Unternehmensbericht 2014

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UNTERSCH I EDE
LEBEN
UNTERNEHMENSBERICHT 2014
Werte schaffen durch Innovation
UNTERNEHMENSVERBAND BOEHRINGER INGELHEIM
AUF EINEN BLICK
2014
2013
Veränderung
13.317
14.065
— 5 %
Europa
31 %
30 %
Nord- und Südamerika
44 %
46 %
Asien, Australien, Afrika
25 %
24 %
Verschreibungspflichtige Medikamente
76 %
77 %
Selbstmedikation
W E R T E I N M I O. E U R ,
soweit nicht anders vermerkt
Umsatzerlöse
nach Regionen:
nach Geschäften:
11 %
11 %
Tiergesundheit
8 %
8 %
Biopharmazeutika
4 %
3 %
Industriekunden und sonstige Umsatzerlöse
1 %
1 %
Forschung und Entwicklung
2.654
2.743
– 3 %
Personalaufwand
4.116
4.071
+ 1 %
47.743
47.492
+ 1 %
2.140
2.114
+ 1 %
16,1 %
15,0 %
Jahresüberschuss
1.047
1.324
in % der Umsatzerlöse
7,9 %
9,4 %
Durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter
Betriebsergebnis
Betriebsergebnis in % der Umsatzerlöse
– 21 %
Konzerneigenkapital
8.111
7.122
Eigenkapitalrendite
14,7 %
21,4 %
1.850
2.129
Investitionen in Sachanlagen
548
558
– 2 %
Abschreibungen auf Sachanlagen
449
640
– 30 %
in mio. eur
Veränderung
222
+8%
Cashflow
– 13 %
Die vier umsatzstärksten
Selbstmedikationspräparate
Die vier umsatzstärksten
verschreibungspflichtigen Präparate
Umsatzerlöse 2014
+ 14 %
Umsatzerlöse 2014
in mio. eur
Veränderung
spiriva®
3.237
–9%
buscopan®
pradaxa®
1.198
–1%
dulcolax®
200
+5%
micardis®
1.088
– 21 %
mucosolvan®
162
– 12 %
563
– 21 %
pharmaton®
136
–2%
combivent®
INHALT
UNSER UNTERNEHMEN 05
Die Perspektive der Gesellschafter
06
Schwerpunkte 2014
10
Gremien des Unternehmens­v erbandes
15
Highlights in der Medizin 2014
16
PRODUKTPORTFOLIO
VERSCHREIBUNGSPFLICHTIGE
MARKENPRÄPARATE 103
104
Atemwegserkrankungen104
Herz-Kreislauf-Erkrankungen106
Stoffwechselerkrankungen110
UNTERSCHIEDE LEBEN 22
Onkologie110
Sicherheit & Herausforderung
26
Infektionserkrankungen112
Einsatz & Leistung
32
Individualität & Standards
38
SELBSTMEDIKATION
114
Zufall & Strategie
44
Husten und Erkältung
114
KONZERNLAGEBERICHT Grundlagen des Konzerns
51
52
Erkrankungen des zentralen Nervensystems
112
Halsschmerzen116
Schmerzen116
Magen-Darm-Erkrankungen118
Wirtschaftsbericht62
Vitamine und Mineralstoffe
Nachtragsbericht68
Beinvenengesundheit122
Chancen- und Risikobericht
Urologische Erkrankungen
122
TIERGESUNDHEIT
124
Nutztiere: Schweine
124
Nutztiere: Geflügel
124
Nutztiere: Rinder
126
68
120
Prognosebericht71
KONZERNABSCHLUSS Überblick über die wichtigsten
konsolidierten Gesellschaften
73
74
Konzernbilanz76
Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns
77
Pferde130
Kleintiere132
Kapitalflussrechnung78
Entwicklung des Konzern­e igenkapitals
79
Konzernanhang80
Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers
100
Wir bei Boehringer Ingelheim schätzen Unterschiede und streben an, dass sich die unterschiedlichsten
Menschen auch angesprochen fühlen. So legen wir grundsätzlich Wert auf wertschätzende Kommunikation,
verwenden wo möglich geschlechtsneutrale, geschlechtergerechte und barrierefreie Formulierungen, jedoch
aus stilistischen Gründen nach wie vor häufig das generische Maskulinum.
S. 2 6
EINSATZ &
LEISTUNG
S. 32
INDIVIDUALITÄT &
STANDARDS
S. 38
ZUFALL &
STRATEGIE
S. 4 4
INHALT
SICHERHEIT &
HERAUSFORDERUNG
UNSER UNTERNEHMEN
Der Unternehmensverband Boehringer Ingelheim zählt weltweit zu den 20 führenden
Pharmaunternehmen. Mit Hauptsitz in Ingelheim, Deutschland, ist Boehringer Ingelheim
weltweit mit 146 verbundenen Unternehmen vertreten und beschäftigt insgesamt
mehr als 47.700 Mitarbeiter. Die Schwerpunkte des 1885 gegründeten Unternehmens
in Familienbesitz liegen in der Forschung, Entwicklung, Produktion sowie im Marketing
neuer Medikamente mit hohem therapeutischem Nutzen für die Humanmedizin sowie
die Tiergesundheit.
Für Boehringer Ingelheim ist die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung ein
wichtiger Bestandteil der Unternehmenskultur. Dazu zählt das weltweite Engagement
in sozialen Projekten wie der Initiative „Making More Health“ ebenso wie der sorgsame Umgang mit den eigenen Mitarbeitern. Respekt, Chancengleichheit sowie die
Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben bilden dabei die Basis des Miteinanders.
Bei allen Aktivitäten des Unternehmens stehen zudem der Schutz und Erhalt der
Umwelt im Fokus.
I N N OVAT I V
FÜRSORGLICH
VERANTWORTLICH
UNABHÄNGIG
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim5
DIE PERSPEKTIVE DER GESELLSCHAFTER Christian Boehringer
Vorsitzender des Gesellschafterausschusses
DIE PERSPEKTIVE DER
GESELLSCHAFTER
Boehringer Ingelheim als forschendes Pharmaunternehmen in Familienbesitz
arbeitet seit vielen Jahren im Sinne der Vision „Werte schaffen durch Innovation“.
Dies ist die Leitlinie, an der sich das gesamte Handeln orientiert – mit dem Ziel,
Patienten weltweit mit guten Medikamenten zu versorgen und die Unabhängigkeit
von Boehringer Ingelheim zu wahren.
6
Innovation, Fürsorge, Verantwortung und Unabhängigkeit – wie wir zusammen an
unseren Zielen arbeiten, bestimmt den Alltag im Unternehmen. Dabei gibt es
auch Spannungsfelder, in denen es darauf ankommt, unterschiedliche Interessen aus­
zugleichen. Unter dem Motto „Unterschiede leben“ zeigen wir beispielhaft im
vorliegenden Unternehmensbericht 2014, wie es Boehringer Ingelheim gelingt, zwischen
ihnen erfolgreich die Balance zu halten.
130 Jahre nach der Gründung des Unternehmens durch Albert Boehringer achten wir
Vielfalt und dabei durchaus auch Gegensätze mehr denn je. Nur wenn wir die
Veränderungen innerhalb und außerhalb unseres Unternehmens aufmerksam wahr­
nehmen, sie verstehen und die richtigen Schlüsse aus ihnen ziehen, können wir
weltweit wettbewerbsfähig bleiben. Dafür ist es wichtig, Themen aus verschiedenen
Blickwinkeln zu betrachten, um in einer komplexen Umwelt den verschiedenen
Bedürfnissen der Patienten auch weiterhin zu entsprechen.
Dieser Unternehmensbericht soll zeigen, wie unterschiedliche Herangehensweisen,
Standpunkte und Talente das Unternehmen nach vorne bringen. Gegensätze in
Balance zu halten, Unterschiede nicht nur zu erkennen, sondern sie auch als Chancen
gezielt zu nutzen, das macht Boehringer Ingelheim aus.
Die Basis unseres Erfolges sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unter­
nehmens mit ihrer Individualität, ihren unterschiedlichen Erfahrungen und ihrer
Kreativität. Im Unternehmensbericht zeigen wir aber auch, dass es ebenso Bereiche
im Unternehmen gibt, in denen nur wenig Raum für Vielfalt ist. So ist es in der Medika­
mentensicherheit von elementarer Bedeutung, sich streng an vorgegebene Abläufe
und Vorschriften zu halten. Daher liegt unser Schwerpunkt darauf, Individualität auf
der einen und eng festgelegte Standards auf der anderen Seite in Einklang zu bringen.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim7
DIE PERSPEKTIVE DER GESELLSCHAFTER Während das Ziel, Medikamente mit überzeugendem Nutzen bei vertretbaren
Risiken auf den Markt zu bringen, vielfältig erfüllt werden kann, stellt das Ziel, ein
nebenwirkungsfreies Medikament auf den Markt zu bringen, für forschende
Pharmaunternehmen derzeit eine unerfüllbare Herausforderung dar. Wir begleiten
daher die Markteinführung unserer Medikamente engmaschig mit weiteren Studien,
sowohl unter Einbeziehung der Daten von Patienten aus der alltäglichen klinischen
Praxis (Epidemiologie) als auch durch die Weiterführung von klinischen Studien der
Phase III und neuen Studien mit Patienten (Phase IV). Dabei geht es immer in
erster Linie um die Frage, wie man jene Risiken frühzeitig erkennen und dann mini­
mieren kann, die sich vielleicht erst in der Anwendung bei hunderttausenden
von Patienten mit unterschiedlichen Zweiterkrankungen und gleichzeitiger Einnahme
mehrerer Medikamente zeigen.
Das Wohl der Patienten liegt uns am Herzen. Deshalb unterstützen wir als
Gesell­schafter, dass sich Boehringer Ingelheim als forschendes Pharmaunternehmen
nicht nur für erwartungsgemäß umsatzstarke Indikationen einsetzt, sondern
auch Medikamente für Menschen mit seltenen Krankheiten entwickelt wie beispiels­
weise der idiopathischen Lungenfibrose (IPF). Dies ist nur durch eine starke und
lang­fristig ausgerichtete unternehmerische Leistung möglich, denn durch sie sind die
Investitionen in Forschung und Entwicklung und damit das künftige Medikamen­ten­
portfolio für viele Patienten sichergestellt.
Unsere Unabhängigkeit als Familienunternehmen ist fest in unserer Unternehmens­
kultur verankert. Um diese zu bewahren, verfolgt Boehringer Ingelheim auch
in der Forschung eine klare Strategie. Und es kommt d
­ arauf an, darüber hinausgehende
Chancen, die sich durchaus auch manchmal zufällig ergeben können, zu erkennen
und zielgerichtet zu nutzen.
Innovation aktiv voranzutreiben hat unter anderem damit zu tun, „Unterschiede zu
leben“. Gleichzeitig besinnen wir uns auf unsere gemeinsamen Stärken und Werte.
Das macht unseren Erfolg aus – selbst angesichts vieler Herausforderungen wie
jüngst im Jahr 2014.
8
Auch künftig wird das Unternehmen seine Stärken in einem sich rasant verändernden
Marktumfeld beweisen müssen. Dieser Herausforderung stellen sich mehr als
47.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jeden Tag von Neuem. Ihnen und der
Unternehmensleitung gilt unser herzlicher Dank für ihr tatkräftiges Handeln und ihre
Leidenschaft. Nachdem es 2014 gelungen ist, viele Themen zu einem guten Abschluss
zu bringen, liegt die Priorität im laufenden Geschäftsjahr auf der Einführung
neuer Medikamente. In diesem Sinne freuen wir uns auf 2015 mit all seinen unter­
schiedlichen Strömungen, Herausforderungen und Erfolgen.
gez.
christian boehringer
vorsitzender des gesellschafterausschusses
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim9
SCHWERPUNKTE 2014 Andreas Barner, Wolfgang Baiker, Allan Hillgrove, Joachim Hasenmaier, Hubertus von Baumbach
(von links nach rechts), die Unternehmensleitung
SCHWERPUNKTE 2014
wenn wir auf das abgelaufene Geschäftsjahr zurückblicken, dann stand dieses erneut
für bedeutende Fortschritte bei medizinischen Entwicklungen. Es ist uns gelungen,
eine Reihe von neuen Medikamenten bei Behörden zur Zulassung einzureichen und
sie zum Teil bereits in den ersten Ländern einzuführen. Diese Medikamente stellen
hoch innovative Therapiealternativen dar, die, wie im Falle von ofev®, Patienten mit
lebensbedrohlicher idiopathischer Lungenfibrose und ihren behandelnden Ärzten
­endlich neue Möglichkeiten bieten. Auf der anderen Seite war 2014 für uns ein inten­
sives Jahr, in dem wir uns vielen unternehmerischen Herausforderungen gestellt
haben. Das für uns leitende Prinzip war dabei immer, uns für die Zukunft Handlungs­
spielräume zu schaffen, um weiterhin in organisches und nachhaltiges Wachstum
investieren zu können. Es ist unser Ziel, wettbewerbsfähig und unabhängig zu bleiben.
10
Eine wichtige Voraussetzung für unseren künftigen Erfolg sind neue Medikamente.
2014 war in dieser Hinsicht ein außergewöhnlich gutes Jahr, denn die Liste unserer
neuen Präparate ist lang: jardiance® zur Behandlung von Typ-2-Diabetes, vargatef®
bei fortgeschrittenem Lungenkarzinom nach der Chemotherapie, ofev® zur
­Behandlung der seltenen Erkrankung idiopathische Lungenfibrose (IPF) und striverdi®
respimat® bei chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). Darüber hinaus
haben wir bewährte Medikamente nun auch einem erweiterten Patientenkreis
zugänglich gemacht: So erhielten wir die Zulassung in Europa für spiriva® respimat®
für Asthmapatienten, die unter Standardtherapie noch Symptome zeigen, und
von pradaxa® zur Vorbeugung und Behandlung der tiefen Venen­thrombose und der
Lungenembolie.
Darüber hinaus haben wir 2014 zahlreiche weitere Zulassungen für neue Medikamente
und Indikationen beantragt. Dazu zählen die neue COPD-Therapie Tiotropium/Olo­­
daterol im respimat® und ein Kombinationsprodukt aus Empagliflozin und
­Metformin sowie eine Kombinationstablette aus Empagliflozin und Linagliptin zur
Behandlung von Typ-2-Diabetes.
Gute Fortschritte haben wir in der Weiterentwicklung unserer späten Pipeline
gemacht, zum Beispiel bei der Entwicklung eines spezifischen Medikamentes, das die
Wirkung des Blutgerinnungshemmers pradaxa® innerhalb kürzester Zeit aufhebt.
Im ersten Quartal 2015 haben wir das Gegenmittel in den USA und in Europa bei den
Behörden zur Zulassung eingereicht. Darüber hinaus arbeiten wir an neuen Be­handlungsmöglichkeiten für die Alzheimersche Krankheit, für Schizophrenie und
andere psychiatrische Erkrankungen. Im Therapiegebiet Immunologie haben wir
in der ­Zwischenzeit ein Pipelineportfolio mit Projekten zu schwerer Schuppenflechte
(Psoriasis), Spondylarthritis (eine entzündliche Gelenkerkrankung) und Morbus
Crohn (eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung) aufgebaut.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim11
SCHWERPUNKTE 2014 Insgesamt arbeiten wir derzeit in unserer Forschung an 100 Projekten. Wie wichtig uns
die Arbeit an unseren künftigen Medikamenten ist, zeigen auch unsere F&EAufwendungen in Höhe von knapp 2,7 Mrd. Euro – diese entsprechen etwa 20 Prozent
unserer gesamten Umsatzerlöse. Mehr als 8.000 Menschen weltweit waren 2014
bei Boehringer Ingelheim in der Forschung & Entwicklung beschäftigt.
Wir haben das Jahr 2014 aber auch genutzt, um einige Herausforderungen der
vergangenen Jahre zu einem positiven Abschluss zu bringen. Die wichtigsten Meilen­
steine waren die Aufhebung des sogenannten Warning Letters der US-amerikanischen
Arzneimittelbehörde FDA für unseren Produktionsstandort in Ingelheim, Deutsch­
land, der Verkauf unseres US-Tochterunternehmens Ben Venue Laboratories Inc.
und der im Rechtsstreit um pradaxa® erzielte Vergleich in den USA. Davon unabhän­
gig hat eine Analyse der FDA auf Basis der Daten von 134.000 Patienten mit Vor­
hofflimmern Ende des vergangenen Jahres erneut das positive Sicherheits- und Wirk­
samkeitsprofil von pradaxa® in der täglichen Praxis bestätigt.
Innovation ist die Basis für langfristiges und nachhaltiges Wachstum. Hier ist
Boehringer Ingelheim im vergangenen Jahr wieder sehr erfolgreich gewesen. Allerdings
erschwerte sich für die gesamte Pharmaindustrie und damit auch für uns das
Marktumfeld – vor allem in dem für uns sehr wichtigen Markt der USA. Grund hierfür
waren zum einen die gravierenden Einschnitte durch die Reformen des Gesund­heits­
wesens und zum anderen die Konsolidierung der Versicherungsindustrie.
12
Dies hat sich auf unsere Umsatzentwicklung im für uns wichtigsten Geschäft mit
ver­schreibungspflichtigen Medikamenten ausgewirkt. Im Jahr 2014 haben wir einen
Gesamtumsatz in Höhe von 13.317 Mio. Euro erwirtschaftet. Die umsatzstärksten
Pro­dukte waren weiterhin das Atemwegspräparat spiriva®, der Blutgerinnungshemmer
pradaxa® und micardis® zur Behandlung von Bluthochdruck. Insgesamt haben wir
mit diesen Präparaten mittlerweile rund 116 Mio. Patientenjahre Erfahrung gesammelt.
Die genannten Herausforderungen werden uns auch 2015 weiter beschäftigen. Wir
haben daher frühzeitig begonnen, unsere weltweite Kostenstruktur anzupassen.
Daraus folgt die Notwendigkeit zu sparen. So haben wir beispielsweise in den wichtig­
sten Märkten Programme aufgelegt, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.
Unser Ziel ist es, uns Freiraum für Wachstum und Innovationen zu erhalten, um auch
in Zukunft erfolgreich am Markt agieren zu können. Mit einem Betriebsergebnis
von 2.140 Mio. Euro und einer Umsatzrendite von 16,1 Prozent im Jahr 2014 sind wir
auf einem guten Weg.
Auf kurze Sicht liegen wir mit unseren geplanten Markteinführungen bis 2016 im
Plan. Sie bilden die Grundlage für unser künftiges Wachstum. Auf lange Sicht
haben wir mit einer neuen Forschungsstrategie und der Konzentration auf die vier
Forschungsgebiete „Immunologie und Atemwegserkrankungen“, „Onkologie“,
„Kardiometabolische Erkrankungen“ und „Erkrankungen des zentralen Nervensystems“
dafür gesorgt, dass wir weitere, innovative Produkte entwickeln können. Dafür
ist es wichtig, neue Forschungsrichtungen und zukunftsweisende Technologien früh­
zeitig auszuloten.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim13
SCHWERPUNKTE 2014 Für das laufende Geschäftsjahr 2015 haben wir uns zum Ziel gesetzt, nicht zuletzt
dank der großen Zahl an Neueinführungen, wieder eine Umsatzsteigerung im
Vergleich zum Vorjahr zu erzielen. Wir werden weiterhin intensiv dafür arbeiten, eine
möglichst große Anzahl von Patienten mit unseren Medikamenten zu versorgen.
Gleichzeitig werden wir unsere Wettbewerbsfähigkeit erhöhen.
In dieser intensiven und fordernden Phase verdienen vor allem unsere Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter unsere Anerkennung. Wir möchten ihnen sehr herzlich für ihren
außerordentlichen Einsatz danken. Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen
haben sie einmal mehr hohe Verantwortungsbereitschaft, Flexibilität und Eigen­
initiative gezeigt. Auf ihrem großen Engagement beruht unser Erfolg – im Jahr 2014,
aber auch im laufenden Geschäftsjahr 2015.
gez.
gez.
andreas barner
wolfgang baiker
gez.
gez.
hubertus von baumbach
joachim hasenmaier
gez.
allan hillgrove
14
GREMIEN DES UNTERNEHMENSVERBANDES
Gesellschafterausschuss
Unternehmensleitung
christian boehringer
prof.* dr. dr. andreas barner
Vorsitzender des Gesellschafterausschusses
Vorsitzender der Unternehmensleitung
Unternehmensbereiche Personal und Forschung,
christoph boehringer
Entwicklung und Medizin
erich von baumbach jr.
dr. wolfgang baiker
Unternehmensbereiche Produktion
isabel boehringer
und Biopharmazie
dr. mathias boehringer
hubertus von baumbach
Unternehmensbereich Finanzen
dr. joachim hasenmaier
Beraterkreis
Unternehmensbereiche Tiergesundheit
und Selbstmedikation
egbert appel
Trustee, Martin Hilti Family Trust
allan hillgrove
Präsident des Stiftungsrats, Hilti Foundation
Unternehmensbereich Pharma Marketing
Vorsitzender des Beraterkreises
und Vertrieb
kurt beck
Ministerpräsident a. D.
dr. andreas kreimeyer
Mitglied des Vorstands und
Sprecher der Forschung BASF SE
jan rinnert
Vorsitzender der Geschäftsführung
Heraeus Holding GmbH
* Republik Österreich
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim15
HIGHLIGHTS IN DER MEDIZIN 2014 NEUES AUS DEN THERAPIEGEBIETEN
Forschung, Entwicklung und Medizin blicken bei Boehringer Ingelheim
erneut auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurück.
Forschung, Entwicklung und Medizin blicken bei Boehringer
den USA eingereicht. Einen weiteren Antrag für die Zulassung
Ingelheim auf ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahr 2014
eines Medikaments zur Behandlung von Typ-2-­Diabetes, einer
zurück, was Zulassungen und Markteinführungen angeht.
Kombinationstablette aus Empagliflozin und Linagliptin, hat
Boehringer Ingelheim in den USA gestellt und Anfang 2015 die
So erhielt das Unternehmen 2014 in verschiedenen Märkten
Zulassung erhalten.
die Zulassung für Empagliflozin (jardiance®) bei Diabetes,
­Nintedanib (vargatef®) zur Behandlung von fortgeschrittenem
Im Bereich der kardiovaskulären Erkrankungen macht
Lungenadenokarzinom nach dem Versagen der initialen
Boehringer Ingelheim weitere Fortschritte bei der Entwicklung
Chemotherapie und für Olodaterol (striverdi® respimat®) zur
eines Gegenmittels für den Gerinnungshemmer pradaxa®.
Behandlung von chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung
Darüber hinaus untersuchen drei neue klinische Studien den
(COPD). Außerdem erteilten Behörden die Zulassungserweiterung
Einsatz von pradaxa®, um die Behandlung von Patienten
für Tiotropium (spiriva® respimat®) für Asthmapatienten,
mit erhöhtem Schlaganfallrisiko weiter zu optimieren. Zusätzlich
die unter Standardtherapie noch symptomatisch sind. Dabigatran
laufen zwei Registerstudien, die den Einsatz von pradaxa® in
(pradaxa®) erhielt die Zulassung für die Behandlung und Sekun­­-
der klinischen Praxis untersuchen. Die Erkenntnisse daraus sollen
där­prävention der aku­ten tiefen Venenthrombose und der Lungen­
Ärzten und Patienten bei ihrer Therapieentscheidung im Alltag
embolie. Darüber hinaus erhielt das Unternehmen die Zulassung
unterstützen.
für spiriva® respimat® bei COPD und für Nintedanib (ofev®)
bei idiopathischer Lungenfibrose (IPF) in den USA.
Am lautesten spielt die Zukunftsmusik momentan in zwei
Therapiegebieten von Boehringer Ingelheim. Die Forschung und
Aber auch die Vorarbeiten für künftige Markteinführungen
Entwicklung bei den Erkrankungen des zentralen Nervensystems
laufen auf Hochtouren. Im Bereich der Atemwegserkrankungen
(ZNS) schreiten voran; derzeit arbeitet das Unternehmen unter
hat Boehringer Ingelheim die Zulassung für die Fixdosiskom-
anderem an Behandlungsmöglichkeiten für Schizophrenie und
bi­nation aus Tiotropium und Olodaterol im respimat® bei COPD
Alzheimer. Das Therapiegebiet Immunologie verfügt inzwischen
in Europa und den USA beantragt und erwartet die Zulassung
über ein bedeutendes Pipelineportfolio. Dazu gehören fortge-
2015. Für ein neues Diabetespräparat – ein Kombinationsprodukt
schrittene Projekte zu Psoriasis (Schuppenflechte), Spondylar-
aus Empagliflozin und Metformin – hat das Un­ternehmen
thritis, einer entzündlichen Gelenkerkrankung, und Morbus
ebenfalls 2014 Zulassungsanträge in der Europä­ischen Union und
Crohn, einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung. 16
–
AT E M W E G S E R K R A N K U N G E N
FÜHREND IM ATEMWEGSBEREICH
Seit über 90 Jahren ist Boehringer
Ingelheim führend im Bereich der Atem-
für 2015 erwartet.
zuzuführen. Boehringer Ingelheim ent­
wegserkrankungen. Wir entwickeln neue,
innovative Produkte mit relevantem
Alveole
Europa und den USA beantragt und wird
wickelte ofev® (Nintedanib) als BehandTrotz verfügbarer Therapieoptionen ist
lung für Patienten mit IPF. Es erhielt
Nutzen für Patienten. Über 65 Millionen
fast jeder zweite Patient mit Asthma
den Status „Breakthrough-The­rapie“, was
Menschen leiden weltweit unter der
bronchiale weiterhin symptomatisch.
bereits im Oktober 2014 die Zu­lassung
fortschreitenden und lebensbedrohlichen
spiriva® respimat® ist nach mehr als zehn
in den USA ermöglichte. Die Europä­ische
Erkrankung COPD. spiriva® (Tiotropium),
Jahren der erste neue Wirkansatz in der
Arzneimittel­agentur EMA hat ofev®
die am häufigsten verschriebene Dauer­
inhalativen Asthmatherapie und wurde in
nach einem „beschleu­nigten Zulassun­gs­
therapie bei COPD, wurde durch den
vielen ­Ländern als Add-on-Therapie bei
verfahren“ im Januar 2015 zugelassen.
­speziell entwickelten Kombinationspartner
sympto­matischen, erwachsenen Asthma-
Zuvor hatte das zuständige Committee for
­s triverdi® (Olodaterol) respimat® er­
patienten zugelassen.*
Medicinal Pro­ducts for Human Use (CHMP)
gänzt. Die Fixdosiskombination aus beiden
­Substanzen im respimat® zeigte darüber
–
eine positive Meinung zu Nintedanib
IPF ist eine seltene, stark beeinträchti-
hinausgehende Verbesserungen – bei-
gende und tödliche Lungenerkrankung.
spielsweise eine gesteigerte Lungenfunk-
Durch eine fortschreitende Vernarbung
tion, die zu einer Linderung der Atem­
von Lungengewebe ver­liert die Lunge
beschwerden und einer besseren Lebens-
zunehmend ihre Fähigkeit, Sauer­stoff
qualität führt. Die Zulassung wurde in
aufzunehmen und dem Blutkreislauf
für IPF veröffentlicht. * in Europa: spiriva® respimat® bei Asthma ist als bron­chodilatatorische Add-on-Dauertherapie für erwachsene
Patienten angezeigt, die derzeit mit einer Dauertherapiekombination aus inhalierten Kortiko­steroiden (≥ 800 µg
Budesonid/Tag oder einem Äquivalent) und langwirksamen
β2-Agonisten behandelt werden und im zurückliegenden Jahr
eine oder mehrere schwere Exazerbationen erlitten haben.
O N KO L O G I E
FORTSCHRITTE BEI NEUEN KREBSPRÄPARATEN
Boehringer Ingelheim engagiert sich
gleich zur Standard-Chemotherapie. Die
langfristig in der Entwicklung neuer Krebs­
EMA hat vargatef® (Nintedanib) Ende
therapien mit hohem therapeutischem
2014 zur Behandlung von Patienten mit
Wert. Mit der erfolgreichen Weiterent-
fortgeschrittenem Lungenadenokarzinom
wicklung der Produkt­palette zielt das Un­
nach dem Versagen der initialen Che­
ternehmen auf neue Behandlungsop­
motherapie zugelassen. Die Zulassung
tionen für Pati­enten mit soliden Tumoren.
basiert u. a. auf günstigen Überlebens­
vargatef® hemmt das Wachstum
neuer Blutgefäße, indem es dem Tumor
Nährstoffe entzieht, die er für Wachstum
und Ausbreitung benötigt.
daten in dieser Indikation für vargatef®
giotrif®/gilotrif® (Afatinib) ist be­reits
in Kombination mit Docetaxel. Boehringer
Eine wachsende Pipeline von Onko­logie­
in über 50 Ländern weltweit für eine
Ingelheim arbeitet weiter daran, diese
wirk­stoffen, derzeit in unterschied­lichen
bestimmte Form von nicht-kleinzelligem
Behandlung Patienten weltweit zugänglich
Entwicklungsstadien, soll das Port­folio
Lungenkrebs zugelassen. Neue Daten aus
zu machen. Studien der Phase III zu
erweitern. 2014 wurde das Lun­gen­krebs-­
kürzlich veröffentlichten Analysen zeigten
an­­deren Tumorarten laufen derzeit für bei­
Entwicklungsportfolio im Zuge eines Ein-
vielversprechende Ergebnisse hinsichtlich
de zugelassenen Wirkstoffe.
lizensierungsvertrages um einen neuen
der Überlebenszeit für Afatinib im Ver-
therapeutischen Impfstoff ergänzt. Unternehmensbericht 2014
–
Boehringer Ingelheim17
HIGHLIGHTS IN DER MEDIZIN 2014 H E R Z- K R E I S L A U F - E R K R A N K U N G E N
WEITERHIN INNOVATION IM BEREICH KARDIOVASKULÄRER ERKRANKUNGEN
Der orale Gerinnungshemmer pradaxa® (Dabi­
um Ärzten weitere Optionen für Notfallsituationen zu
gatranetexilat) von Boehringer Ingelheim, der die
bieten. In Studien mit gesunden Probanden hat
­Bildung von lebensbedrohlichen Blutgerinnseln
Idarucizumab bereits gezeigt, dass es den gerinnungs­
verhindern kann, ist inzwischen in vielen Ländern der
hemmenden Effekt von pradaxa® sofort, vollständig
Welt für sie­ben medizinische Anwendungsgebiete
und anhaltend aufheben kann. Seit Mitte 2014
zugelassen. 2014 hat Boehringer Ingelheim die
läuft reverse-ad™, eine globale Patientenstudie.
Zu­l assung von pradaxa® für die Behandlung und
Darin wird das Gegenmittel in der klinischen Praxis
Sekundärprävention tiefer Venenthrombosen und
bei ­Patienten getestet, die während einer pradaxa®-­
Lungenembolien in zahl­reichen Ländern weltweit
Therapie in einem Notfall eine schnelle Aufhebung
erhalten – darunter die USA und Europa.
des Blutverdünners benötigen.
Das Unternehmen forscht weiter daran, die Thera-
In drei neuen klinischen Studien (re-spect esus™,
pie für Patienten zu optimieren, die ein erhöhtes
re-dual pci™, re-circuit™) werden momentan
Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln haben. Dazu
weitere Verbesserungen für die Therapie von Patienten
gehören neue Studien mit pradaxa® und die Ent­
mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko erforscht.
wicklung von Idarucizumab als Gegenmittel, um die
Die Register­studien gloria-af™ und re-covery
blutverdünnende Wirkung von pradaxa® aufzuheben.
dvt/pe™ sollen den Einsatz von pradaxa® in
der klinischen Praxis untersuchen, um die alltäglichen
Boehringer Ingelheim hat sich der Herausforderung
gestellt, ein Gegenmittel zu pradaxa® zu entwickeln,
Dabigatran und sein Gegenmittel
18
–
Therapieentscheidungen von Ärzten und Patienten
zu unterstützen. STOFF WECHSELERKR ANKUNGEN
UNSER BEKENNTNIS ZU DIABETES
Typ-2-Diabetes ist eine komplexe
jardiance® (Empagliflozin), das zweite
Blutzuckers, verbunden mit einer Ge-
Erkrankung. Ärzte und Patienten brauchen
Diabetesmedikament nach trajenta®
wichts­abnahme und einer Verbesserung
neue Behandlungsoptionen, die dabei
(Linagliptin), wurde in mehreren Ländern
des systolischen Blutdrucks. Unter
helfen, den Blutglukosespiegel zu senken.
zugelassen und 2014 in den ersten Märk-
Gli­mepirid kam es dagegen zur Gewichts­
2014 hat Boehringer Ingelheim deutliche
ten eingeführt. jardiance® und trajenta®
zunahme und Erhöhung des Blutdrucks.
Fortschritte dabei gemacht, neue Be-­
sind Teil der Allianz mit Eli Lilly and Com-
Die Zulassungsunterlagen für das Kom­
handlungsoptionen für Menschen mit
pany. Große kardiovaskuläre Endpunkt-
binations­produkt aus Empagliflozin und
Diabetes zur Verfügung zu stellen.
studien mit beiden Produkten liegen im
Metformin wurden in 2014 in der EU und
Zeitplan. Ergebnisse der Studie empa-
den USA eingereicht. Die Kombinations­
reg outcome™ zu jardiance® werden
tablette aus Empagliflozin und Linagliptin
2015 erwartet.
wurde in den USA ein­gereicht und Anfang
2015 zugelassen.
jardiance® senkt den Blutglukose­
spiegel bei Menschen mit Diabetes durch
Bauchspeicheldrüse: Langerhans-Inseln
Zusätzlich zu diesem wachsenden
die Ausscheidung überschüssiger Blut­
Diabetesportfolio erhielt das neue Insulin
glukose aus dem Körper über den Urin. Ver-
Glargin-Produkt, das Teil der Allianz mit
glichen mit dem älteren Antidiabetikum
Eli Lilly ist, in der EU als erstes Insulin-Bio­
Glimepirid zeigt jardiance® nach zwei
similar die Zulassung und wurde in den
Jahren eine stärkere Verringerung des
USA vorläufig zugelassen. –
ERKR ANKUNGEN DES ZENTR ALEN NERVENSYSTEMS
NEUER SCHWERPUNKT: ERKRANKUNGEN DES ZENTRALEN NERVENSYSTEMS
In diesem Bereich ist Boehringer
Dies könnten gute Neuigkeiten für
und innovative Therapieansätze für viele
Ingelheim hauptsächlich für das Parkinson-­
Patienten sein, die unter starken Beein-
der sogenannten neuropsychiatrischen
Medikament sifrol® bekannt, verfügt
trächtigungen der kognitiven Funktio­-
Störungen zu entwickeln.
aber jetzt über eine Pipeline mit einer
nen (z. B. Lern- und Gedächtnisprobleme)
Reihe von Substanzen zur potenziellen
leiden, wie häufig bei Schizophrenie oder
Behandlung von Erkrankungen des zent-
Alzheimer. Für diese beiden Indikationen
zielt auch auf andere psychiatrische
ralen Nervensystems (ZNS).
laufen bereits die klinischen Tests in
Er­krankungen wie die be­handlungsresis-
Phase II, und die klinische Phase für wei-
tente Depression. Die Forscher unter­
tere Verbindungen folgt bald.
suchen den Nutzen, wenn Medikamente
Boehringer Ingelheims ZNS-Forschung
mit anderen Therapieansätzen ergänzt
Beeinträchtigungen der kognitiven
werden. Die arzneimittelbasierte Therapie
Funktionen sind ein Problem bei psychi-
lässt sich z. B. mit anderen, nicht medi-
atrischen und neurologischen Erkran-
­ka­mentösen Therapien kombinieren, wie
kungen. Die ZNS-Forschung beschäftigt
mit einem konzentrations-, aufmerk-­
sich mit der Entschlüsselung der Hirn-
sam­keits- und gedächtnisunterstützenden
schaltkreise dieser Funktionen und den
Gehirntraining – ein Ansatz für eine
zugrundeliegen­den Mechanismen im
­möglicherweise individuell optimierte
menschlichen Ge­hirn. Ziel ist es, effektive
Behandlung. Nervenzelle
Unternehmensbericht 2014
–
Boehringer Ingelheim19
HIGHLIGHTS IN DER MEDIZIN 2014 IMMUNOLOGIE
EIN SCHNELLWACHSENDER THERAPIEBEREICH: IMMUNOLOGIE
Das Immunologieportfolio von Boehringer
daran gearbeitet, neuartige Therapien zu entwickeln,
­Ingelheim ist in der letzten Zeit deutlich gewachsen.
so auch Boehringer Ingelheim. Psoriasis wird zwar
Dabei ist eine breite Palette von immunologischen
die erste Indikation sein, für die das am weitesten in
Erkrankungen von Interesse: zum Beispiel die Auto­
der Entwicklung fortgeschrittene Molekül (BI 655066)
immunerkrankungen der Spondylarthrose, einer
von Boehringer Ingelheim umfangreiche klinische
Form der rheumatischen Erkrankungen, die auch als
Daten zeigen wird, doch auch für die Spondylarthritis
Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans) bekannt
und Morbus Crohn folgen möglicherweise noch die-
ist. Die Erkrankung verursacht Gelenkentzündungen,
ses Jahr Ergebnisse aus Phase-II-Studien.
welche mit Schmerzen und Versteifungen verbunden
sind, und betrifft hauptsächlich Wirbelsäule und
Neben BI 655066 befindet sich eine weitere zusätz-­
Gelenke. Die Krankheit, unter der 0,1 bis 1,4 Prozent
liche Verbindung in frühem klinischen Entwicklungs­
aller Menschen in der westlichen Gesell­schaft
stadium, die bereits ein hohes therapeutisches Potenzial
­leiden, bricht typischerweise im späten Jugend- bis
für Patienten zeigt, die unter anderen immunolo­
frühen Erwachsenenalter aus. Nur sehr selten tritt die
gischen Erkrankungen leiden. Spondylitis ankylosans noch jenseits des 45. Lebens-
–
jahres auf. Eine weitere Autoimmun­er­krankung ist
Morbus Crohn, eine chronische entzündliche Darm­
erkrankung, die jeden Teil des Magen-Darm-Trakts
befallen kann und zu Schmerzen im Unterleib und
anderen schwerwiegenden Problemen führt. Un­ge­fähr
3,2 von 1.000 Menschen in Europa und Nord­
amerika leiden unter Morbus Crohn, die Tendenz
ist steigend.
Weil die Immunreaktion des Körpers oft über die
gleichen körpereigenen Signalkaskaden gesteuert
wird, ist es sinnvoll, eine Substanz auf ihre poten-­
zi­elle Wirkung bei verschiedenen immunologischen
Erkrankungen hin zu untersuchen. Seit der Entdeckung
der sogenannten IL-23-Immunkaskade vor einem
Jahrzehnt haben Immunologen und Kliniker intensiv
Antikörper und B-Zellen
20
Psoriasis-Hautzellen
BEDARF FÜR BESSERE THERAPIEN
IN DER IMMUNOLOGIE
Nehmen wir Psoriasis. Die sogenannte entzündliche Schup­
pen­flechte entsteht, wenn das Immunsystem fälschlicher­weise
Entzündungsprozess bei Psoriasis und anderen immunologischen
Erkrankungen in den Vordergrund getreten.
gesundes Hautgewebe angreift und sich dieses ent­zündet oder
zerstört wird. Dabei können am ganzen Körper rote, schuppige
Die in der Entwicklung am weitesten fortgeschrittene Ver­
Flecken entstehen, die oft jucken oder schmerzen. Die Psoriasis
bindung von Boehringer Ingelheim, die Substanz BI 655066, ist
ist für Patienten häufig problematischer als an­genommen und
ein huma­nisierter Antikörper, der die IL-23-Signalkaskade
erzeugt Scham sowie den Widerwillen, sich in die Öffentlichkeit
blockiert. Folglich verhindert sie die Bindung und Signalweiter-
zu begeben. In schlimmeren Fällen kann die Erkrankung auch
leitung über den IL-23-Rezeptor.
zu Vereinsamung und Depressionen führen.
Vielversprechende Zwischenergebnisse einer Phase-II-Studie
Psoriasis gilt heute nicht mehr nur als kosmetisches P
­ roblem
mit Patienten, die unter mittelschwerer bis schwerer Psoriasis
oder unangenehme Hauterkrankung, sondern als chronische,
leiden, wurden beim Annual Meeting der American Academy of
systemische, immunvermittelte Erkrankung, die bis zu vier Pro-
Dermatology (AAD) präsentiert. Schon nach zwölf Therapie­
zent der westlichen Bevölkerung aller Altersklassen betrifft.
wochen zeigte sich eine ungewöhnlich hohe Ansprechquote mit
Bis zu einem Drittel aller Patienten leidet unter mittelschwerer
BI 655066: Der Anteil der Patienten mit „fast unbeschädigter
bis schwerer Psoriasis. Die sogenannte Plaque-Psoriasis ist die
Haut“ (dem PASI-90-Status) war doppelt so hoch wie beim der-
häufigste Form und tritt bei 80 bis 90 Prozent aller Psoriasis-­
zeitigen Therapiestandard Ustekinumab. Insgesamt hatten nach
Patienten auf. Bei einem Drittel sind auch die Gelenke entzündet,
zwölf Wochen und zweimaliger Gabe der Substanz etwa 80 Pro-
und es besteht ein enger Zusammenhang mit Diabetes, Herz-
zent der Patienten mindestens „fast unbeschädigte Haut“.
krankheiten und Depression.
PASI ist die Messgröße, die für die Ausdehnung und den Schwere­
grad der Erkrankung steht.
