03 2004 쎲 Chiari-Malformation und Schlafapnoe Habilitation Glukosetransporter (GLUT1)-Defekt Bromidtherapie bei frühkindlicher Grand mal-Epilepsie Mitteilungen Originalien / Übersichten Neuropädiatrie und Pädiatrische Schlafmedizin 쎲 Grundlagen der Schlafontogenese #4573_neuropädiatrie 3/04 77 쎲 쎲 쎲 쎲 Forschung Personalia Industrie Kongresse 07.07.2004, 9:42 Uhr Aus der Klasse der neuen Antikonvulsiva TRILEPTAL – Der moderne Triathlet bei fokalen Epilepsien Nr: Name: Größe: Farbe: 663900030404 Novartis Pharma 210x297 4c Auf der Basis einer starken Gesamtleistung: Hohe Wirksamkeit + Gute Verträglichkeit + Einfache Handhabung Trileptal ® Wirkstoff: Oxcarbazepin. Zusammensetzung: Trileptal 150 mg/300 mg/600 mg Filmtabletten. Arzneilich wirksamer Bestandteil: 1 Filmtablette enthält 150 mg/300 mg/600 mg Oxcarbazepin. Sonstige Bestandteile: Hochdisperses Siliziumdioxid, mikrokristalline Cellulose, Hypromellose, Crospovidon, Magnesium(stearat, palmitat, oleat), Macrogol 8000, Eisenoxidhydrat (E 172), Talkum, Titandioxid (E 171). Trileptal 60 mg/ml Suspension zum Einnehmen. Arzneilich wirksamer Bestandteil: 1 ml Suspension enthält 60 mg Oxcarbazepin. Sonstige Bestandteile: Propyl(4-hydroxybenzoat) (E 216), Saccharin-Natrium, Sorbinsäure (E 200), Macrogolstearat 400, Methyl(4-hydroxybenzoat) (E 218), Mirabellen-Zitronen-Aroma, Ascorbinsäure (E300), mikrokristalline Cellulose (91,7–86,2%)- Carmellose-Natrium (8,3–13,8%), Propylenglycol, Sorbitol-Lösung 70% (nicht kristallisierend), gereinigtes Wasser. Ein Bestandteil des Aromas ist Ethanol. Anwendungsgebiete: Behandlung von fokalen Anfällen mit oder ohne sekundär generalisierte tonisch-klonische Anfälle. Trileptal wird als Monotherapie oder Kombinationstherapie bei Erwachsenen und bei Kindern im Alter von 6 Jahren oder älter eingesetzt. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Oxcarbazepin oder einen der anderen Inhaltsstoffe. Stillzeit, Strenge Indikationsstellung in der Schwangerschaft. Nebenwirkungen: Sehr häufig: Doppeltsehen, Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Kopfschmerz, Schläfrigkeit. Häufig: Sehstörungen, Akne, Alopezie, Exanthem, Hypo-natriämie, Verstopfung, Diarrhö, Bauchschmerz, Schwächegefühl, Unruhe, Gedächtnisstörungen, Apathie, Ataxie, Konzentrationsschwäche, Verwirrtheit, depressive Verstimmungen, gefühlsmäßige Labilität, Nystagmus, Tremor. Gelegentlich: Urtikaria, Leukopenie, Anstieg der Transaminasen und/oder der alkalischen Phosphatase. Sehr selten: Stevens-Johnson-Syndrom, Lupus erythematodes, Verwirrtheit, Bewusstseinstrübung, Enzephalopathie, Hepatitis, Thrombozytopenie, Angioödem, mehrere Organe betreffende Überempfindlichkeitsreaktion (charakterisiert durch Fieber, Lymphknotenschwellung, Leberfunktionswerte außerhalb der Norm, Eosinophilie, Gelenkschmerzen), Arrhythmien (z.B. AV-Block). Warnhinweis: Enthält Parabene, Propylenglycol, Ethanol, Sorbinsäure und Sorbitol. Weitere Angaben siehe Fachinformation. Verschreibungspflichtig. Darreichungsformen und Packungsgrößen: Trileptal 150 mg/300 mg/600 mg Filmtabletten: Packungen mit 50 (N1), 100 (N2) und 200 (N3) Filmtabletten; Klinikpackungen. Trileptal 60 mg/ml Suspension zum Einnehmen: Packung mit 250 ml (N1). Stand: März 2004 (MS 07/3.1). Novartis Pharma GmbH, 90327 Nürnberg. Tel.: (09 11) 273-0, Fax.: (09 11) 273-12 653, www.novartispharma.de Mitvertrieb: Novartis Pharma Vertriebs GmbH, 90327 Nürnberg, Mitvertrieb: Novartis Pharma Marketing GmbH, 90327 Nürnberg 78 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis #4573_neuropädiatrie 3/04 78 07.07.2004, 9:42 Uhr Zeitschrift für Neurologie des Kindes- und Jugendalters und ihre Grenzgebiete Heft 3/2004 Impressum Herausgeber: F. Aksu, Datteln Redaktion: F. Aksu, Datteln (verantwortlich), M. Blankenburg, (Redaktionsassistenz) Inhalt · Contents Editorial · Editorial Neuropädiatrie und pädiatrische Schlafmedizin B. Schlüter .................................................................................. 80 Habilitation · Habilitation Der Glukosetransporter (GLUT1)-Defekt: Definition einer neuen Erkrankung GLUT-1 deficiency syndrome – definition of a novel entity J. Klepper ............................................................................................ 82 PD Dr. J. Klepper wurde im November 2003 an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen für das Fach Kinderheilkunde habilitiert. Originalien/Übersichten · Original/Review articles Schlafstörungen bei neuropädiatrischen Patienten: I. Physiologische und psychologische Grundlagen der Schlafontogenese Neuropediatric patients with sleep disturbances: I. The physiological and psychological basis of sleep ontogeny Danke, Sir Peter B. Schlüter .......................................................................................... 87 Bromidtherapie der frühkindlichen Grand mal-Epilepsie – Ergebnisse einer Untersuchung bei 93 Kindern Treatment of generalized tonic-clonic seizures in the severe Myoclonic epilepsy of infancy syndrome with potassium bromide – results of a study in 93 children Hilfe für Kinder ist kein Tropfen auf den heißen Stein. Sie ist ein Tropfen im Ozean, der nicht verloren geht. Anschrift der Redaktion: Redaktion Neuropädiatrie, Vestische Kinderklinik Datteln, Postfach 1351, D-45704 Datteln, Telefon 02363/ 975 230, Fax 02363/975 393, E-mail: [email protected] Anschrift von Verlag und Anzeigenverwaltung: Max Schmidt-Römhild-Verlag, Hausadresse: Mengstraße 16, 23552 Lübeck, Großkundenadresse: 23547 Lübeck, Telefon: 0451/7031-01 Fax 0451/7031-253, E-mail: [email protected] U. Stephani, H. E. Boenigk, P. Borusiak, P. Burkart, J. P. Ernst, R. Knapp, E. Korn-Merker, G. Kurlemann, S. Ramm ............. 101 Bezugsmöglichkeiten: Einzelheft € 9,– zzgl. Versandkosten; Jahresabonnement € 34,– zzgl. Versandkosten (€ 3,– Inland, € 6,50 Ausland) Kasuistik · Case report Anzeigenpreisliste: Nr. 1 vom 1. Dezember 2001 Namentlich gekennzeichnete Beiträge brauchen sich nicht unbedingt mit der Meinung des Herausgebers und der Redaktion zu decken. SIR PETER USTINOV (1921–2004) H. Kenzian, R. Kerbl ........................................................................ 108 Mitteilungen · Communications 쎲 Forschung · Research ....................................................... 쎲 Personalia · Personal data ............................................. 쎲 Industrie · Industry ............................................................ 쎲 Kongresse · Congress announcements ................... Titelbild: Der Glukosetransport durch die Blut-Hirn-Schranke – vermittelt durch den GLUT1-Transporter und das Membranmodell des GLUT1-Transportes. J. Klepper, 2004 Layout: Atelier Schmidt-Römhild Erscheinungsweise: 4x jährlich Januar, April, Juli, Oktober Chiari-Malformation und Schlafapnoe – eine unterschätzte Gefahr? Chiari malformation and sleep apnea – an underestimated complication? www.unicef.de Wissenschaftlicher Beirat: H. Bode, Ulm · E. Boltshauser, Zürich · C. G. Bönnemann, Philadelphia · U. Brandl, Jena · H.-J. Christen, Hannover · Jutta Gärtner, Göttingen · F. Heinen, München · G. F. Hoffmann, Heidelberg · C. Hübner, Berlin · D. Karch, Maulbronn · A. Kohlschütter, Hamburg · R. Korinthenberg, Freiburg · E. Mayatepek, Düsseldorf · P. Meinecke, Hamburg · B. Neubauer, Gießen · C. Panteliadis, Thessaloniki · Barbara Plecko, Graz ·B. Schmitt, Zürich · N. Sörensen, Würzburg · M. Spranger, Bremen · Maja Steinlin, Bern · Sylvia Stöckler-Ipsiroglu, Wien · V. Straub, Newcastle upon Tyne · Ute Thyen, Lübeck · Ingrid Tuxhorn, Bielefeld · D. Uhlenbrock, Dortmund · S. Unkelbach, Volkach/ Main · T. Voit, Essen · B. Wilken, Kassel · B. Zernikow, Datteln · Petra Zwirner, Datteln 112 113 113 113 Hinweise für die Autoren/Vorschau · Instructions for autors/Preview .............................................. 114 Für unverlangt eingesandte Beiträge und Fotos lehnt der Verlag die Verantwortung ab. © 2004 Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. ISSN 1619-3873 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 79 07.07.2004, 9:42 Uhr 79 Editorial Neuropädiatrie und pädiatrische Schlafmedizin Ein- und Durchschlafstörungen bei Säuglingen und Kleinkindern stellen ein alltägliches Problem in der kinderärztlichen Praxis dar. Die Beratung der Eltern sollte die physiologischen und psychologischen Entwicklungsvorgänge in diesen Altersgruppen berücksichtigen. Der technologische Fortschritt der letzten 10 Jahre hat die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten bei Schlafproblemen wesentlich erweitert. Vor dem Einsatz der Polysomnographie, dem diagnostischen „Goldstandard“, sollte das Problem aber mittels Anamnese und klinischer Untersuchung eingegrenzt werden, um eine gezielte Fragestellung an die speziellen Untersuchungsverfahren stellen zu können. Die folgende systematische Übersicht orientiert sich an der Internationalen Klassifikation der Schlafstörungen (ICSD, International Classification of Sleep Disorders) (5). Es wird versucht, den Stellenwert der jeweiligen schlafmedizinischen Diagnose im Kindesalter einzuschätzen und spezielle neuropädiatrische Aspekte zu ergänzen. Nationale und internationale Fachgesellschaften bilden ein Netzwerk zur Förderung der Forschung, Umsetzung der Erkenntnisse in Praxis und Klinik sowie Verbreitung von Informationen an die Öffentlichkeit. Mit der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) zum nicht erholsamen Schlaf wurde ein Paradigmenwechsel vollzogen (5). Nicht die Schlafmenge, sondern die gestörte Tagesfunktion stellt das wegweisende klinische Kriterium für die Diagnostik und die Therapie dar. Ein weiterer Aspekt sollte nicht außer Acht gelassen werden. Auch spezielle medizinische Themen unterliegen der Rezeption, nicht nur durch Spezialisten, sondern auch durch eine breite Öffentlichkeit (1, 6, 8, 12). Der Kinder- und Jugendpsychiater Martinius (9) schrieb im Jahre 1989 in einem Editorial: „Das Thema (Schlafstörungen bei Kindern) muss vielleicht nicht zum Modethema werden. So viel gibt es nicht her. Es mag dem Schlaf von Kindern und ihren Familien aber gut tun, wenn das Thema ,Schlafstörungen‘ vorübergehend aus dem Dornröschenschlaf aufgeweckt wird.“ Im Jahre 2004 scheint sich die Situation doch etwas anders darzustellen als 80 noch vor 15 Jahren. In hoch entwickelten Industrieländern sind Schlaf und Schlafstörungen in den letzten Jahren zu einem Thema von öffentlichem Interesse geworden (6, 12). Der Strom der Informationen bewegt sich in einem grossen Kreisprozess, von der primären wissenschaftlichen Datenerhebung bis hin zu umgangssprachlich formulierten Gesundheitsratgebern (3, 4, 10, 11). Wissenschaftsbasierte Empfehlungen von Fachgesellschaften (DGSM) werden im Getriebe der Medien zu leicht konsumierbarer Tertiärliteratur verarbeitet. Eltern, die solche Gesundheitsratgeber gelesen haben, fragen wiederum den alfach in Konkurrenz zu anderen gesehen werden. Sie erwuchs aus fachübergreifender Zusammenarbeit und will diese Interdisziplinarität weiter kultivieren. Die Berührungspunkte zwischen Neuropädiatrie und pädiatrischer Schlafmedizin sind zahlreich, denn der Schlaf wird durch das Gehirn induziert, er wird vom Gehirn gesteuert, und das Gehirn ist das Organ, das am meisten vom Schlaf profitiert (7). Literatur 1. Anonymus: Schlaf – Der Gesundbrunnen des Lebens. Welt der Frau, Ausgabe vom 15. September 2001, 28-29 2. Arbeitsgruppe Pädiatrie der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) in der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin (1997) Schlafbezogene Atmungsstörungen im Kindesalter. Der Kinderarzt 28:1202-1206 3. Barmer Ersatzkasse (2001) Wenn Schäfchen zählen nicht mehr hilft. Barmer, Das aktuelle Gesundheitsmagazin, Ausgabe 4, 30-35 4. Eberle S (2001) Schlafen wie ein Murmeltier. Orthopress – Das Patienten- und Kundenmagazin für medizinisch und gesundheitlich Interessierte. Jahrgang 1, Ausgabe 4, 14-15 5. Fischer J, Mayer G, Peter JH, Riemann D, Sitter H (2001) Nicht-erholsamer Schlaf. Leitlinie „S2“ der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). Somnologie 5 (Suppl. 3): 1-258 6. Halter H (199) Notstand im Bett. Der Spiegel, Nr. 48 vom 29.November 1999, 292-308 (Neuro-)Pädiater um seine (Experten-) Meinung. Dieser benötigt daher fundierte, auf seine Bedürfnisse zugeschnittene Übersichtsarbeiten, um seine Beraterfunktion glaubwürdig durchführen zu können. Moderne Medizin ist durch zunehmende Spezialisierung gekennzeichnet. Für Kinderärzte sollte es stets ein besonderes Anliegen sein, auch bei höchstem Spezialistentum die allgemeinpädiatrische Haltung in der Begegnung mit dem „kleinen Patienten“, seiner Familie und seinem sozialen Umfeld zu bewahren. Die Neuropädiatrie ist als etabliertes Spezialfach integraler Bestandteil der Kinderheilkunde. Vergleichsweise jung ist die Formierung einer Arbeitsgruppe Pädiatrie in der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (2, 13). Schlafmedizin sollte nicht als Spezi- 7. Hobson JA (1990) Schlaf-Gehirnaktivität im Ruhezustand. Heidelberg: Spektrum-der-Wissenschaft-Verlagsgesellschaft, 15-37 8. Kampmann B (2002) Sorgen gehen mit ins Bett. Schlaflose Kinder leiden unter Ärger und Stress, Medikamente sind keine Hilfe. Ruhr-Nachrichten vom 28. März 2002 9. Martinius J (1989) Editorial: Schlafstörungen. Pädiat Prax 38: 213 10. Nazarewska B (2001) Gute Nacht, Baby! Leben & erziehen, Heft 10, 8-13 11. Schlafsprechstunde (2001) Mein Baby will nicht schlafen! Leben & erziehen, Heft 11, 12 12. Weber C (2000) Gute Nacht auf Rezept. Focus. Das moderne Nachrichtenmagazin, Nr. 49 vom 04. Dezember 2000, 202-214 13. Wiater A (2000) Wenn der Sandmann versagt ... Schlafstörungen bei Kindern. Kinder- und Jugendarzt 31: 992-996 Bernhard Schlüter, Datteln Gastschriftleiter Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 80 07.07.2004, 9:42 Uhr Schon umgestellt? 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Wasser, Schellack, SDA 3A Alkohol, N-Butylalkohol, Poly(O-2-hydroxypropyl, O-methyl)-cellulose, Propylenglycol, Ammoniumhydroxid, Dimeticon-Siliciumdioxid). Anw.geb.: Monotherapie b. Erw. u. Kdrn. ab 2 Jahren m. neu diagn. Epilepsie od. zur Umstellung auf Monotherapie. Zusatztherapie b. Erw. u. Kdrn. ab 2 Jahren m. fokalen epilept. Anfällen mit od. ohne sek. Generalisier., primär general. ton.-klon. Anfällen u. epilept. Anfällen b. Lennox-Gastaut-Syndr.. Gegenanz.: Überempfindl. gg. Wirkstoff od. sonst. Bestandt.; Kdr. unter 2 Jahren; akute Myopie und sekundäres Engwinkelglaukom; Stillzeit. Vorsicht bei: Eingeschr. Nierenfunkt. (Kreatinin-Clearance < 60ml/min); Nephrolithiasis und diesbezügl. Prädisposition; eingeschr. Leberfunkt.; bei Gewichtsverlust währ. d. Therapie ggf. kalor. Ergänzung; Schwangersch.. Metabol. Azidose: Bei Kindern sowie je nach klin. Beding. wird b. einer Ther. m. Topiramat eine angemess. Abklärung einschl. d. Serum-Bicarbonatspiegel empfohlen. Wenn sich eine metabol. Azidose entwickelt od. fortbesteht, eine Verring. d. Dosis od. d. Beendigung d. Bhdlg. m. Topiramat in Betr. ziehen (Dosis ausschleichen). Nebenwirk.: Sehr häufig: Müdigk., Schwindel, Ataxie, Sprach-/Sprechstörg., Parästhesie, Nystagm., Benommenh., Nervosität, psychomot. Verlangsamung, Gedächtnisstörg., Verwirrtheit, Appetitlosigk., Ängstlichk., Konzentrat.-/Aufmerksamk.störg., Depress., Übelk., Gewichtsverl., Kopfschm., Doppelbilder u. and. Sehstörg.. Häufig: Psychose, psychot. Sympt. u. aggr. Verhalt., Geschmacksveränd., Erregung/Agitation, kogn. Probl., Stimmungsschwank., emot. Labilität, Koordinat.störg., Gangstörg., Apathie, abd. Beschw., Asthenie, Stimmungsprobl., Leukopenie, Nephrolithiasis, Tremor. In klin. Studien gelegentl. Suizidgedanken od. -versuche. Selten: Oligohidrosis, metabol. Azidose. Sehr selten: Hypospadie beim Neugebor. nach Anwendg. währ. Schwangersch.; kausaler Zus.hang bisher nicht gesichert; thromboembol. Ereign.; akute Myopie und sekundäres Engwinkelglaukom (kann begleitet sein v. supraziliärem Ödem mit Vorverlagerung v. Linse u. Iris); Berichte üb. erhöh. Leberfunktionswerte, Hepatitis u. Leberversagen b. Pat., die m. einer Vielzahl v. Arzneim. behandelt wurden. Einzelfälle: bullöse Haut- u. Schleimhautreakt. (einschl. Erythema multiforme, Pemphigus, Stevens-Johnson-Syndr. u. tox. epiderm. Nekrolyse), wobei Mehrzahl d. Fälle b. Pat. auftr., d. weit. Arzneim. einnahmen, d. auch m. bullösen Haut- u. Schleimhautreakt. in Zus.hang stehen. Kdr. ab 2 Jahren: Über die o.g. NW wurden zusätzl. folg. NW beob.: Hyperkinesien, Halluz., Verhaltensauffälligk., verstärkt. Speichelfluss. Stand d. Inform.: 02/04. Verschreibungspflichtig. JANSSEN-CILAG GmbH, Neuss. www.TOPAMAX.de Neuropädiatrie in Klinik und Praxis #4573_neuropädiatrie 3/04 81 07.07.2004, 9:43 Uhr 81 Habilitation Der Glukosetransporter(GLUT1)-Defekt: Definition einer neuen Erkrankung J. KLEPPER Abteilung für Kinderheilkunde mit Schwerpunkt Neuropädiatrie, Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Essen PD Dr. med. Jörg Klepper wurde im November 2003 an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen für das Fach Kinderheilkunde habilitiert. Als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes während des Medizinstudiums in Frankfurt/Main und Würzburg begann er 1993 an der Universitäts-Kinderklinik Würzburg als Arzt im Praktikum. 1994 absolvierte er seine Promotion zum Thema „Untersuchungen zur Beurteilung neuer extrakorporaler Blutreinigungsverfahren – biochemische und klinische Wertung der selektiven Bilirubinadsorption“. Nach vierjähriger Ausbildung begann seine Forschungstätigkeit mit einem Ausbildungsstipendium der DFG an der Columbia University New York im Labor von Prof. D.C. De Vivo. Im Februar 1999 nahm er seine pädiatrische Weiterbildung an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Essen auf. Im Juni 2000 folgte die Anerkennung als Facharzt für Kinderheilkunde. Für seine Forschungstätigkeit am GLUT1-Defekt erhielt Dr. Klepper den erstmals verliehenen Wissenschaftspreis 2001 der Gesellschaft für Neuropädiatrie. Dr. Klepper ist z. Zt. Oberarzt der Allgemeinpädiatrie mit Schwerpunkt Neuropädiatrie sowie Ärztlicher Leiter des Sozialpädiatrischen Zentrums an der Universitäts-Kinderklinik Essen. Zusammenfassung Der Energiebedarf des menschlichen Gehirns wird durch Glukose gedeckt. Ein Defekt des einzigen Glukosetransporters der Blut-Hirn-Schranke, GLUT1, ist Ursache einer neuen Erkrankung, dem GLUT1Defekt. Der zerebrale Energiemangel resultiert in einer früh einsetzenden epileptischen Enzephalopathie mit Entwicklungsverzögerung und komplexer Bewegungsstörung. Leitbefund ist eine unklar erniedrigte Glukosekonzentration im Liquor (Hypoglykorrhachie). Der GLUT1-Defekt selbst lässt sich durch Glukoseaufnahmestudien und den Nachweis heterozygoter Mutationen als autosomal-domi- 82 nanter Erbgang bestätigen. Die Zahl der Patienten ist seit 1991 auf annähernd 100 weltweit angestiegen und hat wesentlich zur Definition dieser neuen Erkrankung beigetragen. Die letzten Jahre haben daher einen enormen Wissenszuwachs, aber auch eine zunehmend komplexe Pathophysiologie und Heterogenität des GLUT1Defektes gezeigt, so dass die Definition dieser Erkrankung weiterhin eine große Herausforderung darstellt. Da eine effektive Therapie in Form einer ketogenen Diät zur Verfügung steht, sollte der GLUT1-Defekt bei allen Kindern mit unklarer Epilepsie durch eine entsprechende Lumbalpunktion ausgeschlossen werden. Schlüsselwörter GLUT1-Defekt, GLUT1, Epilepsie, ketogene Diät, Blut-Hirn-Schranke, Glukosetransport, ZNS GLUT1 deficiency syndrome definition of a novel entity Summary GLUT-1 deficiency syndrome (GLUT1DS) results from defective, GLUT1-mediated Glukose transport across the bloodbrain barrier and into brain cells. Clinical features are early-onset seizures, variable global developmental delay, and a complex motor disorder. The biochemical hallmark of the disease is unexplained low CSF Glukose (hypoglycorrhachia) in the presence of normoglycemia and the absence of CNS infection. The diagnosis is confirmed by quantitative and functional studies of GLUT1 in erythrocytes. Several heterozygous mutations in the GLUT1 gene (1p345-31.3) indicate autosomal dominant transmission. Effective treatment is available by means of a ketogenic diet as ketones serve as an alternative fuel for the brain. Since 1991 close to 100 patients have been identified worldwide. This novel clinical entity represents a novel epileptic encephalopathy that should be excluded in any child with unexplained epilepsy. The increasing complexity of this only currently known transport defect at the site of the blood-brain barrier offers new challenges in understanding pathophysiologic mechanisms and providing new treatment strategies. Keywords Epilepsy, GLUT1, GLUT1 DS, ketogenic diet, Glukose transport, blood-brain barrier, CNS Einleitung Das menschliche Gehirn ist unter normaler Ernährung nahezu ausschließlich auf Glukose als Energiequelle angewiesen. Bei einem Ausfall von Glukose sind intrazerebrale Glykogenspeicher in weniger als fünf Minuten aufgebraucht, Fett und Eiweiß können im Gehirn ebenfalls nicht in nennenswertem Maße zur Energiegewinnung verstoffwechselt werden. Lediglich im Fasten können Ketone aus dem Fettabbau Glukose als Energieträger im Gehirn weitgehend ersetzen (1). Da das Gehirn durch die Blut-Hirn-Schranke effektiv vor Schwankungen des Körpermilieus geschützt ist, erfolgt diese wichtige Glukoseaufnahme mittels erleichterter Diffusion ausschließlich über ein spezifisches Transportsystem, den Glukosetransporter GLUT1 (Abb. 1). Ein Defekt dieses Transporters führt daher zu einer „Energiekrise“ im Gehirn, dem GLUT1-Defekt. Abb. 1: Der Glukosetransport durch die BlutHirn-Schranke, vermittelt durch den GLUT1Transporter. Dieser erleichtert a) die Glukosediffusion aus dem Blut durch die luminale Zellmembran in die Endothelzelle der Blutkapillare, b) den Glukoseaustritt durch die abluminale Zellmembran und c) die weitere Glukosediffusion in Nerven- und Gliazellen. Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 82 07.07.2004, 9:43 Uhr Habilitation 1991 beschrieben De Vivo und Mitarbeiter erstmals zwei Kinder mit zerebralem Anfallsleiden, globaler Entwicklungsverzögerung und erworbener Mikrozephalie (2). Ein unerklärt erniedrigter Liquorzucker (Hypoglykorrhachie) bei Normoglykämie ergab den Verdacht auf eine GLUT1-vermittelte Glukosetransportstörung. Diese wurde durch Glukoseaufnahmestudien in Erythrozyten, Immunoblot, CytochalasinB-Bindungsstudien und zuletzt durch den Nachweis pathogener Mutationen im GLUT1-Gen bestätigt (17). Seitdem sind weltweit nahezu 100 Patienten mit GLUT1-Defekt identifiziert worden. Die neu gewonnenen Erkenntnisse zeichnen ein zunehmend komplexes Bild dieses bisher einzigen bekannten Transportdefektes der Blut-Hirn-Schranke. Im Folgenden werden die aktuellen klinischen, diagnostischen und therapeutischen Aspekte dieser Erkrankung dargestellt. GLUT1 GLUT1 gehört zur GLUT-Familie der passiven Glukosetransporter. Es ist ein membranständiges Glykoprotein mit 492 Aminosäuren, einem intrazellulären Amino- und Carboxyterminus sowie einer extrazellulären N-Glykosilierungsstelle bei Asn45 (Abb. 2) (12). GLUT1 wird ubiqitär exprimiert, vermittelt jedoch als einzige Isoform den Glukosetransport durch die Blut-Hirn-Schranke und – zusammen mit weiteren GLUT-Isoformen - die Glukoseaufnahme in Neurone und Gliazellen. Das codierende Gen, bestehend aus 10 Exonen und regulatorischen Sequenzen, ist auf dem kurzen Arm von Chromosom 1 lokalisiert (1p35-31.3). Anhand konservierter Aminosäuresequenzen innerhalb der GLUT-Familie, mittels spezifischer Transportinhibitoren und aus Analogieschlüssen mit anderen integralen Membranproteinen gelang es, bestimmte funktionelle Domänen zuzuordnen. Durch gerichtete Mutagenese wurden einzelne Aminosäuren verändert und in heterologen Zellsystemen auf ihre Bedeutung für die Struktur und die katalytische Aktivität des Transporters analysiert. So wird die Substratspezifität durch den Carboxy-Terminus und das Targeting zur Zellmembran durch den Amino-Terminus determiniert. Änderungen von Aminosäure-Seitenketten führen häufig zu Beeinträchtigungen der Transportaktivität. Funktionell bedeutsame Glukose-, Phosphorylierungsund ATP-Bindungsstellen wurden charakterisiert und eine hydrophile, intramolekulare „Glukosepore“ durch die räumliche Anordnung der Membransegmente 2, 5, 7 und 11 definiert (Abb. 2). Durch wechseln- Abb. 2: Membranmodell des GLUT1-Transporters nach (12). Dargestellt sind die 12 transmembranösen Helices, dier intrazellulären Amino- und Carboxytermini, sowie die extrazelluläre Glykosilierungsstelle und große zytoplasmatische Schleife. Konservierte Motive der GLUT-Transporterfamilie sowie Bindungsstellen sind gesondert gekennzeichnet, ebenso die bisher nachgewiesenen Mutationen im GLUT1-Gen. de Konformation ist immer nur entweder die extrazelluläre oder die zytoplasmatische Bindungsstelle für das Glukosemolekül zugänglich. Dennoch sind große Abschnitte des Proteins bezüglich Struktur und Funktion noch nicht hinreichend geklärt. Tertiär- und Quartärstruktur sowie die funktionelle Anordnung der GLUT1Moleküle auf der Zellmembran als Di- und Tetramere sind noch weitgehend unbekannt (13). Der GLUT1-Defekt (GLUT1-DS, McKusick 606 777) (Synonyme: GLUT1 Deficiency Syndrome, GTPS, De Vivo Disease) Klinik Der GLUT1-Defekt ist eine behandelbare epileptische Enzephalopathie, die sich im Regelfall bereits im Säuglingsalter manifestiert. Der zerebrale Energiemangel führt zu früh einsetzenden zerebralen Krampfanfällen, einer globalen psychomotorischen Entwicklungsverzögerung und einer sehr komplexen Bewegungsstörung - schwer betroffene Patienten entwickeln eine sekundäre Mikrozephalie. Insgesamt ist das klinische Erscheinungsbild jedoch äußerst heterogen. Anfälle: In der Mehrzahl aller Patienten manifestiert sich die Erkrankung durch zerebrale Krampfanfälle innerhalb der ersten acht Lebensmonate. Im Säuglingsalter dominieren uncharakteristische Anfallsmuster mit oft kurzer Bewusstseinseinschränkung, Myoklonien oder atonischen Stürzen, oft begleitet von unkontrollierten Augenbewegungen oder Zyanose. Im Kindes- und Jugendalter überwiegen my- oklonische und Grand-Mal Anfälle. Charakteristisch, aber nicht in allen Fällen anzutreffen, ist eine Verstärkung der Symptome in Nüchternphasen sowie Besserung nach Energiezufuhr. Die Entwicklungsverzögerung ist individuell sehr variabel, die Spanne reicht von nur leichter bis schwerer mentaler Beeinträchtigung. Dabei sind jedoch stets Entwicklungsfortschritte zu verzeichnen. Im Vergleich zu den kognitiven Defiziten ist die soziale/interaktive Kompetenz auffallend wenig beeinträchtigt – alle diese Kinder zeigen im Umgang eine freundliche, offene und positive Art. Dysmorphien wurden bei GLUT1-Defekt nicht beobachtet. Die komplexe Bewegungsstörung äußert sich bereits im Säuglingsalter mit muskulärer Hypotonie. Hinzu kommen individuell in variabler Ausprägung ataktische und dystone Bewegungsmuster. Die Mehrzahl der Patienten zeigt positive Pyramidenbahnzeichen und klinische Zeichen der Spastik. Die motorischen Meilensteine werden verzögert erreicht, alle Kinder erlernen jedoch freies Stehen und Laufen. Das Gangbild ist breitbasig-ataktisch, oft mit spastischer Komponente. Die Rumpfhypotonie führt zu Knieverriegelung, Lordose und Sturzneigung. Diagnostik Lumbalpunktion: der entscheidende diagnostische Hinweis des GLUT1-Defektes ist ein isoliert erniedrigter Glukosewert im Liquor (Hypoglykorrhachie). Subarachnoidalblutungen, Meningitiden jeglicher Art und vor allem Hypoglykämien müssen ausgeschlossen sein. Da der Blutzucker erheblichen postprandialen und stressbe- Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 83 07.07.2004, 9:43 Uhr 83 Habilitation dingten Schwankungen unterliegt, sollte die Hypoglykorrhachie als Quotient von Liquor- zu Blutglukose ausgedrückt und eine Lumbalpunktion wie folgt durchgeführt werden: • 4-6 Stunden nüchtern (Vermeidung von postprandialer Hyperglykämie) • Blutglukosebestimmung (Vermeidung von stressbedingter Hyperglykämie) • Lumbalpunktion (Zellzahl, Protein, Glukose, Laktat im Liquor) Laktat im Liquor sollte immer mitbestimmt werden und ist als Zeichen einer unbeeinträchtigen Glukoseverwertung niedrig-normal, nie erhöht. Eine postiktale oder blutige Punktion ist aus oben gesagten Gründen diagnostisch nicht verwertbar. Die bisher veröffentlichten Patienten mit GLUT1-Defekt zeigten eine Liquorglukose von 31 ± 6 mg/dl (Schwankungsbreite 16-48 mg/dl) bei einem Liquor-/Blutglukosequotienten von 0,33 ± 0.07 (Schwankungsbreite 0,19-0,46) (9). Die Differentialdiagnose der Hypoglykorrhachie umfasst alle Formen der Hypoglykämie, Meningitiden jeglicher Art, Subarachnoidalblutung, ventrikuloperitoneale Shunts und seltene Ursachen wie die Lupus-Myelopathie oder meningeale Parasitosen. EEG: das interiktuale EEG zeigt meist einen Normalbefund. Dieses sollte jedoch immer in der Nüchternphase abgeleitet werden – zeigt sich hier eine auffällige Hirnstromkurve, so lässt sich in einigen Patienten in einer postprandialen Ableitung eine deutliche Besserung dokumentieren, was den V.a. GLUT1-Defekt erhärtet. Aktuell konnte in einer Untersuchung an 20 Patienten gezeigt werden, dass in 40 % der Fälle das Langzeit-EEG mit Video-Monitoring ein charakteristisches EEG-Muster von 2,5-4/sec Spike-wave Paroxysmen mit langsamer Nachschwankung zeigt. Weitere 30 % wiesen eine generalisierte Verlangsamung auf, weitere 30 % keine auffällige Hirnstromkurve (11). Zerebrale Bildgebung und Laborparameter ergeben bei GLUT1-Defekt keine wegweisenden Befunde. Erste Untersuchungen mittels eines dynamischen FDGPET konnten den Glukosetransporterdefekt im Patienten selbst bestätigen. Eine aktuelle Studie fand in FDG-PET-Untersuchungen an 14 Patienten (Alter 1,6-31 Jahre) einen charakteristischen Hypometabolismus im Thalamus und der Mesiotemporalregion bei global verminderter Glukoseutilisation (16). Die Interpretation dieser Daten ist jedoch durch die fehlenden alterspezifischen Kontrollen und die Auswertung behandelter und nicht-behandelter Patienten deutlich eingeschränkt. 84 Weitere Labordiagnostik Glukoseaufnahmestudien in Erythrozyten: GLUT1 wird auf der Zellmembran der Erythrozyten in hoher Dichte exprimiert und besitzt die gleichen biochemischen und funktionellen Eigenschaften wie GLUT1 in der Blut-Hirn-Schranke. Da der Glukosetransport durch beide BlutGewebe-Schranken ausschließlich GLUT1vermittelt ist, dienen Erythrozyten als Modell für den Glukosetransport in das ZNS. Patienten mit funktionellem GLUT1-Defekt zeigen aufgrund der Haploinsuffizienz des Transporters eine auf die Hälfte der mitgeführten Kontrollen reduzierte Transportkapazität für Glukose (7). Quantitative GLUT1-Defekte auf der Zellmembran können im GLUT1-spezifischen Immunoblot als verminderte Immunoreaktivität nachgewiesen werden. Genetik: Der GLUT1-Defekt ist eine autosomal-dominante Erkrankung. Aktuell sind verschiedene meist De novo-Mutationen an den verschiedensten Positionen des GLUT1-Genes sowie drei Fälle von Hemizygotie identifiziert (9, 18). Einige Mutationen betreffen konservierte Sequenzen oder funktionelle Domänen, so dass dadurch ihre Pathogenität gut erklärbar ist. Alle bisher nachgewiesenen Mutatio- nen sind heterozygot; ein homozygoter GLUT1-Defekt ist vermutlich aufgrund der Bedeutung von Glukose für den zerebralen Energiestoffwechsel nicht mit dem Leben vereinbar. Abb. 3 fasst das diagnostische Vorgehen bei V.a. GLUT1-Defekt zusammen. Therapie Die derzeit einzig gesicherte Therapie des GLUT1-Defektes ist die ketogene Diät. Diese extrem fettreiche, kohlenhydratarme Diät erhält den durch initiales Hungern eingeleiteten metabolischen Zustand des Fastens, in dem der Körper auf Fettverbrennung zur Energiegewinnung ‚umschaltet’. Unter ketogener Diät werden jedoch Nahrungsfette anstelle von Körperfett zur Energiegewinnung verbrannt. Die entstehende Ketose stellt dem Gehirn eine alternative Energiequelle in Form von Ketonen zur Verfügung (Abb. 4) (14). Dadurch lassen sich bei nahezu allen Patienten Anfallsfreiheit unter ketogener Diät als Monotherapie erreichen. Sollte eine antikonvulsive Komedikation erforderlich sein, sollten Carbamazepin oder Phenytoin eingesetzt werden, da diese Substanzen im Gegensatz zu Benzodiazepinen oder Chloralhydrat keinen inhibitorischen Ef- Abb. 3: Flussdiagramm zur Diagnostik des GLUT1-Defektes. Eine unauffällige Nüchtern-Lumbalpunktion (kH = Hypoglykorrhachie); schließt die Erkrankung aus. Die Diagnose ist dagegen gesichert, wenn die Glukoseaufnahme in Erythrozyten und/oder die Expression im GLUT1-spezifischen Western-Blot vermindert ist (‚) oder Mutationen im GLUT1-Gen (✩) nachgewiesen wurden. (n = normal). Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 84 07.07.2004, 9:43 Uhr Habilitation fekt auf den GLUT1-Transporter zeigen (6). Valproat hemmt die Fettsäureoxidation und damit die Ketoneogenese und ist daher nach Möglichkeit ebenfalls zu vermeiden. Abb. 4: Prinzip der ketogenen Diät bei GLUT1Defekt: Glukose erreicht aufgrund des defekten GLUT1-Transporters (●) nur eingeschränkt das Gehirn und führt zur Hypoglykorrhachie. Durch Fasten und die ketogene Diät entstehen jedoch Ketone, die über den MCT1-Transporter (❍) als Acetyl-CoA eine alternative Energiequelle bereitstellen. Ketone kompensieren so den intrazerebralen Energiemangel bei GLUT1-Defekt (14). Die ketogene Diät wird stationär durch Fasten eingeleitet und im Regelfall aufgrund ihres prompten Erfolges sehr gut angenommen, die praktische Durchführung bereitet nach gründlicher Schulung und engmaschiger ambulanter Weiterbetreuung in der Regel wenig Probleme. Mittlerweile sind Leitlinien zur Durchführung und Therapiekontrolle der ketogenen Diät im Kindesalter verfügbar (www.neuropaediatrie.com). Der positive Effekt der ketogenen Diät auf die Entwicklungsverzögerung und die komplexe Bewegungsstörung ist weniger deutlich und individuell hochvariabel. Die Gründe dafür sind, so wie die Ursache der erheblichen Varianz des Phänotyps, weiterhin unklar. Bekannte Nebenwirkungen der ketogenen Diät wie Obstipation und Nierensteine lassen sich unter regelmäßigen ambulanten Verlaufskontrollen früh erfassen und gut behandeln. Langzeiteffekte der ketogenen Diät, insbesondere erhöhte Blutfette und das Arterioskleroserisiko werden diskutiert, sind jedoch derzeit noch nicht beurteilbar (10). Aufgrund des hohen Energiebedarfes des wachsenden Gehirns gilt jedoch derzeit die Empfehlung, auch unter Berücksichtigung möglicher Nebenwirkungen, die ketogene Diät bis in die Adoleszenz fortzuführen. Aktuelle Entwicklungen Gerade die letzten Jahre haben einen beachtlichen Wissenszuwachs über diese Erkrankung erbracht (4). Entscheidende Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 85 07.07.2004, 9:43 Uhr 85 Habilitation Unterstützung hat die Arbeit am GLUT1Defekt durch die Gründung des „Fördervereins GLUT1-Defekt“ erhalten, der über die Homepage www.glut1.de zu erreichen ist. Nachdem die klassische Verlaufsform des GLUT1-Defektes definiert ist, finden sich nun rechts und links des Weges Varianten der Erkrankung. So sind mittlerweile Patienten ohne zerebrale Krampfanfälle bekannt (15). Ebenso eine gutartige Variante des GLUT1-Defektes mit zerebralen Anfällen und unklarer Hypoglykorrhachie im Säuglingsalter (5). Diese Kinder zeigen – vermutlich aufgrund eines transienten GLUT1-Defektes, eine unauffällige Entwicklung sowie eine Normalisierung des Liquorzuckers im Verlauf. Eine einheitliche Klassifikation der Erkrankung unter Berücksichtigung dieser atypischen Verlaufsformen ist dringend erforderlich. Weitere offene Fragestellungen seien hier nur kurz erwähnt: GLUT1 ist ein multifunktionaler Transporter, d.h. GLUT1 transportiert neben DGlukose auch D-Galaktose, D-Mannose, Dehydroascorbinsäure, Wasser und Glykopeptide (3). Wir konnten zeigen, dass in Patienten mit GLUT1-Defekt der Transport von Dehydroascorbinsäure in vitro erniedrigt ist (8). Damit liegt vermutlich ein multifunktionaler Transportdefekt vor – ob dadurch mögliche weitere Substratdefizite entstehen können, ist jedoch derzeit unklar. Weitere Organe mit hoher GLUT1– Dichte wie Retina, peripherer Nerv, Placenta, Ovarien und Testes sind möglicherweise auch vom GLUT1-Defekt betroffen. Bisher wurde eine entsprechende Organbeteiligung nicht dokumentiert, möglicherweise existieren hier Kompensationsmechanismen über weitere Glukosetransporter. Korrelationen zwischen Phänotyp und Genotyp, Hypoglykorrhachie, oder Glukoseaufnahme in Erythrozyten sind bei noch kleiner Fallzahl bisher nicht sicher zuzuordnen. Nicht-genetische GLUT1-Defekte durch irreversible Schädigung des GLUT1Transporters im Rahmen von Infektionen, Medikamenten oder Toxinen sind ebenfalls denkbar, aber bisher noch nicht nachgewiesen worden. Neue Therapieansätze zielen u. a. auf die orale Zufuhr von Ketonen in Form von Ketonsalzen. Damit könnte der Fettanteil der ketogenen Diät verringert werden, um eine bessere Akzeptanz zu erreichen. Aufgrund des hohen Natriumanteiles und der erforderlichen großen Menge an benötigten Ketonen ist diese Therapie aber allenfalls als Ergänzung zu sehen. Weiter wird überlegt, mittels der Alpha-Lipon- 86 10. Kwiterovich PO, Jr., Vining EP, Pyzik P, et al. (2003) Effect of a high-fat ketogenic diet on plasma levels of lipids, lipoproteins and apolipoproteins in children. JAMA 290: 912-920 säure, einem Antioxidanz, einen verbesserten Glukosetransport durch Aktivierung/Rekrutierung weiterer GLUT1-Moleküle zu erzielen. Kontrollierte Studien sind hier jedoch bisher nicht verfügbar, eine Anwendung kann daher zum jetzigen Zeitpunkt nicht empfohlen werden. Es bleibt zu hoffen, dass sich diese Fragen mit weiter zunehmender Patientenzahl beantworten lassen. 12. Mueckler M, Caruso C, Baldwin SA, et al. (1985) Sequence and structure of a human Glukose transporter. Science 229: 941-945 Schlussfolgerung 13. Mueckler M, Hresko RC, Sato M (1997) Structure, function and biosynthesis of GLUT1. Biochem Soc Trans 25: 951-954 Der GLUT1-Defekt ist eine „Energiekrise“ des wachsenden Gehirns im Kindesalter, die durch eine Glukosetransportstörung an der Blut-Hirn-Schranke hervorgerufen wird. Der deutliche Wissenszuwachs über Klinik und Pathomechanismen zeigt die Grundzüge dieser Erkrankung, aber auch ein heterogenes, komplexes Krankheitsbild, dessen exakte Klassifikation noch aussteht. Der GLUT1-Defekt stellt jedoch eine gut behandelbare epileptische Enzephalopathie dar, so dass bei jeder unklaren Epilepsie im Kindesalter eine Lumbalpunktion zum Ausschluss dieser behandelbaren Erkrankung erfolgen sollte. 11. Leary LD, Wang D, Nordli DR et al. (2003) Seizure characterization and electroencephalographic features in glut-1 deficiency syndrome. Epilepsia 44: 701-707 14. Nordli DR, Jr., De Vivo DC (1997) The ketogenic diet revisited: back to the future. Epilepsia 38: 743-749 15. Overweg-Plandsoen WC, Groener JE, Wang D et al. (2003) GLUT-1 deficiency without epilepsy an exceptional case. 559-563 16. Pascual JM, Van Heertum RL, Wang D, et al. (2002) Imaging the metabolic footprint of Glut1 deficiency on the brain. Ann Neurol 52: 458-464 17. Seidner G, Alvarez MG, Yeh JI et al. (1998) GLUT-1 deficiency syndrome caused by haploinsufficiency of the blood-brain barrier hexose carrier. Nat Genet 18: 188-191 18. Wang D, Kranz-Eble P, De Vivo DC (2000) Mutational analysis of GLUT1 (SLC2A1) in Glut-1 deficiency syndrome. Hum Mutat 16: 224-231 Zitierweise dieses Beitrags: Neuropaediatrie 3: 82–86 (2004) Literatur 1. Clarke DD, Sokoloff L (1994) Circulation and energy metabolism of the brain. Basic neurochemistry: molecular, cellular and medical aspects. Raven Press, New York 2. De Vivo DC, Trifiletti RR, Jacobson RI et al. (1991) Defective Glukose transport across the bloodbrain barrier as a cause of persistent hypoglycorrhachia, seizures, and developmental delay. N Engl J Med 325: 703-709 3. Fischbarg J, Vera JC (1995) Multifunctional transporter models: lessons from the transport of water, sugars, and ring compounds by GLUTs. Am J Physiol 268: C1077-1089 4. Klepper J (2004) Impaired Glukose transport into the brain: the expanding spectrum of Glukose transporter type 1 deficiency syndrome. Curr Opin Neurol 17: 193-196 5. Klepper J, De Vivo DC, Webb DW et al. (2003) Reversible infantile hypoglycorrhachia: possible transient disturbance in Glukose transport? Pediatr Neurol 29: 321-325 6. Klepper J, Florcken A, Fischbarg J et al. (2003) Effects of anticonvulsants on GLUT1-mediated Glukose transport in GLUT1 deficiency syndrome in vitro. Eur J Pediatr 162: 84-89 7. Klepper J, Garcia-Alvarez M, O’Driscoll KR et al. (1999) Erythrocyte 3-O-methyl-D-Glukose uptake assay for diagnosis of Glukose-transporter-protein syndrome. J Clin Lab Anal 13: 116121 8. Klepper J, Vera JC, De Vivo DC (1998) Deficient transport of dehydroascorbic acid in the Glukose transporter protein syndrome. Ann Neurol 44: 286-287 9. Klepper J, Voit T (2002) Facilitated Glukose transporter protein type 1 (GLUT1) deficiency syndrome: impaired Glukose transport into brain — a review. Eur J Pediatr 161: 295-304 Abkürzungen GLUT1 GLUT1-DS Glukosetransporter(GLUT1)-Defekt FDG-PET 18 ZNS Zentrales Nervensystem 86 F-Desoxy-Glukose Positronenemissionstomographie Danksagungen Ich danke meinen klinischen Lehrern für Ausbildung und Unterstützung und dem GLUT1-Förderverein für alle seine wertvolle Hilfe, Motivation und Zusammenarbeit. Weiter danke ich Bärbel Leiendecker für die kompetente, vorbildliche diätische Betreuung unserer Patienten und für das hervorragende, freundschaftliche Teamwork. Insbesondere danke ich aber meiner Frau Stephanie für all den Rückhalt und Motivation in den letzten Jahren sowie meinen Kindern Simon und Tabea für Ihre Geduld und Ihr Verständnis. PD Dr. med. Jörg Klepper Univ.