Uebung4_Tutoren

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TU München
Prof. P. Vogl
Mathematischer Vorkurs für Physiker WS 2012/13
Übung4
Wichtige Formeln aus der Vorlesung:
Z


()
()

()
Z
=
()
=
Basisaufgaben
Beispiel 1:
Gegeben sei die gewöhnliche Differenzialgleichung für (),
̇ = () () = −
Es bedeutet ̇ = . Diese DGL beschreibt Rostfraß. Es möge die Anfangsbedingung gelten ( = 0) =
1.Bestimmen Sie die Lösung für   0. Wie verhält sich die Lösung für große Zeiten?
Lösung:

= − 

ln  = −− + 
Für  = 0 folgt
ln  = −1 + 
und wegen ln 1 = 0 folgt  = 1, um die Anfangsbedingung zu erfüllen. Es folgt
() = exp(1 − − )
Für große Zeiten geht die Funktion gegen e=2.718. Sie steigt monoton von 1 auf diesen Wert.
Beispiel 2:
Lösen Sie die Differenzialgleichung
1 − 2
( 6= 0)

und betrachten Sie getrennt die Fälle  = ±1 und || 6= 1. Hilfe:
¯
¯
Z
1 ¯¯ 1 +  ¯¯

=
ln
1 − 2
2 ¯1 − ¯
0 =
1
Lösung:
Für  = 1 folgt  0 = 0, d.h.  = . Die Trennung der Variablen ergibt

1 − 2
¯
¯
1 ¯¯ 1 +  ¯¯
ln ¯
2
1 − ¯
s¯
¯
¯1 + ¯
¯
¯
¯1 − ¯
¯
¯
¯1 + ¯
¯
¯
¯1 − ¯
=


= ln  + ln 
= 
= 2 2
() =
2 2 − 1
2 2 + 1
Die Lösung existiert nicht auf der ganzen rellen Achse.
Beispiel 3:
Bei unbeschränktem Wachstum ist die zeitliche Änderung der Zahl  () der Individuen einer Population proportional zu den schon vorhandenen Individuen, seien das Seerosen im einem Teich oder Bakterien in einer
Nährlösung und einer Vermehrungsrate . Stellen Sie die dazugehörige Differentialgleichung für  () auf und
lösen Sie diese. Nehmen Sie an, dass zur Zeit  = 0 gilt  (0) = 0 .
Lösung:
Die aufgestellte Gleichung unterscheidet sich nur durch ein anderes Vorzeichen vom radioaktiven Zerfall aus der
Vorlesung
̇ =  ⇒  =  
Die Separation der Variablen liefert:

= 

Die Integration ergibt
ln  + ln 1 = 
und mit der Randbedingung  (0) = 0
 () = 0 ·  
Die Population wird weiter exponentiell wachsen, solange genügend Ressourcen vorhanden sind.
Beispiel 4:
Lösen Sie die eindimensionale newtonsche Bewegungsgleichung für die Geschwindigkeit eines Massenpunkt 
für einen Fall mit Stokes’scher Reibung. Die Masse wird einmal von der Gravitationskraft  beschleunigt. Als
verzögernde Kraft wirkt eine Reibungskraft der Form −, wobei  die Geschwindigkeit bedeutet Dies ist zum
Beispiel gegeben, wenn ein Objekt im Wasser zu Boden sinkt. Die Bewegungsgleichung entlang der Vertikalen
lautet damit:
̇ =  − 
Nehmen Sie an, dass zur Zeit  = 0 gilt (0) = 0. Wie lautet ()? Was gilt für den Grenzfall  → ∞?
Lösung:
Die Separation der Variablen liefert:
1
− +


 = −
2
Mit der Substitution  = − +


wird  =

 
und es ergibt sich

Z
Z 
 −+   

= −
 −

0
Ã
!


