Black Hole Physics - Die Physik Schwarzer Löcher Wintersemester 2005/06 Dr. Kurt Sundermeyer inoffizielle Vorlesungsmitschrift abgeTEXt von Steffen Gielen Freie Universität Berlin Letzte Änderung: 26. Februar 2006 1 Inhaltsverzeichnis 1 Einführung 3 2 Spezielle Relativitätstheorie und Minkowski-Geometrie 2.1 Lorentz-Invarianz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Minkowski-Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Relativistische Physik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3 5 8 3 Allgemeine Relativitätstheorie I: Äquivalenzprinzip 3.1 Schwaches und starkes Äquivalenzprinzip . . . . . . . 3.2 Bewegte Bezugssysteme und Gravitation . . . . . . . . 3.3 Geodätengleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4 Gravitations-Rotverschiebung . . . . . . . . . . . . . . 3.5 Prinzip der Allgemeinen Kovarianz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 12 14 16 19 20 4 Riemann-Geometrie 4.1 Differentialgeometrie/Überblick . . . 4.2 Tensor-Algebra und Tensor-Analysis 4.3 Riemannscher Krümmungstensor . . 4.4 Isometrien von Riemann-Räumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 21 21 24 28 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Allgemeine Relativitätstheorie II: Gravitodynamik/Geometrodynamik 32 5.1 Herleitung“der Feldgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 ” 5.2 Struktur der Feldgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 5.3 Kosmologische Konstante Λ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 6 Schwarzschild-Metrik 6.1 Schwarzschildsche Lösung der Vakuumfeldgleichungen 6.2 Geodäten in der Schwarzschild-Metrik . . . . . . . . . 6.3 Geodäten massiver Objekte . . . . . . . . . . . . . . . 6.4 Null-Geodäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.5 Schwarzschild-Geometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 35 40 41 50 55 7 Gravitationskollaps 59 7.1 Sterngleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 7.2 Zentraler Kollaps . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 8 Die No-Hair“-Familie Schwarzer Löcher ” 68 9 Rotierende Schwarze Löcher 69 9.1 Kerr-Metrik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 9.2 Geodäten in der Kerr-Geometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 9.3 Penroses Prozess, Christodoulos Irreduzible Masse, Hawkings Flächentheorem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 10 Thermodynamik Schwarzer Löcher 79 10.1 Thermodynamik Schwarzer Löcher . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 2 20.10.2005 1 Einführung Geschichte: • 1916 Schwarzschild • 1935 Wurmlöcher“, Neutronensterne ” • 1939 Einstein gegen Schwarze Löcher, Oppenheimer dafür • 1961 Chalatnikow/Lifschitz: Krümmungs-Singularitäten resultieren aus ideal kugelsymmetrischer Massenverteilung • 1964 Singularitätstheoreme (Penrose, Hawking) • 1968 J. Wheeler Schwarzes Loch“(Kardinal) ” • 1974 Hawking Radiation (Thermodynamik Schwarzer Löcher), Informationsverlustparadox • 1984 Beweis No-Hair Theorem“ ” • 1990er Nachweis supermassiver Schwarzer Löcher 2 2.1 2.1.1 Spezielle Relativitätstheorie und MinkowskiGeometrie Lorentz-Invarianz Galilei-Invarianz 3 K 0 bewege sich gegenüber K gleichförmig (~v const.) x~0 = ~x − ~v t, t0 = t Newtonsches Gesetz 2 d ~x F~ = m~b = m 2 , F~ 0 = F~ dt Galilei-Relativitätsprinzip: Die Newtonschen Gesetze gelten in allen Inertialsystemen (gleichförmig gegeneinander bewegten Bezugssystemen). 2.1.2 Lorentz-Invarianz Postulate der Speziellen Relativitätstheorie: 1. Die Naturgesetze sind in allen Inertialsystemen gleich. 2. Die Vakuumlichtgeschwindigkeit ist in allen Inertialsystemen die gleiche. Zum Zeitpunkt t = t0 = 0 werden bei x = x0 = 0 Lichtsignale in positive x- und x0 -Richtung ausgesendet x0 − ct0 = 0, x − ct = 0, x − ct = λ(x0 − ct0 ) Lichtsignale in negative x-/x0 -Richtung x + ct = µ(x0 + ct0 ) à Ax − Bct = x0 , ct0 = Act − Bx Der Koordinatenursprung x0 = 0 hat im Koordinatensystem K die Geschwindigkeit v = xt v 0 = Avt − Bct = (Av − Bc)t, B = A c ³ ´ v à x0 = A(x − vt), t0 = A t − 2 x c ³ 1 1 v ´ ¢ (x0 + vt0 ), t = ¡ ¢ t0 + 2 x0 à x= ¡ v2 v2 c A 1 − c2 A 1 − c2 Nutze Symmetrie x ↔ x0 , t ↔ t0 A= 1 A 1− ¡ v2 c2 1 A= q ¢, 1− v2 c2 Lorentz-Transformation x0 = q 1 1− Es gilt v2 c2 (x − vt); 1 t0 = q 1− v2 c2 ³ v ´ t − 2x c x2 − c2 t2 = x02 − c2 t02 x2 + y 2 + z 2 − c2 t2 ist invariant. (Bei Galilei-Transformationen sind x2 + y 2 + z 2 und t2 jeweils invariant.) 4 Experimentelle Nachweise der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit: Isotropie mit Genauigkeit 10−15 (10−18 ) Unabhängigkeit vom Bezugssystem mit Genauigkeit 10−13 (10−14 ) Zeitdilatation mit Genauigkeit 10−7 (10−9 ) Die Werte in Klammern sind Genauigkeiten, die von den OPTIS-Experimenten bis 2010 erreicht werden sollen. Längeneinheiten werden heute mit Hilfe der Lichtgeschwindigkeit definiert, deshalb hat diese per Definition den Wert c = 299792458 2.2 2.2.1 m . s Minkowski-Raum Definition Ein Minkowski-Raum ist eine vierdimensionale Standardmetrik −1 0 0 0 1 0 (ηαβ ) = 0 0 1 0 0 0 Mannigfaltigkeit, die global die 0 0 0 1 hat. Wenn die Koordinaten des Minkowski-Raumes xα = (x0 , x1 , x2 , x3 ) sind, sind Abstände gegeben durch X ds2 = ηαβ dxα dxβ = −(dx0 )2 + (dx1 )2 + (dx2 )2 + (dx3 )2 α,β Mit x0 = ct, (xi ) = ~x: 2.2.2 ds2 = d~x 2 − c2 dt2 Lichtkegel und Eigenzeit 27.10.2005 ds2 kann positiv, negativ oder Null sein. ¯ ¯ ¯ d~x ¯ 2 ds = 0 ↔ ¯¯ ¯¯ = c masselose Objekte dt ¯ ¯ ¯ d~x ¯ ds2 < 0 ↔ ¯¯ ¯¯ < c massive Objekte dt ¯ ¯ ¯ ¯ d~x ds2 > 0 ↔ ¯¯ ¯¯ > c Tachyonen“, ausgeschlossen ” dt 5 Gilt für einen Vektor (aα ) X ηαβ aα aβ < 0, so heißt (aα ) zeitartig. ( timelike“) P” Ein (bα ) mit ηαβ bα bβ = 0 heißt Nullvektor, ein Vektor (cα ) mit P Vektor α β ηαβ c c > 0 heißt raumartig ( spacelike“). Dies sind Lorentz-invariante Ei” genschaften. Weltlinien: Die Eigenzeit τ ist definiert über c2 dτ 2 = −ds2 = − X ηαβ dxα dxβ =: −ηαβ dxα dxβ Hier wurde die Summenkonvention“von Einstein eingeführt. Für die Standard” metrik erhält man µ ¶1/2 ~v 2 1 c dτ = (c2 dt2 − d~x 2 )1/2 = 1 − 2 c dt, dτ = dt c γ | {z } =γ −1 2.2.3 Poincaré-Transformationen Frage: Welche Koordinatentransformationen lassen ds2 = ηαβ dxα dxβ invariant? Antwort: Poincaré-Transformationen X β α x0α = Λα βx + a , Dabei ist offensichtlich Λα β = 6 ∂x0α ∂xβ aα = const. Die Poincaré-Transformationen bilden eine Gruppe. Die Metrik transformiert sich gemäß X γ Λα β ηαγ Λδ = ηβδ αγ Eine Untergruppe der Poincaré-Transformationen ist die sogenannte reine ( pro” per“) Lorentzgruppe, die besteht aus den Poincaré-Transformationen mit ¡ ¢ aα = 0, Λ00 ≥ 1, det Λα β = +1, mit der Untergruppe der Lorentz- Boosts“ mit Geschwindigkeit v = (v1 , v2 , v3 ): ” vi γ−1 0 i 0 Λ0 = γ, Λ0 = Λi = γ , Λij = δij + vi vj 2 , c v ³ ´ −1/2 2 wobei γ = 1 − vc2 . Beispiel Für v = (v, 0, 0) ergibt sich: v ct0 = x00 = Λ0α xα = γ(ct + x), x0 = Λ1α xα = γ(vt + x), y 0 = y, z 0 = z. c 2.2.4 Lorentz-Tensoren (1) Lorentz-Skalar Ein Lorentz-Skalar S ist invariant unter Lorentz-Transformationen S → S0 = S Beispiel: ds2 = ηαβ dxα dxβ bzw. dτ (2) kontravariante Lorentz-Vektoren Ein kontravarianter Lorentz-Vektor v α transformiert sich gemäß β v α → v 0α = Λα βv Beispiel: Koordinanten xα (3) kovariante Lorentz-Vektoren Ein kovarianter Lorentz-Vektor uα transformiert sich gemäß β uα → u0α = Λα uβ Dabei ist Λ als Matrix das Inverse von Λ. Bemerkungen: (i) Das Produkt eines kontravarianten Lorentz-Vektors mit einem kovarianten Lorentz-Vektor ist ein Skalar: γ β β α β v 0α u0α = Λα β v Λα uγ = δβγ v uγ = v uβ = v uα (ii) Falls v α kontravariant ist, so ist vα = ηαβ v β kovariant. (iii) Hinweis: v α = (a, b, c, d) ⇒ vα = (−a, b, c, d) 7 (iv) Die partielle Ableitung ( Gradient“) ist ein kovarianter Lorentz-Tensor ” ∂ ∂xβ ∂ β ∂ (. . .) = (. . .) = Λα β (. . .) ∂x0α ∂x0α ∂xβ ∂x Für partielle Ableitungen gilt die Konvention (. . .),α := ∂α (. . .) := ∂ (. . .) ∂xα (4) Lorentz-Tensoren αβγ... Ein Lorentz-Tensor Tλρσ... transformiert sich gemäß 0 0 λ0 0 ρ0 σ0 0αβγ... β γ α β γ ... Tλρσ... = Λα α0 Λβ 0 Λγ 0 . . . Tλ0 ρ0 σ 0 ... Λλ Λρ Λσ . . . Beispiel: γ δ 0 ηαβ = Λα Λβ ηγδ 2.3 2.3.1 Relativistische Physik Relativistische Mechanik • Vierergeschwindigkeit Die Dreier“-Geschwindigkeit ~v = ” Vektor) d~ x dt ist nicht-tensoriell (kein Lorentz- dxα dτ ist ein kontravarianter Lorentz-Vektor. uα = x0 = ct; dτ = 1 dt γ ηαβ dxα dxβ = −c2 dτ 2 à (uα ) = γ(c, ~v ) à ηαβ dxα dxβ = −c2 dτ dτ ηαβ uα uβ = −c2 d.h. Vierergeschwindigkeit ist zeitartig. • Viererimpuls pα = muα , Also p0 = mγc = mc2 E=q 1− v2 c2 E c, m Ruhemasse (Skalar) pi = mγv i , explizit ergibt sich relativistische Energie, p~ = q m~v 1− v2 c2 relativistischer Impuls Für kleine Geschwindigkeiten, |~v | ¿ c γ = 1+ 1 v2 +. . . , 2 c2 E= mc2 |{z} + Ruheenergie 8 1 mv 2 2 | {z } kin.Energie +..., p~ = m~v (Newton-Impuls) Bilde p2 p2 = pα · pα = m2 uα uα = −m2 c2 | {z } (pα = ηαβ pβ ) −c2 Es ergibt sich die Massenschalenbeziehung µ 2 2 p + (mc) = 0 bzw. − ½ E≈ E c ¶2 + p~ 2 + (mc)2 = 0, E 2 = (mc2 )2 + (c~ p)2 mc2 + cp p ~2 2m • Viererkraft fα = für |~ p| ¿ mc für |~ p| À mc dpα dτ 2 p ( Dreierkraft“ F~ = m ddt2~x = d~ dt ) ” 2.3.2 Relativistische Hydrodynamik (i) Motivation • Relativistische Mechanik beschreibt Geschwindigkeit etc. eines einzelnen Teilchens. • Ansammlung von Teilchen, Fluid“ (Flüssigkeit, Gas oder Staub) ist cha” rakterisiert durch makroskopische Größen Geschwindigkeitsprofil ~v (~x, t) Dichte ρ(~x, t), Druck P (~x, t) Viskosität, Temperaturgradient ( Wärmefluß“) ” • In der Astrophysik werden typischerweise ideale“ Fluide betrachtet. Für ” diese gibt es keine Viskosität und keinen Wärmefluß. • Definition: Eine ideale“ Flüssigkeit besitzt an jedem Punkt eine Geschwindigkeit ~v ” so, dass ein Beobachter, der sich mit dieser Geschwindigkeit mitbewegt, die Flüssigkeit um sich herum als isotrop ansieht. • Für ideale Flüssigkeiten gelten die Euler-Gleichungen. (ii) Euler-Gleichungen Newtonsche Bewegungsgleichung für ein Massenelement ∆m: ∆m · Mit der Massendichte schreibt sich dies als ∆m ∆V d~v = ∆F~ dt = ρ und der Kraftdichte ρ· d~v ~ = −∇P dt 9 ~ ∆F ∆V ~ = −grad P = −∇P Ferner d~v ∂~v ∂~v ∂x ∂~v ∂y ∂~v ∂z = + + + dt ∂t ∂x |{z} ∂t ∂y ∂t ∂z ∂t | vx {z } ~ v (~ v ·∇)~ µ à ρ· ∂~v ~ v + (~v · ∇)~ ∂t ¶ ~ = −∇P Euler-Gleichungen Zusätzlich gilt die Massenerhaltung (Kontinuitätsgleichung) dρ =0 dt ∂ρ ~ + ∇ · (ρ~v ) = 0 ∂t ↔ (iii) Lorentz-invariante Formulierung (Tensorschreibweise) Da die Euler-Gleichungen quadratisch in den Geschwindigkeiten sind, betrachte den Tensor M αβ = ρuα uβ mit uα Vierergeschwindigkeit. Betrachte die Divergenz von M αβ : M̂ β = ∂α M αβ M̂ 0 = ∂α M α0 = ∂0 M 00 + ∂i M i0 = ∂0 (ρu0 u0 ) + ∂i (ρu0 ui ) im nicht-relativistischen Grenzfall gilt γ ∼ = 1, d.h. u ∼ = (c, ~v ), dann µ ¶ ∂ρ ~ 0 2 i M̂ = c ∂0 ρ + c ∂i (ρv ) = c + ∇ · (ρ~v ) , ∂t d.h. die Kontinuitätsgleichung lautet M̂ 0 = 0. Entsprechende Rechnung ergibt µ i ¶ ∂v ~ i + v i M̂ 0 , M̂ i = ∂0 (ρu0 ui ) + ∂j (ρuj ui ) = ρ + (~v · ∇)v |{z} ∂t 0 also die linke Seite der Euler-Gleichung. (iv) Betrachtung des Druckterms (rechte Seite der Euler-Gleichung) Es gilt dF i = X P ij dAj j ( Druck · Fläche=Kraft“) ” Für ideale Flüssigkeiten gilt im jeweiligen Ruhesystem eines betrachteten Teilchens die Isotropiebedingung P ³ ´ P̃ ij = 0 0 0 P 0 0 0 P 0 ´ ³ 0 αβ = à P̃ 0 0 10 0 P 0 0 0 0 P 0 0 0 Vierertensor 0 P Das Flüssigkeitselement bewegt sich im (ruhenden) Laborsystem mit der Geschwindigkeit ~v . Es gilt xα = Λα v ) x̃β , β (~ wobei Λα v ) ein Lorentz- Boost“ist. Da P̃ αβ ein Tensor ist, gilt β (~ ” β γδ P αβ = Λα γ Λδ P̃ Explizites Ausrechnen ergibt ¢ ¡ P αβ = −P c2 η αβ + uα uβ Konsequenz: TFαβD = M αβ − P αβ = P c2 η αβ + (P + ρ)uα uβ liefert mit ∂α TFαβD = 0 im nicht-relativistischen Grenzfall die Hydrodynamik. 