Wissenschaftler haben bei der Entschlüsselung der Signalkas­
kaden für eine Reihe von immunologischen Erkrankungen
Die wissenschaftliche Öffentlichkeit beim AAD hat diese
be­­trächtliche Fortschritte erzielt. In den vergangenen Jahren ist
Ergebnisse jetzt schon als außergewöhnlich eingestuft, selbst
zum Beispiel Interleukin 23 (IL-23) und die physiologische
wenn sie erst durch weitere Studiendaten und korrespon­
Kaskade, die dieser Stoff auslöst, als Hauptakteur im chronischen
dierende Phase-­III-Ergebnisse bestätigt werden müssen. Unternehmensbericht 2014
–
Boehringer Ingelheim21
UNTERSCHIEDE LEBEN FÜRSORGLICH UNTERSCHIEDE
LEBEN
22
1
SICHERHEIT &
HERAUSFORDERUNG
2
EINSATZ &
LEISTUNG
3
INDIVIDUALITÄT &
STANDARDS
4
ZUFALL &
STRATEGIE
Als forschendes Pharmaunternehmen in Familienbesitz bewegt sich Boehringer
Ingelheim in einem Spannungsfeld zwischen unterschiedlichen Zielen und Werten.
Es ist genau jene Balance zwischen Sicherheit und Herausforderung, Einsatz und
Leistung, Individualität und Standards und nicht zuletzt zwischen Zufall und Strategie,
die entscheidend für den Erfolg des Unternehmens ist.
„W IR WOLLEN PRÄPARATE
MIT HÖCHSTMÖGLICHER
SICHERHEIT HERSTELLEN.“
S. 2 6
„E S IST NICHT SELBST VERSTÄNDLICH,
DASS PHARMAUNTERNEHMEN FÜR EINE SO
SELTENE KRANKHEIT WIE IPF ÜBERHAUPT
MEDIKAMENTE ­E NT WICKELN.“
S. 32
„W IR WOLLEN EINE KULTUR
SCHAFFEN, DIE UNTERSCHIEDE
WAHRNIMMT, SIE WIRKLICH
WERTSCHÄTZT UND RESPEKT IERT.“
S. 38
„A LBERT BOEHRINGERS
HALTUNG PRÄGT UNS
BIS HEUTE: ERKENNT EURE
CHANCEN UND NUTZT SIE!“
S. 4 4
23
UNTERSCHIEDE LEBEN FÜRSORGLICH UNTERSCHIEDE
LEBEN
24
1
SICHERHEIT &
HERAUSFORDERUNG
2
EINSATZ &
LEISTUNG
3
INDIVIDUALITÄT &
STANDARDS
4
ZUFALL &
STRATEGIE
Als forschendes Pharmaunternehmen in Familienbesitz bewegt sich Boehringer
Ingelheim in einem Spannungsfeld zwischen unterschiedlichen Zielen und Werten.
Es ist genau jene Balance zwischen Sicherheit und Herausforderung, Einsatz und
Leistung, Individualität und Standards und nicht zuletzt zwischen Zufall und Strategie,
die entscheidend für den Erfolg des Unternehmens ist.
„W IR BETRACHTEN JEDEN SCHRIT T DER ARZNEIMI T TEL
VERSORGUNG: WANN EIN MEDIKAMENT AUSGEHÄNDIGT
WURDE, WELCHE PAT IENTEN ES EINGENOMMEN HABEN,
IN WELCHER DOSIERUNG UND MI T WELCHEN GESUNDHEITLICHEN FOLGEN.“
S. 2 6
„I CH BIN STOLZ DARAUF, SCHWER­K RANKEN PATIENTEN
DEN ZUGANG ZU NEUARTIGEN BEHANDLUNGSFORMEN
ZU ERMÖGLICHEN. DIESE LEIDENSCHAF T SPÜRE ICH
AUCH IN MEINEM TEAM.“
S. 32
„E S GEHT UM DIE GESUNDHEIT.
DESHALB SIND STANDARDS FÜR
UNS UNERLÄSSLICH.“
S. 38
„D IE FORSCHUNG NACH NEUEN BIO­L OGISCHEN
WIRKSTOFFEN IST SEHR ZIELGERICHTET. GUTE
STRATEGIE UND ­P LANUNG HELFEN DABEI, GELEGEN­H EITEN ZU ERKENNEN, UND ­E RHÖHEN DIE WAHRSCHEINLICHKEIT FÜR DEN ERFOLG.“
S. 4 4
I N N O V AT I V
SICHERHEIT &
HERAUSFORDERUNG
YUKA NAGASHIMA
N A R I TA , J A P A N
A LT E R : 5 1
Q U A L I TÄ T S M A N A G E R I N
SIE ARBEITET ENG MI T IHREN KOLLEGEN
ZUSAMMEN, DAMI T BOEHRINGER
INGELHEIM IMMER BESSERE UND
SICHERERE PRODUKTE LIEFERN KANN.
26
P R O F. S E B A S T I A N S C H N E E W E I S S
A LT E R : 4 9
ARZT UND PROFESSOR FÜR MEDIZIN UND
PHARMAKOEPIDEMIOLOGIE AN DER HARVARD MEDICAL SCHOOL
BOSTON, USA
ER DURCHSUCHT DATENSÄTZE VON ZEHN­
TAUSENDEN PATIENTEN, UM DIE SICHERHEI T
VON MEDIKAMENTEN ZU GEWÄHRLEISTEN.
EINE STÄNDIGE HERAUSFORDERUNG.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim27
UNTERSCHIEDE LEBEN I N N O V AT I V „Wir wollen Präparate
mit höchstmöglicher
Sicherheit herstellen.“
ALLES FÜR DIE SICHERHEIT
Innovation bedeutet auch: wasserdichte Verpackungen, einfach
zustellen. Dazu zählen das Schmerzmittel eve® a, hythiol-c
zu öffnende Blister und gut leserliche Beipackzettel. Mit
plus und das Abführmittel surulac® s. Immer wenn sie
solchen Ideen macht Yuka Nagashima, Qualitätsmanagerin im
und ihre Kollegen etwas entdecken, worunter die Qualität leiden
japanischen Werk in Narita, Medikamente noch sicherer.
könnte, kontaktiert sie die beteiligten Teams und macht
Alternativvorschläge. Bereits kleine Anzeichen, die zu einem
Erst neulich musste Yuka Nagashima sich wieder einer
Problem führen könnten, werden sofort aufgegriffen.
Herausforderung stellen, als die Marketingabteilung die Idee für
eine neue Verpackung hatte. Weil dadurch wahrscheinlich die
In Sachen Verpackungsmaterial setzt sich Nagashima mit
Beschriftung auf der Verpackung schlechter zu lesen sein würde,
ihren Kollegen aus Entwicklung, Zulassung, Verpackung und
kamen Nagashima und ihre Kollegen ins Spiel. „Das Marketing
anderen relevanten Funktionen zusammen, und gemeinsam
bat uns, sowohl die Attraktivität der Verpackung für den Patienten
entwickeln sie ein kundenfreundliches Design. Aktuell arbeitet
als auch ihre Lesbarkeit zu erhöhen“, erinnert sie sich.
die Qualitätsmanagerin mit ihren Kollegen an einer neuen
Verpackung, in der Medikamente länger haltbar bleiben sollen.
Nagashima ist Qualitätsmanagerin im SSP-Werk im östlich
von Tokio gelegenen Narita. SSP Co. Ltd. steht für das Geschäft
„Wir experimentieren dafür mit Materialien mit äußerst geringer
Flüssigkeitsdurchlässigkeit.“
von Boehringer Ingelheim mit freiverkäuflichen Medikamenten
in Japan. Die Kernaufgabe von Nagashimas 15-köpfigem Team
Nagashima hält die Fäden zwischen den Abteilungen
besteht darin, die Qualität der Rohstoffe, der Verpackung,
zusammen, dazu steht sie in engem Kontakt mit allen Beteiligten.
der Vorprodukte und der dort produzierten Medikamente sicher­
So verbringt sie fast ein Drittel ihrer Arbeitszeit in abteilungs-
28
INNOVATION BRAUCHT
SICHERHEIT UND
HERAUSFORDERUNG
10
PHARMAKOEPIDEMIOLOGEN BEI BOEHRINGER INGELHEIM
Sie sorgen für die Nutzung von sogenannten Real World Data, also
Daten aus dem klinischen Alltag, um zum einen bereits in
der klinischen Entwicklung ein genaues Verständnis von den zu
behandelnden Patienten zu bekommen und zum anderen die
Medikamentensicherheit und -wirksamkeit nach der Markteinführung zu untersuchen. Sie überprüfen zum Beispiel in Lang­zeit­
studien, ob Nebenwirkungen bei Patienten auftreten. In ihren
Studien kooperieren sie weltweit mit renommierten Wissenschaftlern wie etwa mit den Professoren Samy Suissa und Sebastian
Für jedes Produkt gibt es
eingespielte Prozesse.
Schneeweiss.
übergreifenden Gesprächen. Weitere 20 Prozent
verwendet sie darauf, die dort identifizierten The-
3
men mit ihrem eigenen Team zu diskutieren. Sie
N E U E M E D I K A M E N T E I M J A H R 2 014
steht darüber hinaus in engem Kontakt mit ihren
Kollegen in anderen Ländern, um weiterführende
Boehringer Ingelheim hat 2014 erfolgreich sein Produktportfolio
analytische Methoden kennenzulernen und Erfah-
erweitert. Insgesamt brachte das Pharmaunternehmen drei
rungen auszutauschen. Das alles, um durch bes-
neue verschreibungspflichtige Medikamente auf den Markt. Dazu
sere und innovativere Lösungen die bestmögliche
zählen ofev® zur Therapie von idiopathischer Lungenfibrose
Qualität der Produkte zu sichern.
(IPF), jardiance® für die Behandlung von Erwachsenen mit Typ-2-­
Diabetes und striverdi® (Olodaterol) respimat® für die Dauer­
Das schafft die Qualitätsmanagement-­
Abteilung nur dank routinierter Abläufe bei jedem
therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Lungener­
krankung (COPD).
Produkt. Nichts verlässt das Werk in Narita, ohne
dass Nagashimas Team es abgesegnet hat. Ihre
Aufgabe ist entscheidend für die Medikamenten­
sicherheit, denn der Teufel steckt oft im Detail. Sie
ist auf jede Eventualität vorbereitet und hat sich
–
selbst ein hohes Ziel gesetzt: „Wir wollen Präparate
mit höchstmöglicher Sicherheit herstellen.“ jardiance ®
ofev®
Unternehmensbericht 2014
striverdi®
Boehringer Ingelheim29
UNTERSCHIEDE LEBEN I N N O V AT I V „Wir betrachten jeden Schritt
der Arzneimittelversorgung:
Wann ein Medikament
ausgehändigt wurde, welche
Patienten es eingenommen
haben, in welcher Dosierung
und mit welchen
gesundheitlichen Folgen.“
DER UNSICHERHEIT AUF DER SPUR
In den klinischen Studien für die Zulassung eines Medikaments
nur sehr wenige Studienergebnisse, auf die sie zurückgreifen
lassen sich selten alle möglichen Wirkungen ermitteln. Umso
können. Trotz dieser Unsicherheit müssen sie manchmal binnen
wichtiger, dass Pharmakoepidemiologen wie Sebastian
weniger Minuten oder Stunden Entscheidungen treffen, von
Schneeweiss sich auf die Spur noch unbekannter oder uner-
denen Leben oder Tod abhängen. Ärzte wägen also beim Ver-
wünschter pharmakologischer Effekte begeben. Der Harvard-­
schreiben von Medikamenten immer ab zwischen dem, was sie
Forscher erklärt, worauf es dabei ankommt.
an einem individuellen Patienten beobachten, und dem statistischen Wissen, das Forscher in klinischen Studien gesammelt
Herr Professor Schneeweiss, sind neu zugelassene Medikamente
haben. Ich sage oft scherzhaft und bewundernd, dass Ärzte die
nicht sicher?
heldenhaften Anwender des statistisch abgeleiteten Wissens sind.
Doch selbstverständlich, aber eben nur insoweit sich das
Dann kommen Sie und Ihre Kollegen ins Spiel. Sie erforschen,
über klinische Studien feststellen lässt. Die allerdings haben
wel­che zuvor unbekannten Nebenwirkungen in der Praxis auftreten,
naturgemäß eine begrenzte Aussagekraft. Im Schnitt nehmen
und erweitern so das statistische Wissen aus klinischen Studien.
etwa 2.000 Patienten an einer klinischen Studie teil. Das ist für
die überwiegende Mehrheit der Menschen repräsentativ, aber
Genau. Wir werten zehntausende elektronisch gespeicherte
man wird auf diese Weise eben nie jeden denkbaren Patienten-
Krankengeschichten von Patienten aus, die ein neues Medi­
typus testen können. Wenn ein neu zugelassenes Medikament
kament verschrieben bekommen haben. Durch unsere Analysen
auf den Markt kommt, kann es also sein, dass ein bestimmter
können wir seltene Nebenwirkungen mit viel größerer Wahr-
Patiententypus nicht getestet wurde.
scheinlichkeit erkennen, als es in klinischen Studien möglich ist.
Wir können auch erwünschte Wirkungen in Patienten-Sub­
Dürfen sich Ärzte eine so große Unsicherheit beim Gebrauch
gruppen identifizieren.
neuer Medikamente erlauben?
Wo kommen die Daten dazu her?
Kurz nach der Markteinführung haben sie keine andere
Wahl, wenn sie nicht auf die Vorteile neuer Medikamente verzichten möchten. Gerade bei neuen Medikamenten haben Ärzte
30
Aus elektronischen Krankenakten zum Beispiel. Wir nutzen
die Notizen von Ärzten oder die elektronischen Abrechnungen,
Sebastian Schneeweiss
in seinem Büro in
Boston, USA.
Pharmakoepidemiologen sind
rar, denn sie sind nicht bloß
Experten für Medizin, sondern
auch in Epidemio­logie und
Biostatistik ausgebildet.
die sie an Krankenkassen und Versicherungen schicken. So
nach der Markteinführung zu identifizieren, beispielsweise
können wir jeden Schritt betrachten: wann die Medikamente aus­-
durch ein Meldesystem für Nebenwirkungen, die sogenannte
gehändigt wurden und wo, welche Patienten diese Medikamente
Pharmakovigilanz, und mithilfe von systematischen Studien nach
eingenommen haben, in welcher Dosierung und mit welchen
der Zulassung. In letzterem Bereich kooperiert Boehringer
gesundheitlichen Folgen. Die Daten sind anonymisiert, sodass
Ingelheim beispielsweise mit hochkarätigen wissenschaftlichen
wir nicht auf einzelne Personen rückschließen können.
Einrichtungen weltweit und hat eigene Pharmakoepidemiologen
an Bord. Leider gibt es aber immer noch zu wenige Experten in
Wie finden Sie dann heraus, ob bei einem Patienten eine
diesem Bereich, nicht nur in Pharmaunternehmen.
Nebenwirkung vorliegt?
Woran liegt das?
Wir kombinieren beispielsweise die Daten mit den ärztlichen
Befunden aus Krankenhäusern. Dabei prüfen wir etwa: wurden
Wir haben ein echtes Nachwuchsproblem. Wir sind nicht
Patienten, die ein neues Medikament einnehmen, vermehrt
bloß Experten für Medizin, sondern auch in Epidemiologie
mit einem Schlaganfall oder einer Lungenembolie ein­ge­liefert?
und Biostatistik ausgebildet. Nur wenn Sie all das studiert haben,
Zeigen sich solche ernsten Nebenwirkungen, dann gehen wir
können Sie epidemiologische Daten zur Medikamentenein-
der Spur natürlich sofort nach. Das ist der wichtigste Teil unseres
nahme und ihrer Wirkung verlässlich erheben, auswerten und
Jobs: potenziell gefährliche Neben- und Wechsel­w irkungen
interpretieren. Die Ausbildung dauert entsprechend lang und ist
zu identifizieren, die die klinischen Studien nicht e
­ rgeben haben.
teuer. An der Harvard Medical School bilden wir drei Doktoran-
Aber auch zu bestätigen, dass solche Neben­w irkungen nicht
den und drei Masterstudenten pro Jahr aus. Und es gibt lediglich
vorliegen, ist für Arzt und Patient wichtig zu wissen.
eine Handvoll vergleichbarer Programme weltweit. –
Wie können die Hersteller helfen, Medikamente noch sicherer
zu machen?
Mehr zum Thema Pharmakovigilanz können Sie im Interview mit
Dr. Christopher Corsico, weltweiter Leiter des Bereichs klinische
Pharmazeutische Unternehmen müssen selbst ein hohes
Augenmerk darauf legen, mögliche Nebenwirkungen frühzeitig
En­twicklung, Medizin und Zulassung bei Boehringer Ingelheim,
auf Seite 42 lesen.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim31
FÜRSORGLICH
ASHLEY HULME
A LT E R : 6 8
FERNDOWN (DORSET), VEREINIGTES KÖNIGREICH
E L E K T R O I N G E N I E U R I M R U H E S TA N D
FÜR MENSCHEN MI T SELTENEN KRANKHEI TEN
IST DER EINSATZ VON FORSCHENDEN
PHARMA­U NTERNEHMEN SEHR BEDEUTSAM.
DIESE LEISTUNG KANN DIE SI TUATION VON
PATIENTEN ENTSCHEIDEND VERBESSERN.
32
EINSATZ &
LEISTUNG
A N D R E A S A M B AT T I
GLOBALE LEITERIN DES IPF-MARKETINGTEAMS
INGELHEIM, DEUTSCHLAND
A LT E R : 4 2
B OEHRINGER IN G E LHE IM BRIN GT E IN E
S TARK E UNT ERN E HM E RI SCHE LE ISTUN G.
SIE ERLAUBT UNS DEN VOLLEN EINSATZ FÜR
PATIENTEN MIT SELTENEN ERKRANKUNGEN.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim33
UNTERSCHIEDE LEBEN FÜRSORGLICH „Es ist nicht selbstverständlich,
dass Pharmaunternehmen für
eine so seltene Krankheit wie IPF
überhaupt Medikamente
­entwickeln.“
NEUE ALTE LEBENSFREUDE
Der Brite Ashley Hulme leidet an der seltenen Krankheit
mögliche Behandlungsmethoden. Die Recherche war ungemein
­idio­pathische Lungenfibrose. Dennoch versucht er, so normal
schwierig, erinnert sich der 68-Jährige. „Weil die Krankheit
weiterzuleben wie möglich.
so selten ist, gibt es nur wenige gut aufbereitete Informationen.
Auch die Ursache der Krankheit ist noch unbekannt.“ Viele
Ende 2011 war Ashley Hulme klar, dass etwas nicht stimmte.
Fachwebseiten sind für Patienten kaum zu verstehen, andere
Immer öfter war der Elektroingenieur aus dem südenglischen
erwecken einen völlig falschen Eindruck von der Krankheit.
Städtchen Ferndown seltsam kurzatmig – beim Sprechen vor
Seine Internetrecherche brachte zunächst nur eine gesicherte
vielen Menschen oder bei körperlicher Anstrengung. Solche
Erkenntnis: IPF ist äußerst selten. Schätzungen zufolge sind
Symptome hatte er vorher nie gehabt. Hulmes Frau Jenny drängte
weltweit nur 14 bis 43 je 100.000 Menschen betroffen. In
ihren Mann, zum Arzt zu gehen. Der machte einen Lungen­
Deutschland gibt es etwa 20.000 IPF-Patienten, in den USA circa
funktionstest und ein Röntgenbild von Hulmes Lunge, überwies
132.000. Menschen, die an IPF erkrankt sind, leiden an Atem­
den Patienten dann zu einem Spezialisten in die nahe gelegene
not und Husten. Sie sind in ihrer Lebensqualität sehr eingeschränkt
Großstadt Poole. Dort brachte eine hochauflösende Computer­
und haben oft Schwierigkeiten bei alltäglichen ­Dingen wie
tomographie Gewissheit über die Ursache der Beschwerden: Er
beispielsweise längeren Spaziergängen und Haus- oder Garten-
leide unter einer idiopathischen Lungenfibrose (auch idiopa­
arbeit. Im fortgeschrittenen Stadium fällt selbst das Treppen­
thische pulmonale Fibrose, IPF, genannt), eröffnete der Mediziner
steigen schwer.
Hulme. Eine seltene Krankheit, bei der das Lungengewebe der
Patienten zunehmend vernarbt – und die in den meisten Fällen
innerhalb weniger Jahre zum Tod führt.
Die IPF-Diagnose traf die gesamte Familie hart – Ashley
Hulme selbst, seine Frau und seine Kinder, die in der Nähe
der Eltern wohnen. Vor allem das Wissen um die begrenzte
Zurück in seinem Haus in Ferndown setzte sich Hulme an
den Computer und suchte nach Informationen über IPF und
34
Lebenserwartung durch die Krankheit war belastend. „Bislang
gibt es keine Heilung für IPF“, sagt Hulme. Die Hälfte aller
Trotz seiner schweren Krankheit
ist Ashley Hulme überzeugt, sich
in einer relativ guten Situation
zu befinden. „Ich bin kein typischer
Fall“, sagt er.
Patienten stirbt innerhalb von nur zwei bis drei Jahren nach der
Außerdem halten alle Mitglieder seiner Familie zusammen und
Diagnose an der verhängnisvollen Erkrankung. Doch Hulme
unterstützen sich gegenseitig. Und so versuchen Ashley Hulme
und seine Familie wollten kämpfen. Der Ingenieur war immer ein
und seine Frau Jenny so normal weiterzuleben wie möglich. Mit
lebensfroher und aktiver Mensch gewesen, und er hatte noch
einigem Erfolg: Sie planen schon den nächsten Urlaub – in
viele Pläne, darunter Unternehmungen mit seinen Enkeln und
Deutschland. Reisen mit seiner Frau ins Ausland.
Zuversicht gibt ihm, dass es inzwischen Medikamente gegen
–
Ashley Hulme hat eine Entschädigung für die Zeit und den Aufwand erhalten,
die er für den Unternehmensbericht aufgebracht hat.
sein Leiden gibt. Hulme nimmt seit Anfang des Jahres 2014 ein
Präparat eines US-Pharmaherstellers. Nun hat auch Boehringer
Ingelheim mit ofev® auf Basis des Wirkstoffs ­Nintedanib in den
USA ein IPF-Medikament auf den Markt gebracht und in einigen
europäischen Ländern die Markteinführung gestartet. Damit
EINFLUSS VON IPF AUF DIE LUNGE
bietet das forschende Pharmaunternehmen den Patienten eine
neue Therapieoption. Weltweit prüfen Gesundheitsbehörden
derzeit noch weitere Zulassungsanträge.
I PF
N ormal
Vernarbungen in der Lunge
(Honigwabenlunge)
schränken die Atmung und
den Sauerstoffaustausch ein.
Trotz seiner schweren Krankheit ist Ashley Hulme überzeugt,
sich in einer relativ guten Situation zu befinden. „Ich bin kein
typischer Fall“, sagt er. Die Krankheit ist bei ihm deutlich schneller
diagnostiziert worden als bei anderen IPF-Patienten, und er hat
rasch Zugang zu einem speziellen IPF-Medikament bekommen.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim35
UNTERSCHIEDE LEBEN FÜRSORGLICH DAS RICHTIGE TUN –
AUF DIE RICHTIGE ART
Die Marketingspezialistin leitet
das globale Marketingteam und
bereitet die Markteinführung von
ofev® vor.
Andrea Sambatti arbeitet in der Unternehmens­
zentrale in Ingelheim, Deutschland.
Andrea Sambatti leitet die weltweite Markteinführung des
Ein Jahr später erhielt sie die Möglichkeit, in der Zentrale in
neuen Medikaments ofev®. Für IPF-Patienten bringt ofev®
Ingelheim zu arbeiten. Die Ergebnisse von Phase-II-Tests
neue Hoffnung.
von Nintedanib zur Behandlung von IPF waren vielversprechend.
Sie sollte das globale Marketingteam leiten und die Marktein-
Nach ihrem Studium hatte Andrea Sambatti nicht vorgehabt,
führung vorbereiten. „Ich sah darin nicht nur eine einzigartige
in der Pharmabranche zu arbeiten. Doch dann schrieb sich
berufliche Chance, sondern auch die persönliche Herausfor­
die Produktionsingenieurin nach einigen Jahren in der Auto­mo­
derung, eine andere Kultur kennenzulernen und internationale
bil­industrie für ein Marketing-MBA-Studium ein und lernte
Erfahrung zu sammeln.“ So zog sie 2011 mit ihrem Mann und
Mit­arbeiter aus Pharmaunternehmen kennen. „Ich war fasziniert“,
ihren zwei Söhnen nach Deutschland.
erinnert sich die Brasilianerin, die aus der Nähe von São Paulo
stammt. „Ich wollte genau das machen, da es nicht nur die
Nintedanib erwies sich ein paar Jahre später in zwei iden­
Chance bot, in einer sehr spannenden und dynamischen Branche
ti­schen Phase-­I II-Studien als wirksame IPF-Behandlung. Der
zu arbeiten, sondern auch, das Leben von Menschen wirklich
Wirkstoff verlangsamt den Krankheitsfortschritt, indem er den
zu verändern.“
Verlust der Lungen­funktion um 50 Prozent reduziert. Nintedanib
senkt außerdem das Risiko für plötzliche Verschlechterungen
In den vergangenen 15 Jahren hat Sambatti in verschiede­
der Erkrankung – sogenannte akute IPF-Exazerbationen. Diese
nen Pharmaunternehmen gearbeitet – sowohl im allgemein-
können mit einer deutlichen Verringerung der Lungenfunktion
­me­dizinischen als auch im Facharztumfeld. Dabei konnte sie ihr
eingehergehen und tödlich sein. ofev® kann oral verabreicht
Wissen in Vertrieb und Marketing ebenso wie ihre Führungs-
werden, was sehr angenehm für den Patienten ist; außerdem
kompetenz ausbauen. 2009 wechselte sie als Leiterin des
benötigen Patienten nur zwei Kapseln am Tag.
Ge­schäftsbereichs Onkologie in Brasilien zu Boehringer Ingelheim.
Sie spürte dort einen besonderen Geist: „Als Familienunter­
Gemeinsam mit ihrem Team sowie mit Kollegen aus
nehmen mit einer langfristigen Vision geht es Boehringer Ingelheim
anderen Abteilungen auf der ganzen Welt hat Sambatti in den
vor allem um das Wohl der Patienten.“
vergangenen Jahren die Markteinführung von Nintedanib
unter dem Markennamen ofev® vorbereitet. In den USA war es
36
ENGAGEMENT FÜR SELTENE
ERKRANKUNGEN
„Ich bin stolz darauf, schwer­
Interview mit Dr. Christian
kranken Patienten den Zugang zu
Schilling, Leiter Therapiegebiete
neuartigen Behandlungsformen
zu ermöglichen. Diese Leidenschaft
spüre ich auch in meinem Team.“
bei Boehringer Ingelheim
Steht Ihr Engagement, auch an seltenen Erkrankungen zu
forschen, nicht im Widerspruch zu dem Druck, dass sich ein
neues Medikament rechnen muss?
Nein, denn auch bei den meisten Kostenträgern besteht das Ver-
als eine der ersten Behandlungen für IPF-Patienten
ständnis, dass der Medikamentenpreis höher sein muss, wenn
schon kurz nach der Zulassung am 15. Oktober
nur wenige Menschen von einer seltenen Krankheit betroffen sind.
2014 verfügbar. In Europa ist das Medikament seit
Außerdem entwickeln wir unsere neuen Wirkmechanismen
Januar 2015 zugelassen.
meistens in mehreren Indikationen und haben daher die Chance,
dass mehrere Indikationen dazu beitragen, unsere Forschungs­
ofev® passt strategisch gut zum Atemwegs-
investitionen wieder einzuspielen.
portfolio von Boehringer Ingelheim: „Wir machen
ofev® schwer kranken Menschen zugänglich. Dies
Warum engagiert sich Boehringer Ingelheim überhaupt für
ist das Ergebnis jahrelanger Forschung und zeigt,
Menschen mit seltenen Erkrankungen?
wie sehr es uns am Herzen liegt, das Leben von
Seit vielen Jahren lautet unsere Unternehmensvision „Werte
Menschen mit Atemwegserkrankungen positiv zu
schaffen durch Innovation“. Unter diesem Leitgedanken stellen
verändern. Und ofev® eröffnet uns natürlich auch
wir unsere Forschung auf und engagieren uns in Bereichen, in
bedeutende Geschäftschancen“, erklärt Sambatti.
denen wir großen therapeutischen Bedarf sehen und auch das
nötige wissenschaftliche Know-how in Forschung und Entwick-
Sie ist stolz, dass ofev® vielen Tausend Men-
lung haben. Hierzu zählt auch eine Reihe von eher seltenen
schen und ihren Familien das Leben mit dieser
Erkrankungen. Natürlich berücksichtigen wir auch kommerzielle
seltenen und tödlichen Erkrankung erleichtern kann.
Gesichtspunkte. Dies ist kein Widerspruch, denn nur wenn
In den USA hat Boehringer Ingelheim das um­fassende
wir am Ende einen spürbaren Therapiefortschritt erzielen, können
Patientenunterstützungsprogramm OPEN DOORS™
wir auch wirtschaftlichen Erfolg haben.
ins Leben gerufen, mit einem breiten Angebot
an finanzieller Hilfe und Pflegeunterstützung. „Wir
Darüber hinaus verstehen wir uns als forschendes Pharmaunter-
wollen, dass Patienten die bestmögliche Behandlung
nehmen mit einer 130-jährigen Firmengeschichte auch als Teil des
erhalten“, sagt Sambatti. Deshalb ist sie schließlich
Gesundheitswesens und wollen unseren Beitrag zu therapeu­
–
in die Pharmabranche gewechselt – und insbe-
tischem Fortschritt auch dann bringen, wenn sich dies per se
sondere zu Boehringer Ingelheim. einmal nicht rechnet.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim37
VERANTWORTLICH
A LT E R : 4 4
BIBERACH AN DER RISS,
DEUTSCHLAND
DENISE HOTTMANN
MANAGERIN FÜR DIVERSITY &
INCLUSION DEUTSCHLAND
EIN HOHES MASS AN INDIVIDUALI TÄT IM TEAM
BRINGT NEUE IDEEN. DAS FUNKTIONIERT
ABER NUR, WENN SICH ALLE ZUGLEICH AUF
GEMEINSAME STANDARDS VERPFLICHTEN.
38
INDIVIDUALITÄT &
STANDARDS
INGELHEIM, DEUTSCHLAND
DR. CHRISTOPHER CORSICO
A LT E R : 5 2
W E LT W E I T E R L E I T E R D E S B E R E I C H S K L I N I S C H E E N T W I C K L U N G ,
MEDIZIN UND ZULASSUNG
OHNE STANDARDS IST ES SCHWIERIG,
DIE STRENGEN VORSCHRIF TEN FÜR DIE
PHARMAINDUSTRIE EINZUHALTEN. ZUM
WOHL DER PATIENTEN BLEIBT NUR
WENIG RAUM FÜR INDIVIDUALI TÄT BEI
DER MEDIKAMENTENSICHERHEI T.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim39
UNTERSCHIEDE LEBEN VERANTWORTLICH GEGENSEITIGER RESPEKT BRINGT
STÄRKEN ZUR ENTFALTUNG
Der Würfel steht für die Vielfalt
der miteinander verknüpften Themen
wie Diversity & Inclusion, Talent
Management, Vereinbarkeit von Berufsund Privatleben oder Führungskultur.
Denise Hottmann zeigt den sogenannten Würfel der Perspektiven,
den Boehringer Ingelheim 2013 entwickelt hat.
Diversity & Inclusion-Managerin Denise Hottmann arbeitet an
erklärt Hottmann. „Beispielsweise achte ich gemeinsam mit
einer Unternehmenskultur, in der die Beschäftigten sie selbst
­meinen Kolleginnen und Kollegen aus der Personalabteilung
sein dürfen.
auf die Formulierung von Stellenausschreibungen.“ Zum Angebot gehören darüber hinaus Workshops, in denen die ver-
Für Denise Hottmann dreht sich bei „Diversity & Inclusion“
schiedenen Bereiche ihre eigene Diversity-Strategie erarbeiten
alles darum, Unterschiede wertzuschätzen. „Deswegen legt
und die das Verständnis von Führungskräften für eine Kultur
Boehringer Ingelheim den Begriff ‚Diversity‘ bewusst breit aus“,
schärfen, die Unterschiede wertschätzt, wie Hottmann es gerne
erklärt sie. Diversity steht damit für die Unterschiede und
formuliert – etwa bei der Besetzung von Teams: „Betrachte ich
Ge­meinsamkeiten von Menschen – sei es in Bezug auf Ge­schlecht,
jemanden als Querulanten, der eine andere Meinung vertritt als
Kultur, ethnischen Hintergrund, Ausbildung, Religion und vieles
alle anderen? Oder als jemanden, dem ich gerne zuhöre, weil
mehr. All dies mündet häufig in einer Vielfalt der Perspektiven.
es mir um echte Alternativen geht?“
Denise Hottmann hat International Management studiert
Vielfalt ist nach Auffassung moderner Diversity-Forschung
und ist Managerin für Diversity & Inclusion bei Boehringer
kein Sozialprojekt, sondern trägt zum Unternehmenserfolg
Ingelheim in Deutschland. Seit 2012 leitet sie ein eigenes Kom-
bei. Erstens hält sich das Unternehmen den Zugang zu Märkten
petenzzentrum zu diesem Thema. In ihrem Job ist es sehr
offen: „Wenn wir kranken Menschen in Brasilien oder Asien
wichtig, die richtige Balance zwischen Individualität und Stan-
helfen wollen, müssen wir verstehen, was sie brauchen. Da helfen
dards zu erzielen, genauer: die Balance zwischen den persön­
multikulturell zusammengesetzte Teams“, sagt Hottmann.
lichen Stärken und Bedürfnissen Einzelner auf der einen und den
gemeinsamen Zielen und Wertvorstellungen des Unternehmens
auf der anderen Seite.
Zweitens macht Vielfalt Boehringer Ingelheim zu einem
attraktiven Arbeitgeber. „Um erfolgreich zu bleiben, brauchen
wir künftig eine starke Belegschaft, die sich aus Menschen
„Diversity & Inclusion bedeutet, dass wir Vielfalt bewusst
steuern, zum Nutzen des Unternehmens und der Beschäftigten“,
40
aller Altersklassen zusammensetzt und die bereit ist, lebenslang
zu lernen“, erklärt Hottmann. Daher legt das Unternehmen
STANDARDS UND
INDIVIDUALITÄT
ERGÄNZEN SICH
47
PROZENT FRAUEN
Fast die Hälfte der weltweit mehr als 47.700 Beschäftigen von
Boehringer Ingelheim sind Frauen. Beispiel Deutschland: In der
„Wir wollen eine Kultur
schaffen, die Unterschiede
wahrnimmt, sie wirklich
wertschätzt und respektiert.“
erweiterten Geschäftsführung beträgt ihr Anteil 12 Prozent,
und von allen Führungskräften sind 28 Prozent Frauen. Zudem
ist die Belegschaft sehr international: Alleine am Hauptsitz in
Ingelheim arbeiten Menschen aus mehr als 60 Nationen. Mehr als
1.000 Beschäftigte in Deutschland sind älter als 55 Jahre, Tendenz
steigend. Und: Boehringer Ingelheim in Deutschland beschäftigt
mehr als 440 Menschen mit Behinderungen.
Wert auf die kontinuierliche Qualifizierung aller
Beschäftigten – auch jener in einem späteren
53 %
Boehringer Ingelheim
weltweit
Stadium ihrer Laufbahn.
MÄNNER
47 %
FR AUEN
Vielfältige Teams, in die die Beschäftigten
ihre Unterschiede einbringen können, kommen
Diversity-Expertin. „Wir wollen daher eine Kultur
5.000
schaffen, die Unterschiede wahrnimmt, sie wirklich
NEBENWIRKUNGSMELDUNGEN
drittens häufig zu besseren Lösungen, weiß die
wertschätzt und respektiert.“
erhält die Abteilung Pharmakovigilanz von Boehringer Ingelheim
Umgekehrt müssen sich alle auf gemeinsame
im Schnitt pro Monat zu allen von Boehringer Ingelheim vermark-
Standards verpflichten, um an einem Strang zu
teten und entwickelten Produkten. Diese werden weltweit bei
ziehen. So darf eine ruhige Art zu haben keine Ent-
Gesundheitsbehörden eingereicht. Mehr als 60 Ärzte prüfen und
schuldigung dafür sein, sich aus allem heraus-
analysieren alle Informationen zu potenziellen Nebenwirkungen
zuhalten. „Mit der Orientierung an unseren Unter-
und leiten Maßnahmen ein, um ein optimales Nutzen-Risiko-
–
nehmenswerten“, davon ist Denise Hottmann
Profil der Produkte von Boehringer Ingelheim zu gewährleisten
überzeugt, „führt Vielfalt zum Erfolg.“ sowie Patienten und Verschreiber fortlaufend über den aktuellen
Wissensstand zu informieren.
5.000 NEBENWIRKUNGEN
60
ÄRZTE
Unternehmensbericht 2014
PRÜFEN UND
A N A LY S I E R E N
Boehringer Ingelheim41
UNTERSCHIEDE LEBEN VERANTWORTLICH STANDARDS FÜR DAS WOHL
UNSERER PATIENTEN
„Es geht um die Gesundheit.
Deshalb sind Standards für
uns unerlässlich.“
Dr. Christopher Corsico, weltweiter Leiter des Bereichs klinische
Standards spielen in allen Phasen der pharmazeutischen
Entwicklung, Medizin und Zulassung, verantwortet bei
Arzneimittelentwicklung eine Rolle, beginnend bei der For-
Boehringer Ingelheim unter anderem die Medikamentensicher-
schung und Entwicklung. Ist ein Medikament nach umfang­
heit, die sogenannte Pharmakovigilanz. In diesem Bereich
reichen Studien zugelassen, ist unsere Arbeit noch lange nicht
überwachen weltweit mehr als 300 Mitarbeiter systematisch
beendet. Wir müssen die Erfahrungen, die Patienten und die
unerwünschte Nebenwirkungen und speichern sie in einer
verschreibenden Ärzte mit unseren Medikamenten gemacht
umfangreichen Datenbank. Feste Meldestandards stellen sicher,
haben, systematisch auswerten. Die gesammelten Informationen
dass die Daten zum Wohl der Patienten systematisch gesam-
lassen wir dann bei der Aktualisierung von Beipackzetteln ein-
melt werden und keine Information verloren geht.
fließen. So können wir aktuelle wissenschaftliche Informationen
über unsere Produkte kommunizieren.
Herr Dr. Corsico, Sie arbeiten in einer sehr stark regulierten
­Branche. Laufend verschärfen sich die Bestimmungen. Ihre ­Mit-
Wie erhalten Sie denn diese Informationen? Sie können doch
arbeiter müssen die Vorgaben akribisch umsetzen. Wieviel
gar nicht wissen, wer Ihr Medikament einnimmt.
Raum bleibt da noch für die Individualität des Einzelnen?
Wir haben ein umfassendes Pharmakovigilanzsystem. Mit
In vielen Bereichen unseres Unternehmens sind Indivi­
Hilfe standardisierter, systematischer Verfahren sammeln
dualität und Kreativität ausgesprochen wichtig. Wir brauchen
und analysieren wir Daten zu Nebenwirkungen. Die Informa-
­Menschen, die Altbewährtes hinterfragen, neue Lösungen vor-
tionen erhalten wir von Mitarbeitern, Ärzten, Patienten,
schlagen und innovative Ideen einbringen. Aber gerade in der
Familienmit­gliedern, Gesundheitsbehörden und darüber hinaus
Pharma­branche gibt es Bereiche, in denen Mitarbeiter sich
aus wissenschaftlichen Fachartikeln, den Nachrichten oder
an klar definierte Prozesse halten und spezifische Standards
sozialen Medien. Ergänzend nutzen wir pharmakoepidemiolo-
ein­halten müssen. Denn diese garantieren die Sicherheit und
gische Daten. Für viele unserer pharmakoepidemiologischen
Qua­lität pharmazeutischer Produkte.
Studien bereiten wir die Daten aus Studien nach Marktzulassung
außerdem mit statistischen Methoden auf.
42
In Corsicos Büro steht ein Miniaturmodell
einer Behandlungssituation. Es versinnbild­
licht die Verantwortung, die das Unternehmen
für die Sicherheit der Patienten trägt.
Dr. Christopher Corsico ist
bei Boehringer Ingelheim
unter anderem für die
Medikamentensicherheit
verantwortlich.
Die Arzneimittelgesetze dienen als Rahmen, um unsere
gelegt, diese Standards zu erfüllen. Natürlich ist unser Pharma-
eigenen Prozesse und unseren Qualitätsmaßstab zu definieren.
kovigilanzteam verantwortlich dafür, die Standards und
Unsere Aufgabe ist es dabei, weltweit gültige Standards und
Vorschriften in jedem Land einzuhalten, in dem Boehringer
­Prozesse zu entwickeln. So stellen wir sicher, alle lokalen Gesetze
Ingelheim Medikamente verkauft.
und Vorschriften einzuhalten. Die weltweit einheitlich definierten
Standards und Prozesse helfen uns, Informationen über Neben-
Wie stellen Sie sicher, dass alle Mitarbeiter die entscheidenden
wirkungen unserer Medikamente zu sammeln und zu analysieren.
Standards einhalten?
So können sich Patienten und Ärzte auf die Informationen auf
dem Beipackzettel verlassen. Wir tragen schließlich die Verant-
Stoßen unsere Mitarbeiter auf potenzielle Nebenwirkungen,
wortung für die Sicherheit der Patienten und die Gesundheit
sind sie verpflichtet, diese dem Pharmakovigilanzteam zu
­allgemein, wenn es um die Einnahme unserer Medikamente geht.
melden. Das gilt unabhängig davon, wo die Mitarbeiter bei
Boehringer Ingelheim arbeiten. Mit zahlreichen Aktivitäten
Sie erfassen präzise, welche Nebenwirkungen in welchem Maß,
wie zum Beispiel mithilfe von Online-Lernprogrammen stellen
unter welchen Umständen und wann im Zeitverlauf bei der
wir sicher, dass unsere Beschäftigten sich ihrer Berichterstat-
Einnahme von Medikamenten aufgetreten sind. Die Datenerhe-
tungspflichten bewusst sind. Außerdem prüfen wir in regelmäßi-
bung ist komplex. Gibt es Unterschiede, wie Ihre Mitarbeiter
gen Abständen, ob die Mitarbeiter unsere Vorgaben einhalten.
weltweit mit Standards umgehen?
