MolCare Consulting | Dr. Bernd Becker | Schulsiedlung 6 | D-93109 Wiesent | Mobil: +49 173 66 79 505 - Tel: +49 9482 9099 036 - Fax: +49 9482 9099 037 - E-Mail: [email protected] cDNA Arrayanalyse LPC-präparierter melanozytärer Zellen Die Vervollständigung des Humanen Genomprojektes [1] eröffnet für die molekulare Medizin neue Aufgaben und stellt mit den Sequenzinformationen fantastische Möglichkeiten zur Verfügung. Die Weiterentwicklung der cDNA-Arraytechnik und der Chiptechnologie bahnen zusammen mit diesen Informationen den Weg für neue Möglichkeiten, die Biologie der Haut zu verstehen. Aufgrund der vielfältigen Funktionen, die die Haut für unseren Körper erfüllt, ist auch ihr Aufbau entsprechend komplex, wie es im Menu „Struktur Hautmodell“ auf dieser Webseite dargestellt ist. Der Vorteil eines Hautmodells im Vergleich mit einer Biopsie aus pathologisch verändertem Gewebe liegt vor allem in der Zahl vitaler Zellen im Hautmodell und der einfachen Verfügbarkeit reproduzierbarer Modelle. Zu diesen wichtigen Vorteilen der Nutzung von Hautmodellen für Sicherheits- und Wirksamkeitstestungen von Substanzen. kommt hinzu, dass Biomoleküle wie Nukleinsäuren (DNA und RNA) und Proteine für die Analytik leicht in ausreichenden Mengen aus den Hautmodellen zu isolieren sind. Es stehen bisher nur wenige pathologisch veränderte Hautmodelle zur Verfügung, weil Hautmodelle in aller Regel aus primären Zellen gesunder Spender hergestellt werden. Allerdings könnte durch aufwendige Kulturbedingungen beispielsweise ein hyperproliferatives Wachstum von Keratinozyten in der Basalzellschicht induziert werden, wie es bei der Entstehung der Psoriasis vorkommt. Ein Vergleich mit psoriatischer Haut bleibt aber künstlich, da bei der Entstehung der Psoriasis auch immunologische Prozesse eine Rolle spielen [2]. Nach wie vor ist die Analyse von Biopsiematerial aus pathologisch verändertem Gewebe wichtig, um pathogenetische Vorgänge zu verstehen. Ich möchte hier deshalb darstellen, wie es mit modernen Techniken der Polymersekettenreaktion (PCR) möglich ist, aus wenigen Nanogramm RNA reproduzierbare Proben für die Hybridisierung eines cDNA Chips oder cDNA Arrays zu synthetisieren. Mit dem „Laser Pressure Catapulting“ (LPC) können aus histologisch gefärbten Kryoschnitten (Hämatoxylin-Eosin/ HE) gezielt einzelne Zellen oder Zellgruppen aus dem Zellverband der Haut herausgeschnitten werden. Dieses geschieht mit einem Laserstrahl, der über ein Mikroskop gesteuert wird. In folgender Abbildung ist das typische mikroskopische Bild bei einer LPC-Sitzung zu sehen: 1/4 Abbildung 1: Schritte bei der Lasermikrodissektion mittels LPC. a: vor Mikrodissektion, b: nach Mikrodissektion, c: nach Katapultieren der melanozytären Zellen. (a) zeigt einen HE gefärbten Kryoschnitt einer Biopsie eines melanozytären Nävus. Die melanozytären Zellen wurden mittels Lasermikrodissektion aus dem Gewebeverband geschnitten (b) und herauskatapultiert (c). Diese Technik ermöglicht beispielsweise die spezifische Charakterisierung der melanozytären Zellen in einem Melanom oder einem melanozytären Nävus. Da aus den mit LPC präparierten Zellen nur wenige Nanogramm RNA isoliert werden können, muss diese in einem darauffolgenden Schritt für die Arrayhybridisierung durch eine PCR Reaktion amplifiziert werden, Methoden, die auf einer Transkription über einen T7-Primer basieren, zeigten zuverlässige und reproduzierbare Ergebnisse bei der Arrayanalyse von neuronalen Zellen und colorektalen Tumoren [3]. Zusammen mit meinen Kollegen konnte ich eine ebenso zuverlässige, schnelle und preisgünstige PCR Methode präsentieren, die die cDNA-Array Hybridisierung mit nur 150 Nanogramm RNA ermöglichte [4]. Bei dieser Technik kombinierten wir die RNA-Isolation aus kontaminationsfrei isolierten Melanozyten mit der Amplifikation der cDNA mittels der Realtime PCR zur Vermeidung