Krebs - Wer ist gefährdet

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Krebs –
Wer ist
gefährdet?
Die blauen
Ratgeber
1
Diese Broschüre wurde gemeinsam erstellt von der
Deutschen Krebshilfe und der Deutschen Krebsgesellschaft.
Krebs –
Wer ist
gefährdet?
Herausgeber:
Deutsche Krebshilfe e.V.
Thomas-Mann-Str. 40
53111 Bonn
Text und Redaktion:
Isabell-Annett Beckmann, Deutsche Krebshilfe
Ausgabe 6/2005
Druck auf chlorfreiem Papier
ISSN 0946-4816
Risiken
erkennen und
vermeiden
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Inhalt
Einleitung
5
Bauchspeicheldrüsenkrebs
8
Blasenkrebs
13
Brustkrebs
19
Darmkrebs
26
Eierstockkrebs
33
Gebärmutterkrebs
Gebärmutterhalskrebs
Gebärmutterschleimhautkrebs
36
36
39
Hautkrebs
42
Hodenkrebs
46
Leberkrebs
48
Leukämie
50
Lungenkrebs
56
Magenkrebs
61
Nierenkrebs
68
Prostatakrebs
72
3
4
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Einleitung
Rachen- und Kehlkopfkrebs
78
Schilddrüsenkrebs
81
Speiseröhrenkrebs
85
Liebe Leserin, lieber Leser,
Vorsorge à la Karte
89
Wo können Sie Informationen
und Rat erhalten?
Informationen im Internet
Sie halten heute eine Broschüre in den Händen, die
Ihnen dabei helfen soll, Ihr persönliches Risiko, an Krebs
zu erkranken, zu erkennen und einzuschätzen.
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94
Erklärung von Fachausdrücken
97
Informieren Sie sich
Informationen für Betroffene und Angehörige
Informationen zur Krebsvorbeugung und
Krebsfrüherkennung
VHS-Videokassetten
104
104
Fragebogen
107
105
106
Tatsache ist, dass wissenschaftliche Untersuchungen –
in Fachkreisen spricht man von Untersuchungen zur
Krebsepidemiologie – Zusammenhänge zum Beispiel
zwischen bestimmten Lebensgewohnheiten und bestimmten Krebsarten festgestellt haben.
Um es zu verdeutlichen: Es ist inzwischen erwiesen,
dass 90 Prozent aller Bronchialkarzinome auf das Rauchen zurückzuführen sind. Auch bei Magen-, Rachen-/
Kehlkopf-, Mund-Kiefer-, Nierenbecken-, Blasen- und Gebärmutterkrebs wurde Nikotinmissbrauch als Risiko erkannt. Alkohol, regelmäßig und in größeren Mengen zu
sich genommen, trägt zur Entstehung von Rachen- und
Kehlkopf-, Magen- und Leberkrebs bei. Übermäßige Sonnenbestrahlung und Hautkrebs – beides hängt eng zusammen.
Ein anderer Faktor, der Einfluss auf die Entstehung von
Krebs haben kann, ist die Ernährung. Ungesunde, weil zu
fette und ballaststoffarme Ernährung kann dazu beitragen, dass sich Magen- oder Darmkrebs entwickelt; ein
hoher Fettverzehr steht auch im Zusammenhang mit
Brustkrebs; Übergewicht begünstigt die Entstehung von
Gebärmutterkrebs.
Neben den Lebensgewohnheiten, auf die wir selbst Einfluss nehmen können, gibt es aber noch andere Fakto-
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KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
ren, die das Risiko für einzelne Krebsarten erhöhen, die
wir allerdings nicht oder nur zum Teil beeinflussen können: bestimmte Krankheiten, krebserregende Stoffe, denen man am Arbeitsplatz ausgesetzt ist, und nicht zuletzt
eine familiäre Veranlagung, die es zum Beispiel bei
Magen-, Darm- und Brustkrebs gibt.
Über diese so genannten Risikofaktoren will Sie die vorliegende Broschüre informieren, damit Sie wissen, ob Sie
zu einer „Risikogruppe“ gehören und, wenn ja, zu welcher. Für all jene, die infolgedessen durch diese Krankheit verstärkt bedroht sind – ohne dass Sie nun deshalb
zwangsläufig erkranken müssen –, gibt es nur einen Rat,
der unbedingt ernst genommen und befolgt werden
sollte:
Lassen Sie sich in regelmäßigen Abständen –
mindestens jährlich einmal – von Ihrem Arzt untersuchen, und weisen Sie ihn darauf hin, welche
Umstände Ihr Krebsrisiko erhöhen.
Eine solche ständige ärztliche Überwachung kann Sie
zwar nicht vor dem Ausbruch der Krankheit schützen.
Aber sie bietet Ihnen die Gewähr dafür, dass, wenn Sie
an Krebs erkranken, er frühzeitig entdeckt und ohne Zeitverlust behandelt werden kann. Dies ist deshalb so wichtig, weil die Heilungsaussichten bei Krebs um so größer
sind, je eher er erkannt wird.
Zusätzlich zu den ärztlichen Untersuchungen können Sie
auch selbst dazu beitragen, Ihre Chancen im Falle einer
Erkrankung zu erhöhen:
Beobachten Sie Ihren Körper auf Veränderungen hin,
nehmen Sie diese ernst, und lassen Sie die Ursache
von einem Arzt abklären.
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Um Ihnen auch dabei Hilfestellung zu geben, enthält
diese Broschüre in jedem Kapitel eine Aufzählung der
wichtigsten Warnzeichen, auf die Sie achten sollten. Stellen Sie ein solches Symptom an sich fest, zögern Sie
nicht, unverzüglich mit Ihrem Arzt darüber zu sprechen,
denn nur er kann entscheiden, ob es sich um ein ernstzunehmendes oder ein harmloses Anzeichen handelt. Und
denken Sie immer daran: lieber einmal zu viel fragen als
einmal zu wenig.
Grundsätzlich sollten Sie noch eines wissen: Viele Krebsarten können heute mit großem Erfolg behandelt werden. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Behandlung in einem möglichst frühen Stadium einsetzt. Sollten
Sie also feststellen, dass für Sie ein erhöhtes Krebsrisiko
besteht, dann beherzigen Sie die Früherkennungs-Ratschläge in dieser Broschüre.
Wir wünschen Ihnen, dass Sie gesund bleiben.
Ihre
Deutsche Krebshilfe
Eine Bitte in eigener Sache:
Wir hoffen, dass wir Ihnen mit dieser Broschüre eine
Hilfe für den Umgang mit Ihrer neuen Lebenssituation
geben konnten. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns
hierzu eine Rückmeldung geben würden. Am Ende dieses Ratgebers finden Sie einen Fragebogen, mit dem wir
von Ihnen erfahren möchten, ob die Broschüre die von
Ihnen benötigten Informationen tatsächlich vermitteln
konnte. Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie uns diesen
Fragebogen gelegentlich zuschicken würden.
Vielen Dank.
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KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Bauchspeicheldrüsenkrebs
Gesichert ist der schädliche Einfluss des Rauchens.
Bei Rauchern findet sich das Pankreaskarzinom zweibis dreimal häufiger als bei Nichtrauchern.
Die Zahl der Menschen, die an Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) erkranken, ist in Deutschland
seit vielen Jahren fast unverändert. Nach Schätzungen
des Robert-Koch-Instituts Berlin erkranken jährlich etwa
13.400 Menschen daran, davon sind etwa 5.700 Männer
und 7.700 Frauen. Der Bauchspeicheldrüsenkrebs ist mit
einem Anteil von zwei bis drei Prozent aller bösartigen
Tumoren damit bei Männern der fünfthäufigste, bei
Frauen der sechshäufigste Krebs. Die Betroffenen sind
meist zwischen 65 und 80 Jahre alt.
Ein erhöhtes Risiko haben auch Menschen, die unter
Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder unter einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatits)
leiden. Eine solche Entzündung tritt gehäuft bei übermäßigem Alkoholkonsum auf. In einigen Fällen kann aber
auch eine genetische Erkrankung die Ursache dafür sein
(hereditäre Pankreatitis).
Beim Blick auf die Zahlen der krebsbedingten, organbezogenen Todesursachen rangiert der Bauchspeicheldrüsenkrebs jedoch relativ weit vorn. Hierfür gibt es im
Wesentlichen zwei Gründe: Zum einen werden diese Tumoren meistens erst in fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert und sind dann nicht mehr heilbar; zum anderen ist ein Bauchspeicheldrüsenkrebs, der nicht mehr
operativ entfernt werden kann, mit den anderen heute
zur Verfügung stehenden therapeutischen Maßnahmen
in der Regel nicht mehr heilbar.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist das familiäre Risiko. Sind
zwei oder mehrere Angehörige ersten Grades (zum Beispiel Eltern/Geschwister) an einem Pankreaskarzinom erkrankt oder sind betroffene Angehörige zum Zeitpunkt
der Diagnose jünger als 50 Jahre, besteht ein erhöhtes
Risiko, dass weitere Angehörige ebenfalls Bauchspeicheldrüsenkrebs entwickeln. Weitere Informationen zum
so genannten familiären Pankreaskarzinom erhalten Sie
von der Deutschen Krebshilfe.
Wir möchten Sie deshalb über Faktoren, die im Verdacht
stehen, die Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs
zu begünstigen, informieren. Sie gelten als Risikofaktoren und können, wenn man sie kennt, wenigstens teilweise vermieden werden.
Für Sie besteht ein Risiko, an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken,
Trotz intensiver Forschungen ist es bisher nicht gelungen, die Ursachen für die Entstehung des Bauchspeicheldrüsenkarzinoms eindeutig zu klären.
●
Über den Einfluss von tierischen Fetten und Koffein wird
noch diskutiert.
●
●
●
wenn Sie rauchen,
wenn Sie unter Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
leiden,
wenn Sie an einer chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pancreatitis) leiden,
wenn in Ihrer Familie bereits Bauchspeicheldrüsenkrebs aufgetreten ist.
Raucher sind mehr
gefährdet
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10 KREBS – WER IST GEF HRDET?
Ä
Das Pankreaskarzinom gehört in die Gruppe der Tumoren,
die in den meisten Fällen erst in einem fortgeschrittenen
Stadium Beschwerden verursachen. Dies macht eine
frühzeitige Erkennung besonders schwierig. Die wichtigste Voraussetzung ist dafür, dass Sie Ihren Körper aufmerksam beobachten und Veränderungen wahrnehmen.
Überlegen Sie im Übrigen, ob einer oder mehrere
der zuvor erwähnten Risikofaktoren auf Sie zutreffen.
Wenn Sie unter länger andauernden Beschwerden
leiden, schenken Sie diesen eine besonders hohe Aufmerksamkeit und verharmlosen Sie sie nicht („Das
gibt sich schon wieder von allein.“). So leisten Sie
selbst einen wichtigen Beitrag zur Früherkennung.
Auch wenn es keine typischen Symptome gibt, sollten
Sie bei den im Folgenden genannten Beschwerden zu einem Arzt gehen, damit er der Ursache auf den Grund gehen kann.
Beschwerden oder Symptome, die auf ein Pankreaskarzinom hinweisen können:
Anhaltende
Schmerzen im
Oberbauch
Ein chronischer, häufig als dumpf und tief empfundener
Schmerz im Oberbauch ist ein unspezifisches Symptom,
das viele Ursachen haben kann. Bis zu 80 Prozent der Patienten mit einem Pankreaskarzinom berichten über
Oberbauch- oder auch Rückenschmerzen, die durch die
tiefe Lage der Bauchspeicheldrüse direkt über der Wirbelsäule erklärt werden können. Darüber hinaus kann ein
Bauchspeicheldrüsentumor zu Übelkeit und Erbrechen
führen, wenn er den Zwölffingerdarm oder den Magenausgang einengt.
Neu aufgetretene
Zuckerkrankheit
Wenn die Bauchspeicheldrüse zu wenig oder gar kein Insulin produziert, führt dies zur Zuckerkrankheit. Bei etwa
15 Prozent der Patienten ist dies das erste Symptom ei-
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
ner Krebserkrankung der Bauchspeicheldrüse. Es kann
bereits ein bis zwei Jahre auftreten, bevor sich andere
Symptome zeigen.
Als erstes Symptom für einen Tumor im Pankreaskopf
kann eine Gelbsucht (Ikterus) auftreten. Dies liegt an der
räumlich engen Beziehung des Bauchspeicheldrüsenkopfes zum Gallengang. Die Verdauungssäfte der Bauchspeicheldrüse und die in der Leber produzierte Gallenflüssigkeit erreichen den Zwölffingerdarm an ein- und
derselben Stelle (Vater’sche Papille). In der Regel führt
der unterste Teil des Gallengangs sogar durch einen Teil
des Pankreaskopfes. Ist dieser Weg ganz oder teilweise
blockiert und damit der Galleabfluss behindert, kommt es
zu der typischen Gelbverfärbung der Haut und der Bindehaut des Auges. Der Urin wird dunkel, der Stuhlgang hell.
In der Mehrzahl der Fälle tritt dieser Ikterus ohne oder
nur mit leichten Schmerzen auf, weshalb vom „schmerzlosen Ikterus“ gesprochen wird.
Ein Arztbesuch ist vor allem bei folgenden Beschwerden dringend angeraten:
● Missempfindungen vorwiegend im Ober- und Mittelbauch mit Ausstrahlung in die Wirbelsäule, die
- sich durch die Einnahme spezieller Medikamente (zum Beispiel zur Behandlung einer Magenschleimhaut-Entzündung) nicht bessern
- länger als zwei Wochen andauern
- von wechselnder Stärke sind
● zunehmender Gewichtsverlust oder Appetitlosigkeit
● Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung
● verstärkte Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit
● Nachtschweiß und Fieber
Gelbsucht
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12 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
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●
●
●
Gelbfärbung der Haut und der Bindehaut der
Augen
neu diagnostizierte Zuckerkrankheit
tastbare Veränderungen im Bauch
Alle diese Beschwerden können auch harmlose Ursachen haben, doch können sie auch Hinweise auf eine
Krebserkrankung sein. Deshalb gilt:
Wenn die Beschwerden bei geregelter Lebensführung
und Therapie länger anhalten, müssen sie unbedingt
abgeklärt werden, insbesondere wenn einer oder
mehrere der oben genannten Risikofaktoren vorliegen.
Blasenkrebs
Krebserkrankungen der ableitenden Harnwege (Nierenbecken, Harnleiter, Blase und Harnröhre) treten im Vergleich zu anderen Krebsarten relativ selten auf. Sie machen nur etwa drei Prozent aller bösartigen Neubildungen
aus. Jedes Jahr erkranken in Deutschland nach Angaben
des Robert Koch Instituts in Berlin etwa 27.400 Menschen neu. Männer sind dabei ungefähr doppelt so oft
betroffen wie Frauen. Das mittlere Erkrankungsalter liegt
für Männer bei 69, für Frauen bei 74 Jahren. Die Tumoren gehen fast immer von der Schleimhaut der ableitenden Harnwege aus. Diese Schleimhaut nennt man
Urothel und die Tumoren deshalb Urotheltumoren. Mehr
als 90 Prozent wachsen in der Blase (Blasenkarzinome).
Warum diese Geschwülste entstehen, darüber herrscht
noch weitgehend Ungewissheit. Wissenschaftliche Untersuchungen haben jedoch eine Reihe von Risikofaktoren herausgefunden, die das Risiko erhöhen, an dieser
Krebsart zu erkranken.
Wie beim Lungenkrebs ist das Zigarettenrauchen der
wesentliche Risikofaktor für die Entstehung von
Blasenkrebs. Ein Risiko, das Sie ausschalten können.
Im Zigarettenrauch sind zahlreiche krebserregende (karzinogene) Substanzen enthalten. Diese Schadstoffe gehen
beim Rauchen ins Blut über und werden von der Niere
aus dem Blut herausgefiltert. Sie gelangen mit dem Urin
in die Blase. Dort verweilen sie für kurze oder auch längere Zeit und entfalten ihre schädigende Wirkung, bis sie
ausgeschieden werden. Experten schätzen, dass etwa
30 bis 70 Prozent aller Blasenkrebserkrankungen auf das
Rauchen zurückzuführen sind.
Risikofaktor
Rauchen
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14 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
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Je eher Sie also aufhören zu rauchen, desto schneller
reduzieren Sie Ihr persönliches Krebsrisiko.
●
Wenn Sie den Schritt zum Nichtraucher machen möchten und dafür noch Hilfe benötigen: Die Deutsche Krebshilfe gibt die Broschüre „Aufatmen – Erfolgreich zum
Nichtraucher“ heraus (Bestelladresse Seite 92).
Risikofaktor
chemische Stoffe
Neben dem Tabakkonsum erhöht der Kontakt mit bestimmten chemischen Stoffen das Blasenkrebs-Risiko.
Dabei sind die so genannten aromatischen Amine besonders gefährlich: Sie wurden als eindeutig krebserregend
eingestuft. In bestimmten Industriezweigen waren Arbeiter diesen Stoffen bei ihrer Tätigkeit ausgesetzt; erkrankten sie an einem Urotheltumor, wurde ihre Erkrankung
deshalb als Berufskrankheit anerkannt. Obwohl die gefährlichsten Stoffe inzwischen aus der Produktion der chemischen Industrie sowie der Gummi-, Leder-, Textil und
Farbstoffverarbeitung entfernt wurden, werden auch
heute noch berufsbedingte Urothelkarzinome festgestellt,
weil die Entwicklungszeit dieses Krebses sehr lange ist.
Tätigkeitsbereiche, die den Verdacht auf das Vorliegen einer beruflich bedingten Krebserkrankung der Harnblase oder der ableitenden Harnwege begründen können:
● Chemische und pharmazeutische Industrie
- Synthese, Produktion, Lagerung und Verteilung
von Farbstoffen und Produkten, die krebserzeugende Farbstoffe (unter anderem als Verunreinigung) enthalten
- Herstellung von Fuchsin oder Auramin
- Reparatur- und Wartungsarbeiten mit spezifischer Einwirkung
- Laborarbeiten mit spezifischer Einwirkung
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Gummi-Industrie
- Fräsen
- Latex-Produktion
- Reifenvulkanisation
- Kalandern
- Regenerat-Herstellung
- Kabelproduktion
Farbanwendungen im Malerhandwerk
- Anstrich, insbesondere Spritzlackieren
- Anmischen von Farben, insbesondere vor 1960
Textil-Industrie
- Färberei
- Druckerei
Lederverarbeitung
- Färbung
- Verarbeitung gefärbten Leders
Sonstige Tätigkeiten
- Kautschukindustrie
- Druckereien
- Kokereien
- Gaswerke
- Gas-Retortenhäuser
- Großfeuerungsanlagen
- Raffinerien
- Straßenbau
- Verwendung von Teer, Bitumen, Asphalt
(auch durch Dachdecker)
- Schornsteinfeger
Quelle: K. Norpoth, H.-J. Woitowitz, Beruflich verursachte
Tumoren, Deutscher Ärzte Verlag,1994
Daneben gibt es noch einige andere Faktoren, die das
Risiko einer Blasenkrebserkrankung erhöhen können.
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Für Sie besteht ein Risiko, an Blasenkrebs
zu erkranken,
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wenn Sie rauchen,
wenn Sie Kontakt mit bestimmten chemischen Stoffen, besonders mit aromatischen Aminen, hatten,
wenn Sie an einer chronischen Blasenentzündung
leiden,
wenn Sie häufig ein Schmerzmedikament mit dem
Wirkstoff Phenazetin einnehmen müssen,
wenn Sie über viele Jahre an einer Infektionskrankheit
(zum Beispiel mit einem bestimmten tropischen
Schädling – Bilharziose) leiden.
Eine erbliche Veranlagung für diese Krebserkrankung ließ
sich bislang nicht sicher feststellen.
Die wichtigste Rolle im Kampf gegen den Blasenkrebs
spielt die Früherkennung: Wenn ein Blasenkarzinom frühzeitig entdeckt und behandelt wird, sind die Heilungschancen hoch.
Den wichtigsten Beitrag zur frühzeitigen Entdeckung
eines Blasentumors können Sie selbst leisten: Achten
Sie auf Veränderungen in Ihrem Körper. Gehen Sie
zum Arzt, wenn Ihnen irgendetwas verdächtig vorkommt.
Wie bei vielen Karzinomen sind die Symptome bei Blasenkrebs zu Beginn der Erkrankung häufig uncharakteristisch und können auch eine völlig andere Ursache
haben. Aufmerksamkeit ist immer geboten, wenn eine
Rotfärbung des Urins oder Beschwerden beim Wasserlassen auftreten.
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
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Haben Sie Beschwerden beim Wasserlassen oder
leiden Sie wiederholt an einer „Blasenentzündung“,
muss eine Krebserkrankung der ableitenden Harnwege ausgeschlossen werden. Wenden Sie sich vertrauensvoll an Ihren Hausarzt oder an einen entsprechenden Facharzt (Urologe).
Gehen Sie bei den im Folgenden genannten Symptomen
auf jeden Fall zum Arzt auf, damit er die Ursache feststellen kann. Allerdings zögern viele Menschen den Besuch
beim Arzt aus Angst vor der befürchteten Diagnose häufig hinaus. Je früher jedoch ein Blasenkrebs entdeckt
wird, desto besser sind die Heilungschancen.
Ein Arztbesuch ist vor allem bei folgenden Beschwerden dringend angeraten:
● eine rötliche bis braune Verfärbung des Urins,
verursacht durch Blut im Urin (Makrohämaturie).
