SEEWOLF-Studie - Dr. Barbara Baur

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SEEWOLF-Studie:
Süchte und andere psychische Störungen
bei wohnungslosen Menschen in München
Dr. Barbara Baur
Bildungswerk Irsee
20. / 21. April 2015
Fachtagung
„Hilfe für Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten“
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
SEEWOLF
Seelische Erkrankungsrate in den Einrichtungen der
Wohnungslosenhilfe im Großraum München
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Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Studiendesign
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Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie  Forschungsgruppe SEEWOLF
Stichprobengewinnung
Stichprobenschichtung nach:
Geschlecht, Unterbringungsart, Träger
Innerhalb der Schichten:
Zufällige Personenauswahl
Keine Ersetzung von
Teilnahmeverweigerern mit
„gerade greifbaren“ Nachbarn,
sondern Zufallsnachziehung
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Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Stichprobe
Auswahl: 420 Personen
Teilnahmerate: 55%
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Stichprobe
Frauenanteil: ca. 20%
Frauen
n=48
Männer
n=184
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Untersuchungsablauf und -instrumente
1. Termin
2. Termin
3. Termin
Psychiatrisches
Untersuchungsgespräch
Neuropsychologische
Untersuchung
Körperliche
Untersuchung
SKID, CGI
WIE
Fragebögen
+
Fremdanamnesen &
Aktenstudium
Σ
Gesamtaufwand pro Proband/in:
7 – 11 Stunden
(ohne Anfahrten)
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Demografische Beschreibung
der Stichprobe
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n=232
Alter
48 ± 15 Jahre (19 bis 78 Jahre)
in München seit
22 ± 19 Jahren (0,2 bis 77 Jahre)
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Ausbildung
Schulbildung
Bewohner von
WohnungslosenEinrichtungen
Allgemeinbevölkerung*
Kein Abschluss
11%
4%
Hauptschulabschluss
55%
38%
Mittlere Reife
20%
30%
(Fach-)Abitur
14%
28%
* Statistisches Jahrbuch 2012
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Delinquenz
n=232
Jemals Gesetzeskonflikt?
66%
Jemals Gefängnisstrafe?
45%
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Wohnungslosigkeit
Dauer der
Wohnungslosigkeit
durchschnittlich ca. 5 Jahre
In aktueller
Einrichtung seit
durchschnittlich 22 Monaten
(2 Wochen bis 50 Jahre)
(2 Wochen bis 11 Jahre)
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Wohnen vor Wohnungslosigkeit
n=216
bei Familie /
Partner
15%
Sonstiges
21%
eigene
Wohnung
64%
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Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie  Forschungsgruppe SEEWOLF
Leben auf der Strasse
Jemals Platte?
42%
Längster Platte-Zeitraum
Durchschnittlich
11 Monate
(1 Tag bis 10 Jahre)
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Psychische Befunde
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Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie  Forschungsgruppe SEEWOLF
Psychiatrische Erkrankungen:
Lebenszeit-Prävalenzen
F1 Substanzinduzierte Störungen
73,5
F3 Affektive Störungen
44,8
F4 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen
21,1
F2 Schizophrene Spektrumstörungen
13,5
F0 Organische Störungen
4,9
F9 Verhaltens- und emot. Störungen mit Beginn in KiJu
3,1
F5 Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Faktoren
2,7
F7 Intelligenzminderung
2,2
F6 Verhaltensstörungen (ohne PS)
2,2
F8 Entwicklungsstörungen
N = 223 mit 377 Hauptgruppendiagnosen
0,9
0
20
40
60
80
Relative Häufigkeit (%)
Persönlichkeitsstörungen: 55,1%
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Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie  Forschungsgruppe SEEWOLF
Prävalenzenvergleich Lebenszeitdiagnosen
100,0
90,0
Keine
Achse-I Diagnose
Prävalenzen (%)
80,0
70,0
Mindestens eine
Achse-I Diagnose
60,0
50,0
93,3
93,2
40,0
30,0
20,0
27,7
10,0
0,0
Fichter-Studie
1)
2)
Seewolf-Studie
DEGS1-MH
Fichter & Quadflieg (2001): Lebenszeit-Prävalenzen nach SKID-I (N = 265)
Jacobi et al. (2014): 12-Monats-Prävalenzen nach DIA-X / M-CIDI (N = 5317)
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Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie  Forschungsgruppe SEEWOLF
Psychiatrische Erkrankungen:
1-Monats-Prävalenzen
F1 Substanzinduzierte Störungen
42,6
F3 Affektive Störungen
20,2
F4 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen
18,4
F2 Schizophrene Spektrumstörungen
10,3
F0 Organische Störungen
2,7
F7 Intelligenzminderung
2,2
F6 Verhaltensstörungen (ohne PS)
2,2
F5 Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Faktoren
1,3
F9 Verhaltens- und emot. Störungen mit Beginn in KiJu
0,9
N = 223 mit 227 Hauptgruppendiagnosen
F8 Entwicklungsstörungen
0,9
0
10
20
30
40
50
Relative Häufigkeit (%)
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Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie  Forschungsgruppe SEEWOLF
Prävalenzenvergleich aktuelle Erkrankungen
