Thermodynamische Berechnung der Ausbreitung von Flammen Studienarbeit vorgelegt von Manuel Torrilhon Institut für Verfahrenstechnik Fachgruppe Thermodynamik Technische Universität Berlin März 1999 ii Inhaltsverzeichnis Einleitung v 1 Phänomene und Begriffe 1 2 Feldgleichungen 5 2.1 Bilanzgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.2 Materialgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.2.1 Zustandsgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.2.2 Spannungen, Wärmeleitung und Diffusion . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.2.3 Massenproduktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.3 3 Die Chapman-Jouguet-Theorie 17 3.1 Das Hugoniot-Diagramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 3.2 Flammen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 3.2.1 Klassifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 3.2.2 Zum Chapman-Jouguet-Punkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 3.2.3 Die Flamme als Verdünnungsstoß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Beispiel: Ozonzerfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 3.3 iii iv INHALTSVERZEICHNIS 4 Einfache Flammen 4.1 4.2 4.3 Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 4.1.1 Chemisches Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 4.1.2 Materialgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 4.1.3 Feldgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 4.1.4 Randbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Ergebnisse und Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 4.2.1 Der grundlegende Mechanismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 4.2.2 Der Flammeneigenwert µ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 4.2.3 Isobare Flammen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 4.2.4 Die Chapman-Jouguet-Flamme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Zur Berechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 4.3.1 Exkurs: Heterokline Orbits . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 4.3.2 Schießverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 4.3.3 Differenzenverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 5 Beispiel einer realistischen Flamme 5.1 29 49 Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 5.1.1 Chemisches Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 5.1.2 Materialgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 5.1.3 Feldgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 5.1.4 Anfangs- und Randbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 5.2 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 5.3 Zur Berechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 5.3.1 Skalenanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 5.3.2 Lagrange-Koordinaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 5.3.3 Linienmethode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Einleitung Flammen bilden Ausbreitungsprozesse in Mischungen von viskosen, wärmeleitenden und diffundierenden Gasen, zwischen denen chemische Reaktionen stattfinden. Viel mehr grundlegende Effekte gibt es in der Thermodynamik von Gasen wohl nicht. Daher rührt ein theoretisches Interesse an der Behandlung von Flammen, in der sich das Zusammenspiel der einzelnen Effekte untersuchen läßt. Flammen bilden außerdem die Grundlage für zahlreiche industrielle Anwendungen, beispielsweise in Verbrennungsmotoren, Triebwerken etc. So kommt es auch zu einem starken technischem Interesse an der Behandlung von Flammen, um eventuell Verbesserungsmöglichkeiten der entsprechenden Anwendungen zu ermitteln. Um es gleich vorweg zu nehmen: In dieser Arbeit werden nicht alle thermodynamischen Effekte berücksichtigt und es kommt auch zu keinem Verweis auf eventuelle technische Anwendungen. Anstoß zur Beschäftigung mit Verbrennungsprozessen war die Idee, mit einer verbesserten Materialtheorie im Sinne der Erweiterten Thermodynamik auch Flammen zu berechnen. Ziel dieser Arbeit ist es, die klassischen Theorien zur Berechnung von Flammen darzustellen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Erarbeitung der numerischen Verfahren, mit denen Flammen berechnet werden können. Erste Ergebnisse für die verbesserte Materialtheorie bietet J.Au in [1] im Falle einer Modellflamme. Die Anwendung entsprechender Theorien auf realistische Flammen steht noch aus. Die Arbeit untergliedert sich in fünf Kapitel. Das erste Kapitel führt in die Phänomenologie von Flammen ein und beschreibt die Experimente, auf die sich die Berechnungen in den nächsten Kapiteln beziehen. Im zweiten Kapitel werden die zur Berechnung von Flammen benötigten Gleichungen bereitgestellt. Die Chapman-Jouguet-Theorie im dritten Kapitel ist eine der ältesten Theorien der Verbrennungsvorgänge. In ihr werden qualitative Aussagen zur Klassifikation von Flammen getroffen. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit einfachen Flammen und stellt die verwendeten Berechnungsmethoden dar. Die Einfachheit der Flammen liegt dabei in der Reduktion der chemischen Reaktionen auf eine einzelne, modellhafte Zerfallsreaktion. In diesem Rahmen werden auch die grundlegenden Mechanismen einer Flamme diskutiert. Als Beispiel einer realistischen Flamme wird im fünften Kapitel der Ozonzerfall berechnet. Der Ozon-Flamme liegt im Gegensatz zu den einfachen Flammen ein detaillierter Reaktionsmechanismus zugrunde. Mit dem in Kapitel fünf vorgestellten Verfahren ist prinzipiell die Möglichkeit gegeben, auch die Flammen beispielsweise der Knallgasreaktion oder der Methanverbrennung zu berechnen. An dieser Stelle möchte ich der gesamten Fachgruppe Thermodynamik meinen Dank für die fantastische Arbeitsatmosphäre aussprechen. Besonderer Dank gilt Jörg Au, der mir immer unterstützend zur Seite stand und mich vor manchen Irrwegen bewahrte, die er durch eigene Rechnungen erst selbst (leidvoll) gegangen war. v vi EINLEITUNG Kapitel 1 Phänomene und Begriffe In diesem Kapitel werden die wesentlichen Aspekte der Phänomenologie von Flammen vorgestellt. Der Großteil davon läßt sich in [24] nachlesen. Außerdem werden im Folgenden die Experimente erläutert, die den Hintergrund für die Berechnungen der nächsten Kapitel bilden. Grundsätzlich lassen sich zwei Typen von Flammen unterscheiden: Diffusionsflammen und vorgemischte Flammen. Der Unterschied liegt in der Art und Weise, wie Brennstoff und Oxidationsmittel in der Flamme vorliegen. In Diffusionsflammen liegen Brennstoff und Oxidationsmittel getrennt vor. Beispiele für Diffusionsflammen sind ein brennendes Stück Holz, eine Kerzenflamme oder ein Benzintropfen, der in Luft verbrennt. In allen Beispielen liegt der Brennstoff und das Oxidationsmittel in unvermischter Form vor und die Verbrennung beschränkt sich auf den Bereich des unmittelbaren Kontaktes zwischen ihnen. In dieser Kontakt-Zone kommt es zu chemischen Reaktionen und es entsteht eine Flamme. Die Reaktionsprodukte diffundieren ihrerseits aus der Flamme heraus und werden dabei durch Brennstoff, bzw. Oxidationsmittel ersetzt. In der Berechnung von Diffusionsflammen wird die dünne Zone der Reaktion oft als Fläche, das sog. ”Flame-Sheet”, angenommen. Auf Diffusionsflammen wird beispielsweise in [24] und [2] eingegangen. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich ausschließlich mit vorgemischten Flammen. In ihnen liegt der Brennstoff und das Oxidationsmittel als Gemisch vor. Als Beispiele für vorgemischte Flammen seien die Flamme eines Gasherdes oder eines Bunsenbrenners genannt. In ihnen wird der Brennstoff bereits vor der Verbrennung mit dem Oxidationsmittel vermischt und erst durch eine Zündung zur Verbrennung gebracht. Als physikalisches Modell einer vorgemischten Flamme mit gasförmigen Komponenten betrachten wir Abb. 1.1. Zu Beginn ruht das Gemisch aus Brennstoff und Oxidationsmittel mit einer festen Zusammensetzung und bei einer festen Temperatur in einem Kanal. Dem Gemisch wird dann beispielsweise durch einen Funken Wärme zugeführt, wodurch es zur Zündung kommt. Nach einer Zündungsphase entsteht eine Flammenfront, die sich in das ruhende Gemisch hinein fortpflanzt. Es stellt sich dabei eine konstante Ausbreitungsgeschwindigkeit ein, die charakteristisch für die jeweilige Flamme ist. D.h. verschiedene Gemische und Verbrennungsprozesse liefern unterschiedliche Flammengeschwindigkeiten, die a priori unbekannt sind und sich von selbst einstellen. Nach der Zündungsphase bildet sich außerdem ein Zustand, in dem sich der Verlauf der Feldgrößen durch die Front hindurch nicht mehr ändert. Die Reaktionsprodukte werden durch die Flamme stark beschleunigt und mit 5-10facher Flammengeschwindigkeit und dementsprechend verdünnt hinter der Flamme ausgeworfen. 1 2 KAPITEL 1. PHÄNOMENE UND BEGRIFFE Abbildung 1.1: Instationäres Flammenexperiment Abbildung 1.2: Stationäres Flammenexperiment Sämtliche chemischen Reaktionen und thermodynamischen Prozesse finden nur in dem unmittelbaren Bereich der Flammenfront statt. Die Front läßt sich daher als Trennfläche zwischen zwei Gleichgewichtszonen des Gasgemisches betrachten. In dem unverbrannten Gemisch weit vor der Flamme findet keine, bzw. nur eine extrem langsame chemische Reaktion statt, obwohl es sich in einem starken chemischen Nichtgleichgewicht befindet. Die Reaktion wird durch die niedrige Temperatur verhindert. Dieser Zustand wird metastabiles Gleichgewicht genannt. (Vergl. Abschnitt 2.2.3) Erst eine hohe Temperatur löst die Hemmung, das Gemisch beginnt chemisch zu reagieren und geht dabei in den vollständig stabilen Zustand der Reaktionsprodukte über. Dieses instationäre Flammenexperiment bildet die Grundlage der Berechnung in Kapitel 5. Falls der Zustand konstanter Profile der Feldgrößen erreicht wurde, können wir uns ein stationäres Experiment konstruieren, indem das vor der Flamme ruhende Gemisch durch eine Anströmung ersetzt wird. Mathematisch entspricht dies der Transformation in ein mit der Flammenfront mitbewegtes Koordinatensystem. In Abb. 1.2 ist ein solches Experiment gezeigt. Wird die Flammenfront genau mit der Flammengeschwindigkeit angeströmt, bleibt sie im Kanal stehen. Da die Flammengeschwindigkeit nicht bekannt ist, muß im Experiment die Anströmung entsprechend geregelt werden. Ist die Geschwindigkeit zu niedrig, läuft die Flamme der Anströmung entgegen oder erlischt mitunter. Eine zu hohe Anströmgeschwindigkeit läßt die Flamme weglaufen oder sie wird ”ausgeblasen”. In der technischen Realisierung einer stationären, vorgemischten Flamme in einem Bunsenbrenner ist diese Regelung nicht nötig. Die Flamme bildet in diesem Fall an den Öffnungen des Gasherdes die Flanken eines Dreiecks. Die relevante Flammengeschwindigkeit ist dabei die 3 Normalgeschwindigkeit des Gemisches durch diese Flanken. Durch Veränderung der Form des Dreiecks kann sich dann die Geschwindigkeit von selbst einstellen, die für die am Herd eingestellte Gemischzusammensetzung benötigt wird. Das stationäre Experiment wird für die Berechnungen in Kapitel 3 und 4 benutzt. Im Experiment besitzt die Flammenfront häufig eine 2-dimensionale Struktur. Beispielsweise lassen sich Waben, bzw. Zellenmuster erkennen. Diese Strukturen sind unter anderem auf hydrodynamische Instabilitäten zurückzuführen. Zusätzlich werden sowohl Diffusionsflammen, als auch vorgemischte Flammen, in laminare und turbulente Verbrennungen unterschieden. Für diese Phänomene verweise ich auf [24]. In dieser Arbeit werden die Instabilitäten aufgrund der verwendeten eindimensionalen Modelle eliminiert und alle Strömungen als laminar angenommen. 4 KAPITEL 1. PHÄNOMENE UND BEGRIFFE Kapitel 2 Feldgleichungen In diesem Kapitel werden die grundlegenden, lokalen Gleichungen zur Beschreibung einer viskosen, wärmeleitenden, diffundierenden und chemisch reagierenden Mischung angegeben. Einige der Gleichungen sind hier nur der Vollständigkeit halber angegeben, sie werden in den nächsten Kapiteln nicht verwendet. Für die Materialgleichungen wird das Ergebnis der Thermodynamik irreversibler Prozesse (TIP) für reagierende Mischungen zugrunde gelegt. Dieses Ergebnis wird dann auf die tatsächlich verwendeten Gleichungen reduziert. Im letzten Abschnitt wird der Begriff des metastabilen Gleichgewichts diskutiert. 2.1 Bilanzgleichungen Um die Bilanzgleichungen einer Mischung zu erhalten, betrachtet man zunächst jede Komponente α der Mischung für sich allein. Jede Komponente hat ihre eigene Massenbilanz (α) ∂ρα ∂ρα vi + ∂t ∂xi = τα (2.1) für die Partialdichte ρα , ihre Impulsbilanz (α) ∂ρα vj ∂t (α) für den Partialimpuls ρα vj + ∂ (α) (α) (α) (α) ρα vj vi − tij = mj ∂xi (2.2) und ihre Energiebilanz (α) ∂ ∂ (α) (α) (α) ρα εα + 12 vα2 + ρα εα + 12 vα2 vi − tij vj + qi = eα ∂t ∂xi (2.3) für die Summe aus innerer Energiedichte ρα εα und kinetischer Energiedichte 12 ρα vα2 . Hierin hat (α) (α) jede Komponente außerdem ihren eigenen Spannungstensor tij und Wärmefluß qi . Da in einer Mischung Masse, Impuls und Energie einer einzelnen Komponente keine Erhaltungsgrößen sind, hat jede dieser Bilanzen zusätzlich einen Produktionsterm auf der rechten Seite. Beispielsweise kann durch chemische Reaktion Masse der einen Komponente in Masse einer anderen Komponente umgewandelt werden. Dabei wird auch Impuls und Energie zwischen den Komponenten ausgetauscht. Genauso findet ein Impuls- und Energietransfer zwischen den Komponenten bei 5 6 KAPITEL 2. FELDGLEICHUNGEN molekularen Stößen von unterschiedlichen Teilchen statt. Dies ist aber immer nur ein Austasuch zwischen Komponenten, für die Mischung als Ganzes gilt die Massen-, Impuls- und Energieerhaltung, so daß die Summen über die Produktionen aller Komponenten verschwinden müssen: X τα = 0 (2.4) α X (α) mj =0 (2.5) eα = 0 (2.6) α X α Die Frage ist jetzt wie sich Dichte, Impuls, Energie, Spannungstensor und Wärmefluß der Mischung als Ganzes aus den entsprechenden Partialgrößen darstellen. Dazu gibt es folgendes Prinzip (Vergl. [16]): Die Bilanzgleichungen dieser Größen entstehen durch Summation über die Partialbilanzen und die Größen sind dann so zu definieren, daß die Gesamtbilanzen dieselbe Form haben, wie die einer einzelnen Komponente. Die Summation über alle Partialmassenbilanzen ergibt ∂ρ ∂ρvi + =0 ∂t ∂xi (2.7) falls Dichte und Impuls nach ρ= P ρvi = P α ρα (2.8) (α) α ρα vi (2.9) definiert werden. Mit diesen Darstellungen ergibt die Summation aller Partialimpulsbilanzen die Form ∂ρvj ∂ + (ρvj vi − tij ) = 0 (2.10) ∂t ∂xi mit der Definition des Gesamtspannungstensors P (α) (α) (α) tij = α tij − ρα ui uj (2.11) Hierbei wurde die Diffusionsgeschwindigkeit der Komponente α entsprechend (α) ui (α) = vi − vi (2.12) eingeführt. Damit schreibt sich die Summation aller Partialenergiebilanzen ∂ ∂ ρ ε + 12 v 2 + ρ ε + 12 v 2 vi − tij vj + qi = 0 ∂t ∂xi (2.13) mit 1 2 ρε = α ρα εα + uα 2 P 1 2 (α) (α) (α) (α) qi = α qi + ρα εα + uα ui − tij uj 2 P (2.14) (2.15) für die innere Energiedichte und den Wärmefluß der Mischung. Wie sich an (2.11), (2.14) und (2.15) erkennen läßt, setzen sich Spannung, Energie und Wärmefluß nicht nur aus der Summation der Partialgrößen zusammen, sondern haben zusätzliche 2.2. MATERIALGLEICHUNGEN 7 Anteile aufgrund der Diffusionsbewegung. So erhält der Spannungstensor einen zusätzlichen diffusiven Impulsfluß und die Energiedichte zusätzliche diffusive kinetische Energie. Im Wärmefluß treten Energietransport und Leistung der Diffusionsbewegung hinzu. Zur Beschreibung der Mischung werden in dieser Arbeit die Felder der Partialdichten ρα , der mittleren Geschwindigkeit vi und der Temperatur T gewählt. Der Berechnung dieser Felder liegen dann die Bilanzen (α) ∂ρα ∂ρα vi = τα (2.16) + ∂t ∂xi ∂ρvj ∂ (ρvj vi − tij ) = 0 + ∂t ∂xi (2.17) ∂ ∂ ρ ε + 12 v 2 + ρ ε + 12 v 2 vi − tij vj + qi = 0 ∂t ∂xi (2.18) der Partialmassen, sowie dem Gesamtimpuls und der Gesamtenergie zugrunde. Für die auftretenden Unbekannten werden zusätzlich Materialgleichungen gebraucht. 