Meistens haben die Betroffenen dabei keine
Schmerzen. Bei 80 Prozent aller Patienten mit
Blasenkrebs oder anderen Karzinomen der ableitenden Harnwege tritt dieses Symptom auf.
● verstärkter Harndrang, bei dem jeweils nur kleine
Mengen Harn häufig entleert werden (Pollakisurie).
● Störungen bei der Blasenentleerung (Dysurie): erschwertes oder nur tropfenweises Harnlassen,
manchmal mit Schmerzen verbunden. Diese Beschwerden werden oft als Symptome einer Blasenentzündung (Zystitits) fehl gedeutet.
● Schmerzen in den Flanken ohne erkennbaren
Grund.
Gehen Sie rechtzeitig
zum Arzt
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KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
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Ursache ist oft
harmlos
Frühstadium
gut heilbar
Legen Sie bei diesen Anzeichen keinesfalls die Hände in
den Schoß, sondern nehmen Ihr Schicksal in die Hand.
Oft wird Ihr Arzt feststellen, dass hinter den Beschwerden eine harmlose Ursache steckt. Aber auch wenn als
Ursache ein Blasenkrebs festgestellt werden sollte: Ärztliche Hilfe kann in frühen Stadien heilen und bei fortgeschrittenem Tumorleiden dazu beitragen, die verbleibende Lebensspanne möglichst erträglich und lebenswert zu gestalten. Gerade beim Blasenkrebs kann man
heute in den Frühstadien mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine dauerhafte Heilung erreichen.
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Brustkrebs
In der Bundesrepublik Deutschland ist der Brustkrebs der
häufigste bösartige Tumor bei Frauen: Jährlich erkranken
fast 47.500 Frauen neu daran. Dabei ist zu beobachten,
dass immer mehr jüngere Frauen betroffen sind.
Diese Tatsache macht es notwendig, über Risikofaktoren
aufzuklären, die die Entstehung von Brustkrebs begünstigen können. Ebenso wichtig ist aber die Darstellung von
Warnzeichen, die möglicherweise auf eine Krebserkrankung hinweisen können, denn die Heilungschancen bei
Brustkrebs sind sehr gut, wenn er rechtzeitig erkannt
und behandelt wird. Aus diesem Grunde hat der Gesetzgeber für Frauen ab dem 30. Lebensjahr die Möglichkeit
der jährlichen kostenlosen Früherkennungsuntersuchung
auf Brustkrebs geschaffen. Eine Chance, die jede Frau
nutzen sollte, die aber leider immer noch viel zu oft vergeben wird. Auch durch die regelmäßige Beobachtung
des eigenen Körpers lässt sich Brustkrebs oftmals im
Frühstadium entdecken und durch die eingeleitete Behandlung heilen.
Die Ursachen des Brustkrebses – wie die Krebskrankheiten überhaupt – sind noch weitgehend unerforscht. Aus
statistischen Erhebungen lassen sich jedoch bestimmte
Risikofaktoren ableiten, die die Gefahr einer Brustkrebserkrankung erhöhen. Dies wiederum bedeutet
nicht, dass jede Frau, auf die ein oder sogar mehrere Risiken zutreffen, zwangsläufig erkranken muss.
Aber: Trifft auch nur einer dieser Faktoren auf Sie zu,
sollten Sie sich – zusätzlich zur monatlichen Selbstuntersuchung – unbedingt regelmäßig von Ihrem
Arzt untersuchen lassen!
Bestimmte Risiken
erhöhen die Gefahr,
an Brustkrebs zu
erkranken
20 KREBS – WER IST GEF HRDET?
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Für Sie besteht ein Risiko, an Brustkrebs
zu erkranken,
●
●
●
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Früherkennung
erblicher Brustkrebserkrankungen
Auch Männer sind
gefährdet
wenn bereits nahe Verwandte (Mutter/Schwestern der
Mutter oder eigene Schwestern) Brustkrebs hatten,
wenn Sie bereits früher an Brustkrebs erkrankt waren,
wenn Sie älter als 50 Jahre sind (allgemeines Altersrisiko),
wenn Sie eine Problem-Mastopathie haben. Dies ist
anzunehmen, wenn
- beim Abtasten eine besonders knotige Brustdrüsenveränderung festgestellt wurde,
- in der Mammographie zahlreiche Mikroverkalkungen
gefunden worden sind oder
- eine Gewebsprobe mikroskopische Zeichen für ein
erhöhtes Entartungsrisiko ergeben hat.
Experten schätzen, dass etwa fünf bis zehn Prozent aller
Brustkrebserkrankungen erblich bedingt sind. Rein statistisch gesehen betrifft dieses Risiko etwa 2.000 bis
4.500 Frauen pro Jahr. Die Deutsche Krebshilfe hat von
1996 bis 2004 insgesamt 14,5 Millionen Euro für ein bundesweites Verbundprojekt aufgebracht: An zwölf Universitäten richtete sie Beratungszentren für „Familiärer
Brust- und Eierstockkrebs” ein. Hier werden Frauen betreut, die als Hochrisikopatientinnen für Brust- und Eierstockkrebs angesehen werden müssen. Hintergrund dieses Programms ist die Entdeckung der beiden Gene
BRCA1 und BRCA2: Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass Frauen, bei denen die Abschnitte der Erbsubstanz BRCA1 und BRCA2 verändert sind, ein deutlich erhöhtes Risiko haben, an Brust- beziehungsweise an Eierstockkrebs zu erkranken.
Veränderungen (Mutationen) in den Genen BRCA1 oder
BRCA2 können auch an männliche Verwandte vererbt
und von diesen wiederum an ihre Kinder weitergegeben
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
werden. Männer mit verändertem BRCA1-Gen haben ein
leicht erhöhtes Risiko, an Darm- und Prostatakrebs zu erkranken. Bei einer BRCA2-Mutation besteht zusätzlich
ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs.
Deshalb sollten sich in Hochrisikofamilien auch
männliche Familienmitglieder untersuchen lassen.
Dank moderner molekularbiologischer Methoden lässt
sich heute eine solche Krebsveranlagung bei gefährdeten
Frauen aufdecken, bevor sich ein Krebs entwickelt. In
den Zentren arbeiten Frauenärzte, Psychologen, Humanund Molekulargenetiker eng zusammen und betreuen die
Hilfe und Rat suchenden Frauen.
Wenn Sie glauben, zu einer Hochrisikofamilie zu gehören, weil Ihre Großmutter, Tante und/oder Schwester schon an Brustkrebs erkrankt sind, wenden Sie
sich an ein Brustkrebs-Zentrum in Ihrer Nähe. Die
Adresse erfahren Sie vom Informationsdienst der
Deutschen Krebshilfe (Anschrift Seite 92) oder im
Internet unter www.krebshilfe.de.
Eine ausführliche Informationsbroschüre über familiären
Brust- und Eierstockkrebs erhalten Sie bei der Deutschen
Krebshilfe.
Die wichtigste Rolle und die größte Chance im Kampf gegen den Brustkrebs spielt nach wie vor die Früherkennung.
Die gesetzlichen Krankenkassen gewähren den bei
ihnen versicherten Frauen ab dem 30. Lebensjahr
einmal im Jahr eine kostenlose Früherkennungsuntersuchung auf Brustkrebs, bei der der Arzt Ihres
Vertrauens Ihre Brüste und die Achselhöhlen gründlich abtastet.
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22 KREBS – WER IST GEF HRDET?
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Einmal im Jahr
zum Arzt
Diese Früherkennungsuntersuchungen sollten von allen
Frauen regelmäßig in Anspruch genommen werden,
ganz besonders aber von solchen, die erhöhte Risiken
haben.
Allerdings soll bei dieser Gelegenheit auf eines nachdrücklich hingewiesen werden: Viele Menschen sind der
Meinung, Früherkennungsuntersuchungen würden vor
dem Ausbruch der Krankheit schützen, seien also „Vorsorge- oder Vorbeugeuntersuchungen”. Dies trifft nicht
zu. Richtig ist vielmehr:
Bei der regelmäßigen Kontrolle besteht die Chance,
dass eine sich heranbildende Geschwulst so rechtzeitig erkannt wird, dass die Erkrankung geheilt
werden kann, bevor sie sich ausbreitet und lebensbedrohlich wird.
Mammographie –
Screening ab 50
Jahren
Studien haben ergeben, dass sich durch eine Mammographie-Screening-Untersuchung bei Frauen zwischen 50
und 69 Jahren die Brustkrebssterblichkeit um bis zu 30
Prozent senken lässt. Deshalb haben laut Beschluss der
Kostenträger vom März 2003 Frauen zwischen 50 und 69
Jahren alle zwei Jahre Anspruch auf eine Mammographie. Frauen, bei denen ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs besteht, sollten mit ihrem betreuenden Arzt besprechen, ab welchem Alter und in welchem Rhythmus
sie Mammographie-Untersuchungen vornehmen lassen
sollten.
Die Befürchtung, durch Röntgenstrahlen der Mammographie könnte Brustkrebs hervorgerufen werden, ist durch
Anwendung moderner Geräte mit sehr geringer Strahlendosis praktisch bedeutungslos.
Mit der Mammographie lassen sich in mehr als 90 Prozent der Fälle Vorstadien von Brustkrebs oder die Erkran-
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
23
kung im Frühstadium erkennen. Nur bei einem kleinen
Prozentsatz bleibt die Geschwulst auch für die Mammographie eine Zeit lang unerkennbar.
Darüber hinaus sollte jede Frau einmal im Monat
ihre Brüste selbst auf Knoten und Veränderungen
hin untersuchen. Dafür sollten Sie sich mit den besonderen Eigenschaften und den Veränderungen
ihrer Brüste – insbesondere mit den Veränderungen
während des monatlichen Zyklus – vertraut machen.
Der beste Zeitpunkt ist innerhalb der ersten zehn Tage
nach der Periode, am besten beim Baden, Duschen oder
Eincremen (die nasse beziehungsweise eingecremte
Haut erleichtert das Abtasten).
Sollte Ihnen bei Ihrer Tastuntersuchung irgendetwas seltsam oder verdächtig vorkommen, gehen Sie unverzüglich
zum Arzt. In den meisten Fällen wird sich herausstellen,
dass Ihre Beobachtung eine harmlose Ursache hat. Aber
diese Gewissheit sollten Sie sich holen!
Ein Arztbesuch ist vor allem bei folgenden Beschwerden dringend angeraten:
● Größen- und Umrissveränderungen der Brüste
(Seitenvergleich!);
● Einziehung der Brustwarze;
● Knotenbildung oder Verhärtungen in der Brust;
Vorwölbung oder Verdickung der Haut;
● Absonderung aus einer Brustwarze;
● Hauteinziehungen oder Apfelsinenhaut, das bedeutet: verdickte Haut mit eingezogenen Hautporen.
Wenn Ihnen etwas
auffällig vorkommt,
gehen Sie zum Arzt
24 KREBS – WER IST GEF HRDET?
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Übrigens muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass auch Männer an Brustkrebs erkranken können.
Im Vergleich zu der Zahl der betroffenen Frauen ist ihr
Anteil zwar sehr gering, aber 2002 verstarben immerhin
230 Männer an diesem Tumor.
Selbstuntersuchung der Brust
Es gibt verschiedene Methoden der Selbstuntersuchung
der Brust. Fragen Sie Ihren Arzt, welches Vorgehen er Ihnen empfiehlt.
1. Stellen Sie sich vor den Spiegel, die Hände auf den
Hüften. Vergleichen Sie Ihre Brüste und achten Sie auf
Veränderungen im Umfang, in der Form und in der
Lage. Hat sich die Haut verändert?
2. Heben Sie die Arme: Folgen die Brüste der Bewegung? Betrachten Sie sich von vorn und von den
Seiten. Sehen Sie Einziehungen oder Vorwölbungen?
Achten Sie auch auf Ihre Brustwarzen: Ziehen sie sich
ein?
3. Legen Sie sich nun auf den Rücken. Schieben Sie
einen Arm unter den Kopf und tasten Sie mit der
freien Hand die gegenüberliegende Brust systema-
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
tisch ab. Dazu legen Sie die vorderen Abschnitte von
Zeige-, Mittel- und Ringfinger flach nebeneinander.
In kreisenden Bewegungen tasten Sie nun vom Brustbein zur Brustmitte, dann von außen zur Brustmitte,
anschließend parallel von unten nach oben und von oben
nach unten. Denken Sie auch daran, die Achselhöhlen
und die mittleren Bezirke um den Warzenhof abzutasten.
Knoten können in verschiedenen Tiefen der Brust liegen.
Üben Sie deshalb mit Ihren Fingern einmal leichteren und
einmal stärkeren Druck aus.
4. Setzen Sie sich nun auf oder stellen Sie sich hin.
Fassen Sie mit einer Hand unter die Brust und heben
Sie sie leicht an. Mit der anderen Hand tasten und
streichen Sie die Brust ab. Nehmen Sie die Brustwarze
zwischen Daumen und Zeigefinger und drücken diese.
So können Sie prüfen, ob sich Flüssigkeit aus der
Brustwarze absondert.
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26 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
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Darmkrebs
Für Sie besteht ein Risiko, an Darmkrebs
zu erkranken,
●
Darmkrebs gehört in der Bundesrepublik Deutschland zu
den häufigsten Krebserkrankungen. Unter dem Begriff
Darmkrebs werden bösartige Neubildungen des Dickdarms und des Mastdarms zusammengefasst. Jährlich
wird nach Angaben des Robert-Koch-Institus Berlin bei
66.800 Einwohnern die Diagnose Darmkrebs festgestellt.
Bei Frauen ist Darmkrebs mit gut 34.000 Neuerkrankungen die zweithäufigste, bei Männern mit über 32.000
Neuerkrankungen ebenfalls die zweithäufigste Krebsart.
Ernährung als
Risikofaktor
●
●
wenn Sie an einer schweren und langwierigen Entzündung der Dickdarmschleimhaut (Colitis ulcerosa) erkrankt sind,
wenn Sie selbst oder direkte Verwandte Dickdarmpolypen hatten oder haben, denn bestimmte Formen
dieser Dickdarmpolypen (adenomatöse Polypen) werden als Vorstufe des Dickdarmkrebses angesehen,
wenn in Ihrer Familie bereits Darmkrebs aufgetreten
ist, insbesondere wenn die Betroffenen bei Krankheitsbeginn jünger als 45 Jahre alt gewesen sind. Die
Veranlagung zu dieser Krebsart kann vererbt werden,
wenn Sie an anderen Krebsarten (zum Beispiel Brustoder Eierstockkrebs) erkrankt sind,
Ihre Ernährung ballaststoffarm und zudem fett- und
fleischreich ist.
Die Ursachen für die Entstehung von Darmkrebs sind bisher nicht eindeutig geklärt. Man kennt jedoch bestimmte
Faktoren, die das Erkrankungsrisiko erhöhen. So scheint
eine gewisse erbliche Veranlagung zu bestehen.
●
Darüber hinaus kann auch die Ernährungsweise Einfluss
auf die Entstehung von Darmkrebs haben: Eine ballaststoffarme, fett- und fleischreiche Kost erhöht das Risiko,
an Krebs zu erkranken. Sie ist deshalb so schädlich, weil
die Verweildauer der Nahrung im Darm ungleich länger ist
als bei faserreicher und fettarmer Kost und weil bei der
Verdauung Giftstoffe entstehen, die Krebs auslösen können. Wichtig ist auch zu wissen, dass Darmkrebs im Alter
häufiger auftritt. Von den 1998 neu an Dickdarmkrebs Erkrankten waren cirka 80 Prozent älter als 60 Jahre.
Trifft auf Sie auch nur einer der oben genannten Risikofaktoren zu, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass Sie
erkranken müssen. Aber Sie sollten sich unbedingt regelmäßig von Ihrem Arzt untersuchen lassen.
Außerdem vermutet man, dass bestimmte andere Faktoren die Entstehung von Darmkrebs fördern können.
●
Die wichtigste Rolle im Kampf gegen den Darmkrebs
spielt nach wie vor die Früherkennung.
Weil Darmkrebs so häufig auftritt und weil er vollständig
heilbar ist, wenn er frühzeitig erkannt und behandelt
wird, hat der Gesetzgeber für alle gesetzlich Versicherten
die Möglichkeit der kostenlosen Früherkennungsuntersuchungen geschaffen.
Ab dem 50. Lebensjahr können Sie sich einmal im
Jahr mit dem Test auf verstecktes Blut im Stuhl auf
Darmkrebs untersuchen lassen. Darüber hinaus hat
27
28 KREBS – WER IST GEF HRDET?
Ä
zusätzlich jeder Bürger ab dem 56. Lebensjahr Anspruch auf zwei Darmspiegelungen, und zwar im
Abstand von zehn Jahren.
Bei der Darmspiegelung (Koloskopie) wird der Darm wie
mit einer Lupe betrachtet. Gutartige Wucherungen (Polypen), die als Vorstufe von Darmkrebs gelten, können erkannt und sofort entfernt werden. Wenn Sie diese Untersuchung machen lassen möchten, setzen Sie sich mit
Ihrem Hausarzt in Verbindung. Er wird Sie an einen Spezialisten überweisen. In der Hand eines erfahrenen Arztes ist die Darmspiegelung eine sichere und schmerzfreie Maßnahme.
Nutzen Sie die Chancen, die diese Untersuchungen
bieten. Dies gilt ganz besonders, wenn Sie erhöhte
Risiken haben.
Bedauerlicherweise nehmen aber immer noch zu wenig
Menschen die Früherkennungsangebote wahr.
Bei der regelmäßigen Kontrolle besteht die Chance,
dass ein entstehender Krebs so rechtzeitig erkannt
wird, dass er geheilt werden kann, bevor er sich ausbreitet und lebensbedrohlich wird.
Früherkennung
erblicher Darmkrebserkrankungen
Wie auf Seite 26 aufgeführt, kann die Veranlagung für
Dickdarmkrebs innerhalb von Familien vererbbar sein.
Dies trifft besonders dann zu, wenn mehrere Verwandte
ersten oder zweiten Grades (zum Beispiel Eltern/Geschwister/Onkel/Tante) an Dickdarmkrebs erkrankt sind
und das insbesondere in jüngeren Lebensabschnitten unter dem 45. Lebensjahr. Das Verbundprojekt der Deutschen Krebshilfe „Familiärer Darmkrebs” soll diesen Familien frühzeitig und umfassend helfen. Wenn Sie an
Darmkrebs leiden und aufgrund anderer Krankheitsfälle
im engen Angehörigenkreis befürchten, eine erbliche
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
29
Veranlagung für diese Erkrankung zu haben, können Sie
sich in einem der Zentren des Verbundprojektes in Bochum, Bonn, Dresden, Düsseldorf, Heidelberg und München/ Regensburg informieren und beraten lassen. Auch
Gesunde, in deren Familie gehäuft Darmkrebs auftritt,
finden dort Rat und Hilfe.
In der Sprechstunde werden Sie von Internisten, Chirurgen, Humangenetikern und bei Bedarf auch von Psychologen beraten, und man wird Ihnen erläutern, ob Ihnen
und Ihren Angehörigen eine molekulargenetische Untersuchung angeboten werden kann oder nicht. Allen Familien mit nachgewiesenem erblichen Darmkrebs werden
engmaschige Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen enmpfohlen.
Diese Maßnahmen können die Entstehung von Tumoren zwar nicht immer verhindern, sie erhöhen
aber die Chance, dass ein Karzinom im Frühstadium
entdeckt und mit guten Heilungschancen behandelt
werden kann.
Die Adressen der Zentren erhalten Sie bei der Deutschen
Krebshilfe (Anschrift Seite 92 oder Sie finden sie im Internet unter www.krebshilfe.de).
Die Zeichen, die für das Vorliegen eines Darmkarzinoms
sprechen, lassen sich aus der Funktion des Dickdarms
ableiten. So kann eine Geschwulst (Tumor) den Darm
„verstopfen“ und damit die Passage des Darminhaltes
behindern beziehungsweise den Darm komplett verschließen. Es kommt zu zum Teil erheblichen Schmerzen.
Die entzündete oder bösartig veränderte Darmschleimhaut
blutet leicht. Die entsprechende Blutbeimengung im Stuhl
kann jedoch manchmal nur im Labor beziehungsweise
durch den so genannten Hämocculttest entdeckt werden.
Blut im Stuhl ist nicht
immer sichtbar
30 KREBS – WER IST GEF HRDET?
Ä
Um den Kot weiter zu transportieren, produziert die
Darmschleimhaut sozusagen als Gleitmittel Schleim, der
als Ablagerung auf abgesetztem Stuhl sichtbar ist. Zusätzlich bilden manche Karzinome, die aus schleimbildenden Zellen des Darmepithels entstanden sind, vermehrt
Schleim.
Ein Arztbesuch ist vor allem bei folgenden Beschwerden dringend angeraten:
● Veränderte Stuhlgewohnheiten: Tritt plötzlich
Durchfall auf oder Verstopfung oder wechseln
beide, ist dies als Irritation des Darmes zu bewerten, die auch von Darmtumoren herrühren kann.
● Krampfartige Bauchschmerzen und auch wiederholt einsetzender zwingender Stuhldrang, häufig
ohne anschließende Stuhlentleerung.
● Blässe und Blutarmut (Anämie) sind Hinweise
darauf, dass der Darm längere Zeit unbemerkt
leicht geblutet hat. Solche Sickerblutungen sind
vor allem für Karzinome typisch.
