Tropische Geometrie & Algebraische Statistik Prof. Dr. Stefan E. Schmidt Francesco Kriegel TU Dresden Fakultät Mathematik Institut Algebra SS 2008 28. September 2008 Inhaltsverzeichnis Kapitel 1 1.1 1.2 1.3 Strukturen 1 Monoide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Semiringe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 kovariante Kategorien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Kapitel 2 Varietäten, Ideale & Kongruenzen 21 Kapitel 3 Heyting-Algebren 25 -1 0 1 Strukturen 1.1 Monoide Definition 1.1 (Monoid) Eine universelle Algebra M = 〈M , ∗, e〉 vom Typ (2, 0) mit einer assoziativen Operation ∗ und einem neutralen Element e heißt Monoid. Beispiel: Ist A eine Menge, dann bildet die Menge A ∗ aller endlichen Folgen über A mit der Konkatenation ∗ als Verknüpfung und der leeren Folge ² als neutralem Element ein Monoid A∗ = 〈A ∗ , ∗, ²〉. Dieses Monoid nennt man das von Wortmonoid zu A. Ein Element von A ∗ heißt auch Wort oder Zeichenkette, und A heißt auch Alphabet. ä Definition 1.2 (Monoidhomomorphismus) Seien M1 = 〈M 1 , ∗, e〉 und M2 = 〈M 2 , +, o〉 Monoide. Nun heißt φ : M1 → M2 Monoidhomomorphismus von M1 nach M2 , falls φ : M 1 → M 2 eine Abbildung mit (i) φ(x ∗ y) = (φx) + (φy) (ii) φe = o für alle x, y ∈ M 1 ist. Die Menge aller Homomorphismen von M1 nach M2 bezeichnen wir mit Hom(M0 , M1 ). Bemerkung: Ein Homomorphismus φ heißt (i) Epimorphismus, wenn φ surjektiv ist. (ii) Monomorphismus, wenn φ injektiv ist. (iii) Isomorphismus, wenn φ bijektiv ist. 1 1 Strukturen (iv) Endomorphismus auf X, wenn φ : X → X ist. Die Menge aller Endomorphismen auf X ist EndX. (v) Automorphismus auf X, wenn φ : X → X bijektiv ist. Sei M = 〈M , +, 0〉 ein Monoid. Wir definieren nun zwei Operationen auf EndM: EndM × EndM → EndM ⊕: ( f , g ) 7→ f ⊕ g : M →M m 7→ ( f m) + (g m) ist die punktweise Addition und EndM × EndM → EndM ∗: ( f , g ) 7→ f ∗ g : M →M m 7→ g ( f m) heißt kovariante Komposition. Weiter setzen wir noch 0M : M →M m 7→ 0 als Nullabbildung sowie idM : M →M m 7→ m als identische Abbildung. Damit erhalten wir zwei Monoide 〈EndM, ⊕, 0M 〉 und 〈EndM, ∗, idM 〉, die jedoch im Allgemeinen nicht kommutativ sind. Definition 1.3 (geordnetes Monoid) Sei M = 〈M , ≤〉 eine geordnete Menge und M = 〈M , ∗, e〉 ein Monoid. Dann heißt M = 〈M , ≤, ∗, e〉 geordnetes Monoid, wenn für a, x, y ∈ M stets x ≤ y ⇒ x ∗a ≤ y ∗a ∧ a∗x ≤ a∗y gilt. 2 1.1 Monoide Definition 1.4 (Adjunktion) Ein Quadrupel A = 〈P ,Q, φ, ψ〉 heißt Adjunktion, falls P = 〈P, ≤〉 und Q = 〈Q, v〉 und ψ: Q → P halbgeordnete Mengen sind und φ: P → Q Abbildungen zwischen ihnen sind mit der Eigenschaft φp v q ⇔ p ≤ ψq für alle p ∈ P und q ∈ Q. Beispiel: Sei f : A → B eine Abbildung, dann ist 〈2 A , 2B , f , f −1 〉 eine Adjunktion. Es gilt f X ⊆ Y ⇔ X ⊆ f −1 Y . ä Bemerkung: (1) φ bestimmt ψ eindeutig und umgekehrt. (2) Seien P und Q geordnete Mengen und φ : P → Q eine Abbildung. φ heißt residuiert, falls eine Abbildung ψ : Q → P existiert, sodass 〈P ,Q, φ, ψ〉 eine Adjunktion ist. Dies ist genau dann der Fall, wenn unter φ jedes Urbild eines Hauptideals wieder ein Hauptideal ist, d.h. ∀q ∈ Q∃p ∈ P : φ−1 ↓ q =↓ p. Eine Menge X = {p ∈ P | ∃x ∈ X : p ≤ x} heißt Ideal in P . Eine Menge ↓ x = {p ∈ P | p ≤ x} heißt Hauptideal zu x in P . (3) Es gelten φψq v q und p ≤ ψφp und φ−1 ↓ φp =↓ ψφp und ψ−1 ↑ ψq =↑ φψq (4) Sind P und Q vollständige Verbände, so ist f residuiert, d.h. gilt für alle X ⊆ P G _ φX = φ X V und g ist residual, d.h. -treu, also gilt für alle Y ⊆ Q l ^ ψY = ψ Y . W -treu, also 3 1 Strukturen (5) Sind P und Q vollständige Verbände und ist φ eine residuierte Abbildung von P nach Q, so existiert eine residuale Abbildung ψ von Q nach P , sodass (P ,Q, φ, ψ) eine Adjunktion ist. (6) Für vollständige Verbände P und Q ist φP ein Kernsystem in Q (d.h. φP ist -abgeschlossene Teilmenge von Q), und ferner ist ψQ V ein Hüllensystem in P (d.h. ψQ ist -abgeschlossene Teilmenge von P ). Weiter gelten φ ∗ ψ ∗ φ = φ und ψ ∗ φ ∗ ψ = ψ W und ψ∗φ ist ein Kernoperator auf Q sowie φ∗ψ ist ein Hüllenoperator auf P . Definition 1.5 (residuiertes geordnetes Monoid) Sei