Universität Augsburg

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Augsburg
Universität Augsburg
Geldanlage bei Inflationsrisiken und politischen Risiken
Inflationsindexierte versus klassische Bundesanleihe –
Eine Gegenüberstellung im Kontext der Finanzmarktkrise
Betreuender Hochschullehrer:
Prof. Dr. Marco Wilkens
Studentische Teammitglieder:
Jennifer Brummer
Markus Buxbaum
Ferdinand Kandlhofer
Alexander Linhart
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
II
Inhaltsverzeichnis
Seite
Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................. II Abbildungsverzeichnis ....................................................................................................III Tabellenverzeichnis ........................................................................................................ IV Abkürzungsverzeichnis .................................................................................................... V Symbolverzeichnis.......................................................................................................... VI 1. Einleitung ...................................................................................................................... 1 2. Inflationsindexierte Anleihen ....................................................................................... 3 2.1 . Inflation: Ursachen, Messung und Auswirkung .................................................... 3 2.2 . Typen inflationsindexierter Anleihen .................................................................... 7 2.3 . Der Markt für inflationsindexierte Anleihen ....................................................... 12 2.4 . Grundsätzliche Analyse von inflationsindexierten Anleihen ..............................14 2.5 . Break-Even-Inflationsrate.................................................................................... 16 3. Inflationsindexierte Anleihe versus Bundesanleihe – Eine empirische Analyse ........18 3.1 . Methodik der empirischen Gegenüberstellung .................................................... 18 3.2 . Empirische Gegenüberstellung ............................................................................ 20 3.3 . Analyse der Wertentwicklungen..........................................................................23 4. Extremszenarien und ihre Auswirkungen ................................................................... 28 4.1 . Finanzielle Repression ......................................................................................... 28 4.1.1 Aufbau des Szenarios .................................................................................29 4.1.2 Relevanz und Auswirkungen ......................................................................30 4.2 . Hyperinflation ......................................................................................................32 4.2.1 Aufbau des Szenarios ................................................................................ 32 4.2.2 Relevanz und Auswirkungen ..................................................................... 34 4.3 . Währungsschnitt .................................................................................................. 35 4.3.1 Aufbau des Szenarios ................................................................................ 36 4.3.2 Relevanz und Auswirkungen ..................................................................... 36 4.4 . Staatsbankrott ...................................................................................................... 39 4.4.1 Aufbau des Szenarios ................................................................................ 40 4.4.2 Relevanz und Auswirkungen ..................................................................... 40 5. Zusammenfassung und Ausblick ................................................................................46 Literaturverzeichnis ........................................................................................................ VI Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
III
Abbildungsverzeichnis
Seite
Abbildung 1: Ausstehende inflationsindexierte Anleihen im Jahr 2011 ........................ 14
Abbildung 2: Kumulierter Renditeverlauf der untersuchten Bonds ............................... 21
Abbildung 3: Marktzinsniveau ....................................................................................... 23
Abbildung 4: Entwicklung der Börsenkurse .................................................................. 24
Abbildung 5: Entwicklung Börsenkurs inflationsindexierte Anleihe ............................ 25
Abbildung 6: Inflationserwartungen bis 2016 ................................................................ 25
Abbildung 7: Jährliche Inflationsraten ........................................................................... 26
Abbildung 8: Inflationsverlauf in Deutschland ab 1948 ................................................ 37
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
IV
Tabellenverzeichnis
Seite
Tabelle 1: Zahlungsströme einer kapitalindexierten Inflationsanleihe........................... 10
Tabelle 2: Zahlungsströme einer kuponindexierten Inflationsanleihe ........................... 11
Tabelle 3: Übersicht über die verglichenen Bonds......................................................... 20
Tabelle 4: Inflationsvergleich von 1800-2006 ............................................................... 33
Tabelle 5: Zusammenfassung der Szenarienanalyse. ..................................................... 41
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
V
Abkürzungsverzeichnis
BIP .................Bruttoinlandsprodukt
c.p. .................Ceteris paribus
DM .................Deutsche Mark
DP ..................Dirty Price
EZB................Europäische Zentralbank
HVPI ..............Harmonisierter Verbraucherpreisindex
ILB .................Inflation-Linked-Bond
VPI .................Verbraucherpreisindex
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
VI
Symbolverzeichnis
A .....................Annuität
BEI .................Break-Even-Inflation
C ....................Rückzahlungsbetrag
CP ..................Clean Price
DM ........................... tatsächliche Anzahl Tage im Monat des Beobachtungstags
DP ..................Dirty Price
dtM ........................... tatsächliche Anzahl Tage im Monat des Starts
I0............................... Investitionsbetrag
IVZ .................Indexverhältniszahl
K ....................Kupon
m ....................Monat
M ....................Monetäre Basis bzw. Geldmenge
P .....................Preisniveau bzw. Stand des Verbraucherpreisindex
R .....................Zinssatz
RnNA........................ Nominalrendite einer Nominalanleihe
RrRA ........................ Realrendite einer Realanleihe
t ......................Zeitpunkt
V .....................Umlaufgeschwindigkeit des Geldes
VP ..................Marktwert eines inflationsindexierten Investments
Y .....................Bruttoinlandsprodukt
ZZt........................... Bis t angefallenen Kuponzahlungen
....................Inflationsrate
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
VII
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
1
1.
Einleitung
Ein zentrales Problem bei der Kapitalbildung ist der inflationsbedingte Wertverlust
des Geldes. Dies trifft auch für die sonst als vergleichsweise sicher angesehenen
Staatsanleihen der Bundesrepublik Deutschland zu. Seit 2006 emittiert die
Bundesrepublik Deutschland nun inflationsindexierte Bundesanleihen, mit denen
eine Absicherung gegen Inflationsrisiken verbunden ist.
Zentrales Ziel dieser Arbeit ist es zu untersuchen, ob und unter welchen
Bedingungen diese inflationsindexierten Anleihen den rendite- und risikoorientierten
Anleger besser stellen als klassische Staatsanleihen. Dabei werden neben einem
Normalszenarium auch Szenarien analysiert, die im Zuge der aktuellen Finanzkrise
als denkbar herausgearbeitet werden. So sollen insbesondere für Privatanleger
Hilfestellungen erarbeitet werden, die die Entscheidung zwischen diesen zentralen
Anlageformen sowohl im Grundsatz als auch vor dem Hintergrund der möglichen
Auswirkungen der aktuellen Finanzkrise unterstützen. Um dieses Ziel zu erreichen,
ist die Arbeit wie im Weiteren beschrieben aufgebaut.
Um ein grundlegendes Verständnis des Renditeverhaltens zu schaffen wird in
Kapitel 2 zunächst der Begriff der Inflation genau definiert und im Detail erklärt.
Dabei wird besonderes Gewicht auf die Wirkung der Inflation auf den Wert und die
Rendite von Anleihen gelegt. Anschließend werden die Funktionsweisen und
verschiedenen Typen von inflationsindexierten Anleihen herausgearbeitet. So
werden die Chancen und Risiken einer Kapitalanlage in inflationsindexierte Anleihen
deutlich. Im Anschluss wird auf die Break-Even-Inflation eingegangen. Mit dieser
können die Höhe der eingepreisten Inflationserwartung berechnet werden und die
Veränderungen dieser Erwartungen während dem Zeitverlauf dargestellt werden.
In Kapitel 3 werden für das Normalszenarium zunächst die Methodik der
Renditebestimmung und die Methodik des Vergleichs beider Anlageformen
herausgearbeitet. Anhand eines Performancevergleichs wird analysiert, wie sich die
Werte von inflationsindexierten und klassischen Anleihen in dem Normalszenarium
verhalten. Um im Anschluss die Wertverläufe zu erklären werden die Einflüsse der
Geldmarktzinsen auf die Kursentwicklung herausgearbeitet. Die Ergebnisse dieser
Analyse sind die Grundlage für die Betrachtung von Extremszenarien, da sie das
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
2
notwendige Verständnis der Wirkungszusammenhänge von Einflussparametern auf
den Wertverlauf beider Anleihen vermitteln.
Gerade
im
Hinblick
auf
die
potentiellen
Auswirkungen
der
aktuellen
Finanzmarktkrise ist es für Anleger relevant, wie sich inflationsindexierte und
klassische Anleihen in Szenarien verhalten, die von dem Normalszenarium
abweichen. Es werden daher in Kapitel 4 vier Szenarien herausgearbeitet, deren
Eintritt als möglich erachtet wird. Diese sind die finanzielle Repression, die
Hyperinflation, der Währungsschnitts und zuletzt der Staatsbankrott. Mit Hilfe der
Auswirkungen, die sich in den jeweiligen Szenarien auf Inflation und Zinsen
ergeben, wird mittels einer Analyse der Einflussfaktoren die Vorteilhaftigkeit einer
der beiden Anlagen begründet.
Kapitel 5 fasst die wesentlichen Ergebnisse der Arbeit zusammen und gibt einen
Ausblick auf weiteren Forschungsbedarf.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
3
2.
Inflationsindexierte Anleihen
Um das notwendige Verständnis für den in Kapitel 3 folgenden Vergleich von
inflationsindexierten und klassischen Anleihen zu vermitteln, wird zunächst der
Begriff der Inflation definiert und im Detail erklärt. Besonderes Augenmerk wird
hierbei auf die Wirkung der Inflation auf den Wert und die Rendite von Anleihen
gelegt. Darauf aufbauend wird erörtert, wie sich Anleger gegen potentielle
Kaufkraftverluste bei Geldentwertung mit Hilfe inflationsindexierter Anleihen
absichern können. Hierfür werden die grundsätzliche Funktionsweise und die
unterschiedlichen Typen von inflationsindexierten Anleihen dargestellt. Ein
Marktüberblick verdeutlicht die steigende Beliebtheit von inflationsindexierten
Anleihen. Des Weiteren werden die wesentlichen Chancen und Risiken von
inflationsindexierten Anleihen herausgearbeitet.
2.1
Inflation: Ursachen, Messung und Auswirkung
„Wenn die Brieftaschen immer voller und die Einkaufstaschen immer leerer
werden.“
Robert "Bob" Orben (*1927), amerik. Publizist u. Humorist
Es gibt unzählige Herangehensweisen, um den Inflationsbegriff in Worte zu fassen.
Das Zitat von Orben beschreibt die fühlbaren Auswirkungen von Inflation für die
Bevölkerung sehr anschaulich.
Im Sprachgebrauch wird Inflation oftmals als Kaufkraftverlust definiert, der durch
eine langfristige Erhöhung des Preisniveaus entsteht.1 In der Wissenschaft wird
Inflation vor allem kausal definiert. Diese Definitionen zielen damit auf mögliche
Ursachen der Inflation ab. Eine genauere Betrachtung von Inflation und ihren
Ursachen ist notwendig, um eine Ausgangsbasis für die im Verlauf der Arbeit
folgenden Analysen zu schaffen.
Pätzold nennt drei mögliche Ursachen für die Inflation.2 Bei der ersten
Inflationsursache, der Nachfrageinflation, resultiert die Preisniveausteigerung aus
den Folgen eines Überhangs der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage über die
volkswirtschaftliche Produktionskapazität. Als zweite mögliche Inflationsursache
1
2
Vgl. Blanchard/Illing (2006), S. 56.
Vgl. Pätzold (1998), S. 99-110.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
4
wird eine Angebotsinflation beschrieben. Gemäß Pätzold und Baade kann
Angebotsinflation als Kostendruckinflation oder Markmachtinflation erscheinen.
Kostendruckinflation ist eine Preisniveausteigerung infolge mit Macht durchgesetzter
Kostensteigerungen. Marktmachtinflation ist eine Preisniveausteigerung infolge mit
Marktmacht
durchgesetzter
Gewinnsteigerungen.
Als
dritte
mögliche
Inflationsursache wird Geldmengeninflation genannt. Diese entwickelt sich, wenn
die Geldmenge schneller als die gesamtwirtschaftliche Produktion wächst.
Die Geldmengeninflation hat gerade im Kontext der Finanzmarktkrise und in Bezug
auf wachsende Staatsverschuldungen eine entscheidende Bedeutung. Daher ist es
sinnvoll, den Begriff der Geldmengeninflation weiter zu konkretisieren. Ein Ansatz,
um die Zusammenhänge zwischen Geldmenge und Preissteigerungen zu erklären, ist
die Quantitätsgleichung des Geldes.1
(1)
Hierbei symbolisiert M die Monetäre Basis (z.B. Bargeld und die Geldeinlagen bei
der Zentralbank), V steht für die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, P symbolisiert
das Preisniveau und Y das reale Bruttoinlandsprodukt. Eine Erhöhung der
Geldmenge hat demnach eine beschleunigte Inflation zur Folge.
Inflation kann auch nach der Geschwindigkeit des Kaufkraftverlustes unterschieden
werden. In diesem Zusammenhang sind Begriffe wie rasende Inflation, schleichende
Inflation und trabende Inflation üblich.2
Formal lässt sich Inflation durch den Zusammenhang
(2)
ausdrücken.3 Hier wird der Zusammenhang zwischen Inflationsrate und Preisniveau
besonders deutlich. In dieser Gleichung symbolisiert
die Inflationsrate und P das
allgemeine Preisniveau. Entsprechend stellt t den aktuellen Zeitpunkt und t-1 den
vorherigen Zeitpunkt dar. Die Inflationsrate bildet sich demnach durch die relative
Preisniveauveränderung von der Vorperiode zur aktuellen Periode.
