Europäische Schuldenkrise

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Die europäische Schuldenkrise und
die Rolle der Finanzmärkte
Wirtschaftsseminar für Abiturienten
der Kreissparkasse Göppingen
Dr. Gerhard Pfister
Hochschule für Wirtschaft und Umwelt
Nürtingen-Geislingen
Wirtschaftsseminar für Abiturienten
Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
1
Fragen:
-
-
-
Warum verschulden sich Staaten ? Konnte man die
Schuldenkrise voraussehen? Wie entsteht ein
„Domino-Effekt“?
Können die Schuldenprobleme der Staaten überhaupt
gelöst werden? Sind Schuldenschnitte und Austritte
aus der Eurozone unvermeidlich?
Welche Rolle spielen Finanzmärkte und RatingAgenturen? Wer gibt dem Staat das Geld?
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Dr. Gerhard Pfister
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Gliederung
1. Staatsverschuldung:
Messung, Empirische Befunde und Ursachen
2. Die Rolle der Finanzmärkte
3. Die Politik der EZB und der Europäischen Union
4. Wege aus der Schuldenkrise
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Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen
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Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen
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Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen
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Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen
Messproblem Nr. 1: Inflation
Löhne und Preise steigen, sodass wirtschaftliche
Leistungsfähigkeit zur Tilgung (fester) Staatsschulden
steigt.
Staatsschulden sollten Inflation berücksichtigen:
Schuldenbestand in €
geteilt durch
Bruttoinlandsprodukt in €
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Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen
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Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen
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Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen
Messproblem Nr. 2: Vermögensbestände
Staatliche Vermögenswerte sollten von staatlichen
Schulden abgezogen werden (Kapitalbudgetierung).
Berücksichtigung der Passiva (= Schulden) und Aktiva
(= Vermögen) scheitert daran zu bestimmen,
welche Ausgaben das Vermögen einer Volkswirtschaft
erhöhen.
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Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen
Messproblem Nr. 3: unberücksichtige Verbindlichkeiten
explizite Verschuldung:
- Bankkredite und verbriefte Schulden
implizite Verschuldung:
- zukünftige staatliche Auszahlungsversprechen, z.B.
Pensionen, Renten
- Bürgschaften (z.B. aus dem Rettungsfonds)
 Berücksichtigung impliziter Schulden scheitert an
genauer Bewertung
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Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen
(2010, Quelle: www.risknet.de)
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Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen
Messproblem Nr. 4: Der Konjunkturzyklus
Im Abschwung steigen die Transferausgaben und sinken
die Steuereinnahmen => Budgetdefizit und
Staatsschulden steigen (konjunkturelle Verschuldung)
 Als Problem wird jedoch nur das konjunkturbereinigte
Budgetdefizit angesehen (strukturelle Verschuldung).
 Abgrenzung konjunkturelle  strukturelle
Verschuldung schwierig
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Staatsverschuldung: Messung , Empirische Befunde und Ursachen
Zur Beurteilung der Staatsverschuldung berücksichtigen
Ökonomen deshalb eine Vielzahl weiterer Indikatoren:
- Jährliches Budgetdefizit (= Differenz zwischen
Einnahmen und Ausgaben des Staates)
- Anteil der Zinsausgaben an den Gesamtausgaben
- Fristigkeit der Schulden
- Gläubigerstruktur
- Leistungsbilanzdefizit/-überschuss
- Politik der Zentralbank
- usw.
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Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen
Warum verschulden sich Staaten?
1. Politiker wollen Wahlen gewinnen:
Ausgaben: Transfers, Ausgaben für Güter +
Dienstleistungen  Wählerstimmen 
Einnahmen: direkte Steuern, indirekte Steuern
 Wählerstimmen 
=> Kreditaufnahme: „to spend without to tax“
=> Funktioniert nur bei Staatsschuldillusion der Bürger
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Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen
Warum Staatsschuldillusion:
- Bürger sind rational ignorant gegenüber den Folgen
der Staatsverschuldung (Unwissenheit)
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Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen
- Bürger haben begrenzten Zeithorizont und/oder
schätzen Belastungen zukünftiger Generationen
geringer ein (Demografie)
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Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen
- Staat kann Ausgaben für Güter und Dienstleistungen
„günstiger“ finanzieren als manche private Haushalte
(Bonitätsunterschiede)
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Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen
2. Heterogene Wählerpräferenzen und
Machtzersplitterung:
- politische Kompromisse werden über Verschuldung
begünstigt
- Interessen nachfolgender Generationen schlecht
organisierbar
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Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen
Aber:
Zukünftige Generationen können auch einen Nutzen
davon haben, wenn sich der Staat verschuldet:
 Staatliche Investitionen können direkte oder
indirekte Erträge erbringen, von denen Zins und
Tilgung bezahlt werden können (äquivalent einer
privaten Kreditfinanzierung, z.B. Hauskauf)
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Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen
Und:
Wäre es nicht manchmal gerecht, zukünftige
Generationen an der Finanzierung von
Staatsausgaben zu beteiligen?