Auch die Gesundheitsbehörden der einzelnen Länder stellen
unser Medikamentensicherheitssystem immer wieder auf den
Alle Kollegen in der Pharmakovigilanz halten sich an die­
Prüfstand. Bei uns dreht sich alles um Compliance und Gesund-
–
selben von Boehringer Ingelheim festgelegten Standards.
heit allgemein, das heißt um das Befolgen von Regeln sowie
Allerdings sind unsere Standards so flexibel, dass einzelne Länder
das Wohl der Patienten, die unsere Medikamente nehmen. ihre spezifischen lokalen Berichterstattungspflichten einhalten können. Einige der striktesten Arzneimittelgesetze und
Nähere Informationen über Pharmakoepidemiologie finden Sie auf Seite 30
-vorschriften der Welt kommen von der Europäischen Union,
im Artikel über Professor Sebastian Schneeweiss, Pharmakoepidemiologe
Kanada, Australien und den USA. Unser System ist darauf aus-
an der Harvard Medical School in Boston / MA.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim43
UNABHÄNGIG
DR. MICHAEL SIEBLER
INGELHEIM, DEUTSCHLAND
A LT E R : 5 8
LEITER FIRMENARCHIV
AUCH DER ZUFALL HAT DAS UNTERNEHMEN
NACH VORNE GEBRACHT. OHNE EINE STRATEGIE
ABER, WEISS DER LEI TER DES FIRMENARCHIVS,
WÄRE WENIG DARAUS GEWORDEN.
44
ZUFALL &
STRATEGIE
RIDGEFIELD, USA
DR. RACHEL KROE-BARRETT
A LT E R : 4 2
LEITERIN AM GLOBALEN FORSCHUNGSZENTRUM
FÜR NEUE BIOLOGISCHE WIRKSTOFFE
IHRE SUCHE NACH THERAPEUTISCHEN ANTI­
KÖRPERN FOLGT EINER KLAREN STRATEGIE.
FÜR DEN ZUFALL BLEIBT NUR WENIG PLATZ.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim45
UNTERSCHIEDE LEBEN UNABHÄNGIG „Albert Boehringers
Haltung prägt uns
bis heute: Erkennt Eure
Chancen und nutzt sie!“
UNABHÄNGIGKEIT IM DENKEN MACHT
ZUFÄLLE ZU ERFOLGSGESCHICHTEN
Für viele Strategen ist der Zufall ein Störfaktor. Dabei sind es
eines Unternehmens spielen kann.“ Von Hause aus Archäologe
häufig gerade Zufälle, die manche Strategie erst möglich machen.
und Journalist, leitet Siebler das historische Archiv von Boehringer
Ingelheim in der Gründervilla am Hauptsitz in Ingelheim.
Die Entdeckung von catapresan® hat es in die Annalen
der Medikamentengeschichte geschafft. Am 29. Oktober 1962
Besuchern zeigt er den Empfangsbereich, führt sie über die
knarrenden Treppen in das holzvertäfelte Besprechungszimmer.
träufelte sich eine Sekretärin des medizinisch-wissenschaftlichen
Leiters großzügig einen neuen Wirkstoff gegen Schnupfen in
Diese Geschichte war immer wieder von einem kreativen
die Nase – „Clonidin“ aus der Forschungsabteilung von Boehringer
Umgang mit Zufällen geprägt, berichtet der Leiter des Firmen­
Ingelheim.
archivs. Das gilt schon für das Meisterstück des jungen Albert
Boehringer im Jahr 1893. Seine Weinsäurefabrik in Nieder-­
Damals waren solche Selbstversuche üblich. Die Probandin
Ingelheim brachte damals wenig ein. Er suchte also fieberhaft
atmete nicht nur tief durch, sie fiel auch in einen Tiefschlaf. Mit
nach neuen Produkten, wollte mithilfe von Schimmelpilzen
äußerst schwacher Pulsfrequenz und sehr niedrigem Blutdruck
Zitronensäure herstellen. Sein Experiment misslang. Weil die
schlief sie 24 Stunden lang. Die Forschungsleiter von Boehringer
Holzbottiche nicht steril waren, verdrängten Bakterien die Pilze
Ingelheim waren überrascht. Weitere Experimente bestätigten,
und ließen übelriechende Milchsäure zurück.
was sich bei Versuchstieren zuvor nie gezeigt hatte: Durch Zufall
hatten die Wissenschaftler ein ausgesprochen wirksames Mittel
Albert Boehringer ließ sich davon nicht entmutigen. Viel-
zur Senkung des Blutdrucks entdeckt. In Tablettenform erwies
mehr war sein Ehrgeiz geweckt. „Er war hartnäckig, vielleicht
sich der Wirkstoff, der später catapresan® hieß, als Geschenk –
auch ein wenig stur“, erzählt Siebler. „Aber er erkannte seine
für Patienten und für das Unternehmen.
Chance und nutzte sie.“ Albert Boehringer überzeugte Gerbereien,
Lebensmittelhersteller und Arzneimittelfirmen vom praktischen
„Patienten und Ärzte haben catapresan® bis in die
Nutzen der Milchsäure und schuf so überhaupt erst einen
1980er Jahre stark nachgefragt“, erklärt Dr. Michael Siebler. „Das
Markt dafür. Boehringer Ingelheim produzierte sie bald in indus-
ist ein gutes Beispiel, welche Rolle der Zufall für die Geschicke
triellem Maßstab. Den Zufall als Chance zu erkennen, das
46
Das Blutdruckmittel
catapresan® entpuppte
sich als Geschenk für
Patienten und für das
Unternehmen.
Das erste Patent wurde 1895
für Backpulver erteilt. Die
Originalurkunde ist in der
Gründervilla archiviert.
erwies sich als richtig und als ausgesprochen lukrativ. „Zum ersten
bot eine kleine österreichische Firma Boehringer Ingelheim die
Mal verdiente das Unternehmen richtig Geld“, berichtet Siebler.
Lizenzen für einen „Adrenalinersatz“ an. Adrenalin galt als
instabil und schwer zu kontrollieren, deshalb hatten die Öster-
Mit weitreichenden Folgen: Nun verfügte Albert Boehringer
reicher bis dahin keinen Abnehmer gefunden. Doch der da­malige
über ausreichend finanzielle Mittel, um in die Produktion von
medizinische Leiter bei Boehringer Ingelheim, Ernst Oppen­
Alkaloiden einzusteigen, und er konnte sich darüber hinaus noch
heimer, spürte, dass Entwicklungspotenzial in dem Präparat
besser um die sozialen Belange seiner Mitarbeiter kümmern.
steckte. Sehr zum Spott der Branche kaufte er die Lizenzen.
„Ohne den Zufall mit der Milchsäure gäbe es das Unternehmen
heute vielleicht gar nicht mehr“, sagt Siebler. „Jedenfalls nicht
so, wie wir es kennen.“
Bald schon stellte sich heraus, dass sympatol® viel besser
war als gedacht. Es wirkte schwächer als natürliches Adrenalin,
dafür hielt die Wirkung länger an. „Oppenheimer bekam
Auch prägte Albert Boehringers Umgang mit der unver­
dieses Präparat zufällig angeboten. Dass er es kaufte, war aber ein
hofften Entdeckung vermutlich die Strategie einiger seiner Mit­ar­
äußerst weitreichender Entschluss“, beschreibt Siebler die
beiter und späterer Forschergenerationen im Unternehmen,
­abenteuerliche Geschichte. „Es spricht sehr für die Unterneh­
meint Siebler: „Eine unerwartete Reaktion musste nicht unbe-
mens­kultur, dass man ihn das tun ließ.“ Der Lohn: sympatol®
dingt gleich als Unfall betrachtet werden. Dafür aber musste der
wurde in den 1930er Jahren zum bedeutendsten Produkt
richtige Mitarbeiter am rechten Platz sein, der die Chance im
des Unternehmens, es markierte den Einstieg in die Therapie von
zufällig Entdeckten erkennen und versuchen konnte, etwas daraus
Herz-Kreislauf-­Erkrankungen.
zu machen. Dazu aber bedurfte es und bedarf es bis heute in
besonderem Maße der wissenschaftlichen Erfahrung, fundierter
Kenntnisse und der Intuition.“
Die Arbeit an den Adrenalin-Abkömmlingen war für
Boehringer Ingelheim gleichzeitig der Beginn der modernen, syste­
matischen Wirkstoffforschung, des so genannten ­„High-­
Mehr als einmal waren es zufällig entdeckte Substanzen,
die Boehringer Ingelheim voranbrachten – wie sympatol®: 1927
Throughput-Screenings“. Inzwischen testen Laborautomaten
jeden Tag zehntausende von Substanzen an standardisierten
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim47
UNTERSCHIEDE LEBEN UNABHÄNGIG „Die Forschung nach neuen
bio­logischen Wirkstoffen ist sehr
zielgerichtet. Gute Strategie und
­Planung helfen dabei, Gelegen­heiten
zu erkennen, und ­erhöhen die
Wahrscheinlichkeit für den Erfolg.“
sogenannten Targetproteinen, an die Wirkstoffe andocken können,
weiß Dr. Rachel Kroe-Barrett aus Erfahrung. Die amerikanische
bis eine der Varianten einen Effekt zeigt. Auf der Basis eines
Biochemikerin arbeitet seit fast zehn Jahren in der Arzneimittel-
­solchen „Hits“ forschen die Arzneimittelentwickler dann weiter,
forschung bei Boehringer Ingelheim in den USA. Sie ist seit
um die statistische Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, etwas
ihrem Studium von der Arbeit mit biologischen Stoffen wie
Neues zu entdecken.
Proteinen fasziniert – und so gehörte sie 2006 zu den ersten
Wissen­schaftlern, die für Boehringer Ingelheim in einem
Selbst in einer derart systematischen, kontrollierten
Forschung passiert immer wieder Unerwartetes. Etwa wenn sich
kleinen Team neue biologische Wirkstoffe (new biological entities,
NBEs) ­erforschen sollten.
herausstellt, dass das Anti-HIV-Medikament viramune® sich
auch dafür eignet, Kinder Aids-kranker Mütter bei der Geburt vor
Im Gegensatz zu klassischen Arzneimitteln wie sympatol®,
einer Infektion zu schützen 1 – oder wenn sich bei Nintedanib,
dessen Wirkstoffmolekül aus gerade einmal 15 Atomen
dem Wirkstoff gegen Krebs, ergibt, dass er auch bei der Behand-
besteht, sind damit Großmoleküle wie Proteine gemeint, die aus
lung der idiopathischen Lungenfibrose (IPF) wirksam ist. „So
mehr als 25.000 Atomen zusammengesetzt sind. NBEs wie
ergeben sich manchmal neue Indikationen erst auf den zweiten
beispielsweise Antikörper haben zwar Nachteile – sie lassen
oder dritten Blick und auch nur dann, wenn Wissen­schaft­ler
sich nicht in Tablettenform schlucken, da sie sonst im Magen
die richtigen Fragen stellen“, erklärt Siebler.
verdaut und dadurch wirkungslos würden. Man muss sie inji­
zieren. Doch ihre Entwicklung läuft dafür deutlich zielgerichteter
Forschung zu neuen biologischen Wirkstoffen
Die Suche nach neuen kleinen Molekülen in der klassischen
Arzneimittelforschung ist mühsam. „Hits sind extrem selten“,
1
Aufgrund geänderter wissenschaftlicher Standards wird der Wirkstoff Nevirapin
(viramune®) alleine nicht mehr als Behandlungsoption für diese Indikation empfohlen.
48
und strategischer ab.
Das hat mit der Eigenschaft von NBEs zu tun, erklärt
Rachel Kroe-Barrett, inzwischen Leiterin Biotherapeutics am
NBE-­Forschungszentrum von Boehringer Ingelheim in Ridge­field im US-Bundesstaat Connecticut, wo sie ein Team von
„Wir versuchen, uns so wenig wie
möglich auf den Zufall zu verlassen.“
Das High-Throughput-Screening
markierte den Beginn der modernen
systematischen Arzneimittel­forschung.
25 Wissenschaftlern leitet. „Es beginnt mit einem ganz bestimmten
möglich auf den Zufall zu verlassen“, sagt Kroe-Barrett. Die
Protein, von dem wir wissen, dass es Schaden oder Krankheit
Schritte auf dem Weg vom Targetprotein zum passenden, opti-
verursacht“, erklärt Kroe-Barrett. Dann iso­lieren die Forscher
mierten Antikörper sind klar vorgezeichnet. Die Biochemikerin
dieses Protein und verabreichen es Versuchstieren, die daraufhin
und ihre Kollegen haben die Abläufe perfektioniert. Dennoch
Antikörper gegen den Eindringling bilden. „Wir erhalten eine
bleibt jedem Forscher genügend Freiraum, Dinge anders zu
Reihe von Antikörpervarianten“, sagt Kroe-Barrett. Diese werden
machen und Neues auszuprobieren.
nun nacheinander im Reagenzglas am Protein getestet.
„Innovationen bleiben nur dann möglich, wenn man immer
Dieser Schritt gleicht dem „High-Throughput-Screening“
wieder auch etwas Unvorhergesehenes zulässt“, so Kroe-
der klassischen Arzneimittelforschung – nur, dass NBE-Forscher
Barrett. „Das heißt, dass Wissenschaftler auf das Unerwartete
nicht Millionen von Varianten durchtesten, sondern bloß
vorbereitet sein müssen, um die Gelegenheit ergreifen zu
einige Zehntausend. „Wir wissen schon sehr viel früher, was wir
können, wenn es darauf ankommt.“ Denn selbst in einer hoch­
suchen“, berichtet Kroe-Barrett. Sind die besten Antikörper
technisierten, strukturierten Forschungsabteilung des 21. Jahr-
ausgewählt, gehen sie und ihre Kollegen aus dem Forschungs­
hunderts hilft der Zufall Kroe-Barrett und ihrem Team immer
zentrum daran, deren Aminosäuresequenz so zu verändern, dass
wieder auf die Sprünge: Als die Forscher nach einem Antikörper
der mensch­liche Körper sie akzeptiert. Mit dieser Strategie
gegen rheumatoide Arthritis suchten – eine chronische,
hat das Team bereits zur Entwicklung von drei Antikörpern beige-
ent­zündliche Erkrankung, die hauptsächlich die Gelenke betrifft –
tragen, darunter das Gegenmittel zum Gerinnungshemmer
hat die eingesetzte Screening-Strategie es ermöglicht, den
pradaxa®, das bereits in den USA und in Europa bei den Behörden
passenden Antikörper schon nach 20 Tests zu finden: „Der
zur Zulassung eingereicht ist.
Zufall hat hier definitiv eine Rolle dabei gespielt, den Erfolg zu
beschleunigen, aber gute Planung ist alles.“ „Angesichts der heutigen Wettbewerbsorientierung
–
und des Kostenbewusstseins versuchen wir, uns so wenig wie
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim49
50
KONZERNLAGEBERICHT
KONZERNLAGEBERICHT 2014
Grundlagen des Konzerns
52
Wirtschaftsbericht62
Nachtragsbericht68
Chancen- und Risikobericht
68
Prognosebericht71
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim51
K O N Z E R N L A G E B E R I C H T G run d lagen d e s K onzern s KONZERNLAGEBERICHT 2014
GRUNDLAGEN DES KONZERNS
Geschäftsmodell des Konzerns
Boehringer Ingelheim ist ein 1885 gegründetes Familien­
In der Selbstmedikation gehören die Medikamente
unternehmen mit Hauptsitz in Ingelheim, Deutschland,
mucosolvan®, buscopan®, dulcolax® und pharmaton®
ausgerichtet auf die Erforschung und Entwicklung, die
­zu den am Umsatz gemessen bedeutendsten Produkten.
Produktion sowie den Vertrieb von innovativen Arznei­
mitteln, die zur Verbesserung von Gesundheit und Lebens­
Darüber hinaus zählt Boehringer Ingelheim zu den welt­
qualität beitragen und einen hohen therapeutischen
weit größten Anbietern von Tierarzneimitteln. ­Das umsatz­
­Fortschritt mit sich bringen. Mit 146 verbundenen Unter­
stärkste Produkt in der Tiermedizin ist der Schwei­ne­
nehmen und rund 47.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbei­
impf­stoff ingelvac circoflex®, der gegen das porzine
tern erzielte der Unternehmensverband im Jahr 2014
Circovirus Typ 2 eingesetzt wird.
einen Umsatz von 13,3 Milliarden EUR und gehört damit
zu den 20 weltweit führenden Pharma­unternehmen.
Ein weiteres wichtiges Wachstumsfeld für Boehringer
Boehringer Ingelheim ist in den Geschäftsbereichen ver­
Ingelheim stellt der Geschäftsbereich Biopharmazeutika
schreibungspflichtige Medikamente, Selbstmedikation, Tier­
gesundheit, Biopharmazeutika und Industriekunden tätig.
Umsatzerlöse nach Geschäften (in Mio. EUR)
Den Schwerpunkt der Aktivitäten von Boehringer Ingel­
heim bildet das Geschäft mit verschreibungspflichtigen
Medikamenten in den Therapiegebieten Atemwegserkran­
kungen, kardiovaskuläre Erkrankungen, Stoffwechsel­
Verschreibungspflichtige Medikamente
10.101
10.891
2014
2013
erkrankungen, Onkologie, Erkrankungen des zentralen
Nervensystems und Immunologie. Wie schon in den
­vergangenen Jahren war auch im Jahr 2014 spiriva® das
umsatzstärkste Produkt, welches zur Behandlung der
Selbstmedikation
1.437
1.473
2014
2013
chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung (COPD)
eingesetzt wird. Auch das seit über 15 Jahren etablierte
Produkt micardis®, ein Medikament gegen Bluthoch­
druck, und pradaxa® zur Schlaganfallprävention und bei
Tiergesundheit
1.130
1.070
2014
2013
­Patienten mit Vorhofflimmern sowie zur Prävention und
Therapie von thromboembo­lischen Erkrankungen tragen
einen großen Anteil am Unternehmens­erfolg. Das auf
dem Wachstumspfad befindliche Medikament trajenta®
Biopharmazeutika
2014
2013
501
449
zur Behandlung des Typ-2-­Diabetes unterstützt ebenso
die Entwicklung von Boehringer Ingelheim.
Industriekunden und sonstige Erlöse
2014
2013
52
148
182
Forschung & Entwicklung (F & E)
Umsatzerlöse nach Regionen (in Mio. EUR)
Aufbauend auf dem Unternehmensleitbild verfolgt
Boehringer Ingelheim das primäre Ziel, innovative Medi­
kamente und Therapien für Krankheiten zu ent­wickeln,
die bislang noch nicht zufriedenstellend behandelt werden
können. Wir sind bestrebt, in Bereichen mit hohem thera­
Europa
4.081
4.267
2014
2013
peutischem Bedarf einen wichtigen ­Beitrag zu leisten und
in bedeutenden Indikations­gebieten eine führende Stel­
lung einzunehmen.
Amerika
5.937
6.411
2014
2013
Asien,
­Australien,
Afrika
(AAA)
3.299
2014
3.387
2013
Zur Erreichung dieses Ziels werden strategisch wichtige
Technologien verwendet. Hierzu nutzt Boehringer Ingelheim
ein globales Netzwerk, das aus akademischen Gruppen,
öffent­lichen Forschungseinrichtungen und insbesondere
Biotech-Unternehmen besteht. Darüber hinaus erweitern
dar. Dieser Geschäftsbereich ist auf die Entwicklung von
wir unser Produktportfolio durch Kooperationsvereinba­
Biosimilars und das Auftragsfertigungsgeschäft ausgerich­
rungen und gezielte Einlizenzierungen von Techno­logien
tet. Boehringer Ingelheim ist ­ein weltweit führender Auf­
und Produkten. So hat Boehringer Ingelheim beispiels­
tragshersteller von Biopharmazeutika.
weise im abgelaufenen Geschäftsjahr mit dem Unterneh­
men CureVac eine Kooperation zur Entwicklung einer
Den Umsatz erwirtschaftete Boehringer Ingelheim auch
Immuntherapie gegen Lungenkrebs gestartet.
2014 größtenteils in den Regionen Amerika (44 %) und
Europa (31 %). Die Erlöse innerhalb der Region Asien / Aus­
Die erfolgreichen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten
tralien / Afrika (AAA) nehmen jedoch eine immer größere
von Boehringer Ingelheim sowie unsere innovative Leis­
Bedeutung ein. 2014 entfielen bereits 25 % der Umsätze
tungsfähigkeit waren in den vergangenen Jahren die Basis
auf die Region AAA. In den drei umsatzstärksten Ländern
der positiven wirtschaftlichen Entwicklung des Unterneh­
USA, Japan und Deutschland wurden im abgelaufenen Jahr
mensverbandes. Auch in Zukunft kommt der eigenen For­
55 % der Erlöse erzielt.
schung und Entwicklung, ergänzt durch externe Koope­
rationen und Partnerschaften, höchste Priorität zu. Ein
Ziel von Boehringer Ingelheim ist es, die Weiterentwicklung
Beispiel für diese Strategie ist das im Dezember 2014 ein­
des bestehenden Produkt­portfolios auch in Zukunft durch
geweihte Technikum in Biberach. In der Pilotanlage wer­
organisches Wachstum in Kooperation mit einem Netz­
den zukünftig neuentwickelte Wirkstoffe hergestellt, die
werk externer Partner voranzutreiben. Hierzu betreibt
für klinische Studien benötigt werden. Die Investitionen
Boehringer Ingelheim große Forschungs- und Entwick­
beliefen sich auf rund 50 Mio. EUR.
lungszentren in Biberach, Hannover und Ingelheim
(Deutschland), Ridgefield und St.Joseph (USA) sowie in
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2014 beschäftigten wir
Wien (Österreich), unterstützt durch zwei kleinere Stand­
an unseren F&E-Standorten durchschnittlich 8.104 Mit­
orte in Kobe (Japan) und Mailand (Italien).
arbeiter. Insgesamt wurden knapp 2,7 Mrd. EUR in die
Erforschung und Entwicklung neuer Arzneimittel inves­
tiert. Dies ­entspricht einem Anteil am Konzernumsatz
von 19,9 % und somit, wie prognostiziert, dem Niveau
des ­Vorjahres.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim53
K O N Z E R N L A G E B E R I C H T G run d lagen d e s K onzern s Forschung und Entwicklung
2014
2013
2012
2011
2010
Aufwendungen gesamt in Mio. EUR
2.654
2.743
2.795
2.516
2.453
19,9
19,5
19,0
19,1
19,5
Aufwendungen für verschreibungspflichtige Medikamente in Mio. EUR
2.333
2.444
2.563
2.372
2.306
– in % der Umsatzerlöse mit verschreibungspflichtigen Medikamenten
23,1
22,4
22,5
23,5
23,8
8.104
7.741
7.492
7.159
7.093
78
114
139
112
83
– in % der Umsatzerlöse
Durchschnittliche Anzahl der Mitarbeiter
Sachanlageinvestitionen in Mio. EUR (ohne Investitionen in Infrastruktur)
Humanpharmazeutika
Verbesserung der Lungenfunktion führen, wird die Wirk­
Boehringer Ingelheim betrieb im Jahr 2014 Forschung
samkeit und Sicherheit der Fixdosiskombination aus
und Entwicklung im Bereich der verschreibungspflichtigen
Tiotropium und Olodaterol im respimat® im Rahmen
Medikamente sowie Selbstmedikation an Standorten in
des klinischen Phase-III-Studienprogramms TOviTO™
den USA, in Deutschland, Österreich, Italien sowie Japan.
geprüft. Wichtige erste Daten aus diesem Studienpro­
Im vergangenen Jahr konnten überdurchschnittlich viele
gramm wurden 2014 veröffentlicht. Die Ergebnisse der
Registrierungen neuer Produkte erzielt bzw. eingereicht
6-wöchigen VIVACITO™-Studie zeigen eine signifikante
werden. Der Schwerpunkt unserer Forschung lag 2014 auf
Verbesserung der Lungenfunktion (FEV1-Wert) bei
den folgenden Indikationsgebieten:
COPD-Patienten durch die Kombination von Tiotropium
und Olodaterol im respimat® verglichen mit den je­wei­
• Atemwegserkrankungen
ligen Monotherapien Tiotropium oder Olodaterol sowie
• Kardiometabolische Erkrankungen (Herz-Kreis­lauf-
Placebo. Die Studien­ergebnisse der zentralen 52-wöchigen
und Stoffwechselerkrankungen)
TONADO™-1&2-Phase-III-Studien zeigen eine zusätz­
• Onkologie
liche Verbesserung von Lungenfunktion und Lebensqua­
• Erkrankungen des zentralen Nervensystems
lität durch Tiotropium und Olodaterol im respimat® gegen­
• Immunologie
über den Einzelwirkstoffen. Darüber hinaus untersuchten
die ANHELTO™-1&2 Studien die Wirksamkeit und Sicher­
Die Aufwendungen für F&E im Geschäftsfeld der ver­
heit der Kombinationstherapie aus spiriva® ­h andihaler®
schreibungspflichtigen Medikamente entsprachen 23,1 %
(18 µg einmal täglich) mit striverdi® ­respimat® (5 µg
der dort erzielten Erlöse.
einmal täglich) im Vergleich zu spiriva® handihaler®
(18 µg einmal täglich) kombiniert mit Placebo (Respimat®).
Boehringer Ingelheim hat eine lange Tradition in der medi­
Die 2014 vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass eine
kamentösen Behandlung von Atemwegserkrankungen.
Kombinationstherapie aus spiriva® handihaler® und
Seit über 90 Jahren entwickeln wir innovative Produkte
­striverdi® respimat® Patienten mit COPD helfen kann,
für verschiedene Erkrankungen der Lunge mit relevantem
leichter zu atmen und ihren Alltag besser zu bewältigen. Nutzen für Patienten. Neben spiriva® (Tiotropium), der
am häufigsten verschriebenen Dauertherapie der chronisch
Trotz verfügbarer Therapieoptionen ist fast jeder zweite
obstruktiven Atemwegserkrankung (COPD) weltweit, hat
Patient mit Asthma bronchiale weiterhin symptomatisch.
das Unternehmen weitere Produkte im Markt sowie in der
spiriva® respimat® ist nach mehr als zehn Jahren der
klinischen Entwicklung.
erste neue Wirk­ansatz in der inhalativen Asthmatherapie.
Das umfangreiche klinische Phase-III-Studienprogramm
Da für viele schwerkranke Patienten mit COPD die Thera­
UniTinA-asthma® untersucht die Wirksamkeit und
pien mit Einzelsubstanzen nicht zu einer ausreichenden
Sicherheit von spiriva® respimat® bei symptomatischen
54
Asthma-­Patienten aller Schweregrade. Neue Phase-III-­
darunter 95 Patienten aus 17 Zentren in Deutschland.
Studien des Studienprogramms zeigten, dass die einmal
Zentrale Ergebnisse der INPULSIS®-1- und INPULSIS®-­2-
tägliche Gabe von Tiotropium im respimat® bei Patienten
Studien zeigen, dass Nintedanib die jährliche Abnahme
aller Asthma-Schweregrade wirksam ist und von diesen
der Lungenfunktion etwa um die Hälfte reduziert und das
gut toleriert wird.
Risiko adjudizierter, akuter Exazerbationen um 68 % senkt.
Darüber hinaus zeigten weitere Ergebnisse aus den klini­
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt von Boehringer
schen Phase-III-Studien PrimoTinA-asthma®, dass
­Ingelheim ist das Feld der kardiovaskulären Erkrankungen.
­spiriva® respimat® als Zusatztherapie zur ICS-/LABA-­
2014 erhielt pradaxa® (Dabigatranetexilat) neue Zulas­
Dauertherapie (inhala­tives Kortikosteroid/langwirksamer
sungen für die Behandlung und Sekundärprävention von
Beta-2-­Agonist) Asthmasymptome signifikant verbes­
tiefen Venenthrombosen und Lungenembolien, unter
sert – die Wahrscheinlichkeit für eine Verbesserung der
anderem von der amerikanischen Gesundheitsbehörde
Asthmakontrolle erhöhte sich um 68 %. Die Ergebnisse
(Food and Drug Administration, FDA) und der Europäi­
untermauern die Evidenz aus den bisherigen Schlüssel-­
schen Arzneimittelagentur (European Medicines Agency,
Phase-III-Studien. Diese haben gezeigt, dass Tiotropium
EMA). Inzwischen ist das Medikament in dieser neuen
im respimat® gut vertragen wird und das Sicherheits­
Indikation in über 45 Ländern weltweit zugelassen, wei­
profil mit dem von Placebo vergleichbar ist. In diesem
tere Zulassungen werden für 2015 erwartet.
Programm wurden erwachsene Asthmapatienten unter­
sucht, die unter einer Therapie mit mindestens ICS oder
In der Schlaganfallprävention bei Vorhofflimmern (VHF)
ICS/LABA weiterhin Symptome zeigten. Erste Daten der
gab es zahlreiche neue Daten: Beispielsweise analysierte
52-wöchigen Phase-III-Studie CADEN TinA-­asthma® mit
die FDA den klinischen Alltagseinsatz von pradaxa® in
Patienten in Japan wurden ebenfalls 2014 präsentiert. Sie
den USA anhand der Daten von 134.000 Patienten aus der
zeigten, dass die Therapie mit s­ piriva® ­respimat® bei
Medicare Datenbank. Die Ergebnisse dieser Analyse zeigen
erwachsenen Patienten mit ­Asthma, die trotz Therapie mit
eine bemerkenswerte Konsistenz mit den Erkenntnissen
mindestens ICS oder ICS/LABA weiterhin Symptome
der RE-LY® Studie, die das positive Wirksamkeits-­
zeigten, die Lungenfunktion verbessert. Das Sicherheits­
Sicherheits-­Profil von pradaxa® in der Schlaganfall­
profil war mit der Placebotherapie vergleichbar.
prävention bei VHF ursprünglich etabliert hatte. Auch die
Ergebnisse von zwei weiteren Studien aus dem klinischen
Die Idiopathische Lungenfibrose (IPF) ist eine seltene, stark
Alltagseinsatz, die vom Walter Reed National Military
beeinträchtigende und in der Regel tödlich verlaufende
Medical Center und dem Brigham and Women’s Hospital
Lungenerkrankung. Die ersten Ergebnisse der wichtigen
durchgeführt wurden, waren konsistent mit den Erkennt­
Zulassungsstudien INPULSIS® wurden im Rahmen des
nissen von RE-LY®.
größten amerikanischen Atemwegskongresses der Ame­
rican Thoratic Society (ATS) 2014 präsentiert.
Als Teil des Engagements für Patienten und weitere The­
rapieoptionen hat Boehringer Ingelheim im Jahr 2014 ­das
Die beiden globalen klinischen Phase-III-INPULSIS®-­
klinische RE-VOLUTION®-Studienprogramm weiter aus­
Studien wurden doppelblind, randomisiert und placebo­
gebaut: Die RE-CIRCUIT™-, die RE-DUAL PCI™- und die
kontrolliert mit einer Behandlungsdauer von 52 Wochen
RE-SPECT ESUS™-Studien werden Dabigatran in ver­
durchgeführt. Die Studien evaluierten oral verabreichtes
schiedenen Indikationen untersuchen. Mitte 2014 startete
Nintedanib (150 mg zweimal täglich, je eine Kapsel) bezüg­
zudem die RE-VERSE ADTM-Studie, in der Idarucizumab,
lich seines Einflusses auf die forcierte Vitalkapazität (FVC)
das spezifische Gegenmittel für Dabigatran, im klinischen
bei IPF-Patienten. 1.066 Patienten aus 24 Ländern wurden
Einsatz bei Patienten untersucht wird, die pradaxa®
in die Phase-III-INPULSIS®-Studien eingeschlossen –
­einnehmen.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim55
K O N Z E R N L A G E B E R I C H T G run d lagen d e s K onzern s Im Indikationsgebiet der Stoffwechselerkrankungen liegt
In zwei unabhängigen Phase-III-Studien (LUX-Lung 3
der Schwerpunkt der Forschung und Entwicklung auf
und LUX-Lung 6) konnte gezeigt werden, dass Patienten,
Wirkstoffen zur Behandlung von Diabetes. Zusammen mit
deren Tumoren die häufigste EGFR-Mutation aufweisen
unserem Allianzpartner Eli Lilly and Company setzen wir
(Deletion im Exon 19; Del19), über ein Jahr länger lebten,
Studien fort, um das Sicherheits- und Verträglichkeits­
wenn sie giotrif®/gilotrif® (Afatinib, Markenname
profil unserer oralen blutzuckersenkenden Wirkstoffe
gilotrif® in den USA) statt Chemotherapie erhielten.
Empagliflozin (jardiance®) und Linagliptin (trajenta®,
Das Gesamtüberleben war ein sekundärer Endpunkt dieser
jentadueto® in Kombination mit Metformin) zu unter­
Studien. giotrif®/gilotrif® ist der erste und einzige
suchen. Die Ergebnisse mehrerer klinischer Phase-III-­
EGFR-spezifische Wirkstoff, der bei Patienten mit nicht-­
Studien zu Empagliflozin, einem Hemmer des Natrium-­
kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) eine Verlängerung
Cotransporters 2 (SGLT2), wurden 2014 veröffentlicht.
des Gesamtüberlebens gezeigt hat. giotrif®/gilotrif®
Diese zeigten, dass Empagliflozin in Kombination mit
ist in mehr als 50 Ländern weltweit für ­Patienten mit
anderen Medikamenten zur Behandlung des Diabetes Typ
dieser Indikation zugelassen.
2, einschließlich Insulin, den Blutzucker, das Körperge­
wicht und den Blutdruck senkt. ­Verglichen mit dem weit
Im Therapiegebiet der Erkrankungen des Zentralnerven­
verbreiteten Antidiabetikum Glimepirid zeigt jardiance®
systems (ZNS) werden derzeit verschiedene Substanzen
nach 2 Jahren eine stärkere Verringerung des Blutzu­
als mögliche Therapien für Schizophrenie oder die Alz­
ckers, verbunden mit einer Gewichtsabnahme, gegenüber
heimer‘sche Erkrankung klinisch untersucht. Mit diesen
Gewichts­zunahme und signifikant mehr Unterzuckerungen
Indikationen hat man bereits die klinische Prüfphase II
unter Glimepirid. In 2015 werden wir die Ergebnisse der
erreicht, während weitere Substanzen in zusätzlichen
Studie EMPA REG OUTCOME™ mit jardiance® als erste
Indikationen folgen werden. Besonderes Augenmerk
kardiovaskuläre Endpunktstudie eines SGLT2- Hemmers
legen die ZNS-Forscher darauf, die Verschaltungen im
vorlegen. Für die in der klinischen Prüfung befindliche
Gehirn und die entsprechenden physiologischen Mecha­
Kombinationstablette aus Empagliflozin und Linagliptin
nismen zu entschlüsseln, um letztlich effektive und neu­
haben wir im Rahmen wichtiger Kongresse erste Studien­
artige Behandlungsoptionen für die sogenannten neu­
daten präsentiert. Diese zeigen eine klinisch bedeutsame
ropsychiatrischen Erkrankungen zu entwickeln. Auch in
und langanhaltende Senkung des Blutzuckers bei Men­
anderen Bereichen der psychiatrischen Erkrankungen ist
schen mit Typ-2-Diabetes, die entweder nicht vorbehandelt
Boehringer Ingelheim aktiv, wie zum Beispiel bei behand­
oder bereits mit Metformin behandelt waren. Daten zu
lungsresistenten Depressionen.
klinischen Studien der Phase I und III für das neue
Insulin-­Glargin-Produkt, das Bestandteil unserer Allianz
Im Bereich Immunologie wurden im vergangen Jahr beim
mit Eli Lilly and Company ist, wurden 2014 ebenfalls erst­
Annual Meeting der American Academy of Dermatology
mals veröffentlicht. Die Daten zeigen ein vergleichbares
(AAD) vielversprechende Zwischenergebnisse einer
Sicherheits- und Wirksamkeitsprofil zum aktuell ver­
Phase-­II-Studie mit Patienten, die unter mittelschwerer
markteten Insulin Glargin.
bis schwerer Psoriasis leiden, präsentiert. Bereits für die
Analyse des primären Endpunkts der Studie nach zwölf
Im Indikationsgebiet Onkologie hat Boehringer Ingelheim
Therapiewochen wurde eine hohe Ansprechquote auf
die Forschung und Entwicklung seiner vermarkteten
Boehringer Ingelheims IL-23-Antikörper mit dem Code
­Produkte und Pipeline-Substanzen mit dem Ziel voran­
BI 655066 festgestellt. Mit BI 655066 konnte der Anteil
getrieben, neue Behandlungsoptionen zu entwickeln, die
der Patienten, die nach zwölf Wochen ein „fast normales
den Patienten einen therapeutischen Mehrwert bieten
Hautbild“ (den PASI 90 Status) zeigten, im Vergleich zum
und zu einer Verbesserung der Lebensqualität beitragen.
derzeitigen Therapiestandard Ustekinumab, verdoppelt
werden. Insgesamt hatten etwa 80 % der Patienten ein
56
mindestens „fast normales Hautbild“ nach zwölf Wochen
der erste zugelassene Impfstoff in Europa, der gegen
und zweimaliger Gabe der Substanz. PASI ist der klinische
beide Varianten des Virus (BVD-1 und BVD-2) schützt.
Koeffizient, mit dem die Ausdehnung und der Schwere­
Der Impf­stoff ist ebenfalls der erste Lebendimpfstoff
grad der Erkrankung ausgedrückt wird. Auch wenn diese
gegen diese Erkrankung, der auch trächtigen Tieren
klinischen Studienergebnisse noch durch weitere Studien­
gegeben werden kann.
daten und die korrespondierenden Phase-III-Ergebnisse
zu bestätigen sind, kommentierte die wissenschaftliche
In Europa wurden außerdem die Zulassungsdossiers für
Öffentlichkeit beim AAD diese Ergebnisse bereits als
zwei verbesserte Impfstoffe gegen PRRS (Porcine Respi­
außergewöhnlich.
ratory and Reproductive Syndrome) eingereicht. Weiterhin
erhielten zwei Salmonellose-Impfstoffe für Schweine
In der Selbstmedikation hat Boehringer Ingelheim 2014
(enterisol®) in den USA eine Zulassung für die zusätz­
weltweit 74 neue Marktzulassungen erhalten. Eine von
liche Indikation Salmonella choleraesius und erweitern
ihnen ist mucoangin® (Ambroxol) gegen Halsschmerzen
somit den Schutz gegen diese potenziellen Zoonosen.
in Sprayform, welches das Unternehmen in Europa auf
den Markt bringen wird. Das Spray wird zur Schmerzlin­
Biopharmazeutika
derung bei akuten Halsschmerzen angewendet.
Der Forschungsschwerpunkt von Boehringer Ingelheim
im Bereich Biopharmazeutika liegt primär auf der Erfor­
Tiergesundheit
schung und Entwicklung von Biosimilars. Nachdem 2013
In der Forschung und Entwicklung im Bereich der Tier­
die Phase-I-Studie für BI 695502 (Biosimilar zu avastin®)
gesundheit liegt der Fokus von Boehringer Ingelheim auf
fertiggestellt wurde, sind 2014 die Phase-I-Studien für
innovativen Impfstoffen primär zum Schutz von Nutz-
BI 695500 (Biosimilar zu rituxan®/mabthera®) an
und Haustieren sowie auf pharmazeutischen Produkten.
Patienten mit rheumatoider Arthritis und für BI 695501
An unseren Standorten in den USA, Deutschland, China,
schlossen worden. Die ersten Biosimilarprogramme sind
Mexiko, Japan, Dänemark, Indien und den Niederlanden
2014 mit einigen regulatorischen Interaktionen für
erforschen wir neue Wirkstoffe und entwickeln zukunfts­
Phase-­III-Studien vorangeschritten, um im Jahr 2015
orientierte therapeutische Lösungen. Da viele Impfstoffe
starten zu können.
(Biosimilar zu humira®) an gesunden Probanden abge­
auf lokalen Erregern bzw. Erregervarianten basieren, ist es
erforderlich, in allen wichtigen Marktregionen mit lokaler
Produktion
Forschung, Entwicklung und Produktion vertreten zu sein.
Humanpharmazeutika
Unser weltweites Produktionsnetzwerk im Human­pharma­
Weiterhin wurden im vergangenen Jahr ca. 11 Mio. EUR
geschäft bestand im Jahr 2014 aus 20 Produktionseinhei­
in den Ausbau bestehender Standorte sowie in den Neubau
ten in elf Ländern. Verteilt auf diese betreibt der Konzern
eines Zentrums für klinische Forschung in China inves­
zwölf pharmazeutische, drei chemische, vier biophar­
tiert. Die eingesetzten Mittel verdeutlichen das Ziel des
mazeutische Einheiten sowie einen medizintechnischen
Unternehmens, die Position in der Tiergesundheit nach­
Produktionsstandort. Die langjährige Erfahrung an unseren
haltig auszuabuen.
Produk­tionsstandorten ermöglicht uns eine zuverlässige
und qualitativ hochwertige Produktversorgung, sowohl
Im Jahr 2014 hat die Tiergesundheit von Boehringer
für konzerninterne Kunden als auch für Industriekunden.