1
Siehe auch Friedman (1957).
Vgl. Cassel/Apolte (2007), S. 340.
3
Vgl. Weiß (2010), S. 36.
2
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
5
Zur Messung von Inflation existieren verschiedene Konzepte, die sich substantiell
unterscheiden. Bei allen Verfahren handelt es sich aber lediglich um approximative
Verfahren, die daher die Höhe der Inflation nur näherungsweise sichtbar machen
können. Gängige Beispiele für diese Messverfahren sind vor allem der BIP-Deflator,
der Verbraucherpreisindex (VPI), der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI)
und die Kerninflation.1 Prinzipiell hängt die Wahl des „richtigen“ Verfahrens
maßgeblich
von
der
jeweiligen
Fragestellung
ab,
da
jedes
der
Inflationsmessverfahren spezifische Stärken und Schwächen besitzt. Daher ist eine
detaillierte Betrachtung der verschiedenen Messverfahren für die weitere Arbeit
unbedingt notwendig.
Ein gängiges Verfahren zur Inflationsmessung in Deutschland ist der VPI. Der VPI
misst die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen, die
von privaten Haushalten für Konsumzwecke gekauft werden. Der VPI liefert so ein
Gesamtbild der Preisentwicklung in Deutschland. Hierbei werden alle Arten von
Haushalten, alle Regionen und die spezifischen Nachfrageunterschiede durch
regional unterschiedliche Konsumgewohnheiten berücksichtigt.2
Neben dem VPI wurde der HVPI entwickelt. Ziel des HVPI ist die Schaffung einer
Vergleichsmöglichkeit
zwischen
den
Preisniveauentwicklungen
von
unterschiedlichen Volkswirtschaften. Diese Vergleichsmöglichkeit besteht beim VPI
nicht, da teilweise gravierende länderspezifische Differenzen in der Berechnung
existieren.3 Dem HVPI kommt eine zentrale Bedeutung in der europäischen
Währungspolitik zu, da der EZB-Rat seine geldpolitischen Strategien an der
Entwicklung des HVPI ausrichtet. Im Jahr 2003 wurde durch den EZB-Rat
festgelegt, dass eine Preisniveaustabilität bis zu einem Anstieg des HVPI um
maximal 2 % pro Jahr gewährleistet ist.4 Der HVPI unterscheidet sich hinsichtlich
des Zwecks der Berechnung vom VPI. Während der HVPI rein zur
Inflationsmessung berechnet wird, dienen die nationalen VPIs auch vielen weiteren
Zwecken.5
1
Vgl. Weiß (2010), S. 38.
Vgl. Statistisches Bundesamt (2012a).
3
Vgl. Statistisches Bundesamt (2012b).
4
Vgl. EZB (2003), S. 87-90.
5
Vgl. Statistisches Bundesamt (2012c).
2
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
6
Beim HVPI handelt es sich um einen EU-Verbraucherpreisindex, der nach einem
harmonisierten Ansatz mit einheitlichen Definitionen für alle Länder berechnet wird,
wobei aber die nationalen Konsumgewohnheiten berücksichtigt werden.1 Der HVPI
wird monatlich berechnet und vom Statistischen Amt der Europäischen Union
(Eurostat) überwacht.2 Der HVPI ist ein Laspeyres-Preisindex und wird als
Kettenindex berechnet.3 Die Gewichtungen werden alle fünf Jahre überarbeitet und
an Veränderungen angepasst. Der Warenkorb hingegen wird laufend an die
Konsumgewohnheiten der Haushalte angeglichen. Bei Währungsunterschieden
werden zur Berechnung des HVPI zur Umrechnung unterschiedlicher Währungen
Kaufkraftparitäten
verwendet.
Je
nach
Verwendungszweck
existieren
unterschiedliche Varianten des HVPI, z.B. HVPI ohne Tabak, HVPI ohne Energie.
Der HVPI ohne Tabak wird z.B. bei inflationsindexierten Anleihen als Maß für die
Inflation verwendet.4
In der wissenschaftlichen Diskussion werden verschiedene Kritikpunkte am HVPI
genannt. Diese Kritik richtet sich vor allem an seine Zusammensetzung.
Lohnveränderungen werden demnach bspw. nur unzureichend berücksichtigt. Mieten
werden zwar berücksichtigt, jedoch kein selbst bewohntes Wohneigentum. Durch
diese Faktoren können Verzerrungen zwischen den nationalen HVPIs entstehen.5
Es kann festgehalten werden, dass bei der Inflationsmessung der Warenkorb von
zentraler Bedeutung für die Aussagekraft der Messung ist. Die Zusammensetzung
des Warenkorbs ist dafür verantwortlich, wie gut die Konsumgewohnheiten der
Haushalte abgebildet werden. Nur wenn die Konsumgewohnheiten der privaten
Haushalte gut erfasst werden, ist die Messung der Inflation annähernd repräsentativ
für die Volkswirtschaft. Die gefühlte Inflation kann sich jedoch bei jedem
Individuum auf Grund von individuellen Konsumgewohnheiten unterschiedlich
darstellen.
1
Vgl. Eurostat (2004), S. 3. Vgl. Statistisches Bundesamt (2012b).
3
Vgl. Statistisches Bundesamt (2012c).
4
Vgl. Abschnitt 2.2.
5
Vgl. Weber (2007), S. 3-4.
2
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
7
Die Gefahr hoher Inflationsraten steigt durch weltweit niedrige Zinsniveaus und
immer weiter steigende Staatsausgaben und Staatsverschuldung.1 Daher wird es für
Privatanleger immer wichtiger, ihre Anlagen gegen drohende hohe Inflationsraten
und den damit einhergehenden Kaufkraftverlusten abzusichern.2 Anleger erwarten
von ihrer Anlage, dass diese mindestens die realen Kaufkraftverluste in Folge der
Inflation kompensiert.
Für die Beurteilung und Strukturierung der Geldanlagen haben die Inflationserwartungen für den Anlagezeitraum also eine entscheidende Bedeutung. Die
eingepreisten Inflationserwartungen sind letztlich der Differenzbetrag zwischen
nominaler und realer Verzinsung. Dieser genannte Zusammenhang zwischen
nominalen Zinssatz und realer Verzinsung und Inflationserwartung wird unter
anderem durch die Fisher-Gleichung anschaulich beschrieben. Demnach setzt sich
der nominale Zinssatz aus der realen Verzinsung und den Inflationserwartungen
zusammen.3
Problematisch ist jedoch, dass Anleger in klassische Anleihen ex ante nur den
nominalen Ertrag der Anlage kennen. Der reale Ertrag hängt von der tatsächlichen
Inflation ab. Wenn die tatsächliche Inflation kleiner oder gleich der eingepreisten
Inflationserwartungen ist, erleidet der Anleger keine Verluste auf Grund von
Inflation. Wenn die reale Inflation jedoch höher ist, kann es zu realen
Kaufkraftverlusten, trotz einer ex ante attraktiv wirkenden Verzinsung kommen. Hier
wird deutlich, dass Inflation einen beträchtlichen Risikofaktor für Geldanlagen
darstellt.
2.2 Typen inflationsindexierter Anleihen
Im Bereich der inflationsindexierten Anleihen existieren verschiedene Varianten mit
unterschiedlichen Ausstattungsmerkmalen. Der Schutz vor Kaufkraftverlusten bzw.
der Erhalt einer konstanten Realverzinsung steht jedoch bei allen Inflationsanleihen
im Vordergrund.4
1
Denkbar wäre ein Schuldenabbau durch längere Zeiten hoher Inflation im Sinne von Abschnitt 4.2.
Vgl. Bergold (2005), S. 522.
3
Vgl. Fisher (1930).
4
Vgl. Deacon/Derry/Mirfendereski (2004), S. 17.
2
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
8
Während bei traditionellen Anleihen bei Auflage sowohl Kupon- als auch
Tilgungszahlung fixiert werden, findet bei Inflationsanleihen eine Fixierung der
Zahlungen an reale Größen statt.1 Um diesen Inflationsschutz zu erreichen, werden
die Zahlungsströme aus der Anleihe an einen festgelegten Verbraucherpreisindex
gekoppelt.2 Der reale Ertrag über die ganze Laufzeit steht für den Investor damit
bereits zum Anlagezeitpunkt fest.3
Grundsätzlich gilt, dass inflationsindexierte Anleihen für die Anleger von Vorteil
sind, deren Verpflichtungsseite an die Inflations- oder Lohnentwicklung gekoppelt
ist.4 Die sichere reale Rendite und die Tatsache, dass das Ausfallrisiko staatlicher
Emittenten in der Regel gering ist5, machen inflationsindexierte Anleihen für den
risikoaversen Anleger attraktiv.6 Für den Privatanleger eignet sich diese
Anlageklasse somit bspw. im Rahmen der Altersvorsorge.7 Des Weiteren eignen sich
inflationsindexierte Anleihen, durch ihre niedrigen Korrelationen zu anderen
Anlageklassen,
zur
Portfoliooptimierung.8
Privatanleger
können
so
durch
Beimischung von Inflationsanleihen zum Anlageportfolio eine Verbesserung der
Rendite-Risiko-Struktur erreichen.9
Die
am Markt
erhältlichen
Varianten von
inflationsindexierten
Anleihen
unterscheiden sich insbesondere durch differierende Auszahlungsstrukturen.10 Das
Wissen über diese Ausgestaltungsvarianten ist somit für den Anleger von Bedeutung.
Die
gängigsten
Formen
von
inflationsindexierten
Anleihen
sind
die
kapitalindexierten und kuponindexierten Anleihen. Neben diesen Arten wird im
Wesentlichen noch zwischen dem Current Pay Bond, dem Indexed Annuity Bond
und dem Indexed Zero-Coupon Bond unterschieden.11
1
Vgl. Schulz/Seidenspinner (2005), S. 826.
Vgl. Feilke/Gürtler/Hibbeln (2007), S. 609.
3
Vgl. Letzgus/Warnecke (2005), S. 18.
4
Vgl. Roggow (2005), S. 11.
5
Vgl. Goldman Sachs (2010), S. 7.
6
Vgl. Wrase (1997), S. 6. 7
Vgl. Wilkens/Wimschulte (2006), S. 577.
8
Vgl. Ellers (2009), S. 10-11.
9
Vgl. Peetz (2005), S. 191.
10
Vgl. Deacon/Derry/Mirfendereski (2004), S. 23.
11
Vgl. Deacon/Derry/Mirfendereski (2004), S. 17.
2
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
9
Die kapitalindexierte Anleihe (Capital Indexed Bond) ist die häufigste Form von
inflationsindexierten Anleihen.1 Beispielsweise emittiert die Bundesrepublik
Deutschland diesen Typ von Bond.2 Der Nominalwert der Anleihe wird während der
Laufzeit an die Inflationsentwicklung angepasst. Die Höhe des zu zahlenden Kupons
ergibt sich durch den vorab festgelegten realen Kupon, der mit dem indexierten
Nominalwert im jeweiligen Jahr multipliziert wird. Am Laufzeitende erfolgt die
Zahlung des über die Laufzeit inflationsbereinigten Nominalwertes zuzüglich der
letzten Kuponzahlung.3
Die Zahlungsströme werden wie folgt berechnet:
(3)
(4)
Der Realzinssatz wird mit r bezeichnet. Pt steht für den Verbraucherpreisindex zum
Zeitpunkt t und P0 für den Verbraucherpreisindex zum Emissionszeitpunkt. Zum
Fälligkeitstermin hat der Preisindex einen Wert von PT.4
Zur Veranschaulichung wird ein vereinfachtes Beispiel einer kapitalindexierten
Anleihe
betrachtet.
Die
Annahmen
hierfür
sind
eine
vorher
festgelegte
Realverzinsung von 2 % und eine Laufzeit der Anleihe von fünf Jahren. Die
angenommenen unterschiedlichen Inflationsraten sind der Tabelle 1 zu entnehmen.
1
Vgl. Wallrich/Wolf (2004), S. 20.
Vgl. Deutsche Finanzagentur (2011), S. 3.
3
Vgl. Deacon/Derry/Mirfendereski (2004), S. 18.
4
Vgl. Deacon/Derry/Mirfendereski (2004), S. 23.
2
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
10
Für den Anleger ergeben sich daraus folgende Zahlungsströme:
1
Realkupon
(1)
2%
Inflationsrate
(2)
2,00 %
Indexierter
Nominalwert
(3)
102,00 %
Kuponzahlung
(4) = (1)(3)
2,04 %
2
2%
2,50 %
104,55 %
2,09 %
3
2%
1,75 %
106,38 %
2,13 %
4
2%
1,50 %
107,98 %
2,16 %
5
2%
2,75 %
110,94 %
2,22 %
Jahr
Rückzahlung
(5)
110,94 %
Tabelle 1: Zahlungsströme einer kapitalindexierten Inflationsanleihe.
In Anlehnung an: Deacon/Derry/Mirfendereski (2004), S. 18.
Im Beispiel werden die Zahlungsströme einer fünfjährigen kapitalindexierten Anleihe betrachtet.
Hierfür werden unterschiedliche Inflationsraten zwischen 1,5 % und 2,75 % und ein vorab
vereinbarter Realkupon von 2 % angenommen. Die jährlichen Kuponzahlungen ergeben sich aus dem
Realkupon multipliziert mit dem jeweiligen indexierten Nominalwert. Die Rückzahlung erfolgt mit
dem indexierten Nominalwert am Ende der Laufzeit.