- Staatsverschuldung ermöglich eine Verteilung der
Kreditlast über die Nutzungsdauer von
Infrastrukturprojekten, da ansonsten hohe
Finanzierungslast in der Erstellungsperiode anfällt.
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Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen
- Durch Staatsverschuldung kann ein Teil der Alt- und
Erblasten durch zukünftige Generationen übernommen
werden (z.B. bei Naturkatastrophen, Folgen der
Wiedervereinigung)
Schlussfolgerung
 Nicht jede dauerhafte Verschuldung des Staates ist
ungerecht oder schadet nachfolgenden Generationen.
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Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen
Ursachen der aktuellen europäischen Schuldenkrise
(Auswahl)
- Griechenland:
„Lebt über seine Verhältnisse...“
- Irland:
Folgen der Finanzkrise 2008
- Spanien:
Liquiditätsschwemme und
Immobilienspekulation
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Die Rolle der Finanzmärkte
Gütermärkte:
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Handel mit Waren und
Dienstleistungen
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Die Rolle der Finanzmärkte
Finanzmärkte:
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Handel mit Finanzkapital:
- Kredite
- Wertpapiere (z.B. Aktien, Anleihen)
- Devisen
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Die Rolle der Finanzmärkte
Wozu Finanzmärkte?
Finanzmärkte bringen Sparer (= Anbieter von
Finanzkapital) und Investoren (= Nachfrager von
Finanzkapital) zusammen
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Die Rolle der Finanzmärkte
- Losgrößentransformation:
Banken vergeben Kredite in einem anderen Umfang
als sie an Einlagen erhalten
- Fristentransformationen:
Banken vergeben Kredite für andere Zeiträume als sie
an Einlagen erhalten
- Risikotransformation:
Banken fassen Risiken der Kreditvergabe zusammen
und kontrollieren diese
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Die Rolle der Finanzmärkte
Wie funktionieren Banken? Ein Beispiel.
Aktiva (Guthaben)
Passiva (Schulden)
Kasse
5
Eigenkapital 20
Kredite
90
Einlagen
80
Wertpapiere 5
=> Die Summe der Aktiva ist gleich der Summe der Passiva
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Die Rolle der Finanzmärkte
Was passiert bei Abhebungen?
Aktiva (Guthaben)
Passiva (Schulden)
Kasse
5
Eigenkapital 20
Kredite
90
Einlagen
Wertpapiere 5
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40
Liquiditätslücke 40
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Die Rolle der Finanzmärkte
Was passiert bei Abhebungen?
Aktiva (Guthaben)
Passiva (Schulden)
Kasse
0
Eigenkapital 20
Kredite
55
Einlagen
40
Wertpapiere 5
 Kredite werden gekündigt (oder Wertpapiere werden verkauft) !
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Die Rolle der Finanzmärkte
- Reputation:
Eine Bank muss den Kunden zeigen, dass ihr Geld
sicher ist.
- Einlagensicherung:
verhindert den Anzug zu vieler Mittel auf einmal
(bank-run)
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Die Rolle der Finanzmärkte
Was passiert, wenn Kredite notleidend oder Wertpapiere
an Wert verlieren ?