Ingelheim global 85 Produktzulassungen erhalten. Im
Dezember 2014 erteilte z. B. die EU-Kommission die
Im Bereich Pharmaceutical and Chemical Manufacturing
Zulassung für bovela®, einen innovativen Rinderimpf­
(PCM) sind die chemischen und pharmazeutischen Produk­
stoff gegen die Bovine Virusdiarrhoe (BVD). bovela® ­ist
tionsstandorte zusammengefasst. Dieser Bereich bildet die
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim57
K O N Z E R N L A G E B E R I C H T G run d lagen d e s K onzern s Schnittstelle zwischen unseren Entwicklungsaktivitäten
verband und das Drittgeschäft her. Es erfolgte ein fließen­
und der Serienproduktion. Der Konzernbereich ist für die
der Übergang unserer Produkte zu internen oder externen
Einhaltung unserer hohen Qualitätsanforderungen bei
Lieferanten.
Produktneueinführungen sowie die technologisch und
prozessual anspruchsvolle Herstellung der innovativen
Des Weiteren konnte in der zweiten Jahreshälfte die Veräu­
Produkte über deren gesamten Lebenszyklus hinweg ver­
ßerung der Vermögensgegenstände von Bedford Labora­
antwortlich.
tories und des Standorts Ben Venue an die Hikma Pharma­
ceuticals PLC erfolgreich zu Ende geführt werden. Bedford
Gesteuert von der Abteilung Third Party Management
Laboratories, der Geschäftsbereich für generische Injektions­
(3PM) konzentriert sich unser Netzwerk von Auftragsher­
präparate von Ben Venue Inc. in den USA, arbeitete
stellern schwerpunktmäßig auf die GMP-konforme (Good
schwerpunktmäßig mit Akutkliniken, Einkaufsgemein­
Manufacturing Practice) Herstellung von Produkten, die
schaften und Krebsbehandlungszentren zusammen.
sich in einem fortgeschrittenen Stadium des Lebenszyklus
befinden.
Tiergesundheit
In der Tiergesundheit ist Boehringer Ingelheim mit einem
Im Juni des Geschäftsjahres gab Boehringer Ingelheim
Produktionsnetzwerk bestehend aus derzeit vier Stand­
bekannt, dass die US-amerikanische Arzneimittelzulas­
orten für die Impfstoffproduktion sowie einem Netzwerk
sungsbehörde FDA den Warning Letter aufgehoben hat,
von Auftragsherstellern für pharmazeutische Produkte
der 2013 im Anschluss an eine Inspektion der Produktion
vor allem in Nord- und Mittelamerika sowie Europa
am Ingelheimer Standort im Jahr 2012 ausgesprochen
aktiv. Mit dem neuen Werk in Taizhou, China, dessen Bau
worden war. Seit der Ausstellung des Warning Letters hatte
im Jahr 2014 weiter vorangetrieben wurde, wird das Pro­
Boehringer Ingelheim intensiv an der Optimierung der
duktionsnetzwerk zukünftig um einen Standort in Asien
Qualitätsmanagementsysteme und Compliance-Prozesse
erweitert. Als wesentlicher Bestandteil der Wachstums­
gearbeitet und durch entsprechende Maßnahmen die Auf­
strategie im Bereich Tiergesundheit wird sich dieser Stand­
hebung des Warning ­Letters erreicht. Auch zukünftig wer­
ort hauptsächlich auf die Herstellung von Impfstoffen
den wir kontinuierlich die Qualität unserer Prozesse ver­
gegen Schweine- und Geflügelkrankheiten für den chine­
bessern, um Patienten qualitativ hochwertige Produkte
sischen Markt konzentrieren.
zur Verfügung zu stellen.
Biopharmazeutika
Im vergangenen Jahr wurde mit der Erweiterung der
Die biopharmazeutischen Aktivitäten von Boehringer
respimat®-Produktion am Standort Dortmund begonnen,
Ingelheim an den Standorten Deutschland (Biberach),
in die Boehringer Ingelheim ins­gesamt mehr als 100 Mio.
Österreich (Wien), USA (Fremont) und China (Shanghai)
EUR investiert. Durch die Erhöhung der Produktionska­
umfassen die Herstellung eigener Marktprodukte
pazität des respimat® Soft Inhaler auf 44 Millionen Stück
(actilyse®, metalyse®, imukin® und beromun®), die
pro Jahr schaffen wir bis Ende 2015 etwa 100 neue
Entwicklung von Biosimilars sowie – in führender
Arbeitsplätze. Der respimat® Soft Inhaler ist ein treibgas­
Position – die Auftragsherstellung für Drittkunden. Das
freies Vernebelungsgerät, ­das als Standardapplikation für
Unternehmen deckt die komplette biopharmazeutische
unsere Atemwegsprodukte dient.
Wert­schöpfungskette von der genetischen Entwicklung
der Zelle über die Herstellung des Wirkstoffs und
Im Geschäftsjahr 2014 wurde der Produktionsstandort
Abfüllung des Fertig­arznei­mittels bis zur Marktein­
von Boehringer Ingelheim Chemicals Inc. im US-Bundes­
führung und globalen Marktversorgung ab. In 2014 ist
staat Virginia geschlossen. Das Unternehmen stellte dort
im Vergleich zum Vorjahr die Auslastung in den Pro­
pharmazeutische Wirkstoffe für den Unternehmens­
duktionsanlagen insgesamt angestiegen.
58
Der Aufbau unseres neuen Standortes in Shanghai für
2014 fortgesetzt, um einen entsprechenden Umweltschutz
verschiedene biopharmazeutische Entwicklungsdienst­
sicherzustellen. Aufgrund des technischen Fortschritts
leistungen für chinesische und internationale Kunden
können solche Problemstellungen heute mit höherer
ging auch im Jahr 2014 weiter voran. Der Bau der Labor­
Genauigkeit analysiert werden. Für die Umsetzung der
anlage zur klinischen Prüfmusterherstellung von biophar­
Maßnahmen ziehen wir Experten der Geochemie, Ökoto­
mazeutischen Arzneistoffen wurde 2014 erfolgreich abge­
xikologie und Inge­nieurwissenschaften beratend hinzu.
schlossen und bereits in Betrieb genommen.
Um unseren Beitrag zur Reduzierung der weltweiten CO2-­
Arbeits- und Umweltschutz
Emissionen zu leisten, haben wir uns das ehrgeizige Ziel
Der Schutz der Mitarbeiter, der Einrichtungen und der
gesetzt, bis zum Jahr 2020 unsere CO2-Emissionen um
Umwelt sowie der nachhaltige Umgang mit natürlichen
20 % gegenüber dem Stand von 2010 zu reduzieren. Um
Ressourcen und die Förderung des Umweltbewusstseins
dies zu erreichen, setzen wir den Fokus auf Energieein­
sind ein wesentlicher Grundstein unseres Unternehmens­
sparungen und Emissionsverminderung, fördern den Aus­
leitbildes und für Boehringer Ingelheim von zentraler
tausch von Know-how zwischen den Unternehmensstand­
Bedeutung. Die Beachtung gesellschaft­licher, sozialer und
orten und koordinieren Projekte auf internationaler Ebene.
ökologischer Aspekte ist seit vielen Jahren in unserer
Unternehmensphilosophie fest verankert. Das Unterneh­
Die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeiterinnen
men ist bestrebt, die natürlichen Ressourcen zu erhalten
und Mitarbeiter genießt höchste Priorität bei Boehringer
und das Umweltbewusstsein intern und extern nach­
Ingelheim. Dies spiegelt sich in unseren hohen weltweiten
drücklich zu fördern. Nur durch die Berücksichtigung
Sicherheitsstandards und Richtlinien sowie der Imple­
gesellschaftlicher und ökologischer Aspekte kann unser
mentierung unserer Sicherheitskultur wider. Die im Jahr
wirtschaftliches Handeln dauerhaft erfolgreich sein.
2010 gestartete konzernweite Initiative BI SAFE hat die
weitere Verringerung von Arbeitsunfällen zum Ziel und
Konzernweit hat unser Unternehmen seit Langem verbind­
wurde mittlerweile an fast allen internationalen Stand­
liche Standards in den Bereichen Umweltschutz, Gesundheit
orten gestartet. Um das hochgesteckte Ziel einer Accident
und Arbeitssicherheit etabliert. Die internen Richtlinien
Frequency Rate (AFR) von 1,6 Unfällen pro einer Million
reflek­tieren die jeweiligen länderspezifischen Auflagen und
geleisteter Arbeitsstunden zu erreichen, wurde der glo­
gehen in vielen Fällen deutlich über das gesetzlich vorge­
bale Maßnahmenschwerpunkt auf das menschliche Ver­
schriebene Maß hinaus.
halten gelegt. Im Rahmen dieser Initiative nehmen das
Management und die Mitarbeiter gleichermaßen Schlüssel­
Innerhalb von Boehringer Ingelheim ist der Bereich
rollen ein, indem sie aktiv Verantwortung für ihre eigene
In­frastructure, Safety, Environment and Engeneering (ISEE)
Sicherheit und die ihrer Kollegen übernehmen. Mit einer
für die Einführung und Überprüfung der internen Umwelt-
AFR von 1,8 im Jahr 2014 erreichten wir eine weitere
und Arbeitsschutzrichtlinien verantwortlich. Durch regel­
Verbesserung gegenüber dem Vorjahr (2,2).
mäßige Audits werden die Einhaltung unserer Standards
sowie der Status von Umweltschutz und Arbeitssicherheit
Arbeitnehmerberichterstattung
überprüft und darauf aufbauend kontinuierlich Verbesse­
Im Jahr 2014 waren in unserem Konzern weltweit
rungspotenziale identifiziert.
47.743 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.
Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Anstieg
Ein Beispiel für die stetige Verbesserung im Umweltschutz
von 0,5 %. Regional betrachtet wurde das Personal in
ist die im Jahr 2012 begonnene Überprüfung und Sanie­
Amerika reduziert, während in der Region Europa und
rung des Bodens auf und neben dem Werksgelände in Ingel­
AAA Personal aufgebaut wurde.
heim. Die umfangreichen Arbeiten hierzu wurden auch
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim59
K O N Z E R N L A G E B E R I C H T G run d lagen d e s K onzern s Durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter
nach Regionen
Es ist erklärtes Ziel unseres Unternehmens, die Attrakti­
2014
2013
Amerika
14.033
15.038
unsere derzeitigen und potenziellen Mitarbei­terinnen
Europa
23.771
22.905
und Mitarbeiter zu stärken. Der besondere Fokus lag 2014
9.939
9.549
47.743
47.492
Asien/Australien/Afrika (AAA)
vität von Boehringer Ingelheim als Top-Arbeit­geber für
auf der Gewinnung von Fach- und Führungskräften in
den Bereichen Produktion und Qualität. Im Zuge dessen
wurden unter anderem auch die Karriere­webseite und
Ein wichtiger Erfolgsfaktor für die positive Entwicklung
der Social-Media-Auftritt von Boehringer Ingelheim als
von Boehringer Ingelheim sind seine engagierten und
wichtige digitale Kanäle neu strukturiert.
zuverlässigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir
sehen uns daher in besonderem Maße der aktiven Weiter­
Boehringer Ingelheim wurde im Jahr 2014 mit verschie­
entwicklung und Förderung unserer Mitarbeiterinnen
denen Auszeichnungen geehrt. So verlieh der Führungs­
und Mitarbeiter verpflichtet, um für zukünftige Heraus­
kräfteverband „Chemie VAA“ dem Unternehmen den
forderungen bestmöglich gerüstet zu sein. Im Rahmen
Deutschen Chemie-Preis Köln 2014. Die Auszeichnung ist
einer ganzheitlichen Qualifizierung legen wir hierbei
ein Beleg für die vorbildliche und langfristig angelegte
nicht nur großen Wert auf den Erwerb fachlicher Fähig­
Personalarbeit von Boehringer Ingelheim. Des Weiteren
keiten, sondern ebenso auf die Förderung sozialer Kom­
erhielt unser Unternehmen für das Traineeprogramm
petenzen.
„DISCOVER“ das Gütesiegel „Karriereförderndes und
faires Trainee-Programm“.
Boehringer Ingelheim bietet neben einer wettbewerbs­
fähigen Vergütung auch zusätzliche Leistungen für die
Darüber hinaus bekam Boehringer Ingelheim im Januar
Belegschaft an. Diese reichen von verschiedenen Formen
in China und im März in Deutschland die Auszeichnung
der betrieblichen Altersversorgung über flexibles und
„Top-Arbeitgeber 2014“ verliehen. Dabei erhielten wir
mobiles Arbeiten bis hin zu zahlreichen gesundheitsför­
von den Auditoren des internationalen, unabhängigen
dernden und -erhaltenden Maßnahmen. Im Rahmen des
„Top Employers Institute“ Bestnoten in wichtigen Perso­
Talent Managements, das als wichtiger Bestandteil in
nalmanagementkriterien wie „Primäre Benefits“, „Sekun­
unserer Unternehmensstrategie fest verankert ist, unter­
däre Benefits“ und „Unternehmenskultur“. Das Gütesiegel
stützen wir den Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit unserer
ist ein Beweis für die hohe Attraktivität und Entwick­
Belegschaft, fördern ­Perspektivenvielfalt für innovatives
lungsmöglichkeiten in unserem Unternehmen sowohl für
Denken und Handeln und ermöglichen es unseren Mitar­
Beschäftigte als auch für potenzielle Mitarbeiterinnen
beiterinnen und Mit­arbeitern, ihre persönlichen Stärken zu
und Mitarbeiter.
entfalten und sich weiter­zuentwickeln.
Gesellschaftliche Verantwortung
Die Berufsausbildung hat für Boehringer Ingelheim seit
Für Boehringer Ingelheim ist die Übernahme sozialer und
jeher eine große Bedeutung. Indem wir jungen Menschen
gesellschaftlicher Verantwortung ein wichtiger Bestand­
eine berufliche Perspektive bieten, stellen wir uns unserer
teil der Unternehmenskultur. Im Rahmen von unter­
gesellschaftlichen Verantwortung. Gleichzeitig sichern
schiedlichsten Projekten nehmen wir unsere gesellschaft­
wir uns vor dem Hintergrund des demografischen Wan­
liche und soziale Verantwortung gegenüber unseren
dels talentierte und qualifizierte Nachwuchskräfte. Jähr­
Patientinnen und Patienten, Mitarbeiterinnen und Mit­
lich stellt Boehringer Ingelheim an den deutschen Stand­
arbeitern und deren Familien sowie hilfsbedürftigen
orten rund 240 Auszubildende in über 25 verschiedenen
Menschen in Ländern und Regionen, in denen wir unter­
naturwissenschaftlichen, technischen und kaufmännischen
nehmerisch tätig sind, wahr. Bei allen Aktivitäten des
Ausbildungsberufen ein.
Unternehmens stehen zudem der Schutz und Erhalt der
60
Umwelt im Fokus. Für das Engagement und das verant­
Unternehmen in Deutschland einen eigenen Aktions­plan
wortliche Handeln wurde Boehringer Ingelheim im Jahr
entwickelt, um die Ziele der UN-Behindertenrechtskon­
2014 vom Verband der chemischen Industrie mit dem
ventionen im Arbeitsumfeld realisieren zu können. Für
Responsible Care Award ausgezeichnet.
dieses Engagement erhielt Boehringer Ingelheim im Jahr
2014 mit der Auszeichnung des Bundesministeriums für
Ein wesentlicher Bestandteil unseres sozialen Engage­
Arbeit und Soziales eine staatliche Anerkennung.
ments ist die Initiative „Making More Health“ (MMH),
eine mittlerweile vierjährige Partnerschaft zwischen
Auch im letzten Jahr engagierte sich Boehringer Ingelheim
Boehringer Ingelheim und Ashoka, einer weltweit täti­
wieder im Rahmen der Aufklärungsinitiative „1 Mission
gen Non-Profit-Organisation. Ziel der Zusammenarbeit
1 Million – Herzenssache Schlaganfall“ und realisierte
ist es, die Gesundheit als wichtigen Bestandteil in den
verschiedene Projekte und Aufklärungsveranstaltungen.
Alltag von Menschen, ihren Familien und ihrem sozia­
In der im Jahr 2010 von Boehringer Ingelheim ins Leben
len Umfeld auf der ganzen Welt zu integrieren und viel­
gerufenen Initiative werden Projekte gefördert, die das
versprechende Ideen, die zu mehr Gesundheit führen,
Verständnis für Vorhofflimmern und das damit verbundene
zu identifizieren und zu unterstützen. Um dies zu er­rei­
Schlaganfallrisiko sowie die öffentliche Wahrnehmung
chen, setzt sich Making More Health für mittlerweile
verbessern sollen. Weltweit beteiligten sich über 40 unab­
mehr als 60 ausgewählte sozial orientierte Unternehmer
hängige Organisationen an der Aufklärungsinitiative. Im
(„Social Entrepreneurs“) ein, die mit innovativen Kon­
Rahmen der Initiative wurden, unterstützt von der Deut­
zepten weltweit wirkungsvolle Lösungen im Gesundheits­
schen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), Aufklärungs­
sektor anstreben.
veranstaltungen in 50 Städten durchgeführt.
Boehringer Ingelheim fördert auch das soziale Engagement
Boehringer Ingelheim fördert weiterhin seit vielen Jahren
innerhalb des Unternehmens. Für die MMH-Initia­tive
aktiv Forschung, Wissenschaft und Bildung. Durch lang­
engagieren sich mehr als 3.500 Mitarbeiterinnen und Mit­
fristige Partnerschaften mit akademischen Instituten wird
arbeiter von Boehringer Ingelheim in mehr als 30 Län­
der konsequenten Ausrichtung des Firmenverbandes auf
dern. Eine tragende Säule der Initiative ist das Personal­
Forschung und Entwicklung Ausdruck verliehen. Seit 2007
entwicklungsprogramm „Executive in Residence“ (EiR).
hat Boehringer Ingelheim beispielsweise 20 Forschungs­
Es gibt Nachwuchsführungs­kräften die Möglichkeit, Sozia­
projekte zu Infektionen mit dem porcinen Circovirus Typ 2
lunternehmer im Gesundheitsbereich für eine bestimmte
(PCV2) und damit zusammenhängenden Krankheiten
Zeit an ihren Projektstandorten zu unterstützen. Mit dem
mit finanziellen Mitteln von insgesamt 500.000 EUR
renommierten Preis Human Resources Excellence Award
unterstützt. Neben der Unterstützung und dem Sponsoring
wurde die erfolgreiche Um­setzung des EiR-Programms im
wissenschaftlicher Aktivitäten werden jährlich Wissen­
Rahmen von MMH in der Kategorie Führungskräfteent­
schaftler im Bereich der Neurowissenschaft mit dem
wicklung ausgezeichnet.
Boehringer Ingelheim FENS Research Award oder in der
Forschung zu biologisch aktiven Substanzen und Systemen
Durch die Einbeziehung von unterschiedlichen Erfah­
mit dem Heinrich-Wieland-Preis der Boehringer Ingelheim
rungen, kulturellen Hintergründen und Persönlichkeiten
Stiftung ausgezeichnet.
schafft Boehringer Ingelheim eine Offenheit für vielfäl­
tige Denkweisen und Meinungen und kann seinem Motto
“Value through Innovation” gerecht werden. Eine für
Vielfalt offene und Unterschiede einbeziehende Arbeits­
umgebung zu schaffen, ist ein Grundpfeiler der Unterneh­
menskultur. Das Unternehmen hat beispielsweise als erstes
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim61
K O N Z E R N L A G E B E R I C H T W irt s cha f t s bericht WIRTSCHAFTSBERICHT
marktentwicklung, auf der anderen Seite bremste eine
schwache wirtschaftliche Entwicklung innerhalb des
Rahmenbedingungen
Euroraums.
Im Kalenderjahr 2014 ist die konjunkturelle Entwicklung
der Weltwirtschaft mit einer Wachstumsrate von 2,6 %
Mit Blick auf das Jahr 2015 ist davon auszugehen, dass
gegenüber dem Vorjahr gestiegen und blieb damit leicht
sich an der zurückhaltenden wirtschaftlichen Entwicklung
hinter den Erwartungen zurück. Hintergrund der Ent­
in Deutschland wenig ändern wird. Erwartet wird ein
wicklung war die anhaltende Konjunkturschwäche inner­
Wachstum von 1,0 %, das sich in erster Linie auf gestei­
halb des Euroraums. Darüber hinaus hatte sich in den
gertes Konsum­verhalten zurückführen lässt, gestützt
Schwellenländern die Verlangsamung der Wachstums­
durch eine gute Arbeitsmarktlage und steigende Reallöhne.
dynamik fortgesetzt. Aufgrund von länderspezifischen
Faktoren und der anhaltenden Krise in Osteuropa war in
Mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 0,9 % im
einigen Schwellenländern ein deutlich stärkerer Wachs­
Jahr 2014 ist der Preisanstieg in Deutschland gemessen
tumsrückgang zu verzeichnen als erwartet. Stützende
am Verbraucherpreisindex im Vergleich zum Vorjahr
Wachstumsimpulse für die Weltwirtschaft kamen, her­
gesunken. Hauptgrund hierfür war der Rückgang der
vorgerufen durch eine starke inländische Nachfrage, ins­
Preise für Nahrungsmittel und Energie. Im gesamten
besondere aus dem Aufschwung in den USA und dem
Euroraum betrug die Inflationsrate 0,5 % und war damit
­Vereinigten Königreich. Der Aufschwung der japanischen
ebenfalls gegenüber dem Vorjahr rückläufig.
Wirtschaft ist im Wesentlichen auf geld- und fiskal­
politische Impulse zurückzuführen.
Die für den Boehringer Ingelheim Unternehmensverband
wesentlichen Währungen sind neben dem Euro der
Für das Jahr 2015 wird mit einem leicht ansteigenden
US-Dollar (USD) und der Japanische Yen (JPY). Der Euro
Wachstum der Weltwirtschaft von 2,9 % gerechnet.
erfuhr in Relation zum US-Dollar im Jahr 2014 eine
Ähnlich wie 2014 spielen insbesondere drei Effekte eine
­kontinuierliche Abwertung und bewegte sich zwischen
Rolle: Für den Euroraum wird weiterhin ein verhaltenes
1,395 USD/EUR (Mai) und 1,214 USD/EUR (Dezember).
Wachstum mit einer geringfügigen Steigerung auf 1,0 %
Das Verhältnis von Euro und Japanischem Yen bewegte
erwartet. Ferner ist davon auszugehen, dass die Wachs­
sich im abgelaufenen Geschäftsjahr innerhalb einer Band­
tumsdynamik in China mit einer Steigerung des Brutto­
breite von 135 JPY/EUR (Oktober) und 149 JPY/EUR
inlandprodukts um 7,0 % weiter zurückgeht, wodurch
(Dezember). Nachdem im Oktober der Jahrestiefstwert
sich negative Auswirkungen auf andere Schwellenländer
erreicht wurde, kam es gegen Ende des Jahres zu einer
­ergeben. Demgegenüber wird prognostiziert, dass die
deutlichen Abwertung des Yen gegenüber dem Euro.
USA beziehungsweise das Vereinigte Königreich mit
Wachstumsraten von 3,1 % bzw. 2,6 % erneut zu den
Der Weltpharmamarkt verzeichnete im abgelaufenen Jahr
Wachstums­lokomotiven unter den hochentwickelten
mit rund 9 % ein Wachstum über dem Niveau des Vorjahres
Volkswirtschaften zählen und zu einer i­ nsgesamt
(4 %). Die Entwicklung wurde hierbei durch die steigende
­leichten Beschleunigung des Weltwirtschaftswachstums
Nachfrage nach innovativen Pharmazeutika, rezeptfreien
führen werden.
Medikamenten und Arzneimitteln in Schwellenländern
wie China, Brasilien, Russland und Indien getrieben, in
Die Wirtschaftsleistung in Deutschland stieg im ver­
denen es zu deutlich überdurchschnittlichen Wachstums­
gangenen Jahr um 1,5 %. Nachdem die deutsche Konjunk­
raten kam. In den etablierten Industrie­nationen wurde
tur im ersten Quartal überaus positiv startete, ließ sie im
der Markt durch gesundheitspolitische Maßnahmen
­weiteren Verlauf des Jahres deutlichen nach. Wesentliche
und Preisregulierungen sowie stärkeren Kostendruck
Treiber waren auf der einen Seite die positive Arbeits­
auf die Gesundheitssysteme belastet. Vor allem für
62
patentgeschützte Arzneimittel kam es zu einschneidenden
44 % unseres Gesamtumsatzes stellt die Region Amerika
Ver­änderungen des Marktumfelds. Insgesamt wurden in
den wichtigsten Absatzmarkt von Boehringer Ingelheim
den etablierten Regionen unterdurchschnittliche Wachs­
dar. Die Wechselkursrelation EUR/USD beeinflusste die
tumsraten erreicht.
Erlös­situation negativ. Währungsbereinigt lag der Umsatz­
rückgang bei – 5,7 %. In der Region Asien/Australien/Af­
Geschäftsverlauf
rika (AAA), deren Bedeutung für den Konzern stetig
Eine langfristig und nachhaltig erfolgreiche Unternehmens­
zunimmt, lagen die Umsatzerlöse bei 3.299 Mio. EUR
entwicklung ist die Basis für die Unabhängigkeit des
(– 2,6 % gegenüber 2013). Währungsbereinigt verzeichnete
Unternehmens. Verbunden mit einer stabilen Ertragslage
Boehringer Ingelheim auch im abgelaufenen Geschäfts­
und einer soliden Finanzierung steht sie im Mittelpunkt
jahr in dieser Region ein Wachstum von 4,2 % und erzielte
der strategischen Ausrichtung von Boehringer Ingelheim.
dort bereits rund 25 % der weltweiten Erlöse. Auch die
Wie schon in den vorhergehenden Jahren haben wir
Region Europa verzeichnete mit – 4,4 % einen Umsatz­
unser Handeln auch im abgelaufenen Jahr nach diesen
rückgang. Die Erlöse dieser Region von 4.081 Mio. EUR
Grundsätzen ausgerichtet.
entsprechen rund 31 % des Konzernumsatzes.
Das vergangene Jahr 2014 war für Boehringer Ingelheim
Umsatz nach Regionen
ein Jahr, in dem unsere Herausforderungen in Umsatz­
rückgängen sichtbar wurden. Es war jedoch auch ein
Jahr, in dem wir entscheidende Schritte vollzogen haben,
die Zukunft zu sichern. Herausforderungen wie der
( i n m i o . e ur)
2014
2013
Veränderung
währ.-ber.
Amerika
5.937
6.411
– 7,4 %
– 5,7 %
Europa
4.081
4.267
– 4,4 %
– 4,3 %
Asien/Australien/
Afrika (AAA)
3.299
3.387
– 2,6 %
+ 4,2 %
Warning Letter der US-Zulassungsbehörde FDA, der
US-Rechtsstreit über pradaxa® oder der Verkauf wesent­
Insgesamt waren in 2014 rückläufige Umsätze infolge
licher Vermögensgegenstände unserer US-Tochter Ben
eines schwierigen Marktumfelds, besonders in den USA,
Venue Laboratories, Inc. konnten bewältigt und abge­
bedingt durch Preisnachlässe aufgrund eines unvermindert
schlossen werden. Daneben wurde durch verschiedene
starken Kostendrucks in den Gesundheitssystemen, zu
Maßnahmen und Kostensparinitiativen eine wichtige
verzeichnen. Die Erneuerung unseres Produktportfolios
und notwendige Grundlage für eine positive Entwicklung
konnte jedoch durch die erfolg­reiche Markteinführung
in den kommenden Jahren geschaffen.
vielversprechender Produkt­innovationen, zum Beispiel den
Launch des Krebsmedikaments giotrif®/gilotrif®,
Boehringer Ingelheim erwirtschaftete im Geschäftsjahr
­weiter vorangetrieben werden. Diese Neu­einführungen
2014 einen Umsatz von 13.317 Mio. EUR. Das Niveau des
sowie eine gut gefüllte Produktpipeline in der Forschung
Vorjahres (14.065 Mio. EUR) wurde somit nicht er­reicht,
und Entwicklung werden es Boehringer Ingelheim
was einen Umsatzrückgang von – 5,3 % bedeutet. Wie
ermöglichen, in der Zukunft den Wachstumspfad wieder
auch im Jahr 2013 wirkten sich die Kursentwicklungen
aufnehmen zu können.
an den Devisenmärkten und die damit verbundenen
­Währungs­kurs­effekte negativ aus. Bereinigt um diese
Mit 2.140 Mio. EUR hat Boehringer Ingelheim ein Betriebs­
Effekte sanken die Umsätze von Boehringer I­ ngelheim
ergebnis erwirtschaftet, das einer Umsatz­rendite von 16,1 %
um – 3,2 %, wodurch die letztjährige Prognose stabiler
entspricht. Damit konnte die Umsatzrendite gegenüber
Umsätze nicht erreicht wurde.
dem ­Vorjahr (15,0 %) gesteigert werden. Ergebnis­belastende
Faktoren wie der gesteigerte Aufwand aufgrund des
In der Region Amerika wurden Umsätze in Höhe von
Warning Letters der FDA, Restrukturierungsaufwen­
5.937 Mio. EUR erzielt. Dies entspricht einem Umsatz­
dungen und der US-Rechtsstreit über pradaxa® wurden
rückgang von – 7,4 % gegenüber dem Vorjahr. Mit rund
durch positive Effekte aus Kosten­spar­maßnahmen und
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim63
K O N Z E R N L A G E B E R I C H T W irt s cha f t s bericht Effizienzsteigerung sowie den Verkaufserlös für wesent­
ten Absatzmarkt, den USA, war aufgrund des Preis­
liche Vermögensgegenstände unserer US-Tochter Ben
drucks ein deutlicher Rückgang der Umsätze für spiriva®
Venue Laboratories Inc. kompensiert.
zu spüren.
Kennzahlen ( in
mio. eur)
Umsatzerlöse
Betriebsergebnis
Umsatzrendite
2014
2013
Veränderung
13.317
14.065
— 5,3 %
Boehringer Ingelheim, der Gerinnungshemmer pradaxa®,
2.140
2.114
+ 1,2 %
verzeichnete einen Umsatz von 1.198 Mio. EUR, was
16,1 % 15,0 %
Das gemessen am Umsatz zweitgrößte Produkt von
dem Niveau des Vorjahres entspricht.
Ertragslage
micardis®, ein Medikament zur Behandlung von Blut­
Die Geschäfte von Boehringer Ingelheim unterteilen sich
hochdruck, erzielte einen Umsatz von 1.088 Mio. EUR
in verschreibungspflichtige Medikamente, Selbstmedika­
und lag 20,8 % unter dem Vorjahreswert. Dieser erwar­
tion, Tiergesundheit, Biopharmazeutika sowie das Geschäft
tungsgemäße Rückgang lässt sich auf den Ablauf der
mit Industriekunden.
Exklusivität in verschiedenen Märkten zurückführen.
Umsatz nach Geschäften
( i n m i o. eur)
Verschreibungspflichtige
Medikamente
2014
2013
10.101
10.891
2014
2013
Veränderung
spiriva®
3.237
3.552
— 8,9 %
— 5,2 %
pradaxa®
1.198
1.206
— 0,7 %
1.088
1.373
— 20,8 %
563
711
— 20,7 %
Veränderung währ.-ber.
— 7,3 %
Umsatz ( i n
m i o. e ur)
Selbstmedikation
1.437
1.473
— 2,5 %
+ 2,0 %
micardis®
Tiergesundheit
1.130
1.070
+ 5,6 %
+ 6,8 %
combivent®
Biopharmazeutika
501
449
+ 11,5 %
+ 11,4 %
Industriekunden und
sonstige Umsatzerlöse
148
182
— 18,6 %
— 16,3 %
Im Hinblick auf die regionale Verteilung des Umsatzes
konnte keine der drei Regionen einen Zuwachs im ver­
schreibungspflichtigen Geschäft im vergangenen Jahr
Verschreibungspflichtige Medikamente
verzeichnen. Amerika blieb mit einem Anteil von 47 %
Mit einem Anteil von rund 76 % an den gesamten Umsatz­
die mit Abstand umsatzstärkste Region. Boehringer
erlösen bildet das Geschäft mit verschreibungspflichtigen
Ingelheim erwirtschaftete hier Umsatzerlöse in Höhe
Medikamenten den Schwerpunkt der ­Aktivitäten von
von 4.762 Mio. EUR, was einer Veränderung von – 9,5 %
Boehringer Ingelheim. Die Erlöse lagen 2014 bei
gegenüber dem Vorjahr entspricht (währungsbereinigt
10.101 Mio. EUR. Dies entspricht einer ­Veränderung
– 8,3 %). Den größten Einfluss auf die Entwicklung in
von – 7,3 % gegenüber dem Vorjahr ­(währungsbereinigt
Amerika hatte unser wichtigster Markt, die USA, mit
– 5,2 %). Die rückläufige Umsatz­entwicklung ist insbeson­
einem Umsatz von 3.896 Mio. EUR. Wesentlich getrieben
dere auf die Verschärfung der Rahmenbedingungen für
durch die genannten Reformen im Gesundheitssystem
forschende Pharmaunter­nehmen infolge der Reformen
sowie die ungünstige Wechselkursentwicklung gaben die
des Gesundheitssystems in den USA zurückzuführen.
Erlöse hier um – 11,7 % nach.
Wie bereits in den vergangenen Jahren war spiriva®, das
Auf den zweitgrößten Markt, die Region Europa, entfiel
zur Behandlung der chronisch obstruktiven Atemwegs­
mit Erlösen in Höhe von 2.732 Mio. EUR ein Anteil von
erkrankung (COPD) eingesetzt wird, das umsatzstärkste
27 %. Der Umsatzrückgang gegenüber 2013 lag somit bei
Produkt. Es erzielte im Berichtszeitraum Erlöse von
– 6,4 % (währungsbereinigt – 5,9 %). Insbesondere in
3.237 Mio. EUR, lag damit jedoch unter dem Niveau des
Deutschland, Frankreich und Spanien waren die Erlöse
Vorjahres (3.522 Mio. EUR). Insbesondere auf dem größ­
im Vergleich zum Vorjahr geringer.
64
Regional betrachtet wurde der größte Umsatz in Höhe von
Umsatz nach Regionen
563 Mio. EUR in Europa erwirtschaftet. Dies entspricht
2014
2013
Veränderung
Amerika
4.762
5.262
— 9,5 %
einem Anteil an den weltweiten Umsätzen im Geschäft
Europa
2.732
2.919
— 6,4 %
mit Produkten der Selbstmedikation von 39 %. Allerdings
Asien/Australien/Afrika (AAA)
2.569
2.649
— 3,0 %
verzeichnete das europäische Geschäft einen Umsatz­
( in mio. eur)
rückgang von – 6,1 % (währungsbereinigt – 4,0 %). Auch
In der Region AAA erzielte Boehringer Ingelheim einen
in dem für Boehringer Ingelheim bedeutendsten Markt,
Umsatz von 2.569 Mio. EUR, was einem Anteil von 26 %
Deutschland, waren die Erlöse rückläufig (– 3,2 %).
an den Gesamterlösen im verschreibungspflichtigen
Geschäft entspricht. Mit – 3,0 % verzeichnete diese Region
Die Region AAA beendete das Geschäftsjahr 2014 mit
einen leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr (wäh­
einem Umsatz in Höhe von 439 Mio. EUR und einer
rungsbereinigt + 2,6 %). Dieser liegt im Wesentlichen in
­Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 3,1 % (währungs­
dem währungsbedingten Rückgang der Erlöse in Japan
bereinigt + 9,7 %). Dieser Markt steuerte damit 31 % zum
begründet. Dort erwirtschaftete Boehringer Ingelheim
Selbstmedikationsgeschäft von Boehringer Ingelheim bei.
einen Umsatz von 1.452 Mio. EUR, was einer Veränderung
von – 5,3 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Die Region Amerika als drittgrößter Absatzmarkt im
Selbst­medikationsgeschäft schloss das Geschäftsjahr mit
Selbstmedikation
gegenüber dem Vorjahr leicht rückläufigen Erlösen von
In einem Marktumfeld mit saisonalen Schwankungen
– 2,8 % ab (währungsbereinigt + 3,0 %) und kam auf einen
und einem schwierigen Geschäft in Osteuropa gab der
Gesamtumsatz von 434 Mio. EUR. Der Umsatzrückgang
Umsatz im Selbstmedikationsgeschäft gegenüber dem
ist im Wesentlichen auf den größten Markt, die USA,
Vorjahr um – 2,5 % nach (währungsbereinigt + 2,0 %).
zurückzuführen (– 7,8 %).
Boehringer Ingelheim erzielte in diesem Geschäft Erlöse
in Höhe von 1.437 Mio. EUR.
Tiergesundheit
Die Erlöse im Geschäft mit Produkten der Tiergesundheit
Die umsatzstärksten Produkte im Geschäft der Selbst­
stiegen im abgeschlossenen Jahr auf 1.130 Mio. EUR und
medikation waren 2014 buscopan®, dulcolax®, muco-
lagen damit 5,6 % (währungsbereinigt + 6,8 %) über dem
solvan® und pharmaton®. Alle Produkte erzielten Erlöse
Vorjahreswert. Den größten Anteil zum Umsatz trugen mit
von jeweils deutlich über 100 Mio. EUR. Wie im Vorjahr
710 Mio. EUR die Produkte für Nutztiere bei, was einem
war buscopan® mit 222 Mio. EUR Umsatz das stärkste
Anteil von 62,8 % am gesamten Tiergesundheits­geschäft
Produkt und entwickelte sich mit einem Wachstum von
entspricht. Das mit 260 Mio. EUR umsatzstärkste Produkt
8,3 % erfreulich. Ebenfalls eine positive Entwicklung
war wie im Vorjahr der Schweineimpfstoff ingelvac
konnte bei dulcolax® erzielt werden. Hier stieg der
circoflex®. Die Erlöse im Haustiergeschäft betrugen
Umsatz um 4,7 % auf 200 Mio. EUR. mucosolvan® hin­
400 Mio. EUR, was einem Anteil von 35,4 % entspricht.
gegen hatte nach einer deutlichen Steigerung 2013 in die­
sem Jahr einen Rückgang von – 12,0 % zu verzeichnen
Umsatz ( i n
m i o. e ur)
2014
2013
Veränderung
und erwirtschaftete einen Umsatz von 162 Mio. EUR.
ingelvac circoflex®
260
260
+ 0,2 %
metacam®
93
90
+ 3,9 %
Umsatz ( in
ingelvac® prrs
74
79
— 6,9 %
duramune®
69
52
+ 32,3 %
2014
2013
Veränderung
buscopan®
222
205
+ 8,3 %
dulcolax®
200
191
+ 4,7 %
mucosolvan®
162
184
— 12,0 %
pharmaton®
136
139
— 2,2 %
mio. eur)
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim65
K O N Z E R N L A G E B E R I C H T W irt s cha f t s bericht Das stärkste Wachstum im Tiergesundheitsgeschäft
mit 1.937 Mio. EUR um 2,5 % über dem Wert des Vorjahres
konnte in der Region Amerika erzielt werden. Der für
(1.890 Mio. EUR). Infolge der rückläufigen Umsatz­erlöse
Boehringer Ingelheim größte Absatzmarkt wuchs insge­
lag die Materialaufwandsquote mit 14,5 % des Gesamtum­
samt um 9,8 % (währungs­bereinigt + 11,5 %) auf
satzes über Vorjahresniveau. Der Personalaufwand belief
554 Mio. EUR. Insbesondere in den USA konnten die
sich auf 4.116 Mio. EUR und lag damit leicht über dem
Umsätze um 10,9 % auf 453 Mio. EUR gesteigert werden.
Wert des Jahres 2013 (4.071 Mio. EUR). Damit lag die
Personalkostenquote bei 30,9 %.
Die Region AAA erreichte mit einem Anstieg von 4,7 %
gegenüber dem Vorjahr ebenfalls eine positive Entwick­
Die Abschreibungen verzeichneten einen Rückgang um
lung (währungsbereinigt + 7,5 %) und kam auf einen
25,5 % auf 551 Mio. EUR. Die sonstigen betrieblichen
Umsatz von 236 Mio. EUR. Vor allem in China wurde ein
Aufwendungen reduzierten sich im Vergleich zum Vorjahr
deutliches Wachstum von + 18,9 % auf Umsatzerlöse in
um 7,9 % auf 5.904 Mio. EUR. In diesem Kostenblock
Höhe von 73 Mio. EUR erwirtschaftet.
sind u. a. die umsatzabhängigen Kommissions- und
Lizenzzahlungen enthalten. Das Betriebsergebnis lag,
Auch in Europa konnte Boehringer Ingelheim im Geschäfts­
bedingt durch die eingeleiteten Kostenspar- und Effizienz­
jahr 2014 erneut ein leichtes Wachstum von 1,4 % vor­
steigerungsmaßnahmen, mit 2.140 Mio. EUR leicht über
weisen (währungsbereinigt +1,0 %). Während die Umsätze
dem Niveau von 2013 (2.114 Mio. EUR), wie im Vorjahr
in Deutschland stabil auf dem Niveau des Vorjahres
prognostiziert.
­gehalten wurden, entwickelten sich die Umsätze im
­Vereinigten Königreich erfreulich (+ 14,2 %).
Das Finanzergebnis lag in der Berichtsperiode bei – 416 Mio.
EUR und damit 265 Mio. EUR unter dem Vorjahreswert.
Biopharmazeutika
Dies war im Wesentlichen durch Zinseffekte innerhalb
Das Biopharmazeutikageschäft besteht aus dem Auftrags­
der Pensionsverpflichtungen bedingt.
fertigungsgeschäft und der Entwicklung von Biosimilars.