-Kinderklinik Essen Hufelandstraße 55 D-45122 Essen [email protected] Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 Glukosetransporter Typ 1 07.07.2004, 9:43 Uhr Originalien/Übersichten Schlafstörungen bei neuropädiatrischen Patienten* I. Physiologische und psychologische Grundlagen der Schlafontogenese B. SCHLÜTER Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln, Universität Witten/Herdecke Zusammenfassung Key words Kenntnisse des normalen und gestörten Schlafs werden von vielen pädiatrischen Spezialisten erwartet. Bei Kindern mit unklaren schlafbezogenen Beschwerden sind Neuropädiater häufig an der differentialdiagnostischen Abklärung beteiligt. Eine genuine neuropädiatrische Aufgabe besteht darin, Schlafstörungen bei Kindern und Jugendlichen mit speziellen neuropädiatrischen Krankheitsbildern zu diagnostizieren und zu therapieren. Im Folgenden soll ein Überblick über die physiologischen und psychologischen Grundlagen der Schlafontogenese gegeben werden. Sleep disturbances in children, sleep ontogeny, sleep physiology, sleep psychology Schlüsselwörter Schlafstörungen bei Kindern, Schlafontogenese, Schlafphysiologie, Schlafpsychologie Neuropediatric patients with sleep disturbances: I. The physiological and psychological basis of sleep ontogeny Summary Schlafproblem Many pediatric specialists are expected to have knowledge on normal and disturbed sleep in children and adolescents. Pediatric neurologists frequently are called upon to assist in the evaluation of children with undiagnosed symptoms and signs during sleep. To care for children and adolescents with specific neurologic diseases who also experience sleep disturbances is a genuine neuropediatric concern. This article reviews the physiologic and psychologic basis of sleep ontogeny. * In der Pädiatrie machen Fragen, die sich auf den Schlaf beziehen, mehr als 20 % der Konsultationen aus (58, 59). Aktuelle Häufigkeitsangaben sind in der Tabelle 1 zusammengestellt. Schlafprobleme kommen bei Kindern und Jugendlichen häufig vor, jedoch widmen sich bisher relativ wenige wissenschaftliche Arbeiten und Fortbildungsbeiträge diesem Thema. Eine amerikanische Studie ergab, dass bei 2 bis 14 Jährigen, die mit schlafbezogenen Symptomen in einer pädiatrischen Klinik vorgestellt wurden, die Schlafstörung bei 15 % der Patienten im Krankenblatt dokumentiert wurde, bei 10 % korrekt diagnostiziert wurde und bei 3 % zu einer Therapie führte (4, 13). Es besteht offensichtlich ein erheblicher Weiterbildungsbedarf. In pädiatrischen Lehrbüchern finden sich systematische Darstellungen der Schlafstörungen des Kindesalters (28). Für Prof. Dr. Marianne E. Schlaefke, Bochum, zum 66. Geburtstag gewidmet. die Praxis sind Ausarbeitungen wichtig, die auf die speziellen Bedürfnisse des Neuropädiaters zugeschnitten sind, der einerseits an der Diagnostik von Kindern mit unklaren schlafbezogenen Symptomen beteiligt ist, andererseits Kinder mit bekannten neurologischen Erkrankungen betreut, die unter Schlafproblemen leiden (7, 16, 21, 35, 39, 45, 49, 50, 56, 58). Allgemeine physiologische Grundlagen der Schlafregulation Schlafen und Wachen sind Ausdruck biologischer Rhythmen, die den 24-Stunden-Tag in Phasen der Ruhe und der Aktivität gliedern. Ein basaler Ruhe-Aktivitäts-Zyklus mit abwechselnden Phasen vermehrter und verminderter Aktivität (basic rest/activity cycle (BRAC) nach Kleitman) wurde zuerst für den Wachzustand beschrieben (36). Es handelt sich um einen ultradianen Rhythmus mit einer Periodenlänge von 90-100 Minuten beim Erwachsenen (9, 49). Dieser Rhythmus setzt sich während des Schlafens fort und gliedert den Schlaf in mehrere Vorschulkinder (n=399) Schulkinder (n=639) Schlafbezogene Atemstörungen 8,3 12,8 Vermehrte Tagesmüdigkeit 10,6 18,8 Schlafwandeln 9,0 18,4 Pavor nocturnus 39,1 19,2 Bruxismus 31,6 27,2 Ein- und Durchschlafstörungen 20,6 17,1 Weigerung, zu Bett zu gehen 29,3 22,7 Tab. 1: Relative Häufigkeit (%) von Schlafproblemen bei Patienten einer pädiatrischen Klinik (4) Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 87 07.07.2004, 9:44 Uhr 87 Originalien/Übersichten aufeinanderfolgende Non-REM/REM-Zyklen (9). Die zirkadiane Periodik wird durch sogenannte innere Uhren erzeugt, die durch periodisch auftretende Außenreize, sogenannte Zeitgeber, auf bestimmte Periodenwerte eingestellt werden (Synchronisation). Der Nucleus suprachiasmaticus des Hypothalamus wird als morphologisches Korrelat der inneren zircadianen Uhr angesehen (32). Die Periodendauer des endogenen circadianen Rhythmus beträgt im Mittel 25 Stunden. Eine Zeitinformation durch die Sinneswahrnehmung von Umweltreizen, z. B. Wechsel von Helligkeit am Tage und Dunkelheit in der Nacht, ist für ein Entrainment auf eine Periodendauer von 24 Stunden erforderlich (37, 64). Beim Menschen ist der Schlaf nicht monophasisch, d. h. streng circadian, sondern biphasisch, d. h. semicircadian organisiert (37). Neben der nächtlichen Hauptschlafperiode ist beim Erwachsenen noch eine weitere am frühen Nachmittag, etwa halbwegs zwischen zwei Hauptperioden gelegene Episode mit vermehrtem „Schlafdruck“ festzustellen (37). Dies ist die Tageszeit, in welcher im Verlaufe des Älterwerdens von Kindern die letzten „Naps“ auftreten. Es ist die Zeit, in der das charakteristische „postprandiale Tief“ bei Gesunden auftritt, und die größte Häufung von (krankhaften) Schlafanfall-Attacken bei Narkolepsie-Patienten zu beobachten ist. Psychologische Grundlagen der normalen frühkindlichen Entwicklung Für die Bewertung von Ein- und Durchschlafstörungen bei Säuglingen und Kleinkindern sind Grundkenntnisse über die Stadien der normalen Entwicklung der frühen Mutter-(Eltern-)-Kind-Beziehung unerlässlich (57). Pathophysiologische Mechanismen der Insomnie bei Erwachsenen (intrinsische Schlafstörungen) (29) können nicht auf kindliche Ein- und Durchschlafstörungen (extrinsische Schlafstörungen) übertragen werden. Die Dynamik der Beziehungen innerhalb einer Familie ist zu berücksichtigen (16, 17). Für Anwendungen in allen Bereichen der psychosozialen Gesundheit hat sich die Bindungstheorie (nach Bowlby) als sehr praktisch erwiesen (11, 27). Die Interaktionen zwischen dem Säugling und seiner bemutternden Person lassen sich zunächst als externe Organisation des Säuglings beschreiben (27). Neugeborene und Säuglinge verfügen bereits über Fähigkeiten mit sozialem Charakter und zeigen aktives Verhalten. Zwischen der primären Bezugsperson (der Mutter) und dem Säugling 88 entwickelt sich eine wechselseitige Kette von Handlungen, die ihren deutlichsten Niederschlag in dem Problem der Trennung von Mutter und Kind in bestimmten sensiblen Phasen der Entwicklung findet (Trennungsängste) (57, 61). Von psychoanalytischer Seite wird diese Phase als die orale Phase bezeichnet, angemessener wäre die Bezeichnung „Phase der Bindung“. Die erste Bindung wird etwa um den siebten Lebensmonat entwickelt (57). Die physiologische Funktion des SchlafWach-Rhythmus wird durch die Art und Güte der Versorgung in Abhängigkeit von den Bedürfnissen des Kindes geregelt (27). Mütterliche Feinfühligkeit muss in Zusammenhang mit der Eigenart des Kindes gesehen werden. Die Eigenart bzw. das Temperament des Kindes macht es der bemutternden Person leichter oder schwieriger, die Signale des Kindes zu verstehen, die geeigneten beruhigenden Verhaltensweisen zu finden (Selbstregulierung), und die Angemessenheit ihrer Reaktionen zu bewerten (27). Das zweite Lebensjahr ist durch eine Intensivierung der Bindung gekennzeichnet. Die Nähe der Mutter wird gesucht, weil sie Sicherheit bedeutet (56, 57). Gleichzeitig machen sich in diesem Alter Autonomiebestrebungen des Kindes bemerkbar (5). Das Kind exploriert, inwieweit sich seine Umgebung beeinflussen lässt. Eine Ambivalenz von Abhängigkeitsbedürfnissen und Autonomiestreben kennzeichnet die normale Situation in diesem Alter. Ist der Vater nicht anwesend, kann die ausbleibende „Triangulierung“ zu verschiedenen psychosomatischen Symptomen führen, u. a. Ein- und Durchschlafstörungen (8). Schlafstörungen können jeweils im Zusammenhang mit Erkrankungen, emotionalen Belastungen und Erwartungsspannung auftreten (28). In einer australischen Studie war die Wahrscheinlichkeit von Ein- und Durchschlafstörungen bei 6-12 Monate alten Kindern größer, wenn deren Mütter subklinische Zeichen der Depression aufwiesen (12, 31). Im Sinne eines Circulus vitiosus wird die emotionale Überforderungssituation der Mutter durch die kindlichen Schlafstörungen weiter verstärkt (14). Die physiologische Regulation des Schlafes ist also in enger Abhängigkeit zur psychologischen Gesamtverfassung zu sehen. Konzepte der Schlafstadienklassifikation „A manual of standardized terminology, techniques and scoring system for sleep stages of human subjects“ wurde im Jahre 1968 von A. Rechtschaffen und A. Kales herausgegeben (44). Damit wurde Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 Ergenyl® chrono 300/500; Ergenyl® vial Wirkstoff: Natriumvalproat. Zusammensetzung: Ergenyl® chrono 300: 1 Retardtabl. enth.: 200 mg Natriumvalproat u. 87 mg Valproinsäure (entspr. insg. 300 mg Natriumvalproat). Ergenyl® chrono 500: 1 Retardtabl. enth.: 333 mg Natriumvalproat u. 145 mg Valproinsäure (entspr. insg. 500 mg Natriumvalproat). Sonstige Bestandteile: Hypromellose, Ethylcellulose, hochdisperses Siliciumdioxid, Saccharin-Natrium, Siliciumdioxid-Hydrat, Poly(ethylacrylatmethyl-methacrylat)-Dispersion 30%, Macrogol 6000, Talkum, Titandioxid (E 171). Ergenyl® vial: Arzneilich wirksamer Bestandteil: 1 Durchstechflasche mit 400 mg Pulver enthält: 400 mg Natriumvalproat (entspr.: 346,8 mg Valproinsäure). 1 Ampulle mit 4 ml Lösungsmittel enthält: 4 ml Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete: Zur Behandlung von generalisierten Anfällen in Form von Absencen, myoklonischen und tonisch-klonischen Anfällen, fokalen und sekundär generalisierten Anfällen. Zur Kombinationsbehandlung bei anderen Anfallsformen, z. B. fokalen Anfällen mit einfacher und komplexer Symptomatik sowie fokalen Anfällen mit sekundärer Generalisation, wenn diese Anfallsformen auf die übliche antiepileptische Behandlung nicht ansprechen. Hinweis: Bei Kleinkindern ist Natriumvalproat nur in Ausnahmefällen Mittel erster Wahl; es sollte nur unter besonderer Vorsicht, nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung und möglichst als Monotherapie angewendet werden. Ergenyl® vial kann bei Patienten mit einer Epilepsie eingesetzt werden, die bisher mit oralen Gaben von valproinsäurehaltigen Arzneimitteln zufrieden stellend behandelt werden und bei denen die weitere orale Verabreichung vorübergehend nicht möglich ist. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen valproinsäurehaltige Arzneimittel oder sonstige Bestandteile der Arzneimittel, Lebererkrankungen in der eigenen oder Familienanamnese sowie manifeste schwerwiegende Leber- und Pankreasfunktionsstörungen, Leberfunktionsstörungen mit tödlichem Ausgang während einer Valproinsäuretherapie bei Geschwistern, hepatischer Porphyrie, Blutgerinnungsstörungen, Ergenyl® vial zusätzlich: insulinabhängiger Diabetes mellitus. Nebenwirkungen: Störungen der Blutgerinnung und des Blut bildenden und lymphatischen Systems: Häufig: Thrombozytopenien. Gelegentlich: Leukopenien, die sich oft unter Beibehalten der Medikation, aber immer nach Absetzen von Valproinsäure vollständig zurückbilden. Selten: periphere Ödeme und Blutungen. In Einzelfällen kann eine Beeinträchtigung der Knochenmarkfunktion zu Lymphopenien, Neutropenien, Panzytopenien oder Anämie führen. Valproinsäure kann zu einer erniedrigten Konzentration von Fibrinogen bzw. Faktor VIII führen sowie die sekundäre Phase der Plättchenaggregation hemmen und dadurch eine verlängerte Blutungszeit bedingen. Störungen der immunologischen Reaktion: Einzelfälle von Lupus erythematodes und Vaskulitiden. Allergische Reaktionen wurden berichtet (s. auch Dermatologische Störungen), metabolische Störungen: Häufig kann eine isolierte und mäßig ausgeprägte Hyperammonämie ohne Veränderung der Leberfunktionsparameter auftreten, die keinen Therapieabbruch erfordert. Zusätzlich sind jedoch Fälle berichtet, bei denen neurologische Symptome auftreten. In diesen Fällen sollten weitere Untersuchungen erfolgen. Dosisabhängig gelegentlich Gewichtszunahme oder -abnahme, erhöhter Appetit oder auch Appetitlosigkeit. Einzelfälle eines nach Absetzen von valproinsäurehaltigen Arzneimitteln reversiblen Fanconi-Syndroms (metabolische Azidose, Phosphaturie, Aminoazidurie, Glukosurie) wurden in der Literatur berichtet, der Mechanismus ist jedoch bis jetzt unklar. Psychiatrische Störungen: Selten: Reizbarkeit, Hyperaktivität, Verwirrtheit, besonders zu Beginn der Behandlung. Halluzinationen wurden beobachtet. Störungen des zentralen Nervensystems: Dosisabhängig gelegentlich: Schläfrigkeit, Tremor oder Parästhesien. Selten: Kopfschmerzen, Spastizität und Ataxie, besonders zu Beginn der Behandlung. Ebenfalls selten Fälle von Stupor bis hin zum transienten Koma, die zum Teil mit einer erhöhten Anfallsfrequenz verbunden waren und deren Symptomatik sich bei Reduktion der Dosis oder Absetzen des Arzneimittels zurückbildete. Die Mehrzahl dieser Fälle trat bei einer Kombinationstherapie (insbesondere mit Phenobarbital) oder nach einer raschen Dosiserhöhung auf. Selten wurde kurz nach Anwendung von valproinsäurehaltigen Arzneimitteln eine Enzephalopathie beobachtet, deren Pathogenese nicht geklärt ist und die nach Absetzen des Arzneimittels reversibel ist. Dabei wurden in einigen Fällen erhöhte Ammoniakspiegel sowie bei Kombinationstherapie mit Phenobarbital ein Anstieg des Phenobarbitalspiegels beschrieben. In Einzelfällen wurde, vor allem bei höherer Dosierung oder in Kombinationstherapie mit anderen Antiepileptika, auch über chronische Enzephalopathien mit neurologischer Symptomatik sowie Störungen höherer kortikaler Funktionen berichtet, deren Pathogenese ebenfalls nicht ausreichend geklärt wurde. Einzelfälle von Demenz, vergesellschaftet mit zerebraler Atrophie, die nach Absetzen der Medikation reversibel waren. Über das Auftreten eines reversiblen Parkinson-Syndroms unter Valproinsäure wurde berichtet. Bei einer Langzeittherapie mit Ergenyl zusammen mit anderen Antiepileptika, insbesondere Phenytoin, kann es zu Zeichen einer Hirnschädigung (Enzephalopathie) kommen: vermehrte Krampfanfälle, Antriebslosigkeit, Stupor, Muskelschwäche (muskuläre Hypotonie), Bewegungsstörungen (choreatiforme Dyskinesien) und schwere Allgemeinveränderungen im EEG. Otologische/vestibuläre Störungen. Über Tinnitus sowie über reversiblen oder irreversiblen Hörverlust wurde berichtet, wobei ein kausaler Zusammenhang mit valproinsäurehaltigen Arzneimitteln jedoch nicht gesichert ist. Störungen im Gastrointestinaltrakt: Häufig: Diarrhö und selten Hypersalivation, besonders zu Beginn der Behandlung, sowie Übelkeit und Magenschmerzen, die sich gewöhnlich trotz Beibehaltens der Therapie nach wenigen Tagen zurückbildeten. Sehr selten ist über eine Schädigung der Bauchspeicheldrüse, teilweise mit tödlichem Verlauf, berichtet worden. Hepatobiliäre Störungen: Selten kommen dosisunabhängig auftretende, schwerwiegende (bis tödlich verlaufende) Leberfunktionsstörungen vor. Bei Kindern, besonders in der Kombinationstherapie mit anderen Antiepileptika, ist das Risiko der Leberschädigung deutlich erhöht. Dermatologische Störungen: Dosisabhängig gelegentlich vorübergehender Haarausfall. Einzelfälle von Erythema multiforme und allergische Reaktionen wurden berichtet. Daneben wurden einzelne Ausnahmefälle von schweren Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom und toxische epidermale Nekrolyse bzw. Lyell-Syndrom) berichtet. Endokrine Störungen: Selten: Amenorrhö und/oder Dysmenorrhö. In Einzelfällen: erhöhte Testosteronspiegel und polyzystische Ovarien. Allgemein: Gelegentlich: Geschmacksstörungen. Bei Kindern wurde von Enuresis berichtet. Bei intravenöser Anwendung kann Übelkeit oder Schwindel auftreten, diese Symptome verschwinden jedoch spontan innerhalb weniger Minuten. Injektionsort Selten: Entzündungen am Injektionsort: Bei versehentlicher intraarterieller oder perivenöser Applikation ist mit Gewebeschäden zu rechnen. Handelsformen: Ergenyl® chrono 300: 50 Retardtabletten (N1), 100 Retardtabletten. (N2), 200 Retardtabletten. (N3), KP. Ergenyl® chrono 500: 50 Retardtabletten (N1), 100 Retardtabletten (N2), 200 Retardtabletten (N3), KP. Ergenyl® vial: 5 Durchstechflaschen mit je 400 mg Pulver und 5 Ampullen mit je 4 ml Lösungsmittel (N1). Nr: Name: Größe: Farbe: 663900020604 Sanofi 66x297 4c Verschreibungspflichtig. Stand: 3/03 Sanofi-Synthelabo GmbH, 10898 Berlin #4573_neuropädiatrie 3/04 88 07.07.2004, 9:44 Uhr Ergenyl chrono: Valproat für neuen Mut. Originalien/Übersichten Sabrina ist ’ne prima Ballerina. Nr: Name: Größe: Farbe: 663900020704 Sanofi-Synthelabo 210x297 4c Und hat Epilepsie. Mit der richtigen Behandlung können epilepsiekranke Kinder normal am Leben teilnehmen. Die Entscheidung für Ergenyl® chrono hilft dabei. Ergenyl® chrono • • • • Mittel der ersten Wahl Hochwirksam in der Monotherapie Erhält die kognitive Leistung Stark in der Auswahl (chrono-Retardtablette, Lösung, intravenös) • Therapieerfahrung mit Valproat seit mehr als 30 Jahren Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 89 07.07.2004, 9:44 Uhr 89 Originalien/Übersichten ein standardisiertes Auswertverfahren des menschlichen Schlafs mittels der Epoche für Epoche visuell durchgeführten Analyse von EEG-Mustern, Augenbewegungen und Muskeltonus eingeführt, das bei Erwachsenen bis heute zur Schlafstadienklassifikation in Gebrauch ist. Da die im Säuglingsalter vorkommenden EEG-Muster eine Stadienbestimmung nach Rechtschaffen u. Kales nicht zuliessen, ergab sich die Notwendigkeit, für diese Altersgruppe ein eigenes Klassifikationssystem zu etablieren. T. Anders, R. Emde und A. Parmalee gaben im Jahre 1971 das „Manual of standardized terminology, techniques and criteria for scoring of states of sleep and wakefulness in newborn infants“ heraus (1). Damit wurde ein Auswertsystem eingeführt, das sowohl physiologische Parameter wie Atmung, Augenbewegungen, EEG-Muster und Muskeltonus als auch Verhaltensparameter wie Körperbewegungen und Lautäußerungen umfasste. Drei Schlafstadien, „quiet sleep“, „active-REM sleep“ und „indeterminate sleep“ wurden unterschieden. Unter der Bezeichnung „indeterminate sleep“ wurden unreife Schlafmuster des jungen Säuglings zusammengefasst. Das Manual definiert die Schlafstadien und den Wachzustand reifer Neugeborener. Lange Zeit blieb es dem Untersucher überlassen, welches Klassifikationssystem bei pädiatrischen Patienten zur Anwendung kam. In dem „Atlas of states of sleep and wakefulness in infants and children“ von S. Scholle und T. Schäfer wird die Frage, welches Klassifikationssystem für welche Altersgruppe angemessen erscheint, systematisch untersucht (54). Demnach können die Einteilungskriterien nach Anders, Emde und Parmalee durchaus auf junge Säuglinge (jünger als 7 Monate) übertragen werden. Gleichwohl muss in jedem Klassifikationssystem des kindlichen Schlafs berücksichtigt werden, dass die physiologischen Parameter nach der Neugeborenenperiode einer schnellen Änderung unterworfen sind. Sobald Schlafspindeln und K-Komplexe im EEG des Kindes ausgeprägt werden, kann eine Schlafstadieneinteilung nach den Richtlinien von Rechtschaffen und Kales durchgeführt werden. In der Regel ist dies nach dem sechsten Lebensmonat der Fall (54). kommt es zu wichtigen Fortschritten der funktionellen Hirnreifung, die sich während der ersten Lebensmonate fortsetzen. Dieser Entwicklungsfortschritt kann an folgenden Befunden abgelesen werden (49): 1. Powerspektrum des EEG Das EEG-Powerspektrum zeigt im hochfrequenten Bereich eine Zunahme der Energie, die während des gesamten Entwicklungsganges von der Neonatalperiode, über das Säuglingsalter bis in spätere Phasen der Kindheit nachweisbar ist (47). 