Nachhaltigkeit konkret 2004 –2006 Sonderdruck von Artikeln der econsense-Mitglieder im UmweltMagazin Die econsense-Serie im UmweltMagazin Bereits seit dem Jahr 2002 besteht sie – die Kooperation zwischen dem UmweltMagazin und econsense. Mitgliedsunternehmen legen in Beiträgen für das Magazin dar, wie sie sich den vielfältigen Herausforderungen nachhaltigen Wirtschaftens und Produzierens stellen. Praktische Beispiele zeigen anschaulich, was innovative Technologien leisten können, wie zwischen wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Zielen vermittelt wird und welche Aufgaben sich für das Management stellen. Dieser Sammelband mit Artikeln aus den Jahren 2004 bis 2006 folgt den beiden Sonderdrucken 2002/2003 sowie 2003/2004. Viele weitere Praxisbeispiele für nachhaltiges Wirtschaften und Corporate Social Responsibility unter www.econsense.de. econsense auf einen Blick Verantwortung übernehmen – eine nachhaltige Entwicklung voranbringen: econsense – Forum Nachhaltige Entwicklung der Deutschen Wirtschaft e. V. ist ein Zusammenschluss führender global agierender Unternehmen und Organisationen der deutschen Wirtschaft, die das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung in ihre Unternehmensstrategie integriert haben. Das branchenübergreifende Unternehmensnetzwerk mit aktuell 23 Mitgliedern – im Jahr 2000 auf Initiative des Bundesverbandes der Deutschen Industrie e. V. (BDI) gegründet – versteht sich als Dialogplattform und Think Tank für nachhaltige Entwicklung und Corporate Social Responsibility (CSR). Die Geschäftsstelle von econsense hat ihren Sitz in Berlin. Nachhaltigkeit und CSR sind weltweit zu Richtung weisenden und ambitionierten Leitbildern geworden. Die Mitglieder von econsense wollen gemeinsam im offenen Dialog die Umsetzung dieser Leitbilder voranbringen. Dies geschieht aus dem Bewusstsein heraus, dass die Wirtschaft mit ihrer Innovations- und Investitionskraft eine besondere Verantwortung für das Gelingen einer nachhaltigen Entwicklung trägt. Gleichzeitig können Unternehmen ihre "Corporate Social Responsibility" nur dann wahrnehmen, wenn fördernde und verlässliche politische Rahmenbedingungen ein passendes Umfeld dafür bieten. Alle Mitglieder eint die Überzeugung: Nachhaltige Entwicklung ist für Unternehmen eine Strategie, um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und damit zukunftsfähig zu sein. econsense unterstützt und flankiert die Unternehmen in ihrem Engagement für CSR. Der Verein arbeitet auf einer NonProfit-Basis. econsense hat sich das Ziel gegeben, ... den politischen und gesellschaftlichen Entscheidungsprozess aktiv mitzugestalten, voneinander zu lernen, Kompetenzen auszubauen und gemeinsame Standpunkte zu entwickeln, die Lösungskompetenz der Wirtschaft überzeugend zu kommunizieren, in Veranstaltungen und in kleinen Runden den offenen Dialog mit Politik und den gesellschaftlichen Gruppen zu pflegen, Stakeholder-Dialoge zu initiieren und vertiefen, Möglichkeiten und Grenzen unternehmerischer Verantwortung aufzuzeigen, in der Wirtschaft für das Nachhaltigkeitskonzept und CSR zu werben und die Politik für Rahmenbedingungen zu sensibilisieren, die Innovation und Wettbewerbsfähigkeit fördern. Inhalt Deutsche Bahn: Umwelt-Fahrplan bis 2008 Seite 2 Ausgabe 10/11-2004 Bosch: Die Häuser heizen, nicht die Umwelt Seite 4 Ausgabe 12-2004 BASF: Lebensraum, Wirtschaftsfaktor und Biotop Seite 6 Ausgabe 1/2-2005 Degussa: Spezialchemie – Verantwortliches Handeln in der Praxis Seite 8 Ausgabe 3-2005 ThyssenKrupp: Energie-Bündel statt Abfall Seite 10 Ausgabe 4/5-2005 Deutsche Bank: Nachhaltigkeit fängt im eigenen Haus an Seite 12 Ausgabe 6-2005 E.ON Ruhrgas: Russische Erdgas-Pipelines sind besser als ihr Ruf Seite 14 Ausgabe 9-2005 Volkswagen: Nachhaltiges Engagement bis in die Zuliefererkette Ausgabe 12-2005 Seite 16 BASF: Gewissen im Reagenzglas Seite 18 Ausgabe 3-2006 Deutsche Bahn: Nachhaltig mobil Seite 20 Ausgabe 4/5-2006 Deutsche Telekom: Green Goal: Telekom spielt bei Klimaschutz mit Ausgabe 6-2006 Bayer: Klimawandel – die globale Aufgabe Seite 24 Ausgabe 7/8-2006 Bosch: So gut wie neu: Das 2. Leben von Fahrzeugteilen Ausgabe 12-2006 Seite 26 Seite 22 Deutsche Bahn Neubaustrecken entstehen von vornherein mit Lärmschutzwänden. Umwelt-Fahrplan bis 2008 Mit dem neuen Umweltprogramm 2004 bis 2008 bündelt die Deutsche Bahn ihre Umweltaktivitäten im gesamten Konzern. Das schafft klare Strukturen, schont die Umwelt und spart außerdem noch Geld. Ulrich Ostermayer und Henning Schwarz A ls größter Verkehrsdienstleister Europas nimmt die Deutsche Bahn ihre Verantwortung für Umweltschutz und Nachhaltigkeit ernst. Dafür sorgt das Umweltprogramm 2004 bis 2008, das der Vorstand im Mai dieses Jahres verabschiedet hat. Das Programm bildet gemeinsam mit dem Umweltmanagement-Review und den Umweltaudits die Grundlage für das konzernweite Umweltmanagementsystem der Bahn. Dieses ist seit dem vergangenen Jahr konsequent an den Geschäftsprozessen der Bahn und der DIN EN ISO 14001 ausgerichtet. 2 Im Umweltprogramm 2004 bis 2008 hat die Bahn erstmals die Umweltmaßnahmen aller Unternehmensbereiche gebündelt und an den mittel- bis langfristigen Zielen im Umweltschutz ausgerichtet. Für die Themen Klimaschutz, Lärmschutz, Abfall, Ressourceneffizienz und Umweltmanagement finden sich im Programm messbare Umweltziele und Maßnahmen. Im Bereich Emissionsminderung und Naturschutz wird die Bahn die Ziele noch im Laufe dieses Jahres definieren. Regelmäßig überprüfen die Fachbereiche, ob die Ziele im Umweltprogramm planmäßig erfüllt werden. Ist die Erreichung der Ziele gefährdet, werden Maßnahmen zum Gegensteuern vorgeschlagen. Die Umweltziele basieren auf einer eingehenden Analyse der bisherigen Umweltarbeit. Im Rahmen des Umweltmanagement-Review 2003 wurden die laufenden Projekte kritisch beleuchtet, künftige rechtliche Anforderungen abgeschätzt und die Erwartungen von Stakeholdern und internen Bereichen eruiert. Weiter wurden die Chancen und Risiken relevanter Themen analysiert und Maßnahmen daraus abgeleitet. Mit dem Umweltprogramm 2004 bis 2008 stellt die Bahn sicher, dass Um- weltschutz bezüglich Zielen, Ergebnissen und Aufwand konzernweit einheitlich ausgerichtet wird. Dies führt zu mehr Transparenz, effizienten Umweltmaßnahmen und Kostensenkungen. Zusammen mit den Umweltaudits und dem Umweltmanagement-Review trägt das Umweltprogramm zu mehr Rechtssicherheit bei und hilft bei der Entwicklung des Umweltschutzes als Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Verkehrsträgern und Dienstleistern. Klimaschutz Ein wichtiger Bestandteil des Umweltprogramms ist das Klimaschutzprogramm 2020. Dieses sieht vor, bis zum Jahr 2020 die spezifischen Kohlendioxid-Emissionen beim Zugbetrieb um 15 Prozent zu senken. Dies erfolgt durch eine Fülle von Maßnahmen, wie zum Beispiel das Training von Lokführern zur energiesparenden Fahrweise, die Beschaffung energieeffizienter Fahrzeuge und die verstärkte Nutzung regenerativer Energien. Die Bahn hält es sogar für möglich, durch zusätzliche Investitionen bis 2020 die spezifischen KohlendioxidEmissionen um 25 Prozent zu vermindern, wenn die hohe Belastung durch energiebezogene Steuern gesenkt wird. Bilder (3): DB AG Aktiver Klimaschutz der Bahn: Senken des Verbrauchs und Nutzen regenerativer Energiequellen. Die Flüsterbremse: Güterverkehr wird durch neue Technik leiser. Bereits von 1990 bis 2002 senkte die Bahn den spezifischen KohlendioxidAusstoß des Zugbetriebs um ein Viertel und erreichte damit ihr selbst gestecktes Ziel vorzeitig. Beim Kohlendioxid-Ausstoß für stationäre Zwecke, beispielsweise für Wärme oder Beleuchtung, arbeiten Experten gerade an den Einsparzielen und werden diese Ende des Jahres vorlegen. Von 1990 bis 2003 senkte die Bahn ihre Kohlendioxid-Emissionen im stationären Bereich um 62 Prozent. Damit hat sie ihr Ziel, die Verringerung von 25 Prozent, deutlich übererfüllt. Das Klimaschutzprogramm 2020 unterstützt die Klimaziele der Bundesregierung. Gleichzeitig senkt die Bahn dadurch spürbar ihre derzeitigen Energiekosten von etwa 1,6 Milliarden Euro pro Jahr. Lärmschutz Bis zum Jahr 2020 will die Bahn ihren Schienenverkehrslärm halbieren. Die Halbierung bezieht sich auf das subjektive Lärmempfinden und entspricht einer Verminderung des Lärmpegels um etwa 10 dB(A). Im Fokus der Maßnahmen steht hier der Güterverkehr, die Hauptlärmquelle der Bahn. Das effektivste Mittel zur Senkung des Güterverkehrslärms ist der Einbau der K-Sohle, der Flüsterbremse. DB Railion setzt sie bereits erfolgreich bei neuen Güterwagen ein. Ihr Einsatz bei der vorhandenen Güterwagenflotte würde al- lerdings einen Umbau der Bremstechnik erfordern mit insgesamt sehr hohen Kosten. Daher arbeitet die Bahn sowohl an einer technischen Weiterentwicklung der Bremsen als auch an möglichen Finanzierungslösungen zur Umrüstung des Güterwagenbestandes. Das Umweltprogramm 2004 bis 2008 enthält auch Lärmschutz-Maßnahmen im Bereich der Infrastruktur wie Schallschutz an Neu- und Ausbaustrecken. Die Bahn arbeitet außerdem kontinuierlich an der Umsetzung des Lärmsanierungsprogramms der Bundesregierung. Hier setzt sie jährlich etwa 50 Millionen Euro Bundesmittel für die Sanierung von besonders lauten Streckenabschnitten ein. Abfallwirtschaft und Ressourceneffizienz Auch in der Abfallwirtschaft hat sich das Unternehmen anspruchsvolle Ziele gesetzt: Die Entsorgungskosten und das Gesamtabfallaufkommen sollen um jeweils zehn Prozent (ohne Bauabfälle) gesenkt und die Verwertungsquote um zehn Prozent erhöht werden. Das konzernweite Entsorgungsmanagement führt allein bis Ende 2004 zu Kosteneinsparungen in Millionenhöhe. Bis 2006 sollen 70 Prozent des verwendeten Holzes aus nachhaltiger Waldwirtschaft stammen. Der Anteil von Recyclingpapier im Büro und für Kopierer soll bis 2008 auf 50 Prozent erhöht werden. Umweltmanagement Umweltmanagementsysteme steigern die Rechtssicherheit und senken die Kosten durch effizienten Einsatz der Instrumente. Bis 2006 sollen 80 Prozent aller Unternehmensbereiche und deren regionale Einheiten mit einem vollständigen Umweltmanagementsystem ausgestattet sein. Dies stellt neben ökonomischen und sozialen Aspekten eine Säule des Nachhaltigkeitsmanagements dar, das künftig die Wertsteigerung des Unternehmens unterstützen wird. Derzeit laufen die konzeptionellen Arbeiten für die Einführung des Nachhaltigkeitsmanagement-Systems. Transparente Prozesse und ein klares Bewertungssystem der Maßnahmen werden zu einem integrierten Nachhaltigkeitsmanagement führen, mit dem die Bahn ihrer Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft gerecht wird. Mit dem Umweltprogramm 2004 bis 2008 und dem konzernweiten Umweltmanagement hat die Bahn ein System geschaffen, mit dem sie ihre anspruchsvollen Ziele im Umweltschutz effizient erreichen wird. Ulrich Ostermayer, Henning Schwarz, Deutsche Bahn AG, Bahn-Umwelt-Zentrum, Berlin, [email protected] [email protected] 3 Bosch Blockheizkraftwerke zeichnen sich durch einen hohen Gesamtnutzungsgrad aus. Die Häuser heizen, nicht die Umwelt BBT Thermotechnik bietet eine breite Palette an energieeffizienten Lösungen zur Gebäudeheizung und Warmwasserbereitung. Damit trägt der aus zwei Traditionsunternehmen hervorgegangene Hersteller zur Verminderung der CO2-Emissionen bei. Gero Frischmann U nter den Bereichen Verkehr, Industrie und Haustechnik ist die Haustechnik der größte Energieverbraucher. Sie birgt das meiste Potenzial für einen effizienten Umgang mit Energie und damit für die Reduzierung des CO2-Ausstoßes. Durch die zu niedrige Energieeffizienz im EU-Gebäudebestand entsteht zurzeit ein Verlust von rund 50 Prozent. In Deutschland stagnieren seit 1999 die CO2-Emissionswerte. Um hier voranzukommen, müssen besonders bei Heizungsanlagen nicht nur verstärkt