Bekämpfung von Adipositas mit Inkretintherapien: Von der

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Bekämpfung von Adipositas
mit Inkretintherapien: Von der
Wissenschaft zur klinischen Praxis
Diese Fortbildungsmaßnahme wird durch einen unabhängigen Fortbildungszuschuss
von Novo Nordisk Global gefördert.
www.medscape.org/anthology/incretin
Bekämpfung von Adipositas mit Inkretintherapien: Von der Wissenschaft zur klinischen Praxis
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Diese Schulung ist für ein internationales Publikum von nicht-US-amerikanischen medizinischen Fachkräften gedacht, insbesondere
Diabetologen, Endokrinologen, Allgemeinmediziner und Kardiologen, die an der Betreuung von Personen mit Übergewicht und
Adipositas beteiligt sind.
Das Ziel dieser Schulung ist, das Verständnis für Übergewicht und Adipositas als ernsthafte chronische Erkrankung sowie als Vektor bei
der Entwicklung vieler anderer Krankheiten zu verbessern, und Informationen zu den neuesten klinischen Nachweisen für neuartige
Therapien zur Gewichtsabnahme bereitzustellen.
In der Schulung werden die folgenden Inhalte vermittelt:
•
Erkennung der physiologischen neuroendokrinen Mechanismen, die für die Appetitregulierung, die Energiebilanz und die
Gewichtskontrolle verantwortlich sind
•
Bewertung der Vorteile einer moderaten und dennoch nachhaltigen Gewichtsabnahme und der Schwierigkeit, das Gewicht
danach zu halten
•
Bestimmung der Grundlagen, des Wirkprinzips und der klinischen Nachweise für neuartige Therapien zur Gewichtsabnahme mit
dem Potenzial der Vermeidung Adipositas-bezogener Morbiditäten
•
Unterscheidung zwischen den Kriterien, die zur Auswahl des optimalen Therapieplans für den Patienten mit Übergewicht/
Adipositas herangezogen werden
Informationen über Autoren/Fakultätsmitglieder und Offenlegungserklärungen
WebMD Global verlangt von jeder Person, die an Fortbildungsangeboten beteiligt ist und deren Inhalt beeinflussen kann, alle
finanziellen Beziehungen der vergangenen 12 Monate, die einen Interessenkonflikt darstellen könnten, offenzulegen.
Arne Astrup, Dr. med.
Abteilungsleiter; Professor, Ernährung und Sport, Wissenschaftliche Fakultät, Universität von Kopenhagen, Kopenhagen, Dänemark
Offenlegung: Arne Astrup, Dr. med., hat folgende relevanten finanziellen Beziehungen offengelegt:
•
Hat als Berater oder Gutachter agiert für: Arena Pharmaceuticals, Inc.; Basic Research; BioCare Copenhagen; Gelesis; Novo Nordisk;
Omega Pharma; Orexigen Therapeutics, Inc.; Pathway Genomics Corporation; S-Biotek Holding ApS
•
Hat als Referent oder Mitglied eines Referenten-Büros agiert für: Gelesis; Novo Nordisk
•
Hat finanzielle Mittel für klinische Forschung erhalten von: Novo Nordisk
Cintia Cercato, Dr. med., PhD
Professor, Medizinische Fakultät der Universität von São Paulo, São Paulo, Brasilien
Offenlegung: Cintia Cercato, Dr. med., PhD, hat folgende relevanten finanziellen Beziehungen offengelegt:
•
Hat als Berater oder Gutachter agiert für: Eli Lilly and Company; Eurofarma; Novo Nordisk
•
Hat als Referent oder Mitglied eines Referenten-Büros agiert für: Novo Nordisk
•
Hat finanzielle Mittel für klinische Forschung erhalten von: AbbVie Inc.; Boehringer Ingelheim Pharmaceuticals, Inc.; Eli Lilly and
Company; Novo Nordisk
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Luc F. Van Gaal, Dr. med., PhD
Professor für Medizin, Abteilung für Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel, Universitätsklinikum von Antwerpen, Antwerpen,
Belgien
Offenlegung: Luc F. Van Gaal, Dr. med., PhD, hat folgende relevanten finanziellen Beziehungen offengelegt:
•
Hat als Berater oder Gutachter agiert für: AstraZeneca Pharmaceuticals LP; Boehringer Ingelheim Pharmaceuticals, Inc.; Eli Lilly and
Company; Janssen Pharmaceuticals; Johnson & Johnson Pharmaceutical Research & Development, L.L.C.; Merck Sharp & Dohme
Corp.; Novo Nordisk; Sanofi
•
Hat als Referent oder Mitglied eines Referenten-Büros agiert für: AstraZeneca Pharmaceuticals LP; Boehringer Ingelheim
Pharmaceuticals, Inc.; Eli Lilly and Company; Janssen Pharmaceuticals; Johnson & Johnson Pharmaceutical Research &
Development, L.L.C.; Merck Sharp & Dohme Corp.; Novo Nordisk; Sanofi
•
Hat finanzielle Mittel für klinische Forschung erhalten von: EU (Hepadip + Resolve consortium)
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Wissenschaftliche Grundlagen der Gewichts-Homöostase/Gewichtsabnahme
Adipositas-Epidemie
Übergewicht und Adipositas nehmen weiter zu, und heute gelten mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung als übergewichtig.[1,2] Das
Messen des Body-Mass-Indexes (BMI) dient häufig zur Bestimmung von Übergewicht und Adipositas.[1,2,3] Eine Person kaukasischer
Abstammung mit einem BMI von über 25,0 kg/m2 gilt als übergewichtig, und mit einem BMI von über 30,0 kg/m2 als adipös.[1,2,4] Der BMI
unterscheidet jedoch nicht zwischen Körperfett und der mageren Körpermasse; daher sollte er durch eine Messung des Taillenumfangs
ergänzt werden.[3] Personen mit übermäßig viel intra-abdominalem Fettgewebe haben ein viel größeres gesundheitliches Risiko, und
der Taillenumfang bzw. das Verhältnis zwischen Taille und Hüfte ist häufig ein besserer Indikator für dieses Risiko als der BMI.[5] Einige
Menschen haben einen normalen BMI, jedoch einen hohen Anteil an Körperfett („sarkopenische Adipositas“). Ein Teil dieses Fetts
kann in und um Organe abgelagert sein, wie etwa in den Skelettmuskeln, im Herzen, in der Bauchspeicheldrüse und in der Leber
(„innenliegendes Fett“, das heißt, Adipositas auf der Basis der Verteilung von Körperfett).[5,6,7]
Groß portionierte Gerichte, die aus stark kalorien-/kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln bestehen (zum Beispiel verarbeitete
Kohlenhydrate), kombiniert mit einer sitzenden Lebensweise, ungesundem Schlafverhalten, Stress und anderen Faktoren führen zu
einer ggü. dem Verbrauch übermäßigen Aufnahme von Energie.[3,8,9] Zu viele Kalorien werden hauptsächlich als Körperfett gespeichert.
Soziokulturelles Verhalten (zum Beispiel Essen und Trinken [sowohl alkoholische als auch nicht-alkoholische Getränke mit hohem
Zuckergehalt]) und Umweltfaktoren (zum Beispiel Freizeit, Geld, Art der Beschäftigung, Standort, TV und Spielekonsolen) tragen zu einer
Situation bei, in der mehr Körperfett (d. h. Adipositas) zum „neuen normalen“ homöostatischen Zustand wird.[10-12]
An der Beibehaltung des Körpergewichts ist ein komplexes homöostatisches System beteiligt
Der Nahrungsaufnahme und dem Energieverbrauch liegt ein komplexes homöostatisches System zugrunde.[9] Genetische Faktoren
spielen unzweifelhaft eine Rolle und wurden mit Unterschieden beim Appetit und Körpergewicht assoziiert.[9,13] Das Zentrale
Nervensystem (ZNS), das Periphere Nervensystem (PNS) und der gastrointestinale (GI) Trakt (die sogenannte Magen-Gehirn-Achse)
sowie Adipozyten (einschließlich des braunen Fettgewebes [BAT]) und zahlreiche Hormone (z. B. Leptin, Ghrelin, Glukagon-artiges
Peptid 1 [GLP-1], Insulin) treten in Wechselwirkung, um den Appetit zu stimulieren (orexigene Aktivität) oder einen Appetitverlust
herbeizuführen (anorexigene Aktivität) sowie um den Energieverbrauch zu erhöhen oder zu senken.[9,14-15,16-18] (Abbildung 1)
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Abb. 1 Autonomes Nervensystem Sympathisch Gehirn Rückenmark Ghrelin LepUn Magen Vagusnerv Gallensäuren Portalkreislauf Systemischer Kreislauf GLP-­‐1, PYY3-­‐35, OXM, CCK, 5HT, FGF, BA Enterisches Nervensystem Leber Weißes Fe9gewebe LepUn, AdiponecUn, IL-­‐6, TNF Dünndarm Dickdarm Insulin, Glucagon, Amylin, PP Pankreas Peripheres Nervensystem Abbildung 1. Mechanismen der Regulierung der Nahrungsaufnahme.
