Vorhofflimmern - Stiftung Deutsche Schlaganfall

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Hintergrundinformation
(Stand: Juni 2015)
Vorhofflimmern – Risikofaktor für einen Schlaganfall
Jedes Jahr kommt es in Deutschland zu knapp 200.000 neuen Schlaganfällen und zu ca.
66.000 erneuten Schlaganfällen.1 Ungefähr jeder Fünfte davon ist auf Vorhofflimmern
zurückzuführen.2 Fast zwei Millionen Menschen allein in Deutschland leiden unter dieser
häufigsten Form einer Herzrhythmuserkrankung.3 Bei Vorhofflimmern ist der natürliche
Takt des Herzens gestört. Die Vorhöfe des Herzens ziehen sich nicht mehr rhythmisch
zusammen, sondern schlagen chaotisch. In dieser Situation können sich im linken Vorhof
Blutgerinnsel bilden. Werden diese mit dem Blutstrom ins Gehirn geschwemmt und
verschließen dort eine Arterie, kommt es zu einem Schlaganfall.
Trotz dieser Gefahr ist Vorhofflimmern als Schlaganfall-Risikofaktor in der Öffentlichkeit
nicht präsent. Oft wird die Herzrhythmuserkrankung nur zufällig erkannt.4 Und viele
Patienten mit Vorhofflimmern kennen ihr persönliches Schlaganfallrisiko bzw. mögliche
Maßnahmen zur Vorbeugung nicht. Mithilfe einiger Leitfragen können Menschen, bei
denen Vorhofflimmern diagnostiziert wurde, jene Hinweise herausfinden, von denen der
behandelnde Arzt Kenntnis haben sollte, um das Schlaganfallrisiko einschätzen und
geeignete Vorsorgemaßnahmen einleiten zu können.
Das menschliche Herz schlägt im Laufe eines Lebens rund 2,5 Milliarden Mal und pumpt
dabei etwa 250 Millionen Liter Blut.5 Es leistet Schwerstarbeit, um den Blutkreislauf
anzutreiben. Das Herz besteht aus zwei im gleichen Takt schlagenden Herzhälften, deren
Millionen kleine Herzmuskelzellen, gesteuert vom Sinusknoten, für einen regelmäßigen
Rhythmus sorgen.
Beim Vorhofflimmern ist nicht mehr der Sinusknoten der Schrittmacher. Kleine elektrische
„Störenfriede“ übernehmen das Kommando. Sie liegen häufig am Übergang zu den
Lungenvenen und sorgen für ein elektrisches Chaos. Damit ziehen sich die Vorhöfe nicht
mehr rhythmisch zusammen, sondern schlagen chaotisch, bis zu 600-mal in der Minute –
sie „flimmern“. Mechanisch gesehen stehen die Vorhöfe somit praktisch still, das Blut wird
nun nicht mehr vollständig aus den Vorhöfen in die Kammern gepumpt. Und Blut, das
nicht mehr richtig fließen kann, gerinnt. Die Folgen:
 Aufgrund des gestörten Blutflusses kann es zur Bildung von Blutgerinnseln
(Thromben) im Vorhof kommen.
 Losgeschwemmte Gerinnsel können mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangen und
dort zu einem Schlaganfall führen.
Im linken Vorhof ist die Bildung von Gerinnseln in Bezug auf die Entstehung eines
Schlaganfalls besonders gefährlich: Sie wandern vom linken Vorhof in die linke Kammer
und werden von dort über die Hauptschlagader und Halsschlagadern ins Gehirn
geschwemmt. Im Gehirn können die Gerinnsel Blutgefäße verschließen und einen
Schlaganfall verursachen.