M = 〈M , ≤〉 eine geordnete Menge und M = 〈M , ∗, e〉 ein Monoid. Dann heißt M = 〈M , ≤, ∗, e〉 residuiertes geordnetes Monoid, falls die Abbildungen ρa : λa : M →M x 7→ x ∗ a M →M x 7→ a ∗ x + M für alle a ∈ M residuiert sind, d.h. falls Abbildungen ρ + existieren, a , λa ∈ M + + sodass 〈M , M , ρ a , ρ a 〉 und 〈M , M , λa , λa 〉 Adjunktionen sind. Bemerkung: Für eine residuiertes geordnetes Monoid 〈M , ≤, ∗, e〉 setzen wir x a := ρ + ax 4 und a x := λ+ a x, 1.1 Monoide dann gilt x ∗ y ≤ z ⇔ x ≤ z y ⇔ y ≤ x z für alle x, y, z ∈ M . Es ist y a bezüglich ≤ das größte Element x ∈ M mit x ∗a ≤ y und a y ist bezüglich ≤ das größte Element x ∈ M mit x ∗ a ≤ y. Definition 1.6 (vollständiges Monoid) S Sei M = 〈M , ∗, e〉 ein kommutatives Monoid und Ξ : {M I | I Menge} → M eine Klassenabbildung. Dann heißt M vollständig bezüglich Ξ, falls für jede Menge I und jede Abbildung α ∈ M I gelten (I = ;) e (i) Ξα = α(i ) (I = {i }) α(i ) ∗ α( j ) (I = {i , j }, i 6= j ) (ii) Für jede Partition P ∈ PartI und β : P → M , X 7→Ξα| X gilt Ξα =Ξβ. Ξ heißt dann auch vollständiges inneres Monoid-Maß. Beispiel: Betrachten wir den Monoid 〈R+ ∪ {0}, +, 0〉 der nicht-negativen reellen Zahlen mit der üblichen Addition. Dieser Monoid ist vollständig bezügP lich der bekannten Summe . Das macht die sogenannte doppelte Abzählung möglich. Ist nämlich α : X × Y → R+ ∪ {0} eine Abbildung, so gilt X X X X X α(x, y) = α(x, y) = α(x, y). x∈X y∈Y (x,y)∈X ×Y y∈Y x∈X ä Definition 1.7 (stetiges Monoid) Sei M = 〈M , ≤〉 eine geordnete Menge und M = 〈M , ∗, e〉 ein Monoid. Dann heißt M = 〈M , ≤, ∗, e〉 stetiges Monoid, wenn gelten (i) 〈M , ≤〉 positiv geordnet :⇔ ∀m ∈ M : e ≤ m. (ii) Jede gerichtete Teilmenge hat ein Supremum. X ⊆ M heißt gerichtet in 〈M , ≤〉, wenn für alle x, y ∈ X ein z ∈ X existiert mit x ≤ z und y ≤ z. W (iii) Für alle m ∈ M und jede gerichtete Teilmenge X ⊆ M gilt m ∗ ( X ) = W W W (m ∗ X ) und ( X ) ∗ m = (X ∗ m). 5 1 Strukturen Satz 1.8 Ist M = 〈M , ≤, ∗, e〉 ein kommutatives geordnetes stetiges Monoid, so ist M vollständig bezüglich Ξ vermöge [ Ξ: {M I | I Menge} → M _ α 7→ ∗ α(i ). I i ∈X X ∈2fin Definition 1.9 (Monoidwirkung) Sei X eine Menge, M = 〈M , ∗, e〉 ein Monoid und . · : X × M → X eine Abbildung. Das Tripel X M := 〈X , M, . ·〉 heißt rechtsseitige Monoidwirkung von M auf X vermöge . · (kurz: M-Wirkung), falls (i) (x . · m) . · n=x . · (m ∗ n) (ii) x . · e=x für alle x ∈ X und m, n ∈ M gelten. 6 1.2 Semiringe 1.2 Semiringe Definition 1.10 (Semiring) Eine universelle Algebra S = 〈S, +, ·, 0, 1〉 vom Typ (2, 2, 0, 0) bestehend aus zwei Monoiden 〈S, +, 0〉, 〈S, ·, 1〉 mit einer kommutativen Operation + und mit Distributivität von · über + sowie Absorption von 0 bezüglich · heißt Semiring. Beispiel: (1) Sei S ∈ {N, Z, Q, R} eine der bekannten Zahlenmengen. Dann ist S zusammen mit der üblichen Addition und Multiplikation, also 〈S, +, ·, 0, 1〉 ein Semiring. (2) Wir setzen R̄ := R ∪ {−∞, ∞} als die erweiterten reellen Zahlen. Diese bilden zusammen mit Minimumsbildung und üblicher Addition R̄trop := 〈R̄, min, +, ∞, 0〉 den reellen tropischen Semiring. Analog sind N̄trop , Z̄trop , Q̄trop definiert. Dual: Die erweiterten reellen Zahlen zusammen mit Maximumsbildung und üblicher Addition R̄ark := 〈R̄, max, +, −∞, 0〉 bilden den reellen arktischen Semiring. Analog auch N̄ark , Z̄ark , Q̄ark . (3) Der Boole’sche Semiring B2 = 〈2, max, min, 0, 1〉 mit Grundmenge 2 = {0, 1} und den Operationen max = ∨ = or und min = ∧ = and. Sehr ähnlich ist der Restklassensemiring F2 = 〈2, +, ·, 0, 1〉 ˙ = xor und · = ∧ = and. mit den Operationen + = ∨ ä 7 1 Strukturen Bemerkung: Für einen Semiring S = 〈S, +, ·, 0, 1〉 heißt Sadd := 〈S, +, 0〉 additives Monoid und analog nennen wir Smult := 〈S, ·, 1〉 multiplikatives Monoid. S = 〈S, ≤〉 heißt geordneter Semiring, wenn 〈Sadd , ≤〉 ein geordnetes Monoid ist. S heißt positiv geordnet, falls 〈Sadd , ≤〉 positiv geordnet ist. Definition 1.11 (Semiringhomomorphismus) Für zwei Semiringe S1 = 〈S 1 , +, ·, o, ı〉 und S2 = 〈S 2 , ⊕, ¯, O, I〉 heißt φ : S1 → S2 nun Semiringhomomorphismus von S1 nach S2 , falls φadd : (S1 )add → (S2 )add und φmult : (S1 )mult → (S2 )mult Monoidhomomorphismen sind. Bemerkung: Ein idempotenter Semiring S = 〈S, +, ·, 0, 1〉, d.h. + ist idempotent, ist geordnet vermöge r ≤ s :⇔ r + s = s für alle r, s ∈ S. 1 Nun ist 〈S, ≤, ·, 1〉 genau dann eine residuiertes geordnetes y Monoid, wenn die Mengen M a := {x ∈ S | x · a ≤ y} für alle a, y ∈ S additiv ab2 geschlossen sind. S heißt idempotent-vollständig, falls S ein idempotenter W vollständiger Verband und bezüglich vollständig ist. Beispiel: Betrachten wir den idempotenten reellen tropischen Semiring R̄trop = 〈R̄, min, +, ∞, 0〉, so erhalten wir nach vorangegangener Bemerkung eine Halbordnung, es gilt min{x, y} = y ⇔ y ≤ x. Damit ist nun 〈R̄, ≥, +, 0〉 ein residuierter vollständig-verbandsgeordneter Monoid. Analog sehen wir bei Betrachtung des arktischen Semirings R̄ark = 〈R̄, max, +, −∞, 0〉, dass auch 〈R̄, ≤, +, 0〉 ein residuierter vollständig-verbandsgeordneter Monoid ist. ä 1 Die Reflexivität von ≤ folgt sofort aus der Idempotenz von +. Für r ≤ s ≤ t gilt r + s = s und s + t = t , damit ist r + t = r +(s + t ) = (r + s)+ t = s + t = t . Für r ≤ s ≤ r gilt r + s = s und s +r = r , also sofort r = s. 2 Dies gilt wegen (x + x ) · a = x · a + x · a ≤ y + y = y für alle x , x ∈ M y . 1 2 1 2 1 2 a 8 1.2 Semiringe Satz 1.12 (arktischer Semiring, tropischer Semiring) Sei L = 〈L, ≤, ∗, e〉 ein kommutativer residuierter vollständigverbandsgeordneter Monoid mit kleinstem Element ⊥ und größtem Element >. Dann ist Lark = 〈L, ∨, ∗, ⊥, e〉 ein Semiring und heißt arktischer Semiring zu L. Dual ist Ltrop = 〈L, ∧, ÷, >, e〉 mit x ÷ y = z :⇔ x = z ∗ y ein Semiring und heißt tropischer Semiring zu L. Definition 1.13 (vollständiger Semiring) P S Sei S = 〈S, +, ·, 0, 1〉 ein Semiring und : {S I |I Menge} → S eine KlassenabP bildung. Dann heißt S vollständig bezüglich , falls S+ vollständig bezügP lich ist und für eine Menge I , eine Abbildung α ∈ S I und einen Skalar s ∈ S gilt stets P P P P (iii) s · ( α) = (s /· α) und ( α) · s = (α . · s). P heißt dann auch vollständiges inneres Semiring-Maß. Satz 1.14 Für ein residuiertes vollständig-verbandsgeordnetes Monoid L ist der zugeW hörige arktische Semiring Lark vollständig bezüglich . Definition 1.15 (stetiger Semiring) Sei S = 〈S, ≤〉 eine geordnete Menge und S = 〈S, +, ·, 0, 1〉 ein Semiring. S = 〈S, ≤〉 heißt stetiger Semiring, wenn 〈Sadd , ≤〉 ein stetiges Monoid ist und W (iv) Für jede gerichtete Teilmenge X in 〈S, ≤〉 und alle s ∈ S gelten s·( X ) = W W W (s · X ) und ( X ) · s = (X · s). Satz 1.16 Ist S = 〈S, ≤, +, ·, 0, 1〉 ein geordneter stetiger Semiring, so ist S vollständig beP züglich vermöge [ I {S | I Menge} → S X : α 7→ _ + α(i ). I i ∈X X ∈2fin 9 1 Strukturen Satz 1.17 (Endomorphismensemiring) Falls M kommutativ ist, so ist EndM := 〈EndM, ⊕, ∗, o, ı〉 ein Semiring, der sogenannte Endomorphismensemiring zu M. Satz 1.18 Sei S = 〈S, +, ·, 0, 1〉 ein Semiring. Die Abbildung S → EndS+ ρ: s 7→ ρ s : S →S r 7→ r · s ist ein Monomorphismus. Beweis: ρ s·t = ρ s ∗ ρ t , ρ s+t = ρ s ⊕ ρ t und ρ s 1 = s. ■ Definition 1.19 (Semiringmodul) Sei M = 〈M , ∗, e〉 ein kommutatives Monoid und S = 〈S, +, ·, 0, 1〉 ein Semiring. Das Tripel MS := 〈M, S, . ·〉 heißt rechtsseitiges Semiringmodul von S auf M vermöge . · (kurz: S-Modul), wenn (i) 〈M , Smult , . · 〉 Monoidwirkung (ii) . · biadditiv, d.h. _ . · s ∈ EndM und m . · _ ∈ Hom(Sadd , M). Definition 1.20 (Algebra) Seien A, S Semiringe und /· : S × A → A eine Abbildung. Dann heißt S A = 〈S, A, /· 〉 S-Algebra, falls 〈Aadd , S, /· 〉 ein linksseitiger S-Modul ist. S A heißt regulär, wenn s /· (a 1 · a 2 ) = (s /· a 1 ) · a 2 = a 1 · (s /· a 2 ) für alle a 1 , a 2 ∈ A und s ∈ S gilt. Definition 1.21 (vollständige Algebra) P P S S Sei S A eine Algebra und A : {A I | I Menge} → A, S : {S I | I Menge} → S P P Klassenabbildungen. Dann heißt S A vollständig bezüglich 〈 A , S 〉, falls A 10 1.2 Semiringe P P vollständig bezüglich A sowie S vollständig bezüglich S ist und für jede Menge I , Abbildungen α ∈ A I , β ∈ S I und a ∈ A, s ∈ S stets P P P P (iv) s /· ( A α) = A (s /· α) und ( S β) /· a = A (β /· a) gilt. Definition 1.22 (S-lineare