Physik der Teilchenbeschleuniger

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Forschungszentrum Karlsruhe
in der Helmholtz-Gemeinschaft
Physik der Teilchenbeschleuniger
A.-S. Müller
Institut für Synchrotronstrahlung (ISS), Forschungszentrum Karlsruhe
Laboratorium für Applikationen der Synchrotronstrahlung (LAS), Uni Karlsruhe
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Physik der Teilchenbeschleuniger
Seite 1
Literatur
E.J.N. Wilson, An Introduction to Particle Accelerators, Oxford University
Press, 2001.
K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und
Synchrotronstrahlungsquellen, Teubner Studienbücher, 2. Auflage, 1996.
H. Wiedemann, Particle Accelerator Physics I & II, Springer-Verlag,
1993/95
J.D. Jackson, Classical Electrodynamics, Wiley, New York, 1975.
CERN Accelerator Schools “CAS” / CERN Yellow Reports/ CERN photo
database; http://www.cern.ch
Forschungszentrum Karlsruhe, Bildarchiv; http://www.fzk.de
Die Abbildungen in dieser Vorlesung sind zum größten Teil den oben genannten Quellen entnommen.
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Physik der Teilchenbeschleuniger
Seite 2
Überblick
Grundtypen von Beschleunigern
Grundlagen der Synchrotronstrahlung
Strahloptik und Strahldynamik
Messung & Kontrolle von Strahlparametern
Am Limit: Performance-Grenzen
Der Large Hadron Collider
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Einleitung
Seite 3
Das Zyklotron humoristisch
The cyclotron as seen by ...
... the inventor ...
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Einleitung
Seite 4
Das Zyklotron humoristisch
The cyclotron as seen by ...
... the theoretical physicist ...
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Einleitung
Seite 4
Das Zyklotron humoristisch
The cyclotron as seen by ...
... the operator ...
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Einleitung
Seite 4
Das Zyklotron humoristisch
The cyclotron as seen by ...
... the experimental physicist ...
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Einleitung
Seite 4
Das Zyklotron humoristisch
The cyclotron as seen by ...
... the visitor ...
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Einleitung
Seite 4
Das Zyklotron humoristisch
The cyclotron as seen by ...
... the student.
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Einleitung
Seite 4
Beschleuniger – wofür?
Das Experiment als treibende Kraft
Das “klassische” Experiment zur Untersuchung von kleinen
Strukturen beinhaltet das Bombardement der Probe mit einer Sonde
(Strahlung/Teilchen) von definierter Richtung, Energie, Impuls,
Intensiät. Beobachtet werden dann gestreute Strahlung/Teilchen
und/oder sekundäre Strahlung/Teilchen.
Teilchen mit hohen Energien zunächst für Kernphysik, später auch für
Elementarteilchenphysik
Wellenlänge der Strahlung < Dimension der Struktur, also
λ < 10−15 m
Die Energie von Strahlung oder Teilchen (de Broglie) ist damit
Erad = 2π
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h̄c
≈ 2 · 10−10 J ≈ 1 GeV
λ
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Seite 5
Gesamtenergie
Die Gesamtenergie eine Teilchens ist gegeben durch E = γ m0 c2
mit γ = √ 1 2 und β = v/c
1−β
Beschleunigte Teilchen und ihre Ruhemasse m0 :
Teilchen
Ladung / e
m0 / (GeV/c2 )
e−
µ−
p
Pb
-1
-1
+1
+54/+82 (max)
0.0005
0.106
0.938
193
Fixed Target und Collider-Experimente
➜ Fixed Target: Extrahierter Strahl fällt auf ein Ziel/Probe (“Target”)
– ein Teil der Energie wird umgesetzt
➜ Collider: Zwei Teilchenstrahlen kollidieren miteinander – die
doppelte Strahlenergie steht zur Verfügung.
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil I: Beschleunigertypen
Seite 6
Äquivalentenergie
Wie groß muß die Strahlenergie in Fixed-Target-Geometrie sein, um
die gleiche Schwerpunktsenergie wie in einer Collider-Geometrie zu
erreichen?
Schwerpunktsenergie zweier Teilchen mit 4-Impulsen p1 und p2 :
s
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Äquivalentenergie
Wie groß muß die Strahlenergie in Fixed-Target-Geometrie sein, um
die gleiche Schwerpunktsenergie wie in einer Collider-Geometrie zu
erreichen?
Schwerpunktsenergie zweier Teilchen mit 4-Impulsen p1 und p2 :
s = (p1 + p2 )2
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Seite 7
Äquivalentenergie
Wie groß muß die Strahlenergie in Fixed-Target-Geometrie sein, um
die gleiche Schwerpunktsenergie wie in einer Collider-Geometrie zu
erreichen?
Schwerpunktsenergie zweier Teilchen mit 4-Impulsen p1 und p2 :
s = (p1 + p2 )2 = p21 + p22 + 2p1 p2
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Seite 7
Äquivalentenergie
Wie groß muß die Strahlenergie in Fixed-Target-Geometrie sein, um
die gleiche Schwerpunktsenergie wie in einer Collider-Geometrie zu
erreichen?
Schwerpunktsenergie zweier Teilchen mit 4-Impulsen p1 und p2 :
s = (p1 + p2 )2 = p21 + p22 + 2p1 p2 = m21 + m22 + 2 (E1 E2 − ~p1~p2 )
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Äquivalentenergie
Wie groß muß die Strahlenergie in Fixed-Target-Geometrie sein, um
die gleiche Schwerpunktsenergie wie in einer Collider-Geometrie zu
erreichen?
Schwerpunktsenergie zweier Teilchen mit 4-Impulsen p1 und p2 :
s = (p1 + p2 )2 = p21 + p22 + 2p1 p2 = m21 + m22 + 2 (E1 E2 − ~p1~p2 )
für Fixed-Target-Geometrie, also ~p2 = ~0 und E2 = m2
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Äquivalentenergie
Wie groß muß die Strahlenergie in Fixed-Target-Geometrie sein, um
die gleiche Schwerpunktsenergie wie in einer Collider-Geometrie zu
erreichen?
Schwerpunktsenergie zweier Teilchen mit 4-Impulsen p1 und p2 :
s = (p1 + p2 )2 = p21 + p22 + 2p1 p2 = m21 + m22 + 2 (E1 E2 − ~p1~p2 )
für Fixed-Target-Geometrie, also ~p2 = ~0 und E2 = m2
Ecm
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Äquivalentenergie
Wie groß muß die Strahlenergie in Fixed-Target-Geometrie sein, um
die gleiche Schwerpunktsenergie wie in einer Collider-Geometrie zu
erreichen?
Schwerpunktsenergie zweier Teilchen mit 4-Impulsen p1 und p2 :
s = (p1 + p2 )2 = p21 + p22 + 2p1 p2 = m21 + m22 + 2 (E1 E2 − ~p1~p2 )
für Fixed-Target-Geometrie, also ~p2 = ~0 und E2 = m2
√
Ecm = s
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Äquivalentenergie
Wie groß muß die Strahlenergie in Fixed-Target-Geometrie sein, um
die gleiche Schwerpunktsenergie wie in einer Collider-Geometrie zu
erreichen?