● Gewichtsverlust und Kräfteverfall deuten darauf
hin, dass sich die Krebserkrankung bereits weiter
ausgedehnt hat. Ein wachsender Tumor raubt
dem Patienten Energie: Eine drastische Abmagerung kann die Folge sein.
● Blutbeimenungen im Stuhl.
Alle Symptome
können auch eine
harmlose Ursache
haben
Natürlich treten derartige Symptome auch bei anderen,
gutartigen Darmerkrankungen auf. Solange sie jedoch
nicht eindeutig auf eine harmlose Ursache zurückgeführt
werden können, legen sie den Verdacht auf eine bösartige Erkrankung nahe.
Legen Sie bei diesen Anzeichen die Hände nicht in den
Schoß, sondern nehmen Sie das Schicksal in die Hand:
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
31
Ärztliche Hilfe kann in frühen Stadien heilen und bei fortgeschrittenem Tumor dazu beitragen, die verbleibende
Lebensspanne so erträglich und lebenswert wie möglich
zu gestalten.
Werden die Warnzeichen beim Darmkrebs rechtzeitig
beachtet, können heute bis zu 85 Prozent der auftretenden Fälle geheilt werden.
Angesichts des Risikos, an Dickdarmkrebs zu erkranken,
ist es naheliegend, nach Möglichkeiten zu suchen, wie
sich die Entstehung dieser Erkrankung verhindern lässt.
Ein Faktor, der Einfluss auf die Entstehung von Krebs haben kann, ist die Ernährung. Angesichts der Häufigkeit
ernährungsbedingter Krankheiten einschließlich bestimmter Krebsarten ist es gerechtfertigt, einzelne Lebensmittel als „gesund”, beziehungsweise gesundheitsfördernd und andere als „ungesund” zu beurteilen, wobei es immer auch eine Rolle spielt, wie oft und in welcher Menge sie verzehrt werden.
Eine gesunde Lebensweise kann vor Dickdarmkrebs schützen
Weil Dickdarmkrebs in den westlichen Ländern zu den
häufigsten Krebserkrankungen zählt, wurden zahlreiche
Studien durchgeführt, um Zusammenhänge zwischen
dieser Tumorart und den Ernährungsgewohnheiten herauszufinden. Dabei zeigte sich, dass ein hoher Fettkonsum von 100 - 160 g Fett pro Tag sowie die gesättigten
Fettsäuren des Schlachtfettes (Wurst und Fleisch) für ein
erhöhtes Dickdarmkrebsrisiko mit verantwortlich gemacht werden können: Zur Verdauung des Fettes werden reichlich Verdauungssäfte und Galle in den Darm
ausgeschüttet. Die Gallensäuren können je nach Zusammensetzung der Speisereste zu Substanzen abgebaut
werden, die Darmkrebs fördern. Auch Abbauprodukte
des Cholesterins werden verdächtigt, das Krebsrisiko zu
erhöhen.
Essen Sie wenig Fett,
Fleisch und Wurst ...
32 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Ä
... und dafür mehr
Ballaststoffe und
Vitamine
Während in unserer „zivilisierten” Ernährung Fleisch,
Fett und Genussmittel überwiegen, werden solche Bestandteile zurückgedrängt, die für wichtige Funktionen im
Körper notwendig sind. Im Zusammenhang mit der hohen Dickdarmkrebsrate wird der Mangel an Ballaststoffen in der üblichen, verfeinerten Nahrung gesehen.
Ballaststoffe sind pflanzliche Faser- und Quellstoffe, die
nicht verdaut werden, die Stuhlmenge erhöhen und für
eine kürzere Verweildauer im Darm sorgen. So werden
auch schädliche Stoffe schneller ausgeschieden.
Darüber hinaus gibt es Erkenntnisse, dass eine Reihe
von Vitaminen, Mineralstoffen wie Kalzium, Spurenelementen und so genannten sekundären Pflanzenstoffen –
hierzu gehören zum Beispiel pflanzliche Farb-, Duft- und
Aromastoffe – auf verschiedene Weise vor bösartigen
Wucherungen schützen können.
Einzelheiten enthält der Präventionsratgeber 2 „Gesunden Appeti!”, den Sie kostenlos bei der Deutschen
Krebshilfe (Adresse Seite 92) bestellen können.
Rauchen Sie nicht
Ergänzend zur Ernährung kann sich eine auch ansonsten
gesunde Lebensweise verringernd auf das Dickdarmkrebsrisiko auswirken: Hier sind vor allem ausreichend
Bewegung und der Verzicht auf das Zigarettenrauchen zu
nennen.
Wissenschaftliche Studien haben im Übrigen einen gewissen Schutz vor Dickdarmkrebs durch den Medikamentenwirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) ergeben. Genaueres dazu kann Ihnen Ihr Arzt erklären.
33
Eierstockkrebs
Die bösartigen Tumoren des Eierstocks (Ovar) gehören
zu den häufigeren bösartigen Geschwülsten der weiblichen Geschlechtsorgane. Jährlich werden in Deutschland etwa 9.600 Neuerkrankungen verzeichnet.
Mit höherem Alter steigt das Risiko, an dieser Neubildung zu erkranken. Deshalb sollten sich Frauen im fortgeschrittenen Alter jedes Jahr einmal gezielt auf Eierstockkrebs untersuchen lassen – zusätzlich zu den anderen vom Gesetzgeber vorgesehenen Krebsfrüherkennungsuntersuchungen.
Durch Ultraschall, eine nicht belastende Untersuchungsmethode, lassen sich die Eierstöcke kontrollieren. Der
Zellabstrich, der so wichtig bei der Entdeckung des Gebärmutterhalskrebses ist, hat sich für die Früherkennung
des Ovarialkarzinoms als nicht aussagekräftig erwiesen.
Neben dem zunehmenden Alter kennt man heute noch
einige andere Faktoren, die das Risiko für die Entstehung
von Eierstockkrebs erhöhen.
Für Sie besteht ein Risiko, an Eierstockkrebs
zu erkranken,
●
●
●
wenn Sie älter als 50 Jahre sind,
wenn Sie kinderlos geblieben sind,
wenn Sie bereits an Brust-, Gebärmutterschleimhautoder Darmkrebs erkrankt sind.
Mit dem Alter steigt
das Risiko
34 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Ä
Inzwischen zeichnet sich ab, dass ein jüngeres Alter der
Frauen bei der ersten Schwangerschaft oder beim ersten
lebendgeborenen Kind und die Anzahl der Schwangerschaften insgesamt eine das Risiko senkende Rolle
spielen.
Früherkennung
erblicher Eierstockkrebserkrankungen
Auch bei Eierstockkrebs gibt es eine gewisse erbliche
Veranlagung. Wissenschaftler haben nachgewiesen,
dass Frauen, bei denen Veränderungen in den Genen
BRCA1 und BRCA2 vorliegen, ein deutlich erhöhtes
Risiko haben, an Brust- beziehungsweise an Eierstockkrebs zu erkranken. Die Deutsche Krebshilfe bietet im
Rahmen ihres Verbundprojektes „Familiärer Brust- und
Eierstockkrebs” ratsuchenden Frauen Hilfe an. Ausführlichere Informationen finden Sie im Kapitel Brustkrebs ab
Seite 19 dieses Ratgebers.
Ein Eierstockkrebs ist oft lange Zeit „stumm“, das heißt
er macht sich nicht durch typische Symptome bemerkbar, die bereits im Frühstadium auf diese Erkrankung hinweisen.
Der Körper sendet aber in dieser „stummen“ Phase
Warnsignale, die Sie beachten und ernst nehmen
sollten.
Die Ursache für diese Veränderungen kann natürlich ganz
harmlos sein; aber nur eine ärztliche Untersuchung kann
darüber Aufschluss geben.
Ein Arztbesuch ist vor allem bei folgenden Beschwerden dringend angeraten:
● unbestimmte Verdauungsbeschwerden (Magenschmerzen, Blähungen, aufgetriebener Leib), für
die keine andere Erklärung vorliegt;
●
●
Blutungen außerhalb der Monatsregel beziehungsweise nach den Wechseljahren;
unerklärliche Gewichtsabnahme, insbesondere
Gewichtsverlust trotz wachsenden Bauchumfangs, was gelegentlich auf eine Ansammlung
von Flüssigkeit im Bauchraum (Aszites) hinweist.
Abschließend noch einmal der deutliche Hinweis: Eierstockkrebs bleibt oft lange Zeit unbemerkt und wird erst
in einem späten Stadium mit infolgedessen schlechter
Prognose erkannt. Die 5-Jahres-Überlebensrate fällt dementsprechend ungünstig aus.
Abhilfe kann hier nur eine regelmäßige Kontrolluntersuchung schaffen.
35
36 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Ä
Gebärmutterkrebs
Krebsartige Veränderungen der Gebärmutter (Uterus)
werden nach den Entstehungsorten eingeteilt, und zwar
ist dies zum einen der Gebärmutterhals (Kollum) mit dem
Gebärmuttermund (Portio), der in das Scheidengewölbe
hineinragt, zum anderen der Gebärmutterkörper (Corpus),
der mit der Gebärmutterschleimhaut ausgekleidet ist.
Gebärmutterhalskrebs
Bereits Vorstufen
erkennbar
Der Gebärmutterhalskrebs ist in Deutschland die zweithäufigste bösartige Tumorerkrankung der weiblichen
Geschlechtsorgane: Jährlich erkranken rund 6.600
Frauen neu an dieser Krebsart. Das Erkrankungsalter der
Frauen – früher zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr –
hat sich nach vorn verschoben, was vor allem auf die verbesserten Diagnosemöglichkeiten zurückzuführen ist, die
es erlauben, die bereits erwähnten Vorstufen des Gebärmutterhalskrebses festzustellen.
Die Häufigkeit der Erkrankung und die guten Heilungsaussichten bei einem rechtzeitig erkannten Gebärmutterhalskrebs führten dazu, dass der Gesetzgeber für Frauen
ab dem 20. Lebensjahr die Möglichkeit zur jährlichen
kostenlosen Früherkennungsuntersuchung auf Gebärmutterhalskrebs geschaffen hat. Diese Untersuchung
kann zwar niemanden vor dem Ausbruch der Krankheit
schützen, aber:
Bei der regelmäßigen Kontrolle besteht die Chance,
dass eine sich heranbildende Geschwulst so rechtzeitig erkannt wird, dass die Erkrankung geheilt
werden kann, bevor sie sich ausbreitet und lebensbedrohlich wird.
Wird ein Gebärmutterhalskrebs im Vor- oder Frühstadium
erkannt, beträgt die Heilungsquote nahezu 100 Prozent.
Die Früherkennungsuntersuchung erfolgt in Form eines
schmerzlosen Zellabstriches (Pap-Test), dessen Treffsicherheit außerordentlich hoch ist. Anstelle der früher
üblichen Berechtigungsscheine für die Krebsfrüherkennung reicht Ihrem Arzt heute die Chipkarte Ihrer Krankenkasse.
Die Ursachen für den Gebärmutterhalskrebs stehen bis
heute nicht eindeutig fest; es wurden jedoch bestimmte
Faktoren ausfindig gemacht, die das Risiko für die Entstehung dieser Krebsart erhöhen.
Für Sie besteht ein Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken,
●
●
●
wenn Sie bereits in sehr jungen Jahren Geschlechtsverkehr und häufigen Partnerwechsel hatten (man geht
davon aus, dass dadurch häufiger Scheideninfektionen
und sexuell übertragbare Krankheiten auftreten),
wenn Sie an chronischen Infektionen und Viruserkrankungen leiden, die durch Geschlechtsverkehr übertragen werden. Als besonders risikoreich gelten Infektionen mit dem so genannten Papillomavirus (HPV),
wenn die Immunabwehr Ihrer Scheide vermindert ist.
Dies entsteht vor allem durch chronischen Nikotinmissbrauch und eine Ernährung mit unzureichender
Vitaminzufuhr,
Schmerzlose
Untersuchung
37
38 KREBS – WER IST GEF HRDET?
Ä
●
wenn der Arzt bei Ihnen einen ungünstigen Befund
beim Zellabstrich oder bereits eine Krebsvorstufe, ein
so genanntes Carcinoma in situ, festgestellt hat, bei
der die Oberflächenzellen des Gebärmutterhalses entarten, ohne dass sie jedoch in tiefere Zellverbände
vorgewuchert sind.
Als unerheblich für das Risiko, einen Gebärmutterhalskrebs zu entwickeln, hat sich die Anzahl der Geburten erwiesen. Keinen Einfluss haben Störungen des Menstruationszyklus oder eine Hormonbehandlung. Auch die
„Pille“ ist kein Krebsauslöser. Alle Hiobsbotschaften, die
einen Zusammenhang zwischen ihrer Einnahme und einer Krebsentstehung in der Gebärmutter herstellen wollten, sind vom wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen bisher nicht stichhaltig.
Auch wenn es keine typischen Symptome gibt, die auf
einen Gebärmutterhalskrebs hinweisen, sollten Sie Ihren
Körper auf ungewöhnliche Veränderungen hin beobachten. Diese Veränderungen können zwar ganz harmlose
Ursachen haben, aber die Gewissheit sollten Sie sich
holen!
Ein Arztbesuch ist vor allem bei folgenden Beschwerden dringend angeraten:
● Blutungen und blutiger oder fleischfarbener Ausfluss außerhalb der Monatsregel, auch Kontaktblutungen nach dem Geschlechtsverkehr;
● Schleimabsonderungen und unangenehme Gerüche aus der Scheide;
● unerklärliche Gewichtsabnahme.
Im Übrigen können Sie Ihr persönliches Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, ganz einfach verringern:
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Gehen Sie regelmäßig einmal im Jahr zur Früherkennungsuntersuchung. Hören Sie auf zu rauchen,
und ernähren Sie sich gesund.
Sollten Sie für den Weg zum Nichtraucher Hilfe benötigen, fordern Sie den Präventionsratgeber 4 „Aufatmen –
Erfolgreich zum Nichtraucher” an. Näheres zum Thema
Gesunde Ernährung enthält der Präventionsratgeber 2
„Gesunden Appetit!”. Sie können das Material unter der
auf Seite 92 angegebenen Adresse bestellen.
Gebärmutterschleimhautkrebs
Bösartige Neubildungen des Gebärmutterkörpers betreffen nicht die Muskelschichten des Organs, sondern die
auskleidende Schleimhaut, weshalb man korrekter vom
Gebärmutterschleimhautkrebs spricht.
Die Zahl dieser Krebserkrankungen macht in Deutschland
mit etwa 10.000 Neuerkrankungen einen deutlichen Prozentsatz aller bösartigen Neubildungen bei Frauen aus.
Bei weit mehr als der Hälfte aller Betroffenen tritt die
Krankheit nach den Wechseljahren (Menopause) zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr auf.
Eine der Ursachen für die Entstehung dieser Krebsart sehen Wissenschaftler darin, dass es zur Zeit der Wechseljahre der Frau zu einem Ungleichgewicht der weiblichen
Hormone kommt. Während der Körper in dieser Lebensphase die Produktion der Gestagene einstellt, bildet er
wie bisher weiterhin Östrogene. Ein hoher Östrogenspiegel im Blut regt aber Zellen der Gebärmutterschleimhaut
zu ständigem Wachstum an. Das gleichzeitige Fehlen
des „Gegenspielers“, des Hormons Gestagen, kann
nach bisherigen Erkenntnissen einzelne Schleimhautzellen entgleisen lassen: Ein Krebswachstum ist möglich.
Ungleichgewicht
der Hormone als
Ursache
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40 KREBS – WER IST GEF HRDET?
Ä
Während der Wechseljahre ist deshalb eine lange Östrogenbehandlung nicht mehr üblich; stattdessen hat sich
eine Östrogen-Gestagen-Kombinationsbehandlung bewährt.
Darüber hinaus gibt es aber noch eine Anzahl weiterer
Faktoren, die das Erkrankungsrisiko erhöhen, so zum Beispiel bei Frauen, die bereits an Brust- oder Dickdarmkrebs erkrankten. Auch eine vorausgegangene therapeutische Strahlenbelastung im Bauch- und Beckenraum erhöht das Risiko.
Für Sie besteht ein Risiko, an Gebärmutterschleimhautkrebs zu erkranken,
●
●
●
●
●
●
●
●
wenn Sie älter als 50 Jahre sind,
wenn Sie kinderlos geblieben sind,
wenn Sie während der Wechseljahre östrogenhaltige
Arzneimittel ohne Gestagenzusatz eingenommen
haben,
wenn Ihre Wechseljahre erst nach dem 55. Lebensjahr
eingetreten sind,
wenn Sie zuckerkrank sind oder Bluthochdruck haben,
wenn Sie Übergewicht haben, denn Fettzellen speichern vermehrt Östrogene,
wenn Sie an Brust- oder Dickdarmkrebs erkrankt sind,
wenn Sie eine Strahlentherapie im Bauch- oder
Beckenraum hinter sich haben.
Ein Gebärmutterschleimhautkrebs wächst verhältnismäßig langsam; eine Früherkennungsuntersuchung
durch einen Zellabstrich (Pap-Test), wie sie beim Gebärmutterhalskrebs möglich ist, erweist sich beim Gebärmutterschleimhautkrebs als nur teilweise erfolgreich.
Aber:
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Der Körper sendet bestimmte Warnsignale, auf die
Sie achten und die Sie ernst nehmen sollten.
Diese Veränderungen können auch eine harmlose Ursache haben, aber diese Gewissheit kann Ihnen nur eine
ärztliche Untersuchung geben.
Ein Arztbesuch ist vor allem bei folgenden Beschwerden dringend angeraten:
● Zwischenblutungen (bei Frauen über dem 35.
Lebensjahr);
● vor und nach der Regelblutung auftretende
Schmierblutungen (bei Frauen über dem 35. Lebensjahr);
● Blutungen nach den Wechseljahren;
● blutiger, fleischfarbener oder blutig-eitriger Ausfluss außerhalb der Monatsregel;
● Schmerzen im Unterbauch;
● unerklärliche Gewichtsabnahme.
Treten Blutungen außerhalb der Regel oder nach den
Wechseljahren auf, ist zur Klärung der Ursache häufig die
Entnahme einer Gewebeprobe der Gebärmutterschleimhaut erforderlich, die der Arzt bei einer Ausschabung
(Abrasio) erhält. Dadurch lässt sich feststellen, ob eine
Krebserkrankung der Gebärmutter vorliegt.
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42 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Ä
Hautkrebs
●
●
Immer mehr
Erkrankungen
Pro Jahr erkranken in Deutschland zirka 140.000 Menschen neu an Hautkrebs. Davon sind etwa 22.000 Neuerkrankungen an einem malignen Melanom. In den letzten
Jahren hat die Zahl dieser Erkrankungen drastisch zugenommen. Diese Entwicklung sollte uns um so mehr alarmieren, als sich das Hauptrisiko, an eben dieser Krebsart
zu erkranken, oft genug vermeiden ließe:
●
wenn Sie in früheren Jahren innerlich mit Arsen behandelt wurden, zum Beispiel wegen einer Schuppenflechte,
wenn Sie als Kind oder Jugendliche(r) häufig Sonnenbrand hatten,
wenn Sie an Ihrem Arbeitsplatz mit Teer zu tun hatten
oder haben.
Übermäßige Sonnenbestrahlung gehört zu d e n
Risikofaktoren für die Entstehung von Hautkrebs.
Hautkrebsvorstufen und der Hautkrebs selbst sind sichtund fühlbar. Daher kann man sie frühzeitig und einfach
erkennen, weshalb jeder seine Haut – und insbesondere
die dem Licht ausgesetzten Bereiche – auf Veränderungen hin beobachten sollte. Voraussetzung hierfür ist
natürlich die Betrachtung des völlig entkleideten Körpers.
Darüber hinaus können zusätzliche Einflüsse die Wirksamkeit der ultravioletten Strahlen steigern – so zum Beispiel Teer oder Zusätze in Parfums beziehungsweise Gesichtswässern.
Gerade bei bösartigen Erkrankungen der Haut, die
sich äußerlich sichtbar entwickeln, bietet die regelmäßige Selbstbeobachtung eine große Chance,
Krebs bereits in einem frühen Stadium zu entdecken.
Für Sie besteht ein erhöhtes Risiko, an
Hautkrebs zu erkranken,
●
●
●
●
●
●
wenn Sie Ihre Haut über Jahre hinweg intensiver UVStrahlung aussetzen (zum Beispiel Sonnenbäder),
wenn Sie jahrelang regelmäßig Solarien benutzen,
wenn Sie einen Freiluftberuf ausüben; gefährdet sind
zum Beispiel Seeleute, Land-, Forst- und Bauarbeiter,
wenn Sie mehr als 40 Pigmentmale haben,
wenn Sie einen lichtempfindlichen Hauttyp haben
(Hauttyp I oder II nach Fitzpatrick), das heißt keine
oder leichte Bräunung beziehungsweise Hautrötung / Sonnenbrand nach Aufenthalt in der Sonne,
wenn in Ihrer Familie oder bei Ihnen schon einmal
Hautkrebs festgestellt wurde,
43
Ein Arztbesuch ist vor allem bei folgenden Beschwerden dringend angeraten:
● wenn Sie überdurchschnittlich viele und /oder unregelmäßige Pigmentmale haben;
● wenn ein Pigmentmal „anders“ ist als alle anderen (siehe auch ABCD-Regel);
Bei Hautveränderungen an einem Pigmentmal
(Form, Farbe, Größe) suchen Sie bitte umgehend
einen Arzt auf!