2.2 Materialgleichungen Im Sinne einer Materialtheorie, die linear in den Nichtgleichgewichtsgrößen ist, werden die Darstellungen (2.14), (2.11) und (2.15) für die innere Energie, den Spannungstensor und den (α) Wärmefluß linearisiert. Mit der Aufspaltung des Spannungstensors tij in einen isotropen Gleichgewichtsanteil und einen Nichtgleichgewichtsanteil, gemäß (α) (α) tij = −pα δij + τij (2.19) erhält man P ρα εα α ρ P (α) tij = α −pα δij + τij P (α) (α) q i = α q i + ρα h α u i ε= pα ρα Hierin ist pα der Partialdruck und hα = εα + (2.20) die Enthalpie der Komponente α. Wir ersetzen jetzt die Partialdichten durch die Massenkonzentrationen cα := ρα ρ (2.21) sowie die Diffusionsgeschwindigkeiten durch die Diffusionsströme (α) Ji (α) := ρα ui (2.22) mit den Eigenschaften P α cα (α) α Ji P =1 (2.23) =0 (2.24) 8 KAPITEL 2. FELDGLEICHUNGEN P Falls der Gesamtdruck der Mischung p = α pα eingeführt wird, sowie der NichtgleichgewichtsP (α) P (α) anteil des Spannungstensors τij = α τij und der reduzierte Wärmefluß qei = α qi , ergibt sich dann aus (2.20) ε= P α cα εα (2.25) tij = −p δij + τij P (α) qi = qei + α hα Ji (2.26) (2.27) Die Felder sind jetzt ρ, cα , vi , T , wobei die Konzentrationen nach (2.23) nicht unabhängig von einander sind. Als Gleichung für die Dichte ist wird die Gesamtmassenbilanz verwendet. Die Gleichungen für die Konzentrationen entstehen aus einer identischen Umformung der Partialmassenbilanzen. Die Bilanzgleichungen lauten dann ∂ ∂t ∂ρ ∂ρvi =0 + ∂t ∂xi (2.28) ∂ρcα ∂ (α) + ρcα vi + Ji = τα ∂t ∂xi (2.29) ∂ρvj ∂ + (ρvj vi + pδij − τij ) = 0 ∂t ∂xi (2.30) P P P ∂ (α) 1 2 1 2 cα εα + 2 v ρ cα hα + 2 v vi + qei + α hα Ji − τij vj = 0 (2.31) + ρ ∂xi α α Als Materialgleichungen werden hierin Zustandsgleichungen für den Gesamtdruck p und die innere Energie einer Komponente εα , bzw. deren Enthalpie hα , sowie Gleichungen für die (α) Spannungen τij , den Wärmefluß qei , die Diffusionsströme Ji und die Massenproduktionen τα gebraucht. 2.2.1 Zustandsgleichungen Für die Zustandsgleichungen nehmen wir an, daß es sich um eine Mischung idealer Gase handelt, für die das Daltonsche Gesetz gilt. Die Partialgrößen hängen dann höchstens von ihren eigenen Dichten und der Temperatur ab und diese Abhängigkeit entspricht der des Reinstoffs, also der eines idealen Gases. (Siehe [17]) Die Zustandsgleichung des Partialdruckes lautet damit pα (ρ, T, cα ) = ρ cα RT Mα (2.32) mit Mα der Molzahl der Komponente α und der universellen Gaskonstanten R = 8314 kgJK . Der Gesamtdruck ist die Summe der Partialdrücke p (ρ, T, cα ) = ρ wobei mit R T f M (cα ) P cα 1 = α f Mα M (2.33) (2.34) 2.2. MATERIALGLEICHUNGEN 9 f eingeführt wurde. die effektive Molzahl der Mischung M Die innere Energie und Enthalpie einer Komponente α hängen nur von der Temperatur ab. (α) (α) Allgemein schreiben sie sich als Integral über die spezifischen Wärmen cp (T ) und cv (T ) Z T (α) e e εα (T ) = c(α) (2.35) v (T ) dT + εR TR T Z hα (T ) = TR (α) (α) e e c(α) p (T ) dT + hR (2.36) (α) Die Konstanten εR und hR sind die innere Energie und Enthalpie bei Referenzbedingungen TR = 298 K pR = 1, 013 bar Die Beziehung zwischen ihnen ist (α) (α) ε R = hR − R TR Mα (α) (2.37) (α) was aus der Beziehung hα = εα + MRα T , bzw. cp = cv + MRα für ein ideales Gas folgt. Die Enthalpiekonstanten und spezifischen Wärmen sind beispielsweise in [6], [18] oder [15] tabelliert, bzw. als Polynomfit verfügbar. Im Verlauf dieser Arbeit werden die spezifischen Wärmen als konstant angenommen. Damit ergeben sich die Gleichungen (2.35) und (2.36) zu (α) (2.38) (α) (2.39) εα (T ) = c(α) v (T − TR ) + εR hα (T ) = c(α) p (T − TR ) + hR Die Zahlenwerte der spezifischen Wärmen werden nach der Formel c(α) v = zα R Mα (2.40) c(α) p = (zα + 1) mit zα = 3 2 5 2 3 R Mα (2.41) einatomige Gase zweiatomige Gase mehratomige Gase (2.42) berechnet. 2.2.2 Spannungen, Wärmeleitung und Diffusion Das Ergebnis der TIP (siehe z.B. [16] oder [10]) für den Spannungstensor, den Wärmefluß und den Diffusionsströmen einer Mischung mit ν Komponenten lautet τhiji = 2 µ ∂v<i ∂xj> (2.43) ν−1 X ∂1 qei = L T + Lβ ∂xi − ∂ µβ −µν T ν−1 1 X eα ∂ T + =L Lαβ ∂xi β=1 (2.44) ∂xi β=1 (α) Ji ! − ∂ µβ −µν T ∂xi ! . (2.45) 10 KAPITEL 2. FELDGLEICHUNGEN Hierin ist µα das chemische Potential der Komponente α. Die auftretenden phenomenologischen Koeffizienten können von den Zustandsgrößen der Mischung abhängen und müssen die Bedingungen µ≥0 (2.46) sowie L Lβ e Lα Lαβ − positiv definit (2.47) erfüllen. Zusätzlich wird in der TIP eine Gleichung für den dynamischen Druck 31 τii angegeben. Wir vernachlässigen die Effekte von Volumen- und chemischer Viskosität und setzen den dynamischen Druck null. Ebenso werden die Kopplungsterme in den Gleichungen für den Wärmefluß und den Diffusionsströmen vernachlässigt, d.h. die Thermo-Diffusion und Diffusions-ThermoEffekte. Mit der Einführung der Wärmeleitfähigkeit durch L T2 λ := (2.48) erhalten wir mit ∂v<i ∂xj> ∂T qei = −λ ∂xi τhiji = 2 µ (2.49) (2.50) die Gesetze von Navier-Stokes und Fourier für die Spannungen und den Wärmefluß. Die Koeffizienten µ und λ sind als Viskosität und Wärmeleitfähigkeit der Mischung als Ganzes zu verstehen. In [19] und [11] werden handhabbare empirische Formeln angegeben mit denen sich diese Koeffizienten aus den Viskositäten, bzw. Wärmeleitfähigkeiten der Reinstoffe berechnen läßt. Eine davon lautet X cα µα (T ) P (µ) α β cβ φαβ X cα λα (T ) λ (T, cα ) = P (λ) α β cβ φαβ µ (T, cα ) = (2.51) (2.52) (µ) Hierin sind die Koeffizienten φαβ durch Mα Mβ (µ) φαβ = q µα µβ 1+ r 8 1+ Mβ Mα 1 2 4 (2.53) Mα Mβ (λ) bzw. einen analogen Ausdruck für φαβ , gegeben. Die Gleichung für die Diffusionsströme schreibt sich jetzt (α) Ji =− ν X β=1 µ L∗αβ ∂ Tβ ∂xi (2.54) 2.2. MATERIALGLEICHUNGEN 11 mit den Koeffizienten L∗αβ β ≤ν−1 Lαβ ν−1 X := − Lαβ β=ν . (2.55) β=1 µβ T liefert wegen µβ = µβ (p, T, cα ) bei der Differentiation zusätzliche Terme, die Der Term zur Thermo-Diffusion beitragen, sowie einen Term proportional zum Druckgradienten. Letzterer beschreibt einen Diffusionsstrom, der durch Druckunterschiede erzeugt wird. Wir berücksichtigen hier nur die Diffusion durch Konzentrationsgradienten und erhalten das Fick’sche Gesetz X ∂cβ (α) (2.56) Ji = − Dαβ ∂xi β mit den Diffusionskoeffizienten Dαβ := ν X Lαδ δ=1 ∂ µTδ ∂cβ (2.57) In vielen Veröffentlichungen zur Berechnung von Flammen (z.B. [11], [9], [20]) wird das Diffusionsgesetz in der Form ∂X X Xα Xβ (β) (α) α vi − vi = (2.58) Dαβ ∂xi β verwendet. Diese Form wird von Hirschfelder in [8] aus der kinetischen Gastheorie abgeleitet. Der auftretende Molenbruch der Komponente α ist durch cα /Mα Xα = P β cβ /Mβ (2.59) gegeben. Die binären Diffusionskoeffizienten Dαβ werden in [8] durch Stoß-Integrale berechnet. (α) Die Umrechnung von (2.58) auf Konzentrationen cα und Diffusionsströme Ji ergibt X e αβ J (β) = − D i β X Mαβ β ∂cβ . ∂xi (2.60) e αβ und Mαβ sind Funktionen der Dichte und Konzentrationen und berechnen Die Matritzen D sich aus P M f cα f cα M − α=β γ Mγ ρDαγ M ρD α αα e Dαβ = (2.61) f M cα sonst Mβ ρDαβ ( f M α=β Mα cα − 1 Mαβ = (2.62) f M sonst Mβ cα Durch Vergleich mit (2.56) identifizieren wir formal X e −1 Mδβ . Dαβ ≡ D αδ (2.63) δ In den Berechnungen in dieser Arbeit werden zusätzlich die Nebendiagonalelemente der Matrix der Diffusionskoeffizienten in (2.56) vernachlässigt, so daß die stark vereinfachte Form (α) Ji des Fick’schen Gesetzes entsteht. = −Dα ∂cα ∂xi (2.64) 12 KAPITEL 2. FELDGLEICHUNGEN 2.2.3 Massenproduktionen Für die Massenproduktionen betrachten wir eine chemische Reaktion m in der generischen Form X λm 0 γα,m A(α) X α 00 γα,m A(α) (2.65) α Sämtliche in der Mischung vorkommende Komponenten sind hier zu A(α) zusammengefaßt. Die 0 00 γα,m bzw. γα,m sind die stöchiometrischen Koeffizienten der Edukte bzw. Produkte. Sie sind positiv oder null, falls die Komponente α nicht an der Reaktion m beteiligt ist. Die NettoReaktionslaufzahl λm ist positiv, falls mehr Reaktionen in (2.65) von links nach rechts ablaufen als umgekehrt. Das übliche Ergebnis der TIP (siehe z.B. [10]) für die Reaktionslaufzahlen lautet λm = X Cnm n A0m − A00m RT (2.66) Hierin ist R die universelle Gaskonstante und Cnm eine positiv definite Koeffizientenmatrix, die noch von den Zustandsgrößen der Mischung abhängen kann. Die Affinitäten der Edukte A0m und der Produkte A00m der Reaktion m sind durch 0 α γα,m Mα µα (2.67) 00 α γα,m Mα µα (2.68) A0m = P A00m = P bzw. gegeben. Zusätzlich tritt in der TIP eine Abhängigkeit von der Divergenz der Geschwindigkeit auf den wir hier vernachlässigen. Wir vernachlässigen weiterhin die Kopplung der einzelnen Reaktionen untereinander, so daß wir A0m − A00m C>0 (2.69) RT erhalten. Für λm = 0, also Gleichgewicht der Hin- und Rückreaktion, erhalten wir die Gleichheit der Affinitäten, was dem Massenwirkungsgesetz entspricht. Für die breite Beschreibung von chemischen Reaktionen ist dieser Ansatz allerdings ungeeignet. Ein mit der TIP verträglicher nichtlinearer Ansatz lautet 0 Am A00 m λm = C e RT − e RT C>0 (2.70) λm = C mit einer Funktion C wie oben. Auch hierin ist das Massenwirkungsgesetz enthalten. Wir wollen hier die Affinitäten einsetzen und betrachten dazu das chemische Potential eines idaelen Gases R nα µα (T, p, nβ ) = gα (T, p) + T ln P (2.71) Mα β nβ Der zweite Term auf der rechten Seite ist der Anteil der Komponente α zur Mischungsentropie ausgedrückt durch die Teilchenzahldichten und gα (T, p) ist die freie Enthalpie des Reinstoffs α.. Die Druckabhängigkeit der freien Enthalpie hat die Form gα (T, p) = geα (T ) + R p T ln Mα pR (2.72) 2.2. MATERIALGLEICHUNGEN 13 in der sich das auftretende Druckverhältnis mit der idealen Gasgleichung in der Form p = P α nα k T auf die Temperatur und die Teilchenzahldichte zurückführen läßt. Damit ergibt sich für das chemische Potential µα (T, nα ) = µ eα (T ) + R T ln nα Mα (2.73) Dies, eingesetzt in die Affinitäten und den nichtlinearen Ansatz (2.70), ergibt sich für die Reaktionslaufzahl 0 00 Y γβ,m Y γβ,m 0 00 λm = km nβ − km nβ (2.74) α β mit den sogenannten Geschwindigkeitskonstanten 1 0 γα,m Mα µ eα (T ) (2.75) 00 eα (T ) α γα,m Mα µ (2.76) 0 km = C e RT P 1 RT P 00 km =Ce α für die Hin- bzw. Rückreaktion. Die Teilchenzahldichten nα , sowie die Reaktionslaufzahl werden hier und im folgenden dieser Arbeit in kmol angegeben. Damit hängen sie durch nα = ρ cα Mα (2.77) mit der Dichte und den Konzentrationen zusammen. Anschaulich entsprechen die Produkte in der Formel für die Reaktionslaufzahl den Wahrscheinlichkeiten, daß sich die Moleküle einer Seite der Reaktion überhaupt treffen und die Faktoren km beschreiben die Wahrscheinlichkeit, daß es bei einem Treffen auch zur Reaktion kommt. Die TIP liefert mit (2.75) und (2.76) eine, bis auf die Funktion C, explizite Angabe der Geschwindigkeitskonstanten. Für die meisten chemischen Reaktionen ist die Temperaturabhängigkeit von C jedoch so deutlich, daß den empirischen Formeln 0 Em 0 km (T ) = a0m (T ) e− RT (2.78) 00 Em − RT (2.79) 00 km (T ) = a00m (T ) e der Vorzug gegeben wird. Hierin ist R wieder die universelle Gaskonstante und die Faktoren am und Em sind für zahlreiche Reaktionen gemessen worden und beispielsweise in [3], [6] oder [18] tabelliert. Diese Darstellungen werden oft als Arrhenius-Ansätze bezeichnet, in denen der Parameter E die Rolle einer Aktivierungsenergie für die jeweilige Reaktion hat. Die Messungen der Geschwindigkeitskonstanten sind sehr schwierig, so daß Unterschiede der Daten von 200% oder mehr bei den verschiedenen Messungen keine Seltenheit sind. (Siehe [3]) Diesen Umstand gilt es bei der Beurteilung von Berechnungen, in denen chemischen Reaktionen behandelt werden, zu berücksichtigen. Die Massenproduktion der Komponente α berechnet sich nach X 00 0 τ α = Mα γα,m − γα,m λm (2.80) m als Summe der Reaktionslaufzahlen über alle Reaktionen. Das Vorzeichen der Differenz der stöchiometrischen Koeffizienten gibt hierbei an, ob die Komponente α bei der Reaktion m produziert oder verbraucht wird. 14 KAPITEL 2. FELDGLEICHUNGEN Zum Begriff des metastabilen Gleichgewichts Vor der Flamme herrscht in dem Brennstoffgemisch ein, sogenanntes, metastabiles Gleichgewicht. Thermodynamisch befindet sich das System im Gleichgewicht, da Wärmeleitung, Diffusion, etc. verschwinden. Chemisch jedoch ist das Brennstoffgemisch gegenüber den Reaktionsprodukten im Ungleichgewicht, trotzdem ist die Massenproduktion gehemmt, daher der Begriff metastabil. Das Wesen dieser Hemmung hängt von der chemischen Modellierung ab. Im folgenden möchte ich eine Darstellung meiner Überlegungen zu dieser Problematik geben. Betrachten wir eine Flamme in der zwei Komponenten gemäß k A2 + B2 −→ 2AB (2.81) zu einer dritten reagieren, ähnlich der Knallgasreaktion. Für diese Reaktion lautet nach (2.74) und (2.80) die Massenproduktion (2.82) τAB = 2 MAB k nA2 nB2 mit der Geschwindigkeitskonstanten nach (2.78) E k = A e− RT (2.83) e ergibt sich Zusammengefaßt ergibt sich mit einer neuer Konstanten A E e nA nB e− RT τAB = A 2 2 (2.84) Im Gleichgewicht muß die Massenproduktion verschwinden, also τAB = 0 gelten. Dies kann auf zwei verschiedene Arten geschehen: Zum einen durch das Verschwinden der Teilchenzahldichten von A2 und B2 . Dies entspricht der vollständigen Verbrennung wie sie hinter der Flamme vorzufinden ist. Zum anderen läßt sich die Massenproduktion auch durch eine kleine Temperatur bei E beliebigen Teilchenzahldichten von A2 und B2 zum Verschwinden bringen. Der Faktor e− RT wird hier nämlich durch die Aktivierungsenergie E zu einem Schalter, der bei kleinen Temperaturen keine Reaktion zuläßt. Dies entspricht dem metastabilen Gleichgewicht vor der Flamme. Nach der Reaktionsgleichung (2.81) wird die Reaktion in der Flamme allerdings kaum ablaufen. Beispielsweise existiert auch eine Rückreaktion und wir müßten (2.81) als k0 A2 + B2 2AB (2.85) k00 schreiben. Hier gilt für die Massenproduktion der Ausdruck τAB = 2 MAB k 0 nA2 nB2 − k 00 n2AB (2.86) und für das Gleichgewicht entsteht mit τAB = 0 ⇐⇒ nA2 nB2 k 00 = ≡ Kp (T ) k0 n2AB (2.87) das Massenwirkungsgesetz der Reaktion (2.85). Für Flammenreaktionen wird die Gleichgewichtskonstante Kp (T ) in dem relevanten Temperaturbereich sehr klein sein, und damit das Gleichgewicht auf der Seite von verschwindenen Teilchenzahldichten von A2 und B2 liegen. Hier existiert keine Hemmung: Ein Gemisch aus A2 und B2 würde sofort anfangen zu reagieren. 2.3. ZUSAMMENFASSUNG 15 Eine realistische Modellierung von (2.81) ist A2 2A B2 2B A + B AB (2.88) Hier werden die Komponenten A2 und B2 zunächst in sogenannte Radikale zerschlagen, die dann ihrerseits zum Endprodukt reagieren. Das Gleichgewicht der ersten beiden Reaktionen liegt bei tiefen Temperaturen sehr stark auf der linken Seite. Damit werden in einer Mischung aus A2 und B2 die Massenproduktionen der ersten beiden Reaktionen verschwinden. Da aber praktisch keine Radikale vorhanden sind, verschwindet auch die Massenproduktion der letzten Reaktion. Erst bei höheren Temperaturen entstehen soviel Radikale, daß die Reaktion nach (2.81) in Gang kommt. In dieser Modellierung scheint der Begriff des metastabilen Gleichgewichts überflüssig: Es existiert eine Hemmung, aber alle Reaktionen sind mit verschwindener Massenproduktion im Gleichgewicht. 