Aus Acosta A, et al.[15]
Zusammenfassung der Abbildung (kurze Beschreibung): Organe, Hormone und Signalgebung bei der Aufnahme und beim Verbrauch von
Energie
Die Magen-Gehirn-Achse beinhaltet die Sekretion der Hormone des GI-Trakts, die Aktivierung der vagalen afferenten Fasern zum
Hinterhirn und die Magendistension.[9,14] Appetit (Hunger) wird durch das während einer Fastenperiode aus Endokrinzellen im Magen
freigesetzte Ghrelin stimuliert. Das durch die vagalen afferenten Fasern wirkende Ghrelin stimuliert Neuronen im Nucleus arcuatus des
Hypothalamus und aktiviert den Signalweg des Neuropeptids Y (ein orexigener Effekt; ein dem Peptid YY [PYY] ähnlicher
Signalweg).[19] Die Nahrungsaufnahme verursacht eine Magendistension, die den Vagusnerv und die anorexigene Signalgebung
zum Gehirnstamm und Hypothalamus stimuliert.[15] Die Aktivierung des Vagusnervs wird zudem indirekt durch Hormone gehemmt/
stimuliert, die im GI-Trakt bei Vorhandensein von Nahrung und verdauungsfördernden Bestandteilen freigesetzt werden. Bei Personen
mit normalem Gewicht hemmt Ghrelin die afferenten Fasern und verursacht einen orexigenen Effekt, wohingegen das Hormon Leptin
die vagalen Fasern stimuliert und einen anorexigenen Effekt verursacht.[15] In anderen Teilen des GI-Trakts werden weitere anorexigene
Hormone sekretiert (z. B. Cholecystokinin [CCK], GLP-1, PYY), die ebenfalls den Vagusnerv stimulieren.[15]
Nach einer Mahlzeit sollte eine Person keinen Hunger verspüren (d. h., sie sollte gesättigt sein), wodurch ein Zeitraum für die Verdauung
gegeben ist, bevor die nächste Mahlzeit erfolgt.[14] Bei einer adipösen Person ist der homöostatische Zustand verändert, und der „neue
normale Zustand“ beinhaltet ein Übermaß an Körperfett. Bei Personen mit Übergewicht/Adipositas ist die Zeit zwischen den Mahlzeiten
verkürzt (d. h., es besteht ein verringertes Sättigungsgefühl), die einzelnen Portionen sind größer und die Schaltkreise des ZNS, die
den adipösen Zustand aufrecht erhalten, sind aktiviert.[11] Die Sekretion und die Wirksamkeit anorexigener Hormone sind reduziert.
Außerdem ändert sich bei Patienten, die versuchen, mithilfe einer kalorienreduzierten Diät Gewicht zu verlieren, die Ausschüttung der
GI-Hormone zugunsten der Appetitstimulation und der erneuten Gewichtszunahme.[9]
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Die Skelettmuskeln und das Fettgewebe setzen auch Hormone frei, die sich auf die Appetitregulation und den Energieverbrauch
auswirken.[7,17] Adipöses Gewebe sekretiert ca. 600 Adipokine, die wiederum die Adipozytenfunktion modulieren, sowie eine Reihe an
biologischen Prozessen im Gehirn, in der Leber, in den Skelettmuskeln, den Blutgefäßen, im Herzen und in der Bauchspeicheldrüse.[17]
Adipozyten stellen das größte endokrine Organ im Körper dar, und ihr Sekretionsmuster ist für die Bestimmung des individuellen Risikos
für Adipositas und die damit verbundenen Komorbiditäten von Bedeutung.[6-7,17] Zum Beispiel sekretieren Adipozyten im Verhältnis
zur Fettmasse Leptin, das an das ZNS den Status der langfristigen Energiespeicher signalisiert. Leptinresistenz kann zur Entwicklung
von Adipositas beitragen.[14] Die Entwicklung von chronischen Entzündungsprozessen im Fettgewebe kann die Adipokinsekretion
in Richtung eines diabetogenen, proinflammatorischen und atherogenen Musters verändern, was zur Entwicklung von mit mit
Übergewicht/Adipositas verbundenen Pathologien der Endorgane beitragen kann.[5]
Braunes Fettgewebe (BAT) wird seit Jahrzehnten erforscht, aber seine funktionale Relevanz für die Energiebilanz konnte erst in den
letzten Jahren bestätigt werden.[16,20] Die Aktivierung des BAT durch das sympathische Nervensystem über einen atypischen β-3Rezeptor resultiert in der Umwandlung der chemischen Energie in Wärme.[21] Das BAT besitzt einen hohen Anteil an Mitochondrienausprägendem, entkoppelndem Protein 1 (UCP1).[16] Physiologisch betrachtet wird BAT in einer kalten Umgebung prävalent
und aktiv. Die BAT-Aktivität ist bei einigen Patienten mit einer schweren Adipositas geringer; die wichtige Rolle von BAT für die
Insulinempfindlichkeit bedeutet, dass die BAT-Prävalenz mit Diabetes mellitus des Typs 2 (T2DM) umgekehrt assoziiert ist. Der kausale
Signalweg bei dieser beobachteten Verbindung muss jedoch erst noch bestimmt werden.[16,22]
Signale aus dem peripheren Nervensystem werden im Hirnstamm und Hypothalamus zur Regulation der Energiebilanz
koordiniert.[15] Im Hirnstamm senden der Area postrema und der Nucleus tractus solitarii periphere Signale an Neuronen erster
Ordnung im Nucleus arcuate (der sowohl orexigene als auch anorexigene Neuronen besitzt).[14-15] Neuronen erster Ordnung
interagieren mit Neuronen zweiter Ordnung, um höhere Gehirnbereiche zu aktivieren, insbesondere kortikolimbische Schaltkreise,
um bei der Nahrungsaufnahme belohnende bzw. motivierende Hormone auszuschütten (hedonistische Reaktionen); hier sind
Gehirnregionen betroffen, die mit Belohnung, Kognition und Emotion verbunden sind.[14] Diese belohnenden Eigenschaften können
eine große Wirkung entfalten und sogar süchtig machen, was zu übermäßigem Essen führt.[14-15] Neuronen zweiter Ordnung können
ebenfalls über die Aktivierung des Hypothalamus und des Gehirnstamms anorexigene Effekte auslösen. Durch die Stimulierung der
gastrischen vagalen efferenten Fasern verzögern Neuronen zweiter Ordnung die Magenentleerung und erhöhen durch Einleitung
einer Hyperthermie den Energieverbrauch.[15]
Wichtige molekulare Ziele für die Regulation der Aufnahme/des Verbrauchs von Energie
Angesichts der großen Anzahl an Hormonen und Neurotransmittern, die an der Regulation der Energieaufnahme und des
Energieverbrauchs beteiligt sind, können möglicherweise viele molekulare Ziele bei der Behandlung von Adipositas genutzt werden.