● wenn eine neue Hautveränderung (Flecken, Krusten) im Erwachsenenalter entsteht, die nicht innerhalb weniger Wochen wieder abheilt;
● wenn Sie rauhe Stellen (Keratosen) an ständig
dem Licht ausgesetzten Körperstellen (zum Beispiel Stirn, Handrücken) tasten;
Hautkrebs lässt sich
frühzeitig erkennen
44 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Ä
●
ABCD-Regel zur
Früherkennung des
malignen Melanoms
wenn Sie weißliche Flecken / Verdickungen an
der Unterlippe oder im Mund bemerken, vor
allem, wenn Sie (Pfeifen-) Raucher sind.
A Das A steht für Asymmetrie.
Auffällig ist ein Fleck, der in seiner Form nicht
gleichmäßig rund oder oval aufgebaut ist.
B Das B bedeutet Begrenzung.
Die Begrenzung eines Pigmentmales sollte
scharf und regelmäßig sein. Eine unscharfe, das
heißt wie verwaschen wirkende Begrenzung
sollte ebenso Anlass zur Vorsicht sein wie unregelmäßige Ausfransungen oder Ausläufer an
einem Pigmentmal.
C Das C bedeutet Colour (= Farbe).
Hat ein Muttermal mehrere Farbtönungen,
muss es genau beobachtet werden.
D Das D seht für Durchmesser.
Ein Pigmentmal, dessen Durchmesser größer
als 5 mm ist, sollte in jedem Fall beachtet
werden.
Außerdem sollten Sie sich regelmäßig zur Inspektion
Ihrer Haut bei Ihrem Arzt vorstellen, wenn Sie zu den
Personen mit erhöhtem Hautkrebsrisiko gehören.
Denken Sie daran: Bei rechtzeitiger Erkennung besteht
bei jedem Hautkrebs eine fast hundertprozentige Aussicht auf Heilung.
Falls Sie daher irgendwelche Verdachtsmomente
oder Zweifel an der Gutartigkeit eines Muttermals
haben, fragen Sie Ihren Arzt. Am besten sofort.
Vier Beispiele: So unterscheiden sich Pigmentmale und
Melanome.
Harmlos:
Normales Muttermal
beziehungsweise Leberfleck. Gleichmäßig geformt.
Fraglich:
Unregelmäßig in Form
und Farbe. Kann noch
gutartig sein – aber das
kann nur der Arzt feststellen.
Bösartig:
Ein flaches Melanom,
das sofort entfernt
werden muss.
Bösartig:
Ein erhabenes Melanom, wie das vorhergehende unregelmäßig in
Form und Farbe. Auch
hier: Unbedingt sofort
behandeln lassen.
45
46 KREBS – WER IST GEF HRDET?
Ä
Hodenkrebs
Mehr als 4.100 junge Männer erkranken jährlich in der
Bundesrepublik an Hodenkrebs. Am häufigsten zwischen
dem 20. und 35. Lebensjahr. Wird er rechtzeitig behandelt, beträgt die Heilungsrate heute über 90 Prozent.
Die Tragik dieser Krebsform: Aus falscher Scham
kommt jeder zweite Hodenkrebskranke erst dann
zum Arzt, wenn der Hodentumor schon Tochtergeschwülste gebildet hat.
Untersuchen Sie sich
regelmäßig selbst
Dabei ist die Früherkennung einfach: Männer brauchen
sich nur regelmäßig selbst abzutasten und auf Verdickungen oder Verhärtungen der Hoden zu achten.
Für Sie besteht ein Risiko, an Hodenkrebs
zu erkranken,
●
●
wenn Sie an Hodenhochstand litten. Solche Männer
sind mit einem achtmal höheren Risiko belastet als
Männer mit normal gelagerten Hoden,
wenn Sie an Hodenschrumpfung (Atrophie) nach einer
Entzündung oder Verletzung leiden.
Die Warnzeichen beim Hodenkrebs ähneln in ihren
Symptomen oft denen eines Wasserbruchs (Hydrocele
testis: eine Ansammlung von Flüssigkeit in der Scheidenhaut des Hodens). Nur der Arzt kann entscheiden, ob es
sich um eine gut- oder bösartige Erkrankung handelt.
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Ein Arztbesuch ist vor allem bei folgenden Beschwerden dringend angeraten:
● bei bleibenden Schwellungen des Hodens, die
keine Schmerzen verursachen;
● bei Knotenbildung im Hoden.
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48 KREBS – WER IST GEF HRDET?
Ä
Leberkrebs
Die häufigsten Ursachen der Krebsbildung in der Leber
sind eine andauernde Schädigung des Lebergewebes
durch langjährigen übermäßigen Alkoholgenuss oder eine
chronische Entzündung (Hepatitis). Durch den ständigen
Umbauprozess der Leber kommt es im Laufe von Jahren
zum Verlust der geordneten Architektur des Organs und
zu einer Organschrumpfung (Leberzirrhose), als Folge
dessen sich nach mehreren Jahren ein Leberkrebs entwickeln kann. Jährlich wird in Deutschland bei mehr als
4.400 Menschen diese Diagnose neu gestellt.
Für Sie besteht ein Risiko, an Leberkrebs
zu erkranken,
●
●
●
●
●
●
wenn Sie regelmäßig Alkohol trinken; die individuelle
Zeitspanne, innerhalb derer es zu einer Schädigung
der Leber kommt, kann allerdings sehr unterschiedlich
sein,
wenn Sie an einer chronischen Leberentzündung (vor
allem Hepatitis B und C) leiden,
wenn bei Ihnen eine Leberzirrhose aus anderen Gründen vorliegt,
wenn bei Ihnen in den Jahren um 1940 Röntgenuntersuchungen mit dem, wie man heute weiß, krebsauslösenden Kontrastmittel „Thorotrast“ durchgeführt
wurden,
wenn Sie an einer seltenen Wurmerkrankung leiden
(Clonorchis sinensis),
wenn bei Ihnen eine seltene zystische Erweiterung
der Gallenwege vorliegt (Caroli Syndrom).
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Aufgrund des Fehlens typischer Frühsymptome wächst
der Leberkrebs häufig über lange Zeit unbemerkt. So erfolgt die Diagnose in vielen Fällen erst spät, und die Operation als beste Therapiemöglichkeit ist dann schwierig
oder nicht mehr möglich. Die ungünstige Prognose dieser Tumorerkrankung kann nur durch frühe Erkennung
entscheidend verbessert werden.
Deshalb sind für jeden, auf den auch nur eines der
zuvor genannten Risiken zutrifft, regelmäßige
Kontrolluntersuchungen erforderlich.
Auch wenn typische Frühsymptome fehlen, so gibt es
bei Leberkrebs doch Warnsignale für die Erkrankung.
Wer einer Risikogruppe angehört, sollte ganz besonders
auf solche Warnzeichen achten und gegebenenfalls nicht
zögern, einen Arzt aufzusuchen.
Ein Arztbesuch ist vor allem bei folgenden Beschwerden dringend angeraten:
● rechtsseitige Oberbauchbeschwerden, gegebenenfalls mit Ausstrahlung in die rechte Schulter;
● tastbare Schwellung unter dem rechten Rippenbogen;
● Gewichtsverlust, Leistungsabfall;
● wiederholt erhöhte Körpertemperatur mit unklarer Ursache;
● Gelbsucht.
Beim Auftreten von erträglichen, für Sie aber völlig
neuen Oberbauchbeschwerden sollten Sie unbedingt
Ihren Hausarzt aufsuchen.
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50 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
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Leukämie
Sie können selbst zu Verminderung Ihrer Strahlenbelastung beitragen: Führen Sie einen Röntgenpass,
in den jede Röntgenuntersuchung eingetragen wird!
In der Bundesrepublik Deutschland erkranken jährlich
nach Schätzungen des Robert-Koch-lnstituts Berlin etwa
10.800 Menschen neu an Leukämie. Es handelt sich dabei zum größten Teil um Erwachsene.
Diesen Pass erhalten Sie kostenlos überall dort, wo Röntgenuntersuchungen durchgeführt werden – beispielsweise im Krankenhaus oder in der Röntgenpraxis.
Über die Ursachen für die Entstehung dieser Krebserkrankung des Blutsystems herrscht noch weitgehend
Ungewissheit. Man hat aber in den letzten Jahren bestimmte Faktoren identifizieren können, die das Risiko,
an dieser Krebsart zu erkranken, erhöhen.
Risiko ionisierende
Strahlung
Dazu gehört zum Beispiel ionisierende Strahlung, also radioaktive und Röntgenstrahlung. Es gilt heute als gesichert, dass ionisierende Strahlen genetische Veränderungen an den Blutstammzellen hervorrufen können und infolgedessen Leukämie entstehen kann. Dabei gilt: Je
höher die Strahlendosis, der der Mensch ausgesetzt war,
desto mehr nimmt das Erkrankungsrisiko zu.
Wissenschaftliche Studien haben Hinweise darauf
gegeben, dass auch durch medizinisches Röntgen
das Leukämierisiko erhöht werden kann. Überflüssige Röntgenuntersuchungen – beispielsweise Routineuntersuchungen ohne besondere Indikation oder
Doppeluntersuchungen – sollten deshalb möglichst
vermieden werden.
Daneben kennt man noch andere Faktoren, die das Risiko für die Entstehung von Leukämien erhöhen können.
Etwa zehn Prozent der Neuerkrankungen sind vermutlich durch das Zigarettenrauchen bedingt – ein
Risikofaktor, der sich gut vermeiden lässt.
Für Sie besteht ein Risiko, an Leukämie zu
erkranken,
●
●
●
●
Röntgengeräte sollten mit moderner dosissparender
Technik ausgestattet sein. Wenn die Alternative besteht,
sollte eine Untersuchungstechnik ausgewählt werden,
bei der die Dosis für den Patienten möglichst gering ist.
wenn Sie regelmäßig mit bestimmten chemischen
Stoffen in Berührung kommen: zum Beispiel Insektenbekämpfungsmittel (Insektizide), Pflanzenschutzmittel
(Herbizide) und andere biologische Stoffe (Biozide), andere organische Lösungsmittel, Benzol oder Benz[a]pyren, von denen man seit langem weiß, dass es die
Knochenmarkzellen schädigen kann,
wenn Sie bestimmte Medikamente einnehmen müssen, etwa manche Zytostatika und Immunsuppresiva,
wenn in Ihrer Familie schon häufiger bösartige Erkrankungen aufgetreten sind,
wenn bestimmte Veränderungen in den Erbanlagen
vorliegen. Eine solche Veränderung ist zum Beispiel
das Down-Syndrom.
Jüngste Untersuchungen befassen sich mit elektromagnetischen Feldern – seit einiger Zeit unter dem Stichwort „Elektrosmog“ ins Gerede gekommen. Nach neue-
Risikofaktor
Rauchen
51
52 KREBS – WER IST GEF HRDET?
Ä
sten Ergebnissen besteht eventuell ein schwacher Zusammenhang nur für Kinder – für Erwachsene sind die
Ergebnisse widersprüchlich, so dass hier noch keine
klare Einschätzung möglich ist.
Sollte auf Sie einer der zuvor genannten Risikofaktoren
zutreffen (oder sogar mehrere), dann bedeutet dies nicht
zwangsläufig, dass Sie an Leukämie erkranken müssen.
Aber: Ihr persönlicher Risikofaktor ist erhöht, und Sie
sollten deutlich auf ungewohnte Signale, die Ihr Körper Ihnen gibt, achten. Allerdings sollten Sie sich
auch davor hüten, übertrieben und überängstlich zu
reagieren!
Wurde bisher allgemein von „Leukämie“ gesprochen, so
sollen an dieser Stelle die verschiedenen Formen von
Leukämie erklärt werden. Sie unterscheiden sich in ihrer
Symptomatik ebenso wie in ihrem Krankheitsverlauf und
ihrer Prognose. Auch die Behandlungsstrategien sind bei
den einzelnen Arten unterschiedlich.
Akute und chronische
Formen
Grundsätzlich unterscheidet man einerseits zwischen
akuten und chronischen sowie andererseits zwischen
lymphatischen und myeloischen Leukämien. Das erste
Begriffspaar bezeichnet den Verlauf der Erkrankung, das
zweite charakterisiert die Herkunft der „fehlerhaften“ im
Blut vermehrt auftretenden Zellen.
Nach dieser Einteilung gibt es also die akute lymphatische Leukämie (ALL) und die chronisch lymphatische
Leukämie (CLL) sowie die akute myeloische Leukämie
(AML) und die chronisch myeloische Leukämie (CML).
Die akute lymphatische Leukämie (ALL) tritt bei Erwachsenen relativ selten auf; meistens erkranken Kinder zwischen dem zweiten und fünften Lebensjahr daran. Bei
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
53
dieser Erkrankung ist eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die Lymphozyten, bösartig entartet.
An chronisch lymphatischer Leukämie (CLL) erkranken
meistens Menschen ab dem 50. Lebensjahr. Wie der
Name sagt, sind bei dieser Leukämieart die Lymphozyten
betroffen: Die Leukozytenzahl ist deutlich erhöht, der
Lymphozytenanteil kann bis zu 95 Prozent betragen.
Die akute myeloische Leukämie (AML) wird in verschiedene Typen eingeteilt. Häufig sind die Myeloblasten oder
die Monoblasten vermehrt. Die AML ist die bei Erwachsenen am häufigsten vorkommende akute Leukämieart.
Die chronisch myeloische Leukämie (CML) weist im Blutbild erheblich mehr Leukozyten auf, als dies normalerweise der Fall ist. Die Zellen besitzen zum Teil auch noch
ihre sonst übliche Funktionsfähigkeit. Auch die CML tritt
fast ausschließlich bei Erwachsenen auf, und zwar vorwiegend bei bis zu Sechzigjährigen.
Eine Leukämieerkrankung macht durch verschiedene, anfangs uncharakteristische Krankheitszeichen auf sich aufmerksam. Je nach Leukämieart fallen die Symptome unterschiedlich aus oder sind verschieden stark ausgeprägt.
Ein Arztbesuch ist vor allem bei folgenden Beschwerden dringend angeraten:
● Blässe;
● Blutarmut (Anämie) und infolgedessen verminderte Leistungsfähigkeit, Müdigkeit/Abgeschlagenheit;
● Atemnot selbst bei mäßiger körperlicher Belastung;
● Nasenbluten, Zahnfleischbluten;
Akute Leukämien
(ALL/AML)
54 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Ä
●
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●
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●
●
Blutungen, die sich schwer stillen lassen (zum
Beispiel nach Zahnarztbesuch) oder winzige,
punktartige Blutungen vor allem an Armen und
Beinen;
Schwindel, Nachschweiß, Rückenschmerzen;
uncharakteristische Kopfschmerzen;
Benommenheit;
Fieber;
schwer verlaufende Infekte;
häufig blaue Flecken;
geschwollene Lymphknoten;
vergrößerte Milz;
vergrößerte Leber.
Bei den chronischen Leukämieformen beginnt die Krankheit immer schleichend, und der Kranke fühlt sich in seinem Alltag zunächst gar nicht oder nur wenig gestört.
Chronische Leukämie
(CML)
Ein Arztbesuch ist vor allem bei folgenden Beschwerden dringend angeraten:
● Blässe;
● Blutarmut (Anämie) und infolgedessen verminderte Leistungsfähigkeit, Müdigkeit/Abgeschlagenheit;
● depressive Verstimmungen ohne erkennbaren
Grund;
● Blutungsneigung;
● Atemnot selbst bei mäßiger körperlicher Belastung;
● Druckgefühl im linken Oberbauch;
● Appetitlosigkeit;
● unerklärliche Gewichtsabnahme;
● leicht erhöhte Temperatur;
●
●
●
●
55
geschwollene Lymphknoten;
vergrößerte Milz;
vergrößerte Leber;
Druck- oder Klopfempfindlichkeit des Brustbeins.
Ein Arztbesuch ist vor allem bei folgenden Beschwerden dringend angeraten:
● Lymphknotenschwellungen, oft zuerst am Hals,
in den Achselhöhlen oder den Leistenbeugen;
● vergrößerte Milz;
● häufiger blaue Flecken.
Natürlich treten alle zuvor beschriebenen Symptome
auch bei harmlosen Erkrankungen auf, die gar nichts mit
Leukämie zu tun haben. Um die Anzeichen eindeutig auf
eine harmlose Ursache zurückzuführen, bedürfen sie immer der weiteren Abklärung durch den Arzt.
Chronische Leukämie
(CCL)
56 KREBS – WER IST GEF HRDET?
Ä
Lungenkrebs
In der Bundesrepublik hat sich innerhalb von 30 Jahren
die Zahl der an Bronchialkarzinomen erkrankten Männer
vervierfacht. Männer erkranken derzeit fünf Mal häufiger
an dieser Krebsart als Frauen. Durch intensive Aufklärung
scheint es aber gelungen, die Zunahme an Lungenkrebs
(Bronchialkarzinom) bei Männern einzudämmen,
während sie leider bei Frauen durch veränderte Rauchgewohnheiten deutlich zunehmen. Insgesamt beträgt die
Zahl der Neuerkrankungen jährlich mehr als 42.200. Die
meisten Patienten mit einem Bronchialkarzinom sind zwischen 60 und 70 Jahre alt.
Intensive weltweite Untersuchungen haben einwandfrei bewiesen, dass als wichtigste Ursache für
Lungenkrebs der Zigarettenkonsum anzunehmen ist.
Verschiedene
Faktoren erhöhen
das Risiko
Das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, wird von mehreren Faktoren beeinflusst. Es nimmt deutlich zu je mehr
Zigaretten pro Tag geraucht werden, je früher mit dem
Rauchen begonnen wird, je länger geraucht wurde (packyears), je stärker der Betroffene inhaliert hat, und es
hängt auch vom Typ der gerauchten Zigarette ab. Hingegen nimmt das Krebsrisiko von Menschen, die mit dem
Rauchen aufgehört haben, stetig ab. Es verringert sich
beim Lungenkrebs nach fünf Jahren um 60 Prozent und
nach 15 bis 20 Jahren sogar um bis zu 90 Prozent. Jedoch bleibt ein Restrisiko gegenüber Menschen, die nie
geraucht haben, bestehen.
Immer wieder wird das Argument ins Feld geführt, dass
es Menschen gibt, die trotz jahrelangen Tabakkonsums
ein hohes Lebensalter bei guter Gesundheit erreichen.
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Dafür mögen zusätzliche, bisher nur unvollständig verstandene erbliche Faktoren verantwortlich sein. Die etwa
50 eindeutig als krebserregend identifizierten Stoffe im
Tabakrauch unterliegen im Körper unterschiedlichen Aufbau- und Abbauvorgängen, die vielleicht erklären können,
warum einige Personen an Krebs erkranken und vorzeitig
sterben, während andere bei gleichem Tabakkonsum ein
normales Lebensalter erreichen. Wissenschaftler arbeiten zurzeit intensiv daran, diese Vorgänge zu untersuchen und aufzuklären.
57
Krebserregende Stoffe
im Tabakrauch
Bekannt ist allerdings seit einigen Jahren, dass Jugendliche empfindlicher auf die krebserregenden
Bestandteile reagieren als Erwachsene.
Der junge Organismus ist offenbar weniger gut in Lage,
diese Gifte abzubauen. Und: Frauen sind empfindlicher
als Männer.
Hieraus darf man schließen, dass besonders die vielen jungen Mädchen, die in den letzten Jahren immer
jünger sind, wenn sie zur Zigarette greifen, besonders gefährdet sind.
Weiterhin gilt uneingeschränkt: Der erfolgversprechendste Weg, dem Lungenkrebs vorzubeugen, kann nur der
Verzicht auf den Tabakkonsum sein.
Nun ließe sich argumentieren, dass jeder Mensch für
seine Gesundheit selbst verantwortlich ist. Das stimmt
zwar grundsätzlich, in Bezug auf das Rauchen gilt dies jedoch nur eingeschränkt. Wer raucht, nebelt seine Umwelt ein, hinterlässt Tabakrauch in Häusern, an Arbeitsplätzen, in öffentlichen Räumen, in privaten Wohnungen
und im Auto. Und an allen diesen Orten gibt es Menschen – darunter viele Kinder –, die selbst nicht rauchen,
Junge Menschen
und Frauen mehr
gefährdet
58 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Ä
Auch Passivraucher
sind gefährdet
aber zwangsläufig zum Mit-Rauchen verurteilt sind. Über
80 Prozent der Nichtraucher haben täglich einen gewissen Kontakt mit Tabakrauch. Diese Passivraucher sind
zwar einer geringeren Rauchkonzentration und auch
weniger giftigen (toxischen) Chemikalien ausgesetzt als
die aktiven Raucher, aber das ungewollte Einatmen von
Tabakrauch bedeutet für sie keineswegs nur eine Belästigung, sondern eine echte Gefährdung. Wissenschaftler
errechneten, dass in der Bundesrepublik Deutschland
etwa 400 Menschen pro Jahr infolge Passivrauchens an
Lungenkrebs sterben.
Aber nicht nur das Zigarettenrauchen, sondern auch
das Zigarren- und Pfeifenrauchen erhöhen das Lungenkrebsrisiko. Es bestehen hier keine qualitativen,
sondern lediglich quantitative Unterschiede.
