Technische Universität München Ökonomische und gesellschaftliche Wirkungen des Klimawandels A. Heissenhuber Lehrstuhl für Wirtschaftslehre des Landbaues Technische Universität München Kick-Off-Tagung der Klima-Werkstatt am 12. Oktober 2007 in Burgkirchen Schwerpunkte • Einführung • Folgen des Klimawandels • Ökonomische Wirkungen • Ursachen des Klimawandels • Ansatzpunkte zur Minderung und Anpassung • Fazit 2 Beobachteter Klimawandel Die 11 wärmsten Jahre waren in den letzten 12 Jahren Quelle: CRU, 2007 3 Auswirkungen auf ausgewählte Wirtschaftszweige Sektor Mögliche Auswirkungen • mehr sommerliche Hitzewellen (mit häufigeren Sturzfluten) Æ Erosion und Trockenstress Land- und Forstwirtschaft • Zunahme des Schädlingsdruckes • Verschiebung von Vegetationszonen Æ Anpassung von Kulturpflanzensorten und -arten nötig • Zunahme von Waldbränden • Zunahme der Angebotsschwankungen Wasserwirtschaft • Abnahme der Grundwasserneubildungsrate • Höhere Nachfrage • Gefahr von Nährstoffeinträgen und Verkeimungen Energie Tourismus • Ölpreis steigt bei Angebotsverknappung durch klimatische Extremereignisse • Zusätzlicher Einsatz von CO2-armer Energietechnik • Rückgang in Skigebieten • Anstieg in nördlichen Breiten 4 Ökonomische Auswirkungen Global - Der Stern Report Klima-Schadenskosten • Bis Mitte des Jahrhunderts: jährlicher Verlust von 5% des Welt-GDP Æ Entspricht rund 2.200 Milliarden US$ • Mit Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit sowie Rückkopplungseffekte: Verlust von max. 20 % des jährlichen Welt-GDP Æ Entspricht rund 9.000 Milliarden US$ Klima-Schutzkosten • Klimaschutz kostet 1 % des Welt-GDP pro Jahr (445 Milliarden US$), wenn gehandelt wird • D.h.: Der gefährliche Schwellenbereich von 2 °C Erwärmung gegenüber dem vorindustriellen Niveau wird nicht überschritten Æ Stabilisierung der CO2-Konzentration auf 400 – 450 ppm ist notwendig 5 Ökonomische Wirkungen des Klimawandels in Deutschland 1.400 1.200 Mrd. € 1.000 BIP Deutschland (2006): 2.100 Mrd. € 800 600 400 200 0 bis 2015 2016 - 2025 2026 - 2050 2051-2075 2075-2100 Kosten der Anpassung Kosten der Schäden durch Klimawandel Energiekosten Quelle: Weltbank, 2007; DIW, 2007 6 Treibhausgasemissionen in Deutschland Anteil der einzelnen Treibhausgase 5% 6% Anteil der einzelnen Sektoren 6% 1% 4% 1% 10% 79% 88% CO2 Quelle: DBU, 2006 CH4 N2O Sonstige Energie Landnutzung Industrieprozesse Sonstige Landwirtschaft 7 Quelle: IEA, 2003 na In di en C hi 9,36 lie n 9,41 Ita 10,35 Sü dk or G ea ro ßb rit an ni en Pro- Kopf- Emission in t 10,64 Ja pa n Ka na da R us sl an D d eu ts ch la nd U SA CO2-Emissionen pro Kopf 19,68 17,49 9,1 7,8 2,89 0,99 8 CO2-Emissionen pro Kopf in den Konsumbereichen 1,2 t 2,0 t 2,5 t 1,6 t 0,1 t 1,5 t Heizung Öffentlicher Verkehr Strom Herstellung der Produkte und Güterverkehr Quelle: Öko-Institut, 2007 0,9 t 0,9 t Privatfahrzeuge Flugzeug Lebensmittel Öffentliche Infrastruktur 9 Vereinfachte Energie- und Treibhausgasbilanz zu RME Energie Treibhausgase 6 60 t5CO2eq/ha GJ/ha 50 1.700 l RME 40 4 30 3 1.570 l 2 20 1.700 l 10 1 0 0 Input Berücksichtigt: Nicht berücksichtigt: 16. 05. 