2.3 Zusammenfassung Dieser Abschnitt faßt die Gleichungen, die im weiteren Verlauf der Arbeit verwendet werden, zusammen. Die Bilanzgleichungen für Dichte, Konzentrationen, Impuls und Gesamtenergie: ∂ ∂t ∂ρ ∂ρvi + =0 ∂t ∂xi (2.89) ∂ρcα ∂ (α) + ρcα vi + Ji = τα ∂t ∂xi (2.90) ∂ρvj ∂ + (ρvj vi + pδij − τij ) = 0 ∂t ∂xi (2.91) P P P ∂ (α) 1 2 1 2 ρ cα εα + 2 v + ρ cα hα + 2 v vi + qei + α hα Ji − τij vj = 0 (2.92) ∂xi α α Der Gesamtdruck p (ρ, T, cα ) = ρ mit der effektiven Molzahl R T f M (cα ) (2.93) P cα 1 = α f Mα M (2.94) Die innere Energie und Enthalpie einer Komponente (α) (2.95) (α) (2.96) εα (T ) = c(α) v (T − TR ) + εR hα (T ) = c(α) p (T − TR ) + hR mit den spezifischen Wärmen eines idealen Gases entsprechend der Atomanzahl nach c(α) v = zα R Mα c(α) p = (zα + 1) (2.97) R Mα (2.98) 16 KAPITEL 2. FELDGLEICHUNGEN Die Materialgleichungen für die Spannungen, Wärmefluß und Diffusionsflüsse ∂v<i ∂xj> ∂T qei = −λ ∂xi ∂cα (α) Ji = −Dα ∂xi (2.99) τij = 2 µ (2.100) (2.101) sowie die Massenproduktionen τα = Mα X 00 0 γα,m − γα,m λm (2.102) m mit den Reaktionslaufzahlen 0 λm = km Y γ0 00 nββ,m − km β Y γ 00 nββ,m (2.103) β in Abhängigkeit der Teilchenzahldichten und Geschwindigkeitskonstanten 0 Em 0 km (T ) = a0m (T ) e− RT (2.104) 00 Em − RT (2.105) 00 km (T ) = a00m (T ) e Kapitel 3 Die Chapman-Jouguet-Theorie Weit vor und weit hinter der Flammenfront herrscht thermodynamisches Gleichgewicht. Diese Zustände allerdings sind nicht unabhängig von einander, sondern durch Beziehungen verknüpft, die in der Chapman-Jouguet-Theorie abgeleitet werden. Die Theorie liefert damit die Randbedingungen für einen Verbrennungsprozess. Die Chapman-Jouguet-Theorie stellt eine Erweiterung der Rankine-Hugoniot-Beziehungen aus der Theorie der Verdichtungsstöße ohne chemische Reaktion auf den Fall von reagierenden Mischungen dar. Für verschwindende chemische Reaktion reduziert sich das Ergebnis der Chapman-Jouguet-Theorie auf die Rankine-Hugoniot-Beziehungen. Über den Verlauf der Feldgrößen durch die Verbrennungsfront hindurch trifft die ChapmanJouguet-Theorie keine Aussage. Trotzdem liefert die Theorie grundsätzliche Ergebnisse an Hand derer Flammen klassifiziert werden. Eine gute Darstellung der Chapman-Jouguet-Theorie findet sich in [2]. In diesem Kapitel stelle ich zuerst die Chapman-Jouguet-Theorie und die Klassifikation von Flammen vor und gebe dann einige Ergebnisse der Theorie für das Beispiel des Ozonzerfalls an. 3.1 Das Hugoniot-Diagramm Im folgenden wird das stationäre Szenario entsprechend Abb. 1.2 zugrunde gelegt. Die Zustände links, bzw. weit vor der Front werden mit dem Index 0, die rechts bzw. weit hinter der Front mit dem Index 1 bezeichnet. Die Bilanzgleichungen für die Dichte (2.89), den Impuls (2.91) und die Gesamtenergie (2.92) lauten im stationären Fall: ∂ρvi =0 (3.1) ∂xi ∂ (ρ vj vi + p δij − τij ) = 0 ∂xi P P ∂ (α) 1 2 ρ cα hα + 2 v vi + qei + α hα Ji − τij vj = 0 ∂xi α (3.2) (3.3) Diese Gleichungen werden jetzt über das gesamte Volumen des Kanals von weit vor bis weit hinter der Verbrennungsfront integriert. Die Wand des Kanals sei adiabat und außerhalb herrsche ein 17 18 KAPITEL 3. DIE CHAPMAN-JOUGUET-THEORIE konstanter Außendruck, damit bleiben nach Anwendung des Gauß’schen Satzes nur die Ein- und Austrittsflächen vor und hinter der Front. Z ρvi dAi = 0 (3.4) A0 +A1 Z (ρ vj vi + p δij − τij ) dAi = 0 (3.5) P P (α) ρ cα hα + 21 v 2 vi + qei + α hα Ji − τij vj dAi = 0 (3.6) A0 +A1 Z α A0 +A1 Die Flächen sind so weit von dem Bereich der Verbrennung entfernt, daß sich die Strömung dort im thermodynamisches Gleichgewicht befindet, d.h. es gilt: τij ≡ 0 qei ≡ 0 (α) Ji (3.7) ≡0 Außerdem nehmen wir eine homogene Verteilung der Felder über die Flächen an, womit sich bei konstantem Querschnitt des Kanals die Gleichungen ρ0 v0 2 ρ0 v0 + p0 1 2 2 v0 + h0 = ρ1 v1 = = ρ1 v12 + p1 1 2 2 v1 + h1 (3.8) (3.9) (3.10) ergeben. Die Summe über die Konzentrationen und Enthalpien der Komponenten wurde zu einer Gesamtenthalpie h zusammengefaßt. Mit der Materialgeichung (2.96) ist diese durch X h(T, cα ) = cα hα (T ) α = X (α) cα c(α) (T − T ) + h R p R (3.11) α gegeben. Der Druck p berechnet sich durch (2.93) p(ρ, T, cα ) = ρ R T f M (3.12) f nach (2.94). mit der effektiven Molzahl M In einigen Darstellungen der Chapman-Jouguet-Theorie wird die räumliche Ausdehnung des Bereichs der Verbrennung vernachlässigt und die Flammenfront so als Diskontinuität betrachtet. Die Gleichungen (3.8)-(3.10) bilden dann die Sprungbedingungen der Bilanzgleichungen an einer singulären Fläche. Ein Vergleich mit der Herleitung der Rankine-Hugoniot-Beziehungen für Verdichtungsstöße zeigt, das dort formal die selben Gleichungen wie in (3.8)-(3.10) verwendet werden. Ein Unterschied macht sich erst in der Gleichung für die Enthalpie (3.11) bemerkbar: In der ChapmanJouguet-Theorie werden die Enthalpie-Konstanten berücksichtigt, da diese durch chemische Reaktionen Energie freisetzen. 3.1. DAS HUGONIOT-DIAGRAMM 19 Zusammen mit den Gleichungen für die Enthalpie und den Druck bilden die Gleichungen (3.8)-(3.10) ein algebraisches System, um die Dichte ρ, Geschwindigkeit v und Temperatur T hinter der Front aus ihren Werten vor der Front auszurechnen. Hierzu müssen außerdem die Konzentrationen cα sowohl vor als auch hinter der Verbrennung bekannt sein. Vor der Verbrennung ist die Zusammensetzung des Brennstoffgemischs üblicherweise gegeben. Im allgemeinen ist die Zusammensetzung der Mischung an der Stelle 1 allerdings nicht von vornherein bekannt, sondern sind durch das Massenwirkungsgesetz an die anderen Feldgrößen gekoppelt. Im Prinzip tritt also das Massenwirkungsgesetz als Bestimmungsgleichung der Konzentrationen hinter der Front zu den Gleichungen (3.8)-(3.10) hinzu. Um der oft komplizierten Nichtlinearität des Massenwirkungsgesetzes zu entgehen, werden in der Chapman-Jouguet-Theorie die Konzentrationen hinter der Verbrennung als bekannt vorausgesetzt. Dies ist zum Beispiel für Flammen der Fall, in denen die Reaktion praktisch voll durchläuft. Mit Hilfe der Massenbilanz (3.8) können wir die Geschwindigkeit nach v1 = anderen Gleichungen ersetzen und erhalten 1 1 − ) ρ0 ρ1 1 1 1 h1 − h0 = ( + )(p1 − p0 ) 2 ρ1 ρ0 p1 − p0 = (ρ0 v0 )2 ( ρ0 ρ1 v0 in den (3.13) (3.14) Die Enthalpiedifferenz läßt sich als h1 − h0 = cp |0 T0 f0 cp |1 M f1 cp | M 0 p 1 ρ0 −1−Q p 0 ρ1 (3.15) schreiben, wobei die aus der idealen Gasgleichung folgende Beziehung T1 = T0 f0 M f1 M p1 ρ 0 p0 ρ 1 (3.16) eingesetzt wurde. Ich habe hier mit cp := (α) α ca cp (α) (α) α ( ca |0 − ca |1 ) hR −cp TR P P Q := (3.17) cp |0 T0 eine massengewichtete spezifische Wärme cp der Mischung und eine dimensionlose Reaktionswärme Q eingeführt. Letztere umfaßt im wesentlichen die Differenz der Enthalpiekonstanten vor und nach der Front, also die chemisch frei werdende Energie. Damit werden die beiden Gleichungen (3.13) und (3.14) ein System zur Bestimmung der Quotienten von Druck und Dichte. Es ergibt sich die Form p1 ρ0 2 − 1 = κ0 M0 1 − (3.18) p0 ρ1 p 1 ρ0 ρ0 p1 κ0 −1 λ − 1 − Q = κ0 +1 −1 (3.19) p 0 ρ1 ρ1 p0 mit κ dem Verhältnis der spezifischen Wärmen der Mischung κ= und der Machzahl M der Strömung cp cp − R f M v M=q κ ρp (3.20) (3.21) 20 KAPITEL 3. DIE CHAPMAN-JOUGUET-THEORIE jeweils vor der Front. Außerdem erhalten wir einen Parameter λ := f0 c p |1 M f1 cp | M (3.22) 0 der die Veränderungen der spezifischen Wärmen und Molzahlen vor und nach der Diskontinuität berücksichtigt. Sind Druck und Dichte ausgerechnet, ergeben sich die Verhältnisse von Temperatur und Geschwindigkeit aus (3.16), bzw. der Massenbilanz (3.8). In der Chapman-Jouguet-Theorie werden die Verhältnisse von Druck p1 p0 (3.23) v1 ρ0 = v0 ρ1 (3.24) p := und spezifischen Volumina v := als dimensionslose Größen eingeführt und die beiden Gleichungen (3.18) und (3.19) dann als Funktionen im (p, v)-Diagramm interpretiert. Aus der ersten Gleichung ergibt sich die sogenannte Rayleigh-Gerade pRay (v) = 1 + κ0 M02 (1 − v) (3.25) und aus der zweiten die Hugoniot-Kurve pHug (v) = κ0 +1 2 κ0 κ0 −1 − v + κ0 −1 Q (2λ−1) κ0 +1 v−1 κ0 −1 (3.26) Im (p, v)-Diagramm bilden diese Funktionen das sogenannte Hugoniot-Diagramm. Anschaulich gesprochen liegen auf der Rayleigh-Gerade all die Verhältnisse pp10 und vv10 , die die Impulsbilanz erfüllen und auf der Hugoniot-Kurve all jene, die der Energiebilanz genügen. Die Schnittpunkte der beiden Graphen sind damit Lösungen der Gleichungen (3.8)-(3.10), wobei die Massenbilanz durch das noch unbekannte Verhältnis der Geschwindigkeiten erfüllt wird. Diese Schnittpunkte bilden dann Endpunkte von Verbrennungen, die durch die jeweilige Machzahl der Anströmung Mo und der jeweiligen Reaktionswärme Q charakterisiert sind. Im Fall der verschwindenden chemischen Reaktion ist die Zusammensetzung der Mischung vor und nach der Front identisch, d.h. die Konzentrationen sind gleich und die Reaktionswärme entsprechend ihrer Definition (3.17) null. Ebenso wird der Parameter λ = 1. Die Hugoniot-Kurve reduziert sich dann auf die Stoßadiabate aus der Theorie der Verdichtungsstöße ohne Reaktion. In die Rayleigh-Gerade geht die chemische Reaktion überhaupt nicht ein: Sie entsteht identisch zu (3.25) auch bei der Behandlung von Verdichtungsstößen. Ganz analog zum vorhergehenden Absatz bilden dann die Schnittpunkte zwischen Rayleigh-Gerade und Stoßadiabate Lösungen der Sprungbedingungen, die sogenannten Rankine-Hugoniot-Beziehungen. Abb. 3.1 zeigt ein Hugoniot-Diagramm mit verschiedenen Hugoniot-Kurven und zwei RayleighGeraden. Für verschiedene Machzahlen bilden die Rayleigh-Geraden eine Schar, die durch den Punkt (1|1) gehen und, da κ0 M02 > 0 ist, negative Steigungen haben. Damit werden alle Punkte mit p > 1 und v > 1 von der Rayleigh-Gerade nicht erreicht. Die Hugoniot-Kurve bildet für verschiedene Reaktionswärmen Q eine Schar von Hyperbeln, dessen Mittelpunkt bei κ0 −1 κ0 −1 − (3.27) (2λ−1) κ0 +1 (2λ−1) κ0 +1 3.2. FLAMMEN 21 Abbildung 3.1: Hugoniot-Diagramm also im 4.Quadranten liegt. Sie schneidet damit die v-Achse bei vN ST = κ0 (1+2Q)+1 κ0 −1 (3.28) In der Abbildung werden die Nullstellen nicht erreicht. Die Schnittpunkte zwischen Rayleigh-Gerade und Hugoniot-Kurve lassen sich in zwei grundsätzliche Bereiche einteilen, die sich durch die Stellung der Rayleigh-Geraden unterscheiden: Zum einen der Bereich mit Unterschall-Anströmungen, d.h. Machzahlen M0 < 1, bei dem das Volumenverhältnis steigt. Die Lösungen hier werden als Flammen definiert. Das macht Sinn, da bei den im Experiment beobachteten Flammen das Verhältnis der spezifischen Volumina in der Tat steigt. In der Abbildung sind die Punkte E und F Flammen. Zum anderen gibt es den ÜberschallBereich mit M0 > 1 und fallendem Volumenverhältnis. Hier entsprechen die Lösungen Detonationen. Dies sind die Punkte B und C. Im Zusammenhang mit diesen Bereichen wird auch vom Flammen- bzw. Detonationsast der Hugoniot-Kurve gesprochen. In der Abbildung ist auch die Stoßadiabate, d.h. die Hugoniot-Kurve mit Q = 0 zu sehen. Der Schnittpunkt D bildet einen Verdichtungsstoß. Ein Vergleich mit Punkt C macht noch einmal den Umstand deutlich, daß ein Verdichtungsstoß im Rahmen der Chapman-Jouguet-Theorie als der Grenzfall einer Verbrennung, genauer: einer Detonation, bei verschwindener chemischen Reaktion interpretiert werden kann. Im Prinzip läßt sich eine Detonation auch als Verdichtungsstoß und nachfolgender Flamme betrachten. Detonationen sind allerdings ein Gegenstand für sich: Ich werde hier nicht weiter darauf eingehen. 3.2 Flammen Schon in Abb. 3.1 läßt sich erkennen, daß es im allgemeinen zwei Schnittpunkte zwischen Rayleigh-Gerade und Hugoniot-Kurve gibt. Darauf wird im folgenden eingegangen. 22 KAPITEL 3. DIE CHAPMAN-JOUGUET-THEORIE Abbildung 3.2: Klassifikation von Flammen 3.2.1 Klassifikation Für den Schnittpunkt erhält man durch Gleichsetzen von (3.25) und (3.26) r 1+κ0 M02 (2λ−1)κ0 +1 1,2 λ 2 2 v = (2λ−1)κ0 +1 M 2 1± 1− 2 2 M0 2 (1 + Q) + (κ0 − 1) M0 λ (1+κ0 M02 ) 0 p1,2 = 1 + κ0 M02 1 − v1,2 (3.29) (3.30) Oft wird zur Vereinfachung angenommen, daß sich die Molzahlen und spezifische Wärmen durch die Flamme hindurch nicht ändern, d.h. daß der Parameter λ = 1 ist, womit sich das obige Ergebnis in die etwas kompaktere Form q 2 2 1,2 1 2 2 (3.31) M0 − 1 − 2 (κ0 + 1) M0 Q v = M 2 (κ +1) 1 + κ0 M0 ± 0 0 q 2 1,2 2 1 2 2 p = κ0 +1 1 + κ0 M0 ∓ κ0 (3.32) M0 − 1 − 2 (κ0 + 1) M0 Q bringen läßt. Das Temperaturverhältnis wird dann mit T 1,2 = f0 M p1,2 v1,2 f1 M (3.33) aus dem Druck- und Volumenverhältnis nach (3.16) ausgerechnet. In Abhängigkeit von der Anströmmachzahl M0 , sowie der Reaktionswärme Q gibt es entweder zwei Lösungen, genau eine oder keine Lösung, jenachdem ob der Radikand in (3.29) positiv, null oder negativ ist. In Abb. 3.2 sind die verschiedenen Fälle für eine Hugoniot-Kurve, d.h. für feste Reaktionswärme, dargestellt. Es wird nur der Flammenast betrachtet. Für eine gewisse Machzahl, die Chapman-Jouguet-Machzahl M0CJ , gibt es genau einen Schnittpunkt, der demgemäß ChapmanJouguet-Punkt genannt wird. Die Lösung, eine Chapman-Jouguet-Flamme, ist durch eine praktisch eins werdende Machzahl M1 hinter der Flamme gekennzeichnet (Vgl. 3.2.2). Wie sich zeigen läßt, trennt der Chapman-Jouguet-Punkt damit den Flammenast in ein Gebiet der Überschallverbrennung mit Machzahlen hinter der Flamme M1 > 1 (unterer Flammenast) und ein Gebiet der Unterschallverbennung mit M1 < 1 (oberer Flammenast). Für Anströmmachzahlen M0 < M0CJ existiert jeweils eine Lösung auf dem oberen und eine auf dem unteren Flammenast. Für Machzahlen M0 > M0CJ gibt es keine Lösung mehr. 3.2. FLAMMEN 23 Im Experiment werden überhaupt keine Überschallverbrennungen beobachtet. Eine Erklärung für diesen Umstand gibt die Chapman-Jouguet-Theorie nicht und auch außerhalb der Theorie ist mir keine befriedigende Erklärung bekannt. Von den Unterschallverbrennungen verläuft im Experiment unter Normalbedingungen der Großteil näherungsweise isobar, d.h. mit so kleiner Anströmmachzahl, daß die Änderung des Druckverhältnisses entlang der Rayleigh-Gerade vernachlässigt werden kann. Durch entsprechende Randbedingungen lassen sich aber auch schnelle Flammen, bis hin zur Chapman-Jouguet-Flamme, erzeugen. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß mit der Anströmgeschwindigkeit auch die Machzahl M0 für eine Flamme nicht von vorn herein bekannt ist. Zu einer gegebenen Verbrennung stellt sich im Experiment die Flammengeschwindigkeit von selbst ein. (Vgl. Kapitel 1 und Abschnitt 4.2.2) Zu jeder Flamme steht damit die Anströmmachzahl fest. In der ChapmanJouguet-Theorie ist daher die Sprechweise ”zu einer Machzahl M0 gibt es verschiedene Flammenlösungen” vielleicht etwas irreführend. Gemeint sind Experimente mit unterschiedlichen Verbrennungen, die die entsprechenden Flammengeschwindigkeiten realisieren. 3.2.2 Zum Chapman-Jouguet-Punkt Die zum Chapman-Jouguet-Punkt gehörende Machzahl, sowie Reaktionswärme ergeben sich durch Nullsetzen des Radikanden in 3.29. Bei fester Reaktionswärme muß die Chapman-JouguetMachzahl dann der biquadratischen Gleichung κ2 λ2 − (κ − 1) ((2λ − 1) κ + 1) M04 + 2 κλ2 − (1 − Q) ((2λ − 1) κ + 1) M02 + λ2 = 0 (3.34) genügen. Von den vier Lösungen liegt genau eine im Intervall [0|1]. Diese gibt dann den Wert von M0CJ an. Ich verzichte hier auf die Angabe der etwas länglichen allgemeinen Form. Für den Fall konstanter Molzahlen und spezifischer Wärmen durch die Flamme hindurch, d.h. λ = 1 lautet die Chapman-Jouguet-Machzahl r q M0CJ = 1 − Q (κ + 1) − (1 − Q (κ + 1))2 − 1 (3.35) Um die Machzahl hinter einer Chapman-Jouguet-Flamme auszurechnen, betrachte ich zunächst die Ableitungen der Rayleigh-Geraden und der Hugoniot-Kurve in der Form dpRay = −κ0 M02 dv (3.36) (2λ−1) κ0 +1 p+1 dpHug κ0 −1 = − (2λ−1) κ +1 0 dv v−1 (3.37) und κ0 −1 Am Chapman-Jouguet-Punkt müssen beide Ableitungen gleich sein, da die Rayleigh-Gerade die Hugoniot-Kurve tangiert. Es ergibt sich die Beziehung (2λ−1) κ0 +1 κ0 −1 κ0 M02 vCJ − pCJ = 1 + κ0 M02 , (3.38) in der die rechte Seite mit der Rayleigh-Geraden in der Form 1 + κ0 M02 = κ0 M02 v + p (3.39) 24 KAPITEL 3. DIE CHAPMAN-JOUGUET-THEORIE ersetzt wird. Diese Form gilt insbesondere für v = vCJ und p = pCJ . Damit laßt sich die Gleichung (3.38) in die Form pCJ (λ − 1) κ0 + 1 = M02 (3.40) CJ v λ bringen, die das Verhältnis der Quotienten von Druck und Volumen im Chapman-Jouguet-Punkt angibt. Aus diesem Verhältnis berechnet sich ganz allgemein die Machzahl hinter der Flamme r κ0 v M1 = M0 (3.41) κ1 p was sich durch Einsetzen der Definition (3.21) leicht überprüfen läßt. Mit (3.40) erhalte ich für die Machzahl hinter einer Chapman-Jouguet-Flamme s λ κ0 (3.42) M1CJ = κ1 (λ − 1) κ0 + 1 In der mir bekannten Literatur wird M1CJ = 1 angegeben. (Siehe z.B. [2] und [24]) Im allgemeinen ist das falsch, nur unter der verbreiteten Annahme konstanter Molzahlen und spezifischer Wärmen durch die Flamme hindurch, d.h. λ = 1 und κ0 = κ1 , ergibt sich die rechte Seite von (3.42) zu eins. 3.2.3 Die Flamme als Verdünnungsstoß Wir betrachten nun zunächst noch einmal das Hugoniot-Diagramm in Abb. 3.1. In ihr ist der Punkt D als Endpunkt eines Verdichtungsstoßes eingetragen. Dieser Punkt ist der Schnittpunkt von Rayleigh-Gerade und Stoßadiabate, was den Rankine-Hugoniot-Beziehungen entspricht. Es gibt allerdings noch einen zweiten Schnittpunkt von Rayleigh-Gerade und Stoßadiabate: Dieser liegt auf der Stoßadiabaten bei Volumenverhältnissen v > 1 und wird von der Rayleigh-Geraden für Machzahlen M0 < 1 erreicht. In der Abb. 3.1 liegt dieser Schnittpunkt jenseits des rechten Rand. Dieser Endpunkt ist eine gültige Lösung der Rankine-Hugoniot-Beziehungen und bildet einen sogenannten Verdünnungsstoß. Bekanntermaßen ist dieser Verdünnungsstoß allerdings ein adiabater Prozeß mit Entropieverlust und wird daher durch den 2.Hauptsatz ausgeschlossen. Die Abb. 3.3 verdeutlicht diese Tatsache. In ihr ist das Hugoniot-Diagramm zusammen mit der Isentrope durch den Punkt (1|1) zu sehen. Falls keine chemische Reaktion stattfindet, unterteilt diese Isentrope das Diagramm in Punkte, in denen die Entropie gegenüber dem Punkt (1|1) zunimmt (oberhalb der Isentrope) und in Punkte, in denen die Entropie abnimmt. Die Isentrope fällt etwas langsamer ab als die Stoßadiabate und dadurch liegt der Endpunkt des Verdünnungsstoßes im Gebiet der Entropieerniedrigung. Der Vergleich der Punkte C und D in Abb. 3.1 legt die Interpretation einer Flamme als Verdünnungsstoß mit chemischer Reaktion nahe. Im allgemeinen wird die Flamme jetzt nicht mehr wie der Verdünnungsstoß durch den 2.Hauptsatz ausgeschlossen. Durch die chemische Reaktion kann der Schnittpunkt zwischen Rayleigh-Gerade und Hugoniot-Kurve in ein Gebiet mit Entropieerhöhung verschoben werden. Abb. 3.1 macht das plausibel, da beispielsweise der Endpunkt C einer Flamme oberhalb der Isentropen liegt. Problematisch ist allerdings, daß die Isentrope in der Abbildung nur für den Fall ohne chemische Reaktion gilt. Für eine bestimmte Flamme gilt immer eine spezifische Isentrope, die von der Reaktionsentropie und der Mischungsentropie des jeweiligen Verbrennungsprozesses abhängt. 