Berufsbedingte
Krebsrisiken
Andere Ursachen spielen eine deutlich geringere Rolle;
im Einzelfall können sie zusätzlich von Bedeutung sein.
Hierzu zählen Umwelteinflüsse und eine erbliche (genetische) Veranlagung. Ist zum Beispiel ein Raucher krebserregenden Einflüssen aus der Umwelt oder am Arbeitsplätz ausgesetzt, so kann sich sein ohnehin erhöhtes
Risiko weiterhin verstärken. Zu den Schadstoffen, die im
beruflichen Umfeld auftreten und das Lungenkrebsrisiko
erhöhen können, zählen das radioaktive Gas Radon, ferner Arsen, Asbest, Kadmium, Chrom, Nickel und polyzyklische Kohlenwasserstoffe (PAK), die nicht nur bei der
Verbrennung von Tabak frei werden, sondern auch unter
bestimmten Bedingungen in der Metallverarbeitung an
Hochöfen und bei Gaswerken entstehen. Die berufsbedingten Krebsrisiken wurden in den letzen Jahren durch
die gesetzlichen Bestimmungen des Arbeitsschutzes wesentlich reduziert.
59
Für Sie besteht ein Risiko, an Lungenkrebs
zu erkranken,
●
●
wenn Sie Raucher sind. Zehn Zigaretten am Tag steigern das Krebsrisiko um das Achtfache, 15 bis 24 Zigaretten um das Zwanzigfache, Kettenraucher gehen ein
dreißigfach erhöhtes Risiko ein,
wenn Sie berufsbedingt mit bestimmten krebserregenden Stoffen in Kontakt kommen.
Wie bei vielen anderen Karzinomen auch sind die Symptome beim Lungenkrebs zu Beginn der Erkrankung häufig uncharakteristisch. Es gibt aber einige Warnzeichen,
die beachtet werden sollten.
Ein Arztbesuch ist vor allem bei folgenden Beschwerden dringend angeraten:
● Husten, insbesondere ein lange bestehender
Raucherhusten, der sich ändert;
● Bronchitis oder so genannte Erkältung, die sich
trotz Behandlung mit Antibiotika nicht bessert;
● Atemnot;
● Schmerzen im Brustkorb;
● allgemeiner Kräfteverfall, starker Gewichtsverlust;
● Bluthusten;
● Lähmungen oder starke Schmerzen.
Alle diese Symptome können auch eine völlig andere Ursache haben. Deshalb sollte man bei solchen oder ähnlichen Beschwerden immer den Arzt aufsuchen, damit die
Ursache rechtzeitig abgeklärt wird.
Machen Sie Ihren Arzt bei dieser Gelegenheit unbedingt darauf aufmerksam, ob und welche Risikofaktoren auf Sie zutreffen.
Ursachen noch unklar
60 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Ä
Häufig wird der Besuch beim Arzt aus Angst vor der befürchteten Diagnose unnötig verzögert. Je früher jedoch
ein Bronchialkarzinom entdeckt wird, desto besser sind
die Heilungschancen.
Der beste Rat zur Vorbeugung gegen ein Lungenkrebs lautet: Rauchen Sie nicht!
Denn als Nichtraucher haben Sie die größte Chance,
nicht an dieser Krebsart zu erkranken. Doch auch für
starke Raucher ist es nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören. Der Körper baut nämlich den Teer in den Lungen langsam wieder ab, so dass sich das Krebsrisiko eines Ex-Rauchers nach zehnjähriger Tabakabstinenz dem
eines Nichtrauchers annähert.
Sollten Sie für den Weg zum Nichtraucher Hilfe benötigen, fordern Sie den Präventionsratgeber 4 „Aufatmen –
Erfolgreich zum Nichtraucher” der Deutschen Krebshilfe
an (Bestelladresse siehe Seite 92).
61
Magenkrebs
Weltweit stellt der Magenkrebs etwa zehn Prozent aller
Krebserkrankungen dar. In Deutschland sind knapp
21.000 Menschen jährlich neu davon betroffen, Männer
häufiger als Frauen. Bei der Mehrzahl der Betroffenen
tritt die Erkrankung zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr auf. In den letzten 50 Jahren hat die Zahl der Magenkrebserkrankungen stetig abgenommen. Ausnahmen von
dieser Entwicklung sind Tumoren am Mageneingang beziehungsweise der Grenze zur Speiseröhre. Diese Zunahme wird darauf zurückgeführt, dass die so genannte
„Refluxkrankheit” immer häufiger auftritt. Hierbei kommt
es zu vermehrtem Rückfluss von Magensäure in die
untere Speiseröhre und infolgedessen zu Schleimhautschäden.
Die Ursachen für die Entstehung von Magenkrebs sind
bisher nicht eindeutig geklärt. Man kennt aber bestimmte
Faktoren, die das Risiko, an Magenkrebs zu erkranken,
erhöhen. Hierzu gehören:
Bestimmte Faktoren
erhöhen das Risiko
Eine dauerhafte Infektion oder Entzündung des Magens
mit dem Bakterium „Helicobacter pylori”, insbesondere,
wenn eine chronische Magenschleimhautentzündung
vorliegt. Dieser Entzündungsvorgang bewirkt einen allmählichen Abbau der Schleimhautschutzschicht des Magens und führt zu Veränderungen an der Magenschleimhaut, die im medizinischen Sprachgebrauch als chronisch-atrophe Gastritis und intestinale Metaplasie bezeichnet werden. Auf der Basis solcher Veränderungen
kann sich dann im Zusammenspiel mit Nahrungs- und
Umweltfaktoren ein Magentumor entwickeln.
Infektion
62 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Ä
Nahrungs- und
Umweltfaktoren
Rauchen und
Alkohol
Erbliche Veranlagung
Stark gesalzene Speisen fördern das Auftreten von Magenkrebs. Pökelsalz, das aus lebensmitteltechnischen
Gründen bestimmten Fleisch- und Wurstwaren zugesetzt
werden darf, enthält Nitrit, das im Magen durch Bakterien in die stark krebserregenden Nitrosamine umgewandelt wird. Nitrat ist zwar ein notwendiger Pflanzennährstoff, kann aber bei überdüngten Böden zu erhöhtem
Nitratgehalt in bestimmten Gemüsesorten führen. Bakterien wandeln dieses Nitrat zu Nitrit um. Durch Reaktionen mit Eiweißstoffen können dann bei der Zubereitung,
aber auch im Magen wiederum die gefährlichen Nitrosamine entstehen. Die Entstehung von Nitrosaminen
kann durch die Vitamine E und C sowie durch Selen gehemmt werden. Verzehren Sie darüber hinaus Gemüse
möglichst frisch, und kaufen Sie die Produkte, die die
Jahreszeit gerade anbietet.
Rauchen fördert die Entwicklung von Magenkrebs ebenfalls, wie zahlreiche Studien gezeigt haben. Wer über längere Zeit Alkohol trinkt – insbesondere in hochprozentiger Form –, schädigt die Schleimhäute von Mund,
Rachen, Speiseröhre und Magen und erhöht sein Risiko,
an Magenkrebs zu erkranken.
Eine erbliche Veranlagung scheint bei der Entstehung
des Magenkrebses auch eine wichtige Rolle zu spielen.
Das Risiko, an Magenkrebs zu erkranken, ist bis zu 3,7fach erhöht, wenn in der Familie ein Familienmitglied ersten Grades – das heißt Eltern, Kinder oder Geschwister – bereits an Magenkrebs erkrankt war.
Für Sie besteht ein Risiko, an Magenkrebs
zu erkranken,
●
wenn Sie unter einer dauerhaften Infektion des Magens mit dem Bakterium „Helicobacter pylori” leiden,
●
●
●
●
●
●
insbesondere wenn eine chronische Magenschleimhautentzündung (chronisch-atrophe Gastritis) vorliegt,
wenn in Ihrer Familie bereits Magenkrebs aufgetreten
ist,
wenn Sie wegen gutartiger Magengeschwüre bereits
am Magen operiert worden sind,
wenn Sie rauchen,
wenn Sie über längere Zeit Alkohol – insbesondere in
hochprozentiger Form – trinken,
wenn Sie zu heiße Speisen verzehren,
wenn Sie sich einseitig ernähren und zu wenig Eiweiß
und Vitamine zu sich nehmen.
Gesicherte Früherkennungsmaßnahmen im Sinne
einer Vorsorgeuntersuchung („Screening”) gibt es
nicht. Treffen aber einer oder mehrere der oben erwähnten Risikofaktoren auf Sie zu, dann lassen Sie
sich unbedingt regelmäßig von Ihrem Arzt untersuchen.
Vom Magenkarzinom muss eine weitere Erkrankung abgegrenzt werden: das primäre Lymphom des Magens.
Es macht cirka fünf Prozent aller bösartigen Neubildungen des Magen aus und erfordert eine unterschiedliche
Behandlung. Dieser Tumor entwickelt sich aus dem
Lymphgewebe der Magenschleimhaut und bleibt lange
Zeit auf den Magen beschränkt. Erst in Spätstadien finden sich Übergriffe auf Lymphknoten außerhalb des Magens oder ein Befall anderer Organe. Überwiegend werden langsam wachsende, so genannte niedrig maligne
Lymphome gefunden.
Ein schleimhauteigenes lymphatisches Gewebe („mucosa associated lymphatic tissue – MALT”) ist aber im
Magen nicht von vornherein angelegt, sondern es bildet
sich erst im Verlauf von dauerhaften Entzündungsprozessen wie etwa chronischen Infektionen oder Vorgängen,
Magenlymphom
63
64 KREBS – WER IST GEF HRDET?
Ä
die das körpereigene Abwehrsystem mobilisieren
(Autoimmunprozessen). Wenngleich viele Bausteine
noch unbekannt sind, wird angenommen, dass die anhaltende Aktivität der körpereigenen Abwehr das Wachstum des lymphatischen Gewebes fördert. Im Laufe der
Zeit finden dann bestimmte Genveränderungen statt, die
sich den regulierenden Einflüssen der körpereigenen Abwehr wie zum Beispiel der Zerstörung krankhafter Zellen
entziehen, und es kommt zum bösartigen Wachstum.
Steht eine Infektion
am Anfang allen
Übels?
Das Bakterium Helicobacter pylori konnte als Auslöser
von akuten Magenschleimhautentzündungen (Gastritis)
und Magengeschwüren (Ulkus) identifiziert werden. Vieles spricht dafür, dass dieser Keim in erster Linie für die
Ausbildung von sekundärem Lymphgewebe im Magen
verantwortlich ist und somit die Voraussetzung für die
Lymphomentstehung schafft. Helicobacter findet sich bei
30 bis 40 Prozent der Erwachsenen. Entsprechend oft
werden chronische Magenschleimhautentzündungen
festgestellt. Individuelle Faktoren, die bei einem kleinen
Teil dieser Patienten zur Lymphomentstehung führen,
sind bisher unbekannt.
Im Frühstadium verursacht das Magenkarzinom meist
keine oder nur sehr uncharakteristische Beschwerden.
Oft werden diese als harmlose Nahrungsunverträglichkeiten fehlgedeutet oder gar nicht beachtet.
Überlegen Sie deshalb, ob die zuvor erwähnten Risikofaktoren auf Sie zutreffen. Wenn Sie unter länger
andauernden Magenbeschwerden leiden, schenken
Sie diesen eine besonders hohe Aufmerksamkeit und
verharmlosen Sie sie nicht („Das gibt sich schon wieder von allein.”). So leisten Sie selbst einen wichtigen Beitrag zur Früherkennung.
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Wird Magenkrebs in einem Frühstadium, das heißt wenn
das Karzinom noch auf die Schleimhaut beschränkt ist,
erkannt und behandelt, können heute mehr als 75 Prozent der Betroffenen überleben. Leider jedoch wird diese
Chance, die uns die moderne Medizin bietet, nicht genügend genutzt. Fast jeder zweite Magenkrebs wird spät
erkannt, da Warnzeichen der Erkrankung entweder vom
Patienten oder sogar vom behandelnden Arzt nicht ernst
genommen werden und daher die richtige Diagnose erst
spät gestellt wird. Trotz der verbesserten Diagnosemöglichkeiten, wie sie zum Beispiel die Magenspiegelung
(Gastroskopie) bietet, hat sich der Prozentsatz der im
Frühstadium erkrankten Magenkarzinome in den letzten
20 Jahren kaum erhöht.
Auch wenn es keine typischen Symptome gibt, sollten Sie bei den im Folgenden genannten Beschwerden zu einem Arzt gehen, damit er der Ursache auf
den Grund gehen kann.
Ein Arztbesuch ist vor allem bei folgenden Beschwerden dringend angeraten:
● ein „empfindlicher Magen”: Sie vertragen plötzlich bestimmte Nahrungsmittel nicht, zum Beispiel Kaffee, Obst und Alkohol, und haben eine
Abneigung gegen Fleisch;
● Symptome der Nahrungs-Unverträglichkeit sind:
- Appetitlosigkeit
- Druckgefühl und Schmerzen im Oberbauch
- Übelkeit und Erbrechen (nach dem Erbrechen
fühlen Sie sich vorübergehend erleichtert, ein
vorher vorhandenes Druckgefühl verschwindet,
im Erbrochenen können sich Nahrungsreste
vom Vortag finden)
- ungewollter Gewichtsverlust
65
Beschwerden und
Warnzeichen ernst
nehmen
66 KREBS – WER IST GEF HRDET?
Ä
- Blutarmut (Anämie)
- Teerstühle (schwarzer, klebriger, übelriechender Stuhl, der wie Teer aussieht)
- Schluckbeschwerden
Alle diese Beschwerden können harmlose Ursachen
haben, doch können sie auch Hinweise auf eine Krebserkrankung sein. Deshalb gilt:
Wenn die Symptome bei geregelter Lebensführung
und Therapie länger als ein bis zwei Wochen anhalten, müssen sie unbedingt abgeklärt werden, insbesondere wenn einer oder mehrere der oben genannten Risikofaktoren vorliegen.
Auf diese Weise werden seit Jahren in Japan und China
viel mehr vollständig heilbare Magenkrebserkrankungen
durch die Endoskopie im Frühstadium erkannt und mittels endoskopischer Behandlung – das heißt ohne Operation – auch geheilt.
Schieben Sie aus Angst vor der möglichen Diagnose
„Krebs” den Arztbesuch keinesfalls vor sich her. In
der Mehrzahl der Fälle liegt ja gar kein Krebs vor,
sondern die Beschwerden haben eine harmlose
Ursache.
Hier trägt der frühzeitige Arztbesuch wesentlich zu Ihrer
Beruhigung bei und erspart häufig viel Leid, denn nur bei
einer frühen Diagnose kann das Magenkarzinom geheilt
werden.
Senken Sie Ihr Risiko
Auch wenn es keinen hundertprozentigen Schutz gegen
Magenkrebs gibt, so können Sie einiges tun, um Ihr persönliches Erkrankungsrisiko zu senken.
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Zunehmend mehr Menschen leiden an einem gesteigerten Säure- und Gallerückfluss (Reflux) aus dem Magen,
der mit Sodbrennen einhergehen kann. Dieser Reflux
schädigt über Jahre hinweg die Zellen im Übergang des
Magens zur Speiseröhre. Der Körper ersetzt in der Folge
die fehlenden Zellen durch die weniger säureempfindliche Magenschleimhaut (Zylinderepithel).
Es ist heute wissenschaftlich anerkannt, dass diese refluxbedingten Zellveränderungen eine Vorstufe (Präkanzerose) für Krebserkrankungen darstellen (Vergleiche
dazu auch das Kapitel über Speiseröhrenkrebs ab Seite
85).
Eine Refluxerkrankung von Magensäure in die
Speiseröhre muss vom Arzt konsequent mittels
säurehemmender Medikamente behandelt werden.
Bei länger bestehender Erkrankung sind regelmäßige
Magenspiegelungen (Gastroskopie) angezeigt, um frühzeitig Vorboten einer möglichen Krebsentwicklung am
Übergang Magen/Speiseröhre feststellen zu können.
Medikamente
gegen Reflux
67
68 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Ä
Nierenkrebs
Häufigkeit und
Erkrankungsalter
Nierenkarzinome sind in Deutschland die dritthäufigsten
Tumoren des Harn- und Geschlechtssystems (Urogenitalsystem). Sie machen drei Prozent aller bösartigen Erkrankungen beim Erwachsenen aus. In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 5.700 Frauen und 8.300 Männer neu
an Nierenkrebs. Das mittlere Erkrankungsalter liegt für
Männer bei 63, für Frauen bei 67 Jahren.
Es gibt keine bevorzugte Seitenlokalisation. Das gleichzeitige Auftreten beidseitiger Nierentumoren ist selten
(1,5 Prozent der Fälle).
Darüber hinaus haben wissenschaftliche Untersuchungen eine Reihe weiterer Risikofaktoren herausgefunden,
die das Risiko erhöhen, an dieser Krebsart zu erkranken.
Für Sie besteht ein Risiko, an Nierenkrebs
zu erkranken,
●
●
●
●
●
●
Ursachen
Umwelteinflüsse
Familiäre
Veranlagung
Die Ursachen, weshalb ein Nierenkrebs entsteht, sind
noch nicht abschließend erforscht. Im Experiment konnte
dieser Tumor durch chemische, physikalische, virale und
hormonelle Mechanismen ausgelöst werden. Umwelteinflüsse haben offensichtlich ebenfalls eine wichtige Bedeutung: In Ländern der Dritten Welt kommen Nierenkarzinome deutlich seltener vor als in Industrieländern. Ob
der Umgang mit Blei, Asbest, Kadmium und aromatischen Kohlenwasserstoffen von Bedeutung ist, konnte
bisher nicht belegt werden.
Eine familiäre Veranlagung ist bei einem Teil der Betroffenen nachgewiesen. Der Verlust von genetischem Material auf dem Chromosom 3 scheint mit der Entstehung
eines Nierenzell-Karzinoms verbunden (assoziiert) zu
sein. Möglicherweise befinden sich dort normalerweise
so genannte Tumor-Suppressorgene, deren Fehlen zur
Tumorentstehung führt.
●
●
●
mit zunehmendem Lebensalter,
wenn bei Ihnen Schmerzmittelmissbrauch vorliegt,
wenn Sie an einer erworbenen zystischen Nierenerkrankung leiden,
wenn Sie an der „von Hippel-Lindau-Erkrankung“ leiden,
wenn Sie eine Frau sind und Übergewicht haben (Tumorauslösung durch weibliche Geschlechtshormone?),
wenn Sie zu wenig trinken,
wenn Ihr Alkoholkonsum erhöht ist,
wenn Sie zu viel Fett essen,
wenn Sie eine chronisch eingeschränkte Nierenfunktion haben.
Etwa 30 Prozent aller Nierenkrebserkrankungen sind
auf das Rauchen zurückzuführen.
Im Zigarettenrauch sind zahlreiche krebserregende (karzinogene) Substanzen enthalten. Diese Schadstoffe gehen
beim Rauchen ins Blut über und werden von der Niere
aus dem Blut herausgefiltert. Raucher – sowohl Zigaretten-, Zigarren- als auch Pfeifenraucher – haben deshalb
gegenüber Nichtrauchern ein zweifach erhöhtes Risiko,
an einem Nierenzell-Karzinom zu erkranken.
Je eher Sie also aufhören zu rauchen, desto schneller
reduzieren Sie Ihr persönliches Krebsrisiko.
69
70 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Ä
Die wichtigste Rolle im Kampf gegen den Nierenkrebs
spielt die Früherkennung: Wenn ein Nierenkarzinom frühzeitig entdeckt und operativ behandelt wird, sind die
Heilungschancen hoch.
Den wichtigsten Beitrag zur frühzeitigen Entdeckung
eines Nierentumors können Sie selbst leisten: Achten
Sie auf Veränderungen in Ihrem Körper, und gehen
Sie zum Arzt, wenn Ihnen irgendetwas verdächtig
vorkommt.
Nierenkrebs verursacht selten Frühsymptome. Mögliche
Hinweise auf ein Nierenkarzinom sind Flankenschmerzen, blutiger Urin und ein tastbarer Flankentumor. Diese
Befunde werden aber nur bei fünf bis 32 Prozent aller
Patienten beobachtet und deuten bereits auf ein fortgeschrittenes Tumorstadium hin.
Gehen Sie rechtzeitig
zum Arzt
Suchen Sie bei den im Folgenden genannten Symptomen
auf jeden Fall einen Arzt auf, der die Ursache rechtzeitig
feststellen kann. Allerdings zögern viele Menschen den
Besuch beim Arzt aus Angst vor der befürchteten Diagnose häufig hinaus. Je früher jedoch ein Nierenkarzinom
entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen.
Ein Arztbesuch ist vor allem bei folgenden Beschwerden dringend angeraten:
● eine rötliche bis braune Verfärbung des Urins,
verursacht durch Blut im Urin (Makrohämaturie).
Meistens haben die Betroffenen dabei keine
Schmerzen.
● Schmerzen in den Flanken ohne erkennbaren
Grund
●
allgemeine Beschwerden wie Koliken, Gewichtsverlust, Blutarmut, Fieber, hoher oder niedriger
Blutdruck, Darmbeschwerden und ständige Abgeschlagenheit.
Gelegentlich ergeben sich aus Laboruntersuchungen Hinweise auf das Vorliegen eines Tumors. Veränderungen
der Leberwerte, des Bluteiweiß-Gehaltes, knochenspezifischer Enzyme und bestimmter Hormone, zum Beispiel
Insulin, ACTH, Renin, Parathormon, Gonadotropine oder
Erythropoetin, sollten unbedingt Anlass zu weiteren Untersuchungen sein.
