UNTERSCH I EDE LEBEN UNTERNEHMENSBERICHT 2014 Werte schaffen durch Innovation UNTERNEHMENSVERBAND BOEHRINGER INGELHEIM AUF EINEN BLICK 2014 2013 Veränderung 13.317 14.065 — 5 % Europa 31 % 30 % Nord- und Südamerika 44 % 46 % Asien, Australien, Afrika 25 % 24 % Verschreibungspflichtige Medikamente 76 % 77 % Selbstmedikation W E R T E I N M I O. E U R , soweit nicht anders vermerkt Umsatzerlöse nach Regionen: nach Geschäften: 11 % 11 % Tiergesundheit 8 % 8 % Biopharmazeutika 4 % 3 % Industriekunden und sonstige Umsatzerlöse 1 % 1 % Forschung und Entwicklung 2.654 2.743 – 3 % Personalaufwand 4.116 4.071 + 1 % 47.743 47.492 + 1 % 2.140 2.114 + 1 % 16,1 % 15,0 % Jahresüberschuss 1.047 1.324 in % der Umsatzerlöse 7,9 % 9,4 % Durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter Betriebsergebnis Betriebsergebnis in % der Umsatzerlöse – 21 % Konzerneigenkapital 8.111 7.122 Eigenkapitalrendite 14,7 % 21,4 % 1.850 2.129 Investitionen in Sachanlagen 548 558 – 2 % Abschreibungen auf Sachanlagen 449 640 – 30 % in mio. eur Veränderung 222 +8% Cashflow – 13 % Die vier umsatzstärksten Selbstmedikationspräparate Die vier umsatzstärksten verschreibungspflichtigen Präparate Umsatzerlöse 2014 + 14 % Umsatzerlöse 2014 in mio. eur Veränderung spiriva® 3.237 –9% buscopan® pradaxa® 1.198 –1% dulcolax® 200 +5% micardis® 1.088 – 21 % mucosolvan® 162 – 12 % 563 – 21 % pharmaton® 136 –2% combivent® INHALT UNSER UNTERNEHMEN 05 Die Perspektive der Gesellschafter 06 Schwerpunkte 2014 10 Gremien des Unternehmens­v erbandes 15 Highlights in der Medizin 2014 16 PRODUKTPORTFOLIO VERSCHREIBUNGSPFLICHTIGE MARKENPRÄPARATE 103 104 Atemwegserkrankungen104 Herz-Kreislauf-Erkrankungen106 Stoffwechselerkrankungen110 UNTERSCHIEDE LEBEN 22 Onkologie110 Sicherheit & Herausforderung 26 Infektionserkrankungen112 Einsatz & Leistung 32 Individualität & Standards 38 SELBSTMEDIKATION 114 Zufall & Strategie 44 Husten und Erkältung 114 KONZERNLAGEBERICHT Grundlagen des Konzerns 51 52 Erkrankungen des zentralen Nervensystems 112 Halsschmerzen116 Schmerzen116 Magen-Darm-Erkrankungen118 Wirtschaftsbericht62 Vitamine und Mineralstoffe Nachtragsbericht68 Beinvenengesundheit122 Chancen- und Risikobericht Urologische Erkrankungen 122 TIERGESUNDHEIT 124 Nutztiere: Schweine 124 Nutztiere: Geflügel 124 Nutztiere: Rinder 126 68 120 Prognosebericht71 KONZERNABSCHLUSS Überblick über die wichtigsten konsolidierten Gesellschaften 73 74 Konzernbilanz76 Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns 77 Pferde130 Kleintiere132 Kapitalflussrechnung78 Entwicklung des Konzern­e igenkapitals 79 Konzernanhang80 Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers 100 Wir bei Boehringer Ingelheim schätzen Unterschiede und streben an, dass sich die unterschiedlichsten Menschen auch angesprochen fühlen. So legen wir grundsätzlich Wert auf wertschätzende Kommunikation, verwenden wo möglich geschlechtsneutrale, geschlechtergerechte und barrierefreie Formulierungen, jedoch aus stilistischen Gründen nach wie vor häufig das generische Maskulinum. S. 2 6 EINSATZ & LEISTUNG S. 32 INDIVIDUALITÄT & STANDARDS S. 38 ZUFALL & STRATEGIE S. 4 4 INHALT SICHERHEIT & HERAUSFORDERUNG UNSER UNTERNEHMEN Der Unternehmensverband Boehringer Ingelheim zählt weltweit zu den 20 führenden Pharmaunternehmen. Mit Hauptsitz in Ingelheim, Deutschland, ist Boehringer Ingelheim weltweit mit 146 verbundenen Unternehmen vertreten und beschäftigt insgesamt mehr als 47.700 Mitarbeiter. Die Schwerpunkte des 1885 gegründeten Unternehmens in Familienbesitz liegen in der Forschung, Entwicklung, Produktion sowie im Marketing neuer Medikamente mit hohem therapeutischem Nutzen für die Humanmedizin sowie die Tiergesundheit. Für Boehringer Ingelheim ist die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung ein wichtiger Bestandteil der Unternehmenskultur. Dazu zählt das weltweite Engagement in sozialen Projekten wie der Initiative „Making More Health“ ebenso wie der sorgsame Umgang mit den eigenen Mitarbeitern. Respekt, Chancengleichheit sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben bilden dabei die Basis des Miteinanders. Bei allen Aktivitäten des Unternehmens stehen zudem der Schutz und Erhalt der Umwelt im Fokus. I N N OVAT I V FÜRSORGLICH VERANTWORTLICH UNABHÄNGIG Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim5 DIE PERSPEKTIVE DER GESELLSCHAFTER Christian Boehringer Vorsitzender des Gesellschafterausschusses DIE PERSPEKTIVE DER GESELLSCHAFTER Boehringer Ingelheim als forschendes Pharmaunternehmen in Familienbesitz arbeitet seit vielen Jahren im Sinne der Vision „Werte schaffen durch Innovation“. Dies ist die Leitlinie, an der sich das gesamte Handeln orientiert – mit dem Ziel, Patienten weltweit mit guten Medikamenten zu versorgen und die Unabhängigkeit von Boehringer Ingelheim zu wahren. 6 Innovation, Fürsorge, Verantwortung und Unabhängigkeit – wie wir zusammen an unseren Zielen arbeiten, bestimmt den Alltag im Unternehmen. Dabei gibt es auch Spannungsfelder, in denen es darauf ankommt, unterschiedliche Interessen aus­ zugleichen. Unter dem Motto „Unterschiede leben“ zeigen wir beispielhaft im vorliegenden Unternehmensbericht 2014, wie es Boehringer Ingelheim gelingt, zwischen ihnen erfolgreich die Balance zu halten. 