Aktiva (Guthaben)
Passiva (Schulden)
Kasse
5
Eigenkapital 0
Kredite
70
Einlagen
80
Wertpapiere 5
 Eigenkapital geht gegen Null, Einlagen werden gefährdet
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Die Rolle der Finanzmärkte
- Sorgfalt der Kreditvergabe / beim Kauf von
Wertpapieren:
Je weniger Kredite notleidend werden / je weniger
Wertpapiere an Wert verlieren werden, umso geringer
das Risiko von Liquiditätslücken
- Eigenkapital:
-- verhindert Liquiditätsschwierigkeiten
-- je mehr Eigenkapital eine Bank hat, umso mehr
Kredite kann sie vergeben / Wertpapiere kaufen
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Die Rolle der Finanzmärkte
Bankenregulierung:
- soll verhindern, dass aus einer Bankenkrise eine
Wirtschaftskrise wird
- prüft insbesondere, ob Banken genügend Eigenkapital
und Liquidität besitzen und ob Banken ihre Risiken
angemessen einschätzen können.
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Die Rolle der Finanzmärkte
Wie kommen die Preise für Finanzkapital zustande?
Preise für Finanzkapital bilden sich durch Angebot und
Nachfrage
Weil es viele Arten von Finanzkapital gibt es viele
Preise für Finanzkapital
Die Arten von Finanzkapital unterscheiden sich z.B.
durch:
- Rechte des Papiere-Eigentümers
- Fristigkeit
- Liquidität
- Bonität
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Die Rolle der Finanzmärkte
 Preisunterschiede für Finanzkapital spiegeln
Bonitätsunterschiede der Nachfrager wider, wenn alle
anderen Eigenschaften des gehandelten
Finanzkapitals gleich sind.
 Emittenten mit schlechter Bonität: niedrige Preise
 Emittenten mit guter Bonität: hohe Preise
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Die Rolle der Finanzmärkte
Wenn Staaten sich verschulden, verkaufen sie
Anleihen (und nehmen dafür Geld ein) oder nehmen
Kredite bei Banken auf.
Die Unterschiede in der Bonität von Staaten zeigt sich
wiederum in den
- Renditen von Staatsanleihen
- den Prämien für Kreditausfallversicherungen
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Die Rolle der Finanzmärkte
Warum Renditen von Anleihen die Bonität von Staaten
ausdrücken.
Beispiel:
Anleihe mit 100 € Nennwert,
unendliche Laufzeit, 5 € Zinsen pro Jahr
=> bei Kurswert (= Preis) 100 €: 5,0% Rendite
=> bei Kurswert (= Preis) 90 €: 5,5% Rendite
=> bei Kurswert (= Preis) 110 €: 4,5% Rendite
 geringe Bonität => geringer Kurs => hohe Rendite
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Die Rolle der Finanzmärkte
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Die Rolle der Finanzmärkte
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Die Rolle der Finanzmärkte
Lesebeispiel: Zuletzt kostet es mehr als 10 Euro, griechische Staatsanleihen
im Wert von 100 Euro abzusichern (Quelle: http://oekobeo.blogspot.com/2011/04/angst-vor-umschuldung.html)
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Die Rolle der Finanzmärkte
Die Finanzmärkte haben also eine wichtige
Signalfunktion: Sie zeigen auf, welche Staaten
„finanziell gesund“ sind und welche nicht!
Liefern die Finanzmärkte aber immer ein
wahrheitsgemäßes Bild der Bonität von Staaten?
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Die Rolle der Finanzmärkte
Kritiker sagen, dass die Ergebnisse auf den
Finanzmärkten weniger von den fundamentalen Daten
geprägt werden als von der Psychologie der
Marktteilnehmer.
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Die Rolle der Finanzmärkte
 Wenn Angst und Gier die Finanzmärkte bestimmen,
dann sollte der Staat dafür sorgen, dass
Übertreibungen auf den Finanzmärkten unterbleiben.
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Die Rolle der Finanzmärkte
Wie entstehen Übertreibungen?
 Der Mensch ist ein Herdentier!
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Die Rolle der Finanzmärkte
Der Mensch ist ein Herdentier und einige nutzen das aus:
1. Leerverkäufer leiht sich Wertpapiere (Wert 100 €)
2. Leerverkäufer verkauft diese in großen Mengen =>
Kurs sinkt, andere Anleger werden ängstlich =>
verkaufen ebenfalls => Kurs sinkt noch weiter (z. B.
auf 80 €)
3. Leerverkäufer kauft Wertpapiere zum günstigen Kurs
und gibt diese wieder an der Verleiher zurück.
