Himmelserscheinungen im August: Komet Tschurjumow-Gerasimenko in Sonnennähe - NZZ Wissenschaft Himmelserscheinungen im August Komet Tschurjumow-Gerasimenko in Sonnennähe Im August versuchen wir, einen Blick auf den Kometen TschurjumowGerasimenko/67P zu erhaschen. Er bietet zwar kein spektakuläres Himmelsschauspiel, schreibt derzeit aber Raumfahrtgeschichte. Von Felicitas Mockler Der August lädt mit seinen längeren, aber noch milden Nächten zu ausgiebigen Streifzügen am Spätsommerhimmel ein. In der frühen Nacht verschwindet das Sternbild der Jungfrau bereits unter dem Westhorizont. Darüber finden wir den Bärenhüter Bootes mit dem Hauptstern Arktur, der den Grossen Bären gen Nordwesten vor sich hertreibt. Hoch im Südwesten treffen wir auf Herkules, und weiter Richtung Südosten bietet das Sommerdreieck mit Vega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler Orientierung. Am Osthimmel ist bereits die Pegasus-AndromedaKonstellation anzutreffen. Ein berühmter Komet In der zweiten Nachthälfte begeben wir uns, mit einem guten Teleskop ausgestattet, auf die Pirsch und versuchen, über dem Osthorizont einen Blick auf den Kometen Tschurjumow-Gerasimenko/67P zu erhaschen. Er wandert im Lauf des Monats vom Stier in die Zwillinge. Zwar bietet er kein spektakuläres Himmelsschauspiel, aber er schreibt derzeit Raumfahrtgeschichte: Vor mehr als zehn Jahren startete die Raumsonde Rosetta zu dem Schweifstern. Seit genau einem Jahr begleitet sie 67P auf seiner Bahn durch das Innere des Sonnensystems. Bei früheren Missionen zu Kometen – etwa Giotto zu Haley oder Stardust zu 91P/Wild – flogen die Sonden hingegen nur rasch an den Himmelskörpern vorbei. So mussten sich die Wissenschafter stets mit Momentaufnahmen begnügen. Im November 2014 setzte zudem erstmals ein Lander auf dem Kometen auf: Philae, so der Name des Minilabors, das mit Rosetta bei 67P eintraf, sollte vor Ort Materialproben entnehmen und Messungen durchführen. Allerdings krallte sich Philae nicht wie geplant selbständig auf der Oberfläche von 67P fest. So kam er nach einigen Hopsern auf der Kometenoberfläche in einer schattigen Gegend zum Stehen. Dort wurde Philae lange Zeit nicht ausreichend mit Solarenergie versorgt. Erst kürzlich meldete er sich aus seinem unfreiwilligen Winterschlaf zurück. Dennoch konnte Philae bereits eine beachtliche Reihe wissenschaftlicher Daten erheben. Die Aktivität von Tschurjumow-Gerasimenko nimmt kontinuierlich zu. Denn je mehr sich 67P der Sonne nähert, desto stärker heizt er sich auf. Dabei sublimiert gefrorenes Material, es verdampft als Gas und reisst Staubpartikel mit in den Weltraum. Während und kurz nach dem Periheldurchgang am 13. August, wenn der Komet auf seiner Bahn den sonnennächsten Punkt passiert, dürfte seine Aktivität am stärksten sein. Rosetta untersucht unter anderem, wie sich die Aktivität des Kometen entlang Himmelserscheinungen im August: Komet Tschurjumow-Gerasimenko in Sonnennähe - NZZ Wissenschaft seines Orbits ändert. Wie nah sie die Sonde für die Messungen an den Kometen heranlassen, entscheiden die Wissenschafter anhand der Entwicklung der Gas- und Staubflüsse von der Kometenoberfläche. In den letzten Monaten konnte sich Rosetta dem Kometen bis auf 150 Kilometer nähern, ohne die Messinstrumente zu gefährden. Wasserlieferanten für die Erde 67P gehört mit einer Bahnperiode von 6,5 Jahren zu den kurzperiodischen Kometen. Er entstammt dem Kuiper-Gürtel, der sich etwa in der Entfernung der Pluto-Bahn befindet. Dort gibt es zahlreiche Kometen und andere Kleinkörper, die aus der Entstehungsphase des Sonnensystems übrig geblieben sind. Aus ihrer Zusammensetzung können wir etwas über die Geschichte des Sonnensystems lernen. Besonders interessant ist dabei die Frage, ob Kometen derselben Klasse wie 67P in einer früheren Epoche ausreichend Wasser auf die Erde geliefert haben könnten, um die Ozeane zu befüllen. Messungen des Verhältnisses von schwerem Wasserstoff (Deuterium) zu gewöhnlichem Wasserstoff an 67P zeigten jedoch, dass sich das Kometenwasser in seiner Zusammensetzung von jenem der irdischen Ozeane unterscheidet. An einen Kometen einer anderen Kategorie erinnern uns in diesem Monat die Perseiden, der wohl bekannteste Sternschnuppenstrom. Wir verdanken sie einer Staubwolke, die der Komet 109P/Swift-Tuttle im Jahr 1862, bei seiner letzten Annäherung an die Sonne, hinterliess. Die Erde durchquert diese Staubwolke jedes Jahr Mitte August. Wenn die winzigen Staubteilchen in die Atmosphäre eintreten, verglühen sie – und wir beobachten sie als Sternschnuppen oder Meteore. Das Maximum des Meteorstroms liegt in der Nacht vom 12. auf den 13. August und damit kurz vor Neumond. Die Beobachtungsbedingungen sind also ideal. ► Lauf des Mondes: Am 7. August steht der abnehmende Halbmond im Sternbild Walfisch; am 9. des Monats ist der Erdtrabant nahe dem rötlich leuchtenden Aldebaran zu sehen. Zu Neumond am 14. August befindet er sich im Krebs. Der wieder zunehmende Halbmond durchläuft am 22. die Waage; am 29. leuchtet der Vollmond im Wassermann. ► Lauf der Planeten: Gegen Monatsende tritt Venus lichtschwach am Morgenhimmel über dem Osthorizont in Erscheinung. Für das blosse Auge zu schwach, aber mit dem Feldstecher aufzufinden ist dann ebenfalls am Morgenhimmel der rötlich schimmernde Mars. In den Abendstunden dagegen lässt sich den gesamten August über noch der Ringplanet Saturn im Südwesten beobachten. Uranus in den Fischen und Neptun im Wassermann sind Objekte für Fernglas und Teleskop. au http://www.nzz.ch/wissenschaft/komet-tschurjumow-gerasimenko-in-sonnennaehe-1.18587221