130 Jahre nach der Gründung des Unternehmens durch Albert Boehringer achten wir Vielfalt und dabei durchaus auch Gegensätze mehr denn je. Nur wenn wir die Veränderungen innerhalb und außerhalb unseres Unternehmens aufmerksam wahr­ nehmen, sie verstehen und die richtigen Schlüsse aus ihnen ziehen, können wir weltweit wettbewerbsfähig bleiben. Dafür ist es wichtig, Themen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, um in einer komplexen Umwelt den verschiedenen Bedürfnissen der Patienten auch weiterhin zu entsprechen. Dieser Unternehmensbericht soll zeigen, wie unterschiedliche Herangehensweisen, Standpunkte und Talente das Unternehmen nach vorne bringen. Gegensätze in Balance zu halten, Unterschiede nicht nur zu erkennen, sondern sie auch als Chancen gezielt zu nutzen, das macht Boehringer Ingelheim aus. Die Basis unseres Erfolges sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unter­ nehmens mit ihrer Individualität, ihren unterschiedlichen Erfahrungen und ihrer Kreativität. Im Unternehmensbericht zeigen wir aber auch, dass es ebenso Bereiche im Unternehmen gibt, in denen nur wenig Raum für Vielfalt ist. So ist es in der Medika­ mentensicherheit von elementarer Bedeutung, sich streng an vorgegebene Abläufe und Vorschriften zu halten. Daher liegt unser Schwerpunkt darauf, Individualität auf der einen und eng festgelegte Standards auf der anderen Seite in Einklang zu bringen. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim7 DIE PERSPEKTIVE DER GESELLSCHAFTER Während das Ziel, Medikamente mit überzeugendem Nutzen bei vertretbaren Risiken auf den Markt zu bringen, vielfältig erfüllt werden kann, stellt das Ziel, ein nebenwirkungsfreies Medikament auf den Markt zu bringen, für forschende Pharmaunternehmen derzeit eine unerfüllbare Herausforderung dar. Wir begleiten daher die Markteinführung unserer Medikamente engmaschig mit weiteren Studien, sowohl unter Einbeziehung der Daten von Patienten aus der alltäglichen klinischen Praxis (Epidemiologie) als auch durch die Weiterführung von klinischen Studien der Phase III und neuen Studien mit Patienten (Phase IV). Dabei geht es immer in erster Linie um die Frage, wie man jene Risiken frühzeitig erkennen und dann mini­ mieren kann, die sich vielleicht erst in der Anwendung bei hunderttausenden von Patienten mit unterschiedlichen Zweiterkrankungen und gleichzeitiger Einnahme mehrerer Medikamente zeigen. Das Wohl der Patienten liegt uns am Herzen. Deshalb unterstützen wir als Gesell­schafter, dass sich Boehringer Ingelheim als forschendes Pharmaunternehmen nicht nur für erwartungsgemäß umsatzstarke Indikationen einsetzt, sondern auch Medikamente für Menschen mit seltenen Krankheiten entwickelt wie beispiels­ weise der idiopathischen Lungenfibrose (IPF). Dies ist nur durch eine starke und lang­fristig ausgerichtete unternehmerische Leistung möglich, denn durch sie sind die Investitionen in Forschung und Entwicklung und damit das künftige Medikamen­ten­ portfolio für viele Patienten sichergestellt. Unsere Unabhängigkeit als Familienunternehmen ist fest in unserer Unternehmens­ kultur verankert. Um diese zu bewahren, verfolgt Boehringer Ingelheim auch in der Forschung eine klare Strategie. Und es kommt d ­ arauf an, darüber hinausgehende Chancen, die sich durchaus auch manchmal zufällig ergeben können, zu erkennen und zielgerichtet zu nutzen. Innovation aktiv voranzutreiben hat unter anderem damit zu tun, „Unterschiede zu leben“. Gleichzeitig besinnen wir uns auf unsere gemeinsamen Stärken und Werte. Das macht unseren Erfolg aus – selbst angesichts vieler Herausforderungen wie jüngst im Jahr 2014. 8 Auch künftig wird das Unternehmen seine Stärken in einem sich rasant verändernden Marktumfeld beweisen müssen. Dieser Herausforderung stellen sich mehr als 47.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jeden Tag von Neuem. Ihnen und der Unternehmensleitung gilt unser herzlicher Dank für ihr tatkräftiges Handeln und ihre Leidenschaft. Nachdem es 2014 gelungen ist, viele Themen zu einem guten Abschluss zu bringen, liegt die Priorität im laufenden Geschäftsjahr auf der Einführung neuer Medikamente. In diesem Sinne freuen wir uns auf 2015 mit all seinen unter­ schiedlichen Strömungen, Herausforderungen und Erfolgen. gez. christian boehringer vorsitzender des gesellschafterausschusses Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim9 SCHWERPUNKTE 2014 Andreas Barner, Wolfgang Baiker, Allan Hillgrove, Joachim Hasenmaier, Hubertus von Baumbach (von links nach rechts), die Unternehmensleitung SCHWERPUNKTE 2014 wenn wir auf das abgelaufene Geschäftsjahr zurückblicken, dann stand dieses erneut für bedeutende Fortschritte bei medizinischen Entwicklungen. Es ist uns gelungen, eine Reihe von neuen Medikamenten bei Behörden zur Zulassung einzureichen und sie zum Teil bereits in den ersten Ländern einzuführen. Diese Medikamente stellen hoch innovative Therapiealternativen dar, die, wie im Falle von ofev®, Patienten mit lebensbedrohlicher idiopathischer Lungenfibrose und ihren behandelnden Ärzten ­endlich neue Möglichkeiten bieten. Auf der anderen Seite war 2014 für uns ein inten­ sives Jahr, in dem wir uns vielen unternehmerischen Herausforderungen gestellt haben. Das für uns leitende Prinzip war dabei immer, uns für die Zukunft Handlungs­ spielräume zu schaffen, um weiterhin in organisches und nachhaltiges Wachstum investieren zu können. Es ist unser Ziel, wettbewerbsfähig und unabhängig zu bleiben. 