Was kann die Strahlentherapie? Oliver Micke Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie Franziskus Hospital Bielefeld Graz ... Strahlentherapie bei Krebs? „Radiotherapie, Bestrahlung, Radiatio, adjuvant, neoadjuvant, postoperativ, kurativ…“ „Extern, perkutan, konformal, Tangente, Boost, IMRT, IGRT, VMAT, intraoperativ, …“ „Strahlen haben keine gute Lobby“ „Total verstrahlt…“ „Tödliche Strahlen …“ „Harte Strahlen …“ Furcht vor der Strahlentherapie … Verlustängste Schmerzen Existenzangst Übelkeit Lebensangst Haarverlust Erbrechen Verlust von Lebensqualität Verbrennungen Nebenwirkungen Todesangst Einsamkeit ca. 30% aller Patienten haben Angst vor der Strahlentherapie DEGRO-Umfrage Krebs … Etwa 750.000 Neuerkankungen/Jahr (D) Etwa 4.000 in Bielefeld Zweithäufigste Todesursache (ca. 25%) Robert Koch-Institut und Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. 2008 Krebs … karkínos (καρκίνος) Hippokrates (460 bis etwa 377 v. Chr.) „Das Leben ist so kurz, die Kunst so umfangreich, schnell der günstige Augenblick vorbei, der Versuch ist trügerisch, die Entscheidung schwierig.“ Krebs … Epidemiologische Zunahme von ca. 3% pro Jahr Robert Koch-Institut und Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. 2008 Häufigste Krebserkrankungen… Robert Koch-Institut und Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. 2008 Strahlentherapie … Etwa 3/4 aller Tumorpatienten werden im Laufe ihrer Erkrankung mindestens einmal bestrahlt! Chemo-/Systemtherapie Strahlentherapie Chirurgie Drei Säulen … Strahlentherapie nur allein? Kombination mit anderen Maßnahmen Wie funktioniert die Strahlentherapie eigentlich? Was kann man bestrahlen? Es gibt biologisch keine strahlenresistenten Tumoren! Zur Behandlung von: • Brustkrebs, Prostatakrebs, Lungenkrebs, Darmkrebs, Speiseröhrenkrebs, Hirntumoren, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Gebärmutterkrebs, Krebsabsiedlungen, Lymphomen uvm. Zur: • • • • Vernichtung von Tumorzellen Vermeidung von Rückfällen Heilung der Erkrankung Linderung der Beschwerden Ziele der Strahlentherapie? Kuration Palliation Heilung Linderung Überlebenszeit Rückfallfreiheit Schmerzfreiheit Symptomarmut Allgemeinzustand Lebensqualität? Die frühen Jahre der Strahlentherapie Kreisbeschleuniger (Betatron) Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie Linearbeschleuniger 1986 2001 2014 – Der neue Linearbeschleuniger Was ist das Neue? - Image Guided Radiotherapy (IGRT) - Volumetric Arc Therapy (VMAT) - Atemgating IGRT: Cone Beam Computertomographie (CT) Kegelstrahl-CT/Digitale Volumentomographie: Bewegungen zwischen den Fraktionen der Bestrahlung Tag 1 Tag 2 Tag 3 Tag 4 Tag 5 IGRT: Cone Beam Computertomographie (CT) Kegelstrahl-CT/Digitale Volumentomographie: IGRT: Cone Beam Computertomographie (CT) Intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT): Volumetric Arc Therapy (VMAT) Intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT): Volumetric Arc Therapy (VMAT) Piet Mondrian: Composition A, 1923 Intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT): Schiffe versenken Intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT) Intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT) Intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT) Volumetric Arc Therapy (VMAT) Atemgating der Strahlentherapie Organbewegung während einer Fraktion: Keine Bewegung Vertikale Organbewegung Kein einfach zu quantifizierbarer Dosiseffekt (Miss) kurze Behandlungsdauer vorteilhaft Lagerungshilfen (Fixierung) sind wichtig Atemgating - 4D-Strahlentherapie Strahlentherapie – Warum? Brustkrebs Prostatakrebs Gutartige Erkrankungen Strahlentherapie nach brusterhaltender Therapie - Verringerung von Rezidiven 40 Rezidivrate [%] 35 BET BET + RT 30 25 20 15 10 5 0 NSABP B06 Milan III Scottish Swedish Ontario British Veronesi U, et al. Ann Oncol 2001; Stewart HJ, et al. J Natl. Cancer Inst 2001; 93:456-462; Liljegren G, et al. J Clin Oncol 1999; 17:2326-2333; Kiebert GM, et al. J Clin Oncol 1991; 9:1059-1070, Fisher B, et al. N Engl J Med 1993; 328:1581-1586; Fisher B, et al. J Clin Oncol 1998; 16:441452; Julien JP, et al. Lancet 2000; 355:528-533; Fisher B, et al. Lancet 1999; 353:1993-2000 Verringerung der Lokalrezidive n = 10.801 (17 Studien) „Vier verhinderte Lokalrezidive retten ein Patientenleben“ Verbesserung des Überlebens Absoluter Überlebensgewinn (Brustkrebssterblichkeit) Nach 15 Jahren: Alle: 3,8 % N0: 3,3 % N+: 8,5 % 3,0 % (gesamt) Prostatakrebs – wann Bestrahlung? Standardtherapien: Primäre Strahlentherapie (Keine Operation): > 74 Gy Postoperative Strahlentherapie (Direkt nach Operation, PSA-Anstieg im Verlauf (PSA-Rezidiv)): 60-70 Gy Prostatakrebs – Primäre Strahlentherapie 3D-perkutane Bestrahlung; UKM (PSA-Verläufe: Follow-up > 24 Monaten) 32 min Median max 28 24 20 ng/ml 16 12 8 4 0 0 5 9 12 Monate 15 18 24 Ergebnisse: Verfahren im Vergleich Kupelian et al., Int. J. Radiation Oncology Biol. Phys., 58, No. 1, 25–33, 2004 Therapieverfahren im Vergleich S3-Leitlinie 2014 Langzeitnebenwirkungen im Vergleich Inkontinenz Impotenz Darmfunktion RT 7% 23 % 10 % OP 3-32 % 10-53 % 4% USA/ KV-Daten, Fowler J Clin Oncol 1996 Operation oder Bestrahlung? “Eine individuelle Entscheidung in Abhängigkeit vom Alter, dem Tumorstadium, der Histologie, dem Allgemeinzustand und dem Patientenwunsch“ Deutsche Krebsgesellschaft Strahlentherapie nicht nur bei Krebs Behandlung von… Arthrosen, schmerzenden Gelenken, Fersenspornen, Verkalkungen, Verknöcherungen, Narben, Wucherungen etc. Zur… Immunmodulation, Entzündungshemmung, Schmerzlinderung, Besserung des Funktion und der Lebensqualität, Vermeidung von Narben und Verknöcherungen Strahlentherapie bei Skeletterkrankungen Wie mit Strahlen behandeln? 80 70 Dosis in Gy (Mittelwert mit 95 % KI) 60 50 40 30 20 10 0 Onkologie Antiprol. Antiinflam. Was kommt dabei heraus? U. Schäfer, Geriatrie J. 06 / 2007 Befragung von 561 Patienten Strahlentherapie High-Tech-Medizin! Strahlentherapie benötigt aufwendige Techniken und apparative Ausstattung Strahlentherapie ist keine Apparatemedizin In der Hand eines erfahrenen Teams eine effektive und nebenwirkungsarme Behandlungsform Kann helfen, eine Operation zu vermeiden Gemeinsame Entscheidung und genaue Abwägung des Nutzens und der Risiken