Nicht selten wird ein Nierenkrebs zufällig – und damit
glücklicherweise oft in einem frühen Stadium – im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung des Bauches entdeckt.
Gehen Sie bei den oben genannten allgemeinen Beschwerden auf jeden Fall zum Arzt, damit er die Ursache feststellen kann!
71
72 KREBS – WER IST GEF HRDET?
Ä
Prostatakrebs
Insgesamt verzeichnen wir in der Bundesrepublik
Deutschland jährlich mehr als 40.000 Neuerkrankungen
an Prostatakrebs.
Die bösartige Geschwulst der Vorsteherdrüse (Prostata)
tritt fast ausnahmslos im Alter auf.
Über die Ursachen des Prostatakrebses herrscht noch
weitgehend Ungewissheit. Man weiß jedoch inzwischen,
dass ohne das männliche Geschlechtshormon Testosteron kaum ein Prostatakrebs entstehen kann. So erkranken beispielsweise Männer, die in jungen Jahren,
das heißt vor oder unmittelbar nach der Pubertät, beide
Hoden verloren haben, nicht an Prostatakrebs. Auch ließ
sich nachweisen, dass Testosteron das Wachstum eines
bereits entstandenen Prostatakrebses fördert.
Die Prostata hat die Form und Größe einer Kastanie und
sitzt am Anfangsteil der Harnröhre, direkt unterhalb der
Harnblase. Mitten durch sie hindurch verläuft die Harnröhre. Die Prostata produziert ein Sekret, das für die Beweglichkeit der Samenfäden notwendig ist. Kommt es
während des Geschlechtsverkehrs zum Samenausstoß,
mischt die Vorsteherdrüse ihr Sekret bei. Dadurch werden die Samenfäden aktiv.
Prostatakrebs ist
eine Alterskrankheit
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Im Alter beginnen die meisten Männer, an Beschwerden
der Prostata zu leiden. Ihr Innenteil vergrößert sich und
engt dabei die Harnröhre ein. Die Folge: Harnstau und zunehmende Schwierigkeiten beim Wasserlassen. Auch
der Außenteil der Prostata neigt im Alter zu Veränderungen, die oft bösartiger Natur sind. Dieser Prostatakrebs
kann sich sehr unterschiedlich verhalten. Einerseits finden sich in der Prostata schnellwachsende, aggressive
Krebsvarianten mit hoher Neigung zu Tochterabsiedlungen. Andererseits vermehren sich manche Prostatakarzinomzellen nicht immer zügellos, sondern auch sehr langsam. In diesem Fall spricht man von einem ruhenden
(latenten) Krebs.
Nach dem 45. Lebensjahr gehören 35 Prozent aller
Prostata-Krebserkrankungen zu den ruhenden Krebsen,
deren Rate mit steigendem Lebensalter dann zunimmt.
Aus entsprechenden Untersuchungen weiß man, dass
etwa jeder vierte Mann über 50 und sogar jeder zweite
über 70 einen Krebskeim in der Prostata trägt.
73
Ursachen noch unklar
Die Beziehung zwischen einer Entzündung der Vorsteherdrüse (Prostatitis) und Prostatakrebs konnte wissenschaftlich noch nicht geklärt werden, ebenso nicht die
Beziehung zu häufigem Geschlechtsverkehr.
Typische Risikogruppen wie bei anderen Krebsarten
gibt es beim Prostatakrebs nicht.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben jedoch einige
Faktoren nachweisen können, die das Risiko, an einem
Prostatakarzinom zu erkranken, erhöhen. So besteht zum
Beispiel für Menschen afrikanischer Abstammung ein
höheres Erkrankungsrisiko.
Genveränderungen auf dem ersten Chromosom können
den Ausbruch der Krankheit begünstigen. Prostatakrebs
ist erblich: Wenn der Vater – oder sogar mehrere Vorfahren – daran erkrankte(n), besteht für den Sohn ein erhöhtes Risiko, und zwar in einem frühen Lebensalter. Auch
wenn weibliche Vorfahren wiederholt an Brustkrebs erkrankt sind, steigt für den männlichen Nachfahren das
Prostatakrebs-Risiko.
Erbliche Veranlagung
74 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Ä
Risikofaktor Alter
Akzeptiert ist ferner das steigende Alter als Risikofaktor.
Daraus leitet sich aber auch das eigentümliche Problem
dieses häufigen Tumors ab: Schon in den Vorsteherdrüsen beim jüngeren Mann gibt es mikroskopisch kleine
Krebsherde, die auch mit fortschreitendem Alter im Ruhezustand (Latenzstadium) verharren. Lediglich bei einer
vergleichsweise geringen Zahl von Männern entsteht aus
diesem latenten Stadium ein Prostatakarzinom, das behandelt werden muss.
Ausführliche Hinweise und Informationen über Möglichkeiten der Krebsprävention durch gesunde Ernährung
enthält der Präventionsratgeber 2 „Gesunden Appetit!“
der Deutschen Krebshilfe (Bestelladresse Seite 92).
Für Sie besteht ein Risiko, an Prostatakrebs
zu erkranken,
●
Die epidemiologische und molekularbiologische Forschung wies nach, dass die Art der Ernährung eine
wichtige Rolle spielt: Eine fettreiche, faserarme Kost
mit einem hohen Anteil an rotem Fleisch fördert, eine
fettarme, faserreiche (vegetarische) Kost senkt die
Krebsentstehung in der Vorsteherdrüse.
●
●
●
●
Weniger Fleisch und
Wurst essen
Durch mehrere neue Studien, in denen zahlreiche Männer über einige Jahre hinweg beobachtet wurden, hat
sich bestätigt, dass ein hoher Konsum an tierischen Fetten das Auftreten von Prostatakrebs fördert. Weniger
Fett aus Fleisch und Wurst zu verzehren, gilt als die
wichtige vorbeugende Maßnahme gegen diese Krebsart.
Bemerkenswert ist der Schutzeffekt bioaktiver sekundärer Pflanzenstoffe; besonders wirksam sind die körpereigenen Abbauprodukte der tropischen Hülsenfrucht Soja
(Isoflavonoide) und des Leinsamens (Lignane). Deshalb
erkranken Japaner, die regelmäßig Soja verzehren (Tofu,
Miso-Suppe), und Vegetarier sehr selten an Prostatakrebs. Versuche, diese Erkenntnis zur Verhütung des
Prostatakrebses auszunutzen (so genannte diätetische
Prävention), werden unter der Leitung des National
Cancer Institute (USA) unternommen.
Auch Übergewicht ist ein möglicher Risikofaktor für
Prostatakrebs.
75
wenn Sie älter als 50 Jahre sind,
wenn in Ihrer Familie bereits Prostatakrebs aufgetreten ist,
wenn weibliche Vorfahren in Ihrer Familie wiederholt
an Brustkrebs erkrankt sind,
wenn Sie viel tierisches Fett aus Fleisch und Wurst zu
sich nehmen,
wenn Sie an Übergewicht leiden.
Das Prostatakarzinom verursacht in seinem Anfangsstadium keine Beschwerden, sondern erst dann, wenn die
Geschwulst eine kritische Größe überschritten hat oder
aber Absiedlungen (Metastasen) in Lymphknoten oder
Knochen entwickelt hat.
Am Anfang keine
Beschwerden
Gerade weil aber typische Symptome fehlen, ist es
für Männer so wichtig, an den vorgesehenen Früherkennungsuntersuchungen teilzunehmen.
Die gesetzlichen Krankenkassen gewähren den bei ihnen
versicherten Männern ab dem 45. Lebensjahr einmal pro
Jahr eine Früherkennungsuntersuchung auf Prostatakrebs. Dabei tastet der Urologe die Prostata durch den
Mastdarm ab (digital-rektale Tastuntersuchung).
Tastuntersuchung
Allerdings halten Fachleute diese Untersuchung für nicht
ausreichend. Für sie ist die wichtigste Maßnahme der
Früherkennung des Prostatakarzinoms die Bestimmung
PSA-Wert
76 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Ä
des Prostata-spezifischen Antigens, des PSA. PSA
kommt nur in der Prostata vor, sonst in keinem anderen
Organ des Menschen; deshalb ist bei Frauen auch kein
PSA im Blut nachweisbar.
Weil das Gewebe eines Prostatakrebses mehr PSA produziert als gutartiges Prostatagewebe, steigt mit der
PSA-Erhöhung das Risiko auf ein Karzinom.
Liegt der PSA-Wert zum Beispiel bei 4, besteht ein
Risiko von 20 Prozent, dass der betreffende Mann an
einem Prostatakarzinom erkrankt ist.
100
heilbares Stadium
90
Wahrscheinlichkeit
einer PCa-Findung
80
Wahrscheinlichkeit (%)
70
Dies gilt auch dann, wenn der Tastbefund vom Mastdarm aus unauffällig ist. Mehr als 90 Prozent aller Prostatakarzinome werden durch ein erhöhtes PSA, nur wenige
durch die Tastuntersuchung gefunden. Das heißt: Die
Tastuntersuchung ist nur eine ergänzende Zusatzuntersuchung.
Die PSA-gestützte Entdeckung von Prostatakarzinomen, auch von denen, die noch nicht zu tasten sind,
führt dazu, dass heute dieser Tumor in überwiegendem Maße im heilbaren Frühstadium erkannt wird.
Der Meinung der Experten nach sollten alle Männer ab
dem 50. Lebensjahr regelmäßig zur PSA-gestützten
Früherkennung gehen. Sind in Ihrer Familie jedoch bereits Prostatafälle aufgetreten, sollte die Untersuchung
mit dem 45. Lebensjahr beginnen.
Die Entnahme einer Gewebeprobe beeinflusst das
Wachstumsverhalten des Tumors nicht. Sie führt
demzufolge auch keinen Übergang des latenten in
ein bedrohliches Karzinom herbei.
60
50
40
30
20
Je höher der PSA-Wert liegt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Prostatakarzinom vorliegt.
Zu Beginn einer Krebserkrankung der Prostata treten keine Warnzeichen auf. Im fortgeschrittenen
Stadium stellen sich folgende Symptome ein:
● Beschwerden beim Wasserlassen;
● Blutbeimengung im Urin;
● Rückenschmerzen.
Da aber auch andere Ursachen dafür verantwortlich
sein können, dass der PSA-Wert erhöht ist – zum Beispiel eine Entzündung der Prostata (Prostatitis) –, sollte
jeder Mann, bei dem der Wert über 3 - 4 liegt, mit seinem Arzt über die Vor- und Nachteile einer Gewebeentnahme aus der Prostata (Biopsie) diskutieren.
Die Chancen einer Heilung bei frühzeitiger Erkrankung
eines Prostatakarzinoms sind sehr hoch – Fachleute
rechnen bei optimaler Behandlung mit einer normalen
Lebenserwartung. Bedauerlicherweise nutzen noch immer viel zu wenig Männer diese Chance.
10
PSA ng/ml
0
2
3
4
5
6
7
8
9
10
>10
77
Regelmäßig zur
PSA-Früherkennung
78 KREBS – WER IST GEF HRDET?
Ä
Rachen- und Kehlkopfkrebs
Hauptrisikofaktoren
Rauchen und Alkohol
Es wird daher dringend empfohlen, die vorgeschriebenen technischen und medizinischen Arbeitsschutzvorschriften einzuhalten.
Am häufigsten tritt Rachen- und Kehlkopfkrebs jenseits
des fünften Lebensjahrzehnts auf, doch sind gerade in
den letzten Jahren zunehmend auch jüngere Menschen
davon betroffen.
Heilen chronische Entzündungen nicht aus, begünstigt
dies die Entstehung von Krebs, wenn Zigarettenrauch
und Alkohol mit ihren krebsfördernden Substanzen hinzutreten, aber:
Wie bei den meisten Krebsarten ist die eigentliche Ursache von Krebs im Rachen- und Kehlkopfbereich noch
nicht gesichert. Doch wissen wir heute, dass mehrere
Faktoren zur Entstehung von Rachen- und Kehlkopfkrebs
beitragen. Hauptursachen sind Rauchen und Alkohol. Daher sind besonders Raucher über 35 Jahre sowie starke
Trinker von diesen Krebsarten bedroht.
Durchaus nicht jeder Mensch, der durch diese Risiken
gefährdet ist, erkrankt an Kehlkopfkrebs. Jeder, auf
den einzelne oder mehrere Merkmale zutreffen, sollte
jedoch wissen, dass sein persönliches Risiko, daran
zu erkranken, deutlich erhöht ist.
●
●
●
wenn Sie regelmäßig und viel rauchen und früh damit
begonnen haben,
wenn Sie regelmäßig – besonders in Verbindung mit
Nikotin – größere Mengen Alkohol zu sich nehmen,
wenn der Arzt bei Ihnen das Vorstadium einer Krebserkrankung, eine so genannte Dysplasie, bereits festgestellt hat.
Die Gefährdung am Arbeitsplatz durch das Einatmen
krebserzeugender Dämpfe und Gase spielt heute nur
noch eine untergeordnete Rolle. Zu den wichtigsten
79
Schadstoffen, die Rachen- und Kehlkopfkrebs hervorrufen können, zählen Asbest, Arsen, Nickel und Chrom
sowie Benzpyrene. Die Einwirkung muss jedoch über
lange Jahre in einer hohen Konzentration erfolgen.
In den letzten zehn Jahren haben Krebserkrankungen im
Mundhöhlen-, Rachen- und Kehlkopfbereich in der Bundesrepublik deutlich zugenommen: Die Zahl der Neuerkrankungen beträgt jährlich mehr als 13.700.
Für Sie besteht ein Risiko, an Rachen- und
Kehlkopfkrebs zu erkranken,
Nur langjähriger
intensiver Kontakt
gefährlich
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Wie bei anderen Krebsarten so gibt es auch bei Rachenund Kehlkopfkrebs Warnsignale für die Erkrankung. Wer
einer Risikogruppe angehört, sollte ganz besonders auf
solche Warnzeichen achten und gegebenenfalls nicht
zögern, einen Arzt aufzusuchen.
Ein Arztbesuch ist vor allem bei folgenden Beschwerden dringend angeraten:
● Schluckbeschwerden;
● ein Fremdkörper- und Kloßgefühl im Hals;
● ins Ohr ausstrahlende Schmerzen;
● Husten, manchmal mit Blutauswurf verbunden;
● Heiserkeit;
● Schmerzen oder Kratzen im Hals;
● Knotenbildung am Hals.
Chronische Schleimhautentzündungen
nicht verharmlosen
80 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Ä
Die angegebenen Symptome sind jedoch nicht nur für
Krebs charakteristisch. Sie können auch bei Entzündungen und anderen Erkrankungen auftreten. Andererseits
kann aber ein Tumor in Rachen und Kehlkopf heranwachsen, ohne dass er sich durch Warnzeichen bemerkbar
macht.
Warnzeichen
ernst nehmen
Treten Warnzeichen auf, werden diese häufig bagatellisiert, fehlinterpretiert oder verdrängt. Der klinische Alltag
zeigt, dass zahlreiche Patienten erst dann ihren Arzt aufsuchen, wenn der Tumor so groß geworden ist, dass sie
nicht mehr schlucken oder atmen können. Lassen Sie es
nicht so weit kommen.
Wenn die oben angeführten Symptome bestehen und
nach drei Wochen trotz Behandlung nicht abgeklungen
sind, ist eine Klärung durch den Hals-Nasen-Ohrenarzt
unbedingt notwendig.
In den allermeisten Fällen wird sich ergeben, dass es
sich nicht um Kehlkopfkrebs handelt. Doch kann diese
Gewissheit nur der Arzt geben.
Rechtzeitig behandelter Kehlkopfkrebs kann heute
in über 90 Prozent der Fälle geheilt werden, ohne
dass der Kehlkopf entfernt werden muss. Der Arztbesuch sollte deshalb nicht verschoben werden. Im
Ernstfall könnte andernfalls wertvolle Zeit verlorengehen.
81
Schilddrüsenkrebs
Das Schilddrüsenkarzinom ist selten und macht nur ein
Prozent aller bösartigen Neubildungen aus; jährlich erkranken etwa 4.500 Menschen daran. Grundsätzlich kann
es in jedem Alter auftreten, erreicht aber einen ersten
Gipfel zwischen dem 4. und 5. Lebensjahrzehnt. Frauen
sind etwa dreimal so häufig betroffen wie Männer. Da für
die meisten Schilddrüsenkarzinome (abhängig vom Gewebetyp) bei rechtzeitiger Erkennung ausgesprochen
gute Heilungschancen bestehen, ist es besonders wichtig, die Erscheinungsbilder dieser Erkrankung zu kennen.
Die Ursachen für die Entstehung von Schilddrüsenkrebs
sind bisher nicht eindeutig geklärt. Man kennt jedoch bestimmte Faktoren, die das Erkrankungsrisiko erhöhen –
zum Beispiel Röntgenbestrahlungen im Halsbereich
während des Kindes- und Jugendalters. Die Struma, eine
gutartige Vergrößerung der Schilddrüse, auch Kropf genannt, stellt zunächst keinen Risikofaktor für die Entwicklung eines Schilddrüsenkarzinoms dar. Besteht ein Kropf
jedoch über einen längeren Zeitraum, kann dies zu Veränderungen des Schilddrüsengewebes oder zur Bildung
von Knoten führen.
Im Zusammenhang mit bösartigen Schilddrüsenerkrankungen sind vor allem die so genannten kalten Knoten
von Interesse. Hierbei handelt es sich um knotige Bereiche in der Schilddrüse, in denen nur wenig Hormone produziert werden (hormoninaktive Areale).
Diese Knoten können im Laufe der Jahre bösartig
werden, weshalb regelmäßige jährliche Kontrollen
erfolgen sollten.
Mehr Frauen als
Männer betroffen
Früherkennung
bietet große
Heilungschancen
Risikofaktor
Röntgenbestrahlungen
„Kalte Knoten”
82 KREBS – WER IST GEF HRDET?
Ä
Auch beim Schilddrüsenkrebs gibt es Tumorformen, die
familiär vererbt werden können. Hierzu gehört vor allem
das so genannte medulläre Karzinom (MTC). Zirca 70 Prozent der Menschen, die daran erkranken, sind nicht erblich vorbelastet; bei immerhin 30 Prozent handelt es sich
jedoch um eine familiäre Veranlagung.
Bei der familiären Form liegt häufig zusätzlich das MEN
2-Syndrom vor (MEN = multiple endokrine Neoplasie).
Bei dieser Erbkrankheit handelt es sich um eine meist
gutartige Erkrankung des Nebennierenmarks (Phaeochromozytom) und der Nebenschilddrüsen.
Für Sie besteht ein Risiko, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken,
●
●
●
Beobachten Sie Ihren
Körper
wenn Sie als Kind oder Jugendlicher Röntgenbestrahlungen im Halsbereich bekommen haben,
wenn in Ihrer Familie bereits Fälle von Schilddrüsenkrebs aufgetreten sind, besonders wenn zusätzlich
eine meist gutartige Erkrankung des Nebennierenmarks, das Phaeochromozytom, vorliegt,
wenn der Arzt in Ihrer Schilddrüse kalte Knoten festgestellt hat.
Wie bei allen Krebsarten so gilt auch bei Schilddrüsenkrebs der Grundsatz: Je früher die Tumorerkrankung festgestellt und behandelt wird, desto größer sind die Heilungschancen. Bei der Früherkennung des Schilddrüsenkarzinoms sind zunächst einmal Sie selbst gefragt: Beobachten Sie Ihren Körper auf bestimmte Symptome hin.
Diese Selbstbeobachtung ist vor allem dann von Bedeutung, wenn bei Ihnen bereits eine Schilddrüsenvergrößerung festgestellt wurde. Treten dann neue Symptome
wie schnelles Wachstum des Knotens oder Lymphkno-
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
83
tenvergrößerungen auf, sollten Sie unverzüglich einen
Arzt aufsuchen.
Bei den seltenen vererbbaren Tumoren kann durch
gezielte Untersuchung der gefährdeten Familienmitglieder die Diagnose bei den wirklich Erkrankten in
einem so frühen Stadium gestellt werden, dass in
den meisten Fällen durch eine Operation ausgezeichnete Heilungsaussichten bestehen.
Bei Erwachsenen, die im Kindes- oder Jugendalter eine
Halsbestrahlung wegen einer anderen Erkrankung erhalten hatten, kann ein Tumor in der Schilddrüse nach einem Zeitraum (Latenz) von meist zehn und mehr Jahren
auftreten. Früherkennung heißt hier vor allem „daran
denken”: Der Betroffene sollte sich bei seinem Arzt
regelmäßig Tastuntersuchungen des Halses und einmal
im Jahr einer Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse
unterziehen.
In Familien mit familiärem medullären Schilddrüsenkarzinom (MTC) oder bekanntem MEN 2-Syndrom können
Früherkennung und -behandlung des MTC zu einem Zeitpunkt, zu dem noch keine Krankheitssymptome aufgetreten sind (asymptomatisches Stadium), die Voraussetzungen für bestmögliche Heilungsaussichten schaffen.
Für die Früherkennung des medullären Schilddrüsenkarzinoms stehen mehrere Tests, darunter auch eine genetische Untersuchung zur Verfügung. Dadurch werden mit
hoher Sicherheit (nahezu 100 Prozent) diejenigen Familienmitglieder erkannt, die eine entsprechende Veränderung in ihren Erbanlagen tragen und somit als gefährdet
angesehen werden müssen, ein medulläres Schilddrüsenkarzinom zu entwickeln. Gleichzeitig ermöglicht dieser Test, nicht Gefährdete aus der weiteren Kontrolle zu
entlassen.
