L4 AKTUELLES Landesausgabe Nordrhein-Westfalen WOHNEN IM ALTER Eine wenig beachtete Zielgruppe im gesellschaftlichen Konzept „Diversity im Alter“ D as Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter in NRW fördert die Koordinierung der landesweiten SeniorInnenarbeit für Lesben und Schwule. Träger der Landeskoordination für ältere Lesben und Schwule in NRW ist das SOZIALWERK für Lesben und Schwule e. V. Integriert ist die Landeskoordination in das RUBICON, Zentrum für Beratung, Gruppen, Vernetzung – lesbisch, schwul, queer und vielfältig. Ausgangssituation Fotos: Rheinisches Bildarchiv In NRW leben geschätzt mindestens 230.000 Lesben und Schwule, die das 65. Lebensjahr überschritten haben (Stand 2011). Generell wächst, wie in der Mehrheitsgesellschaft auch, das Bedürfnis, sich möglichst generationenübergreifend in Wohnprojekten zusammenzuschließen. Die wohnbezogenen Wünsche von älteren Lesben und Schwulen in NRW sind zum Teil identisch mit den Ansprüchen älterer Menschen generell: Objekt der GAG Immobilien AG: Die „Villa Anders“ in Köln. • Weitestgehende individuelle Selbstbestimmung auch im hohen Alter • Versorgungssicherheit durch zugehende Dienste Homogenität (Wohnen ausschließlich unter Lesben und/oder Schwulen) steht dabei keineswegs an erster Stelle. Im Gegenteil: Viele ältere Lesben und Schwule wünschen sich ein Leben in Vielfalt. Homo- oder heterosexuell, jung und alt, wie die Ergebnisse der Studie „Unterm Regenbogen, Lesben und Schwule in München“ zeigen. Wohnprojekte Es gibt bundesweit bislang zwei teilweise öffentlich geförderte Wohnprojekte mit lesbisch-schwuler Zielgruppe und darüber hinaus private Initiativen: • Köln: www.villa-anders-koeln (SchwulLesbisches Wohnen e. V. Köln) bei der GAG Immobilien AG, Köln • Berlin: www.lebensort-vielfalt.de (Schwulenberatung Berlin e. V.) • München: Die Gruppe „Erika & Mann“ bezweckt, Wohnprojekte im Sinne des Vielfalt-Gedankens zu realisieren. ­ www.erikaundmann.de 5/2014 • VerbandsMagazin • In Planung: Wohnprojekt der Initiative Rad und Tat für lesbische Frauen mit 60 teilweise geförderten Wohnungen in Berlin-Neukölln (Investor wurde gefunden; derzeit Mittelakquise) www.lesbischeinitiativerut.de Darüber hinaus existieren bundesweit eine Reihe privater Wohnprojekte, insbesondere in lesbischen Zusammenhängen und gekoppelt an eigene Stiftungen (www.sappho-stiftung.de/projekte/). Miteinander ohne Diskriminierung Ein Leben in Gemeinschaft, ohne Diskriminierung, das haben sich die Lesben und Schwulen gewünscht, die 2009 in die „Villa anders“ in Ehrenfeld gezogen sind. Dieses deutschlandweit einmalige Projekt vereint die Vorzüge des gemeinschaftlichen Mehrgenerationenwohnens mit einem geschützten Raum, in dem die sexuelle Orientierung keinerlei Rolle spielt. Der Verein Schwul-Lesbisches Wohnen e. V. startete das Projekt 2003 und suchte und fand in der GAG einen aufgeschlossenen Partner. Inzwischen leben in der „Villa anders“ Singles und Paare, ältere und jüngere Lesben, Schwule, Transgender und Heteros gemeinsam in drei Häusern mit insgesamt 35 Wohneinheiten, bestehend aus Einzimmerappartements sowie Zwei- und Dreizimmerwohnungen. Einige davon werden öffentlich gefördert, verfügen über einen Aufzug und sind barrierefrei. Dazu kommen Stellplätze in der Tiefgarage. Die Anlage gruppiert sich um einen gemeinsamen Innenhof. Wie alle Mehrgenerationenhäuser bieten funktionierende Nachbarschaften auch in der „Villa anders“ die Sicherheit, im Alter und bei Krankheit nicht allein zu sein. Herzstück der Anlage ist der große Gemeinschaftsraum, der allen offensteht. Hier wird über aktuelle Themen informiert, gemeinschaftliche Vorhaben werden besprochen und Aktivitäten organisiert. Natürlich kommen dort auch die ganz normalen nachbarschaftlichen Themen zur Sprache.