100,0
90,0
Keine
Achse-I Diagnose
Prävalenzen (%)
80,0
70,0
Mindestens eine
Achse-I Diagnose
60,0
50,0
40,0
74,0
73,4
30,0
20,0
27,7
10,0
0,0
Fichter-Studie
1)
2)
Seewolf-Studie
DEGS1-MH
Fichter & Quadflieg (2001): 1-Monats-Prävalenzen nach SKID-I (N = 265)
Jacobi et al. (2014): 12-Monats-Prävalenzen nach DIA-X / M-CIDI (N = 5317)
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Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie  Forschungsgruppe SEEWOLF
CGI: Schweregrad psychische Erkrankung
N = 173
31,2
22,5
15,6
15,6
10,4
4,6
0,0
nicht
krank
minimal
krank
leicht
krank
mäßig
krank
deutlich
krank
schwer
krank
extrem
krank
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Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie  Forschungsgruppe SEEWOLF
CGI: Schweregrad psychische Erkrankung
Geschlechtervergleich
33%
26%
23%
24%
19%
16%
15%
13%
13%
10%
5%
3%
nicht krank
minimal krank leicht krank
Frauen
n=31
mäßig krank deutlich krank schwer krank extrem krank
Männer
n=142
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Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Psychiatrische Diagnosen (Lebenszeitprävalenzen)
Geschlechtervergleich
Relative Anzahl
an Probanden
78%
53%
51%
42%
27%
20%
18%
12%
Substanzabhängigkeit
Affektive Störungen
Frauen
n=45
Angststörungen
Schizophrenie
Männer
n=178
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Substanzabhängigkeitsstörung in der Lebensspanne
(Konsensusdiagnose)
nur andere
Drogen
7%
Alkohol
+ andere Drogen
24%
nur Alkohol
43%
keine
26%
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Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Alkoholkonsum (eigenanamnestisch)
50%
37%
26%
22%
23%
22%
15%
5%
nie
normaler Konsum
letztes Halbjahr
Mißbrauch
Abhängigkeit
Lebensspanne
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Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Konsum illegaler Drogen (eigenanamnestisch)
85%
52%
21%
12%
15%
10%
4%
1%
nie
einmal
letztes Halbjahr
gelegentlich
regelmäßig
Lebensspanne
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Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Substanzkonsum im letzten Halbjahr
(eigenanamnestisch)
Alkohol
78%
Cannabis
Sedativa/Hypnotika
11%
3%
Simulantien
1%
Kokain
1%
Halluzinogene
1%
Opiate
0%
Relative Anzahl
an Probanden
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Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Substanzkonsum im letzten Halbjahr
(eigenanamnestisch)
78%
Alkohol
97%
11%
Cannabis
Sedativa/Hypnotika
Simulantien
Kokain
Halluzinogene
Opiate
45%
3%
Menschen aus
Wohnungsloseneinrichtungen
n = 218
11%
Wohnungslose Menschen aus
einer Pension
n = 29
1%
7%
1%
18%
1%
11%
0%
7%
Relative Anzahl
an Probanden
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Wohnungslosigkeit und psychische Erkrankung
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Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie  Forschungsgruppe SEEWOLF
Differenz aus Beginn psychischer Behandlung
und Eintritt Wohnungslosigkeit (N = 118)
Absolute Häufigkeiten
n = 15 (12,7%) >
n = 25 (21,2%)
n = 78 (66,1%)
Binomial-Test: p < .0005
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Kognitive Befunde
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Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie  Forschungsgruppe SEEWOLF
Neuropsychologische Untersuchung
Wechsler Intelligenztest für Erwachsene (WIE):
•
Deutsche Adaptation der Wechsler Adult Intelligence Scale (WAIS-III)
•
Testbatterie mit 13 (14) Untertests
•
Erfasst breites Spektrum kognitiver Leistungen
•
Geeignet für Personen von 16 bis 89 Jahren
•
Normiert an 1.790 Gesunden
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Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie  Forschungsgruppe SEEWOLF
WIE: IQ-Skalenwerte
145
130
115
100
85
70
55
40
Verbal-IQ
Handlungs-IQ
Gesamt-IQ
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Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie  Forschungsgruppe SEEWOLF
WIE: Gesamt-IQ im Geschlechtervergleich
Frauen
n=34
Männer
n=167
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Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie  Forschungsgruppe SEEWOLF
IQ und Schulbildung
F3,192 = 20,28; p < .0005
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Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie  Forschungsgruppe SEEWOLF
IQ und Trunkenheit
F1,182 = 10,90; p = .001
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Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Zusammenfassung
Dr. Barbara Baur - Folien zur Ansicht, nicht zur weiteren Verbreitung
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie  Forschungsgruppe SEEWOLF
Zusammenfassung
•
•
•
multiple psychische Probleme (oft Sucht + )
kognitive Einschränkungen
diverse komplexe Problemlagen
Wohnungslosigkeit
Sonstige psychische Störung
Soziale Isolation
Arbeitslosigkeit
Kognitive Defizite
Sucht
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