3.3. BEISPIEL: OZONZERFALL 25 Abbildung 3.3: Zur Entropiebedingung Um die Entropieänderung bei einer Verbrennung auszurechnen, wird die Entropie einer Mischung idealer Gase in der Form ! ! 1−κ X (α) κ p T s(p, T, cα ) = + sR + sM ix (3.43) cα c(α) p ln TR pR α verwendet. (Hierin ist p der tatsächliche Druck, nicht das Verhältnis wie oben.) Die Mischungsentropie berechnet sich aus den Konzentrationen nach c sM ix (cα ) = − X α cα α R ln PMαcβ . Mα β M (3.44) β Damit schreibt sich die Entropieänderung in einer Verbrennung ! ! 1−κ1 1−κ0 κ κ p p 1 0 s1 − s0 = cp |1 ln TTR1 pR1 − cp |0 ln TTR0 pR0 + ∆sR + ∆sM ix (3.45) mit der freiwerdenden Reaktionsentropie ∆sR = X (α) ( cα |1 − cα |0 ) sR (3.46) α sowie der Differenz der Mischungsentropie ∆sM ix = sM ix ( cα |1 ) − sM ix ( cα |1 ) (3.47) Um festzustellen, daß eine Flamme dem 2.Hauptsatz nicht widerspricht, muß der von der Chapman-Jouguet-Theorie gelieferte Endpunkt, eingesetzt in (3.45), die Bedingung s1 − s0 > 0 erfüllen. 3.3 Beispiel: Ozonzerfall Um eine Vorstellung von den Größenordnungen der in einer Flamme auftretenden Größen zu bekommen, gebe ich hier einige Ergebnisse der Chapman-Jouguet-Theorie am Beispiel des Ozonzerfalls an. 26 KAPITEL 3. DIE CHAPMAN-JOUGUET-THEORIE Die Reaktionsgleichung für die Zersetzung der Ozons lautet 2O3 −→ 3O2 Die benötigten Konstanten sind in den folgenden Tabellen zusammen gefaßt: Sauerstoff O2 Enthalpiekonstante (2) J hR = 0 kg Ozon O3 J hR = 3, 0 · 106 kg Entropiekonstante (2) sR = 6, 4 · 103 kgJK (3) (3) sR = 5, 0 · 103 kgJK Sauerstoff O2 Molzahl M2 = 32 Spezifische Wärme (2) cp = 72 MR2 = 909 kgJK Ozon O3 M3 = 48 cp = 4 MR3 = 693 kgJK (3) Die Enthalpiekonstante einer Substanz im Standardzustand, d.h. in dem Zustand, in dem es sich bei Standardbedingungen befindet, wird null gesetzt. Die Enthalpiekonstante von Derivaten, hier das Ozon, wird dann in Bezug auf den Standardzustand angegeben. In diesem Beispiel soll eine Mischung aus 50% Ozon und 50% Sauerstoff (massengewichtet) komplett zu Sauerstoff zerfallen. Die Konstanten der Mischungen jeweils vor und nach der Flamme sind dann wie folgt gegeben: Vorher c2 |0 = 12 c3 |0 = 12 f0 = 38, 4 M cp |0 = 801 kgJK κ0 = 1, 37 O2 -Konzentration O3 -Konzentration Molzahl Spezifische Wärme Adiabaten-Koeffizient Nachher c2 |1 = 1 c3 |1 = 0 f1 = 32 M cp |1 = 909 kgJK κ1 = 1, 4 Der in der Hugoniot-Kurve benötigte Parameter λ, sowie die Reaktionswärme Q lauten λ = 0, 946 Q = 5, 789 Außerdem wird die Reaktionsentropie und die Differenz der Mischungsentropie ∆sR c p |0 ∆sM ix cp |0 = 0, 874 = −0, 908 benötigt, um die Entropieänderung auszurechnen. Beachtenswert ist hier, daß in der Reaktion Entropie frei wird, was wohl auf die Zerstörung der ”geordneten” Ozon-Moleküle zurück zu führen ist. Außerdem dürfte die Flamme, wenn es nur auf die Mischungsentropie ankäme, nicht existieren, da eine Entmischung stattfindet. Erst durch die anderen Terme in (3.45) kommt es zu einem Entropiegewinn. Die Ergebnisse der Chapman-Jouguet-Theorie für verschiedene Machzahlen stellt folgende Tabelle dar: M0 v0 0,001 0,01 0,1 0,17425... 0,297 m s 2,97 m s 29,7 m s 51,8 m s ρ1 ρ0 v1 2,147 21,48 233,0 585,9 m s m s m s m s 0,14 0,14 0,13 0,09 p1 1,013 1,012 0,919 0,585 ∆s c p |0 T1 bar bar bar bar 2138 2138 2104 1920 K K K K 2,20 2,20 2,22 2,26 3.3. BEISPIEL: OZONZERFALL 27 Für kleine Machzahlen ist die Flamme nahezu isobar. Der Dichtesprung auf 14% der ursprünglichen Dichte zeigt die starke Verdünnung an, die durch den schnelle Abtransport aufgrund der hohen Geschwindigkeit v1 hinter der Flamme zu erklären ist. Die Endtemperatur sinkt mit steigender Machzahl, da immer mehr Energie für die Beschleunigung des Sauerstoffs auf die Endgeschwindigkeit benötigt wird. Die Chapman-Jouguet-Machzahl liegt für diese Flamme bei M0CJ = 0.17425..., für größere Machzahlen gibt es keine Lösung mehr. 28 KAPITEL 3. DIE CHAPMAN-JOUGUET-THEORIE Kapitel 4 Einfache Flammen Im Folgenden werden wir uns mit dem sehr einfachen Flammenmodell der Form A → B beschäftigen. Obwohl dieses Modell sehr grob ist, lassen sich qualitativ einige Aussagen über das Verhalten und die Mechanismen in Flammen machen, die auch für realistischere Reaktionsmodelle gelten.. (Siehe auch [24] und [8]) Die vorausgesetzte stätionäre Betrachtungsweise bringt bemerkenswerte mathematische Aspekte mit sich. Diese und die verwendeten Lösungsverfahren werden im letzten Abschnitt dieses Kapitels vorgestellt. 4.1 Gleichungen Wir betrachten die stationäre Flammenfront wie sie in Abb. 1.2 zu sehen ist. Die Anströmbedingungen sind Normalbedingungen mit T0 = 298 K und p0 = 1, 013 bar. Die Front habe in der Mitte einen Bereich in dem sich die Veränderlichkeit der Größen quer zur Ausbreitungsrichtung vernachlässigen läßt. Damit wird das Problem eindimensional: Alle Größen hängen nur von der Ausbreitungsrichtung x ab und nur die Komponente der Geschwindigkeit in dieser Richtung ist von null verschieden. Sie wird mit v bezeichnet. Als weitere Einschränkung werden die viskosen Effekte vernachlässigt. Dies dient einerseits zur Vereinfachung getan, andererseits ist es für langsame Flammen keine schlechte Annahme. Die Gleichungen (2.89)-(2.92) reduzieren sich damit zu dρv =0 dx (4.1) d (ρvcα + Jα ) = τα dx (4.2) d ρv 2 + p = 0 dx (4.3) P P d 1 2 ρv + qe + α hα Jα = 0 α cα hα + 2 v dx (4.4) Im stationären Fall empfiehlt es sich, den Diffusionsstrom durch den Partialmassenstrom gα einer Komponente α nach gα := ρα vα = ρvcα + Jα (4.5) 29 30 KAPITEL 4. EINFACHE FLAMMEN zu ersetzen. Die Gleichungen (4.1), (4.3) und (4.4) lassen sich aufintegrieren. Als Integrationskonstanten wählen wir die Integranden an einer Stelle weit vor der Flamme (Index 0), an der sich die Strömung im thermodynamischen Gleichgewicht befindet, d.h. der Wärmestrom qe und der Diffusionsstrom Jα verschwinden. Es entstehen die Gleichungen ρv = ρ0 v0 2 ρv + p = P α gα hα + 21 ρv 3 + qe = (4.6) ρ0 v02 + p0 (4.7) P gα |0 hα |0 + 12 ρ0 v03 (4.8) α zu denen die Partialmassenbilanz dgα = τα (4.9) dx hinzutritt. Hierin werden Materialgleichungen für den Druck p, die Enthalpien hα , den Wärmestrom qe, die Partialmassenströme gα , oder die Diffusionsströme Jα und die Massenproduktionen τα gebraucht. Die Gleichungen (4.6) und (4.7) sind den Gleichungen (3.8) und (3.9) sehr ähnlich. In der Chapman-Jouguet-Theorie galten die Gleichungen nur zwischen den Zuständen weit vor und weit hinter der Flamme, hier gelten sie für beliebige Punkte in der Flamme, da wir die Viskosität durch die gesamte Flamme hindurch vernachlässigt haben. In der Chapman-Jouguet-Theorie entsteht aus diesen beiden Gleichungen die Rayleigh-Gerade. Für das vorliegende Flammenmodell heißt das, daß sich die Feldgrößen durch die Flamme hindurch immer entlang der RayleighGerade im Hugoniot-Diagramm bewegen. 4.1.1 Chemisches Modell Als chemisches Modell legen wir die Reaktion zwischen den Komponenten A, dem Brennstoff (Index 1), und B, dem Produkt (Index 2), nach k A −→ B (4.10) zugrunde. In der Literatur wird hierbei manchmal von einer Umordnungsreaktion gesprochen, in der sich ein angeregtes Molekül in ein anderes umordnet. Die beiden Komponenten besitzen aus Konsistenzgründen die gleichen Molzahlen M1 = M2 ≡ M . Es wird im folgenden nur noch die Komponente 1, der Brennstoff, betrachtet. Da sich die Konzentrationen zu eins summieren, läßt sich aus der Konzentration der Komponente 1 jederzeit die der Komponente 2 ausrechnen. Die Massenproduktion des Brennstoffs ergibt sich dann nach (2.102) und (2.103) zu τ1 = −M k n1 (4.11) mit der Teilchenzahldichte n1 , die über n1 = ρ c1 M (4.12) mit der Konzentration zusammenhängt. Für die Geschwindigkeitskonstante k wird nach (2.104) ein Arrhenius-Ansatz E k (T ) = a (T ) e− RT (4.13) 4.1. GLEICHUNGEN 31 gemacht. Die Massenproduktion hat damit die Form E τ1 = −b a c1 e− RT (4.14) Für die Funktion a (T ) im Arrhenius-Ansatz nehmen wir zur Vereinfachung gerade solch eine Abhängigkeit an, daß ρ b a= a (T ) = const (4.15) M gilt. Das ist eine harte Annahme: Sie kann dadurch gerechtfertigt werden, daß die Geschwindigkeitskonstanten der chemischen Reaktionen oft eine leichte Druckabhängigkeit zeigen, sodaß b a tatsächlich eine Konstante wird. Die gesamte chemische Modellierung ist hier ein sehr stark vereinfachtes Modell. Im vorliegenden Beispiel einer Flamme kommt es nicht auf naturgetreue Abbildung, sondern auf die wesentlichen Effekte an. 4.1.2 Materialgleichungen Für die Enthalpie der Komponenten wird der lineare Zusammenhang (2.96) (α) hα (T ) = c(α) p (T − TR ) + hR (4.16) benutzt. Hierin wird die zusätzliche Annahme c(α) p = cp = const (4.17) gemacht, d.h. die spezifischen Wärmen der beiden Komponenten unterscheiden sich nicht. Die (1) (2) Enthalpiekonstanten sind für beide Stoffe unterschiedlich und zwar hR > hR , denn bei der Reaktion (4.10) soll Wärme frei werden. Mit der Eigenschaft P α gα = ρv (4.18) der Partialmassenströme, läßt sich in unserem Beispiel mit g2 = ρv − g1 der Partialmassenstrom der Komponente 2 eliminieren. Die in der Gleichung (4.8) auftretende Summe über die Enthalpien schreibt sich damit P (1) (2) g h = ρv c T + g h − h + const , (4.19) p 1 α α α R R wobei der konstante Term auf beiden Seiten von (4.8) herausfällt. Für den Druck mit (2.93) gilt einfach p=ρ R T , M (4.20) da sich die Molzahlen der Komponenten nicht unterscheiden. Im Fourier’schen Gesetz (2.100) für den Wärmestrom qe = −λ dT dx wird die Wärmeleitfähigkeit λ als konstant angenommen. (4.21) 32 KAPITEL 4. EINFACHE FLAMMEN Da die Diffusionsströme Jα durch die Partialmassenströme gα ersetzt wurden, schreibt sich das Fick’sche Gesetz (2.101) in der Form g1 = ρv c1 − D dc1 dx (4.22) Der Diffusionskoeffizient wird konstant gesetzt. Da nur die Konzentration des Brennstoffs betrachtet wird, ist auch nur das Fick’sche Gesetz für die erste Komponente notwendig. Üblicherweise werden die Materialgleichungen alle in (4.6)-(4.9) eingesetzt, so daß ein geschlossenes System von Feldgleichungen entsteht. In diesem Fall ist es günstiger den Partialmassenstrom g1 als Variable zu betrachten und das Fick’sche Gesetz (4.22) als seine Bestimmungsgleichung den Gleichungen (4.6)-(4.9) hinzuzufügen. Der Vorteil ist, daß die entstehenden Diferentialgleichungen damit nur von 1.Ordnung sind. 4.1.3 Feldgleichungen Es werden die folgenden dimensionslose Größen eingeführt Tb = TT0 gb = ρ0gv0 vb = x b= v v0 x x0 mit x0 = λ ρ0 v 0 c p , (4.23) wobei ρ0 , v0 und T0 die Dichte, Geschwindigkeit und Temperatur der Anstömung weit vor der Flamme sind. Die Dichte läßt sich mit Hilfe der Massenbilanz (4.6) aus allen anderen Gleichungen eliminieren. In dimensionloser Darstellung ergeben sich die übrigen Gleichungen zu κM02 vb + Tb = κM02 + 1 vb dTb = Tb − 1 + (b g − gb|0 ) Q + db x 2 κ−1 2 M0 (4.24) vb2 − 1 b T db g − akt = −µ c e Tb db x (4.25) (4.26) dc = c − gb (4.27) db x Die ersten drei sind die Bilanzgleichungen aus (4.7)-(4.9), die letzte ist das Fick’sche Gesetz (4.22), da wir den Partialmassenstrom als Variable betrachten. Die Impulsbilanz (4.24) bildet keine Differentialgleichung, sondern liefert lediglich einen algebraischen Zusammenhang zwischen der Temperatur und der Geschwindigkeit. Der Komponenten-Index wurde weggelassen, da jeweils nur die erste Komponente betrachtet wird. Le Die auftretenden Parameter sind durch M0 = q v0 R T0 κM λb a µ= (ρ0 v0 )2 cp (1) (2) h − hR Q= R cp T0 κ= cp R cp − M E Tbakt = R T0 Le = D cp λ (4.28) 4.2. ERGEBNISSE UND DISKUSSION 33 definiert. Es sind dies die Machzahl der Anströmung M0 , das Verhältnis der spezifischen Wärmen κ, der sogenannte Flammeneigenwert µ, eine dimensionslose Aktivierungstemperatur Tbakt , die dimensionslose Reaktionswärme Q und die Lewiszahl der Diffusion Le, die die relative Wichtigkeit von Diffusion und Wärmeleitung charakterisiert. Eine besondere Rolle spielt der Flammeneigenwert µ; auf ihn wird im folgenden noch eingegangen. Die obigen Gleichungen bilden jetzt ein System zur Bestimmung von Geschwindigkeit vb, Temperatur Tb, Konzentration c und Partialmassenstrom gb. 4.1.4 Randbedingungen Als Randbedingungen sind die Zustände vor und nach der Flamme gegeben. Vor der Flamme lauten sie vb|0 = 1 Tb = 1 0 b c|0 = c0 (4.29) gb|0 = c0 wobei c0 die gegebene Anfangskonzentration des Brennstoffs ist und gb|0 durch gb|0 = g|0 ρ0 c|0 v0 = = c|0 ρ0 v0 ρ0 v0 (4.30) gegeben ist, da der Diffusionsstrom verschwindet. Hinter der Flamme herrscht chemisches Gleichgewicht. Deshalb verschwindet die Massenproduktion und wir schließen aus (4.14) c|1 = 0 (4.31) d.h. die Reaktion ist vollständig abgelaufen. Für den Partialmassenstrom gilt wie oben gb|1 = g|1 g|1 = = c|1 . ρ0 v0 ρ1 v1 (4.32) Außerdem verschwindet der Temperaturgradient und (4.24) und (4.25) bilden dann ein Gleichungssystem für die Temperatur und Geschwindigkeit hinter der Flamme. Das Ergebnis entspricht dem der Chapman-Jouguet-Theorie mit den entsprechenden Werten für Machzahl, sowie Anfangs- und Endkonzentrationen. Insgesamt gilt also vb|1 → Chapman-Jouguet Tb → Chapman-Jouguet 1 c|1 = 0 (4.33) gb|1 = 0 4.2 Ergebnisse und Diskussion In diesem Abschnitt werden zunächst die abgeleiteten Gleichungen diskutiert. Im Anschluß werden einige Lösungen präsentiert, ohne jedoch auf die Berechnung einzugehen. 