innovative Technologien eingesetzt, sondern vor allem alte Kessel durch umweltfreundliche ersetzt werden. Das Unternehmen BBT Thermotechnik GmbH, Wetzlar, ist europäischer Marktführer bei Lösungen für Wärme 4 und Warmwasserversorgung. Hervorgegangen ist es aus dem Zusammenschluss von Bosch Thermotechnik und Buderus Heiztechnik Anfang dieses Jahres. BBT verfügt über umfassende technologische Mittel für umweltfreundliche Heizsysteme. Einige davon werden hier kurz dargestellt. Solartechnik Solarthermie ist Fernwärmenutzung im wahrsten Sinn des Wortes. Von der Sonne bis zu einem Kollektor auf der Erde sind es 149 Millionen Kilometer. Trotzdem ist die Ausbeute an Energie hoch. Solarkollektoren werden besonders zur Warmwasserbereitung eingesetzt. Zwar gibt es in unseren Breiten natürliche Grenzen der Nutzung, aber auch in Mitteleuropa lassen sich hierbei bis zu 60 Prozent Energie, in diesem Fall Heizöl oder Gas, einsparen. Solarsysteme sind mittlerweile ebenso langlebig wie andere bewährte Komponenten ei- Schematische Darstellung des Funktionsprinzips einer Wärmepumpe. ner Zentralheizungsanlage. Unter der Marke Buderus bietet BBT Flachkollektoren der Logasol-Reihe an. Brennwerttechnik Durch Kondensation bilden sich dort, wo feuchte Luft abgekühlt wird, Wassertropfen. Dabei wird Kondensationsenergie frei. Für die Brennwerttechnik heißt das, dass Heizgase so weit abgekühlt werden, bis der enthaltene Wasserdampf an den Wärmetauschern im Heizgerät kondensiert. Dabei wird Wärme frei und direkt auf das Heizwasser übertragen. Die im Abgas enthaltene Wärme entweicht also nicht ungenutzt durch den Schornstein. Brennwertgeräte sind sparsam im Verbrauch und stoßen somit weniger Kohlendioxid aus. Die Warmwasserversorgung lässt sich mit Speichern gewährleisten, aber auch mit Kombigeräten hat der Verbraucher eine gute Warmwasserleistung. BBT Thermothechnik ist ein Unternehmen der Bosch-Gruppe, die Mitglied bei econsense ist. Weitere Informationen: www.econsense.de Brennwertkessel wie die GreenstarHE-Serie von Worcester, einer Marke von BBT, setzen die Energie des Gases fast vollständig in nutzbare Wärme um. Ein Einfamilienhaus, das älter als 30 Jahre ist, eine Wohnfläche von 150 Quadratmetern hat und jährlich 22 m3 Gas pro Quadratmeter verbraucht, spart pro Jahr 1000 m3 Gas, wenn ein alter Heizkessel mit einem Nutzungsgrad von nur 65 Prozent durch ein Brennwertgerät ersetzt wird. Nachdem sich die Brennwerttechnik bei Gas durchgesetzt hat, findet diese Technik bei Ölheizgeräten eine zunehmend größere Verbreitung, zum Beispiel die Baureihe von Buderus, der Logano G 135–25. Kraft-Wärme-Kopplung In einem Blockheizkraftwerk treibt typischerweise ein Verbrennungsmotor einen Stromgenerator an. Dabei entstehen Wärme und Strom. Der Effizienzvorteil einer gekoppelten Produktion von Wärme und Strom macht Blockheizkraftwerke zukunftsträchtig. Die Kraft-Wärme-Kopplung verbindet die Ressourcenschonung fossiler Energieträger mit Kosteneinsparungen. Blockheizkraftwerke haben einen hohen Gesamtwirkungsgrad bei der Strom- und Wärmeerzeugung. Ein Beispiel: In einer Neubausiedlung mit 53 Eigenheimen haben alle Häuser statt eines Heizkessels eine Übergabestation, mit der sie an die Heizzentrale der Nahwärmeversorgung angeschlossen werden. Deren Herzstück ist ein erdgasbetriebenes Loganova Blockheizkraftwerk von Buderus, Bilder (4): BBT Thermotechnik Moderne Heiztechnik, hier eine Wärmepumpe von Junkers, ist heute vielfach in Multifunktionsräume integriert. das mit einer elektrischen Leistung von 45 kW rund 70 Prozent des Stromverbrauchs abdeckt. Der CO2-Ausstoß wird bei diesem Konzept um 35 Prozent verringert, bezogen auf die alternative Variante mit 53 einzelnen Brennwertheizungen und konventioneller Stromerzeugung im Kraftwerk. Die KraftWärme-Kopplung ist damit eine wirtschaftliche Art, Kohlendioxid einzusparen. Wärmepumpen Die Wärmepumpen von Junkers, eine BBT-Marke, können den CO2-Ausstoß im Vergleich zu konventionellen Heiztechniken um mehr als 40 Prozent reduzieren. Damit entsteht Unabhängigkeit von der Preisentwicklung fossiler Brennstoffe, denn diese Wärme selbst ist gratis. Sie benötigt zwar elektrische Energie, doch nutzt sie diese effizient. Jede Kilowattstunde Strom erzeugt bis zu vier Kilowattstunden Heizenergie – ein guter Wirkungsgrad. Auch im Sommer macht sich die Wärmepumpe nützlich. Dann kann das System zur Kühlung eingesetzt werden. Niedertemperaturtechnik Niedertemperatur-Heizkessel sind nach wie vor im Bereich Ölheiztechnik dominierend. Sie passen ihre Kesselwasser-Temperatur automatisch den individuellen Erfordernissen an. Je nach Außentemperatur werden zur Erwärmung des Gebäudes unterschiedlich hohe Vorlauftemperaturen benötigt. Der Kessel heizt das Wasser nur soweit auf, wie es die Außentemperatur nötig macht. Dadurch wird der Heizkessel die meiste Zeit des Jahres mit viel niedrigeren Heiz- Der kompakte Niedertemperaturölheizkessel Logano G135 entspricht den individuellen Anforderungen nach behaglicher Wärme und ist gleichzeitig sparsam im Verbrauch. wassertemperaturen betrieben als bei älteren Heizkesseln. Ein solcher Kessel verbraucht bis zu einem Drittel weniger Heizöl und hat einen entsprechend reduzierten Schadstoffausstoß. BBT verfügt auch in diesem Segment über Angebote, zum Beispiel der ÖlKompaktheizkessel Logano G135, der den Nutzungsgrad bis zur physikalisch möglichen Grenze steigert und auch mit schwefelarmem Heizöl betrieben werden kann. Brennstoffzelle Angesichts knapp werdender fossiler Brennstoffe gilt heute die Brennstoffzelle als Hoffnungsträger. Es besteht kaum ein Zweifel, dass diese Technologie in Zukunft sowohl als Antriebsenergie für Fahrzeuge als auch in der stationären Gebäudeversorgung eine wichtige Rolle spielen wird. Gute Energieeffizienz bei einem emissionsarmem Betrieb, das ist ein Grund für das Engagement von BBT. So hat in diesem Jahr Buderus, Wetzlar, ein Kooperationsabkommen mit RWE Fuel Cells, Essen, unterzeichnet. Bis zur Serienreife eines Brennstoffzellen-Heizgeräts wird es, obwohl schon ein Prototyp existiert, wohl noch bis Ende des Jahrzehnts dauern. Dipl.-Ing. Gero Frischmann, BBT Thermotechnik GmbH, Wetzlar [email protected] 5 BASF Auf seinem Weg von der Quelle bis zur Mündung passiert der Rhein große Ballungsräume und ausgedehnte Industriezentren. Mehr als 50 Millionen Menschen leben im Einzugsgebiet von Europas wichtigster Wasserstraße. Als Rückgrat für Industrie und Verkehr und nicht zuletzt als einzigartiges Ökosystem ist der Rhein auch Sinnbild für den Gedanken der Nachhaltigkeit. Lebensraum, Wirtschaftsfaktor und Biotop Ernst Schwanhold und Bernd Elendt-Schneider sie regelmäßig verbessert und nachgerüstet. Neben den Abwässern aus dem Werk Ludwigshafen werden in der Kläranlage die kommunalen Abwässer aus Ludwigshafen, Frankenthal und Bobenheim-Roxheim behandelt. Biologisches Klärverfahren M it der Industrialisierung galt der Rhein lange Zeit als Kloake Europas. Im Jahr 1986 war der Brand in einer Schweizer Chemiefabrik die Ursache, dass Fische und Kleintiere über den gesamten Verlauf zwischen Basel und Koblenz starben. Seitdem haben Anrainerstaaten, Kommunen und Industriebetriebe Aktionen zum Schutz des Rheins unternommen: Kläranlagen wurden gebaut und modernisiert, Maßnahmen zur Vermeidung von Störfällen ergriffen und die Emission von Schadstoffen nachhaltig reduziert. Einen wichtigen Beitrag zum Schutz des Rheins leistet auch BASF. Mit ihrem Chemieareal in Ludwigshafen am Rhein sieht sie sich dabei in einer besonderen Verantwortung. Zur Kühlung der mehr als 200 Produktionsbetriebe an diesem Standort entnimmt das Unternehmen täglich rund 3,3 Millionen Kubikmeter Wasser aus dem Fluss. Kühlund Schmutzwasser werden im Werk in separaten Kreisläufen voneinander getrennt. Das Abwasser wird in der unternehmenseigenen Kläranlage gereinigt. Seit Inbetriebnahme im Jahre 1974 wird 6 Ammonium-Stickstoff kann zur Überdüngung von Gewässern führen. Typische Folgen sind Algenwachstum und letztlich eine Bedrohung der Artenvielfalt. Bei BASF wird ein biologisches Klärverfahren eingesetzt, um die Emission von Ammonium-Stickstoff zu senken. Nitrifikanten verrichten in den Belebungsbecken der Kläranlage die Reinigungsarbeit zusammen mit anderen Mikroorganismen. Diese bauen die organischen Verunreinigungen im Abwasser ab. Wie die meisten Lebewesen benötigen die Bakterien bei der Umwandlung von Ammonium in Nitrat Sauerstoff. Nach technischen Umbauten in der Kläranlage werden die spezifi- Weniger Schadstoffe Basierend auf den Werten für 2002 will BASF bis 2012 in seinem Chemiegeschäft 60 Prozent weniger organische Stoffe, 60 Prozent weniger Stickstoff und 30 Prozent weniger Schwermetalle in das Wasser emittieren. Darüber hinaus sollen zehn Prozent weniger Treibhausgase je Tonne Verkaufsprodukt und 40 Prozent weniger luftfremde Stoffe emittiert werden. schen Anforderungen für die Lebensbedingungen der Nitrifikanten erfüllt. Um die Reinigungsleistung zu erhöhen, wird in die Belebungsbecken mit Begasungsmatten zusätzlich Sauerstoff eingeblasen und die Verweilzeit des Klärschlamms erhöht. Denitrifikanten wandeln das entstandene Nitrat in elementaren Stickstoff um. Gasförmig entweicht dieser in die Atmosphäre, die ohnehin zu rund 78 Prozent aus Stickstoff besteht. Die Optimierung der Klärstufe wird weiter fortgesetzt, um herauszufinden, was den Appetit der gefräßigen Mikroorganismen, und damit den Ammoniumabbau der Kläranlage, fördert und was ihn verdirbt. Seit 2001 geht ein interdisziplinäres Team aus Mikrobiologen, Ingenieuren und Chemikern diesen Fragen nach. Um aus der Vielzahl möglicher Einflussgrößen die richtigen herauszufinden, werteten die Experten unterschiedliche Datenreihen aus den Produktionsbetrieben aus. Die Wissenschaftler ermittelten unter anderem genau, wie viel Phosphor notwendig ist, damit die Bakterien besonders gut wachsen. Deshalb wird Phosphor zudosiert, sobald eine Konzentration von einem Milligramm pro Liter unterschritten ist. Außerdem gedeihen die gefräßigen Helfer am besten, wenn der Klärschlamm lange im Becken bleibt. Aus diesem Grunde wurde die Verweilzeit des Schlamms von fünf auf acht bis neun Tage erhöht. Das BASF-Werk in Ludwigshafen entnimmt dem Rhein täglich rund 3,3 Millionen Kubikmeter Flusswasser. Die Kläranlage der BASF in Ludwigshafen ist eine der größten Kläranlagen in Europa. elektrischem Strom gefangen. Die Fische fallen in eine Elektronarkose, die durch das elektrische Spannungsfeld hervorgerufen wird. Während die Fische bewegungsunfähig sind, können sie bestimmt und gezählt werden. Anschließend kommen sie ohne Schaden zurück in den Fluss. Beim letzten Elektrofischen sind 15 verschiedene Fischarten gezählt worden. Bachneunauge, Flussbarsch, Aal und Rapfen sind beispielsweise ins Netz gegangen. Die Kloake von einst hat sich zum Musterfluss für eine gelungene Sanierung entwickelt. Das Wasser des Rheins hat inzwischen eine Qualität, die in der Artenanzahl und im Artenumfang mit dem Beginn des vergangenen Jahrhunderts vergleichbar ist. Dabei gilt es, Mit der Umstellung auf die Nitrifikation betrat die BASF Neuland, denn das Verfahren war vorher für eine industrielle Kläranlage mit so vielen verschiedenen Abwasserarten wie in Ludwigshafen noch nicht erprobt worden. In einer 1995 geschlossenen und 2004 fortgeschriebenen Vereinbarung mit dem Land Rheinland-Pfalz hatte sich das Unternehmen dazu verpflichtet, seine Einleitung von Ammonium-Stickstoff in den Rhein um 50 Prozent zu verringern. Bilder (4): BASF Emissionen um 80 Prozent verringert Das Elektrofischen bestätigt, dass sich die Qualität des Rheinwassers in den letzten Jahren verbessert hat. Immer mehr Fischarten werden gezählt. Einer der kleinsten Mitarbeiter bei BASF: Mikroorganismus aus der Kläranlage unter dem