Meeresnaturschutz Weltweit erstes Netzwerk von Meeresschutzgebieten auf der Hohen See – OSPARs Meilenstein für den internationalen Meeresnaturschutz Henning von Nordheim und Tim Packeiser Im Rahmen der gemeinsamen Ministerkonferenz der OSPAR- and HELCOM-Kommissionen (2003 in Bremen) hatten sich die Vertragsstaaten darauf geeinigt, bis 2010 ein ökologisch kohärentes Netzwerk von gut gemanagten Meeresschutzgebieten in der Ostsee und im Nordostatlantik zu etablieren. Dies wurde als ein entscheidender und regional koordinierter Beitrag zu dem im Rahmen des Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung (WSSD, 2002 in Johannesburg/Südafrika) vereinbarten Aufbau eines weltweiten Netzwerkes von Meeresschutzgebieten bis 2012 angesehen. Bis zur Ministerkonferenz der OSPAR-Vertragsstaaten im September 2010 (Bergen/Norwegen) bestand das Netzwerk von Meeresschutzgebieten im Nordostatlantik aus 159 Gebieten, welche zusammengenommen eine Fläche von 147.322 km² umfassten. Mit dem Ziel, das Netzwerk von Meeresschutzgebieten auch in die Gebiete jenseits nationaler Rechtssprechung im Nordostatlantik auszuweiten, welche ca. 40 % des OSPAR-Konventionsgebietes darstellen, hatte OSPAR in den vergangenen Jahren eine weltweit federführende Rolle eingenommen hinsichtlich der Etablierung von Schutzgebieten auf der sog. Hohen See. Mit erheblicher Unterstützung meereswissenschaftlicher Institutionen sowie des WWF wurde eine Reihe von ökologisch und biologisch bedeutsamen Meeresgebieten identifiziert, welche die vielfältigen Ökosysteme der Tiefsee im Nordostatlantik repräsentieren. Die daraus resultierenden Schutzgebietsvorschläge wurden 2008-2009 allerdings zum Teil überlagert von Ansprüchen einzelner OSPAR-Vertragsstaaten auf eine Erweiterung ihrer jeweiligen Festlandsockel. Nach langwierigen juristischen Evaluierungen und politischen Verhandlungen einigte sich die Ministerkonferenz der OSPAR-Vertragsstaaten am 24. September 2010 schließlich auf die Ausweisung eines Netzwerkes von sechs Meeresschutzgebieten jenseits nationaler Rechtssprechung im Nordostatlantik. Die Gebiete umfassen insgesamt eine Fläche von 285.000 km² und stellen Seebergkomplexe sowie umfassende Sektionen des Mittelatlantischen Rückens und deren einzigartige Lebensräume und Arten unter Schutz. Während zwei der Gebiete gänzlich jenseits nationaler Rechtsprechung liegen, befinden sich die anderen vier Gebiete auf dem von Portugal beanspruchten Festlandsockel und wurden entsprechend gemeinsam mit Portugal ausgewiesen. Mit dieser weltweit beachteten und für den Meeresnaturschutz historischen Entscheidung der OSPAR-Vertragsstaaten umfasst das OSPAR-Netzwerk von Meeresschutzgebieten zum Ende des Jahres insgesamt 427.000 km² und damit 3,1 % des Nordostatlantiks. Die regionale Zusammenarbeit der OSPAR-Vertragsstaaten bei der Ausweisung von Meeresschutzgebieten im Nordostatlantik jenseits nationaler Jurisdiktion kann als Präzedenzfall auch für andere Meeresregionen und deren Umsetzung des WSSD-Zieles bis 2012 angesehen werden. Anschrift des Vortragenden: Dr. Henning von Nordheim, Wiss. Dir. Fachgebietsleiter „Meeres- und Küstennaturschutz“ Bundesamt für Naturschutz Außenstelle Insel Vilm 18581 Putbus E-Mail: [email protected]