34 KAPITEL 4. EINFACHE FLAMMEN Abbildung 4.1: Prinzipieller Aufbau einer Flammenfront 4.2.1 Der grundlegende Mechanismus Um die wesentlichen Effekte in einer Flamme zu diskutieren, betrachten wir die Gleichungen (4.24)-(4.27) unter zwei weiteren Annahmen: Zum einen sei die Machzahl der Anströmung so klein, daß M02 ≈ 0 gilt, d.h die Geschwindigkeitsterme in (4.25) vernachlässigt werden können. Zum anderen wird die Diffusion null gesetzt, womit dann wegen Le = 0 aus (4.27) gb = c . (4.34) folgt. Setzen wir außerdem die Anfangskonzentration c0 = 1, lassen sich die verbleibenden Gleichungen (4.25) und (4.26) folgendermaßen schreiben: dTb b = T + c Q − (1 + Q) db x (4.35) b T dc − akt = −µ c e Tb db x (4.36) Die erste Gleichung repräsentiert den 1.Hauptsatz. Auf der rechten Seite steht die Differenz zwischen der lokalen Enthalpie und der Enthalpie der unverbrannten Mischung und auf der linken Seite die lokale Wärmeabfuhr, die proportional zum Temperaturgradienten ist. Die zweite Gleichung beschreibt das Verhalten der Brennstoff-Konzentration von Ort zu Ort, die falls Brennstoff vorhanden ist umso stärker fällt, je höher die Temperatur ist. Damit läßt sich der grundlegende Mechanismus einer Flamme erklären: Wenn die Temperatur hoch genug ist, zerfällt der Brennstoff und es ergibt sich eine Enthalpiedifferenz, die als Wärme in Bereiche mit niedriger Temperatur abgeführt wird. Dadurch wird in diesen Bereichen der Brennstoff aufgeheizt und kann auch zerfallen, wodurch es wieder zu einer Enthalpiedifferenz kommt, usw. So entsteht der selbsterhaltende Prozeß einer Flamme. In Abb. 4.1 ist die Lösung der Gleichungen (4.35) und (4.36) qualitativ dargestellt. Es lassen sich deutlich zwei Zonen unterscheiden: In der Vorwärmzone wird der Brennstoff durch Wärmeleitung aufgeheizt. Die Temperatur steigt langsam an, bis die Reaktion einsetzt und der Brennstoff in der Reaktionszone schlagartig verbrennt. Die Temperatur erreicht dann ihren Endwert, der durch die freiwerdende Reaktionswärme bestimmt ist. 4.2. ERGEBNISSE UND DISKUSSION 4.2.2 35 Der Flammeneigenwert µ Bei der Berechnung von stationären Flammen spielt der in der Gleichung (4.26) auftauchende Parameter µ eine ausgezeichnete Rolle: Zu gegebenen Werten der Machzahl, Aktivierungstemperatur, Anfangskonzentration, etc. gibt es nur genau einen Wert von µ für den eine Lösung der Gleichungen mit den entsprechenden Randbedingungen (4.29) und (4.33) existiert. Mathematisch hat der Parameter µ damit die Funktion eines Eigenwertes. Um diese Tatsache zu verstehen, betrachten wir die Definition des Parameters. Es gilt µ= b a x0 λb a = 2 ρ (ρ0 v0 ) cp 0 v0 (4.37) mit der entsprechenden Definition von x0 nach (4.23). Hierin stammt b a aus der Massenproduktion (4.14) und ρ0 v0 ist der Massenstrom. Der Parameter µ läßt sich dadurch folgendermaßen interpretieren: Massenproduktionsdichte µ= (4.38) Massentransportdichte Die Massenproduktionsdichte beschreibt, wieviel Brennstoff pro Zeit- und Flächeneinheit in der Flammenfront vernichtet wird. Dieser Wert ist durch die chemische Reaktion fest vorgegeben. Mit dieser Einsicht ist jetzt klar, warum die Geschwindigkeit der Anströmung nicht beliebige Werte annehmen kann (Vergl. Kapitel 1): Ist die Geschwindigkeit zu hoch, wird mehr Brennstoff in die Flammenfront transportiert als die chemische Reaktion vernichten kann. Die Flamme wird quasi ausgeblasen. Ist die Geschwindigkeit zu niedrig, erreicht weniger Brennstoff die Flamme als die Reaktion benötigt und die Flamme erstickt. Nach (4.38) beschreibt der Parameter µ gerade das Verhältnis von Massenproduktions- zu Massentransportdichte. Das tatsächlich benötigte Verhältnis ist von vornherein nicht bekannt. Es hängt von den übrigen Parametern des Systems, wie Reaktionswärme, Lewis-Zahl, etc. ab. In dem Eigenwertverhalten von µ spiegelt sich also die physikalische Tatsache wieder, daß die Anströmung zu einer Flamme erst richtig eingestellt werden muß, bevor ein stationärer Zustand überhaupt existiert. 4.2.3 Isobare Flammen Wir beschäftigen uns nun zunächst mit sehr langsamen Flammen, d.h es handelt sich um Anströmungen mit sehr kleinen Machzahlen, so daß M02 ≈ 0 gilt. Damit lassen sich die Geschwindigkeitsterme in (4.25) vernachlässigen und die Geschwindigkeit folgt nach (4.24) dem selben Verlauf wie die Temperatur. Nach der Chapman-Jouguet-Theorie sind diese Flammen isobar. Abb. 4.2 zeigt das Temperatur- und Konzentrationsprofil von isobaren Flammen für verschiedene Parametersätze. (Zur Berechnung siehe Abschnitt 4.3) Allen gemeinsam ist die Reaktionswärme und Anfangskonzentration Q = 10 c0 = 1 2 . Zwischen rechts und links wurde die Aktivierungtemperatur gemäß links : rechts : Tbakt = 20 Tbakt = 50 36 KAPITEL 4. EINFACHE FLAMMEN Abbildung 4.2: Isobare Flammen verändert. Die Diffusion wurde mit Le = 1 berücksichtigt. Dies ist für die meisten Fälle eine gute Schätzung des Diffusionskoeffizienten. Bei den Kurven ohne Diffusion wurde die Lewiszahl null gesetzt. Zum Vergleich der Kurven mit und ohne Diffusion sollte bemerkt werden, daß sämtliche Lösungen nur bis auf eine beliebige Verschiebung entlang der x-Achse bestimmt sind. Dies beruht auf der Invarianz der Gleichungen (4.24)-(4.27) bezüglich einer Verschiebung der x-Koordinate. Bei den Lösungen mit hoher Aktivierungstemperatur und ohne Diffusion zeigt sich eine deutliche Verkleinerung der Reaktionszone. Dies ist auf das Verhalten des Arrhenius-Ansatzes zurückzuführen, der bei hohen Aktivierungstemperaturen die Reaktion schlagartiger ”einschaltet”. Die Diffusion trägt zu einer generellen Abrundung der Kurven bei. An den Konzentrationsprofilen erkennt man, daß der Brennstoff von vor der Flamme stark in die Flamme hineindiffundiert. Dies zeigt auch der Verlauf des Diffusionsstroms J, der in den Konzentrationdiagrammen als gepunktete Linie zu sehen ist. Der nicht gezeigte Partialmassenstrom hat qualitativ den selben Verlauf wie die Konzentration. Die benötigten Werte des Eigenwertes µ sind in der folgenden Tabelle zusammengefaßt: Tbakt 20 20 50 50 Le 0 1 0 1 µ 74,923 174,43 28711,9 129235,0 4.2. ERGEBNISSE UND DISKUSSION 37 Abbildung 4.3: Nicht-Isobare Flammen Wie wir sehen ist im Sinne von Gleichung (4.38) bei Diffusion, sowie bei höherer Aktivierungstemperatur deutlich weniger Massentransport notwendig. Wäre der Wert der Konstanten in (4.14) explizit vorgegeben, ließe sich jetzt aus den Werten für µ und dessen Definition in (4.28) die jeweiligen Flammengeschwindigkeiten ausrechnen. 4.2.4 Die Chapman-Jouguet-Flamme Wir betrachten jetzt nicht-isobare Flammen und variieren die Machzahl M0 der Anströmung. Die Diffusion wird mit Le = 0 weggelassen. Für einen großen Bereich von Machzahlen ändert sich die Form der Profile von Temperatur, Geschwindigkeit und Konzentration kaum. Einzig die Endwerte von Temperatur und Geschwindigkeit ändern sich entsprechend der ChapmanJouguet-Theorie. Erst in der Nähe der Chapman-Jouguet-Machzahl (vergl. Kapitel 3) erscheint ein interessantes Phänomen. In Abb. 4.3 sind die Temperatur- und Geschwindigkeitsverläufe für drei nicht-isobare Flammen dargestellt. Die Felder bei den verschiedenen Machzahlen sind dort so skaliert, daß sie alle zwischen 0 und 1 verlaufen. Die Reaktionswärme, Anfangskonzentration und Aktivierungstemperatur sind Q=6 c0 = 1 2 Tbakt = 30 . Die Machzahlen der gezeigten Kurven lauten M0 = 0, 24 / 0, 245 / 0, 24739. Letztere entspricht für diesen Fall etwa der Chapman-Jouguet-Machzahl. Die Kurven für niedrigere Machzahlen würden sich nicht mehr sichtbar von der für M0 = 0, 24 unterscheiden. 38 KAPITEL 4. EINFACHE FLAMMEN Abbildung 4.4: Zur Chapman-Jouguet-Flamme Bemerkenswert ist das Temperaturmaximum, welches sich schon bei M0 = 0, 245 andeutet und für die Chapman-Jouguet-Machzahl voll ausgeprägt ist. Es ist charakteristisch für ChapmanJouguet-Flammen und läßt sich bereits im Rahmen der Chapman-Jouguet-Theorie voraussagen. In Abb. 4.4 sehen wir ein Hugoniot-Diagramm mit Rayleigh-Geraden und Hugoniot-Kurve für eine Chapman-Jouguet-Flamme. Außerdem sind einige Isothermen eingezeichnet. Im Falle einer nicht-viskosen Flamme bewegen sich die Felder durch die Flammenfront hindurch genau auf der Rayleigh-Geraden. (Siehe Abschnitt 4.1) Wie sich erkennen läßt, schneidet die Rayleigh-Gerade zweimal die selbe Isotherme. Zwischen Anfangs- und Endpunkt muß daher die Temperatur in der Flamme ein Maximum besitzen. Die für diese Flammen benötigten Werte des Eigenwertes µ sind M0 0,24 0,245 0,24739 µ 25750 29700 33300 Bei gleicher chemischer Reaktionsgeschwindigkeit sinkt nach (4.38) die benötigte Massentransportdichte mit wachsender Machzahl der Anströmung. 4.3 Zur Berechnung Wir wenden uns nun den Verfahren zu, mit denen die Gleichungen (4.24)-(4.25) gelöst werden können. Dazu folgt zunächst ein Exkurs über die mathematischen Strukturen, die hinter den Gleichungen stehen. 4.3.1 Exkurs: Heterokline Orbits ”Heterokliner Orbit” ist der mathematische Name für den physikalischen Begriff der stetigen Stoßstruktur, die zwei Gleichgewichtszustände miteinander verbindet. Eine mathematische Abhandlung dieses Themas findet sich in [4]. 4.3. ZUR BERECHNUNG 39 Definitionen Betrachten wir ein System von gewöhnlichen Differentialgleichungen in der Form dy (x) =F y dx Hierin wird y1 y2 .. . y= (4.39) (4.40) yN als Zustandsvektor, oder kurz, Zustand, bezeichnet. Jeder Zustand ist ein Punkt im Zustandsraum, der durch die N Achsen aufgespannt wird, auf denen die Größen y1 , y2 , ..., yN aufgetragen sind. Eine Lösung y(x) des Systems (4.39) zu bestimmten Anfangsbedingungen beschreibt in diesem Raum eine Kurve, die auch als Trajektorie bezeichnet wird. Die Menge aller Lösungskurven bilden das Phasendiagramm von (4.39). Im Phasendiagramm ist die unabhängige Variable x eliminiert, bzw. taucht nur noch als Kurvenparameter der Trajektorien auf. Die Punkte des Zustandsraum, in denen die rechte Seite von (4.39) verschwindet, werden Fixpunkte genannt. F y0 = 0 ⇐⇒ y 0 Fixpunkt (4.41) Oft werden auch die Begriffe stationäre, singuläre oder Gleichgewichtspunkte verwendet. Fixpunkte werden von Lösungskurven erst für x → ±∞ erreicht, da mit F die Änderung von y beliebig klein wird. Wird ein Fixpunkt als Anfangswert für (4.39) benutzt, gibt es nur die konstante Lösung, die dem Verharren im Fixpunkt für alle x entspricht. Die Fixpunkte werden durch das Verhalten der Trajektorien in dessen Nähe charakterisiert. Dieses Verhalten wird durch die Linearisierung von (4.39) y e y0 = A e (4.42) ∂F A= = const ∂y y (4.43) e y = y − y0 (4.44) mit 0 beschrieben. (4.42) ist jetzt ein lineares System, dessen Lösungen durch die Eigenwerte und Eigenvektoren der Jacobi-Matrix A bestimmt werden. Zwei grundsätzliche Sorten von Fixpunkten werden entsprechend der folgenden Tabelle unterschieden. Eigenwerte λi von A alle dasselbe Vorzeichen unterschiedliche Vorzeichen mind. einmal λi = 0 Fixpunkt y 0 Knoten Sattel entarteter Knoten In Abb. 4.5 sind ein entarteter Knoten, ein Knoten und ein Sattel im 2-Dimensionalen zu sehen. Die Lösungskurven liegen prinzipiell beliebig dicht beieinander. In der Abbildung ist nur eine Auswahl gezeigt. Die Koordinatenachsen entsprechen den Eigenvektoren der zum jeweiligen Fixpunkt gehörenden Matrix A. Sattel sind dadurch gekennzeichnet, daß nur wenige Trajektorien in sie hineinlaufen, im Bild sind dies die Achsen, während in einen Knoten unendlich viele 40 KAPITEL 4. EINFACHE FLAMMEN Abbildung 4.5: Drei Fixpunkte Lösungskurven hineinführen. In einem enarteten Knoten findet keine Bewegung der Trajektorien mehr in die Richtung statt, die zu dem Eigenwert gehört, der null ist. Die Trajektorien bewegen sich entlang der Richtung, die zum nichtverschwindenden Eigenwert gehört und verharren sobald sie auf die Linie der Nullrichtung treffen. Der Fixpunkt entartet so zu unendlich vielen Fixpunkten entlang der Linie der Nullrichtung. Obwohl ein Fixpunkt als Anfangswert nur die konstante Lösung liefert, kann nach einer Lösung von (4.39) gefragt werden, die zwei Fixpunkte asymptotisch, d.h. für x → ±∞, miteinander verbindet. Diese Lösung wird als heterokliner Orbit bezeichnet. Gemeint ist dabei die Lösung entlang einer Trajektorie, die die beiden Fixpunkte mit einander verbindet. Diese Trajektorie muß im allgemeinen weder existieren, noch eindeutig sein. Die Aufgabenstellung für einen heteroklinen Orbit lautet also: Finde die Lösung von (4.39) mit den beiden Fixpunkten als Randbedingungen! Dies führt auf ein Randwertproblem in dem doppelt soviele Randbedingungen gegeben sind wie von der Ordnung des Differentialgleichungssystem eigentlich nötig sind. Aber die Randwerte sind Fixpunkte in denen sich mindestens zwei Trajektorien schneiden. Eine mögliche Interpretation der Überbestimmtheit besagt, daß die zusätzlichen Bedingungen notwendig sind, um die Trajektorie festzulegen, entlang der der Fixpunkt verlassen werden soll. Wenn wir mit den Gleichungen (4.24)-(4.27) und den Randbedingungen (4.29) und (4.33) eine Flamme beschreiben, entspricht dies mathematisch der Suche nach einem heteroklinen Orbit. Das Gleichungssystem hat die Form von (4.39) und die Randbedingungen sind Fixpunkte, da sie die Gradienten zum Verschwinden bringen. Analytisches Beispiel Als analytisches Beispiel ist das 2-dimensionale Differentialgleichungssystem dy = (y − z)2 y + z dx dz = (y − z)2 z + y dx (4.45) gegeben. Es besitzt drei Fixpunkte, nämlich P1 = (0|0) P2 = 1 2| P3 = − 12 | 12 − 1 2 (4.46) 4.3. ZUR BERECHNUNG 41 Abbildung 4.6: Ein Phasendiagramm Die Jacobi-Matrix der rechten Seite ergibt sich zu (y − z) (3y − z) 1 − 2y (y − z) A= 1 + 2z (y − z) (z − y) (3z − y) (4.47) Damit erhalten wir für P1 einen Sattel und für P2 , sowie P3 einen Knoten. In diesem Beispiel läßt sich das Phasendiagramm analytisch ausrechnen. Wir formen (4.45) um zu dy (y − z)2 y + z (4.48) = dz (y − z)2 z + y bzw. als Differential (y − z)2 z + y dy − (y − z)2 y + z dz = 0 . (4.49) Dieses Differential ist nicht integrabel, besitzt aber den integrierenden Faktor M mit M (y, z) = 2 (y − z)2 − 1 (4.50) 2 Das damit vollständige Differntial dϕ = 2 (y−z)2 z+y ((y−z) 2 2 −1) dy − 2 (y−z)2 y+z 2 ((y−z)2 −1) dz = 0 (4.51) hat die Lösung ϕ (y, z) = y2 − z2 = const (y − z)2 − 1 (4.52) Für jede Konstante der rechten Seite stellt die dann gewonnene Beziehung zwischen y und z eine Trajektorie dar. In Abb. 4.6 ist das Phasendiagramm dargestellt. Auch hier ist nur eine Auswahl der Lösungskurven gezeigt. Die verbindene Trajektorie zwischen P1 und P2 lautet hier z = −y, dies eingesetzt in die erste Gleichung von (4.45) ergibt eine Differentialgleichung für den heteroklinen Orbit, bzw. die Stoßstruktur y (x). Daraus folgt dann der entsprechende Verlauf von z (x) = −y (x). Die Lösung ist ! √ −1 y (x) 2x e +4 = (4.53) √ 1 z (x) e2x +4 mit den gewünschten Eigenschaften (y | z) → P1 für x → −∞ und (y | z) → P2 für x → +∞. 42 KAPITEL 4. EINFACHE FLAMMEN Phasendiagramm einer einfache Flamme Im Falle von verschwindender Machzahl und Diffusion lassen sich die verbleibenden Gleichungen (4.35) und (4.36) für die Temperatur und Konzentration in der Form b, c T F b T d T = c dx Fc Tb, c ! Tb − 1 + Q (c − c0 ) b = (4.54) T − akt −µ c e Tb schreiben. Der Vektor aus Temperatur und Konzentration ist hier der Zustand des Systems. Die Randbedingungen für diesen Fall lauten Tb = 1 Tb = Q c0 + 1 (4.55) 0 1 c|0 = c0 c|1 = 0 Diese stimmen mit den Fixpunkte P0 = (1 | c0 ) P1 = (Q c0 + 1 | 0) des Systems (4.54) überein. Dabei wurde e−Takt ≈ 0 (4.56) b angenommen, was der Tatsache entspricht, daß die Massenproduktion (4.14) vor der Flamme praktisch null liefert. Um das Wesen der Fixpunkte zu bestimmen, bilden wir nach ! A= ∂FT ∂ Tb ∂Fc ∂ Tb ∂FT ∂c ∂Fc ∂c 1 = − −µ c Tbakt e 2 b T ! Q b T akt b T − −µ e b T akt b T (4.57) die Ableitung der rechten Seite. Am Anfangspunkt der Flamme ergibt sich 1 Q A0 = 0 0 mit λ1 = 0 λ2 = 1 −Q v1 = 1 1 v2 = 0 (4.58) (4.59) als Eigenwerte, bzw. Eigenvektoren. Der Anfangspunkt ist ein entarteter Knoten, da ein Eigenwert null ist. Das bedeutet, daß in einer Umgebung von P0 alle Punkte entlang der Nullrichtung v1 Fixpunkte sind. Alle Trajektorien laufen entlang der v2 -Richtung bis sie auf die Linie durch P0 entlang der Nullrichtung stoßen; dort verharren sie. 4.3. ZUR BERECHNUNG 43 Am Endpunkt lautet die Jacobi-Matrix 1 A1 = ! Q − 0 −µ e (4.60) b T akt b T 1 mit den Eigenwerten und -vektoren λ1 = 1 v1 = − λ2 = −µ e b T akt b T 1 1 0 −Q v2 = ! (4.61) b T − akt b T 1 1 + µe Die Eigenwerte sind unterschiedlichen Vorzeichens, woraus sich erschließt, daß der Endpunkt einen Sattel bildet. Das Phasendiagramm läßt sich hier analytisch nicht ausrechnen, numerisch können aber die Lösungskurven zu verschiedenen Anfangswerten gezeichnet werden. In Abb. 4.7 ist sind zwei Phasendiagramme von (4.54) mit jeweils verschiedenen Werten des Parameters µ gezeigt.Die Werte für die Reaktionswärme, Anfangskonzentration und Aktivierungstemperatur sind Q = 10 c0 = 1 2 Tbakt = 20 . In den Sattel bei Tb = 6 und c = 0 mündet nur die gestrichelte Trajektorie. Bei T = 1 und c = 12 läßt sich der entartete Knoten erkennen. In dessen Umgebung treffen alle Trajektorien auf die Nullrichtung und verharren dort. Als Flamme ist die Lösung entlang einer Trajektorie gesucht, die Anfangs- und Endpunkt miteinander verbindet. Damit wird in der Abb. 4.7 nochmals der Eigenwert-Charakter des Parameters µ deutlich. Wäre der Fixpunkt P0 vor der Flamme ein normaler Knoten wie in Abb. 4.5 (Mitte), dann gäbe es kein Eigenwert, denn alle Trajektorien liefen in den Punkt P0 hinein und es gäbe immer eine verbindende Trajektorie zwischen P0 und P1 . Dadurch aber, daß P0 einen entarteten Knoten bildet, erreicht nur noch eine Trajektorie genau den Punkt P0 , alle anderen verharren in dessen Umgebung. Nur für einen bestimmten Wert des Eigenwertes µ stimmt die Trajektorie, die genau den Punkt P0 erreicht mit der Trajektorie durch den Endpunkt P1 überein und es existiert eine Verbindung der beiden Punkte. Falls der Wert von µ aber vom tatsächlich für die Flamme benötigten Wert µ0 abweicht, existiert überhaupt keine Trajektorie, die beide Punkte miteinander verbindet. In der Abb. 4.7 sind zwei Fehlschläge gezeigt. Das eine Mal verläuft die Trajektorie durch den Punkt P1 (gestrichelt) zu weit links von P0 , das andere Mal zu weit rechts. In beiden Fällen trifft sie in der Umgebung von P0 auf die Linie entlang der Nullrichtung und verharrt dort. In der oberen Ecke der Phasendiagramme ist jeweils die Konzentration für die Lösung entlang der gestrichelten Trajektorie dargestellt. In beiden Fällen wird die Anfangskonzentration verfehlt. 