Mikroskop. Tatsächlich verminderten sich die Emissionen im Vergleich zum Jahr 2000 um rund 80 Prozent. Der Schutz der Ökosysteme in Rhein und Nordsee wurde nachhaltig verbessert. Dank dieser und anderer Maßnahmen schwimmt im Rhein nach langer Pause auch wieder der Lachs. Seine Wiederansiedlung in heimischen Gewässern unterstützt BASF gemeinsam mit dem Land Rheinland-Pfalz und dem Landesfischereiverband der Pfalz. Im Rahmen des Projekts wurden im vergangenen Jahr 7000 Junglachse in der Wieslauter, einem Zufluss des Rheins, ausgesetzt. In diesem Jahr soll eine Brut- und Aufzuchtstätte für Lachse und andere bedrohte Fischarten in Betrieb gehen. Am Rheinufer der BASF wird regelmäßig mit Elektrofischen der Fischbestand aufgenommen. Dabei werden die Fische nicht geangelt, sondern mit Hilfe von heute und in Zukunft Herausforderungen wie beispielsweise einen vorbeugenden Hochwasserschutz zu bewältigen. Das Bild des Rheins hat sich gewandelt. Heute ist es gleichermaßen geprägt durch romantische Flusslandschaften und moderne Industriezentren. Den einstmaligen Gegensatz von Umwelt und Wirtschaftsleben hat der Rhein überwunden. Ernst Schwanhold und Bernd ElendtSchneider, BASF AG, Ludwigshafen, [email protected] 7 Degussa Das F&E-Zentrum der Degussa in Shanghai/China. Das Carbon-Black Werk der Degussa in Paulinia/Brasilien. Spezialchemie – Verantwortliches Handeln in der Praxis Gesellschaftlicher Fortschritt kann nur als global homogene Entwicklung von Wirtschaft, sozialer Verantwortung und Ökologie verstanden werden. Industrie und Wirtschaft stehen in der Pflicht, diesen Anspruch bei all ihren unternehmerischen Entscheidungen zu berücksichtigen. Hannelore Gautzer und Peter Friedrich F ürsorge für die eigenen Mitarbeiter, umweltfreundliche Produkte sowie Engagement für Bildung und Forschung sind Ausprägungen einer Grundhaltung, zu der sich Degussa, Düsseldorf, verpflichtet hat. Die Prinzipien von Sustainable Development – Ökonomie, Ökologie und soziale Verantwortung – als Ganzes zu begreifen und zu verwirklichen, ist eine Voraussetzung für die Akzeptanz in der Gesellschaft, aber auch für den wirtschaftlichen Erfolg. Im Jahr 2004 konnte das Unternehmen die Unfallhäufigkeit auf einen Tiefststand von 3,8 Unfällen pro einer Million Arbeitsstunden senken. Innerhalb von fünf Jahren ist es gelungen, Unfallhäufigkeit und –schwere um mehr als 60 Prozent zu vermindern. Um die Arbeitssicherheit weiter zu erhöhen, 8 setzt das Unternehmen künftig noch stärker auf Wissensmanagement. Über eine konzernweit verfügbare Datenbank werden Unfälle, ihre Ursachen und eingeleitete Maßnahmen nicht nur dokumentiert, sondern auch vorbildliche Lösungen für sicherheitsrelevante Fragen aus allen Regionen der Welt vermittelt. Biodiesel und nachwachsende Rohstoffe Nachhaltiges Wirtschaften muss sich auch in Produkten wiederspiegeln. Beispiel Biodiesel: Die Herstellung des „Sprits vom Acker“ gelingt besonders wirtschaftlich mit dem Degussa Katalysator NM30, einer 30-prozentigen Lösung von Natrium-Methylat in Methanol. Für derartige Alkoholate ist Degussa der größte Hersteller weltweit. Als nachwachsender Rohstoff wird bevorzugt Raps verwendet, der in Deutschland bereits auf einer Fläche von rund 0,7 Millionen Hektar für diesen Zweck angebaut wird. 2004 wurde damit etwa eine Million Tonnen Biodiesel (Rapsmethylester – RME), produziert. Eine Tonne Rohstoff benötigt nur etwa 17 bis 18 Kilogramm Katalysator und liefert neben RME noch Glycerin in Pharmaqualität als Nebenprodukt. Abgesehen von den zusätzlichen Einkommensmöglichkeiten für die Landwirtschaft hat Biodiesel unstrittig große Pluspunkte im Umweltschutz. Bei seiner Verbrennung setzt er nicht mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre frei, als zuvor von der Pflanze über die Photosynthese gebunden wurde. Auch die Kohlenwasserstoff-Emissionen sind bei der Biovariante um 20 bis 40 Prozent geringer als bei normalem Diesel. Degussa nutzt nachwachsende Rohstoffe auch selbst. So wird die Anlage zur Herstellung des Antiklopfmittels MTBE im Chemiepark Marl mit einer Kapazität von 250 000 Tonnen pro Jahr derzeit auf Bio-Ethyl-Tertiär-Butyl-Ether (BioETBE) umgerüstet. Der verwendete BioAlkohol kann auf breiter Basis aus Zuckerrüben und verschiedenen Getreide- Bilder (4): Degussa Optimal abgestimmte Aminosäuredosierungen in Futtermitteln sorgen für eine gesunde Tierernährung und geringere Umweltbelastungen, beispielsweise durch Nitrat. sorten bis hin zu Mais und Kartoffeln produziert werden. Grüne Reifen Sicherheits- und Umweltaspekte spielen bei steigender Mobilität eine entscheidende Rolle. So tragen die Verstärkersysteme der Degussa auf Basis von Carbon Black (Industrieruß), Silica (disperse Kieselsäure) und Silan (Organosilane) dazu bei, moderne Reifen wirtschaftlicher, sicherer und umweltfreundlicher zu machen. Das Verstärkersystem für den „Grünen Reifen“ wird ständig weiterentwickelt, um den Rollwiderstand und damit auch Kraftstoffverbrauch, Kohlendioxidausstoß und Schadstoffemissionen weiter zu senken. Darüber hinaus wird eine bessere Haftung insbesondere auf nassen Straßen erreicht. Entwicklungen mit einem gezielten Partikeldesign der eingesetzten Industrieruße haben besonders für Lkw-Reifen wegweisende Erfolge ermöglicht. Nicht nur ein niedrigerer Rollwiderstand, sondern auch eine höhere Lebensdauer und Runderneuerbarkeit der Reifen sind das Resultat. Kostensenkung und verbesserte Sicherheit gehen so mit Ressourcen- und Umweltschonung Hand in Hand. Gesunde Tierernährung Der weltweit steigende Bedarf an tierischem Eiweiß erfordert eine effiziente und gesunde Tierernährung. Natürliche Futtermittel wie Weizen, Mais oder Soja haben alle ein Defizit an einer oder mehreren lebensnotwendigen Aminosäuren. Industriell hergestellte Aminosäuren können diese Lücke sehr effizient schließen und so eine ausgewogene Ernährung der Tiere sicherstellen. Natrium-Methylat ist ein Katalysator auf dem Weg vom Raps zum Biodiesel. Die Degussa ist weltweit das einzige Unternehmen, das alle vier wichtigen Aminosäuren für die Tierernährung aus eigener Produktion anbietet: DL-Methionin, L-Lysin, L-Threonin und L-Tryptophan. Gleichzeitig ergeben sich positive Effekte für die Umwelt: Die Ausscheidungen der Tiere enthalten deutlich geringere Gehalte an Stickstoff. Hochgerechnet auf die EU-weite Schweinefleischproduktion entspricht dies einem Potenzial von 230 000 Tonnen Stickstoff pro Jahr – nahezu einem Viertel des Gesamteintrags. Der vermehrte Einsatz von synthetischen Aminosäuren erhöht zudem die Einsatzmöglichkeiten für heimische Futterrohstoffe: Unter derzeitigen EU-Bedingungen können erhebliche Teile der heutigen Importe von 24 Millionen Tonne Sojamehl in die EU entfallen. Eine Ökobilanz für Methionin, aufgestellt vom Heidelberger ifeu-Institut, untermauert die positiven Effekte für die Umwelt. Bildung und Forschung Innovation hat ihren Ursprung in Bildung und Forschung. Degussa unterstützt diese Bereiche auch extern durch ein vielfältiges Engagement. Dazu zählt die Degussa Stiftung, die Kultur- und Wissenschaftsprojekte initiiert und fördert. Zudem kooperiert das Spezialchemieunternehmen mit zahlreichen Hochschulen und unterhält mehrere Stiftungsprofessuren mit einem Etat von derzeit fünf Millionen Euro. Für die globale Weiterentwicklung von Nachhaltigkeitsprojekten und -prinzipien setzt sich das Unternehmen aktiv im World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) und econsense-Forum Nachhaltige Entwicklung der Deutschen Wirtschaft ein. Degussa ist Mitglied im FTSE4Good und belegte auch im Dow Jones Sustainability Index (DJSI) seit 2000 sehr gute Plätze. Hannelore Gautzer und Dr. Peter Friedrich, Degussa AG, Düsseldorf, [email protected] [email protected] 9 ThyssenKrupp Energie-Bündel statt Abfall Jeder Stein ein kleines Kraftwerk: Stäube, Schlämme und Koksgrus werden zu selbst reduzierenden Agglomeratsteinen gebunden, bevor sie der Schachtofen zu Roheisen verarbeitet. Eisen- und kohlenstoffhaltige Abfälle aus der Stahlerzeugung wandelt die ThyssenKrupp Stahl AG am Standort Duisburg-Hamborn in einem Schachtofen in hochwertiges Roheisen um. Der Ofen mit einer Kapazität von bis zu 170 000 Tonnen pro Jahr ist weltweit einzigartig. Klaus Kesseler D er Schachtofen verarbeitet Feinstäube aus den Raumentstaubungen der Hochöfen und aus der Sinteranlage. Hinzu kommt Hochofengichtstaub und Staub aus den Oxygenstahlwerken. Weitere Einsatzstoffe für den Schachtofen sind Gichtschlämme aus der Wäsche der Hochofengase, Walzzunderschlamm aus den Warmbandwerken sowie Schlämme aus den Kaltwalzwerken und Beschichtungsanlagen der Duisburger ThyssenKrupp Stahl AG. Außerdem verarbeitet der Schachtofen eisenhaltige Schlackereste. Wie wertvoll diese Stoffe sein können, wenn man sie richtig nutzt, zeigt der Staub aus den Konverterstahlwerken: Sein Eisengehalt liegt bei rund 65 Prozent und damit nur zehn Prozentpunkte unter dem Eisengehalt des Rohstoffs Eisenerz. Ein Teil der etwa 900 000 Tonnen Stäube, Schlämme und Schlacken, die bei ThyssenKrupp Stahl jähr- 10 lich anfallen, wurde deshalb schon vor dem Start des Schachtofens direkt wieder in der Produktion eingesetzt. Allerdings lassen sich hier nur grobe Stäube und Schlämme verarbeiten. Feinkörniges Material musste bislang zum Teil teuer entsorgt werden. Der Schachtofen wird jährlich bis zu 260 000 Tonnen Reststoffe verarbeiten können, von denen bisher ein Großteil nicht wieder verwendet wurde. Eine zweite Anlage ist geplant. Diese soll die noch bestehende Lücke zur Null-Abfall-Produktion schließen und dafür sorgen, dass eisenhaltige Reststoffe bei ThyssenKrupp Stahl vollständig wieder verwertet werden. Die Technologie Bei der Schachtofentechnologie besteht der entscheidende Schritt darin, Staub und Schlamm zu festen Körpern aufzubereiten, deren Festigkeit und chemische Eigenschaften für die Verhüttung geeignet sind: Nachdem Lkw die Reststoffe zum Schachtofen geliefert haben, werden Stäube und Schlämme in einem Intensivmischer mit Koksgrus, Wasser, mineralischen Bindemitteln und weiteren Zusätzen zu einer homogenen Masse vermengt. Der feine Koksgrus ist dabei ebenfalls ein Nebenprodukt, das, weil es so feinkörnig ist, auch in der Sinteranlage nicht eingesetzt werden kann. Hieraus fertigt eine Rüttelpresse, wie sie auch in der Betonsteinfertigung eingesetzt wird, kalt gebundene selbstreduzierende Agglomeratsteine. Diese schwarzen, sechseckigen Blöcke sind optisch eher unscheinbar, haben es aber in sich: Jeder Stein ist ein kleines Kraftwerk, in dem eine komplexe chemische Reaktion stattfindet, sobald er erwärmt wird. Wie Erz sind auch die Stäube und Schlämme, die im Schachtofen eingesetzt werden, Eisen-Sauerstoff-Verbindungen und wie im Hochofen muss diese Verbindung aufgelöst werden, damit Eisen frei wird. Im Hochofen sorgt der im Koks enthaltene Kohlenstoff für die Reduktion. Im Schachtofen läuft dieser Prozess in den Steinen selbst ab. Hierfür sorgen der Koksgrus in der Mi- Bilder (3): ThyssenKrupp Stahl Im Mischturm der Schachtofenanlage werden Stäube und Schlämme mit Koksgrus und einem mineralischen Bindemittel vermischt, bevor sie zu Agglomeratsteinen weiter verarbeitet werden. Bis zu 170 000 Tonnen wertvolles Roheisen pro Jahr erzeugt der Schachtofen aus Reststoffen, die bei der Stahlproduktion anfallen. schung, aus der die Steine gepresst werden, und zusätzlich der in den Reststoffen ohnehin enthaltene Kohlenstoff. Entscheidend ist, dass die Reduktion kontrolliert abläuft und die Steine so abreagieren, dass die Durchgasung im Ofen nicht erstickt wird. Andererseits dürfen die Steine auch nicht so fest gebunden sein, dass sie in der Hitze des Schachtofens zerplatzen. Für die Agglomeratsteine wurde eine Zusammensetzung gefunden, die dafür sorgt, dass das enthaltene Eisen allmählich und