Einige der am besten erforschten sind:
Leptin. Seltene genetische Störungen im Leptin-Melanocortin-Signalweg sind vorhanden und können Adipositas verursachen.[13,23]
Patienten mit diesen Störungen haben einen starken Drang zu essen und ein beeinträchtigtes Sättigungsgefühl. Injektionen von
rekombinantem menschlichem Leptin bringen die Krankheit unter Kontrolle, wodurch sich für den Patienten enorme Vorteile
ergeben.[23]
Die hauptsächliche Funktion von Leptin besteht jedoch darin, unangemessene Energiespeicher zu melden, und Leptinmangel
gilt nicht als Problem adipöser Patienten.[24,25] Wenn der Leptinspiegel unter einen bestimmten Grenzwert fällt (z. B. aufgrund einer
Schlankheitskur), meldet diese Reduktion einen Mangel an gespeicherter Energie an das Gehirn. Schlankheitskuren führen häufig zu
gegenteiligen homöostatischen Reaktionen, wie etwa zu einem gesteigerten Appetit und einem verringerten Energieverbrauch, was auf
lange Sicht zu einer Gewichtszunahme führt. Unter dem Grenzwert liegende Leptinspiegel (zu beachten ist, dass der Leptingrenzwert
bei Patienten mit Adipositas höher liegt) führen zu Hunger, Energieeinsparung und Wiedererlangung des Gewichts.[24] Leptinagonisten
könnten bei einigen Personen, die an Gewicht abgenommen haben, als Therapie zur Beibehaltung des Gewichts verwendet werden,
wodurch einige der metabolischen, autonomen, neuroendokrinen und verhaltensmäßigen Adaptationen, die eine Wiedererlangung
des Gewichts begünstigen, umgekehrt werden können.[24]
Neuropeptid Y (NPY). NPY ist ein wirksames orexigenes Neuropeptid. Es nimmt eine wichtige Rolle in der Hypothalamus-FettgewebeAchse ein und ist ein Hauptmediator bei der Unterstützung der Energiespeicherung.[26] Im Nucleus arcuatus treten NPY-Synthese
und -Sekretion als Reaktion auf einen Energiemangel und eine größere metabolische Nachfrage auf. NPY-Neuronen sind über die
Regulation der sympathischen Efferenzen an Adipositas und der BAT-Thermogenese beteiligt.[26] Selektive NPY-Rezeptor-Antagonisten
zur Behandlung von Adipositas befinden sich in der Entwicklung.[26-27]
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Ghrelin. Ghrelin ist ein hauptsächlich von den neuroendokrinen Zellen des Magenfundus, und in geringerer Menge vom GI-Trakt,
gebildetes Peptid.[28] Die Wirkung von Ghrelin ist der von Insulin und Leptin entgegengesetzt. Das zentral oder über den Vagusnerv
agierende Ghrelin aktiviert hypothalamische, bogenförmige Neuronen und initiiert eine orexigene Signalgebung (Hunger). Die Spiegel
steigen während einer Fastenperiode an und fallen nach dem Essen ab. Ghrelin steigert außerdem die belohnende Wirkung stark fett- oder
zuckerhaltiger Nahrungsmittel; die Unterstützung einer vergnüglichen (hedonistischen) Nahrungsaufnahme kann zu übermäßigem Essen
führen.[14,28] Ghrelin-Rezeptor-Antagonisten zur Adipositasbehandlung befinden sich noch in der Forschungsphase.[28]
Serotonin-Rezeptoren. ZNS-Serotonin [5-Hydroxytryptamin (5-HT)] hat viele Effekte, einschließlich der Modulation des
Gemütszustandes, der zirkadianen Rhythmen und der Nahrungsaufnahme (anorexigene Neurotransmitter).[29-30] Serotonin hat 14
bekannte, breit ausgeprägte Rezeptoren, die die Entwicklung selektiver Medikamente für bestimmte Rezeptoren erlauben. Der 5-HT2cRezeptor ist insbesondere für die Kontrolle der Nahrungsaufnahme von Bedeutung.[30] Lorcaserin, ein hoch selektiver 5-HT2c-Agonist,
zeigt eine geringe Häufigkeit von Nebenwirkungen, während er den Appetit reduziert. Er wurde für die Behandlung von Patienten mit
Adipositas lizensiert.[30] Eine Post-hoc-Analyse von 3 Phase-III-Studien ergab, dass eine Gewichtsabnahme von ≥ 5 % bis zur Woche 12
eine robuste Reaktion auf Lorcaserin nach 1 Jahr prognostizierte.[31] Weitere Details zu Lorcaserin finden Sie im Abschnitt zu neuartigen
Medikamenten zur Gewichtsabnahme in dieser klinischen Anthologie.
Bariatrische Chirurgie. Die bariatrische Chirurgie ist wahrscheinlich die wirksamste Behandlung für Adipositas, und ihre Wirksamkeit
übersteigt kalorienkontrollierte Diäten hinsichtlich einer langfristigen Gewichtsabnahme. Man geht nicht davon aus, dass ihre Wirkung
auf ein verringertes Hungergefühl und das Verlangen nach Nahrung einfach durch eine Reduktion der Größe des Nahrungsreservoirs
und die verringerte Aufnahme von Nährstoffen zu erklären sei.[11,15,18] Die langfristige Wirksamkeit der bariatrischen Chirurgie hat die
Aufmerksamkeit auf GI-Hormone (z. B. GLP-1 und PYY) und ihre Auswirkungen auf die ZNS-Regulation des Appetits gelenkt.[18]
Glukagon-artiges Peptid 1 (GLP-1). GLP-1 wird nach dem Essen im GI-Trakt von L-Zellen sekretiert (zusammen mit PYY). Am GLP1-Rezeptor bindendes Peptid erhöht die Insulinsekretion und unterdrückt die Glukagonsekretion in einer Glukose-abhängigen
Art und Weise.[32-33] Die natürlichen Liganden für eine GLP-1-Stimulation und Sekretion sind Mahlzeiten, die reich an Protein sowie
an Monoglyzeriden sind, die aus der Verdauung von Triglyzeriden produziert werden.[34] GLP-1 stimuliert außerdem im Vagusnerv
befindliche GLP-1-Rezeptoren, was zu einer Aktivierung von GLP-1-Neuronen im Nucleus tractus solitarii führt.[14] Die Entdeckung, dass
GLP-1 bei Menschen als Sättigungshormon wirkt, hat eine Reihe von Studien zur Folge gehabt, die Einblicke in dessen Physiologie
geben.[35-36] Bei adipösen Personen erfordert die mit dem GLP-1 verbundene Sättigungswirkung höhere Kreislaufspiegel des Hormons,
als dies bei Personen mit normalem Gewicht der Fall ist. Die ein Sättigungsgefühl auslösenden GLP-1-Spiegel sind auch höher als
die für ihre Inkretinwirkung erforderlichen Spiegel (z. B. Insulinstimulation).[35-37] Durch die Stimulation der GLP-1-Rezeptoren in den
Gehirnbereichen verringert sich die belohnende Wirkung der Nahrung, und es kommt zu einem erhöhten Sättigungsgefühl, teilweise
durch gegen die Wirkungen von Ghrelin gerichtete Effekte. Die ZNS-Wirkungen des GLP-1, und eher nicht dessen periphere Effekte
auf die Magenentleerung, die Insulinsekretion und die Glukagonunterdrückung, sind für die Wirkung auf das Sättigungsgefühl
verantwortlich.[14,32]
GLP-1 hat eine Halbwertszeit von unter 5 Minuten und wird durch das Enzym Dipeptidyl-Peptidase-4 zersetzt. Es wird davon
ausgegangen, dass die zentralen Wirkungen des GLP-1 durch die Stimulation der vagalen afferenten Fasern verursacht
werden.[31-32] GLP-1-Rezeptoren sind jedoch im vierten Ventrikel vorhanden, ein Bereich, in dem die Blut-Gehirn-Barriere den Zugang
nicht vollständig blockiert, und stabile GLP-1-Analoga können diese Rezeptoren ebenfalls aktivieren. GLP-1-Rezeptor-Agonisten mit
langanhaltender Wirkung werden seit mehr als 10 Jahren zur Behandlung von T2DM eingesetzt.[32,38-40] Liraglutid, ein lang wirkendes
Analog von GLP-1, wurde kürzlich zur Behandlung von Adipositas zugelassen.[3] Weitere Details zu Liraglutid finden Sie im Abschnitt zu
neuartigen Medikamenten zur Gewichtsabnahme in dieser klinischen Anthologie.
Zusammenfassung
An der Gewichtshomöostase sind eine Reihe von Hormonen und Neuropeptiden beteiligt, die zur Regulation und Abstimmung der
Nahrungsaufnahme und des Energieverbrauchs mit peripheren Organen und dem ZNS interagieren. Die an der Belohnung und dem
Hochgefühl beteiligten höheren Gehirnzentren können das Gleichgewicht zu übermäßigem Essen und einem Verlangen nach süßen
und kalorienreichen Nahrungsmitteln und Getränken verschieben. Dadurch werden die betreffenden Personen übergewichtig und
adipös, und es verschiebt sich die Selbstregulation des Organismus bezüglich des Gewichts nach oben hin zu einem höheren Gewicht.
Diäten mit einer kontrollierten Kalorienmenge können bei übergewichtigen Personen zu einer kurzfristigen Gewichtsabnahme führen.
Die homöostatische Reaktion des Körpers ist jedoch, die Nahrungsaufnahme zu erhöhen und den Energieverbrauch zu senken, was
auf lange Sicht häufig zu einer Gewichtszunahme führt. Bisher bestand die Geschichte der pharmakologischen Adipositasbehandlung
aus einer Reihe hoffnungsvoller Zulassungen, gefolgt von einer schrittweisen Zurücknahme der Medikamente aufgrund ernsthafter
Nebenwirkungen. Kürzlich zugelassene oder in der Entwicklung befindliche neuartige Agenzien können dazu beitragen, diesen
unglücklichen Trend umzukehren.[41]
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Adipositas/Übergewicht als Risikofaktor, und die medizinischen Vorteile und Herausforderungen
einer Gewichtsabnahme
Eine übergewichtige oder adipöse Person muss, wenn die Gewichtsabnahme nachhaltig sein soll, entschlossen sein, ihre Lebensweise
zu ändern. Neben einer Reduktion der Kalorienaufnahme, sollten auch eine Ernährungsumstellung sowie mehr sportliche Betätigung
initiiert werden.[3,42-44] Personen mit einem BMI zwischen 20 und 24,9 kg/m2 (normales Gewicht) haben das geringste Sterblichkeits- und
Morbiditätsrisiko.[44-46] Die unter Zuhilfenahme des normalen Gewichts als Referenzpunkt berechneten Risikoquotienten legen nahe,
dass es ein J-förmiges Verhältnis gibt, wobei untergewichtige (BMI < 18,5 kg/m2)und adipöse Patienten der Grade 2 und 3
(BMI ≥ 35 kg/m2) ein signifikant erhöhtes Sterblichkeitsrisiko haben.[45,46]
Adipositas/Übergewicht: Risikomultiplikator für eine Reihe von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Eine Reihe von Studien haben gezeigt, dass Adipositas kein homogenes Krankheitsbild hat, und dass die regionale Verteilung des
Fettgewebes für das Verständnis des Zusammenhangs zwischen Adipositas und metabolischen Störungen wichtig ist.[47,48] Eine eher
abdominale Adipositas ist eng mit Insulinresistenz, Dyslipidämie und systemischen Entzündungen verknüpft, die eine wichtige Rolle
bei der Pathogenese einer Herz-Kreislauf-Erkrankung (HKE) einnehmen.[49]
Adipozyten und Fettgewebe spielen eine zentrale Rolle bei der Pathogenese einer mit Adipositas verbundenen Insulinresistenz.