Schwerpunktsenergie zweier Teilchen mit 4-Impulsen p1 und p2 :
s = (p1 + p2 )2 = p21 + p22 + 2p1 p2 = m21 + m22 + 2 (E1 E2 − ~p1~p2 )
für Fixed-Target-Geometrie, also ~p2 = ~0 und E2 = m2
q
√
√
2
2
Ecm = s =
m1 + m2 + 2E1 m2 ∝ E
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Äquivalentenergie
Wie groß muß die Strahlenergie in Fixed-Target-Geometrie sein, um
die gleiche Schwerpunktsenergie wie in einer Collider-Geometrie zu
erreichen?
Schwerpunktsenergie zweier Teilchen mit 4-Impulsen p1 und p2 :
s = (p1 + p2 )2 = p21 + p22 + 2p1 p2 = m21 + m22 + 2 (E1 E2 − ~p1~p2 )
für Fixed-Target-Geometrie, also ~p2 = ~0 und E2 = m2
q
√
√
2
2
Ecm = s =
m1 + m2 + 2E1 m2 ∝ E
für Collider-Geometrie, also m1 = m2 = m und ~p1 = −~p2
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Äquivalentenergie
Wie groß muß die Strahlenergie in Fixed-Target-Geometrie sein, um
die gleiche Schwerpunktsenergie wie in einer Collider-Geometrie zu
erreichen?
Schwerpunktsenergie zweier Teilchen mit 4-Impulsen p1 und p2 :
s = (p1 + p2 )2 = p21 + p22 + 2p1 p2 = m21 + m22 + 2 (E1 E2 − ~p1~p2 )
für Fixed-Target-Geometrie, also ~p2 = ~0 und E2 = m2
q
√
√
2
2
Ecm = s =
m1 + m2 + 2E1 m2 ∝ E
für Collider-Geometrie, also m1 = m2 = m und ~p1 = −~p2
Ecm
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Äquivalentenergie
Wie groß muß die Strahlenergie in Fixed-Target-Geometrie sein, um
die gleiche Schwerpunktsenergie wie in einer Collider-Geometrie zu
erreichen?
Schwerpunktsenergie zweier Teilchen mit 4-Impulsen p1 und p2 :
s = (p1 + p2 )2 = p21 + p22 + 2p1 p2 = m21 + m22 + 2 (E1 E2 − ~p1~p2 )
für Fixed-Target-Geometrie, also ~p2 = ~0 und E2 = m2
q
√
√
2
2
Ecm = s =
m1 + m2 + 2E1 m2 ∝ E
für Collider-Geometrie, also m1 = m2 = m und ~p1 = −~p2
q
Ecm =
2m2 + 2E2 + 2|~p|2
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Äquivalentenergie
Wie groß muß die Strahlenergie in Fixed-Target-Geometrie sein, um
die gleiche Schwerpunktsenergie wie in einer Collider-Geometrie zu
erreichen?
Schwerpunktsenergie zweier Teilchen mit 4-Impulsen p1 und p2 :
s = (p1 + p2 )2 = p21 + p22 + 2p1 p2 = m21 + m22 + 2 (E1 E2 − ~p1~p2 )
für Fixed-Target-Geometrie, also ~p2 = ~0 und E2 = m2
q
√
√
2
2
Ecm = s =
m1 + m2 + 2E1 m2 ∝ E
für Collider-Geometrie, also m1 = m2 = m und ~p1 = −~p2
q
Ecm =
2m2 + 2E2 + 2|~p|2 = 2E ∝ E
Beispiel: 200 GeV p-Strahl auf H-Target gibt Ecm = 20 GeV, zwei pStrahlen mit je 100 GeV in Kollision ergeben Ecm = 200 GeV
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Seite 7
Livingston-Plot
Der Livingston-Plot zeigt die Entwicklung der Beschleuniger im
Laufe der Zeit an. Eine ähnliche Auftragung ist aus der Informationstechnologie bekannt als
“Moore’s Law”.
Innerhalb der gleichen Kategorie
von Beschleuniger können höhere Energien durch Skalierung erreicht werden. Um noch höhere
Energien zu erreichen muß es
ein Umschwung in der Beschleunigungstechnologie erfolgen.
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Einsatzgebiete
Historisch
➜ Beschleunigerentwicklung hauptsächlich vorangetrieben von Kernund Teilchenphysik
➜ Weitere Einsatzgebiete in anderen Bereichen der Physik sowie in
Industrie und Medizin
Beispiele:
➜ Aus der Medizin
Kleine Linacs und Betatrons in Krankenhäusern
Zyklotrons für die Isotopenproduktion
Proton- und Ionen-Synchrotrons für die Krebstherapie
➜ Aus der Industrie
Elektronenstrahlen zur Polymerisation von Kunststoffen und zur
Sterilisierung von z.B. Lebensmittlen oder Med. Zubehör
Schwerionenstrahlen zum Dotieren von Halbleiteroberflächen
Synchrotronstrahlung zur Werkstoffprüfung, X-Ray Lithographie,...
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Seite 9
Protonen-/Ionentherapie I
Energieverlust (“Bethe-Bloch”) hängt vom Teilchenimpuls ab
➜ Energiedeposition wächst mit abnehmendem Impuls
Bragg-Kurve beschreibt dieses Verhalten
Vorteilhaft in der Tumorbehandlung, weil die Energiedeposition bei
kleinen Eindringtiefen niedriger ist als z.B. bei Photonen
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Seite 10
Protonen-/Ionentherapie II
Modellierung des Tumors durch
➜ spezielle Masken
➜ Rasterung mit dem Strahl
Behandlungszentren
➜ Forschungszentrum
(z.B. GSI, PSI)
➜ Krankenhausbasiert
(z.B. Loma Linda)
➜ eigenständig (z.B. HICAT)
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Seite 11
Gantries
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Seite 12
Einfachster Beschleuniger
Wohlbekannt:
Kathodenstrahlröhren
In Fernsehröhren:
Beschleunigung auf etwa
20 keV
Anfänge: ~F = e(~v × ~B + ~E)
Energieänderung bei
Bewegung im EM Feld:
R
∆E = e (~v × ~B + ~E)d~r
Keine Energieänderung
durch ~B – Energiegewinn nur
durch elektrische Felder:
R
∆E = e ~Ed~r = eU
Anwendung:
Thermionische E-Guns
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Seite 13
Kathodenstrahlröhren
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Seite 14
E-Guns
U = 5 eV bis 100 keV
Ströme von nA bis mA,
gepulst bis einige 10 mA
UHV-Umgebung
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Seite 15
Elektrostatische Beschleuniger I
CERN photo
Cockcroft-Walton (30er Jahre)
“Greinacher-Kaskade”
Spannungen bis 4 MV, für µs Pulse Ströme bis 100 mA
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Seite 16
Van-De-Graaff
Spannungen bis 2 MV
Mit Isoliergas (z.B. SF6 )
unter hohem Druck sogar
bis 10 MV
Entwicklungsbeginn 1930
Fokussierungswirkung der
ringförmigen Elektroden
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Seite 17
Tandem-Beschleuniger
Erstmals gebaut 1936 durch R.J. Van de Graaff und Mitarbeiter
Doppelte Nutzung des Beschleunigungspotentials durch Umladung
von Ionen während der Beschleunigung.