 Gewinn: 20 € (abzüglich Leihgebühr)
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Die Rolle der Finanzmärkte
Wie Geld verdienen mit Kreditausfallversicherungen
(CDS) funktioniert:
- Ihr Nachbar schließt einen Kredit mit Bank A ab.
- Bank A versichert sich bei Bank B gegen Kreditausfall.
- Bank A verkauft potentielle Forderungen gegen Bank B
an Sie
=> d.h. Sie bekommen Geld, wenn Ihr Nachbar seinen
Kredit nicht bedienen kann!
 Was tun Sie, um Geld zu verdienen?
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Die Rolle der Finanzmärkte
Sind die Rating-Agenturen an allem Schuld?
Rating-Agenturen sind Unternehmen, die die Bonität
von Unternehmen und Staaten bewerten
(z.B. von AAA bis D)
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Rolle der Finanzmärkte
Probleme des Ratings:
- Agenturen erhalten nur selektive Informationen
- Agenturen selbst finanziell überwiegend abhängig
vom Schuldner
- Agenturen tragen selbst kein Risiko ihres Ratings
- Kein echter Wettbewerb zwischen den Agenturen
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Die Rolle der Finanzmärkte
WESENTLICH:
Ratings wirken wie eine sich selbst erfüllende
Prophezeihung
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Die Rolle der Finanzmärkte
Die Ergebnisse auf den Finanzmärkten haben
erhebliche Konsequenzen für den Staat:
Staatsverschuldung steigt => Bonität sinkt =>
Refinanzierungskosten des Staates steigen =>
Staatsverschuldung steigt => usw.
Die Ergebnisse auf den Finanzmärkten haben damit
nicht nur Signalfunktion, sondern auch
Disziplinierungsfunktion!
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Die Rolle der Finanzmärkte
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Die Rolle der Finanzmärkte
Regierung steht vor Entscheidung:
1.Tilgungen und Zinszahlungen aussetzen (Default)
Folge: Bankenkrise
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Die Rolle der Finanzmärkte
Wirtschaftsseminar für Abiturienten
Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
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Die Rolle der Finanzmärkte
 EZB darf keine Staatsanleihen insolventer Staaten
mehr kaufen: Refinanzierung von Banken gefährdet
Abschreibungen auf Wertpapierbestände der Banken:
Eigenkapital der Banken geht zurück
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Die Rolle der Finanzmärkte
Folgen:
Kreditvergabe von Banken sinkt
Kreditfinanzierte Nachfrage sinkt (Investitionen der
Unternehmen, Konsum der Haushalte)
 Rezession
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Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
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Die Rolle der Finanzmärkte
 Schon Gerüchte über Zahlungsausfall führen zur
Bankenkrise
 Banken leihen sich untereinander kein Geld mehr
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Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
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Die Rolle der Finanzmärkte
Wirtschaftsseminar für Abiturienten
Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
58
Die Rolle der Finanzmärkte
Domino-Effekt:
Banken- und damit Wirtschaftskrise greift auf viele
Länder der Euro-Zone über
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Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
59
Die Rolle der Finanzmärkte
2. Regierung kürzt Auszahlungen und erhöht Einnahmen
- Beamtengehälter und Transfers werden gekürzt und
verschoben, Staatsbedienstete werden entlassen
- Firmen bleiben auf Rechnungen sitzen
- Steuern werden erhöht
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Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
60
Die Rolle der Finanzmärkte
 wirtschaftliche Leistungsfähigkeit sinkt dramatisch
 Aufstand, Demonstrationen
 Migration
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Göppingen November 2011
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61
Die Politik der EZB und der Europäischen Union
Der Euro – eine Währung mit Geburtsfehlern?