Viszerales adipöses Gewebe sondert verschiedene entzündungsfördernde Zytokine, einschließlich TNF-α und IL-6, ab und wird mit der
Reduktion von Adiponectin, einem Zytokin mit entzündungshemmenden Eigenschaften, assoziiert. Diese Muster der Zytokinsekretion
unterstützen zusammen den Zustand einer chronischen Entzündung.[50] Neuere Nachweise legen nahe, dass aufgrund der begrenzten
Kapazität der viszeralen Adipozyten zur Fettspeicherung eine reduzierte Lipidspeicherung im Fettgewebe zur Akkumulation
ektopischer Lipide im nicht-adipösen Gewebe beiträgt, wie etwa in der Leber, in den Skelettmuskeln und in der Bauchspeicheldrüse,
wo die Lipotoxizität die Insulinwirkung beeinträchtigt.[51]
Eine Folge von viszeralem Adipositas und Insulinresistenz ist das metabolische Syndrom, eine Erkrankung, die sich durch eine besondere
Konstellation von Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes des Typs 2 auszeichnet. Die wichtigsten diagnostischen
Komponenten sind ein niedrigerer Spiegel an „High Density Lipoprotein“ [Lipoprotein hoher Dichte] -Cholesterin (HDL-C) und erhöhte
Werte für Triglyzeride, Blutdruck und mit abdominaler Adipositas verbundener Nüchtern-Plasmaglukose (Tabelle 1).[52]
Tabelle 1. Wichtigste diagnostische Komponenten des metabolischen Syndroms
Messung
Kategorische Grenzwerte
Taillenumfang
Populations- und länderspezifische Definitionen/
Bestimmungen
Triglyceridea
≥ 150 mg/dl
HDL-C
Männer < 40 mg/dl; Frauen < 50 mg/dl
a
Blutdruck
≥ 130/≥ 85
a
Nüchternglukose
a
≥ 100 mg/dl
HDL-C = „High Density Lipoprotein“ [Lipoprotein hoher Dichte] -Cholesterin.
Eine medikamentöse Behandlung bei erhöhten Triglyzerid-Werten, niedrigen HDL-C-Werten, erhöhtem Blutdruck oder erhöhten
Glukose-Werten sind alternative Indikatoren.
a
Aus Lam D, et al.[52]
Zusammenfassung der Tabelle Zur Diagnose eines metabolischen Syndroms verwendete Kriterien
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In einer Metaanalyse wurde das metabolische Syndrom mit einem erhöhten Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung (HKE) assoziiert
(relatives Risiko [RR]: 2,35; 95 % Konfidenzintervall [CI]: 2,02 bis 2,73), HKE-Mortalität (RR: 2,40; 95 % CI: 1,87 bis 3,08), Gesamtmortalität
(RR: 1,58; 95 % CI: 1,39 bis 1,78), Myokardinfarkt (RR: 1,99; 95 % CI: 1,61 bis 2,46) und Schlaganfall (RR: 2,27; 95 % CI: 1,80 bis 2,85).[53]
Adipositas beeinträchtigt erwiesenermaßen die vaskuläre Reaktivität und wird mit Atherosklerose assoziiert.[54] Die Störung der
Endothelfunktion korreliert mit einem erhöhten BMI, und sie kann ab Adipositas Grad 1 (BMI 30-35 kg/m2) erkannt werden.[54] Bei
Insulin-naiven Patienten mit T2DM, verschlechtern sich mit einem erhöhten BMI die Risikofaktoren für das Herz-Kreislauf-System. Ein
erhöhter systolischer und diastolischer Blutdruck sowie entsprechende Triglyzerid-Spiegel korrelieren direkt mit einem erhöhten BMI
bei T2DM-Patienten; HDL-C-Spiegel korrelieren umgekehrt mit dem BMI.[55] Eine optimale Behandlung von T2DM sollte daher auch
das Gewicht und den Fitnessgrad der Patienten berücksichtigen sowie Medikamente zur Reduzierung des Blutzuckerspiegels, des
Blutdrucks und der Lipide bereitstellen.[56]
Adipositas/Übergewicht: Risikofaktor für Krebs, Osteoarthritis, Schlafapnoe und kognitive Defizite
Krebs. Metaanalysen haben Nachweise auf unterschiedlichen Stufen − von ‚überzeugend‘ zu ‚wahrscheinlich‘ und/oder ‚vermutlich‘ − für
einen Zusammenhang zwischen dem BMI und verschiedenen Krebsarten ergeben (Tabelle 2).[57-59]
Tabelle 2. Nachweisebenen für einen Zusammenhang zwischen Übergewicht und Adipositas sowie das Krebsrisiko
Überzeugend
Wahrscheinlich
Vermutlich
Speiseröhre
Leber
Magen (proximal)
Dichdarm und Rektum
Gallenblase
Schilddrüse
Pankreas
Ovarium
Niere
Prostata (fortgeschritten)
Brust (postmenopausal)
Hodgkin-Lymphom
Endometrium
Kein-Hodgkin-Lymphom
Leukämie
Multiples Myelom
Aus Latino-Martel, et al.58]
Zusammenfassung der Tabelle Nachweislicher Zusammenhang zwischen Übergewicht/Adipositas und dem Risiko für eine Reihe von
Krebsarten
Es wird angenommen, dass Adipositas für bis zu 14 % aller Krebstodesfälle bei Männern und für bis zu 20 % aller Krebstodesfälle
bei Frauen verantwortlich ist (Abbildung 1).[60] Eine Studie ergab, dass ca. 3,6 % aller neuen Krebsfälle 2012 einem überhöhten
BMI zugewiesen werden konnten, wobei 0,5 % (Männer) und 1,3 % (Frauen) aller Krebserkrankungen als potenziell durch eine
Gewichtsabnahme oder -kontrolle vermeidbar diagnostiziert wurden.[59]
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Abb. 2
Frauen 120 100 80 60 40 20 0 Männer 60 50 40 30 20 10 0 Niere Pankreas Rektum Dickdarm OAC Abbildung 2. Geschätzte Anzahl der Krebsfälle (in Tausend), die einer übermäßigen Körpermasse zugewiesen werden konnten.
OAC = Adenokarzinom des Ösophagus.