Energien bis 1 GeV für vielfach geladene Ionen
Tandem-Beschleuniger sind bis heute in Betrieb
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Seite 18
Tandem-Beschleuniger
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Seite 19
Grenzen
Grenzen der elektrostatischen Beschleuniger:
➜ Funkenüberschläge bei zu hohen Spannungen
➜ Beschleuniger wurden immer größer
+
➜ unmöglich, mit statischen Feldern
mehrere Beschleunigungsstrecken
hintereinander zu bauen
+
+
~B
∂
∇ × ~E = −
∂t
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−
−
−
Ausweg:
Übergang zu zeitlich veränderlichen EM Feldern
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Seite 20
Ray Transformer
Entworfen von Rolf Wideröe (1923-1928 Physikstudium an der Uni
Karlsruhe) in seiner Studienzeit
Idee: Teilchenstrahl als zweite Windung in einem Transformator
Prinzipien liegen den seit 1941 gebauten Betatrons zugrunde
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Seite 21
Betatron
E
B
E
ρ
Anwendung des Induktionsgesetzes:
I
ZZ
˙
~Ed~r = − ~Bd
~
a
(1)
A
Variables Magnetfeld ~B(t) = ~B0 sin ωt
Die ideale Teilchenbahn ist ortsfest mit
Radius ρ = const. Ebenso ist B entlang
der Bahn konstant, aber radial variabel:
B(r) 6= const.
Das durch die von der Bahn eingeschlossene Fläche A tretende
ZZ
mittlere Magnetfeld ist
1
~B(r)da
~
hBi =
πρ2
A
Nach Induktionsgesetz wird ein rotationssymmerisches el. Feld ~E(r)
erzeugt. Damit läßt sich (1) schreiben als
ρ
2 d
hBi
2πρE = − πρ
=⇒
E = − hḂi
dt
2
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Seite 22
Betatron II
Ein Elektron erfährt die beschleunigende Kraft
eρ
hḂi
F = ṗ = − eE =
(2)
2
Aus Gleichheit von Zentripetal- und Lorentzkraft folgt (p = E/c, v = c)
eB
eB
mv2
1
=
=
F = evB =
⇒
=⇒
p = eρB
ρ
ρ
mv
p
Durch Vergleich mit (2) erhält man daraus
1
Ḃ = hḂi
2
Integration liefert damit die Wideröe’sche Betatronbedingung:
B(t) =
1
hB(t)i + B0
2
Der Strahl führt um die Sollbahn horizontale Schwingungen, die
sogenannten “Betatronschwingungen”, aus.
Energien von MeV mit kompaktem Apparat erreicht
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Seite 23
Linacs
Linacs: Linear Accelerators
Beschleunigung durch elektrische RF-Felder
U(t) = U0 sin ωt
1925 vorgeschlagen von Ising;
1928 Test durch Wideröe;
1946 Alvarez-Struktur
Driftröhren wachsender Länge
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Seite 24
Linacs: Foto
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Seite 25
Linacs: Einsatz
Längster Linearbeschleuniger am Stanford Linear Accelerator Center
(SLAC) in Kalifornien.
SLC beschleunigt Elektronen und Positronen auf bis zu 50 GeV
Collider-Geometrie
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Seite 26
Zyklotron
Beschleunigung im
RF-Feld zwischen den
sogen. “Dees”
Kreisbahn mit wachsendem Radius durch
senkrechtes Magnetfeld
Von Lawrence 1930 vorgeschlagen
Erstes praktisch genutztes Zyklotron 1932
mit Livingston gebaut (1.2 MeV).
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Seite 27
Zyklotron: Foto
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Seite 28
Mikrotron
Weil Elektronen schnell relativistische Geschwindigkeiten erreichen, ist
das Zyklotron als e-Beschleuniger ungeeignet.
Beim Mikrotron sind die Geschwindigkeiten schon bei der Injektion relativistisch (v ≈ c).
Damit das Elektron bei
jedem Umlauf dieselbe
(stabile) RF-Phase sieht,
wird von Umlauf zu Umlauf die Bahnlänge exakt um ein Vielfaches der
RF-Wellenlänge vergrößert.
Das größte Mikrotron ist
“MAMI” an der Uni Mainz
mit einer Endenergie von
über 800 MeV.
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Seite 29
Mikrotron: Ein Beispiel
ANKA Mikrotron:
➜ Eend = 50 MeV
➜ B = 1T
➜ fRF = 3 GHz
➜ k=1
8 ∆E = 4.78 MeV
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Seite 30
Synchrotron
1943 führt Mark Oliphant drei alte Ideen – Beschleunigung in den Gaps
von Resonatoren, Variieren der RF-Frequenz und Pulsen des Magnetfeldes – zu einem neuen Konzept zusammen: dem Synchrotron
Erinnerung: Bei konstantem Magnetfeld wächst
der Radius mit der Energie an: ρ = E / (ecB)
f
B
ρ
E
Für 1 GeV-Teilchen sind folgende Felder/Radien
technisch machbar:
Eisenmagnet: B = 1.5 T , ρ = 2.22 m
Supraleitend: B = 5 T , ρ = 0.67 m
➜ für hohe Energien schnell unhandlich
Entdeckung des Prinzips der Phasenfokussierung in Synchrotron
(Veksler 1944, McMillan 1945) entscheidend.
1947 wird das erste Synchrotron gebaut (700 MeV Elektronen)
Heute: bis zu mehreren TeV
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Seite 31
Synchrotron: Prinzip
Ortsfeste Bahn, daher
leichte Magnetstruktur
Beschleunigung mit
RF-Hohlraumresonatoren (“Cavities”)
Beziehung zwischen
Umfang bzw.
Umlauffrequenz
frev und der
RF-Frequenz:
fRF
= h frev
h: harmonische Zahl
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Seite 32
Phasenfokussierung
RF
Beschleunigung in Cavity durch
RF-Wechselfeld
RF-Oszillation ist synchron mit dem
Umlauf des “Referenzteilchens”
p = p0 → ∆p/p = 0
∆p/p < 0
∆p/p > 0
ements
∆p/p = 0
RF Voltage
PSfrag replacements
Ankunftszeit bestimmt
Beschleunigungsspannung
V0
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∆p/p = 0
∆p/p > 0
U0 /e
Die Teilchen oszillieren um die
stabile Phase Ψs mit der
Synchrotronfrequenz Ωs
➜ Es bilden sich Pakete, die
sogenannten “Bunche”
∆p/p < 0
ψs
∆ψ ∝ ∆L
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ψ
Seite 33
Synchrotron-Magnete
Cosmotron (1952) am Brookhaven Natl. Laboratory für 3 GeV Protonen
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Seite 34
Geschichte der AG-Fokussierung
Horizontal
Vertikal
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Seite 35
Speicherringe & Collider
Bisher: Beschleunigter Strahl wird auf Target extrahiert.
