S 15-17, CCWaterS-do,engl_S 32-33, evn-roh. 09.12.10 10:25 Seite 15 Water Research Ressourcensicherung: Die Basis legt „CC-WaterS“ CC-WaterS Lays the Foundation for Safe Water Supply Climate change naturally also affects the water utilities. The Vienna Waterworks are now investigating the extent of this impact and what types of adjustment measures are needed von GERHARD KUSCHNIG Dass die WVU vom Klimawandel besonders betroffen sind, ist klar. Wie sehr und welche Anpassungen nötig sind, wird nun unter Federführung der Wiener Wasserwerke erforscht. Grafik 1: Temperaturänderungen in den letzten 140 Jahren und im letzten Jahrtausend (IPCC, 2001) Wasser-Forschung Diagram 1: Temperature changes over the last 140 years and during the past millennium (IPCC, 2001) C limate change is one of the biggest challenges of the 21st century. Changes in temperature and precipitation, an increase in extreme weather events, shifts in seasonal climate patterns, and mostly likely a further rise in sea levels will all take their toll on our human society (Diagram 1). Attempts to limit the effects of climate change are being made at global level. The goal of the EU climate policy, for instance, is to prevent global temperature from climbing more than 2° C by 2050. But even if we were to achieve this goal, we still need to take action and get the right adjustment measures on track now. Man-made climate change is caused by an increase in greenhouse gas emissions such as carbon dioxide, methane, and others. These gases are emitted into the atmosphere by fossil fuel burning and certain farming practices, where they build up and prevent heat energy from radiating back into space. This principle is very old and throughout Earth history has spared the globe from being completely covered in snow and ice. Today, however, this interplay between the sun’s rays and thermal radiation is increasingly getting out of balance. To safeguard our social and economic development and ensure the safety of individuals, the United Nation’s Intergovernmental Panel for Climate Change (IPCC) and the European Union demand and support concrete steps aimed at investigating the impact of climate change on the respective sectors and developing countermeasures at a regional level. In its climate and energy package 2020, the EU itself has formulated clear targets (20 % reduction of greenhouse gas emissions, 20 % increase in renewable energies and 20 % increase in energy efficiency) and set up funding programmes to accomplish these targets. It is quite obvious that climate change will also affect our drinking water supply. To what extent and how resources can be safeguarded for future generations, however, remains unclear. In 2009, the Vienna Waterworks therefore initiated the research project “Climate Change and Impacts on Water Supply” (CC-WaterS) in conjunction with eighteen partners from Bulgaria, Greece, Italy, Croatia, Austria, Romania, Slovenia, Serbia, and Hungary (Diagram 2). „CC-WaterS“ in Zahlen & Fakten: Projektlaufzeit: Mai 2009 – Mai 2012 Projektbudget: € 4.224.503,– Förderung durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung: € 3.317.748,– (= 85 %) Anzahl der Projektpartner: 18 Beteiligte Länder: Bulgarien, Griechenland, Italien, Kroatien, Österreich, Rumänien, Serbien, Slowenien, Ungarn Leadpartner: Stadt Wien, Wasserwerke Weitere Information: www.ccwaters.eu D er Klimawandel zählt zu den größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts! Veränderungen bei Temperatur und Niederschlag, die Zunahme von Extremereignissen, sich verschiebende jahreszeitliche Klimamuster und ein wahrscheinlich weiter ansteigender Meeresspiegel werden allesamt Auswirkungen auf die Gesellschaft haben (Grafik 1). Weltweit wird daher versucht, den Klimawandel zu begrenzen. So ist es etwa Ziel