Die Weber – Gerhart Hauptmann Dramentheorie „Die Weber“ – ein offenes oder geschlossenes Drama? Grundsätzlich handelt es sich beim Werk um ein soziales Drama, weil die sozialen Fragen den Autor mehr beschäftigten als die politischen Fragen. Mit folgenden Punkten kann das Werk als offenes Drama eingeordnet werden: in jeder Szene ist Hauptthema aufgegriffen grosse Anzahl der Figuren Orientierung an der Alltagssprache (Abwechslung zwischen Schriftsprache und Hochdeutsch) unterschiedliche Sprachebenen grosse Vielzahl an Szenenbildern und Räumen Fünf Akte: spricht tradierte Theatererfahrung des Publikums an Zufälliger Ausschnitt aus der Wirklichkeit wird dramatisch organisiert und gerät in Bewegung (Szenen könnten auch ausgetauscht werden, episch gereihte Handlung) kein klarer Anfang und Schluss Fortsetzung der Handlung ist möglich Jedoch weicht das Werk in vielen Punkten vom klassischen Drama und auch von dessen Aufbau ab: ausführliche Regieanweisungen gehören nicht zum klassischen Drama Aufstand ergibt sich nicht aus einem zwischenmenschlichen Konflikt (Weber erleiden Schicksal), sondern durch einen beispielhaften Boten aus der Fremde (Moritz Jäger) und durch den Ausbruch von Verzweiflung (Werk fällt ins Epische zurück) Für Handlung ist das Verhältnis zur Aussenwelt und zur objektiven geschichtlichen Situation und zur gesellschaftlichen Wirklichkeit zwar durchaus vorhanden, sie entsteht jedoch vor allem durch die Reibungen, die sich aus dem Gegeneinander zweier soziologisch ziemlich geschlossener Gruppen (Kollektivs) ergeben An die Stelle des einzelnen Helden tritt die Masse in ihrer sozialen Befindlichkeit, Weber bilden einen kollektiven Helden (einzig Baumert geht durch alle Akte, begleitet vom Weberlied) Handlung wird vorangetrieben durch Botschaften von aussen (Klassische Botenberichte (Erzählung über Vorgänge, die auf der Bühne nicht zu gestalten sind) bringen Chirurgus Schmidt und Mielchen ein) Weber als wichtige Handlungsträger (Weber, die grundsätzlich keine Organisation haben); sie organisieren und gruppieren sich von Akt zu Akt deutlicher, sie werden zielstrebiger und militanter (somit Sieg der Statisten zum Schluss) Grosse Gleichförmigkeit, herausgehoben werden die politischen Führer Moritz Jäger und der rote Bäcker, der Erfahrungsträger Wittig und der „Berichterstatter“ Hornig Naturalismus strebt Deckungsgleichheit von Natur und Kunst an, deshalb ist Bote aus Fremde (Moritz Jäger) nötig, um überhaupt etwas zu bewegen (Eintritt des Ungewohnten stört das bewegungslose Gleichgewicht) Moritz Jäger hat vor langer Zeit in der Wirklichkeit agiert, seine Erfahrungen von damals mit dem gegenwärtig Vorgefundenen konfrontiert und dadurch eine dramatische Bewegung ausgelöst, er ist ein Anführer, er kommt von seiner Dienstzeit als Soldat zurück, kann lesen und bringt Erfahrungen aus einer grösseren Welt ein) Es werden immer wieder neue Gestalten eingeführt, im Drama hat die beschränkte Zahl der Personen die Eigenständigkeit des dramatischen Gewebes zu gewährleisten Handlung und Werk sind nicht wie im Drama identisch, Aufstand ist Gegenstand des Werkes 1 Die Weber – Gerhart Hauptmann Keine klassische Handlungsführung (Exposition über Höhepunkt zur Katastrophe), sondern epische Reihung, ist in sich verzahnt trotz wechselnder Handlungsorte und Personen Bilder sind verzahnt, reihen sich wie eine Abfolge von Bildern (Wirklichkeitsausschnitte, die scheinbar zufällig sind) Nur der Einsatz des Weberliedes folgt grundsätzlich den Regeln des klassischen Dramas Leitmotiv ist deshalb das Lied vom Blutgericht: propagandisches Mittel, um Aufstand auszulösen und zu führen Pyramidaler Aufbau (nach Gustav Freytag, 1863) Grundsätzlich ist es nur das Weberlied, welches in der episch gereihten Handlung eine klassische dramatische Struktur bildet, die die szenische Struktur der Handlung wegen ihrer naturalistischen Gesamtanlage nicht hat. Es hat eine stabilisierende Funktion. Das Lied kommt in allen fünf Akten vor. Ansonsten ist das Buch nicht pyramidal aufgebaut! Einleitung/Exposition (Grundstimmung und Ausgangssituation; wichtige Figuren) Die wichtigen Figuren des Werkes befinden sich am Anfang der Geschichte beim Fabrikanten Dreissiger und machen aufmerksam auf ihre Rolle. Die Konfliktparteien werden eingeführt und deutlich, Dreissiger spricht von einem niederträchtigen, Bäcker von einem schönen Lied. Bäcker nennt das Lied beim Namen, Dreissiger nicht. (Bäcker wird durch das Lied identifiziert) erregendes Moment/Entwicklung (stellt wesentliche Handlung der Hauptfigur