Die Jahresumsätze 2014 im Bereich Biopharmazeutika
Der Steueraufwand belief sich im abgelaufenen Geschäfts­
lagen bei 501 Mio. EUR und verzeichneten damit ein
jahr auf 660 Mio. EUR. Dabei ist zu berücksichtigen, dass
Wachstum von 11,5 % gegenüber dem Vorjahreswert
aufgrund handelsrechtlicher Vorschriften der Ausweis der
(währungsbereinigt + 11,4 %).
auf die Konzerntätigkeit der Gesellschafter entfallenden
persönlichen Steuern der Gesellschafter im Steueraufwand
Industriekunden und sonstige Erlöse
unzulässig ist. Diese werden als Entnahme aus dem erwirt­
Das Industriekundengeschäft umfasst die Drittkundenge­
schafteten Konzerneigenkapital dargestellt. Unter Berück­
schäfte der pharmazeutischen und chemischen Produktion
sichtigung dieses Sondereffektes liegt die tatsächliche
sowie das Auftragsgeschäft für Pharmachemikalien. Im
Steuerlast deutlich über dem in der Gewinn- und Verlust­
Jahr 2014 konnte ein Umsatz in Höhe von 148 Mio. EUR
rechnung ausgewiesenen Wert.
erwirtschaftet werden, was einem Erlösrückgang von
– 18,6 % (währungsbereinigt – 16,3 %) gegenüber dem
Im Geschäftsjahr 2014 lag der Jahresüberschuss des
Vorjahr entspricht.
Boehringer Ingelheim-Unternehmensverbandes bei
1.047 Mio. EUR und blieb somit unter dem Vorjahres­
Darstellung des Aufwands und des Ergebnisses
wert von 1.324 Mio. EUR (– 20,9 %).
Im Geschäftsjahr 2014 sind die betrieblichen Aufwen­
dungen von Boehringer Ingelheim auf 12.508 Mio. EUR
Finanzlage
gesunken, was einer Veränderung von – 4,6 % gegenüber
Im Mittelpunkt des Finanzmanagements von Boehringer
dem Vorjahr entspricht. Die Materialaufwendungen lagen
Ingelheim stehen die Liquiditätssicherung, die Minimierung
66
bzw. Begrenzung finanzwirtschaftlicher Risiken und eine
weltweiten Vertrieb befüllt. Zusätzlich wurden am Standort
angemessene Kapitalstruktur, die für eine Optimierung
Ingelheim 40 Mio. EUR in ein neues Verwaltungsgebäude
der Kapitalkosten sorgt. Unsere finanzwirtschaftlichen
investiert. Dies unterstreicht die strategische Rolle und
Aktivitäten sind dabei auf die Unterstützung der Geschäfts­
die Bedeutung des Standortes für den Unternehmens­
strategie ausgerichtet.
verband. Im wichtigen Wachs­tums­markt China hat
Boehringer Ingelheim 2014 weitere 34 Mio. EUR in die
Als international ausgerichtetes Unternehmen haben
Erweiterung seiner Fertigungs­stätten und für das chemische
Wechselkursschwankungen einen erheblichen Einfluss
Forschungs- und Entwicklungslabor in Shanghai investiert.
auf die Erfolgsrechnung bei Boehringer Ingelheim. Das
Die Forschung und Entwicklung sowohl in der Human-
größte Einzelrisiko stellt hierbei aufgrund der Bedeutung
als auch in der Tiermedizin hat für Boehringer Ingelheim
des US-Geschäfts und der damit verbundenen Lieferbe­
auch zukünftig höchste Priorität. Aus diesem Grund
ziehungen die Kursentwicklung des US-Dollars dar. Infolge
erfolgten 2014 weitere Investitionen in die Forschungs­
der international ausgerichteten Geschäftsaktivitäten
standorte in Deutschland, Österreich und den USA.
werden Währungsrisiken im Rahmen unserer konzern­
weiten Finanzberichterstattung ermittelt und durch
Im Jahr 2014 lag der Cashflow bei 1.850 Mio. EUR. Dies
­derivative Finanzinstrumente abgesichert. Art und Umfang
stellt einen Rückgang von 13,1 % gegenüber 2013 dar.
dieser Maßnahmen sind in unseren Konzernrichtlinien
Der Cashflow aus laufender Geschäfts­tätigkeit stieg um
geregelt und werden in einem standardisierten Prozess im
196 Mio. EUR auf 2.015 Mio. EUR, was im Wesentlichen
dafür zuständigen Ausschuss regelmäßig diskutiert und
aus den im Vergleich zum Vorjahr höheren Rückstellungen
entschieden.
resultierte. Somit konnten die Investitionen, wie schon in
den Jahren zuvor, vollständig aus den selbst erwirtschaf­
Investitionen haben für Boehringer Ingelheim aus strate­
teten Mitteln ­finanziert werden. In Sachanlagen wurden
gischer Sicht einen hohen Stellenwert, um den langfristigen
548 Mio. EUR investiert, in immaterielle Vermögens­
Erfolg und die Weiterentwicklung des Unternehmensver­
werte 57 Mio. EUR. Beim Cashflow aus Finanzierungstä­
bandes zu sichern. Eine kontinuierliche Investitionstätig­
tigkeit verzeichneten wir einen Mittelabfluss in Höhe von
keit schafft die Basis für profitables Wachstum und die
575 Mio. EUR, im Wesentlichen infolge von Darlehens­
strategische Weiterentwicklung unserer Geschäftsfelder.
rückzahlungen. Insgesamt führte die Entwicklung der
Cashflows zu einer Erhöhung der Finanzmittel des Kon­
Im abgeschlossenen Geschäftsjahr wurden 605 Mio. EUR
zerns um 993 Mio. EUR auf 8.507 Mio. EUR (+ 13,2 %).
in Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände
investiert.
Vermögenslage
Die Bilanzsumme von Boehringer Ingelheim belief sich
Um der weiterhin positiven Nachfrage nach dem respimat®
im vergangenen Geschäftsjahr 2014 auf 20.051 Mio. EUR
Soft Mist™ Inhaler gerecht zu werden und die anstehenden
und erhöhte sich damit gegenüber dem Vorjahr um
Launches von spiriva® respimat® und spiolto® zu ermög­
1.752 Mio. EUR (+9,6 %). Die Sachanlagen und immate­
lichen, hat das Unternehmen im Geschäftsjahr 2014 die
riellen Vermögensgegenstände betrugen 3.662 Mio. EUR
Kapazitätserweiterung der Produktion an den Standorten
und wurden vollständig durch das Konzern­eigen­kapital
Dortmund und Ingelheim mit Investitionen in Höhe von
gedeckt.
35 Mio. EUR weiter vorangetrieben. Das Inhalations­system
respimat® Soft Mist™ Inhaler wird von der Boehringer
Die Finanzanlagen erreichten zum Geschäftsjahresende
Ingelheim microParts GmbH in Dortmund hergestellt
einen Wert von 5.312 Mio. EUR und lagen um 575 Mio. EUR
und mit den entsprechenden Wirkstoffen aus der pharma­
über dem Vorjahreswert. Die Vorräte verzeichneten einen
zeutischen Produktion am Standort Ingelheim für den
Anstieg um 7,4 % auf Bestände in Höhe von nunmehr
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim67
K O N Z E R N L A G E B E R I C H T W I R T S C H A F T S B E R I C H T N A C H T R A G S B E R I C H T C H A N C E N - U N D R I S I K O B E R I C H T 2.237 Mio. EUR. Die Forderungen aus Lieferungen und
Leistungen stiegen im Jahr 2014 um 100 Mio. EUR auf
2.777 Mio. EUR. Die liquiden Mittel inklusive der
CHANCEN- UND
RISIKOBERICHT
Wertpapiere des Umlaufvermögens beliefen sich auf
3.294 Mio. EUR (2013: 2.879 Mio. EUR).
Chancen- und Risikomanagement
Ziel des von Boehringer Ingelheim implementierten Risiko­
Bedingt durch die zuvor genannten Veränderungen lag
managements ist es, geschäftsspezifische und insbeson­
das Eigenkapital des Konzerns bei 8.111 Mio. EUR. Lang­
dere den Fortbestand des Unternehmens gefährdende
fristig stehen dem Konzern neben dem Eigenkapital auch
Risiken so früh wie möglich zu identifizieren, zu bewer­
die Pensions­rückstellungen und langfristigen Verbindlich­
ten und durch geeignete Maßnahmen auf ein angemesse­
keiten zur Verfügung. Die Summe dieser drei Positionen
nes Maß zu reduzieren.
betrug im Jahr 2014 11.983 Mio. EUR, was einem Anteil
von 59,8 % an der Bilanzsumme entspricht. Damit deckt
Es ist unser Bestreben, im Rahmen eines ganzheitlichen
das langfristig zur Verfügung stehende Kapital die gesam­
Risikomanagements bei der Betrachtung der Risiken auch
ten immateriellen Vermögensgegenstände, die Sachanla­
die ihnen gegenüberstehenden Chancen zu berücksichtigen.
gen, die Vorräte sowie die Forderungen aus Lieferungen
Das Chancenmanagement beruht auf den Strategien und
und Leistungen ab.
Zielen des Unternehmens sowie der einzelnen Geschäfte
und operativen Geschäftseinheiten und ist Bestandteil der
Während die sonstigen Rückstellungen in Höhe von
konzernweiten Planungs- und Steuerungssysteme. Die
3.793 Mio. EUR um 14,9 % über dem Niveau des Vorjahres
Geschäfts- und Funktionsverantwortlichen tragen hierbei
lagen, konnten die Verbindlichkeiten im abgelaufenen
die direkte Verantwortung für die frühzeitige und systema­
Jahr im Wesentlichen aufgrund einer Verringerung der
tische Identifizierung, Analyse und Nutzung von Chancen.
Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten infolge von
Für Boehringer Ingelheim als forschendes, innovatives
Darlehensrückzahlungen um 15,5 % auf 2.435 Mio. EUR
Pharmaunternehmen werden die laufenden F&E-Aktivi­
reduziert werden.
täten naturgemäß als relevante Chance betrachtet. Eine
ausführliche Beschreibung dieser Projekte wurde bereits
Die Bilanz und die jeweiligen Bilanzrelationen runden
im Kapitel zu Forschung & Entwicklung dargestellt.
das positive Bild ab, das bereits in der Ertrags- und Finanz­
lage gezeigt wurde. Die zusammenfassende Beurteilung
Die Verantwortungsträger der Geschäfte und Funktionen
der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage zeigt, dass
sind in den Prozess der Risikoermittlung und -beurteilung
Boehringer Ingelheim ein solide finanziertes und ertrag­
eingebunden. Das konzernweite Risiko- und Informati­
reiches Unternehmen ist.
onssystem gewährleistet, dass sämtliche identifizierte
Risiken sorgfältig analysiert und bewertet werden. Nach
NACHTRAGSBERICHT
einer entsprechenden Kategorisierung erfolgt die Einlei­
tung von Gegenmaßnahmen, deren Umsetzung einer
konsequenten Überwachung unterliegt.
Es sind uns nach Ablauf des Geschäftsjahres 2014 keine
Ereignisse bekannt geworden, die für den Unternehmens­
Die Konzernrevision hat im Berichtsjahr weltweit sowohl
verband von wesentlicher Bedeutung sind und zu einer
zielgerichtete Routineprüfungen als auch außerordentliche
veränderten Beurteilung der Vermögens-, Finanz- und
Prüfungen durchgeführt. Schwerpunktmäßig wurden
Ertragslage führen würden.
hierbei, neben der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben und
konzerninterner Richtlinien, die Funktionsfähigkeit von
Systemen, die Wirksamkeit der internen Kontrollen zur
68
Vermeidung von Vermögensverlusten sowie die Effizienz
branchenübliche Maß hinausgehenden Risiken identifi­
von Strukturen und Abläufen geprüft. Im Bedarfsfall
ziert. Dies gilt analog für mögliche Forderungsausfall­
wurden entsprechende Maßnahmen zur Korrektur oder
risiken, die im Wesentlichen gegen wirtschaftliche und
Optimierung eingeleitet.
politische Risiken abgesichert sind. Die kredit- und landes­
spezifischen Risiken werden wir auch weiterhin aufmerk­
Einzelrisiken
sam verfolgen, um rechtzeitig auf negative Veränderungen
Die wesentlichen Risiken von Boehringer Ingelheim
reagieren zu können, sodass sich diese Risiken als konkret
­werden in folgende Sachkategorien eingeteilt: finanzwirt­
darstellen.
schaftliche Risiken, rechtliche Risiken, Produktions- und
Umweltschutzrisiken, Personalrisiken und branchen­
Management von Finanzanlagerisiken
spezifische Risiken.
Der Konzern betreibt eine defensive Anlagestrategie bei
der Verwaltung seiner finanziellen Vermögenswerte. Dies
Im Folgenden werden Risiken als „konkret“ bezeichnet,
spiegelt sich in der Ausrichtung des Portfolios wider, des­
wenn sie durch gezieltes Management kontrollierbar
sen Schwerpunkt Anlagen in EWU-Staatsanleihen bester
erscheinen. Bei den Risiken, die unabhängig von der Ein­
Bonität und kurzfristige Anlagen bei ausgewählten Banken
trittswahrscheinlichkeit selbst durch gezieltes Manage­
bilden, sodass hieraus ein konkretes und damit kontrol­
ment nicht vollständig zu kontrollieren sind, wird die
lierbares Risiko resultiert.
Bezeichnung „abstrakt“ verwendet.
Rechtliche Risiken
Finanzwirtschaftliche Risiken
Die Geschäftstätigkeit des Konzerns ist rechtlichen Risiken
Die relevanten finanzwirtschaftlichen Risiken lassen sich
ausgesetzt. Es wird zwischen regulatorischen, Haftungs-
wiederum wie folgt untergliedern: Währungsrisiken,
und Patentschutzrisiken differenziert.
­Kredit- und landesspezifische Risiken sowie Management
von Finanzanlagerisiken.
Regulatorische Risiken
Boehringer Ingelheim ist Risiken aus Rechtsstreitigkeiten
Währungsrisiken
und -verfahren sowie behördlichen Ermittlungen aus­
Die globale Ausrichtung unserer Geschäftsaktivitäten ist
gesetzt. Da die gerichtlichen oder behördlichen Entschei­
mit Währungsrisiken infolge von Wechselkursschwan­
dungen in laufenden oder künftigen Verfahren nicht vor­
kungen verbunden, vor allem in US-Dollar und Japani­
hersehbar sind, sehen wir die hieraus resultierenden Risiken
schen Yen. Der Konzern beobachtet und quantifiziert
als abstrakt an.
diese Risiken in regelmäßigen Abständen und macht sie
durch entsprechende Absicherungsstrategien bzw. mit
Haftungsrisiken
geeigneten Finanzinstrumenten wie Devisentermin­ge­
Die Vermarktung und der Verkauf von Arzneimitteln
schäften für den Geschäftsverlauf planbar. Infolgedessen
sind einem möglichen Produkthaftungsrisiko ausgesetzt.
werden die resultierenden Risiken als konkret und damit
Boehringer Ingelheim verfügt gegenwärtig über eine an
als steuerbar angesehen.
das Risikoprofil des Unternehmens angepasste Produkt­
haftpflichtversicherung. Es gibt jedoch keinerlei Gewähr,
Kredit- und landesspezifische Risiken
dass dieser Versicherungsschutz zu vertretbaren Kosten
Boehringer Ingelheim ist durch seine Internationalität
und akzeptablen Konditionen zukünftig aufrechterhalten
verschiedenen kredit- und landesspezifischen Risiken
werden kann oder dass er ausreicht, um Boehringer
ausgesetzt. Aus dem Portfolio der Forderungen und Ver­
­Ingelheim gegen eine Klage oder einen Verlust oder gegen
bindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen haben
alle möglichen Klagen oder Verluste zu schützen.
wir für den Konzern keine außerordentlichen, über das
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim69
K O N Z E R N L A G E B E R I C H T C H A N C E N - U N D R I S I K O B E R I C H T P R O G N O S E B E R I C H T Darüber hinaus könnten Produkthaftungsklagen erheb­liche
Risiken im Bereich Infrastructure, Safety, Environment
finanzielle Mittel und Managementkapazitäten b
­ inden
and Engineering (ISEE) werden präventiv durch die welt­
und dem Ansehen des Unternehmens abträglich sein, falls
weite Einhaltung unserer hohen Sicherheitsstandards
der Markt das Medikament infolge unerwarteter Neben­
minimiert. Für den Fall des Eintretens von Schadens­
effekte als unsicher oder unwirksam erachtet. Dieses Risiko
ereignissen jeglicher Art liegen entsprechende Notfall­
sehen wir als abstrakt an.
pläne bereit, die in regelmäßigen Abständen trainiert
und einer umfangreichen Qualitätsprüfung unterzogen
Patentrisiken
werden. Diese Risiken werden aufgrund vorhandener
Für Boehringer Ingelheim als forschendes Unternehmen
Maßnahmen ­als konkret angesehen.
kommt dem Schutz der Innovationen durch Marken- und
Patentrechte eine wesentliche Bedeutung zu. Diese gewerb­
Personalrisiken
lichen Schutzrechte sind vermehrt das Ziel von Angriffen
Boehringer Ingelheim ist wie andere Unternehmen dem
und Verletzungen. Wir haben die notwendigen Vorkeh­
demografischen Wandel und dem daraus resultierenden
rungen getroffen, um Gefährdungen frühzeitig zu ent­
Risiko des Fachkräftemangels ausgesetzt. Dieses Risiko
decken und durch Einleitung entsprechender Gegen­
kann erheblichen Einfluss auf die Geschäftstätigkeit haben.
maßnahmen gegebenenfalls unsere Rechtsposition unter
Dieses potenzielle Risiko hat man daher seit Längerem in
Einsatz aller uns zur Verfügung stehenden rechtlichen
die langfristige Planung einbezogen und genießt dadurch
Mittel zu verteidigen, sodass diese Risiken als konkret
strategische Bedeutung. Boehringer Ingelheim begegnet
angesehen werden.
dem Risiko durch ein vielfältiges Personalkonzept. Allen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern räumen wir unab­
Produktions- und Umweltschutzrisiken
hängig von Herkunft, Geschlecht und Religion Entwick­
Obwohl die amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde
lungsmöglichkeiten gemäß ihrer beruf­lichen Fähigkeiten,
FDA den im Jahr 2013, im Anschluss an eine Inspektion
sozialen Kompetenz, persönlichen Neigungen und Bereit­
des Ingelheimer Produktionsstandortes, ausgesprochenen
schaft zu Verantwortung entsprechend den Erfordernis­
Warning Letter im abgelaufenen Geschäftsjahr wieder
sen des Unternehmens ein. Das Risiko wird infolge der
aufgehoben hat, hat dieses Risiko weiterhin eine hohe
beschriebenen Maßnahmen als konkret angesehen.
Bedeutung für den Konzern und wird als abstrakt einge­
stuft. In enger Zusammenarbeit mit der FDA wurden
Branchenspezifische Risiken
die Qualitätsmanagementsysteme und der Compliance-
Boehringer Ingelheim unterliegt den branchenspezifischen
Prozess optimiert, um zukünftig die Einhaltung der
Geschäftsrisiken der Pharmaindustrie. Diese Risiken haben
cGMP-Standards (current Good Manufacturing Practises)
sich im abgelaufenen Geschäftsjahr zum Teil materialisiert
sicherzustellen.
(Veränderungen im Gesundheitssystem in den USA) und
gewinnen aufgrund ihrer Auswirkungen für Boehringer
Zur Sicherstellung der Versorgung des Marktes mit unseren
Ingelheim an Bedeutung. Sie werden weiterhin als
Produkten haben wir Maßnahmen getroffen, die eine
­abstrakt erachtet.
zuverlässige und qualitativ hochwertige Belieferung von
konzerninternen und externen Kunden sicherstellen.
Neben dem Verlust der Exklusivität von am Markt etab­
Neben dem Lieferantenmanagement auf der Beschaffungs­
lierten Produkten sowie Risiken bei der Entwicklung
seite umfasst dies auch den Aufbau interner Ausweich­
und Registrierung neuer Medikamente fallen hierunter in
kapazitäten. Insgesamt sehen wir das Risiko deshalb als
zunehmendem Maße sich ändernde und restriktive Vor­
konkret an.
gaben, betreffend Preisbildung und Kostenerstattung auf
vielen Absatzmärkten. Dabei sind die Preise pharma­
zeutischer Produkte häufig nicht nur staatlicher Kontrolle
70
und Regulierung ausgesetzt, sondern auch dem durch die
EU-Zulassung. Durch das Wachstum dieser neuen Pro­
staatlichen Erstattungssysteme induzierten Preisdruck
dukte sollen zukünftig die erwarteten Umsatzrückgänge
durch preisgünstigere Generika. Boehringer Ingelheim
durch den Verlust von Exklusivitätsrechten bei anderen
beobachtet die unterschiedlichen Veränderungen in den
Präparaten des Unternehmens ausgeglichen werden und
jeweiligen Absatzmärkten daher sehr genau und hat
mittelfristig zu Wachstum führen.
bereits mit den 2014 initiierten Kostensenkungs- und
Effizienzsteigerungsprogrammen auf aktuelle Entwick­
Neben jardiance®, das sich bisher sehr gut entwickelt hat,
lungen reagiert.
besitzt unser Produkt trajenta® (Wirkstoff Linagliptin),
ebenfalls zur Behandlung von Typ-2-Diabetes, weiteres
Gesamtaussage zur Risikolage
Wachstumspotenzial. trajenta® wird im Rahmen der
Aus heutiger Sicht sind uns keine Risiken bekannt, die
Allianz zwischen Boehringer Ingelheim und Eli Lilly
einzeln oder in Wechselwirkung mit anderen Risiken zu
and Company vermarktet. Die langfristig angelegte
einer dauerhaften und bestandsgefährdenden Beeinträch­
Zusammen­arbeit zur gemeinsamen Entwicklung und
tigung der Vermögens-, Finanz- oder Ertragslage von
Vermarktung von Diabeteswirkstoffen wird fortgesetzt
Boehringer Ingelheim führen könnten.
und umfasst weitere Wirkstoffe, die in den nächsten
Jahren Marktreife erlangen werden.
PROGNOSEBERICHT
Angesichts der vielen Veränderungen in den Gesund­
heitssystemen zeichnen sich im kommenden Jahr in der
Das abgelaufene Geschäftsjahr war für Boehringer
Pharma­branche insgesamt keine wesentlichen Wachstums­
­Ingelheim ein intensives und forderndes Jahr. Das zu­
impulse ab. Aufgrund der sich verändernden Rahmenbe­
nehmend schwierigere Marktumfeld stellte die gesamte
dingungen in den für Boehringer Ingelheim wichtigen
pharma­zeutische Industrie vor große Herausforderungen,
Märkten ist zukünftig eher mit weiteren Einschnitten zur
die aus Sicht von Boehringer Ingelheim auch 2015 ­wieder
rechnen. Insgesamt planen wir für das Jahr 2015 trotz des
großer Aufmerksamkeit bedürfen. Mit Blick auf die Wett­
schwierigen Marktumfelds aufgrund der ge­nannten Pro­
bewerbsfähigkeit wurden Maßnahmen zur Kostensen­
duktneuzulassungen für unser Unternehmen, währungs­
kung und Effizienzsteigerung erfolgreich eingeleitet und
neutral betrachtet, erstmals nach zwei Jahren Erlösrück­
somit eine solide Ausgangsbasis für die kommenden Jahre
gang eine moderate Steigerung gegenüber dem Vorjahr.
geschaffen.
Die erneut hohen F&E-Aufwendungen im Jahr 2014 ste­
Im Geschäftsjahr 2015 werden wir die Erneuerung unseres
hen im Einklang mit unserer strategischen Ausrichtung,
Produktportfolios fortsetzen. Bereits im Jahr 2013 wurde
Wachstum und Produktnachschub auch zukünftig weiter
mit dem Eintritt in das Therapiegebiet Onkologie durch
vornehmlich über Produkte aus unserer eigenen For­
die Zulassung von giotrif® und dem weiteren Ausbau
schung und Entwicklung voranzutreiben. Wir investieren
der Bereiche Diabetes mit Empagliflozin sowie Atem­
hierbei mit Augenmaß und nach intensiver Prüfung des
wegs­erkrankungen mit Olodaterol ein Weg beschritten,
therapeu­tischen Nutzens und der damit verbundenen
der nun fortgesetzt werden soll. 2014 konnten weitere
Erfolgsaussichten. Unsere Produktpipeline mit viel­
Zulassungen seitens der US- und europäischen Behörden
versprechenden Studienergebnissen sowie die bereits
erzielt werden: ofev® zur Behandlung der Lungenerkran­
erfolgten Neuzulassungen mit signifikantem Umsatz­
kung IPF, pradaxa® in der Therapie tiefer Venenthrom­
potenzial bestätigen uns in unseren hohen F&E-Investi­
bosen und Lungenembolien, striverdi® respimat® bei
tionen. Für 2015 planen wir Investitionen in die Forschung
COPD sowie jardiance® im Diabetesbereich. Außerdem
und Entwicklung neuer Arzneimittel in vergleichbarem
erhielt das zweite Krebsmedikament vargatef® die
Umfang zum Vorjahr.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim71
K O N Z E R N L A G E B E R I C H T P R O G N O S E B E R I C H T Die großen Herausforderungen der forschenden Pharma­
industrie sind neben Patentabläufen und Patentangriffen
steigende Investitionen in den Bereichen Forschung und
Entwicklung sowie größere Hürden und verstärkte Auf­
wendungen für Produktzulassungen. In diesem Zusammen­
hang ist insbesondere auch der stärker werdende Kosten­
druck in den Gesundheitssystemen zu nennen, die immer
weniger bereit sind, hohe Investitionsaufwendungen in der
Entwicklung neuer Medikamente in angemessener Weise
zu honorieren. Belastend wirken sich hierbei in verschie­
denen Märkten die Eingriffe der Gesetzgeber auf die Preis­
gestaltung verschreibungspflichtiger Medikamente aus.
Der steigende Kostendruck und die schwierige Preisgestal­
tung beeinflussten bereits im Geschäftsjahr 2014 das Er­
gebnis. Boehringer Ingelheim hat hierzu im vergangenen
Jahr auf die Veränderungen am Pharmamarkt reagiert
und die Kostensparinitiative „Journey“ ins Leben gerufen.
Das Programm dient dazu, die Kostenbasis zu senken, um
Spielraum für Investitionen zu schaffen und den langfris­
tigen Unternehmenserfolg zu sichern. Im kommenden Jahr
wird weiter an der Initiative „Journey“ gearbeitet. Hierbei
sind initiale Aufwendungen notwendig, um die geplan­
ten Maßnahmen effektiv umzusetzen. Insgesamt planen
wir für 2015 ein Betriebsergebnis auf Vorjahres­niveau.
Für Boehringer Ingelheim als traditionsreiches Familien­
unternehmen bleibt der Erhalt der Unabhängigkeit und
Wettbewerbsfähigkeit das vorrangige Ziel. Dabei hat auch
weiterhin ein langfristiges und nachhaltiges organisches
Wachstum Vorrang gegenüber kurzfristigen Renditezielen.
Wir sind davon überzeugt, mit hoher Innovationskraft
auf der Grundlage einer gut gefüllten Pipeline, unserer
globalen Präsenz und unterstützt von unseren hoch qua­
lifizierten und motivierten Mitarbeiterinnen und Mit­
arbeitern unsere anspruchsvollen Ziele zu erreichen. Wir
werden an unserer Vision „Werte schaffen durch Inno­
vation“ festhalten und innovative Produkte mit hohem
medizinischem Nutzen erforschen, entwickeln und zur
Marktreife führen. Als Ergebnis unserer Bemühungen
werden wir neue Medikamente zur Verfügung stellen, die
es Ärzten ermöglichen werden, Patienten mit neuartigen
Therapien effektiver zu behandeln.
72
KONZERNABSCHLUSS
KONZERNABSCHLUSS 2014
Überblick über die wichtigsten konsolidierten Gesellschaften
74
Konzernbilanz76
Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns
77
Kapitalflussrechnung78
Entwicklung des Konzerneigenkapitals
79
Konzernanhang80
Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers
Unternehmensbericht 2014
100
Boehringer Ingelheim73
Ü bersich t über d ie w ich t i g s t en konsoli d ier t en Gesellscha f t en ÜBERSICHT ÜBER DIE WICHTIGSTEN KONSOLIDIERTEN GESELLSCHAFTEN
C. H. BOEHRINGER SOHN
AG & CO. KG*
BOEHRINGER INGELHEIM
EUROPE GMBH
BOEHRINGER INGELHEIM GMBH
DEUTSCHLAND
V
P
Boehringer Ingelheim
Pharma GmbH & Co. KG,
Ingelheim
Boehringer Ingelheim
Vetmedica GmbH, Ingelheim
Boehringer Ingelheim
microParts GmbH, Dortmund
Boehringer Ingelheim
Biopharmaceuticals GmbH,
Ingelheim
Boehringer Ingelheim Veterinary
Research Center GmbH & Co. KG,
Hannover
F
BOEHRINGER INGELHEIM
INTERNATIONAL GMBH
FINNLAND
V
Boehringer Ingelheim
Finland Ky, Espoo
V
Boehringer Ingelheim
Norway KS, Asker
V
P
POLEN
ÖSTERREICH
P Produktion
F Forschung und Entwicklung
* Einzige persönlich haftende Gesellschafterin:
Boehringer AG
74
P
F
Forschungsinstitut für Molekulare
Pathologie Gesellschaft mbH,
Wien
V
PHILIPPINEN
Boehringer Ingelheim
(Phil.), Inc., Manila
Boehringer Ingelheim Sp.zo.o.,
Warschau
V Vertrieb
V
F
Boehringer Ingelheim
Pharma Ges.m.b.H., Wien
Boehringer Ingelheim s.r.o.,
Prag
CHINA
Boehringer Ingelheim
International Trading (Shanghai)
Co. Ltd., Shanghai
Boehringer Ingelheim RCV
GmbH & Co. KG, Wien
TSCHECHISCHE REPUBLIK
V
SCS Boehringer Ingelheim
Comm. V., Brüssel
NORWEGEN
ÖSTERREICH
BELGIEN
V
V
C. H. BOEHRINGER SOHN
GRUNDSTÜCKSVERWALTUNG GMBH & CO. KG
BOEHRINGER INGELHEIM
AUSLANDSBETEILIGUNGS GMBH
ARGENTINIEN
V
F
Boehringer Ingelheim S.A.,
Buenos Aires
GROSSBRITANNIEN
V
Boehringer Ingelheim Ltd., Bracknell
INDIEN
AUSTRALIEN
V
Boehringer Ingelheim Pty. Ltd.,
North Ryde
V
P
Boehringer Ingelheim do Brasil
Quimica e Farmaceutica Ltda.,
São Paulo
NIEDERLANDE
V
P
Nippon Boehringer Ingelheim
Co. Ltd., Tokio
Boehringer Ingelheim Vetmedica
(China) Investment Co. Ltd., Shanghai
SSP Co. Ltd., Tokio
Boehringer Ingelheim Animal Health
Operations (China) Co. Ltd., Taizhou
V
P
Boehringer Ingelheim
Danmark A/S, Kopenhagen
V
Boehringer Ingelheim del Ecuador
Cia. Ltda., Quito
V
P
F
Boehringer Ingelheim Ellas AE, Athen
V
Unilfarma Lda., Lissabon
V
Boehringer Ingelheim
Taiwan Ltd., Taipeh
Boehringer Ingelheim
(Thai) Ltd., Bangkok
V
P
F
Boehringer Ingelheim AB, Stockholm
V
Boehringer Ingelheim
(Schweiz) GmbH, Basel
V
Boehringer Ingelheim
Singapore Pte. Ltd., Singapur
SPANIEN
V
P
Boehringer Ingelheim Corp.,
Ridgefield, Connecticut
Boehringer Ingelheim
USA Corporation,
Ridgefield, Connecticut
Boehringer Ingelheim
Vetmedica, Inc.,
St. Joseph, Missouri
Boehringer Ingelheim
Fremont, Inc.,
Fremont, California
Europharma S.A., Barcelona
Laboratorios Fher S.A.,
Barcelona
Boehringer Ingelheim
(Canada) Ltd., Burlington
P
P
V
P
P
V
Boehringer Ingelheim (Pty.) Ltd.,
Randburg
Boehringer Ingelheim S.A., Bogotá
V
SÜDAFRIKA
F
F
Boehringer Ingelheim
Roxane, Inc., Columbus, Ohio
Boehringer Ingelheim S.A.,
Barcelona
V
P
Roxane Laboratories, Inc.,
Columbus, Ohio
Boehringer Ingelheim
España S.A., Barcelona
Boehringer Ingelheim Japan, Inc.,
Tokio
V
Boehringer Ingelheim
Pharmaceuticals, Inc.,
Ridgefield, Connecticut
Pharmaton S.A., Lugano
SINGAPUR
Boehringer Ingelheim
Seiyaku Co. Ltd., Yamagata
V
Boehringer Ingelheim Ilac
Ticaret A.S., Istanbul
USA
V
V
TÜRKEI
SCHWEIZ
Boehringer Ingelheim
Vetmedica Japan Co. Ltd., Tokio
MEXIKO
V
TAIWAN
VENEZUELA
Boehringer Ingelheim
France S.A.S., Paris
GRIECHENLAND
Boehringer Ingelheim Animal Health
Operations B.V., Alkmaar
SCHWEDEN
KOLUMBIEN
V
P
Boehringer Ingelheim Lda., Lissabon
V
KANADA
ECUADOR
V
PORTUGAL
Bidachem S.p.A., Fornovo S. Giovanni
JAPAN
V
THAILAND
Boehringer Ingelheim
Italia S.p.A., Reggello
Boehringer Ingelheim (China)
Investment Co. Ltd., Shanghai
FRANKREICH
P
PT Boehringer Ingelheim
Indonesia, Jakarta
ITALIEN
Boehringer Ingelheim Shanghai
Pharmaceuticals Co. Ltd., Shanghai
DÄNEMARK
V
V
Boehringer Ingelheim Ltda.,
Santiago de Chile
SÜDKOREA
Boehringer Ingelheim
Korea Ltd., Seoul
Boehringer Ingelheim B.V., Alkmaar
Boehringer Ingelheim
Ireland Limited, Dublin
CHILE
CHINA
Boehringer Ingelheim
(N.Z.) Ltd., Auckland
Boehringer Ingelheim
India Private Ltd., Mumbai
IRLAND
Solana Agro Pecuaria Ltda.,
Arapongas
V
V
INDONESIEN
BRASILIEN
NEUSEELAND
Boehringer Ingelheim C.A.,
Caracas
Ingelheim Pharmaceuticals (Pty.) Ltd.,
Randburg
Boehringer Ingelheim
Promeco S.A. de C.V., Mexiko-Stadt
Boehringer Ingelheim Vetmedica,
S.A. de C.V., Guadalajara
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim75
V
K O N Z E R N A B S C H L U S S K O N Z E R N B I L A N Z G E W I N N - U N D V E R L U S T R E C H N U N G D E S K O N Z E R N S C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG, Ingelheim
KONZERNBILANZ
Aktiva ( in
Anhang 1)
31.12.2014
31.12.2013
Immaterielle Vermögensgegenstände
(3.1)
592
582
Sachanlagen
(3.2)
3.070
2.887
Finanzanlagen
(3.3)
mio. eur)
Anlagevermögen
5.312
4.737
8.974
8.206
Vorräte
(3.4)
2.237
2.083
Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände
(3.5)
3.751
3.555
Wertpapiere
760
601
Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten, Schecks
2.534
2.278
Umlaufvermögen
9.282
8.517
155
110
Rechnungsabgrenzungsposten
Aktive latente Steuern
Bilanzsumme
Passiva ( in
m io. eur)
Anhang 1)
Kapital der Gesellschafter
Konzernrücklagen
1.640
1.466
20.051
18.299
31.12.2014
31.12.2013
178
178
7.026
5.829
Eigenkapitaldifferenz aus Währungsumrechnung
— 142
— 210
Jahresüberschuss
1.047
1.324
Eigenkapital
8.109
7.121
2
1
8.111
7.122
91
104
Anteile anderer Gesellschafter
Konzerneigenkapital
Negativer Unterschiedsbetrag aus Unternehmenserwerben
Rückstellungen
(3.6)
8.535
7.539
Verbindlichkeiten
(3.7)
2.435
2.878
10.970
10.417
574
378
Fremdkapital
Rechnungsabgrenzungsposten
Passive latente Steuern
Bilanzsumme
1)
Siehe Erläuterung unter der entsprechenden Ziffer im Konzernanhang.
76
305
278
20.051
18.299
C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG, Ingelheim
GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG DES KONZERNS
( in mio. eur)
Umsatzerlöse
Anhang 1)
2014
2013
(4.1)
13.317
14.065
180
23
Erhöhung des Bestands an fertigen und unfertigen Erzeugnissen
Andere aktivierte Eigenleistungen
12
3
(4.2)
1.139
1.137
14.648
15.228
Materialaufwand
(4.3)
— 1.937
— 1.890
Personalaufwand
(4.4)
— 4.116
— 4.071
Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachanlagen
(4.5)
— 551
— 739
Sonstige betriebliche Aufwendungen
(4.6)
— 5.904
— 6.414
2.140
2.114
Sonstige betriebliche Erträge
Gesamtleistung
Betriebsergebnis
Finanzergebnis
(4.7)
— 416
— 151
Beteiligungsergebnis
(4.8)
— 18
— 9
1.706
1.954
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit / Ergebnis vor Steuern
Steuern
2)
(4.9)
Ergebnis nach Steuern
Fremdanteil am Ergebnis
Jahresüberschuss
(4.10)
— 660
— 630
1.046
1.324
1
0
1.047
1.324
Siehe Erläuterung unter der entsprechenden Ziffer im Konzernanhang.
Aufgrund handelsrechtlicher Vorschriften ist der Ausweis der auf die Konzerntätigkeit entfallenden persönlichen Steuern der Gesellschafter im
­Steueraufwand unzulässig. Sie werden als Entnahmen aus dem erwirtschafteten Konzerneigenkapital dargestellt.
Posten der Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns, die rundungsbedingt ohne Betrag in Mio. EUR sind, werden ausgewiesen.
1)
2)
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim77
K O N Z E R N A B S C H L U S S K A P I T A L F L U S S R E C H N U N G E N TW I C K L U N G D E S K O N Z E R N E I G E N K A P I T A L S C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG, Ingelheim
KAPITALFLUSSRECHNUNG
( i n m i o. eur)
Periodenergebnis (einschließlich Ergebnisanteilen von Minderheitsgesellschaftern)
Abschreibungen / Zuschreibungen auf Gegenstände des Anlagevermögens 1)
Veränderung der Pensionsrückstellungen
Cashflow
Veränderung der übrigen Rückstellungen
Sonstige zahlungsunwirksame Aufwendungen und Erträge
2014
2013
1.046
1.324
551
730
253
75
1.850
2.129
452
190
152
— 30
— 144
86
Veränderung der Vorräte
— 93
— 62
Veränderung der Forderungen und anderer Aktiva, die nicht der Investitions- oder
Finanzierungstätigkeit zuzuordnen sind
Gewinn / Verlust aus dem Abgang von Gegenständen des Anlagevermögens
— 61
— 571
Veränderung der anderen Verbindlichkeiten und anderer Passiva, die nicht der Investitionsoder Finanzierungstätigkeit zuzuordnen sind
— 141
77
Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit
2.015
1.819
— 57
— 47
Auszahlungen für Investitionen in das immaterielle Anlagevermögen
Auszahlungen für Investitionen in das Sachanlagevermögen
— 548
— 558
Auszahlungen für Investitionen in das Finanzanlagevermögen 1)
— 19
— 18
Einzahlungen aus Abgängen von Gegenständen des immateriellen Anlagevermögens
169
0
15
12
Einzahlungen aus Abgängen von Gegenständen des Finanzanlagevermögens 1)
6
19
Einzahlungen aus dem Verkauf von konsolidierten Unternehmen
7
0
Cashflow aus der Investitionstätigkeit
— 427
— 592
Einzahlungen von und Auszahlungen an Gesellschafter und Minderheitsgesellschafter
— 189
— 201
Einzahlungen und Auszahlungen aus der Veränderung von Finanzkrediten
— 386
35
Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit
— 575
— 166
Zahlungswirksame Veränderungen des Finanzmittelfonds
1.013
1.061
— 20
— 14
Finanzmittelfonds 2) am 1.1.
7.514
6.467
Finanzmittelfonds am 31.12.
8.507
7.514
Einzahlungen aus Abgängen von Gegenständen des Sachanlagevermögens
Veränderung des Finanzmittelfonds durch Wechselkurs- und Konsolidierungskreisänderungen
2)
Ohne Wertpapiere des Anlagevermögens.
Flüssige Mittel, Wertpapiere des Anlage- und Umlaufvermögens.
(+) = Mittelherkunft, (–) = Mittelverwendung.
1)
2)
78
C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG, Ingelheim
ENTWICKLUNG DES KONZERNEIGENKAPITALS
( in mio. eur)
Stand am 31.12.2012
Kapital der
Gesellschafter 1)
Erwirtschaftetes
Konzerneigenkapital
davon
Währungseinflüsse
178
6.000
— 1
Eigenkapital
Anteile
anderer
Gesellschafter
davon
Währungseinflüsse
Konzerneigenkapital
6.178
0
0
6.178
Entnahmen
0
— 172
0
— 172
0
0
— 172
Jahresüberschuss
0
1.324
0
1.324
0
0
1.324
0
— 209
— 209
— 209
1
0
— 208
178
6.943
— 210
7.121
1
0
7.122
Übrige Veränderungen
Stand am 31.12.2013
Einlagen
0
40
0
40
2
0
42
Entnahmen
0
— 167
0
— 167
0
0
— 167
Jahresüberschuss
0
1.047
0
1.047
— 1
0
1.046
Übrige Veränderungen
0
68
68
68
0
0
68
178
7.931
— 142
8.109
2
0
8.111
Stand am 31.12.2014
as Kapital der Gesellschafter setzt sich zusammen aus dem Kapital der C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG und der C. H. Boehringer Sohn Grundstücksverwaltung
D
GmbH & Co. KG. Zum 31.12.2014 beinhaltet das Kapital der Gesellschafter ausschließlich Kommanditeinlagen. Auf die Konzerntätigkeit entfallende persönliche
Steuern der Gesellschafter werden als Entnahmen aus dem erwirtschafteten Konzerneigenkapital dargestellt.