➜ Begrenzter Aufenthalt im Synchrotron: Effekte wie z.B. Streuung
am Restgas und Intra-Beam-Scattering (IBS) nicht so wichtig
Höhere Energien benötigt: in Kollision s = 2E
➜ Strahl wird bei fester Energie für viele Stunden gespeichert
➜ Ultrahoch-Vakuum nötig ( < 10−10 mbar)
➜ im Collider: Wechselwirkungen der Teilchen beider Strahlen
➜ Kleine Strahlquerschnitte (WW der Teilchen innerhalb eines
Strahls) für ausreichende “Luminosität” (Collider) oder “Brillianz”
(Synchrotronstrahlungsquelle)
Größter Collider LEP/LHC in Genf mit 27 km Umfang
LEP (e+ e− ): 100 GeV pro Strahl
LHC (pp): 7 TeV pro Strahl
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Seite 36
Luminosität
Beide Strahlen laufen auf derselben
Bahn: FL = e(~v × ~B) = −e(−~v × ~B)
Betrachtung: 1 Teilchen kollidiert mit
einem Strahl der Fläche A
Wkt für Kollision: N (σp /A)
Für N Teilchen/Strahl: N2 (σp /A)
Strahlen durchdringen sich mit der Umlauffrequenz frev
Ereignisrate: Ṅp = (N2 frev /A)σp = L σp
L =
I+ I−
4πe2 frev nb σx σy
➜ Strahlstrom I = eNfrev , Anzahl Bunche nb , Strahlgröße am
Wechselwirkungspunkt σx,y
➜ typische Werte für L ≈ 1030 bis 1034 [cm−2 s−1 ]
(für σp z.B. 10−25 )
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil I: Beschleunigertypen
Seite 37
LEP Luftbild
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil I: Beschleunigertypen
Seite 38
LEP-Komponenten
Umfang 26.7 km
3336 Dipole (Länge: 5.75 m,
Gewicht: 4.6 t, Feld bis 0.1 T )
über 800 Quadrupole
272 supraleitende (sc)
Nb-Cu Cavities
16 sc Nb Cavities
48 (+8) Cu Cavities
Beschleunigungsspannung
bis zu 3570 MV
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil I: Beschleunigertypen
Seite 39
Synchrotronstrahlung
Theoretisch vorhergesagt durch
Liénard
Entdeckung 1947 am 700 MeV e−
Synchrotron von General Electric Co.
Heute: Nutzung der Synchrotronstrahlung für Experimente der Physik,
Chemie, Biologie,...
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil II: Synchrotronstrahlung
Seite 40
Maxwell Gleichungen
Ludwig Boltzmann schrieb über die Maxwell Gleichungen:
War es ein Gott, der diese Zeichen schrieb
Die mit geheimnisvoll verborg’nem Trieb
Die Kräfte der Natur um mich enthüllen
Und mir das Herz mit stiller Freude füllen.
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil II: Synchrotronstrahlung
Seite 41
Retardierte Potentiale
Teilchenbahn
~R
n
^
Strahlung
zur Zeit t
Beobachter
q zur Zeit tr
ments
~β 1
q
~
A(P,
t) =
~
Rc1+n
^β tr
Bewegte geladene Teilchen
emittieren EM Strahlung
Strahlung benötigt Zeit, um
beim Beobachter anzukommen
Aus den Maxwell-Gleichungen
lassen sich die retardierten Potentiale ableiten als Lösungen
der Wellengleichungen
1 q
φ(P, t) =
~
R1+n
^β tr
c 2 µ0
1
mit
=1
=
4π
4πε0
“Liénard-Wiechert-Potentiale” für bewegte Punktladungen
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil II: Synchrotronstrahlung
Seite 42
Energieverlust
Energieverlust/Umlauf: U0 =
Cγ 4
ρ E
(Cγ = 8.8575 · 10−5 m/GeV3 )
Bei hohen Energien wird wegen U0 ∝ E4 /ρ der Ablenkradius sehr groß:
2500
Energie / GeV
γ
U0 / MeV
110
26700
26700
2.5
94.5
7000
5·103
2·105
7·103
0.6
2576
0.007
x / mm
U0 / MeV
ANKA
LEP
LHC
Umfang / m
LEP
2000
positrons
3
electrons
2
1
1500
0
1000
-1
-2
500
0
-3
40
50
CERN Teachers Programme 2007
60
70
80
90
E0 / GeV
94.5 GeV
0
Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil II: Synchrotronstrahlung
10
20
s / km
Seite 43
Leistungsdichte & Lorentz-Boost
Räumliche Verteilung der Leistungsdichte als Funktion der
Geschwindigkeit:
4
2
2
2
2
rc c
dP(tr )
β
(1
−
β
cos
θ)
−
(1
−
β
)
sin
θ
cos
φ
2
=
mc 2
dΩ
4π
ρ
(1 − β cos θ)5
-0
-0.1
-0.2
-0.3
-0.4
-0.5
-0.6
-0.7
-0.8
-0.9
-1
1
0.8
0.6
0.4
0.2
CERN Teachers Programme 2007
0
-0.5
-1
-1.5
-2
-2.5
-3
-3.5
-4
-4.5
-5
5
β = 0.0
-0
-0.2
-0.4
-0.6
-0.8
-1 1
-0
-0.2
-0.4
-0.6
-0.8
-1
-1.2
-1.4
-1.6
-1.8
-2
2
1.5
-0
0.4 0.2
0.8 0.6
-1
-0.6 -0.8
-0.2 -0.4
β = 0.5
4
3
Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil II: Synchrotronstrahlung
2
β = 0.3
1
0.5
0
-50
-100
-150
-200
-250
-300
-350
-400
-450
-500
500
400
300
200
0
-0.5
-1
-1.5
-2 3
2.5
2
1.5
1
0.5
0
β = 0.9
Seite 44
-0.5
-1
Das Spektrum
Relative Power
“Kritische Frequenz” des Spektrums: ωc = ωtyp /π = (3cγ3 )/(2R)
10
0
~ 2.1 ξ1/3
10
~ 1.3 (ξ)1/2 e−ξ
−1
2
2
εc [eV] = 665 E [GeV ] B[T]
10
−2
10
−3
50 %
10
−3
10
−2
10
−1
10
0
ξ=ω/ω
10
1
c
CERN Teachers Programme 2007
Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil II: Synchrotronstrahlung
Seite 45
Synchrotronstrahlungsquellen I
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil II: Synchrotronstrahlung
Seite 46
Synchrotronstrahlungsquellen II
Beispiel: ANKA am Forschungszentrum Karlsruhe
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil II: Synchrotronstrahlung
Seite 47
Grundlagen der Strahloptik
In einem Bunch befinden sich typischerweise einige 109 Teilchen
Aufgrund verschiedener Prozesse (z.B. Synchrotronstrahlung, WW mit
Restgas,...) folgt die Strahlenergie einer Verteilung
Ohne Fokussierung müßten die Vakuumkammern sehr groß sein, was
extrem starke Magnete erfordert.
Die Strahlführung geschieht mit elektrischen und magnetischen Feldern:
~F = q(~E + ~v × ~B) Bei relat. Geschwindigkeiten haben E und B dieselbe
Wirkung für E = cB
➜
B = 1T ✔
⇐⇒
E = 3 · 108 V/m ✘
y
Rechtwinkliges Strahlkoordinatensystem
Vereinfachung: ~v = (0, 0, vs ) und ~B = (Bx , By , 0)
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil III: Strahloptik & Strahldynamik
x
Te
s
ilch
en
ba
hn
Seite 48
Magnetfeld entlang der Bahn
Für hochrelativistische Teilchen folgt aus der Gleichheit von Lorentz- und
Zentripetalkraft
˛
˛
˛
˛
˛e c
˛e
˛
˛
1
= ˛˛ By (x, y, s)˛˛ = ˛˛
By (x, y, s)˛˛
ρ(x, y, s)
p
βE
Entwicklung des Magnetfeldes in der Umgebung der Idealbahn (x = 0):
1 d2 By 2
dBy
1 d3 By 3
x+
By (x) = By0 +
x +
x + ···
dx
2! dx2
3! dx3
Daraus folgt sofort
1 e d2 By 2
e
e dBy
1 e d3 By 3
e
By (x) =
By0 +
x +
x +
x + ···
p
p
p dx
2! p dx2
3! p dx3
1
1
1
+ kx
+
m x2
o x3 + · · ·
+
=
ρ
2!