2. Arousalschwelle Beim jungen Säugling sind die Arousalschwellen während des Schlafs erhöht 3. Zirkadiane Rhythmik Beim Neugeborenen und jungen Säugling werden die Schlafperioden häufig unterbrochen. Sie verteilen sich über den gesamten 24-Stunden Tag-Nacht-Zyklus. Mit zunehmender Ausreifung des Kindes nimmt die Fragmentierung des Schlafs ab (d. h. Abnahme der Arousalfrequenz). Die nächtlichen Schlafzeiten konsolidieren sich in der Regel im Laufe der ersten 2 bis 4 Lebensmonate. Im Alter von 12 Monaten bestehen noch 2 kurze Schlafperioden am Tage (Abb. 1). 4. Ultradiane Rhythmik a. Periodendauer Neugeborene haben eine kürzere Periodendauer (30-70 Minuten) des ultradia- nen Schlafzyklus (Abb. 2A). Beim älteren Säugling findet sich eine längere Periodendauer (75-90 Minuten), die sich den adulten Verhältnissen annähert (Abb. 2B). b. Schlafstadienorganisation Parallel zur Entwicklung vom Neonaten zum jungen Säugling kommt es zu einer Reorganisation des Schlafs, die eine veränderte Schlafarchitektur und ein verändertes elektroenzephalographisches Kontinuitätsverhalten umfasst. Die strukturelle und funktionelle Hirnreifung Neu- und Frühgeborener zeigt nach anatomischen Studien und neurophysiologischen Untersuchungen eine enge Korrelation mit dem postkonzeptionellen Alter. Diese Tatsache könnte zu der Annahme führen, dass die Entwicklung von Hirnfunktionen intra- und extrauterin parallel verläuft und demnach keine Unterschiede zwischen Neu- und Frühgeborenen gleichen postkonzeptionellen Alters bezüglich zentralnervöser Funktionen bestünden (41, 42). Auch die Entwicklung des Wach- und Schlaf-Rhythmus beginnt in der Neu- und Frühgeborenenperiode (24, 25). Die Ergebnisse von Nolte et al. verdeutlichen, dass die Entwicklung bestimmter neuraler Funktionen nicht allein vom postkonzeptionellen Alter abhängig ist, sondern dass auch die extrauterine Lebensdauer ein die Entwicklung mitbestimmender Faktor ist (41, 42). Schlafontogenese Schlaf ist ein aktiver biologischer Prozess, in den zahlreiche neuronale Netzwerke einbezogen sind (32, 37, 48, 63). Unter Berücksichtigung reifungsbezogener Aspekte des Schlafs wird deutlich, wie sich der Output dieser neuronalen Netze verändert. Am Ende der Fetalzeit 90 Abb. 1: Verteilung der Schlafperioden über 24 Std. in verschiedenen Lebensabschnitten (45) Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 90 07.07.2004, 9:44 Uhr Originalien/Übersichten A W 35% AG 15% ANH 15% I 5% RHN 30% RTA | | | | | | | | | | | 30-70 Minuten Abb. 2A: Schematische Darstellung eines Schlafzyklus beim Neugeborenen (49) W = Wach, AG = gemischtfrequenter Aktivschlaf, ANH = niedrigamplitudig-hochfrequenter Aktivschlaf, I = Indeterminierter Schlaf, RHN = hochamplitudig-niedrigfrequenter Ruhigschlaf, RTA = Tracé alternant, diskontinuierlicher Ruhigschlaf B W 20% REM9% S1 - S2 - 52% 7% S3 - S4 - 14% | | | | | | | | | | | 75-90 Minuten Abb. 2B: Schematische Darstellung eines Schlafzyklus beim Erwachsenen. Die Zahlenangaben (30) entsprechen den durchschnittlichen Anteilen der Schlafstadien an der Gesamtschlafdauer. In Wirklichkeit besteht ein Nachtschlaf aus mehreren aufeinander folgenden Zyklen mit jeweils anderen prozentualen Anteilen von S1, S2, S3, S4 sowie REM. W = Wach, REM = Rapid-eyemovement-Schlaf, S1 und S2 = Leichtschlafstadien (NREM), S3 und S4 = Tiefschlafstadien (NREM) Neuere Untersuchungen (self-referential neural network) berechnen aus dem EEG einen „elektroenzephalographic based brain dysmaturity index” (10, 33, 34), der die automatische Detektion von Neonaten erlaubt, die von den erwarteten Mustern der normalen Ontogenese abweichen. troenzephalographischer Aktivität und Inaktivität vor (Tracé discontinu). Die Intervalle zwischen den Aktivitätsphasen werden mit zunehmender Ausreifung kürzer, wobei die Intervalldauer bei Kindern von weniger als 30 postkonzeptionellen Wochen nicht länger als 30 Sekunden sein sollte, zwischen 30 und 36 postkonzeptionellen Wochen sollte sie 20 Sekunden nicht überschreiten. Tracé alternant, ein EEG-Muster mit alternierendem Auftreten hochamplitudiger Wellen im Wechsel mit niederamplitudigen Wellen, taucht im ruhigen (Non-REM) Schlafsegment nach 36 postkonzeptionellen Wochen auf und geht nach 46 bis 48 postkonzeptionellen Wochen in ein kontinuierliches High-Voltage-Slow-Wave-Muster über. 2. Die Identifikation folgender spezieller regionaler EEG-Muster hilft, den hirnelektrographischen Reifegrad zu bestimmen: regionale Delta-Brush-Muster, okzipitale versus temporale Theta-/ AlphaRhythmen, okzipitale Deltawellenmuster und mittelliniennahe Theta-/ Alpha-Aktivitäten. Delta-Brush-Muster bestehen aus 10- bis 20-Hz-Wellen, die sich einer Deltawelle überlagern. Delta-Brush-Muster und temporale Theta-Ausbrüche werden selten bei Kindern beobachtet, die älter als 36 postkonzeptionelle Wochen sind. Im Alter von 28 bis 29 postkonzeptionellen Wochen stehen sie im Vordergrund. Bei Kindern von weniger als 30 postkonzeptionellen Wochen ist alternativ eine Prädominanz von zentralen/okzipitalen DeltaBrush-Mustern festzustellen. 3. Zu unterschiedlichen Zeiten auftretende (mehr als 1,5 Sekunden Zeitdifferenz), morphologisch ähnlich aussehende EEG-Aktivitäten in homologen Hirnregionen werden als asynchron definiert. Im Allgemeinen kann Asynchronie eher als Zeichen der Unreife als ein Hinweis auf eine Enzephalopathie gewertet werden, insbesondere zwischen 30 und 36 postkonzeptionellen Wochen. Bei einem Kind von 30 bis 32 postkonzeptionellen Wochen können bis zu 50 % des diskontinuierlichen Anteils einer EEG-Registrierung asynchron sein. Die Asynchronie nimmt nach dem Alter von 36 Wochen rasch ab. Falls sie am errechneten Termin noch vorliegt, ist sie kein Normalbefund, sondern stellt einen Hinweis auf das Vorliegen einer Enzephalopathie dar. Hirnelektrographische Reifung Schlafstadienorganisation bei Im Folgenden werden Grundzüge der Neugeborenen und jungen hirnelektrographischen Reifung von früh- Säuglingen und reifgeborenen Neonaten zusammenfassend dargestellt (49, 62). 1. Beim Frühgeborenen kommen alternierend auftretende Segmente von elek- Die Zeiten, in denen der Säugling die Augen durchgehend geschlossen hält, werden aus klinischer Sicht oftmals mit Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 91 07.07.2004, 9:44 Uhr 91 Originalien/Übersichten dem Schlaf gleichgesetzt. Aus physiologischer Sicht ist aber anhand dieses einen Kriteriums keine zuverlässige Zustandsbeurteilung möglich. Neugeborene können sowohl wach oder müde sein oder schlafen, unabhängig davon ob die Augen geöffnet oder geschlossen sind. Reifgeborene Neonaten verbringen nicht weniger als 18 bis 22 Stunden pro Tag im Schlaf. Die sorgfältige Untersuchung des gesamten kindlichen Verhaltensrepertoirs ist erforderlich, bevor eine sinnhafte Abschätzung des aktuellen Verhaltenszustandes vorgenommen werden kann. Drei postkonzeptionelle Altersbereiche können abgegrenzt werden, in denen jeweils spezielle Merkmale einer Reorganisation des Schlafzyklus auftreten (19, 38, 41, 42, 49, 52-54, 62). 1. Im Alter von 28 bis 30 postkonzeptionellen Wochen tauchen erstmals rudimentäre REM- und Non-REM-Schlafstadien auf, d. h. Stadien, die üblicherweise als aktiver und ruhiger Schlaf bezeichnet werden. Eine kontinuierliche EEG-Aktivität ist mit schnellen Augenbewegungen, Körperbewegungen, Arousals und unregelmäßigen Atembewegungen assoziiert. Andererseits ist ein diskontinuierliches EEG-Muster (Tracé discontinu) mit dem Fehlen schneller Augenbewegungen, weniger Körperbewegungen und Arousals und einer größeren Gleichmäßigkeit der Atemfrequenz assoziiert. Vor Erreichen eines postkonzeptionellen Alters von 36 Wochen sind diese physiologischen Assoziationen bei repetitiven Stadienwechseln nicht streng miteinander gekoppelt. Gleichwohl findet sich vor dem postkonzeptionellen Alter von 36 Wochen zumindest zeitweise eine Kopplung einer begrenzten Anzahl von Schlafparametern. Bei Frühgeborenen von 30 bis 35 postkonzeptionellen Wochen kommt es zu einer zunehmenden Kopplung von vier Parametern mit bestimmten EEG-Mustern. Mit zunehmender EEG-Diskontinuität nehmen Aufwachreaktionen (Arousals), Gesichtsbewegungen (Mimik) und schnelle Augenbewegungen (REM) ab, die Energie im Theta-Frequenzbereich des EEG-Powerspektrums nimmt zu. Vermehrte kardiorespiratorische Unregelmäßigkeit und abnehmende Frequenz großer Körperbewegungen sind weniger deutlich an zunehmende EEG-Diskontinuität gekoppelt. 2. Das zweite Entwicklungsstadium, in dem es zu einer Schlafstadienreorganisation kommt, findet zwischen dem postkonzeptionellen Alter von 35 und 37 Wochen statt. In vorhersagbarer Weise wird der rudimentäre EEG-Schlafzyklus des Frühgeborenen nun als synchronisierte, bei repetitiven Stadienwechseln jedesmal in gleicher Weise auftretende Änderung 92 multipler zerebraler und non-zerebraler Kenngrößen ausgedrückt. Im postkonzeptionellen Alter von 38 Wochen besteht sowohl beim Feten (pränatal) als auch beim Neonaten (postnatal) in konsistenter Weise eine Konkordanz von EEG-Mustern, schnellen Augenbewegungen, Körperbewegungen (Motorik) und kardiorespiratorischen Mustern mit einer konsistenten Periodendauer der Schlafzyklen von 30 bis 70 Minuten. Deshalb muss die zeitliche Koinzidenz spezieller physiologischer Verhaltensweisen bei der Klassifikation der Schlafstadien berücksichtigt werden. Bei Neonaten von 38 postkonzeptionellen Wochen werden Segmente des aktiven und des ruhigen Schlafs in mehr konsistenter Weise gefunden. Am Termin bzw. nahe am Termin geborene Kinder kommen in der Regel unmittelbar nach dem Einschlafen in die aktive oder REM-Schlafphase, die durch eine Mischung verschiedener EEG-Frequenzen gekennzeichnet ist (gemischt-frequenter aktiver Schlaf, Tab. 2, Abb. 2A). Auf dieses Segment folgt ein kurzer hochamplitudiger niedrigfrequenter Abschnitt des ruhigen Schlafs (Tab. 2, Abb. 2A), der schnell in den einzigartigen diskontinuierlichen Anteil des ruhigen Schlafs des Neonaten übergeht, der Tracé alternant genannt wird (Tab. 2, Abb. 2A). Das letzte Segment des Schlafzyklus ist ein nach dem Ruhigschlaf auftretendes Aktivschlafsegment, das durch niedrigamplitudige schnellere EEG-Frequenzen gekennzeichnet ist (Tab. 2, Abb. 2A). Insgesamt macht der Ruhigschlaf 25-35 %, der Aktivschlaf 45-50 % und der transitorische oder indeterminierte Schlaf 1015 % der Schlafzyklusdauer aus (Tab. 2, Abb. 2A). 3. Die dritte Entwicklungsphase der Schlafreifung fällt in das postkonzeptionelle Alter von 46-48 Wochen. Der neonatale ultradiane Schlafzyklus entwickelt sich jetzt zu dem ausgereifteren Zyklus, der bei älteren Kindern und Erwachsenen bekannt ist. Vier Non-REM-Segmente werden von einem einzigen REM-Segment gefolgt, zusammen ergibt sich ein Schlafzyklus mit einer Periodendauer von 75-90 Minuten (Tab. 2, Abb. 2B). Der Schlaf beginnt jetzt ausschließlich mit dem NonREM-Schlaf. Vor dem Erreichen eines Lebensalters von 3-4 Monaten sind die Stadien Non-REM 1 und Non-REM 2 schwer zu identifizieren, da das Kind elektroenzephalographisch noch keine Schlafspindeln ausprägt, die bei der Abgrenzung dieser Leichtschlafstadien sehr hilfreich sind. Die zirkadiane Rhythmik ist beim Neugeborenen schwach ausgeprägt, während der Reifungs- Postkonzept. stadium Alter [Wochen] Schlafzyklus Zyklus- Periodendauer anteil des Schlafzyklus [%] [Minuten] 1 28-30 Tracé discontinu - Rudimentärer Aktivschlaf - Rudimentärer Ruhigschlaf - - 2 35-37 Aktivschlaf - Gemischt-frequenter - Niedrigamplitudighochfrequenter 45-50 30-35 15 30-70 Ruhigschlaf 23-35 - Hochamplitudigniedrigfrequenter - Diskontinuierlicher (Tracé alternant) 3-5 3 46-48 Transitorischer oder indeterminierter Schlaf 10-15 Non-REM - S1 - S2 - S3 - S4 REM ca. 80 9 52 7 14 ca. 20 Tab. 2: Stadien der Reifung des Schlafzyklus (30, 49) Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 92 20-30 07.07.2004, 9:44 Uhr 75-90 Timox® 60 mg/ml Suspension, -150 mg, -300 mg, -600 mg Wirkstoff: Oxcarbazepin. Verschreibungspflichtig. Zusammensetzung: Arzneilich wirksamer Bestandteil: 1ml Timox® 60 mg/ml Suspension enthält 60 mg Oxcarbazepin. 1 Filmtablette Timox® 150 mg / 300 mg / 600 mg enthält 150 mg / 300 mg / 600 mg Oxcarbazepin. Sonstige Bestandteile: Timox® 60 mg/ml Suspension: Propyl(4-hydroxybenzoat) (E216), Saccharin-Natrium, Sorbinsäure (E200), Macrogolstearat 400, Methyl(4-hydroxybenzoat) (E218), Mirabellen-Zitronen-Aroma, Ascorbinsäure (E300), mikrokristalline Cellulose, Carmellose-Natrium, Propylenglykol, Sorbitol 70% nichtkristallisierend, gereinigtes Wasser. Ein Bestandteil des Aromas ist Ethanol. Timox® 150 mg / 300 mg / 600 mg Filmtabletten: hochdisperses Siliziumdioxid, mikrokristalline Cellulose, Hypromellose, Crospovidon, Magnesium(sterat, palmitat, oleat), Macrogol 6000, Eisenoxidhydrat (E172), Talkum, Titandioxid (E171). Anwendungsgebiete: Timox® wird zur Behandlung von fokalen Anfällen mit oder ohne sekundär generalisierten tonisch-klonischen Anfällen angewendet. Timox® wird als Monotherapie oder Kombinationstherapie bei Erwachsenen und bei Kindern im Alter von 6 Jahren oder älter eingesetzt. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Oxcarbazepin oder einen der anderen Inhaltsstoffe. Hinweise: Patienten mit oder ohne Überempfindlichkeitsreaktionen auf Carbamazepin sollten darüber informiert werden, dass bei Behandlung mit Timox® Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten können. Grundsätzlich sollte Timox® bei Anzeichen einer Überempfindlichkeitsreaktion abgesetzt werden. Serumnatriumspiegel unter 125 mmol / l wurden beobachtet, sie sind gewöhnlich asymptomatisch und machen keine Anpassung der Therapie erforderlich. Bei Patienten mit vorbestehenden Nierenerkrankungen oder gleichzeitiger Behandlung mit den Natriumspiegel-senkenden Arzneimitteln oder nichtsteroidalen Antirheumatika sowie im Falle einer Flüssigkeitsretention sollten die Serumnatriumspiegel vor der Behandlung bestimmt werden. Grundsätzlich sollte eine Serumnatriumspiegelbestimmung in Betracht gezogen werden, wenn während der Behandlung mit Timox® klinische Zeichen einer Hyponatriämie auftreten. Bei Patienten mit Herzinsuffizienz sollte eine regelmäßige Gewichtskontrolle durchgeführt werden. Patienten mit Beeinträchtigung der Reizleitung am Herzen sollten sorgfältig überwacht werden. Einzelfälle von Hepatitis wurden berichtet. Bei Verdacht auf Leberschädigung sollte das Absetzen von Timox® in Betracht gezogen werden. Bei Behandlung mit Timox® werden zusätzliche, nicht-hormonale Verhütungsmethoden empfohlen. Die sedativen Wirkungen von Timox® und Alkohol bei gleichzeitiger Einnahme können sich addieren. Wenige Hinweise, dass Oxcarbazepin-Gabe während der Schwangerschaft zu Fehlbildungen (z.B. Lippen-Kiefer-Gaumenspalte) führen kann. Notwendigkeit einer Behandlung mit Timox® während der Schwangerschaft muß sorgfältig gegen das mögliche Risiko fötaler Missbildungen abgewogen werden, besonders in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft. Hier sollte die niedrigste anfallskontrollierende Dosis verwendet werden. Monotherapie anstreben. Die ergänzende Gabe von Folsäure vor und während der Schwangerschaft wird empfohlen. In den letzten Wochen der Schwangerschaft und beim Neugeborenen sollte Vitamin K1 gegeben werden. Während der Behandlung mit Timox® darf nicht gestillt werden. Die körperlichen und/oder geistigen Fähigkeiten zum Autofahren oder Bedienen von Maschinen können unter Timox® beeinträchtigt sein. Nebenwirkungen: Sehr häufig: Doppeltsehen, Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Kopfschmerz, Schläfrigkeit. Häufig: Sehstörungen, Akne, Alopezie, Exanthem, Hyponatriämie, Verstopfung, Diarrhoe, Bauchschmerz, Schwächegefühl, Unruhe, Gedächtnisstörungen, Apathie, Ataxie, Konzentrationsschwäche, Verwirrtheit, depressive Verstimmungen, gefühlsmäßige Labilität, Nystagmus, Tremor. Gelegentlich: Urtikaria, Leukopenie, Anstieg der Transaminasen und/oder der alkalischen Phosphatase. In Einzelfällen: Stevens-Johnson-Syndrom, Lupus erythematodes, Verwirrtheit, Bewusstseinstrübung, Enzephalopathie, Hepatitis, Thrombozytopenie, Angioödem, Fieber, Lymphknotenschwellung, Leberfunktionswerte außerhalb der Norm, Eosinophilie, Gelenkschmerzen, Arrhythmien. Dosierung: Erwachsene: Nach individuellem Dosisaufbau (Dosissteigerung max. 600 mg/Woche) Erhaltungsdosis 600 mg - 2400 mg / Tag; Kinder: Anfangsdosis 8 - 10 mg / kg / Tag, (Dosissteigerung max. 10 mg / kg / Tag / Woche) Erhaltungsdosis ca. 30 - 46 mg / kg / Tag. Tagesdosen auf zwei Einzelgaben verteilen. Weitere Hinweise siehe Fachinformation. Darreichungsformen und Packungsgrößen: Timox® 150 mg / 300 mg / 600 mg Filmtabletten: Originalpackungen mit 50 (N1), 100 (N2) und 200 (N3) Filmtabletten. Kl Nr: Name: Größe: Farbe: #4573_neuropädiatrie 3/04 Originalien/Übersichten 663900100104 Destin Arzenimittel 210x297 4c ® – x o m i T s e k Ein star ! n e b e L s rke für ein sta Bei fokalen Epilepsien mit /ohne sekundärer Generalisierung. • Starke Wirksamkeit • Schnelle Wirksamkeit Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 93 07.07.2004, 9:44 Uhr 93 Originalien/Übersichten Nacht kommt der Wachzustand in gleicher Ausprägung vor wie der Schlaf am Tage. Beim reifgeborenen Kind beginnt sich die Schlaf-Wach-Organisation am Ende des ersten Lebensmonats sowohl am Wechsel von Licht und Dunkelheit als auch an regelmäßig wiederkehrenden sozialen Signalen auszurichten. Reifungsdefizit von EEG-Schlafmustern und Schlafstadiendysorganisation als Ausdruck einer Enzephalopathie Bei der klinischen Fragestellung, ob bei einem Kind ein transientes Schlafproblem oder eine relevante Schlafstörung vorliegt, müssen entwicklungs- und reifungsbezogene Aspekte des Schlafs Berücksichtigung finden. Der Neuropädiater muß das physiologische Schlafverhalten in den verschiedenen Altersgruppen kennen, wenn er eine klinische Abklärung verdächtiger neurologischer Phänomene bei Neugeborenen und Säuglingen vornimmt. Üblicherweise werden elektroenzephalographische Auffälligkeiten wie epilepsietypische Entladungen oder ein Burst-Suppression-Muster mit einer Enzephalopathie in Verbindung gebracht. Wesentlich häufiger als diese seltenen Befunde weisen unreife Schlaf-EEG-Muster auf eine neonatale Enzephalopathie hin (Abb. 3). Enzephalopathie wird hier als Hirnfunktion charakterisiert, die nicht dem postkonzeptionellen Alter des Kindes entspricht (49). Ausgehend von der normalen Schlafontogenese des gesunden Neugeborenen und jungen Säuglings, kann der Neuropädiater enzephalopathische Zustände besser erkennen. Neugeborene mit schwerwiegenden Veränderungen der EEG-Muster, wie dem Burst-Suppression-Muster, können initial keine Schlaforganisation ausprägen. Bei den meisten Kindern gehen Enzephalopathien dieses Schweregrades rasch in weniger dysorganisierte, wenn auch durchgreifende Ausdrucksarten neurophysiologischer Dysfunktion über, die tage- und wochenlang andauern. Bei anderen Patienten drückt sich die Enzephalopathie allein in der Schlafstadiendysorganisation aus, ohne dass größere EEGMusterveränderungen vorliegen. Solche Auffälligkeiten können darin bestehen, daß elektrographische und/oder polysomnographische Ausprägungen vorhanden sind, die nicht zu dem gegebenen postkonzeptionellen Alter des Kindes passen, d. h. um mehr als 2 Wochen hinter dem festgestellten Alter des Kindes zurückbleiben: unreife elektrographische Muster (exzessives Auftreten von Delta-BrushMustern und Asynchronie) bei Erreichen des errechneten Entbindungstermins und/ oder polysomnographische Auffälligkei- ten wie Diskordanz von zerebralen (elektroenzephalographischen und elektrookulographischen) und nicht-zerebralen (elektromyographischen und kardiorespiratorischen) Mustern (Abb. 3) sowie Fehlen eines klar erkennbaren Zeitgangs derjenigen Muster, die üblicherweise als aktiver und ruhiger Schlaf bezeichnet werden. Polysomnographische Registriertechnik im Kindesalter Die Abklärung von Schlafstörungen sollte dem von der DGSM empfohlenen allgemeinen Algorithmus (Abb. 4) erfolgen (23). Ausführliche Anamnese, klinische Untersuchung und Beratung zur Schlafhygiene stehen stets am Anfang der Stufendiagnostik. Die höchste Stufe der apparativen Diagnostik stellt die unter stationären Bedingungen im Schlaflabor durchgeführte Polysomnographie dar. Diese umfasst stets kardiorespiratorische und neurophysiologische Ableitungen (Tab. 3). Polysomnographische Ableitungen von hoher Qualität sind eine unerlässliche Voraussetzung für diagnostische und therapeutische Entscheidungen. Die Regeln für die polygraphische Ableitung müssen korrekt eingehalten werden, damit Patienten und Eltern sich an die ungewohnte Umgebung des Schlaflabors gewöhnen können und damit Registrierungen von hoher Qualität zustande kommen A 94 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 94 07.07.2004, 9:44 Uhr Originalien/Übersichten B C Abb. 3: Ausschnitte aus einer polysomnographischen Registrierung eines Neugeborenen einer Methadon-substituierten Mutter mit Merkmalen der funktionellen Unreife. Das postkonzeptionelle Alter zum Zeitpunkt der Polysomnographie betrug 39 Wochen. A: Ausschnitt von 10 Sekunden Dauer, Delta-Brush-Muster, asynchrones Auftreten in F4C4 und F3C3 sowie C4P4 und C3P3. B und C: Diskordanz von elektroenzephalographischen (B) und kardiorespiratorischen (C) Mustern, in einer 30 Sekunden Epoche. Das EEG zeigt Tracé alternant (B), die kardiorespiratorischen Parameter (Atmung, Herzfrequenz) sind regelmäßig, so dass Kriterien des Ruhigschlafs erfüllt sind. Gleichzeitig werden schnelle Augenbewegungen (B) registriert, so dass ein Kriterium des Aktivschlafs erfüllt ist. Die Epoche muss somit als indeterminierter Schlaf klassifiziert werden. Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 95 07.07.2004, 9:44 Uhr 95 Originalien/Übersichten Parameter Beschreibung Abtastrate (Hz) Auflösung (pro bit) Maximale Amplitude Kommentar 2 EEG C3/A2 u. C4/A1 (Tiefpassfilter 30 Hz, Zeitkonstante 0,3s) ≥ 100 1 µV +/-250 µV zur Schlafstadienbestimmung 2 EOG 0,5 cm lateral des re. Winkels, beide gegen dieselbe Referenzelektr. (Tiefpassfilter >/=30 Hz, Zeitkonstante >/=0,3s) ≥ 100/32 1 µV +/-400 µV Filter u. Abtastrate können je nach Fragestellung variiert werden EMG Submental Li. u. re. je 1 Elektrode über dem vorderen Anteil des M. digastricus (Tiefpassfilter >/=70 Hz, Zeitkonstante </=0,1s) ≥ 100 0,5 µV +/-200 µV EKG 2 Brustwandelektroden (Tiefpassfilter 30 Hz, Zeitkonstante 0,3s) ≥100 10 µV +/-4 µV QRS-Kompl., P- u. T- Wellen müssen dargestellt sein Atemfluss, oronasal Thermistor oder Kapnographie 32 Atembewegungen Thorakale u. abdominale Sensoren 32 Sauerstoffsättigung Pulsoximeter 4 1% 100 % beat-to-beat Modus bevor Plethysmographiesignal Pulsoximeter 64 CO2 Transkutane Elektrode oder Kapnographie 1 32 Körperlage Sensor, Video oder direkte Beobachtung 1 Extremitätenbewegungen Aktigraphie, EMG, Video 16 Schnarchgeräusche Mikrophon ≥ 100 zur Artefakterkennung 0,1 mm Hg 0,1 mm Hg 100 mm Hg 100 mm Hg Tab. 3: Standardparameter für die Polysomnographie im Kindesalter (Arbeitsgruppe Pädiatrie der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin, DGSM) (40, 63) können. Licht, Geräuschpegel und Raumtemperatur sind wichtige Umgebungsbedingungen im Schlaflabor, die registriert und kontrolliert werden sollten. Das Standardableitprogramm sowie optionale Ableitungen sind in den Tabellen 3 u. 4 zusammengestellt (15, 40, 63). Häufige Notizen durch die Polygraphieassistenten während der gesamten Ableitung sind sehr zu empfehlen. Häufige Kommentare, die für die korrekte Interpretation wichtig sind, lauten „Augen geschlossen”, „Augen geöffnet” und “Korrektur der Kopfhaltung”. Das Gestationsalter bei der Geburt, das postkonzeptionelle Alter (postnatales Alter plus Gestationsalter bei der Geburt) des Neugeborenen und die Bewusstseinslage des Patienten sind notwendige klinische Angaben. Es sollte eine klar formulierte klinische Fragestellung vorliegen. Jedes Medikament, das der Patient bekommt, sollte protokolliert werden. 96 Klinischer Algorithmus: Nicht-erholsamer Schlaf (Neuro-) pädiatrischer Patient mit nicht erholsamem Schlaf ja Erhebliche Leistungsminderung durch nicht-erholsamen Schlaf bei Ein- und/oder Durchschlafstörungen und/oder Tagesschläfrigkeit? Nein ja Adäquater Umgang mit Schlaf? nein ja Angepaßt an zirkadianen Rhythmus? ja nein Information, Prävention und Verhaltenstraining 96 nein Schlafmedizinisches Zentrum: Kardiorespiratorische Polysomnographie Abb. 4: Klinischer Algorithmus: Nicht-erholsamer Schlaf (23) 07.07.2004, 9:45 Uhr ja Abstinenz Umsetzung Entwöhnung nein Symptom einer psychiatrischen und/oder organischen Erkrankung Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 Einnahme von schlafstörenden Substanzen? ja Diagnose und Behandlung der Grunderkrankung Lamictal® 2 mg, 5 mg, 25 mg, 50 mg, 100 mg, 200 mg (verschreibungspflichtig). Wirkstoff: Lamotrigin. Zusammensetzung: 1 Tbl. Lamictal® 2 mg/5 mg/25 mg/ 50 mg/100 mg bzw. 200 mg enthält als arzneilich wirksamen Bestandteil: 2, 5, 25, 50, 100 bzw. 200 mg Lamotrigin. Sonstige Bestandteile: Calciumcarbonat, Hyprolose, AluminiumMagnesium-Silikat, Poly(O-carboxymethyl)stärke als Natriumsalz, Povidon K 30, Saccharin-Natrium, Schwarze-Johannisbeer-Aroma, Magnesiumstearat. Anwendungsgebiete: Lamictal® 25 mg/50 mg/100 mg/200 mg: Monotherapie der Epilepsien bei Erwachsenen und Kindern ab 12 Jahren. Zusatzbehandlung bei therapierefraktären Epilepsien bei Erwachsenen und Kindern ab 12 Jahren. Zusatztherapie bei therapierefraktären Epilepsien sowie des therapierefraktären Lennox-GastautSyndroms bei Kindern von 2–11 Jahren. Lamictal® 2 mg/5 mg: Zusatztherapie bei therapierefraktären Epilepsien sowie des therapierefraktären Lennox-Gastaut-Syndroms bei Kindern von 2–11 Jahren. Hinweise: Die erstmalige Anwendung bei Erwachsenen und Kindern ab 12 Jahren sollte nur durch einen Neurologen oder einen Arzt, der mit der Behandlung von Epilepsien vertraut ist, erfolgen. Die erstmalige Anwendung bei Kindern von 2–11 Jahren sollte in Kliniken und Institutionen mit besonderer Erfahrung in der Behandlung von Epilepsien oder in enger Zusammenarbeit mit solchen Einrichtungen erfolgen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber Lamotrigin oder einem der sonstigen Bestandteile. Nebenwirkungen: Sehr häufig Hautausschlag. Bei Zusatztherapie mit Lamotrigin traten in klinischen Studien bei bis zu 10 % der Patienten Hautausschläge auf (Vergleichsgruppe ohne Lamictal®: 5 %), die bei 2 % der mit Lamictal® behandelten Patienten zum Abbruch der Therapie führten. Diese meist makulopapulösen Hautausschläge wurden in der Regel innerhalb der ersten acht Behandlungswochen beobachtet und bildeten sich nach Absetzen des Arzneimittels zurück. Das Risiko hierfür scheint in hohem Maß in Zusammenhang mit hohen Anfangsdosen und einem Überschreiten der für den Behandlungsbeginn empfohlenen Dosissteigerung als auch der gleichzeitigen Einnahme von Valproinsäure zu stehen. Selten schwerwiegende lebensbedrohliche allergische Haut- und Schleimhautreaktionen (blasse Schwellung der Haut, vor allem im Gesichtsbereich (Quincke-Ödem), evtl. unter Mitbeteiligung der Schleimhäute in Mund, Rachen, Kehlkopf und Magen-Darm-Trakt, Hautabschälung und Fieber (Stevens-Johnson-Syndrom), Syndrom der verbrühten Haut (Lyell-Syndrom)). Auch wenn diese Symptome bei den meisten Patienten nach Absetzen des Arzneimittels zurückgehen, bleiben bei einigen Patienten irreversible Vernarbungen zurück. Fälle mit tödlichem Ausgang traten selten auf. Überempfindlichkeitsreaktionen: Hautausschläge mit verschiedenen systemischen Symptomen wie Fieber, Lymphadenopathie, Gesichtsödeme, Veränderungen der Blut- und Leberwerte. Die klinischen Verläufe können in seltenen Fällen zu disseminierter intravaskulärer Gerinnung und Multiorganversagen führen. Frühe Manifestationen einer Überempfindlichkeitsreaktion (z. B. Fieber, Lymphadenopathie) können auch ohne Hautausschlag einhergehen. Beim Auftreten o. g. Symptome sollte der Patient sofort untersucht werden und Lamictal® sofort abgesetzt werden, es sei denn, der Hautausschlag ist eindeutig nicht arzneimittelinduziert. Überempfindlichkeitsreaktionen und das selten auftretende Lyell-Syndrom können tödlich verlaufen. Weiterhin wurden folgende unerwünschte Wirkungen beobachtet: Doppeltsehen, verschwommenes Sehen, Konjunktivitis, Schwindel, Schlaflosigkeit, Schläfrigkeit, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden (einschließlich Erbrechen und Durchfall), Reizbarkeit, Aggressivität, Agitiertheit, Tics (motorisch und vokal), Verwirrtheit und Halluzinationen. Lupus-ähnliche Arzneimittelreaktionen. Bewegungsstörungen, Stand/Bewegungsunsicherheit, Verschlimmerung eines vorbestehenden Parkinson-Syndroms, extrapyramidale Nebenwirkungen, Choreoathetose, Zunahme der Anfallshäufigkeit. Ataxie, Nystagmus, Tremor, Anfallszunahme. Blutbildveränderungen, die sowohl in Verbindung mit einem Überempfindlichkeitssyndrom als auch alleine auftreten können, einschließlich Neutropenie, Leukopenie, Anämie, Thrombozytopenie, Panzytopenie, aplastische Anämie, Agranulozytose. Bei Langzeitbehandlungen sind daher Kontrolluntersuchungen erforderlich. Erhöhung der Leberwerte, Leberfunktionsstörungen, Leberversagen. Leberfunktionsstörungen treten für gewöhnlich in Verbindung mit Überempfindlichkeitsreaktionen auf, in Einzelfällen auch ohne Anzeichen einer Überempfindlichkeit. Da eine Leberschädigung zu Beginn der Behandlung mit Lamictal® nicht ausgeschlossen werden kann, sind insbesondere zu Behandlungsbeginn regelmäßige Untersuchungen zur Leberfunktion durchzuführen. Außerdem in klinischen Studien bei Monotherapie: Schwächegefühl, Alopezie, Juckreiz, Appetitlosigkeit. Da Lamotrigin die Dihydrofolsäure-Reduktase geringfügig hemmt, ist die Möglichkeit einer Wechselwirkung mit dem Folatstoffwechsel während der Langzeittherapie nicht auszuschließen. Bei Therapie bis zu einem Jahr wurden aber keine klinisch bedeutsamen Änderungen der Hämoglobinkonzentration, des mittleren Erythrozytenvolumens oder der Folatkonzentration in Serum und Erythrozyten beobachtet. Bei der Grunderkrankung Epilepsie können schwere Krampfanfälle, einschließlich Status epilepticus, zu Rhabdomyolysis, Multiorganversagen und disseminierter, intravaskulärer Koagulopathie führen, manchmal mit tödlichem Ausgang. Ähnliche Fälle traten bei der Anwendung von Lamictal® auf. In klinischen Studien traten unter Zusatztherapie mit Lamictal® Todesfälle mit einer Inzidenz von 1 in 381 Patientenjahren auf. Bei Patienten, die Placebo zusätzlich zu anderen Antiepileptika erhielten, lag die Inzidenz bei 1 in 103 Patientenjahren, somit war die Häufigkeit unter Lamictal® mehr als 3-mal niedriger als unter Placebo. Vorsichtsmaßnahmen bei der Anwendung und Hinweis für Verkehrsteilnehmer: Die Daten mehrerer prospektiver Schwangerschaftsregister ergaben unter einer Lamictal®-Monotherapie im ersten Trimenon bislang keinen Hinweis auf ein erhöhtes Risiko einer schwerwiegenden Missbildung im Vergleich zur Normalbevölkerung, dennoch sollte Lamictal® in der Schwangerschaft nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung verabreicht werden. Während der Stillzeit sollte Lamictal® nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung für das Kind angewendet werden. Wenn gestillt wird, sollte der Säugling auf mögliche Effekte bzw. Nebenwirkungen hin beobachtet werden. Falls Lamictal® an Patienten mit bipolaren Störungen verabreicht wird, sollte geprüft werden, ob diese möglicherweise bereits Lamotrigin erhalten. Weitere Vorsichtsmaßnahmen und Hinweise für Verkehrsteilnehmer siehe Gebrauchs- bzw. Fachinformation. Pharmazeutischer Unternehmer: GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG, 80700 München; Mitvertrieb: Glaxo Wellcome GmbH & Co., 23843 Bad Oldesloe; SmithKline Beecham Pharma GmbH & Co. KG, 80700 München. Stand: April 2004 Nr: Name: Größe: Farbe: Originalien/Übersichten 663900120704 Glaxo SmithKline 210x297 4c 10 Jahre in Deu Erfahrung tschla nd Bei allen Epilepsien* • ab 2 Jahre in der Kombinationstherapie • ab 12 Jahre auch in der Monotherapie Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 *(inklusiv Lennox-Gastaut-Syndrom) #4573_neuropädiatrie 3/04 97 07.07.2004, 9:45 Uhr 97 Originalien/Übersichten Parameter Beschreibung Abtastrate (Hz) Auflösung Maximale (pro bit) Amplitude Kommentar EMG M. tibialis anterior ≥ 100 0,5 µV periodische Beinbewegungen im Schlaf tcPO2 1 0,1 mmHg 200 mmHg Beatmungsdruck 32 0,1 hPa 40 hPa Temperatur 1 0,1˚ C 18˚ C-43˚ C Körpertemp., Umgebungstemp. ÖsophaguspH 1 0,1 pH pH 0-pH 7 nicht in der ersten Nacht Ösophagusdruck 100/32 0,5 mmHg 50 mmHg nicht in der ersten Nacht Blutdruck, nichtinvasiv 100 1 mmHg 0–250 mmHg EMG Hautelektroden ≥ 100 Diaphragma EEG (zusätzlich) Tiefpassfilter 30 Hz Zeitkonstante 0,3 s ≥ 100 der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres eine stärkere Synchronisierung durch äußere Zeitgeber bereits deutlich erkennbar. Die längste Schlafperiode fällt in die Nacht, die längste Aktivitätsperiode in den Tag. Die Häufigkeit kurzer Schlafperioden am Tage („Naps“) nimmt bis zum Alter von 5 Jahren deutlich ab (Abb. 1). Der Anteil des Non-REM-Schlafes an der Gesamtschlafzeit (Abb. 5) steigt von einem Mittelwert von 50 % beim Neugeborenen auf 80 % beim 5-jährigen Kind an, der Anteil des REM-Schlafes nimmt von 50 % auf 20 % ab (39, 46). In Abb. 6 ist ein typisches Hypnogramm des Kleinkindalters dargestellt. Tiefschlaf ist im ersten Zyklus ausgeprägt, tritt aber auch wieder gegen Morgen auf. Kurzes Aufwachen aus dem Leicht- und REM-Schlaf mit spontanem Wiedereinschlafen nach wenigen Minuten ist alterstypisch und kann mehrmals in der Nacht auftreten (35). Die Abbildung 7 zeigt typische Verteilungsmuster der Schlafstadien in verschiedenen Lebensabschnitten: Beim Säugling regelmäßiger Wechsel zwischen ruhigem und aktivem Schlaf, beim Kind längere Zyklen mit der Differenzierung von verschiedenen Stadien des Non-REM-Schlafes, beim Adoleszenten weniger tiefe Stadien des ruhigen Schlafes (Non-REM 3 und 4) und ein relativ höherer REM-Anteil. 0,5 µV 1 µV +/-250µV zusätzliche Ableitungen zur Epilepsiediagnostik Tab. 4: Zusätzliche Parameter für die Polysomnographie im Kindesalter (Arbeitsgruppe Pädiatrie der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin, DGSM) (40, 63) Varianten der Norm: Kurz- und Langschläfer; Morgen- und nerhalb des 24-Stunden-Tages zeigt beim Abendtypen. Referenzwerte Die Zeitstruktur und die quantitative Struktur des Schlafes sind bei Erwachsenen streng festgelegt und robust (37). Die Anteile der einzelnen Stadien, aufaddiert über eine ganze Schlafperiode, sind unter normalen Umständen (d. h. normale Lage der Schlafperiode im 24-Stunden-Tag) für ein Individuum, aber auch im Vergleich zwischen gleichaltrigen Individuen, die unter ähnlichen biologischen Bedingungen leben, relativ konstant (37). In Abhängigkeit vom Lebensalter zeigen sowohl die Schlafmenge pro 24 Stunden (Tab. 5) als auch die Verteilung der Schlafphasen innerhalb des 24-StundenTages (Abb. 1), die Anteile der Schlafstadien (Leicht-, Tief-, REM-Schlaf) an der Gesamtschlafzeit (Abb. 5) sowie die Verteilung der Schlafstadien im Verlaufe einer Schlafperiode einen typischen Entwicklungsgang (Abb. 6 und 7) [3, 18, 39, 43, 45, 54, 60]. Der Mittelwert der Schlafmenge pro 24 Stunden nimmt von 16 Stunden beim Neugeborenen auf 11 Stunden beim 5Jährigen ab (Tab. 5). Die Standardabweichung ist mit 2 Stunden relativ groß (6, 39). Die Verteilung der Schlafphasen in- 98 Neugeborenen und jungen Säugling eine relativ regelmäßige Abfolge relativ kurzer Schlaf- und Wachperioden, unabhängig von Tag und Nacht (45). Hingegen ist in Für die Bewertung des normalen und gestörten Schlafs bieten altersbezogene Referenzwerte wichtige Orientierungs- Alter [J.] 0,5 0,75 1 1,5 2 3 4 5 Anzahl der Kinder Jungen Mädchen 115 58 57 73 36 37 91 47 44 86 44 42 315 156 159 319 164 155 332 168 164 280 142 138 Gesamtschlaf [Std.] M SD 14,8 1,5 15,3 1,2 15,1 1,1 14,9 0,9 14,5 1,1 13,6 1,1 12,6 1,0 12,0 0,8 Nachtschlaf [Std.] M SD 11,3 1,1 11,9 1,1 12,5 0,9 12,4 0,8 12,3 1,0 12,1 0,9 11,8 0,8 11,8 0,8 Tagschlaf [Std.] * M SD 3,7 1,3 3,5 1,2 2,7 0,9 2,6 0,7 2,3 0,7 2,0 0,6 1,8 0,6 1,4 0,5 Häufigkeit des Tagschlafes [%] 100 99 98 99 96 75 54 21 * nur Kinder, die tagsüber noch schlafen J. = Jahre, M = Mittelwert, SD = Standardabweichung Tab. 5: Schlafdauer pro 24 Stunden in den ersten 5 Lebensjahren (6) Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 98 07.07.2004, 9:45 Uhr Originalien/Übersichten Abb. 5: Anteile von REM- und Non-REM-Schlaf an der Gesamtschlafzeit in verschiedenen Lebensabschnitten (46) marken (20, 51, 55). In den letzten Jahren hat ein Umdenken stattgefunden. Der wesentliche Punkt in der Praxis ist die Frage, wann eine Therapie indiziert ist. Nicht die Schlafmenge, sondern die gestörte Tagesverfassung des Patienten wird heute als Entscheidungskriterium in den Vordergrund gerückt (23). Allgemein bekannt sind die Normvarianten der Schlafdauer (Kurz- und Langschläfer) und die Normvarianten der Lage der Schlafperiode im 24-Stunden-Tag („Eulen” und „Lerchen”). Beim Erwachsenen beträgt die mittlere Schlafdauer des gesunden Normalschläfers 8 Stunden (7 bis 9 Std.). Demgegenüber schlafen gesunde Langschläfer regelmäßig 8 bis 9,5 Std. und mehr, gesunde Kurzschläfer schlafen regelmäßig weniger als 8 Std., häufig 7 bis 6,5 Std. und weniger (22). Diese Typen sind bereits in der Kindheit erkennbar (16, 17). Die individuelle zirkadiane Phasenlage ist ein normal verteiltes Merkmal (Chronotyp), dessen extreme Ausprägung als Morgen- und Abendtyp besondere Beachtung findet (26). Morgenmenschen („Lerchen”) gehen früh zu Bett und stehen in der Regel auch früh auf. Abendmenschen („Eulen”) gehen spät zu Bett und brauchen am nächsten Morgen entsprechend länger, bis sie leistungsfähig werden (22). Literatur Abb. 6: Typische nächtliche Schlafzyklenfolge beim Kind (35) 1. Anders T, Emde R, Parmalee A (1971) Manual of standardized terminology, techniques and criteria for scoring of states of sleep and wakefulness in newborn infants. UCLA Brain Information Sevice, NINDS Neurological Information Network 2. Anders TF, Carskadon MA, Dement WC (1980) Sleep and sleepiness in children and adolescents. Pediatr Clin N Amer 27:29-43 3. Anders TF, Halpern L, Hua J (1992) Seeping through the night: a developmental perspective. Pediatrics 90:554-560 4. 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(2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 100 07.07.2004, 9:45 Uhr Originalien/Übersichten Bromidtherapie der frühkindlichen Grandmal-Epilepsie Ergebnisse einer Untersuchung bei 93 Kindern U. STEPHANI1, H.E. BOENIGK2, P. BORUSIAK2, P. BURKART3, J.P. ERNST3, R. KNAPP4, E. KORN-MERKER2, G. KURLEMANN5, S. RAMM6 1 Klinik für Neuropädiatrie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel; Epilepsiezentrum Bethel, Bielefeld, 3 Epilepsiezentrum Kehl-Kork, 4Städtisches Klinikum Braunschweig, 5 Bereich Neuropädiatrie der Kinderklinik, Universitätsklinikum Münster, 6 Med-Log RCR, Hamburg 2 Zusammenfassung Kaliumbromid ist eines der ältesten bekannten Antiepileptika mit guter therapeutischer Wirksamkeit gegen generalisierte tonisch-klonische Anfälle bei frühkindlicher Grand-mal-Epilepsie. Angesichts der wenigen prospektiven Dokumentationen im Zusammenhang mit einer Bromidtherapie wurde 1998 eine Anwendungsbeobachtung bei 93 Kindern (58 Jungen, 35 Mädchen) mit frühkindlicher Grand-mal-Epilepsie initiiert. 