Posten der Entwicklung des Konzerneigenkapitals, die rundungsbedingt ohne Betrag in Mio. EUR sind, werden ausgewiesen.
1)
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim79
KONZERNABSCHLUSS K onzernanhang C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG, Ingelheim
KONZERNANHANG
1 Grundsätze und Methoden
1.1 Allgemeine Grundsätze
Der Konzernabschluss von Boehringer Ingelheim für das Geschäftsjahr 2014 wird gemäß § 264a HGB unter
Anwendung der Konzernrechnungslegungsvorschriften der §§ 290 ff. HGB erstellt.
Gemäß § 297 Abs. 1 HGB besteht der Konzernabschluss aus der Konzernbilanz, der Konzern‑Gewinn- und
Verlustrechnung, dem Konzernanhang, der Kapitalflussrechnung und dem Eigenkapitalspiegel.
Der Konzernabschluss wird gemäß § 298 Abs. 1 i. V. m. § 244 HGB in Euro aufgestellt.
Zur Klarheit und Übersichtlichkeit des Konzernabschlusses werden einzelne Posten der Konzernbilanz und
der Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung zusammengefasst. Diese Posten sind im Anhang gesondert auf‑
gegliedert und erläutert. Die für die einzelnen Posten geforderten Zusatzangaben werden ebenfalls in den
Anhang übernommen.
1.2 Angaben zum Konsolidierungskreis
An der Spitze des Unternehmensverbandes Boehringer Ingelheim steht die C. H. Boehringer Sohn AG & Co.
KG, Ingelheim. Die Boehringer AG, Ingelheim, ist die einzige persönlich haftende geschäftsführende Gesell‑
schafterin dieser Gesellschaft.
Neben der C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG besteht die C. H. Boehringer Sohn Grundstücksverwaltung
GmbH & Co. KG, deren Komplementärin sich unter einem beherrschenden Einfluss der C. H. Boehringer
Sohn AG & Co. KG befindet.
Der Unternehmensverband Boehringer Ingelheim besteht insgesamt aus 146 verbundenen Unternehmen im
In‑ und Aus­land. In den Konzernabschluss sind neben der C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG und der
C. H. Boehringer Sohn Grundstücksverwaltung GmbH & Co. KG weitere 122 Gesell­schaften, an denen die
C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG di­rekt oder indi­rekt die Mehr­heit der Stimmrechte besitzt, nach den
Regeln der Vollkonsolidierung einbezogen.
20 Gesellschaften wurden im Berichtsjahr gemäß § 296 Abs. 2 HGB nicht konsolidiert, da sie im Ein­zelnen
und insgesamt von untergeordneter Bedeutung für die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unterneh‑
mensverbandes sind. Die Gesamtheit des Umsatzes, des Eigenkapitals sowie des Jahresergeb­nisses der nicht
in den Konzernabschluss einbezogenen Unternehmen beträgt weniger als ein Prozent des Summenabschlus‑
ses des Konzerns. Auf die Bewertung als assoziiertes Unternehmen wurde gemäß § 311 Abs. 2 HGB wegen
untergeordneter Bedeutung ebenfalls verzichtet. Bei zwei weiteren Gesellschaften sind aufgrund von
80
Satzungsbestimmungen dauernde Verfügungsbeschränkungen gegeben. Diese wurden gemäß § 296 Abs. 1
Nr. 1 HGB nicht konsolidiert.
Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die Gesamtzahl der verbundenen Unternehmen um vier:
• Eine Gesellschaft wurde veräußert.
• Vier Gesellschaften wurden gegründet.
• Ein bisher als Beteiligung klassifiziertes Unternehmen wurde zum verbundenen Unternehmen.
Für folgende Tochterunternehmen wurde von der Befreiung von Aufstellungs- und Offen­legungs­pflichten
gemäß § 264 Abs. 3 HGB Gebrauch gemacht:
• Boehringer Ingelheim GmbH, Ingelheim
• Boehringer Ingelheim Europe GmbH, Ingelheim
• Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH, Ingelheim
• Boehringer Ingelheim Secura Versicherungsvermittlungs GmbH, Ingelheim
• Boehringer Ingelheim Grundstücksgesellschaft mbH, Ingelheim
• Boehringer Ingelheim Finanzierungs GmbH, Ingelheim
• Boehringer Ingelheim R&D Beteiligungs GmbH, Ingelheim
• Boehringer Ingelheim Venture Fund GmbH, Ingelheim
Für folgende Tochterunternehmen wurde von der Befreiung von Aufstellungs- und Offen­legungs­pflichten
gemäß § 264b HGB Gebrauch gemacht:
• C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG, Ingelheim
• C. H. Boehringer Sohn Grundstücksverwaltung GmbH & Co. KG, Ingelheim
• Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG, Ingelheim
• C. H. Boehringer Selbstmedikation KG, Ingelheim
• Boehringer Ingelheim Veterinary Research Center GmbH & Co. KG, Hannover
1.3 Konsolidierungsmethoden
Bei Vorräten und Anlagevermögen, Forderungen und Verbindlichkeiten sowie den Ertrags- und Auf­wands­
posten wurden die zwischen den einbezogenen Gesellschaften ent­standenen Ge­schäftsvorfälle im Rahmen
der Zwi­schener­gebniseliminierung nach § 304 HGB, der Schul­denkonsolidierung nach § 303 HGB sowie der
Auf­wands- und Ertragskonso­lidierung nach § 305 HGB heraus­gerechnet.
Bei der Kapitalkonsolidierung wurde für Erstkonsoli­dierun­gen von Toch­terunternehmen die Neubewer‑
tungsmethode nach § 301 HGB angewandt. Die Erstkonso­lidie­rung erfolgte jeweils zu dem Zeitpunkt, zu
dem das Unternehmen Tochterunternehmen geworden ist.
Dabei wurde der Wertansatz der dem Mutterunternehmen gehörenden Anteile mit dem auf diese Anteile
entfallenden Betrag des Eigenkapitals des Tochterunternehmens verrechnet. Das Eigenkapital wurde mit
dem Betrag angesetzt, der dem zum Konsolidierungszeitpunkt beizulegenden Zeitwert der in den Konzernab‑
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim81
KONZERNABSCHLUSS K onzernanhang schluss aufzunehmenden Vermögensgegenstände, Schulden, Rechnungsabgrenzungsposten und Sonderpos‑
ten entsprach. Ein nach der Verrechnung verbleibender Unterschiedsbetrag wurde, wenn er auf der Aktivseite
entstand, als Geschäfts- oder Firmenwert ausgewiesen.
1.4 Währungsumrechnung
Aus Fremdwährungstransaktionen resultierende Vermögensgegenstände und Verbindlichkeiten wurden
grundsätzlich mit dem Devisenkassamittelkurs zum Bilanzstichtag umgerechnet. Bei einer Restlaufzeit von
mehr als einem Jahr wurden dabei das Realisationsprinzip (§ 298 Abs. 1 i. V. m. § 252 Abs. 1 Nr. 4 Halbsatz
2 HGB) und das Anschaffungs­kostenprinzip (§ 298 Abs. 1 i. V. m. § 253 Abs. 1 Satz 1 HGB) beachtet.
Im vorliegenden Konzernabschluss wurden die auf fremde Währung lautenden Abschlüsse ausländischer
Tochterunternehmen mit Sitz in einem Staat außerhalb der Eurozone nach § 308a HGB nach der modifizier‑
ten Stichtagskursmethode in Euro umgerechnet.
Durch die Anwendung der modifizierten Stichtagskursmethode wurden die Aktiv- und Passivposten der in
ausländischer Währung aufgestellten Jahresabschlüsse mit Ausnahme des Eigenkapitals, welches zum histo‑
rischen Kurs umgerechnet wurde, zum Devisenkassamittelkurs am Bilanzstichtag in Euro umgerechnet. Die
Posten der Gewinn- und Verlustrechnung wurden zum Durchschnittskurs in Euro umgerechnet. Die sich
ergebende Umrechnungsdifferenz wurde innerhalb des Konzerneigenkapitals nach den Rück­lagen unter dem
Posten „Eigenkapitaldifferenz aus Währungsumrechnung“ ausgewiesen. Für Jahresabschlüsse aus Ländern
mit Hyperinflation wurden die Differenzen, im Sinne einer zutreffenderen Darstellung der Vermögens-,
Finanz- und Ertragslage des Konzerns, teilweise erfolgswirksam erfasst. Die für den U
­ nternehmensverband
wichtigsten Währungen haben sich im Berichtsjahr wie folgt verändert (Basis ­jeweils 1 Euro):
Stichtagskurs
US-Dollar
Japanischer Yen
Durchschnittskurs
31.12.2014
31.12.2013
2014
2013
1,21
1,38
1,33
1,33
145,23
144,72
140,38
129,67
Pfund Sterling
0,78
0,83
0,81
0,85
Kanadischer Dollar
1,41
1,47
1,47
1,37
82
2 Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden
2.1 Anlagevermögen
Die erworbenen immateriellen Vermögensgegenstände und die Sachanlagen wurden zu An­schaf­fungs- bzw.
Herstel­lungskosten, vermindert um planmäßige lineare Abschreibun­gen, entsprechend den technischen und
wirtschaftli­chen Gegebenheiten angesetzt. Hierbei wurden folgende Nutzungsdauern zugrunde gelegt:
Immaterielle Vermögensgegenstände
2 bis 15 Jahre
Gebäude
20 Jahre
Technische Anlagen und Maschinen
10 Jahre
Andere Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung
3 bis 10 Jahre
Im Konzernabschluss wurde einheitlich linear abgeschrieben. Vor­aussicht­lich dauerhaften Wertminde­rungen
wurde durch außerplan­mäßige Abschrei­bungen Rechnung getra­gen. Bei der Ermittlung der Herstellungskos‑
ten wurden Material- und Fertigungseinzelkosten, angemessene Teile der Material- und Fertigungsgemein‑
kosten sowie der Werteverzehr des Anlagevermögens (soweit durch die Fertigung veranlasst) berücksichtigt.
Alle aktivierten immateriellen Vermögensgegenstände des Anlagevermögens haben eine be­grenzte Nut‑
zungsdauer.
Geschäfts- oder Firmenwerte aus der Erstkonsolidierung von Anteilen werden in der Regel über einen Zeit‑
raum von fünf Jahren abgeschrieben.
Für den Geschäfts- oder Firmenwert des im Jahr 2007 übernommenen Unternehmens Boehringer Ingelheim
Korea Ltd. wurde eine Nutzungsdauer von zehn Jahren zugrunde gelegt, da dies aufgrund von E
­ rfahrungen
der Vergangenheit bezüglich Produkten und Absatzmärkten sowie den geschäftlichen Rahmenbedingungen
der Boehringer Ingelheim Korea Ltd. ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild vermittelt.
Die Finanzanlagen umfassen im Wesentlichen Anteilsrechte, Wertpapiere und Ausleihungen und werden
zu Anschaffungskosten bzw. bei dauerhafter Wertminderung mit den niedrigeren beizulegenden Werten
angesetzt.
2.2 Umlaufvermögen und Rechnungsabgrenzungsposten
Die Vorräte wurden zu Anschaffungs- und Herstellungskosten bzw. zu den niedrigeren beizulegenden Zeit‑
werten an­gesetzt.
Die Bestände an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen wurden zu durchschnittlichen Einstands­preisen oder zu
niedrigeren beizulegenden Zeitwerten am Bilanzstichtag aktiviert.
Die unfertigen und fertigen Erzeugnisse wurden auf der Basis von Einzelkalkulationen zu Herstellungs­
kosten bewertet, wobei neben den direkt zurechenbaren Materialeinzelkosten, Fertigungslöhnen und Son­
dereinzelkosten auch angemessene Teile der Fertigungs- und Materialgemeinkosten sowie Abschreibungen
berücksichtigt wurden.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim83
KONZERNABSCHLUSS K onzernanhang Handelswaren wurden zu Anschaffungskosten oder niedrigeren Marktpreisen bilanziert.
Alle erkennbaren Risiken im Vorratsvermögen, die sich aus überdurchschnittlicher Lagerdauer, geminderter
Verwertbarkeit und niedrigeren Wiederbeschaffungskosten ergeben, wurden durch angemessene Abwertun‑
gen berücksichtigt.
Die Bewertung erfolgte verlustfrei, d. h. es wurden von den voraussichtlichen Verkaufs­preisen Abschläge für
noch anfallende Kosten vorgenommen.
Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände wurden zu Anschaffungskosten abzüglich der Wertab‑
schläge für Einzelrisiken und das allgemeine Kreditrisiko bilanziert. Unverzinsliche oder niedrig verzinsliche
Forderungen mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr wurden abgezinst.
Die Wertpapiere des Umlaufvermögens bestehen aus sonstigen Wertpapieren und wurden zu Anschaffungs‑
kosten oder gegebenenfalls zu niedrigeren Werten bilanziert, die sich aus den Börsen- oder Marktpreisen am
Stichtag ergeben.
Die flüssigen Mittel, bestehend aus Kassenbeständen, Guthaben bei Kreditinstitutuen und Schecks, wurden
zu Anschaffungskosten oder dem niedrigeren beizulegenden Zeitwert bilanziert.
Der aktive Rechnungsabgrenzungsposten nach § 250 Abs. 1 HGB beinhaltet im Voraus bezahlten Aufwand
für eine bestimmte Zeit nach dem Bilanzstichtag.
Der passive Rechnungsabgrenzungsposten nach § 250 Abs. 2 HGB beinhaltet Einnahmen, die Ertrag für eine
bestimmte Zeit nach dem Bilanzstichtag darstellen.
2.3 Negativer Unterschiedsbetrag aus Unternehmenserwerben
Der negative Unterschiedsbetrag aus Unternehmenserwerben resultiert aus einem den Kaufpreis übersteigen‑
den Reinvermögen eines zum 31. März 2011 sowie eines zum 1. August 2012 erworbenen Unternehmens.
Der Wert des negativen Unterschiedsbetrags aus Unternehmenserwerben in Höhe von 157 Mio. EUR zum
1. Januar 2012 erhöhte sich durch das zum 1. August 2012 erworbene Unternehmen um 11 Mio. EUR. Der
Zeitraum der Amortisierung des negativen Unterschiedsbetrages aus Unternehmenserwerben wird auf zehn
Jahre geschätzt. Die Auflösung von 13 Mio. EUR im Geschäftsjahr 2014 auf 91 Mio. EUR erfolgte über den
sonstigen betrieblichen Ertrag, grundsätzlich korrespondierend zur Amortisierung des übersteigenden Rein‑
vermögens zum Erwerbszeitpunkt der Unternehmen.
84
2.4 Konzernrücklagen
Die Konzernrücklagen enthalten die bei den einbezogenen Unternehmen thesaurierten Ergeb­nisse sowie die
ergebniswirksamen Konsolidierungen, soweit sie Vorjahre betreffen.
2.5 Rückstellungen
Die Steuerrückstellungen und die sonstigen Rückstellungen berücksichtigen alle ungewissen Verbindlichkei‑
ten und drohenden Verluste aus schwebenden Geschäften. Sie wurden in Höhe des nach vernünftiger kauf‑
männischer Beurteilung notwendigen Erfüllungsbetrags (d. h. einschließlich zukünftiger Kosten- und
Preissteigerungen) angesetzt. Rückstellungen mit einer Restlaufzeit von mehr als einem Jahr wurden mit dem
laufzeitadäquaten, durchschnittlichen Marktzinssatz der vergangenen sieben Jahre (gemäß Rückstellungs­
abzinsungsverordnung) abgezinst.
2.6 Verbindlichkeiten
Die Verbindlichkeiten wurden mit ihrem Erfüllungsbetrag bilanziert.
2.7 Steuerabgrenzung
Für die Ermittlung latenter Steuern aufgrund von temporären oder quasi-permanenten Differenzen zwischen
den handelsrechtlichen Wertansätzen von Vermögensgegenständen, Schulden und Rechnungsab­grenzungs­
posten und ihren steuerlichen Wertansätzen oder aufgrund steuerlicher Verlustvorträge wurden die Beträge
der sich ergebenden Steuerbe- und Steuerentlastung mit den unternehmensindividuellen Steuersätzen
(12 – 44 %) zum Zeitpunkt des Abbaus der Differenzen bewertet und nicht abgezinst. Differenzen, die auf Kon‑
solidierungsmaßnahmen gemäß den §§ 300 bis 305 HGB beruhen, wurden ebenfalls mit den unternehmens­
individuellen Steuersätzen zum Zeitpunkt des voraussichtlichen Abbaus der Differenzen bewertet. Aktive
latente Steuern auf Verlustvorträge wurden berücksichtigt, sofern innerhalb der nächsten fünf Jahre eine
Verlustverrechnung wahrscheinlich ist.
Aktive und passive Steuerlatenzen wurden unsaldiert ausgewiesen.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim85
KONZERNABSCHLUSS K onzernanhang 3 Erläuterungen zur Konzernbilanz
3.1 Immaterielle Vermögensgegenstände
( i n m i o. eur)
Entgeltlich
erworbene
Konzessionen/
ähnliche
Rechte
Geschäftsoder
Firmenwerte
Geleistete
Anzahlungen
Summe
1.470
573
16
2.059
— 59
0
0
— 59
Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten
Stand am 1. Januar 2013
Währungsumrechnungsdifferenz
Konsolidierungskreisänderungen
0
0
0
0
Zugänge
41
0
6
47
Abgänge
— 53
0
0
— 53
Umbuchungen
107
0
— 8
99
1.506
573
14
2.093
Währungsumrechnungsdifferenz
112
1
0
113
Konsolidierungskreisänderungen
0
0
0
0
Zugänge
54
0
3
57
Abgänge
— 55
0
— 2
— 57
Stand am 31. Dezember 2013
Umbuchungen
20
0
— 12
8
1.637
574
3
2.214
Stand am 1. Januar 2013
826
551
0
1.377
Währungsumrechnungsdifferenz
— 35
1
0
— 34
Konsolidierungskreisänderungen
0
0
0
0
94
5
0
99
0
0
0
0
— 16
0
0
— 16
85
0
0
85
954
557
0
1.511
57
0
1
58
Stand am 31. Dezember 2014
Kumulierte Abschreibungen
Zugänge
Zuschreibungen
Abgänge
Umbuchungen
Stand am 31. Dezember 2013
Währungsumrechnungsdifferenz
Konsolidierungskreisänderungen
Zugänge
Zuschreibungen
0
0
0
0
97
5
0
102
0
0
0
0
— 49
0
0
— 49
0
0
0
0
1.059
562
1
1.622
Buchwerte am 31. Dezember 2013
552
16
14
582
Buchwerte am 31. Dezember 2014
578
12
2
592
Abgänge
Umbuchungen
Stand am 31. Dezember 2014
86
3.2 Sachanlagen
Grundstücke/
Bauten
Technische
Anlagen und
Maschinen
Andere
Anlagen und
Betriebs
ausstattung
Geleistete
Anzahlungen
und Anlagen im Bau
Summe
Stand am 1. Januar 2013
2.780
3.173
2.114
497
8.564
Währungsumrechnungsdifferenz
— 128
— 96
— 59
— 12
— 295
Konsolidierungskreisänderungen
0
0
0
0
0
( in mio. eur)
Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten
Zugänge
39
55
126
338
558
Abgänge
— 40
— 53
— 129
— 18
— 240
Umbuchungen
145
130
— 49
— 325
— 99
2.796
3.209
2.003
480
8.488
133
98
59
21
311
Stand am 31. Dezember 2013
Währungsumrechnungsdifferenz
Konsolidierungskreisänderungen
0
0
2
0
2
Zugänge
68
98
129
253
548
Abgänge
— 156
— 265
— 195
— 2
— 618
196
61
74
— 339
— 8
3.037
3.201
2.072
413
8.723
1.585
2.230
1.646
0
5.461
— 82
— 72
— 48
0
— 202
Umbuchungen
Stand am 31. Dezember 2014
Kumulierte Abschreibungen
Stand am 1. Januar 2013
Währungsumrechnungsdifferenz
Konsolidierungskreisänderungen
Zugänge
Zuschreibungen
Abgänge
Umbuchungen
0
0
0
0
0
207
263
170
0
640
— 4
0
— 5
0
— 9
— 34
— 51
— 119
0
— 204
16
— 19
— 82
0
— 85
1.688
2.351
1.562
0
5.601
Währungsumrechnungsdifferenz
78
69
42
0
189
Konsolidierungskreisänderungen
0
0
1
0
1
107
183
159
0
449
0
— 8
0
0
— 8
— 140
— 261
— 178
0
— 579
Stand am 31. Dezember 2013
Zugänge
Zuschreibungen
Abgänge
Umbuchungen
27
— 39
12
0
0
Stand am 31. Dezember 2014
1.760
2.295
1.598
0
5.653
Buchwerte am 31. Dezember 2013
1.108
858
441
480
2.887
Buchwerte am 31. Dezember 2014
1.277
906
474
413
3.070
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim87
KONZERNABSCHLUSS K onzernanhang 3.3 Finanzanlagen
( i n m i o. eur)
AusleihunAnteile an
gen an
verbundenen verbundene
Unternehmen Unternehmen
Beteiligungen
Wertpapiere des
Anlagevermögens
Sonstige
Ausleihungen
Summe
Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten
Stand am 1. Januar 2013
37
0
120
4.091
20
4.268
Währungsumrechnungsdifferenz
0
0
— 2
— 7
— 1
— 10
Konsolidierungskreisänderungen
0
0
0
0
0
0
Zugänge
1
0
9
586
9
605
Abgänge
— 35
0
— 3
— 34
— 6
— 78
Umbuchungen
0
0
0
0
0
0
Stand am 31. Dezember 2013
3
0
124
4.636
22
4.785
Währungsumrechnungsdifferenz
0
0
1
17
0
18
Konsolidierungskreisänderungen
0
0
0
0
0
0
Zugänge
0
0
13
632
6
651
Abgänge
0
0
0
— 42
— 5
— 47
Umbuchungen
1
0
— 1
0
0
0
Stand am 31. Dezember 2014
4
0
137
5.243
23
5.407
— 1
0
45
— 2
4
46
Währungsumrechnungsdifferenz
1
0
— 2
0
— 1
— 2
Konsolidierungskreisänderungen
0
0
0
0
0
0
Zugänge
0
0
1
2
0
3
Zuschreibungen
0
0
0
0
0
0
Abgänge
0
0
0
1
0
1
Umbuchungen
0
0
0
0
0
0
Stand am 31. Dezember 2013
0
0
44
1
3
48
Währungsumrechnungsdifferenz
0
0
0
0
0
0
Konsolidierungskreisänderungen
0
0
0
0
0
0
Zugänge
0
0
18
30
0
48
Zuschreibungen
0
0
0
0
0
0
Abgänge
0
0
0
— 1
0
— 1
Umbuchungen
0
0
0
0
0
0
Stand am 31. Dezember 2014
0
0
62
30
3
95
Buchwerte am 31. Dezember 2013
3
0
80
4.635
19
4.737
Buchwerte am 31. Dezember 2014
4
0
75
5.213
20
5.312
Kumulierte Abschreibungen
Stand am 1. Januar 2013
Der Posten „Sonstige Ausleihungen“ enthält wie im Vorjahr keine Ausleihungen gegen Gesellschafter.
88
3.4 Vorräte
( in mio. eur)
31.12.2014
31.12.2013
Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe
Unfertige Erzeugnisse
486
474
1.002
837
749
766
0
6
2.237
2.083
Fertige Erzeugnisse und Waren
Geleistete Anzahlungen
3.5 Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände
( in mio. eur)
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
Forderungen gegen verbundene Unternehmen
Forderungen gegen Unternehmen, mit denen
ein Beteiligungsverhältnis besteht
Sonstige Vermögensgegenstände
31.12.2014
Restlaufzeit
über 1 Jahr
31.12.2013
Restlaufzeit
über 1 Jahr
2.777
1
2.677
3
9
0
9
0
25
0
23
0
940
27
846
27
3.751
28
3.555
30
In dem Posten „Sonstige Vermögensgegenstände“ sind Forderungen gegen die Gesellschafter in Höhe von
98 Mio. EUR enthalten (Vorjahr: 27 Mio. EUR).
Die Forderungen gegen verbundene Unternehmen bestanden im Wesentlichen aus Kreditforderungen.
Die Forderungen gegen Beteiligungsunternehmen bestanden vorwiegend aus Lieferungen und Leistungen.
3.6 Rückstellungen
31.12.2014
31.12.2013
Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen
3.739
3.414
Steuerrückstellungen
1.003
823
Sonstige Rückstellungen
3.793
3.302
8.535
7.539
( in mio. eur)
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim89
KONZERNABSCHLUSS K onzernanhang Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen
Die Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen wurden auf der Grundlage versicherungs‑
mathematischer Berechnungen nach dem Anwartschaftsbarwertverfahren unter Berücksichtigung von
zukünftigen Entgelt- und Rentenanpassungen ermittelt.
Bei der versicherungsmathematischen Berechnung der Verpflichtungen wurden neben den lokalen biometri‑
schen Rechnungsgrundlagen (z. B. in Deutschland die Generationentafeln 2005 G von Prof. Dr. Klaus Heubeck)
in den wesentlichen Ländern die folgenden versicherungsmathematischen Parameter zugrunde gelegt:
Stand 31. Dezember 2014 (in %)
Rechnungszins
Deutschland
USA
Japan
4,55
4,84
1,73
Entgelttrend
4,0
4,0
4,0
Rententrend
2,0
3,0
2,9
Für die Abzinsung wurde pauschal der durchschnittliche Marktzinssatz bei einer restlichen Laufzeit von
15 Jahren gemäß der Rückstellungsabzinsungsverordnung vom 18. November 2009 verwendet. Die für die
Abzinsung wesentlicher ausländischer Altersversorgungsverpflichtungen (USA und Japan) verwendeten
Zinssätze wurden entsprechend der Rückstellungsabzinsungsverordnung vom 18. November 2009 mit ver‑
gleichbaren Berechnungsgrundlagen ermittelt.
Die ausschließlich der Erfüllung der Pensionsverpflichtungen und ähnlichen Verpflichtungen dienenden,
dem Zugriff aller übrigen Gläubiger entzogenen Vermögensgegenstände (Deckungsvermögen i. S. d. § 246
Abs. 2 Satz 2 HGB) wurden mit ihrem beizulegenden Zeitwert bewertet, welcher im Wesentlichen aus Bör‑
senkursen abgeleitet ist, und mit den zugrunde liegenden Verpflichtungen verrechnet. Am Abschlussstichtag
beträgt der beizulegende Zeitwert (Marktwert am Bilanzstichtag) des Deckungsvermögens 1.256 Mio. EUR.
Dem Deckungsvermögen steht ein Erfüllungsbetrag der verrechneten Pensionsverpflichtungen und ähnlichen
Verpflichtungen in Höhe von 4.995 Mio. EUR gegenüber. Die Aufwendungen und Erträge aus dem Deckungs‑
vermögen und der Zinsanteil aus den Pensionsverpflichtungen und ähnlichen Verpflichtungen wurden ent‑
sprechend § 246 Abs. 2 Satz 2 HGB verrechnet. Insgesamt sind 41 Mio. EUR Erträge aus Deckungs­vermögen
und 459 Mio. EUR Aufwendungen aus der Zuführung zu Pensionsverpflichtungen und ähnlichen Verpflich‑
tungen im Finanzergebnis enthalten.
90
3.7 Verbindlichkeiten
Restlaufzeit
unter 1 Jahr
1 – 5 Jahre
über 5 Jahre
31.12.2014
31.12.2013
Restlaufzeit
unter 1 Jahr
Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten
180
802
7
989
1.369
531
Andere Verbindlichkeiten
1.233
87
126
1.446
1.509
1.311
( in mio. eur)
davon:
- Verbindlichkeiten aus
Lieferungen und Leistungen
733
0
0
733
878
877
- Erhaltene Anzahlungen
67
0
0
67
44
36
- Verbindlichkeiten gegenüber
verbundenen Unternehmen
24
0
0
24
27
27
- Verbindlichkeiten gegenüber
Unternehmen, mit denen ein
Beteiligungsverhältnis besteht
- Sonstige Verbindlichkeiten *
1
0
0
1
1
1
408
87
126
621
559
370
1.413
889
133
2.435
2.878
1.842
146
139
11
15
* Davon:
- aus Steuern (in Mio. EUR)
- im Rahmen der sozialen Sicherheit (in Mio. EUR)
Wie schon im Vorjahr bestanden am Bilanzstichtag keine durch Grundpfandrechte oder ähnliche dingliche
Rechte gesicherte Verbindlichkeiten.
Am Jahresende bestanden Verbindlichkeiten gegenüber den Gesellschaftern in Höhe von 10 Mio. EUR
­(Vorjahr: 1 Mio. EUR). Der Ausweis erfolgt unter den „Sonstige Verbindlichkeiten“.
Die Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen enthalten Verbindlichkeiten aus Darlehen in
Höhe von 24 Mio. EUR (Vorjahr: 22 Mio. EUR) sowie Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen in
Höhe von 1 Mio. EUR (Vorjahr: 4 Mio. EUR).
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim91
KONZERNABSCHLUSS K onzernanhang 4 Erläuterungen zur Gewinnund Verlust­rechnung des Konzerns
Der Gliederung der Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung wurde das Gesamtkostenverfahren zugrunde g
­ elegt.
4.1 Umsatzerlöse
nach Geschäften ( in
m io. eur)
Verschreibungspflichtige Medikamente
2014
2013
10.101
10.891
Selbstmedikation
1.437
1.473
Tiergesundheit
1.130
1.070
Biopharmazeutika
501
449
Industriekunden und sonstige Umsatzerlöse
148
182
13.317
14.065
2014
2013
4.081
4.267
912
1.018
5.937
6.411
4.638
5.157
3.299
3.387
1.736
1.830
13.317
14.065
nach geografischen Märkten (in
mio. eur)
Europa
davon: Deutschland
Nord- und Südamerika
davon: USA
Asien, Australien, Afrika
davon: Japan
4.2 Sonstige betriebliche Erträge
Die sonstigen betrieblichen Erträge enthalten Erträge aus der Währungsumrechnung in Höhe von
581 Mio. EUR (Vorjahr: 658 Mio. EUR).
4.3 Materialaufwand
( i n m i o. eur)
Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe
und für bezogene Waren
Aufwendungen für bezogene Leistungen
92
2014
2013
1.421
1.384
516
506
1.937
1.890
4.4 Personalaufwand
2014
2013
3.406
3.321
710
750
( in mio. eur)
Löhne und Gehälter
Soziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung
und für Unterstützung
davon: für Altersversorgung
143
184
4.116
4.071
Sämtliche Zinseffekte aus der Bewertung der Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen
wurden als gesonderter Posten innerhalb des Finanzergebnisses gezeigt.
Durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter
Produktion
Administration
Marketing und Vertrieb
Forschung und Entwicklung
2014
2013
13.878
13.856
5.694
5.489
19.269
19.617
8.104
7.741
798
789
47.743
47.492
Auszubildende
4.5 Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände
des Anlagevermögens und Sachanlagen
In den Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachan­lagen sind
im Geschäftsjahr keine außerplanmäßigen Abschreibungen enthalten (Vorjahr: 156 Mio. EUR).
4.6 Sonstige betriebliche Aufwendungen
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen enthalten Aufwendungen aus der Währungsumrechnung in
Höhe von 227 Mio. EUR (Vorjahr: 604 Mio. EUR).
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen umfassen des Weiteren vorwiegend Fremdleistungen in den
Bereichen ­For­schung, Entwicklung, Medizin und Marketing sowie Verwaltungskosten, Gebühren, Beiträge,
Provi­sionen, Mieten, Frachten und Aufwendungen für Fremdreparaturen.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim93
KONZERNABSCHLUSS K onzernanhang 4.7 Finanzergebnis
2014
2013
Zinsanteil in der Zuführung zu Rückstellungen für Pensionen
und ähnliche Verpflichtungen sowie sonstige Rückstellungen
— 436
— 192
Übrige Zinsen und ähnliche Aufwendungen
— 113
— 91
Zinsen und ähnliche Aufwendungen
( i n m i o. eur)
— 549
— 283
Abschreibungen und Abgangsverluste auf Finanzanlagen
und auf Wertpapiere des Umlaufvermögens
— 30
— 1
Erträge aus anderen Wertpapieren und aus Ausleihungen des Finanzanlagevermögens
127
118
Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge
36
15
— 416
— 151
2014
2013
— 19
— 21
1
12
0
0
— 18
— 9
2014
2013
Laufende Steuern vom Einkommen und vom Ertrag
685
561
Latente Steuern vom Einkommen und vom Ertrag
— 25
69
660
630
4.8 Beteiligungsergebnis
( i n m i o. eur)
Abschreibungen auf Beteiligungen
Erträge aus Beteiligungen
davon aus verbundenen Unternehmen
4.9 Steuern
( i n m i o. eur)
Die laufenden Steuern vom Einkommen und Ertrag beinhalten im Wesentlichen die Aufwendungen für
Körperschaft- und Gewerbesteuer der einbezogenen Unternehmen.
Durch den Abschluss von Ergebnisabführungsverträgen gehören wesentliche einbezogene deutsche Kapital‑
gesellschaften seit dem 1. Januar 2004 zum gewerbe- und körperschaftsteuerlichen Organkreis der Mutterge‑
sellschaft C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG. Da die auf betriebliches Einkommen entfallende Einkommen‑
steuer der Gesellschafter der C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG nicht in der Gewinn- und Verlustrechnung
des Konzerns ausgewiesen werden darf, wird lediglich die Gewerbeertragsteuer der betreffenden Gesellschaf‑
ten sowie weiterer vollkonsolidierter deutscher Personengesellschaften als Steueraufwand gezeigt.
94
Der Gesamtbestand an aktiven latenten Steuern zum Bilanzstichtag beträgt 1.640 Mio. EUR. Aktive l­ atente
Steuern entfallen im Wesentlichen auf unterschiedliche Bilanzansätze von Rückstellungen, Anlagevermögen
und Vorräten. Passive latente Steuern wurden in Höhe von 305 Mio. EUR abgegrenzt. Sie betreffen im
Wesentlichen unterschiedliche Bilanzansätze von Vermögensgegenständen des Sachanlagevermögens, Vor‑
räte sowie Rückstellungen.
4.10 Jahresüberschuss
Der Jahresüberschuss 2014 ist durch periodenfremde betriebliche Erträge (im Wesentlichen Auflösung von
sonstigen Rückstellungen) in Höhe von 163 Mio. EUR (Vorjahr: 189 Mio. EUR) positiv sowie durch perioden‑
fremde betriebliche Aufwendungen in Höhe von 231 Mio. EUR (Vorjahr: 150 Mio. EUR) negativ beeinflusst.
5 Erläuterungen zur Kapitalflussrechnung
Die Kapitalflussrechnung zeigt, wie sich der Finanzmittelbestand (flüssige Mittel und jederzeit veräußerbare
Wertpapiere des Anlage- und Umlaufvermögens) des Boehringer Ingelheim Unterneh­mensverbandes während
des Berichtsjahres durch Mittelzu- und Mittelabflüsse verändert hat. In Übereinstimmung mit dem Deutschen
Rechnungslegungs Standard Nr. 2 zur Kapitalflussrech­nung (DRS 2) wurde zwischen Zahlungs­strömen aus
der laufenden Geschäftstätigkeit sowie solchen aus der Investitions- und Finanzierungs­tätigkeit unterschieden.
Die Veränderungen der Bilanzposten der einbezogenen verbundenen Unternehmen wurden zu Jahresdurch‑
schnittskursen umgerechnet. Der Finanzmittelbestand ist wie in der Bilanz zum Stichtagskurs angesetzt. Der
Einfluss von Wechselkursänderungen auf den Finanzmittelbe­stand wurde gesondert dargestellt.
Im Geschäftsjahr wurden 110 Mio. EUR Zinsen zahlungswirksam vereinnahmt sowie 83 Mio. EUR (Vorjahr:
77 Mio. EUR) Zinsen und 547 Mio. EUR (Vorjahr: 583 Mio. EUR) Steuern gezahlt.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim95
KONZERNABSCHLUSS K onzernanhang 6 Sonstige Angaben
6.1 Haftungsverhältnisse
( i n m i o. eur)
31.12.2014
31.12.2013
122
25
Verbindlichkeiten aus Bürgschaften,
Wechsel- und Scheckbürgschaften, Gewährleistungen
und Bestellung von Sicherheiten für fremde Verbindlichkeiten
Das Risiko der Inanspruchnahme aus den einzelnen Haftungsverhältnissen wird wie folgt eingeschätzt:
Das Risiko einer Inanspruchnahme aus Bürgschaften für die Verbindlichkeiten von verbundenen Unternehmen
gegenüber Kreditinstituten wird aufgrund der guten Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der betreffenden
Tochterunternehmen als gering eingeschätzt.
6.2 Sonstige finanzielle Verpflichtungen und außerbilanzielle Geschäfte
( i n m i o. eur)
31.12.2014
31.12.2013
298
283
Miet- und Leasingverträge
Bestellobligo
698
1.047
996
1.330
Aus Miet- und Leasingverträgen bestehen Verpflichtungen in Höhe von 298 Mio. EUR (Vorjahr: 283 Mio. EUR),
davon entfallen 37 Mio. EUR (Vorjahr: 26 Mio. EUR) auf langfristige Mietverträge mit nicht einbezogenen
Tochterunternehmen.
Der Zweck der Leasingverträge liegt in der geringeren Kapitalbindung im Vergleich zum Erwerb und im Weg‑
fall des Verwertungsrisikos. Risiken könnten sich aus der Vertragslaufzeit ergeben, sofern die Gegenstände
nicht mehr vollständig genutzt werden können, wofür es derzeit keine Anzeichen gibt.
Die sonstigen finanziellen Verpflichtungen beinhalten zukünftige Belastungen aus Folgeinvestitionen, bereits
begonnene Investitionen und künftige Großreparaturen. Zum Bilanzstichtag wurden im Bestell­obligo
künftige ausgabewirksame Investitionen in Höhe von 543 Mio. EUR (Vorjahr: 893 Mio. EUR) ausgewiesen.
6.3 Derivative Finanzinstrumente und Bewertungseinheiten
Der Unternehmensverband Boehringer Ingelheim ist durch die ausgeprägte internationale Struktur in erheb‑
lichem Umfang von der Entwicklung der Welt­wäh­rungen und Zinsen abhängig. Zur Absicherung dieser Risi‑
ken, insbesondere aus Lieferungen und Lei­stun­gen sowie Finanzierungen, werden in der Regel bei Wäh‑
rungsrisiken Devisentermin- und Devisenoptionsgeschäfte sowie bei Zinsände­rungsrisiken Zins­swaps und
Zinsoptionen eingesetzt.
96
In internen Richtlinien sind der Einsatz von derivativen Finanzinstrumenten sowie die organi­satorische
Abwicklung festgelegt. Es besteht eine strikte Trennung zwischen Han­del, Abwick­lung, Dokumen­tation und
Kontrolle.
Die Risikopositionen werden regelmäßig in einer speziellen, konzernweiten Finanzberichter­stattung erfasst,
analysiert und bewertet. Die eingegangenen Positionen werden periodisch neu bewertet und überwacht. Die
am Bilanzstichtag beizulegenden Zeitwerte der derivativen Finanzinstrumente wurden mit marktüblichen
Bewertungsmethoden (Devisen- und Zinstermingeschäfte nach der Barwertmethode, D
­ evisen- und Zins­
optionen nach anerkannten Optionspreismodellen) unter Berücksichtigung der am B
­ ilanzstichtag vorliegen‑
den Marktdaten ermittelt.
Die Devisen- und Zinsoptionen sind jeweils zum beizulegenden Zeitwert, höchstens aber in Höhe der
gezahlten bzw. vereinnahmten Optionsprämie bilanziert und werden erst zum Ende der Laufzeit ausgebucht.
Für Devisentermingeschäfte, die nicht in Bewertungseinheiten einbezogen wurden und zum Bilanzstichtag
einen negativen beizulegenden Zeitwert innerhalb einer Währung aufwiesen, wurden Rückstellungen in
Höhe von 23 Mio. EUR gebildet. Positive beizulegende Zeitwerte innerhalb einer Währung blieben entspre‑
chend dem Imparitätsprinzip außer Ansatz.
Am Bilanzstichtag bestanden folgende, nicht in Bewertungseinheiten einbezogene derivative Finanz­
instrumente:
Nominalvolumen
( in mio. eur)
Devisentermingeschäfte
beizulegender Zeitwert
31.12.2014
31.12.2013
31.12.2014
31.12.2013
1.458
1.302
20
21
Soweit die Voraussetzungen zur Einbeziehung der Sicherungsgeschäfte in Bewertungseinheiten mit hoher
Wahrscheinlichkeit erwarteter Transaktionen gemäß § 254 HGB gegeben waren, erfolgte unter Anwendung
der Einfrierungsmethode keine buchhalterische Erfassung der Devisentermingeschäfte in der Bilanz.
Bei der Bildung von Bewertungseinheiten gemäß § 254 HGB kommen folgende Bilanzierungs- und Bewer‑
tungsgrundsätze zur Anwendung:
Ökonomische Sicherungsbeziehungen werden durch die Bildung von Bewertungseinheiten bilanziell nach‑
vollzogen. Die Bewertungseinheiten werden je Fremdwährung aus dem Nettobetrag von mit hoher Wahr‑
scheinlichkeit erwarteten Transaktionen und Devisentermingeschäften gebildet, die bezüglich ihrer Laufzeit,
Nominalbetrag und Fremdwährung dem erwarteten Nettozahlungsstrom entsprechen (Macro Hedge). Die
mit hoher Wahrscheinlichkeit geplanten Transaktionen (Ein- und Auszahlungen aus geplanten Absatz- und
Beschaffungsgeschäften) sind aus der Unternehmensplanung abgeleitet. Die vergangenheitsorientierte Über‑
prüfung der Planung hat gezeigt, dass die geplanten Transaktionen hoch wahrscheinlich sind.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim97
KONZERNABSCHLUSS K onzernanhang Aufgrund der Übereinstimmung der wertbestimmenden Komponenten (Critical Terms: Laufzeit, Nominal­
betrag, Fremdwährung) gleichen sich die gegenläufigen Wertänderungen zwischen Grund- und Sicherungs‑
geschäften vollständig aus. Es kann daher sowohl prospektiv als auch retrospektiv von einer e­ ffektiven
­Sicherungsbeziehung ausgegangen werden. Zur Messung der prospektiven und retrospektiven E
­ ffektivität
der Sicherungsbeziehung wird ausschließlich die „Critical-Term-Match"-Methode verwendet.
