahmen vor: Verringerung der Nachfrage und/oder Verbesserung der Energieeffizienz Substitution innerhalb der fossilen Energieträger Tiefsee 15 2 6. Zusammenfassung 5 – 120 EUR/t CO2 Hauptkostenblock, ca. 60 % der Kosten Kosten in Österreich: 20–70 EUR/t CO2* Abb. 1: Überblick über die Kosten der CO2-Verpressung, eigene Berechnungen * Quelle: eigene Berechnungen anhand von Anlagen mit hohen CO2 -Emissionen Abb. 1: Überblick über die Kosten der CO2-Verpressung, eigene Berechnungen Transport: Für onshore-Pipelines ohne zusätzliche Kompressorstationen liegen im Bereich von 0,3 und 0,4 Mio. USD/km für einen Durchmesser von 40 cm und bei 0,5 bis 0,9 USD/km für einen Durchmesser von 80 cm, wobei die Preiskurve annährend einer Geraden entspricht. Zusätzliche Kompressorstationen können notwendig werden um Druckverluste auf längeren Distanzen zu begegnen. Die spezifischen Kosten beginnen erst bei höherer Transportkapazität merkbar zu sinken. Bei jährlichen Transportraten von rund 5 Mt CO2 in einer 250 km langen Transportleitung auf dem Landweg liegen die spezifischen Kosten zwischen 2,5–4,5 USD/tCO2. Speicher: Der Anteil der Kosten für die Speicherung ist der geringste im Verlauf eines CCS-Projektes. Anderson und Newell1 setzen ihn bei rund 1,4–8,2 USD/t CO2 an, Hendriks et al3 nennen einen weiteren Bereich zwischen 1–16 USD/t CO2. Ein wichtiger Faktor für die Höhe der Speicherkosten ist die Tiefe der Speicherschicht. In Tiefen zwischen 0 und 4.000 Metern variieren die Kosten pro t CO2 zwi- BHM, 153. Jg. (2008), Heft 9 Verschiedene Autoren betonen, dass es keine einzelne Maßnahme gibt, mit der man die Zunahme von Treibhausgasen in der Atmosphäre verringern bzw. den Klimawandel aufhalten könne. Stattdessen wird eine Kombination verschiedenartiger Maßnahmen notwendig sein, die auch mit einer Änderung von Strukturen und sozialen Verhaltensweisen einhergehen müssen. Soll ein bestimmter Stabilisierungsgrad erreicht oder eingehalten werden, so bestimmt dieser die Wahl der Technologien. Um den CO2-Gehalt in der Atmosphäre auf beispielsweise 450 ppm einzustellen, ist eine weitaus größere Bandbreite und Intensität an Maßnahmen notwendig, als dies der Fall bei beispielsweise 750 ppm wäre. Das IPCC schlägt eine Reihe von Maßnahmen vor: – Verringerung der Nachfrage und/oder Verbesserung der Energieeffizienz – Substitution innerhalb der fossilen Energieträger – Verstärkte Nutzung nicht fossiler Energieträger – Carbon Capture and Storage (CCS) – Aufforstung und Wiederaufforstung Einige dieser Vermeidungsmaßnahmen konkurrieren untereinander auf dem Markt der Energieversorgung. Ein kritischer Punkt ist hierbei stets die Kostenkomponente, die bei jeder der Maßnahmen beträchtlichen Unsicherheiten unterworfen ist. Der Wert von Kohlendioxid ist der wichtigste Faktor, der sowohl alle anderen Parameter (wie politische Rahmenbedingungen, Einführung flexibler Mechanismen, Selektion der Primärenergieträger Kapfer 349 sowie Geschwindigkeit der technologischen Weiterentwicklung) beeinflusst wie auch den Einsatz von CCS als ökonomisch realisierbare Klimaschutzmaßnahme. Als klare Konkurrenten dieser Technologie werden Atomkraft, Solarenergie oder Windkraft genannt. Auf der anderen Seite ist CCS nicht nur als eigenständige Technologie zu sehen, sondern entwickelt sich gemeinsam mit verschiedenen anderen Maßnahmen (z. B. ZeroEmission Power Plants, Kombination mit Wasserstoffproduktion, Brennstoffzellen) und bildet so Synergien auf der Kostenseite. Es gibt eine Reihe von Pro- und Contra-Argumenten zur Durchführung von CCS als Klimaschutzoption in Österreich. De facto wäre sie, vor allem in der Variante der Biomasse-kombinierten CCS, eine Möglichkeit, als mittelfristige Brückentechnologie zu fungieren, bis längerfristige Maßnahmen im Bereich der Energiepolitik (Steigerung der Energieeffizienz, Reduktion des Verbrauchs, Förderung der erneuerbaren zu Lasten der fossilen Energieträger…) greifen. Technisch wäre die CCS möglich, unter verschiedenen, hier aufgezeigten Rahmenbedingungen, sogar weitgehend wirtschaftlich. Zu beachten sind hierbei aber auf jeden Fall der durch das Projekt zusätzlich generierte Energieaufwand und die zusätzlich dadurch entstehenden Umweltauswirkungen. 350 Kapfer Die Option der CCS sollte aus diesen Gründen systematisch erforscht und gegebenenfalls auch realisiert werden. Literatur Anderson, S., Newell, R. 2003: Prospects for Carbon Capture and Storage Technologies; Resources for the Future; Discussion Paper 02–68; Washington DC. – 2 IPCC (2007): Special Report „Carbon Dioxide Capture and Storage” – Bert Metz, Ogunlade Davidson, Heleen de Coninck, Manuela Loos and Leo Meyer (Eds.); Cambridge University Press, UK. pp 431. Available from Cambridge University Press, The Edinburgh Building Shaftesbury Road, Cambridge CB2 2RU ENGLAND. http://www.ipcc.ch/pdf/special-reports/srccs/srccs_summaryforpolicymakers.pdf. – 3 Hendriks C. A., A. F. B. Wildenborg, K. Blok, F. Floris und J. D. van Wees (2000): Costs of Carbon Removal by Underground Storage; Paper presented at the 5th International Conference on Greenhouse Gas Control Technologies (GHGT-5), Cairns, Australia; August 13–16, 2000. – 4 Kapfer, M. (2005): Ökologische und ökonomische Bewertung der geologischen CO2-Speicherung als Klimaschutzmaßnahme in Österreich; Dissertation an der Universität Wien und an der Karl-Franzens Universität Graz; Oktober 2005. http://stefan. schleicher.wifo.at/down/diss/DISS_Kapfer.pdf. 1 BHM, 153. Jg. (2008), Heft 9