10 Eine wichtige Voraussetzung für unseren künftigen Erfolg sind neue Medikamente. 2014 war in dieser Hinsicht ein außergewöhnlich gutes Jahr, denn die Liste unserer neuen Präparate ist lang: jardiance® zur Behandlung von Typ-2-Diabetes, vargatef® bei fortgeschrittenem Lungenkarzinom nach der Chemotherapie, ofev® zur ­Behandlung der seltenen Erkrankung idiopathische Lungenfibrose (IPF) und striverdi® respimat® bei chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). Darüber hinaus haben wir bewährte Medikamente nun auch einem erweiterten Patientenkreis zugänglich gemacht: So erhielten wir die Zulassung in Europa für spiriva® respimat® für Asthmapatienten, die unter Standardtherapie noch Symptome zeigen, und von pradaxa® zur Vorbeugung und Behandlung der tiefen Venen­thrombose und der Lungenembolie. Darüber hinaus haben wir 2014 zahlreiche weitere Zulassungen für neue Medikamente und Indikationen beantragt. Dazu zählen die neue COPD-Therapie Tiotropium/Olo­­ daterol im respimat® und ein Kombinationsprodukt aus Empagliflozin und ­Metformin sowie eine Kombinationstablette aus Empagliflozin und Linagliptin zur Behandlung von Typ-2-Diabetes. Gute Fortschritte haben wir in der Weiterentwicklung unserer späten Pipeline gemacht, zum Beispiel bei der Entwicklung eines spezifischen Medikamentes, das die Wirkung des Blutgerinnungshemmers pradaxa® innerhalb kürzester Zeit aufhebt. Im ersten Quartal 2015 haben wir das Gegenmittel in den USA und in Europa bei den Behörden zur Zulassung eingereicht. Darüber hinaus arbeiten wir an neuen Be­handlungsmöglichkeiten für die Alzheimersche Krankheit, für Schizophrenie und andere psychiatrische Erkrankungen. Im Therapiegebiet Immunologie haben wir in der ­Zwischenzeit ein Pipelineportfolio mit Projekten zu schwerer Schuppenflechte (Psoriasis), Spondylarthritis (eine entzündliche Gelenkerkrankung) und Morbus Crohn (eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung) aufgebaut. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim11 SCHWERPUNKTE 2014 Insgesamt arbeiten wir derzeit in unserer Forschung an 100 Projekten. Wie wichtig uns die Arbeit an unseren künftigen Medikamenten ist, zeigen auch unsere F&EAufwendungen in Höhe von knapp 2,7 Mrd. Euro – diese entsprechen etwa 20 Prozent unserer gesamten Umsatzerlöse. Mehr als 8.000 Menschen weltweit waren 2014 bei Boehringer Ingelheim in der Forschung & Entwicklung beschäftigt. Wir haben das Jahr 2014 aber auch genutzt, um einige Herausforderungen der vergangenen Jahre zu einem positiven Abschluss zu bringen. Die wichtigsten Meilen­ steine waren die Aufhebung des sogenannten Warning Letters der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA für unseren Produktionsstandort in Ingelheim, Deutsch­ land, der Verkauf unseres US-Tochterunternehmens Ben Venue Laboratories Inc. und der im Rechtsstreit um pradaxa® erzielte Vergleich in den USA. Davon unabhän­ gig hat eine Analyse der FDA auf Basis der Daten von 134.000 Patienten mit Vor­ hofflimmern Ende des vergangenen Jahres erneut das positive Sicherheits- und Wirk­ samkeitsprofil von pradaxa® in der täglichen Praxis bestätigt. Innovation ist die Basis für langfristiges und nachhaltiges Wachstum. Hier ist Boehringer Ingelheim im vergangenen Jahr wieder sehr erfolgreich gewesen. Allerdings erschwerte sich für die gesamte Pharmaindustrie und damit auch für uns das Marktumfeld – vor allem in dem für uns sehr wichtigen Markt der USA. Grund hierfür waren zum einen die gravierenden Einschnitte durch die Reformen des Gesund­heits­ wesens und zum anderen die Konsolidierung der Versicherungsindustrie. 12 Dies hat sich auf unsere Umsatzentwicklung im für uns wichtigsten Geschäft mit ver­schreibungspflichtigen Medikamenten ausgewirkt. Im Jahr 2014 haben wir einen Gesamtumsatz in Höhe von 13.317 Mio. Euro erwirtschaftet. Die umsatzstärksten Pro­dukte waren weiterhin das Atemwegspräparat spiriva®, der Blutgerinnungshemmer pradaxa® und micardis® zur Behandlung von Bluthochdruck. Insgesamt haben wir mit diesen Präparaten mittlerweile rund 116 Mio. Patientenjahre Erfahrung gesammelt. Die genannten Herausforderungen werden uns auch 2015 weiter beschäftigen. Wir haben daher frühzeitig begonnen, unsere weltweite Kostenstruktur anzupassen. Daraus folgt die Notwendigkeit zu sparen. So haben wir beispielsweise in den wichtig­ sten Märkten Programme aufgelegt, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Unser Ziel ist es, uns Freiraum für Wachstum und Innovationen zu erhalten, um auch in Zukunft erfolgreich am Markt agieren zu können. Mit einem Betriebsergebnis von 2.140 Mio. Euro und einer Umsatzrendite von 16,1 Prozent im Jahr 2014 sind wir auf einem guten Weg. Auf kurze Sicht liegen wir mit unseren geplanten Markteinführungen bis 2016 im Plan. Sie bilden die Grundlage für unser künftiges Wachstum. Auf lange Sicht haben wir mit einer neuen Forschungsstrategie und der Konzentration auf die vier Forschungsgebiete „Immunologie und Atemwegserkrankungen“, „Onkologie“, „Kardiometabolische Erkrankungen“ und „Erkrankungen des zentralen Nervensystems“ dafür gesorgt, dass wir weitere, innovative Produkte entwickeln können. Dafür ist es wichtig, neue Forschungsrichtungen und zukunftsweisende Technologien früh­ zeitig auszuloten. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim13 SCHWERPUNKTE 2014 Für das laufende Geschäftsjahr 2015 haben wir uns zum Ziel gesetzt, nicht zuletzt dank der großen Zahl an Neueinführungen, wieder eine Umsatzsteigerung im Vergleich zum Vorjahr zu erzielen. Wir werden weiterhin intensiv dafür arbeiten, eine möglichst große Anzahl von Patienten mit unseren Medikamenten zu versorgen. Gleichzeitig werden wir unsere Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. In dieser intensiven und fordernden Phase verdienen vor allem unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unsere Anerkennung. Wir möchten ihnen sehr herzlich für ihren außerordentlichen Einsatz danken. Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen haben sie einmal mehr hohe Verantwortungsbereitschaft, Flexibilität und Eigen­ initiative gezeigt. Auf ihrem großen Engagement beruht unser Erfolg – im Jahr 2014, aber auch im laufenden Geschäftsjahr 2015. gez. gez. andreas barner wolfgang baiker gez. gez. hubertus von baumbach joachim hasenmaier gez. allan hillgrove 14 GREMIEN DES UNTERNEHMENSVERBANDES Gesellschafterausschuss Unternehmensleitung christian boehringer prof.* dr. dr. andreas barner Vorsitzender des Gesellschafterausschusses Vorsitzender der Unternehmensleitung Unternehmensbereiche Personal und Forschung, christoph boehringer Entwicklung und Medizin erich von baumbach jr. dr. wolfgang baiker Unternehmensbereiche Produktion isabel boehringer und Biopharmazie dr. mathias boehringer hubertus von baumbach Unternehmensbereich Finanzen dr. joachim hasenmaier Beraterkreis Unternehmensbereiche Tiergesundheit und Selbstmedikation egbert appel Trustee, Martin Hilti Family Trust allan hillgrove Präsident des Stiftungsrats, Hilti Foundation Unternehmensbereich Pharma Marketing Vorsitzender des Beraterkreises und Vertrieb kurt beck Ministerpräsident a. D. dr. andreas kreimeyer Mitglied des Vorstands und Sprecher der Forschung BASF SE jan rinnert Vorsitzender der Geschäftsführung Heraeus Holding GmbH * Republik Österreich Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim15 HIGHLIGHTS IN DER MEDIZIN 2014 NEUES AUS DEN THERAPIEGEBIETEN Forschung, Entwicklung und Medizin blicken bei Boehringer Ingelheim erneut auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurück. Forschung, Entwicklung und Medizin blicken bei Boehringer den USA eingereicht. Einen weiteren Antrag für die Zulassung Ingelheim auf ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahr 2014 eines Medikaments zur Behandlung von Typ-2-­Diabetes, einer zurück, was Zulassungen und Markteinführungen angeht. Kombinationstablette aus Empagliflozin und Linagliptin, hat Boehringer Ingelheim in den USA gestellt und Anfang 2015 die So erhielt das Unternehmen 2014 in verschiedenen Märkten Zulassung erhalten. die Zulassung für Empagliflozin (jardiance®) bei Diabetes, ­Nintedanib (vargatef®) zur Behandlung von fortgeschrittenem Im Bereich der kardiovaskulären Erkrankungen macht Lungenadenokarzinom nach dem Versagen der initialen Boehringer Ingelheim weitere Fortschritte bei der Entwicklung Chemotherapie und für Olodaterol (striverdi® respimat®) zur eines Gegenmittels für den Gerinnungshemmer pradaxa®. Behandlung von chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung Darüber hinaus untersuchen drei neue klinische Studien den (COPD). Außerdem erteilten Behörden die Zulassungserweiterung Einsatz von pradaxa®, um die Behandlung von Patienten für Tiotropium (spiriva® respimat®) für Asthmapatienten, mit erhöhtem Schlaganfallrisiko weiter zu optimieren. Zusätzlich die unter Standardtherapie noch symptomatisch sind. Dabigatran laufen zwei Registerstudien, die den Einsatz von pradaxa® in (pradaxa®) erhielt die Zulassung für die Behandlung und Sekun­­- der klinischen Praxis untersuchen. Die Erkenntnisse daraus sollen där­prävention der aku­ten tiefen Venenthrombose und der Lungen­ Ärzten und Patienten bei ihrer Therapieentscheidung im Alltag embolie. Darüber hinaus erhielt das Unternehmen die Zulassung unterstützen. für spiriva® respimat® bei COPD und für Nintedanib (ofev®) bei idiopathischer Lungenfibrose (IPF) in den USA. Am lautesten spielt die Zukunftsmusik momentan in zwei Therapiegebieten von Boehringer Ingelheim. Die Forschung und Aber auch die Vorarbeiten für künftige Markteinführungen Entwicklung bei