4.3.2 Schießverfahren Das einfachste Verfahren zur Lösung der Gleichungen (4.24)-(4.27) funktioniert nach folgendem Schema: Zunächst wird eine Seite der Randbedingungen, d.h. der Anfangs- oder Endpunkt, ignoriert und das Differentialgleichungssystem mit der übrigbleibenden Seite als gewöhnliches Anfangswertproblem gelöst. Dazu muß zusätzlich ein Wert für µ vorgegeben werden. Anschließend 44 KAPITEL 4. EINFACHE FLAMMEN Abbildung 4.7: Phasendiagramme einer einfachen Flamme wird überprüft, ob die gewonnene Lösung den ignorierten Randbedingungen genügt. Falls nicht, muß der Parameter µ variiert und die Prozedur so oft wiederholt werden, bis die zusätzlichen Randbedingungen erfüllt sind. In diesem Verfahren sind zwei Fragen zu beachten: 1. Welche Seite der Randbedingungen wird ignoriert ? 2. Wie wird aus der übrigbleibenden Seite, die ja einen Fixpunkt des Systems darstellt, eine reguläre Anfangsbedingung ? Um die erste Frage zu beantworten, berufen wir uns auf die Charakteristiken der Anfangsund Endpunkte im Phasendiagramm. Wird das Differentialgleichungssystem von vor der Flamme aus integriert, startet die Lösung in einem Knoten und muß in einen Sattel gelangen. In den Sattel führt allerdings nur genau eine Trajektorie und bei kleinsten Abweichungen verfehlt die Lösung den Sattel und divergiert. Solche Abweichungen sind durch die numerischen Ungenauigkeiten immer gegeben. Es empfiehlt sich daher immer die Seite der Randbedingungen zu ignorieren, die einen Knoten darstellt. Damit startet die Lösung im Sattel und wandert in den Knoten. Numerische Störungen fallen dabei nicht ins Gewicht, da in der Umgebung des Knotens alle Trajektorien in ihn hinein laufen. Falls beide Seiten der Randbedingungen Sattel, bzw. Knoten sind, ist das Verfahren nicht anwendbar. In den Gleichungen (4.24)-(4.27) stellt jedoch für sämtliche Parameter-Variationen der Endpunkt der Flamme einen Sattel und der Anfangspunkt einen Knoten dar. Im Schießverfahren wird in diesem Fall also hinter der Flamme mit der Integration begonnen. Um aus dem gewählten Fixpunkt y 0 eine reguläre Anfangsbedingung des Differentialgleichungssystem zu machen wird er nach y Anf = y 0 + ε v (4.62) gestört. Hierin ist ε eine kleine Zahl und v ist die Richtung in die sich die Lösung erwartungsgemäß bewegen wird. Da es sich bei dem Startpunkt um einen Sattel handelt, ist v einer der Eigenvektoren, von denen der Sattel aufgespannt wird. Nur entlang dieser Richtungen gelangen Lösungen aus dem Sattel hinaus. Aus den Eigenvektoren muß derjenige ausgewählt werden, der der Trajektorie entspricht, die am wahrscheinlichsten den Sattel mit dem gewünschten Knoten verbindet. 4.3. ZUR BERECHNUNG 45 Für die Gleichungen der Flammen ist die exakte Bestimmung der Richtung allerdings nicht notwendig. Es stellte sich die plausible Näherung −1 vT (4.63) v = vc = +1 +1 vg als zweckmäßig heraus. Diese Darstellung entspricht dem Wissen, daß vom Endpunkt der Flamme aus die Temperatur ab- und die Konzentration, sowie der Partialmassenstrom, zunehmen muß. Die Schwierigkeit des Verfahrens liegt in der Wahl und Variation des Parameters µ. Für Werte von µ, die stark vom tatsächlich benötigen Wert abweichen, liefert das Anfangswertproblem überhaupt gar keine brauchbare Lösung, sondern divergiert sofort. Erst in einem sogenannten Konvergenzbereich ergeben sich Lösungen, an denen sich eine Variation von µ sinnvoll bemerkbar macht. Die Mehrzahl der in diesem Kapitel gezeigten Ergebnisse sind mit diesem Verfahren und dem Programm Mathematica erzeugt worden. Der Parameter µ wurde dabei von Hand variiert. Als Faustregel ergab sich: Je größer µ, desto höher die am Anfangspunkt erreichte Konzentration. Bei der Chapman-Jouguet-Flamme ließ sich dieses Verfahren allerdings nicht anwenden, denn das Anfangswertproblem lieferte keine sinnvolle Lösung mehr, sondern lies die Lösungen divergieren. Dies könnte mit dem nicht-monotonen Verlauf des Temperaturprofils zusammenhängen. Zur Lösung der Chapman-Jouguet-Flamme wurde das Differenzenverfahren benutzt. 4.3.3 Differenzenverfahren Das Grundprinzip des Differenzenverfahrens beruht auf der Diskretisierung der Felder entlang der x-Achse und dem Ersetzen der Ableitungen durch die Differenzenquotienten. Die für jeden diskreten Punkt ausgewerteten Gleichungen (4.24)-(4.27) bilden dann ein gekoppeltes algebraisches Gleichungssystem für die Werte der Felder an diesen Punkten. Formal schreiben wir die Diskretisierung y i = y (xi ) , (4.64) wobei die Felder zu dem Vektor y zusammengefaßt werden. Der Index i läuft von 0 bis N + 1 und kennzeichnet die i-te Stelle entlang der diskreten x-Achse. Die Diskretisierung sei hier äquidistant, d.h. xi+1 = xi + h (4.65) mit konstanter Schrittweite h. Die Differentialgleichungen (4.25)-(4.27) werden jetzt nach dy = F yi (4.66) dx i an jeder diskreten Stelle i ausgewertet. Hierin wurden die rechten Seiten in der Vektorfunktion F zusammengefaßt. Die eckigen Klammern markieren das Ersetzen der Ableitung durch den Differenzenquotienten. Wir wählen hierfür den zentralen Differenzenquotient y − y i−1 dy = i+1 (4.67) dx i 2h 46 KAPITEL 4. EINFACHE FLAMMEN Abbildung 4.8: Transformation des unendlichen Intervalls Wenn wir dies in (4.66) einsetzen und den Index i von 1 bis N laufen lassen, entsteht das folgende Gleichungssystem 2 h F y1 − y2 + y0 = 0 2 h F y2 − y3 + y1 = 0 (4.68) .. . 2 h F y N − y N +1 + y N −1 = 0 für die unbekannten Felder y 1 bis y N . Für die zusätzlich auftretenden Felder an den Stellen 0 und N + 1 werden die Randbedingungen y 0 ≈ y 0 (4.69) y N −1 ≈ y 1 angenommen, wobei mit y 0 und y 1 die entsprechenden Werte der Felder vor und nach der Flamme aus (4.29) und (4.33) gemeint sind. Damit ist das Gleichungssystem geschlossen und läßt sich mit Hilfe von numerischen Algorithmen lösen. Es ist verblüffend, daß es möglich war sämtliche Randbedingungen zu verarbeitet, obwohl das zugrundeliegende Differentialgleichungssystem nur erster Ordnung ist. Dies liegt an der Verwendung von zentraler Differenzen, wodurch wir Freiheiten an beiden Rändern gewinnen. Die Idee dieses Verfahrens stammt aus [22]. Dort wurden damit die Strukturen von Verdichtungsstößen ausgerechnet. Ein entscheidendes Problem ist die Annahme (4.69), d.h. daß die Felder bereits an den Stellen x0 und xN +1 ihre Anfangs- bzw. Endwerte erreicht haben. Prinzipiell gelten diese Werte aufgrund des Fixpunkt-Charakters der Randbedingungen erst für x → ±∞. In manchen Fällen ist dieses Abschneiden der Lösung bei x0 und xN +1 unproblematisch, im allgemeinen kommt es jedoch zu folgendem Dilemma: Wenn bei gleicher Anzahl von Diskretisierungspunkten das Intervall vergrößert wird, um die Anfangs- und Endwerte genügend gut zu erreichen, wird gleichzeitig die Auflösung des eigentlichen Profils durch die angewachsene Schrittweite immer schlechter. Setzt man allerdings dann die Schrittweite herab, wird die numerische Lösung des Gleichungssystem durch die hohe Anzahl der Gleichungen immer mühsamer. Um dieses Dilemma zu umgehen, wird die unendlich ausgedehnte x-Achse auf das Intervall [−1, 1] transformiert. In Abb. 4.8 ist diese Transformation verdeutlicht. Die transformierte Variable nennen wir ξ, aus ihr wird durch die Funktion ϕ die entsprechende Stelle der x-Achse ausgerechnet. Mit Hilfe einer solchen Transformation wird eine äquidistante Diskretisierung in ξ in eine nicht-äquidistante Diskretisierung in x abgebildet. Die in dem Graphen auf der rechten Seite der Abbildung gezeigte Funktion konzentriert viele Diskretisierungspunkte in einem Bereich um null, während außerhalb dieses Bereiches nur wenige, immer weiter auseinander liegende Punkte vorhanden sind. 4.3. ZUR BERECHNUNG 47 Damit läßt sich das beschriebene Problem, daß die eigentlichen Profile schlecht aufgelöst werden, geschickt ausräumen: Die Transformation wird so gewählt, daß in dem Bereich der starken Gradienten viele Punkte und jenseits davon wenige liegen. Für ϕ wurde in der Berechnung die flexible Form aξ xm + 1 − |ξ|s− ϕ (ξ) = aξ xm + 1 − |ξ|s+ ξ<0 (4.70) ξ≥0 verwendet. Der Parameter xm ist ungefähr auf den Wert der x-Achse zu setzen, an dem die Profile ihren stärksten Gradienten haben. Dort entsteht eine dichte Diskretisierung. Der Parameter a beschreibt, wie stark die Diskretisierung auf den Bereich um xm konzentriert werden soll. Mit den Parametern s+ > 0 und s− > 0 läßt sich das Verhalten der Diskretisierung jeweils rechts und links von xm steuern. Große Werte von s lassen die Abstände der Punkte schnell wachsen. Außerdem wird durch eine solche Transformation das Problem der Randbedingungen aufgehoben. Die Gleichungen (4.25)-(4.27) in der kompakten Schreibweise werden zu dy (x) =F y dx (4.71) de y (ξ) = ϕ0 (ξ) F e y dξ (4.72) transformiert und die Randbedingungen lauten jetzt e y (ξ = −1) = y 0 e y (ξ = 1) = y 1 (4.73) wobei mit y 0 und y 1 wieder die entsprechenden Werte der Felder vor und nach der Flamme gemeint sind. Wird jetzt eine äquidistante Diskretisierung von ξ mit der Schrittweite h eingeführt, für die ξ0 = −1, sowie ξN +1 = 1 gilt, ergeben sich mit e yi = e y (ξi ) (4.74) ϕ0i = ϕ0 (ξi ) (4.75) y1 − e 2 h ϕ01 F e y 2 + y 0 = 0 2 h ϕ02 F e y2 − e y3 + e y1 = 0 .. . y N −1 = 0 2 h ϕ0N F e y N − y N +1 + e (4.76) die Gleichungen (4.68) zu Hier konnten jetzt die Randbedingungen y 0 und y 1 ohne Annahmen eingesetzt werden, denn nach der Transformation gelten jetzt die Randbedingungen (4.73) exakt. Das Differenzenverfahren bietet in einem gewissen Rahmen auch die Möglichkeit den Flammeneigenwert µ auszurechnen. Er bildet eine zusätzliche Unbekannte für die aus der Partialmassenbilanz (4.26) b T db g − akt = −µ c e Tb (4.77) db x 48 KAPITEL 4. EINFACHE FLAMMEN durch Integration eine Gleichung folgt. Es gilt zunächst Z ∞ db g db x = gb|1 − gb|0 = −c0 x −∞ db (4.78) wobei die Randbedingungen aus (4.29) und (4.33) für den Partialmassenstrom eingesetzt wurden. Damit folgt aus (4.78) Z ∞ c0 − µ − ce b T akt b T db x=0 (4.79) −∞ als eine Bestimmungsgleichung für µ in Abhängigkeit von den Feldern der Temperatur und der Konzentration. In transformierter Form Z 1 b T − akt c e Tb ϕ0 (ξ) dξ = 0 c0 − µ (4.80) −1 wird diese Gleichung den Geichungen (4.76) hinzugefügt, wodurch ein System für die Bestimmung der Felder und des Eigenwertes µ entsteht. Im Berechnungsprogramm wurde ein Löser für nichtlineare Gleichungssysteme der NAGBibliothek benutzt. Das Integral in (4.80) wurde mit der Trapez-Regel ausgerechnet. Ein wesentlicher Nachteil des Differenzenverfahrens ist die Notwendigkeit eines Schätzers für die Felder und den Eigenwert, da das Glechungssystem numerisch nur durch einen Iterationsprozeß gelöst werden kann. Dieser Schätzer, besonders für den Eigenwert, muß oft bereits sehr nah an der tatsächlichen Lösung liegen, ansonsten konvergiert der numerische Löser nicht. Außerdem reagiert das Verfahren empfindlich auf die Einstellung der Parameter für die Transformation in (4.70). Auch hier ließen suboptimale Werte den Löser nicht konvergieren. Trotz allem konnte die in diesem Kapitel gezeigte Chapman-Jouguet-Flamme mit diesem Verfahren ausgerechnet werden. Die für die Transformation (4.70) benutzten Werte sind xm = 5 a=6 s− = 4 s+ = 1, 5 Für die Diskretisierung von ξ wurden 300 Punkte verwendet. In der Berechnung wurde außerdem nicht mit dem naheliegenden Feld der Temperatur gerechnet, sondern mit dem Feld der Geschwindigkeit. Die algebraische Beziehung (4.24) zwischen Temperatur und Geschwindigkeit wurde dann dazu benutzt, die Temperatur aus der jeweiligen Geschwindigkeit auszurechnen. Dies war nötig, da die aus (4.24) folgende Beziehung v (T ) in der Chapman-Jouguet-Flamme mehrdeutig wird, während die Umkehrfunktion T (v) eindeutig bleibt. Für den Schätzer wurden die Gleichungen zunächst für eine sehr kleine Machzahl mit dem Schießverfahren gelöst. Die Machzahl wurde dann ein wenig erhöht und die dann gewonnene Lösung entsprechend dem Domino-Prinzip als Schätzer für eine weitere Erhöhung der Machzahl benutzt. Kapitel 5 Beispiel einer realistischen Flamme In diesem Kapitel wird der Ozonzerfall als Beispiel einer realistischen Flamme berechnet. Als Grundlage wird diesmal die instatiönäre Betrachtungsweise benutzt. Die stationäre Methode, wie sie im letzten Kapitel für einfache Flammen beschrieben wurde, erwies sich für realistische Flammen als unbrauchbar. Dies hat zwei Gründe: Zum einen existieren in der Flamme Prozesse (Rekombination der Radikale), die im Vergleich zur Temperatur extrem langsam relaxieren, ihren Gleichgewichtswert also erst weit hinter der Reaktionszone erreichen. Eine hinreichend gute Transformation nach (4.70) ließ sich nicht finden, da bei einer sehr breiten Transformation die Profile der schnellen Prozesse, wie zum Beispiel das der Temperatur, nicht mehr aufgelöst wurden. Zum anderen machte sich die Unwissenheit bezüglich des Flammeneigenwertes bei realistischen Flammen viel stärker bemerkbar. Das Differenzenverfahren aus Abschnitt 4.3.3 konvergierte nur noch für sehr gute Anfangsschätzer und diese waren für die realistische Flamme nicht verfügbar. Wie sich zeigt entfallen diese Schwierigkeiten in der instationären Methode. Das Erreichen der Gleichgewichtszustände hinter der Flamme wird flexibler und der Eigenwert existiert nicht, denn die Flammengeschwindigkeit stellt sich wie im Experiment von selbst ein. Das Hauptinteresse liegt dabei auch im instationären Fall auf dem stationären Zustand der Flammenfront, der nach einiger Zeit erreicht wird. Die naturgetreue Abbildung des Zündungsverlaufes wird im folgenden nicht erbracht. Der Ozonzerfall ist eine realistische Flamme, die dennoch eine sehr einfache chemische Modellierung besitzt. Erstmalig wurde die Ozon-Flamme in den 30er Jahren von Lewis und v. Elbe ([12], [13]) experimentell und theoretisch untersucht. Nachdem Hirschfelder sie in [9] behandelt hat, wurde sie in den letzten 20-30 Jahren von zahlreichen Numerikern (z.B. [5], [11], [14], [20] und [23]) als Benchmark-Problem für numerische Verfahren benutzt. Die Darstellung in diesem Kapitel entspricht am ehesten der in [14], hier wurde allerdings das dort zugrunde liegende Experiment durch ein plausibleres ersetzt. 