Vertrag von Maastricht (1992):
 Eurozone von Anfang an kein optimaler
Währungsraum, sondern Projekt zur politischen
Integration der europäischen Länder
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Göppingen 14. Oktober 2011
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Die Politik der EZB und der Europäischen Union
EU-Länder sind wirtschaftlich sehr unterschiedlich und
entwickeln sich wirtschaftlich sehr unterschiedlich
ohne Euro:
 unterschiedliche Entwicklungen können durch
Änderungen von Wechselkursen nationaler
Währungen ausgeglichen werden
mit Euro:
 unterschiedliche Entwicklungen müssen durch eine
koordinierte Wirtschaftspolitik ausgeglichen werden
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Göppingen November 2011
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63
Die Politik der EZB und der Europäischen Union
 Währungsunion bei Fiskalautonomie der
Mitgliedsstaaten, insb. Haftungsverbot für Schulden
anderer Länder (Nicht-Beistands-Klausel, no-bail-out)
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Göppingen November 2011
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64
Die Politik der EZB und der Europäischen Union
Die Funktion der Europäischen Zentralbank (EZB):
1. Sicherung der Preisstabilität
2. Sicherung des Finanzsystems
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Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
65
Die Politik der EZB und der Europäischen Union
Stabilitäts- und Wachstumspakt SWP (1997):
- Kontrolle der Staatsverschuldungen über
Schuldenstand- (60% des BIP) und Defizitregel (3%
des BIP)
- Zahlreiche Verletzungen des SWP (insb. D und F
in 2003), jedoch keine tatsächlichen Sanktionen
- Verschärfung des SWP 2011 („Sixpack“), aber noch
immer entscheiden Politiker über Sanktionen
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Göppingen November 2011
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66
Die Politik der EZB und der Europäischen Union
Wirtschaftsseminar für Abiturienten
Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
67
Die Politik der EZB und der Europäischen Union
Die Politik der Europäischen Union in der Schuldenkrise:
- Notfallplan im März 2010: Bilaterale Kredite an
Griechenland unter Beteiligung des IWF
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Göppingen November 2011
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68
Die Politik der EZB und der Europäischen Union
- Einrichtung eines temporären ESM im Mai 2010, der bis
Juni 2013 in Kraft sein soll (EFSF)
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Göppingen November 2011
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69
Die Politik der EZB und der Europäischen Union
- Beschluss über dauerhaften ESM im Sept./Oktober
2011, soll ab 2013 gelten
- wesentliche Instrumente EFSF/ESM:
-- Notkredite und Bürgschaften
-- Anpassungsprogramme („strenge Auflagen“)
-- Beteiligung des IWF
- Unterschied EFSF – ESM:
-- ESM erhält Gründungskapital von 80 Mrd. Euro
-- Verlustbeteiligung privater Gläubiger möglich
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Göppingen November 2011
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70
Die Politik der EZB und Europäischen Union
davon deutscher Anteil:
211 Mrd. Euro
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71
Die Politik der EZB und Europäischen Union
EFSF
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72
Die Politik der EZB und der Europäischen Union
Refinanzierungsbedarf bis 2013 in Mrd. Euro:
Griechenland:
Italien:
Irland:
Spanien:
Portugal:
94,2
512,2
24,3
250,3
37,4
Gesamt
918,4
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Die Politik der EZB und der Europäischen Union
Hebelung des EFSF
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Die Politik der EZB und der Europäischen Union
1. Variante: Versicherungslösung
 private Investoren kaufen Staatsanleihen und EFSF
garantiert diesen bei Wertminderungen z.B. die ersten
20 % des Wertes
Beispiel:
Staatsanleihe Nennwert 100 €
Wertberichtigung auf
50 €
Garantie des EFSF
20 €
Verlust des Investors
30 € (statt 50 €)
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Die Politik der EZB und der Europäischen Union
- Vorteil:
Bei 20%iger Garantie kann aus 100 Mrd. € EFSF-Mitteln
ein Finanzierungsvolumen von 500 Mrd. € geschöpft
werden!
- Nachteile:
-- bei geringen Zinsen für Staatsanleihen finden sich
nur wenige Investoren
-- bei Wertminderung der Anleihen um mehr als 20 %
=> totaler Verlust an EFSF-Mitteln
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Die Politik der EZB und der Europäischen Union
2. Variante: Investment- Zweckgesellschaft
 Gründung einer Zweckgesellschaft, welche
Staatsanleihen einzelner Länder kauft. Das Geld
stammt aus EFSF-Mittel und der Beteiligung
privater Investoren.