genau in dem Maß frei wird, wie das mineralische Bindemittel seine Wirkung verliert. Dabei entsteht zunächst Eisenschwamm, der im weiteren Verlauf zu flüssigem Roheisen wird. Rund 20 Minuten dauert es etwa, bis der Reduktionsvorgang im Stein abgeschlossen ist. Nach rund zwei Stunden kann man das Eisen aus dem Ofen holen. Das richtige Verhältnis zwischen Reduktions- und Bindemitteln zu finden, und zwar für Ausgangsstoffe, die selbst ganz unterschiedlich zusammengesetzt sind, ist die wesentliche Entwicklungsleistung. Nachdem sie in der Rüttelpresse ihre Form erhalten haben, trocknen die Agglomeratsteine drei Tage lang und werden dann im Verhältnis 70 Prozent zu 30 Prozent zusammen mit den eisenhaltigen Schlackeresten von oben in den Schachtofen gefüllt. Außerdem kommen Koks und Kies hinzu. Die Ofensäule ist etwa zehn Meter hoch, die Temperatur beträgt oben an der Gicht rund 250 °C und steigt nach unten auf 2200 °C an. Das Roheisen wird dem Ofen mit einer Temperatur von ungefähr 1510 °C entnommen. In Gang gehalten wird der Prozess durch 620 °C heißen Wind, von dem stündlich 30 000 Kubikmeter durch den Ofen geblasen werden. Hinzu kommen bis zu 3500 Kubikmeter Sauerstoff pro Stunde. Der Schachtofen erzeugt stündlich 35 bis 65 Tonnen Roheisen, die in Torpedopfannen gefüllt und zum Konverterstahlwerk gebracht werden, sowie 15 bis 30 Tonnen Schlacke. erzeugte Schlacke ist vollkommen inert und fester als Granit. Zahlreiche Untersuchungen haben erwiesen, dass die Schlacke ökologisch absolut unbedenklich ist, so dass das Umweltbundesamt sie als nicht Wasser gefährdenden Stoff eingestuft hat. Mit dieser Zertifizierung kann das Material im Deichbau oder für andere Wasserbaumaßnahmen eingesetzt werden. Der Schachtofen ist außerdem in den Gaskreislauf des Duisburger Stahlstandortes eingebunden. Das Gichtgas, etwa 50 000 Kubikmeter pro Stunde mit einem Brennwert von rund 4300 Kilojoule pro Kubikmeter, wird gereinigt und geht in das Gasnetz oder direkt in den Winderhitzer für den Schachtofen. Ressourcenschonung die sich rechnet 170 000 Tonnen Roheisen, für die kein Eisenerz gekauft werden muss, zuzüglich der eingesparten Entsorgungskosten – damit der 21 Millionen Euro teure Schachtofen ist eine Investition, die sich rechnet. Hinzu kommt: Wenn der Ofen Reststoffe in Rohstoffe verwandelt, entstehen auch dabei wieder Stoffe, die für ThyssenKrupp Stahl wirtschaftlich nutzbar sind. So fällt im Schachtofen zinkreicher Gichtschlamm an, der in Zinkhütten wieder aufbereitet werden kann. Die im Ofen Klaus Kesseler, Leiter des Projekts Schachtofen bei ThyssenKrupp Stahl, Duisburg 11 Deutsche Bank In einer global vernetzten Wirtschaft müssen die Auswirkungen aller geschäftlichen Aktivitäten für Umwelt und Menschen in die Entscheidungen eines nachhaltig handelnden Unternehmens einbezogen werden. Der Ursprung des Nachhaltigkeits-Management-Systems der Deutschen Bank ist der betriebliche Umweltschutz. In der Praxis bedeutet dies einen verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen, zum Beispiel beim Verbrauch von Energie, Wasser und Papier. Hauptsitz der Deutsche Bank Gruppe in Frankfurt am Main. Die Deutsche Bank gibt gebrauchte Büromöbel an gemeinnützige Vereine ab, statt sie zu entsorgen. Nachhaltigkeit fängt im eigenen Haus an Hanns Michael Hölz D ie geschäftlichen Aktivitäten eines Finanzdienstleisters haben indirekte Effekte auf Gesellschaft und Umwelt, zum Beispiel durch die Verwaltung von Vermögen oder die Vergabe von Krediten, aber auch direkte Auswirkungen, beispielsweise durch CO2-Emissionen. Als nachhaltig wirtschaftendes 12 Unternehmen berücksichtigt die Deutsche Bank diese Auswirkungen und hat als erstes großes deutsches Kreditinstitut ein Nachhaltigkeits-ManagementSystem nach ISO 14001 umgesetzt, das im Mai 1999 zertifiziert wurde und seitdem jährlich überprüft wird. Das Nachhaltigkeits-Management-System verbessert kontinuierlich die Einbeziehung von Nachhaltigkeitsaspekten in den Geschäftsprozessen, indem beispielsweise ethische, ökologische und gesellschaftliche Aspekte bei der Kreditvergabe berücksichtigt werden. Darüber hinaus reagiert der Konzern auf das gestiegene Interesse an nachhaltigen Geldanlagen, etwa mit dem Angebot von nachhaltigen Aktienfonds durch die Tochtergesellschaft DWS oder durch eine Vermögensverwaltung mit nachhaltigen Investments für Stiftungen, Kirchen und andere Institutionen. Bilder (4): Deutsche Bank AG Solaranlage auf dem Dach des Deutsche-Bank-Gebäudes „Unter den Linden“ in Berlin. Überprüfung der Wasseraufbereitung in der Konzernzentrale der Deutschen Bank. Gebäudemanagement und Ressourcenverbrauch An den mehr als 1500 Standorten der Deutschen Bank gilt der Grundsatz, einen hohen Standard für den Gesundheits- und Arbeitschutz der Mitarbeiter zu gewährleisten. Darüber hinaus versucht das Unternehmen, den Energieverbrauch in seinen Gebäuden zu reduzieren. Im Zeitraum von 2001 bis 2004 sank der Energieverbrauch der Deutschen Bank in Deutschland um rund 16 Prozent. Dazu wurden zum Beispiel die Laufzeiten der Klima- und Lüftungsanlagen optimiert und Bewegungsmelder in wenig frequentierten Bereichen eingebaut. Der Wasserverbrauch sank im gleichen Zeitraum um rund 20 Prozent. Um Wasser zu sparen, wird bei Umbaumaßnahmen die Verdunstungskühlung möglichst durch eine freie Kühlung ersetzt, wodurch zum Beispiel am regionalen Hauptstandort Hannover der Wasserverbrauch um etwa ein Drittel reduziert werden konnte. Kreislauf- und Abfallwirtschaft Die Deutsche Bank strebt an, Abfälle zu vermeiden und gefährliche Abfälle, wie beispielsweise Batterien und Leuchtmittel, zu minimieren. Von den 20 000 Tonnen Abfall, die im Jahr 2004 in Deutschland bei der Deutschen Bank angefallen sind, wurden zwei Drittel ei- ner Verwertung zugeführt, der Rest wurde ordnungsgemäß entsorgt. Die Restabfallmenge pro Mitarbeiter sank in den Jahren 2001 bis 2004 um 18 Prozent. Dies konnte unter anderem dadurch ermöglicht werden, dass gebrauchte Büromöbel und -geräte nicht entsorgt, sondern zum Beispiel gemeinnützigen Vereinen in Frankfurt zur Verfügung gestellt wurden. Einkauf Bei der Auswahl von Produkten und Dienstleistungen werden zunehmend ökologische Kriterien, wie der Ressourcenverbrauch und die Verwendung gefährlicher Materialien, berücksichtigt. Lieferanten und Dienstleister werden vertraglich zur Einhaltung aller internen und rechtlichen umwelt- und arbeitssicherheitsrelevanten Bestimmungen verpflichtet. In Deutschland setzt die Deutsche Bank fast ausschließlich chlorfrei gebleichte Kopierpapiere oder Recyclingkopierpapiere ein. Auch bei der Beschaffung von EDVGeräten gelten detaillierte Umweltkriterien, die bei jeder Ausschreibung von den Herstellern angefordert werden. Mobilität Die Mitarbeiter der Deutschen Bank sind angehalten, vor jeder Dienstreise zu prüfen, ob diese nicht durch mo- derne Kommunikationsformen wie Telefon- oder Videokonferenzen ersetzt werden kann. So sanken die Flugkilometer konzernweit von 2001 bis 2004 um rund 16 Prozent und das trotz einer zunehmenden Internationalisierung der Geschäftsaktivitäten. Bei der Nutzung von Firmenwagen richtet sich der vom Mitarbeiter zu tragende Anteil unter anderem nach dem durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch des ausgewählten Fahrzeuges. Grundsätzlich gilt, dass alle Firmenwagen die Schadstoffnormen erfüllen müssen. Kontinuierlich werden aktuelle Ansätze und Konzepte zur Nachhaltigkeit entwickelt und umgesetzt. So zum Beispiel, wenn es um Beratungsansätze, die Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Initiativen – sei es bei der UNEP oder im Vorstand von econsense oder die Unterstützung der Mitarbeiter geht. Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung im Rahmen des Nachhaltigkeits-Management-Systems sind in einer entsprechenden Konzernrichtlinie definiert. Hanns Michael Hölz, Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main, [email protected] 13 E.ON Ruhrgas Einer aktuellen wissenschaftlichen Studie zufolge entweichen aus dem russischen Export-Pipeline-System nicht mehr als 0,7 Prozent des geförderten Erdgases in die Atmosphäre. Damit liegen die direkten und indirekten Treibhausgasemissionen von Erdgas deutlich unter denen von Öl oder Kohle. Bilder (2): E.ON Ruhrgas Grundlage der Studie war eine aufwändige Messkampagne. Dabei untersuchte man, wie links dargestellt, an welchen Verdichterstationen und Leitungen überhaupt eine messbare Methankonzentration vorhanden war. Die Leitungen untersuchte man auf einer Länge von 2 380 Kilometern durch Helikopter-Flüge . Russische Erdgas-Pipelines sind besser als ihr Ruf Hans-Ulrich Tschätsch A ls weltweit größter Gasproduzent befindet sich Russland in der Klimadiskussion in Hinblick auf die MethanInventarisierung unter genauer Beobachtung. Die zunehmende Konkurrenz zu anderen fossilen Energieträgern hat dazu geführt, dass immer wieder fragwürdige Veröffentlichungen erschienen, die eine Gleich- oder sogar Besserstellung der konkurrierenden Energieträger gegenüber dem umweltpolitisch favorisierten Erdgaseinsatz proklamieren. Dabei beruhten viele Informationen auf veralteter Literatur und geschätzten Daten. Oft wird auch verschwiegen, dass Erdgas eine höhere Energieausbeute ermöglicht. Kontrovers verlief auch die Diskussion um die Frage, wie hoch die indirekten Emissionen sind, die durch Förderung, Aufbereitung und den Transport des Energieträgers bis hin zum Verbraucher anfallen? Für die Erdgasquellen und den Transport aus Norwegen, den Niederlanden, Großbritannien und 14 inländischen Quellen liegen inzwischen Daten über Emissionen vor, die auf Zustimmung stoßen. Diesbezüglich wurde bisher viel über die Rolle der russischen Erdgaslieferungen spekuliert. Etwa ein Drittel der von Deutschland importierten Gasmenge stammt von dort. Brenngas fälschlich den Verlusten zugeschlagen Bis Mitte der 1990er Jahre enthielten die Veröffentlichungen keine fundierten Angaben zu indirekten Emissionender Exportstrecke. So wurde die Glaubwürdigkeit der in der Literatur vorhandenen vagen Schätzungen durch häufiges Zitieren auf ein realtiv hohes Akzeptanzniveau gebracht. Erdgaskritiker sprachen in diesem Zusammenhang von „Verlusten“ in Höhe von 10 Prozent der produzierten Gasmenge, obwohl immer deutlich erkennbar gewesen war, dass in dieser Zahl auch die für den Transport aufgewandte Brenngasmenge für die Antriebsaggregate eingeschlossen sein müsste. All diese Gründe führten zu ersten gemeinsamen Messungen in den Jahren 1996 und 1997 von OAO Gazprom und der damaligen Ruhrgas AG – heute E.ON Ruhrgas AG. Eine daraufhin veröffentlichte Studie hatte zum Ergebnis, dass bei Förder- und Aufbereitungsanlagen sowie an Transportleitungen und deren Antriebsaggregaten die Methanfreisetzung bei Gasproduktion und -transport in Russland bei rund einem Prozent des Durchsatzes liegt. Neutrale Studie schafft Klarheit Nachdem im Jahr 2002 eine weitere Studie gleich hohe Emissionen von Treibhausgasen durch Öl, Kohle und Erdgas beweisen sollte, entschieden sich die Partner E.ON Ruhrgas AG und OAO Gazprom, eine umfangreiche und von neutralen Wissenschaftlern durchgeführte Studie in Auftrag zu geben. Für Literaturrecherche und Auswertung der Ergebnisse fiel die Wahl auf das Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie. Das Max-Planck-Institut für Atmosphärenchemie in Mainz sprach man wegen dessen Kompetenz bei der Methanmessung an. Von den russischen Partnern wurden in Zusammenarbeit mit dem Forschungs-Institut für Erdgas und Gastechnik VNIIGAZ Messungen an Export-Pipelines und Verdichterstationen organisiert, die ein repräsentatives Bild hinsichtlich Geographie, eingesetzter Technik, Alter der Anlagen und klimatische Bedingungen ergaben. Die nach Deutschland exportierten Erdgasmengen werden im Bereich Yamburg