Das Beispiel zeigt, dass der Großteil der durch die Inflationsbereinigung
entstandenen Ausgleichszahlungen am Laufzeitende bei Rückzahlung erfolgt.
Im Gegensatz zu kapitalindexierten Anleihen erfolgt bei kuponindexierten Anleihen
(Interest Indexed Bonds) der Ausgleich des Kaufkraftverlustes, indem jährlich neben
dem garantierten Zinssatz eine Prämie in Höhe der jährlichen Inflationsrate
ausgezahlt wird. Folglich findet der Inflationsausgleich nur über die Kuponzahlung
statt. Die Tilgung beträgt, wie für konventionelle Anleihen, 100 % des
Nominalwertes.1 Die Berechnung der Kuponzahlungen kann wie folgt dargestellt
werden:
(5)
Das r steht für den Realzinssatz und Pt bzw. Pt-1 für den Verbraucherpreisindex zum
Zeitpunkt t bzw. t-1.2
1
2
Vgl. Deacon/Derry/Mirfendereski (2004), S. 18.
Vgl. Deacon/Derry/Mirfendereski (2004), S. 23.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
11
Angewandt auf das obige Beispiel ergeben sich folgende Zahlungsströme:
1
Realkupon
(1)
2,00 %
Inflationsrate
(2)
2,00 %
Kuponzahlung
(3) = (1) + (2)
4,00 %
2
2,00 %
2,50 %
4,50 %
3
2,00 %
1,75 %
3,75 %
4
2,00 %
1,50 %
3,50 %
5
2,00 %
2,75 %
4,75 %
Jahr
Rückzahlung
(4)
100,00 %
Tabelle 2: Zahlungsströme einer kuponindexierten Inflationsanleihe.
In Anlehnung an: Deacon/Derry/Mirfendereski (2004), S. 19.
Im Beispiel werden die Zahlungsströme einer fünfjährigen kapitalindexierten Anleihe betrachtet.
Hierfür werden unterschiedliche Inflationsraten zwischen 1,5 % und 2,75 % und ein vorab
vereinbarter Realkupon von 2 % angenommen. Zum Realkupon wird jährlich die Höhe der
Inflationsrate addiert. Die Rückzahlung wird nicht inflationsbereinigt.
Die Struktur der Cashflows verdeutlicht, dass bei der kuponindexierten Anleihe der
Inflationsausgleich während der Laufzeit durch die Kuponzahlungen erfolgt.
Der frühere Rückzahlungsschwerpunkt kuponindexierter Anleihen ist für Investoren
mit einem im Vergleich zu kapitalindexierten Anleihen höheren Reinvestitionsrisiko
bei gleichzeitig reduziertem Kreditrisiko verbunden. Hinzu kommt, dass die Kuponzahlungen dieser Anleihen in Abhängigkeit von der spezifischen Inflationsentwicklung volatiler als bei kapitalindexierten Anleihen sein können. Letztlich
bieten kapitalindexierte Anleihen den besseren Inflationsschutz.1
Der Current Pay Bond ist der kuponindexierten Anleihe sehr ähnlich. Der Rückzahlungsbetrag wird nicht inflationsbereinigt. Der Inflationsausgleich bezogen auf
den Nominalwert der Anleihe wird jährlich über die Kuponzahlung beglichen. Der
einzige Unterschied liegt darin, dass der festgelegte Zins ebenfalls an den
Verbraucherpreisindex gekoppelt ist.2
Die gesamte jährliche Kuponzahlung berechnet sich somit wie folgt:
(6)
1
2
Vgl. Wilkens/Wimschulte (2006), S. 574.
Vgl. Deacon/Derry/Mirfendereski (2004), S. 19-20.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
12
Wobei r für den Realzinssatz und Pt bzw. Pt-1 für den Verbraucherpreisindex zum
Zeitpunkt t bzw. t-1 steht.1
Der Indexed Annuity Bond unterscheidet sich von den bisher vorgestellten
inflationsindexierten Anleihen. Die jährliche Zahlung teilt sich in eine konstante
Annuität und eine variable Komponente auf, die den Inflationsausgleich sicherstellt.
Die Annuität setzt sich aus dem Zins- und Rückzahlungsbetrag zusammen.2
Die jährlich an die Inflation angepasste Auszahlung kann wie folgt dargestellt
werden:
(7)
Die jährliche Zahlung ergibt sich somit aus der Annuität A multipliziert mit der
Indexratio, die sich aus dem Verbraucherpreisindex zum Zeitpunkt t (Pt) dividiert
durch den Verbraucherpreisindex zum Zeitpunkt 0 (P0) ergibt.3
Der Indexed Zero-Coupon Bond beinhaltet keinen jährlichen Zinskupon. Die
Rückzahlung erfolgt in Höhe des inflationsbereinigten Nennwertes.4 Der
Ausgabepreis von Nullkuponanleihen wird mit einem Diskontabschlag, der Zins und
Zinseszins enthält, ermittelt.5
Berechnen lässt sich der Rückzahlungsbetrag wie folgt:
(8)
PT und P0 bezeichnen den jeweiligen Verbraucherpreisindex zum Laufzeitende T
bzw. zum Laufzeitbeginn 0 der Anleihe.6
2.3 Der Markt für inflationsindexierte Anleihen
Durch die Einführung von inflationsindexierten Anleihen wurde eine Lücke am
Kapitalmarkt geschlossen. Inflationsschutz von Geldanlagen war in dieser Form
1
Vgl. Deacon/Derry/Mirfendereski (2004), S. 23.
Vgl. Deacon/Derry/Mirfendereski (2004), S. 21.
3
Vgl. Deacon/Derry/Mirfendereski (2004), S. 23.
4
Vgl. Deacon/Derry/Mirfendereski (2004), S. 22.
5
Vgl. Perridon/Steiner (2007), S. 400.
6
Vgl. Deacon/Derry/Mirfendereski (2004), S. 23.
2
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
13
zuvor nur unvollständig möglich.1 Synonyme Begriffe für diese Wertpapiere sind
unter anderem inflationsgeschützte Anleihen, inflationsgebundene Anleihen,
Realzinsanleihen, Inflationsanleihen und Inflation-Linked-Bonds (ILB).2
Die Zahlungsströme einer inflationsindexierten Anleihe werden an einen festgelegten
Verbraucherpreisindex gekoppelt.3 Die Idee, die Verzinsung von Schuldverschreibungen an Preisindizes zu koppeln, ist relativ alt. Schon 1742 emittierte der
Staat Massachusetts Geldmarktpapiere, die an den Silberkurs der Londoner Börse
gekoppelt waren. Im Gegensatz dazu ist der Markt speziell für inflationsindexierte
Anleihen
sehr
jung.
inflationsindexierter
Staaten
Anleihen.
sind
Unter
bei
Weitem
den
großen
die
größten
Schuldner
Industrieländern
war
Großbritannien 1981 das erste Land, das inflationsindexierte Anleihen emittierte. Es
folgten weitere Industrieländer wie Australien (1985), Kanada (1991), Schweden
(1994), USA (1997), Frankreich (1998), Italien (2003) und Japan (2004).4
Im März 2006 hat die Bundesrepublik Deutschland erstmalig inflationsindexierte
Anleihen aufgelegt.5 Inflationsindexierte Wertpapiere des deutschen Staates machten
Ende des Jahres 2010 3,4 % der gesamten Staatsverschuldung aus.6
Bevor inflationsindexierte Anleihen von Industrieländern emittiert wurden, haben
bereits einige Schwellenländer diese Anlageform aufgelegt, da die Anleger kein
Vertrauen in die Geldwertstabilität der Länder hatten. Unter anderem waren dies
Brasilien (1964), Chile (1966), Kolumbien (1967) und Argentinien (1972).7
Die gesamte Marktkapitalisierung für inflationsindexierte Anleihen lag 1997 noch
bei 100 Milliarden US-$. Mittlerweile liegt diese bei über 1.800 Milliarden US-$.
Eine Wachstumsrate von 23 % zeigt die zunehmende Beliebtheit dieser Produkte.
Inflationsanleihen gehören somit zu den am schnellsten wachsenden Anlageklassen
der letzten 15 Jahre.8
1
Vgl. Wilkens/Wimschulte (2006), S. 577.
Vgl. Douglas (2008), S. 20.
3
Vgl. Feilke/Gürtler/Hibbeln (2007), S. 609.
4
Vgl. Peetz (2005), S. 183.
5
Deutsche Finanzagentur (2009), S. 1.
6
Bundesfinanzministerium (2011), S. 17.
7
Vgl. Brynjolfsson/Faillace (1997), S. 7-8.
8
HSBC (2011), S. 7-8.
2
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
14
Wie aus Abbildung 1 hervorgeht, weisen die staatlichen Emittenten USA, Großbritannien und Brasilien die höchsten Marktvolumina auf.
Abbildung 1: Ausstehende inflationsindexierte Anleihen im Jahr 2011, eigene Darstellung.
Quelle der zugrundeliegenden Daten: HSBC (2011), S. 13.
Die Abbildung zeigt die zehn staatlichen Emittenten mit den in Summe höchsten ausstehenden
inflationsindexierten Anleihen im Jahr 2011.
Auch Fondsgesellschaften haben den Markt für inflationsindexierte Anleihen
entdeckt und gehören neben Pensionskassen und Versicherungen zu den wichtigsten
Abnehmern dieser Produkte.1 In Deutschland sind einige Fonds zugelassen, die in
inflationsindexierte Anleihen investieren.2
2.4 Grundsätzliche Analyse von inflationsindexierten Anleihen
Bei genauer Analyse zeigt sich, dass die realen Renditen auch bei inflationsindexierten Anleihen einem Risiko ausgesetzt sind. Ein Grund hierfür ist, dass der
zugrunde gelegte Verbraucherpreisindex über einen repräsentativen Warenkorb
gemessen wird. Eine vollständige Absicherung gegen Preisänderungen wäre nur
dann gewährleistet, wenn der individuelle Konsum des Privatanlegers durch diesen
Warenkorb tatsächlich abgebildet wird. Aufgrund von inhomogenen Teuerungsraten
der im Warenkorb enthaltenen Güter kann die individuelle Inflationsrate bei
Abweichungen vom repräsentativen Warenkorb erheblich von der zugrunde gelegten
1
2
Vgl. Letzgus/Warncke (2005), S. 20.
Vgl. Roggow (2005), S. 13.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
15
repräsentativen Inflationsrate abweichen.1 Bei starken Abweichungen wäre der
Anleger somit nur unzureichend vor Inflation geschützt.
Des Weiteren kann ein vollständiger Inflationsschutz nur sichergestellt werden, wenn
alle Zahlungsströme der inflationsindexierten Anleihe unmittelbar bei Zahlung an
den aktuellen Stand des Preisniveaus angepasst werden.2 Eine perfekte Indexierung
ist jedoch nicht erreichbar, da stets ein Time Lag (Indexation Lag3), also eine
zeitliche Verzögerung zwischen dem Stichtag des zugrundeliegenden Preisindexes
und dem Termin der Kuponzahlung, vorliegt. Ein Time Lag ist unvermeidlich, da es
eine gewisse Zeit benötigt, die notwendigen Daten zu beschaffen, um auf dieser
Basis die Inflationsrate zu ermitteln und diese zu veröffentlichen. Durch den
zeitlichen Abstand zwischen Veröffentlichungstermin und Kuponzahlung entsteht
eine zusätzliche Verzögerung. In der Regel beinträchtigen die genannten Risiken den
Inflationsschutz von inflationsindexierten Anleihen aber nicht entscheidend.4
Bisher wurde ausschließlich der Schutz vor Inflation betrachtet. Je nach Emittent
bzw. Ausgestaltung der Anleihe kann es im Falle einer Deflation durch die
Indexierung zu einer Reduktion der Cash Flows kommen. Beispielsweise bieten
inflationsindexierte Staatsanleihen aus Großbritannien keinen Deflationsschutz. Im
Gegensatz dazu ist der Rückzahlungsbetrag inflationsindexierter Anleihen des
deutschen Staates sowie der USA vor einer Deflation geschützt. Dies bedeutet, dass
im Falle einer Deflation das Kapital des Anlegers mit der Nominalwertuntergrenze
von 100 % abgesichert ist. Die Kupons sind jedoch nicht gegen Deflation geschützt.5
Inflationsindexierte Anleihen sind wie konventionelle Bonds von Marktzinsrisiken
betroffen. Im Wesentlichen ist dies für Anleger von Bedeutung, die eine
Veräußerung des Bonds vor Fälligkeitstermin nicht ausschließen. Jedoch ist der
Marktwert von kapitalindexierten Anleihen im Gegensatz zu traditionellen Anleihen
c.p. stärker von Änderungen des realen Marktzinssatzes betroffen. Die größere
Zinsreagibilität von kapitalindexierten Anleihen ist im Wesentlichen auf die zeitliche
Verschiebung des Schwerpunkts der Zahlungsströme zurückzuführen. Auf der
anderen Seite fallen Marktwertänderungen bedingt durch Änderungen der
1
Vgl. Feilke/Gürtler/Hibbeln (2007), S. 611-612.
Vgl. Deacon/Derry/Mirfendereski (2004), S. 26.
3
Vgl. Deacon/Derry/Mirfendereski (2004), S. 26.
4
Vgl. Feilke/Gürtler/Hibbeln (2007), S. 612. 5
Vgl. Roggow (2005), S. 8.