Abbildung) ­ ® ­ ® Seien (M1 )S = 〈M 1 , ∗, e〉, 〈S, +, ·, 0, 1〉, . · und (M2 )S = 〈M 2 , +, o〉, 〈S, +, ·, 0, 1〉, . S-Moduln. Eine Abbildung φ : (M1 )S → (M2 )S heißt S-linear, falls φ : M 1 → M 2 eine Abbildung mit ¡¡ ¢ ¢ ¡¡ ¢ ¢ (i) φ ((m . · s) ∗ (n . · t )) = φm . s + φn . t ist. Eine Abbildung zwischen S-Algebren heißt Algebrahomomorphismus, wenn sie S-linear und ein Semiring-Homomorphismus ist. Definition 1.23 (vollständiger Homomorphismus) Ein Homomorphismus Φ heißt vollständig bezüglich gilt. P P P , wenn Φ α = Φα Satz 1.24 (Fortsetzungssatz) Sei X eine Menge und MS ein S-Modul. Ist γ ∈ M X eine Vektorenfamilie, dann existiert genau eine S-lineare Abbildung f γ : S∧ (X ) → MS mit δ X ∗ f γ = γ. X B BB yy y y BBBγ y BB y |y y ∧ / MS S (X ) δX ∃! f γ 11 1 Strukturen Satz 1.25 (direktes (Ko)Produkt) Sei S = 〈S, +, ·, 0, 1〉 ein Semiring und X eine Menge. Ein Element ~ s ∈ S X heißt X -Vektor über S. Wir definieren die punktweise Addition vermöge SX × SX → SX ⊕: (~ s 1 ,~ s 2 ) 7→ ~ s 1 ⊕~ s2 : X →S x 7→ (~ s 1 x) + (~ s 2 x) und analog die punktweise Multiplikation ¯. Als neutrale Elemente haben wir den Nullvektor ~0 : X → S, x 7→ 0 und analog den Einsvektor ~1 : X → S, x 7→ 1. Nun ist SX := 〈S X , ⊕, ¯,~0,~1〉 ein Semiring und heißt X -faches direktes Produkt von S und S(X ) := 〈S (X ) , ⊕, ¯,~0,~1〉 mit S (X ) := {~ s ∈ S X | |supp~ s| < ∞} und supp : S X → 2X ~ s 7→ {x ∈ X |~ sx 6= 0} ist ein Untersemiring von S X und heißt X -faches direktes Koprodukt von S. supp~ s heißt Träger von ~ s. Für |X | < ∞ gilt S X = S(X ) . Satz 1.26 (Modul(ko)produkt) Sei S = 〈S, +, ·, 0, 1〉 ein Semiring und X eine Menge. X X S∧ X := (Sadd )S = 〈Sadd , S, . ·〉 X mit Sadd := (S X )add und SX × S → SX . · : (~ s, s) 7→ ~ s. · s: X →S x 7→ (x~ s) · s ist ein S-Modul und heißt X -faches Modulprodukt von S. ) ) S∧ (X ) := (S(X ) = 〈S(X , S, . ·〉 add S add ist ein S-Untermodul von S∧ X und heißt X -faches Modulkoprodukt von S. 12 1.2 Semiringe Definition 1.27 (Standardbasis) Sei X eine Menge und S ein Semiring. Dann heißt X → SX δX : X →S x 7 δxX → : y 7 δxXy → = ( 1 (x = y) 0 (x 6= y) Standardbasis von S(X ) . δxX heißt Dirac-Abbildung an x. Beispiel: Für X = n haben wir die Standardbasis ¡ ¢ ¡ ¢ δn = δn0 , δn1 , . . . , δnn−1 = (1, 0, . . . , 0) , (0, 1, 0, . . . , 0) , . . . , (0, . . . , 0, 1) . Allgemeiner gilt für X = N ³ ´ ¡ ¢ N δ N = δN 0 , δ1 , . . . = (1, 0, . . .) , (0, 1, 0, . . .) , . . . . ä Definition 1.28 (Basis) Sei X eine Menge und MS ein S-Modul. Eine Vektorenfamilie γ ∈ M X heißt (i) unabhängig in MS :⇔ f γ Monomorphismus (ii) erzeugend in MS :⇔ f γ Epimorphismus (iii) Basis von MS :⇔ f γ Isomorphismus 13 1 Strukturen Definition 1.29 (Matrix) Sei S ein Semiring und X , Y endliche Mengen. Eine Abbildung A ∈ S X ×Y heißt auch X × Y -Matrix über S. Wir definieren S X ×Y → (S Y ) X X → SY row : A 7→ rowA : x 7→ (rowA)x = A(x, _) : Y →S y 7→ ((rowA)x)y = A(x, y), A(x, _) heißt x-te Zeile von A und analog S X ×Y → (S X )Y col : Y → SX A 7→ colA : y 7→ (colA)y = A(_, y) : X →S x 7→ ((colA)y)x = A(x, y), A(_, y) heißt y-te Spalte von A. Weiterhin ist ⊕ die komponentenweise Addition und S X ×Y × S Y ×Z → S X ×Z ∗: (A, B ) 7→ A ∗ B = + rowA_y · colB _y = + A(_, y) · B (y, _). y∈Y y∈Y Die Matrix O: X ×Y → S (x, y) 7→ 0 heißt X × Y -Nullmatrix und I: X ×X →S (x, y) 7→ δxXy heißt X × X -Einsmatrix. Satz 1.30 (Matrizensemiring) MatX S := 〈S X ×X , ⊕, ∗, O, I〉 ist ein Semiring und heißt X × X -Matrizensemiring über S. 14 1.2 Semiringe Satz 1.31 (Darstellungssatz) Der Endomorphismensemiring zu S∧ X ist kanonisch isomorph zum X × X Matrizensemiring über S vermöge EndS∧ X → MatX S mat : X ×X →S α 7→ matα : (x, y) 7→ (αδxX )y und MatX S → EndS∧ X end : SX → SX A 7→ endA : ~ s 7→ ~ s∗A= +~sx · colA_x = +~sx · A(x, _). x∈X x∈X Die Zeilen der Standard-Darstellungsmatrix sind die Bilder der Standardbasisvektoren. Satz 1.32 (Darstellungssatz) Sei S ein Semiring und X , Y endliche Mengen. Dann sind Hom(S∧ X , S∧ Y ) → MatX ,Y S mat : α 7→ matα : X ×Y → S (x, y) 7→ (αδxX )y. und MatX ,Y S → Hom(S∧ X , S∧ Y ) hom : S X → SY A 7→ homA : ~ s 7→ ~ s∗A= +~sx · colA_x = +~sx · A(x, _). x∈X x∈X Isomorphismen. Dabei sind Hom(S∧ X , S∧ Y ) := 〈Hom(S∧ X , S∧ Y ), ⊕, o〉 MatX ,Y S := 〈Mat X ,Y S, ⊕, O〉 kommutative Monoide. Weiterhin gelten mat(α ∗ β) = (matα) ∗ (matβ) hom(A ∗ B ) = (homA) ∗ (homB ). 