Märkte & Prognosen. Newsletter Private Banking. Dezember 2016 / Januar 2017 Inhalt. Seite Aus dem Makro Research der Deka-Gruppe Konjunktur 4 Geld- und Rentenmärkte 8 Emerging Markets 11 Aktienmärkte 12 Immobilien 14 Rohstoffe 16 Hedgefonds 18 Private Equity 19 Währungen 20 Szenarien 23 2 Märkte & Prognosen. Dezember 2016 / Januar 2017 Politische Risiken und wirtschaftliche Hoffnungen. Liebe Anlegerinnen und Anleger, es war wirklich ein ereignisreiches Jahr, das Jahr 2016. Die Finanzmärkte hatten so einiges zu verdauen. Vom Atomabkommen mit dem Iran, der Veröffentlichung der Panama-Papers, dem Sturz der brasilianischen Präsidentin Rousseff über den Militärputsch in der Türkei bis hin zu den US-Präsidentschaftswahlen, der dreifachen österreichischen Bundespräsidentenwahl und dem italienischen Verfassungsreferendum. Vieles davon hatte vor Jahresfrist so nicht im Drehbuch gestanden. Unsere Prognose für 2017 lautet: Es wird sich nahtlos ein abermals spannendes Jahr an den Finanzmärkten anknüpfen. Ob am Ende erneut das makroökonomische Hauptszenario im Großen und Ganzen passt und die Weltwirtschaft moderat um rund 3,5 % expandieren wird, hängt wohl maßgeblich von zwei Schlüsselfaktoren ab: der Geldpolitik und den politischen Risiken. An den Rentenmärkten hat ein Umdenken stattgefunden. Denn es gibt ein entscheidendes Risiko, das von der Unsicherheitslandkarte verschwunden ist, und das sind die Deflationssorgen. Mit steigenden Inflationserwartungen und der Überzeugung, dass die Notenbanken nicht noch einmal expansiv nachlegen müssen, stiegen die Renditen langlaufender Anleihen gegen Jahresende 2016 in Euroland wenig, in den USA sogar spürbar an. Diese Entwicklung sollte sich mit Blick auf unsere Inflationsprognose zumindest zaghaft fortsetzen. Ergänzend sorgt das Superwahljahr 2017 bei weiterhin schwankungsanfälligen Finanzmärkten in den nächsten Monaten wohl zu einer Versteilerung der Renditekurven. Dazu trägt bei, dass künftig die Finanzpolitik eine etwas wichtigere Rolle spielen dürfte, was tendenziell die Anleihekurse belastet. Außerdem rechnen wir damit, dass die Europäische Zentralbank Ende 2017 anfängt, ihr Anleihekaufprogramm zurückzufahren, was ebenfalls Renditeaufwärtsdruck erzeugen sollte. Die Risikoaufschläge in der Euroland-Peripherie bleiben durch die insgesamt höhere politische Unsicherheit belastet. Die beiden beschriebenen Unsicherheitsfaktoren sollten auch hinsichtlich der Aktienmarktperspektiven ernstgenommen werden, die positiven Effekte eines normalisierten Zinsumfeldes, einer stabilen Wirtschaft und wieder ansteigender Unternehmensgewinne aber auch. Denn diese sorgen bei den derzeit moderaten Aktienbewertungen für ein überkompensierendes Gegengewicht. Somit halten die Rahmenbedingungen für den Aktienmarkt 2017 insgesamt mehr positive als negative Einflüsse bereit. In diesem Sinne dürfte eine ausreichend hohe Aktienquote dem eigenen Portfolio in einem absehbar schwankungsintensiven, mit potenziellen Überraschungen versehenen Wertpapierjahr 2017 guttun. Mit freundlichen Grüßen Ihr Ulrich Kater Chefvolkswirt DekaBank 3 Märkte & Prognosen. Konjunktur Dezember 2016 / Januar 2017 Konjunktur Deutschland Im Fokus Der Start ins vierte Quartal ist bislang gut gelungen. Die Unternehmensstimmung gemessen am ifo Geschäftsklima befindet sich auf dem höchsten Stand seit Frühjahr 2014, und auch die harten Indikatoren waren kräftig. So stiegen schon vor dem Weihnachtsgeschäft die Umsätze im Einzelhandel so deutlich an wie seit 2011 nicht mehr. Damit ist zu einem frühen Zeitpunkt unsere Prognose für das vierte Quartal einer Beschleunigung des gesamtwirtschaftlichen Wachstums auf 0,5 % im Vorquartalsvergleich weitgehend erreicht. Der Anstieg des Ölpreises wird sich im Winter in schneller steigenden Preisen bemerkbar machen. Dies treibt die Inflation vorübergehend stärker als bislang erwartet an. Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal, saisonbereinigt) 1,0 0,5 0,0 -0,5 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Destatis, Prognose DekaBank Arbeitslosenquote (%, saisonbereinigt, nationale Definition) Perspektiven Der deutsche Konjunkturmotor läuft und läuft und läuft – nicht auf Hochtouren, aber immerhin doch überdurchschnittlich schnell. Anders als noch in den Nullerjahren ist der private Konsum hierbei eine wesentliche Stütze. Der stetige Beschäftigungsaufbau und die ordentlichen Lohnzuwächse lassen die Einkommen weiter anziehen. Zwar nagt die aufkommende, aber unter Kontrolle bleibende, Inflation an diesen Zuwächsen, doch unterm Strich bleibt für die Konsumenten genug übrig. Die Exporte werden im Prognosezeitraum an Fahrt aufnehmen, da der globale Rückenwind nach der Flaute der letzten Jahre wieder stärker bläst. Doch der weltweite Strukturwandel – höheres Gewicht der weniger handelsintensiven Schwellenländer, geringerer Wachstumsbeitrag der Investitionen, steigende Bedeutung des Dienstleistungssektors – begrenzen das Ausmaß der Impulse für Deutschland. Insbesondere die schwache globale Investitionstätigkeit macht den deutschen Exporteuren zu schaffen. Hinzu kommt, dass der Konjunkturmotor läuft, doch seine Wartung zu wünschen übrig lässt. Die fast schon einschläfernd stabile Konjunktur der letzten Jahre und die betäubende Niedrigzinsphase ließen den Reformwillen in Deutschland erlahmen. Dabei türmen sich die Herausforderungen seit Jahren auf: Die Demografiesicherheit der sozialen Sicherungssysteme, die verschlissene Infrastruktur und Probleme im Bildungsbereich sind nur einige Beispiele. Stabiles Wachstum, geringe Arbeitslosigkeit und Wohlstand sind keine Selbstverständlichkeit. Sie müssen immer wieder aufs Neue verdient werden! 7,1 6,8 6,5 6,2 5,9 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Prognose DekaBank Inflation (% ggü. Vorjahr) 3 2 1 0 -1 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Destatis, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Deutschland 2016P 2017P 2018P Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorjahr) Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) Finanzierungssaldo des Staates* Schuldenstand des Staates* Leistungsbilanzsaldo* 1,9 0,3 0,6 68,1 8,0 1,3 1,7 0,4 65,7 7,7 1,6 1,8 0,3 63,1 7,7 Sep 16 Okt 16 Nov 16 0,5 6,1 54,3 109,5 0,7 6,0 55,0 110,4 0,7 6,0 54,3 110,4 Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) Arbeitslosenquote (%, saisonber., nat. Def.) Einkaufsmanagerindex (verarb. Gew.; Punkte) ifo Geschäftsklima (Punkte) * in % des nominalen Bruttoinlandsprodukts; Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Destatis, ifo Institut, Markit, Prognose DekaBank (P) 4 Märkte & Prognosen. Konjunktur Dezember 2016 / Januar 2017 Konjunktur Euroland Im Fokus Das Wachstumsfundament für Euroland hat sich im dritten Quartal verbreitert. Denn im Gegensatz zum zweiten Quartal konnten Italien und Frankreich einen Wachstumsbeitrag liefern. Im dritten Quartal ragten unter den fünf größten Volkswirtschaften Spanien und die Niederlande mit einem Wachstum von jeweils 0,7 % im Vergleich zum Vorquartal hervor, gefolgt von Italien (+0,3 %), Deutschland und Frankreich (jeweils +0,2 %). Auch zwei kleine Länder mit großen Problemen Griechenland und Portugal konnten deutlich zulegen. Das griechische Wirtschaftswachstum erreichte mit einem Plus von 0,8 % im Vergleich zum Vorquartal die höchste Wachstumsrate seit einem Jahr und Portugal überraschte mit dem höchsten Quartalszuwachs seit fast drei Jahren mit ebenfalls 0,8 % im Vergleich zum Vorquartal. Für das vierte Quartal deuten die Stimmungsindikatoren weiterhin eine solide wirtschaftliche Entwicklung an. Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal, saisonbereinigt) 1,0 0,5 0,0 -0,5 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Eurostat, Prognose DekaBank Arbeitslosenquote (%, saisonber., EU-Definition) 13 12 Perspektiven Euroland wächst zurzeit mit etwas mehr als „Normalgeschwindigkeit“. Die Erholung steht dabei auf einem breiten Fundament. Die fortgesetzte Erholung in den Peripheriestaaten wird in den kommenden Jahren für das Wachstum in Euroland ein wichtiger Einflussfaktor bleiben. Daneben profitieren die Volkswirtschaften von niedrigen Energiepreisen, einer sehr lockeren Geldpolitik, soliden Impulsen durch die Weltwirtschaft und einer Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt. Euroland ist auf Kurs zur Vollbeschäftigung. Die Aufräumarbeiten nach der globalen Finanzkrise und der EuroSchuldenkrise sind allerdings mühsam, werden noch einige Zeit benötigen und dämpfen den Konjunkturausblick. Dies betrifft vor allem den Schuldenabbau und die Strukturreformen. Beide kommen nur schleppend voran. Die Schuldenstandsquoten auf den in den Maastricht-Kriterien definierten Zielwert von 60 % zu reduzieren, scheint für die meisten Länder in den kommenden Jahren unerreichbar. In Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und Griechenland wurden zwar einige Strukturreformen angestoßen, aber der Weg hin zu soliden Staatshaushalten ist noch weit. Dabei scheint derzeit der Reformeifer zu erlahmen. Dies liegt nicht zuletzt am politischen Gegenwind durch erstarkende reformkritische Parteien in einigen Ländern. 