den Erkrankungen des zentralen Nervensystems laufen auf Hochtouren. Im Bereich der Atemwegserkrankungen (ZNS) schreiten voran; derzeit arbeitet das Unternehmen unter hat Boehringer Ingelheim die Zulassung für die Fixdosiskom- anderem an Behandlungsmöglichkeiten für Schizophrenie und bi­nation aus Tiotropium und Olodaterol im respimat® bei COPD Alzheimer. Das Therapiegebiet Immunologie verfügt inzwischen in Europa und den USA beantragt und erwartet die Zulassung über ein bedeutendes Pipelineportfolio. Dazu gehören fortge- 2015. Für ein neues Diabetespräparat – ein Kombinationsprodukt schrittene Projekte zu Psoriasis (Schuppenflechte), Spondylar- aus Empagliflozin und Metformin – hat das Un­ternehmen thritis, einer entzündlichen Gelenkerkrankung, und Morbus ebenfalls 2014 Zulassungsanträge in der Europä­ischen Union und Crohn, einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung. 16 – AT E M W E G S E R K R A N K U N G E N FÜHREND IM ATEMWEGSBEREICH Seit über 90 Jahren ist Boehringer Ingelheim führend im Bereich der Atem- für 2015 erwartet. zuzuführen. Boehringer Ingelheim ent­ wegserkrankungen. Wir entwickeln neue, innovative Produkte mit relevantem Alveole Europa und den USA beantragt und wird wickelte ofev® (Nintedanib) als BehandTrotz verfügbarer Therapieoptionen ist lung für Patienten mit IPF. Es erhielt Nutzen für Patienten. Über 65 Millionen fast jeder zweite Patient mit Asthma den Status „Breakthrough-The­rapie“, was Menschen leiden weltweit unter der bronchiale weiterhin symptomatisch. bereits im Oktober 2014 die Zu­lassung fortschreitenden und lebensbedrohlichen spiriva® respimat® ist nach mehr als zehn in den USA ermöglichte. Die Europä­ische Erkrankung COPD. spiriva® (Tiotropium), Jahren der erste neue Wirkansatz in der Arzneimittel­agentur EMA hat ofev® die am häufigsten verschriebene Dauer­ inhalativen Asthmatherapie und wurde in nach einem „beschleu­nigten Zulassun­gs­ therapie bei COPD, wurde durch den vielen ­Ländern als Add-on-Therapie bei verfahren“ im Januar 2015 zugelassen. ­speziell entwickelten Kombinationspartner sympto­matischen, erwachsenen Asthma- Zuvor hatte das zuständige Committee for ­s triverdi® (Olodaterol) respimat® er­ patienten zugelassen.* Medicinal Pro­ducts for Human Use (CHMP) gänzt. Die Fixdosiskombination aus beiden ­Substanzen im respimat® zeigte darüber – eine positive Meinung zu Nintedanib IPF ist eine seltene, stark beeinträchti- hinausgehende Verbesserungen – bei- gende und tödliche Lungenerkrankung. spielsweise eine gesteigerte Lungenfunk- Durch eine fortschreitende Vernarbung tion, die zu einer Linderung der Atem­ von Lungengewebe ver­liert die Lunge beschwerden und einer besseren Lebens- zunehmend ihre Fähigkeit, Sauer­stoff qualität führt. Die Zulassung wurde in aufzunehmen und dem Blutkreislauf für IPF veröffentlicht. * in Europa: spiriva® respimat® bei Asthma ist als bron­chodilatatorische Add-on-Dauertherapie für erwachsene Patienten angezeigt, die derzeit mit einer Dauertherapiekombination aus inhalierten Kortiko­steroiden (≥ 800 µg Budesonid/Tag oder einem Äquivalent) und langwirksamen β2-Agonisten behandelt werden und im zurückliegenden Jahr eine oder mehrere schwere Exazerbationen erlitten haben. O N KO L O G I E FORTSCHRITTE BEI NEUEN KREBSPRÄPARATEN Boehringer Ingelheim engagiert sich gleich zur Standard-Chemotherapie. Die langfristig in der Entwicklung neuer Krebs­ EMA hat vargatef® (Nintedanib) Ende therapien mit hohem therapeutischem 2014 zur Behandlung von Patienten mit Wert. Mit der erfolgreichen Weiterent- fortgeschrittenem Lungenadenokarzinom wicklung der Produkt­palette zielt das Un­ nach dem Versagen der initialen Che­ ternehmen auf neue Behandlungsop­ motherapie zugelassen. Die Zulassung tionen für Pati­enten mit soliden Tumoren. basiert u. a. auf günstigen Überlebens­ vargatef® hemmt das Wachstum neuer Blutgefäße, indem es dem Tumor Nährstoffe entzieht, die er für Wachstum und Ausbreitung benötigt. daten in dieser Indikation für vargatef® giotrif®/gilotrif® (Afatinib) ist be­reits in Kombination mit Docetaxel. Boehringer Eine wachsende Pipeline von Onko­logie­ in über 50 Ländern weltweit für eine Ingelheim arbeitet weiter daran, diese wirk­stoffen, derzeit in unterschied­lichen bestimmte Form von nicht-kleinzelligem Behandlung Patienten weltweit zugänglich Entwicklungsstadien, soll das Port­folio Lungenkrebs zugelassen. Neue Daten aus zu machen. Studien der Phase III zu erweitern. 2014 wurde das Lun­gen­krebs-­ kürzlich veröffentlichten Analysen zeigten an­­deren Tumorarten laufen derzeit für bei­ Entwicklungsportfolio im Zuge eines Ein- vielversprechende Ergebnisse hinsichtlich de zugelassenen Wirkstoffe. lizensierungsvertrages um einen neuen der Überlebenszeit für Afatinib im Ver- therapeutischen Impfstoff ergänzt. Unternehmensbericht 2014 – Boehringer Ingelheim17 HIGHLIGHTS IN DER MEDIZIN 2014 H E R Z- K R E I S L A U F - E R K R A N K U N G E N WEITERHIN INNOVATION IM BEREICH KARDIOVASKULÄRER ERKRANKUNGEN Der orale Gerinnungshemmer pradaxa® (Dabi­ um Ärzten weitere Optionen für Notfallsituationen zu gatranetexilat) von Boehringer Ingelheim, der die bieten. In Studien mit gesunden Probanden hat ­Bildung von lebensbedrohlichen Blutgerinnseln Idarucizumab bereits gezeigt, dass es den gerinnungs­ verhindern kann, ist inzwischen in vielen Ländern der hemmenden Effekt von pradaxa® sofort, vollständig Welt für sie­ben medizinische Anwendungsgebiete und anhaltend aufheben kann. Seit Mitte 2014 zugelassen. 