3!
+ Oktupol + · · ·
⇒ Dipol + Quadrupol + Sextupol
Strukturen, die nur Dipol- und Quadrupolfelder enthalten, bezeichnet man
als “lineare Optiken”. Die lineare Optik bestimmt Bahn und Fokussierung,
die höheren Feldkomponenten dienen der Kompensation.
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil III: Strahloptik & Strahldynamik
Seite 49
Dipol
l
µr 1
Das Feld
errechnet sich aus
I
~ ds
~ = hH0 + lHE = nI
H
n
2I
cements
H0
HE =
1
H0
µr
Für µr 1 ist also
B0 =
n
2I
HE
µ0 nI
h
mit Spalt h
Der Krümmungsradius im
Dipol ist gegeben durch
B0 [T]
1 −1
[m ] = 0.2998
ρ
p[GeV/c]
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil III: Strahloptik & Strahldynamik
Seite 50
Quadrupol
Das Quadrupolfeld wächst linear mit dem Abstand
von Zentrum des Magneten an:
y
S
Bx (y) = − g · y
B
By (x) = − g · x
Ist I der Strom in den n Windungen der Spule
und R der Abstand der Pole vom Zentrum des
Magneten hat ein perfekt geformter Pol den
Gradienten
∂Bx
2µ0 nI
∂By
=
= g=
g =
∂x
∂y
R2
Definition einer normalisierten Quadrupolstärke in
Analogie zur Krümmung 1/ρ eines Dipolmagneten:
e
k= g
p
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil III: Strahloptik & Strahldynamik
N
F
F
F
x
R
N
F
B
S
By
x
Seite 51
Quadrupol: “Brennweite”
Der Gradient kann in Analogie zum
Dipol geschrieben werden als
g[T/m]
−2
k[m ] = 0.2998
p[GeV/c]
Ablenkung (“Kick”) eines Teilchens,
das einen Quadrupol der Länge l mit
der Ablage x passiert:
dx
0
= lkx
∆x = ∆
ds
Für einen Quadrupol der Länge l ist
die Brennweite f gegeben durch
1
= −kl
f
Im Falle f l spricht man von “dünnen
Linsen”, egal wie groß l tatsächlich ist
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil III: Strahloptik & Strahldynamik
Seite 52
Das FODO-Prinzip
Die alternierende Anordnung von (horizontal) fokussierenden und (horizontal) defokussierenden Quadrupolen erlaubt es, kompakte Systeme
zu bauen. Eine häufig benutzte Anordnung ist die periodische sogen.
“FODO-Struktur”
F
O
D
O
F
Focusing
Quadrupole
Drift Space
Defocusing
Quadrupole
Drift Space
Focusing
Quadrupole
One FODO Cell
F- und D-Quadrupole haben dabei die gleiche Stärke und der Abstand
zweier gleicher Linsen ist 2f.
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil III: Strahloptik & Strahldynamik
Seite 53
Bewegungsgleichungen
Für einen (horizontal) fokussierenden Quadrupol ist k < 0 .
Die vertikale Ablenkung, die ein Teilchen erfährt, das mit der vertikalen
Ablage y durch einen kurzen Quadrupol der Länge ds und der Stärke k
fliegt, ist
dy0 = − k y ds
Damit läßt sich sofort eine Differentialgleichung für die Bewegung
aufstellen, die “Hill’sche Differentialgleichung” mit dem periodischen
Koeffizienten k(s):
y00 + k(s)y = 0
Ganz allgemein schreibt man für Koordinate u(s) und Periodenlänge der
Struktur l
u00 + K(s)u = 0
K(s + l) = K(s)
K(s) =
CERN Teachers Programme 2007
−k(s) +
+k(s)
1
ρ(s)2
horizontal
vertikal
Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil III: Strahloptik & Strahldynamik
Seite 54
Lösungen der Hill’schen DGl
Struktur eines einfachen harmonischen Oszillators – aber mit variabler
Rückstellkonstanten K(s)
Die unabhängigen Lösungen sind
p
u(s) = a β(s) e±i(Φ(s)+Φ0 )
1
mit Φ (s) =
und a = konst.
β(s)
0
Die Phase Φ(s) wächst nicht linear mit der Zeit oder der long. Position s
im Ring an, muß aber – wie auch die Amplitudenfunktion β(s) – die
gleiche Periodizität wie die Magnetstruktur haben.
Der Phasenvorschub pro Periodenlänge l wird abgeleitet aus der
Beta-Funktion β(s):
s+l
Z
1
µ = µ(s, l) =
dt
β(t)
s
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil III: Strahloptik & Strahldynamik
Seite 55
Strahloptikbeispiel
150.
δ E/ p 0 c = 0 .
FODO lattice
135.
βy
βx
Dx
1.00
.95
.90
120.
.85
105.
.80
90.
.75
75.
.70
60.
.65
45.
.60
30.
.55
15.
.50
0.0
2530.
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Dx (m)
β (m)
Strahloptische Funktionen einer LEP-FODO-Zelle berechnet mit “MAD”
2540.
2550.
2560.
2570.
2580.
2590.
2600.
Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil III: Strahloptik & Strahldynamik
2610.
.45
2620.
s (m)
Seite 56
Trajektorien und β
Die Trajektorien xi (s) sind individuelle Lösungen der Bewegungsgl. und
haben also auch unterschiedliche Startwerte.
√
Die Einhüllende ist E(s) ∝ β
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil III: Strahloptik & Strahldynamik
Seite 57
Emittanz
Daß die Konstante W ortsinvariant ist, ist eine Folge des Satzes von
Liouville. W entspricht einer “Einzelteilchen-Emittanz”.
In guter Näherung ist die transversale Ladungsdichteverteilung in einem
Teilchenstrahl gaußförmig.
Als Strahlgröße wird die
Standardabweichung der
Dichteverteilung definiert:
p
σu (s) =
εβ(s)
Die (Gleichgewichts-) Emittanz ist
folglich gegeben durch
σ2u (s)
ε =
β(s)
Die größtmögliche Emittanz (Apertur!) nennt man Akzeptanz
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil III: Strahloptik & Strahldynamik
Seite 58
Tune & Resonanzen
Der “Tune” oder Arbeitspunkt eines Beschleunigers mit N Perioden ist
definiert als die Anzahl von Betatronoszillationen pro Umlauf.