11 10 9 8 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Eurostat, Prognose DekaBank Inflation (% ggü. Vorjahr) 3 2 1 0 -1 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Eurostat, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Euroland 2016P 2017P 2018P Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorjahr) Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) Finanzierungssaldo des Staates* Schuldenstand des Staates* Leistungsbilanzsaldo* 1,7 0,2 -1,8 89,2 3,6 1,4 1,4 -1,5 88,2 3,3 1,6 1,6 -1,5 87,0 3,2 Sep 16 Okt 16 Nov 16 0,4 9,9 52,6 104,9 0,5 9,8 53,5 106,4 0,6 Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) Arbeitslosenquote (%, saisonber., EU-Def.) Einkaufsmanagerind. (verarb. Gew.; Punkte) Economic Sentiment (Punkte) 53,7 106,5 * in % des nominalen Bruttoinlandsprodukts; Quellen: Eurostat, Markit, Prognose DekaBank (P) 5 Märkte & Prognosen. Konjunktur Dezember 2016 / Januar 2017 Konjunktur USA Im Fokus Die jüngsten Konjunkturdaten fielen weitestgehend positiv aus. Insbesondere vom Arbeitsmarkt wurde wieder ein erfreulich hoher Beschäftigungsaufbau im November gemeldet, wenngleich die Lohndynamik enttäuschte. Der Ausgang der US-Wahlen hatte keine negativen Auswirkungen auf die Stimmung der privaten Haushalte bzw. der Unternehmen. Allerdings könnte die extreme Aufwertung des handelsgewichteten US-Dollars im Nachgang zum Wahlausgang die Exportdynamik zur Jahresmitte 2017 belasten. In unserer Prognose haben wir nur leichte fiskalpolitische Stimulierungen wie Steuersenkungen und Mehrausgaben im Bereich Infrastruktur unterstellt. Denn es dürfte Trump schwerfallen, eine parlamentarische Mehrheit für ein umfangreiches schuldenfinanziertes Fiskalpaket zu bekommen. Zudem liegt Vollbeschäftigung vor, was ebenfalls die konjunkturstimulierende Wirkung dieser Maßnahmen begrenzt. Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal, saisonbereinigt, annualisiert) 5 4 3 2 1 0 -1 -2 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Bureau of Economic Analysis, Prognose DekaBank Arbeitslosenquote (%, saisonbereinigt) 10 Perspektiven Die US-Wirtschaft befindet sich seit Mitte 2009 in einem konjunkturellen Aufschwung. Dieser ist geprägt von einem ungewöhnlich schwachen Wirtschaftswachstum. Gleichwohl fanden in diesem Zeitraum notwendige Strukturanpassungen statt und am Arbeitsmarkt liegt Vollbeschäftigung vor. Später als üblich hat die Zentralbank Ende 2015 mit der geldpolitischen Straffung begonnen und führte diese Politik 2016 nur zögerlich fort. Hieraus ergeben sich zukünftig inflationäre Gefahren, deren verspätete Bekämpfung eine Rezession begünstigen kann. Fiskalpolitische Stimulierungen in Form von Steuersenkungen bzw. Ausgabenerhöhungen könnten diese Gefahren noch erhöhen. Allerdings ist die Fed unter den großen Zentralbanken die einzige, die aktiv geldpolitisch strafft, was starke Aufwertungen des US-Dollars begünstigt und hierdurch die wirtschaftliche Dynamik bremsen kann. 8 6 4 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Bureau of Labor Statistics, Prognose DekaBank Inflation (% ggü. Vorjahr) 4 3 2 1 0 -1 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Bureau of Economic Analysis, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick USA Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorjahr) Finanzierungssaldo des Staates* Schuldenstand des Staates* Leistungsbilanzsaldo* Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) Arbeitslosenquote (%, saisonbereinigt) Einkaufsmanagerindex (verarb. Gew.) Verbrauchervertrauen (Conference Board) 2016P 2017P 2018P 1,6 -5,0 104,5 2,0 2,3 -4,5 104,0 2,0 2,1 -4,0 103,4 2,0 Sep 16 Okt 16 Nov 16 1,5 5,0 51,5 103,5 1,6 4,9 51,9 100,8 4,6 53,2 107,1 * in % des nominalen Bruttoinlandsprodukts; Quellen: Bureau of Ec. Analysis, Bureau of Labor Statistics, ISM , Conference Board, Prognose DekaBank (P) 6 Märkte & Prognosen. Konjunktur Dezember 2016 / Januar 2017 Konjunktur Emerging Markets Im Fokus Die Einkaufsmanagerindizes zeichnen für den November ein gemischtes Bild. Erfreulich ist der erneute Anstieg in Russland, der auf eine Festigung der konjunkturellen Erholung hindeutet. Deutlich abwärts ging es dagegen in Indien, wo die Bargeldreform für einige Wochen zu einer Zahlungsmittelknappheit geführt hat. Mexiko leidet unter der Verunsicherung nach dem Wahlsieg von Donald Trump. Insgesamt deutet sich in den Schwellenländern eine konjunkturelle Beschleunigung an, die vor allem von der Erholung in Brasilien und Russland getragen wird. Der jüngste Anstieg der Ölpreise infolge der Einigung auf eine Produktionskürzung der OPEC-Länder hilft den Ölexportländern. Neben Ölpreisanstieg sprechen auch die schwächeren Währungen für höhere Inflationsraten in den kommenden Monaten. Wir erwarten allerdings nicht, dass die Notenbanken hierdurch zum Eingreifen gezwungen werden. Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorjahr) 8 6 4 2 0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: EIU, Prognose DekaBank Einkaufsmanagerindex (Punkte) 56 Perspektiven Die Wachstumsdynamik ist in den meisten Schwellenländern unbefriedigend. Die Rohstoffexporteure leiden unter ihren Überkapazitäten und dem starken Rückgang der Rohstoffpreise seit Mitte 2014. Die Schwäche des Welthandels belastet den Ausblick auch für jene Länder, die stark auf den Export verarbeiteter Güter setzen. Mit dem Wahlsieg von Donald Trump steigt in den USA das Risiko einer protektionistischen Politik. Angesichts der hohen Verschuldung im Unternehmenssektor ist der zu beobachtende Rückgang des Kreditwachstums stabilitätspolitisch erfreulich. Doch ein schwächeres Kreditwachstum bedeutet, dass der Rückenwind für die Konjunktur schwächer ausfällt als noch vor wenigen Jahren. Trotz aller Probleme liegen die Wirtschaftswachstumsraten in den meisten Ländern über denen, die in den Industrieländern zu beobachten sind. Wichtige Treiber sind der technische Fortschritt und die Urbanisierung, die beide zu einem Produktivitätsanstieg führen. Zudem gibt es eine wachsende Mittelschicht, die für einen stabilen Anstieg der Konsumnachfrage sorgt. 52 48 44 2012 2013 Osteuropa 2014 2015 Asien ex. Japan 2016 Lateinamerika Quellen: Bloomberg, DekaBank Inflation (% ggü. Vorjahr) 12 8 4 0 2012 2013 Osteuropa 2014 2015 Asien ex. Japan 2016 Lateinamerika Quellen: Bloomberg, DekaBank Risiken Die hohe Verschuldung im Unternehmenssektor ist ein Risikofaktor, wenn sich die Finanzierungsbedingungen in den kommenden Jahren verschlechtern. Unternehmensinsolvenzen dürften zunehmen und ein erschwerter Zugang zu Kapital würde auf die Kreditentwicklung und das Wirtschaftswachstum drücken. Da der größte Teil der Schulden in lokaler Währung aufgenommen wurde, dürfte es aber gelingen, systemische Schuldenkrisen zu verhindern. Wichtige Daten im Überblick Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorjahr) 2016P 2017P 2018P Brasilien Russland Indien China -3,4 -0,6 7,4 6,7 0,8 0,8 7,5 6,6 2,2 1,2 7,4 6,5 Inflation (% ggü. Vorjahr) 2016P 2017P 2018P 8,4 7,1 5,1 2,0 5,5 5,1 4,4 2,1 5,0 4,6 4,9 2,4 Brasilien Russland Indien China Quellen: EIU, Bloomberg, Prognose DekaBank (P) 7 Märkte & Prognosen. Geld- und Rentenmärkte Dezember 2016 / Januar 2017 Geldmarkt Euroland Im Fokus Die längerfristigen Geldmarktfutures bringen weiterhin die Erwartung zum Ausdruck, dass die EZB schon gegen Ende des Jahres 2018 mit einer Anhebung des Einlagensatzes beginnen wird. Hintergrund dessen sind die zuletzt relativ guten Konjunkturdaten aus der Eurozone und die weltweit gestiegenen Inflationserwartungen. Wir gehen jedoch davon aus, dass trotz verringerter konjunktureller Abwärtsrisiken die Kerninflation im Euroraum nur sehr langsam zunehmen und auch hinter den Erwartungen der EZB zurückbleiben wird. Die EZB dürfte deshalb vorerst an ihrem sehr expansiven Kurs festhalten und ihre Wertpapierkäufe in unveränderter Höhe für einige Monate über März 2017 hinaus fortsetzen. Dies sollte die Marktteilnehmer überzeugen, dass Leitzinserhöhungen zumindest in den kommenden zwei Jahren noch nicht auf der Agenda stehen. Bei weiterhin äußerst hohen Überschussreserven im Bankensystem dürften die EONIA- und EURIBOR-Sätze daher nicht dem von den Futures vorgezeichneten Pfad folgen, sondern ihre Seitwärtsbewegung noch einige Zeit fortsetzen. EZB-Leitzins (Hauptrefinanzierungssatz; % p.a.) 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Europäische Zentralbank, Prognose DekaBank EURIBOR-Sätze (% p.a.) 