2014 hat Boehringer Ingelheim die läuft reverse-ad™, eine globale Patientenstudie. Zu­l assung von pradaxa® für die Behandlung und Darin wird das Gegenmittel in der klinischen Praxis Sekundärprävention tiefer Venenthrombosen und bei ­Patienten getestet, die während einer pradaxa®-­ Lungenembolien in zahl­reichen Ländern weltweit Therapie in einem Notfall eine schnelle Aufhebung erhalten – darunter die USA und Europa. des Blutverdünners benötigen. Das Unternehmen forscht weiter daran, die Thera- In drei neuen klinischen Studien (re-spect esus™, pie für Patienten zu optimieren, die ein erhöhtes re-dual pci™, re-circuit™) werden momentan Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln haben. Dazu weitere Verbesserungen für die Therapie von Patienten gehören neue Studien mit pradaxa® und die Ent­ mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko erforscht. wicklung von Idarucizumab als Gegenmittel, um die Die Register­studien gloria-af™ und re-covery blutverdünnende Wirkung von pradaxa® aufzuheben. dvt/pe™ sollen den Einsatz von pradaxa® in der klinischen Praxis untersuchen, um die alltäglichen Boehringer Ingelheim hat sich der Herausforderung gestellt, ein Gegenmittel zu pradaxa® zu entwickeln, Dabigatran und sein Gegenmittel 18 – Therapieentscheidungen von Ärzten und Patienten zu unterstützen. STOFF WECHSELERKR ANKUNGEN UNSER BEKENNTNIS ZU DIABETES Typ-2-Diabetes ist eine komplexe jardiance® (Empagliflozin), das zweite Blutzuckers, verbunden mit einer Ge- Erkrankung. Ärzte und Patienten brauchen Diabetesmedikament nach trajenta® wichts­abnahme und einer Verbesserung neue Behandlungsoptionen, die dabei (Linagliptin), wurde in mehreren Ländern des systolischen Blutdrucks. Unter helfen, den Blutglukosespiegel zu senken. zugelassen und 2014 in den ersten Märk- Gli­mepirid kam es dagegen zur Gewichts­ 2014 hat Boehringer Ingelheim deutliche ten eingeführt. jardiance® und trajenta® zunahme und Erhöhung des Blutdrucks. Fortschritte dabei gemacht, neue Be-­ sind Teil der Allianz mit Eli Lilly and Com- Die Zulassungsunterlagen für das Kom­ handlungsoptionen für Menschen mit pany. Große kardiovaskuläre Endpunkt- binations­produkt aus Empagliflozin und Diabetes zur Verfügung zu stellen. studien mit beiden Produkten liegen im Metformin wurden in 2014 in der EU und Zeitplan. Ergebnisse der Studie empa- den USA eingereicht. Die Kombinations­ reg outcome™ zu jardiance® werden tablette aus Empagliflozin und Linagliptin 2015 erwartet. wurde in den USA ein­gereicht und Anfang 2015 zugelassen. jardiance® senkt den Blutglukose­ spiegel bei Menschen mit Diabetes durch Bauchspeicheldrüse: Langerhans-Inseln Zusätzlich zu diesem wachsenden die Ausscheidung überschüssiger Blut­ Diabetesportfolio erhielt das neue Insulin glukose aus dem Körper über den Urin. Ver- Glargin-Produkt, das Teil der Allianz mit glichen mit dem älteren Antidiabetikum Eli Lilly ist, in der EU als erstes Insulin-Bio­ Glimepirid zeigt jardiance® nach zwei similar die Zulassung und wurde in den Jahren eine stärkere Verringerung des USA vorläufig zugelassen. – ERKR ANKUNGEN DES ZENTR ALEN NERVENSYSTEMS NEUER SCHWERPUNKT: ERKRANKUNGEN DES ZENTRALEN NERVENSYSTEMS In diesem Bereich ist Boehringer Dies könnten gute Neuigkeiten für und innovative Therapieansätze für viele Ingelheim hauptsächlich für das Parkinson-­ Patienten sein, die unter starken Beein- der sogenannten neuropsychiatrischen Medikament sifrol® bekannt, verfügt trächtigungen der kognitiven Funktio­- Störungen zu entwickeln. aber jetzt über eine Pipeline mit einer nen (z. B. Lern- und Gedächtnisprobleme) Reihe von Substanzen zur potenziellen leiden, wie häufig bei Schizophrenie oder Behandlung von Erkrankungen des zent- Alzheimer. Für diese beiden Indikationen zielt auch auf andere psychiatrische ralen Nervensystems (ZNS). laufen bereits die klinischen Tests in Er­krankungen wie die be­handlungsresis- Phase II, und die klinische Phase für wei- tente Depression. Die Forscher unter­ tere Verbindungen folgt bald. suchen den Nutzen, wenn Medikamente Boehringer Ingelheims ZNS-Forschung mit anderen Therapieansätzen ergänzt Beeinträchtigungen der kognitiven werden. Die arzneimittelbasierte Therapie Funktionen sind ein Problem bei psychi- lässt sich z. B. mit anderen, nicht medi- atrischen und neurologischen Erkran- ­ka­mentösen Therapien kombinieren, wie kungen. Die ZNS-Forschung beschäftigt mit einem konzentrations-, aufmerk-­ sich mit der Entschlüsselung der Hirn- sam­keits- und gedächtnisunterstützenden schaltkreise dieser Funktionen und den Gehirntraining – ein Ansatz für eine zugrundeliegen­den Mechanismen im ­möglicherweise individuell optimierte menschlichen