2.3.3 Relativistische Elektrodynamik Maxwell-Gleichungen (Gauß-System) ~ ~ = 4πρ, rot B ~ = 1 ∂ E + 4π ~ (1); div E c ∂t c Die Lorentzkraft ~ ~ = − 1 ∂ B , div B ~ =0 rot E c ∂t ~ + ~v × B) ~ F~ = q(E (3) ist invariant unter Lorentztransformationen! Tensorschreibweise 0 E1 E2 −E 0 B 1 3 F αβ = −E2 −B3 0 −E3 B2 −B1 E3 −B2 B1 0 Damit lauten die Gleichungen (1) F αβ ,α = − 4π β J ; c J β = (cρ, ~) (2) Fαβ,γ + Fβγ,α + Fγα,β = 0 q (3) f α = 2 Fβα uβ ; f α = ( f 0 , γ F~ ) |{z} c Leistung Die Gleichungen (2) werden gelöst durch den Ansatz Fαβ = ∂α Aβ − ∂β Aα ~ d.h. mit dem Viererpotential Aα = ( φc , A), ~ ~ = −grad φ − ∂ A, E ∂t Bemerkungen: 11 ~ = rot A ~ B (2) ~ B ~ haben keine koordinatenunabhängige Bedeutung. (i) E, (ii) Der Energie-Impuls-Tensor der Elektrodynamik ist 1 αβ = Fγα F βγ − η αβ Fγδ F γδ TEM 4 Er enthält Poynting-Vektor und Maxwellschen Spannungstensor der klassischen Elektrodynamik. 3 Allgemeine Relativitätstheorie I: Äquivalenzprinzip 3.1 3.1.1 Schwaches und starkes Äquivalenzprinzip Äquivalenz von träger und schwerer Masse ¨, F~ = mt ~x 03.11.2005 mt träge Masse statisches homogenes Gravitationsfeld µ F~ = ms~g , ms schwere Masse ¨= à ~x ms mt ¶ ~g Falls ms 6= mt : (a) Körper unterschiedlicher Beschaffenheit haben unterschiedliches Fallverhalten. (b) Pendel gleicher Länge und unterschiedlicher Zusammensetzung haben ver³ ´−1/2 s schiedene Schwingungsdauern im Verhältnis m mt ms = mt gilt mit hoher experimenteller Evidenz! (bis auf < 10−11 nachgewiesen, STEP-Experiment (2005-2015?) soll Genauigkeit 10−18 ermöglichen) Alternative Formulierung: Der Effekt der Gravitation kann für ein homogenes statisches Gravitationsfeld wegtransformiert werden. (i) Betrachte System aus N Massenpunkten mn Kräfte F~nm = F~ (~xn − ~xm ) im Schwerefeld: ¨ n = mn~g + mn ~x X F~nm (~xn − ~xm ) n (ii) Gehe in ein frei fallendes Koordinatensystem 1 ~x 0 = ~x − ~g t2 , 2 ¨ 0 = ~x ¨ n − ~g , ~x n ~x 0n − ~x 0m = ~xn − ~xm t0 = t ¨0 = à mn ~x n X n 12 F~nm (~x 0n − ~x 0m ) 3.1.2 (lokale) Äquivalenz von Beschleunigung und Gravitation Äquivalenz gilt nur lokal, da i.A. das Schwerefeld nicht homogen ist. (i) Fallende Gegenstände nähern sich einander an. (ii) Gezeitenkräfte mz̈ = G à mẍ = mM , z =R+x z2 µ GM =g R2 ¶ GM · m GM · m 1 = R2 + 2xR + x2 R2 1 + 2x R + Für |x| ¿ R ist mẍ = mg 1 1+ 2x R + x2 R2 x2 R2 µ ¶ 2x ∼ = mg 1 − R Daraus resultiert ein Unterschied der Gravitationskräfte d 2mg (x1 − x2 ), F1 = F2 + 2mg (d = x2 − x1 ) F2 − F1 = m(ẍ2 − ẍ1 ) ∼ = R R Konsequenz: schwaches“ Äquivalenzprinzip ” d.h. Äquivalenz von Beschleunigung und Gravitation gilt nur in kleinen RaumZeit-Bereichen. 3.1.3 Starke Äquivalenz An jedem Punkt innerhalb eines Gravitationsfeldes kann man ein lokales Inertialsystem so wählen, dass in einer genügend kleinen Umgebung dieses Punktes die Naturgesetze die gleiche Form annehmen wie in einem nicht beschleunigten Koordinantensystem in Abwesenheit von Gravitation. (heißt auch Einsteinsches Äquivalenzprinzip“) ” Diskussion von unterschiedlichen Formen des Äquivalenzprinzips: Cinfolini/Wheeler, ’Gravitation and Inertia’ 13 3.2 Bewegte Bezugssysteme und Gravitation 3.2.1 Koordinatenwechsel und Trägheitskräfte (i) Betrachte Massenpunkt, der sich geradlinig-gleichförmig bewegt. Es gibt ein Inertialsystem (mit Koordinaten xα ), in dem gilt d2 xα =0 dτ 2 c2 dτ 2 = −ηαβ dxα dxβ (1), (2) (ii) Gehe in ein beliebiges“ anderes Koordinatensystem (x0 ) Koordinaten” transformation x(x0 ) dxα ∂xα dx0µ = dτ ∂x0µ dτ (1) besagt d 0= dτ Multipliziere mit à µ ∂x0λ ∂xα , dxα dτ ¶ es gilt = ∂xα d2 x0µ ∂ 2 xα dx0µ dx0ν + ∂x0µ dτ 2 ∂x0µ ∂x0ν dτ dτ ∂x0λ ∂xα ∂xα ∂x0µ = δµλ 0µ 0ν d2 x0λ ∂x0λ ∂ 2 xα λ dx dx λ + Γ = 0, wobei Γ = µν µν dτ 2 dτ ∂xα ∂x0µ ∂x0ν | {z dτ } T rägheitskraf t Christoffelsymbole/affine Zusammenhänge ½ ¾ λ Γλµν = (alte Notation) µν Gleichung (2) ergibt c2 dτ 2 = −ηαβ ∂xα 0µ ∂xβ 0ν dx dx = −gµν dx0µ dx0ν ∂x0µ ∂x0ν mit der Metrik gµν = ηαβ ∂xα ∂xβ ∂x0µ ∂x0ν Es gilt Γρµν = 3.2.2 gρλ Γλµν µ ¶ 1 ∂xα ∂ 2 xβ = (gρµ,ν + gνρ,µ − gµν,ρ ) = ηαβ 0ρ 0µ 0ν 2 ∂x ∂x ∂x Beispiel: Zentrifugal- und Corioliskräfte Kräftefreie Bewegungen im Koordinatensystem (x) d2 xα =0 dτ 2 Koordinatentransformation auf Bezugssystem (x0 ), das sich gleichförmig mit Winkelgeschwindigkeit ω um die z-Achse dreht: t0 = t, x0 = x cos ωt + y sin ωt, y 0 = −x sin ωt + y cos ωt, 14 z 0 = z. Berechnung der Γλµν : ∂x0λ ∂ 2 xα ∂xα ∂x0µ ∂x0ν Dann sind die einzigen nichtverschwindenen Christoffelsymbole Γλµν = ω2 0 ω2 0 2 x , Γ = − y, 00 c2 c2 Eingesetzt in die Bewegungsgleichungen ω Γ102 = − , c Γ100 = − Γ201 = ω c 0µ 0ν d2 x0λ λ dx dx + Γ =0 µν dτ 2 dτ dτ d2 x0 dy 0 d2 y 0 dx0 2 0 2 0 − ω = 0, − ω =0 x − 2ω y + 2ω dt2 dt dt2 dt Klassische Mechanik, Relativbewegungen: · ¸ d~ ω ~b = ~b0 + ~b0 + 2~ ω × ~v + ω ~ × [~ ω × ~r0 ] + × ~r0 dt hier: ~b = ~b0 = d~ ω dt = ~0 0 = ~b0 + 2~ ω × ~v | {z } Coriolisbeschl. + ω ~ × (~ ω × ~r0 ) | {z } Zentrif ugalbeschl. hier: ω ~ = (0, 0, ω), ω ~ ×~a = (−ωa2 , ωa1 , 0), ω ~ × (~ ω ×~a) = (−ω 2 a1 , −ω 2 a2 , 0) Die Metrik im rotierenden System berechnet sich aus gµν = ηαβ ∂xα ∂xβ , ∂x0µ ∂x0ν c2 dτ 2 = −gµν dx0µ dx0ν Für das Beispiel: £ ¤ c2 dτ 2 = 1 − ω 2 (x02 + y 02 ) c2 dt02 + 2ωy 0 cdt0 dx0 − 2ωx0 cdt0 dy 0 − dx02 − dy 02 − dz 02 Gemischte Terme der Form dt0 dx0 in der Metrik deuten immer auf ein rotierendes System hin. 10.11.2005 3.2.3 Verknüpfung mit Gravitationsfeld • Lokal ist der Effekt der Gravitation in gµν , Γλµν enthalten. • Gravitation kann nur lokal (d.h. nicht global) wegtransformiert werden. • Falls man eine globale Koordinatentransformation finden kann, die gµν in ηαβ überführt, liegt lediglich eine reine Koordinatentransformation vor. • Kriterium dafür, ob eine globale Koordinatentransformation existiert, ist das identische Verschwinden des Riemannschen Krümmungstensors. Rµνλρ ≡ 0 • Das Nichtverschwinden des Tensors ist ein Indiz für einen gekrümmten Raum. gµν ist die Metrik dieses Raumes, Γλµν sind die sogenannten affinen Zusammenhänge. 15 3.3 Geodätengleichung 3.3.1 (i) Geodäten µ ν d2 xρ ρ dx dx + Γ =0 µν dλ2 dλ dλ heißt Geodätengleichung, da sie für die Metrik gµν die kürzesten Wege beschreibt. λ ist ein sogenannter affiner Parameter (d.h. mit λ ist auch λ0 = αλ + β ein Parameter), physikalisch wählt man λ = τ . (ii) Die Geodätengleichung folgt aus dem Extremalprinzip ZB δ ! (ds2 = gµν dxµ dxν ) ds = 0 A Z B δL = δ A µ dxµ dxν −gµν dλ dλ {z | ¶1/2 ! dλ = 0 } L Extremalisieren des Integrals (allgemein): ZB L= L(Q, Q̇)dλ, Q̇ = dQ dx A ZB µ δL = A ¶ ¶ µ ¶ ¶ µ ZB µ ∂L ∂L d ∂L ∂L d ∂L δ Q̇ dλ = δQ − δQ dλ δQ + δQ + ∂Q ∂Q dλ ∂ Q̇ dλ ∂ Q̇ ∂ Q̇ A ZB µ δL = ∂L − ∂Q A µ d ∂L dλ ∂ Q̇ ¶¶ δQ dλ + ∂L ¯¯B δQ¯ A ∂ Q̇ Der rechte Term verschwindet, wenn an den Grenzen δQ(A) = δQ(B) = 0 gefordert wird. Nun soll die Variation des Integrals für alle δQ verschwinden, es folgen die Euler-Lagrange-Gleichungen µ ¶ d ∂L ∂L =0 − LQ = ∂Q dλ ∂ Q̇ 1/2 Hier ist L = (−gµν ẋµ ẋν ) sowie Q = (xµ ) und aus ! Lµ = 0 folgt die Geodätengleichung für die Koordiante xµ . Auch L̂ = −gµν ẋµ ẋν liefert die Geodätengleichungen. 16 3.3.2 Beispiel: Geodäten auf der Kugeloberfläche S 2 Die Kugeloberfläche in drei Dimensionen ist definiert durch die Gleichung x2 + y 2 + z 2 = ρ2 . Geeignete Koordinaten sind Kugelkoordinaten θ, ϕ: ρ sin θ cos ϕ x ~x = y = ρ sin θ sin ϕ ρ cos θ z Metrik ist laut klassischer Differentialgeometrie ¶ µ E F = (~x,i · ~x,k ) (gik ) = F G µ ¶ ∂~x ∂~x à E = ρ2 , F = 0, G = ρ2 sin2 θ ~x,0 = , ~x,1 = ∂θ ∂ϕ Linienelement: ds2 = ρ2 (dθ2 + sin2 θ dϕ2 ) Lagrange-Dichte hier L = ρ2 θ̇2 + ρ2 sin2 θϕ̇2 Euler-Lagrange-Gleichungen µ ¶ ³ ´ ∂L d ∂L ! Lθ = − = 2ρ2 sin θ cos θϕ̇2 − θ̈ = 0, ∂θ dλ ∂ θ̇ sin θ cos θϕ̇2 − θ̈ = 0 (1) Vergleiche mit Geodätengleichung θ̈ + Γ0jk ẋj ẋk = 0 → Γ0jk ẋj ẋk = − sin θ cos θϕ̇2 , Γ011 = − sin θ cos θ Euler-Lagrange-Gleichung bezüglich ϕ ϕ̈ + 2 cot θθ̇ϕ̇ = 0, Γ101 = cot θ (2) Alle anderen Γ1jk verschwinden. (2) lässt sich integrieren: sin2 θϕ̇ = α (20 ) (1) und (2’) haben folgende Lösungen: (a) θ = π à ϕ̇ = α 2 (Äquator) (b) ϕ = ϕ0 à θ̈ = 0, θ(λ) = βλ + θ0 (Meridian) Jeder Großkreis auf der Kugeloberfläche ist Lösung der Geodätengleichung. 