dar, oder wesentliche Handlung - Verwicklungen kommen in Gang) Jäger liest das Lied Baumerts vor – somit werden Baumerts und Ansorge aktiviert. Das Lied wird zum Abbild des Weberelends. (Jäger ist neben Bäcker der zweite Anführer, er ist im Besitz des gesamten Textes) Höhepunkt/Peripetie (Höhe- oder Wendepunkt) Das Lied ergreift die Webermasse und wird zum Kampflied. Der Gendarm Kutschte verkündet das Verbot des Liedes. Daraufhin singen die Weber gemeinsam das Lied unter Bäckers Leitung und brechen auf zu Dreissiger. tragisches Moment (Umkehr der Handlungsrichtung durch tragisches Moment; Auflösung des Konfliktes nicht mehr möglich) Im vierten Akt des Werkes findet der eigentliche Aufstand statt. Die aufgebrachten Weber stürmen und verwüsten die Wohnhäuser von Dreissiger und anderen Fabrikanten, während sie das Lied singen, welches zeigt, wie unzufrieden die Weber sind. Katastrophe/Lösung (Untergang des Helden oder positive Lösung) 2 Die Weber – Gerhart Hauptmann Die Handlung wird durch den alten Weber Hilse abgeschwächt, da er sich gegen den Aufstand stellt und weiter webt. Der Tot von Hilse, der sich nicht am Aufstand beteiligt, aber von der Polizei erschossen wird, dient dem Autor als Abschluss. Bevor Hilse stirbt, wird das Weberlied vielhundertstimmig und führt dann zum Sieg der Weber gegen die Soldaten, bis der Aufstand zum Schluss trotzdem blutig niedergeschlagen wird. Drama allgemein Theaterstück aufgeteilt in Tragödie (trauriges Ende), Komödie (belustigende Handlung) und Stück „Magie der 5 Akte“ offene Form Vielfalt in Bezug auf Ort, Zeit, Handlung o mehrere gleichberechtigte Handlungsstränge o weite Zeiträume o Vielzahl von Räumen Aufbrechen linearer Handlungsabläufe o Leitmotive o "zentrales Ich" Kompositionsfigur: vom Einzelteil, von der einzelnen Szene zum Ganzen, kein klarer Anfang und Schluss o unvermitteltes Einsetzen und Abbrechen der Handlung o keine Exposition o Fortsetzung der Handlung möglich viele Figuren unterschiedliche Sprachebenen: o Alltagssprache o Spontaneität o Parataxe, Reihung, Satzbrüche, Ellipsen offene Komposition: o Hauptfigur steht kein gleichwertiger Gegner gegenüber o wirkt unausgewogen Mischtypen möglich, keinen pyramidalen Aufbau!!! geschlossene Form (als Info, spielt für Buch jedoch keine Bedeutung!) Einheit von Ort, Zeit und Handlung eindeutige Haupthandlung, Einsträngigkeit, geringe Bedeutung von Nebenhandlungen Beschränkung auf eine knappe Zeitspanne (ein Sonnenumlauf, also 24 h) - macht extreme Ortswechsel überflüssig zielstrebig ausgerichtete Bewegung von Handlung und Geschehen Linearität, kausale Verknüpfung, Folgerichtigkeit => Szenen nicht austauschbar klarer Anfang und eindeutige Lösung Unselbständigkeit der Teile Beschränkung auf wenige Figuren einheitliche Sprache; hoher Stil, Vers, Pathos; Abwechslung von Hypotaxe und Dichotomie ausgewogene Komposition (im Hinblick auf Figurengruppierungen; Konzentration auf Protagonist und Antagonist; pyramidaler Aufbau) 3 Die Weber – Gerhart Hauptmann Steckbrief Gerhart Hauptmann (1862 – 1946) (Dramatiker & Schriftsteller) Gerhart Hauptmann zeichnet sich aus durch Unentschiedenheit: Abbruch Lehre, Schule, Studium, militäruntauglich… Er wird „verfolgt“ wegen Sozialistenprozess, behauptet aber, er sei nie Sozialdemokrat gewesen. Er gilt als der bedeutendste deutsche Vertreter des Naturalismus. Für die Weber hat er sich auf seinen Grossvater, welcher ein Weber war, und auf zahlreiche Vorarbeiten anderer gestützt. 1862 15. November: Gerhart Hauptmann wird in Ober-Salzbrunn (Schlesien) als Sohn des Hotelbesitzers Robert Hauptmann und dessen Frau Maria (geb. Strähler) geboren. 1878/79 Nach dem Besuch der Realschule in Breslau beginnt er eine landwirtschaftliche Ausbildung auf dem Rittergut eines Onkels in Schlesien. 1880 Oktober: Eintritt in die Bildhauerklasse an der Breslauer Königlichen Kunst- und Gewerbeschule. 1881 Herbst: Verlobung mit der Großkaufmannstochter Marie Thienemann, die Hauptmanns Lebensunterhalt sichert. 1892 Nach einer Reise ins schlesische Webergebiet (Riesengebirge, Eulengebirge, Gespräche mit Augenzeugen) stellt er sein bedeutendstes Werk, das gesellschaftskritische Drama "Die Weber", zunächst im schlesischen Dialekt als "De Waber" fertig. Kaiser Wilhelm II. kündigt nach der Uraufführung im Deutschen Theater seine dortige Loge, außerdem wird die Aufführung durch den Berliner Polizeipräsidenten verboten. 1893 Durch die Bekanntschaft mit der Musikstudentin Margarete Marschalk kommt es zu einer Ehekrise mit seiner Frau Marie. 