Kapitel 18 Offene Güter- und Finanzmärkte © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 1 Offene Güter- und Finanzmärkte Die drei Dimensionen der Offenheit: 1. Offene Gütermärkte. Freihandelsbeschränkungen umfassen Tarife und Quoten. 2. Offene Finanzmärkte. Kapitalkontrollen beschränken das Eigentum an ausländischen Wertpapieren. 3. Offene Faktormärkte. Möglichkeit der Unternehmen, auszuwählen, wo sie ihre Produktionsstätten errichten und freie Arbeitsplatzwahl der Arbeitnehmer. Ein Beispiel dafür ist die Europäische Union. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 2 Offene Gütermärkte US-Exporte und Importe als Anteil am BIP, 1929-2000 Exporte und Importe, die 1960 ungefähr 5% des BIP aus-machten, betragen 2000 rund 13% des BIP. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 3 Exporte und Importe Deutsche Warenimporte und Warenexporte als Anteil am BIP, seit 1960 Seit den 60er Jahren haben sich die Anteile der Warenexporte und Warenimporte am BIP verdoppelt. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 4 Exporte und Importe Folie 5 Exporte und Importe Die Entwicklung von Warenimporten und Warenexporten in Deutschland lässt sich folgendermaßen charakterisieren: Deutschland handelt fast doppelt so viel mit dem Rest der Welt wie vor 40 Jahren. Obwohl Warenimporte und Warenexporte demselben Trend folgen, übertreffen die Exporte die Importe. Die deutsche Handelsbilanz weist also einen Überschuss auf. Auch der Anteil am weltweiten Warenexport ist hoch. 2001 betrug er ca. 9%. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 6 Exporte und Importe Der Anteil des Handelsbilanzüberschusses am BIP variierte während der letzten 40 Jahre stark. Drei Zeitpunkte fallen auf: 1980 erreichte der Handelsbilanzüberschuss nur 0,6% des BIP. Der Rückgang des Handelsbilanzüberschusses findet seine Begründung in den erhöhten Ölpreisen während der Ölkrise. Anfang der 90er Jahre haben die Importe im Zuge der deutschen Wiedervereinigung zugenommen, die Exporte gleichzeitig abgenommen. Im Jahr 2007 ergab sich ein Rekordüberschuss in der Handelsbilanz – das Verhältnis von Handelsbilanzüberschuss zu BIP lag bei 7%. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 7 Exporte und Importe Ein guter Indikator für Offenheit einer Volkswirtschaft ist der Anteil der Gesamtproduktion, der aus handelbaren Gütern besteht - Güter also, die mit ausländischen Gütern entweder in heimischen oder ausländischen Märkten konkurrieren. Schätzungen haben ergeben, dass die handelbaren Güter heute ca. 60% der Gesamtproduktion in den USA ausmachen. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 8 Exporte und Importe Tabelle 18-1 Außenhandelsquoten für ausgewählte OECD-Staaten, 2004 © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 9 Exporte und Importe Determinanten für die Unterschiede in den Außenhandelsquoten sind die geographische Lage und die Landesgröße. Länder können eine Außenhandelsquote von größer als 100% haben, weil Exporte und Importe auch den Export und Import von Zwischenprodukten beinhalten. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 10 Die Wahl zwischen in- und ausländischen Gütern Wenn Gütermärkte offen sind, dann müssen einheimische Konsumenten nicht nur ihre Konsumund Sparentscheidung treffen. Sie müssen auch noch entscheiden, ob sie inländische oder ausländische Güter kaufen. Im Zentrum dieser zweiten Entscheidung steht der Preis der inländischen Güter relativ zu dem Preis der ausländischen Güter - der Reale Wechselkurs. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 11 Nominale Wechselkurse Nominale Wechselkurse zwischen zwei Währungen lassen sich auf zwei ganz unterschiedliche Arten definieren: Die Mengennotierung: Sie gibt an, wie viele Einheiten der ausländischen Währung man für eine Einheit der inländischen Währung bezahlen muss. Die Preisnotierung: Sie gibt den Preis für eine Einheit der ausländischen Währung in Einheiten inländischer Währung an [€ je $=1/E]. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 12 Nominale Wechselkurse Betrachten wir Wechselkurs in Mengennotierung [E=$ je € ] zwischen Euro und Dollar (aus Sicht des Euroraums) : Eine Aufwertung des Euro bedeutet, dass man für einen Euro mehr Dollar-Einheiten bekommt. Gleichermaßen bedeutet eine Aufwertung des Euro, dass der Wechselkurs steigt. Eine Abwertung des Euro bedeutet, dass man für einen Euro weniger Dollar-Einheiten bekommt. Gleichermaßen bedeutet eine Abwertung des Euro, dass der Wechselkurs sinkt. [Die Preisnotierung [€ je $=1/E] ist invers zur Mengennotierung] © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 13 Nominale Wechselkurse Wenn Länder in einem System fixer Wechselkurse – d.h. sie halten den Wechselkurs konstant – miteinander verbunden sind, dann werden zwei andere Ausdrücke verwendet: Revaluation, anstatt einer Aufwertung, welches einen steigenden Wechselkurs impliziert Devaluation, anstatt einer Abwertung, welches einen sinkenden Wechselkurs impliziert © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 14 Nominale Wechselkurse Der nominale Wechselkurs zwischen Euro und Dollar, seit 1970. Ein Anstieg des Wechselkurses bedeutet eine Aufwertung des Euro relativ zum Dollar. Der Wechselkurs verläuft sehr volatil. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 15 Vom nominalen zum realen Wechselkurs Unterscheide zwischen nominalen und realen Wechselkursen: Wir beobachten starke Schwankungen des nominalen Wechselkurses Bedeutet eine Aufwertung des Euro zwangsläufig, dass Europäer sich real mehr Güter leisten können? Es kommt auf die reale Kaufkraft an! Wir müssen auch die Entwicklung der Inflationsraten berücksichtigen! Wie hoch ist der reale Preis von Exporten und Importen? Exportgüterpreise P: in €; Importgüterpreise P* in Fremdwährung ($) Exporte müssen zum Wechselkurs E in Dollar umgerechnet werden: PE Folie 16 Vom nominalen zum realen Wechselkurs Unterscheide: Realer vs. nominaler Wechselkurs Nominaler Wechselkurs E: Der relative Preis verschiedener Währungen (etwa: $/€, $/Yen, €/Yen) Realer Wechselkurs ∈ = P E/ P * : Preis inländischer Güter in Einheiten ausländischer Güter Anstieg von ∈: verteuert inländische Güter – reale Aufwertung im Inland Wert der Nettoexporte in €: realer Nettoexport: P NX = P X - P*/E Im NX = X - P*/EP Im = X - Im /∈ Folie 17 Vom nominalen zum realen Wechselkurs Der Preis eines VW Golf in Deutschland sei 15.000 €. Ein Euro sei 1,25 Dollar wert. Der Preis des VW Golf in Dollar ist demnach 15.000 € x 1,25 Dollar pro Euro = 18.750 $. Wenn ein Cadillac in den USA 30.000 $ wert ist, dann ist der relative Preis des Golfs in Einheiten des Cadillacs gleich 18.750 $ / 30.000 $ = 0,625. Um dieses Beispiel zu verallgemeinern, um es auf alle Güter einer Ökonomie anwendbar zu machen, benutzt man als Preisindex für die gesamte Ökonomie den BIP-Deflator. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 18 Vom nominalen zum realen Wechselkurs Die Konstruktion des realen Wechselkurses Der reale Wechselkurs ist gleich dem nominalen Wechselkurs multipliziert mit dem inländischen Preisniveau dividiert durch das ausländische Preisniveau. EP ε≡ ∗ P E = Preis eines Euro in $ P = Preis der deutschen Güter in € EP = Preis der deutschen Güter in $ P* = Preis der amerikanischen Güter in $ © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 19 Vom nominalen zum realen Wechselkurs Nach unserer Definition des realen Wechselkurses in Mengennotierung entspricht eine reale Aufwertung einem Anstieg des realen Wechselkurses ε. Der Preis der inländischen Güter ausgedrückt in Einheiten der ausländischen Güter wird teurer. Eine reale Abwertung entspricht einem Sinken des realen Wechselkurses ε. Der Preis der inländischen Güter ausgedrückt in Einheiten der ausländischen Güter wird billiger. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 20 Vom nominalen zum realen Wechselkurs Realer und nominaler Wechselkurs zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten, seit 1975 Nominaler und realer Wechselkurs verlaufen nahezu parallel. Langfristig ist eine leichte reale Aufwertung des Euro zu beobachten. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 21 Von bilateralen zu multilateralen Wechselkursen Tabelle 18-2 Deutscher Warenhandel nach Regionen, 2005 © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 22 Von bilateralen zu multilateralen Wechselkursen Bilaterale Wechselkurse sind Wechselkurse zwischen zwei Ländern. Multilaterale Wechselkurse sind Wechselkurse zwischen mehreren Ländern. Wenn man z.B. den durchschnittlichen Preis der deutschen Güter relativ zum Preis der Güter der deutschen Handelspartner betrachten will, verwendet man den Anteil der deutschen Exporte und Importe mit einem Land als Gewicht für dieses Land. Damit errechnet man einen multilateralen realen Wechselkurs. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 23 Von bilateralen zu multilateralen Wechselkursen Synonyme für den relativen Preis von ausländischen gegenüber den deutschen Gütern sind: Der reale multilaterale deutsche Wechselkurs. Der deutsche handelsgewichtete reale Wechselkurs. Der deutsche effektive reale Wechselkurs. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 24 Von bilateralen zu multilateralen Wechselkursen Der reale Außenwert seit 1975 Während deutsche Güter bis Mitte der 80er Jahre im Ausland real billiger wurden, wurden sie bis Mitte der 90er Jahre wieder teurer. Insgesamt sind deutsche Güter zwischen 1975 und 1999 im Ausland billiger geworden. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 25 Kaufkraftparität - Der Big Mac Index Was bestimmt den langfristigen Trend der Wechselkurse? Einfache Überlegung: Alle Güter sollten weltweit einheitlichen Preis haben wegen Arbitrage Absolute Kaufkraftparität Prägnantes Beispiel: Der Big Mac Index (Economist) Forderung: Preis für einen Hamburger sollte weltweit gleich sein! Simple Theorie zur Prognose von langfristigen Wechselkursbewegungen Folie 26 Kaufkraftparität - Der Big Mac Index Die Wahl zwischen einheimischen Gütern und Importen: Realer Wechselkurs: Relativer Preis eines bestimmen Warenkorbs: Sei P = Preis für Big Mac in München (in Euro) P* = Preis für Big Mac in New York (in Dollar) E = Nominaler Wechselkurs $/€ Juli 2007 Preis für Bigmac Euroraum: 3,06 €; USA: 3,41 $ Wechselkurs Dez 2007 : E = 1,48 $ je € Preis eines EU-Big Macs, umgerechnet in Dollar: = EP Realer Wechselkurs: ∈ = EP E P = 3,06x1,48=4,53$ ∈ = 4,53 / 3,41 = 1,33 >1 P* Der Preis eines Big Mac ist in München höher als in New York. Um den realen Wechselkurs auf 1 zu senken, müsste der Euro gegenüber dem Dollar abwerten (d.h. E müsste sinken auf P*/P=1,11). Folie 27 Kaufkraftparität - Der Big Mac Index Februar 2007 $ je € $ je € Quelle: Economist Februar 2007 Folie 28 Kaufkraftparität - Der Big Mac Index Realer Preis: ∈ = E P/ P* Langfristiges Gleichgewicht: ∈*=1 Falls ∈ < 1: Inlandsgüter sind „zu billig“ → a) Nettoexporte steigen (Exporte billiger, Importe teuer) b) Schlechtere Terms of Trade (niedriger Lebensstandard) Aus ∈* = E P/ P* = 1 folgt: → E* = P * / P Falls E < E* → unterbewertete Währung: hohe Nettoexporte; starke Nachfrage nach einheimischer Währung → E steigt (Aufwertung) Falls E > E* → überbewertete Währung: hohe Nettoimporte; starke Nachfrage nach ausländischer Währung → E sinkt (Abwertung) Folie 29 Kaufkraftparität - Der Big Mac Index Absolute Kaufkraftparität (Gesetz des gleichen Preises) Big-Mac Beispiel zeigt, dass absolute Kaufkraftparität zu strikt ist Gilt kurzfristig nicht, weil Handelsströme nur langsam reagieren (Transportkosten etc.) Gilt aber auch langfristig nicht, weil viele Güter nicht handelbar sind (Wohnungen, Dienstleistungen) → keine Preisarbitrage Relative Kaufkraftparität: zielt auf Änderungsraten: • • • E p* p = − = π * −π E p* p Monetäre Erklärung für Wechselkursbewegungen: Wechselkursänderungen bestimmt von Unterschieden der Inflationsraten Folie 30 18.2 Offene Finanzmärkte Der Kauf und Verkauf ausländische Wertpapiere ist ein impliziter Kauf oder Verkauf ausländischer Währung – man bezeichnet dies auch als Devisenmarkttransaktion. Offene Finanzmärkte erlauben es Finanzanlegern, besser zu diversifizieren. Indem sie sowohl inländische als auch ausländische Aktien halten und mit Veränderungen des ausländischen Zinssatzes spekulieren, können sie sich besser gegen das Länderrisiko versichern. Ländern, Handelsbilanzüberschüsse und -defizite aufzubauen. Ein Land, das mehr kauft als verkauft, muss vom Rest der Welt leihen. Damit kann ein ganzes Land jetzt leihen und später zurückbezahlen: intertemporal trade. Wenn man viel Wachstum erwartet kann das optimal sein. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 31 Die Zahlungsbilanz Die Zahlungsbilanz umfasst alle Transaktionen eines Landes mit dem Rest der Welt. Tabelle 18-3 zeigt die deutsche Zahlungsbilanz für das Jahr 2005. Die Tabelle unterteilt sich in die Leistungsbilanz und in die Kapital- und Devisenbilanz. Das Saldo der Kapital- und Devisenbilanz und das der Leistungsbilanz sollten gleich sein. Allerdings gibt es Messfehler. Aus diesem Grund existiert in der Zahlungsbilanz der Posten statistische Diskrepanz. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 32 Die Zahlungsbilanz Tabelle 18-3 Die deutsche Zahlungsbilanz, 2005 (Mrd. €) © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 33 Die Zahlungsbilanz Tabelle 18-3 (fortgesetzt) Quelle: Deutsche Bundesbank. Monatsbericht März 2008 und Zahlungsbilanzstatistik, September 2008. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 34 Die Zahlungsbilanz Die Summe der Nettozahlungen in der Leistungsbilanz kann positiv sein. In diesem Fall hat ein Land einen Leistungsbilanzüberschuss. Wenn diese Summe negativ ist, hat es ein Leistungsbilanzdefizit. Die Kapitalbilanz, die auch als Nettokapitalfluss bekannt ist, kann positiv (negativ) sein, wenn die ausländischen Bestände an deutschen Wertpapieren größer (kleiner) sind als die inländischen Bestände an ausländischen Wertpapieren. In diesem Fall spricht man von einem Kapitalbilanzüberschuss (-defizit). © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 35 Leistungsbilanz und Kapitalbilanz Am Devisenmarkt werden Angebot von/ Nachfrage nach Währungen bestimmt durch A) Reale Transaktionen (Handelsströme) Handel von Waren und