15 1 Strukturen 1.3 kovariante Kategorien Definition 1.33 (Klassengraph) Ein Tupel / •τe e σe • G = 〈V, E , σ, τ〉 heißt Klassengraph, falls V und E Klassen sind sowie σ : E → V und τ : E → V Klassenabbildungen sind. Wenn jedoch V und E Mengen sowie σ und τ Abbildungen sind, so heißt G Graph. SerG := {(e, f ) ∈ E × E | τe = σ f } heißt Serienrelation von G und analog heißt ParG := {(e, f ) ∈ E ×E |σe = σ f ∧ τe = τ f } Parallelenrelation von G. Beispiel: Sei M eine Menge. Für eine Relation R auf M ist der zugehörige Graph G(M , R) = 〈M , R, π1 , π2 〉. Der Schleifengraph zu M ist definiert als G M := 〈{X }, M , m 7→ X , m 7→ X 〉. { m• (m,n) / •n m •X Definition 1.34 (kovariante Kategorie) ä Für einen Klassengraph G heißt G = 〈G, ∗, ı〉 kovariante Kategorie, falls gelten: / e1 ∗ : E × E →p E ist eine partielle Operation, die jedes serielle Paar (e 1 , e 2 ) ∈ E × E mit τe 1 = σe 2 auf ein Element e 1 ∗ e 2 ∈ E mit σ(e 1 ∗e 2 ) = σe 1 und τ(e 1 ∗e 2 ) = τe 2 abbildet. ∗ ist assoziativ. (∗ : SerG → E ist eine Abbildung.) ı: V → E e2 5/ e3 5/ e 1 ∗e 2 e 1 ∗e 2 e1 / e2 )/ e 2 ∗e 3 v• w ist eine Klassenabbildung mit σıv = v = τıv für e / | ıσe < alle v ∈ V . ı ist neutral bezüglich ∗, also gilt sowie (ıσe) ∗ e = e = e ∗ (ıτe) für alle e ∈ E . G heißt klein, falls G ein Graph ist. 16 ıv ıτe 1.3 kovariante Kategorien Beispiel: Sei M eine Menge und R eine Quasiordnung auf M . Der zugehörige Graph ist G(M , R) und wir setzen noch (m, n) ∗ (n, p) = (m, p) und ım = (m, m) und erhalten die kleine kovariante Kategorie G(M , R) = 〈G(M , R), ∗, ı〉. (n,n) (m,m) 7 m• (m,n) / •n (n,p) 3/ • p w (p,p) (m,n)∗(n,p)=(m,p) Für einen Monoid M = 〈M , ∗, e〉 ist die zugehörige Schleifenkategorie definiert als GM = 〈G M , ∗, X 7→ e〉. e { - •X ä Satz 1.35 (Minkowskisemiring) Sei G eine kovariante Kategorie. Dann ist MinkG = 〈2E , ∪, ∗, ;, ıV 〉 mit X ∗ Y := {x ∗ y | (x, y) ∈ X × Y ∩ SerG} ein Semiring und heißt MinkowskiseS miring von G. MinkG ist vollständig bezüglich . Beispiel: Sei M eine Menge und M × M die Allrelation auf M . Der Minkowskisemiring zu G(M , M × M ) ist Rel2 M := MinkG(M , M × M ) = 〈2M ×M , ∪, ∗, ;, ∆M 〉 und heißt Relationensemiring zu M . Für einen Monoid M ergibt sich der Minkowskisemiring zu MinkM := MinkGM = 〈2M , ∪, ∗, ;, {e}〉 und heißt Monoidsemiring zu M. Sei A ein Alphabet. Dann ist ∗ SlangA := MinkGA∗ = 〈2 A , ∪, ∗, ;, {²}〉 ein Semiring und heißt Sprachensemiring zu A. ä 17 1 Strukturen Satz 1.36 ((volle) Konvolutionsalgebra) Sei S ein Semiring und G eine kovariante Kategorie. Wir definieren eine Multiplikation vermöge SE × SE → SE ∗: E →S (u, v) 7→ u ∗ v : e 7→ + u(c) · v(d ) (c,d )∈SplitG e mit SplitG e := {(c, d ) ∈ SerG | c ∗ d = e} und dem neutralen Element E →S ( IG : 1 (e ∈ ıV ) e 7→ 0 (sonst). Wenn G knotenendlich ist, d.h. |V | < ∞, dann ist S[G] = 〈S (E ) , +, ∗, 0E , IG 〉 eine S-Algebra und heißt Konvolutionsalgebra von G bezüglich S. Wenn G splitendlich ist, d.h. für alle e ∈ E ist |SplitG e| < ∞, oder wenn S vollP ständig ist bezüglich mit SE × SE → SE ∗: E →S (u, v) 7→ u ∗ v : e 7→ X u(c) · v(d ), (c,d )∈SplitG e dann ist S[[G]] = 〈S E , +, ∗, 0E , IG 〉 eine S-Algebra und heißt volle Konvolutionsalgebra von G bezüglich S. Beispiel: Sei M eine Menge, dann heißt MatM S := S[[G(M , M × M )]] = 〈SM ×M , +, ∗, 0M , IM 〉 auch M × M -Matrizenalgebra über S. Für einen Monoid M heißt S[[M]] := S[[GM]] = 〈SM , +, ∗, 0M , IM 〉 18 1.3 kovariante Kategorien Monoidalgebra von M bezüglich S. Betrachten wir speziell den Semiring der komplexen Zahlen C mit üblicher Addition und Multiplikation und das Monoid der natürlichen Zahlen N mit üblicher Addition, so erhalten wir die komplexe Polynomalgebra C[X ] := C[GN] = 〈C(N) , +, ∗, 0, 1〉 mit 0 := (0, . . . ) und 1 := (1, 0, . . . ). Um zur üblichen Terminologie zu gelangen, setzen wir X := (0, 1, 0, . . . ), X 0 := 1 und X n+1 := X ∗ X n . Dann sind p(X ) = 1 + 2X + 3X 2 und p = (1, 2, 3, 0, . . . ) äquivalente Schreibweisen für das Polynom n p. C(N) hat die Standardbasis δN n =: X , damit schreibt sich die Faltung als p ∗q = + + p(i ) · q( j ) /· X n∈N n . i, j ∈ N i+j =n GN ist splitendlich, daher lässt sich auch die volle Polynomalgebra C[[X ]] := C[[GN]] bilden. Für eine endliche Menge M und das M -fache Produkt von 〈N, +, 0〉 erhalten wir ~ ] := C[(X m )m∈M ] := C[GNM ] C[ X M α mit δN α =: X =: · M m∈M αm und X m := δNM . Xm δm Bemerkung (verallgemeinerte Faltung): E n | ∀i ∈ n − 1 : (a i , a i +1 ) ∈ SerG}. ä Für n ∈ N setzen wir Sern G := {a ∈ ∗ p = + + · p (a ) /· δ i i ∈n mit SplitnG e := {a ∈ Sern G | e∈E ∗ a∈SplitnG e i ∈n i ∈n a i i i E e = e}. Satz 1.37 Für jede kleine kovariante Kategorie G ist die Abbildung MinkG → B[[G]] χE : X 7 χEX → E →B ( : 1 (e ∈ X ) e 7→ 0 (sonst) ein Isomorphismus. 19 1 Strukturen Definition 1.38 (kovariante Additionskategorie) Sei 〈G, ∗, ı〉 eine kovariante Kategorie. Dann heißt 〈G, +, ∗, o, ı〉 kovariante Additionskategorie, wenn gelten: e1 + : E × E →p E e2 / 9% e +e ist eine partielle Operation, die jedes parallele Paar (e 1 , e 2 ) ∈ E ×E mit 1σe 12 = σe 2 und τe 1 = τe 2 auf ein Element e 1 +e 2 ∈ E mit σ(e 1 +e 2 ) = σe 1 und τ(e 1 + e 2 ) = τe 1 abbildet. + ist assoziativ. (+ : ParG → E ist eine Abbildung.) v1 • o: V ×V → E / •v 2 o(v 1 ,v 2 ) ist eine Klassenabbildung und o ist neutral bezüglich +, d.h. es e /9 gilt σo(v 1 , v 2 ) = v 1 und τo(v 1 , v 2 ) = v 2 für v 1 , v 2 ∈ V sowie o(σe, τe)+ o(eσ,eτ) e = e = e + o(σe, τe) für alle e ∈ E . o ist absorbierend bezüglich ∗, also gilt o(v 1 , σe)∗ o(v ,eσ) e 1 / o(eτ,v 2/ )•v 2 / v1 • e = o(v 1 , τe) und e ∗ o(τe, v 2 ) = o(σe, v 2 ) für e ∈ E , v1, v2 ∈ V . ∗ ist distributiv über +, d.h. es gilt e 1 ∗ (e 2 + e 3 ) ∗ e2 e1 e4 e 4 = e 1 ∗ e 2 ∗ e 4 + e 1 ∗ e 3 ∗ e 4 für (e 1 , e 2 ) ∈ SerG, / / 9% (e 2 , e 3 ) ∈ ParG und (e 3 , e 4 ) ∈ SerG. e3 Satz 1.39 (Matrizenkategorie) S Sei V := {X | X endliche Menge} und E := X ,Y ∈V S X ×Y . Für eine Matrix A ∈ S X ×Y ⊆ E setzen wir σ : A 7→ X und τ : A 7→ Y . Weiter sind o : (X , Y ) 7→ O und ı : X 7→ I Abbildungen. Dann ist MatS := 〈V, E , σ, τ〉, ⊕, ∗, o, ı ­ eine kovariante Additionskategorie. 20 ® 2 Varietäten, Ideale & Kongruenzen Definition 2.1 (mehrwertiger Kontext) Seien G, M ,W Mengen, dann heißt K = 〈G, M ,W, I 〉 mehrwertiger Kontext, falls I ⊆ G × M × W eine ternäre Relation ist, sodass aus (g , m, w) ∈ I und (g , m, v) ∈ I stets w = v folgt. Die Elemente von G heißen Gegenstände, die von M (mehrwertige) Merkmale und die von W Werte. Für (g , m, w) ∈ I sagen wir auch, der Gegenstand g hat beim Merkmal m den Wert w. K heißt vollständig, falls für jeden Gegenstand g und jedes Merkmal m ein Wert w mit (g , m, w) ∈ I existiert. Bemerkung: K = 〈G, M ,W, I 〉 ist genau dann ein mehrwertiger Kontext, wenn es eine Abbildung k : G × M → W gibt, sodass I = graphk = {(g , m, k(g , m))}. Wir schreiben dann auch K = Kk . Die Gegenstände g können auch als partielle Abbildungen g : M →p W interpretiert werden vermöge g (m) = w :⇔ (g , m, w) ∈ I . Analog für die Merkmale. Bemerkung (Skalierung): heißt Für einen mehrwertigen Kontext K = 〈G, M ,W, I 〉 Knom = 〈G, M × W, I nom 〉 mit I nom = {(g , (m, w)) | (g , m, w) ∈ I } nominal skalierter Kontext zu K. Weiter heißt Kinv = 〈G ×G, M , I inv 〉 mit (g 1 , g 2 )I inv m :⇔ (g 1 , m, w) ∈ I ∧ (g 2 , m, w) ∈ I ⇔ g 1 (m) = g 2 (m) invariant skalierter Kontext zu K. Für eine Gegenstandsmenge A ⊆ G heißt A inv = {m ∈ M | ∀(g 1 , g 2 ) ∈ A : g 1 (m) = g 2 (m)} auch Varietät zu A bezüglich K und für eine Merkmalsmenge B ⊆ M nennen wir θB = {(g 1 , g 2 ) ∈ G ×G | ∀m ∈ B : g 1 (m) = g 2 (m)} abgeschlossene Kongruenz zu B bezüglich K. 21 2 Varietäten, Ideale & Kongruenzen Beispiel: Betrachten wir für einen Monoid M und eine reguläre Algebra S A den mehrwertigen Kontext K = 〈S[M], Hom(M, Amult ),S A, {(u, ϕ, u ∗ ϕ)}〉. Die zugehörige Abbildung k: S[M] × Hom(M, Amult ) →S A (u, ϕ) 7→ u ∗ ϕ = + u(m) · ϕ(m) m∈M nennen wir auch Einsetzungs-/Auswertungshomomorphismus . M ϕ / Amult δM S[M] u id A ∃!