der EU-Klimapolitik, die weltweite Temperaturzunahme bis 2050 bei 2 °C zu stabilisieren. Aber selbst wenn dies gelingen sollte, ist es dennoch erforderlich, schon jetzt geeignete Anpassungsmaßnahmen auf Schiene zu bringen. Als Ursache des vom Menschen losgetretenen Klimawandels gilt die Zunahme von sogenannten Treibhausgasen wie Kohlendioxid, Methan und anderen. Diese werden durch die Verbrennung von fossilen Energieträgern, aber auch aus der Landwirtschaft in die Atmosaqua press INTERNATIONAL • 4/2010 phäre freigesetzt, wo sie zunehmend die Abstrahlung von Wärme in den Weltraum verhindern. Das Prinzip ist uralt und hat im Laufe der Erdgeschichte dafür gesorgt, dass der gesamte Globus nicht von Eis und Schnee bedeckt ist. Heute gerät dieses Wechselspiel aus Sonnenein- und Wärmeabstrahlung jedoch zunehmend aus dem Gleichgewicht. Um die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung sowie die Sicherheit des Einzelnen auch weiterhin zu gewährleisten, fordern sowohl das „Intergovernmental Panel for Climate Change“/ IPCC der Vereinten Nationen als auch die EU, die Folgen des Klimawandels auf die verschiedenen Sektoren abzuklären und Gegenmaßnahmen zu entwickeln, wofür auch Förderungen bereitgestellt werden. Dies insbesondere auf regionaler Ebene. „Brüssel“ selbst hat im Klima- und Energiepaket „2020“ klare Ziele (20 % weniger Treibhausgase, 20 % mehr erneuerbare Energien 15 S 15-17, CCWaterS-do,engl_S 32-33, evn-roh. 09.12.10 10:26 Seite 16 Water Research As a potential water shortage would without doubt also aggravate the conflicts of water use, CC-WaterS is involving the competing sectors of agriculture and forestry, transport and tourism in its investigation efforts. The first step to reconcile any conflicting interests is to find out how much the climate changes, describe uncertainties, or at least identify the processes and trends of climate change. The information obtained from such an assessment allows to draw up water balance models for the forthcoming decades and to determine the available water resources. Climate change not only affects our water supply; it also modifies the demand for water by consumers. Important driving forces include the demographic development and the new patterns of living. Grafik 2: Programmraum und „CC-WaterS“Partner Wasser-Forschung Diagram 2: Programme room and CC-WaterS partners und 20 % mehr Energieeffizienz) formuliert und zu dessen Umsetzung Förderprogramme eingerichtet. Dass auch die Trinkwasserversorgung vom Klimawandel betroffen ist, liegt auf der Hand. Die Frage ist nur, in welchem Ausmaß und wie die Ressourcen auch für künftige Generationen gesichert werden können. Zu diesem Zweck haben die Wiener Wasserwerke im Jahr 2009 das Forschungsprojekt „Climate Change and Impacts on Water Supply“/CC-WaterS initiiert. Es wird zusammen mit achtzehn Partnern aus Bulgarien, Griechenland, Italien, Kroatien, Österreich, Rumänien, Slowenien, Serbien und Ungarn durchgeführt (Grafik 2). Eine mögliche Verknappung der Ressource Wasser würde ohne Zweifel auch zu einer Verschärfung von Nutzungskonflikten führen. CC-WaterS bezieht deshalb auch die „Konkurrenten“ Land- und Forstwirtschaft, Verkehr und Tourismus in die Untersuchungen ein. Für den Ausgleich der Interessen ist es zunächst notwendig, die Größenordnung des Klimawandels abzuschätzen, die Unsicherheiten zu beschreiben oder zumindest die Prozesse und Trends der Klimaänderung festzustellen. Auf dieser Basis werden Wasserbilanzmodelle für zukünftige Jahrzehnte berechnet und so die verfügbaren Wasserressourcen bestimmt. Der Klimawandel hat aber nicht nur Auswirkungen auf das Wasserdargebot. Auch die Wasser-Nachfrage durch den Konsumenten wird sich aufgrund dieses Phänoaqua press INTERNATIONAL • 4/2010 CC-WaterS combines RCMs with statistical methods mens