Nµ
1
Q =
=
2π
2π
ZL
1
ds
=
β(s)
2π
0
I
ds
β(s)
Qy
Erreicht der Tune bestimmte rationale Zahlen, wird die Bewegung instabil
xn
1
replacements
kick
0.5
µ
Bedingung für optische Resonanzen:
mQx + nQy = p
mit m, n, p ∈ Z
Ordnung der Resonanz: |m| + |n|
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0
0
Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil III: Strahloptik & Strahldynamik
0.5
1
Qx
Seite 59
Synchro-Betatron-Resonanzen
In einem realen Beschleuniger treten häufig Kopplungsresonanzen
zwischen allen drei Schwingungsebenen auf (daher der Name
“Synchro-Betatron-Resonanzen”):
mit m, n, l, p ∈ Z
mQx + nQy + lQs = p
Qy
Zeit
Qx
Vertical RMS Beam Size [µm]
Beispiel: Vertikale Strahlgröße beim Durchqueren von Synchro-BetatronResonanzen durch Änderung der Quadrupolgradienten:
350
250
Qx / (Qy + Qs)
Q / (Q + 2Q )
Qx / (Qy − 2Qs)
x
y
s
200
150 Q / (Q − 3Qs)
x
Qx / (Qy + 3Qs)
y
100
50
0
0
0.5
1
1.5
0.5
1
1.5
2
Time [min]
332
IQ2 [A]
Qs−Seitenbaender
Qx / Qy
Qx / (Qy − Qs)
300
330
328
0
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil III: Strahloptik & Strahldynamik
2
Time [min]
Seite 60
Dispersion
Teilchen mit unterschiedlichen Impulsen laufen auf verschiedenen
Bahnen um, weil die Ablenkung im Dipol impuslabhängig ist. Die
Änderung der Position ∆u aufgrund einer Impulsabweichung ∆p/p0
bezeichnet man als Dispersion:
Du (s) =
∆u
∆p/p0
Dipole lenken horizontal ab, daher hauptsächlich horizontale Dispersion
Feldfehler oder Aufstellungsfehler können auch vertikale Dispersion
verursachen.
Die horizontale Teilchenposition am Ort s relativ zum nominellen Orbit
besteht aus zwei Komponenten:
∆p
x(s) = xβ (s) + xD (s) = xβ (s) + Dx (s)
p0
Anwendung: in Spektrometern zur Energiemessung
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil III: Strahloptik & Strahldynamik
Seite 61
Chromatizität
Die Fokussierung im Quadrupol, die ein Teilchen erfährt, hängt von
seinem Impuls ab.
Der Tune hängt folglich ebenfalls von Teilchenimpuls ab (Tune-Verteilung
im Strahl) und man definiert die sogenannte “Chromatizität” als
∆Q
dQ
≈
Q0 = p 0
dp
∆p/p0
Die natürliche Chromatizität einer linearen Magnetstruktur ist
I
1
ds βu (s) K(s).
Q0u = −
4π
Man kann die Chromatizität also betrachten wie einen Gradientenfehler
im Quadrupol.
Im Allgemeinen beobachtet man eine Überlagerung der Auswirkungen
von Q0 und D, die zu einer Verschiebung der longitudinalen und
transversalen Position des Brennpunkts führt.
Für große Kreisbeschleuniger kann Q0 sehr groß werden (z.B. -150 bei
LEP) und muß kompensiert werden.
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil III: Strahloptik & Strahldynamik
Seite 62
Sextupole
Die Chromatizität wird korrigiert mit Sextupolmagneten
an Stellen endlicher Dispersion.
Bx (x, y) ∼ x · y
und By (x, y) ∼
mit g 0 = 6 µ0
1 2
(x − y2 )
2
nI
R3
Die impulsnormierte Sextupolstärke ist wie beim
Quadrupol
e g0
m =
p0
Focal Length
Sextupol
∆p/p > 0
N
ments
60
S
S
B
R
∆p/p = 0
o
B
N
∆p/p < 0
N
S
Quadrupol
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil III: Strahloptik & Strahldynamik
Seite 63
Meßbare Parameter
Einige Beispiele für Strahlinstrumentierung:
Instrument
Physikal. Effekt
Meßgröße
Destruktiv
Faraday-Tasse
Strahl-Transformator
Widerstandsmonitor
Pick-up (BPM)
SEM
Draht-Scanner
Fluoreszenzschirm
Restgas-Monitor
Ladungssammlung
Magnetfeld
Spiegelstrom
E-/B-Feld
Sekundäremission
Sekundärteilchen
Fluoreszenz
Ionisation
Intensität
Intensität
Intensität, long. Profil
Position
Tr. Profil, ε
Tr. Profil
Tr. Profil, Position
Tr. Profil
ja
nein
nein
nein
störend
störend
ja
nein
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil IV: Messung & Kontrolle von Strahlparametern
Seite 64
Faraday-Tasse
U. Raich CERN Accel
eratorSchool
Zakopane2006
CERN Teachers Programme 2007
11
Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil IV: Messung & Kontrolle von Strahlparametern
Seite 65
Draht-Scanner
Sekundärteilchenschauer
wird außerhalb der Vakuumkammer nachgewiesen
High s
becaus
Adiaba
Curren
Speed
Speed
=> 200
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil IV: Messung & Kontrolle von Strahlparametern
Seite 66
Widerstandsmonitor
Auch bekannt als “Wall Current Monitor”
Idee: Spannung aus Spiegelstrom wird über Widerstände abgegriffen:
UR = R IStrahl = − R IWand
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil IV: Messung & Kontrolle von Strahlparametern
Seite 67
Messung z.B. mit Strahllagemonitor (“BPM”)
Transversale Strahlposition aus Differenzsignal
der “Knöpfe”
U∆x = A
(RO + RU) − (LO + LU)
(RO + LO + RU + LU)
Longitudinale Komponenten des
Strahlspektrums im Summensignal (∝ Ibeam )
UP = A (RO + LO + RU + LU)
nω0
Amplitude
Amplitude / dB
ments
Frequenzbestimmung
-60
-65
-70
−ωβ −ωs +ωs +ωβ
-75
-80
−ωs +ωs
-85
-90
-95
319
320
321
CERN Teachers Programme 2007
322
323
324
325
326
327
Frequenz
Im Spektrum treten
Umlaufharmonische,
Seitenbänder der Betatronund Synchrotronfrequenzen
und Synchrotronseitenbänder
zu den Betatronseitenbändern
auf.
Frequency / MHz
Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil IV: Messung & Kontrolle von Strahlparametern
Seite 68
Chromatizität
Messung der Betatron-Tunes als Funktion der Impulsabweichung
Qx
Isext h/v = 180.00 / 170.00 A
0.8
0.78
0.76
Q0 = 0.7674 ± 0.0002
'
Q = 4.25 ± 0.08
Q'' = 336. ± 11. sextupoles & octupoles
sextupoles
0.74
Qy
0.72
0.75
parameterisation
-0.02
-0.01
0.7
Q'' = 131. ± 13.
0.65
∆p / p
sextupoles & octupoles
Q0 = 0.7223 ± 0.0003
'
Q = 5.07 ± 0.10
0
Variation der Impulsabweichung
mit
1 fRF − fRFc
∆p
= −
p0
αc
fRFc
Chromatizität aus der Steigung
Krümmung gibt Aufschluß über
höhere Multipolordnungen
sextupoles
parameterisation
-0.02
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-0.01
0
∆p / p
Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil IV: Messung & Kontrolle von Strahlparametern
Seite 69
LEP Energiekalibration
Emission von Synchrotronstrahlung
➜ Asymmetrie in der Spin-Flip Wahrscheinlichkeit führt zu spontaner
transversaler Polarisation
Messung mit Compton-Streuung in
einem Polarimeter
➜ Zirk. polarisiertes Laserlicht
kollidiert mit Strahl
➜ Messung des vert. γ-Profiles in
Si-W Kalorimeter
➜ P⊥ ∝ vert. Verschiebung der
Profile für die zwei
Polarisationszustände
Polarization / %
➜ Maximal erreichbare transversale Polarisation: 92.4 %
60
40
20
0
40
50
60
70
Beam Energy / GeV
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil IV: Messung & Kontrolle von Strahlparametern
Seite 70
Resonante Depolarisation
Spins präzedieren im vertikalen Ablenkfeld mit der Frequenz fs :
ν =
fs
(ge − 2)/2
=
E0
frev
m0 c 2
➜ “Spin tune” ν hängt von Energie ab!