84 Kinder waren zu Beginn der 6-monatigen Beobachtung bereits auf Kaliumbromid eingestellt, bei 9 Kindern wurde die Behandlung neu begonnen. Damit erlaubt die Struktur des dokumentierten Patientenkollektivs primär eine Charakterisierung der von diesem überaus seltenen Krankheitsbild betroffenen Patienten, des üblichen therapeutischen Einsatzes und der Verträglichkeit von Kaliumbromid. Die Kinder waren bei Beginn der Bromidtherapie im Mittel 3,5 Jahre (Bereich: 0,5-16,2 Jahre) alt. Im Durchschnitt vergingen drei Jahren zwischen Manifestation der frühkindlichen Grand-mal-Epilepsie und Initiierung der Bromidtherapie. Die mittlere Bromiddosis lag bei 66,3 ± 26,5 mg/kg KG mit mittleren Serumkonzentrationen von 1.416,2 ± 445,4 mg/l. 84 Kinder erhielten neben Kaliumbromid durchschnittlich 1,5 weitere Antiepileptika (Bereich: 1-4). Die symptomatische Wirksamkeit dieser Therapie wurde in der Befragung zu Beginn und am Ende des Dokumentationszeitraumes bei drei Viertel der Kinder mit sehr gut bzw. gut bewertet. Korrespondierend hatte die Einführung von Kaliumbromid die Lebensqualität der Patienten verbessert. Unerwünschte Begleiterscheinungen – überwiegend Sedation bzw. Ataxie – traten bei einem Drittel der Behandelten in vorwiegend leichter bzw. mittlerer Intensität auf. In Übereinstimmung mit den Literaturdaten weisen die Ergebnisse auf die gute antiepileptische Wirksamkeit und Verträglichkeit von Kaliumbromid bei frühkindlicher Grand-mal-Epilepsie mit generalisierten tonisch-klonischen Anfällen hin, wenn die angegebenen Dosierungsempfehlungen und Anwendungsrichtlinien beachtet werden. Schlüsselwörter Frühkindliche Grand-mal-Epilepsie, Kaliumbromid, Verträglichkeit, Dravet-Syndrom Treatment of generalized tonic-clonic seizures in the severe Myoclonic epilepsy of infancy syndrome with potassium bromide – results of a study in 93 children Summary Potassium bromide is one of the oldest antiepileptic drugs with good therapeutic efficacy against generalised tonic-clonic seizures in patients with severe myoclonic epilepsy of infancy. In view of only few prospective data, a post-marketing surveillance study was initiated in 93 children (58 boys, 35 girls) in 1998. At the beginning of the 6 months prospective observation period, 84 children were already on treatment with potassium bromide, in 9 children potassium bromide was newly initiated. Consequently, the structure of the patient population primarily allows a characterisation of this extremely rare condition as well as of the use and tolerability of potassium bromide. When potassium bromide was first introduced into the therapeutic regimen children had a mean age 3.5 years (range: 0.5-16.2 years). On average, three years passed from manifestation of the epilepsy until initiation of bromide treatment. Mean bromide dosage was 66.3 ± 26.5 mg/kg BW resulting in mean serum concentrations of 1,416.2 ± 445.4 mg / L. In addition to potassium bromide, 84 children were treated with 1.5 other antiepileptic drugs on average (range: 1-4). At the beginning and at the end of the observation period symptomatic efficacy of this treatment was assessed to be good or very good in three fourth of the children. Accordingly, quality of life had improved in the treated patients. Adverse effects – primarily sedation and ataxia – were observed in one third of the patients in mild to moderate intensity. In summary, results of this study correspond with literature data indicating a good efficacy and tolerability of potassium bromide in patients with severe myoclonic epilepsy of infancy and generalised tonicclonic seizures if recommended dosages and precautions are observed. Key words Severe generalised epilepsy of infancy, potassium bromide, tolerability, Dravet syndrome Einleitung Bromide werden seit nahezu 150 Jahren in der Epileptologie eingesetzt. Locock dokumentierte 1857 erstmals ihre antiepileptische Wirksamkeit (7). Innerhalb weniger Jahre avancierte die Bromidtherapie weltweit zur Standardbehandlung bei den verschiedensten Anfalls- bzw. Epilepsie- Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 101 07.07.2004, 9:45 Uhr 101 Originalien/Übersichten formen. Aufgrund der damals erheblich überhöhten Dosierungsempfehlungen und der Therapieausrichtung am Auftreten ausgeprägter Beeinträchtigungszeichen entwickelte sich eine zunehmend kritische Einstellung gegenüber diesem Antiepileptikum (5). Nach 1950 verschwanden die Bromide wegen der angeblich fehlenden therapeutischen Breite und besserer Alternativen aus dem therapeutischen Arsenal der meisten Kliniken (2). Nur in wenigen Epilepsiezentren blieben Bromsalze ein Reservemedikament bei schweren Epilepsien mit zahlreichen tonisch-klonischen Anfällen. Die hierbei als ganz erstaunlich empfundenen Erfolge führten ab 1980 zur Wiedereinführung von Kaliumbromid in die Therapie schwerer Grand-mal-Epilepsien und zur erneuten wissenschaftlichen Beschäftigung mit dieser Behandlungsform (1, 2, 4, 8, 10, 12). In retrospektiven Erhebungen, in denen Kaliumbromid bei zuvor therapieresistenten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Grand-mal als „Add-onTherapeutikum“ appliziert wurde, errechneten Scheunemann, Boenigk, Ernst und Steinhoff Responderraten (mindestens 50 %ige Reduktion der Anfallsfrequenz) von 68 %, 56 %, 72 %, 27 % und 58 % (1, 2, 4, 10, 12). Die bislang einzige prospektive und damit wissenschaftlich aussagefähigste Studie zur Bromidbehandlung wurde 1994 von Oguni et al. veröffentlicht: Bei 77 % der 22 Kinder im Alter von 0,7 bis 15,3 Jahren mit schweren myoklonischen Epilepsien (n = 11) und der Borderlinevariante der schweren myoklonischen Epilepsie (n = 11) verbesserte sich die Anfallssituation (bei 36 % der Kinder > 75 %, bei 41 % der Kinder 50-75 % Anfallsreduktion), wobei einzelne Kinder erstaunliche langfristige Entwicklungsverbesserungen zeigten (8). Im Unterschied zur historischen Annahme einer breiten antiepileptischen Wirkung zeigen die neueren Daten, dass sich die therapeutische Wirksamkeit von Kaliumbromid hauptsächlich gegen primär und sekundär generalisierte tonisch-klonische Krampfanfälle bei schweren kindlichen Epilepsien richtet und hier die Anfallsfrequenz und klonische Anfallsphase vermindert (1-4, 8-14). Nebenwirkungen sind meist dosisabhängig und betreffen überwiegend das Zentralnervensystem, den Gastrointestinaltrakt und die Haut. Angesichts des Mangels an prospektiven Dokumentationen zur Therapie der frühkindlichen Grand-mal-Epilepsie mit Kaliumbromid und der heute vielfach noch schlechten Reputation dieses Antiepileptikums wurde im Januar 1998 eine Anwendungsbeobachtung nach § 67 Arzneimittelgesetz in 5 pädiatrischen bzw. neuropädiatrischen Zentren initiiert. 102 Material und Methoden Ziel der Anwendungsbeobachtung war es, die Verträglichkeit und die insbesondere auf generalisierte tonisch-klonische Anfälle bezogene Wirksamkeit der Therapie mit Kaliumbromid (DIBRO-BE mono, Dibropharm Arzneimittel) bei Patienten mit frühkindlicher Grand-mal-Epilepsie unter den üblichen Praxisbedingungen zu untersuchen. In die Anwendungsbeobachtung konnten Patienten aufgenommen werden, für die folgende Selektionskriterien zutrafen: • Diagnose der frühkindlichen Grandmal-Epilepsie mit Indikation zur Neueinstellung oder mit bereits bestehender Bromidtherapie. Die Grand-mal-Epilepsie sollte charakterisiert sein durch: – Manifestation im 5. bis 15. Lebensmonat – Normale Entwicklung des Kindes bis zur Manifestation der Grandmal-Epilepsie – Zerebrale Anfälle vorwiegend nach dem Aufwachen – EEG-Befund: zunächst Normal befund; später evtl. ThetaRhythmen oder spikes and waves. • Anfallstypen: klonisch, klonisch-tonisch, tonisch-atonisch, klonisch-atonisch, tonisch-klonisch, myoklonisch, Hemi-Grand-mal Alter Gewicht in kg Kinder Bei Studienbeginn waren demographische und anamnestische Charakteristika und die Baselinewerte zu erheben. Die Abschlussuntersuchung war nach sechsmonatiger Beobachtung durchzuführen. Weitere notwendige Kontrollen sollten vom betreuenden Arzt individuell festgelegt und in den Dokumentationsbögen spezifiziert werden. Als Parameter der Wirksamkeit wurden die Anfallsarten, Anfallshäufigkeit und durchschnittliche Anfallsdauer in Minuten vor und im Beobachtungszeitraum, die Gesamturteile zur Wirksamkeit und zur Lebensqualität der Patienten durch Ärzte und Eltern/Erziehungsberechtigte und ggf. erforderliche Änderungen der sonstigen antiepileptischen Therapie während der Anwendungsbeobachtung dokumentiert. Unerwünschte Begleiterscheinungen und die Urteile zur Verträglichkeit durch Ärzte und Eltern/Erziehungsberechtigte waren als Parameter der Arzneimittelsicherheit definiert. Die Dosierung von Kaliumbromid sollte gemäß dem üblichen Vorgehen individuell entsprechend der Anfallssituation festgelegt und über die Serumspiegel kontrolliert werden. Generell wird das in Tab. 1 dargestellte altersorientierte Dosierungsschema empfohlen. Die Anwendungsbeobachtung ist durch Beauftragte der Dibropharm-Arzneimittel Erhaltungsdosis täglich in mg/kg KG [ - 3 Jahre] 7-15 50-70 350-1050 [4 - 8 Jahre] 16-28 40-60 640-1680 [9 - 15 Jahre] 29-58 40-60 1160-3500 30-50 bis 4000 Erwachsene * Die mg-Werte der Tagesdosis dienen nur der groben Orientierung. Tab. 1: Geltende Dosierungsempfehlungen für die Therapie mit Kaliumbromid bei Grand-malEpilepsie • Mindestens 3 Grand-mal in 12 Monaten oder 2 Grand-mal in 3 Monaten (bei Neueinstellung) • Mindestens 2 afebrile Grand-mal oder 1 afebriler Grand-mal und 1 komplizierter Fieberkrampf (bei Neueinstellung) • Keine Kontraindikationen für den Einsatz von Kaliumbromid. Der Einsatz von Kaliumbromid im Rahmen der Anwendungsbeobachtung richtete sich ausschließlich nach den individuellen therapeutischen Notwendigkeiten unter Beachtung einer wirtschaftlichen Behandlungsweise. Es sollten keine über den ohnehin notwendigen Rahmen hinausgehende diagnostische oder therapeutische Maßnahmen veranlaßt werden. während des Studienzeitraumes monitoriert worden. Probleme bei der Durchführung der Untersuchung oder Unvollständigkeiten in den Dokumentationsunterlagen wurden mit dem Arzt diskutiert und von diesem schriftlich oder telefonisch beantwortet. Bei der Erfassung waren die Daten erneut auf ihre Plausibilität zu prüfen und ggf. vorhandene Unstimmigkeiten zu klären. Die im Rahmen der Anwendungsbeobachtung gesammelten Daten wurden unter Verwendung einer PC-basierten Dantenbankumgebung (Access 2.0) erfasst und dargestellt und mit Hilfe der Programme Excel 7.0 und Statistika 5.0 deskriptiv-statistisch ausgewertet. Eine Eva- Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 102 in mg* 07.07.2004, 9:45 Uhr Originalien/Übersichten DIBRO-BE Nr: Name: Größe: Farbe: mono 663000110704 Dibropharm ab 01.Juli.2004 185x62 sw Verschreibungspflichtig! I n f o s v o n : D i b r o p h a r m G m b H D i s t ri b u ti o n & C o . K G , B a d e n -B a d e n Fon 07221 - 644 64 / Fax 07221 - 644 63 luierung prognostischer und stratifizierender Parameter war im Sinne der explorativen Statistik vorgesehen. Ergebnisse In die Anwendungsbeobachtung wurden 93 Patienten mit frühkindlicher Grand-mal-Epilepsie aufgenommen, deren demographische und anamnestische Daten in Tab. 2 aufgeführt sind. Das mittlere Alter bei Beginn der Anwendungsbeobachtung lag bei 8,4 Jahren (Bereich: 1,25-24,3 Jahre). Die große Altersspanne erklärt die interindividuellen Differenzen in Körpergröße und -gewicht. 84 Patienten hatten bereits vor Beginn der Studie im Mittel seit über 4 Jahren (Bereich: 5 Tage bis 17 Jahre) Kaliumbromid erhalten. Von Manifestation bis zur Applikation von Kaliumbromid vergingen im Durchschnitt drei Jahre. Angesichts der kleinen Zahl von Neueinstellungen auf Kaliumbromid (n=9) wurde auf eine getrennte Auswertung der beiden Subkollektive (Neueinstellungen vs. Verlaufskollektiv) verzichtet. 27 Patienten litten neben der Epilepsie an insgesamt 59 Begleiterkrankungen bzw. weiteren Beeinträchtigungen, wobei geistige und motorische Behinderungen wie geistige Retardierung (n = 11), zerebrale Bewegungsstörungen (n = 6), globale Retardierung (n = 7), Tetraparese (n = 1) (1) dominierten. Es folgten Infekte und Allergien mit zusammen 14 Nennungen. Alle Patienten waren definitionsgemäß an einer frühkindlichen Grand-mal-Epilepsie mit tonisch-klonischen Anfällen erkrankt. 23 Kinder hatten bei Beginn der Beobachtung seit mehr als einem Jahr keine tonisch-klonischen Anfälle mehr erlitten. Die mittlere Anfallsdauer wurde zu diesem Untersuchungszeitpunkt mit 9,84 ± 25,1 Minuten angegeben, mit einem Minimalwert von 0,3 und einem Maximalwert von 180 Minuten. Bei 9 Kindern war in der Anamnese mindestens ein Status epilepticus mit einer Anfallsdauer von mindestens 20 Minuten bekannt. Neben den generalisierten tonisch-klonischen Anfällen waren in den letzten 12 Monaten vor Studienbeginn bei 46 Kindern noch eine Vielzahl weiterer Anfallstypen aufgetreten (Tab. 3), die für das frühkindliche Grand-mal charakteristisch sind. Dabei waren 29 Kinder von einer, 9 Kinder von zwei, 7 Kinder von drei und 4 von weiteren Anfallsarten betroffen. Nur 4 der 93 Patienten waren vor Aufnahme in die Anwendungsbeobachtung nicht mit einem oder mehreren Antiepileptika behandelt worden. Die früher applizierten Antiepileptika sind in Tab. 4 aufgeführt. Kaliumbromid wurde während der Untersuchung in einer Dosierung von 66,3±26,5 (Bereich: 18,3-155) mg/kg KG Parameter Wert Geschlechtsverhältnis Alter bei Manifestation der Epilepsie(1): Alter bei Beginn der Bromidtherapie(1): Alter bei Beginn der AWB(1): Körpergewicht(2) Körpergröße(2) 58 m,35 f 12,2 (1–72) 42,3 (6–194) 101 (15–292) 30,7±17,0 (10,0-89,0) kg 127,3±24,7 (80–187) cm Mittelwerte (Min.-Max.) in Monaten; (2) Mittelwerte ± Standardabweichung (Min-Max.) Tab. 2: Demographische und anamnestische Charakteristika des untersuchten Patientenkollektivs Anfallstyp Myoklonische Anfälle Absencen Atone Anfälle Fokale Anfälle Tonische Anfälle Unklassifizierte Anfälle Klonische Anfälle Anzahl 30 12 11 11 7 4 0 Tab. 3: Anfallstypen, die bei der Eingangsuntersuchung außer den generalisierten tonischklonischen Anfällen dokumentiert wurden (inkl. Mehrfachnennungen) täglich verabreicht, wobei Dosisveränderungen im Studienverlauf gelegentlich vorkamen. Bei vier Patienten wurde die Dosis wegen Unverträglichkeiten bzw. gesunkener Serumspiegel vermindert, bei 15 Patienten wurde die Dosis wegen auftretender Anfälle erhöht. Die mittlere Bromid-Serumkonzentration lag mit 1.416,2 mg/l (Bereich: 219,0–2.360,0 mg /l) in dem üblichen therapeutischen Bereich. 84 Patienten nahmen neben Kaliumbromid 1.5 weitere Antiepileptika (Bereich: 1-4) ein: 53 Kinder erhielten zusätzlich ein (davon Valproat: n = 31), 22 Kinder zusätzlich zwei und 9 Kinder mindestens noch 3 weitere Antiepileptika im Untersuchungsverlauf (Tab. 4). Dabei wurden in dem prospektiven Beobachtungszeitraum bei jeweils 13 Kindern 18 Antiepileptika neu verordnet bzw. abgesetzt und bei 17 Kindern die Dosis von insgesamt 29 Antiepileptika verändert (Erhöhung: n = 17, Erniedrigung: n = 8, fehlende Angaben: n=4). Nur 9 Patienten waren ausschließlich auf Kaliumbromid eingestellt. Bei Kindern, die bereits vor Beginn der Anwendungsbeobachtung mit Kaliumbromid behandelt worden waren, sollten die Ärzte und die Eltern/Erziehungsberechtigten bei Studienaufnahme die bisherige Wirksamkeit und Verträglichkeit von Kaliumbromid ebenso wie die Beeinflussung der Lebensqualität durch dieses Antiepi- Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 103 07.07.2004, 9:45 Uhr 103 Originalien/Übersichten Therapie vor AWB Therapie während der AWB Gruppe Barbiturat Succinimide Valproat Carbamazepin Carboanhydrase-Hemmer Benzodiazepine Phenytoin Lamotrigin Vigabatrin Steroide/ACTH Vitamin B6 Oxazoledinderivate Felbamat Gabapentin Ketogene Diät Anzahl 97 54 51 50 46 40 34 20 15 9 5 4 2 1 1 Gruppe Valproat Barbiturat Succinimide Carboanhydrase-Hemmer Lamotrigin Benzodiazepin Phenytoin Topiramat Gabapentin Dimethadion ACTH Anzahl 56 (neu verordnet: 3, abgesetzt: 3) 21 (neu verordnet: 1, abgesetzt: 3) 15 (neu verordnet: 1, abgesetzt: 4) 11 (neu verordnet: 6, abgesetzt: 2) 7 (neu verordnet: 2, abgesetzt: 2) 5 (neu verordnet: 4, abgesetzt: 3) 3 (neu verordnet: 0, abgesetzt: 1) 2 (neu verordnet: 0, abgesetzt: 0) 1 (neu verordnet: 0, abgesetzt: 0) 1 (neu verordnet: 0, abgesetzt: 0) 1 (neu verordnet: 1, abgesetzt: 0) Tab. 4: Antiepileptische Vor- bzw. Begleitbehandlung während der Anwendungsbeobachtung (AWB; inkl. Mehrfachnennungen) leptikum beurteilen. Bei drei Viertel der Kinder stuften die Ärzte (76,5 %) und die Eltern (75,3 %) die bisherige Wirksamkeit von Kaliumbromid als gut bzw. sehr gut ein. Lediglich bei einem Kind kamen die Eltern zu dem Urteil, dass die bisherige Wirksamkeit schlecht gewesen sei. Ähnlich positiv wurde mit 91,6 % (Ärzte) bzw. 74,7 % (Eltern) die Verträglichkeit des Präparates im Vorstudienzeitraum bewertet. Das Urteil „schlecht“ wurde erneut in einem Fall vergeben. Die gute Wirksamkeit und Verträglichkeit der bisherigen Bromidtherapie spiegelt sich auch in der Bewertung der Lebensqualität der behandelten Kinder bei der Eingangsuntersuchung wider. Im Urteil der Ärzte hatte sich die Lebensqualität nach Initiierung der Bromidtherapie bei 76,5 % der Kinder gebessert, bei 22,2 % war sie konstant geblieben. Die korrespondierenden Urteile der Eltern lauten 68,7 % (Besserung) bzw. 28,9% (Konstanz). Die Häufigkeit tonisch-klonischer Anfälle vor und im Verlauf der Untersuchung ist in Tab. 5 dargestellt, die Veränderung der mittleren Anfallsdauer in Abb. 1. Bei 37 Patienten (41,6 %) hat die Häufigkeit von tonisch-klonischen Anfällen im Laufe der Anwendungsbeobachtung abgenommen, bei 36 Patienten (40,5 %) blieb sie unverändert und bei 16 Kindern (18,0 %) nahm sie zu (fehlende Angaben: n=4). 36 Kinder waren hinsichtlich der tonisch-klonischen Anfälle in dem sechsmonatigen Beobachtungszeitraum anfallsfrei, wobei 19 dieser Patienten (21,4 %) bereits vor Studienbeginn keine tonisch-klonischen Anfälle erlitten hatten. Bei diesen Patienten war auch eine geringfügige Besserung hinsichtlich der zusätzlichen Anfallstypen zu beobachten (keine: vorher n = 22; während: n = 26). Auch extrem lange generalisierte tonisch-klonische Anfälle (maximal 180 Minuten Anfallsdauer vor der Anwendungsbeobachtung) traten im prospekti- ven Untersuchungszeitraum nicht mehr auf (maximal 15 Minuten im Untersuchungszeitraum), so dass die mittlere Dauer der tonisch-klonischen Anfälle von 9,84 ± 25,1 Minuten auf 3,0 ± 3,2 Minuten abnahm. Die Gesamturteile zur Wirksamkeit bzw. zur Veränderung der Lebensqualität bei Abschluss der Untersuchung sind in Abb. 2 und 3 dargestellt. Die Verträglichkeit wurde zu diesem Zeitpunkt in 81,1 % (Ärzte) bzw. 71,1 % (Eltern) der Fälle als gut bzw. sehr gut bewertet, bei je einem Patienten als schlecht. Insgesamt 46 unerwünschte Begleiterscheinungen sind bei 28 Kindern (30,1 %) aufgetreten. Am häufigsten handelte es sich um sedative Begleiterscheinungen (n = 14) bzw. um Ataxie (n = 13), entsprechend einer Häufigkeit von 15,1 % bzw. 14,0 % bezogen auf das Gesamtkollektiv. Die beobachteten unerwünschten Begleiterscheinungen sind in der Tab. 6 aufgeführt. Während AWB Vor AWB ≥1 Anfall/ Tag 4-7 Anfälle/ Woche 1-3 Anfälle/ Woche 1-3 Anfälle/ Monat 1-2 Anfälle/ Quartal 1-2 Anfälle/ Jahr Anfallsfrei Summe ≥ 1 Anfall/Tag 4-7 Anfälle/Woche 1-3 Anfälle/Woche 1-3 Anfälle/Monat 1-2 Anfälle/Quartal 1-2 Anfälle/Jahr Anfallsfrei Summe 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 0 0 0 0 2 0 5 5 7 1 0 0 18 0 0 2 4 1 2 3 12 0 0 3 2 3 0 1 9 0 1 2 1 4 4 0 12 1 0 3 6 3 4 19 36 1 7 16 20 12 10 23 89 Tab. 5: Häufigkeit tonisch-klonischer Anfälle vor und während der Anwendungsbeobachtung (Werte oberhalb der Diagonalen: Verbesserung; Werte unterhalb der Diagonalen: Verschlechterung; Diagonale: unveränderter Zustand; fehlende Angaben: n=4). 104 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 104 07.07.2004, 9:46 Uhr Originalien/Übersichten Diskussion Abb. 1: Dauer der tonisch-klonischen Anfälle im Untersuchungsverlauf Die unerwünschten Begleiterscheinungen waren in ihrem Schweregrad mit 16 (34,8 %) bzw. 27 Nennungen (58,7 %) überwiegend leicht bzw. mittel. Bei 3 Patienten (6,5 %) war die Intensität der unerwünschten Begleiterscheinungen (Gewichtsverlust bei Bromintoxikation: n = 1; Apathie: n = 1; Entwicklungsrückschritt: n = 1) als schwer angegeben. Der Kausalzusammenhang mit der Gabe von Kaliumbromid war in 13 Fällen (28,3 %) als gesichert, 10 Fällen (21,7 %) als wahrscheinlich, in 19 Fällen (41,3 %) als möglich und in 4 Fällen (8,7 %) als unwahrscheinlich (Beinödeme: n = 1; Entwicklungsrückschritt: n = 1; Durchfall: n = 1; Hypersalivation: n = 1) eingestuft. Abb. 2: Gesamturteile zur Wirksamkeit bei Abschluss der Anwendungsbeobachtung durch Ärzte und Eltern (missing data: n = 3). Abb. 3: Veränderung der Lebensqualität im Untersuchungszeitraum im Vergleich zur Eingangsuntersuchung (missing data: n = 3 (Ärzte) bzw. n = 2 (Eltern)) Die hier dargestellte Untersuchung wurde mit dem Ziel initiiert, prospektive Daten zur Therapie der frühkindlichen Grand-mal-Epilepsie mit Kaliumbromid zu erhalten. Dies ist nur teilweise gelungen, da angesichts der geringen Krankheitsinzidenz selbst in den großen neuropädiatrischen Epilepsiezentren, die 88 Patienten in diese Untersuchung eingebracht haben, Patienten seltener als erwartet neu auf Kaliumbromid eingestellt werden. Damit dominieren bereits mit Kaliumbromid behandelte Kinder in dem hier vorgestellten Patientenkollektiv. Ungeachtet dessen erlauben die Daten, eine vergleichsweise große Patientengruppe mit frühkindlicher Grand-mal-Epilepsie und generalisierten tonisch-klonsichen Anfällen unter der Therapie mit Kaliumbromid zu charakterisieren und die Verträglichkeit des Präparates zu dokumentieren. Bei unseren Patienten handelt es sich überwiegend um Responder auf die Therapie mit Kaliumbromid, da bei ca. drei Viertel der Patienten die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Kaliumbromid bei der Eingangs- und bei der Abschlussuntersuchung von Ärzten und Eltern mit gut bzw. sehr gut beurteilt wurden. Ähnliche Erfolgsraten wurden in zwei vorangegangenen retrospektiven Untersuchungen (1, 4) und der von Oguni et al. (1994) publizierten prospektiven Untersuchung mitgeteilt, die eine Responderrate (Reduktion der Frequenz generalisierter tonisch-klonischer Anfälle ≥ 50 %) von 77 % ermittelten (8). Der Vergleich der demographischen und anamnestischen Angaben mit publizierten Daten zu Patienten mit frühkindlicher Grand-mal-Epilepsie (1-4, 12) weist auf die Repräsentativität des hier untersuchten Patientenkollektivs hin. Die mittlere Tagesdosis von 66,3 ± 26,5 mg Kaliumbromid/kg KG lag im oberen Bereich der empfohlenen Dosierung von 50 – 70 mg/kg KG für Kinder in einem Alter von 6 Monaten bis 3 Jahren bzw. sogar über der Obergrenze der Dosierungsempfehlung für ältere Kinder. Dies ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass die Dosis bei einigen Patienten erheblich über der Empfehlung lag (Maximalwert: 130 mg/kg KG) und unterstreicht die notwendige individuelle Dosisfindung mit einer im Einzelfall für eine ausreichende Anfallssuppression erforderlichen, deutlich über dem allgemein empfohlenen Bereich liegenden Tagesdosis von Kaliumbromid. 