Aus Arnold M, et al.[59]
Zusammenfassung der Abbildung (kurze Beschreibung): Arten und Anzahl der Krebsfälle, die mit Adipositas bei Männern und Frauen
verknüpft sind
Eine Gewichtsabnahme kann über eine Reihe von Mechanismen gegen Krebs schützen, etwa durch die Unterbrechung der
Signalwege, die Adipositas mit der Tumorbildung und dem Tumorwachstum verknüpfen (z. B. durch Reduzierung der Spiegel des
Insulin-ähnlichen Wachstumfaktors-1, entzündungsfördernder Zytokine aus Fettgewebe und eine Verringerung der Insulinresistenz).[57,61]
Bei Frauen nach der Menopause wurde eine Gewichtsabnahme um 10 % mit einer signifikant positiven Auswirkung auf mit Brustkrebs
assoziierte Biomarker-Spiegel verbunden.[60] Bariatrische Chirurgie, eine nachhaltige Gewichtsabnahme und eine signifikante Senkung
der Mortalität und Morbidität bei Patienten mit schwerer Adipositas sind ebenfalls mit einer signifikanten Reduktion der Häufigkeit des
Auftretens von Krebs, insbesondere bei Frauen, assoziiert.[57]
Osteoarthritis. Osteoarthritis ist eine chronische Erkrankung aufgrund einer Interaktion mehrerer Faktoren (z. B. genetischer,
metabolischer, biochemischer und biomechanischer Art).[62] Eine Osteoarthritis am Knie ist ein bestimmtes, mit Übergewicht und
Adipositas verknüpftes Problem. Adipositas ist der wichtigste veränderbare Risikofaktor für eine Kniearthrose, wobei bereits eine
Reduzierung des Körpergewichts um 5 % von Vorteil ist. Eine Reduktion um 10 %, kombiniert mit sportlicher Betätigung, hat
nachweislich die Symptome einer Kniearthrose um 50 % verbessert, zudem hat sie zu einer signifikanten Reduktion der Spiegel des
entzündungsfördernden Zytokins IL-6 geführt.[62,63]
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Schlafapnoe. Adipositas ist der stärkste Prädiktor einer obstruktiven Schlafapnoe, bei der ein mit der physikalischen Verstopfung der
Luftwege verbundener gestörter Sauerstofffluss beim Patienten Schnarchen, Schniefen und ein mehrmaliges Erwachen während
der Schlafphase verursacht.[56,64-65] Schlafapnoe ist selbst ein Risikofaktor für eine Reihe von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und
Ereignissen wie Bluthochdruck, akutes Koronarsyndrom und Schlaganfall.[66-68] Patienten mit einer obstruktiven Schlafapnoe sollte eine
Gewichtsabnahme empfohlen werden.[69] Bei Patienten mit Adipositas und T2DM zeigten Gewichtsabnahme und sportliche Betätigung
eine signifikante Besserung bzgl. Schlafapnoe, und die Gewichtsabnahme trug am meisten zur Besserung der Symptome bei.[69-70]
Kognitive Defizite. Übergewicht und Adipositas sind Risikofaktoren für eine reduzierte kognitive Funktion.[71] Bei Patienten mit Adipositas
besteht ein um 35 % höheres Risiko für die Entwicklung von Alzheimer im Vergleich zu normalgewichtigen Personen.[72] Insulinresistenz,
ein mit Adipositas/Übergewicht korreliertes Defizit, gilt als unterstützend bei der Progredienz von Demenz und anderen neurologischen
Störungen.[73] Eine Studie mit adipösen Frauen, die auf einen bariatrischen Eingriff warteten, zeigte, dass vor dem Eingriff der
Gehirnstoffwechsel erhöht war, insbesondere im posterioren Gyrus cinguli. Nach dem chirurgischen Eingriff war der Gehirnstoffwechsel
niedriger, und dies wurde begleitet von einer Verbesserung der ausführenden Funktion sowie von vorteilhaften Veränderungen
der entzündungsfördernden Parameter.[71] Besserungen hinsichtlich der kognitiven Defizite waren mit der Ernährung und der
Gewichtsabnahme verknüpft. Bei älteren adipösen Patienten mit einer leichten kognitiven Einschränkung führte eine auf der Basis einer
12-monatigen Begrenzung der Kalorienzufuhr erreichte Gewichtsabnahme von 5 % zu Verbesserungen des Sprachgedächtnisses, der
verbalen Sprachbeherrschung, der ausführenden Funktion und der globalen Kognition.[74]
Herausforderungen einer Gewichtsabnahme: An Gewicht abzunehmen ist schwer, aber noch schwerer ist es, das neue
Gewicht zu halten
Jede Schlankheitskur, die auf eine verringerte Kalorienaufnahme hinausläuft, insbesondere in Kombination mit einem erhöhten
Energieverbrauch (d. h. mehr sportliche Betätigung) ermöglicht es einem Patienten an Gewicht abzunehmen. Eher umstritten
ist die Frage, ob eine Niedrigkaloriendiät (z. B. 1000 kcal/Tag) bestimmte Arten von Kalorien reduzieren sollte − z. B. Fette oder
Kohlenhydrate.[2,75-76] Eine Diät mit niedrigem Kohlenhydratgehalt wird manchmal bei Patienten mit T2DM empfohlen, da eine
Reduktion der Kohlenhydratkalorien als Teil einer Niedrigkaloriendiät nicht nur zu einer Gewichtsabnahme führt, sondern auch eine
positive Auswirkung auf den Blutzuckerspiegel hat.[75] Eine Gewichtsabnahme kann eine Verschiebung des Stoffwechsels bedeuten, der
Lipide ggü. einer Kohlenhydratoxidation bevorzugt. Während der erneuten Gewichtszunahme wird diese Verschiebung umgekehrt.
Eine Diät mit niedrigem Kohlenhydratgehalt kann daher die Stoffwechselumkehrung verhindern und so dazu beitragen, dass es nicht
wieder zu einer Gewichtszunahme kommt.
Schlankheitskuren sind schwierig. Patienten müssen zu einer Gewichtsabnahme motiviert und ermuntert werden. Diese Motivation
kann nicht nur strukturierte Programme zur Gewichtsabnahme sondern auch Medikamente zur Gewichtsabnahme beinhalten.
Kurzfristig ist eine Gewichtsabnahme häufig erfolgreich, aber auf lange Sicht nehmen viele Patienten wieder zu.[76-79] Die Gründe für
eine erneute Gewichtszunahme sind vielfältig. Eine Gewichtsabnahme verursacht ein größeres Hungergefühl und mehr Appetit sowie
ein verringertes Sättigungsgefühl. Diese Stoffwechseländerungen können umgekehrt zu einem verstärkten Essverhalten und damit zu
einer erneuten Gewichtszunahme führen.[24-25,80]
Eine Gewichtsabnahme kann anhaltende adaptive Reaktionen stimulieren, u. a. Adipozyten, die Gehirn-Magen-Achse, orexigene und
anorexigene Hormone und weißes Fettgewebe. Adipozyten, die primäre zelluläre Komponente des Fettgewebes, werden während
der Gewichtsabnahme reduziert. Diese Reduktion verändert ihre metabolischen und inflammatorischen Eigenschaften, sodass die
Speicherung verdauter Energie möglich ist.[80] Auf Adipositas bezogene Insulin-Signalgebung wird in den einzelnen Phasen der
Gewichtsabnahme/Fettreduzierung gesenkt, wodurch eine Steigerung des Appetits und eine Reduktion der SättigungsgefühlSignalgebung erreicht wird.[77] Änderungen bei der neuronalen Antwort wurden bei Personen mit reduziertem Gewicht beobachtet,
einschließlich einer erhöhten Aktivität in mit der Geschmackswahrnehmung assoziierten Gehirnregionen, sowie in den mit der
Erwartung und Belohnung assoziierten Regionen. Studien mit funktioneller MRT (fMRT) haben gezeigt, dass Personen mit reduziertem
Gewicht Zustände mit einer positiven Energiebilanz nicht in der gleichen Weise wahrnehmen wie schlanke Personen. Bei der ersten
Personengruppe gab es eine anhaltende Aktivierung der Gehirnregionen, die mit einem Verlangen nach Nahrungsmitteln und
mit Belohnung verknüpft sind.[77] Das Konzept einer „adaptiven Thermogenese“ − koordinierte metabolische, verhaltensmäßige,
neuroendokrine und autonome Reaktionen und Interaktionen – wurde zur Beschreibung des physiologischen Widerstandes gegen
eine nachhaltige Gewichtsabnahme vorgeschlagen. Diese Verteidigung der Energiespeicher, insbesondere von Fett, wird durch eine mit
den Adipozyten in Verbindung stehende Leptin-Signalgebung übermittelt.[78] Während der Gewichtsabnahme korrelieren zirkulierende
Leptin-Spiegel umgekehrt mit einem Hungergefühl. Entsprechend stimulieren verringerte Leptin-Spiegel aufgrund der reduzierten
Fettmasse (wegen der Schlankheitskur) die Nahrungsaufnahme und tragen dazu bei, die Beibehaltung der Gewichtsabnahme zu
unterwandern.[78]
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Bekämpfung von Adipositas mit Inkretintherapien: Von der Wissenschaft zur klinischen Praxis
Eine moderate Gewichtsabnahme hat wichtige medizinische Vorteile
Die Look AHEAD-Studie untersuchte die Effekte einer Intervention in einen intensiven Lebenswandel (Diät und sportliche Betätigung)
ggü. einer üblichen ernährungsbezogenen Unterstützung und Aufklärung bei Patienten mit T2DM. Nach 1 Jahr nahmen die Patienten
in der Gruppe mit dem intensiven Lebenswandel 8,6 % ihres Körpergewichts ab, während die Unterstützungs- und Aufklärungsgruppe
0,7 % abnahm. Nach 4 Jahren betrug der prozentuale Anteil der Abnahme an Körpergewicht in der Gruppe mit dem intensiven
Lebenswandel 6,15 % und in der Unterstützungs- und Aufklärungsgruppe 0,88 %.[81] Obwohl nach 8 Jahren eine Abschwächung bei der
Beibehaltung des Gewichts zu beobachten war, betrug der mittlere Gewichtsverlust in der Gruppe mit dem intensiven Lebenswandel
(4,7 % ± 0,2 %) signifikant mehr als in der Unterstützungs- und Aufklärungsgruppe (2,1 ± 0,2 %) (P < 0,001).[82]
Was sind die Vorteile dieses Programms zur Gewichtsabnahme? Nach 1 Jahr korrelierte das Ausmaß der Gewichtsabnahme mit einer
größeren Verbesserung bei der glykämischen Kontrolle, beim diastolischen und systolischen Blutdruck und einem erhöhten
HDL-C-Wert. Die signifikantesten Verbesserungen gab es bei jenen, die am meisten an Gewicht verloren (10 bis 15 % ihres
Körpergewichts).[83] Am Ende der Studie zeigte sich, obwohl die Gewichtsabnahme von der Basislinie aus nur moderat war, bei
der Gruppe mit dem intensiven Lebenswandel eine bessere glykämische sowie Lipid- und Blutdruck-Kontrolle im Vergleich zur
Unterstützungs- und Aufklärungsgruppe. Zudem zeigten sich bei Patienten in der Gruppe mit dem intensiven Lebenswandel
Verbesserungen hinsichtlich des Schlafs, der Harninkontinenz, Depression, Nephropathie, Retinopathie, Mobilität, Arthrose, der
sexuellen Potenz und der Lebensqualität insgesamt. Der Einsatz von Medikamenten und die Gesamtkosten für die Gesundheit waren
in der Gruppe mit dem intensiven Lebenswandel geringer. Kardiovaskuläre Ereignisse waren bei beiden Gruppen selten (intensiver
Lebenswandel: 0,07 % ggü. 3,13 % in der Unterstützungs- und Aufklärungsgruppe) und ohne signifikanten Unterschieden zwischen
den Gruppen.[84]
Die Ergebnisse der Look AHEAD-Studie legen nahe, dass sogar eine moderate Gewichtsabnahme zu einer wesentlichen
gesundheitlichen Verbesserung beitragen kann. In vielen Fällen kann sich allerdings selbst eine moderate Gewichtsabnahme als etwas
erweisen, was allein durch Ernährung und Sport schwierig zu erreichen ist. Es kann häufig erforderlich sein, Ernährung und sportliche
Betätigung mit Medikamenten zur Gewichtsabnahme zu kombinieren, um den Patienten bei der Gewichtsabnahme zu unterstützen
sowie die Entwicklung oder Exazerbation von mit Adipositas verbundenen Komorbiditäten zu vermeiden/verzögern.[44,56,84-85]
Medikamente zur Gewichtsabnahme werden im nächsten Paper dieser klinischen Anthologie besprochen.