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 -0,5 2012 2013 2014 2015 2016 3 Monats-EURIBOR 2017 2018 Perspektiven Auf die seit langem niedrigen Inflationsraten reagierte die EZB mit extrem niedrigen Leitzinsen und umfangreichen unkonventionellen Maßnahmen. Vor dem Hintergrund einer sich fortsetzenden wirtschaftlichen Erholung, wieder steigender Gesamtinflationsraten und besser verankerter Inflationserwartungen richtet sich das Augenmerk der Anleger jedoch immer stärker auf den langfristig zu erwartenden Ausstieg der EZB aus der ultra-expansiven Geldpolitik. Insbesondere stellen sich die Marktteilnehmer darauf ein, dass die EZB im Verlauf des kommenden Jahres ihre Wertpapierkäufe sukzessive auslaufen lassen wird. Auf den Geldmarkt hat dies allerdings einen deutlich geringeren Einfluss als auf die Rentenmärkte. Denn auch nach dem Ende der quantitativen Lockerung bleiben die Überschussreserven im Bankensystem extrem hoch, solange die EZB Rückflüsse aus fällig werdenden Anleihen wiederanlegt. Dies fesselt die Geldmarktsätze bis auf weiteres an den Einlagensatz von derzeit -0,40 %. Eine Anhebung dieses unteren Eckzinses wird erst dann zu einer realistischen geldpolitischen Option, wenn die EZB ihre unkonventionellen Maßnahmen eingestellt und mit dem Abschmelzen ihrer Bilanz begonnen hat. Deshalb und wegen der voraussichtlich nur langsam anziehenden Inflation rechnen wir mit einer ersten Anhebung des Einlagensatzes nicht vor dem Jahr 2019. Die EONIA- und EURIBOR-Sätze dürften daher noch für einige Zeit auf niedrigem Niveau seitwärts laufen. 12 Monats-EURIBOR Quellen: European Money Markets Institute, Prognose DekaBank EONIA-Swapkurve (% p.a.) 0,6 0,4 0,2 0,0 -0,2 -0,4 -0,6 0 12 24 36 Monate Quellen: Bloomberg, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Euroland: Zinsen (% p.a.) 05.12.2016 vor 1 Monat vor 1 Jahr EZB-Leitzins (Hauptrefin.-satz) 3 Monats-EURIBOR 12 Monats-EURIBOR EURIBOR-Future, Dez. 2017 EURIBOR-Future, Dez. 2018 Prognose DekaBank (% p.a.) 0,00 -0,31 -0,08 -0,25 -0,15 in 3 Monaten 0,05 -0,11 0,07 -0,01 0,31 in 12 Monaten EZB-Leitzins (Hauptrefin.-satz) 3 Monats-EURIBOR 12 Monats-EURIBOR 0,00 -0,32 -0,08 0,00 -0,31 -0,07 -0,26 -0,20 in 6 Monaten 0,00 -0,32 -0,08 0,00 -0,32 -0,07 Quellen: Europäische Zentralbank, European Money Markets Institute, Bloomberg, DekaBank 8 Märkte & Prognosen. Geld- und Rentenmärkte Dezember 2016 / Januar 2017 Rentenmarkt Euroland (Staatsanleihen) Im Fokus Gute Konjunkturdaten und weltweit gestiegene Inflationserwartungen hatten zur Folge, dass die Anleger einen schnelleren Ausstieg aus der ultra-expansiven Geldpolitik antizipieren. Wir gehen jedoch davon aus, dass die Kern-inflation trotz der wirtschaftlichen Erholung nur sehr langsam anziehen wird. Die EZB dürfte ihre Wertpapierkäufe daher für einige Monate über März 2017 hinaus in unveränderter Höhe fortsetzen. Gleichzeitig wird sie jedoch Änderungen an den Regeln dieses Programms vornehmen, die einer zunehmenden Verknappung von Bundesanleihen entgegenwirken sollen. Insgesamt dürften die zu erwartenden Maßnahmen der EZB Bundesanleihen eine allenfalls temporäre Unterstützung verleihen und die Marktteilnehmer ihr Augenmerk schon bald wieder auf das mittelfristig zu erwartende Ende der quantitativen Lockerung richten. Deutschland: Renditen (% p.a.) 2 1 0 -1 2012 2013 2014 2015 2016 2-jährige 2017 2018 10-jährige Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Frankreich und Niederlande: Renditen (% p.a.) 4 3 Perspektiven Wir gehen davon aus, dass die EZB ihre Wertpapierkäufe um einige Monate über März 2017 hinaus fortsetzen wird. Allerdings dürften sich die Marktimplikationen der quantitativen Lockerung verändern, da die EZB erstens die Regeln ihres Wertpapierankaufprogramms anpassen muss und zweitens die Anleger sich schon jetzt auf ein mittelfristig zu erwartendes Ende der Käufe einstellen. In den kurzen Laufzeitbereichen führen die unkonventionellen Maßnahmen der EZB zu steigenden Überschussreserven im Bankensystem, die Abwärtsdruck auf alle kurzfristigen Marktzinsen ausüben. Die Renditen kurzlaufender Bundesanleihen halten sich sogar deutlich unterhalb des EZB-Einlagensatzes, weil Marktteilnehmer darauf setzen, dass dieser Laufzeitbereich in besonderer Weise von einer Flexibilisierung des Ankaufprogramms profitieren wird. Zwar gehen auch wir davon aus, dass die EZB in Zukunft Anleihekäufe bei Renditen unterhalb des Einlagensatzes zulassen wird. Dies dürfte jedoch nicht zur Folge haben, dass die Bundesbank einen erheblichen Teil ihrer Käufe an das kurze Ende verlagert, da auch hier eine Verknappung von Bundesanleihen zu beobachten ist. Die Renditen sollten daher ein Stückweit in Richtung des Einlagensatzes nach oben korrigieren. Auch in den längeren Laufzeitbereichen erwarten wir einen Renditeanstieg, dessen Tempo aber davon abhängt, inwieweit das tatsächliche Ende der quantitativen Lockerung näher rückt. Eine nur sehr langsam ansteigende Kerninflation und die starke Häufung politischer Risiken im Jahr 2017 sollten die EZB veranlassen, den monetären Stimulus eher behutsam zurückzufahren. 2 1 0 2012 2013 2014 2015 Frankreich, 10-jährige 2016 2017 Niederlande, 10-jährige Quellen: Bloomberg, DekaBank Italien und Spanien: Renditen (% p.a.) 8 6 4 2 0 2012 2013 2014 2015 Italien, 10-jährige 2016 2017 Spanien, 10-jährige Quellen: Bloomberg, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Renditen (% p.a.) 05.12.2016 vor 1 Monat vor 1 Jahr Deutschland 2J Deutschland 5J Deutschland 10J Frankreich 10J Italien 10J Spanien 10J Prognose DekaBank (% p.a.) Deutschland 2J Deutschland 5J Deutschland 10J -0,70 -0,38 0,33 0,79 1,98 1,55 in 3 Monaten -0,60 -0,40 0,30 -0,30 -0,01 0,68 1,00 1,65 1,74 in 12 Monaten -0,50 -0,20 0,55 -0,64 -0,43 0,14 0,46 1,75 1,27 in 6 Monaten -0,55 -0,30 0,45 Quellen: Bloomberg, DekaBank 9 Märkte & Prognosen. Geld- und Rentenmärkte Dezember 2016 / Januar 2017 Unternehmensanleihen Im Fokus An den Kreditmärkten haben verschiedene politische Ereignisse die Risikobereitschaft der Anleger zuletzt ein klein wenig ausgebremst. Zusätzlich hat sich der allgemeine Zinsanstieg seit den Herbstmonaten negativ auf Unternehmensanleihen ausgewirkt. Dennoch fällt die Performance dieser Anlageklasse im Jahresrückblick ganz ordentlich aus. Europäische Corporates (iBoxx 7 bis 10 Jahre) erbrachten bisher seit Jahresbeginn gut 5 % Ertrag, Titel aus dem spekulativen Bereich sogar etwas mehr. Maßgeblich hat dazu natürlich die EZB mit ihrem Ankaufprogramm beigetragen. Aber auch die Ertragsentwicklung der einzelnen Unternehmen rechtfertigt die gute Bilanz. Die Quartalsberichte zum dritten Quartal haben endlich wieder steigende Gewinne im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ausgewiesen, und die weiteren Aussichten werden ebenfalls überwiegend positiv beurteilt. iTraxx Europe 5 Jahre (Basispunkte) 200 150 100 50 0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: International Index Company, Prognose DekaBank iTraxx Crossover 5 Jahre (Basispunkte) 800 600 Perspektiven Der Markt für Unternehmensanleihen profitiert sehr stark von dem Ankaufprogramm der EZB. Nach dem überraschend forschen Einstieg der EZB in dieses Marktsegment haben die nationalen Notenbanken ihre Ankäufe zuletzt sogar noch ein wenig auf etwa 2 Mrd. EUR pro Woche beschleunigt. Die negativen Wirkungen von Störfaktoren wie dem Brexit, der politischen Unsicherheit in den europäischen Peripheriestaaten oder den unkonventionellen Plänen des designierten USPräsidenten Trump konnten somit weitgehend eingedämmt werden. Da sich zudem die Konjunkturperspektiven für Europa nach der leichten Sommerflaute wieder gebessert haben, dürften die Risikoaufschläge für Unternehmensanleihen weiterhin auf niedrigem Niveau verweilen. Diese Tendenz wird von wieder steigenden Unternehmensgewinnen großer europäischer Firmen gestützt. Die Geschäftsleitungen können dabei darauf bauen, dass die EZB noch für lange Zeit die Finanzierungskosten extrem niedrig halten wird. 400 200 0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quellen: International Index Company, DekaBank Corporates IG 5J (% p.a.) 4 3 2 1 0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Anmerkung Der iTraxx Europe Index wird aus 125 europäischen Finanzinstituten und Unternehmen verschiedener Branchen aus dem Investmentgrade-Bereich zusammengestellt. Der Index bildet die durchschnittlichen Prämien ab, die im Handel mit Credit Default Swaps (CDS) gezahlt werden. Er wird in Basispunkten (Bp) notiert. Es gibt diverse Sub-Indizes, beispielsweise den iTraxx Financials oder den iTraxx Crossover, der aus Unternehmen mit „Ramsch-Rating“ gebildet wird. Quellen: Bloomberg, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Unternehmensanleihen iTraxx Europe (Basispunkte) iTraxx Senior Financial (Basispunkte) iTraxx Crossover (High Yield; Basispunkte) Corporates Investmentgrade 5J (%) 05.12.2016 vor 1 Monat vor 1 Jahr 78 76 73 108 100 72 327 339 302 0,48 0,28 0,95 iTraxx-Indizes: CDS-Spread in Basispunkten; Quellen: International Index Company, Bloomberg, DekaBank 10 Märkte & Prognosen. Emerging Markets Dezember 2016 / Januar 2017 Aktien- und Rentenmärkte Im Fokus Der Wahlsieg von Donald Trump hat zu einer Neubewertung an den globalen Finanzmärkten geführt. Die Renditen stiegen in den meisten Ländern, während alle Währungen gegenüber dem US-Dollar an Wert einbüßten. Der Anstieg der US-Renditen und die Sorge um einen verstärkten Protektionismus haben die Stimmung allerdings nicht grenzenlos belastet. Schon nach wenigen Tagen der Unsicherheit haben sich die Märkte auf ihren neuen Niveaus stabilisiert. Mit Blick auf die kommenden Monate ist die Unsicherheit gestiegen, weil die angekündigte Politik von Trump tendenziell für stärkere Inflation, höhere Renditen und schwächeren Außenhandel spricht. Doch dem stehen die bereits erreichte Verbesserung wichtiger makroökonomischer Indikatoren in den Schwellenländern sowie ein eher günstiges Bewertungsniveau von EM-Währungen, -Anleihen und -Aktien gegenüber. Da nur sehr wenige Zentralbanken dem erwarteten Zinsanhebungskurs der Fed folgen dürften, sind weitere moderate Abwertungen gegenüber dem US-Dollar zu erwarten. Insgesamt werden die Investoren für die bestehenden Risiken jedoch ausreichend kompensiert. Aktien: MSCI Emerging Markets (Performanceind.) 