in West-Sibirien gefördert. Von dort führen zehn parallel angeordnete Pipelines zunächst bis zum Ural und verzweigen sich dort in einen nördlichen Korridor, der nach Weißrussland führt und in einen mittleren Korridor, über den das Gas bis zur ukrainischen Grenze transportiert wird. Die Gesamtlänge der verlegten Pipelines mit einem Durchmesser von 1 420 mm beläuft sich auf mehr als 34 000 km. In Abständen von 100 bis 150 km sind Verdichterstationen angeordnet, in denen Kompressoren Reibungsverluste ausgleichen und das Gas mit einem Betriebsdruck von etwa 75 bar weiterleiten. Den Betrieb der eingesetzten Gasturbinen mit zusammen 20 000 MW mechanischer Leistung übernehmen meist regionale Transportgesellschaften, die alle nach den gleichen Vorgaben der Muttergesellschaft OAO Gazprom die Wartung und Instandhaltung der Anlagen durchführen. Es zeigte sich, dass bei der Produktion und Aufbereitung kaum Emissionen entstehen. Deshalb legte man das Hauptaugenmerk auf Messungen an fünf Verdichterstationen und Leitungen, die für die Struktur des Exportgasnetzes repräsentativ sind. Das Messen von Emissionen erfolgte in zwei Schritten: Zunächst wurde im Rahmen eines Screening festgestellt, wo überhaupt eine messbare Methankonzentration vorhanden war. Mehr im Internet Der Endbericht „Treibhausgasemissionen des russischen Erdgas-Exportpipeline-Systems – Ergebnisse und Hochrechnungen empirischer Untersuchungen in Russland“ kann kostenlos im Internet herunter geladen werden unter: www.wupperinst.org/ download/1203-report-de.pdf Quelle: Wuppertal Institut. Russisches Erdgas-Exportsystem Direkte und indirekte Treibhausgasemissionen verschiedener fossiler Energieträger. Mit Hilfe der Absaugmethode bestimmte man in der zweiten Phase die genaue Menge des austretenden Gases. Bei 4 500 durchgeführten Screenings entdeckte der Messtrupp 436 Leckagen, von denen 304 volumetrisch vermessen wurden. Neutrale Wissenschaftler der beiden beteiligten deutschen Institute und russische Spezialisten haben die Messwerte aufbereitet und dokumentiert. Für einzelne Bauteile wie Schieberknoten oder Anlagen zur Brenngasaufbereitung wurden Emissionsfaktoren gebildet. Insgesamt vermaß man auf diese Weise 50 Maschinen und deren dazugehörige Anlagen. Damit ließen sich alle relevanten Verdichtergrößen von 6 bis 25 MW installierter Leistung und damit eine repräsentative Bandbreite des Maschinenparks darstellen. Dazu mussten rund 2 380 km Leitungslänge durch Helikopter-Flüge überprüft und 25 Schieberknoten untersucht werden. Umrechnung auf Exportkorridore Aus den von OAO Gazprom zusätzlich zur Verfügung gestellten Daten wurden Aktivitätsfaktoren ermittelt und in CO2-Äquivalente umgewandelt. Zusammen mit den Emissionsfaktoren war es möglich, eine aussagekräftige Hochrechnung der gemessenen und ermittelten Daten auf den beiden Exportkorridoren zu ermitteln. Zur Bestimmung der maximalen Schwankungsbreite dieser Emissionen wurden mehr als 10 000 Simulationsberechnungen durchgeführt. Die Kohlendioxid-Emissionen ließen sich über den Brenngasverbrauch für den Transport des Gases bestimmen. Dies ergab eine integrierte Betrachtung der gesamten, durch den Export von Erdgas verursachten Treibhausgasemissionen. Ergebnis Zwei Drittel der Treibhausgasemissionen verursachten der Transport und die dazu benötigte Energie. Die Emissionen von Methan machen nur knapp ein Drittel der gesamten Treibhausgasemissionen aus. Von der Produktionsstätte bis zur russischen Westgrenze entweichen somit lediglich 0,7 Prozent des Erdgases als Emissionen. Unter Berücksichtigung der durch die Unsicherheiten der angegebenen Bandbreiten liegen die Treibhausgasemissionen von Erdgas deutlich unter denen anderer fossiler Energieträger. Erdgas weist einen Vorteil von mehr als 25 % gegenüber Öl auf. Auch bei der Annahme, dass die gesamte in Deutschland benötigte Erdgasmenge aus Russland importiert würde, lägen die Treibhausgasemissionen niedriger, und zwar gegenüber Öl um rund 18 %, im Vergleich zu Steinkohle um mehr als 30 % und um 35 % gegenüber Braunkohle. Dabei sind die Wirkungsgradvorteile bei der Verwendung von Erdgas gegenüber anderen Energieträgern immer noch nicht berücksichtigt. Dipl.-Ing. Hans-Ulrich Tschätsch, Fachjournalist, Oberhausen, [email protected] 15 Volkswagen Neben Mobilität kommt es Autokäufern zunehmend auf Umweltaspekte an. Nachhaltiges Engagement bis in die Zuliefererkette Ort durch ihre Lieferanten ermitteln. Im Mittelpunkt steht eine partnerschaftliche Entwicklung. Herausforderungen Die weltweite Vernetzung der Wirtschaft gibt auch dem Umweltschutz eine neue Tragweite und Chance. Denn die Frage, ob sich ein Konzern wie Volkswagen für Nachhaltigkeit im eigenen Hause und bei seinen Zulieferer rund um den Globus einsetzt, entscheidet im zunehmenden Maße über Image und Erfolg der Marke. Michael Mesterharm D ie Globalisierung bringt Unternehmen und deren Beschaffungsprozesse in eine Wechselwirkung mit Umwelt- und sozialen Bedingungen anderer Länder. Dadurch wird auch der Volkswagen-Konzern in eine multinationale Entwicklung einbezogen, die auf die Einhaltung von weltweiten Umwelt- und Sozialstandards abzielt. International operierende Konzerne und Firmen sollten Instrumente der Früherkennung von Problemfeldern einführen, Anforderungen zu umweltbezogenen und sozialen Standards definieren sowie den Erfolg der Maßnahmen vor 16 Globalisierung bedeutet, dass sich in den vergangenen Jahren die Reichweite, Dynamik und Komplexität internationaler Wirtschaftsbeziehungen verändert haben. Es hat sich eine neue Qualität wirtschaftlichen Handelns entwickelt. Erkennbar ist diese Entwicklung an: 7 dem steigenden Maß ausländischer Direktinvestitionen von Unternehmen, 7 der zunehmenden Erschließung von Beschaffungs- und Absatzmärkten in Schwellenländern, 7 der Entstehung globaler Einkaufsplattformen mit Hilfe des Internets und 7 der Nutzung internationaler Finanzmärkte zur Beschaffung von Kapital. Gleichzeitig stieg in jüngeren Jahren die Anzahl der Lieferanten, auf die für den Bezug von Rohstoffen und Vorprodukten zurückgegriffen werden kann, durch die Globalisierung stark an. Aufgrund einer umfassenden Arbeitsteilung im Wertschöpfungsprozess entstand ein hoch komplexes Netzwerk weltweit tätiger Zulieferer. All diese Veränderungen nehmen natürlich auch Einfluss auf die Prozesse der Volkswagen AG. Gesellschaftliche Gruppen, beispielsweise auch nicht staatliche, internatio- nale Organisationen (NGOs) stellen im Zuge der Globalisierung immer mehr Anforderungen an umweltbezogene und soziale Aspekte der Unternehmenstätigkeit bis hin zu den Lieferanten. Nachhaltigkeitsaspekte in der Lieferantenkette Der Gefahr des Ansehensverlustes beim Kunden lässt sich mit der Integration von Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekten in die Beschaffungsprozesse begegnen. Volkswagen strebt daher folgende Ziele an: 7 frühzeitige Erkennung von Risikopotenzialen und Problemfeldern, um diese zu vermeiden oder zu verringern sowie 7 Entwicklung mittel- bis langfristiger Wettbewerbsvorteile aus dem Umweltund Nachhaltigkeitsmanagement. Das letztere Ziel geht von der Annahme aus, dass ein umweltbewusster und sozial engagierter Lieferant ein – auch ökonomisch – überdurchschnittlich guter und zuverlässiger Partner ist, von dem der Auftraggeber langfristig profitiert. So entsteht eine Situation, von der beide Partner profitieren. Standards von Produkten Auf der Ebene von Produktstandards existiert in der Automobilindustrie häufig eine Verknüpfung von Umwelt- und Qualitätsanforderungen. Umweltaspekte wie Materialempfehlungen Für die Herstellung des komplexen „Produkts“ Fahrzeug werden seit jeher eine große Anzahl von Einzelteilen verschiedenster Zulieferer aus verschiedensten Ländern benötigt. Die Globalisierung hat diese Entwicklung weiter verstärkt. Karosseriestruktur des Volkswagen Passat. Lokale Mindestanforderungen Die Integration von produktions- beziehungsweise standortbezogenen Umwelt- und Sozialstandards ist bei der Lieferantenbewertung und -auswahl von Bedeutung. Die Produktionsprozesse und Arbeitsverhältnisse des Lieferanten sollten sich an globalen Mindeststandards orientieren. Für OEMs (Original Equipment Manufacturer) mit breiter und mehrstufiger Lieferantenkette ist die zentrale Kontrolle jeder Stufe dieser Kette kaum möglich. Ein effizientes Nachhaltigkeitsmanagement innerhalb der Lieferantenbeziehungen eines OEM setzt daher voraus, dass die Anforderungen des OEM nicht nur für die Qualität, sondern auch im Umweltschutz und bezüglich der sozialen Anforderungen entlang der Lieferantenkette weitergegeben werden. Strategische Werkzeuge Besonders geeignet ist im Umweltbereich die Umweltmanagementnorm ISO 14001, die Organisation und Funktion des betrieblichen Umweltschutzes gewährleistet. Alternativ besteht die Möglichkeit, „Codes of Conduct“ – Leitlinien für Lieferanten zu entwickeln, die sich an bereits existierenden Standards orientieren. Aus den verschiedenen umweltbezogenen und sozialen Standards oder Prinzipien wie ILO-Kernarbeitsnormen, OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen oder UN Bilder (3): Volkswagen AG oder -verbote sind in diesem Fall Teil der Qualitätsstandards für Kaufteile. So ist bei Volkswagen der Bereich Umweltschutz und Recycling ein Bestandteil der Qualitätsmanagementvereinbarung „Formel Q-konkret“. Darüber hinaus existieren weitere konzern- und branchenspezifische Umweltnormen oder Vorgaben an Lieferanten im Rahmen der Beschaffung von Bauteilen und Modulen. Global Compact lassen sich wesentliche Anforderungen an Unternehmen ableiten. Im Umweltbereich zählen dazu die Schaffung und Anwendung von Umweltmanagementsystemen und der aktive Umgang mit ökologischen Herausforderungen. Dazu gehören die Vermeidung von Umwelt- und Gesundheitsschäden, die Entwicklung von Produkten und Prozessen mit geringem Ressourcenverbrauch und die Abfallvermeidung durch Recycling und Entsorgung. Um diese Ziele zu vermitteln, ist es geboten, die Mitarbeiter in diesen Bereichen weiterzubilden. Soziale Werte vermitteln Auch bezüglich des Sozialverhaltens schaffen wertorientierte Seminare Problembewusstsein. Der VolkswagenKonzern vermittelt das Verbot der Diskriminierung aufgrund Hautfarbe, Geschlecht, Religion oder politischer Einstellung von Menschen. Auch das Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit und die Hinwendung zu vertraglich geregelten Arbeitsverhältnissen und angemessener Vergütung bei garantierten Mindestlöhnen sind für Volkswagen als Grundlagen der Zusammenarbeit unverzichtbar. Dazu zählen selbstverständlich auch Arbeitszeitregelungen sowie der Arbeits- und Gesundheitsschutz. Im Rahmen von „Codes of Conduct“ ist es sinnvoll, eine branchenbezogene Lösung anzustreben, um Synergien zu nutzen. Gemeinsam besser werden Lieferanten, welche die umweltbezogenen und sozialen Anforderungen nicht erfüllen können, sollten nicht gleich aus dem Lieferantenpool ausgelistet werden. Vielmehr sind sie dazu anzuhalten, einen eigenen Verbesserungs- und Entwicklungsprozess mit Nachweispflichten über die einzelnen Schritte, den Zeitplan sowie jeweilige Ergebnisstände zu initiieren. Informationen über den Verbesserungsprozess oder aktuelle Entwicklungen sind vom Lieferanten selbst, zeitnah dem Auftraggeber zur Verfügung zu stellen. Der Auftraggeber sollte Unterstützung in Form von Information und Beratung bereitstellen. Dies stärkt Kooperation und Vertrauen zwischen beiden Parteien. Seit 1997 führt Volkswagen in Deutschland Umweltsymposien und -workshops für Lieferanten durch. Im Rahmen der jährlichen Verleihung des Qualitätspreises wird eine Umweltauszeichnung an innovative und vorbildliche Lieferanten vergeben. Dr. Michael Mesterharm, Volkswagen AG, Wolfsburg, [email protected] 17 BASF Prüfung