 Anteile werden in verschiedene, unterschiedlich
verzinste (d.h. mit eine unterschiedlichen Risiko
bezüglich der Rückzahlung) Tranchen aufgespalten,
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Die Politik der EZB und der Europäischen Union
- Vorteil:
Investoren mit unterschiedlicher Renditeerwartungen /
Risikoneigungen können zur Finanzierung beitragen
-- Investoren mit hoher Renditeerwartung: keine oder
geringe Verlustbeteiligung des EFSF
-- Investoren mit geringer Renditeerwartung: hohe
Verlustbeteiligung des EFSF
- Nachteil:
- Geringe Beteiligung / Beteiligung durch politische
Zugeständnisse
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Die Politik der EZB und der Europäischen Union
Kritik an EFSF / ESM:
- EFSF / ESM steht im Widerspruch zur Nicht-BeistandsKlausel (no-bail-out)  Weg in die Schuldenunion?
- „strenge Auflagen“ für Gewährung von Finanzhilfen
können in der Praxis nicht durchgesetzt werden
- Verlust demokratischer Kontrolle
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Dr. Gerhard Pfister
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Die Politik der EZB und der Europäischen Union
Was geschieht, wenn der ESM nicht funktioniert,...
... weil Eurozonen-Staaten noch immer zu viele Schulden
machen
... weil sich zu sich zu erträglichen Zinsen zu wenig
Investoren finden
Staatsbankrotte und Austritte aus der Eurozone
 Massiver Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB
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80
Die Politik der EZB und der Europäischen Union
Wie reagiert die EZB?
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Die Politik der EZB und der Europäischen Union
1. Ankauf von Anleihen gefährdeter Staaten
=> kurzfristig richtig:
Bankenkrise kann verhindert werden (griechische
Staatsanleihen im Mai 2010)
=> mittelfristig problematisch:
Renditen von Anleihen sinken (spanische und
italienische Staatsanleihen seit August 2011)
=> langfristig problematisch:
Unabhängigkeit der EZB in Gefahr
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82
Die Politik der EZB und der Europäischen Union
=> EZB wird zur „Bad Bank“ für Staatsanleihen:
- Verluste der EZB aus Wertminderungen von
Staatsanleihen tragen die Euro-Staaten gemäß ihren
Kapitalanteilen
 Transferunion ohne demokratische Kontrolle
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Göppingen November 2011
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Die Politik der EZB und der Europäischen Union
2. Leitzinsen und Inflation
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Die Politik der EZB und der Europäischen Union
Was noch kommen könnte (und zunächst ad acta gelegt
wurde...):
Eurobonds (Vorschlag Bruegel-Institut )
Wirtschaftsseminar für Abiturienten
Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
85
Die Politik der EZB und der Europäischen Union
Eurobonds
- Für Anleihen zur Finanzierung nationaler Budgets
sollen alle Euro-Staaten gemeinschaftlich haften.
- Eurobonds sollen auf 60% des nationalen
BIPs („Blue Bonds“) begrenzt sein, auf darüber
hinausgehende Schulden („Red Bonds“) wird nur
national gehaftet.
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Dr. Gerhard Pfister
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Die Politik der EZB und der Europäischen Union
Die Vorteile von Eurobonds:
- Staaten mit geringer Bonität können einen Teil ihrer
Staatsschulden („Blue Bonds“) zu geringen Zinsen
finanzieren.
- Ein anderer Teil der Schulden („Red Bonds“) muss bei
geringer Bonität zu hohen nationalen Zinsen finanziert
werden und könnte so für Haushaltsdisziplin sorgen.
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Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
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Die Politik der EZB und der Europäischen Union
Die Nachteile von Eurobonds:
- Subventionierung der Finanzierungskosten hoch
verschuldeter Länder verschärft Schuldenproblem.
„Man darf einem Säufer den Schnaps nicht noch
billiger machen.“
Christian Lindner, Wirtschaftswoche 34/2011
=> wirksame nationale Schuldenbremsen notwendig
=> fraglich, ob 60%-Schuldengrenze dauerhaft
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Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
88
Die Politik der der EZB und der Europäischen Union
- Zinsangleichung bei Blue Bonds führt u.U. zu
Mehrkosten für Länder mit hoher Bonität,
zum Beispiel für Deutschland
=> Studien: Null bis 47 Mrd. € jährlich
=> Transfer nationaler Steuergelder in
Länder mit geringer Bonität
- Sehr hoch verschuldete Staaten könnten durch hohe
Risikoaufschläge für Red Bonds nur wenig Entlastung
erfahren.