Zum 31. Dezember 2014 wurden Bewertungseinheiten für mit hoher Wahrscheinlichkeit erwartete Netto‑
zahlungsströme wie folgt gebildet:
Januar bis Dezember 2015:
Nettozahlungsströme (in
Devisentermingeschäfte ( i n
mio. eur)
Nominalwert
m i o . e ur)
Nominalwert
Zeitwert
USD
1.448 USD
— 1.360 USD
— 137
JPY
976 JPY
— 872 JPY
AUD
112 AUD
— 88 AUD
MXN
127 MXN
— 39 MXN
1
CAD
131 CAD
— 74 CAD
— 3
GBP
261 GBP
— 172 GBP
— 9
156
2
Januar bis Dezember 2016:
Nettozahlungsströme (in
Devisentermingeschäfte ( i n
mio. eur)
Nominalwert
m i o . e ur)
Nominalwert
Zeitwert
USD
1.435 USD
— 868 USD
— 90
JPY
1.007 JPY
— 545 JPY
110
AUD
16 AUD
— 11 AUD
0
MXN
16 MXN
— 11 MXN
— 0
CAD
132 CAD
— 66 CAD
— 1
GBP
261 GBP
— 65 GBP
— 3
Januar bis Dezember 2017:
Nettozahlungsströme (in
Devisentermingeschäfte ( i n
mio. eur)
Nominalwert
Nominalwert
USD
1.315 USD
— 431 USD
JPY
1.059 JPY
— 313 JPY
m i o . e ur)
Zeitwert
— 34
76
CAD
22 CAD
— 11 CAD
— 0
GBP
44 GBP
— 7 GBP
— 0
98
Januar bis Februar 2018:
Nettozahlungsströme (i n
Devisentermingeschäfte ( i n
mi o. eur)
Nominalwert
m i o. e ur)
Nominalwert
Zeitwert
USD
305 USD
— 56 USD
1
JPY
131 JPY
— 30 JPY
2
Die Höhe des abgesicherten Fremdwährungsrisikos korreliert mit der relativen Veränderung des Wechselkur‑
ses zwischen dem Planungszeitpunkt und dem Realisationszeitpunkt der erwarteten Transaktionen. Wenn
alle Währungen gegenüber dem Euro um 10,0 % auf- oder abwerten würden, ergäbe sich ohne Absicherung
ein Kursänderungsrisiko von +/– 880 Mio. EUR.
Zum Bilanzstichtag besteht ein Darlehen, welches in Höhe von 100 Mio. EUR variabel zu verzinsen ist. Zur
Absicherung gegen das hiermit verbundene Zinsänderungsrisiko wurden betrags- und laufzeitkongruente
Zinsswaps abgeschlossen. Da es sich ausschließlich um die Transformation der variabel verzinslichen Darle‑
hensteile in eine feste Verzinsung handelt, werden Bewertungseinheiten gebildet (Micro Hedges). Die gegen‑
läufigen Wertänderungen zwischen Grund- und Sicherungsgeschäft gleichen sich bis 2017 vollständig aus.
Die Zinsswaps hatten am Bilanzstichtag einschließlich Stückzinsen einen beizulegenden Zeitwert von
– 6 Mio. EUR. Der Buchwert (entspricht den abgegrenzten Stückzinsen) beträgt 1 Mio. EUR und ist in den
Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten ausgewiesen. Die Bilanzierung erfolgte im Rahmen der Ein‑
frierungsmethode.
6.4 Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen
2014
2013
2.654
2.743
( in mio. eur)
Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen
Die nicht aktivierten Forschungs- und Entwicklungskosten enthalten u. a. Kosten für klinische Studien der
Phase IV.
6.5 Gesamthonorar des Abschlussprüfers
Das vom Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr berechnete Gesamthonorar im Konzern beträgt 2,0 Mio. EUR.
Davon entfallen 1,1 Mio. EUR auf Abschlussprüfungsleistungen sowie 0,9 Mio. EUR auf sonstige Leistungen.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim99
B E S T ÄT I G U N G S V E R M E R K D E S A B S C H L U S S P R Ü F E R S Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers
Wir haben den von der C. H. Boehringer Sohn AG
Wir haben unsere Konzernabschlussprüfung nach
& Co. KG, Ingelheim, aufgestellten Konzernab‑
§ 317 HGB unter Beachtung der vom Institut der
schluss – bestehend aus Bilanz, Gewinn- und Ver‑
Wirtschaftsprüfer (IDW) festgestellten deutschen
lustrechnung, Anhang, Kapitalflussrechnung und
Grundsätze ordnungsmäßiger Abschlussprüfung
Eigenkapitalspiegel – und den Konzernlagebericht
vorgenommen. Danach ist die Prüfung so zu pla‑
für das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis 31. De­
nen und durchzuführen, dass Unrichtigkeiten und
zember 2014 geprüft. Die Aufstellung von Kon‑
Verstöße, die sich auf die Darstellung des durch
zernabschluss und Konzernlagebericht nach den
den Konzernabschluss unter Beachtung der Grund‑
deutschen handelsrechtlichen Vorschriften liegt in
sätze ordnungsmäßiger Buchführung und durch
der Verantwortung des Vorstands der persönlich
den Konzernlagebericht vermittelten Bildes der
haftenden Gesellschafterin. Unsere Aufgabe ist es,
Vermögens-, Finanz- und Ertragslage wesentlich
auf der Grundlage der von uns durchgeführten
auswirken, mit hinreichender Sicherheit erkannt
Prüfung eine Beurteilung über den Konzernab‑
werden. Bei der Festlegung der Prüfungshandlun‑
schluss und den Konzernlagebericht abzugeben.
gen werden die Kenntnisse über die Geschäftstä‑
tigkeit und über das wirtschaftliche und rechtliche
Umfeld des Konzerns sowie die Erwartungen über
mögliche Fehler berücksichtigt. Im Rahmen der
Prüfung werden die Wirksamkeit des rechnungs­
legungsbezogenen internen Kontrollsystems sowie
Nachweise für die Angaben im Konzernabschluss
und Konzernlagebericht überwiegend auf der Basis
von Stichproben beurteilt. Die Prüfung umfasst
die Beurteilung der Jahresabschlüsse der in den
Konzernabschluss einbezogenen Unternehmen,
der Abgrenzung des Konsolidierungskreises, der
angewandten Bilanzierungs- und Konsolidierungs‑
grundsätze und der wesentlichen Einschätzungen
des Vorstands der persönlich haftenden Gesell‑
schafterin sowie die Würdigung der Gesamtdar‑
stellung des Konzernabschlusses und des Konzern‑
lageberichts. Wir sind der Auffassung, dass unsere
Prüfung eine hinreichend sichere Grundlage für
unsere Beurteilung bildet.
100
Unsere Prüfung hat mit Ausnahme der folgenden
Einschränkung zu keinen Einwendungen geführt:
Entgegen § 314 Abs. 1 Nr. 6 Buchstaben a) und b)
HGB wurden im Konzernanhang die Gesamtbezüge
der Vorstandsmitglieder, der ehemaligen Vorstands‑
mitglieder und der Mitglieder des Aufsichtsgremiums
sowie die für die ehemaligen Vorstandsmitglieder
gebildeten und nicht gebildeten Pensionsrückstel‑
lungen nicht angegeben.
Nach unserer Beurteilung aufgrund der bei der
Prüfung gewonnenen Erkenntnisse entspricht der
Konzernabschluss mit der genannten Einschrän‑
kung den gesetzlichen Vorschriften. Der Konzern‑
abschluss vermittelt unter Beachtung der Grund‑
sätze ordnungsmäßiger Buchführung ein den
tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild
der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Kon‑
zerns. Der Konzernlagebericht steht in Einklang
mit einem den gesetzlichen Vorschriften entspre‑
chenden Konzernabschluss, vermittelt insgesamt
ein zutreffendes Bild von der Lage des Konzerns
und stellt die Chancen und Risiken der zukünf­
tigen Entwicklung zutreffend dar.
Frankfurt am Main, den 31. März 2015
PricewaterhouseCoopers
Aktiengesellschaft
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
gez. dr. ulrich störk gez. michael conrad
WirtschaftsprüferWirtschaftsprüfer
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim101
102
PRODUCT PORTFOLIO
PRODUKTPORTFOLIO
EINE AUSWAHL
Verschreibungspflichtige Markenpräparate
104
Selbstmedikation
114
Tiergesundheit
124
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim103
PRODUKTPORTFOLIO v ers c hreibun g spfli c hti g e m arkenpr ä parate ATEMWEGSERKRANKUNGEN
Die chronisch-obstruktive Atemwegserkrankung (COPD)
Asthma bronchiale
und Asthma bronchiale gehören zu den am weitesten
Asthma bronchiale ist eine chronische entzündliche
verbreiteten chronischen Lungenkrankheiten und sind
Erkrankung der Atemwege. Sie ist begleitet von einer
weltweit eine häufige Ursache von Morbidität und vor­
Überempfindlichkeit der Atemwege, die zu ihrer Ver­
zeitigem Tod.
engung mit wiederholten Episoden von pfeifenden Atemgeräuschen, Luftnot und typischerweise nachts oder früh-
Die idiopathische Lungenfibrose (IPF) ist eine seltene
morgens auftretendem Husten führt. Heute weiß man,
Erkrankung, die mit starken Beeinträchtigungen einher-
dass Asthma durch genetische und Umweltfaktoren (z. B.
geht und letztlich tödlich verläuft.
Allergene, virale Infektionen) ausgelöst werden kann. Die
Atemwegsbeschwerden können sehr variabel sein. In
COPD
­frühen Krankheitsstadien ist die Einschränkung des Atem-
COPD ist eine chronische Lungenerkrankung, bei der sich
flusses normalerweise vollständig reversibel, und die
die Atemwege verengen. Dies führt zu einer Einschrän-
­Patienten können zwischen den Anfällen sogar symptom-
kung des Atemflusses und somit zu Luftnot und anderen
frei sein. Im Gegensatz zur COPD kann Asthma schon ab
Atemwegssymptomen. Diese Einschränkung des Atem-
dem Kindesalter auftreten.
flusses ist nur teilweise rückbildungsfähig und verschlimmert sich im Laufe der Zeit. Es kommt zu einer Zerstö-
Idiopathische Lungenfibrose (IPF)
rung von Lungengewebe (hauptsächlich sind die Alveolen
IPF ist eine chronische, progressive, stark einschränkende
und damit der Gasaustausch betroffen) sowie zu einer
und letztlich tödlich verlaufende Lungenerkrankung, für
übermäßigen Schleimproduktion in den Atemwegen und
die nur begrenzte Behandlungsoptionen zur Verfügung
zu chronischem Husten. Diese Beschwerden tragen maß-
stehen. Weltweit gibt es je 100.000 Menschen 14 bis 43 Be-
geblich dazu bei, dass die COPD ein für Patienten sehr
troffene. IPF ist durch eine progressive Vernarbung des
belastendes Krankheitsbild ist. Lungenemphysem und
Lungengewebes und den fortschreitenden Verlust der
chronische Bronchitis stellen die wesentlichen Manifes­
Lungenfunktion gekennzeichnet. Die Entstehung des
tationen der COPD dar.
Narbengewebes wird als Fibrose bezeichnet. Da das
Gewebe im Laufe der Zeit dick wird und infolge der Ver-
COPD wird durch eine anhaltende Schädigung der Lunge
narbung versteift, verliert die Lunge ihre Fähigkeit, Sauer-
ausgelöst. Ursache für diese Schädigung können einge-
stoff aufzunehmen und in den Blutkreislauf zu transpor-
atmete Schadstoffe – hauptsächlich Zigarettenrauch –,
tieren. Lebenswichtige Organe werden somit nicht
aber auch Umweltschadstoffe in der Luft oder andere die
ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Patienten mit IPF
Lunge irritierende Stoffe sein. Der Verlauf der COPD,
zeigen daher Atemnot und einen nicht produktiven Hus-
einer Erkrankung der zweiten Lebenshälfte, ist durch
ten und können den körperlichen Belastungen des Alltags
einen beschleunigten Verlust der Lungenfunktion im
häufig nicht standhalten.
Vergleich zum normalen Alterungsprozess und gelegentlich auftretende, plötzliche Verschlechterungen der
Symptome und Funktion – sogenannte akute Exazerba­
tionen – gekennzeichnet.
104
I N D I K AT I O N
PRODUKTNAME
WIRKSTOFFE
– Chronisch-obstruktive
Atemwegserkrankung (COPD)
spiriva®
spiriva® handihaler®
spiriva® respimat®
Tiotropiumbromid
Dauerbehandlung der COPD (chronischobstruktive Atemwegserkrankung inklusive chronischer Bronchitis und Lungenemphysem), Dauerbehandlung der damit
einhergehenden Atemnot und Prävention
von Exazerbationen.
– Bronchialasthma
spiriva® respimat®
Tiotropiumbromid
Als zusätzliche Dauerbehandlung bei
erwachsenen Patienten mit Asthma, die
derzeit als Erhaltungstherapie mit einer
Kombination aus inhalativen Corticosteroiden (≥800 µg Budesonid/Tag oder
gleichwertiges Medikament) und langwirksamen Beta-2-Agonisten behandelt
werden und bei denen im vergangenen
Jahr eine oder mehrere schwere Exazerbationen aufgetreten sind.
– Chronisch-obstruktive Atemwegserkrankung (COPD)
striverdi® respimat®
Olodaterol
Dauerbehandlung bei Patienten mit
chronisch-obstruktiver Atemwegserkrankung (COPD).
– Bronchospasmen bei
­Patienten mit reversiblen
chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankungen
combivent® respimat®
Ipratropiumbromid,
Salbutamol,
Sulfat
Eine Kombination aus kurzwirksamen
Anticholinergika und Beta-Adrenergika
zur Behandlung reversibler Broncho­
spasmen bei Patienten mit chronisch-­
obstruktiven Atemwegserkrankungen,
die mehr als einen Bronchodilatator
benötigen.
– Chronisch-obstruktive Atemwegserkrankung (COPD)
– Chronische Bronchitis
– Bronchialasthma
atrovent®
Ipratropiumbromid
Behandlung akuter Bronchospasmen bei
chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung
(COPD) inklusive chronischer Bronchitis und
Asthma bei gleichzeitiger Verwendung von
inhalativen Beta-Agonisten.
Behandlung von reversibler Einschrän­kung
des Luftflusses in den Atemwegen wie bei
akutem oder chronischem Asthma bei
gleichzeitiger Verwendung von inhalativen
Beta-Agonisten.
– Chronisch obstruktive Atemwegserkrankung
berodual®
bronchodual®
duovent®
Ipratropiumbromid,
Fenoterolhydrobromid
Verhütung und Behandlung von Symptomen bei Patienten mit reversibler
Einschrän­kung des Luftflusses in den
Atemwegen wie bei Bronchialasthma
und speziell chronischer Bronchitis mit
oder ohne Lungenemphysem.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim105
PRODUKTPORTFOLIO v ers c hreibun g spfli c hti g e m arkenpr ä parate ATEMWEGSERKRANKUNGEN (FORTSETZUNG)
HERZ-KREISLAUF-ERKRANKUNGEN
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in vielen Ländern die
eine der häufigsten Todes- und Invaliditätsursachen dar.
häufigste Todesursache, und es wird sogar noch eine
Die Symptome von transitorischen ischämischen Attacken
Zunahme dieser Erkrankungen festgestellt.
(TIA) ähneln denen von Schlaganfällen, halten jedoch
nur wenige Minuten oder Stunden an. Da eine TIA einem
Schlaganfall
Schlaganfall vorangehen kann, ist eine Notfallversorgung
Ein Schlaganfall ist der plötzliche Ausfall von Gehirn­
und nachfolgende Präventivbehandlung erforderlich.
funktionen aufgrund einer reduzierten Blutversorgung
des betroffenen Hirngewebes. Ausgelöst wird der Schlag-
Akuter Herzinfarkt
anfall durch eine mangelnde Blutversorgung (Ischämie),
Ein akuter Herzinfarkt (Myokardinfarkt) ist eine akute
verursacht durch eine Throm­bose oder Embolie oder
Erkrankung, bei der die Blutversorgung eines Herz­
durch eine Blutung. Als Folge davon kann das betroffene
muskelbereichs durch einen Thrombus oder ein Blutge-
Gehirnareal seine Funktion nicht mehr ausüben, und es
rinnsel unterbrochen ist. Wird die Blutversorgung nicht
kommt zu einer dauerhaften Schädigung, wenn keine
schnell wiederhergestellt, kommt es zu einer dauerhaften
baldige Behandlung erfolgt. Ein Schlaganfall ist eine
Schädigung des betroffenen Teils des Herzmuskels. Herz-
akute Erkrankung, die eine sofortige Diagnose und Not-
infarkte sind eine der häufigsten Todesursachen in den
fallmaßnahmen erfordert. Weltweit stellen Schlaganfälle
Industrieländern.
106
I N D I K AT I O N
PRODUKTNAME
WIRKSTOFFE
– Bronchialasthma
berotec®
Fenoterolhydrobromid
Zur symptomatischen Behandlung akuter
Asthmaanfälle oder anderer Erkrankungen
mit reversibler Verengung der Atemwege,
z. B. chronisch-obstruktive Bronchitis,
und zur Prophylaxe bei Belastungs­asthma.
– Bronchialasthma
– Allergische Rhinitis
alesion®
flurinol®
Epinastin
Prophylaktische Behandlung von Bronchialasthma. Prophylaktische und symptomatische Behandlung von allergischer
Rhinitis.
– Idiopathische Lungenfibrose
(IPF)
ofev®
Nintedanib
Kinasehemmer zur Behandlung idiopathischer Lungenfibrose (IPF).
I N D I K AT I O N
PRODUKTNAME
WIRKSTOFFE
– Bluthochdruck
– Kardiovaskuläre Prävention
micardis®
micardisplus®
micardis plus®
micardis®hct
co-micardis®
Telmisartan;
Telmisartan, HydrochlorothiazidS
Behandlung der Hypertonie. Zur Reduktion des Risikos für einen Myokardinfarkt
(Herzinfarkt), Schlaganfall oder kardiovaskulär bedingten Tod bei Patienten ab
55 Jahren mit einem hohen Risiko für
schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse, die keine ACE-Hemmer einnehmen können (USA).
Zur Reduktion der kardiovaskulären
Morbidität bei Patienten mit manifester
atherothrombotischer kardiovaskulärer
Erkrankung (koronare Herzkrankheit,
Schlaganfall oder periphere Verschlusskrankheit in der Anamnese) oder Patienten
mit Typ-2-Diabetes mellitus mit dokumentiertem Endorganschaden (EU).
– Bluthochdruck
twynsta®
micamlo®
micardis amlo®
micardis® duo
Telmisartan, Amlodipin
Behandlung der Hypertonie, entweder
allein oder in Kombination mit anderen
Antihypertensiva, sowie zur Initialtherapie
bei Patienten, die zum Erreichen ihrer
Blutdruckziele wahrscheinlich mehrere
Arzneimittel benötigen werden (USA).
Kombinationstherapie bei Erwachsenen
mit nicht ausreichend kontrolliertem
Blutdruck unter Amlodipin sowie als
Ersatztherapie bei erwachsenen Patienten,
die Telmisartan und Amlodipin als Einzel­
tabletten erhalten (EU).
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim107
PRODUKTPORTFOLIO v ers c hreibun g spfli c hti g e m arkenpr ä parate HERZ-KREISLAUF-ERKRANKUNGEN (FORTSETZUNG)
Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
erhöhten Gerinnungsneigung, die zu einem Schlaganfall
Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) ist eine chronische
und systemischer Embolie prädisponiert, was durch eine
Erkrankung, bei der der Blutdruck chronisch erhöht ist.
effektive, chronische Gerinnungshemmung verhindert
Darüber hinaus können diese Erkrankungen zu Schlag-
werden kann.
anfall, Herzinfarkt und chronischem Nierenversagen
führen.
Prävention von venöser Thromboembolie
Patienten, die sich orthopädisch-chirurgischen Eingriffen
Weltweit leiden etwa eine Milliarde Menschen daran. Die
unterziehen, weisen ein erhebliches Risiko einer tiefen
Verbreitung von Bluthochdruck nimmt mit steigendem
Venenthrombose in den Beinen oder einer potenziell töd-
Alter stetig zu. Angesichts einer zunehmenden Alterung
lichen Lungenembolie auf. Beide Erkrankungen werden
der Bevölkerung und der bisher fehlgeschlagenen Präven-
auch als venöse Thromboembolie (VTE) bezeichnet.
tionsstrategien in Bezug auf Änderungen des Lebensstils
Thromboembolische Ereignisse können erneut auftreten,
wird es zu einer noch stärkeren Verbreitung kommen.
und es kann sich langfristig eine chronische Beinvenenschwäche und/oder eine pulmonale Hypertonie (Lungen-
Bluthochdruck stellt ein erhebliches Herz-Kreislauf-
hochdruck) entwickeln. Zur Prävention eines throm-
Risiko mit starker Auswirkung auf Erkrankungshäufigkeit
boembolischen Ereignisses und seiner Folgen sollten
und Sterblichkeit dar. Die gefährdeten Organe sind vor allem
Patienten eine Thromboseprophylaxe erhalten.
das Herz selbst, die großen Blutgefäße, das Gehirn und die
Nieren. Das Hauptziel von blutdrucksenkenden Medika-
Behandlung von venöser Thromboembolie
menten ist die Vermeidung von Herz-Kreislauf-Ereignis-
VTE ist der Oberbegriff für tiefe Venenthrombose (TVT)
sen wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen und letztlich
und Lungenembolie (LE). Eine TVT tritt auf, wenn sich
die Verringerung der damit verbundenen Sterblichkeit.
ein Thrombus (Blutgerinnsel) in einer tiefen Vene bildet,
Herz-Kreislauf-Erkrankungen (kardiovaskuläre Erkran-
meistens in der Wade oder im Bein, und den Blutfluss
kungen) sind für fast ein Drittel aller Todesfälle weltweit
ganz oder teilweise blockiert. Einer der Hauptfaktoren
verantwortlich und sind somit die führende Todesursa-
für die Entstehung einer TVT ist die venöse Stauung. Mit
che. Eine wirksame Kontrolle behandelbarer Risikofakto-
Anwachsen des Thrombus kann sich ein Teil des Haupt-
ren und Erkrankungen ist daher entscheidend für die Prä-
gerinnsels lösen und durch die Blutgefäße bis in die
vention kardiovaskulärer Ereignisse.
Lungen wandern. Die Verstopfung der Arterien durch
ein Blutgerinnsel wird LE genannt. Die VTE ist eine
Vorhofflimmern
schwerwiegende Erkrankung, die potenziell zum Tod
Patienten mit Vorhofflimmern haben ein erhöhtes Risiko,
führen kann. Patienten, die bereits an einer VTE leiden,
Blutgerinnsel zu entwickeln. Diese können zu einem
benötigen eine Antikoagulantienbehandlung und eine
Schlaganfall führen, wenn das Blutgerinnsel zum Gehirn
Sekundärprävention für ein Rezidiv des thromboembo-
strömt. Vorhofflimmern gilt als die häufigste Form von
lischen Ereignisses.
Herzrhythmusstörungen. Sie ist assoziiert mit einer
108
I N D I K AT I O N
PRODUKTNAME
WIRKSTOFFE
– Prävention sekundärer Schlag­
anfälle oder bei transitorischen
ischämischen Attacken (TIA)
aggrenox®
asasantin®
asasantin® retard
Dipyridamole,
Acetylsalicylsäure
Prävention des Schlaganfalls nach
einem ersten Schlaganfall oder bei
transitorischen ischämischen Attacken.
– Bluthochdruck
catapresan®
catapres®
catapressan®
catapres-tts®
dixarit®
Clonidin
Clonidinhydrochlorid
Behandlung der Hypertonie.
– Akuter ischämischer Schlag­anfall
– Akuter Herzinfarkt
– Akute massive L­ ungenembolie
– Katheterspülung bei thrombotischem Verschluss
actilyse®
actilyse® cathflo®
Alteplase
Zur fibrinolytischen Therapie bei akutem
ischämischem Schlaganfall, akutem
Herzinfarkt, akuter massiver Lungenembolie sowie zur Wiedereröffnung thrombotischer Katheterverschlüsse.
– Akuter Herzinfarkt
metalyse®
Tenecteplase
Fibrinolytische Behandlung des akuten
Herzinfarkts.
– Bluthochdruck
motens®
Lacidipin
Behandlung der Hypertonie.
– Schlaganfallprävention bei
Vorhofflimmern
– Primäre Prävention venöser
thromboembolischer Ereignisse nach orthopädischen
Operationen
- Behandlung und Sekundärprävention von venösen
thromboembolischen Ereignissen
pradaxa®
pradaxar®
prazaxa®
Dabigatranetexilat
Verhinderung von Schlaganfällen und
Blutgerinnseln bei Patienten mit unregel­
mäßigem Herzrhythmus (Vorhofflimmern).
Primärprävention von venösen Thromboembolien (VTE) bei Erwachsenen nach
einer elektiven Hüft- oder Kniegelenks­
ersatzoperation.
Behandlung von tiefer Venenthrombose
(TVT) und Lungenembolie (LE) sowie
Sekundärprävention rezidivierender TVT
und LE bei Erwachsenen.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim109
PRODUKTPORTFOLIO v ers c hreibun g spfli c hti g e m arkenpr ä parate STOFFWECHSELERKRANKUNGEN
Diabetes
Typ-2-Diabetes ist eine chronische progressive Erkrankung,
dass 592 Millionen Menschen bis 2035 erkranken werden.
die bei unzureichender Kontrolle Langzeitfolgen nach sich
Langzeitfolgen von Diabetes sind u. a.: Nephropathie mit
ziehen kann. Weltweit werden jährlich 4,9 Millionen Todes-
Nierenversagen und einem möglichen Dialyserisiko; Retino­
fälle direkt mit den Langzeitfolgen von Diabetes in Verbin-
pathie, die zur Erblindung führen kann; vermehrtes Auf-
dung gebracht. Typ-2-Diabetes ist die häufigste Form der
treten von Schlaganfall und Herz-Kreislauf-Erkrankungen;
Diabetes und macht bis zu 95 % aller Fälle in den Industrie­
periphere Neuropathie mit dem Risiko des Auftretens von
ländern aus. Sie betrifft derzeit 387 Millio­nen Menschen
Fußgeschwüren sowie Fuß- und Beinamputationen; auto-
weltweit und belastet die globalen Gesundheitssysteme
nome Neuropathie, die zu gastrointestinalen, urogenitalen
immens. Ohne wirksame Vorbeugung und wirksames
und kardiovaskulären Symptomen und sexueller Dysfunk-
Management geht man Schätzungen zufolge davon aus,
tion führt.
ONKOLOGIE
Krebs stellt eine Bedrohung der globalen Gesundheit dar.
Lungenkrebssymptome sind unspezifisch, und die
2012 wurden weltweit geschätzte 14,1 Millionen Neuer-
Erkrankung besteht vor der Diagnose meist schon längere
krankungen diagnostiziert, und 8,2 Millionen Menschen
Zeit. Die späte Diagnose im fortgeschrittenen Stadium
starben an ihrer malignen Erkrankung. Die am häufigsten
führt zu dieser schlechten Prognose. Lediglich 4 % der
diagnostizierten Krebserkrankungen waren Lungenkrebs
Patienten leben länger als fünf Jahre nach der Diagnose-
(13 %), Brustkrebs (10 %) und Kolorektalkarzinome (9 %).
stellung.
Lungenkrebs
Lungenkrebs ist mehr als nur eine einzige Erkrankung.
Lungenkrebs (auch Bronchialkarzinom) ist eine maligne
Es gibt mehrere Subtypen wie das kleinzellige und das
Neubildung entarteter Zellen der Bronchien oder Bron-
nicht kleinzellige Lungenkarzinom. Mittlerweile sind
chiolen. Es ist die häufigste Krebsart mit weltweit
mehr als zehn unterschiedliche molekulargenetische
geschätzten 1,8 Millionen Neuerkrankungen pro Jahr
Aberrationen (Mutationen) beschrieben, die in diesen
(2012). In 85 % der Fälle ist Rauchen die Hauptursache,
Tumoren vorkommen. Durch gezielte Therapien, die die
in letzter Zeit nahm allerdings die Häufigkeit von Lungen-
jeweiligen molekularen Veränderungen angreifen, kann
krebs bei Menschen, die nie geraucht haben, zu. Lungen-
die Therapie verbessert und die Nebenwirkungen auf
krebs hat eine schlechte Prognose und stellt mit 1,6 Mil­
normale Zellen reduziert werden.
lionen Todesfällen pro Jahr 20 % aller Krebstodesfälle.
110
I N D I K AT I O N
PRODUKTNAME
WIRKSTOFFE
– Typ-2-Diabetes mellitus
trajenta®
tradjenta®
trazenta®
trayenta®
Linagliptin
Behandlung von Typ-2-Diabetes mellitus
bei erwachsenen Patienten zur Verbesserung der Blutzuckerkontrolle. Als
Monotherapie (wenn Metformin wegen
Unverträglichkeit ungeeignet ist) oder
als Kombinationstherapie.
– Typ-2-Diabetes mellitus
jentadueto®
trayenta duo®
trajenta duo®
trajentamet®
Linagliptin, Metforminhydrochlorid
Behandlung von Typ-2-Diabetes mellitus
bei erwachsenen Patienten zur Verbesserung der Blutzuckerkontrolle, für
Pa­tienten, die mit Metformin alleine
nicht kontrolliert sind oder die bereits
mit trajenta® und Metformin behandelt
worden sind.
– Typ-2-Diabetes mellitus
jardiance®
jardianz®
Empagliflozin
Behandlung von Typ-2-Diabetes mellitus
bei erwachsenen Patienten zur Verbesserung der Blutzuckerkontrolle. Als
Monotherapie (wenn Diät und Bewegung
allein zur Blutzuckerkontrolle nicht
ausreichend und Metformin wegen
Unverträglichkeit ungeeignet ist) oder
als Kombinationstherapie.
I N D I K AT I O N
PRODUKTNAME
WIRKSTOFFE
– Nicht kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC)
giotrif®
gilotrif®
Afatinib
Erstlinienbehandlung von Patienten mit
metastasiertem nicht kleinzelligem
Lungenkarzinom (NSCLC), deren Tumoren
eine aktivierende Mutation des epidermalen Wachstumsfaktorrezeptors aufweisen.
– Nicht kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC)
vargatef®
Nintedanib
Kombinationstherapie mit Docetaxel zur
Behandlung von erwachsenen Patienten
mit lokal fortgeschrittenem, metastasierendem oder lokalisiertem nicht
kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC)
mit Histologie eines Adenokarzinoms
nach einer Erstlinienchemotherapie.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim111
PRODUKTPORTFOLIO v ers c hreibun g spfli c hti g e m arkenpr ä parate ERKRANKUNGEN DES ZENTRALEN NERVENSYSTEMS
Mentale und neurologische Erkrankungen wie Depression
nichtmotorischen Symptomen wie Depressionen und
und Parkinson-Erkrankung beeinträchtigen Patienten
Schlafstörungen. Die Primärsymptome sind auf einen
und ihre Familien ganz erheblich und stellen auch eine
Mangel des Neurotransmitters Dopamin in wichtigen
signifikante Belastung für die Gesellschaft insgesamt dar.
Bereichen des Gehirns zurückzuführen.
Parkinson-Krankheit
Restless-Legs-Syndrom
Die Parkinson-Krankheit ist eine degenerative Störung des
Das Syndrom der unruhigen Beine (Restless-Legs-Syndrom,
Zentralen Nervensystems. Als erste Anzeichen der Erkran-
RLS) ist eine häufig vorkommende neurologische Störung,
kung bemerken die Patienten normalerweise motorische
die von einem vorwiegend in den Abend- und Nacht-
Symptome wie ein Handzittern (Tremor), das sich nach
stunden auftretenden unkontrollierbaren Drang, die
und nach auf Arme, Beine und Kopf ausweiten kann. Zu
Beine zu bewegen, gekennzeichnet ist. In der Regel treten
den weiteren motorischen Symptomen, die mit der Zeit
zudem unangenehme und teils schmerzhafte Empfin-
auftreten, gehört eine Steifheit der Muskulatur, die oft auch
dungen in den Beinen auf, die als tiefliegend und krie-
zur Verarmung der Mimik und zu einer progressiven Ein-
chend, kribbelnd oder schmerzend beschrieben werden.
schränkung oder gar zum Verlust der Beweglichkeit und
Schlafstörungen und folglich Müdigkeit am Tage oder
damit zu einer regelrechten Erstarrung führen kann.
Schläfrigkeit können die Folge sein.
Zudem leiden ca. 30 – 40 % der Parkinson-Patienten an
INFEKTIONSERKRANKUNGEN
HIV/AIDS
AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome, erworbenes
zunehmend eingeschränkt, wodurch der Virusträger für
Immundefektsyndrom) umfasst eine Reihe von Symptomen
opportunistische Infektionen und Tumore anfällig wird.
und Infektionen, die auf eine Beeinträchtigung des mensch-
Eine Übertragung des HI-Virus von der Mutter auf das
lichen Immunsystems durch das Humane Immundefizienz-­
Kind kann während der Schwangerschaft, bei der Geburt
Virus (HIV) zurückgehen. Bleibt die HIV-Infektion unbe-
oder über das Stillen erfolgen.
handelt, wird die Leistungsfähigkeit des Immunsystems
112
I N D I K AT I O N
PRODUKTNAME
WIRKSTOFFE
– Parkinson-Krankheit
– Restless-Legs-Syndrom (RLS)
sifrol®
mirapex®
mirapexin®
pexola®
Pramipexol
Zur symptomatischen Behandlung der
idiopathischen Parkinson-Krankheit, als
Monotherapie oder in Kombination mit
L-Dopa. Zur symptomatischen Behandlung
des idiopathischen mittel- bis schwerwiegenden Restless-Legs-Syndroms (Syndrom
der unruhigen Beine).
– Schlafstörungen
lendormin®
lindormin®
Brotizolam
Kurzzeitige Behandlung von Ein- und
Durchschlafstörungen.
Schlafstörungen, die eine pharmakologische Intervention erfordern.
I N D I K AT I O N
PRODUKTNAME
WIRKSTOFFE
– HIV/AIDS
viramune®
viramune® xr
Nevirapin
Kombinationstherapie bei HIV-1-Infektion
und (in einigen Ländern) zur Prävention
der Mutter-Kind-Übertragung bei HIV-1-­
infizierten Schwangeren, die keine
antiretrovirale Therapie während der
Geburt erhalten. Retardtabletten für die
einmal tägliche Verabreichung im Rahmen einer Kombinationstherapie.
– HIV/AIDS
aptivus®
Tipranavir
Zur antiretroviralen Kombinationsbehandlung der HIV-1-Infektion in Kombinationstherapie mit 200 mg Ritonavir
bei vorbehandelten Patienten mit HI-1-­
Viren, die gegen mehr als einen Pro­
tease-Inhibitor resistent sind.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim113
PRODUKTPORTFOLIO selbst m edikation HUSTEN UND ERKÄLTUNG
mucosolvan® (Ambroxol) und bisolvon® (Bromhexin) sind
Bromhexin fördert auch den Schleimtransport durch eine
beide zur schleimlösenden Behandlung bei Erkrankungen
Verringerung der Schleimviskosität und seine anhaltende
der Bronchien und der Lunge mit zähem Schleim angezeigt.
Wirkung auf das Flimmerepithel.
Husten stellt das am meisten verbreitete Symptom von
Dextromethorphan dient der symptomatischen Behand-
klinischer Bedeutung dar und ist ein häufiger Grund,
lung von trockenem Reizhusten und wird in den einzel-
einen Arzt oder eine Apotheke aufzusuchen. Die klini-
nen Ländern unter zahlreichen verschiedenen Handelsna-
schen Symptome von Husten und Auswurf haben zur
men vertrieben.
Entwicklung von sogenannten mukoaktiven Medikamenten geführt, die auf den im Atmungssystem produzierten
Die antiviralen Nasensprays mucoviral® und bisolviral®
Schleim wirken.
kamen 2013 auf den Markt. Sie enthalten Iota-Carageen,
das aus natürlichen Rotalgen gewonnen wird. Bei der
mucosolvan® fördert die Schleimlösung und erleichtert
Anwendung in der Nase bildet Iota-Carageen einen
damit das Abhusten, sodass die Patienten wieder frei und
Schutzfilm, der die Infektion der Nasenepithelzellen
tief durchatmen können. Das Präparat ist in vielen unter-
durch Erkältungsviren physisch verhindert, da die Viren
schiedlichen Formulierungen erhältlich, die in der Regel
nicht mehr an ihren spezifischen Rezeptoren an der Zello-
auf dem Wirkstoff Ambroxol basieren.
berfläche andocken können. In klinischen Studien wurde
Ambroxol ist ein mukoaktiver Wirkstoff, der mit seinen
last im Nasensekret von Patienten senkt und die Symp-
schleimlösenden und sekretionsfördernden Eigenschaften
tome der Erkältung lindert.
nachgewiesen, dass mucoviral®/bisolviral® die Virus-
die physiologischen Reinigungs-(Clearance-)Mechanismen
der Atemwege, die eine wichtige Rolle für die natürlichen
Nach einer erfolgreichen Umstellung von rezeptpflichtig
Abwehrmechanismen des Körpers spielen, wiederher-
zu rezeptfrei wurde boxagrippal® 2013 in Deutschland
stellt. Ambroxol stimuliert die Synthese und Freisetzung
eingeführt. Das Erkältungsmedikament ist eine Kombi-
von Surfactant durch Typ-II-Pneumozyten.
nation aus dem entzündungshemmenden Schmerz­mittel
(NSAID) Ibuprofen und dem schleimhautabschwellenden
bisolvon® (Bromhexin) ist seit 1963 auf dem Markt. Der
Wirkstoff Pseudoephedrinhydrochlorid und ist zur Behand­
Wirkstoff Bromhexin ist in unterschiedlichen bisolvon®-
lung der gängigsten Erkältungssymptome bestimmt:
Formulierungen enthalten. Es erhöht die Auswurf­
verstopfte Nase und Nasennebenhöhlen in Verbindung
menge und erleichtert das Abhusten gestauter Sekrete.
mit Kopfschmerzen, Fieber und Erkältungsschmerzen.
114
I N D I K AT I O N
PRODUKTNAME
WIRKSTOFFE
– Akute und chronische
Erkrankungen der Bronchien
mucosolvan®
mucosan®
surbronc®
lasolvan®
mucopect®
Ambroxol
Zur schleimlösenden Behandlung bei
akuten und chronischen Erkrankungen
der Bronchien und der Lunge mit zähem
Schleim.
– Akute und chronische
Erkrankungen der Bronchien
bisolvon®
Bromhexin
Zur schleimlösenden Behandlung bei
akuten und chronischen Erkrankungen
der Bronchien und der Lunge mit zähem
Schleim.
– Trockener Husten
silomat® dmp
bisoltussin®
bisolvon® dry
bisolsek®
bisolvon® antitusivo
mugotussol™
mucotussin®
Dextromethorphan
Zur Behandlung von trockenem
Husten und Reizhusten.
– Erkältung
mucoviral®
bisolviral®
surbroncviral®
Iota-Carrageen
Zur antiviralen Behandlung der Erkältung.
Auch zur anhaltenden Befeuchtung der
Nasenschleimhaut.
– Erkältung
boxagrippal®
bisolfren®
Ibuprofen,
Pseudoephedrin
Symptomatische Behandlung der
­verstopften Nase, verbunden mit
­Kopfschmerzen und/oder Fieber.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim115
PRODUKTPORTFOLIO selbst m edikation HALSSCHMERZEN
Die Hautpmarken gegen Halsschmerzen sind mucoangin®
Zusätzlich zu seiner sekretolytischen Aktivität ist Ambroxol
und lysopaine®.
ein potenter Hemmer der neuronalen Natriumkanäle. Deshalb zeigt mucoangin® eine lokalanästhetische Wirkung,
mucoangin® (Ambroxol) dient zur Schmerzlinderung
die erstmals Ende der 1970er Jahre beschrieben und in
bei akuten Halsschmerzen. Halsschmerzen sind ein
aktuelleren Arbeiten erklärt und bestätigt wurde.
Hauptsymptom der akuten Rachenentzündung, die in
den meisten Fällen durch eine Virusinfektion verursacht
lysopaine® (Cetylpyridinium) ist für die lokale antibakteri-
wird. Die Infektion ist in der Regel selbstlimitierend,
elle Zusatzbehandlung bei geringfügigen Infektionen der
und der Patient erholt sich innerhalb weniger Tage. Am
Schleimhäute im Mund- und Rachenbereich indiziert,
unangenehmsten für den Patienten sind die anhaltenden
z. B. leichte Halsschmerzen, Aphten und kleine Wunden
Halsschmerzen, die sich beim Schlucken noch verstärken.
im Mund.
Vorrangiges Ziel der Behandlung ist daher die Schmerzlinderung.