Regelmäßige
Kontrollen
Früherkennung
familiärer Schilddrüsentumoren
Gefährdete Familienmitglieder werden
sicher erkannt
84 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Ä
Im Vorstadium der familiären Krebserkrankung des
MTC, der so genannten C-Zellhyperplasie (CCH), besteht durch die vollständige Entfernung der Schilddrüse eine hundertprozentige Heilungschance.
Die Symptome des Schilddrüsenkarzinoms erklären sich
aus der anatomischen Lage des Organs im Halsbereich,
der engen Beziehung zu Luft- und Speiseröhre und zu
den Nerven der inneren Kehlkopfmuskulatur.
85
Speiseröhrenkrebs
Jedes Jahr erkranken in der Bundesrepublik Deutschland
nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts Berlin etwa
4.200 Menschen neu an Speiseröhrenkrebs; davon sind
3.300 Männer und nur knapp 900 Frauen. Insgesamt ist
die Zahl der Neuerkrankungen an Speiseröhrenkrebs
(Ösophaguskarzinom) in den letzten Jahren gestiegen.
Ein Arztbesuch ist vor allem bei folgenden Beschwerden dringend angeraten:
● Druckgefühl im Halsbereich;
● Luftnot;
● Schluckbeschwerden;
● Hustenreiz;
● Tastbar und sichtbar vergrößerte Lymphknoten
im Halsbereich;
● Heiserkeit.
Grundsätzlich kann man Speiseröhrenkrebs in der feingeweblichen Untersuchung in zwei unterschiedliche Formen aufteilen: in die Plattenepithelkarzinome und in die
Adenokarzinome. Die zuerst genannten machen etwa
zwei Drittel aller Geschwülste der Speiseröhre aus. Sie
haben ihren Ursprung in den Deckzellen (Epithelien) der
Speiseröhrenschleimhaut und sind in ihrer Häufigkeit
eher rückläufig. Die Plattenepithelkarzinome verteilen
sich über die ganze Speiseröhre und können auch im
Halsbereich auftreten.
Wachsamkeit ist immer geboten, wenn ein Kropf innerhalb von wenigen Wochen und Monaten entsteht, sich
derb und hart anfühlt, wenn ein lange bestehender Kropf
plötzlich wieder wächst und einzelne Bezirke oder Knoten derber werden oder wenn Lymphknotenvergrößerungen im Halsbereich auftreten.
Trotz intensiver Forschungen ist es bisher nicht gelungen, eindeutige Ursachen für die Entstehung dieser
Krebsart aufzudecken. Es konnte jedoch ein klarer Zusammenhang zwischen Plattenepithelkarzinomen und einem erhöhten Alkohol- und Nikotinkonsum nachgewiesen werden.
Wenn Sie diese Symptome an sich bemerken, sollten
Sie sofort ärztlichen Rat suchen, denn ein frühzeitig
erkanntes Schilddrüsenkarzinom hat sehr gute
Heilungschancen.
Als besonders risikoreich hat sich die Kombination
beider Faktoren erwiesen: Etwa 75 Prozent aller
Plattenepithelkarzinome sind auf die Einwirkung von
Alkohol und Nikotin zurückzuführen.
Für das Adenokarzinom, das das weitere Drittel der Speiseröhrenkarzinome ausmacht, konnte dieser Zusammenhang nicht so eindeutig aufgezeigt werden. Bei dieser
Verschiedene Formen
von Speiseröhrenkrebs
Risikofaktoren
Alkohol und Nikotin
86 KREBS – WER IST GEF HRDET?
Ä
Risikofaktor
Säurerückfluss
Krebsart liegt die Ursache vielmehr im Wesentlichen in
einem gesteigerten Säure- und Gallerückfluss (Reflux)
aus dem Magen, der mit Sodbrennen einhergehen kann.
Dieser Reflux verursacht über Jahre hinweg eine Zerstörung der Plattenepithelzellen im Bereich der unteren
Speiseröhre. Der Körper ersetzt in der Folge die zerstörten Zellen durch die weniger säureempfindliche Magenschleimhaut (Zylinderepithel).
Durch diese Zellveränderung entsteht eine innen verkürzte Speiseröhre, der so genannte Endobrachyösophagus oder auch Barrett-Ösophagus, benannt nach dem
englischen Chirurgen Norman R. Barrett, der diese Veränderung zum ersten Mal beschrieb.
Zellveränderungen
sind Vorstufe für
Speiseröhrenkrebs
Es ist heute wissenschaftlich anerkannt, dass diese refluxbedingten Zellveränderungen in der unteren Speiseröhre eine Vorstufe (Präkanzerose) für den Speiseröhrenkrebs darstellen. Patienten mit Endobrachyösophagus haben ein etwa 50-fach höheres Risiko, Speiseröhrenkrebs
zu entwickeln, als Patienten ohne diesen Zellumbau.
Für Sie besteht ein Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken,
●
●
●
●
●
wenn Sie rauchen,
wenn Sie verstärkt Alkohol – vor allem in hochprozentiger Form – trinken. Besonders schädlich ist die Kombination von Alkohol- und Nikotinkonsum,
wenn Sie unter einem gesteigerten Säure- und Gallerückfluss (Reflux) aus dem Magen leiden, der oft mit
Sodbrennen einhergeht,
wenn Sie refluxbedingt eine innen verkürzte Speiseröhre (Endobrachyösophagus/Barrett-Ösophagus)
haben,
wenn Sie an Übergewicht leiden.
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
87
Das Adenokarzinom der Speiseröhre ist insofern von aktueller Bedeutung, als es zur Zeit die höchste Zuwachsrate aller bösartigen Tumoren aufweist. Aufgrund der
Entstehungsursache – Reflux – liegt die Schlussfolgerung
nahe, dass zunehmend mehr Menschen unter Säurerückfluss aus dem Magen mit Sodbrennen leiden, und hier
drängt sich wiederum die Frage nach den Ursachen auf.
Es gibt Hinweise, dass übergewichtige Menschen – insbesondere die, deren Übergewicht im Bauchbereich angesiedelt ist – häufiger unter Sodbrennen leiden als normalgewichtige.
Erkrankungsrate steigt
Eine Verbindung zwischen Übergewicht und Adenokarzinomen der Speiseröhre lässt sich auch aus der Zusammensetzung der Ernährung ableiten: Ein hoher Fettkonsum begünstigt den Säurerückfluss, und auch eine an
Gemüsen und Früchten und dementsprechend an Vitaminen arme Ernährung kommt als möglicher Risikofaktor
für die Entstehung von Speiseröhrenkrebs in Betracht.
Risikofaktor
Übergewicht
Umfangreiche Informationen zur Krebsprävention durch
gesunde Ernährung enthält die Broschüre „Gesunden
Appetit! – Präventionsratgeber 2” der Deutschen Krebshilfe (Bestelladresse Seite 92).
Da alle aufgenommene Nahrung die Speiseröhre passieren muss, sind Schluckbeschwerden (Dysphagie) das
häufigste Warnsignal bei Speiseröhrenkrebs. Anfangs
treten diese Beschwerden nur beim Schlucken fester
Nahrung auf, später stellen sie sich auch bei weicher und
flüssiger Nahrung ein.
Anhaltende Schluckbeschwerden sind ein ernstes
Symptom und müssen immer abgeklärt werden.
Schluckbeschwerden
88 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Ä
Ein Arztbesuch ist vor allem bei folgenden Beschwerden dringend angeraten:
● ungewöhnliches Würgen beim Schlucken von
Speisen, die normalerweise problemlos heruntergeschluckt werden
● schmerzhafte Krämpfe der Speiseröhre
● häufige „Verdauungsstörungen” nach den Mahlzeiten
● Sodbrennen (Reflux)
● Gewichtsverlust, Schmerzen und Heiserkeit als
Spätsymptome
Achten Sie in Ihrem eigenen Interesse auf derartige
Warnsignale und nehmen Sie diese ernst. Eine frühe
Diagnose ist für eine erfolgreiche Behandlung der
Krankheit lebenswichtig.
Bei Risikopatienten
sind jährliche Spiegelungen notwendig
In frühen Stadien kann der Speiseröhrenkrebs meist
durch Operation entfernt und damit geheilt werden. Leider gibt es noch keinen einfachen Test zur Früherkennung. Ist aber ein Barrett-Ösophagus bekannt, sind jährliche Speiseröhren-/Magenspiegelungen notwendig, um
Veränderungen der Speiseröhrenschleimhaut rechtzeitig
zu erfassen und zu behandeln.
Vorsorge à la Karte
Krebs ist grundsätzlich heilbar, wenn er frühzeitig erkannt
wird. Ein Blick in die Statistik bestätigt, wie richtig diese
Aussage ist: Früh erkannt, ist Brustkrebs bis zu 90 Prozent, Hautkrebs in über 90 Prozent, Gebärmutterhals-,
Prostata- und Hodenkrebs in über 80 Prozent und Darmkrebs in bis zu 85 Prozent der Fälle heilbar.
Deshalb ist es so wichtig, sich regelmäßig untersuchen zu lassen.
In Deutschland gewähren die gesetzlichen Krankenkassen folgende Krebsfrüherkennungsuntersuchungen:
Frauen einmal jährlich für Krebserkrankungen
des Genitals
ab dem 20. Lebensjahr
zusätzlich Brust
ab dem 30. Lebensjahr
Haut
ab dem 30. Lebensjahr *
Darüber hinaus haben Frauen zwischen 50 und 69
Jahren alle zwei Jahre Anspruch auf eine Mammographie.
Männer einmal jährlich für Krebserkrankungen
der Prostata
ab 45. Lebensjahr
der Haut
ab dem 45. Lebensjahr *
Für Darmkrebs hat der Gesetzgeber die Früherkennungsuntersuchungen im Oktober 2002 neu
geregelt:
● Vom 50. bis 55. Lebensjahr einmal jährlich ein
Test auf verborgenes Blut im Stuhl.
* in Kombination mit anderen Früherkennungsuntersuchungen: Frage nach auffälligen Hautveränderungen
89
90 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Ä
●
●
●
●
Im 56. Lebensjahr Angebot einer ersten Darmspiegelung (Koloskopie).
Angebot einer zweiten Darmspiegelung frühestens zehn Jahre nach der ersten Untersuchung.
Für diejenigen Versicherten, die die Darmspiegelung nicht in Anspruch nehmen wollen oder können: Angebot eines zweijährlichen StuhlblutTests ab dem 56. Lebensjahr.
Neu ist auch, das der Stuhlblut-Test unabhängig
von einer anderen Krebsfrüherkennungsuntersuchung wahrgenommen werden kann.
Diejenigen, die die Darmspiegelung im 56. Lebensjahr in
Anspruch genommen haben und bei denen kein Darmkrebs festgestellt wurde, können zehn Jahre lang ohne
weitere Untersuchung hinreichend sicher sein, dass sie
nicht von dieser heimtückischen Krankheit betroffen
sind, denn das Tumorwachstum ist bei Darmkrebs sehr
langsam.
Leider ist es bisher noch immer so, dass die meisten
Krebskranken zu spät zum Arzt kommen. Diese Verschleppungszeiten drastisch zu reduzieren, liegt im ureigensten Interesse eines jeden von uns. Denn nur wenn
dies gelingt, können die Fortschritte, die die Krebsmedizin in vielen Bereichen gemacht hat, auch voll genutzt
werden.
Der eindringliche und ernsthafte Appell an jeden, der
zur Teilnahme berechtigt ist, kann daher nur lauten:
Überwinden Sie eventuelle Hemmungen, die sie
vielleicht bisher noch davon abgehalten haben, sich
an diesen oft lebensrettenden Tests zu beteiligen.
Gehen Sie jährlich einmal zur Krebsfrüherkennungsuntersuchung!
91
Wo können Sie
Informationen und Rat
erhalten?
Rasche und kompetente Hilfestellung, Unterstützung
und Beratung erhalten Krebspatienten und ihre Angehörigen bei der Deutschen Krebshilfe. Selbstverständlich
kostenlos.
Die Deutsche Krebshilfe verfügt über eine umfangreiche
Dokumentation von aktuellen, detaillierten Adressen, auf
die Krebskranke und ihre Angehörigen zurückgreifen können. Bei medizinischen Fragen geben wir Ihnen zum Beispiel die Adressen von Tumorzentren oder onkologischen
Schwerpunktkrankenhäusern in Ihrer Nähe, an die Sie
sich vertrauensvoll wenden können. Auch die Auskunft,
wo sich an Ihrem Wohnort die nächstgelegene Beratungsstelle oder Selbsthilfegruppe befindet, erhalten Sie
bei uns. Adressen von Fachkliniken und Kliniken für
Krebsnachsorgekuren liegen uns ebenfalls vor.
Adressen und
Informationsmaterial
Ebenso verfügen wir über die Anschriften der in der
Bundesrepublik eingerichteten und zum Teil von der
Deutschen Krebshilfe geförderten Palliativstationen. Bei
Fragen zum Thema Schmerz stehen Ihnen dort besonders kompetente Ansprechpartner zur Verfügung.
Bei der Bewältigung von sozialen Problemen hilft die
Deutsche Krebshilfe denjenigen Krebspatienten, die
durch ihre Erkrankung in eine finanzielle Notlage geraten
sind. Der Härtefonds der Deutschen Krebshilfe gewährt
Krebspatienten unter bestimmten Voraussetzungen eine
einmalige finanzielle Unterstützung. Auch wenn Sie
Hilfe bei finanziellen
Problemen
92 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Ä
Schwierigkeiten im Umgang mit Behörden, Versicherungen und anderen Institutionen haben, helfen und vermitteln wir im Rahmen unserer Möglichkeiten.
Internetadresse
Darüber hinaus bietet die Deutsche Krebshilfe zahlreiche
Broschüren und einige Videos an, in denen Diagnostik,
Therapie und Nachsorge einzelner Krebsarten erläutert
werden. Für Angehörige Krebskranker gibt es eine Broschüre mit Informationen, Hinweisen und Gesprächshilfen: „Hilfen für Angehörige – Die blauen Ratgeber 42”.
Benutzer des Internets können die Hefte unter der
Adresse „www.krebshilfe.de“ aufrufen und lesen beziehungsweise per Computer bestellen.
Deutsche Krebshilfe e.V.
Thomas-Mann-Str. 40
53111 Bonn
Postfach 1467
53004 Bonn
Telefon: (Mo bis Do 9 - 16 Uhr, Fr 9 - 15 Uhr)
Zentrale:
02 28/72 99 0 - 0
Härtefonds:
02 28/72 99 0 - 94
Informationsdienst: 02 28 / 72 99 0 - 95 (Mo bis Fr 8 - 17 Uhr)
Telefax:
02 28 / 72 99 0 - 11
E-Mail:
[email protected]
Raucher-Hotline
Seit Juli 2003 haben krebskranke Raucher in Deutschland
zum ersten Mal die Möglichkeit, auf ein speziell für sie
entwickeltes Angebot zur Tabakentwöhnung zurückzugreifen: Die Raucher-Hotline. Hier erhalten Sie Hilfe und
Unterstützung von erfahrenen Experten. Das Angebot
umfasst intensive Gespräche sowie, wenn gewünscht,
Rückrufe in regelmäßigen Abständen, um sie vor dem
Rückfall in die Sucht zu schützen. Diese Hotline ist ein
Gemeinschaftsprojekt der Deutschen Krebshilfe und des
Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ).
Telefon: 0 62 21/ 42 42 24 (Mo bis Fr 15 - 19 Uhr)
Die im Jahr 1992 von der Deutschen Krebshilfe gegründete Dr. Mildred Scheel Akademie für Forschung und Bildung ist eine Weiterbildungsstätte für alle diejenigen, die
tagtäglich mit der Krankheit Krebs konfrontiert werden.
Das Programmangebot der Akademie ist sehr vielseitig
und richtet sich sowohl an Krebskranke und ihre Angehörigen, an Leiter und Mitglieder von Krebs-Selbsthilfegruppen, an hauptamtliche Mitarbeiter aller Berufsgruppen und Institutionen, die in der Behandlung, Pflege und
Betreuung Krebskranker tätig sind, als auch an ehrenamtliche Helfer, Medizinstudenten und interessierte Bürger.
93
Dr. Mildred Scheel
Akademie
Die Akademie ist im Dr. Mildred Scheel Haus auf dem
Gelände der Kölner Universitätskliniken beheimatet, das
außerdem eine Palliativstation für schwerstkranke Krebspatienten, einen Hausbetreuungsdienst und eine
Schmerzambulanz beherbergt.
Wenn Sie sich für das Veranstaltungsangebot der Dr.
Mildred Scheel Akademie interessieren, können Sie das
ausführliche Seminarprogramm anfordern:
Dr. Mildred Scheel Akademie
für Forschung und Bildung gGmbH
Kerpener Str. 62 · 50924 Köln
Telefon: 02 21/ 94 40 49 - 0
Telefax: 02 21/ 94 40 49 - 44
E-Mail: [email protected]
Internet: www.mildred-scheel-akademie.de
Deutsche Krebsgesellschaft e.V.
Steinlestr. 6 · 60596 Frankfurt/M.
Telefon: 0 69 / 63 00 96 - 0
Telefax: 0 69 / 63 00 96 - 66
E-Mail: [email protected]
Internet: www.krebsgesellschaft.de
Weitere nützliche
Adressen
94 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Ä
KID – Krebs-Informations-Dienst des
Deutschen Krebsforschungszentrums
Telefon: 0 62 21/ 41 01 21
Internet: www.krebsinformation.de
Informationen im Internet
In rasch zunehmendem Ausmaß wird das Internet von
Betroffenen und Angehörigen als Informationsquelle genutzt. Das Internet stellt dabei eine unerschöpfliche
Quelle von Informationen dar, es ist jedoch auch ein ungeschützter Raum. Deshalb müssen bei seiner Nutzung,
insbesondere wenn es um Informationen zur Behandlung
von Tumorerkrankungen geht, gewisse (Qualitäts-)Kriterien angelegt werden:
Qualitätskriterien für
Internetseiten
1. Verfasser einer Internetseite müssen mit Namen,
Position und verantwortlicher Institution eindeutig
kenntlich sein.
2. Wenn Forschungsergebnisse zitiert werden, muss die
Quelle der Daten (zum Beispiel eine wissenschaftliche
Fachzeitschrift) angegeben sein und (idealerweise
über einen Link) aufgesucht beziehungsweise überprüft werden können.
3. Ein materielles Interesse, zum Beispiel eine finanzielle
Unterstützung der Internetseite, muss kenntlich gemacht sein.
4. Das Datum der Erstellung einer Internetseite und ihre
letzte Aktualisierung müssen ausgewiesen sein.
Es gibt sehr nützliche medizinische Internetseiten zum
Thema Krebs, die auch für Betroffene und Angehörige
zugänglich sind und allgemein verständliche Infomationen bieten.
www.meb.uni-bonn.de/cancernet/deutsch
(Informationen des US-amerikanischen Cancernet auf
Deutsch)
www.studien.de
(Therapiestudienregister der Deutschen Krebsgesellschaft)
www.krebsinfo.de
(Informationen des Tumorzentrums München)
www.gesundheit-aktuell.de/linkseiten.85.0.html
(Online-Gesundheitsratgeber mit zahlreichen weiterführenden Internetadressen)
www.cancer.org
(Adresse der American Cancer Society, aktuelle, umfangreiche Informationen zu einzelnen Krebsarten und ihren
Behandlungsmöglichkeiten. Nur in englischer Sprache.)
www.cancer.gov/cancerinfo
(Seite des amerikanischen National Cancer Institute.
Auch hier gibt es aktuelle Informationen zu einzelnen
Krebsarten. Nur in englischer Sprache.)
Über Suchmaschinen innerhalb dieser Websites lassen
sich auch sehr rasch Fragen zu Therapiestudien beantworten. Insbesondere die Liste der Therapiestudien des
US-amerikanischen National Cancer Institutes (NCI) ist
sehr umfangreich und vermittelt einen Überblick über
Substanzen, die in der klinischen Erprobung sind.
Informationen über eine psycho-soziale Beratung finden
Sie auf folgenden Seiten:
●
●
www.vereinlebenswert.de
www.psychoonkologie.org
●
●
www.psb-zest.de
www.uni-kiel.de
Internetadressen
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96 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Ä
Juristischen Rat in Sachen Medizinrecht gibt es bei der
Stiftung Gesundheit aus Kiel. Sie bietet bundesweit
kostenfreie Erstberatungen bei Konflikten zwischen Patienten und Ärzten sowie bei Problemen mit Ihrer Kranken-, Renten- oder Pflegeversicherung.
●
www.medizinrechts-beratungsnetz.de
Erklärung von Fachausdrücken
akut
plötzlich auftretend, von heftigem und kurzandauerndem Verlauf (im Gegensatz zu ➠ chronisch)
Anämie
Blutarmut
Benzpyren
Nachweissubstanz für etwa 100 Verbindungen (polyzyklische aromatische
Kohlenwasserstoffe, PAK), die zum Beispiel beim Verbrennen von Holz,
Kohle oder Heizöl entstehen und stark krebserregend sind (Teerkrebs).
chronisch
langsam verlaufend, sich langsam entwickelnd (im Gegensatz zu ➠ akut)
Diabetes
Zuckerkrankheit
Enzyme
Eiweißstoffe im menschlichen Körper, die ganz verschiedene Aufgaben
haben. Enzymgemische werden zum Beispiel von der Magen-DarmSchleimhaut, von Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse produziert und dienen der Zerkleinerung beziehungsweise Verarbeitung der Nahrungsstoffe.