1894 Nach einer Reise mit seiner Ehefrau in die USA trennt sich das Ehepaar Hauptmann. 4 Die Weber – Gerhart Hauptmann 1904 Scheidung von seiner Frau. Heirat mit Margarete Marschalk. Das Paar hat einen Sohn. 1910 Sein erstes großes episches Werk "Der Narr in Christo Emanuel Quint" erscheint in der "Neuen Rundschau". 1911 13. Januar: Im Lessing Theater in Berlin wird sein Schauspiel "Die Ratten" uraufgeführt. 1912 Verleihung des Nobelpreises für Literatur. 1913 Aufführung des ersten Hauptmann-Films "Atlantis", dem viele weitere Verfilmungen seiner Werke folgen. 1918 November: Im "Berliner Tageblatt" wird eine von zahlreichen Intellektuellen und Künstlern unterschriebene Erklärung Hauptmanns veröffentlicht, in der die Bereitschaft der Kunstschaffenden bekundet wird, am Neuaufbau mitzuwirken. Hauptmann beginnt, sich aktiv für die junge Republik (Weimarer Republik) einzusetzen. 1926 Uraufführung des Schauspiels "Dorothea Angermann". 1932 Letzte Uraufführung eines seiner Dramen in Deutschland zu seinen Lebzeiten mit dem symbolischen Titel "Vor Sonnenuntergang". Bei einer Reise in die USA erhält er die Ehrendoktorwürde der Columbia University und wird vom amerikanischen Präsidenten im Weißen Haus empfangen. 1933 Zur Enttäuschung vieler äußert sich Hauptmann nicht zum Nationalsozialismus und zieht sich aus dem öffentlichen Leben zurück. Seine Werke werden weiter veröffentlicht, aufgeführt und verfilmt. 1937 Die Autobiographie "Das Abenteuer meiner Jugend" erscheint. 1946 6. Juni: Gerhart Hauptmann stirbt in Agnetendorf und wird später in Kloster auf Hiddensee beigesetzt. 5 Die Weber – Gerhart Hauptmann Naturalismus (1880-1900) Naturalismus, 1880-1900 versteht sich als revolutionäre Epoche der Moderne Gegenbewegung zum poetischen Realismus, ebenfalls gegen jegliche idealistische Überhöhung der Literatur Produkte der Moderne sind für Naturalisten die Schattenseiten der Zivilisation o z.B. Lage der Arbeiter während der industriellen Revolution das Hässliche ist für Naturalisten der Grundzug der Moderne Naturalisten benutzen die Dichtung für politische Absichten, welche sie in kulturellen und sozialen Erneuerung sahen (Versuch der Veränderung der äusseren Bedingungen der menschlichen Existenz) im Mittelpunkt stehen die Schilderung des Eindrucks der Aussenwelt und direkte Bewertung gesellschaftlicher Umstände Naturalisten lehnen jede metaphysische Spekulation über die Freiheit der Menschen ab Weltanschauung von Naturalisten ist auf Erkenntnisse aus Naturwissenschaft gerichtet, Menschen sind nicht mehr als ein Stück Natur, das nach den Regeln strenger Kausalität von seiner Umwelt und seiner Erbmasse determiniert ist Orientierung an naturwissenschaftlicher Exaktheit: Naturalisten sammeln mit wissenschaftlicher Exaktheit Fakten und Dokumente, die die tatsächlichen Lebenssituationen von Menschen belegen Interpretation des Datenmaterials erfolgt analog der Evolutionstheorie Darwins (nur der Stärkste (bzw. der Anpassungsfähigste) überlebt) in den Mittelpunkt werden Szenen aus der Alltagswelt (Fabriken, Kneipe, Mietskaserne) sowie Elend, Armut und Krankheiten gerückt es geht um die Provokation des Publikums, Kaiser, aber auch bildungsorientiertes Bürgertum sollte zutiefst irritiert und provoziert werden Gattungen sind Lyrik als Erzählgedicht und offenes Drama als Lebensausschnitt wichtigste Vertreter des Naturalismus sind Gerhart Hauptmann, Arno Holz und Henrik Ibsen mit „Nora oder Ein Puppenheim“ Hauptmotive der Epoche des Naturalismus Darstellung des Hässlichen (das Hässliche wird in den Blickpunkt, ins Zentrum der Literatur gerückt Anspruch auf naturwissenschaftliche Objektivität: objektive, künstlerische Wiedergabe der tatsächlichen Verhältnisse, der sozialen Wirklichkeit und Natur unter möglichster Ausschaltung subjektiver Einflüsse Determinismus (Mensch wird durch seine Umwelt (Vererbung, Milieu) als determiniert (bestimmt oder beeinflusst) wahrgenommen) sozialer Veränderungswille Sekundenstil (jedes wahrnehmbare Detail soll abgebildet („kopiert“) werden) es herrschen Vorlieben für einen bestimmten Sprachgebrauch oder Dialekt (z.B. Mundart, Schlesisch) direkte Bewertung gesellschaftliche Umstände Begriffserklärungen Milieu Die Räume werden beschrieben, um ein soziales Milieu zu charakterisieren. Dies wird in den ausführlichen Regieanweisungen beschrieben. Der Mensch wird als ein von Milieu und Rasse (Erbanlagen und soziale Verhältnisse) abhängiges Wesen aufgefasst. Naturalisten waren der Ansicht, dass das Milieu den Menschen weitgehend präge. So sind Schauplatz und Bühnenbild von grosser Bedeutung. 