1
Unterschiedliche Anzeichen für Vorhofflimmern
Manche Patienten können Vorhofflimmern als unangenehmes Herzklopfen, Herzrasen
und Schwindel wahrnehmen. Aber bei vielen Menschen tritt die Rhythmusstörung ganz
ohne Beschwerden auf. Dieses sogenannte asymptomatische Vorhofflimmern birgt die
Gefahr, zunächst unerkannt zu bleiben. Notwendige Therapiemaßnahmen können daher
nicht rechtzeitig eingeleitet werden.3
Anhand der Dauer unterscheidet man verschiedene Typen des Vorhofflimmerns:
 Es tritt von Zeit zu Zeit auf und hört von selbst wieder auf (paroxysmales
Vorhofflimmern).
 Es besteht länger als sieben Tage und hört nicht von selbst auf, kann aber mittels
einer spezifischen Therapie beendet werden (persistierendes Vorhofflimmern).
 Es besteht dauerhaft, nämlich länger als ein Jahr (permanentes Vorhofflimmern).
Die wichtigste Untersuchungsmethode zur Diagnose des Vorhofflimmerns ist das
Elektrokardiogramm (EKG). Wenn die Diagnose Vorhofflimmern feststeht, stellt sich die
Frage, ob möglicherweise Erkrankungen vorliegen, die die Rhythmusstörung ausgelöst
haben könnten. Dazu gehören vor allem Bluthochdruck (Hypertonie), Verengung der
Herzkranzgefäße bzw. Mangeldurchblutung der Herzmuskulatur (koronare
Herzerkrankung; KHK), Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Schilddrüsenüberfunktion,
Herzmuskelentzündungen.
Leitfragen geben Hinweis auf das Schlaganfallrisiko bei Vorhofflimmern
Das Risiko für einen Schlaganfall bei Vorhofflimmern ist ganz unterschiedlich und wird vor
allem vom Lebensalter, vom Geschlecht und von Begleiterkrankungen bestimmt. Bei
Patienten, die weiblich und über 65 Jahre alt sind und gegebenenfalls eine zusätzliche
Herzerkrankung, einen zu hohen Blutdruck, eine Gefäßerkrankung, eine Zuckerkrankheit
(Diabetes mellitus) haben oder einen bereits zurückliegenden Schlaganfall hatten, liegt
ein höheres Risiko vor, einen Schlaganfall zu bekommen. Aber auch bereits
Vorhofflimmern an sich kann das Risiko eines Schlaganfalls steigern und muss deswegen
mit dem Arzt abgeklärt werden.
Ärzte können nach der Diagnose Vorhofflimmern mit Hilfe eines speziellen
Punktesystems, dem sogenannten CHA2DS2-VASc-Score, der auch in den aktuellen
Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) empfohlen wird,2 das
Schlaganfallrisiko gut abschätzen. Die Initiative „Schlaganfallvorsorge. Bei Vorhofflimmern
handeln“ hat auf Grundlage dieses Scores einige Leitfragen für Vorhofflimmern-Patienten
entwickelt. Anhand dieser Fragen können Vorhofflimmern-Patienten jene Hinweise
herausfinden, von denen der behandelnde Arzt Kenntnis haben sollte, um das
Schlaganfallrisiko einschätzen und geeignete Vorsorgemaßnahmen einleiten zu können.
Die Leitfragen stehen zum Nachlesen auf www.schlaganfall-verhindern.de.
Mit der individuell passenden Vorsorge Schlaganfälle verhindern
Der behandelnde Arzt wird entscheiden, ob bei einem Vorhofflimmern-Patienten mit
weiteren Risikofaktoren eine medizinische Behandlung notwendig ist, um das
2
Schlaganfallrisiko zu senken. Er wird verschiedene Untersuchungen durchführen und mit
dem Patienten geeignete Therapiemöglichkeiten besprechen. Dank moderner Therapien
ist die Lebensqualität von Menschen mit Vorhofflimmern kaum eingeschränkt. Je nach
Diagnose kann die Behandlung mit bestimmten Medikamenten (z.B. Antiarrhythmika)
oder der Einsatz eines Defibrillators (elektrische Kardioversion) dem Herzen helfen,
wieder im normalen Takt zu schlagen.