5.1 Gleichungen Grundlage der Berechnung ist also das instationäre Experiment, wie es in Abb. 1.1 zu sehen ist. Wie im stationären Fall (siehe Kapitel 4) sind die Rahmenbedingungen gekennzeichnet durch T0 = 293 K und p0 = 1, 013 bar. Wir betrachten wieder einen Bereich in der Mitte des Kanals, in dem die Felder als eindimensional angenommen werden können. Ebenso werden die viskosen Effekte vernachlässigt. 49 50 KAPITEL 5. BEISPIEL EINER REALISTISCHEN FLAMME Die Bilanzgleichungen (2.89)-(2.92) vereinfachen sich damit zu ∂ρ ∂ρv + =0 ∂t ∂x (5.1) ∂ρcα ∂ + (ρcα v + Jα ) = τα ∂t ∂x (5.2) ∂ρv ∂ + ρv 2 + p = 0 ∂t ∂x (5.3) P P P ∂ ∂ 1 2 1 2 ρ ρv + + qe + α Jα hα = 0 (5.4) α cα εα + 2 v α cα hα + 2 v ∂t ∂x Hierin brauchen wir wieder Materialgleichungen für den Druck p, die Enthalpien hα , bzw. die innere Energien εα , sowie für den Wärmefluß qe, den Diffusionströmen Jα und den Massenproduktionen τα . 5.1.1 Chemisches Modell Der Ozonzerfall ist chemisch einer der einfachsten Reaktionsmechanismen. Wie bereits in Abschnitt 3.3 soll hier das Ozon in einer Mischung aus 50% Sauerstoff und 50% Ozon nach der Gesamtreaktion 2 O3 → 3O2 (5.5) zerfallen. Im Folgenden wird der Index 1 für atomaren Sauerstoff O, der Index 2 für molekularen Sauerstoff O2 und der Index 3 für Ozon O3 verwendet. In den Bilanzgleichungen werden die Konzentrationen von Ozon c3 und Sauerstoffatomen c1 verwendet und die Konzentration der Sauerstoffmoleküle c2 mit c2 = 1 − c1 − c3 eliminiert. Dementsprechend werden nur die Massenproduktionen τ1 und τ3 benötigt. Die Reaktion untergliedert sich in drei Teilreaktionen. Die erste Reaktion beschreibt den tatsächlichen Zerfall eines Ozon-Moleküls, das durch ein anderes Molekül in ein Sauerstoffatom und ein Sauerstoffmolekül zerschlagen wird. Die Reaktionsgleichung lautet k10 O3 + M O2 + O + M (5.6) k100 Hierin ist M der beliebige Stoßpartner, in unserem Fall entweder ein Sauerstoffmolekül oder atom, oder ein anderes Ozonmolekül. Die Sauerstoffatome sind hier die freiwerdenden Radikale, die durch die übrigen Reaktionen wieder vernichtet werden. Deren Konzentration verschwindet also vor und hinter der Flamme. Reaktion (5.6) kann in beide Richtungen ablaufen und die Reaktionslaufzahl schreibt sich nach (2.103) λ1 = k10 n3 n − k100 n2 n1 n (5.7) mit nα der Teilchenzahldichte der Komponente α und n der Gesamtteilchenzahldichte, entsprechend ρ cα Mα P n = α nα nα = (5.8) (5.9) 5.1. GLEICHUNGEN 51 Die Geschwindigkeitskonstanten k10 = 2, 48 · 1011 e− k100 = 2, 22 · 108 11430 K T m3 kmol s m6 kmol2 s sind in [3] tabelliert. Die Rückreaktion besitzt keinen Exponentialfaktor, da sie keine Energiebarriere zu überwinden hat. In der zweiten Reaktion vereinigen sich ein Sauerstoffatom und ein Ozonmolekül zu zwei Sauerstoffmolekülen. k2 O + O3 −→ 2 O2 (5.10) Hiervon betrachten wir nur die Hinreaktion, da sich die Rückreaktion erst bei sehr hohen Temperaturen bemerkbar macht, die in der Flamme nicht erreicht werden. Damit ergibt sich die Reaktionslaufzahl zu λ2 = k2 n1 n3 (5.11) mit der Geschwindigkeitskonstanten k2 = 5, 2 · 109 e− 2090 K T m3 kg s , wieder nach [3]. In der dritten Reaktion rekombinieren zwei Sauerstoffatome zu einem Sauerstoffmolekül, gemäß k3 2 O + M −→ O2 + M (5.12) In dieser Reaktion tritt wieder ein Stoßpartner M auf, der wie in der Rückreaktion von Reaktion (5.6) zunächst überflüssig erscheint, da es sich bereits um Zweierstöße handelt. Allerdings ist das Produkt in beiden Fällen nur ein einzelnes Teilchen und in einer Reaktion von zwei Teilchen zu einem lassen sich die Impuls- und Energieerhaltung nicht gleichzeitig erfüllen. Mit gegebenen Geschwindigkeiten der beiden Eduktteilchen, läßt sich mit der unbekannten Geschwindigkeit des Produktteilchen nur entweder die Impuls- oder die Energiebilanz erfüllen. Damit ist ein dritter Stoßpartner notwendig, der die überbleibende Energie, bzw. den Impuls, aufnimmt. Die Rückreaktion von Reaktion (5.12) tritt wieder erst bei sehr hohen Temperaturen auf und wird wie die der Reaktion (5.10) vernachlässigt. Die Reaktionslaufzahl, sowie Geschwindigkeitskonstante sind durch λ3 = k3 n21 n (5.13) und k3 = 1, 9 · 107 e+ 900 K T m6 kg 2 s gegeben (wieder [3]). Bemerkenswert ist der positive Exponent in k3 : Dies ist so gemessen worden. Damit verliert die Geschwindigkeitskonstante in diesem Fall die Interpretation als ArrheniusFaktor mit Aktivierungsenergie. Die in den Bilanzgleichungen gebrauchten Massenproduktionen für Atome und Ozon lauten nach (2.102) τ1 = M1 (λ1 − λ2 − 2 λ3 ) (5.14) τ3 = M3 (−λ1 − λ2 ) (5.15) Aus rechentechnischer Sicht sei hier davor gewarnt, die Reaktionslaufzahlen einzusetzen, analytisch auf die Dichte und die Konzentrationen umzurechnen und eventuell noch dimensionslos zu machen. Ich habe im numerischen Programm bei Bedarf sämtliche dimensionsbehafteten 52 KAPITEL 5. BEISPIEL EINER REALISTISCHEN FLAMME Teilchenzahldichten aus der Dichte und den Konzentrationen ausrechnen lassen und die Massenproduktionen dann aus Funktionen für die Reaktionslaufzahlen zusammengesetzt. Es ist dadurch sehr viel einfacher möglich andere Geschwindigkeitskonstanten oder ein anderes Reaktionsmodell zu verwenden, für die sonst komplett neue Rechnungen notwendig wären. 5.1.2 Materialgleichungen In den Zustandsgleichungen werden alle Molzahlen durch M1 = 21 M2 (5.16) 3 2 M2 (5.17) M3 = auf die Molzahl des molekularen Sauerstoffs bezogen. Außerdem wird die O2 -Konzentration durch die beiden übrigen ersetzt. Für den Druck erhalten wir nach (2.93) p=ρ R 1 + c1 − 13 c3 T . M2 (5.18) Der Enthalpie und inneren Energie werden die Gleichungen (2.95)-(2.96) mit den entsprechenden Werten der zα für die spezifischen Wärmen aus (2.98) zugrunde gelegt. Es ergibt sich X R R R (1) (2) (3) (2) h := cα hα = 72 T + c1 32 T + h0 − h 0 T + h 0 − h0 + c3 − 56 (5.19) M M M 2 2 2 α X p ε := cα εα = h − (5.20) ρ α (α) Die auftretenden Nullpunktsenthalpien h0 (α) h0 berechnen sich in diesem Fall nach (α) = h R − zα R TR Mα (5.21) (α) aus der Referenzenthalpie hR und der Referenztemperatur TR . Mit P α Jα =0 (5.22) läßt sich auch der Diffusionsstrom J2 durch die anderen ersetzen und man erhält für die Summe der Enthalpien und Diffusionsströme X (1) (2) (3) (2) 3 R 5 R Jα hα = J1 2 T + h 0 − h0 + J3 − 6 T + h0 − h 0 (5.23) M2 M2 α Die Enthalpiekonstanten sind in folgender Tabelle aufgelistet: atomarer Sauerstoff Enthalpiekonstante (1) J h0 = 5, 2 · 106 kg molekularer Sauerstoff h0 = −0, 3 · 106 Ozon (2) (3) h0 = 3 · 106 J kg J kg Für die dissipativen Effekte benutzen wir wie im stationären Fall die Gesetze von Fourier (2.100) ∂T qe = −λ λ = const (5.24) ∂x 5.1. GLEICHUNGEN 53 und Fick (2.101) ∂cα D = const (5.25) ∂x jeweils mit konstanten Koeffizienten. Die Diffusionskoeffizienten sind zusätzlich auch für alle Komponenten identisch. Jα = −D 5.1.3 Feldgleichungen Physikalisch sind die Gleichungen (5.1)-(5.4) jetzt komplett und können mit entsprechenden Randbedingungen gelöst werden. Numerisch bereitet die Lösung allerdings Schwierigkeiten, sodaß noch Modifikationen der Gleichungen vorgenommen werden. Auf das Wesen dieser Modifikationen wird im letzten Abschnitt dieses Kapitels eingegangen. Hier werden nur die entsprechenden Ergebnisse zusammengefaßt und auf ihrer Basis dann die endgültigen Feldgleichungen abgeleitet. 1. Eine Analyse der im Problem auftretenden Skalen (siehe Abschnitt 5.3.1) veranlaßt uns die gesamte Impulsbilanz auf die Aussage zu reduzieren, daß der Druck eine räumliche und zeitliche Konstante ist. Dies ist eine Näherung, die besonders für Zeiten jenseits der Zündung gut ist. Physikalisch entspricht dieses Ergebnis der Skalenanalyse der Tatsache, daß die Ozonflamme im Experiment relativ langsam ist und daher praktisch isobar verläuft. 2. Mit der Reduktion der Impulsbilanz gewinnen wir aus der Konstanz des Druckes eine Gleichung für die Dichte, die die Massenbilanz ersetzt, verlieren aber die Gleichung für die Geschwindigkeit. Diese kommt in den verbleibenden Gleichungen allerdings nur in Form von substantiellen Ableitungen vor. Diese Ableitungen werden zu partiellen Zeitableitungen, falls die Ortskoordinate x durch die Teilchenkoordinate ψ ersetzt wird (siehe Abschnitt 5.3.2). Durch Transformation der Felder auf diese sogenannten Lagrange-Koordinaten läßt sich die Geschwindigkeit vollständig eliminieren und wir erhalten wieder ein geschlossenes Gleichungssystem. Mit dem Druck der Anströmung nach (5.18) p|0 = 56 MR2 ρ0 T0 folgt aus insgesamt konstantem Druck p = p|0 = const (5.26) eine Gleichung für die Dichte ρ (T, c1 , c3 ) = 5 6 ρ0 T 0 T 1 + c1 − 13 c3 (5.27) bei gegebener Temperatur und Zusammensetzung. Mit der aus der Massenbilanz folgenden Beziehung ∂ρA ∂ρAv ∂A ∂A + =ρ +v ∂t ∂x ∂t ∂x (5.28) für ein beliebiges Feld A, tritt die Geschwindigkeit in der Partialmassenbilanz (5.2) in der Tat nur noch als substantielle Ableitung auf. In der Energiebilanz (5.4) muß zuerst noch die Beziehung ∂ρε ∂ρh = ∂t ∂t (5.29) 54 KAPITEL 5. BEISPIEL EINER REALISTISCHEN FLAMME eingesetzt werden, die aus ρε = ρh − p bei konstantem Druck folgt. Beim Übergang auf Lagrange-Koordinaten x → ψ transformieren sich die Diferentialoperatoren gemäß ∂ ∂ ∂ +v → ∂t ∂x ∂t ∂ ∂ →ρ ∂x ∂ψ (5.30) (5.31) (Vergl. Abschnitt 5.3.2) Damit ergeben sich dann die Gleichungen ∂cα ∂cα 1 ∂ ρ = τα − ∂t ∂ψ ∂ψ ρ ∂h ∂ −λ ∂t ∂ψ ∂T ρ ∂ψ − P ∂ (ρ α Jα hα ) = 0 ∂ψ (5.32) (5.33) zu denen die Beziehungen (5.27) für die Dichte, (5.19) für die Enthalpie, sowie (5.23) für die Summe der Diffusionsströme hinzutreten. Es werden nun dimensionslose Größen nach ρ ρb = ρ0 T Tb = T0 ψ ψb = ρ0 t τ0 b t= ρ0 r τ0 7 R 2 M2 λ (5.34) eingeführt. Hierin sind ρ0 und T0 Dichte und Temperatur der Anströmung. Der Wert τ0 ist der, mit dem die Massenproduktionen entsprechend τbα = τα τ0 (5.35) dimensionslos gemacht werden. In den Rechnungen wurde τ0 = 106 kg m3 s verwendet. (Vergl. Abschnitt 5.3.1) Die Feldgleichungen für die übrigbleibenden Felder der Temperatur T und der Konzentrationen c1 , bzw. c3 lauten dann ∂cα ∂ ∂cα 1 − Le (5.36) ρb = τbα b b b ρ b ∂t ∂ψ ∂ψ ! ∂c ∂c ∂b h ∂ ∂ Tb ∂ 3 b 1 3 5 b − ρb − Le b + − 21 T + Q3 ρb =0 (5.37) 7 T + Q1 ρ b b b b b b ∂t ∂ψ ∂ψ ∂ψ ∂ψ ∂ψ wobei die erste Gleichung für α = 1 und α = 3 mit den Massenproduktionen nach (5.14) und (5.15) genommen wird. Hinzu kommen die Gleichungen für die Enthalpie 5 b b h Tb, c1 , c3 = Tb + c1 37 Tb + Q1 + c3 − 21 T + Q3 (5.38) und die Dichte ρb Tb, c1 , c3 = 5 6 Tb 1 + c1 − 31 c3 (5.39) 5.1. GLEICHUNGEN 55 Die auftretenden Parameter sind die Reaktionswärmen und die Lewiszahl (1) (2) h −h Q1 = 07 R 0 2 M2 T0 (3) Q3 = Le = (2) h0 − h 0 7 R 2 M2 T0 D (5.40) 7 R 2 M2 λ (5.41) (5.42) mit den Werten Q1 = 19 Q3 = 10 Le = 1 5.1.4 Anfangs- und Randbedingungen Für die Temperatur T , sowie die Konzentrationen c1 und c3 werden am linken (Index 0) und rechten (Index 1) Rand des betrachteten Intervalls Randbedingungen gebraucht. Dazu rufen wir uns nochmal das zugrunde liegende Bild 1.1 ins Gedächtnis. Am linken Rand entsprechen die Felder denen der Anströmung Tb = 1 0 c1 |0 = 0 c3 |0 = (5.43) 1 2 Dazu ist der linke Rand so zu wählen, daß er im Verlauf der Rechnung immer hinreichend weit vor der Flamme liegt. Am rechten Rand wird die Flamme durch einen zugeführten Wärmestrom qe gezündet. Nach einer Zündzeit wird der Wärmestrom abgeschaltet und der Rand dann als adiabat angenommen. Über das Fourier’sche Gesetz ist der Wärmestrom an den Temperaturgradienten gekoppelt und damit schreibt sich die rechte Randbedingung für die Temperatur ∂ Tb ρb t (5.44) = qbe S b ∂ ψb 1 Der Gradient wurde hier sofort in Lagrange-Koordinaten geschrieben. Die Schalterfunktion S b t liefert für die Dauer der Zündzeit b tq den Wert eins und dann null. Für die Randbedingungen der Konzentrationen wird angenommen, daß der Diffusionsstrom am rechten Rand für alle Zeiten verschwindet. Diese Annahme ist für die Zeit der Zündung sicher schlecht, wird aber immer besser je weiter sich die Flamme vom rechten Rand entfernt. Nach dem Fick’schen Gesetz sind daher die Konzentrationsgradienten am rechten Rand null. 56 KAPITEL 5. BEISPIEL EINER REALISTISCHEN FLAMME Abbildung 5.1: Zeitliche Entwicklung der Ozon-Flamme Insgesamt lauten die Bedingungen für den rechten ∂ Tb 1 = qbe S b ∂ ψ 1 ρb ∂c1 =0 ∂ ψb 1 ∂c3 =0 ∂ ψb 1 Rand damit b t (5.45) Zu Beginn der Rechnung sind die Felder der Temperatur und Konzentrationen homogen verteilt. Die Werte sind Tb =1 t=0 c1 |t=0 = 0 c3 |t=0 = 5.2 (5.46) 1 2 Ergebnisse In Abb. 5.1 ist die zeitliche Entwicklung der Profile von Temperatur und Konzentrationen dargestellt. Die für den zugeführten Wärmestrom verwendeten Werte sind qbe = 0, 8 b tq = 45 5.2. ERGEBNISSE 57 Abbildung 5.2: Stationäre Profile der Ozon-Flamme Diese Werte sind durch Versuch und Irrtum von Hand eingestellt worden. Zu kleine Werte von qbe und b tq ließen die Flamme nicht zünden: In solchen Fällen entstand nur eine Temperaturauslenkung am rechten Rand, die sich langsam ausglich. Obwohl die Zündung durch die gemachten Annahmen in unseren Gleichungen nicht besonders gut abgebildet wird, lassen sich dennoch einige vorsichtige Deutungen der Kurven in Abb. 5.1 machen. Bis zu einer Zeit t = 35 (die Dächer werden hier weggelassen) verändern sich die Profile der Konzentrationen kaum. Der zugeführte Wärmestrom bewirkt ein Ansteigen der Temperatur, welches sich durch Wärmeleitung in den Bereich hinein ausbreitet. Zwischen den Kurven b und c wurde die Zündtemperatur überschritten und die einsetzende Reaktion läßt die Konzentration des Ozons schlagartig sinken. Außerdem steigt die Konzentration der Sauerstoffatome an, da sie im Zuge der Reaktion produziert werden. Die Flammenfront wandert nun nach links in den Kanal hinein. Der zunächst entstandene Temperaturüberschuß gleicht sich aus und es entsteht ein stationäres Profil, welches sich mit einer konstanten Geschwindigkeit aubreitet. In Abb. 5.2 sind die stationären Profile für die Zeit t = 150 nochmal alleine gezeigt. Am interessantesten ist wohl das sehr langsam abfallende Profil der Radikal-Konzentration. Die Sauerstoffatome werden beim Ozon-Zerfall zunächst sehr schnell produziert. Sobald sämtliches Ozon verschwunden ist, können die Atome nur noch untereinander nach Reaktion (5.12) rekombinieren. Wegen des benötigten Dreierstoßes (Vergl. Abschnitt 5.1.1) ist dies eine sehr langsame Reaktion, wodurch sich die langsame Relaxation erklärt. Die langsame Abnahme der Konzentration der Sauerstoffatome macht sich auch im Temperaturprofil bemerkbar. Nachdem das Ozon vollständig zerfallen ist, hat die Temperatur ihren Endwert noch nicht erreicht, sondern steigt weiterhin langsam an. Die Erklärung dafür ist, daß in den noch vorhandenen Sauerstoffatomen Enthalpie gespeichert ist, die bei der Rekombination zu Molekülen frei wird und zu einem Ansteigen der Temperatur führt. 58 KAPITEL 5. BEISPIEL EINER REALISTISCHEN FLAMME Zusätzlich ist in Abb. 5.2 das Dichte-Profil zu sehen. Da der Druck konstant ist, entspricht es in etwa dem Inversen der Temperatur. Die Dichte zeigt durch die Abnahme auf fast 10% der Ausgangsdichte die starke Verdünnung an, die durch eine Flamme stattfindet. 