96 % der Patienten waren bereits mit insgesamt 4,6 anderen Antiepileptika (Bereich: 1-12) behandelt worden, bevor die Bromidtherapie initiiert wurde. Dies dokumentiert die bekannt schwierige Behand- Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 105 07.07.2004, 9:47 Uhr 105 Originalien/Übersichten Art der UBE Anzahl (%) vor der AWB Anzahl (%) im Laufe der AWB Ataxie Müdigkeit Verlangsamung / Apathie Gastrointestinale Symptome Gewichtsverlust / Inappetenz Akne / Hauterscheinungen Sonstige Summe 10 (31,3 %) 6 (18,8 %) 3 ( 9,4 %) 2 ( 6,3 %) 2 ( 6,3 %) 2 ( 6,3 %) 7 (21,9 %) 32 (100,3 %) 3 (21,4 %) 4 (28,6 %) 1 ( 7,1 %) 3 (21,4 %) 2 (14,3 %) 0 1 ( 7,1 %) 14 (99,9 %) Epilepsie mit generalisierten tonisch-klonischen Anfällen hin, wenn die angegebenen Dosierungsempfehlungen und Anwendungsrichtlinien beachtet werden. Literatur 1. Boenigk HE, Lorenz H, Jürgens U (1985) Aktuelle Erfahrungen mit Bromiden zur Behandlung generalisierter Epilepsie. In: Epilepsie 84. Kruse R (Hrsg), pp. 316-325. Reinbek: Einhorn 2. Boenigk H-E, Lorenz J-H, Jürgens U (1985) Bromide – heute als antiepileptische Substanzen noch nützlich? Nervenarzt 56: 579-582 Tab. 6: Unerwünschte Begleiterscheinungen (UBE), die im Zeitraum vor bzw. während der Anwendungsbeobachtung aufgetreten sind. lungssituation der frühkindlichen Grandmal-Epilepsie. Im Durchschnitt vergingen drei Jahre bevor die Kinder erstmalig auf Bromid eingestellt wurden. Kaliumbromid wurde im Rahmen der Anwendungsbeobachtung bei 90 % der Patienten zusätzlich zu weiteren Antiepileptika gegeben, ein Befund, der die Position des Präparates als „Add-on-Therapeutikum“ im antiepileptischen Therapieregime unterstreicht (1, 4, 8, 10, 12). Die Häufigkeit generalisierter tonischklonischer Anfälle konnte in dem Beobachtungszeitraum bei etwa 40 % der Kinder um mehr als 50 % weiter vermindert und extrem lang andauernde generalisierte tonisch-klonische Anfälle verhindert werden. Die Reduktion der Anfallsfrequenz war angesichts der bei 90 % der behandelten Kinder bereits bei der Eingangsuntersuchung bestehenden Kaliumbromidtherapie unerwartet. Die Einzelfallbetrachtung von 17 Patienten, die im Verlauf der Untersuchung anfallsfrei hinsichtlich der tonisch-klonischen Anfälle wurden, zeigt, dass bei 4 Patienten die Anfallsfreiheit möglicherweise auf die unterschiedlich langen Beobachtungszeiträume (im Vergleich zum 12-monatigen Vorstudienzeitraum) zurückzuführen ist, da vor Beginn des prospektiven Beobachtungszeitraumes bei diesen Patienten die Anfallsfrequenz mit „1-2 tonisch-klonische Anfälle pro Jahr“ angegeben war. Bei zwei Patienten wurden im Verlauf der Untersuchung weitere Antiepileptika in die Therapie eingeführt, vier Patienten waren neu auf Bromid eingestellt worden und bei einem weiteren Patienten wurde die Bromiddosis im Studienverlauf erhöht. Bei den anderen Patienten könnte die im Rahmen der Untersuchung dokumentierte Anfallsfreiheit auf eine fortschreitende Reifung des ZNS zurückzuführen sein. Bei diesen Kindern lagen zwischen Manifestation der Epilepsie und Beginn der Anwendungsbeobachtung mehrheitlich ≥ fünf Jahre, die Kinder waren bei Abschluss des Untersuchungszeitraumes sieben Jahre und älter. 106 Interessant ist auch die Einzelfallbetrachtung der vier Patienten, die vor der Anwendungsbeobachtung seit 12 Monaten anfallsfrei gewesen waren, und im Beobachtungszeitraum bis zu zwei tonischklonische Anfälle pro Monat erlitten. Bei einem 2,5 Jahre alten Mädchen traten diese Anfälle im Zusammenhang mit einer Bronchitis auf. Die anderen drei Patienten waren älter als 12 Jahre und seit über 7 Jahren auf Kaliumbromid eingestellt. Möglicherweise weist dies darauf hin, dass die antiepileptische Wirksamkeit von Kaliumbromid in höherem Lebensalter in dem empfohlenen Dosisbereich von 40-60 mg/ kg KG nicht mehr ausreichend wirksam ist. Dies müsste in prospektiven Studien jedoch weiterführend untersucht werden. Mit unerwünschten Begleiterscheinungen ist bei etwa einem Drittel der Behandelten in einem leichten bzw. mittleren Schweregrad zu rechnen. Nur 14 (30,4 %) der insgesamt berichteten unerwünschten Begleiterscheinungen waren im Laufe des Beobachtungszeitraumes aufgetreten, während die verbleibenden 70 % bereits bei der Eingangsuntersuchung dokumentiert worden waren. Die Art der aufgetretenen unerwünschten Begleiterscheinungen unterschied sich nicht in den beiden Betrachtungszeiträumen (Tab. 6). Mit einer Ausnahme gehören die dokumentierten Ereignisse zu dem bekannten Nebenwirkungsprofil von Kaliumbromid. Bei diesem Fall handelt es sich um „gelbe Zähne“, die von dem behandelnden Arzt in einem möglichen Kausalzusammenhang mit der Gabe von Kaliumbromid eingestuft wurden. Pharmakologisch ist die Gelbfärbung der Zähne jedoch nicht zu erklären, da Kaliumbromid nicht verstoffwechselt (6) und nicht besonders in den Zähnen angereichert wird (14). Zusammenfassend stehen die Daten dieser aktuellen prospektiven Untersuchung im Einklang mit den bislang publizierten Daten und weisen auf die gute Wirksamkeit und Verträglichkeit von Kaliumbromid bei frühkindlicher Grand-mal- 3. Doose H, Lunau H, Castiglione E, Waltz S (1998) Severe idiopathic generalized epilepsy of infancy with generalized tonic-clonic seizures. Neuropediatrics 29: 229-238 4. Ernst J-P, Doose H, Baier WK (1988) Bromides were effective in intractable epilepsy with generalized tonic-clonic seizures and onset in early childhood. Brain and Development 10: 385–388 5. Féré C (1893) La Bromuration d´hautes Doses dans l´Epilepsie. Revue de Medecine 13: 177–198 6. Goodman L, Gilman A (1941) The Pharmaceutical Basis of Therapeutics. Macmillan, New York, pp. 155–165 7. Locock C, Diskussionsbeitrag zu Sieveking EH (1857) Analysis of 52 cases of epilepsy observed by the author. Lancet 1: 527 8. 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(2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 106 07.07.2004, 9:47 Uhr Originalien/Übersichten u e N Markt! m e d auf Maltodextrin 384 kcal/100g Nr: 663900080704 Name: Milupa Größe: 210x297 Farbe: 4c Maltodextrin & Fett 513 kcal/100g Energiesupplemente, die mehr bieten… ✔ Anreicherung mit Vitamin B 1 unterstützt den Kohlenhydratstoffwechsel ✔ Zusätzliche Anreicherung von Calo-plus mit Vitamin E und C als Antioxidantien und Radikalfänger ✔ Kleine Messlöffel zur genauen Dosierung 1 ML = 25 kcal ✔ Verbraucherfreundliche, kleine Packungen Malto-plus: 400 g Calo-plus: 375 g ✔ Sehr gute Löslichkeit Milupa GmbH · Spezialnahrungen/Metabolics · Bahnstraße 14-30in· Klinik D-61381 Neuropädiatrie undFriedrichsdorf Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 Tel.: 0 61 72 / 99 11 87 · Fax: 0 61 72 / 99 11 88 · www.milupa.de #4573_neuropädiatrie 3/04 107 07.07.2004, 9:47 Uhr 107 Kasuistiken Chiari-Malformation und Schlafapnoe – eine unterschätzte Gefahr? H. KENZIAN 1, R. KERBL 2 1 Pädiatrisches Schlaflabor an der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde Landeskrankenhaus Villach, Österreich 2 Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde Graz, Österreich Zusammenfassung Chiari-Malformationen (CM) sind angeborene oder erworbene Fehlbildungen mit der Gemeinsamkeit der Herniation von Kleinhirnanteilen durch das Foramen magnum. Dies kann zu Hirnstammkompressionen führen, die neben verschiedener neurologischer Symptomatik in vielen Fällen zu zentraler oder obstruktiver Schlafapnoe führen können. Solche schlafbezogenen Störungen können die einzige klinische Manifestation der Malformation sein. Um einen Überblick über diese Fehlbildung mit besonderer Beachtung der schlafmedizinischen Aspekte zu geben, wird der Fall einer 15-jährigen Jugendlichen präsentiert, die an CM Typ I leidet. Die Diagnosestellung erfolgte im Rahmen einer Polysomnographie, die ein schweres zentrales Apnoesyndrom ergab. Schlüsselwörter Chiari-Malformation, Schlafapnoe, Polysomnographie, MRT, Dekompression, Beatmung Chiari malformation and sleep apnea – an underestimated complication? Summary Chiari malformations (CM) subsume several forms of congenital or acquired malformations with cerebellar herniation through the foramen magnum. This may lead to brainstem compression and result in various neurologic symptoms, but also central or obstructive sleep apneas. Sleep disordered breathing may be the only clinical manifestation of this malformation. We present the case of a 15-year old female adolescent suffering from CM type I. The diagnosis was made after a pathological polysomnography which revealed a severe central apnea syndrome. Pathophysi- 108 ological mechanisms and treatment options of CM are discussed, focussing different aspects of sleep medicine. Key words Chiari malformation, sleep apnea, polysomnography, MRT, decompression, ventilation Einleitung Der Begriff der Chiari-Malformation (CM) umfasst verschiedene Muster von dysraphischen Fehlbildungen, bei denen es als Gemeinsamkeit zur Herniation von Kleinhirnanteilen und Medulla oblongata durch das Foramen magnum kommt. Der Entstehungsmechanismus ist unklar, so gibt es Hinweise auf einen autosomal dominanten Erbgang, aber auch teratogene Ursachen werden angeschuldigt (6). In weiterem Sinn werden auch erworbene Formen (z. B. als Unfallsfolge oder als Folge von Operationen an der Schädelbasis) zu den Chiari-Fehlbildungen gezählt. Die Erstbeschreibung erfolgte durch Cleland im Jahr 1883 (5). Chiari selbst beschrieb daraufhin eine Reihe von Patienten mit progressiver, schwerer Symptomatik und klassifizierte sie je nach Herniationsgrad in 3 Typen. Einige Jahre später berichtete Arnold über einen ähnlichen Fall (2) und nach Bekanntwerden der früheren Arbeit Chiaris prägten Arnolds Schüler Schwalbe und Gredik den Begriff der Arnold-Chiari-Malformation. Die 3 Typen, modifiziert nach Chiari (1), sind: Typ I: Die häufigste Fehlbildung mit Verlagerung der Kleinhirntonsillen und der Vermis in den Spinalkanal (5 mm unter das Niveau des Foramen magnum). Der IV. Ventrikel verbleibt dabei in normaler Position. Häufig besteht gleichzeitig eine Syringomyelie. Diese Patienten werden oft erst im Jugendlichen- oder Erwachsenenalter symptomatisch. Typ II (auch als Arnold-Chiari Malformation bezeichnet): Verlagerung der Medulla oblongata, der unteren Kleinhirnanteile und des IV. Ventrikel in den Spinalkanal. Häufiges Auftreten von lumbosakralen Myelomeningozelen, Hydrocephalus internus und dysmorphen Seitenventrikeln. Typ III: Die schwerste Fehlbildung, bei der es zu allen obigen Fehlbildungen kommen kann und zusätzlich zu einer okzipitalen Zephalozele. Die neurologischen Symptome können mannigfaltig sein und reichen von schwersten zerebralen, zum Teil mit dem Leben unvereinbaren Schäden (v.a. Typ III) bis zu einer schleichend auftretenden Symptomatik (Typ I), bei der Kopfschmerz, Gangunsicherheiten, Tinnitus, Gesichtsfeldausfälle und Ataxie im Vordergrund stehen (4). Die rasche Entwicklung von schlafdiagnostischen Möglichkeiten in den letzten Jahren rückt einen Gesichtspunkt immer mehr in den Mittelpunkt: die Hirnstammkompression und die daraus abzuleitenden schlafassoziierten Störungen bei Chiari-Fehlbildungen. Es mehren sich die Hinweise, dass diese Atmungsstörungen, welche am leichtesten im Schlaf zu dokumentieren sind, als einer der entscheidenden Schlüssel für das Management der Erkrankung anzusehen sind (3, 23). In weiterer Folge sollen nun anhand einer Falldarstellung die Möglichkeiten und Grenzen von Diagnose und Therapie von Chiari-Malformationen mit besonderer Beachtung des Schlaf-/Atmungsaspektes gezeigt werden. Kasuistik Wir berichten über eine 15 Jahre alte Schülerin einer österreichischen Sporthauptschule, die wegen unklarer nächtli- Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 108 07.07.2004, 9:47 Uhr Kasuistiken Nach einer kur- nächtliche Heimbeatmung einwilligte. Es zen Phase der klini- wurde eine nasale Softcupmaske (spezielschen Stabilisie- les weiches Material) angepasst (Abb. 5), rung kam es zur die von der Patientin akzeptiert wurde. Bei weiteren neurolo- spontanem Mundschluss kam es während gischen Ver- der nächtlichen Beatmungstherapie zu schlechterung mit keiner wesentlichen Luftleckage, so dass verstärkter Ataxie auf ein Kinnband oder eine Gesichtsmaske und Gangunsicherheit bis zur Fallneigung. Die Tagesmüdigkeit war nun so ausgeprägt, dass die Patientin wiederholt am Frühstückstisch einschlief. Das Kontroll-MRT zeigte Abb. 1: Ausschnitt aus der Polygrafie zum Zeitpunkt der Erstvorstellung zwar die deutlich (2 Minuten pro Seite, reduzierte Darstellung der registrierten Parameter). verbesserten PlatzDargestellt werden die thorakalen und abdominellen Atemexkursionen verhältnisse in der (THO und ABD), das EKG, die Herfzrequenz (HR), die pulsoxymetrisch hinteren Schädelgemessene Sauerstoffsättigung (SaO2) und die Körperbewegungen (BEW). grube; auf das ProBlau markiert sind die zentralen Apnoen. Periodisch auftretende zentrale blem des druckausApnoen bis zu 30 Sekunden dominieren das Bild, die Sauerstoffsättigung übenden Dens hat- Abb. 3: Schädel MRT nach operativer Dekomdabei mitreagierend im Sinne rezidivierender Hypoxämien. te die Operation je- pression. Geweitetes Foramen magnum (Linie) cher Unruhezustände zur Schlaflaborun- doch keinen Einfluss gehabt (Abb. 3). und Laminektomie von C1. Weiterhin bedräntersuchung zugewiesen wurde. Besondere Die erneute Überprüfung im Schlafla- gender Dens. Vorerkrankungen bestanden nicht. Neuro- bor deckte schwerste schlafbezogene Atlogische Auffälligkeiten waren bis zu die- mungsstörungen auf. Beinahe während verzichtet werden konnte. Als Beatsem Zeitpunkt nicht bekannt. der gesamten Schlafzeit war das polysom- mungsform wurde ein Demand-BIPAPDie ausführliche schlafmedizinische nographische Bild von zentralen Apnoen Modus (Bilevel continuous positive airway Anamnese ergab Hinweise, dass Leistungs- mit Sauerstoffentsättigungen auf Werte pressure) gewählt, der bei Sistieren der eifähigkeit und Befindlichkeit der Patientin unter 70 % sowie Hyperkapnien be- genen Atmung von einer eingestellten in letzter Zeit nicht völlig unbeeinträch- herrscht (Abb. 4). Obstruktive und ge- Hintergrundfrequenz aus die Atemtätigtigt gewesen waren. Sie klagte über starke mischte Apnoen kamen nicht zur Darstel- keit übernimmt (demand mode). Da in der Tagesmüdigkeit und eine vermehrte Kopf- lung. Die Schlafstadienklassifikation nach Inspirationsphase ein hohes Druckniveau schmerzneigung. Kürzlich war sie im Fach Rechtschaffen und Kales zeigerforderlich war, Schulsport in die 2. Leistungsgruppe zu- te eine Veränderung der Makwurde die BIPAPrückgestuft worden. Polysomnographisch rostruktur des Schlafes zu UnEinstellung bevorwurde ein schweres zentrales Apnoesyn- gunsten der Tiefschlafphasen. zugt (Inspirationsdrom nachgewiesen (Abb. 1). druck 14 hPa, ExDie NREM-Stadien III und IV Zur weiteren Abklärung wurden Mag- waren mit 4 % der Ableitungsspirationsdruck 5 netresonanzuntersuchungen des Schädels zeit stark vermindert. hPa). Der prompte und der Wirbelsäule durchgeführt. Diese Therapieerfolg war Der Leidensdruck durch die ergaben die Diagnose einer Chiari-I-Mal- Tagesmüdigkeit war nun so beeindruckend. Beformation (Abb. 2a) mit einer Syringomy- groß, dass die Patientin in eine reits nach der erselie des Hals- und Brustmarkes (Abb. 2b). ten Therapie-Nacht Die Therapieoption einer nächtlichen berichtete die PatiAtemunterstützung wurde angesprochen, entin, dass sie sich zu diesem Zeitpunkt von der Patientin „wie neugeboren“ aber noch abgelehnt. In den nächsten Mofühle und seit lannaten kam es zu einer erheblichen Zunahger Zeit wieder me der Beschwerden. Es kam zur Auspräausgeruht erwacht gung neurologisch fassbarer Symptome. wäre. Tägliche, vor allem frühmorgendliche Die Kontroll-PoKopfschmerzattacken und Gangunsicherl y s o m n o g ra p h i e heit prägten das klinische Bild. Gemeinwährend der BIsam mit den Neurochirurgen der UniversiPAP-Therapie zeigAbb. 2a, b: Magnetresonanzuntersuchung des Schädels und der Wirtätsklinik Graz wurde die Indikation zur te im Vergleich zu belsäule bei Erstvorstellung. Typischer Befund bei Chiari-I-Fehlbildung operativen Dekompression gestellt. Es mit Herniation der Vermis cerebelli und der Kleinhirntonsillen durch das den Vorbefunden wurde eine subokzipitale dekomprimie- Foramen magnum. Die Ebene des Foramen magnum wird durch eine ein völlig veränderrende Kraniotomie mit cervikaler Lamin- Linie markiert. Auffällig ist auch der relativ verlängerte, dorsalflektierte tes Bild. Die zentraektomie von C1 und nachfolgender Dura- und druckausübende Dens (Pfeil). Syringomyelie des Hals- und Brust- len Apnoen waren markes (Pfeil). plastik durchgeführt. nicht mehr nachNeuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 109 07.07.2004, 9:47 Uhr 109 Kasuistiken krawattenartig um den Hals. Andere Symptome sind Ataxie, Nystagmus, Dysphagie, Nausea, Erbrechen, Schwindel, Doppelbilder, Gesichtsfeldausfälle und Tinnitus. In Einzelfallbeschreibungen werden immer wieder Fälle von plötzlichem Versterben berichtet (7, 8). Nicht zuletzt führt die Chiari-Malformation eher sporadisch als systematisch zu Untersuchungen im Schlaflabor. Es gibt Berichte, dass bis zu 50 % der Patienten an nächtlichen Schlaf- und/oder Atmungsstörungen leiden (4). Arten und Pathomechanismen der schlafassoziierten Störungen bei Chiari Malformation Abb. 4: Ausschnitt aus der Polysomnografie nach operativer Dekompression. 2 Minuten pro Seite. Dargestellt sind neben den in Abbildung 1 erwähnten Parametern rechtes und linkes Okulogramm (EOGR, EOGL) sowie die EEG -Kanäle C3 und C4, weiters ein submentales EMG. Die zentralen Apnoen sind blau markiert, die Entsättigungsphasen rot. weisbar; es bestanden stabile Sauerstoffsättigungswerte während des gesamten Nachtschlafs (Abb. 6). Im weiteren Verlauf ergab sich aufgrund der Progredienz der neurologischen Symptomatik die Notwendigkeit der er- Abb. 5: Patientin mit nasaler Softcupmaske zur nächtlichen Heimbeatmung neuten neurochirurgischen Intervention. Fibrosierungen und ein Teil der Kleinhirntonsillen wurden reseziert. Seither scheint es zum Stillstand der neurologischen Verschlechterung gekommen zu sein. Regelmäßige Kontroll-Polysomnographien zeigten unter Beatmung eine gute Therapieeinstellung ohne Sauerstoffentsättigungen sowie eine Normalisierung der Schlafarchitektur. Ein kurzer 110 Versuch, ohne das Beatmungsgerät auszukommen, führte sofort wieder zum Bild des schweren zentralen Apnoesyndroms. Diskussion 1. Zentrale Apnoen Für die Atmungskontrolle sind zwei unabhängige Systeme verantwortlich: Ein partiell kontrollierbares System, beeinflusst durch Kortex und Hirnstamm, und ein autonomes, stoffwechselabhängiges System unter ausschließlicher Hirnstammkontrolle. Letzteres erhält seine Informationen von peripheren (Aorta und Carotis) und zentralen Chemorezeptoren (an der Vorderseite des unteren Hirnstamms). Man nimmt an, dass sich das Atemkontrollzentrum in der Pons befindet und mit seinen neuralen Efferenzen die Thoraxbewegungen auslöst (14). Während des Schlafes gewinnt das autonome Zentrum die Oberhand und jegliche Störung dieses Regelkreises kann zur zentralen Apnoesymptomatik führen. Es gibt einige Modelle für die Entstehung von zentralen Apnoen, welche in zwei von drei schlafassozierten Störungen bei CM vorliegen (17). Bei hyperkapnischen Patienten verursacht die Kompression des bulbären Atemzentrums und seiner zentralen Chemorezeptoren eine Unemp- Chiari-Malformationen können je nach Schweregrad der Fehlbildung zu massiven neurologischen Defiziten führen. Gerade beim Typ I können diese Symptome lange, eventuell sogar ein Leben lang subklinisch bleiben. Chartier (4) beschreibt 34 kindliche Fälle von Patienten mit Chiari I-Malformation. 