Horizontales Magnetfeld bx , moduliert mit fB , wird eingesetzt
➜ Resonante Depolarisation bei fs = fB ⇒ E0
➜ Präzision: ∆E/E ≈ 10−5
Resonante Spin-/Polarisationsvektorrotation für ν = n + 1/2,
n∈N
n0
0.14 mrad
P
P
P
P
bxl (Tm)
0.0002
-0.0002
0
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1
2
3
Turns
Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil IV: Messung & Kontrolle von Strahlparametern
Seite 71
LEP und der Mond
Tidenhub betrifft Meere und Erdkruste
Lokale Änderung im Radius ∆R durch
eine Masse M im Abstand d und mit
dem Zenithwinkel θ:
Earth Rotation
Axis
∆R > 0
ε E = 22 o
εE
εM= 5o
∆R < 0
M
∆R ∝ 3 (3 cos2 θ − 1)
d
εM
Moon
ecliptic
Einige Fakten:
➜ Sonnen-Tiden sind 50 % schwächer als Mond-Tiden
➜ Vollmond-Tiden am Äquator ∆R ≈ ± 50 cm
➜ In Genf: Vertikale Bewegung ≈ ± 12.5 cm
➜ Änderung im LEP-Umfang von ≈ ± 0.5 mm
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil IV: Messung & Kontrolle von Strahlparametern
Seite 72
LEP und der Mond II
Zusammenhang zwischen Energie und Umfang:
∆ E [MeV]
1 (fRF − fcRF )
1 ∆C
∆E
= =−
= −
E
αc
fRF
αc C
th
November 11 , 1992
5
0
-5
23:00
3:00
7:00
11:00
15:00
19:00
23:00
3:00
Daytime
(L. Arnaudon et al.: Effects of Terrestrial Tides on the LEP Beam Energy. NIM A357, pages 249–252, 1995. )
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil IV: Messung & Kontrolle von Strahlparametern
Seite 73
Beam Energy / MeV
Menschliche Aktivität?
46498
Änderungen der
Strahlenergie können
aus Meßungen des
Magnetfeldes
extrapoliert werden,
weil
I
E0 ∝ dsB
46494
46490
46486
46482
In diesem Fall: BMeßung mit NMRSonden in einigen
Dipolen
46478
46474
Noisy period
16:00
CERN Teachers Programme 2007
18:00
20:00
22:00
Calm period
00:00
02:00
04:00
06:00
Time of day
Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil IV: Messung & Kontrolle von Strahlparametern
Seite 74
LEP und der TGV
Geneve
0
-7
IP 5
IP 4
TGV
Earth current
power station
IP 7
SPS
Bellevue
t
Vernier
-0.02
Le
or
rp
Ai
ke
-0.016
ma
n
IP 8
IP 1
La
Voltage on beampipe [V]
DC railway 1500V
AC railway 15000V
Genthod
-0.012
Russin
LEP Beam Pipe
Be
de
Zimeysa
Meyrin
r
ga
lle
746.36
St. Jean
Cornavin
1 km
Ca. 20 % des Stromes fließen nicht
über die Schienen zurück
746.34
746.32
746.30
746.28
Versoix
River
Earth current
LEP
IP 2
-0.024
Lausanne
IP 3
Railway Tracks
Bending B field [Gauss]
La Versoix
IP 6
Meyrin
Zimeysa
Voltage on rails [V]
17.11.1995
LEP NMR
16:50
CERN Teachers Programme 2007
16:55
Time
In Frankreich: DC-Nutzung für einige
Linien, d.h. niedrigere Spannung ⇒
höherer Strom
Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil IV: Messung & Kontrolle von Strahlparametern
Seite 75
Historisches von 1895
Nachtheile physikalischer Institute durch elektrische Bahnen
“Der bekannte, am 27. Mai in Charlottenburg angestellte Versuch hat eine beträchtliche Störung der feinen elektrischen Messinstrumente der physikalischtechnischen Reichsanstalt hervorgebracht. Die Abweichungen der Galvanometer betrugen bis 1,2 Bogenminuten, und die Unregelmässigkeiten bestanden in so fatalen, kurzen Stössen von so tückischem Charakter, dass sie jede
Sicherheit der Beobachtung ausschliessen. Wenn diese von der Rückleitung
des Stromes durch das Erdreich ausgehenden Störungen nicht zu beseitigen
sind, so könne die Reichsanstalt nicht umhin, ihren Einspruch gegen den geplanten elektrischen Betrieb der Berlin-Charlottenburger Pferdebahn aufrecht
zu erhalten. Die höchste zulässige Abweichung der Galvanometer sei 0,1 Bogenminute.”
(Central-Zeitung für Optik und Mechanik, XVI. Jg., No. 13, Seite 151)
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil IV: Messung & Kontrolle von Strahlparametern
Seite 76
Scraper Wakefields
Bunch 4
Ein Scraper/Kollimator ist eine lokale
Aperturänderung
Bunch 3
Induced Voltage
Scraper
Bunch 1
t
➜ führt zu Lebensdauerreduktion
Bunch 2
➜ Wake-Felder regen Oszillationen an
Bunch 1
Bunch 2
0.02
∆y / mm
∆y / mm
Die Stärke des Wake-Feldes kann gemessen werden durch den Effekt
(Kick) auf den (closed) Orbit.
0.01
0
-0.01
-0.02
20
40
60
0.01
0
-0.01
top jaw
0
0.02
80
100
s /m
-0.02
bottom jaw
0
20
40
60
80
100
s /m
Der effektive Wake-Feld Kick wird mittels eines Fits des MAD-Modells
an den gemessenen Differenzorbit bestimmt.
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil V: Preformance-Grenzen
Seite 77
IR &IRKollisionswinkel
layout:
D2
D1
IP
Triplet
Triplet
∆ L = 116 meter
Für C = 26.7 km sind also nur 115
Bunche möglich
(L < 4.9 · 1032 cm−2 s−1 !)