SCHMERZEN
Die Marke thomapyrin® umfasst Produkte zur Behand-
empfohlen. thomapyrin®, den „Experten“ für die Be-
lung von leichten bis mäßig intensiven Schmerzen.
handlung von Kopfschmerzen, gibt es als thomapyrin®
classic zur Anwendung bei normalen Kopfschmerzen,
thomapyrin® classic, das Kernprodukt des Sortiments,
thomapyrin® intensiv bei stärkeren Kopfschmerzen
ist eine Dreierkombination aus Acetylsalicylsäure (ASS),
und thomapyrin®-Brausetabletten als alternative Dar-
Paracetamol und Koffein. Die drei Inhaltsstoffe wirken
reichungsform.
zusammen und unterdrücken den Schmerz durch Interaktion mit mehreren für den Schmerz verantwortlichen
Neben thomapyrin® bietet Boehringer Ingelheim auch
molekularen Mechanismen. Dadurch wirkt thomapyrin®
Analgetika in Japan in einer Kombination von Ibuprofen,
classic schneller und zuverlässiger als seine Einzelbe-
Allylisopropylacetylurea, dehydriertem Koffein und
standteile, was unter anderem durch aktuelle klinische
Magnesiumoxid unter dem Handelsnamen eve® und als
Studien belegt ist.
Einzelwirkstoff in Brasilien mit Metamizol unter dem
Handelsnamen anador® an.
Aus diesem Grund wird die Dreierkombination von zahlreichen nationalen und internationalen medizinischen
Eine weitere Marke ist finalgon®(Nonivamid und Nico-
Gesellschaften als Mittel der ersten Wahl zur Akutbe-
boxil), eine topische Salbe gegen Gelenk- oder Muskel-
handlung von Spannungskopfschmerzen und Migräne
schmerzen.
116
I N D I K AT I O N
PRODUKTNAME
WIRKSTOFFE
– Halsschmerzen
mucoangin®
lysopadol®
lysopain® dol
isodinemint®
zerinol® gola
Ambroxol
Zur Schmerzlinderung bei akuten Halsschmerzen.
– Halsschmerzen
lysopaine®
Cetylpyridinium
Zur Schmerzlinderung bei Halsschmerzen.
I N D I K AT I O N
PRODUKTNAME
WIRKSTOFFE
– Schmerzen
thomapyrin®
thomapyrin®
classic
thomapyrin®
intensiv(*)
Acetylsalicylsäure,
Paracetamol, Koffein
Für Erwachsene und Jugendliche ab
zwölf Jahren zur akuten Behandlung
leichter bis mäßig starker Kopfschmerzen,
bei Migräneanfällen mit und ohne Aura
und zur Behandlung von Spannungskopfschmerzen.
eve®(*)
eve® a(*)
eve® quick(*)
Ibuprofen;
Allylisopropylacetylurea, dehy­
driertes Koffein, Magnesiumoxid*
Für Erwachsene ab 15 Jahren zur Fiebersenkung und zur vorübergehenden
Linderung von leichten bis mäßig starken
Schmerzen bei Kopfschmerzen, Regelschmerzen und anderen körperlichen
Schmerzen.
* Nur in Japan erhältlich.
* Nur in eve® quick
anador®(*)
lisalgil®
nolotil®
prodolina®
Metamizol
Für Erwachsene und Jugendliche ab
zwölf Jahren zur Behandlung von akuten
leichten bis mäßig starken Kopfschmerzen.
finalgon® salbe
finalgon® wärme­
creme stark
finalgon® cpd
wärmecreme*
Nonivamid, Nicoboxil
Dickextrakt
aus Chilischoten*
Zur Anregung des Blutflusses in der Haut
bei der Behandlung von Gelenk- und
Muskelbeschwerden.
* Nur in Deutschland erhältlich.
*N
ur in Finalgon® CPD Wärmecreme
* Nur in Deutschland erhältlich.
– Schmerzen
– Schmerzen
* Nur in Brasilien erhältlich.
– Schmerzen
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim117
PRODUKTPORTFOLIO selbst m edikation MAGEN-DARM-ERKRANKUNGEN
Innerhalb unseres Magen-Darm-Portfolios bieten wir
der Duboisia-Pflanze extrahiert und anschließend zu der
mehrere Marken an, zum Beispiel dulcolax®, surulac®,
quartären Ammoniumverbindung Hyoscinbutylbromid
laxoberal®, guttalax® und buscopan® sowie die Marken
veredelt wird. Als krampflösendes Medikament wirkt
zantac®, buscopan® antiacido und gastol® gegen
buscopan® gezielt am Entstehungsort der Bauchschmerzen
Sodbrennen.
und entspannt die glatten Muskeln des Magen-DarmTraktes, des Gallengangs, der Harnwege und des Genital-
Ein sehr häufiges Verdauungsproblem ist die Verstopfung.
traktes.
dulcolax® ist das weltweit führende rezeptfreie Abführmittel.
Somit lindert buscopan® Bauchschmerzen, indem es
deren Hauptursache – Krämpfe im Bauchbereich – direkt
dulcolax®-Dragees sorgen mit ihrem magensaftresistenten
behandelt.
Schutzfilm dafür, dass der Wirkstoff nur dort freigegeben
wird, wo er gebraucht wird – im Dickdarm. Hier wird die
buscopan® ist in unterschiedlichen Formulierungen – als
natürliche Darmbewegung angeregt, die Wirkung tritt
Monopräparat und in verschiedenen Kombinationen mit
nach sechs bis zwölf Stunden ein. dulcolax®-Dragees
Schmerzmitteln (Paracetamol, Ibuprofen, Metamizol/Di-
werden am besten vor dem Schlafengehen eingenommen,
pyron) – sowie unterschiedlichen Darreichungsformen
die Wirkung tritt dann am nächsten Morgen ein.
(Tabletten, Tropfen, Zäpfchen, Sirup, Injektionslösungen)
erhältlich.
Weitere Produkte unter der Dachmarke dulcolax®
sind u. a. dulcoease®, dulcoenema® und dulcogas®.
Unter der Dachmarke buscopan® gibt es auch buscofem®
surulac® ist die Marke für Abführmittel in Japan. surulac®
­a ntiacido und buscopan® reflusso gegen Sodbrennen
wird als Tablette angeboten. laxoberal® und guttalax®
und saures Aufstoßen.
gegen Menstruationsbeschwerden sowie buscopan®
sind die Marken zur Behandlung von Verstopfung und
bieten eine flexible Dosierungsform (Tropfen).
2013 erweiterten wir unser Magen-Darm-Portfolio um
vaprino®, ein Selbstmedikationspräparat gegen Durch-
Krampfartige Schmerzen und Beschwerden im Bauch­
fall. Sein Wirkstoff Racecadotril wirkt gegen unterschied-
bereich sind weit verbreitet – weltweit ist jeder vierte
liche Formen des akuten Durchfalls, indem er den über-
Mensch regelmäßig von ihnen betroffen.
mäßigen Flüssigkeitseinstrom in den Darm reduziert, ohne
die Transitzeit im Darm oder die Motilität zu verändern.
buscopan® ist ein krampflösendes Produkt mit dem Wirk-
Dank dieses neuen Wirkmechanismus erzielt vaprino®
stoff Butylscopolamin. Das Produkt wird aus Scopolamin
schnelle Linderung bei Durchfall, ohne den Darm zu
(Hyoscin) gewonnen, einer natürlichen Substanz, die aus
blockieren.
118
I N D I K AT I O N
PRODUKTNAME
WIRKSTOFFE
– Verstopfung
dulcolax®
surulac® s
Bisacodyl;
Bisacodyl, Sennoside
Abführmittel bei Darmträgheit und
Verstopfung (Obstipation), bei Erkrankungen, die eine erleichterte Darmentleerung erfordern, sowie zur Vorbereitung
von Operationen und Maßnahmen zur
Erkennung von Krankheiten (diagnostischen Eingriffen).
– Verstopfung
laxoberal®
laxoberon®
guttalax®
dulcolax® np
Natriumpicosulfat
Abführmittel bei Verstopfung sowie bei
Erkrankungen, die eine erleichterte
Stuhlentleerung erfordern.
– Blähungen
dulcogas®
Simeticon
Schnell wirkendes Granulat gegen
Blähungen.
– Schmerzen u
­ nd Beschwerden
im Bauchbereich
buscopan®
buscapina®
buscopan® plus
buscapina® plus
Butylscopolamin;
Butylscopolamin, Paracetamol
Bei krampfartigen Schmerzen und
Beschwerden im Bauchbereich.
– Sodbrennen
zantac® (*)
buscopan® antiacido
Ranitidin
Mildert Sodbrennen bei säurebedingten
Beschwerden, verhindert Sodbrennen
bei säurebedingten Beschwerden aufgrund bestimmter Lebensmittel und
Getränke.
Racecadotril
Zur symptomatischen Behandlung von
akutem Durchfall bei Erwachsenen.
* Nur in den USA erhältlich.
– Akuter Durchfall
vaprino®
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim119
PRODUKTPORTFOLIO selbst m edikation VITAMINE UND MINERALSTOFFE
Die Multivitamin- und Vitalstoffpräparate unserer Selbst-
pharmaton® kiddi®, ein speziell für Kinder entwickeltes
medikationsmarke pharmaton® unterstützen das körper-
Sortiment, enthält neben der essenziellen Aminosäure Lysine
liche und geistige Wohlbefinden. Abgestimmt auf die
ausgewählte Vitamine und Mineralstoffe, die während der
Bedürfnisse unterschiedlicher Zielgruppen wurde ein
Wachstumsphase wichtig sind. Es wird auch zur Vorbeu-
Sortiment an Produkten entwickelt, die in Harmonie mit
gung von Vitaminmangelerscheinungen empfohlen.
dem Körper wirken:
pharmaton® matruelle® ist ein Multivitaminpräparat
pharmaton® vitality, unser Produktsortiment für
für Frauen zur Vorbeugung von Mangelerscheinungen
Erwachsene, enthält eine ausgewählte Mischung aus Vita-
vor, während und nach der Schwangerschaft. Es enthält
minen, Mineralstoffen und Spurenelementen sowie dem
alle wichtigen Mikronährstoffe für Mutter und Kind wie
standardisierten Ginsengextrakt G115®. Die wichtigsten
Vitamine, Mineralstoffe und Omega-3-Fettsäuren, um
Indikationen sind: Erschöpfung, Müdigkeit, nachlassende
den erhöhten Bedarf an diesen Substanzen in diesen
Konzentrationsfähigkeit und geistige Wachsamkeit sowie
speziellen Zeiträumen abzudecken. Darüber hinaus beugt
unausgewogene Ernährung, Appetitlosigkeit, krankheits-
es einem Neuralrohrdefekt des Fötus sowie Eisen- und Fol-
bedingte physische Schwäche und Rekonvaleszenz. Zahl-
säuremangel während Schwangerschaft und Stillzeit vor.
reiche klinische Studien belegen, dass sich die regelmäßige
Einnahme von pharmaton® positiv auf die geistige und
körperliche Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden
auswirkt.
120
I N D I K AT I O N
PRODUKTNAME
WIRKSTOFFE
– Müdigkeit, nachlassende
Konzentrationsfähigkeit bei
unausgewogener Ernährung,
Appetitlosigkeit, krankheitsbedingter physischer Schwäche
und in der Rekonvaleszenz
pharmaton®
pharmaton® vitality
pharmaton®geriavit®
geriatric pharmaton®
gericomplex®
pharmaton complex®
pharmaton® fizzi
pharmaton® active life®
Ginsengextrakt,
Vitamine,
Mineralstoffe,
Spurenelemente
Zur Besserung des Allgemeinbefindens.
– Bei erhöhtem Bedarf an Vitaminen in der Kindheit
pharmaton® kiddi®
Vitamine,
Mineralstoffe,
Aminosäuren
Deckt den erhöhten Bedarf an Vitaminen,
Mineralstoffen und Aminosäuren ab, besonders während der Wachstumsphase.
Zur Vorbeugung von Vitaminmangel­
erscheinungen, z. B. bei reduzierter und
mangelhafter Diät, Appetitmangel, nach
Krankheiten, Infektionen oder Operationen
sowie in der Konvaleszenz.
– Vorbeugung von Eisen- und
Folsäuremangel während der
Schwangerschaft
pharmaton® matruelle®
Vitamine, Mineralstoffe,
Spurenelemente,
Omega-3-Fettsäuren
(DHA)
Für Frauen zur Vorbeugung von Mangel­
erscheinungen während und nach der
Schwangerschaft, um den erhöhten
Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen,
Spurenelementen und der Omega-3-­
Fettsäure DHA in diesen speziellen
Zeiträumen abzudecken. Zur Vorbeugung
eines Neuralrohrdefekts des Fötus. Es
beugt Eisen- und Folsäuremangelanämien
während der Schwangerschaft und Stillzeit vor.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim121
PRODUKTPORTFOLIO selbst m edikation BEINVENENGESUNDHEIT
Unter dem Markennamen antistax® bündelt Boehringer
Symptome. antistax® trägt dazu bei, den unphysiolo-
Ingelheim eine breite Palette von Produkten zur Vor-
gischen Flüssigkeitsausstrom aus den kleinen venösen
beugung und Behandlung von Symptomen der chronischen
Gefäßen (Venolen) in das umgebende Gewebe auch bei
Veneninsuffizienz. Die häufigsten Symptome, die Patienten
längerem Sitzen oder Stehen auf normalem Niveau zu
bei diesem Krankheitsbild beobachten, sind Krampfadern,
halten.
Ödeme der Unterschenkel, schwere und müde Beine sowie
ein Spannungsgefühl, Kribbeln, Krämpfe und Schmerzen
Der Wirkstoff der antistax®-Produkte ist entzündungs-
in den Beinen. antistax®-Kapseln und -Tabletten verbes-
hemmend und besteht aus einem Extrakt aus rotem Wein-
sern nachweislich die Blutzirkulation in den Beinvenen.
laub, der an der Innenwand (Endothel) der Beinvenen schützend einwirkt. Hiermit werden Schwellungen und das
Schwere, schmerzende und müde Beine machen sich häufig
Schmerz- und Schweregefühl vermindert. Zum antistax®-­
nach längerem Stehen oder Sitzen bemerkbar, ganz
Sortiment gehören unter anderem antistax®-Tabletten,
besonders am Abend oder im Sommer bei hohen Außentem-
antistax®-Kapseln und antistax®-Creme sowie das
peraturen. antistax®-Tabletten und antistax®-Kapseln
Kosmetikum antistax®-Frischgel.
ermöglichen eine wirksame Behandlung der beschriebenen
UROLOGISCHE ERKRANKUNGEN
Gutartige Prostatahyperplasie (benigne Prostatahyperplasie,
BPH) beschreibt eine Vergrößerung der Prostata bei
Männern im mittleren oder fortgeschrittenen Lebensalter,
die zu Symptomen des unteren Harntraktes (LUTS) führen
kann, z. B. häufiges nächtliches Wasserlassen, vermehrter
Harndrang im Abstand weniger Stunden, schwacher Urinstrahl und das Gefühl, die Blase nicht entleert zu haben.
122
I N D I K AT I O N
PRODUKTNAME
WIRKSTOFFE
– Chronische Veneninsuffizienz
antistax®
Extrakt aus rotem Weinlaub
Zur Behandlung von Symptomen der
chronischen Veneninsuffizienz; bei
Krampfadern, Ödemen der Unterschenkel, Schmerzen und Spannungsgefühl,
Kribbeln oder Jucken in den Beinen
sowie bei schweren und müden Beinen.
– Müde, schwere Beine
antistax®
Kühlende, pflegende
Substanzen, Extrakt
aus rotem Weinlaub
Zur Linderung der Symptome bei
müden, schweren Beinen.
I N D I K AT I O N
PRODUKTNAME
WIRKSTOFFE
– Benigne Prostatahyperplasie
(BPH)
flomax relief® (*)
Tamsulosin
Behandlung von Symptomen des unteren
Harntraktes (LUTS) bei der häufig auftretenden Erkrankung BPH.
* Nur in Großbritannien als
rezeptfreies Präparat
erhätlich.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim123
PRODUKTPORTFOLIO T i e r g e s u n d h e it NUTZTIERE: SCHWEINE
Infektiöse Atemwegserkrankungen
ingelvac mycoflex® ist für die aktive Immunisierung
ingelvac circoflex® ist der erste Ferkelimpfstoff zur
von Schweinen gegen Enzootische Pneumonie (EP) zuge-
Kontrolle der „Porcine Circovirus Disease“ (PCVD), der
lassen und wird als Einmaldosis verabreicht. Sogar in
als Einmaldosis erhältlich ist. Die Impfung führt zu einer
Situationen mit hohem Infektionsdruck bietet der Impf-
signifikant geringeren Mortalität in der akuten PCVD-
stoff aufgrund seines fortschrittlichen Adjuvantien-­
Phase sowie zu besserem Wachstum im chronischen
Systems einen lang anhaltenden und effektiven Schutz.
Krankheitsverlauf. Bei ingelvac circoflex® treten
minimale systemische Nebenwirkungen oder Schwellungen
Infektiöse Darmerkrankungen
an der Einstichstelle auf. ingelvac® prrs mlv ist für
enterisol® ileitis ist der erste und einzige Impfstoff
die aktive Immunisierung gegen die respiratorische und
gegen durch Lawsonia intracellularis verursachte Ileitis.
reproduktive Form des „Porcine Reproductive and
Die Impfung verbessert die Gewichtszunahme und ver-
Respiratory Syndrome“ (PRRS) zugelassen.
ringert die auftretenden Wachstumsschwankungen im
Zusammenhang mit der Erkrankung. enterisol® ileitis
trägt dazu bei, den Gebrauch von Antibiotika in der
Schweinefleischproduktion zu vermindern.
NUTZTIERE: GEFLÜGEL
volvac® ist die Dachmarke für die Geflügelimpfstoffpa-
Vogelgrippe, infektiöse Bronchitis, Newcastle-Krankheit,
lette des Tiergesundheitsgeschäfts von Boehringer Ingel-
infektiöse Bursitis, EDS-Syndrom und Geflügelschnup-
heim. Sie besteht aus einer Vielzahl von Lebendimpfstof-
fen. Die volvac®-Impfstoffe gewährleisten außerdem,
fen und inaktivierten Impfstoffen für Masthühner und
dass die Tiere ihr volles Potenzial entwickeln, und stei-
Legehennen. Die Impfstoffe schützen die Tiere vor zahl-
gern deren Wohlbefinden.
reichen viralen und bakteriellen Erkrankungen wie
124
I N D I K AT I O N
PRODUKTNAME
WIRKSTOFFE
– Infektiöse Atemwegs­
erkrankungen
ingelvac circoflex®
Rekombinanter Impfstoff
(Porzines Circovirus
Typ 2, PCV2)
Zur aktiven Immunisierung von Schwei­
nen ab einem Alter von zwei Wochen
gegen das Porzine Circovirus Typ 2
(PCV2) zur Reduktion der Mortalität, der
klinischen Anzeichen – einschließlich
Gewichtsverlust – und Läsionen von
lymphatischem Gewebe bedingt durch
PCV2-Erkrankungen (PCVD).
Außerdem konnte gezeigt werden, dass
die Impfung die nasale Ausscheidung
von PCV2, die Viruslast in Blut und
lymphatischen Geweben sowie die
Dauer der Virämie reduziert.
– Infektiöse Atemwegs­
erkrankungen
ingelvac® prrs mlv
Attenuierter Lebendimpfstoff
(PRRS-Virus)
Zur aktiven Immunisierung von Schwei­
nen ab einem Alter von drei Wochen als
prophylaktische Maßnahme gegen die
respiratorische und reproduktive Form
der Porcine-Reproductive-and-Respira­
tory-Syndrome-Virus-Infektionen.
– Infektiöse Atemwegs­
erkrankungen
ingelvac mycoflex®
Inaktivierter Impfstoff
(Mycoplasma
hyopneumoniae)
Zur aktiven Immunisierung von Schwei­
nen ab einem Alter von drei Wochen zur
Reduktion von Lungenläsionen infolge
einer Infektion mit Mycoplasma hyo­
pneumoniae.
– Infektiöse Darmerkrankungen
enterisol® ileitis
Attenuierter
Lebendimpfstoff
(Lawsonia
intracellularis)
Zur aktiven Immunisierung von Schwei­
nen ab einem Alter von drei Wochen
gegen die klinischen Symptome einer
Lawsonia intracellularis-Infektion sowie
zur Verbesserung der Gewichtszunahme
und Verringerung der Wachstumsvariabi­
lität, die mit der Erkrankung einhergeht.
I N D I K AT I O N
PRODUKTNAME
WIRKSTOFFE
– Verschiedene virale und
­bakterielle Erkrankungen bei
Geflügel
volvac®
Polyvalenter attenuierter
Lebend- und inaktivierter
Impfstoff. Antigene zur
Impfung gegen Vogelgrippe,
­Newcastle-Krankheit,
Geflügelschnupfen, EDS-­
Syndrom, infektiöse
Bronchitis, infektiöse
Bursitis, Bacterium anatis
Zur Impfung von gesunden Hühnern
gegen Erkrankungen, die von den ent­
haltenen Antigenen verursacht werden.
Zur Vorbeugung der häufigsten Krank­
heiten bei Masthühnern und Krankhei­
ten, die bei Legehennen zum Rückgang
der Eierproduktion führen.
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim125
PRODUKTPORTFOLIO T i e r g e s u n d h e it NUTZTIERE: RINDER
Mastitis
Bei einer Mastitis handelt es sich um die Entzündung des
Euters einer Milchkuh, hauptsächlich hervorgerufen
durch eine bakterielle Infektion. Die Prävention und
Behandlung von Mastitis bei Milchkühen ist für die Produktion von gesunder Milch und die Minimierung der mit
dieser klinischen Situation verbundenen Symptome von
größter Bedeutung. ubrolexin® und today® sind zwei
Produkte zur Behandlung einer akuten bakteriellen Mastitis, während ubrostar®und tomorrow® zur Prävention einer Mastitis während der Trockenstellungsphase
von Milchkühen am Ende ihrer Laktation herangezogen
werden. mamyzin® ist ein wirksamer, injizierbarer antimikrobieller Wirkstoff zur Behandlung der akuten Mastitis, und metacam® wird zur Linderung von akuten, mit
diesem Syndrom verbundenen Schmerzen verwendet.
126
I N D I K AT I O N
PRODUKTNAME
WIRKSTOFFE
– Mastitis
mamyzin®
Penethamathydrojodid
Zur Behandlung von Euterentzündungen
(Mastitis) der Milchkuh.
– Mastitis
benestermycin®
ubrostar®
Penethamathydrojodid,
Framycetinsulfat,
Benethamin-Penicillin
Behandlung subklinischer Milchdrüsen­
infektionen, die während der Trocken­
stellung auftreten.
– Mastitis
ubrolexin®
Cefalexin (als Monohydrat),
Kanamycin (als Monosulfat)
Zur Behandlung klinischer Mastitiden
bei laktierenden Milchkühen, verursacht
durch Bakterien.
– Mastitis
today®
Cephapirin-Natrium
Zur intramammären Infusion bei
­Milchkühen (nur USA).
– Mastitis
tomorrow®
Cephapirin-Benzathin
Zur intramammären Infusion bei
­trockengestellten Kühen (nur USA).
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim127
PRODUKTPORTFOLIO T i e r g e s u n d h e it NUTZTIERE: RINDER (FORTSETZUNG)
Schmerzen und Entzündungskrankheiten
metacam® ist für die Anwendung bei Rindern mit Atem-
Als Medikament der nicht-steroidalen antiinflammato­
wegserkrankungen zugelassen. Darüber hinaus ist es bei
rischen Medikamentenklasse (NSAID) wird metacam®
an Durchfall leidenden Kälbern sowie als Zusatztherapie
sowohl dem Erfordernis einer anhaltenden Rentabilität in
bei der Behandlung von Mastitis bei Milchkühen indiziert.
der Tierproduktion als auch dem Wohl der Tiere gerecht.
Aufgrund seiner lang anhaltenden und hervorragenden
Der Bovine Virusdiarrhoe-Virus (BVD-Virus) ist einer der
Wirksamkeit bei der Kontrolle entzündlicher Symptome
häufigsten, ökonomisch wichtigen Krankheitserreger bei
kann das Medikament durch Entzündungskrankheiten
Rindern und weltweit verbreitet. Die von dem BVD-Virus
verursachte Verluste minimieren und auch in Krankheits-
hervorgerufene Erkrankung führt zu deutlichen Produk-
situationen die Rentabilität aufrechterhalten. Gleichzeitig
tionsverlusten bei Milchvieh- und Mastrinderherden.
bietet metacam® eine effektive Schmerzkontrolle und
bovela® ist ein Impfstoff, der speziell entwickelt wurde,
leistet somit einen Beitrag zum Wohl der Nutztiere. Die
um einige der für den BVD-Virus typischen klinischen
Verabreichung von metacam® ist einfach und bequem
Anzeichen zu mindern und die Geburt von sogenannten
und bedeutet aufgrund des geringen Applikationsvolu-
persistent infizierten Tieren aufgrund einer transplazen-
mens und der einmaligen Injektion minimalen Stress für
taren Infektion mit dem Virus zu unterbinden. Die Imp-
die Tiere.
fung mit bovela® schützt die Herde vor der Erkrankung
und der Verbreitung des Virus.
128
I N D I K AT I O N
PRODUKTNAME
WIRKSTOFFE
– Schmerzen und entzündliche
Erkrankungen
metacam®
Meloxicam
Linderung von Entzündungen und
Schmerzen des Bewegungsapparates
(Hund, Katze, Schwein, Pferd), nach
Operationen (Hund, Katze, Schwein)
und bei Kolik (Pferd). Als Begleittherapie
bei Durchfall- und Atemwegserkrankun­
gen, akuter Mastitis und Enthornung
(Rind) sowie Mastitis-Metritis-Agalak­
tiesyndrom (Schwein).
– Infektionskrankheiten bei
Rindern
pyramid®
presponse®
Attenuierter Impfstoff gegen Bovine
Rhinotracheitis-Virus, Diarrhea,
Parainfluenza 3-Respiratory Syncytial Virus, Mannheimia Haemolytica
Toxoid
Für die Impfung von gesundem Milchoder Mastvieh zur Vorbeugung von
Erkrankungen, die von enthaltenen
Antigenen ausgelöst werden (nur USA
und Kanada).
– V irusdiarrhoe bei Rindern
bovela®
Modifizierter BVDV *-1-Lebendimpfstoff, modifizierter BVDV *-2-Lebend­
impfstoff
Zur aktiven Immunisierung von Rindern
ab einem Alter von drei Monaten mit
dem Ziel der Reduzierung von Hyper­
thermie und Minimierung der Senkung
der Leukozytenzahl, die durch das
Bovine Virusdiarrhoe-Virus (BVDV-1 und
BVDV-2) verursacht werden, sowie zur
Verringerung von BVDV-2-bedingter
Virusausscheidung und Virämie. Zur
aktiven Immunisierung von Rindern
gegen BVDV-1 und BVDV-2, um die
Geburt von persistent infizierten Kälbern
aufgrund einer transplazentaren Infek­
tion zu unterbinden.
* Bovines Virusdiarrhoe-Virus (BVDV)
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim129
PRODUKTPORTFOLIO T i e r g e s u n d h e it PFERDE
Die Pferdemedikamente sind in erster Linie auf die Thera-
Cushing-Syndrom bekannt. prascend® ersetzt den Mangel an
piegebiete Atemwegserkrankungen, Lahmheit, Kolik und
Dopamin in der Pars intermedia der Hypophyse. Klinische Symp-
hormonelle Erkrankungen ausgerichtet.
tome sind Hypertrichose, Laminitis (Hufrehe), schlechte körper­
liche Verfassung und Leistungsschwäche. Eine Behandlung mit
ventipulmin® ist eine Therapie gegen akute und chroni-
prascend® erfolgt lebenslang.
sche Atemwegserkrankungen, bei denen auch eine Atemwegsobstruktion aufgrund von Bronchospasmen und/
Die vetera®-Impfstoffe sind das erste Impfstoffportfolio, das meh-
oder Schleimaufstauung auftritt und eine mukoziliäre
rere praktische Kombinationen zum Krankheitsschutz für Pferde
Reinigung erstrebenswert ist. ventipulmin® kann als
ab einem Alter von vier Monaten umfasst. Die Impfstoffe schüt-
Einzel- oder als Zusatztherapie bei chronisch-obstruktiver
zen vor neun infektiösen Organismen einschließlich Influenza,
Atemwegserkrankung (COPD) und bei akuten, subakuten
Herpes, West-Nil-Virus, Tetanus und weiteren Erkrankungen.
und chronischen allergischen Reaktionen der Atemwege
Dadurch kann ein an das jeweilige Pferd angepasster Schutz mit
angewendet werden.
nur wenigen Nadelinjektionen erreicht werden. Alle vetera®Impfstoffe wurden mit der Ultrafil™-Aufreinigungstechnologie
prascend® ist ein Medikament für die Behandlung bei
formuliert, wobei der Großteil der Fremdproteine entfernt wird
Hypophysenzwischenlappen-Dysfunktion (Pituitary Pars
und sich das Immunsystem des Pferdes so auf die relevanten
Intermedia Dysfunction, PPID), auch als das Equine
Antigene konzentrieren kann.
130
I N D I K AT I O N
PRODUKTNAME
WIRKSTOFFE
– Akute und chronischobstruktive Atemwegserkrankungen
ventipulmin®
Clenbuterol
Atemwegserkrankungen, die mit Bron­
chospasmen einhergehen, wie sub­
akute und chronische Bronchitis und
Bronchiolitis, chronisch-obstruktive
Lungenerkrankung (COPD), unterstüt­
zend bei akuter Bronchitis und Bron­
chopneumonie.
– Pituitary Pars Intermedia
Dysfunction (PPID)
prascend®
Pergolid mesylat
Für die Behandlung der klinischen Sym­
ptome im Zusammenhang mit Pituitary
Pars Intermedia Dysfunction (PPID; auch
bekannt als Equines Cushing-Syndrom).
– Bis zu 9-facher Kombinati­
onsimpfstoff gegen häufige
Erkrankungen von Pferden
vetera®
Östliche, Westliche
und Venezolanische
Enzephalomyelitis,
Tetanus, West-Nil-Virus,
Pferdeherpesvirus,
Pferde­grippeviren
Zur Impfung von gesunden Pferden zum
Schutz gegen Erkrankungen, die von
enthaltenen Antigenen verursacht wer­
den (USA und Kanada).
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim131
PRODUKTPORTFOLIO T i e r g e s u n d h e it KLEINTIERE
Die Kleintiermedikamente sind hauptsächlich auf die
indiziert. Die Vielzahl der Formulierungen bietet Veteri-
Behandlung der weit verbreiteten chronischen Erkran-
nären und Tierhaltern die Flexibilität, die jeweils bevor-
kungen Herzinsuffizienz, Nierenerkrankungen, Epilepsie
zugte Formulierung zu verwenden, um die verschiedenen
und Osteoarthritis ausgerichtet.
Entzündungs- und Schmerzzustände in Zusammenhang
mit den zugelassenen Indikationen zu behandeln.
Als erstes Medikament einer neuen Therapieklasse, die als
Inodilatoren bezeichnet wird, verbessert vetmedin® bei
prozinc® ist eine wässrige Protamin-Zink-Suspension
Hunden mit Herzversagen durch dilatative Kardiomyopa-
(PZI) von rekombinantem Humaninsulin zur Reduktion
thie oder Klappeninsuffizienz (Mitralklappen- und/oder
der Hyperglykämie bei Katzen mit Diabetes mellitus.
Tricuspidalklappen-Regurgitation) die klinischen Symptome signifikant und erhöht die Lebenserwartung der
semintra® ist ein Angiotensin-II-Antagonist, der für die
Tiere. vetmedin® vereint zwei sich ergänzende Wirkme-
Reduzierung der Proteinurie, die mit der chronischen
chanismen: Zum einen werden die Blutgefäße, die das
Nierenerkrankung (Chronic Kidney Disease, CKD) bei
Blut zum Herzen hin und vom Herzen weg transportie-
Katzen in Verbindung gebracht wird, zugelassen ist.
ren, erweitert. Somit wird der Druck auf das Herz wie
semintra® verringert den mittleren arteriellen Blutdruck
auch die erforderliche Pumpleistung des Herzens verrin-
sowie die Proteinurie und ist als orale Lösung erhältlich.
gert. Gleichzeitig wirkt vetmedin® direkt auf den Herzmuskel, verstärkt die Herzkraft und trägt zu einer effizi-
pexion® ist eine alternative Therapieoption für ­Epilepsie
enten Pumpleistung bei.
bei Hunden. Der Wirkstoff Imepitoin verhindert Anfälle
in erster Linie durch Potenzierung von GABAA-Rezeptor-­
metacam® ist ein Medikament der nicht-steroidalen anti-
vermittelten inhibitorischen Effekten auf Neuronen.
inflammatorischen Medikamentenklasse (NSAID). Es ist
pexion® ist für die Reduzierung generalisierter Anfälle
als oral einzunehmende Suspension, Tabletten und Injek-
aufgrund idiopathischer Epilepsie zugelassen und ver-
tionslösung für Hunde sowie als orale Suspension und
fügt über potenzielle Sicherheitsvorteile gegenüber
Injektionslösung für Katzen erhältlich. Bei Hunden ist das
vorhandenen Standardtherapien.
Medikament zur Linderung von Entzündungen und
Schmerzen bei akuten und chronischen Beeinträchtigun-
duramune® ist ein Impfstoff, der für ein breites Spektrum
gen des Bewegungsapparates sowie nach Operationen
häufiger Infektionskrankheiten bei Hunden entwickelt
indiziert. Bei Katzen ist es zur Linderung von Entzündun-
wurde. Die Erkrankungen haben oft einen ernsthaften
gen und Schmerzen bei akuten und chronischen Beein-
Verlauf und können in einigen Fällen tödlich sein. Effizi-
trächtigungen des Bewegungsapparates sowie gegen leichte
ente Prävention mit geeigneten Impfstoffen beugen die-
bis mittlere postoperative Schmerzen nach Eingriffen
sen Erkrankungen bei Hunden vor.
132
I N D I K AT I O N
PRODUKTNAME
WIRKSTOFFE
– Dekompensierte Herz­
insuffizienz
vetmedin®
Pimobendan
Zur Behandlung der Herzinsuffizienz
beim Hund, hervorgerufen durch eine
dilatative Kardiomyopathie oder durch
Klappeninsuffizienz (Mitralklappen- und/
oder Tricuspidalklappen-Regurgitation).
– Schmerzen und entzündliche
Erkrankungen
metacam®
Meloxicam
Bei Hunden zur Linderung von Entzün­
dungen und Schmerzen bei akuten und
chronischen Beeinträchtigungen des
Bewegungsapparates sowie nach Opera­
tionen.
Bei Katzen zur Linderung von Entzün­
dungen und Schmerzen bei akuten und
chronischen Beeinträchtigungen des
Bewegungsapparates sowie gegen
leichte bis mittlere postoperative
Schmerzen nach Eingriffen.
– Diabetes mellitus bei Katzen
prozinc® Rekombinantes
Protamin-ZinkHumaninsulin
Zur Senkung der Hyperglykämie und
Linderung der klinischen Symptome der
Hyperglykämie bei Katzen mit Diabetes
mellitus.
– Chronische Nierenerkran­
kungen bei Katzen
semintra®
Telmisartan
Reduzierung der Proteinurie, die mit
chronischer Nierenerkrankung (Chronic
Kidney Disease, CKD) bei Katzen in
Verbindung gebracht wird.
– Idiopathische Epilepsie bei
Hunden
pexion®
Imepitoin
Für die Reduzierung der Häufigkeit generalisierter Anfälle aufgrund idiopa­
thischer Epilepsie bei Hunden nach
sorgfältiger Abwägung alternativer Behandlungsoptionen.
– Infektionskrankheiten
bei Hunden
duramune®
Inaktivierter und attenuierter Impfstoff gegen das Canine Staupevirus,
Canine Adenovirus Typ 2, Corona­virus,
Parainfluenzavirus, Parvovirus, Borrelia
Burgdorferi, ­Leptospira Canicola/
Grippotyphosa/Icterohaemorrhagiae/
Pomona
Für die Impfung von gesunden Hunden
zur Vorbeugung von Erkrankungen, die
von enthaltenen Antigenen ausgelöst
werden (nur USA, Kanada und Austra­
lien).
Unternehmensbericht 2014
Boehringer Ingelheim133
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Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung (auch auszugsweise), vorbehalten. Der Unternehmensbericht 2014 darf nicht
ohne schriftliche Genehmigung der Boehringer Ingelheim GmbH reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme vervielfältigt werden. Die im Unternehmensbericht verwendeten Zahlen Dritter beruhen auf dem Datenstand bei der Abschlusserstellung.
Mit den CO2-Emissionszertifikaten unterstützen wir ein Projekt, das Wasser­
aufbereitungseinheiten an Haushalte in den ländlichen Gebieten Kenias
verteilt. Das Projekt verbessert die öffentliche Gesundheit signifikant, indem
es einen Zugang zu sauberem Trinkwasser garantiert.
134
BILANZ UND KENNZAHLENVERGLEICH 2005 — 2014
C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG, Ingelheim
BILANZ- UND KENNZAHLENVERGLEICH 2005 ― 2014
(i n m i o. e ur)
Aktiva (Stand am 31.12.)
Immat. Vermögensgegenstände
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
233
554
547
539
745
736
710
682
582
592
3.070
Sachanlagen
2.900
2.886
2.972
3.177
3.219
3.314
3.442
3.103
2.887
Finanzanlagen
3.396
3.043
1.638
1.739
1.699
3.168
3.953
4.222
4.737
5.312
Anlagevermögen
6.529
6.483
5.157
5.455
5.663
7.218
8.105
8.007
8.206
8.974
Vorräte
1.229
1.280
1.387
1.561
1.801
1.850
1.998
2.095
2.083
2.237
Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände
(inkl. RAP und latenter Steuern)
3.013
3.137
2.912
3.496
3.663
4.047
4.652
4.814
5.131
5.546
Flüssige Mittel
1.247
945
1.015
1.312
3.877
3.118
3.903
2.374
2.879
3.294
Umlaufvermögen (inkl. RAP und latenter Steuern)
5.489
5.362
5.314
6.369
9.341
9.015
10.553
9.283
10.093
11.077
12.018
11.845
10.471
11.824
15.004
16.233
18.658
17.290
18.299
20.051
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Bilanzsumme
Passiva (Stand am 31.12.)
Kapital der Gesellschafter
Konzernrücklagen (inkl. Währungsumrechnungsdifferenz)
178
178
178
178
178
178
178
178
178
178
2.940
3.275
1.385
3.101
3.964
5.408
5.812
4.763
5.619
6.884
Jahresüberschuss
1.491
1.722
1.809
1.424
1.759
888
1.476
1.237
1.324
1.047
Eigenkapital
4.609
5.175
3.372
4.703
5.901
6.474
7.466
6.178
7.121
8.109
Anteile anderer Gesellschafter
216
188
167
190
179
0
0
0
1
2
4.825
5.363
3.539
4.893
6.080
6.474
7.466
6.178
7.122
8.111
0
0
0
0
0
0
157
134
104
91
Rückstellungen (inkl. latenter Steuern)
4.958
4.641
4.726
5.120
5.731
6.598
7.402
7.749
7.817
8.840
Verbindlichkeiten (inkl. RAP)
2.235
1.841
2.206
1.811
3.193
3.161
3.633
3.229
3.256
3.009
Fremdkapital (inkl. RAP und latenter Steuern)
7.193
6.482
6.932
6.931
8.924
9.759
11.035
10.978
11.073
11.849
12.018
11.845
10.471
11.824
15.004
16.233
18.658
17.290
18.299
20.051
Konzerneigenkapital
Negativer Unterschiedsbetrag aus Unternehmenserwerben
Bilanzsumme
Kennzahlen
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Umsatzerlöse
9.535
10.574
10.952
11.595
12.721
12.586
13.171
14.691
14.065
13.317
Betriebsergebnis
1.923
2.140
2.100
1.980
2.239
1.896
2.272
1.853
2.114
2.140
Betriebsergebnis in % der Umsatzerlöse
20,2
20,2
19,2
17,1
17,6
15,1
17,3
12,6
15,0
16,1
1.514
1.729
1.812
1.428
1.764
888
1.476
1.237
1.324
1.046
Ergebnis nach Steuern in % der Umsatzerlöse
15,9
16,4
16,5
12,3
13,9
7,1
11,2
8,4
9,4
7,9
Eigenkapitalrendite (in %)
34,2
37,4
35,0
42,2
37,4
15,0
22,8
16,6
21,4
14,7
Eigenkapitalquote (in %)
38,4
43,7
32,2
39,8
39,3
39,9
40,0
35,7
38,9
40,4
Cash Flow
2.069
2.317
2.392
1.997
2.409
2.234
2.378
2.225
2.129
1.850
Finanzmittel
4.585
3.934
2.581
2.932
5.384
6.113
7.711
6.467
7.514
8.507
Personalaufwand
2.671
2.836
2.886
3.004
3.221
3.358
3.664
4.024
4.071
4.116
28,0
26,8
26,4
25,9
25,3
26,7
27,8
27,4
28,9
30,9
Durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter
37.406
38.428
39.800
41.300
41.534
42.224
44.094
46.228
47.492
47.743
Forschungs- und Entwicklungskosten
Ergebnis nach Steuern
Personalaufwand in % der Umsatzerlöse
1.360
1.574
1.900
2.109
2.215
2.453
2.516
2.795
2.743
2.654
F & E-Kosten in % der Umsatzerlöse
14,3
14,9
17,3
18,2
17,4
19,5
19,1
19,0
19,5
19,9
Investitionen in Sachanlagen
532
596
654
665
630
519
458
562
558
548
Abschreibungen auf Sachanlagen
439
419
432
453
470
498
535
793
640
449
W W W. B O E H R I N G E R - I N G E L H E I M .C O M
U N T E R N E H M E N S B E R I C H T. B O E H R I N G E R - I N G E L H E I M . D E
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