von Amplifikationsartefakten [5]. In folgender Abbildung ist der Verlauf der PCR Reaktion unter Kontrolle der PCR Produkte nach 22 Zyklen (A) und 25 Zyklen (B) dargestellt. Abbildung 2: Verlauf der Amplifikation der cDNA. Über den Zykluszahlen ist die in den PCR-Ansätzen akkumulierende Fluoreszenzintensität aufgetragen. Nach 22 Zyklen (A) und 25 Zyklen (B) wurden Proben der PCR aus separaten Ansätzen mit einer Gelektrophorese kontrolliert. Um die Reproduzierbarkeit der von uns angewendeten Methode zu verifizieren, wurden Lasermikrodissektate von Kryoschnitten aus einem Nävus mittels cDNA-Arrayanalyse verglichen. Wie 2/4 oben beschrieben, wurde die RNA aus unterschiedlichen melanozytären Zellnestern desselben Kryoschnitts isoliert und die cDNA über Realtime-PCR amplifiziert. Für die Hybridisierung der cDNA Arrays wurden die PCR-Reaktionen in der linearen Phase der Reaktionsansätze entnommen (Abb. 2 nach 22 Zyklen), radioaktiv markiert und auf cDNA-Arrays hybridisiert. In der folgenden Abbildung ist der Vergleich von zwei cDNA-Arrays dargestellt, die mit cDNA hybridisiert wurden, die aus zwei verschiedenen melanozytären Zellnestern desselben Kryoschnitts eines Nävus präpariert wurden. Abbildung 3: Paarweiser Vergleich der Arrayhybridisierung von zwei Arrays, die mit amplifizierter cDNA hybridisiert wurden, die durch LPC aus zwei melanozytären Zellnestern eines melanozytären Nävus gewonnen wurde. Die Punkte innerhalb der Begrenzungslinie markieren Gene auf dem Array, die nicht reguliert sind (97,8 %) der auf dem Array repräsentierten Gene. 2.2 % der auf den Arrays repräsentierten Gene (jenseits der grünen und roten Begrenzungslinie) scheinen reguliert zu sein, stellen hier aber falsch-positive Regulationen dar, wie mit genspezifischen PCRs überprüft wurde. Mit dieser Methode wurden 22 melanozytäre Läsionen analysiert. Die Genexpressionswerte wurden statistisch analysiert und ein besonders signifikanter Satz von nur vier regulierten Genen ermöglichte die korrekte Klassifizierung der analysierten Fälle entsprechend der klinischen Diagnose. In Abbildung 4 ist das Ergebnis der statistischen Diskriminanzanalyse der untersuchten Fälle dargestellt. 3/4 Abbildung 4: Klassifizierung der untersuchten Fälle durch eine Diskriminanzanalyse. Die erste und zweite Funktion der Diskriminanzwerte sind für jeden Fall gegeneinander aufgetragen. Rote Kreise entsprechen Nävi, grüne Dreiecke malignen Melanomen und blaue Quadrate Melanommetastasen. Die Klassenzentren sind durch entsprechend gefärbte leere Quadrate angezeigt. Die Kombination des LPC ermöglicht die spezifische Isolierung von Zellpopulationen aus HE-gefärbten Kryoschnitten. Die aus den LPC präparierten Zellen isolierte RNA kann nach einem kontrollierten Amplifikationsprozess für die reproduzierbare Hybridisierung von Arrays verwendet werden und ermöglicht die Klassifizierung der untersuchten Läsionen entsprechend der klinischen Diagnose [5]. Literatur 1. Human Genome Consortium., Finishing the euchromatic sequence of the human genome. Nature, 2004. 431(7011): p. 931-45. 2. Bos, J.D. and M.A. De Rie, The pathogenesis of psoriasis: immunological facts and speculations. Immunol Today, 1999. 20(1): p. 40-6. 3. Bertucci, F., et al., Sensitivity issues in DNA array-based expression measurements and performance of nylon microarrays for small samples. Hum Mol Genet, 1999. 8(9): p. 1715-22. 4. Becker, B., et al., Detection of differentially regulated genes in keratinocytes by cDNA array hybridization: Hsp27 and other novel players in response to artificial ultraviolet radiation. J Invest Dermatol, 2001. 116(6): p. 983-8. 5. Becker, B., et al., Discrimination of melanocytic tumors by cDNA array hybridization of tissues prepared by laser pressure catapulting. J Invest Dermatol, 2004. 122(2): p. 361-8. 4/4 Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)