Ge­hirn. Ziel ist es, effektive Behandlung. Nervenzelle Unternehmensbericht 2014 – Boehringer Ingelheim19 HIGHLIGHTS IN DER MEDIZIN 2014 IMMUNOLOGIE EIN SCHNELLWACHSENDER THERAPIEBEREICH: IMMUNOLOGIE Das Immunologieportfolio von Boehringer daran gearbeitet, neuartige Therapien zu entwickeln, ­Ingelheim ist in der letzten Zeit deutlich gewachsen. so auch Boehringer Ingelheim. Psoriasis wird zwar Dabei ist eine breite Palette von immunologischen die erste Indikation sein, für die das am weitesten in Erkrankungen von Interesse: zum Beispiel die Auto­ der Entwicklung fortgeschrittene Molekül (BI 655066) immunerkrankungen der Spondylarthrose, einer von Boehringer Ingelheim umfangreiche klinische Form der rheumatischen Erkrankungen, die auch als Daten zeigen wird, doch auch für die Spondylarthritis Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans) bekannt und Morbus Crohn folgen möglicherweise noch die- ist. Die Erkrankung verursacht Gelenkentzündungen, ses Jahr Ergebnisse aus Phase-II-Studien. welche mit Schmerzen und Versteifungen verbunden sind, und betrifft hauptsächlich Wirbelsäule und Neben BI 655066 befindet sich eine weitere zusätz-­ Gelenke. Die Krankheit, unter der 0,1 bis 1,4 Prozent liche Verbindung in frühem klinischen Entwicklungs­ aller Menschen in der westlichen Gesell­schaft stadium, die bereits ein hohes therapeutisches Potenzial ­leiden, bricht typischerweise im späten Jugend- bis für Patienten zeigt, die unter anderen immunolo­ frühen Erwachsenenalter aus. Nur sehr selten tritt die gischen Erkrankungen leiden. Spondylitis ankylosans noch jenseits des 45. Lebens- – jahres auf. Eine weitere Autoimmun­er­krankung ist Morbus Crohn, eine chronische entzündliche Darm­ erkrankung, die jeden Teil des Magen-Darm-Trakts befallen kann und zu Schmerzen im Unterleib und anderen schwerwiegenden Problemen führt. Un­ge­fähr 3,2 von 1.000 Menschen in Europa und Nord­ amerika leiden unter Morbus Crohn, die Tendenz ist steigend. Weil die Immunreaktion des Körpers oft über die gleichen körpereigenen Signalkaskaden gesteuert wird, ist es sinnvoll, eine Substanz auf ihre poten-­ zi­elle Wirkung bei verschiedenen immunologischen Erkrankungen hin zu untersuchen. Seit der Entdeckung der sogenannten IL-23-Immunkaskade vor einem Jahrzehnt haben Immunologen und Kliniker intensiv Antikörper und B-Zellen 20 Psoriasis-Hautzellen BEDARF FÜR BESSERE THERAPIEN IN DER IMMUNOLOGIE Nehmen wir Psoriasis. Die sogenannte entzündliche Schup­ pen­flechte entsteht, wenn das Immunsystem fälschlicher­weise Entzündungsprozess bei Psoriasis und anderen immunologischen Erkrankungen in den Vordergrund getreten. gesundes Hautgewebe angreift und sich dieses ent­zündet oder zerstört wird. Dabei können am ganzen Körper rote, schuppige Die in der Entwicklung am weitesten fortgeschrittene Ver­ Flecken entstehen, die oft jucken oder schmerzen. Die Psoriasis bindung von Boehringer Ingelheim, die Substanz BI 655066, ist ist für Patienten häufig problematischer als an­genommen und ein huma­nisierter Antikörper, der die IL-23-Signalkaskade erzeugt Scham sowie den Widerwillen, sich in die Öffentlichkeit blockiert. Folglich verhindert sie die Bindung und Signalweiter- zu begeben. In schlimmeren Fällen kann die Erkrankung auch leitung über den IL-23-Rezeptor. zu Vereinsamung und Depressionen führen. Vielversprechende Zwischenergebnisse einer Phase-II-Studie Psoriasis gilt heute nicht mehr nur als kosmetisches P ­ roblem mit Patienten, die unter mittelschwerer bis schwerer Psoriasis oder unangenehme Hauterkrankung, sondern als chronische, leiden, wurden beim Annual Meeting der American Academy of systemische, immunvermittelte Erkrankung, die bis zu vier Pro- Dermatology (AAD) präsentiert. Schon nach zwölf Therapie­ zent der westlichen Bevölkerung aller Altersklassen betrifft. wochen zeigte sich eine ungewöhnlich hohe Ansprechquote mit Bis zu einem Drittel aller Patienten leidet unter mittelschwerer BI 655066: Der Anteil der Patienten mit „fast unbeschädigter bis schwerer Psoriasis. Die sogenannte Plaque-Psoriasis ist die Haut“ (dem PASI-90-Status) war doppelt so hoch wie beim der- häufigste Form und tritt bei 80 bis 90 Prozent aller Psoriasis-­ zeitigen Therapiestandard Ustekinumab. Insgesamt hatten nach Patienten auf. Bei einem Drittel sind auch die Gelenke entzündet, zwölf Wochen und zweimaliger Gabe der Substanz etwa 80 Pro- und es besteht ein enger Zusammenhang mit Diabetes, Herz- zent der Patienten mindestens „fast unbeschädigte Haut“. krankheiten und Depression. PASI ist die Messgröße, die für die Ausdehnung und den Schwere­ grad der Erkrankung steht. Wissenschaftler haben bei der Entschlüsselung der Signalkas­ kaden für eine Reihe von immunologischen Erkrankungen Die wissenschaftliche Öffentlichkeit beim AAD hat diese be­­trächtliche Fortschritte erzielt. In den vergangenen Jahren ist Ergebnisse jetzt schon als außergewöhnlich eingestuft, selbst zum Beispiel Interleukin 23 (IL-23) und die physiologische wenn sie erst durch weitere Studiendaten und korrespon­ Kaskade, die dieser Stoff auslöst, als Hauptakteur im chronischen dierende Phase-­III-Ergebnisse bestätigt werden müssen. Unternehmensbericht 2014 – Boehringer Ingelheim21 UNTERSCHIEDE LEBEN FÜRSORGLICH UNTERSCHIEDE LEBEN 22 1 SICHERHEIT & HERAUSFORDERUNG 2 EINSATZ & LEISTUNG 3 INDIVIDUALITÄT & STANDARDS 4 ZUFALL & STRATEGIE Als forschendes Pharmaunternehmen in Familienbesitz bewegt sich Boehringer Ingelheim in einem Spannungsfeld zwischen unterschiedlichen Zielen und Werten. Es ist genau jene Balance zwischen Sicherheit und Herausforderung, Einsatz und Leistung, Individualität und Standards und nicht zuletzt zwischen Zufall und Strategie, die entscheidend für den Erfolg des Unternehmens ist. „W IR WOLLEN PRÄPARATE MIT HÖCHSTMÖGLICHER SICHERHEIT HERSTELLEN.