2200 2000 1800 1600 1400 2012 2013 Wertvon 05.12.10 entwicklung bis 05.12.11 MSCI EM -11,44% 2014 2015 2016 2017 05.12.11 05.12.12 8,46% 05.12.12 05.12.13 0,96% 05.12.13 05.12.14 1,46% 05.12.14 05.12.15 05.12.15 05.12.16 -15,29% 8,01% Quellen: MSCI, DekaBank Renten: EMBIG Diversified-Spread (Basispunkte) 600 500 400 300 200 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Perspektiven Die schwache Wirtschaftsentwicklung, sinkende Rohstoffpreise und politische Schwierigkeiten haben in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass die Ratingagenturen ihre Einstufungen einiger wichtiger Schwellenländer, wie Russland, Brasilien, Türkei und Südafrika herabgesetzt haben. Politisch stellt sich die Lage in all diesen Ländern anhaltend schwierig dar, auch wenn Brasilien unter neuer Führung nun zumindest einen Kurswechsel anstrebt. Fortschritte in Richtung einer Stärkung demokratischer Prozesse sind hier ebenso unwahrscheinlich wie Maßnahmen zur Förderung der Investitionsanreize. Eines eint jedoch die Sorgenkinder mit der Mehrheit der Schwellenländer, deren wirtschaftliche Lage sich deutlich besser darstellt: Man bemüht sich um makroökonomische Stabilität. So sind Fortschritte beim Abbau der Leistungsbilanzdefizite und bei der Inflationsbekämpfung zu erkennen. Auch Länder, die eigentlich fiskalischen Spielraum hätten, um ihre Binnennachfrage zu stärken, verzichten darauf weitgehend, weil die Gefahr einer kritischen Betrachtung durch Ratingagenturen und Finanzmärkte schwerer wiegt als die Hoffnung auf stärkeres Wirtschaftswachstum. Dieser Fokus auf die Bewahrung bzw. Wiederherstellung makroökonomischer Stabilität ist ein wichtiger Pluspunkt für die Kapitalmärkte der Schwellenländer. Diese profitieren zudem von der Aussicht auf anhaltend niedrige Zinsen in den Industrieländern, auch wenn die Fed die Zügel ganz allmählich strafft. 2018 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Renten: Perform.-ind. EMBIG Div. und GBI EM Div. 160 EMBIG Div (Jan. 2012 =100) 140 GBI EM Div.(Jan. 2012 =100) 120 100 80 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quellen: Bloomberg, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Emerging Markets MSCI Emerging Markets TR EMBIG Div.* GBI EM Div.* zum Vergleich: REXP Performanceindex MSCI World TR 1807 767 246 % ggü. Vormonat -2,9 -4,1 -6,6 483 6740 -0,6 3,7 1,8 6,0 2,0 4,1 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. 360 365 340 05.12.2016 Prognose DekaBank EMBIG Div.-Spread 363 % ggü. Jahresanf. 10,1 8,5 7,6 % ggü. Vorjahr 8,0 7,7 3,8 * EMBIG Div.: Hartwährungsanl. in US-Dollar, GBI EM Div.: Lokalwährungsanl.; Performance in US-Dollar, REXP in Euro; Quellen: MSCI, Bloomberg, DekaBank 11 Märkte & Prognosen. Aktienmärkte Dezember 2016 / Januar 2017 Aktienmarkt Deutschland Im Fokus Trotz der zahlreichen politischen Risiken in der Eurozone sind die fundamentalen Entwicklungen unverändert robust. Die zuletzt berichteten Einkaufsmanagerindizes deuten auf ein stabiles Unternehmensumfeld hin. Dies sollte nach der bereits erfreulich verlaufenen Berichtssaison im dritten Quartal auch im aktuellen vierten Quartal für gute Unternehmensergebnisse sorgen und den Gewinnerwartungen für das kommende Jahr Unterstützung geben. Vor dem Hintergrund einer lediglich moderaten Bewertung, vor allem aber einem relativ hohen Bewertungsabschlag im Vergleich zu anderen Regionen, sollten deutsche Aktienwerte bis Jahresende und auch in das neue Jahr hinein Aufholpotenzial haben. Hinzu kommt, dass in Erwartung von Fiskalimpulsen auch die Hoffnung auf eine Verstetigung des nominalen Wachstums steigt, wovon insbesondere der zyklisch ausgerichtete deutsche Aktienmarkt profitieren dürfte. DAX (Indexpunkte; Ende 1987=1000) 12.000 10.000 8.000 6.000 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Wertent- von 05.12.10 05.12.11 05.12.12 05.12.13 05.12.14 05.12.15 wicklung bis 05.12.11 05.12.12 05.12.13 05.12.14 05.12.15 06.12.16 DAX -12,11% 22,08% 21,87% 11,03% 6,59% -0,63% Quellen: Deutsche Börse AG, Prognose DekaBank Kurs-Gewinn-Verhältnis DAX 16 14 12 10 8 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2016 2017 Quellen: Factset, DekaBank Preis-Buchwert-Verhältnis DAX 2,0 1,8 1,6 1,4 1,2 1,0 2012 2013 2014 2015 Quellen: Factset, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Aktienmarkt 06.12.2016 DAX (Indexpunkte) 10.685 DAX (Veränderung in % seit …) Prognosen DekaBank DAX (Indexpunkte) Kennzahlen* DAX aktuell DAX Durchschnitt 15 Jahre in 3 Monaten 11.500 vor 1 Monat vor 1 Jahr 10.259 4,1 10.752 -0,6 in 6 Monaten 11.500 Kurs-Gewinn- Kurs-Buchwert- in 12 Monaten 11.000 Dividenden- Verhältnis Verhältnis rendite % 12,5 12,3 1,5 1,4 3,2 3,3 * Konsensschätzung auf Basis der kommenden zwölf Monate Quellen: Factset, Bloomberg, DekaBank 12 Perspektiven Die deutsche Volkswirtschaft profitiert von einem zwar strukturell niedrigen, aber insgesamt stabilen globalen Wirtschaftswachstum. Die Stimmung bei den Unternehmen ist erstaunlich robust und bewegt sich auf soliden Niveaus. Dies signalisiert, dass die Unternehmen gut mit dem wirtschaftlichen Umfeld zurechtkommen. Die Bilanzen befinden sich in einem sehr guten Zustand und Firmen mit Zugang zum Kapitalmarkt können sich an den Anleihemärkten weiterhin zu rekordgünstigen Konditionen finanzieren. Die operative Entwicklung konnte sich zuletzt wieder verbessern, sie verläuft insgesamt zufriedenstellend, und die Profitabilität der Unternehmen verharrt auf hohem Niveau. Die extrem expansive Geldpolitik der EZB bleibt eine zentrale Stütze für den Aktienmarkt. Daran werden die zunehmenden Diskussionen über eine schrittweise Rückführung der Anleihekäufe seitens der EZB, aber auch die ganz langsam fortgeführte Normalisierung des Zinsniveaus in den USA, nichts Grundlegendes verändern. Vor dem Hintergrund dieser Rahmenbedingungen dürften die Bewertungen und auch die Kurse des DAX-Index bis Jahresende und auch im kommenden Jahr leicht ansteigen. Politische Nachrichten, aber auch zeitlich begrenzte Renditeanstiege am Anleihemarkt, werden am Aktienmarkt zu Schwankungen und Kursrücksetzern führen. Von diesen dürften sich die Kurse aufgrund des verbesserten Fundamentalumfeldes allerdings zügig erholen, sodass der Markt in Richtung Jahresende und auch im ersten Quartal 2017 gut unterstützt sein sollte. Märkte & Prognosen. Aktienmärkte Dezember 2016 / Januar 2017 Aktienmärkte Welt USA Der Wahlsieg von Donald Trump hat an der Börse deutliche Kursanstiege ausgelöst. Zum einen hat das eindeutige Wahlergebnis Unsicherheit von den Märkten genommen, zum anderen hat sich Trumps Tonfall nach der Wahl schlagartig verändert, was die Hoffnung nährt, dass die zukünftige Vorgehensweise konstruktiver und wachstumsfreundlicher ausfallen dürfte, als vor der Wahl befürchtet. Dennoch wird der Aktienmarkt in den kommenden Monaten mit möglichen positiv und negativ wirkenden Faktoren durch die Präsidentschaft von Donald Trump ringen. Bei allen kontroversen Diskussionen über Einzelmaßnahmen zeichnet sich ein genereller Trend ab und der heißt Reflation. Dies ist zunächst gut für die Gewinnaussichten der Unternehmen und damit die Einschätzung des Aktienmarktes. Allerdings geht damit auch ein Anstieg der Zinsen einher, der die Aufwärtsbewegung von USAktien nach oben begrenzen wird. USA: S&P 500 (Indexpunkte) 2400 2000 1600 1200 2012 Wertentwicklung S&P 500 2013 2014 von 05.12.10 bis 05.12.11 2,64% 2015 05.12.11 05.12.12 12,11% 2016 05.12.12 05.12.13 26,66% 2017 05.12.13 05.12.14 16,27% 2018 05.12.14 05.12.15 0,79% 05.12.15 05.12.16 5,40% Quellen: Factset, Prognose DekaBank USA: Kurs-Gewinn-Verhältnis S&P 500 18 16 Japan Sowohl die Aussicht auf Fiskalimpulse als auch die deutlich angestiegenen Zinsen in den USA haben den japanischen Yen spürbar abwerten lassen. Dies wiederum beflügelt die Phantasie für die Geschäftsausblicke von Exportunternehmen und hat japanische Aktien steigen lassen. Dieses Strohfeuer der positiven Erwartungen könnte noch eine Weile anhalten, dürfte dann aber schnell von den unverändert schwierigen Rahmenbedingungen eingeholt werden. 14 12 10 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quellen: Factset, DekaBank Japan: Topix (Indexpunkte) 1800 Perspektiven Die Hoffnung auf wachstumsfördernde Fiskalimpulse dürfte dem US-Aktienmarkt zunächst weiter Unterstützung geben. Die hohe Bewertung und die Perspektive auf spürbar ansteigende Zinsen begrenzen die Kursbewegung nach oben. In Japan führt die Hoffnung auf eine nachhaltige Schwächung des Yen zu einer verbesserten Einschätzung der Unternehmensgewinne. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Aktienmarkt durch den massiven Einsatz geldpolitischer Maßnahmen insgesamt verzerrt ist und darüber hinaus wichtige Reformprozesse nach wie vor nicht in Gang kommen. 