6 Die Weber – Gerhart Hauptmann Sekundenstil Der Sekundenstil meint, dass es bei der Darstellung eines Menschen in seinem Milieu nichts Nebensächliches oder Unwichtiges gibt und daher alles, was auf diese Person einwirkt, festgehalten werden muss. Dies führte dazu, dass jede noch so keine Regung, jedes Aufstöhnen und Seufzen vermerkt wurde, mit dem Ziel, jede Sekunde exakt wiederzugeben. 7 Die Weber – Gerhart Hauptmann Figurenbeschreibung Name Weber als Gruppe Herr Wilhelm Dreissiger Frau Rosa Dreissiger Pfeifer Neumann Lehrling Kutscher Johann Mädchen Weinhold Pastor Kittelhaus Frau Pastor Kittelhaus Heide Kutsche Herr Welzel Frau Welzel Anna Welzel Merkmale weder organisiert noch Ziel, Hunger treib sie ausgebeutet und abhängig Parchentfabrikant 40 Jahre fettleibig Haus steht in Peterswaldau „bin ich so unbarmherzig?“ um die 30 Jahre hübsch, robust Missverhältnis zwischen Reden und ihrer Toilette Expedient bei Dreissiger ehemaliger Weber wohlgenährt, gepflegt bekommt Panik im Akt 4 nutzt seine Machtstellung aus Kassierer bei Dreissiger, Kassierer angestellt bei Dreissiger, prüft Gewicht angestellt bei Dreissiger setzt Jorgel und Karlchen schon in die Kutsche angestellt bei Dreissiger angestellt bei Dreissiger Hauslehrer bei Dreissigers Söhnen 19-jährig bleich, mager, blond unruhig und nervös steht auf Seite der Weber, wird entlassen kleines, freundliches Männchen redet über WI-Rückgang und Humanitätsdusler kann Menschenmenge auch nicht beruhigen weist Weinhold zurecht hat Angst um diesen Mann, den die Horde misshandelt klein, mager, verblüht Polizeiverwalter 50 Jahre mittelgross, korpulent Kavallerieuniform mit Säbel Gendarm wird von Wittig beschimpft verbietet Weberlied ist Polizeiverwalter Heide unterstellt und meldet ihm Festnahme von Jäger Gastwirt Scholz/Schulze 50 Jahre gutmütig Gastwirtin stattlich, sauber gekleidet Tochter 17 Jahre hübsch mit prachtvollen rotblonden Haaren 8 Die Weber – Gerhart Hauptmann Wiegand Reisender Bauer Förster Schmidt Hornig Der alte Wittig Bäcker Moritz Jäger Der alte Baumert Mutter Baumert Bertha Baumert Emma Baumert Fritz Tischler weiss, worauf es in der Welt ankommt, nämlich auf rücksichtsloses Fortschreiten „Lügenhornig“ gegen Hornig bei Gespräch über Beerdigung mit Reisendem läuft weg als die anderen das Lied singen im Gasthaus flirtet mit Anna kommt mit Peitsche ins Gasthaus wird beschuldigt, mit den Edelmännern am gleichen Strang zu ziehen „Weber faulenzen“ hat Axt Holzdieben weggenommen löst Diskussion über Holzhandel aus „Holzdiebe“ Chirurgus quecksilbriges, kugliges Männchen mit pfiffigem Gesicht Lumpensammler O-Beine „Totentischler“ gegen Wiegand Schmiedemeister grauhaarig, russig war in französischer Revolution ist ebenfalls einer der Anführer löst den Weberaufstand aus, indem er sich dem Verbot des Weberliedes widersetzt Inkarnation für Kraft und Mut laut, sorgt für Kontinuität der revolutionären Bewegung Weber rote Haare (der rote Bäcker) jung, ungezwungen (ausnahmsweise) stark will Lohn in die Hand, wird daraufhin von Dreissiger entlassen Anführer des Aufstandes, singt Lied „Bote“ aus der Fremde 4 Jahre war er weg im Militär ehemaliger Weber Welterfahrung, Wissen, Wohlstand, sicheres Auftreten stramm, mittelgross Reservist gute Kleidung militärisch ist im Besitz des Weberliedes in allen 5 Akten repräsentiert mit seiner Familie die Weber schlachtet Hund, um diesen zu essen kontrakte Alte Tochter 15 Jahre Tochter 22 Jahre Emmas Sohn 4 Jahre alt zerlumpt 9 Die Weber – Gerhart Hauptmann August Baumert Der alte Anton Ansorge Frau Heinrich Der alte Hilse Frau Hilse Gottlieb Hilse Luise Mielchen Reimann Heiber Knabe Färbereiarbeiter behindert ihm gehörte das Haus in Kaschbach hünenhafter Knochenbau stark verwilderte Haare „Nu jaja-nu nee nee“ stellt Sprachrohr des Dichters dar Entscheidungslosigkeit als Lebensprinzip ehrlich, arbeitsam, rechtschaffen schwanger 30 Jahre ihre Kinder verhungern will Mehl von den Baumerts Scherbe im Fuss gottesandächtiger Weber Veteran, einarmig bärtig, starkknochig gebeugt und verfallen, spitznasig, fahl, zittrig, wunde Weberaugen für ihn ist der Aufstand Satansarbeit, weigert sich, daran teilzunehmen ist sich der Ausbeutung (Elende/Not) bewusst, möchte deshalb so schnell wie möglich sterben und einstige Weber-Idylle beibehalten will sich die Erwartung eines jenseitigen Lebens in Gerechtigkeit nicht zerstören lassen hat Hoffnung auf Leben nach dem Tod und auf göttliche Erlösung wird nach zwei Warnungen von einer Salve getroffen fast taub, alt und blind Sohn, will