hormoneller Wirkungen im Alternativmethoden-Labor: Die Rotfärbung weist auf das hormonelle Potenzial hin. Das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung verknüpft aus Sicht der BASF sowohl ökonomische, ökologische als auch soziale Aspekte. Die Grundlage bildet hier ein verantwortliches Chemikalienmanagement, das bei Herstellung, Anwendung und Entsorgung aller Produkte ansetzt. Gewissen im Reagenzglas Eggert Voscherau W enn der Einsatz von Chemikalien für manche Menschen Anlass zur Sorge gibt, kann das einem verantwortungsvollen Unternehmen nicht egal sein. Zum Beispiel im Falle von Phthalaten, die als Weichmacher für die nötige Elastizität von PVC-Kunststoffen sorgen. Zwar attestieren wissenschaftliche Studien, dass die diskutierten Anwendungen unbedenklich sind. Dennoch hat die Europäische Union aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes mittlerweile die Verarbeitung bestimmter Phthalate in Spielzeug für Kinder verboten. Inzwischen wird auch ihr Einsatz zur Herstellung von medizinischem Gerät wie Infusionsschläuchen und Blutbeuteln in Frage gestellt. In der Diskussion um Phthalate sind Risiko und Nutzen ihrer Anwendung sorgfältig gegeneinander abzuwägen. Wer über ein Verbot nachdenkt, muss zugleich berücksichtigen, wie es sich auf die Versorgung von Krankenhäusern mit dringend benötigtem medizinischen Gerät auswirkt. Ein Produkt vom Markt zu nehmen, macht nur dann Sinn, wenn eine mindestens ebenso sichere Alternative gefunden ist. Die ste- 18 tige Suche nach neuen, besseren Lösungen gehört auch zum Selbstverständnis der BASF. Sie entwickelt Produktinnovationen, die zum einen die Anforderungen ihrer Kunden erfüllen und zugleich ein Mehr an Sicherheit, Gesundheitsschutz und Umweltschutz bieten sollen. Neue Ideen für gesunde und lebenswerte Zukunft Seit dem Jahr 1997 forscht die BASF in dem Projekt „Nachhaltige Weichmacher“ nach Alternativen für besonders sensible Bereiche, wie zum Beispiel in Kinderzimmern oder Krankenhäusern. Die Forschung hat also bereits zu einem Zeitpunkt begonnen, als der Gesetzgeber noch gar keine Beschränkungen von Phthalaten erwogen hat. Nach intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeit hat das Unternehmen mit „Hexamoll DINCH“ einen neuen Weichmacher auf den Markt gebracht, der sich durch eine äußerst niedrige Migrationsrate auszeichnet, also der Menge der Weichmacher-Moleküle, die der Kunststoff in ein umgebendes Medium abgibt. Das Produkt erfüllt die Anforderungen der neuen EU-Verordnung zu Kinderspielzeug und eignet sich auch für die Anwendung in vielen Medizinprodukten. Ob sich ein neues Produkt durchsetzen kann, entscheidet der Markt. Der eigentliche Motor für die Entwicklung ökologisch wie gesundheitlich verbesserter Produkte ist nicht die Regulierung, sondern der Wettbewerb, in dem sich solche Produkte durchsetzen, die wirtschaftlich und ökologisch besser abschneiden. Chemische Stoffe auf dem Prüfstand Bevor neue chemische Substanzen auf den Markt kommen, werden sie bei der BASF intensiven ökologischen und toxikologischen Prüfungen unterzogen und bei den verantwortlichen Behörden angemeldet. Jährlich führt das Unternehmen mehr als 1 000 solcher Prüfungen durch, deren Ablauf und Dokumentation sich an weltweit geltenden Standards orientiert. Über vier Millionen Euro hat die BASF allein in die umfangreichen Prüfungen von „Hexamoll DINCH“ investiert. Wo das Ludwigshafener Unternehmen vom Gesetzgeber dazu verpflichtet ist, prüft es neue chemische Substanzen auch im Rahmen von Tierversuchen. Die BASF fühlt sich dem Tierschutz verpflichtet und verzichtet – wo immer möglich – auf Versuche an Tieren und setzt stattdessen andere Verfahren ein. BASF Verbundstandort Ludwigshafen Seit dem Jahr 1987 wurde so die jährliche Zahl der bei Tierversuchen eingesetzten Säugetiere um zirka 65 Prozent reduziert. Die Zahl der Fische verminderte sich um 80 Prozent. Bei der Etablierung alternativer Testmethoden gehört die BASF mittlerweile zu den drei führenden Unternehmen der Welt. Im Jahr 2004 hat das Unternehmen ein eigenes Labor eingerichtet, in dem sich Mitarbeiter ausschließlich mit der Etablierung und Validierung von Alternativmethoden beschäftigen. Weltweit gibt es nach jahrzehntelanger Forschungsarbeit inzwischen vier Methoden, die von den Behörden anerkannt sind. Alle vier werden bei der BASF eingesetzt. Eine solche von ihr mitentwickelte Methode ist das Het-Cam-Verfahren, das Tierversuche auf Augenreizung ersetzt und stattdessen die Wirkungen auf die „Haut“ – Membran von angebrüteten Hühnereiern untersucht. Offene Informationspolitik sorgt für mehr Sicherheit Sicherheit setzt umfassendes Wissen voraus. Wer mit chemischen Stoffen umgeht, muss wissen, wie man sie sachgerecht anwendet. Deshalb gibt die BASF das Wissen über ihre Produkte an ihre Kunden und Partner weiter. Darüber hinaus liegen für 98 Prozent aller in Bilder (3): BASF AG Anlage zum Test der Hautpenetration im Alternativmethoden-Labor Deutschland gehandhabten Stoffe Basisdatensätze vor. Bis zum Jahr 2008 soll dies für alle weltweit von dem Konzern in einer Menge von über einer Jahrestonne gehandhabten Stoffe gelten. Zu jedem Produkt der BASF gibt es ein Sicherheitsdatenblatt: Es informiert industrielle Abnehmer und Händler über Kennzeichnung, sichere Handhabung und wichtige Eigenschaften chemischer Produkte. So können Risiken vermieden werden. Die Sicherheitsdatenblätter stehen mittlerweile in 31 Sprachen zur Verfügung, an weiteren Versionen wird gearbeitet. Für den Notfall existiert darüber hinaus ein weltweites Notruf-Telefonnetz. Hier erhalten Kunden und Partner des Chemieunternehmens rund um die Uhr Auskunft zu Produkten. Für die interne Kommunikation gibt es ein eigenes Informations- system zur Produktsicherheit, das weltweit online an allen Standorten genutzt wird. Nachhaltiges Chemikalienmanagement ist für die BASF unverzichtbarer Bestandteil, um wirtschaftlichen Erfolg mit dem Schutz der Umwelt und gesellschaftlicher Verantwortung zu verbinden. Neue Technologien und intelligente Lösungen tragen zum Erfolg des Chemiekonzerns und seiner Kunden bei und sind zugleich Beitrag für eine lebenswerte Umwelt mit Zukunft. Eggert Voscherau, Leiter des Nachhaltigkeitsrates der BASF, Tel.: 0621/6058068, [email protected] 19 Deutsche Bahn Die Bahn gehört dank eines konsequenten Umweltmanagements zu den umweltfreundlichsten Verkehrsträgern. Durch technische Modernisierung, bessere Auslastung und effizientere Fahrweise hat die Deutsche Bahn AG deutlich CO2-Ausstoß und Energieverbrauch senken können. Joachim Kettner D er Wunsch gesellschaftliches Engagement und Umweltschutz mit unternehmerischem Erfolg zu vereinen, war und ist tragender Gedanke bei den Umweltaktivitäten der Deutschen Bahn AG. Die Umweltleistung wird zunehmend zu einem Wettbewerbsvorteil der Bahn. Eine aktuelle Umfrage in Fernverkehrszügen ergab: Für 90 Prozent der Kunden ist es wichtig, dass sich die Deutsche Bahn AG für den Umweltschutz einsetzt. Rund ein Viertel der Befragten würden ihre Verkehrsmittelwahl überdenken, fiele der Umweltvorteil der Bahn weg. Die Auseinandersetzung mit ökologischen, sozialen und ökonomischen Anforderungen hilft Kosten zu senken, Imageschäden zu vermeiden und Prozesse zu optimieren. Im Jahr 2005 hat die Deutsche Bahn ein Nachhaltigkeitsmanagement eingeführt, das Anfang 2006 den Regelbetrieb aufgenommen 20 Der ICE 3 verbraucht bei durchschnittlicher Auslastung umgerechnet rund zwei Liter Benzin pro Person und 100 Kilometer. Durch Umbau der Heizung von Lager- und Werkhallen verminderte das DB-Instandhaltungswerk Krefeld seinen Wärmeverbrauch um rund ein Viertel. Nachhaltig mobil hat. Durch das Management der immateriellen Erfolgsfaktoren können Verkehrsleistungen auch langfristig wirtschaftlich effizient erstellt und gleichzeitig die vom Verkehr ausgehenden Belastungen minimiert werden. Nur so kann es gelingen, die weiter wachsenden Mobilitäts- und Transportbedürfnisse in Deutschland und Europa in Zukunft verlässlich und in hoher Qualität zu befriedigen und dabei die entstehenden Belastungen für die Umwelt möglichst gering zu halten. Verantwortung Klimaschutz Die Bahn ist Vorreiter im Klimaschutz. Schon im Jahr 1994 bei der Gründung der DB AG hat sie sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2005 den spezifischen CO2-Ausstoß gegenüber 1990 um 25 Prozent zu reduzieren. Dieses Ziel wurde bereits Ende 2002 erreicht. Für den Zeitraum von 2002 bis 2020 hat sich die Bahn im Rahmen ihres freiwilligen „Klimaschutzprogramm 2020“ eine Senkung um weitere 15 Prozent vorgenommen. Davon hat sie in den ersten drei Jahren bereits 5,5 Prozent erreicht. Darüber hinaus bietet die DB AG an, weitere zehn Prozent des CO2-Aussto- ßes zu mindern, sofern die Politik die Energiesteuerbelastung zurück fährt. Derzeit verzerren aus Sicht des Transportunternehmens die Klimaschutzinstrumente den Wettbewerb zu Lasten der Bahn, denn während die Bahn momentan jeden Tag mehr als eine Million Euro Energiesteuern und Klimaschutzabgaben aufbringen muss, sind Flugzeug und Binnenschiff davon komplett befreit. Darüber hinaus ist die Bahn als einziger Verkehrsträger substanziell vom Emissionshandel betroffen. Auf dem Weg zu einem zukunftsfähigen Mobilitätssystem spielt die verstärkte Nutzung umweltfreundlicher Energieträger eine zentrale Rolle. Die Bahn erbringt als einziger Verkehrsträger ihre Verkehrsleistung mit der umweltfreundlichen Elektrotraktion – derzeit zu rund 90 Prozent. Dabei kommt die Energie bereits zu etwa elf Prozent klimafreundlich aus Wasserkraft sowie Wind- und Sonnenenergie. Energie und Kosten sparen Durch vielfältige Maßnahmen gelang der DB AG in den vergangenen Jahren eine deutliche Senkung des spezifischen, also auf die Verkehrsleistung Bilder (3): Deutsche Bahn Auf dem Dach des neuen Hauptbahnhofs in Berlin werden künftig 780 Fotovoltaik-Module auf einer Fläche von rund 1 870 Quadratmetern jährlich rund 160 000 kWh Strom erzeugen. bezogenen Energieverbrauchs. Ende 2005 hat die Bahn ihr Ziel aus dem 1994 beschlossenen „Energiesparprogramm 2005“ erreicht: Im Vergleich zu 1990 hat sie ihren spezifischen Energieverbrauch um rund ein Viertel verringert. Ausschlaggebend waren hierfür Faktoren wie die Modernisierung der Fahrzeugflotte und der Bahnstromerzeugung sowie die gesteigerte Auslastung der Züge und die Energie sparende Fahrweise der Triebfahrzeugführer. Hinsichtlich Energieverbrauch ist der ICE 3 das Flaggschiff im Fernverkehr der Bahn: Bei durchschnittlicher Auslastung verbraucht der ICE 3 nur rund zwei Liter Benzin pro Person und 100 Kilometern. Je mehr Fahrgäste mitfahren, desto energiesparender werden die Züge – ein vollbesetzter ICE 3 wird damit sogar zum „Ein-Liter-Fahrzeug“. Beim 2002 gestarteten Projekt „EnergieSparen“ wurden beispielsweise 14 000 Triebfahrzeugführer des Personenverkehrs in Hinblick auf eine energiesparende Fahrweise trainiert. In den ersten beiden Jahren nach Start des Projekts ließen sich auf diese Weise die Kosten für den Energieverbrauch um 32 Millionen Euro senken. Auf einer ein- zigen ICE-Fahrt von Hamburg nach München lässt sich der Verbrauch so um bis zu 4 000 Kilowattstunden drücken – das entspricht dem jährlichen Stromverbrauch eines Vier-PersonenHaushalts. Das Projekt wurde inzwischen auch auf den Schienengüterverkehr übertragen und ist konzernweit in den Regelbetrieb überführt worden. Ressourcen schonen durch technische Modernisierung Der ICE 3 ist weltweit der erste Zug, der eine luftgestützte Klimaanlage an Bord hat. Anstelle der für die Ozonschicht gefährlichen Kältemittel FCKW und FKW arbeitet die Anlage ausschließlich mit Luft als Kühlmittel. Dies verbessert nicht nur die Umweltbilanz: Die luftgestützten Anlagen sind im Durchschnitt deutlich Energie sparender als bisherige