3.3.3 Bewegungsgleichungen der Gravitation (i) Gemäß Äquivalenzprinzip ist die Gleichung d2 xλ dxµ dxν + Γλµν =0 2 dτ dτ dτ die Bewegungsgleichung für ein Objekt im Gravitationsfeld ( frei“ fallen” des Objekt) 17 (ii) Ein Objekt bewegt sich in einer gekrümmten Raumzeit (genannt Gravi” tationsfeld“) so, dass es den kürzesten Weg zwischen zwei Punkten zurücklegt. (iii) Newtonscher Grenzfall Betrachte Geodätengleichung für einen Massenpunkt, der sich langsam in einem statischen und schwachen Gravitationsfeld bewegt. – langsam“ (im Vergleich ¯ x ¯ ¯ d~xmit ¯ der Lichtgeschwindigkeit) ” ¯≈¯ ¯¿c dτ ≈ dt, γ = 1, ¯ d~ dτ dt In dieser Näherung reduziert sich die Gleichung k j k d2 xi i 2 i dx i dx dx + Γ c + 2Γ c + Γ =0 00 0k jk dt2 dt dt dt auf die ersten Terme: d2 xi + Γi00 c2 = 0 dt2 – statisch“: gµν,0 ≡ 0 ” 1 1 Γi00 = g iµ Γµ00 = g iµ (gµ0,0 + g0µ,0 − g00,µ ) = − g ik g00,k 2 2 – schwach“: gµν = ηµν + hµν , |hµν | ¿ 1 ” g µν = η µν − hµν 1 1 1 Γi00 = − (η ik − hik )h00,k ∼ = − η ik h00,k = − h00,i 2 2 2 Ergebnis: d2 xi 1 = c2 h00,i , dτ 2 2 d2 ~x 1 ~ = c2 ∇h 00 dt2 2 Newton: d2 ~x ~ G = F~G = −m∇φ dt2 mit dem Gravitationspotential φG . Vergleich: m h00 = − 2φG , c2 µ ¶ φG g00 = η00 + h00 = − 1 + 2 2 c Beispiel: Kugelsymmetrische Massenverteilung µ ¶ GM 2GM φG (r) = − 2 , g00 = − 1 − r rc2 µ ¶ µ ¶ 2GM RM 2 2 2 à dτ = 1 − dt − d~x = 1 − dt2 − d~x 2 rc2 r mit dem Schwarzschild-Radius1 RM = 2GM c2 1 Schwarzschild, Karl (1873-1916) 18 3.4 Gravitations-Rotverschiebung 3.4.1 Die drei Arten von Rotverschiebung (a) Dopplerverschiebung aufgrund der Bewegung der Quelle (→ SRT) (b) Gravitations-Rotverschiebung aufgrund des Gravitationsfeldes am Ort der Quelle (→ Äquivalenzprinzip) (c) Kosmologische Rotverschiebung aufgrund der Expansion des Weltalls (→ ART-Felddynamik) 3.4.2 Eigenzeit und Zeitverzögerung Für eine Uhr in einer Metrik gµν gilt p c dτ = −gµν dxµ dxν (∗) τ ist die Eigenzeit, d.h. die Anzeige der mitbewegten Uhr. τ wird beeinflusst durch 1. Metrik gµν 2. Bewegung der Uhr dxµ 17.11.2005 Spezialfälle (A) kein Gravitationsfeld, gµν = ηµν Für eine bewegte Uhr ist dxi = v i dt, dx0 = c dt Eingesetzt in (∗) ergibt sich r dτ = dt2 v2 − 2 dt2 = c r 1− v2 dt c2 – t ist die Zeit, die für ruhende Uhren angezeigt wird. – relativ dazu bewegte Uhren gehen langsamer → relativistische Zeitdilatation (B) Gravitationsfeld, ruhende Uhr (dxi = 0) √ dτ = −g00 dt (B1) statisches, schwaches Feld −g00 φG =1+2 2 , c r dτ = 1+2 φG dt c2 dτ = dt ↔ φ = 0 Dies ist im Unendlichen der Fall, d.h. t ist die Zeit, die eine im Unendlichen ruhende Uhr anzeigt. Je weiter die Uhr von der Massenverteilung entfernt ist, desto schneller geht sie → Gravitations-Rotverschiebung 19 (B2) Zeitabhängige Metrik Speziell für expandierendes Universum → kosmologische Rotverschiebung 3.4.3 Gravitations-Rotverschiebung Die Uhren sind hier Atome, die Licht mit definierten Frequenzen emittieren bzw. absorbieren. Annahme: Statisches Gravitationsfeld gµν = gµν (~r) ruhender Sender bei ~rS , ruhender Empfänger bei ~rE p dτi = −g00 (~ri ) dt, (i = S, E) dτS und dτE sind die Perioden der Schwingungen: dτi = 1 , νi da Gravitationsfeld statisch, Sender und Empfänger ruhen. s νS νS λE g00 (~rE ) = , z= −1= − 1 Gravitations-Rotverschiebung νE g00 (~rS ) νE λS Eine tatsächliche Rotverschiebung tritt ein, wenn λE > λS , also z > 0. Näherung für schwache Felder (g00 = 1 + 2 cφ2 , |φ| ¿ c2 ) s ·µ ¶µ ¶¸1/2 µ ¶ νS g00 (~rE ) ∼ φE φS φE φS ∼ = 1+2 2 1−2 2 − . = =1+ νE g00 (~rS ) c c c2 c2 φ(~rE ) − φ(~rS ) ∆φ z∼ = 2 = 2 c c ³ (z.B. Satellit in Höhe h über der Erde: z(h) = 7 · 10−10 1 − 3 R 2 R+h −10 Erdradius R. Für GPS-Satelliten (h = 20000 km) ist z = 4, 4 · 10 3.5 ´ mit dem .) Prinzip der Allgemeinen Kovarianz Ein physikalisches Gesetz gilt dann in einem Gravitationsfeld, wenn (a) das Gesetz seine Form unter allgemeinen Koordinatentransformationen beibehält (b) das Gesetz auch in Abwesenheit von Gravitationsfeldern (gµν = ηµν , Γµλν = 0) gilt. Behauptung (unbewiesen) Allgemeine Kovarianz und starkes Äquivalenzprinzip sind äquivalent. In Analogie zu Lorenz-Tensoren in der Speziellen Relativitätstheorie gilt: Eine Gleichung ist invariant unter allgemeinen Koordinatentransformationen, wenn sie eine tensorielle Gleichung ist. 20 SRT-Gesetz ohne Gravitation allgemeine KT - Rel. Gesetz mit Gravitation Alternative: SRT-Gesetz ohne Gravitation kovariante/Tensor- Rel. Gesetz mit Gravitation formulierung (Vorgriff: Berücksichtigung der R Gravitation R √geschieht4 durch die Ersetzungen ηµν → gµν , ∂µ →;µ , d → D, . . . d4 x → −g . . . d x) 4 Riemann-Geometrie 4.1 Differentialgeometrie/Überblick Ausgangspunkt: Differenzierbare Mannigfaltigkeiten (Räume der Dimension D) Das sind geometrische Objekte, die lokal wie RD (bzw. MD ) beschaffen sind. (M steht für Minkowski-Raum). Überdeckung einer Mannigfaltigkeit mit Karten“ (lokal flachen Koordinaten” systemen) auf Mannigfaltigkeiten lassen sich definieren • Tensoren • Ableitungen (Lie-Ableitungen) • Ableitungskalkül (Cartan-Differentialformen) Mannigfaltigkeit ¢ A A ¢ A ¢ A ¢ affine MF metrische MF (erlaubt Paralleltransport“) (erlaubt Abstandsmessung“) ” Γλµν gµν ” ¢ ¢ A ¢ ¢ Γλµν 6= Γλνµ CartanMannigfaltigkeiten 4.2 ¢ A A ¢ ¢ A ¢ Γλµν = Γλνµ Riemann-Geometrie Γ gegeben durch Ableitungen der gµν Tensor-Algebra und Tensor-Analysis 4.2.1 Riemann-Tensoren definiert über ihr Transformationsverhalten unter allgemeinen Koordinatentransformationen x → x0 21 (a) Skalar S 0 (x0 ) = S(x), Bsp. dτ (b) kontravariante Vektoren v 0µ = v ν ∂x0µ = v ν Kνµ , ∂xν Kνµ = ∂x0µ ∂xν für Lorentz-Transformationen: Kνµ = Λµν (c) kovariante Vektoren ∂xν = uν Jµν ∂x0µ Es gilt Jµν Kλµ = δλν , d.h. als Matrix J = K −1 u0µ = uν (d) allgemein: Tensor 0µ... ... ν... ρ ... Tλ... = Kνµ K... Tρ... Jλ J... Beispiel: Metrik gµν = ηλρ ∂xλ ∂xρ = ηλρ Jµλ Jνρ ∂x0µ ∂x0ν aber Γλµν ist kein Tensor! λ ρ σ τ Γ0λ µν = Kρ Γστ Jµ Jν + ρ Kρλ jµν | {z } ρ mit jµν = ∂ ρ J ∂x0µ ν verletzt das T ensorverhalten (e) Tensor-Algebra – Linearkombinationen von Tensoren gleicher Stufe sind Tensoren, z.B. µν µν αAµν λ + βBλ = Cλ ist Tensor. (α, β Skalare) – Produkte von Tensoren sind Tensoren, z.B. µ Aµ Bλρ = Cλρ – Kontraktion eines Tensors ist ein Tensor µ gµν Tλµν = Tµλ = Tλ 4.2.2 Tensor-Dichten Motivation: Transformationsverhalten der Determinante der Metrik. g = det(gµν ), 0 gµν = Jµλ gλρ Jνρ , g 0 = gJ 2 d.h. g ist i.A. kein Skalar! g heißt Tensordichte (Skalardichte). Definition: Eine Tensordichte mit Gewicht W transformiert sich gemäß 0µ... µ... σ... ρ... Tν... = Kσ... Tρ... Jν... (J)−W . 22 g hat Gewicht -2, es gilt µ... (−g)W/2 · Tν... ist Tensor! 4.2.3 Kovariante Ableitung Ableitung ∂µ ≡ ∂x∂ µ ist Lorentz-Tensor/-Vektor, aber ∂µ ist i.A. kein Riemannvektor! Beispiel Ableitung eines kontravarianten Vektors v µ v 0µ = ∂x0µ ν v ∂xν ∂v 0µ ∂x0µ ∂v ν ∂xρ ∂ 2 x0µ ∂xσ ∂v ν µ Jλσ v ν = + ν σ 0λ v ν = Kνµ ρ Jλρ + kνσ 0λ ν ρ 0λ ∂x ∂x ∂x ∂x ∂x ∂x ∂x ∂x µ (mit kνσ = ∂x∂ ν Kσµ ). Die Ableitung von v µ ist kein Tensor. 0µ v,λ = ∂λ v 0µ = µ µ v;λ := v,λ + Γµλν v ν ist ein Tensor! Beweis durch Rechnen und Benutzen der Identität µ σ kνσ Jλσ + Kσµ jλρ Kνρ ≡ 0. 24.11.2005 uµ;ν = uµ,ν − Γλµν uλ ist herleitbar aus (uµ v µ );λ = (uµ v µ ),λ . Für einen beliebigen Tensor ist µν... µν... ρν... µρ... µν... Tσ...;λ = Tσ...,λ + Γµλρ Tσ... + Γνλρ Tσ... + . . . − Γρσλ Tρ... − ... Für die Metrik ist gµν;λ = gµν,λ − Γρµλ gρν − Γρνλ gµρ = gµν,λ − (Γνµλ + Γµνλ ) = 0. | {z } ≡gνµ,λ (i) Geometrische Bedeutung der kovarianten Ableitung ∧ Ableitung = Änderung, z.B. für Funktion f , Änderung in Richtung xα f,α = ∂f , ∂xα df = ∂f dxα = f (x + dx) − f (x) ∂xα Betrachte Vektor µ dv µ = v µ (x + dx) − v µ (x) = v,ν dxν ν ∂x 0λ µ Dies ist kein Tensor, da dxν Tensor ist (dxν = ∂x ), aber v,ν nicht. 0λ dx µ µ δv sei die Änderung von v bei Parallelverschiebung um dx Dv µ = (v µ (x+dx), parallelverschoben nach x)−v µ (x) = v µ (x+dx)−δv µ −v µ (x) = dv µ −δv µ δv µ hängt linear von v µ , dxµ ab. Ansatz µ ν δv µ = −γνλ v dxλ 23 µ Koeffizienten γνλ sind so zu bestimmen, dass µ µ ν Dv µ = v,λ dxν + γνλ v dxλ Vektor ist. Eine Lösung dafür ist µ γνλ = Γµνλ , für Riemannsche Mannigfaltigkeiten (affine Mannigfaltigkeiten mit Metrik) ist dies die einzige Lösung. Die totale kovariante Ableitung ist gegeben durch µ Dv µ = v;λ dxλ (ii) Ableitung eines Tensors entlang einer Kurve, hier: Vektor v µ , Kurve xν (s) Änderung von v µ entlang einer Kurve: ν dv µ µ dx = v,ν ? Nein. (kein Vektor) ds ds ν Dv µ dv µ dxν µ dx = v;ν = + Γµνρ v ρ Ds ds ds ds ist ein Tensor! Der Spezialfall v µ = dxµ ds D Ds µ führt auf ¶ ρ ν dxµ d2 xµ µ dx dx = + Γ νρ ds ds2 ds ds Dies ist die Geodätengleichung, diese ist also eine Tensorgleichung! 4.3 4.3.1 Riemannscher Krümmungstensor Definition ¢ ¢ ¡ ¡ l = Γlij,k − Γlik,j + Γnij Γlnk − Γnik Γlnj Rijk 4.3.2 Bedeutung des Riemannschen Krümmungstensors (i) Vertauschung von kovarianten Ableitungen l vi;j;k − vi;k;j = −vl Rijk . (ii) Paralleltransport Das Ergebnis eines Paralleltransportes hängt i.A. vom Weg ab. Änderung eines längs einer geschlossenen Kurve parallel verschobenen Vektors v µ ist gegeben durch l ∆v l = Rijk v i dxj dxk ∆v l = 0 ↔ l Rijk ≡0 (iii) Globale Flachheit“ ” Notwendig und hinreichend dafür, dass eine Metrik äquivalent zu RD oder MD ist, ist 24 i (a) Rjkl ≡0 (b) gij hat D gleiche Eigenwerte (RD ) oder z.B. drei positive und einen negativen Eigenwert mit gleichem Betrag (M4 ) (iv) Lokale Flachheit“ ” In einem Riemannschen Raum gibt es an jedem Punkt P ein Koordinatensystem mit ¯ ¯ 1 gij ¯P = ηij + Rilnj ¯P xl xn + O(x3 ) 3 geodätische Koordinaten, Riemannsche Normalkoordinaten (v) Gezeitenkräfte Betrachte zwei benachbarte Geodäten (xµi (i = 1, 2)) d2 xµi dxνi dxλi µ + Γ = 0. (x ) i νλ dτ 2 dτ dτ Mit xµ := xµ1 , xµ2 = xµ + sµ , |sµ | ¿ |xµ | ist Γµνλ (x + s) = Γµνλ (x) + Γµνλ,ρ sρ + O(s2 ) à dxν dxρ D 2 sµ ∼ µ (∗) = −Rνλρ sλ 2 Dτ dτ dτ Gleichung der Geodätischen Abweichung Newtonscher Limes µ 0 ∼ – langsam“: dx dτ = (c, 0, 0, 0), s = 0, dt1 = dt2 = dτ ” (∗) wird damit zu d2 sk ∼ k sl c2 = −R0l0 dτ 2 – schwach“: gµν = ηµν + hµν , |hµν | ¿ |ηµν | ” 1 µ ∼ à Rνλρ = − η µσ (hλσ,ν,ρ − hνλ,σ,ρ − hρσ,ν,λ + hνρ,σλ ) 2 k ∼ 1 R0l0 = (hlk,0,0 − h0l,k,0 − h0k,0,l + h00,k,l ) 2 – statisch“: hlk,0 ≡ 0 ” k ∼ 1 R0l0 = h00,k,l 2 Es gilt h0 0 = − c22 φG (s.o.) also k R0l0 =− 1 φ,k,l , c2 fk = m ¯ 2 d 2 sk l ∂ φ ¯ = ms ¯ dt2 ∂xk ∂xl sl =0 Gezeitenkraft Einschub: Gezeitenkraft (gemäß Newton) 25 (A) 2. Gesetz von Newton d2 ~x = F~ (~x) dt2 Newtonsches Gravitationsgesetz: m F~G (~x) = −Gm X mj (~x − ~xj ) j Mit φ(~x) = −G X j |~x − ~xj |3 mj = −G |~x − ~xj | d2 ~x ~ x) = −grad φ(~x), = −∇φ(~ dt2 Z d3 x0 ρ(~x) |~x − ~x0 | ∆φ(~x) = 4πGρ(~x) (B) Betrachte zwei Bahnen ~xα (α = 1, 2) d2 ~xα ~ xα ) = −∇φ(~ dt2 Sei ~x1 = ~x, ~x2 = ~x + ~s, d.h. ~s = ~x2 − ~x1 à d2~s ~ x1 ) − ∇φ(~ ~ x2 ) = ∇φ(~ ~ x) − ∇φ(~ ~ x + ~s) = ∇φ(~ dt2 In Komponenten ∂φ(x) ∂φ(x + s) d2 si = − 2 dt ∂xi ∂(xi + si ) falls |~s| ¿ |~x|: d2 si ∼ ∂φ(x) − = dt2 ∂xi µ ∂φ ∂ 2 φ ¯¯ + sj ¯ ∂xi ∂xi ∂xj xj =0 ¶ d2 si ∼ ∂ 2 φ ¯¯ sj = ¯ dt2 ∂xi ∂xj xj =0 (C) Kugelsymmetrisches Potential φ(~x) = − d.h. GM , |~x| |~x| = r; ∂φ xi = GM 3 , i ∂x r ∂ 2 φ ¯¯ GM ¯ j = 3 δij i j ∂x ∂x x =0 r GM d2 si = − 3 si dt2 r i.e. Gezeitenbeschleunigung in einem Referenzsystem, dessen Ursprung frei fällt. 