Löffel zurückbringen feige Gottliebs Frau redet gottlos, mutig leidenschaftlich, rebellisch Kontrastfigur zu Hilse, begeistert alle, als sie die führende Rolle im Aufstand übernimmt Tochter, 7 Jahre alt hübsch, findet Löffel Weber diskutiert mit Pfeifer über Lohn Weber unterdrückt Tränen, als er von Pfeifer gedemütigt wird will Vorschuss, braucht Medizin für Tochter 8 Jahre alt fällt um vor Hunger besonders unterwürfig ergeben, da lohnabhängig 10 Die Weber – Gerhart Hauptmann Zusammenfassung Der erste Akt spielt an der Warenannahme in Peterswaldau an einem schwülen Mai-Tag. Es hat eine lange Regieanweisung, welche den Prozess der Ablieferung der fertigen Gewebe durch die Weber und die Weber und deren Aussehen beschreibt. Viele Weber aus dem Land treffen sich, um ihre Webarbeit (Gewebe) zu verkaufen. Herr Dreißiger versucht dabei den Lohn so niedrig wie möglich zu halten. Pfeiffer, der Expedient, und Neumann, der Kassierer, behandeln die Weber sehr unmenschlich. Pfeiffer demütigt beispielsweise Weber Heiber bis zu Tränen. Aufgrund des Hungerlohns, welcher von Woche zu Woche sinkt, beschwert sich eine große Menge der Weber, doch Pfeiffer lässt sich nicht beirren. Baumert hat sogar seinen Hund geschlachtet, um etwas zu essen zu haben. Bäcker beschwert sich ebenfalls lauthals (fordert Lohn, will ihn in die Hand) über den geringen Lohn. Da ruft Pfeiffer Herr Dreissiger, welcher Bäcker entlässt und Vergeltung gegen die aufbegehrenden Weber, welche vor seinem Haus das Weberlied singen, droht. Erst als ein achtjähriger Junge, welcher Waren abliefert, vor Hunger bewusstlos wird, beschreibt Dreissiger die Schwierigkeiten seiner Tätigkeit und dass immer nur der Fabrikant als Sündenbock dargestellt wird, obwohl auch dieser ein Risiko eingeht. Er gibt sich als barmherzig aus. Die Weber huldigen ihm und stimmen ihm zu, dass er die Weber gut behandelt und er sie immerhin nicht vor die Tür setzt. Dreissiger bringt ausserdem das Argument, dass sehr viele arbeitslose Weber Arbeit suchen und dass er auch bereit ist, noch 200 Webern Beschäftigung zu geben. Dies hat jedoch die Auswirkung, dass die Löhne noch weiter gesenkt werden. Dreissiger lässt sich nicht auf die direkten Bitten um einen Vorschuss von den vereinzelten Webern ein. Durch diesen Akt wird auf die Not und die Unterdrückung angesprochen, welche die Weber erleben. Vor allem der Hunger und das fehlende Geld für die Heilung einer Kranken verdeutlichen das Elend. Allerdings sieht man auch den ersten Widerstand von einem der Weber und die herrschende Unzufriedenheit der bis anhin friedlichen Webern. Fabrikant Dreissiger Pfeiffer Neumann Reimann Heiber Lehrling Weber Bäcker Kutscher Johann Mädchen 8-jähriger Knabe Die zweite Szene spielt in dem Haus von Familie Baumert in Kaschbach. Die Regieanweisung beschreibt das Stübchen des Wilhelm Ansorge und stellt eine typische Weberfamilie vor. Die Frauen (vor allem Frau) sind besorgt, weil Vater noch nicht zuhause ist. Sie haben Hunger und warten darauf, dass er Brot bringt. Sie bitten Ansorge darum, dass er Licht machen solle. Eine schwangere Frau Heinrich (Nachbarin) um eine Fußverletzung (Scherbe) behandeln zu lassen, wobei sie ein wenig Mehl besorgen möchte. Sie ist am Verzweifeln, weil ihr Mann krank ist und nicht arbeiten kann. Die beiden Frauen sprechen über ihre unerträgliche Situation (Hunger, Krankheiten und Hoffnungslosigkeit). Die Nachbarin bekommt kein Mehl, weil keines mehr da ist und wäre sogar mit Schweinefutter zufrieden. Als der Familienvater heimkehrt, hat er Moritz Jäger bei sich, welcher seinen Militärdienst beendet hat. Er führt der Familie alle Reichtümer vor, welche er durch seinen Sold erworben hat. Ansorge flechtet Körbe und entdeckt den Branntwein von Jäger, der dann wandert. Sie unterhalten sich über die Verschlechterung der Lage der Weber, über den Reichtum der Unternehmer und die Lebensbedingungen der Weber. Sie beschliessen, dass das ganze Unglück von den Fabrikanten kommt. Moritz bringt alle auf die Idee, dass wenn alle Weber zusammenhielten, sie ihre Ziele erreichen könnten (politisches Programm). Daraufhin liest er das Weberlied/ Blutgericht vor.. Das Lied als Funke führt zum Ausbruch der lange angestauten Verzweiflung. Das Wissen um die soziale Not schlägt in den Aufstand um, und Jäger wird beauftragt, die Sache in die Hand zu nehmen. Baumert und Ansorge sind vollkommen angetan und entschliessen sich, am Aufstand teilzunehmen. Der Anfang dieser Szene deutet auf die große Hungersnot und das Elends Bild der Weber hin, und dann stosst Jäger den Aufstand mittels des Weberliedes an. Ansorge Mutter Baumert 11 Die Weber – Gerhart Hauptmann Herr Baumert Töchter Emma (Sohn Fritz, 4 Jahre, sein Vater ist an Tuberkulose gestorben.)