1500 1200 900 600 2012 Wertentwicklung TOPIX 2013 2014 2015 von 05.12.10 05.12.11 bis 05.12.11 05.12.12 -14,86% 4,44% 2016 05.12.12 05.12.13 57,27% 2017 05.12.13 05.12.14 17,57% 2018 05.12.14 05.12.15 8,88% 05.12.15 05.12.16 -6,80% Quellen: Factset, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Aktienmarkt 06.12.2016 S&P 500 (Indexpunkte) 2.205 S&P 500 (Veränderung in % seit …) TOPIX (Indexpunkte) 1.467 TOPIX (Veränderung in % seit …) Prognose DekaBank S&P 500 (Indexpunkte) TOPIX (Indexpunkte) Kennzahlen* S&P 500 aktuell TOPIX aktuell S&P 500 Durchschnitt 15 Jahre TOPIX Durchschnitt 15 Jahre in 3 Monaten vor 1 Monat vor 1 Jahr 2.085 5,7 1.347 8,9 2.092 5,4 1.574 -6,8 in 6 Monaten in 12 Monaten 2.250 2.300 1.550 1.250 Kurs-Gewinn- Kurs-Buchwert- 2.150 1.250 Dividenden- Verhältnis Verhältnis rendite % 16,8 14,7 15,3 17,5 2,7 1,2 2,5 1,4 2,2 2,1 2,0 1,7 * Konsensschätzung auf Basis der kommenden zwölf Monate Quellen: Factset, Bloomberg, DekaBank 13 Märkte & Prognosen. Immobilien Dezember 2016 / Januar 2017 Büromärkte Europa Im Fokus Die Konjunkturbelebung in Europa entfaltet positive Wirkung auf die Büromärkte. Die nach wie vor sehr geringe Bautätigkeit und die anhaltende Umnutzung obsoleter Büroflächen führten in Amsterdam zu einem kräftigen Leerstandsabbau, wohingegen die rege Bautätigkeit in Central London zu einem Anstieg der Quote auf über 7 % führte. Auch in Warschau haben nach kurzer Verschnaufpause die Fertigstellungen wieder zugenommen und den Leerstand auf einen der höchsten Werte in Europa gehievt. Umgekehrt verhalfen die geringe Bautätigkeit und die deutliche Nachfragebelebung den beiden spanischen Märkten zu weiter rückläufigen Leerständen und kräftig steigenden Mieten auch in dezentralen Lagen. Das Büroinvestmentvolumen belief sich in der ersten Jahreshälfte 2016 auf 46,1 Mrd. EUR und schloss somit nahezu an das hohe Vorjahresergebnis an. Während die Beneluxstaaten, Italien und Schweden deutliche Anstiege verzeichneten, ergab sich in Spanien trotz großer Nachfrage aufgrund des unzureichenden Angebotes an adäquaten Produkten ein deutlicher Rückgang. Das Vereinigte Königreich (UK) konnte seine Vormachtstellung als liquidester Büromarkt mit 15,5 Mrd. EUR verteidigen (-3 % ggü. Vorjahr). Über alle Marktsegmente hinweg kam hingegen die abwartende Haltung der Investoren im Vorgriff des Referendums zum Tragen. Erste Zahlen für Juli und August deuten auf deutlich rückläufige Büroinvestmentvolumina sowie auf erste Renditeanstiege um 25 Basispunkte in London hin. Spitzenmiete (EUR/m²/Jahr) 1200 700 200 12 13 14 London City 15 16 Paris 17 18 Madrid Quellen: PMA, Prognose DekaBank Spitzenrendite (netto, in %) 6 5 4 3 2 12 13 14 London City 15 16 Paris 17 18 Madrid Quellen: PMA, Prognose DekaBank Schuman 6, Brüssel (WI-ImmoValue) Quelle: DekaBank Wichtige Daten im Überblick Europa Spitzenmiete (€/m²/J.) Q2 2016 London City Madrid Paris Stockholm Warschau 1038 324 743 541 252 Spitzenrendite (netto) Leerstandsquote ggü. Vj. Q2 2016 ggü.Vj. Q2 2016 ggü. Vj. 3,7% 10,2% 3,2% 14,9% -4,5% 3,75% 3,89% 3,25% 3,52% 5,10% -25 Bp. -46 Bp. -40 Bp. -52 Bp. -70 Bp. 8,0% 2,4 Pp. 10,9% -1,1 Pp. 7,9% -1,6 Pp. 8,7% -1,2 Pp. 16,3% 1,3 Pp. Quellen: PMA, DekaBank 14 Perspektiven Die Auswirkungen des Brexit-Votums auf die Konjunktur sind bislang moderat, da irrationale Übertreibungen ausgeblieben sind. Die wirtschaftliche Bremswirkung wird sich voraussichtlich über die nächsten Jahre hinziehen. Entlastung für die Mietmärkte kommt dann von der Angebotsseite. Mittelfristig dürfte die Abwertung des britischen Pfunds einen Inflationsanstieg zur Folge haben, der die Mietrückgänge im Zusammenspiel mit der dann wieder zurückgefahrenen Bautätigkeit begrenzen sollte. Der europaweite Ausblick bleibt verhalten positiv. Weniger der Brexit als vielmehr die politische Unsicherheit in Europa lastet auf der Konjunktur und somit auch den Büromärkten. Steigenden Renditen in UK in zweiten Halbjahr 2016 dürften im Rest Europas anhaltende Rückgänge um im Mittel 20 Basispunkte gegenüberstehen. Auch wenn die Renditen auf extrem niedrigen Niveaus angelangt sind, bleibt der Abstand zu den Renditen langlaufender Staatsanleihen nach der Ausweitung der monatlichen Anleihekäufe durch die EZB weiterhin sehr attraktiv. Märkte & Prognosen. Immobilien Dezember 2016 / Januar 2017 Büromärkte Welt Im Fokus Die Nachfrage nach Class A-Flächen in den USA war im ersten Halbjahr 2016 zwar schwächer als im Vergleichszeitraum 2015, daraus lässt sich jedoch keine generelle Abschwächung des Mietmarktes ableiten. Der Leerstand verringerte sich landesweit geringfügig, das Neubauvolumen ist im Vergleich zu den Vorjahren moderat gestiegen. Mit San Francisco und Seattle verzeichneten im ersten Halbjahr zwei Standorte an der Westküste Mietrückgänge, die in den vergangenen Jahren durch sehr starkes Mietwachstum geprägt waren und daher im Zyklus bereits fortgeschritten sind. Mietanstiege registrierten insbesondere Los Angeles und Miami sowie in geringerem Umfang Chicago und Boston. Der schwächere Jahresauftakt in Asien/Pazifik setzte sich im zweiten Quartal fort. Die Unternehmen sind angesichts gestiegener Risiken vorsichtiger geworden. Insbesondere in schwächeren Märkten war das Vermietungsgeschehen durch Umzüge in höherwertige Flächen geprägt. Kosteneinsparung war der Haupttreiber für Konsolidierung, Umzüge und Dezentralisierungstendenzen. Regional hat sich der Leerstand zur Jahresmitte leicht erhöht. Die Miete stieg zweiten Quartal in der Region insgesamt nur moderat. In Singapur gab die Miete aufgrund der regen Entwicklertätigkeit kräftig nach. Auch die Rohstoffstandorte in Australien verzeichneten rückläufige Mieten, steigende Niveaus dagegen insbesondere Sydney und Hongkong, aber auch Melbourne und Tokio. Spitzenmiete (USD bzw. AUD/m²/Jahr) 1100 800 500 200 12 13 New York 14 15 16 San Francisco 17 18 Sydney Quellen: CBRE, PMA, Prognose DekaBank Cap Rate (in %) 7 6 5 4 3 12 13 14 New York 15 16 San Francisco 17 18 Sydney Quellen: PMA, PwC, Prognose DekaBank The Bank, Amsterdam (D-I-Europa) Perspektiven Für 2016 rechnen wir über alle US-Standorte noch mit einem Plus von durchschnittlich rund 3 % mit in den Folgejahren abnehmender Tendenz. Für die kommenden vier Jahre erwarten wir das stärkste Mietwachstum in Chicago und Dallas sowie im New Yorker Teilmarkt Manhattan Downtown. Die schwächste Entwicklung sehen wir in San Francisco, Boston und Houston. Im zweiten Quartal ließ das Interesse an Sekundärstandorten etwas nach, sodass sich die Rendite-Abstände zu den Top-Standorten leicht ausweiteten. Renditeanstiege auf breiter Front sind aufgrund der nur sehr behutsamen Leitzinserhöhungen nicht vor 2018 zu erwarten. In Asien dürfte Singapur als besonders zyklischer Markt nach der Mietkorrekturphase ab 2018 das stärkste Wachstumspotenzial aufweisen. In Australien ist für die beiden rohstoffgeprägten Standorte noch mit einer anhaltenden Durststrecke zu rechnen. Die Renditen dürften trotz geschmälerter Mietwachstumsperspektiven an vielen Märkten noch leicht nachgeben. Quelle: DekaBank Wichtige Daten im Überblick Global Spitzenmiete* Cap Rate Leerstandsquote Q2 2016 ggü. Vj. Q2 2016 ggü.Vj. Q2 2016 ggü. Vj. New York 908 5,5% 3,75% 0 Bp. San Francisco 594 3,6% 3,50% 0 Bp. Singapur 1.219 -12,7% 3,50% 0 Bp. Sydney 806 10,3% 4,95% -55 Bp. Tokio 114.440 4,0% 2,75% -15 Bp. *jeweils in heimischer Währung pro m² und Jahr 7,6% 0,5 Pp. 5,3% 0,4 Pp. 9,0% -0,5 Pp. 5,8% -0,8 Pp. 4,1% -1,1 Pp. Quellen: CBRE, PMA, PwC, DekaBank 15 Märkte & Prognosen. Rohstoffe Dezember 2016 / Januar 2017 Gold Im Fokus Der Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen verlor am Goldmarkt schnell seine preistreibende Wirkung. 2017 dürfte die politische Unsicherheit insbesondere in Europa andauern. Es stehen Wahlen in Frankreich, den Niederlanden und Deutschland an. Auch das Ende der Deflations- und die Wiedergeburt der Inflationsdebatte dürften den Goldpreis stützen. Hingegen wird die Weiterführung des USLeitzinsanhebungszyklus den Glanz trüben. Am Ende wird viel davon abhängen, was das politische Stimmungsbarometer in Europa anzeigt und wie Donald Trump es schafft, sein gespaltenes Land zu führen. Insgesamt rechnen wir mit einem leichten Rückgang des Goldpreises von seinem immer noch hohen Niveau aus. Europäischen Anlegern kommt die von uns erwartete Aufwertung des US-Dollar gegenüber dem Euro zugute. Gold (Preis je Feinunze) 1800 1500 1200 900 600 2012 EUR 2013 2014 USD 2015 2016 2017 2018 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Gold: Nettopositionierung der Spekulanten* 300 250 200 150 100 50 0 -50 2012 2013 2014 2015 2016 Perspektiven Gold gilt weltweit als Krisenwährung. Entsprechend steigt der Goldpreis in Krisenzeiten in der Regel stark an. Üblicherweise sinkt er wieder, wenn eine Krise abflaut. Die Finanzmarktkrise und die Staatsschuldenkrise in Europa sind am Goldmarkt abgehakt. Nun stehen neue Themen an. Zum einen ist dies die Zinswende, zunächst in den USA. Sie wird in anderen bedeutenden Regionen der Welt erst mit einigen Jahren Verzögerung ankommen. Die Renditen werden zwar nur