4.3.3 Eigenschaften des Riemann-Tensors (A) In D Dimensionen hat der Riemannsche Krümmungstensor D4 Komponenten (D = 4 : 256) Diese Komponenten sind nicht unabhängig; es gibt algebraische und differentielle Nebenbedingungen. 26 (B) Algebraische Beziehungen n Rijkl = gin Rjkl = £ ¤ 1 n m [gik,j,l − gjk,i,l − gil,j,k + gjl,i,k ]+gnm Γnki Γm jl − Γil Γjk 2 à Rijkl = Rklij , Rijkl = −Rijlk = Rjilk = −Rjikl Rijkl + Riklj + Riljk = 0 Der Riemannsche Krümmungstensor hat D ge Komponenten. D = 1: R0000 = 0 D = 2: eine unabhängige Komponente D = 3: sechs unabhängige Komponenten D = 4: 20 unabhängige Komponenten 2 (D 2 −1) 12 algebraisch unabhängi- (C) Differentielle Beziehungen (Bianchi-Identitäten) Rijkl;m + Rijlm;k + Rijmk;l ≡ 0 4.3.4 Ricci- und Einstein-Tensor Rik = g lj Rlijk Ricci-Tensor ´ ¡ ¢ ³ Rik = Γlil,k − Γlik,l + Γlij Γjlk − Γlik Γjlj , Rik = Rki Krümmungsskalar: R = g ik Rik ik Kontrahiere Bianchi-Identität mit gik und nutze g;j ≡0 k k k + Rjmk;l Rjkl;m +Rjlm;k =0 | {z } | {z } Rjl,m −Rjm;l Kontrahiere mit g jl j k l Rj;m + g jl Rjlm;k − Rm;l = 0, l R;m − 2Rm;l =0 Für den Einstein-Tensor Gij = Rij − 12 g ij R ergibt sich die kontrahierte Bianchi-Identität Gij ;j = 0 4.3.5 Riemannscher Krümmungstensor in D ≤ 4 Dimensionen Theorem (Cartan, Lovelock) Der Riemannsche Krümmungstensor ist in D ≤ 4 der einzige Tensor, der aus dem metrischen Tensor und dessen ersten und zweiten Ableitungen gebildet werden kann. D = 1: R0000 = 0 Alle eindimensionalen Räume sind intrinsisch flach. 27 01.12.2005 D = 2: Riemannscher Krümmungstensor hat nur eine nichtverschwindende unabhängige Komponente R0101 = r Berechne Ricci-Tensor Rik = g lj Rlijk Es ergibt sich R00 = g 11 r, R01 = −g 01 r, R11 = g 00 r. Krümmungsskalar R = g ik Rik = 2g −1 r à R0101 = 1 gR 2 2 g = det(gik ) = g00 g11 − g01 Beispiel Kugel: µ (gij ) = ρ 2 1 0 0 sin2 θ ¶ , R= 2 ρ2 D = 3: Rijkl = fijkl (gnm , Rnm , R) D = 4: Rijkl hat 20 unabhängige Komponenten Rijkl = gijkl (gnm , Rnm , R) + Cijkl | {z } W eyl−T ensor Penrose schreibt dies so RIEM AN N = RICCI + W EY L Im Weyl-Tensor stecken die Gezeitenkräfte. Es gilt gij = f (x)ηij 4.4 4.4.1 Isometrien von Riemann-Räumen Motivation und Definition (i) Motivation: Definiere Symmetrien, ohne auf Koordinatensysteme zu referieren und Erhaltungssätze zu generieren. (ii) Definition: Eine Koordinatentransformation x → x0 heißt Isometrie der Metrik gµν , falls 0 gµν (x0 ) = gµν (x0 ) Konsequenz: Betrachte Transformationsverhalten des Tensors gµν 0 gµν (x0 ) = ∂xρ ∂xσ gρσ (x) ∂x0µ ∂x0ν gµν (x) = ∂x0ρ ∂x0σ 0 g (x0 ) ∂xµ ∂xν ρσ 28 ! ! 0 0 Die Forderungen gµν (x0 ) = gµν (x0 ) und gρσ (x0 ) = gρσ (x0 ) führen zu einem 0 System von Differentialgleichungen für x (x), x(x0 ). Statt diese allgemein zu lösen, betrachtet man infinitesimale Transformationen x0µ = xµ + εξ µ (x), |ε| ¿ 1 ! λ λ + gλν ξ,µ =0 → gµν,λ ξ λ + gµλ ξ,ν bzw. ξµ;ν + ξν;µ = 0 Ein Vektor ξ, der diese Beziehung erfüllt, heißt Killing-Vektor2 . (iii) Beispiel Minkowski-Raum Hier gilt ξµ;ν = ξµ,ν , also ξµ,ν + ξν,µ = 0. Diese Gleichung hat die allgemeinste Lösung ξµ = aµ + aµν xν , aµ , aµν Konstanten, aµν = −aνµ . Somit hat man 4 Parameter aµ für infinitesimale Translationen und 6 Parameter aµν für infinitesimale Lorentz-Transformationen. (iii) Eigenschaften von Killing-Vektoren – Linearkombination von Killing-Vektoren ist Killing-Vektor ξµ(3) = aξµ(1) + bξµ(2) – Maximalzahl von Killing-Vektoren in D Dimensionen ist D(D+1) . 2 – Der Kommutator von zwei Killing-Vektoren ist Killing-Vektor. h i X ij ξ (i) , ξ (j) = ξ (i) ξ (j) − ξ (j) ξ (i) = fk ξ (k) k 4.4.2 Killing-Vektoren und ausgezeichnete“ Metriken ” ∗ (i) Falls gµν nicht von einer Koordinate xσ abhängt, d.h. falls gµν,σ∗ = 0, dann ist ξ (σ ∗ ) ∗ = ∂σ∗ ein Killing-Vektor mit ξµσ = δσµ∗ . Die Gleichung λ λ gµν,λ ξ λ + gµλ ξ,ν + gλν ξ,µ =0 ist dann gerade die Voraussetzung gµν,σ∗ = 0. Beispiel Minkowski-Raum: ηµν hängen von keinen Koordinaten ab: ξµ(ν) = δνµ , 2 Killing, ξµ(0) = (1, 0, 0, 0) = ∂0 Wilhelm Karl Joseph (1847-1923) 29 Die Darstellung ist zu einer Basis, in der die Einheitsvektoren gerade die partiellen Ableitungen sind. Beispiel S 2 (Kugeloberfläche): Im Prinizip müsste man ξµ,ν + ξν,µ = 0 lösen für die Metrik von S 2 ! Andere Herleitung (s. Carroll 38): Als Vorstufe betrachte R3 in Kugelkoordinaten x = r sin θ cos ϕ, y = r sin θ sin ϕ, z = r cos θ ds2 = dr2 + r2 dθ2 + r2 sin2 θdϕ2 gµν ist unabhängig von ϕ, d.h. R = ∂ϕ ist Killing-Vektor. R= ∂x ∂y ∂z ∂x + ∂y + ∂z = −y∂x + x∂y = (−y, x, 0) ∂ϕ ∂ϕ ∂ϕ Weitere Killing-Vektoren sind S = (z, 0, −x), T = (0, z, −y). Die Kugeloberfläche hat die Metrik ds2 = ρ2 (dθ2 + sin2 θdϕ2 ) und die gleichen Killing-Vektoren R, S, T R = ∂ϕ , S = sin ϕ∂θ − cot θ sin ϕ∂ϕ , T = − sin ϕ∂θ − cot θ cos ϕ∂ϕ Kommutator: [R, S] = [−y∂x +x∂y , z∂x −x∂z ] = − [y∂x , z∂x ] +[y∂x , x∂z ]+[x∂y , z∂x ]−[x∂y , x∂z ] | {z } | {z } 0 = xy∂x ∂z + y∂z − yx∂z ∂x + xz∂y ∂x − z∂y − xz∂x ∂y = y∂z − z∂y = T, [S, T ] = R, [T, R] = S, Algebra der SO(3)-Gruppe. ∗ (σ ∗ ) (σ ∗ ) < 0), dann ist die Koordinate (ii) Falls ξ (σ ) zeitartig ist (d.h. g µν ξµ ξν ∗ xσ∗ zeitartig, d.h. es ist berechtigt xσ = t zu setzen, also ∂gµν = 0. ∂t Riemannsche Räume mit zeitartigem Killing-Vektor heißen stationär. Definitionen: – stationär doing exactly the same thing at every time“ (→ Kerr” Schwarze Löcher) – statisch not doing anything at all“ (→ Schwarzschild-Schwarze ” Löcher) – statisch bedeutet stationär und invariant unter Zeitumkehr, d.h. für ds2 = gµν dxµ dxν = g00 dx0 dx0 +2g0i dx0 dxi +gik dxi dxk (i, k = 1, 2, 3) müssen die mittleren Terme verschwinden. Für statische Metriken kann immer eine Form gefunden werden, in der g0k = 0. 30 0 – Strenge Definition von statisch“ (→ d’Inverno) ” Eine Raumzeit heißt statisch, wenn sie ein hyperflächenorthogonales zeitartiges Killing-Vektorfeld besitzt. 4.4.3 Killing-Vektoren und Erhaltungsgrößen (i) Geodätengleichung kann auf die Form u̇σ = 1 gµν,σ uµ uν 2 λ λ (uµ = dx ds = ẋ ) gebracht werden: Ursprüngliche Form u̇λ + Γλµν uµ uν = 0 Kontrahiere mit gλσ gλσ u̇λ + Γσµν uµ uν = 0 ¢· ¡ gλσ uλ − ġλσ uλ + Γσµν uµ uν = 0 u̇σ − gλσ,µ uµ uλ + Γσµν uµ uν = 0 u̇σ − gλσ,µ uµ uλ + 1 (gσµ,ν + gνσ,µ − gµν,σ ) uµ uν = 0 2 1 (gσµ,ν − gνσ,µ − gµν,σ ) uµ uν = 0 2 1 u̇σ + gσµ,ν − gµσ,ν −gµν,σ uµ uν = 0 2 | {z } u̇σ + 0 Konsequenz Falls gµν,σ∗ = 0, falls also ∂σ∗ Killingvektor ist, ist u̇σ∗ = 0, d.h. ∗ uσ = gσ∗ µ uµ ∗ ∗ ist Erhaltungsgröße. Der enstprechende Impuls ist pσ = muσ . Falls uµ Geodäte ist und ξµ ein Killing-Vektor, so ist (ξµ uµ ) längs der Geodäten konstant, d.h. d (ξµ uµ ) = 0. ds Beweis Dξµ µ Duµ dxν µ 1 d (ξµ uµ ) = u +ξµ = ξµ;ν u = ξµ;ν uν uµ = (ξµ;ν + ξν;µ ) uν uµ = 0, ds Ds Ds ds 2 | {z } =0 da ξµ Killing-Vektor. 31 5 5.1 Allgemeine Relativitätstheorie II: Gravitodynamik/Geometrodynamik 08.12.2005 Herleitung“der Feldgleichungen ” Newtonscher Grenzfall g00 µ ¶ φ ∼ =− 1+2 2 , c ∇2 φ = 4πGρ(~x) G Gravitationskonstante. ρ∼ = T00 c2 à ∇2 g00 = −κT00 , κ= 8πG c4 erraten Tensorgleichung Eµν = −κTµν Forderungen an Eµν : (A) Eµν symmetrisch (B) Eµν hängt von maximal zweiten Ableitungen der Metrik ab µ µ (C) Eν;µ = 0, da Tν;µ =0 (D) E00 ∼ = ∇2 g00 (B) wird erfüllt, wenn man den Riemann-Tensor zur Konstruktion von Eµν benutzt (siehe 4.3.5). Allgemeiner Ansatz für Eµν Eµν = aRµν + bRgµν + cgµν Damit ist (A) erfüllt. Forderung (C): ! µ µ = 0 = aRν;µ + bR;ν Eν;µ (gµν;λ ≡ 0) kontrahierte Bianchi-Identität µ Rν;µ 1 = R;ν , 2 µ ! 0= ¶ 1 a + b R;ν 2 R;ν = 0 ist ausgeschlossen: Eµµ = aR + 4bR + 4c = −κTµµ µ µ Eµ;ν = (a + 4b)R;ν = −κTµ;ν | {z } i.A. 6=0 also b = − 21 a µ ¶ 1 Eµν = a Rµν − Rgµν + cgµν 2 Forderung (D): E00 µ ¶ 1 = a R00 − Rg00 + cg00 ∼ = ∇2 g00 2 32 a(R − 2R) + 4c = −κT, aR = κT + 4c µ ¶ 1 aR00 = −κ T00 − T g00 + cg00 2 Im Newtonschen Grenzfall: |Tik | ¿ T00 , gµν = ηµν + hµν 1 ∼ 1 T00 T00 − T g00 = 2 2 T = η µν Tµν ∼ = −T00 , Rµν = ¢ 1¡ ¤hµν − hλν,λ,µ − hλµ,λ,ν + hλλ,µ,ν 2 mit ¤hµν = ∂ λ ∂λ hµν . 1 1 ¤h00 = ∆h00 , 2 2 alle anderen Terme verschwinden wegen hµν,0 = 0, d.h. R00 = 1 1 ! a∆g00 = − κT00 + c(η00 + h00 ) 2 2 Forderung (D) ergibt a = 1, c = 0, also Eµν = Gµν (Einstein-Tensor) Gµν = −κTµν Gµν = Rµν − 1 Rgµν 2 ³ ´ Rµν = −κ Tµν − 1 T gµν 2 Einsteins Feldgleichungen 5.2 5.2.1 Struktur der Feldgleichungen Feldgleichungen als Differentialgleichungssystem Gµν = −κTµν partielle Differentialgleichungen 2. Ordnung, nichtlinear Existenz und Eindeutigkeit von Lösungen? Cauchy-Problem? 5.2.2 Diffeomorphismen und Koordinatenbedingungen 10 Differentialgleichungen für 10 Unbekannte, aber nicht alle 10 Differentialgleichungen sind unabhängig wegen Gµν;µ ≡ 0. ³ vgl. Maxwellsche Elektrodynamik: ∂α F αβ = −J β ¡ ¢ es gilt ∂β ∂α F αβ = 0, d.h. nur 4 − 1 = 3 Feldgleichungen sind unabhängig. Grund: Eichfreiheit Fαβ = ∂α Aβ − ∂β Aα , 33 Aα → Aα + ∂α φ Wähle Eichbedingungen ~=0 div A ∂α Aα = 0 (Coulomb-Eichung) ´ (Lorenz-Eichung). Koordinatenbedingungen Koordinaten in Gauß-Eichung (synchronisierte Koordinaten; co-moving coordinates) g00 = −1, g0i = 0 de Donder-Koordinaten (harmonische Koordinaten) g µν Γλµν = 0 Gauß-Eichung lässt sich stets erreichen: 0 gµν = gλρ Jµρ Jνλ ∂xρ ∂xλ 0 , g = 0 = ... ∂x00 ∂x00 0i Differentialgleichungen für Koordinatentransformation x0 = f (x). 0 = −1 = gλρ J0ρ J0λ = gλρ g00 In Gauß-Koordinaten gilt Γλ00 ≡ 0 à Geodätengleichung duλ + Γλij ui uj + 2Γλ0i u0 ui = 0 ds wird trivialerweise gelöst durch (uλ ) = (c, 0, 0, 0), da uλ = 5.2.3 dxλ dx0 ds , ds = 1, dxi ds = 0. Zeitintervalle und Distanzen xµ sind lediglich Koordinaten. Was sind die wahren“ Zeiten und Längen? (hängt vom Beobachter ab) ” für unbewegte Uhr c2 dτ 2 = −gµν dxµ dxν = −g00 dx0 dx0 cdτ = 5.3 √ −g00 dx0 , dl2 = γik dxi dxk , γik = gik − Kosmologische Konstante Λ ∧ c = −Λ, Λ hat die Dimension (Länge)−2 Gµν + Λgµν = −κTµν Λ−1/2 ∼ 1010 Lichtjahre. 