2
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
16
Inflationserwartung bei inflationsindexierten Anleihen geringer aus. Durch die
Überlagerung beider Effekte sind inflationsindexierte Anleihen im Vergleich zu
traditionellen Bonds nicht zwingend einem insgesamt höheren Marktpreisrisiko
ausgesetzt.1
Anleger, die auf die laufenden Erträge aus der Kapitalanlage angewiesen sind, haben
insbesondere bei kapitalindexierten Anleihen einen Nachteil im Vergleich zu
konventionellen Anleihen. Dies ergibt sich daraus, dass kapitalindexierte Anleihen
durch niedrigere laufende Kupons geringere Cashflows während des Anlagezeitraums generieren. Die Rückzahlung fällt dafür wesentlich höher aus.2
Zusätzlich werden inflationsindexierte Anleihen schwerpunktmäßig von Buy-andHold-Investoren gekauft. Dies hat zur Folge, dass die Marktliquidität dieser Anleihen
im Vergleich zu klassischen Anleihen geringer ist.3
2.5 Break-Even-Inflationsrate
Zieht der renditeorientierte Investor aufgrund des Inflationsschutzes und nach
Abschätzung der Risiken eine Anlage in eine inflationsindexierte Anleihe in
Erwägung, stellt sich die Frage, ab welcher Höhe der zukünftigen Inflation eine
Investition in eine inflationsindexierte Anleihe gegenüber einer klassischen Anleihe
lohnenswerter ist.
Diese Frage kann über die Break-Even-Inflationsrate beantwortet werden. Aus den
Börsenkursen einer herkömmlichen Anleihe und einer inflationsindexierten Anleihe
gleicher Laufzeit lässt sich eine Renditedifferenz berechnen, welche auch die
Europäische Zentralbank heranzieht, um die Inflationswartungen zu messen.4 Dieser
Spread wird als Break-Even-Inflationsrate bezeichnet und liefert Informationen über
die von den Marktteilnehmern durchschnittlich erwartete Inflationsrate bis zum
Fälligkeitstermin der Inflationsanleihe.5
1
Vgl. Schulz/Seidenspinner (2005), S. 828.
Vgl. Peetz (2005), S. 192.
3
Vgl. Peetz (2005), S. 192.
4
Vgl. Rüppel (2005), S. 1.
5
Vgl. Garcia/Van Rixtel (2007), S. 23-24.
2
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
17
Berechnet wird die Break-Even-Inflationsrate BEI nach folgender Formel:
(9)
RnNA bezeichnet die Nominalrendite einer Nominalanleihe und RrRA die Realrendite
einer Inflationsanleihe.1
Zusammenfassend gibt die Break-Even-Inflationsrate genau das Inflationsniveau
wider, bei dem eine klassische Anleihe den gleichen Ertrag erzielt wie eine
inflationsindexierte Anleihe. Eine Investition in eine inflationsindexierte Anleihe
lohnt sich demnach immer dann, wenn die tatsächliche Inflation den Wert dieser
Schwelle übersteigt.2
1
2
Vgl. Peetz (2005), S. 189.
Vgl. Roggow (2005), S. 7-8.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
18
3.
Inflationsindexierte Anleihe versus Bundesanleihe – Eine empirische
Analyse
In Kapitel 2 wurde ein grundlegendes Verständnis über die Wirkung von Inflation
auf die Geldanlage und die Funktionsweise inflationsindexierter Anleihen
geschaffen. Im Weiteren wird die Wertentwicklung einer Investition in jeweils eine
inflationsindexierte
und
eine
klassische
Staatsanleihe
der
Bundesrepublik
Deutschland in einer ex post Betrachtung verglichen. Ein solcher Vergleich
ermöglicht selbstverständlich keine allgemeingültigen Aussagen über die ex ante
Vorteilhaftigkeit der beiden Anleiheformen. Er vermittelt aber ein tiefergehendes
Verständnis für die beiden Anleiheformen. Dieses ergibt sich insbesondere durch die
Analyse der Wertentwicklungen über die Zeit, indem der Zusammenhang zwischen
den preisbildenden Faktoren und der Wertentwicklungen herausgearbeitet werden.
3.1
Methodik der empirischen Gegenüberstellung
Um feststellen zu können, welche Anleihe über den Untersuchungzeitraum einen
größeren Wertzuwachs generieren konnte, wird gedanklich ein identischer Betrag in
beide Anlageformen investiert. Darüer hinaus wird unterstellt, dass zwischenzeitliche
Kuponauszahlungen unmittelbar in die gleiche Anleihe reinvestiert werden.
Betrachtet wird im Wesentlichen die prozentuale Wertveränderung zwischen dem
Anfangszeitpunkt 0 und späteren Zeitpunkten t, also die diskrete
Rendite des
Gesamtzeitraums r0,t :
(10)
I0 bezeichnet den ursprünglichen Anlagebetrag und It den Wert der Anlage zu einem
späteren Zeitpunkt.
Sowohl bei klassischen als auch bei inflationsindexierten Anleihen fallen jährliche
Kuponzahlungen an. Der faire Wert des Anlagebetrags kann somit zwischen den
Zinsterminen nicht allein anhand des Börsenkurses (Clean Price) ermittelt werden,
sondern es ist der Dirty Price zu berücksichtigen. Dieser ergibt sich aus dem
Börsenkurs einschließlich der aufgelaufenen Stückzinsen:
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
19
(11)
K bezeichnet den jährlich anfallenden Kupon. Aufgrund der Zinskonvention
deutscher Staatsanleihen (Actual/Actual) müssen Zinsen, die für einen unterjährigen
Zeitraum gezahlt werden, auf Grundlage der tatsächlich verstrichenen Tage des
Zinsberechnungszeitraums ermittelt werden.1 Die Tage, die seit der letzten
Kuponzahlung verstrichen sind, werden mit d bezeichnet und die tatsächliche Anzahl
der Tage des Jahres mit D.
Bei
inflationsindexierten
Anleihen
werden
die
Kuponzahlungen
und
der
Nominalwert am Laufzeitende inflationsbereinigt.. Eine Marktwertbestimmung
erfordert demnach sowohl eine Inflationsanpassung der Kuponzahlungen als auch
des Clean Price. Dies geschieht durch Multiplikation mit der für t gültigen
Indexverhältniszahl IVZ:
(12)
Die Indexverhältniszahl zum Zeitpunkt t repräsentiert das Verhältnis der seit
Emission kumulierten Inflationsrate zu dem bei Emission gültigen Basisindex.
Der zugrundeliegende harmonisierte Verbraucherpreisindex wird nur monatlich
veröffentlicht. Aus diesem Grund wird die tägliche Indexverhältniszahl mittels
linearer Interpolation bestimmt:
(13)
HVPIM-3 ist der Stand des Indexes des dritten Monats vor dem Monat, in dem der
gewünschte Beobachtungstag t liegt. HVPIM-2 ist entsprechend der zweite Monat
davor. dtM ist die tatsächliche Anzahl der Tage des Monats, in den der
Beobachtungstag fällt, vom ersten Tag des Monats bis zum Beobachtungstag. DM ist
die tatsächliche Anzahl der Tage des Monats, in den der Beobachtungstag fällt.2
Mit Hilfe des Dirty Price kann der Marktwert des Investments VP zum Zeitpunkt t in
die inflationsindexierte beziehungsweise klassische Anleihe berechnet werden:
1
2
Vgl. Bundesministerium der Finanzen (2007), S. 2.
Vgl. Bundesministerium der Finanzen (2009), S. 4.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
20
(14)
Unter Anwendung der beschriebenen Methoden kann beurteilt werden, welche der
beiden Anleiheformen in der Vergangenheit höhere Renditen erzielte.
3.2
Empirische Gegenüberstellung
Diese empirische Analyse ermöglicht einen strukturierten ex post Renditevergleich
beider Anleiheformen seit der Erstemission inflationsindexierter Anleihen der
Bundesrepublik Deutschland im Jahre 2006. Hierfür wird die Wertentwicklung einer
Investition in eine inflationsindexierte Anleihe mit einer Investition gleicher Höhe in
eine klassische Bundesanleihe verglichen. Kuponzahlungen während der Laufzeit
werden reinvestiert. Anhand dieser ex post Gegenüberstellung der Wertverläufe der
Investments können zwar keine allgemeingültigen Aussagen bezüglich ex ante
Vorteilhaftigkeit der Anleiheformen getroffen werden. Sie sind aber geeignet, die
Funktionsweise der beiden Anleiheformen und die Abhängigkeit von den
preisbildenden Faktoren anschaulich herauszuarbeiten.
Paarweise Gegenüberstellung
Untersuchungszeitraum
ILB 10 (15.04.2016)
Bund 10 (04.07.2016)
17.05.2006 – 31.10.2011
ILB 10 (15.04.2020)
Bund 10 (04.07.2020)
28.04.2009 – 31.10.2011
ILB 5 (15.04.2013)
Bobl S153 (11.10.2013)
24.09.2008 – 31.10.2011
ILB 7 (15.04.2018)
Bobl S159 (26.02.2016)
13.04.2011 – 31.10.2011
Tabelle 3: Übersicht über die verglichenen Bonds.
ILB bezeichnet ein inflationsindexiertes Wertpapier. Die darauf folgende Zahl ist die Laufzeit des
Bonds und das Datum in Klammern der Tag der Fälligkeit. Bund steht für Bundesanleihe und Bobl für
Bundesobligation. Der Beginn des Untersuchungszeitraums ist der erste Tag, für den für beide
Wertpapiere Kursdaten vorhanden sind.
Die Berechnung der Wertentwicklung der Zinstitel erfolgte auf Basis der in
Abschnitt 3.1. beschriebenen Methoden.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
21
Folgende Abbildung zeigt den kumulierten prozentualen Wertzuwachs der
untersuchten Wertpapiere über den kompletten Beobachtungszeitraum.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
22
40%
35%
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
Mai 06
‐5%
Mai 07
Mai 08
r_ILB 10 (2016)
Mai 09
Mai 10
Mai 11
Mai 10
Mai 11
Mai 10
Mai 11
Mai 10
Mai 11
r_Bund 10 (2016)
40%
35%
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
Mai 06
‐5%
Mai 07
Mai 08
r_ILB 5 (2013)
Mai 09
r_Bobl S159 (2013)
40%
35%
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
Mai 06
‐5%
Mai 07
Mai 08
r_ILB 10 (2020)
Mai 09
r_Bund 10 (2020)
40%
35%
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
Mai 06
‐5%
Mai 07
Mai 08
r_ILB 7 (2018)
Mai 09
r_Bobl S159 (2016)
Abbildung 2: Kumulierter Renditeverlauf der untersuchten Bonds, eigene Darstellung.
Quelle: Thomson Reuters Datastream. Die Renditecharts zeigen jeweils den Verlauf der kumulierten
Renditen der Wertpapiere. Um einen anschaulichen Vergleich der Entwicklungen zu ermöglichen,
wurden die Achsen einheitlich skaliert.
Der Vergleich der zehnjährigen Anleihen mit Fälligkeit in 2016 ergibt einen
Unterschied im kumulierten Wertverlauf beider Anleihen von 6,57 Prozentpunkten
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
23
am Ende des Beobachtungszeitraums. Die durchschnittliche Jahresrendite der
klassischen Anleihe beträgt 7,05 Prozent. Im Gegensatz dazu erzielte die
inflationsindexierte Anleihe lediglich eine durchschnittliche Jahresrendite von 5,85
Prozent.
Bei einer Gegenüberstellung der fünfjährigen inflationsindexierten Anleihe und der
entsprechenden klassischen Bundesobligation zeigt sich ein ähnlicher Vorteil der
klassischen Bundesobligation. Diese konnte am Ende des Untersuchungszeitraums
einen Wertzuwachs von 18,69 % aufweisen. Die inflationsindexierte Anleihe schloss
mit einem kumulierten Wertzuwachs von 13,04 % ab, wodurch sich eine Differenz
beider Anleihen von 5,92 Prozentpunkten ergibt. Die jährliche Durchschnittsrendite
der klassischen beziehungsweise der inflationsindexierten Anleihe betrug 6,12 %
beziehungsweise 4,21 Prozent.
Im Gegensatz zu den vorherigen Vergleichspaaren zeigt sich bei den erst kürzlich
aufgelegten zehnjährigen Anleihen ein Vorteil der inflationsindexierten Anleihe.
Über den gesamten Untersuchungszeitraum wuchs die Investition in die
inflationsindexierte Anleihe um 13,93 % an. Das Investment in die klassische
Anleihe konnte bei diesem Vergleich lediglich einen Wertzuwachs von 10,54 %
aufweisen.
Die
Differenz
der
kumulierten
Wertänderungen
beträgt
3,39
Prozentpunkte. Dementsprechend hatte die inflationsindexierte Anleihe einen
durchschnittlichen jährlichen Wertzuwachs von 9,25 Prozent. Die klassische Anleihe
wuchs in einem Jahr durchschnittlich um 6,99 % an.
Das gleiche Bild zeigt sich bei der Betrachtung des letzten Vergleichs. Am Ende des
Beobachtungszeitraums ist die Investition in die inflationsindexierte Anleihe um 9,08
% angestiegen. Die Investition in die klassische Anleihe konnte am Ende des
Untersuchungszeitraums 8,93 % mehr Wert aufweisen.
3.3
Analyse der Wertentwicklungen
Im vorangegangen Abschnitt wurde die Entwicklung der Wertverläufe dargestellt.