Unter bestimmten Voraussetzungen kann auch durch eine punktuelle Gewebevernarbung
die Weiterleitung der falschen elektrischen Impulse unterbrochen werden
(Katheterablation). Zusätzlich müssen Grunderkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes
oder andere Herzerkrankungen behandelt werden. Die Betreuung durch den Facharzt für
Herzerkrankungen, den Kardiologen, oder einen entsprechend spezialisierten Hausarzt ist
dabei sehr wichtig.
Um zu verhindern, dass sich bei Vorhofflimmern Blutgerinnsel bilden, ist die Gabe
gerinnungshemmender Medikamente ein wesentlicher Grundpfeiler der Behandlung.
Damit kann das Schlaganfallrisiko ganz erheblich gesenkt werden. Bei Patienten mit
Vorhofflimmern werden zur Vorbeugung des Schlaganfalls allgemein Gerinnungshemmer
in Form von Tabletten verwendet. Heute stehen dafür zwei Gruppen von Medikamenten
zur Verfügung: Vitamin-K-Hemmstoffe und direkte orale Antikoagulanzien.2 Im Einzelfall
entscheidet der behandelnde Arzt, welches Medikament am besten für den Patienten
geeignet ist.
Mitarbeit des Patienten bedeutend für wirksame Schlaganfallvorsorge
Ganz wichtig bei der Behandlung mit Gerinnungshemmern ist die regelmäßige Einnahme
der Tabletten, also die Therapietreue des Patienten. Dazu gehört auch, die Medikamente
nicht eigenmächtig abzusetzen oder die Dosis zu verändern.
Neben einer medikamentösen Therapie kann auch ein entsprechender Lebensstil bei
Vorhofflimmern die Schlaganfallprävention positiv beeinflussen. Dies betrifft eine
ausgewogene, „herzgesunde“ Ernährung und ein gesundes Maß an körperlicher
Bewegung. Außerdem sollen Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum sowie Stress
und Schlafmangel vermieden werden.
Weitere Informationen zum Thema Vorhofflimmern und Schlaganfallvorsorge, die
Leitfragen sowie alle Patientenmaterialien stehen unter www.schlaganfall-verhindern.de
zur Verfügung.
Quellen:
1. Heuschmann PU et al. Schlaganfallhäufigkeit und Versorgung von Schlaganfallpatienten in Deutschland.
Frequency and care of stroke in Germany. Akt Neurol 2010; 37:333­340.
2. Camm AJ et al. Guidelines for the management of atrial fibrillation: the Task Force for the Management of
Atrial Fibrillation of the European Society of Cardiology (ESC). Europace 2010; 12:1360-1420.
3. Patienteninformation “Herz aus dem Takt: Vorhofflimmern”. Herausgeber Kompetenznetz Vorhofflimmern.
Aktualisierte Neuauflage. Stand Februar 2013.
3
4. Aliot E et al. An international survey of physician and patient understanding, perception, and attitudes to
atrial fibrillation and its contribution to cardiovascular disease morbidity and mortality. Eurospace 2010;
12:626-633.
5. The Atlas of Heart Disease and Stroke. Publications of the World Health Organisation, 2004;
(online) URL: http://www.who.int/cardiovascular_diseases/resources/atlas/en/ (Stand: 20.11.13).
Kontakt und weitere Informationen:
Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
Mario Leisle, Pressestelle
Carl-Miele-Straße 210, 33311 Gütersloh
Tel.: 05241 / 97 70-12, Fax: 0 52 41 / 97 70-712
Mail: [email protected]
Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e.V. (BAGSO)
Ursula Lenz, Pressereferat
Bonngasse 10, 53111 Bonn
Tel.: 0228 / 24 99 93-18, Fax: 0228 / 24 99 93-20
Mail: [email protected]
Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA
Eszter Viragh, Public Affairs
Arnulfstraße 29, 80636 München
Tel.: 089 / 12 142-70 36, Fax: 089 / 12 142-262
Mail: [email protected]
Pfizer Deutschland GmbH
Dr. Henry Werner, Unternehmenskommunikation
Linkstraße 10, 10785 Berlin
Tel.: 030 / 55 00 55-510 88
Mail: [email protected]
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