=> keine durchschlagende Stabilisierung möglich
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Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
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Die Politik der EZB und der Europäischen Union
- Gefahr der der Zerfalls der Europäischen Union:
„Ich schließe Eurobonds aus, solange die
Mitgliedsstaaten eine eigene Finanzpolitik betreiben.“
Wolfgang Schäuble (FAZ 21.8.2011)
„Eurobonds können vielleicht am Ende des
Integrationsprozesses stehen. Auf keinen Fall können
sie Vorläufer dieses Prozesses sein.“
Nicolas Sarkozy (FAZ 21.8.2011)
=> Entmachtung nationaler Demokratien vs.
Vereinigten Staaten von Europa
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Die Politik der EZB und der Europäischen Union
Der harte Weg:
Schuldenschnitt („haircut“) = Teilerlass von Schulden
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Die Politik der EZB und der Europäischen Union
Variante „ungeordnete Insolvenz“
 massenhafte Entwertung von Vermögenstiteln
(Schätzungen für Griechenland: über 50% )
Griechenland:
Bankrott der Regierung und des Finanzsystems
Europa:
Domino-Effekt auf Banken und Staaten
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92
Die Politik der EZB und der Europäischen Union
Variante „geordnete Insolvenz“
 Banken werden vor dem Schuldenschnitt
rekapitalisiert (= Eigenkapital wird erhöht)
 Bankenrettung letzlich billiger als Staatenrettung
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93
Die Politik der EZB und der Europäischen Union
Warum die Banken die Bankenrettung nicht so toll
finden....
-
Rekapitalisierung durch Aufnahme neuen Kapitals
führt zu sinkenden Aktienkursen
-
Zwangskapitalisierung durch Staat führt zu
Einschränkungen der Geschäftsführung
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Dr. Gerhard Pfister
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Die Politik der EZB und der Europäischen Union
Drohung der Banken gegen die Politik
„...auch Einschnitte im Geschäft in Kauf nehmen“
(Josef Ackermann, Wirtschaftswoche 42/2011)
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Die Politik der EZB und der Europäischen Union
 Drohung der Politik gegen die Banken
Systemrelevanz von Banken abschaffen, z.B. durch
- Trennung von Kredit- und Investmentbanken
- Erhöhung der Kernkapitalquote (ein Verhältnis von
Eigenkapital zu risikobehafteter Aktiva)
- Verkleinerung von Banken
==> Kreditversorgung schwieriger oder teurer
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Dr. Gerhard Pfister
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Die Politik der EZB und der Europäischen Union
Merkels letztes Angebot:
- „freiwilliger“ Verzicht der Banken auf 50% der
Griechenland-Anleihen
=> Schuldenlast von Griechenland sinkt bis 2020 von
160% auf 120% des BIPs
- Rekapitalisierung von 91 systemrelevanten Banken
europäischen Banken (Kernkapitalquote steigt von 4
auf 9 Prozent)
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Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
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Wege aus der Schuldenkrise
Mögliche Denkmodelle
Austritte aus der Währungsunion
1. Griechenland (und / oder PT, ES, I,... )
treten aus der Währungsunion aus
2. Deutschland (und / oder F, A, FL, NL ... )
treten aus der Währungsunion aus
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98
Wege aus der Schuldenkrise
Austritt aus der Eurozone:
- rechtlich nur möglich mit Austritt aus EU
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Dr. Gerhard Pfister
99
Wege aus der Schuldenkrise
 Einführung einer neuen Währung
- massive Abwertung der neuen Währung
- Bank Run und Zusammenbruch des Finanzsystems
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Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
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Wege aus der Schuldenkrise
 Vorteil
- Wettbewerbsfähigkeit von Exportindustrien steigt
schlagartig
 Nachteile:
- Schuldenlast in Euro steigt
- Bankenrekapitalisierung notwendig
- Regierung benötigt weiterhin internationale Hilfe, weil
Einnahmen < Ausgaben
- Budgetdefizit wird über Notenpresse finanziert
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Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
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Wege aus der Schuldenkrise
Was passiert im restlichen Europa?