/Bertha Sohn August (behindert) Moritz Jäger Schwangere Frau Heinrich Der dritte Akt spielt im Dorfgasthaus von Peterswaldau, eine Woche nach den ersten beiden Akten. Dort treffen viele Gruppen und Einzelpersonen aufeinander. In der Regieanweisung wird das Gasthaus beschrieben. Ein Reisender geht auf einen Zeitungsbericht ein, dass viele Weber eine sehr prunkvolle Beerdigung erhalten. Tischler Wiegand bestätigt, dass die Weber dies so zu pflegen mögen und sich danach bei allen verschulden. Der Reisende flirtet mit Anna. Ansorge und der alte Baumert kommen und setzen sich zu Hornig. Hornig beginnt mit Wiegand zu streiten. Dann kommen ein Förster und ein Bauer und weitere zwei Weber. Die Bauern, Förster und Tischler, welche sehr gut verdienen, präsentieren die Weber als diebisch, faul und untüchtig. Daraufhin widerlegt Hornig die beschönigenden Artikel der Regierung. Hornig stellt die Armut, Unterdrückung und Arbeitsplage der Weber dar. Dann hört man draussen das Weberlied singen. Jäger und Bäcker betreten den Schauplatz. Dann kommt Schmied Wittig und berichtet von der französischen Revolution. Als Gendarm Kutsche kommt, beginnt Wittig mit diesem zu streiten, und wiedersetzt sich dem durch Kutsche geäussertem Verbot des Weberliedes. Plötzlich wird dann das Weberlied von Jäger und Bäcker angestimmt. Viele Weber kommen in das Wirtshaus und setzen mit ein. Kurz darauf ziehen sie los, um bei Herr Dreißiger eine Lohnerhöhung zu erbitten. Das Treffen der Personen kann man als Zusammenstoß der Gedanken von den armen und wohlhabenden Leuten sehen. Nur Hornig, jemand der das Elend schon mit eigenen Augen gesehen hat, steht auf der Seite der Weber, während die anderen die Weber auslachen. Herr Welzel Frau Welzel Tochter Anna Welzel Tischler Wiegand Reisender Lumpensammler Hornig Herr Baumert Herr Ansorge Bauer Förster Moritz Jäger Bäcker Schmid Wittig Gendarm Kutsche Polizeiverwalter Heide Die vierte Szene spielt im Haus von Herr Dreißiger in Peterswaldau. Dort findet man luxuriöse, prunkvolle Möbel, vergoldete Rahmen und einen Geldschrank, Die Regieanweisung beschreibt auch den Salon. Herr Dreißiger lädt Pastor Kittelhaus mit dessen Frau ein. Hauslehrer Weinhold zeigt im Gespräch mit Kittelhaus Mitleid mit den Webern und Verständnis für ihre Forderungen. Daraufhin wollen Kittelhaus und Dreissiger ihren Whist (Kartenspiel) anfangen. Doch sie werden von den Webern gestört, welche, das Weberlied singend antraben. Dreissiger schickt Weinhold fort, nachdem dieser die Handlung der Weber anerkannt als Bekundung ihrer Unzufriedenheit und sie somit verteidigt. Herr Dreißiger ruft sofort die Polizei, welche daraufhin Moritz Jäger festnimmt. Dreissiger ist im Gespräch mit dem Polizeiverwalter, und Gendarm Kutsche kommt hinzu. Jäger tritt frech, heiter und selbstbewusst auf und wird von den Webern sofort wieder aus der Gefangenschaft befreit, nachdem diese Dreissiger mit Tierlauten beschimpft haben. Kittelhaus sagt, dass die Vereine und Komitees, welche die Weber unterstützen, Schuld daran sind, dass sich diese jetzt wie Wölfe verhalten. Während sich die beiden über die ausländische Konkurrenz unterhalten und Dreissiger erklärt, dass er die unzufriedenen Leute für die Durchsetzung besserer Privilegien benutzen will, kommt Pfeiffer blass herein und erzählt von der Befreiung Jägers. Dreissiger kann’s nicht fassen, dass es nun so ernst wird. Kittelhaus will mit den Leuten reden, weil er denkt, dass diese doch noch wenigstens vor ihm Respekt haben müssen, doch diese misshandeln ihn. Die Familie Dreißiger kann mit Hilfe des Kutschers fliehen, und Pfeiffer fleht um sein Leben, als die Meute ihn zur Rechenschaft ziehen will. Doch auch er kann mit den Dreissigern fliehen. Nach einer kurzen Sekunde stürmen die Weber in das Haus. Zuerst sind alle schüchtern und ruhig, aber dann kommen Jäger, Bäcker und Wittig sowie Baumert. Als sie Dreissiger und Pfeiffer nicht finden, gibt Bäcker an, dass sie nachher nach Bielau zu 12 Die Weber – Gerhart Hauptmann Dietrichen gehen wollen. Als nächstes kommt Ansorge und alle zusammen zerstören die Villa, den Salon, sowie die Einrichtung und das Warenlager. In dieser Szene sieht man die Gewalt der Weber (Hass und Zerstörungswut). Herr & Frau Dreissiger Jorgel und Karlchen Pastor Kittelhaus & Frau Kittelhaus Hauslehrer Weinhold, 19 Jahre Moritz Jäger Bäcker Pfeiffer