ρ ϕ / SA / u ∗ϕ ρ ϕ ist ein S-Algebren-Homomorphismus. ϕ ist festgelegt durch die Bilder auf P M für m ∈ M . Falls S A vollständig bezüglich ist, dann kann der Basis ϕδm P auch u ∈ S[[M]] gewählt werden mit u ∗ ϕ = m∈M u(m) · ϕ(m). ρ ϕ ist dann vollständig. Speziell für das M = Nn und A = S ergibt sich der mehrwertige ~ ], Sn , S, graphΦ〉 mit Φ : S[ X ~ ] × Sn → S, (p,~ Kontext K = 〈S[ X x ) 7→ p~ x . Für ein ne Menge B ⊆ S heißt (θB )inv dann auch Zariski-Abschluss von B . Setzen wir ~ ], Sn , ⊥〉 ein formaler Kontext, dessen Umfänge p⊥~ x :⇔ p(~ x ) = 0, dann ist 〈S[ X ~ Ideale in S[ X ] und dessen Inhalte Varietäten in Sn sind. Die Menge der Inhalte T ist -abgeschlossen und ∪-abgeschlossen und heißt Zariski-Topologie auf Sn . ä Definition 2.2 (Partition in Umfänge) Für einen Kontext K = 〈G, M , I 〉 heißt eine Teilmenge P ⊆ 2G Partition von G in Umfänge von K oder K-extensionale Partition von G, falls gelten: (i) (ii) (iii) (iv) P ⊆ ExtK P 6= ; für alle P ∈ P P 1 ∩ P 2 = ; für alle P 1 , P 2 ∈ P mit P 1 6= P 2 S G= P Bemerkung (Klassifikation): Sei X eine beliebige Menge. Durch eine Klassifikationsabbildung α : X → 2G kann mit imα = αX auch eine Partition von G 22 in Umfänge von K gegeben sein. α muss dann injektiv sein und somit existiert eine surjektive Abbildung β : G → X . Beispiel: Sei K = 〈G, M ,W, I 〉 ein mehrwertiger Kontext. Dann erzeugt die Abbildung αm : mG → 2G w 7→ (m, w)I nom = {g ∈ G | g (m) = w} mit imαm = {(m, w)I nom | w ∈ mG} eine Partition von G in Umfänge von Knom , für alle m ∈ M . Für ein Merkmal m setzen wir ker m := m I inv = {(g 1 , g 2 ) ∈ G ×G |g 1 (m) = g 2 (m)}, dann erzeugt die Abbildung αm : G → 2G g 7→ [g ] ker m = {g 1 ∈ G | g (m) = g 1 (m)} mit imαm = G/ker m eine Knom -extensionale Partition von G, für alle m ∈ M . T Definieren wir für eine Merkmalsmenge B ⊆ M noch ker B := m∈B ker m, so erzeugt die Abbildung αB : G → 2G g 7→ [g ] ker B = {g 1 ∈ G | ∀m ∈ B : g (m) = g 1 (m)} mit imαB = G/ker B eine Knom -extensionale Partition von G, für alle B ⊆ M . ä Lemma 2.3 Ein Umfang θ von Kinv (abgeschlossene Kongruenz) liefert eine extensionale Partition G/θ von Knom . Es gilt also ExtKnom = [ θ∈ExtKinv G/θ . 23 2 Varietäten, Ideale & Kongruenzen 24 3 Heyting-Algebren Definition 3.1 (Heyting-Algebra) Sei 〈H , ≤〉 ein beschränkter Verband. Wenn H = 〈H , ≤, ∧, >〉 ein residuiertes geordnetes Monoid ist, dann heißt H Heyting-Algebra. H heißt vollständig, falls 〈H , ≤〉 ein vollständiger Verband ist. Bemerkung (Pseudokomplement): H ist genau dann eine Heyting-Algebra, wenn es für alle x, y ∈ H ein größtes Element z ∈ H mit x ∧ z ≤ y gibt. Dieses Element z =: x → y wird das relative Pseudokomplement von x bezüglich y genannt. In einer Heyting Algebra kann man das Pseudokomplement ¬x eines Elements x definieren durch ¬x := x → ⊥. Es gilt x ∧¬x = ⊥, und zudem ist ¬x das größte Element mit dieser Eigenschaft. Jedoch gilt im Allgemeinen nicht x∨¬x = >, sodass ¬ nur ein Pseudokomplement und kein echtes Komplement ist. Beispiele: (1) Jede Boolesche Algebra ist eine Heyting-Algebra mit x → y := ¬x ∨ y. Ein Element x ∈ H heißt regulär, wenn x = ¬¬x oder x = ¬y für ein y ∈ H gilt. Eine Heyting-Algebra ist eine Boolesche Algebra genau dann wenn jedes x ∈ H regulär ist oder x ∨ ¬x = > für alle x ∈ H gilt. In diesem Fall ist das Element x → y gleich ¬x ∨ y. In jeder Heyting-Algebra sind das kleinste und das größte Element regulär. Die regulären Elemente einer Heyting-Algebra bilden eine Boolesche Algebra. Wenn nicht alle Elemente der Heyting-Algebra regulär sind, ist diese Boolesche Algebra kein Unterverband der Heyting-Algebra, weil die Supremums-Operationen verschieden sind. Im Unterschied zu manchen mehrwertigen Logiken teilen Heyting-Algebren mit Booleschen Algebren die folgende Eigenschaft: Wenn die Negation einen Fixpunkt hat (also ¬x = x für ein x ∈ H ), dann ist die Heyting-Algebra trivial: sie besteht nur aus einem Element. (2) Für eine Menge M ist 〈2M , ⊆, ∩, M 〉 eine Heyting-Algebra mit X → Y := X Ù ∪ Y , denn aus X ∩ Z ⊆ Y folgt Z ⊆ (X Ù ∪ X ) ∩ Z = (X Ù ∩ Z ) ∪ (X ∩ Z ) ⊆ X Ù ∪Y und für Z ⊆ X Ù ∪Y gilt X ∩ Z ⊆ X ∩(X Ù ∪Y ) = (X ∩ X Ù )∪(X ∩Y ) ⊆ Y . 