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Neuartige Medikamente zur Gewichtsabnahme: Wirkmechanismen und Ergebnisse klinischer Studien
Einführung
Das Hinzufügen von Medikamenten gegen Adipositas zu einem Ernährungs- und Sportplan kann einen großen Beitrag dazu leisten,
dass der Patient das reduzierte Gewicht nachhaltig halten kann. Kandidaten für Medikamente gegen Adipositas sollten einen
Body-Mass-Index (BMI) von ≥ 30 kg/m2 oder ≥ 27 kg/m2 sowie mindestens eine Komorbidität (z. B. Diabetes mellitus des Typs 2
[T2DM], Dyslipidämie oder hohen Blutdruck) haben.[86] Patienten, bei denen eine Behandlung mit Medikamenten gegen Adipositas
begonnen wurde, sollten nach 12 bis 16 Wochen beurteilt werden; haben sie bis zu diesen Zeitpunkt eine Abnahme von ≥ 5 % des
Körpergewichts nicht erreicht, zeigt dies an, dass diese Medikation langfristig wahrscheinlich nicht wirkt.[44,87-89]
Bis vor Kurzem war das einzige zugelassene verschreibungspflichtige Medikament für das chronische Gewichts-Management Orlistat,
ein pankreatischer Lipase-Inhibitor, der eine moderate, nachhaltige Gewichtsabnahme von ca. 3 % des Gesamtkörpergewichts
erreicht.[87,90-92] In klinischen Studien konnte mit Orlistat eine Gewichtsabnahme von ≥ 5 % bei signifikant mehr Patienten erreicht
werden als in der Placebogruppe.[89,92] Gastrointestinale Nebenwirkungen können bei Orlistat häufig auftreten, insbesondere
bei Patienten, die stark fetthaltige Speisen zu sich nehmen; diese Nebeneffekte wurden mit beträchtlichen Problemen mit der
Verträglichkeit in Zusammenhang gebracht.[3,87,90-92]
Das Sortiment an Wirkstoffen gegen Adipositas wurde kürzlich durch die Einführung mehrerer neuer Medikamente erweitert. Zwei
davon, Naltrexon mit retardierter Wirkung (SR)/Bupropion SR-Kombination[88]; Liraglutid 3 mg einmal täglich[89] sind derzeit in Europa
sowie in den USA erhältlich.[91-92]
Lorcaserin. Lorcaserin ist ein hoch selektiver Agonist des 5-HT2C-Rezeptors, eine Aktivierung ist mit einem erhöhten Sättigungsgefühl
verknüpft; Lorcaserin kann zudem eine vorteilhafte Auswirkung auf die Regulation der Glukosetoleranz und die hepatische
Insulinempfindlichkeit haben.[91,93-95]
Bei übergewichtigen und adipösen Patienten ohne Diabetes, die ein Ernährungs- und Sportprogramm absolvieren, wurde Lorcaserin
(10 mg, 2-mal täglich) nach 52 Wochen Behandlung mit einer Abnahme des Körpergewichts um ≥ 10 % bei signifikant mehr Patienten
als in der Placebogruppe verknüpft (P < 0,001).[94] Unter den Patienten, die nach 1 Jahr ≥ 5 % erreichten, wurde diese Gewichtsabnahme
bei Patienten, die weiterhin Lorcaserin im Jahr 2 erhielten (67,9 %), in einem höheren Grad gehalten als bei den Patienten, die im Jahr
2 ein Placebo erhielten (50,3 %, P < 0,001).[94] Lorcaserin wurde im Jahr 1 ggü. der Placebogruppe mit einer signifikanten Verringerung
des Taillenumfangs und des BMI assoziiert. Die Spiegel der Nüchternglukose, des Insulins und des glykierten Hämoglobins sowie die
Insulinresistenz sanken im Laufe des 1. Jahres in der Lorcaserin-Gruppe signifikant ggü. der Placebogruppe.[94]
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Bekämpfung von Adipositas mit Inkretintherapien: Von der Wissenschaft zur klinischen Praxis
Abb. 3
25 P< 0,001 PaUenten (%) 20 15 Lorcaserin (N=1538) Placebo (N=1499) 10 5 0 ≥ 10 % Gewichtsabnahme Abbildung 3. Der Prozentsatz der Studienteilnehmer mit einer Gewichtsabnahme von ≥ 10 % nach 1 Jahr: Lorcaserin ggü. Placebo.
Aus Smith SR, et al.[94]
Zusammenfassung der Abbildung (kurze Beschreibung): Signifikant mehr Patienten nahmen ≥ 10 % an Körpergewicht ab mit Lorcaserin
(ggü. Placebo)
Bei übergewichtigen und adipösen Patienten mit konkomitantem T2DM (glykiertes Hämoglobin [HbA1c] zwischen 53 und
86 mmol/mol [7 % und 10 %]), behandelt mit Metformin und/oder einem Sulfonylharnstoff, wurde Lorcaserin (10 mg einmal oder
zweimal täglich für 1 Jahr) mit einer Gewichtsabnahme von ≥ 5 % bei 37,5 % bzw. 44,7 % der Patienten assoziiert, ggü. 16,1 % in der
Placebogruppe.[95] Lorcaserin verbesserte HbA1c (Reduktion von ca. 11 mmol/mol [1,0 %]) und Nüchternglukose, aber es gab keine
signifikanten Veränderungen bei „Low Density Lipoprotein“ [Lipoprotein geringer Dichte] -Cholesterin (LDL-C), HDL-C, Triglyzeriden oder
Blutdruck.[95] Hypoglykämie trat häufiger in den Lorcaserin-Behandlungsgruppen auf (ein- und zweimal täglich: 10,5 % bzw. 7,4 %) ggü.
6,3 % in der Placebogruppe.[95] Die Wirkung von Lorcaserin auf HbA1c war größer als mit der entsprechenden Gewichtsabnahme zu
erwarten war, was auf einen Glukose-verbessernden Mechanismus und nicht nur auf den Gewichtsverlust schließen lässt.[92]
Lorcaserin hat eine niedrige Nebenwirkungsrate (die häufigsten sind: Infektionen der oberen Atemwege, Kopfschmerzen und
Schwindelgefühl), es sollte jedoch nicht zusammen mit Medikamenten eingenommen werden, die mit dem Serotoninsystem
Wechselwirkungen zeigen (z. B. Monoamin-Oxidase-Inhibitoren; Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer).[92-93] Obwohl es zur Behandlung
von Patienten mit Adipositas in den USA erhältlich ist, wurde in Europa der Antrag für eine Zulassung von Lorcaserin aufgrund von
Bedenken des Komitees für medizinische Produkte zur Anwendung am Menschen (CHMP) zurückgezogen.[96] Das CHMP nannte das
potenzielle Krebsrisiko bei einer langfristigen Einnahme von Lorcaserin (auf der Basis von Laborergebnissen), sowie Bedenken bezüglich
einer Depression und Valvulopathie. Die Bewertung durch das CHMP ergab, dass die Vorteile nicht eindeutig die Risiken wieder
wettmachten.[92-93,96]
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Kombination aus Phentermin/Topiramat mit kontrollierter Wirkstofffreisetzung. Phentermin verursacht die Freisetzung von
Norepinephrin und, in einem geringeren Ausmaß, von Dopamin im Hypothalamus. Topiramat wird bei der Behandlung von Epilepsie
und Migräne eingesetzt und wurde mit einer Abnahme des Körpergewichts in Verbindung gebracht.[97] Topiramat verfügt über mehrere
pharmakologische Wirkmechanismen; die Wirkung hinsichtlich der Gewichtsabnahme wird der verminderten Kalorienaufnahme, dem
erhöhten Energieverbrauch und einer verringerten Energieeffizienz zugeschrieben.[91-92,97-99] Die verzögerte Wirkstofffreisetzung der zwei
Medikamentkomponenten (unmittelbare Freisetzung von Phentermin und kontrollierte Freisetzung von Topiramat) erlaubt niedrigere
Dosen jedes Wirkstoffes zur Erreichung einer signifikanten Gewichtsabnahme, während gleichzeitig Nebenwirkungen reduziert
werden.[92,99] In einer 56-wöchigen Phase-III-Studie verloren 66,7 % der Patienten mit Adipositas (BMI ≥ 35 kg/m2), die die höchste Dosis
Phentermin/Topiramat CR (15/92 mg) erhielten, ≥ 5 % ihren Körpergewichts. Dies war auch bei 44,9 % der Patienen, die Phentermin/
Topiramat CR (3,75/23 mg) erhielten, der Fall, ggü. nur 17,3 % der Placebopatienten.[98] Es gab zudem signifikante Verbesserungen
beim Taillenumfang, beim diastolischen und systolischen Blutdruck, bei der Nüchternklukose und bei den Lipid-Messwerten.[98] Diese
Ergebnisse legen eine signifikante dosisabhängige Gewichtsabnahme mit Phentermin/Topiramat CR nahe.