5.3 5.3.1 Zur Berechnung Skalenanalyse Könnten wir die Feldgleichungen komplett lösen und würden dann mit den ausgerechneten Feldern die Terme in den Feldgleichungen zahlenmäßig auswerten, dann würde sich herausstellen, daß die einzelnen Terme teilweise völlig unterschiedliche Größenordnungen haben. Im Prinzip könnten wir damit sagen, welche Terme wir gegenüber anderen vernachlässigen dürften. Diese Aussage hängt dann allerdings davon ab, wie genau der Prozeß betrachtet wird, also ”auf welcher Skala er stattfindet”. Die Stöße einzelner Moleküle finden beispielsweise auf einer sehr feinen Skala statt, die Ausbreitung der Flamme durch den Kanal auf einer sehr groben. Dementsprechend können wir auf einer sehr groben Skala andere Effekte vernachlässigen als auf einer sehr feinen. Die Lösung der Feldgleichungen steht allerdings nicht zur Verfügung und wir müssen durch eine a priori Skalenanalyse eine Abschätzung der im Prozeß auftretenden Skalen machen, um dann zu entscheiden, welche Effekte vernachlässigt werden können. Dazu werden alle in den Gleichungen auftretenden Größen nach dem Schema b Φ = Φ0 Φ (5.47) ersetzt. Hierin ist Φ0 die konstante Größenordnung, bzw. die Skala von einer Größe Φ und in b steckt der variable Anteil von Φ. Der variable Anteil Φ b hat dadurch die Großenordnung eins. Φ Für die Flamme läßt sich über einige Skalen bereits eine Aussage machen. Es gilt ρ = ρ0 ρb (2) p = ρ0 cp T0 pb (2) h = cp T0 b h (2) ε = cp T0 εb (5.48) mit ρ0 und T0 der Dichte und Temperatur der Mischung vor der Flamme. Zwar ändern sich die Temperatur und die Dichte in der Flamme, aber die Größenordnungen ρ0 und T0 bleiben erhalten. Die benötigten Zahlenwerte sind kg ρ0 = 1, 5 m 3 T0 = 298 K J c(2) p = 910 kg K λ = 2 · 10−2 sNK wobei sich die Dichte aus dem Druck von 1, 013 bar und (5.18) ausrechnet. Die Wärmeleitfähigkeit λ wird weiter unten gebraucht. Für die Massenproduktion legen wir die Größenordnung τ0 = 106 skg m3 5.3. ZUR BERECHNUNG 59 zugrunde. Dies entspricht der Massenproduktion der ersten Reaktion bei etwa 1500 K. Über die Skalen der Zeit, des Ortes und der Geschwindigkeit t = t0 b t x = x0 x b (5.49) v = v0 vb läßt sich noch keine Aussage machen. Diese werden im folgenden bestimmt. Werden nun diese Größen in den Feldgleichungen (5.1)-(5.4) eingesetzt, so treten die Skalen immer in bestimmten Kombinationen auf, die sich zu vier Konstanten zusammenfassen lassen. Für die Gleichungen ergibt sich ∂ ρb ∂ ρbvb + A0 =0 (5.50) b ∂b x ∂t ∂ ρbcα vb ∂ ρbcα + A0 = B0 τbα b ∂b x ∂t (5.51) ∂ ρbvb ∂ ρbvb2 A0 ∂ pb + =0 + A0 ∂b x C0 ∂b x ∂b t (5.52) ∂ b ∂ 2 Tb ∂ ρb εb + C0 12 vb2 + A0 ρb h + C0 12 vb2 + D0 =0 ∂b x ∂b x2 ∂b t (5.53) Hierin wurden der Übersicht halber die Diffusionsterme weggelassen. Sie bringen außer der bekannten Lewiszahl keine neuen Kombinationen der Skalen in die Gleichungen hinein. Die Konstanten sind durch t0 v0 v2 A0 = C0 = (2)0 x0 cp T0 (5.54) λ t0 t0 τ 0 D0 = (2) B0 = ρ0 cp ρ0 x2 0 gegeben. Für die nun folgende Argumentation ist der Begriff der Ausgewogenheit wesentlich: Zwei Effekte heißen ausgewogen, wenn sie bei gegebener Skala von gleicher Größenordnung sind. Eine Gleichung heißt ausgewogen, falls alle Summanden in ihr, d.h. alle Effekte, von gleicher Großenordnung sind. Synonym wird neben Ausgewogenheit der Begriff Balance verwendet. Wir nehmen an, daß die Ableitungen die variablen Anteile der Größen nicht verändert, b die so daß alle Differentialquotienten in den Gleichungen genau wie die variablen Anteile Φ Großenordnung eins haben. Die Ausgewogenheit der einzelnen Effekte bei gegebenen Skalen spiegelt sich jetzt nur noch in den Werten der Konstanten A0 , B0 , C0 und D0 wieder. Durch die Wahl der Werte dieser Konstanten, balancieren wir die einzelnen Effekte aus und wählen damit einen Prozess aus, für den wir dann aus (5.54) die entprechenden Skalen ausrechnen können. Da in (5.54) nur die drei unbekannten Skalen x0 , t0 und v0 auftreten, müssen auch nur für drei der Konstanten Werte vorgegeben sein, um diese Skalen auszurechnen. Aus ihnen ergibt sich dann der Wert der vierten Konstante. Er beschreibt die Wichtigkeit der Terme an denen die Konstante in den Gleichungen zu finden ist, d.h. die Ausgewogenheit der entsprechenden Effekte in der ausgerechneten Skala. Es lassen sich zunächst zwei Aussagen über diese Konstanten treffen: Zum einen müssen die beiden Terme in der Massenbilanz von gleicher Größenordnung sein. Wäre dies nicht der Fall, müßten sie jeder für sich verschwinden, da die Summe null sein muß. Dies hätte eine konstante 60 KAPITEL 5. BEISPIEL EINER REALISTISCHEN FLAMME Dichte zur Folge und das ist nicht zu erwarten. Die Konstante A0 läßt sich also ungefähr eins setzen. Ebenso muß die Konstante D0 in etwa eins sein, da eine Flamme durch die Balance von Wärmeleitung und Energietransport entsteht. Damit bleiben noch die Konstanten B0 und C0 übrig. Für sie werden nun zwei Möglichkeiten betrachtet: Zunächst wird C0 ungefähr eins gesetzt. Dies entspricht der Ausgewogenheit der Impulsbilanz. Aus A0 , D0 , C0 ≈ 1 folgt t0 ≈ 6 · 10−11 s x0 ≈ 3 · 10−8 m v0 ≈ 500 m s und B0 ≈ 4 · 10−5 Dies ist die Skala der Schallwellen, da auf ihr die Druckschwankungen mit dem konvektiven Impulstransport in Balance steht. Der kleine Wert der Konstanten B0 zeigt, daß die Massenproduktion in (5.51) auf der Skala der Schallwellen völlig bedeutungslos ist. Als zweite Möglichkeit läßt sich mit B0 ≈ 1 die Ausgewogenheit der Partialmassenbilanz fordern. Wir erhalten dann aus A0 , D0 , B0 ≈ 1 t0 ≈ 10−6 s x0 ≈ 3 · 10−6 m v0 ≈ 3 m s und C0 ≈ 3 · 10−5 Dies ist die Skala der chemischen Reaktion, da jetzt die Massenproduktion von gleicher Größenordnung wie der Partialmassentransport ist. Setzen wir den kleinen Wert für C0 zusammen mit A0 ≈ 1 in die Impulsbilanz ein, ergibt sich bvb ∂ ρbvb2 ∂ pb ∂ pb −5 ∂ ρ + 10 + =0 ⇒ ≈0 (5.55) ∂b x ∂b x ∂b x ∂b t Auf der Skala der chemischen Reaktion ist der Druck also praktisch homogen. Dies bedeutet nicht, daß der Druck im Experiment nicht schwankt, die Schwankungen finden allerdings auf der Schallwellen-Skala statt und diese Skala ist so fein, daß die Schwankungen von der chemischen Reaktion überhaupt nicht bemerkt werden. Prozesse in denen wie hier physikalische Phänomene auf verschiedenen Skalen auftreten, sind als Mehr-Skalen-Probleme bekannt. Numerisch sind sie sehr schwer zu handhaben. In unserem Fall beschränken wir uns auf die Skala der chemischen Reaktion, indem wir den Druck als konstant annehmen. Für die Zeit der Zündung ist diese Annahme allerdings problematisch, da dann die anderen Ableitungen in der Klammer von (5.55) sehr groß werden. Die gemachte Skalenanalyse ist für diese Zeit ungültig. Trotz der Reduktion auf die Skala der chemischen Reaktion treten in der Flamme allerdings noch verschiedene Skalen auf. Das liegt an der Tatsache, daß sich die Massenproduktion durch P τα = m τa(m) (5.56) aus den Massenproduktionen der einzelnen Reaktionen zusammensetzt. Die Skala τ0 ist nur eine (m) Schätzung aus der ersten Reaktion (der schnellsten), jede andere Wahl, z.B. τ0 hätte oben eine entsprechend andere Skala ergeben. Die erhaltene Skala der chemischen Reaktion fächert sich also noch zusätzlich in die Skalen der einzelnen Reaktionen auf. Dies macht sich auch im Ergebnis durch die unterschiedlich schnell abfallenden Konzentrationsprofile bemerkbar. 5.3. ZUR BERECHNUNG 5.3.2 61 Lagrange-Koordinaten In Lagrange- oder Teilchenkoordinaten sind die Felder keine Funktionen des Ortes x, sondern der Teilchen ψ. Anschaulich gesprochen, werden zum Zeitpunkt t = 0 alle Teilchen mit einer Nummer ψ versehen und dann über die Zeit hinweg verfolgt. Zu einem späteren Zeitpunkt bedeutet dann beispielsweise T (ψ, t) die Temperatur des Teilchens mit der Nummer ψ zum Zeitpunkt t. Wir fragen jetzt nach den beiden Funktionen ψ (x, t) ←→ x (ψ, t) (5.57) d.h. das Teilchen zu einem gegebenen Ort, sowie den Ort zu einem gegebenen Teilchen. Der Ort ist durch die Geschwindigkeit des Teilchens durch Z t 1 v ψ, e t de t+ ψ x (ψ, t) = ρ0 0 (5.58) gegeben. Zum Zeitpunkt t = 0 sind die Teilchen homogen mit der Dichte ρ0 über den Ort verteilt und jedes Teilchen wird durch seinen Ort x (ψ, t = 0) identifiziert. Das Auftreten von ρ0 in (5.58) dient hier nur der späteren Bequemlichkeit. Um zu der Umkehrung ψ (x, t) zu gelangen, eliminieren wir in dieser Gleichung zunächst die Geschwindigkeit. Dazu leiten wir (5.58) einmal nach ψ und einmal nach t, gemäß Z t ∂v ψ, e t ∂x (ψ, t) 1 = de t+ (5.59) ∂ψ ∂ψ ρ0 0 ∂v (ψ, t) ∂v (x, t) ∂x (ψ, t) ∂ ∂x (ψ, t) = = (5.60) ∂t ∂ψ ∂ψ ∂x ∂ψ ab. Die Ableitung der Geschwindigkeit läßt sich mit Hilfe der Massenbilanz ersetzen. Dazu wird sie zu ∂ρ (ψ, t) ∂v (x, t) +ρ =0 ∂t ∂x (5.61) ∂v (x, t) ∂ 1 = ln ∂x ∂t ρ (ψ, t) (5.62) umgeformt. In (5.60) eingesetzt ergibt sich ∂ ∂x (ψ, t) ∂ 1 ln = ln . ∂t ∂ψ ∂t ρ (ψ, t) (5.63) Dies läßt sich hochintegrieren und wir erhalten ∂x (ψ, t) ∂x (ψ, t) ρ (ψ, t) = ρ (ψ, t)|t=0 ∂ψ ∂ψ t=0 Der Term auf der rechten Seite ist nach (5.59) gleich eins. Damit folgt Z ψ 1 dψe + x0 (t) x (ψ, t) = et 0 ρ ψ, als alternative Darstellung zu (5.58). Hierin ist x0 (t) nach Z t x0 (t) = x (ψ, t)|ψ=0 = v ψ, e t ψ=0 de t 0 (5.64) (5.65) (5.66) 62 KAPITEL 5. BEISPIEL EINER REALISTISCHEN FLAMME der Ort des Teilchens ψ = 0 zum Zeitpunkt t. Für die Umkehrung benutzen wir ∂x (ψ, t) ∂ψ t 1 = ρ (ψ, t) ⇔ ∂ψ (x, t) ∂x = ρ (x, t) (5.67) t woraus sich Z x ρ (e x, t) de x ψ (x, t) = (5.68) x0 (t) durch Integration ergibt. Für die Transformation der Differentialoperatoren werden die Ableitungen von (5.68) gebraucht. Die Ableitung nach dem Ort ist einfach ∂ψ (x, t) = ρ. ∂x (5.69) Für die Ableitung nach der Zeit wird die Leibniz’sche Regel benutzt: Z x ∂ρ (e x, t) ∂x0 (t) de x − ρ (x0 (t) , t) ∂t ∂t x0 (t) Z x ∂ρv =− de x − ρ (x0 (t) , t) v (x0 (t) , t) = −ρv x0 (t) ∂x ∂ψ (x, t) = ∂t (5.70) Hierin wurde außerdem die Zeitableitung der Dichte mit der Massenbilanz ersetzt. Damit erhalten wir für die Zeitableitung eines Feldes A in Ortskoordinaten den Ausdruck ∂A (x, t) ∂A (ψ, t) ∂A (ψ, t) ∂ψ = + ∂t ∂t ∂ψ ∂t ∂A (ψ, t) ∂A (ψ, t) = − ρv ∂t ∂ψ (5.71) in Lagrange-Koordinaten und für die Ortsableitung entsprechend ∂A (x, t) ∂A (ψ, t) ∂ψ = ∂x ∂ψ ∂x ∂A (ψ, t) =ρ ∂ψ (5.72) Mit diesen Ausdrücken lassen sich jetzt Feldgleichungen von Orts- auf Lagrange-Koordinaten transformieren. Besonders einfach werden die substantiellen Ableitungen, die wegen ∂A (x, t) ∂A (x, t) ∂A (ψ, t) +v = ∂t ∂x ∂t (5.73) einfach zur partiellen Zeitableitungen werden. Dies war allerdings auch schon vorher bekannt. Beachtenswert ist, daß die Ortsableitungen nach (5.72) transformiert werden müssen. 5.3. ZUR BERECHNUNG 5.3.3 63 Linienmethode Mit den resultierende Gleichungen (5.36) und (5.37) erhalten wir ein System partieller Differentialgleichungen in der Zeit t und einer Ortsvariablen ψ. Zur Lösung dieser Gleichungen wurde die Linienmethode verwendet. (Siehe [21]) In dieser Methode wird zunächst nur die Ortsvariable diskretisiert, wodurch für die Feldgrößen an jedem Diskretisierungspunkt ein gewöhnliches Differentialgleichungssystem in der Zeit entsteht. Mit dieser Halbdiskretisierung wurde das numerisch komplizierte partielle System in ein einfaches gewöhnliches Anfangswertproblem umgewandelt, für das jetzt ein Standardalgorithmus benutzt werden kann. Die Feldgleichungen (5.36) und (5.37) lassen sich ohne Diskretisierung zunächst in der Form ∂F y (ψ, t) ∂y (ψ, t) = G y (ψ, t) , , ... (5.74) ∂t ∂ψ schreiben. Hierin steht der Vektor y wieder für die Felder der Temperatur und Konzentrationen und die Funktion F ist durch c1 c3 F y = (5.75) h (T, c1 , c3 ) mit der Enthalpie h nach (5.38), definiert. (Die ”Dimensionslos-Dächer” sind hier weggelassen worden) Die Funktion G faßt die rechten Seiten von (5.36) und (5.37), sowie die Ortsableitungen auf den linken Seiten zusammen. Wir führen jetzt eine Diskretisierung der Form y i (t) = y (ψi , t) (5.76) ψi+1 = ψi + h (5.77) mit der konstanten Schritweite h nach ein und erhalten aus (5.74) dF y i (t) dt ∂y = G y i (t) , ∂ψ , ... (5.78) i für die Feldgrößen am Diskretisierungspunkt i. Die eckigen Klammern kennzeichnen das Ersetzen der Ableitungen durch Differenzenquotienten. In der Linienmethode ist hierbei auf die Wahl der Differenzenquotienten zu achten, da das Lösungsverhalten des entstehenden Anfangswertproblems von dieser Wahl abhängen kann. In (5.36) und (5.37) treten die Ortsableitungen ausschließlich in der Form von sogenannten Diffusionstermen auf: ∂y ∂ D y ∂ψ ∂ψ In der Partialmassenbilanz entspricht die Funktion D beispielsweise der Dichte ρ und in der aus der Wärmeleitung stammenden zweiten Ableitung der Temperatur ist D ≡ 1. Um eine vernünftige Diskretisierung dieser Terme abzuleiten, betrachten wir zunächst die identische Umformung ∂ ∂y ∂D ∂y ∂2y D = +D 2 . (5.79) ∂ψ ∂ψ ∂ψ ∂ψ ∂ψ 64 KAPITEL 5. BEISPIEL EINER REALISTISCHEN FLAMME Analytisch sind beide Seiten äquivalent, die Diskretisierungen der beiden Seiten sind allerdings unterschiedlich. Um die Approximationsgüte für die Diffusionsterme zu erhöhen, bilden wir den Mittelwert zwischen den Diskretisierungen beider Seiten. ∂ ∂y 1 ∂ ∂y ∂D ∂y ∂2y D ≈ D . (5.80) + +D 2 ∂ψ ∂ψ i 2 ∂ψ ∂ψ i ∂ψ ∂ψ ∂ψ i Aus Konsistenzgründen soll dabei die Auswertung in den Diskretisierungen auf die gleiche Anzahl von Punkten beschränkt bleiben. In unserem Fall reichen drei Punkte, d.h. außer dem Punkt i sollen nur noch die Punkte i − 1 und i + 1 in den Differenzenqoutienten auftreten. Für die frei auftretenden ersten und die zweiten Ableitungen werden die zentralen Differenzen ∂u ui+1 − ui−1 = (5.81) ∂ψ i 2h 2 ∂ u ui+1 − 2 ui + ui−1 = (5.82) 2 ∂ψ i h2 benutzt. Damit ergibt sich ∂D ∂y = ∂ψ ∂ψ i ∂2y D 2 = ∂ψ i ∂ ∂y D = ∂ψ ∂ψ i 1 4 h2 (Di+1 − Di−1 ) (yi+1 − yi−1 ) (5.83) (Di yi+1 − 2 Di yi + Di yi−1 ) ∂y ∂y 1 − Di−1 2 h Di+1 ∂ψ ∂ψ i−1 i+1 (5.84) 1 h2 (5.85) für die einzelnen Summanden in (5.80). Die in der letzten Zeile auftretenden ersten Ableitungen lassen sich dort nicht durch zentrale Differenzen ersetzen, da sonst die zusätzlichen Punkte i − 2 bzw. i + 2 mit einbezogen werden. An deren Stelle werden die asymmetrischen 3-Punkt-Formeln 3 ui+1 − 4 ui + ui−1 ∂u = (5.86) ∂ψ i+1 2h ∂u −3 ui−1 + 4 ui − ui+1 = (5.87) ∂ψ i−1 2h verwendet. Alles zusammen gesetzt erhalten wir für (5.80) ∂ ∂y yi+1 − yi yi − yi−1 1 D ≈ Di+ 1 − Di− 1 2 2 ∂ψ ∂ψ i h h h (5.88) mit Di+ 1 = 2 1 2 (Di+1 + Di ) . (5.89) Für konstantes D reduziert sich diese Form wieder auf die gewöhnlichen zentralen Differenzen für die zweite Ableitung. Diese Diskretisierung findet sich beispielsweise in [19]. Wird die Gleichung (5.78) nun für die Punkte 1 bis N hingeschrieben, so entsteht ein gekoppeltes gewöhnliches Differentialgleichungssystem für die Felder y 1 (t) bis y N (t). Die Anfangsbedingungen sind die homogenen Verteilungen der Felder nach (5.46). Zusätzlich treten in der Gleichung für Punkt 1 durch die Diskretisierung der Diffusionsterme die Felder am Punkt 0 und in der letzten Gleichung entsprechend die Felder am Punkt N + 1 auf. Diese Werte sind durch die Randbedingungen (5.43) und (5.45) festgelegt. Die Gradienten werden darin durch 5.3. ZUR BERECHNUNG 65 die asymmetrische 3-Punkt-Formel (5.86) diskretisiert und damit der Wert der Felder am Rand mit den Feldern im Inneren verknüpft: ∂y 2h (5.90) ⇐⇒ y N +1 = = R (t) R (t) + 4 y N − y N −1 ∂ψ N +1 3 Die Funktion R ist nach (5.45) durch qe S (t) 0 R (t) = 0 (5.91) gegeben. Die in (5.45) auftretende Dichte wurde hier und in den Rechnungen zur Vereinfachung identisch gleich eins gesetzt. Ansonsten wäre R von y N +1 abhängig und für die Felder am Punkt N + 1 müßte ein nichtlineares Gleichungssystem gelöst werden. Für den Schalter S (t) (vergl. Abschnitt 5.1.4) wurde in den Rechnungen die glatte Funktion 1 πt 1 − cos t < ∆s 2 ∆s 1 ∆s < t < tq S (t) = (5.92) π(t−tq ) 1 1 + cos ∆s tq < t < tq + ∆s 2 0 sonst benutzt, da eine unstetige Version der Numerik Schwierigkeiten bereitete. Hierin ist ∆s die Zeit in der die Funktion auf den Wert eins ansteigt bzw. wieder auf null abfällt. Der verwendete Wert ist ∆s = 15 . Damit ist das Anfangswertproblem komplett. In der numerischen Rechnung wurde das in [7] frei verfügbare implizite Verfahren RADAU5 benutzt. Explizite Verfahren erwiesen sich als unbrauchbar, wodurch das Problem als steif eingestuft werden kann. Dies ist typisch für Gleichungen mit unterschiedlichen chemischen Reaktionen. (Vergl. [19]) Für die Anzahl der Diskretisierungspunkte wurde anfänglich mit N zwischen 200 und 300, für die Abbildungen mit N = 600, gearbeitet. 66 KAPITEL 5. BEISPIEL EINER REALISTISCHEN FLAMME Literaturverzeichnis [1] Au, J.D.: Flames in Extended Thermodynamics, Proc. Incowascom, Bari (1997) [2] Bartlmä, F.: Gasdynamik der Verbrennung, Springer, Wien (1975) [3] Baulch, D.L., Drysdale, D.D., Horne, D.G. and Loyd, A.C.: Evaluated Kinetic Data for High Temperature Reactions (vol. 1-4), Butterworth, London (1973) [4] Beyn, W.J.: The Numerical Computation of Connecting Orbits in Dynamical Systems, IMA J. Num. Anal. 9, (1990) S.379 [5] Bledjian, L.: Computation of Time-Dependent Laminar Flame Structure, Combust. 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