- Bank-Aktien im restlichen Europa fallen ins Bodenlose
- Risikoaufschläge (damit die Renditen) für Anleihen aus
Portugal, Irland, Spanien und Italien erreichen
Rekordniveaus
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Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
102
Wege aus der Schuldenkrise
Was würde geschehen, wenn Länder mit hoher Bonität
aus der Eurozone austreten?
- Aufwertung der neuen Währung
- Exporte gehen zurück
- Destabilisierung der Banken
- Rezession wahrscheinlich
- Verlust der Vorteile einer gemeinsamen Währung
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Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
103
Wege aus der Schuldenkrise
Weitere Alternativen:
- Finanzielle Repression
- Inflation
- Sparen und Steuererhöhungen
- Wachstum
Wirtschaftsseminar für Abiturienten
Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
104
Wege aus der Schuldenkrise
Eine unmerkliche Form des Staatsbankrotts:
finanzielle Repression
= gesetzliche Regelungen, die den Kauf von
Staatsanleihen gegenüber anderen Anlagen
bevorzugen
Beispiele: - Zinsobergrenzen für Anleihen
- Vorgaben für Banken und Versicherungen,
Staatsanleihen zu halten
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Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
105
Wege aus der Schuldenkrise
geringe oder teilweise negative Realverzinsung
(= nominale Zinsen minus Inflationsrate)
Wirtschaftsseminar für Abiturienten
Göppingen 14. Oktober 2011
Dr. Gerhard Pfister
106
Wege aus der Schuldenkrise
Inflation
=> Forderungen von Geldvermögensbesitzern werden
entwertet
=> schon moderater Preisanstieg (4 - 6% p.a.)
reduziert den realen Wert der Schulden erheblich
Probleme:
 Inflation lässt sich nicht exakt steuern
 Nominalverzinsung wird mit der Zeit steigen
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Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
107
Wege aus der Schuldenkrise
Sparen und Steuererhöhungen
 Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen
bremsen – zumindest kurzfristig - die Konjunktur
=> geringere Steuereinnahmen, höhere Ausgaben
=> Schuldenberg kann wachsen
 Bei gleicher Entlastung negativer konjunktureller
Effekt bei Ausgabenkürzungen höher
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Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
108
Wege aus der Schuldenkrise
 Studien: Steuererhöhungen politisch leichter
durchsetzbar als Ausgabenkürzungen
- erweiterte Reichensteuer
- reformierte Erbschaftsteuer
- Wiedereinsetzung der Vermögensteuer
Wirtschaftsseminar für Abiturienten
Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
109
Wege aus der Schuldenkrise
Wachstum
=> Schuldenstand pro BIP verringert sich, wenn die
gesamte Wirtschaft wächst
 Wovon ist Wachstum langfristig abhängig?
Technischer Fortschritt + Demografie
Wirtschaftsseminar für Abiturienten
Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
110
Wege aus der Schuldenkrise
Wachstumsstrategien:
- Umschichtung der Staatsausgaben zugunsten von
Bildung, Forschung und Entwicklung, öffentliche
Infrastruktur
- Höhere Erwerbsbeteiligung (v.a. bessere Vereinbarkeit
von Familie und Beruf), längere Lebensarbeitszeit
Wirtschaftsseminar für Abiturienten
Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
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Zusammenfassung und Ausblick
Drei Szenarien:
1. Ende gut, Alles gut!
Staatshaushalte konsolidieren, Volkswirtschaften
wachsen  Schuldenberge werden abgetragen
2. Ein Ende mit Schrecken!
Konsolidierung scheitert und stabile Länder wollen
keine Transferunion  Eurozone bricht auseinander
3. Schrecken ohne Ende!
Konsolidierung scheitert und EZB monetarisiert
Staatsschulden  Inflation
Wirtschaftsseminar für Abiturienten
Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
112
Zusammenfassung und Ausblick
Prävention
- Wiederherstellung der Unabhängigkeit der
Zentralbank: Ankauf von Staatsanleihen nur noch zur
Refinanzierung von Geschäftsbanken
- Stärkere Integration der Eurozonen-Länder mit Ausbau
der demokratischen Legitimation europäischer
Institutionen
- Verminderung der Systemrelevanz von Banken:
Finanzmarktregulation
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Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
113
Wirtschaftsseminar für Abiturienten
Göppingen November 2011
Dr. Gerhard Pfister
114
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