34 (dxi = 0) g0i g0k g00 6 6.1 Schwarzschild-Metrik Schwarzschildsche Lösung der Vakuumfeldgleichungen Gµν = 0 1 Rµν − Rgµν = 0 2 Rµν = 0 6.1.1 Isotrope Metriken (Sphärisch-symmetrisch) Ausgangspunkt: Minkowski-Metrik in Polarkoordinaten (t, r, θ, ϕ) (cdτ )2M = c2 dt2 − dr2 − r2 dΩ2 , dΩ2 := dθ2 + sin2 θdϕ2 Allgemeinster Ansatz für sphärische Symmetrie: (cdτ )2M = f c2 dt2 − gdr2 − hr2 dΩ2 f, g, h sind Funktionen von t und r. Führe neue Radialkoordinate ein: r̄2 = h(r, t)r2 (cdτ )2 = f¯(r̄, t)c2 dt2 − ḡ(r̄, t)dr̄2 − r̄2 dΩ2 oder (cdτ )2 = B(r, t)c2 dt2 − A(r, t)dr2 − r2 dΩ2 Standardform der isotropen Metrik (cdτ )2 = c2 dt2 − U (r, t)dr2 − V (r, t)r2 dΩ2 Gauß-Form £ ¤ (cdτ )2 = H(r, t)c2 dt2 − J(r, t) dr2 + r2 dΩ2 Isotrope Form 6.1.2 Schwarzschild-Vakuumlösung (im Außenraum einer sphärisch-symmetrischen Massenverteilung) Lösungen mit gµν,0 = 0, Rµν = 0. Berechne zu −B(r) 0 A(r) (gµν ) = r2 0 r2 sin2 θ Γλµν und damit Rµν ; man erhält Differentialgleichungen für die unbekannten Funktionen A, B. 35 • Zusammenhänge/Christoffel-Symbole (F 0 = Mit Γλµν = 12 g λρ (gµρ,ν + gνρ,µ − gµν,ρ ) gilt Γ001 = dF dr ) B0 2B B0 A0 r ; Γ111 = ; Γ1 = − ; Γ133 = sin2 θΓ122 2A 2A 22 A 1 Γ212 = ; Γ233 = − sin θ cos θ r 1 3 Γ13 = ; Γ223 = − cot θ, r identisch Null. Γ101 = alle anderen Γµνλ • nicht-verschwindende Komponenten des Ricci-Tensors Mit Rµν = Γλµλ,ν − Γλµν,λ + Γλµρ Γρλν − Γλµν Γρλρ gilt µ ¶ B 00 B 0 A0 B0 B0 R00 = − + + − 2A 4A A B rA µ ¶ B 00 B 0 A0 B0 A0 R11 = − + − 2B 4B A B rA µ 0 ¶ 0 r A B 1 R22 = −1 − − + 2A A B A R33 = R22 · sin2 θ, alle anderen Rµν = 0. Lösung α , A(r) = B −1 (r), r wobei α = const. (noch zu bestimmen) Bedeutung von α: Im Newton-Limes µ ¶ RM 2GM g00 = − 1 − , RM = Schwarzschild-Radius zur Masse M r c2 B(r) = 1 + Also α = RM : ¡ c2 dτ 2 = 1 − RM r ¢ ¡ c2 dt2 − 1 − ¢ RM −1 r dr2 − r2 dΩ2 Für r → ∞ kommt man wieder zur Minkowski-Metrik. 6.1.3 Eigenschaften der Schwarzschild-Metrik (i) Koordinaten und Krümmungssinguläritäten In der Standardform gibt es eine Singularität für r = R. r = R ist eine Koordinatensinguläritat. (a) Indiz R2 r6 bleiben endlich bei r = R ! Aber: Singularität bei r → 0. g = det(gµν ) = −r4 sin2 θ, Rµνλρ Rµνλρ = 12 36 15.12.2005 (b) Führe Koordinaten-Transformation aus µ ¶2 R r → 1+ r 4r Dann hat die Metrik die isotrope Form £ ¤ 1− c dτ = H(r)c dt −J(r) dr2 + r2 dΩ2 , H(r) = 1+ 2 2 2 2 R 4r R 4r ¶4 µ R , J(r) = 1 + 4r R bezeichnet den Ereignishorizont. Umfang des Horizontes 2πR. (ii) Visualisierung des Raumanteils Zeitschnitt dt = 0, Ebene θ = π2 , dθ = 0 µ 2 dσ = R 1− r ¶−1 dr2 + r2 dϕ2 Entfernungsmessungen – sphärische Symmetrie → alle Punkte auf der Fläche r = r0 sind gleichberechtigt. – radiale Koordinate ist so definiert, dass die Oberfläche einer Kugel mir r0 den Wert 4πr02 hat. (Umfang 2πr0 ) – radiale Abstände sind bestimmt durch µ ¶−1/2 R dl = 1 − dr. r Konsequenz: U (r0 ) < 2π r mit r = ¶−1/2 Zr0 µ R dx. 1− x 0 Beispiel: Schwarzes Loch mit Sonnenmasse, R ∼ 3km. Messe Umfang r1 = 4km, r2 = 5km. Zr2 ∆r = r1 ¯ µ ¶1/2 ¯√ ¯ ¯r 2 √ √ √ R ¯ ¯¯ dr 1 − = r r − R + R log ¯ r + r − R¯ ¯ ¯ r r1 ∆r = 1, 723km, nicht 1km. (iii) Far Away Time“(à la Wheeler) ” Koordinate t ist die Zeit, die im Unendlichen ruhende Uhr anzeigt µ dτ = 1− R r ¶1/2 dt für dr = 0, dθ = 0, dϕ = 0 dτ → dt für r → ∞. 37 Konsequenz: gravitative Rotverschiebung Sender bei rS = 2R, Empfänger bei rE = 4R Rotverschiebung: Z= g00 · ¸1/2 νS g00 (rE ) −1= −1 νE g00 (rS ) µ ¶ R =− 1− , r µ z= 1− 1− 1 4 1 2 ¶1/2 − 1 = 0, 22 (iv) Ausgezeichnete Bezugssysteme“(à la Wheeler) ” (1) Free Floater Frei fallender Beobachter; lokal gilt Spezielle Relativitätstheorie (SRT) in immer kleineren Raumzeit-Bereichen (2) Shell Observer Beobachter, der fest auf einer Kugeloberfläche mit Umfang 2πrS (rS > R) sitzt. Lokal gilt SRT mit den skalierten Längen und Zeiten µ ¶−1/2 µ ¶1/2 R R drS = 1 − dr, dtS = 1 − dt rS rS (3) Schwarzschild-Buchhalter (Remote Observer) benutzt Schwarzschild-Koordinaten (zur Buchhaltung). SchwarzschildKoordinaten gelten global (bis zum Ereignishorizont). 6.1.4 Birkhoff-Theorem Frage: Wie sehen zeitabhängige Lösungen für sphärisch-symmetrische Metriken aus? A(r) → A(r, t), B(r) → B(r, t) Antwort: Nicht anders als die stationären Lösungen. Theorem Jede sphärisch-symmetrische Lösung der Vakuumfeldgleichungen ist statisch. 38 Grafische Darstellung der Schwarzschild-Metrik nahe des Schwarzschild-Radius: 39 6.2 6.2.1 Geodäten in der Schwarzschild-Metrik Prinzipielles Vorgehen 1. Aufstellung der Geodätengleichungen (mit xµ = (t, r, θ, ϕ)) ρ ν d2 xµ µ dx dx =0 + Γ νρ dλ2 dλ dλ (∗) zusammen mit (Masse m) gµν dxµ dxν = dλ dλ ½ −ε2 0 für m 6= 0 für m = 0 2. Finde 1. Integrale dieser Gleichungen 3. Interpretiere die Integrationskonstanten physikalisch. Beispiel für (∗), θKoordinate: µ ¶ 2 dθ dθ ♣ θ̈ + ṙθ̇ − sin θ cos θϕ̇2 = 0 θ̇ = 6= r dλ dt 6.2.2 Erhaltungssätze und 1. Integrale Es gibt vier Killing-Vektoren, drei aufgrund sphärischer Symmetrie, einen aufgrund von Zeittranslationen (gµν,0 = 0.) Für jeden Killing-Vektor ξµ gilt ξµ ẋµ = const. Sphärische Symmetrie entspricht Drehimpulserhaltung, Zeittranslationen entsprechen Energieerhaltung. Drehimpulserhaltung bedeutet: Bewegung erfolgt in einer Ebene. ♣ hat die Lösung θ = π2 (dann θ̇ = 0, also auch θ̈ = 0.) Die verbleibenden Killing-Vektoren: E µ = (∂t )µ = (1, 0, 0, 0), J µ = (∂ϕ )µ = (0, 0, 0, 1) λ 2 bzw. Eµ = gµλ E λ = (−B(r), 0, 0, 0), B(r) = (1 − R r ), Jµ = gµλ J = (0, 0, 0, r ) à −Eµ ẋµ = Bcṫ = e, Jµ ẋµ = r2 ϕ̇ = j sind erhalten! dxµ dxν e2 j2 2 2 2 θ gµν = −Bc2 ṫ2 + Aṙ2 + r2 |{z} θ̇2 +r2 sin ϕ̇ = − + A ṙ + = | {z } dλ dλ B r2 ṙ2 + B 2 j − e2 = r2 ½ 0 ½ 1 µ ½ ¶ −Bε2 = −Bc2 für λ = τ 0 0 −ε2 0 (mit A = B −1 ) Wir haben also eine Gleichung der Form dr dr = f (r) bzw. = dλ dλ f (r) à λ(r), r(λ). 05.01.2006 40 Die Umrechnung λ → t erfolgt über µ ¶ dx dx dt dx e ẋ = = = · dλ dt dλ dt Bc Für den Shell Observer“ (Beobachter auf Kugelebene mit Umfang 2πrS ) gilt ” dr drS c dr dtS = B 1/2 dt, drS = B −1/2 dr à = B −1 = dtS dt e dλ 6.3 6.3.1 Geodäten massiver Objekte Klassifizierung der Bewegungen (i) Effektives“ Potential ” Radialgleichung (λ = τ ) ṙ2 + B j2 − e2 = −Bc2 = r2 ṙ2 + V (r) = e2 − c2 = κ, µ −1 + V (r) = − R r ¶ c2 R 2 j2 Rj 2 c + 2− 3 r r r jc ist der Wert, für den gerade noch eine reellwertige Lösung für dV = 0 ↔ Rc2 r2 − 2j 2 r + 3Rj 2 = 0 dr existiert, also jc = √ 3Rc. Sei j > jc , dann bedingt die Radialgleichung ṙ2 + V (r) = κ folgende Bewegungen in Abhängigkeit von κ: – κ > Vmax Fall ins Zentrum 41 – 0 < κ < Vmax Streulösungen – Vmin < κ < 0 gebundene Bewegungen für κ = Vmax und κ = Vmin Kreisbewegung (instabil bei Vmax ). (ii) Vergleich mit Newton/Kepler 1 m 2 µ dr dt ¶2 + Vef f (r) = E, µ dr dt ¶2 − Vef f = − GmM J2 + r 2mr2 R 2 J2 2E c + 2 2 = r m r m Vergleich: j= J , m 2E ∧ 2 = e − c2 , m e= Gesamtenergie Masse Einschub: Newton/Kepler und Kegelschnittgleichungen Ausgangspunkt: Radialgleichung ṙ2 − 2GM J2 2E + = ; r mr2 m (1) wähle neue Variable u = du dϕ ϕ̇, à ṙ = − u12 u̇ Drehimpulserhaltung ϕ̇ = µ à dr dt 1 2 J2 2E u̇ + 2 u2 − 2GM u = 4 u m m à (2) u̇ = 1 r ṙ = du dϕ ¶2 + u2 = J mr 2 = J 2 mu 2GM m2 2Em u+ 2 J J2 du (3) differenziere nach ϕ (und dividiere durch 2 dϕ ) à d2 u GM m2 + u = Ω = dϕ2 J2 Lösung u(ϕ) = Ω(1 + ε cos(ϕ − ϕ0 )) mit ε, ϕ Integrationskonstanten. Dies sind Kegelschnitte • für ε = 0 u = Ω, r = 1 Ω → Kreis • für ε < 1 Ellipsen • für ε = 1 Parabeln • für ε > 1 Hyperbeln 42 speziell für Ellipsen mit Halbachsen (a, b) a b2 = Ω, 1 − 2 = ε2 . 2 b a 6.3.2 Radiale Bewegungen (i) Erhaltungsgrößen und Anfangsbedingungen j = 0, µ ṙ2 = dr dτ ¶2 , ṙ2 − V (r) = − R 2 c r R 2 c = e2 − c2 ↔ ṙ2 = e2 − B(r)c2 r frei fallender Beobachter, Free Floater“ ” vF2 F = e2 − B(r)c2 Shell Observer“ ” µ vS2 = drS dtS ¶2 = c2 2 (e − B(r)c2 ) e2 SS-Buchhalter“ (Schwarzschild-Buchhalter) ” µ ¶2 dr B 2 c2 2 vB = = 2 (e2 − B(r)c2 ) dt e e2 hängt vom Anfangszustand ab für r = r0 sei v = v0 , hier vs = v0 v02 = c2 2 (e − B0 c2 ), e2 e2 = B0 = 1 − R r0 B0 c2 1− v02 c2 Zwei Spezialfälle: r0 → ∞ : e2 = c2 1− v02 c2 , v0 = 0 : e2 = B0 c2 (ii) Geschwindigkeitsverläufe für zentralen Fall – Free Floater vF2 F = e2 − Bc2 startet mit Geschwindigkeit Radius vF2 F = e2 e2 2 c2 v0 ; – Shell Observer Geschwindigkeit am Schwarzschild- c2 2 (e − Bc2 ) e2 Geschwindigkeit am Schwarzschild-Radius vS2 = c2 vS2 = 43 – Schwarzschild-Buchhalter 2 vB = B 2 c2 2 (e − Bc2 ) = H(r) e2 2 Geschwindigkeit am Schwarzschild-Radius vB =0 (iii) Fallzeiten dr = (e2 − Bc2 )1/2 , τ = dτ – Buchhalter dt = e Z dr (e2 − Bc2 )1/2 dr Bc(e2 − Bc2 )1/2 à Integral divergiert, konsistent mit Verhalten von H(r) – Free Floater Zr2 τ (r2 ) − τ (r1 ) = − r1 dr (e2 − Bc2 )1/2 1/2 ist geschlossen lösbar mit der Substitution u = (κ + c2 R = (e2 − r ) 2 1/2 Bc ) Zu2 du 2 τ (r2 ) − τ (r1 ) = 2Rc 2 (u − κ)2 u1 Beispiele (1) κ = 0 ↔ e2 = c2 ↔ r0 = ∞, v0 = 0 · ¸ 2 R ³ r1 ´3/2 ³ r2 ´3/2 τ (r2 ) − τ (r1 ) = − 3 c R R (2) κ < 0, z.B. v0 = 0, e2 = B0 c2 = c2 (1 − rR0 ), r2 = r0 , r1 = R " µ ¶# ¶1/2 µ 1 R ³ r0 ´3/2 R R2 2R − 2 −1 τ (r0 ) − τ (R) = 2 + arccos 2 c R r0 r0 r0 für r0 À R 1 R ³ r0 ´3/2 ∆τ ∼ = π 2 c R 44 ³ Darstellung des Ergebnisses über Zykloidparameter η (η = arccos r= r0 (1 + cos η), 2 τ= 2R r0 1 R ³ r0 ´3/2 (η + sin η) 2 c R (3) Fallzeit zwischen r = R und r = 0: e = c, κ = 0 T = 2R 3 c m s Mit R = 10α R¯ = 10α · 3 · 103 m, c = 3 · 108 T = ergibt sich 2 α−5 10 s 3 Für ein stellares Schwarzes Loch (α = 1) ist T1 ∼ = 10−4 s, für ein ∼ galaktisches Schwarzes Loch (α = 6) ist T6 = 10 s. Es ist also festzuhalten, dass Schwarze Löcher im Wesentlichen ungefährlich sind. (iv) Fluchtgeschwindigkeit (1) Newtonsche Mechanik Damit Objekt r → ∞ erreichen kann, muss µ dr dt 2E m ¶2 + Vef f > 0, |{z} v2 > > 0 sein: R 2 c r 2 −R r c Auf der Erde: vF2 > R 2 Rc (2) Einstein-Schwarzschild κ = e2 − c2 > 0: e2 = Bc2 2 2 > c , 1 − vc2 v2 > d.h. Newton-Resultat! (für Shell Observer). Maximale Fluchtgeschwindigkeit vF < c: r>R 45 R 2 c r ´ −1 ) (v) Gezeitenkräfte für zwei benachbarte Geodäten xµ2 = xµ1 + sµ , |sµ | ¿ |xµi | ν ρ D 2 sµ µ λ dx dx = −R s νλρ Dλ2 dλ dλ µ Verwendung von Rνλρ der Schwarzschild-Metrik D 2 sr R = 3 sr c2 , Dτ 2 r R D 2 sα = − 3 sα c2 Dτ 2 2r (α = θ, ϕ) Beispiel Gezeitenkraft durch Graviationsbeschleunigung in radialer Richtung auf Objekt der Ausdehnung l R b = 3 Lc2 r am Schwarzschild-Radius (Horizont) b= 1 Lc2 R2 Gezeitenkräfte am Horizont sind umso schwächer, je massiver das Objekt ist. m α α 3 numerisch: L = 1 m, c = 3·108 m s , R = 10 R¯ = 10 ·3·10 m, g = 10 s à bH = 109−2α g Für ein stellares Schwarzes Loch (α = 1) ist b1 = 10−7 g, für ein galaktisches Schwarzes Loch (α = 6) ist b6 = 10−3 g. 6.3.3 Orbitale Bewegungen ṙ2 + V (r) = e2 − c2 , V (r) = − R 2 j2 Rj 2 c + 2− 3 r r r (ṙ = dr ) dτ (i) Kreisbahn im Extremum des Potentials dV ! ! ! = 0 ↔ Rr2 c2 − 2j 2 r + 3Rj 2 = 0 ↔ j 2 (3R − 2r) + Rr2 c2 = 0 dr Also muss gelten 0 ≤ j2 = Rr2 c2 3 à r> R 2r − 3R 2 Für eine stabile