Eine Analyse der preisbestimmenden Faktoren der Anleihen erklärt im Weiteren den
Verlauf der Wertentwicklungen. Der wesentliche preisbildende Faktor für klassische
Staatsanleihen ist die Entwicklung des Marktzinsniveaus. Die Kurse der
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
24
inflationsindexierten Anleihen werden
im Wesentlichen von den realen Markt-
zinssätzen beeinflusst.
Zunächst wird die Entwicklung des Marktzinsniveaus dargestellt. Anhand dieser
können die Kursentwicklungen klassischer Anleihen zum Teil erklärt werden.
Abbildung 3: Marktzinsniveau, eigene Darstellung.
Quelle: Deutsche Bundesbank. Die Abbildung zeigt die Entwicklung des Marktzinsniveaus während
des Untersuchungszeitraums. Es werden die Zinsstrukturkurven börsennotierter Bundeswertpapiere
mit einer Restlaufzeit von 2, 5 und 10 Jahren dargestellt.
Die Abbildung 3 zeigt, dass das Marktzinsniveau für alle dargestellten Restlaufzeiten
seit Mai 2008 einen negativen Trend aufweist. Ein besonders starker Abfall ist im
September 2008 und den Folgemonaten zu erkennen. Dies kann in den
Zusammenhang mit der Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers gebracht
werden. Diese stellte den Höhepunkt der Finanzmarktkrise dar. In den Folgemonaten
ist die Weltwirtschaft eingebrochen. Um einem damit verbundenen Kaufkraftverlust
entgegenzuwirken, senkten Zentralbanken weltweit die Leitzinsen.
Die Marktzinsänderungen betreffen insbesondere klassische Anleihen. Folgende
Abbildung zeigt exemplarisch die Entwicklung der Börsenkurse für die in 2016
fällige Anleihe.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
25
Abbildung 4: Entwicklung der Börsenkurse, eigene Darstellung.
Quelle: Thomson Reuters Datastream. Die Abbildung zeigt den Verlauf der Börsenkurse der
zehnjährigen inflationsindexierten und klassischen Anleihe mit Fälligkeit in 2016.
Vergleicht man den Verlauf des Marktzinses für börsennotierte Bundeswertpapiere
mit einer Restlaufzeit von 10 Jahren und die Entwicklungen des Börsenkurses der in
2016 fälligen zehnjährigen Anleihe, kann man erkennen, dass sich diese konträr
entwickelt haben. Das kann damit erklärt werden, dass das Abfallen der Marktzinsen
zu
einer
zunehmenden
Barwertberechnung
lässt
Attraktivität
sich
das
der
Anleihen
folgendermaßen
führt.
erklären.
Anhand
der
Zukünftige
Zahlungsströme der Anleihe werden mit einem geringeren Zinssatz diskontiert, das
führt zu einem höheren Kurs.
Der Einflussfaktor auf die Preisbildung von inflationsindexierten Anleihen wird von
der Höhe der realen Marktzinsen beeinflusst. Anhand der Schwankungen des
Börsenkurses der in 2016 fälligen inflationsindexierten Anleihe lassen sich
Schwankungen des realen Marktzinsniveaus während des Untersuchungszeitraums
implizieren.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
26
Abbildung 5: Entwicklung Börsenkurs inflationsindexierte Anleihe, eigene Darstellung
Quelle: Thomson Reuters Data Stream. Die Abbildung zeigt den Verlauf des Börsenkurses der
zehnjährigen inflationsindexierten Anleihe mit Fälligkeit in 2016.
Die Differenz der Wertentwicklungen der beiden Investments ergibt sich aus den
Abweichungen der Break-Even-Inflationsrate zwischen den zu Beginn der
Investments eingepreisten Inflationserwartungen und den Inflationserwartungen zu
einem späteren Zeitpunkt.
Anhand der untersuchten Bundesanleihen mit Fälligkeit in 2016 wurden daher für die
jeweils verbleibende Restlaufzeit der Anleihen folgende Inflationserwartungen in
Form der Break-Even-Inflationsrate exemplarisch berechnet.
Abbildung 6: Inflationserwartungen bis 2016, eigene Darstellung.
Diese Abbildung zeigt die Inflationserwartungen, die unter zu Hilfenahme der in 2016 fälligen
inflationsindexierten und klassischen Bundesanleihe errechnet wurden.
Im Zeitverlauf der Untersuchung zeigt sich, dass die erwartete Inflationsrate nur im
Jahr 2008 über die zum Zeitpunkt der bei Investition eingepreisten Inflationsrate
gestiegen ist. Zu diesem Zeitpunkt konnte die Investition in die inflationsindexierte
Anleihe einen höheren Wertzuwachs verzeichnen, als die klassische Anleihe. In allen
anderen Jahren lagen die Inflationserwartungen unter den Erwartungen zum
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
27
Investitionszeitpunkt. Dementsprechend konnte die klassische Anleihe in diesen
Phasen höhere Wertzuwächse verzeichnen.
Zusätzlich zu den erwarteten Inflationsraten, stellt die tatsächliche Inflationsrate ex
post eine Einfluss auf den Wertverlauf der beiden Investitionen dar.
Abbildung 7: Jährliche Inflationsraten, eigene Darstellung.
Quelle: Statistisches Bundesamt Deutschland. Die Abbildung zeigt die jährlichen Inflationsraten der
Jahre 2006 bis 2011.
Übersteigt die beobachtete Inflationsrate die zum Zeitpunkt der Investition
antizipierte Inflationsrate, hat das aufgrund der Indexierung zunächst keine
Auswirkungen
auf
die
Erträge
einer
inflationsindexierten
Anleihe.
Die
Zahlungsströme einer klassischen Anleihe sind jedoch real weniger Wert, umso
höher die Inflationsrate die Erwartungen übersteigt.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
28
4.
Extremszenarien und ihre Auswirkungen
Auf Grund der geringen Anzahl inflationsindexierter Anleihen auf dem deutschen
Markt konnte zwar im bisherigen Verlauf dieser Arbeit die Wertentwicklung der
Anleihen für das historische Szenarium analysiert werden, jedoch ist diese Analyse
nicht ausreichend, um eine Anlageempfehlung für die Zukunft zu geben.
Gerade im Hinblick auf die Entwicklungen im Kontext der Nachwirkungen der
Finanzmarktkrise und der aktuellen Staatsschuldenkrise ist es zwingend notwendig,
zu untersuchen, wie sich inflationsindexierte und klassische Anleihen in Szenarien
verhalten, die vom historischen Normalszenarium abweichen. Hierzu wurden aus
dem Kontext der oben genannten Krisen die vier denkbaren Szenarien finanzielle
Repression, Hyperinflation, Währungsschnitt und Staatsbankrott abgeleitet. Im
Folgenden werden diese vier Extremszenarien dargestellt und in ihrer Wirkung auf
die beiden Anleiheformen analysiert.
Mit Hilfe dieser Untersuchung wird festgestellt, ob in Bezug auf das jeweilige
Szenarium eine Anlage in inflationsindexierte oder in klassische Anleihen für
Privatanleger geeigneter ist. Jedes Szenarium wird beschrieben und anhand von
historischen Vergleichsfällen begründet. Im Anschluss wird die Relevanz des
jeweiligen Szenariums für Deutschland verifiziert. Auf dieser Basis werden mit Hilfe
der Auswirkungen, die sich in den jeweiligen Szenarien auf Inflation und Zinsen
ergeben, durch eine Analyse der Einflussfaktoren die Wirkungen auf die beiden
Typen von Staatsanleihen abgeleitet.
4.1
Finanzielle Repression
Mit diesem Szenarium erfassen wir die Situation, in der der Staat durch seine
Gesetzgebung auf das Zinsniveau Einfluss nimmt. Vor allem im Zusammenspiel mit
Inflation wird hierdurch bewirkt, dass der Staat seine reale Schuldenlast reduziert.
Von den Auswirkungen dieser Handlungen des Staates sind Anleger sowohl in
inflationsindexierten als auch in klassischen Anleihen betroffen.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
29
4.1.1 Aufbau des Szenarios
Der Ausdruck der finanziellen Repression wurde 1973 von Shaw und McKinnon1
eingeführt und beschreibt eine Möglichkeit des Schuldenabbaus, die hauptsächlich
vor der Liberalisierung der Märkte in den 80er Jahren stattgefunden hat. Das
Hauptziel der finanziellen Repression besteht laut Reinhart und Sbrancia (2011)
darin, Nominalzinsen niedrig zu halten. Diese Maßnahme hilft Staaten, sich günstig
zu refinanzieren. Besonders wirksam wird die finanzielle Repression, wenn sie
zusammen mit Inflation auftritt, wodurch bestehende Schulden des Staates real
reduziert werden.2
Die Kapitalaufnahme des Bundes erfolgt beinahe ausschließlich über die Ausgabe
von Wertpapieren.3 Rückzahlungen von Schuldverschreibungen werden als Folge der
Inflation real weniger Wert haben.
Außerdem ermöglicht die finanzielle Repression eine Finanzierung zu günstigen
Zinsen. Auf diese Weise wird Geld von den Privatanlegern zum Staat transferiert.4
Während der Staat seine Schulden signifikant reduziert, wird die Last von privaten
Anlegern, die in Wertpapiere des Staates investiert haben, getragen.
Bei Schuldenabbau durch finanzielle Repression stellt die Begrenzung von
Habenzinsen ein zentrales Element dar.5 In den USA wurde bspw. erst im Juli 2011
beschlossen, die Regulation Q außer Kraft zu setzen, die es Banken verbietet, Zinsen
auf Sichteinlagen zu zahlen.6 Wenn in einem gesetzgeberischen Akt die Höhe der
Zinsen beschränkt sind, werden die Bürger automatisch zum Kauf von Staatsanleihen
verleitet, die einen höheren Zins zahlen als dem Anleger bei Banken gewährt werden
kann, aber dennoch mündelsicher sind. Auch wenn der Begriff der Mündelsicherheit
im Gesetz nicht definiert ist, erwecken die Vorschriften7 dennoch den Eindruck der
unbegrenzten Zahlungsfähigkeit des Staates.8 Dass dieser Schein möglicherweise
trügt, wird im Absatz 4.4 näher betrachtet.
1
siehe im Einzelnen Shaw (1973) und McKinnon (1973).
Vgl. Reinhart/Sbrancia (2011), S. 19-21.
3
Vgl. Bundesministerium der Finanzen (2010), S. 17.
4
Vgl. Reinhart/Sbrancia (2011), S. 19.
5
Vgl. Reinhart/Sbrancia (2011), S. 9.
6
Vgl. Board of Governors of the Federal Reserve System (2011).
7
§ 1807 Abs. 1 Nr. 2-5 BGB.
8
Vgl. Lewinski (2010), S. 1.
2
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
30
Selbst wenn man davon ausgeht, dass Staatsanleihen in jedem Fall den Nominalwert
zurückzahlen, werden Anleger in Zeiten der finanziellen Repression negative
Renditen erzielen. Die negativen Renditen ergeben sich durch eine Inflation, die
größer ist als die nominale Rendite von Staatsanleihen.
Diese auch als angelsächsische Inflation bezeichnete Form der schleichenden
Enteignung1 trug besonders im englischsprachigen Raum in großem Ausmaß zum
Abbau der Staatsverschuldung bei. In dem Zeitraum von 1945 bis 1980 war die reale
Rendite in den USA in 25 % der Fälle negativ, während in Großbritannien sogar in
47,8 % dieser Jahre eine negative Rendite erzielt wurde. Die Rendite war mit einem
Durchschnitt von -3,5 % (USA) und -3,8 % (GB)2 in den Jahren negativer Rendite
deutlich kleiner als null, was dennoch keine Entrüstung in der Bevölkerung mit sich
brachte. Genau dieser Mangel an Transparenz3 macht die finanzielle Repression zu
einem bei Politikern beliebten Instrument. Im Gegensatz zu Budgetkürzungen und
Steuererhöhungen werden Maßnahmen der finanziellen Repression deutlich weniger
kontrovers von Bürgern betrachtet.4 Durch nominal steigende Löhne, Umsätze und
Gewinne, wird ein Gefühl des Aufschwungs vermittelt. Dieser psychologische Effekt
kann sogar positiv zu einem Aufschwung beitragen.
4.1.2 Relevanz und Auswirkungen
Es ist abzuwägen, ob diese schleichende Enteignung auch in Deutschland einen
effizienten Weg des Schuldenabbaus darstellen könnte.
In der aktuellen Debatte gibt es immer lauter werdende Forderungen nach strengen
Regulierungen der Finanzmärkte.5 Der Grat zwischen enger Regulierung und
finanzieller Repression ist mitunter schmal. Somit ist es denkbar, dass den gleichen
Maßnahmen lediglich ein anderer in der aktuellen Situation populärer Name gegeben
wird – bspw. „die vernünftige Regulierung“.
Die Zinshöhe wird in Deutschland ganz maßgeblich durch die unabhängige
Zentralbank beeinflusst. Werden gewisse Grenzen oder Korridore für Zinsen
gesetzlich vorgeschrieben, liegt genauso ein Eingriff in die unabhängige Zinsfindung
1
Vgl. Wiebe (2011), S. 56.
Vgl. Reinhart/Sbrancia (2011), S. 34.
3
Vgl. Reinhart/Sbrancia (2011), S. 12.
4
Vgl. Mather (2011).