Systeme. Auch die Modernisierung der Werke wird konsequent unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, aber auch unter Berücksichtigung der Umweltauswirkungen vorangetrieben. Das Instandhaltungswerk Krefeld hat beispielsweise seine Heizungsanlage schon im Jahr 1991 von Schweröl- auf Gasbetrieb um- gestellt. Seit 2001 wurde bei Neu- und Umbauarbeiten eine Dezentralisierung der Heizung von Lager- und Werkhallen vorangetrieben, um damit unter anderem Wärmeverluste durch lange Dampfleitungen zu vermeiden und günstigere Wirkungsgrade zu erreichen. Damit verminderte das Werk seinen Wärmeverbrauch um rund ein Viertel. Umweltschutz schafft unternehmerischen Mehrwert Wie die Beispiele zeigen, treibt die DB AG den Umweltschutz in vielen Bereichen voran, auch mit dem Ziel, einen Beitrag zum unternehmerischen Mehrwert zu leisten. Eine Symbiose von Umweltschutz und wirtschaftlicher Optimierung betrieblicher Abläufe ist dabei die beste Voraussetzung, ökologisches Verhalten aus Überzeugung zu praktizieren. Mit der Einbettung der bisher sehr erfolgreichen Umweltschutzstrategie in eine unternehmerische Nachhaltigkeitsstrategie wird die Deutsche Bahn AG diesen Weg weiter folgen. Joachim Kettner, Leiter des Bahn-Umwelt-Zentrums der Deutschen Bahn AG, Berlin, [email protected], www.db.de/umweltbericht 21 Deutsche Telekom Green Goal: Telekom spielt bei Klimaschutz mit Die FIFA WM in Deutschland hat begonnen und mit ihr auch das Klimaschutzprogramm Green Goal. Hauptziel ist es, das Großevent klimaneutral zu gestalten. Auch die Deutsche Telekom beteiligt sich mit verschiedenen Klimaschutzprojekten im In- und Ausland. Dorthe Gerban S eit Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert steigt der Kohlendioxidanteil in der Atmosphäre. Die durchschnittliche Temperatur auf der Erde hat sich bis heute um 0,6 Grad Celsius erhöht. Diese globale Erwärmung nimmt erheblich Einfluss aufs Klima. Auch der Energieverbrauch der Telekommunikationsbranche trägt entscheidend zum Kohlendioxidausstoß bei. Eine Entwicklung, die durch den bewussten Umgang mit dem Thema deutlich beeinflusst werden kann. Als führendes europäisches Telekommunikations-Unternehmen ist sich die Deutsche Telekom ihrer gesellschaftlichen Verantwortung dabei bewusst und entwickelte ein eigenes Klimaschutzkonzept. Darin verpflichtet sich das Kommunikationsunternehmen, den im Konzern entstehenden CO2-Anteil so gering wie möglich zu halten. aus dem In- und Ausland an. Durch das Massenevent entweichen zusätzlich rund 100 000 Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre. .Dies war Grund genug für das Organisationskomitee das Projekt „Green Goal“ ins Leben zu rufen und die erste klimaneutrale FIFA WM zu organisieren. Der deutsche Fußballverband stellt spezielle Anforderungen an die Spielstätten. Dazu zählen der effiziente Einsatz von Energie, die Nutzung erneuerbarer Energieträger und die Förderung von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln. Nicht zu vermeidende Auswirkungen sollen über Investitionen für den Klimaschutz ausgeglichen werden. Die Deutsche Telekom erwarb im Dezember 2005 als eines der ersten deutschen Großunternehmen Emissionszertifikate für 20 000 Tonnen CO2. Damit neutralisiert sie fast alle Spielbegegnungen inklusive des Endspiels, An- und Abreise der Zuschauer eingerechnet. Klimaprojekte in Südafrika Green Goal So engagiert sich die Deutsche Telekom bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2006TM in Deutschland auch für das FIFA-Projekt „Green Goal“. Zwischen dem 9. Juni und dem 9. Juli 2006 reisen zu 64 Spielen voraussichtlich mehr als 3,2 Millionen Zuschauer 22 Das Geld für die Emissionszertifikate fließt in zwei Projekte mit dem Schwerpunkt erneuerbare Energien. Sie sind nach WWF Gold Standard validiert und verifiziert. Man entschied sich gezielt für Projekte aus Südafrika, da dort im Jahr 2010 die nächste Weltmeisterschaft stattfindet. Biomasse statt Kohle Auf einer Zitrus-Farm in Letaba/Südafrika fördert die Deutsche Telekom die Umstellung von Kohlefeuerung auf Biomasse. Der zur Weiterverarbeitung der Früchte benötigte Dampf wird gegenwärtig noch von einem kohlebeheizten Boiler erzeugt. In Zukunft plant die Farm hierfür Energie aus Biomasse zu verwenden. Sägemehl als Abfallprodukt aus der Papierherstellung steht ausreichend zur Verfügung. Es wird bislang nicht genutzt, sondern in der Nähe der Farm deponiert. In einem von der Kohle dominierten Umfeld will man mit diesem Projekt erstmals saubere Bioenergie einsetzen und dadurch jährlich 19 000 Tonnen CO2 aus fossiler Quelle einsparen. Darüber hinaus entstehen neue Arbeitsplätze in der Biomassenutzung. Die Kläranlage im Sebokeng-Township in der Nähe von Johannesburg reinigt täglich 65 Millionen Liter Abwasser. Zurzeit werden die technischen Voraussetzungen geschaffen, um dass vor Ort entstehende Klärgas nicht länger unkontrolliert in die Luft entweichen zu lassen, sondern zur Stromerzeugung zu nutzen. Die Investition erfolgt in einem strukturschwachen Gebiet und schafft somit auch Ausbildungs- und Arbeitsplätze für Techniker. Die CO2-Einsparung beläuft sich pro Jahr auf etwa 5 800 Tonnen. Bild: Deutsche Telekom Strom aus Klärgas Nachhaltige Innovationen Bevor aber der Anpfiff im Jahr 2010 in Südafrika ertönt, galt es zunächst einige Aufgaben in Deutschland zu erledigen. Eine Reihe von Maßnahmen aus dem Geschäftsfeld Breitband/Festnetz zielen auf den Klimaschutz bei der FIFA WM ab. Die Techniker der T-Com kümmern sich um den reibungslosen technischen Ablauf und setzen sich für den Service rund um die Uhr ein. Für die Kontrollfahrten in die Stadien nutzen die Beschäftigten Erdgasfahrzeuge. Speziell für das Fußball-Großereignis entwarf T-Com neue Telestationen rund um die Sportstadien und an stark frequentierten öffentlichen Plätzen im Fußball-Design. Der im oberen Teil montierte Fußball sowie die Tastaturbeleuchtung sind mit Leuchtdioden ausgestattet, die nur halb so viel Energie benötigen wie herkömmliche Leuchtmittel. In den FIFA WM-Stadien Dortmund und Köln übernimmt eine Brennstoffzelle die Notstromversorgung. Als Energieträger dient Wasserstoff aus einer Gasflasche, die direkt an die Brennstoffzelle angeschlossen wird. Bei Bedarf erzeugt die Brennstoffzelle 5 000 Watt Notstrom. Sie hat eine Gesamtlebensdauer von 800 Stunden. Darüber hinaus hat T-Com die Idee der Brennstoffzellentechnologie noch Energiesparende LEDs erleuchten die öffentlichen Fernsprecher im Fußball-Outfit. an anderer Stelle zusammen mit den Firmen Rittal, Idatech, Innecken, Brenntag und der Landesinitiative Zukunftsenergien NRW im Projekt METHATherm aufgegriffen. Es wurde gemeinsam eine umweltfreundliche, mobile Steckdose entwickelt. In einem je 1 Meter breiten und tiefen Kasten, der 1,4 Meter hoch ist, befindet sich eine Brennstoffzelle mit 300 Watt Leistung. Von außen sieht man nur eine normale Steckdose. Mit diesem Modell will man bei der FIFA WM und bei zukünftigen Veranstaltungen verhindern, dass aufwändig Stromkabel verlegt werden müssen, wenn nur kurzzeitig Strom erforderlich ist. Die Jahreszeit macht es hoffentlich möglich gänzlich beim Telefonieren und Surfen auf künstliche Energie zu verzichten. Wenn die Sonne scheint, kommen mobile Internet-Terminals zum Einsatz. Sie werden ausschließlich mit Solarenergie versorgt. T-Com ist sicher, dass die erste klimaneutrale Weltmeisterschaft ein voller Erfolg wird. So enden zwar am 9. Juli 2006 die FIFA WM-Spiele, aber nicht die Anstrengungen für den Klimaschutz. Dorthe Gerban, Deutsche Telekom AG, T-Com Zentrale, Umweltschutz und Nachhaltige Entwicklung, Bonn, Tel.: 0228/18166773, [email protected] 23 Bayer Bayer ist weltweit mit rund 300 Gesellschaften vertreten. Die Firmenzentrale des internationalen Konzerns befindet sich in Leverkusen. Eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit ist der Klimawandel. Intensiv wird nach geeigneten Maßnahmen gesucht, den prognostizierten Auswirkungen einer weltweiten Erwärmung entgegenzuwirken. Im Fokus stehen die als ursächlich angesehenen Treibhausgase. Wolfgang Große Entrup A nsätze die rapiden Klimaveränderungen zu verlangsamen oder gar aufzuhalten gibt es viele. Sie reichen von Emissionshandel bis zu neuen technischen Lösungen. Auch der Bayer-Konzern stellte sich diesen Fragen und setzt seine intensive Arbeit zur Verbesserug der Treibhausgas-Bilanz fort. Ein Meilenstein im Klimaschutz war die Rio-Konferenz im Jahr 1992. Klimawandel und Klimaschutz rückten seinerzeit erstmals in das Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit. 1996 legte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) eine Selbstverpflichtung seiner Mitgliedsunternehmen zur Reduktion von Treibhausgasen vor. Auch Bayer strebte ambitionierte Ziele an, indem sich das Leverkusener Unternehmen vornahm, die Treibhausgasemissionen aus eigener Energieerzeugung und Produktion bezogen auf das Jahr 1990 bis zum Jahre 2010 um 50 Prozent zu vermindern. 24 Klimawandel – die globale Aufgabe Die größten Einsparpotenziale ergaben sich bei der Bayer AG aus folgenden Projekten: 7 Verbrennung des Treibhausgases Distickstoffoxid (Lachgas) bei der Herstellung von Adipinsäure – Einsparpotenzial vier Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente, 7 Umrüstung der Chloralkali-Elektrolysen vom Amalgamverfahren auf die Membran-Technologie – Einsparpotenzial 0,4 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente, 7 Herstellung von Chlorgas aus Salzsäure mit Hilfe einer neu konzipierten Sauerstoffverzehr-Kathoden-Technologie – 30 % geringerer Energiebedarf und Treibhausgasmenge, 7 Ersatz der Energieversorgung von Kohlekraftwerken durch modernes Gasund Dampfkraftwerk – Einsparpotenzial von 0,6 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalenten. Hinzu kommt eine Fülle von Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz bei der Produktion und der Energieerzeugung, die sich ebenfalls positiv auf die Klimabilanz von Bayer auswirkten. In der Gesamt-Klimabilanz von Bayer spiegeln sich auch Portfolioveränderungen durch Akquisitionen, zum Beispiel Aventis Crop Science, oder die Trennung von Geschäftseinheiten wie der Erdölchemie und Lanxess wieder. Nach 15 Jahren zeigt sich folgende Gesamtbilanz: Im Jahr 1990 betrug der Ausstoß an Treibhausgasen noch 15 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquiva- Bilder (2): Bayer Die Elektrolyse-Anlage am Bayer-Standort Dormagen erzeugt Chlor wesentlich energiesparender. lente. Bis 2005 verringerte Bayer diesen Wert auf 3,9 Millionen Tonnen. Nun stellt sich die Frage, ob damit das Potenzial für den Klimaschutz im Konzern bereits ausgeschöpft ist. Wenngleich größere Beiträge aus der Energieerzeugung und der Produktion in Zukunft zwar weniger wahrscheinlich sind, bieten sich neue Chancen auf anderen Gebieten in Gestalt von klimaschonenden Produkten und Innovationen. Produkte mit positivem Klimaeffekt Klimaschonend wirkt beispielsweise der Bayer-Kunststoff Polyurethan. Ob als Isoliermaterial in Kühlgeräten oder als Wärmedämmstoff in Gebäuden, verringert der Kunststoff dank seiner Dämmeigenschaften den Energieverbrauch deutlich. Allein das jährlich von Bayer produzierte und in Kühlgeräten eingesetzte Polyurethan trägt zur Einsparung von elf Millionen Tonnen Kohlendioxid bei. Das ist in etwa der durchschnittliche, jährliche Energieverbrauch aller privaten Haushalte in einer deutschen Großstadt mit 800 000 Einwohnern. Mit der Gebäude-Isolierung lassen sich noch größere Einsparungen realisieren. Im Laufe der Nutzungsphase ergeben sich Einspareffekte, die den Energiebedarf zur Produktion von Polyurethan um ein Vielfaches übertreffen. Mit Hilfe des Werkstoffs Polycarbonat lassen sich in Fahrzeugen Bauteile aus Glas und Metall ersetzen und somit das Fahrzeuggewicht verringern. Dies