Häufige mit Phentermin/Topiramat CR assoziierte Nebenwirkungen sind Verstopfung, Parästhesie und ein trockener Mund.[91] Topiramat
wurde mit Gaumenspalten bei Ungeborenen sowie mit akuter Myopie mit Glaukom verknüpft.[92] Phentermin ist bekannt dafür, dass es
die Herzfrequenz erhöht, die diesbezügliche langfristige Auswirkung ist noch nicht erforscht. Zusätzliche Bedenken zu kardiovaskulären,
psychiatrischen und kognitiven Nebenwirkungen dieser Kombination führten zu einer Ablehnung von Phentermin/Topiramate CR
seitens der Zulassungsbehörde in Europa.[100]
Kombination aus Naltrexone SR/Bupropion SR. Sowohl Naltrexon als auch Bupropion wurden seit Jahren klinisch eingesetzt.[101]
Naltrexon ist ein Opioid-Rezeptor-Antagonist, der für die Behandlung einer Alkohol- oder Opiatabhängigkeit indiziert ist; eine weitere
Wirkung ist, dass das Verlangen nach Nahrungsmitteln und die Freude am Essen gesenkt werden.[102-103] Bupropion ist ein Dopaminund Norepinephrin-Wiederaufnahmehemmer, der als Antidepressivum eingesetzt wird, mit einer zusätzlichen Indikation für die
Raucherentwöhnung. Patienten, die Bupropion nehmen, haben außerdem von einer moderate Gewichtsabnahme berichtet.[91, 101-103]
Der genaue Mechanismus der aus der Naltrexon/Bupropion-Kombination hervorgehenden Gewichtsabnahme ist unklar, kann jedoch
eine ergänzende Stimulation der zentralen Melanokortin-Signalwege und einen Antagonismus der hemmenden Feedback-Schleife
umfassen, die die anorektischen Auswirkungen von Bupropion steigern und den Energieverbrauch erhöhen.[87,92,101] Die Kombination
aus Naltrexon SR/Bupropion SR hat eine größere Gewichtsabnahme gezeigt als die Wirkstoffe jeweils einzeln.[103]
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Bekämpfung von Adipositas mit Inkretintherapien: Von der Wissenschaft zur klinischen Praxis
Abb. 4
Änderung des Körpergewichts (%) Wochen 0,0 0 8 16 24 32 40 48 56 56 -­‐2,0 -­‐4,0 -­‐5,1 % -­‐6,0 -­‐7,3 % -­‐8,0 -­‐10,0 Placebo + BMOD NB32 + BMOD -­‐11,5 % -­‐11,5 % -­‐12,0 LOCF auf modifizierter ITT-­‐Basis Abschließende PaXenten Abbildung 4. Prozentsatz des Gewichtsverlusts gegenüber der Basislinie für die Population mit LOCF auf modifizierter ITT-Basis und für
die abschließende Population: Naltrexon + Bupropion ggü. Placebo.
ITT = Intent-to-Treat; LOCF = Last-Observation-Carried-Forward.
Aus Wadden TA, et al.[101]
Zusammenfassung der Abbildung (kurze Beschreibung): Gewichtsabnahme über die Dauer der Studie begünstigte die Gruppe Naltrexone
+ Bupropion/ mit Verhaltensmodifikation ggü. der Gruppe Placebo + Verhaltensmodifikation
Bei Patienten mit Übergewicht/Adipositas, die ein intensives Programm mit Ernährungsplan, Sport und Verhaltenstherapie durchlaufen
haben, ergab die Behandlung mit Naltrexon SR/Bupropion SR für 56 Wochen eine Gewichtsabnahme von 9,3 % des Anfangsgewichts
ggü. 5,1 % in der Placebogruppe, wobei 66,4 % der Patienten in der Behandlungsgruppe ≥ 5 % ihres Körpergewichts verloren.[101] Die
Patienten mit Naltrexon SR/Bupropion SR zeigten zudem signifikante Verbesserungen bei den Markern für das Risiko von Herz-KreislaufErkrankungen.[101]
Patienten mit T2DM unter Naltrexon SR/Bupropion SR verloren zudem mehr Gewicht als die Patienten in der Placebogruppe
(-5,0 % ggü. -1,8 % des Gesamtkörpergewichts). HbA1c verbesserte sich um ca. 7 mmol/mol (-0,6 %) in der Behandlungsgruppe ggü.
1 mmol/mol (-0,1 %) in der Placebogruppe.[91,102]
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Übelkeit ist die hauptsächliche, mit Naltrexon SR/Bupropion SR verbundene Nebenwirkung, was eine wichtige Auswirkung auf die
Verträglichkeit haben kann. Um Nebenwirkungen abzumildern, sollte die Dosis wöchentlich über einen Zeitraum von 4 Wochen auf
die empfohlene Dosis von 32 mg Naltrexon-Hydrochlorid und 360 mg Bupropion nach oben titriert werden.[88] Der Blutdruck kann
bei dieser Kombination ansteigen, er sollte daher überwacht werden, insbesondere unmittelbar nach Beginn der Behandlung sowie
während der Titrierung.[88,92] Naltrexon SR/Bupropion SR wird nicht bei Patienten mit einer moderaten Nierenfunktionsstörung (eGFR
sollte vor Beginn der Therapie beurteilt werden) oder bei Patienten mit einer Leberfunktionsstörung empfohlen.[88]
Liraglutid. Liraglutid ist ein GLP-1-Rezeptor-Agonist (GLP-1 RA) mit einer Homologie von 97 % ggü. nativem GLP-1. Die Stimulation
der zentralen GLP-1-Rezeptoren führt zu einer verringerten Nahrungsaufnahme und einer abgesenkten Bildung hepatischer Glukose
sowie zu einer verringerten Glukoseaufnahme im Muskel. Braunes Fettgewebe kann ebenfalls stimuliert werden. Peripher verursachen
die GLP-1-Rezeptoren eine Insulinfreisetzung, eine Hemmung der Glucagonsekretion und eine langsamere Magenentleerung.[32,38,89]
Liraglutid, das einmal täglich mit 1,2 oder 1,8 mg/Tag subkutan injiziert wird, wird bereits seit vielen Jahren zur Behandlung von
T2DM eingesetzt.[32,92,104] Das Risiko einer Hypoglykämie ist gering, da der Wirkmechanismus Glukose-abhängig ist. GLP-1 erhöht die
Insulinfreisetzung, verringert die Glucagonsekretion, hemmt die Magenentleerung und sorgt für ein Sättigungsgefühl.[32,91,105] Kürzlich
wurde Liraglutid bei einer Dosis von 3 mg/Tag zur Behandlung von Patienten mit Adipositas zugelassen.[89]
Abb. 5
InsulinsekreXon GlucagonsekreXon B-­‐Zellen-­‐
ProliferaXon Gehirn AppeXt NeuroprotekXon Pankreas Leber Adipös Thermogenese Gewichtsänderung GLP-­‐1/GLP-­‐1 RAs HepaXsche GlukoseprodukXon Magenentleerung Muskel Insulinempfindlichkeit Glukoseaufnahme Darm Abbildung 5. Der GLP-1-Rezeptor reguliert den Energie- und Glukosestoffwechsel sowohl zentral als auch peripher.