langsam nach oben gehen, denn das Tempo der Zinsanhebungen in den USA ist sehr zögerlich. Außerdem werden die anderen großen Notenbanken (EZB, Bank of England, Bank of Japan) der Fed vorerst nicht folgen. Doch mit höheren Zinsen steigen die Opportunitätskosten der Goldhaltung, Gold wird also in Relation zu anderen Anlageklassen unattraktiver. Zum anderen haben wir das Thema Deflationssorgen nun hinter uns gelassen, und die Märkte und Analysten beschäftigen sich zunehmend wieder mit dem Thema Inflation. Auch die politischen Risiken werden insbesondere in Europa die Anleger beschäftigen. Dies wiederum dürfte für Gold eher preistreibend wirken. Am Ende wird man am Goldmarkt diese Effekte gegeneinander abwägen. Aus unserer Sicht erscheint es am wahrscheinlichsten, dass der Goldpreis in US-Dollar notiert moderat fallen wird. Auf lange Sicht trauen wir dem Goldpreis nicht viel mehr als einen Inflationsausgleich zu. 2017 * in Tsd. Kontrakten; Managed Money Quellen: CFTC, Bloomberg, DekaBank Gold: Physisches Angebot und Nachfrage* 1300 1200 1100 1000 900 2012 2013 2014 2015 Physisches Angebot 2016 2017 Physische Nachfrage * in Tonnen; Quellen: World Gold Council, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Edelmetalle Gold (EUR je Feinunze) Gold (USD je Feinunze) Silber (EUR je Feinunze) Silber (USD je Feinunze) Prognose DekaBank Gold (EUR je Feinunze) Gold (USD je Feinunze) 05.12.2016 1.091,33 1.174,24 15,64 16,84 in 3 Monaten 1.130 1.190 vor 1 Monat 1.170,80 1.301,29 16,52 18,36 in 6 Monaten 1.120 1.155 vor 1 Jahr 997,38 1.084,16 13,38 14,55 in 12 Monaten 1.070 1.090 Quellen: Bloomberg, DekaBank 16 Märkte & Prognosen. Rohstoffe Dezember 2016 / Januar 2017 Rohstoffe im Überblick Im Fokus Der fünf Jahre anhaltende Abwärtstrend der Rohstoffpreise hat 2016 sein Ende gefunden. Insbesondere in der ersten Jahreshälfte verteuerten sich die meisten Rohstoffe. In der zweiten Jahreshälfte konnten die erreichten Preisniveaus immerhin einigermaßen gehalten werden. Das Überangebot, welches die Rohstoffmärkte seit geraumer Zeit prägt, ist allerdings noch nicht komplett abgebaut. Daher dürfte auch das Jahr 2017 im Zeichen der Preisstabilisierung an den Rohstoffmärkten stehen – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Für starke Preisanstiege fehlen die Impulse von der globalen Rohstoffnachfrage. Gegen starke Preisrückgänge spricht das schwächere Rohstoffangebot, welches in den vergangenen Jahren unter einer arg zurückhaltenden Investitionstätigkeit gelitten hat. Die Zyklen an den Rohstoffmärkten sind lang. Aber die enorme Investitionslücke der vergangenen Jahre aufgrund der stark gefallenen Rohstoffpreise wird sich zunehmend bemerkbar machen. Insbesondere in Bereichen mit langen Investitionszyklen, wie bei der klassischen Industrieminenproduktion, wird sich die schwache Investitionstätigkeit der Vergangenheit zunehmend in einer schwachen Angebotsentwicklung niederschlagen. Daher lässt sich gut erklären, dass die Industriemetalle in diesem Jahr den kontinuierlichsten Preisanstieg innerhalb der Rohstoffsektoren an den Tag legten. In Verbindung mit der anhaltenden moderaten Zunahme der globalen Rohstoffnachfrage dürften die Rohstoffpreise längerfristig wieder steigen. Bloomberg-Rohstoffpreisindex (Januar 2011 = 100) 150 100 50 0 2012 2013 2014 Industriemetalle 2015 2016 Energie 2017 Edelmetalle Agrar Quellen: Bloomberg, DekaBank Rohstoffe: Nettopositionierung* der Spekulanten 2000 1600 1200 800 400 0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 * in Tsd. Kontrakten; Managed Money Quellen: CFTC, ICE, LME, Bloomberg, DekaBank Perspektiven Die Entwicklung der Rohstoffpreise wird langfristig vom Zusammenspiel zwischen physischem Angebot und Nachfrage bestimmt. Bis vor ein paar Jahren wurden die Rohstoffmärkte stark durch die steigende Rohstoffnachfrage in den Schwellenländern aufgrund des wirtschaftlichen Aufholprozesses dominiert. Die bis zur Finanzkrise deutlich gestiegenen Preise haben damals eine Investitionswelle im Rohstoffsektor losgetreten. In dieser Zeit wurden die Produktionskapazitäten bei vielen Rohstoffen sogar so spürbar ausgeweitet, dass nicht nur die steigende Nachfrage problemlos bedient werden konnte, sondern zunehmend Überkapazitäten bei der Rohstoffproduktion entstanden sind. Die Folge war ein über mehrere Jahre herrschender Abwärtstrend der Rohstoffpreise, der nunmehr beendet ist. Das niedrige Preisniveau bewirkte, dass die Investitionstätigkeit abgebremst wurde. In Verbindung mit der anhaltenden Zunahme der globalen Rohstoffnachfrage dürften die Rohstoffpreise also längerfristig wieder steigen. Die Anlageklasse Rohstoffe eignet sich als Beimischung in einem breit gestreuten Portfolio. Allerdings muss beachtet werden, dass bei Investitionen in Rohstoffe starke Preisschwankungen auftreten können. Tops und Flops der letzten vier Wochen* 30% 20% 10% 0% -10% Kaffee Zucker Gold Kakao Silber WTI Kupfer Palladium Brent Erdgas -20% * Veränderungsrate in %; Quellen: Bloomberg, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Rohstoffe DJUBS DJUBS DJUBS DJUBS Energie Industriemetalle Edelmetalle Agrar 05.12.2016 39,1 116,2 163,4 55,3 Veränderungsraten in % ggü. Vormonat ggü. Vorjahr 18,1 11,7 -9,6 -2,1 4,2 30,2 9,3 0,0 Indexpunkte (Originalindex); Quellen: Bloomberg, DekaBank 17 Märkte & Prognosen. Hedgefonds Dezember 2016 / Januar 2017 Hedgefonds Im Fokus Die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA wurde an den Kapitalmärkten nach einer kurzen Phase der Unsicherheit als positives Signal für die US-Konjunktur interpretiert, da Trump die Steuern senken und Infrastrukturinvestitionen erhöhen möchte. Gleichzeitig spricht er sich für verstärkten Protektionismus aus. Höheres Wirtschaftswachstum und Importbeschränkungen sprechen für höhere Inflationsraten, weswegen die Anleiherenditen deutlich gestiegen sind. In diesem Umfeld einer besseren Stimmung an den Aktienmärkten bei gleichzeitigem Kursrückgang am Rentenmarkt gab es beim HFRU-Index für Hedgefonds-Anlagen keine starken Kursbewegungen. Dies ist zum einen auf die Mischung von Aktien- und Rentenanlagen zurückzuführen, zum anderen auf eine schon seit Monaten zu beobachtende eher defensive Positionierung der Hedgefondsmanager. Zumindest kurzfristig dürfte die gute Stimmung am Aktienmarkt anhalten, und Hedgefonds dürften ihre Aktienquoten eher erhöhen. Doch die Gefahr negativer Überraschungen ist hoch: So hat die politische Unsicherheit in Europa zugenommen, und die Präsidentschaft Trumps birgt viele Unwägbarkeiten. HFRU Composite vs. MSCI World (Januar 2011=100) 130 120 110 100 90 80 70 2012 Equity Hedge Rel. Value Arbitr. Event Driven Macro 2013 2014 2015 2016 2017 Wert- von 05.12.10 05.12.11 05.12.12 05.12.13 05.12.14 04.12.15 entwicklung bis 05.12.11 05.12.12 05.12.13 05.12.14 04.12.15 05.12.16 HFRU -2,90% 4,43% 3,51% 5,82% 1,95% -1,01% MSCI World -1,17% 12,92% 24,80% 11,45% -0,10% 4,10% Quellen: HFR, MSCI, Bloomberg, DekaBank HFRU Teilindizes (Januar 2011=100) Perspektiven Wir rechnen damit, dass die Weltwirtschaft in den kommenden Jahren unter der Wachstumsschwäche der Emerging Markets leiden wird. Hierdurch sehen sich Unternehmen einem anhaltend schwierigen Umfeld ausgesetzt. Angesichts weltweit extrem niedriger Zinsen ist das mittelfristige Aufwärtspotenzial für Anleihekurse ebenfalls deutlich beschränkt. Die Zinswende in den USA verläuft zwar bislang langsam, doch die Gefahr, dass die US-Notenbank auf einen restriktiveren Kurs einschwenken könnte, bleibt ein Hauptrisikofaktor für die Finanzmärkte. Wir erwarten, dass in den kommenden Monaten die klaren Aufwärtstrends fehlen werden, von denen Hedgefonds profitieren könnten. Die Fähigkeit von Hedgefonds, Schwankungen des Anlagevermögens zu verringern, könnte allerdings vor dem Hintergrund der bestehenden Unsicherheiten in den kommenden Monaten und Jahren von Investoren geschätzt werden. 