ändern. Als unmittelbar treibende Käfte können z. B. die Bevölkerungsentwicklung und neue Lebensgewohnheiten gelten. Clearly, all results will involve some degree of uncertainty. The causes are manifold and may range from insufficient data material to uncertainty in climate models. A case in point are the Global Circulation Models (GCMs), which represent the primary tool for simulating global climate systems and future changes. The GCMs are based on physical laws and bear a great deal of complexity. To calculate future changes in the rather sluggish climate system, very powerful computers are needed and this means that spatial resolution has to be compromised. Today, climate points are usually collected at intervals of 300 km. Regional Climate Models (RCMs) and statistical methods may provide a solution to this problem. The CC-WaterS project has tried both pathways. RCMs collect the relevant data at intervals of 10 to 25 km and therefore provide a much finer resolution; at the edges they are supported by GCMs. RCMs were developed by different European research institutions and can be used for free under certain conditions. The first step to assess their individual quality is to check whether they are able to depict past climate trends in a satisfactory way. Even if this requirement is fulfilled, real-life conditions CC-WaterS kombiniert RCMs mit statistischen Methoden Dass alle Ergebnisse mit einer mehr oder weniger großen Unsicherheit behaftet sein werden, ist offensichtlich. Die Ursachen dafür sind mannigfaltig. Es beginnt bereits mit der Datenlage, die häufig unzureichend ist. Doch auch die Klimamodelle weisen große Unsicherheiten auf. Dazu nur folgendes Beispiel zu den „Global Circulations Models“ (GCMs). Sie stellen das vorrangige Werkzeug zur Simulation globaler Klimasysteme und zukünftiger Änderungen dar. Die GCMs basieren auf physikalischen Gesetzen und sind überaus komplex. Um weit in die Zukunft reichende Änderungen im „trägen“ Klimasystem berechnen zu können, sind sehr leistungsstarke Computer erforderlich, weshalb bei der räumlichen Auflösung Abstriche gemacht werden müssen. Üblich ist heute die Erfassung von „Klimapunkten“ im Abstand von 300 km. Abhilfe können hier die Anwendung von „Regional Climate Models“/RCMs und statistische Methoden schaffen. Im Projekt CCWaterS wurden beide Wege beschritten. RCMs bieten mit 10 bis 25 km eine deutlich höhere Auflösung und werden an den Rändern von globalen Modellen „angetrieben“. RCMs wurden von verschie- CC-WaterS: Facts & Figures Project duration: May 2009 – May 2012 Project budget: € 4,224,503 Funding from the European Regional Development Fund: € 3,317,748 (= 85 %) Number of project partners: 18 Participating countries: Austria, Bulgaria, Croatia, Greece, Hungary, Italy, Romania, Serbia, Slovenia Lead partner: Vienna Waterworks (City of Vienna) Additional information: www.ccwaters.eu 16 S 15-17, CCWaterS-do,engl_S 32-33, evn-roh. 09.12.10 10:26 Seite 17 Water Research Grafiken 3 und 4: Abweichungen zu den beobachteten Verhältnissen und korrigierte Modelle Wasser-Forschung Diagrams 3 and 4: Deviations from observed conditions and cor- GRAFIKEN: FORMAYER, NACHTNEBEL; 2010 rected models denen europäischen Forschungseinrichtungen entwickelt. Sie stehen, unter bestimmten Bedingungen, kostenfrei zur Verfügung. Ihre jeweilige Qualität wird zunächst daran geprüft, ob sie imstande sind, Klimatrends der Vergangenheit zufriedenstellend abzubilden. Ist dies gegeben, sind aber noch immer beträchtliche Abweichungen zwischen den beobachteten Verhältnissen (Grafik 3) und den verschiedenen Modellen festzustellen. Letztere müssen folglich korrigiert werden (Grafik 4). Die Korrekturen erfolgen nach anerkannten wissenschaftlichen Methoden. Damit ist klar, dass zur Bearbeitung solch komplexer Fragestellungen