GLP-1 = Glukagon-artiges Peptid 1
Aus Heppner KM, et al.[105]
Zusammenfassung der Abbildung (kurze Beschreibung): GLP-1 und seine Analoga nehmen eine wichtige Rolle bei der Energiehomöostase
und beim Glukosestoffwechsel ein
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Bekämpfung von Adipositas mit Inkretintherapien: Von der Wissenschaft zur klinischen Praxis
Bei Patienten mit Adipositas und einem Ernährungs- und Sportplan wurde Liraglutid (beginnend mit einer Dosis von 0,6 mg/Tag;
wöchentliche Schritte von 0,6 mg bis maximal 3 mg/Tag) mit einem Placebo oder Orlistat verglichen.[38,106] Patienten mit Liraglutid 3mg/
Tag nahmen 5,8 kg mehr ab als die Placebopatienten und 3,8 kg mehr als die Orlistat-Patienten.[38]
Bei Patienten mit Übergewicht und T2DM erreichte Liraglutid nach 1 Jahr Behandlung eine signifikante Gewichtsabnahme: 54,3 %
der Patienten mit Liraglutid (3,0 mg einmal täglich) nahmen ≥ 5 % des Körpergewichts ab ggü. 21,4 % der Patienten aus der
Placebogruppe.[107] In einer 56-wöchigen, doppelblinden Studie mit 3731 Patienten mit Übergewicht/Adipositas und ohne T2DM
erreichte Liraglutid, 3,0 mg einmal täglich + eine Beratung zur Modifikation der Lebensweise eine mittlere Reduktion von -8,4 ± 7,3 kg
des Körpergewichts ggü. -2,8 ± 6,5 kg in der Placebogruppe; (P <= 0,001). 63 % der Lirglutid-Patienten und 27 % der Placebopatienten
nahmen ≥ 5 % des Gewichts gegenüber der Basislinie ab (P < 0,001); 33 % der Lirglutid-Patienten und 11 % der Placebopatienten
nahmen ≥ 10 % des Gewichts gegenüber der Basislinie ab (P < 0,001). Die Prävalenz von Prädiabetes in Woche 56 war ebenfalls
signifikant niedriger in der Liraglutid-Gruppe (30,8 %) als in der Placebogruppe (67,3 %) (P < 0,001).[108]
Abb. 6
* † Anteil der Einzelpersonen (%) 80 70 *P≤ 0,001 vs. Placebo †P< 0,001 vs. Orlistat 60 * 50 40 30 20 10 0 > 5 % im Jahr 1 Placebo Orlistat LiragluXd 2,4 mg LiragluXd 3,0 mg Abbildung 6. Anteil der Patienten, die nach 1 Jahr eine Gewichtsabnahme von > 5 % erreichten: Liraglutid, Orlistat, Placebo.
Aus Astrup A, et al.[38]
Zusammenfassung der Abbildung (kurze Beschreibung) Signifikant mehr Liraglutid-Patienten nahmen ≥ 5 % des Körpergewichts ab als
Orlistat- und Placebopatienten
Liraglutid ist außerdem mit signifikanten Reduktionen im Taillenumfang, beim systolischen Blutdruck, bei Prädiabetes, HbA1c
und bei der Nüchtern-Plasmaglukose verknüpft. HDL-C ist signifikant erhöht. Die Herzfrequenz ist ebenfalls etwas erhöht
(ca. 1 Schlag/min).[38,106-107]
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Eine langfristige Gewichtsabnahme aufrechtzuerhalten ist sehr schwierig. In einer 56-wöchigen Studie, bei der Patienten, die auf einer
Niedrigkaloriendiät waren und ≥ 5 % an Körpergewicht abgenommen hatten, für Liraglutid 3,0 mg/Tag oder in die Placebogruppe
randomisiert wurden, hielten mehr Liraglutid-Patienten (81,4 %) die Gewichtsreduktion um ≥ 5 % aufrecht als Patienten der Placebogruppe
(48,9 %).[109] In einer anderen Studie zur Gewichtsabnahme/Beibehaltung des neuen Gewichts erreichten gesunde Personen mit einer
8-wöchigen Niedrigkaloriendiät eine Gewichtsabnahme von ~12 %. Diese wurden dann für eine Behandlung mit oder ohne Liraglutid (1,2
mg/Tag) randomisiert. Bei einer erneuten Gewichtszunahme wurden Produkte mit einem geringen Energiegehalt als Ersatz für bis zu zwei
Mahlzeiten zugelassen, um zwischen den Gruppen eine gleiche Gewichtsbeibehaltung zu erreichen. Nach 52 Wochen hatte die LiraglutidGruppe durchschnittlich 0,4 kg wiedererlangt, im Gegensatz zur Kontrollgruppe mit 2,3 kg (P <0,05). Ergebnisse dieser Studie legen nahe,
dass eine niedrige Dosis Liraglutid bei der Vermeidung einer erneuten Gewichtszunahme, die häufig bei Patienten mit Programmen zur
Gewichtsabnahme auftritt, wirksam ist.[110] Eine mögliche Erklärung für diese mit Liraglutid verbundene Verhinderung einer erneuten
Gewichtszunahme ist die lang wirkende GLP-1 RA-vermittelte Inhibition der normal auftretenden Erhöhung der löslichen LeptinRezeptoren während der Aufrechterhaltung der Gewichtsabnahme. Im Ergebnis sind die Spiegel des freien Leptins mit Liraglutid höher,
wodurch die Appetit-steigernden Effekte der physiologisch niedrigen Leptinspiegel abgemildert werden, die mit einer Gewichtsabnahme
und der Aufrechterhaltung der Gewichtsabnahme einhergehen.[18,110]
Die hauptsächlichen, mit Liraglutid verbundenen Nebenwirkungen sind gastrointestinaler Art. Die Dosistitration zeigte eine
Minimierung der Episoden mit Übelkeit/Erbrechen, die tendenziell während der ersten Behandlungsphase auftreten.[106]
Zukünftige Behandlung von Adipositas: Kombinationsbehandlungen
Die Unterstützung einer Gewichtsabnahme hat unbestreitbar gesundheitliche Vorteile.[92] Mit der Zulassung von Medikamenten zur
Behandlung von Adipositas, die über verschiedene Wirkmechanismen verfügen, erhalten wir die Möglichkeit, ähnlich wie bei der
Behandlung von T2DM, Kombinationstherapien zur anfänglichen Reduktion des Gewichts und, was sehr wichtig ist, zur langfristigen
Aufrechterhaltung der Gewichtsabnahme einzusetzen.[92,109-110] Genauso wie die Kombination aktuell zugelassener Medikamente zur
Behandlung von Adipositas ist auch die Kombination von GLP-1 RAs mit Natrium-Glukose-Cotransporter-2 (SGLT2) -Inhibitoren eine
mögliche, in Betracht zu ziehende Option. SGLT2-Inhibitoren unterstützen die Gewichtsabnahme durch Ausscheidung von Glukose
über den Harn, wodurch Kalorien reduziert werden.[111] Kompensierende Mechanismen führen zu einer erhöhten Glukagonfreisetzung
und einem größeren Appetit, wodurch die SGLT2 antihyperglykämische Wirksamkeit und ihr Potenzial für eine Gewichtsabnahme
reduziert werden. Insofern jedoch die GLP-1 RAs die Glukagonfreisetzung hemmen und den Appetit zügeln, wodurch sich ein
möglicher ergänzender Wirkmechanismus zu dem der SGLT2-Inhibitoren ergibt, könnte ihre Kombination Synergien nutzen und damit
sowohl die Gewichtsabnahme als auch die glykämische Kontrolle verbessern.[92]
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Bekämpfung von Adipositas mit Inkretintherapien: Von der Wissenschaft zur klinischen Praxis
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Abkürzungen
5-HT2C = 5-Hydroxytryptamin-2C-Rezeptor
BA = Gallensäuren
BAT = braunes Fettgewebe
BMI = Body Mass Index
BMOD = Verhaltensmodifikation
CCK = Cholecystokinin
CHMP = Komitee für medizinische Produkte zur Anwendung am Menschen
CR = kontrollierte Wirkstofffreisetzung
eGFR = geschätzte glomeruläre Filtrationsrate
FGF = Fibroblast-Wachstumsfaktor
fMRI = funktionelle MRI
GI = gastrointestinales System
GLP-1 = Glukagon-artiges Peptid 1
HbA1c = glykiertes Hämoglobin
HDL-C = „High Density Lipoprotein“ [Lipoprotein hoher Dichte] -Cholesterin
HKE = Herz-Kreislauf-Erkrankung
IL-6 = Interleukin-6
ITT = Intent-To-Treat
kcal/Tag = Kilogramm-Kalorie/Tag
kg/m2 = Kilogramm pro Meter2
LDL-C = „Low Density Lipoprotein“ [Lipoprotein geringer Dichte] -Cholesterin
LOCF = Last-Observation-Carried-Forward
mg = Milligramm
min = Minute
NPY = Neuropeptid Y
OAC = Adenokarzinom des Ösophagus
OXM = Oxyntomodulin
PNS = peripheres Nervensystem
PP = pankreatisches Polypeptid
PYY = Peptid YY
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RA = Rezeptor-Agonist
SGLT2 = Natrium-Glukose-Cotransporter-2
SR = retardierte Wirkung
T2DM = Diabetes mellitus des Typs 2
TNF-α = Tumor-Nekrose-Faktor-α
ZNS = Zentrales Nervensystem
Haftungsausschluss
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anthology/incretin
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erfunden und Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind nicht beabsichtigt und sollten nicht abgeleitet werden.
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besprochen. Vor dem Gebrauch eines jeglichen hier diskutierten therapeutischen Produkts sollte ein Arzt konsultiert werden. Die Leser
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