2007 Output fossiler Diesel RME Saatgut Düngung (0% bis 60% Nährstoffrücklieferung) Pflanzenschutz Diesel Mechanisierung Lachgas (4,0 bis 6,5 kg N2O ha-1 a-1) Energieträger Pflanzenölgewinnung bis RME-Erzeugung Koppelprodukt Rapsschrot Koppelprodukt Glycerin Hexan, Bleicherde, Säuren und Laugen, Methanol Pflanzenölpresse und RME-Anlage 10 € €/t Emissionen CO2-Äqu. [t CO2-Äqu./MWh] Kosten der Energiebereitstellung [€/MWh] Ableitung der CO2-Minderungskosten CO2-Äqu. t CO2-Äqu. Biomasse Fossile Biomasse Fossile 11 CO2-Minderungskosten ausgewählter Maßnahmen 1200 Haushalt Verkehr Energie €/t CO2 eq EtOH Weizen, Zuckerrüben Hybridantrieb Biogas als Kraftstoff Pflanzenöl EtOH Cellulose Biodiesel BtL Geothermie Biogas mit KWK Strom aus Biomasse Windkraft Wasserkraft Photovoltaik Wärme aus Biomasse 200 Solaranlage 400 Wärmedämmung 600 Wärme aus Biomasse 800 Fahrzeugtechnik 1000 0 -200 Quellen: eigene Darstellung nach BEE 2006, EUCAR 2006, Grube aus FVS 2006, Lettner aus OTTI 2006, Picard aus TAB 2006, Schmitz 2006, Steiger 2006, Hartmann 2005, BMU 2004, FVV 2004, ITAS 2003, Specht aus FVS 2003, Scharmer 2001 12 Der Stellenwert der Biomasse in einer nachhaltigen Energieversorgung Anteil EE aus Biomasse Anteil Erneuerbare Energien Primärenergieverbrauch Effizienz Steigerung Anteil EE aus Biomasse Anteil Erneuerbare Energien Anteil EE aus Biomasse Primärenergieverbrauch Einsparung Anteil Erneuerbare Energien Einsatz neuer Technologien zur Erhöhung der Wirkungsgrade und Verminderung der Verluste Wärmedämmung, Kraft-Wärme-Kopplung, etc. Primärenergieverbrauch (2000) 13 Klimaschutz und -anpassung in der Landwirtschaft • Energieeinsparung bei Produktionsprozessen (direkt und indirekt) • Verringerung von Klimagas-Emissionen (CO2, N2O, CH4) • Energieproduktion: auf der Fläche und von der Fläche • Humuswirtschaft Æ CO2-Speicherfähigkeit steigt Æ Wasserhaltevermögen steigt Æ Erosionsschutz bei Starkregenereignissen 14 3. Stufe Regionale Ansätze einer integrierten ländlichen Entwicklung ¾ Förderung von jährlich erbrachten Leistungen ¾ Förderung von Infrastruktur, Beratung, Ausbildung ¾ Anschubfinanzierung (ko-finanziert, Subsidiaritätsprinzip) BOTTOM–UP BOTTOM–UP Konzept einer differenzierten Agrarpolitik Direktzahlungen für Leistungen, die für Erreichung von Zielen der EU, Länder oder Regionen von Bedeutung sind ¾ definierter Leistungskatalog 2b) Leistungen, die von regionaler Bedeutung sind Ö ko-finanziert 2a) Leistungen, die von EU- oder landesweiter Bedeutung Ö vollfinanziert z. B. Klimaschutz, Hochwasserschutz, etc. TOP–DOWN TOP–DOWN 2. Stufe 1. Stufe Grundvergütung für Leistungen, die die europäische Landwirtschaft vom Weltmarkt abheben Ö Anforderungen: Erfüllung von Cross Compliance (allgemeine Gemeinwohlleistung, Einkommensabsicherung) 15 Fazit • Der Klimawandel findet bereits statt und kann nur noch gebremst, nicht mehr gestoppt werden. • Wir müssen uns anpassen und gleichzeitig die Emissionen von Treibhausgasen senken. • Die CO2-Minderungskosten sind sehr unterschiedlich. • Die Landwirtschaft kann einen wichtigen Beitrag zu Klima-, Wasser- und Bodenschutz leisten. • Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Klimawandel sind vorhanden, nun gilt es wirksam zu handeln! 16