führt zu einem niedrigeren Treibstoff- verbrauch. Ein weiteres Beispiel: Forschung und Entwicklung in den Bereichen nachwachsende Rohstoffe und Nutzung von Biomasse zur Ressourcenschonung. Die Pflanzenbiotechnologie schafft hier ganz neue Optionen. Klassenprimus im Klimaschutz Für die Erfolge beim Klimaschutz wurde der Bayer-Konzern im Dezember 2005 beim Klimagipfel in Montreal von der internationalen Klimaschutz-Organisation „The Climate Group“ mit dem „Low Carbon Leaders Award“ ausgezeichnet. Bayer ist eines von weltweit fünf und das einzige deutsche Unternehmen mit diesem „Best in Class“-Prädikat. Eine weitere Anerkennung des Bayer-Engagements für den Klimaschutz ist die Aufnahme in den ClimateLeadership-Index, den ersten weltweiten Klimaschutz-Index, im Herbst 2005. Dieser berücksichtigt die besten 60 Unternehmen des „Carbon Disclosure Projekts“, einer Bewertungsinitiative bedeutender institutioneller Investoren. Klimapolitik geht über Kyoto-Protokoll hinaus Die positive Anerkennung der BayerLeistungen zum Klimaschutz ist Ansporn für weitere Anstrengungen. Die staatliche Klimapolitik ist jedoch nicht ähnlich preisverdächtig, wenn diese sich wie in der EU und Deutschland nur auf staatliche Instrumente wie den Emissionshandel fokussiert. Der Emissionshandel stößt aus Sicht der Bayer AG von seiner Konzeption her mehr und mehr an seine Grenzen. Dazu trägt zum einen die beispiellose bürokratische Ausgestaltung bei. Entscheidend ist aber die Kosten-Nutzen-Bilanz. Dabei sind die Kosten für die Energieverbraucher sehr hoch: Energieintensive Industriezweige und private Haushalte müssen für Strom zwischen fünf und zehn Milliarden Euro mehr zahlen, die als Windfall Profits bei den Energieerzeugern anfielen, ohne dass sich der Klimaschutz verbesserte. Wenn mit immer höheren Kosten und mit immer komplizierteren Spielregeln nur noch marginale Fortschritte im Klimaschutz erreicht werden, sollte man von einem Webfehler sprechen. Deutschland hat sein Kyoto-Ziel fast erreicht, setzt aber mit neuen Verschärfungen weiterhin auf die Karte Emissionshandel. Ob dies den globalen Klimaschutz tatsächlich fördert, kann bezweifelt werden. Mit einem weltweiten Anteil von nur 3,5 Prozent an den globalen TreibhausgasEmissionen gibt es keine Vorreiterrolle Deutschlands, da wichtige Industrieund Schwellenländer wie die USA, Australien, Japan, China, Indien oder Brasilien dem Kyoto-Protokoll und dem Emissionshandel fernbleiben. Bayer wünscht sich, dass Deutschland und die EU eine Vordenker-Rolle im Klimaschutz übernehmen. Denn mit dem Emissionshandel tritt man auf der Stelle, weil die globale Unterstützung fehlt. Die Europäische Klimapolitik muss innovativer und flexibler werden. Man darf sich nicht abschotten gegenüber Entwicklungen aus anderen Regionen, zum Beispiel der Asia-Pacific Partnership zum Klimaschutz und zur Technologieentwicklung. Eine Modernisierung der europäischen Klimapolitik ist aus Perspektive von Bayer der Schlüssel zu mehr Klimaschutz in der Praxis. Dr. Wolfgang Große Entrup, Leiter Konzernbereich Politik und Umwelt, Bayer AG, Leverkusen, Tel.: 0214/3057772, [email protected] 25 Bosch Neben Komponenten für die Instandsetzung älterer Diesel-Pkw sind auch solche für Fahrzeuge mit modernen Hochdruck-Einspritzsystemen im Bosch Exchange-Programm erhältlich, wie dieser Injektor für ein Common-Rail-System von Bosch. So gut wie neu: Das 2. Leben von Fahrzeugteilen Im Kfz-Ersatzteilmarkt bietet die Robert Bosch GmbH inzwischen ein sehr umfangreiches Austauschprogramm an. Die aufgearbeiteten Produkte überzeugen nicht nur durch zu Neuware vergleichbare Qualität, sondern auch in ökonomischer und ökologischer Hinsicht. Christophe Decaix und Bernhard Schwager D as Recycling von Materialien in seinen unterschiedlichen Ausprägungen ist nichts Neues, sondern seit vielen Jahren fester Bestandteil industrieller Produktion. Gerade das Metallrecycling hat eine sehr lange Tradition, wobei sich die Industrie primär für Produkte interessiert, die hohe Rohstoffanteile an Kupfer, Stahl oder Aluminium besitzen, denn hier sind durch die Wiederverwendung der Komponenten große Material- und Energieeinsparungen möglich. Relativ neu hinzugekommen ist die Aufarbeitung gebrauchter Geräte, wobei in den vergangenen Jahren unterschiedliche Rechtsnormen wie die Altfahrzeugverordnung, die Batterieverordnung oder das Elektro- und Elektronikgerätegesetz, die alle ihre Ermächtigungsgrundlagen in den §§ 22 und 24 des Kreislaufwirtschafts- und Abfall- 26 gesetzes haben, den Prozess des Recyclings weiter fördern. Durch Aufarbeitung können heute weltweit jährlich rund 14 Millionen Tonnen an Material eingespart werden. Dies entspricht in etwa einem Güterzug mit einer Gesamtlänge von 3 000 Kilometern, wobei die damit verbundene Energieeinsparung sich auf einen Betrag von annähernd 35 Milliarden kWh beläuft. Ein weiterer Vergleich zeigt, dass dies einer Energiemenge entspricht, die von rund 9 Millionen Vier-Personen-Haushalten jährlich verbraucht werden. Am Beispiel der Automobilindustrie lässt sich eindrucksvoll zeigen, welche besondere Rolle die Aufarbeitung von Altgeräten spielt. Gebrauchte Produkte aus Kraftfahrzeugen werden von Herstellern oder spezialisierten Betrieben zurückgenommen und vollständig demontiert. Dabei werden die Verschleißteile generell ersetzt und alle wiederverwertbaren Teile zunächst gründlich gereinigt sowie bei Bedarf überarbeitet und oberflächenbehandelt. Im An- schluss erfolgen der Zusammenbau der Einzelteile sowie eine abschließende Funktionsprüfung des Produktes. Auf diese Weise lassen sich Ökologie und Ökonomie hervorragend ergänzen. Material- und Energieverbrauch sowie erforderlicher Deponieraum werden zum Wohle der Umwelt reduziert. Kostenvorteile machen sich in Form von niedrigeren Preisen direkt beim Kunden bemerkbar. Die Aufarbeitung von Altgeräten leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Umwelt- und Ressourcenschonung und ermöglicht der Industrie, ihren Kunden eine kostengünstige Alternative zu Neuprodukten anzubieten. Material und Energie gespart Bosch ist weltweit führend in der Aufarbeitung von Kraftfahrzeugteilen. Im Jahr 2005 wurden rund 1,5 Millionen Kraftfahrzeugteile an zehn Standorten recycelt. Ein Beispiel stellt die Wiederverwertung von Startern dar, die, bedingt durch den hohen Anteil der Metallfraktion, zu einer Energieeinsparung Bilder (2): Robert Bosch GmbH Waren es 1999 schon 8 Programmgruppen mit 3 600 Sachnummern, so ist bis 2005 die Zahl der im Exchange-Programm integrierten Bosch-Gebrauchtteile auf 21 Programmgruppen mit 5 800 Sachnummern angestiegen. standsetzungsprogramm. Mit der Programmerweiterung und seiner hohen Wettbewerbsfähigkeit konnte das Göttinger Werk seine Leistung in den vergangenen Jahren kontinuierlich steigern. Zusammen mit den im gleichen Werk aufbereiteten Generatoren gelang es Bosch, im vergangenen Jahr 2 150 t Material und eine Energiemenge von 85 000 MWh durch Aufarbeitung dieser beiden Produkte einzusparen. Am Anfang ans Ende denken von 91 Prozent im Vergleich zur Neuproduktion führt. Die Marke „Bosch eXchange“ umfasst insgesamt 21 verschiedene Produktgruppen aus den Bereichen Benzin- und Dieseleinspritzung, Bremssysteme, Starter sowie Generatoren, und bietet damit eine sehr breite Palette im Rahmen eines Austauschprogramms im Kfz-Ersatzteilmarkt an. Ziel ist es, das Programm jährlich zu erweitern. Dies ist allerdings nur durch eine vorausschauende Produktentwicklung möglich, die alle notwendigen Voraussetzungen für eine spätere Aufarbeitung bereits während der Designphase berücksichtigt. tive zu einem neuen Bauteil dar, da der Preis bis zu 30 Prozent unter dem eines neu gefertigten Produktes liegt. Um sicherzustellen, dass die aufgearbeiteten Produkte eine ähnliche Qualität, Leistung und Lebensdauer wie Neuprodukte aufweisen, greift Bosch auf langjährige Erfahrung beim Aufarbeitungsprozess und das Know-how aus der Serienfertigung für die Erstausrüstung zurück. Zudem fließt jede Weiterentwicklung in der Serienfertigung unmittelbar in den Aufarbeitungsprozess ein. Aus diesem Grund kann auch auf die aufgearbeiteten Produkte die gleiche Garantieleistung wie auf Neuteile gegeben werden. Effektives Management Wesentlich für die Aufarbeitung von Kfz-Teilen ist eine ausreichende Rücklieferung von gebrauchten Produkten. Im Gegensatz zum reinen Materialrecycling – wie wir es beim Glas kennen – werden im Kfz-Bereich genau die Altgeräte benötigt, die als aufgearbeitetes Produkt nachgefragt werden. Dies erfordert ein effektives Altteilemanagement, das die Pfandabwicklung, die Logistik und die Kontrolle der Aufarbeitungsfähigkeit des zurückgegebenen Gerätes umfasst. Unterstützt wird dies bei Bosch durch eine spezielle Software, die eine effiziente Kontrolle und Steuerung der Altteilerücklieferungen möglich macht. Kostengünstige Alternative Kaufentscheidungen werden nicht nur aufgrund des Preises, sondern auch der Qualität eines Produktes getroffen. Ein aufgearbeitetes Bauteil stellt für den Kunden eine kostengünstige Alterna- Beispiel Göttingen Gebrauchte Kraftfahrzeugteile wieder zu verwenden ist seit den 1960er-Jahren Aufgabe der Serieninstandsetzung bei Bosch in Göttingen. Hier werden heute jährlich mehr als 900 000 Generatoren und Starter wieder funktionstüchtig gemacht. Hierzu gehört es, Verschleißteile und defekte Komponenten aufzubereiten oder, wenn nötig, durch Originalersatzteile zu ergänzen. Ein anschließender Test garantiert, dass die Erzeugnisse so gut wie neu sind. Versehen mit dem eXchange-Markensiegel erhalten sie dann dieselbe Garantie wie Neuware. Das international angelegte Programm leistet nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung rechtlicher Vorgaben, es liegt auch im Trend einer zeitwertgerechten Reparatur und es hilft Nachlieferpflichten zu erfüllen. Seit dem Jahr 2003 gehören auch Luftmassenmesser und Bremssättel zum In- Nach der europäischen Altautorichtlinie sind ab dem Jahr 2006 mindestens 80 Prozent des durchschnittlichen Gewichts eines Altfahrzeugs stofflich zu verwerten oder einer Wiederverwendung zuzuführen. Einschließlich der energetischen Verwertung muss mindestens ein Anteil von 85 Prozent erzielt werden. Auch wenn sich diese Anforderungen direkt an die Hersteller richten, ist das Verwerten und Entsorgen von Kraftfahrzeugteilen auch ein Thema für Zulieferer. Deshalb untersucht Bosch in Pilotprojekten, wie sich neue Produkte demontieren und recyceln lassen. Recycling- und Verwertungsquoten der Geräte werden berechnet und deren Demontagefähigkeit ermittelt. Die Ergebnisse solcher Projekte und das Materialdatenmanagement dienen auch dazu, den Kunden Hinweise über die verwendeten Werkstoffe und ihre Verwertbarkeit zu geben, damit sie ihren Anforderungen an Recyclingquoten nachkommen können. Christophe Decaix, Robert Bosch GmbH, Stuttgart, Geschäftsbereich Automotive Aftermarket; Bernhard Schwager, Zentralabteilung Arbeits-, Brand- und Umweltschutz, [email protected] 27 Impressum Die vorliegende Veröffentlichung ist ein in Kooperation von econsense und UmweltMagazin entstandener Sonderdruck von Beiträgen der econsense-Mitgliedsunternehmen, die in den Jahren 2004 bis 2006 im UmweltMagazin veröffentlicht wurden. Herausgeber: econsense Forum Nachhaltige Entwicklung der Deutschen Wirtschaft e. V. Geschäftsstelle Breite Straße 29 10178 Berlin Telefon 030 – 2028-1474 Telefax 030 – 2028-2474 www.econsense.de [email protected] Verlag: Springer-VDI-Verlag GmbH & Co. KG Postfach 101022 40001 Düsseldorf www.technikwissen.de [email protected] Druck: Meuter Druck GmbH & Co. KG Bayreuther Str. 46 40597 Düsseldorf Bildnachweise: Die Bilder entstammen den Archiven von econsense und der Mitgliedsunternehmen. 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