Infoblatt Vitamin B1 Swiss Forum for Sport Nutrition Juli 2010 Allgemeines und Funktion Verdauung und Aufnahme Vitamin B1 (Thiamin) ist ein wasserlösliches Vitamin das eine wichtige Rolle im Kohlenhydrat- und Proteinstoffwechsel und damit im Energiestoffwechsel einnimmt. Vitamin B1 wird aus normaler Nahrung hauptsächlich im oberen Dünndarm aktiv absorbiert. Werden hohe Dosen in Form von Supplementen aufgenommen wird ein geringer Teil davon zusätzlich passiv aufgenommen, wobei der grösste Teil den Darm aber einfach passiert ohne absorbiert zu werden. Obwohl Thiamin grundsätzlich ein wasserlösliches Vitamin ist gibt es auch fettlösliche Varianten, die hauptsächlich medizinisch eingesetzt werden. Empfohlene Zufuhr In Tabelle 1 ist der DACH Referenzwerte für die tägliche Zufuhr aus dem Deutschsprachigen Raum, sowie der Amerikanischen Referenzwert (DRI) angegeben. Weiter ist der Wert angegeben, der in der Schweiz gemäss Gesetzgebung auf Verpackungen als Referenzwert verwendet werden muss. Referenz Frauen Männer Upper Level* DACH / EFSA 1.1 mg 1.3 mg nicht definiert LM-Gesetz 1.4 mg 1.4 mg DRI 1.1 mg 1.2 mg nicht definiert Tab. 1 Richtwerte für die tägliche Zufuhr an Vitamin B1 für gesunde Erwachsene. DACH: Referenzwerte der Deutschsprachigen Länder * Biser wurde weder durch die European Food Safety Autority (EFSA) noch in Amerika ein Upper Level definiert. LM-Gesetz: Gemäss Schweizer Gesetz festgelegte Tagesdosis DRI: Amerikanischer Referenzwert Vorkommen in der Nahrung Vitamin B1 ist relativ weit verbreitet in tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln. Die wichtigsten Quellen von Vitamin B1 sind Vollkornprodukte und Fleisch. Beim Fleisch hat insbesondere Schweinefleisch einen hohen Gehalt an Vitamin B1. Beim Schälen von Vollkorngetreide geht ein Grossteil von Vitamin B1 verloren, da das Vitamin hauptsächlich in den äusseren Getreideschichten zu finden ist. Durch nachträgliche Vitaminisierung wird der Vitamin B1 Gehalt von weissem Mehl oder Reis aber häufig wieder erhöht. Vitamin B1 Lieferanten mg/100g mg/Portion Bierhefe, getrocknet Weizenkeime Leinsamen Schwein, Filet, roh Rind, Filet, roh Thunfisch Vollkornteigwaren, roh Weissbrot 12 mg 2.0 mg 1.6 mg 1.0 mg 0.1 mg 0.2 mg 0.7 mg <0.1 mg 1.0 mg / 50 g 0.1 mg / 5 g 1.0 mg / 100 g 0.1 mg / 100 g 0.2 mg / 100 g 0.7 mg / 100 g <<0.1 mg / 60 g Mangelerscheinungen In Industrienationen wird die Vitamin B1 Versorgung grundsätzlich als gut erachtet. Der durchschnittliche Konsum liegt meist über dem Referenzwert. Für die Schweiz liegen noch keine genauen Zahlen vor. Der Körper kann zwar die Thiaminausscheidung bei reduzierter Zufuhr vermindern. Weil aber keine effektiven Speicher angelegt werden können, ist bei deutlich ungenügender Aufnahme bereits nach rund zwei Wochen mit ersten unspezifischen Mangelerscheinungen zu rechnen. Das klassische Krankheitsbild eines schweren Vitamin B1 Mangels ist die Beriberi, von der es zwei verschiedene Verlaufsformen gibt (siehe Kasten). Während Vitamin B1 Mangel hautsächlich in Entwicklungsländern zu finden ist, betrifft die Problematik in westlichen Ländern meist Alkoholiker, weil Alkohol die Aufnahme von Vitamin B1 verhindert. Die langfristigen Folgen von Alkoholismus aufs Gehirn werden zumindest teilweise auf den chronischen Vitamin B1 Mangel zurückgeführt. Tab. 2 Vitamin B1 Gehalt von 8 ausgewählten Lebensmitteln. © http://www.sfsn.ethz.ch, Verfasser: Samuel Mettler Version 2.0 Überdosierung Bisher wurde weder ein Upper Level für Vitamin B1 definiert noch wären offensichtliche Nebenwirkungen einer hohen Vitamin B1 Einnahme bekannt. Vitamin B1 wird relativ schnell über die Nieren wieder ausgeschieden. Nebenwirkungen wurden bisher nur bei intravenösen Vitamingaben beobachtet. Weil sehr wenige Daten zu einer Risikoeinschätzung vorhanden sind weisen allerdings sowohl die EFSA wie auch die amerikanischen Experten darauf hin, dass allfällige Risiken auch nicht ausgeschlossen werden können. Situationen mit erhöhtem Bedarf Während Schwangerschaft und Stillphase wird von einem leicht erhöhten Vitamin B1 Bedarf ausgegangen und die Referenzwerte für Frauen sind für diese Situationen auf 1.2 bis 1.4 mg pro Tag erhöht. Es gibt zwar einzelne, teilweise aber widersprüchliche Hinweise, dass der Thiaminbedarf bei erhöhtem Energieumsatz allenfalls leicht erhöht sein könnte. Allerdings wurde bisher kein erhöhter Referenzwert beispielsweise für Sportler definiert. Insbesondere dürfte der erhöhte Energieumsatz, und die damit einhergehende erhöhte Nahrungsmenge, einen allfällig minimal erhöhten Bedarf mehr als kompensieren, so dass die Versorgungslage bei hohem Energieumsatz normalerweise sehr gut ist. Das heisst, wer genügend isst, der wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit genügend Vitamin B1 essen. Die Vitaminanreicherung vieler Lebensmittel und vor allem auch Sportnahrungsmittel versorgt auch Sportler gut mit Vitamin B1. © http://www.sfsn.ethz.ch, Verfasser: Samuel Mettler Beriberi Bei der atrophischen, trockenen oder polyneuritischen Form der Beriberi dominieren Nervenverletzungen. Erhöhte Blutlaktatwerte, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Gewichtsverlust, neurologische Störungen wie Lähmungen, Krämpfe, Konzentrationsschwäche, Reflexstörugen, Angstzustände, sowie Degeneration von Nerven gehören zu den Symptomen. Wenn zur allgemeinen Fehlernährung noch ein ausgeprägter Eiweissmangel dazukommt, kann sich auch die exsudative oder feuchte Beriberi ausprägen, die durch Ödeme (Wassereinlagerungen) in Lunge und Extremitäten, Herzrhythmusstörungen und Herzvergrösserungen gekennzeichnet ist. Version 2.0