Ausdrucksformen von Depressionen in verschiedenen Kulturen Erdag, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie 1 07.10.2011 Zentrum für Integrative Psychiatrie Kiel gGmbH Leitlinien für Diagnostik und Therapie psychischer Störungen bei Migranten 2 z Prämigratorische Vulnerabilität (genetisch, psychosozial im Herkunftsland) z Vulnerabilität im Verlauf des Migrationsprozesses z Akkulturationsprobleme aufgrund kultureller Differenz (z (z.B. B soziale Benachteiligung, Vorurteile, Grossfamilie etc.) z Gesellschaftliche Integration 07.10.2011 Zentrum für Integrative Psychiatrie Kiel gGmbH Beurteilung psychischer Störungen aus kultureller Sicht ((Mezzich 1995, DSM IV 1996)) Kulturelle Identität: Ethnische und kulturelle Bezugsgruppen, (Teil)-Integration in die Aufnahmekultur sowie die Bezüge zur Ursprungskultur Ursprungskultur, Sprachverhalten, Glaubensgemeinschaft und Religiosität 3 07.10.2011 Zentrum für Integrative Psychiatrie Kiel gGmbH Beurteilung psychischer Störungen aus kultureller Sicht (Mezzich 1995 1995, DSM IV 1996) Kulturelle Erklärungsmodelle: z Besessenheit von Geistern, somatische Beschwerden, Unglücksfall z ethnische Krankheitsbezeichnung und ätiologische Modellvorstellungen sowie übliche traditionelle Behandlungsmöglichkeiten und damit gewonnene Erfahrungen z Kultur- und Sozialstatusunterschiede bzw. Gemeinsamkeiten – – – 4 muttersprachliche und fremdsprachliche Kommunikation Kommunikationsstil S Symptomverständnis t tä d i und d psychopathologische h th l i h B Bewertungen t kulturrelevante Bedeutungen und die therapeutische Beziehungsknüpfung 07.10.2011 Zentrum für Integrative Psychiatrie Kiel gGmbH Kulturelle Krankheitskonzepte 5 z Religiöser Verständniszugang z Krankheit als Strafe Gottes, den Ahnen und Geistern z Therapie als Sühne z Magischer Verständniszugang z Störung der sozialen Interaktion durch negative Einwirkungen von Mitmenschen oder Verstorbenen z Einbeziehung der sozialen Gruppe/der Großfamilie in den Heilungsprozess 07.10.2011 Zentrum für Integrative Psychiatrie Kiel gGmbH Ethnokultureller Hintergrund des Krankseins 6 z Krankheitsverständnis eng an die Volksmedizin angelehnt und nicht an eine bio-medizinische Vorstellung z Die volksmedizinische Betrachtungsweise geht davon aus, dass die Krankheit von außen in den Körper eindringt und ihn ganzheitlich befällt z Dieses soziokulturell-ganzheitliche g Krankheitsverständnis führt meist zu leibnahen Symptomen z Die Symptome lassen sich schwer eindeutig beschreiben 07.10.2011 Zentrum für Integrative Psychiatrie Kiel gGmbH Ethnokultureller Hintergrund des Krankseins 7 z Geringe oder fehlende Kenntnisse über den Körper z Ungewöhnlichen Vorstellungen z Somatisierung als Botschaft z Stigmatisierung der Psychiatrie 07.10.2011 Zentrum für Integrative Psychiatrie Kiel gGmbH Kernsymptome der Depressiven Episode (DSM IV -1994) z z z z z z z z z z z 8 Depressive Stimmung Vermindertes Interesse oder Freude G i ht Gewichtsverlust l t oder d –zunahme h Schlafstörungen Psychomotorische Unruhe oder Apathie Erschöpfung oder Energieverlust Gefühle von Wertlosigkeit g und Schuld,, Selbstanklagen g Verminderte Fähigkeit für Denken und Konzentration Wiederkehrende Gedanken an Tod und Suizidphantasien Psychotische Symptome Somatisierung 07.10.2011 Zentrum für Integrative Psychiatrie Kiel gGmbH Schwere depressive Episode mit psychotischer y p (wahnhafte ( Depression) p ) Symptomatik z z z z z z z z 9 Wahnideen Schuldwahn, Verarmungswahn bevorstehende Katastrophe Halluzinationen meistens diffamierende, anklagende Stimmen Geruchshalluzinationen Depressive Starre Schwere psychomotorische Hemmung 07.10.2011 Zentrum für Integrative Psychiatrie Kiel gGmbH Kulturelle Symptomvariationen bei depressiven Episoden 10 z Angst, verhext zu sein z Gefühle von „Hitze im Kopf“ z Krabbelsensationen z Lebendige Eindrücke, heimgesucht zu werden von verstorbenen Vorfahren 07.10.2011 Zentrum für Integrative Psychiatrie Kiel gGmbH Somatisierte Depression 11 z Depression mit im Vordergrund stehenden körperlichen Symptomen ohne organisches Korrelat z Schmerzen z Magen-Darm-Beschwerden z Abnorme Hautempfindungen wie Jucken, Brennen, Prickeln, Taubheitsgefühl, Ausschlag z Sexuelle, menstruelle Störungen 07.10.2011 Zentrum für Integrative Psychiatrie Kiel gGmbH Beziehung zwischen somatischen Symptomen und Depression (Simon et et. al 1999) Somatisierung: z Abwehr gegen Belastung z Alternativer Ausdruck von Belastung z Symbolische Körpersprache für Belastung z „Eintrittskarte“ zum medizinischen Versorgungssystem 12 07.10.2011 Zentrum für Integrative Psychiatrie Kiel gGmbH Beziehung zwischen somatischen Symptomen und Depression (Simon et et. al 1999) 13 z Somatische Symptome bei Depressionen sind ubiquitär; „primär“ wie psychologische Symptome z Interkulturell bestehen keine Unterschiede bei der „Somatisierung „Somatisierung“ z Somatische Symptome sind Teil depressiver Kernsymptomatik; z Somatisierung ist eine „somatosensorische Verstärkung“ von psychologischer p y g Belastung g 07.10.2011 Zentrum für Integrative Psychiatrie Kiel gGmbH Therapie der Depression z Organische Abklärung – – Schilddrüsenunterfunktion Gehirnerkrankungen (z.B. Schlaganfälle, Tumoren) z hormonelle Ursachen z Medikamentennebenwirkungen zz.B. B Cortison 14 07.10.2011 Zentrum für Integrative Psychiatrie Kiel gGmbH Medikamentöse Therapie der Depression z Schlaffördernde, beruhigende Antidepressiva (z.B. Mirtazapin, Amitriptylin, Trimipramin) bei agitierter Depression z Antriebssteigernde Antidepressiva (SSRI, z.B. Citalopram, Sertralin) z Lithium (auch als Zusatztherapie) z Duloxetin (Cymbalta) bei somatisierter Depression z Neuroleptika [z.B. Olanzapin (Zyprexa), Quetiapin (Seroquel) bei wahnhaften Depressionen] z Stimmungsstabilisatoren, z.B. Lamotrigin, Valproinsäure Zentrum für Integrative Psychiatrie Diese Medikamente haben kein Suchtpotential! 15 Kiel gGmbH 07.10.2011 Therapie der Depression z Psychoedukation z Gesprächstherapie p p ((Psychotherapie) y p ) z Interpersonelle Psychotherapie z Kognitive Verhaltenstherapie z Supportive (unterstützende) Gespräche bei schweren depressiven Episoden z Elektrokrampftherapie z Unterstützende Maßnahmen – – 16 Wachtherapie (1-2 Sitzungen/Woche) Lichttherapie 07.10.2011 Zentrum für Integrative Psychiatrie Kiel gGmbH Begleittherapien/Angebote 17 z Ergotherapie z Entspannungstechniken, z.B. Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen z Soziales Kompetenztraining z Sozialpädagogische Begleitung 07.10.2011 Zentrum für Integrative Psychiatrie Kiel gGmbH Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit z z z 18 Zentrum für Integrative Psychiatrie Kiel gGmbH Ni Niemannsweg 147 in i 24105 Ki Kiell Tel: 0431- 9900- 2681 07.10.2011 Zentrum für Integrative Psychiatrie Kiel gGmbH