5
siehe Pronold (2011) und Dreibus (2011).
2
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
31
vor wie bei der Verstaatlichung von Banken. Sehr strenge Eintrittsbeschränkungen in
den Finanzmarkt und gezielten Kreditvergabe an bestimmte Branchen stellen auch
Erscheinungen der finanziellen Repression dar.1
Die finanzielle Repression hat insbesondere vor den 80er Jahren stattgefunden. Seit
dieser Zeit hat eine Liberalisierung der Märkte stattgefunden und Zinsen wurden
nicht mehr zentral festgesetzt. Heutzutage ist es dennoch nicht undenkbar, diese
exemplarisch betrachteten Maßnahmen zur Beschränkung von Zinsen zur Förderung
der finanziellen Repression durchzuführen. Einschränkend muss man bemerken, dass
die Anlagemöglichkeiten sich heute im Gegensatz zu denen zwischen 1945 und 1980
maßgeblich erweitert haben. Je mehr Varianten der Geldanlage zur Verfügung
stehen, umso weniger Auswirkungen hat eine Beschränkung der Zinsen auf
Sichteinlagen und Sparbücher. Anleger würden bei solchen Maßnahmen nicht mehr
unbedingt in Staatsanleihen investieren. Der Effekt würde vermutlich dadurch
abgeschwächt, wäre aber dennoch vorhanden.
Ein zentrales Merkmal von finanziell unterdrückten Märkten ist die Entkopplung von
Rendite und Risiko. In Europa werden riskante Schuldverschreibungen immer
häufiger unter Marktniveau in sogenannte sichere Pensionsfonds eingebracht.2 Das
ist ein eindeutiges Indiz dafür, dass der Schuldenabbau durch finanzielle Repression
in Deutschland ein realistisches Szenario darstellt.
Wenn man von diesem Szenario ausgeht, stellt sich die Frage, welche Auswirkungen
es
auf
die
Geldanlage
hätte.
Im
Vergleich
zwischen
klassischen
und
inflationsindexierten Wertpapieren, würde sich eine klare Vorteilhaftigkeit der
inflationsgeschützten Produkte ergeben. Diese Tatsache lässt sich einfach erklären,
da finanzielle Repression immer in Verbindung mit gemäßigter Inflation auftritt, also
genau der Zustand, vor dem das inflationsangepasste Produkt schützen soll. Bei
klassischen Anleihen würden hingegen real negative Zinsen erzielt werden, da die
Inflation den Zins überkompensieren würde.
Die niedrigen Zinsen auf dem Geldmarkt, die in Zeiten der finanziellen Repression
herrschen, würden zu steigenden Kursen beider Anleihen führen, sofern diese vor
Eintritt der Repression, also mit höheren Kupons emittiert worden sind. Bei Ausgabe
1
2
Vgl. Reinhart/Sbrancia (2011), S. 6.
Vgl. Reinhart/Sbrancia (2011), S. 46-47.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
32
während der finanziellen Unterdrückung, würden wiederum beide Anleihen mit sehr
niedrigen Kupons ausgestattet werden.
Durch die erhöhte Inflation kommt es dennoch zur Vorteilhaftigkeit einer Investition
in inflationsindexierte Anleihen. Die beiden zentralen Charakteristika der
finanziellen Repression, Inflation und niedrige Zinsen, haben zwar beide Einfluss auf
die
Bundesanleihen,
aber
nur
die
Inflation
führt
zu
einer
eindeutigen
Vorteilhaftigkeit eines Produktes. Dieser Effekt wird umso deutlicher, je höher die
Inflation ansteigt.
4.2
Hyperinflation
Mit diesem Szenarium erfassen wir die Situation, dass aufgrund der hohen
Staatsverschuldung eine stark steigende Inflation ausgelöst wird. Dies führt das dazu,
dass die reale Geldmenge nur noch einen Bruchteil der vorinflationären Menge
darstellt.
4.2.1 Aufbau des Szenarios
Inflation trägt maßgeblich zum Abbau der Staatsverschuldung bei. Die Gefahr, dass
die unschädliche schleichende Inflation in eine galoppierende Inflation ausartet und
maßgeblichen Schaden für Haushalte und den Staat anrichtet, ist nicht zu
vernachlässigen.
Am Anfang einer Inflation steigt die reale Geldmenge Mr = M/P an, da die nominale
Geldmenge (M) schneller ansteigt, als der Preisindex (P).1 Die gemäßigte Inflation
ist anfangs unproblematisch für die Bevölkerung. Mit fortschreitender Inflation steigt
der Preisindex überproportional zur nominalen Geldmenge. Bei Hyperinflation führt
das dazu, dass die reale Geldmenge nur noch einen Bruchteil der vorinflationären
Menge darstellt.
Es gibt keine allgemeingültige Definition für die Einordnung von Inflationen in ein
bestimmtes Stadium.2 Ob man eine jährliche Inflation von 20 % nun als trabend3
oder als Beginn einer Inflationskrise4 betitelt, hängt von der Quelle ab. Einigkeit
1
Vgl. Bähr (1994), S. 20.
Vgl. Bähr (1994), S. 17.
3
Vgl. Holtfrerich (1980), S. 10.
4
Vgl. Reinhart/Rogoff (2010), S. 4.
2
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
33
herrscht jedoch dahingehend, dass bei dieser Größenordnung ein freier Fall1 der
Inflation droht. Für Hyperinflationen hat sich die Definition von Cagan behauptet,
die ab einer Teuerungsrate von 50 % im Monat greift.2 Die Hyperinflation ist seiner
Auslegung nach erst dann beendet, wenn die Inflationsgrenze von 50 % für
mindestens ein Jahr unterschritten wird.3
Bei geringer Inflation ist die Sensibilität der Bürger nicht hoch genug, als dass
Preissteigerungen deutlich wahrgenommen würden. Die Bevölkerung realisiert die
Inflation erst, wenn es nicht mehr möglich ist, ihren bis dato üblichen Warenkorb zu
erwerben. Die Reaktion auf diese Erkenntnis ist zu großen Teilen von Ängsten
getrieben. Da jeder danach strebt, sein real verfügbares Einkommen mindestens
konstant zu halten, werden Preise sowohl von Industrie und Einzelhandel, sowie der
Dienstleistungsbranche angehoben. Die nominal steigende Geldmenge soll den
realen Verlust der einzelnen Akteure kompensieren.
In Ländern mit einem progressiven Einkommensteuertarif, wirkt die Steuerlast in
inflationären Zeiten stärker als der nominale Geldmengenanstieg. Der Bürger wird
also zum Opfer der kalten Progression, was bedeutet, dass sich sein Grenzsteuersatz
ausschließlich auf Grund des nominalen Geldmengenanstiegs erhöht. Für den Staat
tragen die steigenden Steuereinnahmen zusammen mit der Entwertung der
Verbindlichkeiten zur Schuldensanierung bei.
Auch wenn Inflation für den Staat im ersten Moment positiv erscheinen mag, muss
ihr dringend entgegen gewirkt werden. Das ist zum einen auf Grund der stark
negativen Auswirkungen für die Haushalte der Fall, zum anderen beeinflussen
extreme Preisanstiege in der Industrie ganz erheblich die Wirtschaftskraft eines
Exportlandes wie Deutschland.
Daher versucht die Zentralbank Inflation entgegen zu wirken, indem sie den Leitzins
erhöht. Wenn eine reine Zinserhöhung keine Erfolgsaussichten mehr hat, muss auf
politische Reformen oder einen Währungsschnitt4 zurückgegriffen werden.
1
Vgl. Reinhart/Rogoff (2010), S. 4.
Vgl. Cagan (1956), S. 25, Holtfrerich (1980), S. 10 und Bähr (1994), S. 18.
3
Vgl. Cagan (1956), S. 25.
4
siehe Abschnitt 4.3 Währungsschnitt.
2
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
34
4.2.2 Relevanz und Auswirkungen
Ob eine Hyperinflation ein realistisches Szenario für Deutschland darstellt, hängt
ganz maßgeblich von der vorherigen Situation ab. Die Teuerungsrate wird nicht über
Nacht auf Größenordnungen einer Hyperinflation ansteigen. Wenn allerdings bspw.
im Zuge der finanziellen Repression gemäßigte Inflation gefördert wurde und dieser
Prozess zu schnell voranschreitet, kann die Rate schnell über das gewünschte Niveau
hinausgehen.
Reinhart und Rogoff haben über einen Zeitraum von 1800-2006 empirisch
untersucht, inwiefern das Risiko besteht, von einer trabenden Inflation in eine
Hyperinflation abzurutschen. Hyperinflation wurde ab einer jährlichen Inflation von
500 % unterstellt, da monatliche Aufzeichnungen für frühere Jahre nicht vorhanden
sind.1
Land Argentinien
Bolivien
Brasilien
Deutschland
Griechenland
Nicaragua
Österreich
Peru
Polen
Russland
Ungarn
Beginn der Aufzeichnungen 1800
1937
1800
1800
1834
1938
1800
1800
1800
1854
1924
Anteil der Jahre
mit 20 % Inflation 24,6 %
38,6 %
28,0 %
9,7 %
13,3 %
30,4 %
20,8 %
15,5 %
28,0 %
35,7 %
15,7 %
Anzahl der Hyperinflationen 4
2
6
2
4
6
2
3
2
8
2
Tabelle 4: Inflationsvergleich von 1800-2006.
Eigene Darstellung in Anlehnung an Reinhart/Rogoff (2008), S. 48.
Die Tabelle zeigt, in welchen Ländern seit Beginn der Aufzeichnungen Hyperinflation geherrscht hat
und in wie viel % der untersuchten Jahre eine Inflation von mindestens 20 % vorlag.
Die in Tabelle 4 dargestellten Ergebnisse zeigen für jedes Land, in dem
Hyperinflation festgestellt wurde, den prozentualen Anteil der Jahre, in denen eine
20 prozentige Inflation vorlag. Die positive Korrelation zwischen diesem Wert und
der Anzahl der Hyperinflationen verdeutlicht, dass die Gefahr von einer trabenden
Inflation in Hyperinflation zu verfallen vorhanden ist. Auf Grund der relativ geringen
Anzahl der Hyperinflationen aber dennoch als gering eingestuft werden kann.
Nichtsdestotrotz stellt es ein mögliches Szenario dar, welches aus politischem
Fehlverhalten des ersten Szenarios resultieren könnte. Daher wollen wir unser Ziel
1
Vgl. Reinhart/Rogoff (2008), S. 48.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
35
verfolgen, die Auswirkungen von Extremszenarien auf die Geldanlage zu
überprüfen.
Prinzipiell zeichnet sich die Hyperinflation dadurch aus, dass die reale Geldmenge
sinkt. Bei Kaufzeitpunkt vor Beginn der Hyperinflation, wird man bei beiden Bonds
massive Kurseinbrüche verzeichnen, da das Marktzinsniveau deutlich gestiegen ist.
Bei einer klassischen Staatsanleihe, die einen vorher definierten Kupon zahlt, verliert
der Anleger real ganz erheblich, weil er in keiner Weise für den überproportionalen
Preisanstieg entschädigt wird. Das Nominalkapital des Anlegers bleibt annähernd
unverändert, während der reale Wert des Geldes zunehmend an Wert verliert. Von
einer rentablen Anlage ist keineswegs zu sprechen, da nicht einmal ein minimaler
Kapitalschutz gewährt wird. Im Falle von einer Hyperinflation käme es zu beinahe
vollständigem Wertverlust. So betrug die reale Geldmenge 1923 in Deutschland nur
noch 3 % des Ausgangswerts vor der Hyperinflation.1
Im Falle einer Anlage in inflationsindexierte Anleihen herrscht eine vollständig
andere Situation. Sowohl der Kupon als auch das angelegte Kapital sind vor Inflation
geschützt, da beides bei der Auszahlung mit der Indexverhältniszahl2 multipliziert
wird. Der nominale Kupon ist gleich dem realen Kupon3, was nicht nur
Inflationsschutz bedeutet, sondern gleichzeitig aussagt, dass es auch bei
Hyperinflation möglich ist, positive Renditen zu erzielen. Ob dies auch weiterhin der
Fall ist, wenn ein Währungsschnitt erwogen werden muss, wird im Folgenden
dargestellt.
4.3
Währungsschnitt
Mit diesem Szenarium erfassen wir die Situation, in der ein drastischeres
Einschreiten des Staates aufgrund extrem stark gestiegener Inflation notwendig wird.
Durch den Währungsschnitt kann bspw. einer vorangegangenen Hyperinflation
begegnet werden.
1
Vgl. Cagan (1956), S. 26.
siehe Formel (13).
3
diese Schlussfolgerung gilt nur, wenn Berechnungsungenauigkeiten in Bezug auf den Zeitraum und
die Zusammensetzung des Warenkorbs außer Acht gelassen werden. In der Realität sind nominaler
und realer Kupon also nur nahezu gleich.
2
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
36
4.3.1 Aufbau des Szenarios
Berndt (1960) definiert den Währungsschnitt als Möglichkeit eine zurückgestaute
oder schnell ansteigende Inflation zu bekämpfen. Diese fiskalpolitische Maßnahme
stellt eine besondere Form der Abwertung einer Währung dar. An einem Stichtag
wird der Geldwert einer Währung durch einen gesetzgeberischen Akt auf einen
neuen Stand gebracht. Wenn bei einem Währungsschnitt alle Geldwerte zu dem
gleichen Tauschverhältnis umgewandelt würden, bliebe das monetäre Gleichgewicht
bestehen. Wenn sowohl Aktiva als auch Passiva im gleichen Verhältnis getauscht
werden wird die Wertsicherung auch in einer neuen Währung gewährleistet.