Epithelgewebe
ein- oder mehrschichtiger Zellverband, der die innere oder äußere Körperoberfläche bedeckt
Gastroskopie
Betrachtung der Magenschleimhaut durch einen biegsamen Schlauch
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98 KREBS – WER IST GEF HRDET?
Ä
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Gestagen
Hormon der weiblichen Keimdrüse, das der Vorbereitung und Erhaltung der
Schwangerschaft dient
Leukozyten
weiße Blutkörperchen, deren Hauptaufgabe in der Abwehr von Krankheitserregern besteht
Granulozyten
Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die für die eigentliche Infektionsabwehr zuständig sind
lymphatisch
mit Lymphe und Lymphknoten zusammenhängend
Hämocculttest
Test, um im Stuhl verborgenes, nicht sichtbares Blut nachzuweisen
Hormone
Botenstoffe des Körpers, die in spezialisierten Zellen und Geweben hergestellt werden und auf dem Blut- oder Lymphweg ihren Wirkort erreichen
Insulin
Blutzuckersenkendes und Glykogen aufbauendes Hormon, das in „Inseln”
der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Insulin ist lebensnotwendig, um im
Organismus die normale Blutzuckerkonzentration zu erhalten.
Karzinom
Krebsgeschwulst, die von inneren und äußeren Körperoberflächen ausgeht
Kolon
Dickdarm
Kolposkopie
Betrachtung des Muttermundes durch ein Vergrößerungsglas
Leukämien
Bösartige Erkrankung der blutbildenden Organe (unter anderem Knochenmark und Lymphsystem), die für die Bildung der roten und weißen Blutkörperchen verantwortlich sind. Bei Leukämiekranken ist der normale Ablauf
der Zellproduktion gestört: Die Zellen teilen sich unkontrolliert und ungehemmt, sie reifen nicht aus und können ihre eigentliche Funktion nicht übernehmen.
Lymphknoten
Die Lymphknoten sind an zahlreichen Stellen des Körpers (Lymphknotenstationen) Filter für Gewebswasser (Lymphe) einer Körperregion. Die oft
verwendete Bezeichnung Lymphdrüse ist falsch, da die Lymphknoten keinerlei Drüsenfunktion besitzen. Die Lymphknoten sind ein wichtiger Teil des
Immunsystems.
Lymphozyten
Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die bei der Abwehr von Krankheiten und Fremdstoffen mitwirken
Mammographie
Röntgendarstellung der Brustdrüse. Nach wie vor die aussagekräftigste
technische Untersuchung zur Früherkennung, da auch noch nicht tastbare
Tumoren zu erkennen sind. Die endgültige diagnostische Zuordnung einer
Geschwulst ist aber letztlich nur durch die mikroskopische Untersuchung
einer Gewebeprobe möglich.
Mastopathie
Veränderung im Drüsengewebe der Brust, die durch Einwirkung der weiblichen Hormone (Östrogene) beeinflusst wird. Kann zur Bildung von kleinen
Zysten führen.
Metastase
Krankheitsherd, der durch die Verschleppung von krankheitserregendem
Material (Tumorzellen, Bakterien) aus einem ursprünglichen Krankheitsherd
entsteht. Im engeren Sinne ist damit die Metastase eines bösartigen
Tumors gemeint (Fernmetastase: Metastase, die auf dem Blut- oder
Lymphweg übertragen wird und fern des ursprünglichen Tumors ange-
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100 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Ä
troffen wird). Eine Metastasierung kann hämatogen, das heißt über den
Blutweg, oder lymphogen, das heißt mit dem Lymphstrom erfolgen.
Palpation
Tastuntersuchung
Monoblasten
Vorläuferzellen von Monozyten
Polypen
gutartige Wucherungen
Myeloblasten
Vorläuferzellen von Granulozyten
polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe
siehe Benzpyren
myeloisch
die normalerweise im Knochenmark erfolgende Bildung von Granulozyten
betreffend
präklinisch
vorklinisch, vor der klinischen Behandlung
Nitrosamine
stark krebserregende Stoffe, die aus Nitrit beziehungsweise durch Bakterien
verändertes Nitrat und Eiweißabkömmlingen (Amine) entstehen
Östrogen
weibliches Geschlechtshormon, das Zellteilungs- und Wachstumseffekte
am weiblichen Geschlechtsapparat (zum Beispiel Schleimhaut und Muskulatur der Gebärmutter, Brustdrüse) auslöst
palliativ
lindernd. Die palliative Therapie hat besondere Bedeutung, wenn die Heilung
eines Krebspatienten nicht mehr möglich ist. Im medizinischen Bereich
stehen eine intensive Schmerztherapie und die Kontrolle anderer krankheitsbedingter Symptome im Vordergrund.
Pankreas
Bauchspeicheldrüse; sie ist in zweierlei Hinsicht ein lebensnotwendiges
Organ. Zum einen produziert sie täglich ca. 1,5 l Pankreassaft, der in den
Zwölffingerdarm abgegeben wird. Er enthält verschiedene Verdauungsenzyme, die für die Aufschließung der einzelnen Nahrungsbestandteile notwendig sind. Zum anderen produziert die Bauchspeicheldrüse die Hormone
Insulin und Glukagon, die den Blutzuckerspiegel kontrollieren und regeln.
Insulin spielt für den Stoffwechsel der Kohlenhydrate, Fette und Proteine
eine lebenswichtige Rolle.
101
Progesteron
Wichtigstes natürliches Gestagen. Gelbkörperhormon, das in Zusammenwirken mit beziehungsweise nach vorheriger Einwirkung von Östrogenen an
der Regulation nahezu aller weiblichen Fortpflanzungsorgane beteiligt ist.
Prognose
Heilungsaussicht, Voraussicht auf den Krankheitsverlauf
PSA (prostata-spezifisches Antigen)
Eiweiß, das nur in der Prostata gebildet wird. Der PSA-Grenzwert wird heute
mit 4 ng/ml angegeben. Jede Erkrankung der Prostata – gutartig, bösartig
und Entzündungen – kann zu PSA-Erhöhungen führen. Ein PSA-Wert höher
als 4, der zum Beispiel im Rahmen einer Früherkennungsuntersuchung
erhoben wurde, muss als Hinweis auf eine mögliche Krebserkrankung der
Prostata gewertet werden und zu weiteren Untersuchungen führen (vergleiche auch Tumormarker).
Rektoskopie
Spiegelung des Mastdarms; Betrachtung der Mastdarmschleimhaut durch
ein biegsames Rohr mit optischem System
Rektum
Mastdarm; Endstück des Dickdarms
102 KREBS – WER IST GEF HRDET?
Ä
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
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Screening-Untersuchung
(engl. Bildschirm/durchsieben) systematischer Suchtest, Verfahren zur
Reihenuntersuchung
Zyste
ein- oder mehrkammerige, durch eine Kapsel abgeschlossene, sackartige
Geschwulst mit dünn- oder dickflüssigem Inhalt
Sekret
von Zellen abgesonderte Flüssigkeit
Zytostatika
Medikamente, die bevorzugt das Wachstum von Tumorzellen hemmen,
aber in gewissem Ausmaß auch gesunde Zellen schädigen können. Häufig
wird dabei die Zellteilung verhindert.
Stimulation
Anregung
Symptom
Krankheitszeichen
Testosteron
männliches Geschlechtshormon, das in den Hoden produziert wird
Tumor
unkontrolliert wachsende Zellwucherungen, die im gesamten Körper auftreten können
Tumormarker
Stoffe, deren Nachweis oder genauer gesagt erhöhte Konzentration im Blut
einen Zusammenhang mit dem Vorhandensein und/oder dem Verlauf von
bösartigen Tumoren aufweisen kann. Diese Tumormarker sind jedoch nicht
zwangsläufig mit dem Auftreten eines Tumors verbunden und können in geringen Mengen (Normalbereich) auch bei Gesunden vorkommen.
Ultraschalluntersuchung (Sonographie)
Diagnosemethode, bei der Ultraschallwellen durch die Haut in den Körper
eingestrahlt werden, so dass sie an Gewebs- und Organgrenzen zurückgeworfen werden. Die zurückgeworfenen Schallwellen werden von einem
Empfänger aufgenommen und mit Hilfe eines Computers in entsprechende
Bilder umgewandelt. Man kann mit dieser Methode die Aktionen beweglicher Organe (Herz oder Darm) verfolgen. Eine Strahlenbelastung tritt nicht
auf, so dass die Untersuchung bei Bedarf wiederholt werden kann.
104 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Ä
Informieren Sie sich
Informationen zur Krebsvorbeugung und
Krebsfrüherkennung
Informationen für Betroffene und Angehörige
Präventionsratgeber (ISSN 0948-6763)
401 Gesund bleiben – Krebsprävention durch gesunde Lebensweise
402 Gesunden Appetit! – Ernährung
404 Aufatmen – Erfolgreich zum Nichtraucher
405 Hirnverbrannt – Jugendliche und Rauchen
406 Ihr bester Schutzfaktor – Hautkrebs früh erkennen
407 Achtung Sonne! – (Kinder-)Haut schützen
485 Nichtraucher-Aufkleber
486 Nichtraucher-Aufsteller
„Die blauen Ratgeber“ (ISSN 0946-4816)
002 Brustkrebs
003 Gebärmutter- und Eierstockkrebs
004 Krebs im Kindesalter
005 Hautkrebs
006 Darmkrebs
007 Magenkrebs
008 Gehirntumoren
009 Schilddrüsenkrebs
010 Lungenkrebs
011 Rachen- und Kehlkopfkrebs
012 Krebs im Mund-, Kiefer-, Gesichtsbereich
013 Speiseröhrenkrebs
014 Krebs der Bauchspeicheldrüse
015 Krebs der Leber und Gallenwege
017 Prostatakrebs
018 Blasenkrebs
019 Nierenkrebs
020 Leukämie bei Erwachsenen
021 Morbus Hodgkin
022 Plasmozytom – Multiples Myelom
040 Wegweiser zu Sozialleistungen
042 Hilfen für Angehörige
043 TEAMWORK. Die Arzt-Patienten-Beziehung
046 Ernährung bei Krebs
050 Krebsschmerzen wirksam bekämpfen
051 Fatigue – Chronische Müdigkeit bei Krebs
053 Strahlentherapie
057 Palliativmedizin
060 Klinische Studien
Präventionsfaltblätter (ISSN 1613-4591)
430 Ratsam – 10 Regeln gegen den Krebs
431 Vorsorge à la Karte – Krebs-Früherkennung
432 Frühstarter gewinnen! – Prävention bei Kindern
433 Was Frau tun kann – Brustkrebs
434 Es liegt in Ihrer Hand – Selbstuntersuchung der Brust
435 Durch Dünn & Dick – Darmkrebs
436 Sonne ohne Schattenseite – Hautkrebs
440 Appetit auf Gesundheit – Ernährung
441 Endlich Aufatmen! – Nichtrauchen
500 Pass für die Krebs-Früherkennung
Informationen über die Deutsche Krebshilfe
100
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Programm der Dr. Mildred Scheel Akademie
Faltblatt Deutsche Krebshilfe
Geschäftsbericht Deutsche Krebshilfe (ISSN 1436-0934)
Zeitschrift Deutsche Krebshilfe (ISSN 0949-8184)
Faltblatt Deutsche Krebshilfe
Faltblatt Deutsche KinderKrebshilfe
Ihr letzter Wille
105
53111 Bonn
Diese Druckschrift ist nicht zum gewerblichen Vertrieb bestimmt. Nachdruck, Wiedergabe, Vervielfältigung und Verbreitung (gleich welcher Art)
auch von Teilen oder von Abbildungen bedürfen der schriftlichen Genehmigung des Herausgebers.
Deutsche Krebshilfe e.V.
Thomas-Mann-Str. 40
Wie alle Schriften der Deutschen Krebshilfe wird auch diese Broschüre von
namhaften onkologischen Spezialisten auf ihre inhaltliche Richtigkeit überprüft und ständig aktualisiert. Sie richtet sich in erster Linie an medizinische
Laien und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Antwortkarte
200 Video-Bestellschein
Die Angaben werden selbstverständlich vertraulich behandelt.
Ihren Beruf:
* Eine vollständige Übersicht finden Sie im Internet oder in unserem Videobestellschein.
Ihr Geschlecht:
Videos über Diagnose und Behandlung verschiedener Krebsarten*
220 Chemotherapie – Das sollten Sie wissen
221 Stammzelltransplantation
222 Krebsschmerzen
223 Fatigue bei Krebs. Chronische Müdigkeit und Erschöpfung
224 Leben mit Krebs
225 Wunder sind möglich. Unerklärliche Heilungen bei Krebs
Liebe Leserin, lieber Leser,
Die Filme werden gegen eine Schutzgebühr von 10,– Euro abgegeben!
Ihr Alter:
VHS-Videokassetten
Aus statistischen Gründen wüssten wir gern:
107
Bitte beantworten Sie die Fragen auf der Rückseite und
schicken Sie uns das Blatt in einem Umschlag zurück.
Vielen Dank.
Ä
die Deutsche Krebshilfe sieht eine ihrer Hauptaufgaben in der
Information und Aufklärung von Krebsbetroffenen und ihren
Angehörigen. Nachdem Sie diesen blauen Ratgeber gelesen
haben, möchten wir deshalb gern von Ihnen erfahren, ob Ihre
Fragen beantwortet werden konnten und ob Sie zusätzliche
Wünsche haben.
106 KREBS – WER IST GEF HRDET?
01-06/2005
(PLZ) Ort:
Straße:
Name:
❒ nein
Prof. Dr. Dagmar Schipanski
Präsidentin der Deutschen Krebshilfe
die Deutsche Krebshilfe hat in den vergangenen
Jahren mit ihren vielfältigen Aktivitäten Verantwortung
in unserer Gesellschaft übernommen, die beispielgebend ist. Sie hat Forschungen über Krankheitsursachen, Therapie und Diagnose tatkräftig unterstützt
und damit unser Wissen über diese bedrohliche
Krankheit erweitert. Zugleich wurde von der Deutschen
Krebshilfe eine offene Diskussion über die Krankheit
Krebs und aller damit verbundenen Aspekte in der
Öffentlichkeit geführt. Diese Leistungen ließen sich
nur dank der Hilfsbereitschaft vieler Hunderttausender
Menschen verwirklichen, die mit ihrem ehrenamtlichen Einsatz, ihren Spenden, Aktionserlösen und
Mitgliedsbeiträgen unsere Arbeit erst ermöglichen.
Als Präsidentin der Deutschen Krebshilfe möchte
ich mich aus ganzem Herzen in den Dienst der Bekämpfung dieser – noch – unbesiegten Krankheit
stellen. Damit auch künftig beraten, geforscht und
aufgeklärt werden kann, brauchen wir weiterhin
Sie und Ihre wohlwollende Unterstützung der
Deutschen Krebshilfe.
Herzlichen Dank.“
(Dafür benötigen wir Ihre Anschrift!)
der Deutschen Krebshilfe.
im Mildred Scheel Kreis, dem Förderverein
Ich interessiere mich für eine Mitgliedschaft
Deutsche Krebshilfe
Helfen. Forschen. Informieren.
❒
❒ ja
❒ zufriedenstellend ❒ unzureichend
❒ gut
❒ sehr gut
Kannten Sie die Deutsche Krebshilfe bereits?
War(en) die Abbildung(en) hilfreich?
❒ mehr als 4
❒ 2-4
Von wie vielen Personen ist die Broschüre gelesen worden?
❒1
❒ zufriedenstellend ❒ unzureichend
❒ gut
❒ sehr gut
zur Nachsorge
zur Therapieform
Ist der Text allgemeinverständlich?
❒
❒
❒
zur Diagnostik
❒
❒
❒
❒
❒
❒
❒
❒
❒
Sonstige:
❒ Bücherregal im Wartezimmer
❒ Angehörige/Freunde
❒ Internetbestellung
❒ Klinik
❒ Arzt
❒ Selbsthilfegruppe
❒ Hinweis in der Presse
zufriedenstellend
sehr gut
gut
unzureichend
Wo und von wem haben Sie diesen Ratgeber erhalten?
Hat die Broschüre Ihre Fragen beantwortet?
❒ Angehöriger
❒ Betroffener
Sind Sie
Welchen Ratgeber haben Sie gelesen?
❒ Interessierter?
oder haben Sie Wünsche/Anregungen?
Sollte der Ratgeber zusätzliche Informationen enthalten (welche)
Ihre Meinung ist uns wichtig!
„Liebe Leserin, lieber Leser,
• Information und Aufklärung über Krebskrankheiten
und Möglichkeiten der Krebsvorbeugung
• Motivation, die jährlichen kostenlosen Früherkennungsuntersuchungen zu nutzen
• Verbesserungen in der Krebsdiagnostik
• Weiterentwicklungen in der Krebstherapie
• Finanzierung von Krebsforschungsprojekten/-programmen
• Gezielte Bekämpfung der Krebskrankheiten im Kindesalter
• Hilfestellung, Beratung und Unterstützung in
individuellen Notfällen
• Förderung der psycho-sozialen Krebsnachsorge
Die Deutsche Krebshilfe ist für Sie da:
Rufen Sie uns an:
montags bis donnerstags 9 –16 Uhr, freitags 9 –15 Uhr
Zentrale: 02 28 / 72 99 0 - 0, Härtefonds: 02 28 / 72 99 0 - 94
Informationsdienst: 02 28 / 72 99 0 - 95,
montags bis freitags 8 – 17 Uhr
Oder schreiben Sie uns:
Deutsche Krebshilfe, Thomas-Mann-Str. 40, 53111 Bonn
E-Mail: [email protected]
80 KREBS – WER IST GEF HRDET?
KREBS – WER IST GEFÄHRDET?
Ä
Die angegebenen Symptome sind jedoch nicht nur für
Krebs charakteristisch. Sie können auch bei Entzündungen und anderen Erkrankungen auftreten. Andererseits
kann aber ein Tumor in Rachen und Kehlkopf heranwachsen, ohne dass er sich durch Warnzeichen bemerkbar
macht.
Warnzeichen
ernst nehmen
Treten Warnzeichen auf, werden diese häufig bagatellisiert, fehlinterpretiert oder verdrängt. Der klinische Alltag
zeigt, dass zahlreiche Patienten erst dann ihren Arzt aufsuchen, wenn der Tumor so groß geworden ist, dass sie
nicht mehr schlucken oder atmen können. Lassen Sie es
nicht so weit kommen.
Wenn die oben angeführten Symptome bestehen und
nach drei Wochen trotz Behandlung nicht abgeklungen
sind, ist eine Klärung durch den Hals-Nasen-Ohrenarzt
unbedingt notwendig.
In den allermeisten Fällen wird sich ergeben, dass es
sich nicht um Kehlkopfkrebs handelt. Doch kann diese
Gewissheit nur der Arzt geben.
Rechtzeitig behandelter Kehlkopfkrebs kann heute
in über 90 Prozent der Fälle geheilt werden, ohne
dass der Kehlkopf entfernt werden muss. Der Arztbesuch sollte deshalb nicht verschoben werden. Im
Ernstfall könnte andernfalls wertvolle Zeit verlorengehen.
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Schilddrüsenkrebs
Das Schilddrüsenkarzinom ist selten und macht nur ein
Prozent aller bösartigen Neubildungen aus; jährlich erkranken etwa 4.500 Menschen daran. Grundsätzlich kann
es in jedem Alter auftreten, erreicht aber einen ersten
Gipfel zwischen dem 4. und 5. Lebensjahrzehnt. Frauen
sind etwa dreimal so häufig betroffen wie Männer. Da für
die meisten Schilddrüsenkarzinome (abhängig vom Gewebetyp) bei rechtzeitiger Erkennung ausgesprochen
gute Heilungschancen bestehen, ist es besonders wichtig, die Erscheinungsbilder dieser Erkrankung zu kennen.
Die Ursachen für die Entstehung von Schilddrüsenkrebs
sind bisher nicht eindeutig geklärt. Man kennt jedoch bestimmte Faktoren, die das Erkrankungsrisiko erhöhen –
zum Beispiel Röntgenbestrahlungen im Halsbereich
während des Kindes- und Jugendalters. Die Struma, eine
gutartige Vergrößerung der Schilddrüse, auch Kropf genannt, stellt zunächst keinen Risikofaktor für die Entwicklung eines Schilddrüsenkarzinoms dar. Besteht ein Kropf
jedoch über einen längeren Zeitraum, kann dies zu Veränderungen des Schilddrüsengewebes oder zur Bildung
von Knoten führen.
Im Zusammenhang mit bösartigen Schilddrüsenerkrankungen sind vor allem die so genannten kalten Knoten
von Interesse. Hierbei handelt es sich um knotige Bereiche in der Schilddrüse, in denen nur wenig Hormone produziert werden (hormoninaktive Areale).
Diese Knoten können im Laufe der Jahre bösartig
werden, weshalb regelmäßige jährliche Kontrollen
erfolgen sollten.
Mehr Frauen als
Männer betroffen
Früherkennung
bietet große
Heilungschancen
Risikofaktor
Röntgenbestrahlungen
„Kalte Knoten”
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