170 150 130 110 90 70 2012 HFRU Comp 2013 2014 MSCI World TR 2015 2016 2017 Quellen: HFR, Bloomberg, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Hedgefonds Stand* 05.12.2016 HFRU Composite Index HFRU Equity Hedge Index HFRU Event Driven Index HFRU Macro Index HFRU Relative Value Arbitrage Ind. MSCI World TR 1171,8 1252,5 1107,4 1070,8 1169,0 6740,4 Anmerkung In dieser Darstellung wird lediglich der Teil des HedgefondsUniversums betrachtet, der der UCITS-Richtlinie entspricht, also gewisse Mindestanforderungen bezüglich Transparenz und Liquidität erfüllt. Die HFRU-Indizes spiegeln die durchschnittliche Wertentwicklung der UCITS-Hedgefonds (auch „Onshore-Hedgefonds“ genannte Anlageform) wider. Infolge der negativen Erfahrungen der Anleger mit gänzlich unregulierten Fonds („Offshore Hedgefonds“) gewinnen die UCITSFonds immer mehr an Bedeutung. Veränderungsraten in % ggü. Vormonat ggü. Vorjahr 0,5 0,7 0,8 0,0 0,2 3,7 -1,0 -1,6 0,9 -2,3 0,9 4,1 * Indexpunkte (Originalindex); Quellen: HFR, MSCI, Bloomberg, DekaBank 18 Märkte & Prognosen. Private Equity Dezember 2016 / Januar 2017 Private Equity (PE) Im Fokus Nach einer kurzen Phase der Verunsicherung wurde der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl vom Markt für Private Equity-Anlagen positiv interpretiert. So hoffen Investoren auf Konjunkturimpulse durch Steuersenkungen und vermehrte Infrastrukturinvestitionen. Zudem dürfte die von Trump angekündigte Deregulierung im Bankensektor für einen erleichterten Zugang zu Finanzierungen führen, von der der Private Equity-Sektor in besonderem Maße profitiert. Der Anstieg der Anleiherenditen wurde vor diesem Hintergrund gut weggesteckt. Die Hoffnung auf ein verbessertes Umfeld dürfte zumindest bis zur Amtseinführung des neuen Präsidenten fortbestehen. Wir erwarten allerdings, dass die am Markt gehegten Hoffnungen auf deutlich höheres US-Wirtschaftswachstum unerfüllt bleiben, sodass hier Rückschlaggefahr besteht. Ein weiterer Belastungsfaktor für die Anlageklasse ist die politische Unsicherheit in Europa, die durch das Scheitern des Verfassungsreferendums in Italien weiter gestiegen ist. Die US-Notenbank dürfte zwar im Dezember die Zinsen anheben, doch die Aussagen zum weiteren geldpolitischen Kurs werden wohl eine vorsichtige Gangart erwarten lassen. Sollte sich die Fed mit Blick auf die Inflationsentwicklung beunruhigt zeigen, würde dies die Märkte verunsichern. LPX 50 vs. MSCI World TR (Januar 2011=100) 250 200 150 100 LPX50 50 2012 2013 2014 MSCI World TR 2015 2016 2017 Wert- von 05.12.10 05.12.11 05.12.12 05.12.13 05.12.14 04.12.15 entwicklung bis 05.12.11 05.12.12 05.12.13 05.12.14 04.12.15 05.12.16 LPX50 -12,33% -1,17% MSCI World 21,95% 12,92% 34,57% 24,80% 15,07% 11,45% 14,83% -0,10% 7,19% 4,10% Quellen: LPX-Group, MSCI, Bloomberg, DekaBank Regionale Private Equity-Indizes (Januar 2011=100) 250 Perspektiven Wir erwarten, dass die Weltwirtschaft in den kommenden Jahren auf einem moderaten Wachstumskurs bleiben wird. Die Aktienmärkte bleiben hierdurch unterstützt, wovon auch Private Equity-Unternehmen profitieren dürften. Private Equity-Anlagen weisen gegenüber klassischen Aktienanlagen eine höhere Schwankungsbreite auf und sind daher noch anfälliger für kräftige Korrekturen in Marktschwächephasen. Bislang profitieren Private Equity-Anlagen allerdings von den weltweit niedrigen Zinsen, da die Finanzierung von Übernahmen günstig ist. Obwohl in den USA die Zinswende eingeläutet wurde, dürfte auch hier das Zinsniveau noch für längere Zeit deutlich unter dem historischen Durchschnitt bleiben. In anderen großen Währungsräumen ist man von einer geldpolitischen Straffung noch weit entfernt. Die politische Entwicklung in Europa und die damit verbundene Gefahr für den Bestand der politischen Institutionen könnte im Laufe der kommenden ein bis zwei Jahre immer stärker als Risikofaktor wahrgenommen werden. EU-kritische Parteien sind in vielen Ländern im Aufschwung, was die Fähigkeit, Kompromisse zu finden, erschweren könnte. 200 150 100 LPX America 50 2012 2013 2014 LPX Europe 2015 2016 2017 Wert- von 05.12.10 05.12.11 05.12.12 05.12.13 05.12.14 04.12.15 entwicklung bis 05.12.11 05.12.12 05.12.13 05.12.14 04.12.15 05.12.16 LPX America LPX Europe -2,11% -17,89% 23,29% 21,10% 27,32% 29,91% 10,91% 14,53% 3,97% 21,79% 11,48% 7,33% Quellen: LPX-Group, Bloomberg, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Private Equity LPX50 LPX Buyout LPX Venture LPX Direct LPX Indirect LPX Mezzanine MSCI World TR Stand* Veränderungsraten in % 05.12.2016 ggü. Vormonat 1940,6 801,0 333,3 419,8 116,6 136,1 6740,4 9,3 9,5 6,2 8,8 6,7 12,0 3,7 ggü. Vorjahr 7,2 7,0 -12,7 4,7 9,2 11,9 4,1 Anmerkung: Es werden ausschließlich börsennotierte Private EquityUnternehmen betrachtet. * Indexpunkte (Originalindex); Quellen: LPX-Group, MSCI, Bloomberg, DekaBank 19 Märkte & Prognosen. Währungen Dezember 2016 / Januar 2017 EUR-USD Im Fokus Der Euro konnte nur sehr kurzfristig vom unerwarteten Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen am 9. November profitieren. Er kletterte am Morgen des 9. November bis auf 1,13 EUR-USD. Aber bereits am nächsten Tag war von der EuroAufwertung nichts mehr übrig und im Verlauf des Novembers ist der Euro auf 1,05 EUR-USD gefallen und lag damit auf dem tiefsten Stand seit Dezember 2015. Der EUR-USD Wechselkurs wurde getrieben durch eine starke Ausweitung der Zinsunterschiede zwischen den USA und Euroland. Bei den zehnjährigen Staatsanleihen erreichten die USA einen Zinsvorsprung von mehr als 2 Prozentpunkten gegenüber deutschen Bundesanleihen. Dies gab es zuletzt im Jahre 1989. Wechselkurs EUR-USD 1,4 1,3 1,2 1,1 1,0 0,9 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Zinsdifferenz* 2-jähriger Staatsanleihen (Basisp.) Perspektiven Für den Euro erwarten wir mit Blick auf die fundamentalen Faktoren gegenüber dem US-Dollar bis Ende 2017 eine schwache Entwicklung. Wir rechnen mit einem zunehmenden Zinsvorsprung von US-Treasuries gegenüber deutschen Bundesanleihen. Zudem sind die Wachstumsaussichten für die USWirtschaft günstiger als für Euroland. Grundsätzlich stützend für den Euro ist dagegen die von uns prognostizierte Verfestigung des moderaten Aufschwungs in Euroland, die die südeuropäischen Sorgenkinder Spanien und Italien mit einschließt. In den USA hat die Notenbank 2015 das Anleihekaufprogramm beendet. Die US-Leitzinswende ist im Dezember 2015 erfolgt, während die Europäische Zentralbank frühestens 2019 die erste Leitzinserhöhung beim Einlagensatz vornehmen wird. Entsprechend wird die Geldpolitik den Euro noch für längere Zeit spürbar belasten. 0 -100 -200 -300 -400 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 * Bundesanleihen minus Treasuries; Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Tausende Nettopositionierung der Spekulanten* 100 0 -100 -200 -300 2012 2013 2014 2015 2016 2017 * Euro-Futures; in Tsd. Kontrakten; Quellen: CFTC, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Prognose DekaBank 05.12.2016 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. Wechselkurs EUR-USD Forwards Hedge-Ertrag* (%) Zinsdiff. 2J (Basisp.) Zinsdiff. 10J (Basisp.) EZB Leitzins (%) Fed Leitzins (%) 1,08 1,05 1,08 -0,4 -180 -220 0,00 0,50-0,75 1,03 1,09 -0,9 -195 -215 0,00 0,75-1,00 1,02 1,10 -1,9 -235 -220 0,00 1,00-1,25 2017P 2018P Konjunkturdaten -182 -206 0,00 0,00-0,25 2016P EWU Bruttoinlandsprod. (% ggü Vorj.) 1,7 1,4 USA Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.) 1,6 2,3 EWU Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) 0,2 1,4 USA Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) 1,3 2,6 * bezogen auf eine Wechselkurssicherung mit Forward-Kontrakten 1,6 2,1 1,6 2,7 Quellen: Bloomberg, EZB, Fed, Bureau of Economic Analysis, Bureau of Labor Statistics, Eurostat, DekaBank 20 Märkte & Prognosen. Währungen Dezember 2016 / Januar 2017 EUR-CHF Im Fokus Die protektionistischen Bestrebungen des designierten USPräsidenten Trump sorgen für Unsicherheit und stärken die Nachfrage nach dem sicheren Hafen des Schweizer Franken. Mitte November ist der EUR-CHF-Kurs auf 1,07 gefallen, hat sich seitdem aber wieder auf 1,08 erholt. Auch in den kommenden sechs Monaten dürfte der Aufwertungsdruck auf den Franken angesichts der vielen Risiken für die Stabilität der EU erhöht bleiben (Reformbremse in Italien nach dem jüngsten Rücktritt des Premier Renzi; Beginn der Austrittsverhandlungen der Briten; die Wahlen in den Niederlanden und Frankreich in 2017). Dem wird die SNB weiterhin in erster Linie mit Devisenkäufen entgegenwirken. Wechselkurs EUR-CHF 1,3 1,2 1,1 1,0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Perspektiven Der Schweizer Franken dürfte auch in den Jahren 2017-2018 gesucht und überbewertet bleiben. Sein Status als „sicherer Hafen“ beruht auf der politischen Neutralität sowie der widerstandsfähigen Wirtschaft der Schweiz (solide Staatsfinanzen, eine innovationsstarke Wirtschaft mit konkurrenzfähiger Produktpallette für den Export sowie ein starker Arbeitsmarkt als Stützte für den privaten Konsum). Damit ist der Franken eine Ausweichoption in Zeiten, wenn der Fortbestand des Euro von risikoscheuen Anlegern angezweifelt wird – wie derzeit aufgrund der hohen politischen Unsicherheit in der EU (Brexit; Stärke der EU-kritischen Parteien im Wahljahr 2017 in den Niederlanden und Frankreich). Erst wenn die EU die o.g. politischen Ereignisse bewältigt hat und die wirtschaftliche Erholung Eurolands voranschreitet, was wir in der Prognose unterstellen, wird der Aufwertungsdruck auf den Franken langsam abnehmen. Solange wird die Schweizerische Nationalbank mit Negativzinsen und Devisenkäufen (Währungsreserven bereits bei rund 100 % des Bruttoinlandprodukts) auf die ultraexpansive EZB reagieren und gegen die unerwünschte Frankenstärke vorgehen. Zinsdifferenz* 2-jähriger Staatsanleihen (Basisp.) 80 60 40 20 0 -20 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 *Bundesanleihen minus schweizerische Staatsanleihen Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Prognose DekaBank Wechselkurs EUR-CHF Forwards Hedge-Ertrag* (%) Zinsdiff. 2J (Basispunkte) Zinsdiff. 10J (Basispunkte) EZB Leitzins (%) SNB Leitzins (%) Konjunkturdaten 05.12.2016 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. 