Bei dem Währungsschnitt in Deutschland im Jahre 1948 lassen sich Probleme
erkennen welche die theoretisch mögliche Wertsicherung nicht unterstützt haben.
Die Unterteilung in vier verschiedene Umtauschverhältnisse1 führte zu einer
Ungleichbehandlung unterschiedlicher Vermögenswerte.2
4.3.2 Relevanz und Auswirkungen
Die vorherrschende Antwort auf die Frage, ob es in naher Zukunft erneut einen
deutschen Währungsschnitt geben könnte, hat sich verändert. In der Bevölkerung
nimmt der Glaube an den Euro ab, wie bei William Hill deutlich wird. In diesem
führenden britischen Wettbüro, kann man auf die Rückkehr der D-Mark im Jahr
2012 wetten. Die angebotene Quote hat sich innerhalb des letzten Jahres von 10:1
auf 4,5:1 reduziert und wird damit nur noch für etwas unwahrscheinlicher gehalten,
als der Sieg der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball Europameisterschaft.3
Ein Währungsschnitt in Deutschland ist in der momentanen Situation Europas also
nicht mehr undenkbar.
Während sich noch im Mai 2010 die Mehrheit des Bundestages für die Rettung
Griechenlands aussprach, gab es im Februar 2012 keine überwiegende Zustimmung
der Abgeordneten für ein zweites Rettungspaket.4 Mittlerweile gibt es immer lauter
werdende Forderungen für den Ausschluss Griechenlands aus der Eurozone durch
1
detailliertere Informationen der einzelnen Tauschverhältnisse sind für Zwecke dieser Arbeit nicht
von Bedeutung. Nähere Informationen s. Bundesministerium der Justiz (1948).
2
Vgl. Berndt (1960), S. 96-98.
3
Vgl. Gburek et al. (2012), S.47.
4
Vgl. o. V. (2012).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
37
Politik und Wirtschaft.1 Die Verbannung Griechenlands aus dem Währungsverbund
würde vermutlich Auswirkungen auf die gesamte Stabilität des Euros haben.
Die Rückkehr zu nationalen Währungen soll sogar in Szenarioanalysen einiger
Notenbanken Eingang gefunden haben: Im Dezember 2011 machte das USamerikanische Wall Street Journal Schlagzeilen mit der Behauptung dass sich
Zentralbanken verschiedener Länder für die Zeit nach dem Euro wappnen würden.2
Demzufolge sucht bspw. Irland nach Möglichkeiten Banknoten in ausreichender
Menge drucken zu lassen und die Schweiz macht sich Gedanken darüber, welchen
Referenzwert sie für die Stabilität der Schweitzer Franken zu Grunde legen wird,
wenn der Euro nicht mehr verfügbar ist.
Über Auswirkungen auf die Geldanlage in Staatsanleihen und inflationsindexierte
Anleihen in Zeiten eines Währungsschnitts lässt sich auch auf Grund der Schärfe des
Einschnitts und der damit einhergehenden politischen Verwerfungen nur spekulieren.
Nachdem beide Anleihen zu mündelsicheren Anlagen zählen, würde das
Tauschverhältnis vermutlich gleich sein und dem jeweils festgeschrieben
Umstellungsverhältnis für diese Anlage entsprechen. Dieser Fall ist in den
Emissionsbedingungen der Staatsanleihen aber nicht explizit aufgeführt.
Ein Währungsschnitt wird in der Regel nur in inflationären Zeiten zur Anwendung
kommen.3 Es wurde schon erläutert, dass die Performance inflationsindexierter
Papiere die Performance klassischer Anleihen umso deutlicher schlägt, je größer die
Inflation ist. Aus diesem Grund wäre eine Geldanlage in inflationsindexierte
Anleihen vor dem Währungsschnitt besser.
Die Indexverhältniszahl, welche von der Inflation abhängt, beeinflusst die Höhe der
Kupon- und Nominalwertrückzahlungen und ist daher für die Renditeberechnung
von großer Bedeutung. Für ihre Berechnung ist es notwendig den harmonisierten
Verbraucherpreisindex zu kennen. Was 1948 mit diesem passiert ist, lässt sich nicht
aus historischen Berechnungen ableiten, da es den HVPI erst seit 19974 in
Deutschland gibt. Die Einführung eines neuen Währungsschemas ist für die
1
Vgl. Beise (2012).
Vgl. Enrich/Ball/MacDonald (2011).
3
Die aufgeführten Schlussfolgerungen gelten nur für Währungsschnitte, die von Inflation getrieben
sind und bei denen daher keine Wertsicherung garantiert werden kann.
4
Vgl. Statistisches Bundesamt (2012c).
2
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
38
Berechnung des HVPI kein Problem1, wie auch die Umstellung von DM auf Euro im
Jahr 2002 gezeigt hat.
In der Währungsreform 1948 war die Wertsicherung nicht gewährleistet. Löhne und
Gehälter, sowie Mieten und Pachtzinsen sind im Verhältnis 1:12 getauscht worden,
während Bargeld und Sparguthaben hingegen im Verhältnis 100:6,53 umgestellt
worden sind. Diese inkonsistente Behandlung von Vermögensgegenständen führt zu
einem deutlich geringeren verfügbaren Einkommen der Bevölkerung, was wiederum
zu sinkenden Preisen führen muss. Der maßgeblich geringere Preis für den
Warenkorb wird durch den drastischen Fall der Inflationsrate gezeigt, wie auch in der
Abbildung 8 zu erkennen ist.
Abbildung 8: Inflationsverlauf in Deutschland ab 1948.
Eigene Darstellung in Anlehnung an Gänger (2011) – aktualisierte Version.
Abbildung 8 beschreibt die Veränderung der jährlichen Inflationsrate in Deutschland zwischen den
Jahren 1948 und 2011.
Die Inflation fällt in rapider Geschwindigkeit und führt zu einer Deflation von etwa
sechs Prozent. Als Folge der fallenden Preise muss auch der HVPI sinken. Der
Grenzwert könnte – bei einem sehr extremen Preisverfall – gegen Null gehen. Diese
Grenze kann jedoch nicht unterschritten werden, da der Warenkorb nie kostenfrei
sein wird.
1
Vgl. Statistisches Bundesamt (2012b).
Vgl. Bundesministerium der Justiz (1948), § 18 Abs. 1 Nr. 1 UmStG.
3
Dieses faktische Umstellungsverhältnis ergibt sich aus der Berechnung von Altgeld und
Neugeldguthaben vgl. Bundesministerium der Justiz (1948).
2
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
39
Würde der Währungsschnitt im Januar durchgeführt werden, wären die
Auswirkungen auf die Geldanlage erst im April zu spüren. Der Grund dafür ist, dass
die Indexverhältniszahl, welche die Höhe der Kuponzahlungen und des eingesetzten
Kapitals beeinflusst, mit Verzögerung berechnet wird.1 Ab April wäre die
Indexverhältniszahl kleiner als eins. Da die Kupons der inflationsindexierten
Anleihen mit dieser Zahl multipliziert werden, ist der Anleger Verlierer der
Deflation.
Bei inflationsindexierten Anleihen des deutschen Staates ist der Kupon nicht vor
Deflation geschützt, das eingesetzte Kapital jedoch schon. Es ist zu beachten, dass es
auch inflationsindexierte Produkte gibt, die diesen Kapitalschutz nicht gewähren und
somit in diesem konstruierten Szenario ein deutlich größeres Verlustrisiko
aufweisen.
In jedem Fall ist die Geldanlage nach dem Währungsschnitt2 in inflationsindexierte
Produkte nachteilig, da im ersten Moment eine Deflation zu erwarten ist und auch
nach der ersten Erholung die Inflation so gering sein wird, dass der geringere Kupon
der inflationsindexierten Anleihe nicht durch die Inflationshöhe kompensiert wird.
In welchen Bond man investieren sollte, hängt bei diesem Szenario ganz maßgeblich
vom Zeitpunkt des Währungsschnitts ab. Vor dem gesetzgeberischen Akt der
Umstellung performen inflationsindexierte Anleihen besser, während nach dem
Währungsschnitt klassische Anleihen deutlich besser abschneiden.
Die Tatsache, dass der exakte Zeitpunkt eines Währungsschnitts kaum vorhersehbar
ist, macht eine Anlageempfehlung fast unmöglich.
4.4
Staatsbankrott
Dieses Szenarium tritt ein, wenn alle bisher beschriebenen Szenarien erfolglos
durchlaufen wurden und keine wirtschafts- und fiskalpolitischen Eingriffe mehr
erfolgsversprechend sind. Es stellt somit das drastischste Szenarium eines jeden
Landes dar.
1
Für ihre Berechnung wird der HVPI zwei und drei Monate vor dem jeweiligen Auszahlungsmonat
betrachtet.
2
Die aufgeführten Schlussfolgerungen gelten nur für Währungsschnitte die von Inflation getrieben
sind und bei welchen daher keine Wertsicherung garantiert werden kann.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
40
4.4.1 Aufbau des Szenarios
Durch die Abgabenhoheit des Staates kann die Einnahmenhöhe nach oben
verschoben werden und, da auch die Ausgabenseite durch den Staat kontrolliert wird,
kann man verstehen, dass die Zahlungsunfähigkeit eines Staates von Großteilen der
Bevölkerung für faktisch ausgeschlossen gehalten wird. Die Geschichte hat uns
dennoch gelehrt, dass ein Zusammenbruch des Finanzsystems nicht ausgeschlossen
ist. Nach beiden Weltkriegen kam es zu massiven Einschnitten in der
Währungspolitik: Die Inflation des ersten Weltkriegs artete in Hyperinflation aus und
machte 1923 eine Währungsreform notwendig. Belehrt durch die Ereignisse zwei
Jahrzehnte zuvor, wurde Mitte der vierziger Jahre alles dafür getan, um eine Inflation
zu bekämpfen. Die Maßnahmen wirkten jedoch nur über einen begrenzten Zeitraum.
Durch die aufgestaute und unterdrückte Inflation wurde 1948 abermals eine
Währungsreform unumgänglich.
Nach strafrechtlicher Definition ist von einem Bankrott in dem Moment zu sprechen,
wenn Überschuldung, drohende oder eingetretene Zahlungsunfähigkeit vorherrscht.1
Im Falle von Griechenland könnte man laut dieser Definition sicherlich von Bankrott
sprechen aber die drohende Zahlungsunfähigkeit lässt eine Vielzahl europäischer
Nachbarländer auch in den Fokus dieser Definition geraten.
Was passiert, wenn der Staat nicht mehr in der Lage ist, seine Forderungen zu
begleichen? Ein solcher Fall wird in der Privatwirtschaft mit Hilfe einer
Insolvenzordnung geregelt, um den Gläubiger bestmöglich zu schützen. §12 Abs. 1
InsO, erklärt ein Insolvenzverfahren über staatliches Vermögen als unzulässig.
Folglich kann der Begriff der Insolvenz nicht ins öffentliche Recht übertragen
werden. Wann ein Staat tatsächlich zahlungsunfähig ist, ist nicht klar definiert.
4.4.2 Relevanz und Auswirkungen
In der jetzigen Ausgangslage ist die Insolvenz von Deutschland kein realistisches
Szenario. Die Entwicklung der Schuldenkrise Europas lässt einen Bankrott einzelner
Mitgliedstaaten insbesondere Griechenlands immer wahrscheinlicher werden. Mit
einer Staatsverschuldung von 144,62 % ihres BIP, ist Griechenland nicht mehr weit
von der 150 % Marke entfernt, mit der Argentinien im Dezember 2001 zum
1
2
§283 Abs. 1 StGB.
Vgl. Statistisches Amt der Europäischen Union (2011).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
41
Rekordhalter des größten Staatsbankrotts wurde. Die Verschuldung Deutschlands in
Höhe von 83,3 % ist in den letzten zehn Jahren um mehr als 20 Prozentpunkte
gewachsen.1 Ein Vergleich mit einigen europäischen Nachbarländern zeigt, dass
diese einen höheren Verschuldungsgrad aufweisen. Aufgrund der angespannten
wirtschaftlichen Lage des Euroraums und den angesprochenen Rechtsunsicherheiten
ist auch in Deutschland die Diskussion über eine Insolvenzordnung von Staaten
entfacht.
Die Rechte der Anleger können nur gesichert werden, wenn es eine
Insolvenzordnung für Staaten geben würde, die Rechte und Pflichten klar definiert.
Anfang Oktober 2011 hat Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler die Eckpunkte
eines sogenannten Resolvenzverfahrens in einem Brief an das Finanzministerium
erläutert. Der Insolvenzfall hochverschuldeter Länder in der Eurozone soll darin
geregelt werden. Gläubiger sollen an künftigen Sanierungsprogrammen beteiligt
werden und der Staat muss gewisse Souveränitätsrechte vorübergehend einbüßen.2
Die Vorteile einer staatlichen Insolvenzordnung für Privatanleger liegen auf der
Hand. Schon bei Investitionszeitpunkt könnte das Ausfallrisiko besser quantifiziert
werden
und
es
gäbe
Gewissheit
über
die
Ansprüche
im
Falle
der
Zahlungsunfähigkeit des Schuldners. Gläubiger würden nicht nur besser informiert,
sondern auch besser geschützt werden.