Im fünften Akt hält der Weber Hilse mit Sohn und Schwiegertochter eine Andacht. Hilse lebt in Langenbielau. Der Aufstand der Weber gegenüber Herrn Dreißiger spricht sich mehr und mehr im ganzen Land herum. Diesmal ist es Hornig, welcher von Dreissigers Flucht erzählt. Hilse glaubt ihm nicht. Erst als Mielchen mit einem Silberlöffel daherkommt, beginnen die Leute, es zu glauben. Gottlieb will den Löffel zurückbringen, um nicht als Dieb dazustehen. Chirurgus Schmidt, der Arzt, erzählt ebenfalls von der Revolution und dass etwa 1500 Menschen unterwegs sind. Von fern hört man schon das Singen und Glockenläuten. Gottlieb kommt zurück und erzählt von den Webern bei den Dietrichen, wo sie Geld ausbezahlt bekommen. Hilse ist ausser sich und bezeichnet das Vorgehen als Satansarbeit. Luise hingegen ist leidenschaftlich aufgeregt und beginnt aufzuzählen, wie schlecht es einer Mutter in der damaligen Zeit geht. Sie regt sich über das gottgefällige Denken auf und geht mit den Ausständigen. Hilse, welcher nur 1 Arm besitzt, erzählt, wie er den anderen gegen Napoleon verloren hat und gibt zu verstehen, dass er seine Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod nicht mehr aufs Spiel setzt. Hornig erzählt, dass Dietrich alle befriedigen will. Doch Ausständige dringen in Fabrikantenvillen ein, plündern und zerstören sie, genauso wie bei Herrn Dreißiger. Aus den Häusern werden alle Weber rausgeholt. Bäcker kommt mit einem geschlachteten Hahn zu Hilse, und zusammen mit Jäger (mit Säbel) und dem alten Baumert versucht er, Hilse zum Mitmachen zu überreden. Doch dieser will nicht. Bäcker will sich nun alles mit Gewalt nehmen, und der Aufstand richtet sich neu nicht mehr nur gegen die Fabrikanten, sondern gegen die Reichen und die Beamten, womit sich ein planvolles Vorgehen entwickelt hätte. Das Militär wird jedoch kurz darauf eingeschaltet. Es wird nun auf die Weber geschossen; die Weber beginnen sich mit Steinen zu wehren. Die Soldaten werden durch die Weber zurückgeschlagen, sodass sie gezwungen werden, sich zurückzuziehen. Gottlieb, welcher sich bis jetzt zurückgehalten hat, gibt nach und stürmt nach draussen, nachdem ihn seine Frau vor allen erniedrigt hatte. Hilse, der einzige am Aufstand Unbeteiligte, wird schließlich von einer Kugel eines Soldaten getroffen und stirbt, nachdem er zweimal gewarnt wurde. Zum Schluss stürmen alle mit Hurra nach draussen. Die Weber „siegen“ also, indem sie das Militär vertreiben, aber jeder Zuschauer weiss, dass es nicht so ist, den in Wahrheit wird der Aufstand schlussendlich vom Militär blutig niedergeschlagen und die Weber bestraft. Weberfamilie Hilse Luise Gottlieb Mielchen Hornig Chirurgus Schmidt Dittrich Jäger Bäcker 13 Die Weber – Gerhart Hauptmann Interpretation „Die Weber“ Sprache Dialekt, soziale Hierarchien viele schlesische Wörter, aber nur die Weber reden schlesisch, die anderen weitgehend hochdeutsch (Wohlhabende, Edelleute, Reisender) soziale Grenze zwischen Dialekt und Hochdeutsch als sozialer Widerspruch es gibt polnische Wörter, volksetymologische Wörter (wenn die volkstümliche Erklärung im Vordergrund steht) und Fremdwörter eingefügte Gedichte: Weberlied epische Vorwegnahmen: kündigen ohne ins Detail zu gehen etwas Unvorhergesehenes oder Ungeahntes an (Wir leiden es nicht mehr, mag kommen, was will) Motive & Themen naturalistische Gestaltungsmethode mit einem historischen, aktuellen Stoff Habgier Gewinnverteilung/Besitzverhältnisse werden als „Elend der Fabriken“ dargestellt soziale Beziehungen Zerstörungswut Ausbruch der Verzweiflung, nicht organisiert Weberlied als Stimmungserreger ökonomische Abhängigkeit Unterdrückung durch Verleger und Grundbesitzer Staat schreitet nicht ein, den „Humanitätsdusslern“ wird nicht geglaubt, somit bekommen die Weber keinerlei Unterstützung Aufstand gegen niedrige Löhne, hohe Steuern, Produktionsverhältnisse historische Vorgänge (Mechanisierung, Baumwolle; führt zu Wirtschaftskrise, auch Fabrikant musste Preise nur aufgrund der fremden Konkurrenz drücken) 19. Jahrhundert: Industriegesellschaft, Klassengegensätze Aufkommen der sozialen Frage, zunehmende soziale Widersprüche der kapitalistischen Produktion um 1890, die sich auf schlesische Weber auswirkten (früher herrschte Idylle, welche jedoch auch im Buch mit Hilse stirbt) Folgen für heimische Industrie und für die Weber: Armut, schreckenerregendes Elend, Hunger (Webernot), Ausbeutung und Unterdrückung der Weber Weber wollen Essen, Kleidung, bessere hygienische Bedingungen Entwicklung Aufstand bis zu seinem blutigen