Dienstleistungen Handelsströme werden bestimmt von relativen Preisen: (Realer Wechselkurs) Unterschiede der Inflationsraten beeinflussen Wettbewerbsfähigkeit, falls Wechselkurs sich nicht anpasst B) Kapitalbewegungen (Nettokapitalströme) Kapitalbilanz: Internationale Portfolioentscheidungen abhängig von Zinsunterschieden, Wechselkurserwartungen und Risikoeinschätzungen Folie 36 Leistungsbilanz und Kapitalbilanz Dominanz der Kapitalströme Quelle: Dt. Bundesbank Monatsbericht 1/2002 Folie 37 Leistungsbilanz und Kapitalbilanz Außenhandelsgleichgewicht (Stromgleichgewicht) Handelsströme passen sich nur träge an (Beispiel: Unterbewertung → Verteuerung der Importe, Stimulierung der Exporte → Aufwertung) Langsamer Prozess, behindert von Transaktionskosten → Reale Güterströme bestimmen Wechselkurse nur langfristig Portfoliogleichgewicht (Bestandsgleichgewicht) Internationale Anleger müssen bereit sein, die angebotenen Mengen an internationalen Assets zu halten. Riesige Kapitalbestände → Geringfügige Änderungen der Erwartungen führen zu starken Preisreaktionen → Wechselkursbewegungen werden kurzfristig von Kapitalströmen dominiert Folie 38 Die Wahl zwischen in- und ausländischen Kapitalanlagen Die Entscheidung, ob man im In- oder Ausland investieren soll, hängt nicht nur von den Zinsunterschieden zwischen den Ländern, sondern auch von den Erwartungen über die zukünftige Entwicklung des nominalen Wechselkurses ab. Die erwartete Rendite einjähriger deutscher und US-amerikanischer Wertpapiere © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 39 Die Wahl zwischen in- und ausländischen Kapitalanlagen Wenn sowohl deutsche als auch US - amerikanische Anleihen gehalten werden, dann müssen sie den gleichen erwarteten Ertrag liefern. Somit muss die folgende Arbitragebedingung erfüllt sein: 1 (1 + it ) = ( Et )(1 + i t )( e ) Et +1 ∗ Wenn wir die Gleichung umstellen, erhalten wir die ungedeckte Zinsparität oder einfach Zinsparität: Et (1 + it ) = (1 + i t )( e ) Et +1 ∗ © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 40 Zinssätze und Wechselkurse Die Beziehung zwischen dem inländischen nominalen Zinssatz, dem ausländischen nominalen Zinssatz und der erwarteten Abwertung der inländischen Währung kann wie folgt formalisiert werden: (1 + it∗ ) (1 + it ) = 1 + Ete+1 − Et / Et [( ) ] Eine gute Annäherung der obigen Beziehung stellt folgende Gleichung dar: e E ∗ t +1 − Et it ≈ it − Et © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 41 Zinssätze und Wechselkurse e E ∗ t +1 − Et it ≈ it − Et Folgenden Zusammenhang sollte man immer im Kopf behalten: Arbitrage impliziert, dass der inländische Zinssatz dem ausländischen Zinssatz entsprechen muss, abzüglich der erwarteten Aufwertungsrate der inländischen Währung. Falls E e t +1 = E t , dann gilt: it = i * t © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 42 Zinssätze und Wechselkurse Nominalzinsen für Wertpapiere mit einjähriger Laufzeit; Deutschland und Vereinigte Staaten, seit 1975 Die Zinssätze in Deutschland und in den Vereinigten Staaten entwickeln sich relativ ähnlich. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 43 18.3 Schlussfolgerungen und Ausblick Die Wahl zwischen inländischen und ausländischen Gütern hängt hauptsächlich vom Wechselkurs ab. Die Wahl zwischen inländischen und ausländischen Wertpapieren hängt hauptsächlich von ihrem relativen Ertrag ab. Dieser wiederum wird von den in- und ausländischen Nominalzinsen und der erwarteten Aufwertung der inländischen Währung determiniert. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie Folie 44