Die Komplexität eines Staatsbankrotts wird deutlich, wenn reflektiert wird, welche
Auswirkungen die anderen Szenarien auf Zinsen, Kurse und Kupons hatten. Die
Vorteilhaftigkeit einer Investition in klassische oder inflationsindexierte Wertpapiere
konnte bei diesen jeweils logisch gefolgert werden.
1
2
Vgl. Statistisches Amt der Europäischen Union (2011).
Vgl. Schwenn/Mussler (2011).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
42
Szenario
Auswirkungen
Kaufzeitpunkt
vorher
Finanzielle
Repression
Inflation steigt,
Zinsen sinken
währenddessen
vorher
Hyperinflation
Inflation steigt
massiv, Zinsen
steigen
währenddessen
vorher
Währungsschnitt
i.d.R. Inflation
danach
Auswirkung
auf Bonds
steigende Kurse
aufgrund hoher
Kupons
geringe Kupons
aufgrund
niedriger Zinsen
sinkende Kurse
aufgrund des
hohen
Zinsniveaus
hohe Kupons
aufgrund des
hohen
Zinsniveaus
vermutlich
sinkende Kurse
aufgrund des
hohen
Zinsniveaus
geringe Kupons
aufgrund
niedriger Zinsen
Vorteilhaftigkeit
inflationsindexierte
Anleihe (wegen der
Inflation)
inflationsindexierte
Anleihe (wegen der
Inflation)
Inflationsindexierte
Anleihe (wegen der
Inflation)
Klassische Anleihe
aufgrund der
Deflation
Tabelle 5: Zusammenfassung der Szenarienanalyse.
Eigene Darstellung. In dieser Tabelle sind die Ergebnisse der eigenen Untersuchung der 4 möglichen
Szenarien aufgelistet. Dabei wird nach jeweils nach Kaufzeitpunkt unterschieden. In der letzten Spalte
wird genannt welche Anleihe unter den jeweiligen Bedingungen vorteilhaft ist.
Die Auswirkungen, die eine Insolvenz auf die renditebestimmenden Faktoren eines
Wertpapiers hätte, sind jedoch nicht absehbar. Nachdem keine Insolvenzordnung
existiert und ein staatlicher Bankrott kein alltägliches Szenario darstellt, kann über
die Auswirkungen für Privatanleger nur spekuliert werden. Argentinien1 zählt zu
einem der jüngsten und extremsten Fälle eines Staatsbankrotts, daher werden
potentielle Folgen für Forderungsinhaber an diesem Beispiel aufgezeigt.
Die folgende Darstellung der signifikanten Ereignisse des Staatsbankrotts von
Argentinien, beruht auf den Ausführungen des McKinsey Global Institutes. Die
Hyperinflation in den späten 80er Jahren wurde von einer Währungsreform gefolgt,
die 1991 feste Wechselkurse vorsah und den Peso an den US-Dollar gebunden hat.
Ein Peso war auf den Wert eines US-Dollars fixiert. Die festen Wechselkurse, die
dafür vorgesehen waren, Argentiniens finanzielle Probleme zu lösen, sind dem Land
nur wenig später zum Verhängnis geworden. Der Dotcom-Boom in den USA und die
Kapitalflucht asiatischer Anleger aufgrund der Krise ihres eigenen Landes in
amerikanische Staatsanleihen, haben den US-Dollar zu einer sehr starken Währung
1
Eine Analyse weiterer Länder würde den Rahmen dieser Arbeit übersteigen.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
43
gemacht. Die deutliche Überbewertung des Pesos, wirkte sich negativ auf
Argentiniens Exporte aus. Dennoch wurden die fixierten Wechselkurse nicht
aufgehoben, da sowohl Regierung, Industrie und Haushalte in Dollar notierte
Verbindlichkeiten aufgenommen hatten, deren Rückzahlung durch eine Abwertung
der heimischen Währung extrem schwierig geworden wäre.1
Im Dezember 2001 führte die seit Jahren andauernde wirtschaftliche und politische
Instabilität Argentiniens schließlich zu einer drastischen Finanzkrise, welche mit
einer Staatsverschuldung von 150 % des BIP und ausstehenden Verbindlichkeiten in
Höhe von 100 Mrd. USD in der historisch größten Zahlungsunfähigkeit ausartete.2
Anfang 2002 rief Argentinien den Staatsnotstand aus und verweigerte die Zahlung
fälliger Kupons und Kapitalrückzahlungen an Anleger in Staatsanleihen.3 Im Jahr
2005 bot der argentinische Staat an, ein Viertel des Nennbetrags der Staatsanleihen
zurückzuzahlen, ein Angebot welches ungefähr 75 % der Schuldner akzeptierten und
so dazu beitrugen, dass die Staatsverschuldung 2008 „nur noch“ 45 % des BIP
betrug.4
Aus
der
korrespondierenden
Pressemitteilung
zum
Beschluss
des
Bundesverfassungsgerichts vom 08.05.2007 ergibt sich, dass Schuldner, die ihre
Forderungen im Zuge Argentiniens Rückzahlungsangebots nicht abgetreten hatten,
vermehrt bei deutschen Gerichten klagten, um die Anleihebedingungen, in denen die
anwendbare
Rechtsordnung
festgelegt
ist,
durchzusetzen.5
Das
Bundesverfassungsgericht entschied, dass der Staatsnotstand, bei dem bspw. die
innere Sicherheit eines Landes nicht mehr gewährleistet werden kann, ausschließlich
einen Rechtfertigungsgrund für das Aussetzen von Zahlungen zwischen Saaten sein
kann. Privaten Gläubigern gegenüber sei dies nicht geltend zu machen. Die Richterin
Lübbe-Wolff war anderer Auffassung und reichte aus diesem Grund ein
Sondervotum ein.6 Dieses Sondervotum ändert zwar nichts am Beschluss des
Bundesverfassungsgerichts, macht aber deutlich, dass es sich möglicherweise um
juristische Grauzonen handelt. Sollte Deutschland jemals in die Lage Argentiniens
1
Vgl. Roxburgh et al. (2010), S. 83.
Vgl. Hornbeck (2004), S. 1.
3
Vgl. Bundesverfassungsgericht (2007).
Die Tatsache, dass auch andere Verbindlichkeiten nicht zurückgezahlt worden sind, ist für diese
Arbeit nicht relevant.
4
Vgl. Roxburgh et al. (2010), S. 83.
5
Vgl. Szodruch (2008), S. 57.
6
Vgl. Bundesverfassungsgericht (2007).
2
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
44
kommen, ist unklar, ob das Bundesverfassungsgericht bei seiner ursprünglichen
Auffassung des Staatsnotstandes bleibt, oder möglicherweise die Auffassung von
Richterin Lübbe-Wolff dominiert.1
Kai von Lewinski macht auf Probleme bezüglich der Rechtsfolgen eines solchen
Urteils aufmerksam. Denn obwohl das Urteil des Bundesverfassungsgerichts im
Sinne der Schuldner getroffen worden ist, sind die Auswirkungen gering. Die
Forderungen bestehen zwar fort, aber nachdem es kein internationales Insolvenzrecht
gibt, ist die Durchsetzung der Ansprüche schwierig. Möglicherweise besteht ein
Verstoß gegen das Völkerrecht, wenn die Forderungen ausländischer Anleger nicht
erfüllt werden.
Auf der anderen Seite sind Enteignungen weder menschen- noch völkerrechtlich
verboten. Lewinski wertet die langfristige Bedeutung des Staatsnotstandes ab, da die
Rückzahlung von Verbindlichkeiten nur für den Zeitraum dieser schweren und
gegenwärtigen Gefahr aufgeschoben wird. Ob der Staatsnotstand also nun gegenüber
privaten Gläubigern geltend gemacht werden kann, hat keine Auswirkung über die
Zahlungsverpflichtung, sondern lediglich den zeitlichen Rahmen.2
Die exemplarischen Ausführungen, wie mit Schuldnern eines insolventen Staates
verfahren wurde, und die Hinweise auf Rechtsunsicherheiten können keine Auskunft
über die zukünftige Verfahrensweise geben, aber machen darauf aufmerksam, wie
komplex sich dieser Sachverhalt darstellt. Die Rechte der Forderungsinhaber sind
nicht einfach durchzusetzen.
Wie ein Land mit einem Staatsbankrott umgeht, hängt hauptsächlich von der
Regierung und anderen Randfaktoren wie bspw. politischem Druck von
Bündnispartnern o.Ä. ab, daher sind Schlüsse auf zukünftige Insolvenzen nur bedingt
sinnvoll.
In diesem extremsten Szenario wird das Ziel der Gläubiger weniger eine hohe
Rendite darstellen, als der Wunsch seine Forderungen, insbesondere an gebundenem
Kapital aber auch an Zinsen, möglichst zeitnah realisieren zu können. Des Weiteren
ist es in dieser Situation kaum möglich, über den Verlauf der Inflation
1
2
Vgl. Schill (2008), S. 46-50.
Vgl. Lewinski (2010), S. 466-467 und 499-501.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
45
beziehungsweise des HVPI zu spekulieren, da dies zu sehr von der entsprechenden
politischen Handhabung abhängt.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
46
5.
Zusammenfassung und Ausblick
Ziel der Arbeit war eine Gegenüberstellung von klassischen und inflationsindexierten
Bundesanleihen. Ausgangspunkt für die Analyse war die Darstellung notwendiger
Grundlagen, um den inflationsbedingten Wertverzehr einer Anlage verstehen zu
können. Hierzu wurden zunächst die Ursachen der Geldentwertung betrachtet und
Möglichkeiten zur Messung von Inflation erläutert. Anhand dieser Informationen
konnten die Auswirkungen von Inflation erklärt werden. Dieses Grundverständnis
war notwendig, um detaillierte Aussagen über die Vorteilhaftigkeit zwischen
klassischen und inflationsindexierten Bundesanleihen treffen zu können.
Anschließend wurden die Funktionsweisen und verschiedenen Typen von
inflationsindexierten Anleihen herausgearbeitet. Hier konnten die Chancen und
Risiken einer Anlage in inflationsindexierte Anleihen aufgezeigt werden. Mit der
Break-Even-Inflation konnten die Höhe der eingepreisten Inflationserwartung
berechnet werden und die Veränderungen dieser Erwartungen während dem
Zeitverlauf dargestellt werden.
Anhand eines Performancevergleichs der beiden Anlageformen in den Jahren 2006
bis 2011 konnte analysiert werden, wie sich die Werte von inflationsindexierten und
klassischen Anleihen in dem Normalszenarium verhalten haben. Hierbei konnte ex
post festgestellt werden, dass die klassischen Anleihen im Betrachtungszeitraum
höhere Wertzuwächse hatten. Um die unterschiedlichen Wertverläufe zu erklären,
wurden die Einflüsse der Geldmarktzinsen auf die Kursentwicklung untersucht. Es
konnten jedoch auf Grund der geringen Anzahl deutscher inflationsindexierter
Anleihen keine generellen Anlageempfehlungen abgegeben werden. Die Ergebnisse
der Analyse waren Grundlage für das Verständnis der Auswirkung von
Einflussparametern auf den Wertverlauf der Anleihen und stellten somit die
Grundlage für die Betrachtung in Extremszenarien dar.
Befürchtet der Privatanleger turbulente wirtschaftliche Phasen mit überhöhter
Inflation rückt die Betrachtung von Extremszenarien in den Vordergrund. Gerade in
solchen Szenarien sollen inflationsindexierte Anleihen gegenüber klassischen
Anleihen Vorteile bieten. Um die damit verbundenen möglichen Auswirkungen auf
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
47
die Geldanlage analysieren zu können, wurden vier Szenarien im Kontext der
Finanzmarktkrise konstruiert, die alle auf einen Anstieg der Inflation beruhen.
Bei
einem
Vergleich
der
beiden
Anlageformen
zeigte
sich,
dass
die
inflationsindexierte Anleihe in den untersuchten Szenarien der finanziellen
Repression, der Hyperinflation und des Währungsschnitts rentabler wäre. Beim
Staatsbankrott, konnten nur bedingt Aussagen über die Auswirkungen für
Privatanleger getroffen werden.
Insbesondere in politisch und wirtschaftlich angespannten Situationen dominiert der
Wunsch nach Sicherheit. Im Verlauf der Arbeit konnte gezeigt werden, dass
inflationsindexierte Anleihen einen zuverlässigen Inflationsschutz bieten und somit
für risikoaverse Anleger geeignet sind. Dem Wunsch nach Renditemaximierung
konnte jedoch bis dato nicht hinreichend Rechnung getragen werden.
Nimmt in Zukunft das Bedürfnis nach Inflationsschutz zu, könnte das den Markt von
inflationsindexierten Schuldverschreibungen für private Emittenten attraktiver
machen. Dies würde zu einer effizienteren Preisbildung und einer höheren Liquidität
der Märkte führen. Das Rating der Emittenten würde zu unterschiedlichen
Risikoklassen und dementsprechenden Renditen der Wertpapiere führen, was jedem
Anleger die Möglichkeit geben würde, analog zu seiner Risikoeinstellung zu
investieren.
In Deutschland werden erst seit 2006 inflationsindexierte Anleihen emittiert. Auf
Grund der daher begrenzten Menge an historischen Daten besteht hinsichtlich der
Renditeuntersuchung weiterer Forschungsbedarf.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
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