Niederschlag Repräsentation des Klassenkampfes, Weber als Symbolfigur richtiger Weberaufstand fand am 4-6. Juni 1844 statt Akt 1: Not, Unterdrückung, nur geringer Widerstand von den Webern Akt 2: Hungersnot, Elend, Armut Akt 3: von Aussenstehenden als diebisch, faul und untüchtig bezeichnet, Anzetteln zur Wehr gegen Armut, Unterdrückung und Arbeitsplage Akt 4: vereinzeltes Mitleid und Verständnis für Forderungen der Weber, dann Gewalt und Gegengewalt Akt 5: Gottergebener Tod eines Unbeteiligten und doppeldeutiges Ende Ansätze 1. Worin liegt der dramatische Konflikt? Woran erkennt man das? o Die Weber und die Fabrikantenfamilien wollen beide Geld verdienen. Der Konflikt spielt sich zwischen den beiden Parteien ab, wobei die Weber finanziell von den reicheren Fabrikinhabern abhängig sind. Der Aufstand entsteht aus einem sozialen Konflikt. Es bedurfte in der Situation der Weber nur noch eines Funkens, der 14 Die Weber – Gerhart Hauptmann die Weber unter der Führung energischer Leute zur Revolte trieb. (Funke ist wohl das Weberlied!). Der dramatische Konflikt kann man anhand der Zerstörungswut der verzweifelten Weber erkennen. Die Werber waren unorganisiert in ihrem Aufstand und waren innerhalb von wenigen Tagen durch die Armee niedergeschlagen. Das fatale an der Geschichte war, dass auch Unschuldige, wie der alte Hilse, in die Sache reingezogen wurde und dadurch auf makabrer Weise umkam. o Diesen Konflikt erkennt man daran, dass die Weber lautstark mehr Geld fordern. Daraufhin erwidert der Fabrikant, dass dies nicht möglich ist. Dreissigers Vorschlag ist: „Wer gut webt, der gut lebt“ und lässt sich nicht von seiner Meinung abbringen. 2. Geht es im Konflikt um allgemeinmenschliche Werte oder um zeittypische Probleme? o Durch die Industrialisierung wird die Mechanisierung angetrieben, wodurch die Heimarbeit an Bedeutung verlor. Dabei entstehen grosse Wohlstandsgefälle zwischen Arbeiter und Fabrikinhaber. o Die Habgier der Unternehmer ist aus der Sicht der Werber das Problem für ihre Armut. Die Webernot steht als historischer Vorgang im Vordergrund. Die Regierung und auch die Kirche leisten gegenüber den Webern keine Unterstützung. o Die soziale Frage auf Grund der rasch voranschreitenden industriellen Revolution war zwar in der Epoche das grösste Problem, doch im Werk geht vor allem um allgemein menschliche Werte. Es gab schon immer ärmere und reichere Menschen. Das wird auch immer so bleiben. o Grundsätzlich wiederspiegeln sich beide Punkte in dieser Geschichte. Jedoch haben die Arbeitnehmer heutzutage verschiedene Alternativen wenn ihre Arbeit oder die Endlöhnung nicht passt. In diesem Drama war es den Webern nicht möglich zu kündigen, da die Arbeit bei den Produzenten die einzige war, welche ihre Existenz sicherte. 3. Sollen sich die Zuschauer in die Protagonisten einfühlen? Sollen Sie von der Handlung mitgerissen werden? o Nein, wir sollten nicht von der Handlung mitgerissen werden, sondern sollten uns über mögliche Problemlösungen Gedanken machen. 4. Wird man als Zuschauer zum Handeln aufgefordert? Wie? Wieso? o Damals, als das Buch geschrieben wurde wahrscheinlich schon. Vielleicht befand man sich in derselben Lage wie die Protagonisten und konnte sich durch die Aufführung des Theaterstückes Gedanken über die damalige Gesellschaft machen. o Die Aufführung wurde damals ja sogar aus „ordnungspolizeilichen Gründen“ verboten, weil der Staat Angst hatte, dass das Stück den Klassenhass aufreizen würde und es zu Demonstrationen hätte kommen können. o Heutige Leser können Erkenntnisse aus den Geschehnissen der Webergesellschaft auf die heutige gesellschaftliche Situation ableiten und sich die Frage stellen, ob heute oder in naher Zukunft einen ähnlichen Aufstand entstehen könnte. o In der Zeit als das Buch geschrieben wurde, war das Theaterstück sicherlich eine Provokation für alle Zuschauer, die so etwas Ähnliches durchmachen mussten oder noch immer müssen. Durch diese Provokation entwickelten sich evtl. Gruppen von „Rebellen“, die diesen Zustand nicht mehr dulden wollten und die Probleme offen angingen. o Wenn man heute dieses Stück anschaut, wird einem bewusst, was für Zustände zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer herrschten. Wir denken, dass die Zuschauer sich Gedanken machen, aber nicht direkt provoziert fühlen. Die aufgezeigten Zustände sind bei uns nicht mehr so aktuell, dass sich daraus Rebellionen entwickeln. 15 Die Weber – Gerhart Hauptmann Quelle: Erläuterungen, K. (2015). Die Weber. Erläuterungen und Materialien. Bange, C. 16