25 3 Heyting-Algebren (3) Jede totale Ordnung, die ein beschränkter Verband ist, ist auch eine HeytingAlgebra, in der ¬x = ⊥ für alle x 6= ⊥ gilt. Die einfachste solche HeytingAlgebra, die nicht schon eine Boolesche Algebra ist, ist die linear geordnete Menge 3 mit folgenden Operationen. ∧ 0 1 2 0 0 0 0 1 0 1 1 2 0 1 2 ∨ 0 1 2 0 0 1 2 1 1 1 2 2 2 2 2 → 0 1 2 0 2 0 0 1 2 2 1 2 2 2 2 ¬ 0 1 2 2 0 0 Die Gleichung 1 ∨ ¬1 = 1 ∨ 0 = 1 verletzt den Satz vom ausgeschlossenen Dritten. (4) Die freie Heyting-Algebra über einem Generator (Rieger-Nishimura-Verband). (5) Der Verband der offenen Mengen eines topologischen Raums ist eine vollständige Heyting-Algebra. In diesem Fall ist A → B = int(A Ù ∪B ) das Innere der Vereinigung des Komplements von A und B . ä 26 Bemerkung (Äquivalente Charakterisierung): (1) Ein vollständiger Verband H ist genau dann eine Heyting-Algebra, wenn x∧ _ Y = _ {x ∧ y | y ∈ Y } für alle x ∈ H und Y ⊆ H gilt. Dies folgt daraus, dass residuierte Abbildungen beliebige Suprema erhalten. (Vollständige) Heyting-Algebren sind also stets (vollständig) distributiv. (2) Ein beschränkter Verband H mit einer binären Operation → ist eine HeytingAlgebra genau dann wenn (i) x → x = > (ii) x ∧ (x → y) = x ∧ y (iii) x ∧ (y → x) = x (iv) x → (y ∧ z) = (x → y) ∧ (x → z) für alle x, y, z ∈ H gelten. Lemma 3.2 Für eine Heyting-Algebra H sind folgende Aussagen äquivalent: (i) ¬(x ∨ y) = ¬x ∧ ¬y für alle x, y ∈ H , (ii) ¬(x ∧ y) = ¬x ∨ ¬y für alle x, y ∈ H , (iii) ¬x ∨ ¬¬x = > für alle x ∈ H , (iv) ¬¬(x ∨ y) = ¬¬x ∨ ¬¬y für alle x, y ∈ H . 27 3 Heyting-Algebren 28 Index Abbildung Dirac-, 13 identische, 2 lineare, 11 Null-, 2 residuierte, 3 Addition punktweise, 2 Additionskategorie kovariante, 20 additives Monoid, 8 Adjunktion, 3 Algebra, 10 Konvolutions-, 18 Matrizen-, 18 Polynom-, 19 vollständige, 10 Algebrahomomorphismus, 11 arktischer Semiring, 7, 9 Auswertungshomomorphismus, 22 Automorphismus, 2 Basis, 13 Standard-, 13 Boole’scher Semiring, 7 Darstellungssatz, 15 Dirac-Abbildung, 13 direktes Koprodukt, 12 direktes Produkt, 12 Einsetzungshomomorphismus, 22 Einsvektor, 12 Endomorphismensemiring, 10 Endomorphismus, 2 Epimorphismus, 1 extensionale Partition, 22 Faltung, 19 Fortsetzungssatz, 11 geordnetes Monoid, 2 residuiertes, 4 Graph, 16 Klassen-, 16 Heyting-Algebra, 25 Homomorphismus, 1 Algebra-, 11 Auswertungs-, 22 Einsetzungs-, 22 Monoid-, 1 Semiring-, 8 vollständiger, 11 idempotent-vollständiger Semiring, 8 identische Abbildung, 2 Isomorphismus, 1 Kategorie kovariante, 16 kovariante Additions-, 20 Matrizen-, 20 Klassengraph, 16 Komposition kovariante, 2 29 Index Kongruenz, 21 Kontext mehrwertiger, 21 Konvolutionsalgebra, 18 Koprodukt direktes, 12 Modul-, 12 kovariante Additionskategorie, 20 kovariante Kategorie, 16 kovariante Komposition, 2 lineare Abbildung, 11 Matrix, 14 Matrizenalgebra, 18 Matrizenkategorie, 20 Matrizensemiring, 14 mehrwertiger Kontext, 21 Minkowskisemiring, 17 Modulkoprodukt, 12 Modulprodukt, 12 Monoid, 1 additives, 8 geordnetes, 2 multiplikatives, 8 residuiertes geordnetes, 4 stetiges, 5 vollständig, 5 Monoidhomomorphismus, 1 Monoidsemiring, 17 Monoidwirkung, 6 Monomorphismus, 1 multiplikatives Monoid, 8 Nullabbildung, 2 Nullvektor, 12 Partition extensionale, 22 Polynomalgebra, 19 Produkt 30 direktes, 12 Modul-, 12 Pseudokomplement, 25 punktweise Addition, 2 Relationensemiring, 17 residuierte Abbildung, 3 residuiertes geordnetes Monoid, 4 Restklassensemiring, 7 Semiring, 7 arktischer, 7, 9 Boole’scher, 7 Endomorphismen-, 10 idempotent-vollständiger, 8 Matrizen-, 14 Minkowski-, 17 Monoid-, 17 Relationen-, 17 Restklassen-, 7 Sprachen-, 17 stetiger, 9 tropischer, 7, 9 vollständiger, 9 Semiringhomomorphismus, 8 Semiringmodul, 10 Skalierung, 21 Spalte, 14 Sprachensemiring, 17 Standardbasis, 13 stetiger Semiring, 9 stetiges Monoid, 5 Träger, 12 tropischer Semiring, 7, 9 Varietät, 21 Vektor, 12 verallgemeinerte Faltung, 19 vollständige Algebra, 10 vollständiger Homomorphismus, 11 Index vollständiger Semiring, 9 vollständiges Monoid, 5 Zeile, 14 31