26 % wurden dabei ohne typische klinische Symptome „zufällig“ im Rahmen einer MRT-Untersuchung entdeckt, eine Langzeitverfolgung dieser Patienten erfolgte allerdings nicht. Besonders wichtig sind in der Anamnese folgende Symptome: okzipitaler Kopfschmerz, der sich beim Valsalva-Manöver oder Husten verschlechtert, plötzliche muskuläre Schwäche oder Abb. 6: Ausschnitt aus der Polysomnografie unter Beatmung. 2 Minub r e n n e n d e r ten pro Seite. Ableitungsparameter wie in Abb. 4 beschrieben, auf den Schmerz schanz- nasalen Flow wurde unter Beatmung verzichtet. Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 110 07.07.2004, 9:48 Uhr Kasuistiken findlichkeit auf das Ansteigen des PaCO2, einem zentralen Regulator des Atemantriebs. Bei normokapnischen oder hypokapnischen Patienten scheint es durch die Herniation und den Densdruck zur mechanischen Irritation des bulbären Zentrums zu kommen. Dies führt zur Destabilisierung des Atemmusters. Zentrale Apnoesyndrome sind sowohl bei Chiari-I-, wie auch bei Chiari-II-Malformationen beschrieben worden (16, 21). 2. Obstruktive Apnoen Der Zusammenhang zwischen CM und obstruktiven Apnoen erscheint auf den ersten Blick weniger zwingend. Botelho konnte jedoch bei Patienten mit obstruktiven Apnoen eine Schwäche der Pharynxmuskulatur sowie in 15 % seiner Chiari-I- Patienten eine Stimmbandlähmung als Ausdruck der Lähmung des IX. Hirnnervs bzw. seines Kerns infolge Druckatrophie nachweisen (3). Diese Paralysen können den nächtlichen Atemfluss unterbrechen und durch Pharynxkollaps zum Bild des obstruktiven Apnoesyndroms führen. Als weitere Komplikation kann eine Zwerchfellparalyse als Ausdruck der Schädigung durch eine Syringomyelie auftreten (11). Auch das Zusammentreffen einer zentralen und obstruktiven Apnoeneigung ist beschrieben worden (9). 3. Weitere schlafassoziierte Störungen Bekannt ist die erhöhte Inzidenz periodischer Beinbewegungen im Schlaf bei Patienten mit Myelopathien. Periodische Beinbewegungen im Schlaf können auf das Syndrom der unruhigen Beine (Restless-Legs-Syndrom, RLS) oder auf das Syndrom der periodischen Beinbewegungen im Schlaf (Periodic Limb Movement Disorder, PLMD) hinweisen. Nogues wies periodische Beinbewegungen im Schlaf bei 16 von 26 Patienten mit Syringomyelie (mit oder ohne CM) nach (12). Charakteristisch ist auch das Bild der Schlaffragmentation: Obstruktive Apnoen, aber auch Hypoxien und Hyperkapnien sind starke Arousal-Stimuli, die zu oftmaligem Erwachen oder Beinaheerwachen führen. Exzessive Tagesmüdigkeit bis hin zu psychischen Veränderungen der Kinder sind die Folge (13). Botelho (3) fand in einer Gruppe von 11 Patienten mit CM Typ I in 72 % Symptome von Tagesmüdigkeit, in 81 % Schlaffragmentierung und in 63 % Reduktion des REM-Schlafes. Der Apnoe/Hypopnoeindex war in 72 % über 5/h. Auffallend war auch, dass diese Schlafstörungen nicht mit der übrigen neurologischen Klinik korrelierten und in 36 % überhaupt die einzige klinische Manifestation waren. Therapieoptionen Die Therapie der Wahl bei symptomatischer CM ist operativ. Zwar gibt es Versuche mit Theophyllin, die Apnoehäufigkeit zu reduzieren, diese erscheinen jedoch wenig ermutigend. Im Regelfall wird eine operative Dekompression der hinteren Schädelgube mit Erweiterung des Foramen magnum sowie einer Laminektomie von C1 (und evtl. C2) mit oder ohne nachfolgende Duraplastik vorgenommen. Diese Technik ist sowohl für Chiari I- wie auch für Chiari II-Patienten wohldokumentiert und scheint die einzige Möglichkeit zu sein, ein Fortschreiten der neurologischen Symptome aufzuhalten (18,15). Einige Autoren berichten auch über eine alleinige Kauterisierung oder Entfernung der Kleinhirntonsillen mit nachfolgender klinischer Verbesserung, doch scheint diese Methode ausgewählten Fällen vorbehalten zu bleiben (10). Schlussfolgerungen Schlafassoziierte Störungen stellen ein häufiges Problem bei CM dar. Ihre Diagnose und Therapie gelingt nur im Schlaflabor, somit ist eine Polysomnographie bei jedem CM Patienten zu fordern. Dies umso mehr, als schlafassoziierte Störungen die einzig klinisch relevanten Symptome darstellen können. Welche therapeutische Option gewählt wird (CPAP, BIPAP, Nasenmaske, Gesichtsmaske, Stoma usw.) kann wiederum nur die Auswertung im Schlaflabor angeben. Im Umkehrschluss muss bei jedem ungeklärten Apnoesyndrom, ganz besonders wenn typische Begleitsymptomatik vorliegt, an eine Chiari-Malformation gedacht werden und mittels Bildgebung abgeklärt werden. Literatur 1. 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Ziel des Wissenschaftspreises ist die Förderung von Forschungsprojekten der Jungforscher auf dem Gebiet Neuropädiatrie, die einen unmittelbaren Bezug zu klinischen Problemen aufweisen. Förderer ist ausschließlich die Firma Desitin Arzneimittel GmbH Weg beim Jäger 214 22335 Hamburg. 2. Bewerbungsberechtigt ist jede/jeder Ärztin/Arzt, wobei die Forschungsarbeit auch im Ausland abgeschlossen sein kann. Bei den Bewerbern/Bewerberinnen muss zumindest ein/e Co-Autor/in Junior-Mitglied/Mitglied der Gesellschaft für Neuropädiatrie e.V. sein. Der/Die Bewerber/Bewerberin darf zum Stichtag der Einrechung das 36. Lebensjahr noch nicht erreicht haben. 3. Über die Vergabe des Preises entscheidet ein Gutachtergremium. 4. Das Gutachergremium besteht aus dem Tagungs-Präsidenten (Herrn Prof. Dr. Dieter Wenzel, Erlangen), dem Tagungs-Präsidenten 2006 (Herrn Prof. Dr. Dieter Karch, Maulbronn) und der Tagungs-Präsidentin 2004 (Frau PD Dr. Maja Steinlin, Bern) der Gesellschaft für Neuropädiatrie e.V., Frau Prof. Dr. med. Sylvia Stöckler-Ipsiroglu (Wien), Herrn Prof. Dr. med. Eugen Boltshauser (Zürich) und Herrn Prof. Dr. med. Christoph Hübner (Berlin) als stimmberechtigten Mitgliedern. Daneben nimmt an der Beratung ein Mitarbeiter des Unternehmens Desitin Arzneimittel GmbH, Hamburg, als beratendes Mitglied teil. Für die Vergabe genügt die einfache Stimmenmehrheit. Bei keiner einfachen Stimmenmehrheit trifft der Präsident die Letztentscheidung. Ein Mitglied des Gutachtergremiums wirkt bei der Vergabe des Preises nicht mit, wenn eine Arbeit aus seiner eigenen Klinik stammt. Der Tagungs-Präsident der Gesellschaft für Neuropädiatrie e.V. für 2005 fungiert dabei – unabhängig davon, ob er stimmberechtigtes Mitglied des Gutachtergremiums ist – als Koordinator. Herrn Prof. Dr. med. Dieter Wenzel, Universitäts-Kinderklinik, Abteilung Neuropädiatrie, Loschgestraße 15, 91054 Erlangen, ein. Antragsfähig sind Arbeiten, die in den letzten drei Jahren in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht wurden oder zum Zeitpunkt der Einreichung zur Veröffentlichung angenommen sind. Jeder/Jede Bewerber/Bewerberin darf nur eine Arbeit einreichen. 7. Die Nutzungsrechte bleiben ausschließlich beim Autor. 8. Die Entscheidung des Gutachtergremiums über den/die Preisträger/in erfolgt zeitnah, spätestens binnen 4 Monaten nach Ende der Einreichungsfrist. 9. Die Urkunde und der Preis werden anlässlich der Eröffnung der 31. Jahrestagung der Gesellschaft für Neuropädiatrie e.V. in Erlangen durch den Tagungspräsidenten und einem Mitarbeiter des Unternehmens Desitin Arzneimittel GmbH, Hamburg verliehen. Ein Vortrag der Preisträgerin/des Preisträgers über die Inhalte ihrer/seiner prämierten Arbeit ist dafür notwendige Voraussetzung. 10. Bei Fehlen geeigneter Kandidaten oder Ausfall der Preisträgerin/des Preisträgers für den Preisvortrag kann die Preisvergabe ausgesetzt werden. 11. Der Wissenschaftspreis wird jährlich ausgeschrieben. 12. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Bisherige Preisträger: 2001 Dr. med. Jörg Klepper, Univ.-Kinderklinik Essen Autosomal dominant transmission of GLUT1deficiency. 2002 Dr. med. Stefan Kölker, Univ.-Kinderklinik Heidelberg Potentiation of 3-hydroxyglutarate neurotoxicity following induction of astrocytic iNOS in neonatal rat hippocampal cultures. 5. Der Wissenschaftspreis besteht aus einer Urkunde der Gesellschaft für Neuropädiatrie e.V. und einem Geldpreis von EUR 5.000,– (in Worten: Fünftausend) und prämiert Arbeiten zur oben genannten Thematik. Der Preis kann nicht geteilt werden. 2003 Dr. med. Martin Jakob Staudt, Univ.-Kinderklinik Tübingen 6. Bewerber reichen 7 Exemplare des Manuskriptes ihrer Arbeit oder 7 Sonderdrucke ihrer bereits publizierten Arbeit in deutscher oder englischer Sprache mit Lebenslauf, wissenschaftlichem Werdegang und Publikationsverzeichnis bis zum Stichtag 15. September 2004 bei dem TagungsPräsidenten der Gesellschaft für Neuropädiatrie e.V., 2004 Dr. med. Katja Grohmann, Klinik für Pädiatrie mit SP Neurologie, Charité, Campus Virchow Klinikum, Berlin und Institut für Neurobiologie, Universität Würzburg 112 Two types of ipsilateral reorganization in congenital hemiparesis. A TMS and fMRI study. Infantile spinal muscular atrophy with respiratory distress Type 1 (SMARD1). Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 112 07.07.2004, 9:48 Uhr Mitteilungen Personalia Dr. Barbara Plecko, Leiterin der Sektion Stoffwechselerkrankungen und Neuropädiatrie, Univ.-Kinderklinik Graz, wurde Universitätsprofessorin ernannt. Im Rahmen der 30. Jahrestagung der Gesellschaft für Neuropädiatrie in Bern, 25.– 28.03.2004 wurde der PeterEmil-Becker-Preis 2004 an Herrn Prof. Dr. Peter Barth, Amsterdam, in Anerkennung seiner herausragenden Verdienste um das gesamte Gebiet der Neuropädiatrie und in besonderer Würdigung seiner wissenschaftlichen Beiträge verliehen. Industrie Wissenschaftspreis der Gesellschaft für Neuropädiatrie 2004 (Desitin Jungforscherpreis) verliehen Die Wissenschaftlerin Katja Grohmann, derzeit am Institut für klinische Neurobiologie der Universität Würzburg tätig, ist mit dem Wissenschaftspreis der Gesellschaft für Neuropädiatrie 2004 (Desitin Jungforscherpreis) ausgezeichnet worden. Dr. Katja Grohmann erhielt die begehrte Auszeichnung für ihre Forschungsarbeit mit dem Thema „Infantile spinal muscu- lar atrophy with respiratory distress type 1 (SMARD1)“. Der Wissenschaftlerin zufolge ist SMARD1 eine autosomal rezessiv vererbte Erkrankung bei Kindern, die in erster Linie durch eine Lähmung des Diaphragmas und eine periphere Neuropathie gekennzeichnet ist. Sie basiert auf Mutationen von Genen, die auf dem Chromosom 11q13 für das „immu- noglobulin µ-binding protein 2“ (IGHMBP2) kodieren. Dr. Grohmann konnte in ihrer Studie mit 29 betroffenen Kleinkindern charakteristische Merkmale der Erkrankung darstellen und einen Ausblick auf zukünftige Früherkennungsmöglichkeiten geben. Die Arbeit wurde bereits im Dezember 2003 in der Fachzeitschrift „Annals of Neurology“ veröffentlicht. Ziel des exclusiv von der Desitin Arzneimittel GmbH, Hamburg gesponsorten Preises ist es, Forschungsprojekte junger Wissenschaftler auf dem Gebiet der Neuropädiatrie, die einen unmittelbaren Bezug zu klinischen Problemen aufweisen, zu fördern. Die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde am 25. März 2004 im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Neuropädiatrie in Bern überreicht. Der Preis wurde erstmals im Jahre 2001 in Recklinghausen und fortan jährlich verliehen. Auch für das Jahr 2005 ist der Desitin Jungforscherpreis wieder ausgeschrieben. Die Ausschreibungsbedingungen sind im Internet unter www.desitin.de zu finden. Kongresse 10.07.2004 04.-07.09.2004 Göttingen Paris, Frankreich Patientenforum Multiple Sklerose 8th Congress of the European Federation of Neurological Societies Auskunft: Dr. Daniela Pohl/Dr. Kevin Rostasy, Universitätsklinikum, Pädiatrie II, E-Mail: [email protected] 22.-26.08.2004 Ljubljana, Slowenien 1st World Congress on Developmental Medicine E-Mail: [email protected] 22.-27.08.2004 Brixen (Südtirol)/Italien 32. Internationaler und Interdisziplinärer HerbstSeminar-Kongress für Sozialpädiatrie Auskunft: Sabine Mayer Tel.: 089/7249680; Fax: 72496820 Web site: www.daer.de 31.08.-03.09.2004 Amsterdam/Holland 41st Annual Symposium SSIEM E-Mail: [email protected] Website: www.ssiem.org.uk/ amsterdam.htm 01.-04.09.2004 Auskunft: Prof. Dr. Jacques L. De Reuck E-Mail: [email protected] Website: www.kenes.com/efns2004 08.-11.09.2004 Aachen XXIX. Congress of the European Society of Neuroradiology (ESNR) Auskunft: Prof. Dr. A. Thron E-Mail: [email protected] Website: www.esnr.org 08.-11.09.2004 Gargnano (Gardasee), Italien 16. Praxisseminar über Epilepsie Auskunft: Stiftung Michael Hamburg E-Mail: [email protected] Web site: www.stiftungmichael.de 09.-12.09.2004 Berlin 100. Jahrestagung der DGKJ Auskunft: Prof. Dr. G. Gaedicke/ Prof. Dr. U. Wahn E-Mail: [email protected] Website: www.kinderaerztekongressberlin-2004.de Göteborg, Schweden Wissenschaftspreis der Gesellschaft für Neuropädiatrie 2004 (Desitin Jungforscherpreis) verliehen (von links: PD Dr. Maja Steinlin, Präsidentin der Gesellschaft, Dr. Katja Grohmann, Preisträgerin und Dr. Forth, Desitin Arzneimittel GmbH) 9th International Congress of the World Muscle Society Auskunft: Dr. A. Oldfors, Göteborg E-Mail: [email protected] Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 113 07.07.2004, 9:48 Uhr 113 Mitteilungen 15.-19.09.2004 21.-23.04.2005 Vorschau für das Heft 4 / 2004 Jena Erlangen 49. Jahrestagung der Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN) 31. Jahrestagung der Gesellschaft für Neuropädiatrie e.V. 쎲 Originalien/Übersichten Auskunft: Prof. Dr. D. Wenzel E-Mail: [email protected] Web site: www.neuropaediatrie.com 쎲 Dr. med. Stefan Friedrichsdorf, Sydney / Australien: Auskunft: Prof. Dr. med. Otto W. Witte E-mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Web site: www.dgkn.de 07.-10.05.2005 Prag 16.-18.09.2004 European Society of Human Genetics Conference London European Society of Paediatric and Neonatal Intensive Care: Medical and Nursing Annual Congress E-Mail: [email protected] Web site: www.ESPNIC2004.org Web site: www.eshg.de 14.-17.09.2005 Göteborg / Schweden th 6 Congress of the European Paediatric Neurology Society EPNS 21.-25.09.2004 Palliativmedizin in der Neuropädiatrie Die palliative Versorgung von Kindern mit neurologischen Erkrankungen 쎲 Dr. med. Stefan Friedrichsdorf, Dr. med. John J. Collins, PhD, Sydney / Australien: Symptomkontrolle in der Lebensendphase von Kindern mit neurologischen Erkrankungen Priv. Doz. Dr. B. Schlüter, Datteln: II. Der Schlaf bei neuropädiatrischen Patienten: Klassifikation von Schlafstörungen Dr. I. Tuxhorn, Bielefeld-Bethel: Epilepsiechirurgie: Indikationen, Anfallsprognose und Lebensqualität nach Operationen 쎲 Anzeigeschluss: 01.09.2004 · Änderungen vorbehalten Barcelona, Spanien 05.-13.11.2005 World Congress of the World Institute of Pain Sydney E-Mail: [email protected] Web site: www.wipain.org World Congress of Neurology 2005 Email: [email protected] 05.-07.10.2004 02.-08.07.2006 Prag 17th Congress of the European Sleep Research Society Istanbul / Türkei 11th International Congress on Neuromuscular Diseases Web site: www.icnmd2006istanbul.org E-Mail: [email protected] Web site: www.conference.cz/ ESRS2004 06.-10.08.2006 29.-30.10.2004 Wenn Sie an einem regelmäßigen Bezug der Zeitschrift Neuropädiatrie in Klinik und Praxis Brisbane / Australien München Internationales und interdisziplinäres Symposium im Dr. von Haunerschen Kindespital München Kinder ohne Bindung: Deprivation, Adoption und Psychotherapie Auskunft: Petra Niemeyer, Tel. 089-72469040 Web site: www.theodor-hellbrueggestiftung.de 11th International Congress of Human Genetics E-Mail: [email protected] 2007 Izmir / Türkei 7th Congress of the European Paediatric Neurology Society EPNS interessiert sind, dann bedienen Sie sich der diesem Heft beiliegenden Bestellkarte oder rufen uns einfach an. Auskunft: [email protected] 06.-10.10.2004 Abo-Service: Düsseldorf 77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie Telefon 04 51/70 31-2 67 Fax 04 51/70 31-2 81 Auskunft: Prof. Dr. H. C. Diener E-Mail: [email protected] Web site: www.dgn2004.de 114 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 114 07.07.2004, 9:48 Uhr Mitteilungen Das Standardwerk zur Neuropädiatrie in komplett überarbeiteter Neuauflage! t n i e h c s er 04 e g t 20 a l uf gus A 2. . Au ca Nr: Name: Größe: Farbe: #4514 age-werbung.pdf Eigenanzeige 210x297 4c Prof. Dr. F. Aksu (Hrsg.), Zentrum für Neuropädiatrie, Vestische Kinderklinik Datteln UNI-MED Science, 2. Auflage 2004 erscheint ca. August 2004, ca. 400 Seiten, Hardcover, ISBN 3-89599-786-2, ca. 50 Euro Das vorliegende Buch behandelt aktuelle Erkenntnisse in Diagnose und Therapie neurologischer Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Es macht in systematischer Form den in Klinik und Praxis tätigen Neuropädiatern, Neurologen, Kinderärzten und Ärzten neue Forschungsergebnisse zugänglich. Der didaktisch klar strukturierte Aufbau, der gut lesbare Stil und die hervorragenden Abbildungen erleichtern dem Leser das Verstehen und Einprägen aller wesentlichen auf dem Gebiet der Neuropädiatrie vorkommenden Krankheitsbilder und erlauben die Verwendung des Buches als Nachschlagewerk in Klinik und Praxis. UNI-MED Verlag AG • Kurfürstenallee 130 • D-28211 Bremen Telefon: 0421/2041-300 • Telefax: 0421/2041-444 email: [email protected] • Internet: http://www.uni-med.de Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 3. Jg. (2004) Nr. 3 #4573_neuropädiatrie 3/04 115 07.07.2004, 9:49 Uhr 115 Zur Zusatztherapie bei fokalen Anfällen Erwachsener Nr: 663900190404 Name: UCB Pharma (Keppra) Größe: 210x297 Farbe: 4c Darauf können Sie bauen. Keppra® 250 mg, 500 mg, 1000 mg Filmtabletten Wirkstoff: Levetiracetam. Zusammensetzung: 1 Keppra® Filmtablette enthält 250, 500, 1000 mg Levetiracetam. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern: Maisstärke, Povidon K30, Talkum, hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat, Keppra® 250 mg Filmtabletten zusätzlich: Hypromellose, Macrogol 4000, Titandioxid (E 171), Indigocarmin-Aluminiumsalz (E 132); Keppra® 500 mg Filmtabletten zusätzlich: Hypromellose, Macrogol 4000, Titandioxid (E 171), Indigocarmin-Aluminiumsalz (E 132), Eisenoxidhydrat (E 172); Keppra® 1000 mg Filmtabletten zusätzlich: Hypromellose, Macrogol 400, Titandioxid (E 171). Anwendungsgebiete: Zusatzbehandlung von partiellen Anfällen mit oder ohne sekundäre Generalisierung bei Patienten mit Epilepsie. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber Levetiracetam bzw. anderen Pyrrolidon-Derivaten oder einem der Hilfsstoffe. Nebenwirkungen: > 10 %: generalisierte Störungen: Asthenie; Nervensystem: Somnolenz. 1–10 %: generalisierte Störungen: zufällige Verletzungen, Kopfschmerzen; Verdauungssystem: Anorexie, Diarrhoe, Dyspepsie, Nausea; Nervensystem: Amnesie, Ataxie, Konvulsion, Depression, Benommenheit, emotionale Labilität, Feindseligkeit, Insomnie, Nervosität, Tremor, Schwindel; Haut und Hautanhangsgebilde: Exanthem; Sinnesorgane: Diplopie. Erfahrungen aus der Zeit nach der Zulassung: Psychische Störungen: Abnormes Verhalten, Aggression, Wut, Angst, Konfusion, Halluzination, Reizbarkeit, psychotische Störungen; Blut- und Lymphsystem: Leukopenie, Neutropenie, Panzytopenie, Thrombozytopenie. Warnhinweise: Falls Keppra® abgesetzt werden muß, sollte dies ausschleichend erfolgen. Die Anwendung von Keppra® bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion kann eine Dosisanpassung erfordern. Bei Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen sollte die Nierenfunktion überprüft werden, bevor die Dosis festgelegt wird. Dosierungsangaben und Packungsgrößen: siehe Fach- und Gebrauchsinformation, Stand 2/2003. Verschreibungspflichtig. UCB S. A. Allée de la Recherche 60, B 1070 Bruxelles, Belgien. 116 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis #4573_neuropädiatrie 3/04 116 Stark. Einfach. Zuverlässig. Baustein Ihrer Epilepsie-Therapie 07.07.2004, 9:49 Uhr