− + 


= −

−
Dabei sind die Integrationsgrenzen für die Zeit (0 ) und entsprechend für die Geschwindigkeit (0 ), was für 

bedeutet (− − + 
). Anwendung der Exponentialfunktion auf beiden Seiten liefert


− + 
−

1−



= −  

= −  
() =

−

µ


¶

−  
Mit zunehmender Zeit strebt diese Geschwindigkeit gegen einen Grenzwert ∞ . Anschaulich ist dann die abwärts
beschleunigende Kraft  gleich der verzögernden Kraft −. Die Endgeschwindigkeit erhalten wir, wenn wir
in die Zeit gegen ∞ gehen lassen. Dann geht die Exponentialfunktion gegen Null und nur der erste Summand
bleibt stehen. Eine konstante Geschwindigkeit hat sich eingestellt.
Beispiel 5:
Lösen Sie die Differenzialgleichung
√
̇() =  
(0) = 20 
Diese Gleichung tritt bei der Berechnung der Entleerung eines Wasserbehälters durch eine Öffnung am Boden
auf (die Konstante enthält die Lochgröße und die Gravitationskonstante,  ist der Füllstand)
Lösung:

√
= 

√
2  =  + 
( + )2
() =
4
2

20 =
4
1
() =
( + 20 )2
4
Beispiel 6:
Lösen Sie das Anfangswertproblem
1 +  2 −  0 = 0
(1) = 1
Hilfe:
Z

= arctan 
1 + 2
3
Lösung:
1 + 2




ln  + 
tan( + ln )
tan 

4

tan(ln  + )
4
= 

1 + 2
arctan 

1

=
=
=
=

=
=
Beispiel 7:
Lösen Sie das Anfangswertproblem
(1 +  ) 0 = 
(1) = 1
Hilfe:
Z

1
1
= ln
1 + 
 1 + −
Lösung:

2
2
1
2
2
2

1

 =

1 + 
1 + −
1
= ln(1 +  ) + ln 
= − ln
1 + 
=
= ln  + ln(1 + )
1
1
1 + 
− ln(1 + ) + ln(1 +  ) = + ln
2
2
1+
s
µ
¶
2
1 + 
= ± 1 + ln
1+
=
Beispiel 8:
Gegeben sei die gewöhnliche inhomogene Differenzialgleichung 1. Ordnung für (),
0 +
1
 = 3 

Bestimmen Sie die allgemeine Lösung, indem Sie zuerst die homogene Lösung hom () lösen. Machen Sie dann
für die inhomogene Differenzialgleichung den Ansatz part () = ()hom () und lösen Sie die Differenzialgleichung für () (Variation der Konstanten).
Lösung:
Für die homogene DGL
0 +
1
 = 0

4
gilt


ln 



= − ln  + Konstante

=

= −

wobei  ∈ R.
Durch Variation der Konstanten setzt man die partikuläre Lösung in der Form an
 () = ()  ()
daher
5
 0 ()
= 3 → () =


5
Damit ist Lösung der inhomogenen DGL gegeben durch
() =
4

+ 

5
Beispiel 9:
Gegeben sei die gewöhnliche Differenzialgleichung für (),
 0 = 2 + 35 
Bestimmen Sie die allgemeine Lösung analog zum Beispiel 8 (Variation der Konstanten).
Lösung:
Für die homogene DGL
 0 − 2 = 0
gilt


ln 

= 2
= 2 + Konstante
=  2
wobei  ∈ R.
Durch Variation der Konstanten, eine partikuläre Lösung der inhomogenen DGL ist
 () = ()  ()
daher
 0 () 2 = 35 → () = 3 
Damit ist Lösung der inhomogenen DGL
() =  2 + 5 
Ergänzungsaufgaben
Beispiel 10:
Die Methode der Trennung der Variablen läßt sich auch auf partielle Differenzialgleichungen anwenden. Die
berühmte Saitenschwingungsgleichung für die Funktion ( ) lautet ( ist konstant)
2
2
= 2 2 
2


5
Verwenden Sie den Separationsansatz
( ) = () ()
und benützen Sie die Tatsache, dass eine Gleichung der Form
() = () ∀ 
bedeutet, dass () = () = konst sein müssen. Wie lauten die resultierenden Differenzialgleichungen für 
und  ?
Lösung:
Mit dem Ansatz wird
() 00 () = 2  00 () ()
 00 ()
 00 ()
= 2
= −2
 ()
()
 00 + 2 
 00 + 2 2 
= 0
= 0
Die Konstante 2 wird mit einem vorangestellten negativen Vorzeichen eingesetzt, weil sonst die physikalischen
Randbedingungen nicht erfüllt werden können.
6
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