Kreisbahn muss ein Minimum des Potentials vorliegen d2 V ¯¯ > 0 à r > 3R dr2 Bahn stabile Kreisbahnen nur für r > 3R; ISCO innermost stable circular ” orbit“ 46 12.01.2006 (ii) Kepler-Gesetze 3. Gesetz für Kreisbahn r = const, dr = 0 2 2 2 2 2 2 c dτ = Bc dt − r dϕ , µ ¶ R B = 1− r c2 = Bc2 ṫ2 − r2 ϕ̇2 Differenziere nach r B 0 c2 ṫ2 − 2rϕ̇2 = 0, B0 = dB R = 2 dr r µ ¶2 B 0 c2 dϕ dϕ dϕ e −r = 0, ϕ̇ = à ṫ = 2 dt dt dt Bc µ ¶2 µ ¶ 2 dϕ 1 Rc 1 dϕ 2 = , νa = , Ta2 = (2π)2 2 r3 2 dt 2r r 2π dt Rc R= 2GM c2 , gleiches Ergebnis wie bei Newton. (iii) Perihelverschiebung für Merkur 5600” / Jahrhundert nach Newton’schen Korrekturen 43” / Jahrhundert Gehe aus von Radialgleichung ṙ2 − (1) Setze u = 1 r 2 Rc2 j2 Rj 2 + 2 − 3 = e2 − c2 r r r à DGL u = u(τ ) (2) Verwende r ϕ̇ = j für u̇ = du dϕ ϕ̇ (3) Differenziere diese DGL nach ϕ d2 u 3 Rc2 2 + u − Ru = dϕ2 2 2j 2 Newton d2 uN GM m2 Rc2 + uN = Ω = = , 2 2 dϕ J 2j 2 Störungsrechnung u = uN + uK , uN = Ω(1 + ε cos ϕ) |uK | ¿ |uN | d2 uN d2 u K 3R + + uN + uK − (uN + uK )2 = Ω 2 {z } dϕ dϕ2 2 | ∼ =u2N 3 d2 uK + uK ∼ = RΩ2 (1 + 2ε cos ϕ + ε2 cos2 ϕ) dϕ2 2 |ε cos ϕ| ¿ 2, Konstante 1 kann weggelassen werden µ ¶ 3RΩ2 ε 3 uK = ϕ sin ϕ, u = Ω 1 + ε cos ϕ + RΩεϕ sin ϕ 2 2 47 rotierende Ellipse hat die Form u = Ω(1 + ε cos λϕ), Periode φ = 2π λ Setze: 3 cos ϕ + RΩϕ sin ϕ = cos λϕ 2 Benutze Additionstheoreme cos(ϕ − ϕK ) = cos ϕ cos ϕK + sin ϕ sin ϕK ϕK ¿ 1 à cos ϕK ∼ = 1, sin ϕK ∼ = ϕK à cos(ϕ − ϕK ) ∼ = cos ϕ + ϕK sin ϕ, ϕK = 3 ϕK RΩϕ, λ = 1 − 2 ϕ Die korrigierte Lösung u stellt also eine rotierende Ellipse dar. Abweichung von starrer Ellipsenbahn µ ¶ 2π 1 ∆ϕ = φ − 2π = − 2π = 2π −1 λ 1 − 32 RΩ ∆ϕ ∼ = 3πRΩ ∼ 3 km, Ω−1 ∼ für Merkur: R¯ = = 55 · 106 km, π = 180◦ · 360000 00 ∆ϕM erkur ∼ = 0, 104 (pro Umlauf) ∼ = 4300 (pro Jahrhundert) (iv) Einfangbedingung Problem: Objekt kommt mit Geschwindigkeit v∞ aus dem Unendlichen“ ” in das Gravitationsfeld eines Schwarzen Loches Frage: Wann fällt das Objekt ins Zentrum bzw. wann entkommt es dem Schwarzen Loch ? Bedingung für Entkommen (s.o.): Vmax > 0, e2 − c2 < Vmax ṙ2 + V (r) = e2 − c2 48 führe dimensionslose Variable ein ρ= µ ¶ j2 z= 2 R r c2 1 1 , V (r) → V (ρ) = − + z 2 − z 3 R ρ ρ ρ Anfangsbedingungen (1) für r → ∞ ¯ ṙ2 ¯∞ → e2 − c2 , e2 = c2 1− 2 v∞ c2 (2) Stoßparameter b ¯ b = r sin ϕ, für r → ∞: sin ϕ → ϕ, b ∼ = rϕ¯∞ = konst → ṙϕ + rϕ̇ = 0, rṙϕ + r2 ϕ̇ = 0, |{z} j 2 = b2 ṙ2 = b2 (e2 − c2 ) j z= 2 b2 v∞ j2 = 2 R2 R2 1 − v∞ 2 c Extremwerte von V z V = 0 ↔ ρE = 2 ± c 0 r³ z ´2 z −3 2 2 c c notwendinge Bedingung z > 3c2 , 2 b2 v∞ > 3c2 2 2 R 1 − v∞ 2 c ρmax = z c2 − q¡ ¢ z 2 c2 − 3 cz2 Maximum des Potentials. Zweite Bedingung e2 − c2 < Vmax = V (ρmax ), 2 v∞ 2 v∞ c2 1− | {z } <− c2 ρmax + z z − 3 ρ2max ρmax Γ Γ ρ2 c2 ρ3max < − max +ρmax −1, z z ρ2max + Beispiel 49 c2 − 3Γ c2 ρmax − < 0 2Γ Γ µ z= c2 ρ2max 2ρmax − 3 ¶ 2 = (1) v∞ c2 2 , c2 −3Γ 2Γ Γ = c2 , ρ2max = −1 1 − ρmax − 1 < 0, ρ < + 2 r √ 1 1 + 1 = (1 + 5) 4 2 b2K 2 c , b > 3, 33 R R2 q ¡ ¢ 11 = c2 (1 − ε) → b > 27 4 R 1 + 18 ε (erste Näherung in ε) z > 11, 1c2 = 2 (2) v∞ 6.4 Null-Geodäten Geodäten für Photonen, dτ 2 = 0 6.4.1 Klassifikation der Bewegungen (i) Effektives Potential“ ” Radialgleichung ṙ2 + B j2 − e2 = 0, r2 ṙ2 + V (r) = e2 , V (r) = (ii) Kritischer Stoßparameter Vergleiche e2 mit VM e2 Stoßparameter b2 = j2 e2 , > 4 j2 , < 27 R2 1 > 4 j2 < 27 e2 R2 kritischer Stoßparameter r 27 ∼ bc = R = 2, 6 R 4 – b < bc Photon wird eingefangen – b > bc Streuung am Schwarzen Loch – b = bc (instabile) Kreisbahnen 6.4.2 Geschwindigkeiten und Stoßparameter (i) Geschwindigkeiten µ ¶ b2 ṙ = e 1 − B 2 , r 2 2 50 ṙ = dr dλ j2 Rj 2 − 3 2 r r – Schwarzschild-Buchhalter µ ¶2 µ ¶ dr b2 2 = vBR = B 2 c2 1 − B 2 dt r µ r 2 dϕ dt ¶2 µ = 2 vBT = b Bc r ¶2 ¡ mit r2 ϕ̇ = j, e = Bc ¢ ¶ µ b2 R 2 2 v 2 = vBR + vBT = B 2 c2 1 + 2 r r Für r → R ergibt sich v 2 = 0 ! – Shell Observer vSR µ ¶1/2 drS b2 −1 dr = =B = ±c 1 − B 2 dtS dt r vBT = B 1/2 c b à v 2 = c2 r (ii) Bestimmung von b aus Anfangs-/Randbedingungen – Photon aus ∞ – Photon aus endlicher Entfernung (bezogen auf Shell Observer) vT 1/2 b sin θ0 = = B0 , c r0 b= −1/2 r0 B0 ¶ µ R sin θ0 , B0 = 1 − r0 Beispiel: Laserpuls wird unter 30◦ bei r0 = 5R abgefeuert. Entkommt der Puls dem Schwarzen Loch ? µ ¶−1/2 µ ¶−1/2 1 5 4 ∼ b = 5R 1 − · sin θ0 = R · = 2, 8 R > 2, 6 R = bc | {z } 2 5 5 1 2 51 6.4.3 Optik in Schwarzschild-Geometrie (i) Bahnkurve r(ϕ) ṙ = µ ¶1/2 b2 dr dϕ dϕ dλ 1 1 = ±e 1 − B 2 à = = ±ϕ̇ = ±b 2 dλ r dr dλ dr eG r G {z } | =:G(r) Z dr0 ϕ = ±b | 1 r02 G(r0 ) {z } à ϕ(r) à r(ϕ) elliptisches Integral Substitution: u = r̂r , r̂ nach Kontext µ dϕ = ± r̂2 R − u2 + u3 b2 r̂ ¶−1/2 du (ii) Lichtablenkung in schwachen“ Gravitationsfeldern ” ¯ −6 schwach“ R ¿ R, Beispiel: Sonne R R¯ ∼ 10 ” Situation: Photon kommt unter ϕ∞ auf gerader Bahn aus ∞, gerät unter den Einfluss der Masse M , hat bei r0 den kürzesten Abstand und verlässt das Feld auf gerader Bahn im Unendlichen – Falls keine Lichtablenkung erfolgen würde, wäre die Änderung des Winkles π = 180◦ – Situation ist symmetrisch bezüglich r0 à ∆ϕ = 2(ϕ∞ − ϕ0 ) − π Für die Bahngleichung gilt (siehe Abschnitt (i)) µ ¶1/2 dr 1 b2 = r2 1 − B 2 dϕ b r Ferner dr ¯¯ =0 ¯ dϕ r=r0 ¶ µ b2 =0 1−B 2 r r=r0 ↔ mit Substitution u = r̂ r à r02 R = B0 = 1 − b2 r0 gilt · R r̂2 dϕ = − 2 − u2 + u3 b r̂ 52 ¸−1/2 du Wähle r̂ = r0 · R dϕ = − (1 − u ) − (1 − u3 ) r0 {z | ¸−1/2 2 du } H(u) Entwicklung von H(u) nach R r0 : " 2 −1/2 H(u) = (1 − u ) õ 1 R 1 − u3 +O 1+ 2 r0 1 − u2 Z1 du 1R à ϕ∞ −ϕ0 = + 2 1/2 2 r0 (1 − u ) 0 | {z } | Z1 0 =π/2 2R ∆ϕ = +O r0 R r0 ¶2 !# 1 1 − u3 du + O (1 − u2 )1/2 1 − u2 {z õ R r0 ¶2 ! õ R r0 } ∆ϕ ∆ϕ ist maximal am Rand der ablenkenden Masse (r0 = R): ∆ϕ ∼ = Beispiel Sonne: R¯ = 3 km, R¯ = 7 · 105 km (∆ϕ)th = 6 −5 10 , 7 ¶2 ! in Bogengrad (∆ϕ)th ≈ 1, 7500 ; 2R R (∆ϕ)th = 1, 0±0, 1 (∆ϕ)gemessen (iii) Lichtablenkung am Schwarzen Loch Situation: Shell-Observer bei r0 sieht ein Objekt unter θ0 . Wo steht das Objekt ? dϕ = f (u, r̂) du, r̂ u = , r̂ = R; r Z0 ϕ(r0 ) = − R/r0 −1/2 b = r0 B0 ¡ R2 b2 du − u2 + u3 ¢1/2 sin θ0 à numerische Integration liefert folgende Ergebnisse: 53 54 6.5 6.5.1 Schwarzschild-Geometrie 19.01.2006 Eigenschaften der Schwarzschildkoordinaten c2 dτ 2 = B(r)c2 dt2 − B −1 (r)dr2 − r2 dΩ2 , B(r) = 1 − R r Konsequenzen der Koordinatensingularität (r → R) (a) Lichtkegel klappen um“ ” radial einlaufendes Licht (dΩ = 0, dτ 2 = 0) Lichtkegelgleichung 2 2 Bc dt − B −1 2 dr = 0 r→∞: dt 1 à =± dr c µ ¶−1 R 1− r dt 1 =± dr c (b) für r → R geht t → ∞ (c) g00 = −B(r) wechselt das Vorzeichen bei r = R n > 0 für r < R g00 . < 0 für r > R t ist raumartig für r < R, r ist zeitartig für r < R ! (d) R trennt die Raumzeit in zwei Bereiche: – (I) R < r < ∞ – (II) 0 < r < R In (II) werden alle Objekte zur Singularität bei r = 0 getrieben, in (II) ist keine stationäre Bewegung möglich ! R ist Grenzfläche der Stationarität 55 6.5.2 Geodäten-angepasste Koordinaten (i) Schildkröten-Koordinaten (Regge/Wheeler tortoise“) ” dt 1 −1 =± B dr c kann integriert werden. 1 t = ± r∗ + const, c r∗ (r) = r + R ln ´ ³r −1 R verwende Koordinaten (t, r) → (t, r∗ ): µ ¶³ ´ R 2 2 2 ∗2 ds = 1 − −c dt + dr + r2 (r∗ )dΩ2 r(r∗ ) Lichtkegelgleichung dt 1 =± dr c Lichtkegel bleiben invariant, aber Ereignishorizont liegt bei r∗ → ∞. (ii) Eddingtion-Finkelstein-Koordinaten (Eddington, 1924, Finkelstein, 1958) Wähle statt (t, r∗ ) (z, r), z = ct + r∗ ds2 = −B(r)dz 2 + 2dz dr + r2 dΩ2 Lichtkegelgleichung 2dz dr = B(r)dz 2 hat die Lösungen (1) dz = 0 (einlaufende Photonen) ¡ ¢ R −1 (2) dz (auslaufende Photonen) dr = 2 1 − r Eddingtion-Finkelstein-Koordinaten sind regulär in (I) und (II), analytische Erweiterung der Schwarzschild-Koordinaten. ´ ³ ³r r´ − 1 , in (II): z = ct + r + ln 1 − . In (I): z = ct + r + ln R R 56 6.5.3 Kruskal-Koordinaten (Kruskal, Szekeres 1960) (i) Definition: (t, r, θ, ϕ) → (u, v, θ, ϕ) in (I) ¶ µ ³r ´1/2 ³ r ´ ct u= −1 exp cosh R 2R 2R ¶ µ ³r ´1/2 ³ r ´ ct v= −1 exp sinh R 2R 2R (u) (v) Umkehrung ´ ³r´ ³r − 1 exp (R) R R µ ¶ ct v = tanh (T ) u 2R ³ r´ 4R3 ds2 = exp − (−dv 2 + du2 ) + r2 dΩ2 (r = r(u, v)) r R u2 − v 2 = Lichtkegelgleichung dv du = ±1 (ii) Kruskal-Diagramme – r = const, u2 − v 2 = const in (I) (r > R) u2 − v 2 > 0, ist fortsetzbar für r ≤ R r = R ↔ u = v, für r < R u2 − v 2 < 0 57 (S) – t = const à v u = const (S) ist Lösung der Feldgleichungen in allen vier Quadranten. (R) gilt für alle Quadranten, (T) gilt für (I), (III): ¡ ct ¢ für r < R coth 2R v = 1 für r=R ¡ ct ¢ u tanh 2R für r > R v ist zeitartig für die gesamte Mannigfaltigkeit. Kruskal-Metrik ist nicht statisch, da r = r(u, v). I Unser“Universum, II Schwarzes Loch, III Anderes“Universum, IV Weißes Loch ” ” 58 7 Gravitationskollaps 7.1 7.1.1 Sterngleichgewicht Elementare/Newtonsche Version (i) Gleichgewichtsbedingung F~Grav = F~Binnendruck Massenelement 2 ∆m = ρr dr dΩ; GM (r) ∆F~G = − ∆m, M (r) = 4π r2 Zr ρ(r0 )r02 dr0 0 muss kompensiert werden durch Binnenkraft ∆F~Binnendruck = −dP r2 dΩ Ã dP = − GM (r) ρ(r)dr r2 (ii) Abschätzung von Größenordnungen (ohne exakte Rechnungen) homogene mittlere Dichte ρ = const M (r) = ρ 4π 3 r 3 Gleichgewicht: P (R) = 0, P̄ = à P = P̄ − 2π 2 2 Gρ r 3 2π 2 2 3 Gρ R 1R P̄ = , ρc2 4R 59 P R = ρc2 R 7.1.2 Sonne, Weiße Zwerge, Neutronensterne (i) Hauptreihensterne, z.B. Sonne ideales Gas P · V = R T, mit Boltzmann-Konstante k und v = P v = kT µ ρ mit der Atommasse ρ. P kT = 2 2 ρc µc Energie wird geliefert durch Kernreaktionen: kT ∼ einige keV Sonne µ = Protonenmasse ∼ 1 GeV /c2 kT R ≈ 10−6 = . µc2 R (ii) Entartete Sterne Pauli-Prinzip: Fermionen (Spin 12 -Objekte, z.B. Elektronen, Neutronen) haben Widerstreben, den gleichen Quantenzustand anzunehmen. Aufgrund des Unschärfeprinzips gilt ½ p2 F pF · d ≈ ~, pF Fermi-Impuls à EF = 2mF (nichtrelativistisch) pF c (relativistisch) Übergang zwischen nichtrelativistischer und relativistischer Energie: p̄F = mF · c à d¯ = ~ = λF mF c (Compton-Wellenlänge des Fermions) In der obigen Rechnungen wird nun kT durch die Fermi-Energie ersetzt µ ¶n/3 ½ R µm3F c3 P EF mF ρ µ n = 2 ρ < ρ̄ ≈ 2 ≈ 2 ≈ mit ρ̄ = ¯3 = n = 1 ρ > ρ̄ r ρc µc µ ρ̄ ~3 d | {z } f (ρ) GM c3 f 3/2 (ρ) ³ ´1/3 = f (ρ) à M = M (ρ) ≈ G3/2 √ρ M c2 πρ Chandrasekhar-Masse MC = M (ρ̄) = c3 1 √ G3/2 ρ̄ µ mF µ ¶3/2 −3/2 = µαG , αG = µ2 G ∼ 10−38 ~c mit der Feinstrukturkonstanten αG ; MC ∼ = M¯ . ( ³ ´1/2 ρ · MC für ρ < ρ̄ ρ̄ M (ρ) = MC für ρ > ρ̄ Radien ¶1/3 M , ρ µ ¶1/3 ρ̄ 1/6 R = RC q , ρ µ R≈ M (ρ) = µ RC = p q(ρ)MC , MC ρ̄ 60 ¶1/3 q= µ ¶n ρ , n = 0, 1 ρ̄ −3/2 , MC = µαG −1/2 à RC ∼ = λF αG – Weiße Zwerge g Fermi-Entartung der Elektronen: mF = mE , ρ̄ ≈ 3 · 107 cm 3 typische Radien RW Z ∼ = 107 m relativistische Effekte R ∼ me ∼ −4 = = 10 R µ genaue Theorie: Chandrasekhar 1934 obere Grenze für Weiße Zwerge: ∼ 1, 4 M¯ im Bereich 104 g ρ < 108 cm 3 g cm3 < – Neutronensterne Fermi-Entartung durch Neutronen, inverser β-Zerfall p+e− → n+νe g Neutronengas für ρ > 1013 cm 3 g mF = mN = µ, ρ̄N = 1016 cm 3 typische Radien −1/2 ∼ R = λC αG = 103 m relativistische Effekte R∼ =1 R 1. Arbeit: Oppenheimer, Volkoff (1939) obere Grenze für Neutronensterne bei 1, 5 − 3M¯ 7.1.3 Relativistische Gleichgewichtsbedingung (i) Schwarzschild-Innenraummetrik (Schwarzschild, 1916(2) ) Feldgleichungen µ ¶ 1 8πG Rµν = −κ Tµν − gµν T = −κSµν , κ = 4 2 c statische, sphärisch-symmetrische Massenverteilung c2 dτ 2 = B(r)c2 dt2 − A(r)dr2 − r2 dΩ2 für r > R (Außenraum) Tµν = 0, B = 1 − R 2GM , A = B −1 , R = r c2 für r < R Tµν 6= 0, B = ?, A = ? Modell für Sterninneres: ideale Flüssigkeit Tµν = P c2 gµν + (P + ρ)uµ uν statisch: uµ = (u0 , 0, 0, 0) → g00 u0 u0 = gµν uµ uν = −c2 , |{z} −B 61 u0 u0 = c2 B −1 , u0 u0 = −c2 B −1 26.01.2006 sphärisch-symmetrisch P = P (r), ρ = ρ(r) à nicht-verschwindende Komponenten von Sµν S00 = 1 1 1 (ρ + 3P ) · Bc2 , S11 = (ρ − P ) · Ac2 , S22 = (ρ − P )r2 c2 2 2 2 Berechnung von A und B aus den Feldgleichungen: µ ¶ B 00 B 0 A0 B0 B0 κ (0) R00 = − + + − = − (ρ + 3P ) Bc2 2A 4A A B rA 2 µ ¶ B 00 B 0 A0 B0 A0 κ − + − = − (ρ − P ) Ac2 (1) R11 = 2B 4B A B rA 2 µ 0 ¶ 0 r A B 1 κ (2) R22 = −1 − − + = − (ρ − P ) r2 c2 2A A B A 2 – bilde Linearkombination B −1 · (0) + A−1 · (1) µ 0 ¶ 1 B A0 (3) + = κ(ρ + P )c2 rA B A – bilde Linearkombination (2) − (4) r2 2 · (3) rA0 1 − 2 + = 1 − κρr2 c2 | A {z A} d r dr ( A ) Lösung · ¸−1 Zr 2GM (r) mit M (r) = 4π ρ r02 dr0 A(r) = 1 − rc2 0 Bestimmung von B(r) aus (3); setze B = eN , A = eM (30 ) 1 −M e (N 0 + M 0 ) = κc2 (ρ + P ) r für Vakuumlösung N 0 + M 0 = 0 oder N + M = α = const, Ansatz N = −M + α(r) eingesetzt in (30 ) α0 (r) = κc2 (ρ + P )rA mit Lösung Zr dr0 (ρ + P ) r0 A(r0 ) α(r) = κc2 0 B = eN = e−M +α(r) = e−M eα(r) B(r) = A−1 (r) exp (α(r)) 62 Einbettungsdiagramm für vollständige Schwarzschild-Lösung Schnitte bei t = const, θ = π 2 ds2 = Adr2 + r2 dϕ2 ist die Metrik einer 2D-Geometrie; bette dies ein in 3D ¸ · dz 2 dσ 2 = dz 2 + dr2 + r2 dϕ2 = 1 + 2 dr2 + r2 dϕ2 dr | {z } A µ 1+ dz dr ¶2 dz = ±(A − 1)1/2 dr = A, außen (r > R): A= µ ¶−1 R 1− , r Lösung: Z z(r) = ±R1/2 dr (r − R)1/2 √ √ z(r) = ±2 R r − R + z0 Flammsche Parabel innen (r < R) DGL für z ist nicht geschlossen lösbar. Spezialfall konstanter Dichte: M (r) = mit a2 := 4π 3 ρr , 3 3 κρc2 = R3 R. A−1 = 1 − 2GM (r) κc2 2 r2 = 1 − ρ r =: 1 − rc2 3 a2 Lösung: (a − z(r))2 + r2 = a2 63 Skizze der vollständigen Lösung Grenzfall R = R Kruskal: (ii) Die TOV-Gleichung (Tolman (1934,1939), Oppenheimer, Volkoff) | {z } 1939 µλ Kurze Herleitung aus T;λ =0 £ ¤ µλ T;λ = P g µλ + (P + ρ)uµ uλ ;λ , uµ = (u0 , 0, 0, 0) betrachte 1 λ 1λ 1λ 1 λ T;λ = P,λ g 1λ + P g;λ +(P + ρ),λ u | {zu } +(P + ρ)(u u );λ | {z } =0 =0 Nebenrechnung ¡ ¢ (u1 uλ );λ = u1;λ uλ + u1 uλ;λ = u1,λ +Γ1λν uν uλ = Γ100 u0 u0 | {z } |{z} =0 0 ½ P = P (r), P,λ = 64 0 dP dr = P0 für λ 6= 1 für λ = 1 B0 1λ 0 = T;λ = P 0 g 11 + (P + ρ)Γ100 u0 u0 = P 0 A−1 + (P + ρ) c2 B −1 2A µ ¶ 1 2GM (r) GM (r) dP = − (P + ρ) c2 κP r + · A = − 2 2 ρ(r) Γ(r) dr 2 r2 c2 } | r c{z =( dP dr ) Umstellen ergibt ³ P ρ 1+ Γ(r) = ´³ 1+ 1− 4πr 3 P M (r) N ewton ´ 2GM (r) rc2 (iii) Stabilitätsbedingung für inkompressible Medien (ρ = const) 4π 3 ρr 3 M (r) = GM (r) κ ρ 1 ρ = ρ2 r = r, 2 2 r c 6 2 a2 eingesetzt in TOV-Gleichung 4πr3 P P =3 , M (r) ρ ³ 1+ ρ r dP =− 2 dr 2a bzw. P ρ , x= Z ´³ 1− ³ ´ d Pρ ³ ´³ 1 + Pρ 1+ Subsitution: z = P ρ 3P ρ 2GM (r) r2 = 2 2 rc a 1 + 3 Pρ ´ r2 a2 ´ =− 1 ar2 dr 2 1 − ar22 r a Z dz 1 x dx =− (1 + z)(1 + 3z) 2 1 − x2 ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ 1 + 3z ¯ 1 ¯ 1 − x2 ¯ 1 ¯¯ 1 + 3z ¯¯ 1 2 ¯ ¯ = ln ¯ ¯ ln ¯ ln |1 − x | + const, ln = ¯ 1 + z ¯ 2 ¯ 1 − x̄2 ¯ 2 1+z ¯ 4 mit der Integrationskonstanten x̄. Randbedingung: ¯ ¯ P¯ r=R ¯ ¯ = 0 ↔ z = 0 ↔ x̄2 = x2 ¯ r=R = (∗) R2 R = a2 R Auflösung von (∗) nach z: (1 + 3z) (1 − x̄2 )1/2 = (1 + z) (1 − x2 )1/2 | {z } | {z } à z= Λ − Λ̄ P = ρ 3Λ̄ − Λ Λ Λ̄ Druck im Mittelpunkt: r = 0 ↔ x = 0 ↔ Λ = 1 P ¯¯ 1 − Λ̄ P0 = ¯ = ρ ρ r=0 3Λ̄ − 1 P0 ≥ 0 für 3Λ̄ ≥ 1 ↔ 1−x̄2 ≥ für 1 9 ↔ R≤ 65 R R = x̄2 ≤ 98 , d.h. keine stabilen Sterne 9 R 8 7.2 7.2.1 Zentraler Kollaps Newtonscher Kollaps R(t) sei Radius einer zentral kollabierenden Massenverteilung R(0) = R0 , Ṙ(0) = dR =0 dt Sternrand“ ” Energiesatz mM G m 2 mM G =E=− , Ṙ − 2 R R0 Ṙ2 = k R0 − R Rc2 , k= R R0 hat Lösung in Form einer Zykloide R= R0 (1 + cos ψ), 2 R0 t = √ (ψ + sin ψ) 2 k µ a2 = πa R0 , T = t(ψ = π) = √ π = 2c 2 k 3 R3 = 0 2 κc ρ R ¶ Kollapszeit 7.2.2 Relativistischer Kollaps (i) Lösungsskizze für t < 0 liege Schwarzschild-Stern vor mit Metrik Innen gµν für r ≤ R0 , ρ = ρconst ; Außen gµν für r > R0 für t = 0 ändert sich schlagartig die Zustandsgleichung; aus inkompressiblem Material wird frei fallender Staub“, P = 0 ” finde Lösung im Innenraum und passe sie an Außenraummetrik an (ii) Vorbemerkung Falls Lösung im Sinne von (i) existiert, muss für den Rand gelten c2 dτ 2 = B(R)c2 dt2 −B −1 (R)dr2 − 2 dΩ}2 |R {z =0 (zentraler Kollaps) Es gilt die Erhaltungsgleichung e2 dt2 = ṫ2 = 2 2 2 dτ B c 66 µ ¶2 i h dr = B(R)c2 −B −1 (R) dt2 dt | {z } 2 ( dR dt ) µ ¶2 dR B 3 (R)c4 = B 2 (R) − dt e2 µ ¶ µ ¶ R k dR 2 4 4 4 = 0 für R = R0 → e = B(R0 )c = c 1 − =c 1− 2 dt R0 c µ ¶2 µ ¶2 µ ¶2 dR R0 − R dR dt = =k dτ dt dτ R → B(R)c2 − B −1 (R) dR dt ¶2 = µ B 2 (R)c4 , e2 Formal identisches Ergebnis wie bei Newton, wenn man t durch τ ersetzt! 02.02.2006 (iii) Metrik für zentralen Kollaps von Staub (Oppenheimer, Snyder, 1939) Ansatz für Metrik in Gauß-Koordinaten c2 dτ 2 = c2 dt2 − U (r, t)dr2 − V (r, t)dΩ2 Gauß-Koordinaten haben die Eigenschaft uµ = (c, 0, 0, 0) Tµν = (ρ + P )uµ uν + P c2 gµν Staub: P = 0, zentraler Kollaps: ρ = ρ(t) µ ¶ 1 Rµν = −κ Tµν − gµν T 2 Lösung · c2 dτ 2 = c2 dt2 − F 2 (t) dr2 + r2 dΩ2 1 − Kr2 ¸ Robertson-Walker-Metrik Dabei ist K eine Integrationskonstante und F erfüllt die Bedingungen (1) (2) 3 3 Ḟ + ρ̇ = 0 ↔ ρF 3 = α = const F F̈ 1 + c4 κρ = 0 F 2 (3) F̈ F + 2Ḟ 2 − vgl. Ḟ 2 = ⇒ Ḟ 2 = κc4 α 1 + β, β = const 3 F κ 4 2 c ρF = −2K → β = −K 2 κc4 α 1 + β, 3 F Ṙ2 = R 2 c −k R dR Ḟ = dF dt mit t in Gauß-Koordinaten, Ṙ = dτ , wobei R interpretiert wird über Koordinate r in Standardkoordinaten 3 3 R erfüllt ρR3 = const (ρR3 = M V R = 4π M ); Konsequenz: F (t) = λR(τ ), Bestimmung von λ aus Anpassung von Innenraummetrik und Außenraummetrik Oppenheimer/Snyder: explizite Koordinatentransformation Gauß ↔ Standardform am Rand 67 8 Die No-Hair“-Familie Schwarzer Löcher ” kanonische“ Hyperflächen ” (i) Einwegmembrane - Ereignishorizonte Schwarzschild-Metrik (ii) Grenzflächen der Stationarität Schwarzschild-Metrik keine stationären Bewegungen stationäre Bewegungen R (iii) Flächen unendlicher Rotverschiebung (iv) Killing-Horizonte Flächen, an denen Killing-Vektoren K µ ihre Signatur ändern Kµ K µ > 0 Kµ K µ < 0 Kµ K µ = 0 Schwarzschild-Metrik µ ¶ R E µ = (1, 0, 0, 0), Eµ E µ = gµν E µ E ν = −B = − 1 − r allgemeine Sätze (ohne Beweis), siehe Caroll, Kap. 6.1-6.3 – Ein Ereignishorizont ist ein Killing-Horizont für eine geeignete Linearkombination von Killing-Vektoren. – Für asymptotisch flache Metriken mit üblichen“ Koordinaten (t, r, θ, ϕ) ” ist der Ereignishorizont gegeben durch dr ¯¯ g rr (rH ) = 0 ↔ ¯ =0 dt rH und die Grenzfläche der Stationarität gegeben durch g00 (rS ) = 0. ¡ 2 ds = gµν dxµ dxν = g00 c2 dt2 + Rest (linear in dxi , i = 1, 2, 3); statisch/stationär: dxi = 0, ds¢2 = g00 c2 dt2 Falls g00 (rS ) = 0, ist ds2 = 0. 68 Energie/Masse, Ladung, Drehimpuls: Komar-Integrale Verallgemeinerung des Stokesschen Satzes ν Ladung: JQ Z ¯ √ µ , γ = det γµν = det gµν ¯Σ , Q= γ nµ JQ Σ wobei nµ eine Normale zur Hyperfläche Σ ist. Eµ = (−1, 0, 0, 0), Jµ = (0, 0, 0, −1) ν Energie/Masse JM = Eµ Rµν ν Drehimpuls JD = Jµ Rµν à Kerr-Newman-Familie: Metrik in Boyer-Lindqvist-Form (t, r, θ, ϕ) c2 dτ 2 = B̂c2 dt2 − Adr2 − Γdϕ2 + 2F cdt dϕ − Σdθ2 mit B̂ = 1 − 2M Gr − c2 q 2 Σ a2 2M Gr a2 , A = , Σ = r2 + 2 cos2 θ, ∆ = r2 − + 2 + q2 , 2 c Σ ∆ c c2 c µ ¶ a2 2M Gra2 sin2 θ 2M Gra Γ = r2 + 2 + sin2 θ, F = sin2 θ. c c4 Σ c3 Σ Das Schwarze Loch ist gekennzeichnet durch drei Parameter: ∧ • M = Masse ∧ • q = Ladung ∧ • a = Drehimpuls/Masse Spezialfälle: • q = 0, a = 0 Schwarzschild-Geometrie, kugelsymmetrische Lösungen von Rµν = 0 • q = 0, a 6= 0 Kerr-Geometrie, zylindersymmetrische Lösungen von Rµν = 0 • q 6= 0, a = 0 Reissner/Nordström-Metrik, kugelsymmetrische Lösungen von 1 EM Rµν − gµν R = Tµν , Tµν = Tµν 2 9 Rotierende Schwarze Löcher a 6= 0, q = 0 69 9.1 Kerr-Metrik alternative Form der Boyer-Lindqvist-Koordinaten (1+3-Form, Lapse/Shift) ds2 = −α2 c2 dt2 + R2 (dϕ − ωdt)2 + Σ 2 dr + Σdθ2 ∆ α, R, ω, Σ, ∆ sind Funktionen von (r, θ) ¶ µ 2M Gra 2M Gra2 sin2 θ ∆ a2 2 2 , R + sin2 θ α2 = 2 , ω = 2 = r + R c ΣR2 c2 c4 Σ vgl. mit obiger Form: B̂ = − c12 R2 ω 2 + α2 , F = 1c R2 ω 9.1.1 Grundlegende Eigenschaften (a) Zwei Parameter: M (Masse), a = J M (Drehimpuls/Masse) (b) gµν sind unabhängig von (t, ϕ) Kerr-Geometrie ist stationär, aber nicht statisch (nicht invariant unter Ersetzung t → −t) (c) Invarianz unter t → −t, ϕ → −ϕ und unter t → −t, a → −a à Hinweis, dass a eine Drehrichtung spezifiziert. (d) r ist nicht die übliche Radialkoordinate r2 6= x2 + y 2 + z 2 für M → 0 muss Minkowski-Metrik erscheinen µ ¶ µ ¶ a2 2 2 a2 a2 2 2 2 2 r + c2 cos θ 2 2 2 2 2 ds = −c dt + dr + r + 2 sin θdϕ + r + 2 cos θ dθ2 2 c c r2 + ac2 ! = −c2 dt2 + dx2 + dy 2 + dz 2 à x = (r2 + a2 )1/2 sin θ cos ϕ, y = (r2 + a2 )1/2 sin θ sin ϕ, z = r cos θ sphäroide/ellipsoide Koordinaten x2 + y 2 + z 2 = r2 + a2 sin2 θ (e) Kerr-Metrik für r À MG c2 Entwicklung der gµν , vernachlässige Terme O ³¡ ¢ MG 2 rc2 ´ ¶ µ 4M Ga 2M G à ds2 = −B(r)c2 dt2 +B −1 dr2 +r2 dΩ2 − sin2 θdϕdt B(r) = 1 − 2 rc2 | rc {z } Abweichung von Schwarzschild. Abweichung von Schwarzschild-Metrik: Thirring-Lense-Effekt (1919) Wird getestet von Gravity-Probe B. 9.1.2 Singularitäten und ausgezeichnete Hyperflächen 