bzw. Projekte auf die Mitarbeit von externen Forschungseinrichtungen nicht verzichtet werden kann. Von der multisektoralen Zusammenarbeit im Forschungsprojekt CC-WaterS sollen in erster Linie Wasserversorgungsunternehmen (WVU) wie die Wiener Wasserwerke profitieren. Daneben aber auch Regierungsstellen, die für die gesetzlichen Grundlagen in der Wasserwirtschaft verantwortlich sind. Obgleich sich CC-WaterS auf das Grund- und Karstwasser konzentriert, sind auch für die Wasserversorgung relevante Oberflächengewässer von Interesse. Wie schon die Herkunft der Projektpartner zeigt, werden alle für Südosteuropa wesentlichen Klima- und Landschaftstypen analysiert. Zum Abschluss noch einige Ergebnisse für die Region Wildalpen (Steiermark), in der wesentliche Ressourcen der Wiener Wasserversorgung liegen: Was die Temperaturentaqua press INTERNATIONAL • 4/2010 wicklung im Zeitraum 2021–2050 betrifft, sagen die Modelle eine Zunahme von 1,1–2,2 °C voraus; für 2071–2100 eine zwischen 3,2 °C und 3,3 °C (vergl. Grafik 5). Die Prognosen zu den Niederschlagsmengen zeigen keine klaren Trends. Generell werden aber nur geringe Änderungen mit einer wahrscheinlichen Abnahme des Niederschlags im Sommer erwartet. (Diagram 3) and the different models still tend to vary greatly, and the latter therefore need to be corrected (Diagram 4). As corrections are based on acknowledged scientific methods, assistance from external research institutions is crucial in tackling such complex challenges and projects. Water utilities like the Vienna Waterworks will draw the greatest benefit from the multisectoral collaboration of the CC-WaterS research project; but also governmental agencies, which are in charge of creating the legal framework for water management, will find it useful. Although CC-WaterS is mainly focused on groundwater and karst water, also surface waters serving for water supply may be of interest. As the project partners’ countries of origin demonstrate, all climate and landscape types relevant to South East Europe are analysed. Here are some exemplary results for the Wildalpen region in Styria, which hosts the majority of Vienna’s water resources. For this region, the models predict a temperature increase of 1.1 – 2.2 °C in the years from 2021 until 2050, and an increase of 3.2 – 3.3 °C for the period between 2071 and 2100 (compare Diagram 5). Precipitation forecasts show no clear trends; yet only modest changes with a likely increase in summer precipitation are to be expected. These results will be used for future water balance modelling. The respective models are processed and analysed in a further work package scheduled for completion in February or March 2011. The same applies to the expected socio-economic impacts of the modified water resources resulting from climate change. The results of the CC-WaterS project will be summarised in a catalogue which contains recommended adjustment measures to cope with imminent changes in water supply. Grafik 5: Vergleich verschiedener Klimamodelle für die Region Wildalpen (bislang unveröffentlicht) Diagram 5: Comparison of different climate models for the Wildalpen region (yet unpublished) Die Ergebnisse fließen nun in künftige Wasserbilanzen ein. Die Bearbeitung und Auswertung der erstellten Modelle erfolgt in einem weiteren Arbeitspaket, das im Februar oder März 2011 abgeschlossen sein soll. Gleiches gilt für die erwarteten sozio-ökonomischen Auswirkungen der durch den Klimawandel verursachten Veränderungen der Wasserressourcen. Am Ende von CC-WaterS wird ein Katalog vorliegen, der Empfehlungen für Anpassungsmaßnahmen an das Phänomen enthält. For more information contact: Vienna Waterworks, Dr. Gerhard Kuschnig, Email: [email protected] Weitere Infos: Wiener Wasserwerke, Dr. Gerhard Kuschnig, E-Mail: [email protected] 17