D1
D2
➜ Zusätzliche Kollisionen für
Bunch-Abstände < 232 m
25ns (7.5m)
IP
Ausweg: Separation der Strahlen &
Kollisionswinkel im IP
long range
beam−beam
Probleme:
➜ zusätzlicher Tuneshift
PSfrag
replacements
➜ benötigt größere
Apertur
±150µrad
head on
beam−beam
➜ Kopplung, Resonanzen,
größerer WW-Querschnitt
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil V: Preformance-Grenzen
Seite 78
Außenwahrnehmung
THz-Sicherheitstecknik in der
Presse: Spiegel-Online vom
29.1.2007
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil V: Preformance-Grenzen
Seite 79
THz-Strahlung im Alltag
Beispiele aus Medizin & Sicherheitstechnik (TeraView)
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil V: Preformance-Grenzen
Seite 80
THz-Strahlung
Strahlung in der THz-Lücke schwer zu erzeugen
Spektroskopische Methoden extrem leistungsfähig
Weltweit große Nachfrage nach THz-Strahlung aus Physik, Chemie,
Biologie, Materialwissenschaften und Medizin
Systeme mit Zeitkonstanten von 1 ps studieren & kontrollieren
Temperatur wie die Hintergrundstrahlung
An Elektronspeicherringen kann man stabile kohärente THz-Strahlung
erzeugen
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil V: Preformance-Grenzen
Seite 81
THz-Strahlung im Speicherring
Kurze Bunche emittieren
kohärente Strahlung
Enorme Verstärkung
im THz-Bereich
Breitbandige Emission
Hohe Brillianzen
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil V: Preformance-Grenzen
Seite 82
Der Large Hadron Collider
Supraleitende RF
SC Magnete (8.33 T bei 1.9 K)
FODO-Struktur
1232 15 m lange Dipole
“Zwei Magnete in einem”
Feldqualität, Resonanzen, ...
Synchrotronstrahlung
Electron-Cloud Effekt
2808 Bunche à 1011 Protonen
Luminosität ≈ 1034 cm−2 s−1
Strahlenergie: 0.45 - 7 TeV
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil VI: Der LHC
Seite 83
Die CERN-Beschleunigerkette
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil VI: Der LHC
Seite 84
Multi-Cycling im PS
Das CERN Proton Synchrotron ist eine sog. multi-cycling Maschine:
Nacheinander werden verschiedenen Teilchensorten im gleichen Beschleuniger aber mit unterschiedlichen Zyklen beschleunigt.
Das stellt besondere Herausforderungen an u.a. Strahldiagnostik und Timing.
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil VI: Der LHC
Seite 85
Warum SC Magnete?
Eine möglichst hohe Strahlenergie erfordert ein möglichst hohes und
H
verteiltes Magnetfeld: E ∝ dsB(s)
Mit den bekannten Dimensionen des Tunnels und p = 7 TeV läßt sich
das Ablenkfeld abschätzen.
p[GeV/c]
1
B[T] =
(ρ ist der Ablenkradius der Dipole)
0.2998 ρ[m]
Von den 27 km Umfang machen die Bögen 22.2 km aus, was einem Radius von 3.5 km entspricht. Allerdings machen die Dipole nur 80% des
Bogens aus, also ρ = 2.784 km ➜ B ≈ 8 T ➜ Supraleitung!
Wegen Saturation kann das Feld von Fe-Magneten
nicht > 2 T werden.
B
H
Das Feld wird durch eine spezielle Wicklung realisiert,
die die benötigte Stromverteilung ermöglicht.
Größte Präzision und Stabilität der Spulen sind erforderlich, um ein adäquates Feld zu erzeugen.
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil VI: Der LHC
Seite 86
Feldverteilung
Feld außerhalb und innerhalb des
Leiters:
1
0
a
r>a:
~
B
r<a:
~
B
a
B
I
I
y
− sin φ
µ0 I B
C
=
@ cos φ A
2πr
0
1
0
− sin φ
µ0 j r B
C
=
@ cos φ A
2
0
r
Überlapp der Zylinder liefert
φ
x
p
r1 sin φ1 − r2 sin φ2 = 0
r1 cos φ1 − r2 cos φ2 = d
Innerhalb des Überlappungsbereichs gilt
j = 0, Bx = 0 und By = const.
A
r2
r1
x
y
B
Da der Strom hauptsächlich an der Oberfläche
fließt, muß diese maximiert werden ➜ viele Filamente...
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Seite 87
Supraleitende Kabel
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Seite 88
Kabel, Filamente, etc.
magnets
L. Bottura CERN
superconducting
strand
copper
matrix
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superconducting
filament island
75 m
superconducting
NbTi filaments
1 mm
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Seite 89
Mechanische Stabilität
O. Brüning, CERN
Bei einem Feld von B =8.4 T
und einem Strom pro
Windung von I =11 kA wirkt
auf jede der 30 Windungen
eine Kraft von F =92400 N/m
Das entspricht 5 Autos / m /
Windung
Für alle 30 inneren Windung
muß der Magnet also das
Äquivalent von 150 Autos / m
aushalten, ohne sich zu
deformieren
Hoher Anspruch an die mechanische Stabilität der Konstruktion
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil VI: Der LHC
Seite 90
Die LHC-Optik
Für eine möglichst hohe Strahlenergie muß man
H
dsB maximieren.
Da das Dipolfeld begrenzt ist (Quench), wird das höchstmögliche Feld
möglichst verteilt ➜ maximale Anzahl Dipole
Wahl: FODO-Struktur in den Bögen.
23 Zellen pro Bogen (je 107 m lang)
Weil die Dipole sehr lang sind (14.4 m) muß der Magnet selbst gekrümmt
sein (ca. 2 cm Sagitta)
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil VI: Der LHC
Seite 91
Der LHC-Strahl
Impuls in Kollision
Luminosität
Dipolfeld bei 7 TeV/c
Anzahl Bunche
Teilchen pro Bunch
Typische Strahlgröße (Bogen)
Strahlgröße in IP
LHC
LEP2
7 TeV/c
1034 cm−2 s−1
8.44 T
2808
1.15·1011
200 - 300 µm
16 µm
0.1 TeV/c
1032 cm−2 s−1
0.11 T
4
4.2·1011
1800/140 µm (h/v)
200/3 µm (h/v)
Energie im Magnetsystem: 10 GJ (Airbus A380 mit 700 km/h)
Energie pro Strahl: 362 MJ (120 kg TNT oder 20 kg Schweizer Käse)
Vergleich: 0.7 MJ schmelzen 1 kg Kupfer
Energie im LEP2 Strahl: 0.03 MJ
➜ Aktiver Schutz (Verlustmonitore, Interlocks) & Kollimation!
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil VI: Der LHC
Seite 92
Strahlenschäden
100× höhere gespeicherte
Energie und kleine Strahlen
➜ 3 Größenordnungen in der
Energiedichte!
Spezieller Beam Dump
6 cm
Kontrolliertes Experiment im SPS
➜ Strahlenergie: E0 = 450 GeV
2˜1012 4˜1012 8˜1012 6˜1012
➜ Strahlgröße: σx/y = 1.1/0.6 mm
➜ Klare Beschädigung bei 8 · 1012
Protonen
V. Kain, H. Burkhardt, CERN
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➜ Kein Problem bei weniger als
2 · 1012 Protonen
Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil VI: Der LHC
Seite 93
Zusammenfassung
Beschleuniger sind ein unersetzliches Werkzeug für viele verschiedene
Forschungsgebiete
➜ unterschiedliche Anforderungen an Strahlparameter wie z.B.
Strahlenergie, Strahlstrom
Beschleuniger sind hochspezialisiert
➜ verschiedene Typen für unterschiedliche
Anwendungen/Teilchenarten
➜ Beschleunigerketten
In Speicherringen/Collidern werden Vielteilchensysteme durch spezielle
Magnetstrukturen geführt, komprimiert und ggf. zur Kollision gebracht.
Die emormen Anforderungen an die Performance machen eine
hochpräzise Kontrolle/Überwachung der Strahl- und
Umgebungsparameter nötig
➜ “der Beschleuniger sieht alles”
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Physik der Teilchenbeschleuniger – Teil VI: Der LHC
Seite 94
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