70 (a) Boyer-Lindqvist-Metrik ist singulär für – ∆ = 0 (Koordinatensingularität) – Σ = 0 (Krümmungssingularität) – θ = π ↔ R2 = 0 ↔ |g| = 0 (Koordinatensingularität) R = Rµν Rµν = . . . , Rµνλρ Rµνλρ = . . . etc. sind singulär für Σ = 0 ! Σ = r2 + a2 cos2 θ = 0 für cos θ = 0 (Äquatorialebene) und für r2 = 0 x2 + y 2 = (r2 + a2 ) sin2 θ = a2 Kreis in x-y-Ebene, d.h. Singularität ist unendlich dünner Ring in x-yEbene mit Radius a. (b) Ereignishorizonte µ ¶ ∆ rr g (rH ) = 0 ↔ ∆(rH ) = 0 ↔ α = 0 g =− Σ r MG M 2 G2 a2 2M GrH ! a2 2 = 0 → rH = 2 ± = rH + 2 − − 2 2 4 c c c c c rr ¯ ¯ ∆¯ rH 2 – für kleine + rH = ac MG : µ³ ¶ ac ´2 2M G + O , c2 MG − rH = µ³ ¶ 1 a2 c2 ac ´4 + O 2 M 2 G2 MG + − – für ac = M G ( extreme Kerr“) rH = rH = Mc2G ” – für ac > M G kein Horizont, d.h. nackte Singularität R. Penrose cosmic censorship“: Beim Kollaps können keine nackten ” Singularitäten auftreten. Astrophysikalische Simulationen zeigen, dass der Fall ac = Jc M > MG instabil ist. Thermodynamik: T = 0 nicht erreichbar ↔ ac = M G nicht erreichbar 09.02.2006 Kerr-Metrik (t, r, θ, ϕ): −B̂ 0 (gµν ) = 0 −F 0 0 A 0 0 Σ 0 0 −F 0 0 2 R 2M Gr sin2 θ a2 2 cos θ, B̂ = 1 − , F = 2M Gra c2 c2 Σ c3 Σ · 2 ¸ 2 2 a 2M Gra sin θ Σ 2M Gr a2 2 2 R2 = r 2 + 2 + sin θ, A = , ∆ = r − + 2 c Σc4 ∆ c2 c Σ = r2 + ds2 = −α2 c2 dt2 + R2 (dϕ − ωdt)2 + Adr2 + Σdθ2 71 (c) Grenzflächen der Stationarität gtt (rS ) = 0, 2M GrS 2M GrS a2 ¯ =0 = 0 ↔ rS2 + 2 cos2 θ − 2 ¯ c c2 c Σr 1− S r MG = 2 ± c rS± M 2 G2 a2 − 2 cos2 θ 4 c c an den Polen (θ = 0, cos θ = 1) am Äquator: rS+ = 9.1.3 r MG = 2 ± c rS± 2M G c2 , M 2 G2 a2 ± − 2 = rH 4 c c rS− = 0 Killing-Vektoren und Erhaltungsgrößen Metrik hängt nicht von t und ϕ ab à Existenz von Killing-Vektoren E µ = (1, 0, 0, 0), J µ = (0, 0, 0, 1) erhaltene Größen A = gµν E µ ẋν = g0ν ẋν = −B̂cṫ − F ϕ̇ | {z } −e β = gµν J µ ẋν = g3ν ẋν = −F cṫ + R2 ϕ̇ | {z } Schwarzschild: µ ¶ R B =1− r Bcṫ = e, r2 ϕ̇ = j 9.1.4 Frame Dragging“ und ZAMO’s ” (i) Betrachte Licht (dτ = 0), das sich anfänglich bei festem r (dr = 0) in der Äquatorialebene in ϕ-Richtung bewegt. ds2 = 0 = gtt c2 dt2 + 2gtϕ c dt dϕ + gϕϕ dϕ2 d.h. quadratische Gleichung für µ dϕ dt ¶± gtϕ c =− ± gϕϕ gtϕ = − 1c R2 ω, gϕϕ = R2 , gtt = µ dϕ dt ¶± für r = rS = rS+ = dϕ dt "µ gtϕ c gϕϕ 1 2 2 c2 R ω µ ¶2 − gtt c2 gϕϕ ¶#1/2 − α2 ¸1/2 · c √ R2 ω 2 − α2 c2 =ω± 2 ∆ = ω ± ω2 − 2 R R 2M G c2 (in der Äquatorialebene) µ gtt (rS ) = 0 à dϕ dt ½ ¶± = S 72 0 ¯ 2ω ¯rS = ac4 2M 2 G2 +a2 c2 + für r = rH = rH gilt ∆(rS ) = 0 µ ¶± ¯ ¯ dϕ ac2 ac2 ¯ ¯ = 2 2 ¯ = ω¯ = dt 2M GrH c rH + a2 H H |{z} =Ω (ii) Freier Fall ( = 0) F = 1 2 R ω, c = R2 ϕ̇ − F cṫ = R2 (ϕ̇ − ω ṫ) = 0 dϕ = ω(r) dt ω(r) heißt Frame-Dragging-Frequenz. ϕ̇ = ω ṫ, (iii) ZAMO ZAMO: Zero Angular Momentum Observer“ oder Bardeen-Beobachter ” (Bardeen, 1970), Ring Rider“ (Wheeler) ” ausgezeichneter Beobachter für rotierende Löcher Beobachter für festen Radius R, für den gilt c2 dτ 2 = c2 dt2R − R2 dϕ2R à dϕR = dϕ − ωdt, dtR = α dt für tangentiales Licht dϕ c √ = ω± 2 ∆, dt R √ dϕR dϕ − ωdt 1 dϕ ω c c = = − =± ∆=± 2 R dtR α dt α dt α α R |{z} √ = dϕR c =± , dtR R 9.2 9.2.1 R ∆ R dϕR = ±c dtR Geodäten in der Kerr-Geometrie Erste Integrale der Geodätengleichung Symmetrien liefern erste Integrale für e = B̂cṫ + F ϕ̇, à ṫ = ½ gµν ẋµ ẋν = −c2 0 dt dλ und dϕ dλ = −F cṫ + R2 ϕ̇ R2 e − F R2 B̂c + F 2 c für massive Objekte für masselose Objekte ½ B̂c2 ṫ2 − Aṙ2 − Γϕ̇2 + 2F cṫϕ̇ − Σθ̇2 = c2 = µ 0 Es existiert eine weitere Erhaltungsgröße, die Carter-Konstante C ⇒ ṙ2 + V (r, , e, C) = e2 − µ, 73 V (r) = − g h2 f2 µ+ 2 − 3 r r r mit Konstanten f 2 , g, h2 . qualitativer Verlauf: 9.2.2 Bewegungen in der Äquatorialebene Metrik a2 2M Gr a2 2M Ga2 2M Ga 2 2 − , R = r + + , F = c2 c2 c2 rc4 rc3 ³ ´−1 2M G 2M G a2 B̂ = 1 − = B , A = 1 − + Schwarzschild 2 2 rc2 rc2 |r{zc } Σ = r2 , ∆ = r2 + Abweichung von Schwarzschild µ ¶ 2M G 1 a2 2 2M G ³ a ´2 2 V (r) = − µ + − (e − µ) − − e rc2 r2 c2 r3 c2 c 9.2.3 Spezielle Geodäten (i) Freier Fall ( = 0) Geschwindigkeit Null im Unendlichen, e = c ṫ = R2 R2 B̂ + F 2 (ii) Kreisbahnen , ϕ̇ = Fc F 2 + R2 B̂ , ṙ2 − 2M G 2M Ga2 − =0 r r3 c2 V (rK ) = e2 − c2 , V 0 (rK ) = 0 √ √ 2 Gr M Gr(r2 ∓ 2 a M + ac2 ) ± c2 =± q √ Gr r r2 − 3 McGr ± 2a M 2 c2 (+) prograde Bewegungen: Kreisorbits mit Drehung in Richtung der Drehrichtung des Schwarzen Loches (−) retrograde Bewegungen: entgegengesetzte Drehrichtung für a → 0 (Schwarzschild): + → j ← −− √ Rr2 c2 M Gr r2 M Gr3 j= q = , j2 = 2 2r − 3R r − 3 McGr 2 r r2 − 3 McGr 2 Kreisbahnen nur für 2r − 3R > 0, d.h. r> 74 3 R 2 µ ¶ 2M G R= c2 allgemein: Kreisbahnen nur für √ M Gr a M Gr r −3 2 ±2 ≥0 c c2 2 Lösung: r > rph = 2M G c2 ½ µ 1 + cos ³ ac ´ 2 arccos ∓ 3 MG ¶¾ Der Photonenradius rph nimmt die Werte an ½ MG 3M G MG c2 rph = für a = 0, r = ph 4M G für a = c2 c 2 c Stabilitätsbedingung ¯ d2 V ¯ > 0 ¯ dr2 Bahn liefert eine Bedingung an stabile Orbits: rms |{z} marginally stable = rISCO | {z } = M G ³ ac ´ f± c2 MG innermost stable circular orbit mit einer sehr komplizierten Funktion f± . Für den Schwarzschild-Fall a = G 0 ist f (0) = 6 und damit rISCO = 6M = 3R (s.o.), für den Fall des c2 Extreme Kerr“-Loches ergibt sich ” n 1 f± (1) = . 9 16.02.2006 9.3 9.3.1 Penroses Prozess, Christodoulos Irreduzible Masse, Hawkings Flächentheorem Energiegewinnung aus der Ergoregion (i) Idee (ii) Negative Energie Ring Rider“ ” 75 e = B̂cṫ + F ϕ̇ < 0, ´ dtR ω B̂c + F dϕR + dtR < 0, α α ³ B̂cdt + F dϕ < 0 ´ 1³ B̂c + ωF dtR + F dϕR < 0 α | {z } =cα2 q dϕR αc <− , dtR F 9.3.2 T =R vR dϕR <− dtR rc4 r2 − 2M Gr c2 + a2 c2 2M Ga Energieausbeute und irreduzible Masse (i) Killing-Vektoren E µ = (1, 0, 0, 0), e = −E µ ẋµ , = J µ ẋµ , J µ = (0, 0, 0, 1) E µ Eµ = gµν E µ E ν = g00 = −B̂, E µ Eµ < 0 für r → ∞ E µ ist zeitartig, uµ ist zeitartig E µ uµ < 0 im Unendlichen, daher wurde das Vorzeichen der Energie als −Eµ ẋµ gewählt (positiv im Unendlichen). In der Ergoregion ist E µ raumartig und e = −Eµ ẋµ kann negativ sein. Energie E = mce und Drehimpuls J = m lassen sich schreiben als E = −E µ cpµ , J = J µ pµ 76 Es gilt Impulserhaltung und damit auch Energieerhaltung (multipliziere mit Eµ c): pµ = pµ(1) + pµ(2) ; E = E(1) + E(2) Falls E(2) < 0, so ist E(1) > E ! Bedingung, dass Objekt 2 hinter den Horizont gelangt pµ(2) χµ < 0, (∗) wobei χµ den Ereignishorizont kennzeichnet. Es muss gelten χµ χµ = 0 Ansatz: χµ = E µ c + ΩJ µ ! χµ χµ = gµν (E µ c + ΩJ µ )(E ν c + ΩJ ν ) = gtt c2 + 2Ωcgtϕ + Ω2 gϕϕ = 0 für rH r ¯ M 2 G2 MG a2 ac2 ¯ , r = ± − Ω = ω¯ = 2 2 H c rH + a2 c2 c4 c2 rH (∗) : pµ(2) (Eµ c + ΩJµ ) < 0, −E(2) + ΩJ(2) < 0, J(2) < E(2) Ω ist die zu erfüllende Bedingung. Änderung von Masse und Drehimpuls des Schwarzen Loches M 0 = M + δM, J 0 = J + δJ, δM c2 = E(2) < 0, δJ = J(2) < 0 (ii) Irreduzible Masse (Christodoulo 1971) 2 = M̂ 2 := Mirr c2 2 2 c2 c4 a (c rH + a2 ) = M rH = 2 4G 2G 4G2 Ω M̂ hängt von M und J ab δ M̂ = ∂ M̂ ∂ M̂ δM + δJ ≥ 0 ∂M ∂J explizit: δ M̂ = √ M̂ G 2 M G2 − a2 c2 · ¸ ΩδJ δM − 2 c | {z } ≥0 wegen ΩJ(2) <E(2) 77 (iii) Energiegewinn Schwarzes Loch mit Anfangswerten M0 , J0 s r c M02 G M04 G2 J02 ∆M = M0 − M̂ (M0 , J0 ) = M0 − √ + − c2 c4 c2 2G v s u u 2 2 c a G G = M0 1 − √ t 2 + − 2 2 4 c c M 2G 0c ∆M maximal für extremes“ Schwarzes Loch (ac = M0 G) ” ∆M ¯¯ 1 ∆M = 1 − √ ≈ 0, 29, ≤ 0, 29 ¯ M0 ac=M0 G M0 2 9.3.3 Hawkings Flächentheorem (i) Formulierung Für Fußgänger: Die Oberfläche Schwarzer Löcher kann nicht abnehmen. etwas ausführlicher: falls 1. die Raumzeit asymptotisch flach ist, 2. die schwache Energiebedingung gilt, (für ideale Flüssigkeiten: ρ ≥ 0, ρ + p ≥ 0) 3. nackte Singularitäten nicht existieren. sehr ausführlich: . . . (differentialgeometrische Version) (ii) Fläche des Ereignishorizontes Schwarzschild: A = 4πR2 = Kerr? rH Z A= √ γ dθ dϕ, MG = 2 ± c 16πG2 2 M c4 r M 2 G2 a2 − , A =? c4 c2 ¯ mit ds2 = gij ¯r dxi dxj , (i, j) = (θ, ϕ) | {z H} γ = det γij =γij 2 2 2 ¯ γ = ΣR ¯ 2¯ 2 ds = Σ(rH )dθ + R (rH )dϕ ; µ 2 à A = 4π rH + 2 a c2 ¶ = 8π rH ¶2 µ a2 2 sin2 θ = . . . = rH + 2 c M GrH M̂ 2 G2 = 16π c2 c4 Wegen δ M̂ ≥ 0 gilt dann δA ≥ 0 und δ(M 2 G2 − a2 c2 ) ≥ 0, d.h. ac > M G unmöglich. 78 Das Kapitel Schwarze Löcher und Astrophysik“ muss aus Zeitgründen entfal” len. Literaturverweise: 1. Begelman, Rees Schwarze Löcher im Kosmos“, 1996 ” 2. Celotti et al., arXiv astro-ph/ 9912186 3. M. Rees in The Future of Theoretical Physics and Cosmology“, 200312 ” (Hrsg. Gibbons) 4. J. Bekenstein, arXiv astro-ph/ 0407560 10 Thermodynamik Schwarzer Löcher 10.1 Thermodynamik Schwarzer Löcher 10.1.1 Schwarze Löcher und Thermodynamik: Probleme Definition von Temperatur? Entropie eines Schwarzen Loches? Hauptsätze? 10.1.2 Quantenmechanischer Ursprung der Entropie Dimensionsbetrachtung: J J S hat Dimension K , Maß kB = 1, 38 · 10−23 K Falls S proportional zur Fläche ist S = σ̂kB 10.1.3 A , lp2 S = σkB A, [σ] = L−2 r G~ lp = Planck-Länge; σ̂ dimensionslos c3 Schwarzes Loch als thermodynamische Machine (i) Gedankenexperiment (1) Fülle im Unendlichen einen Kasten mit thermodynamischer Strahlung und lasse ihn langsam zum Ereignishorizont runter (2) Kippe im Horizont die Strahlung ins Loch (3) Ziehe den Kasten langsam in die Ausgangsposition zurück 79 Gerochs Energiebilanz: zentrales Herablassen ṙ2 − Rc2 = e2 − c2 , r µ ¶1/2 R E(r) = mc e = mc2 1 − r (1) Energiegewinn δW1 = mc2 (2) nach Auskippen haben wir Masse m − mT (3) zu leistende Arbeit δW2 = −(m − mT )c2 Zusammen: δW1 + δW2 = mT c2 , Maschine hat Wirkungsgrad 1. (ii) Bekensteins Energiebilanz Kasten hat Kantenlänge d, Kastenmitte kommt nur bis d2 an den Horizont heran. à !1/2 µ ¶ d d R 2 ∼ E R+ = mc 1 − = mc2 d 2 4R R+ 2 Analog ergibt sich dann µ ¶ d δW = δW1 + δW2 = mT c 1 − , 4R 2 Wirkungsgrad η = 1 − d 4R (iii) Temperatur“ eines Schwarzen Loches ” Schwarzkörperstrahlung à Wellenlänge der Strahlung mit Temperatur T ist typischerweise ~c λT = kT betrachte d ∼ = λT , d = t̂λT mit dimensionslosem Faktor t̂: d 1 c2 ~c TBH = t̂ =: , 4R 4 2GM kT T Hawking: t̂ = 10.1.4 TBH ~c3 1 , TBH = t̂ T 8kB G M µ ¶ 1 → σ̂ = 4 η =1− 1 . π Hauptsätze 0. Hauptsatz (WL) Temperatur auf einem Körper im Gleichgewicht ist konstant. (SL) Die Oberflächengravitation am Ereignishorizont ist konstant. 1. Hauptsatz (WL) ∆U = ∆Q − ∆W dS = dQ , T µ dU = T dS − dW (dW = p dV ), ∂U ∂S ¶ (SL) dM = T dS − ΩdJ 2. Hauptsatz: Hawking-Flächentheorem 3. Hauptsatz: Man kann ein Schwarzes Loch nicht anhalten. -END80 =T W