1,08 1,08 1,08 0,1 35 50 0,00 -0,75 1,09 1,08 0,3 40 55 0,00 -0,75 1,11 1,08 0,5 40 45 0,00 -0,75 2016P 2017P 2018P 25 42 0,00 -0,75 EWU BIP (% ggü. Vorj.) 1,7 1,4 Schweiz BIP (% ggü. Vorj.) 1,3 1,2 EWU Inflation (% ggü. Vorj.) 0,2 1,4 Schweiz Inflation (% ggü. Vorj.) -0,4 0,2 * bezogen auf eine Wechselkurssicherung mit Forward-Kontrakten 1,6 1,6 1,6 0,6 Quellen: Bloomberg, EZB, Eurostat, Schweizerische Nationalbank, Bundesamt für Statistik, Eurostat, Prognose DekaBank (P) 21 Märkte & Prognosen. Währungen Dezember 2016 / Januar 2017 EUR-GBP Im Fokus Seit Anfang November hat das Pfund deutlich gegenüber dem Euro aufwerten können. Der EUR-GBP-Kurs hat sein bisher höchstes Brexit-Stressniveau von 0,90 verlassen und ist um rund 7 % unter 0,85 gesunken. Was hat dazu geführt? Zum einen wird derzeit darauf spekuliert, dass sich der Zeitplan der britischen Premier May, die Austrittserklärung bis März 2017 einreichen zu wollen, verzögern könnte. Der oberste Gerichtshof wird voraussichtlich im Januar beschließen, ob das Parlament über die Austrittserklärung noch abstimmen soll. Zum anderen deuteten zuletzt einige Äußerungen britischer Politiker an, dass die Briten auch Wert auf einen „weichen“ Brexit legen könnten. Das schließt Zahlungen an die EU ein, um freien Zugang zum EU-Binnenmarkt zu behalten. Die aktuelle Entspannung beim Pfund erachten wir als temporär. Sollte die Austrittserklärung im März folgen, erwarten wir ein wieder schwächeres Pfund und Niveaus um 0,90 beim EURGBP auf 3- und 6-Monatssicht. Wechselkurs EUR-GBP 1,0 0,9 0,8 0,7 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Zinsdifferenz* 2-jähriger Staatsanleihen (Basisp.) 100 Perspektiven Das britische Brexit-Referendum vom 23. Juni 2016 hat das Pfund seit Ende 2015 stark abwerten lassen. Nun ist es auf der Suche nach seinem neuen Gleichgewicht im Brexit-Prozess. Volatilität und Abwertungsrisiko bleiben seine ständigen Begleiter. Aufgrund großer politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit über die britischen Handelsbeziehungen zur EU nach dem EU-Austritt wird das Pfund deutlich schwächer sein als vor dem Brexit-Referendum vom Juni 2016 (damals unter 0,80 EUR-GBP). Wir erwarten, dass der EUR-GBP-Wechselkurs in den kommenden zwei Jahren je nach Zeitplan für den Brexit und dem angestrebten Brexit-Modell („hart“ oder „weich“) zwischen 0,85 und 0,95 schwanken wird. Die Bank of England bleibt im Reaktionsmodus auf die BrexitEntwicklungen. Ihren Leitzins dürfte sie in 2017-2018 bei 0,25 % belassen. 0 -100 -200 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 *Bundesanleihen minus Gilts Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Prognosen DekaBank Wechselkurs EUR-GBP Forwards Hedge-Ertrag* (%) Zinsdiff. 2J (Basispunkte) Zinsdiff. 10J (Basispunkte) EZB Leitzins (%) BoE Leitzins (%) Konjunkturdaten 05.12.2016 in 3 Mon. 0,85 0,90 0,85 -0,2 -80 -110 0,00 0,25 0,92 0,85 -0,5 -75 -105 0,00 0,25 0,85 0,85 -1,0 -90 -115 0,00 0,25 2016P 2017P 2018P -81 -107 0,00 0,25 in 6 Mon. in 12 Mon. EWU BIP (% ggü. Vorj.) 1,7 1,4 UK BIP (% ggü. Vorj.) 2,0 1,0 EWU Inflation (% ggü. Vorj.) 0,2 1,4 UK Inflation (% ggü. Vorj.) 0,6 2,3 * bezogen auf eine Wechselkurssicherung mit Forward-Kontrakten 1,6 1,2 1,6 2,8 Quellen: Bloomberg, EZB, Eurostat, Bank of England, UK ONS, Prognose DekaBank (P) 22 Märkte & Prognosen. Szenarien Dezember 2016 / Januar 2017 Negativszenario (Wahrscheinlichkeit: 20 %) Basisszenario (Wahrscheinlichkeit: 70 %) ■ Handelsbeschränkende Maßnahmen der neuen USRegierung sowie Gegenmaßnahmen der betroffenen Staaten hätten einen weltweiten Konjunktureinbruch mit negativen Auswirkungen auf die Finanzmarktstabilität zur Folge. Rückzug der USA aus globaler Verantwortung könnte lokale Krisen schüren. ■ Weltwirtschaft: Etwas höhere Dynamik mit Wachstumsraten von etwa 3,5 %. Emerging Markets-Schwergewichte Russland und Brasilien lassen Rezession hinter sich. ■ Euroland: Wirtschaft nähert sich in moderatem Wachstumstempo der Vollauslastung. Hohe politische Risiken belasten Stimmung und Investitionsaktivität. Mangelnde Reformfähigkeit der südeuropäischen Problemländer bleibt bestehen. ■ Aus dem Ruder laufende Inflation könnte zu kräftigen Leitzinssteigerungen führen, was in den Jahren nach 2017 einen konjunkturellen Einbruch und finanzielle Instabilitäten durch rückläufige Aktien- und Anleihekurse sowie Rückgänge bei Immobilienpreisen zur Folge haben könnte. ■ Deutschland: Sorgen über die Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen halten Unternehmen von größeren Investitionen ab. Allgemeine Verfassung der Volkswirtschaft ist aber noch gut. ■ In Euroland könnten die Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland zu einer Stärkung der europakritischen Kräfte führen. In diesem Fall reichten bereits die Ankündigungen weiterer Referenden über die Zugehörigkeit zur Europäischen Union, um deutliche Kapitalmarktreaktionen hervorzurufen. ■ Vereinigtes Königreich (UK): EU-Austritts-Votum bringt politische und ökonomische Unsicherheit. Offizieller Austrittsprozess startet 2017 und geht weitgehend geordnet vonstatten. Wachstumserwartungen für UK werden durch zu erwartenden Austritt gedämpft. ■ USA: Wirtschaftspolitische Maßnahmen der neuen USRegierung haben stimulierende (Steuersenkungen) wie auch bremsende (Handelsbeschränkungen, Begrenzung der Immigration) Effekte, die in der Summe zu anhaltend moderatem Wachstum führen sollten. ■ EU-Austritts-Prozess in UK erfolgt ungeordnet. Folge wären spürbare Marktverwerfungen in UK und in der EU. ■ Inflation: Euroland nähert sich nur langsam der Vollauslastung der Kapazitäten. Daher bleiben Inflationsraten unerwünscht niedrig. In den USA steigende Inflation dank sinkender Arbeitslosigkeit. ■ Ausgeprägte und dauerhafte Wachstumsabschwächung in China und anderen großen Emerging Markets mit der Folge einer globalen Rezession. ■ Weitere Ausweitung der Krisen in Syrien und in der Ukraine könnte den alten Ost-West-Konflikt erneut aufleben lassen. Positivszenario (Wahrscheinlichkeit: 10 %) ■ Geldpolitik: Ab 2017 langsame Rückführung der Anleihekäufe in Euroland. Anhaltende ultra-niedrige Leitzinsen in Euroland und Japan. Dynamik der Leitzinserhöhungen der US-Notenbank Fed wird nur langsam höher. ■ Ansteigende weltwirtschaftliche Dynamik ohne größeren Anstieg der Inflationserwartungen. Dies würde den Notenbanken eine sehr behutsame Straffung ihrer Geldpolitik ermöglichen. Die Gesundung der Finanzsysteme schreitet in diesem Szenario zügig mit dem Abbau von Verschuldung voran. ■ Finanzmärkte: Leichte Verluste an Rentenmärkten angesichts steigender Renditen. Moderate Anstiege der Aktienkurse in Euroland, USA und Japan bei hohen Schwankungen. ■ In der Europäischen Union (EU) könnte der näher rückende Austritt des Vereinigten Königreichs einen Reformprozess anstoßen, der in höheres Wachstum und solidere Staatsfinanzen mündet. ■ Geldanlage: Politische Unsicherheit und damit verbundene Schwankungen an Finanzmärkten machen eine breite Streuung der Geldanlagen und regelmäßiges Sparen sinnvoller denn je. ■ Überraschend starke Wachstumsdynamik in den Emerging Markets mit positiver Sogwirkung für globale Wirtschaft. 23 Märkte & Prognosen. Redaktionsschluss: 06.12.2016 Herausgeber: Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater: Tel. (0 69) 71 47 - 23 81 E-Mail: [email protected] Impressum: https://deka.de/deka-gruppe/impressum Disclaimer: Diese Darstellungen inklusive Einschätzungen wurden von der DekaBank nur zum Zwecke der Information des jeweiligen Empfängers erstellt. Die Informationen stellen weder ein Angebot, eine Einladung zur Zeichnung oder zum Erwerb von Finanzinstrumenten noch eine Empfehlung zum Erwerb dar. Die Informationen oder Dokumente sind nicht als Grundlage für irgendeine vertragliche oder anderweitige Verpflichtung gedacht. Sie ersetzen keine (Rechts- und / oder Steuer-) Beratung. Auch die Übersendung dieser Darstellungen stellt keine derartige beschriebene Beratung dar. Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert und zusammengestellt. Die hier abgegebenen Einschätzungen wurden nach bestem Wissen und Gewissen getroffen und stammen aus oder beruhen (teilweise) auf von uns als vertrauenswürdig erachteten, aber von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen. Eine Haftung für die Vollständigkeit, Aktualität und Richtigkeit der gemachten Angaben und Einschätzungen, einschließlich der rechtlichen Ausführungen, ist ausgeschlossen. Die enthaltenen Meinungsaussagen geben die aktuellen Einschätzungen der DekaBank zum Zeitpunkt der Erstellung wieder, die sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern können. Jeder Empfänger sollte eine eigene unabhängige Beurteilung, eine eigene Einschätzung und Entscheidung vornehmen. Insbesondere wird jeder Empfänger aufgefordert, eine unabhängige Prüfung vorzunehmen und/oder sich unabhängig fachlich beraten zu lassen und seine eigenen Schlussfolgerungen im Hinblick auf wirtschaftliche Vorteile und Risiken unter Berücksichtigung der rechtlichen, regulatorischen, finanziellen, steuerlichen und bilanziellen Aspekte zu ziehen. Sollten Kurse/Preise genannt sein, sind diese freibleibend und dienen nicht als Indikation handelbarer Kurse/Preise. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. 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