“ S. 2 6 „E S IST NICHT SELBST VERSTÄNDLICH, DASS PHARMAUNTERNEHMEN FÜR EINE SO SELTENE KRANKHEIT WIE IPF ÜBERHAUPT MEDIKAMENTE ­E NT WICKELN.“ S. 32 „W IR WOLLEN EINE KULTUR SCHAFFEN, DIE UNTERSCHIEDE WAHRNIMMT, SIE WIRKLICH WERTSCHÄTZT UND RESPEKT IERT.“ S. 38 „A LBERT BOEHRINGERS HALTUNG PRÄGT UNS BIS HEUTE: ERKENNT EURE CHANCEN UND NUTZT SIE!“ S. 4 4 23 UNTERSCHIEDE LEBEN FÜRSORGLICH UNTERSCHIEDE LEBEN 24 1 SICHERHEIT & HERAUSFORDERUNG 2 EINSATZ & LEISTUNG 3 INDIVIDUALITÄT & STANDARDS 4 ZUFALL & STRATEGIE Als forschendes Pharmaunternehmen in Familienbesitz bewegt sich Boehringer Ingelheim in einem Spannungsfeld zwischen unterschiedlichen Zielen und Werten. Es ist genau jene Balance zwischen Sicherheit und Herausforderung, Einsatz und Leistung, Individualität und Standards und nicht zuletzt zwischen Zufall und Strategie, die entscheidend für den Erfolg des Unternehmens ist. „W IR BETRACHTEN JEDEN SCHRIT T DER ARZNEIMI T TEL VERSORGUNG: WANN EIN MEDIKAMENT AUSGEHÄNDIGT WURDE, WELCHE PAT IENTEN ES EINGENOMMEN HABEN, IN WELCHER DOSIERUNG UND MI T WELCHEN GESUNDHEITLICHEN FOLGEN.“ S. 2 6 „I CH BIN STOLZ DARAUF, SCHWER­K RANKEN PATIENTEN DEN ZUGANG ZU NEUARTIGEN BEHANDLUNGSFORMEN ZU ERMÖGLICHEN. DIESE LEIDENSCHAF T SPÜRE ICH AUCH IN MEINEM TEAM.“ S. 32 „E S GEHT UM DIE GESUNDHEIT. DESHALB SIND STANDARDS FÜR UNS UNERLÄSSLICH.“ S. 38 „D IE FORSCHUNG NACH NEUEN BIO­L OGISCHEN WIRKSTOFFEN IST SEHR ZIELGERICHTET. GUTE STRATEGIE UND ­P LANUNG HELFEN DABEI, GELEGEN­H EITEN ZU ERKENNEN, UND ­E RHÖHEN DIE WAHRSCHEINLICHKEIT FÜR DEN ERFOLG.“ S. 4 4 I N N O V AT I V SICHERHEIT & HERAUSFORDERUNG YUKA NAGASHIMA N A R I TA , J A P A N A LT E R : 5 1 Q U A L I TÄ T S M A N A G E R I N SIE ARBEITET ENG MI T IHREN KOLLEGEN ZUSAMMEN, DAMI T BOEHRINGER INGELHEIM IMMER BESSERE UND SICHERERE PRODUKTE LIEFERN KANN. 26 P R O F. S E B A S T I A N S C H N E E W E I S S A LT E R : 4 9 ARZT UND PROFESSOR FÜR MEDIZIN UND PHARMAKOEPIDEMIOLOGIE AN DER HARVARD MEDICAL SCHOOL BOSTON, USA ER DURCHSUCHT DATENSÄTZE VON ZEHN­ TAUSENDEN PATIENTEN, UM DIE SICHERHEI T VON MEDIKAMENTEN ZU GEWÄHRLEISTEN. EINE STÄNDIGE HERAUSFORDERUNG. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim27 UNTERSCHIEDE LEBEN I N N O V AT I V „Wir wollen Präparate mit höchstmöglicher Sicherheit herstellen.“ ALLES FÜR DIE SICHERHEIT Innovation bedeutet auch: wasserdichte Verpackungen, einfach zustellen. Dazu zählen das Schmerzmittel eve® a, hythiol-c zu öffnende Blister und gut leserliche Beipackzettel. Mit plus und das Abführmittel surulac® s. Immer wenn sie solchen Ideen macht Yuka Nagashima, Qualitätsmanagerin im und ihre Kollegen etwas entdecken, worunter die Qualität leiden japanischen Werk in Narita, Medikamente noch sicherer. könnte, kontaktiert sie die beteiligten Teams und macht Alternativvorschläge. Bereits kleine Anzeichen, die zu einem Erst neulich musste Yuka Nagashima sich wieder einer Problem führen könnten, werden sofort aufgegriffen. Herausforderung stellen, als die Marketingabteilung die Idee für eine neue Verpackung hatte. Weil dadurch wahrscheinlich die In Sachen Verpackungsmaterial setzt sich Nagashima mit Beschriftung auf der Verpackung schlechter zu lesen sein würde, ihren Kollegen aus Entwicklung, Zulassung, Verpackung und kamen Nagashima und ihre Kollegen ins Spiel. „Das Marketing anderen relevanten Funktionen zusammen, und gemeinsam bat uns, sowohl die Attraktivität der Verpackung für den Patienten entwickeln sie ein kundenfreundliches Design. Aktuell arbeitet als auch ihre Lesbarkeit zu erhöhen“, erinnert sie sich. die Qualitätsmanagerin mit ihren Kollegen an einer neuen Verpackung, in der Medikamente länger haltbar bleiben sollen. Nagashima ist Qualitätsmanagerin im SSP-Werk im östlich von Tokio gelegenen Narita. SSP Co. Ltd. steht für das Geschäft „Wir experimentieren dafür mit Materialien mit äußerst geringer Flüssigkeitsdurchlässigkeit.“ von Boehringer Ingelheim mit freiverkäuflichen Medikamenten in Japan. Die Kernaufgabe von Nagashimas 15-köpfigem Team Nagashima hält die Fäden zwischen den Abteilungen besteht darin, die Qualität der Rohstoffe, der Verpackung, zusammen, dazu steht sie in engem Kontakt mit allen Beteiligten. der Vorprodukte und der dort produzierten Medikamente sicher­ So verbringt sie fast ein Drittel ihrer Arbeitszeit in abteilungs- 28 INNOVATION BRAUCHT SICHERHEIT UND HERAUSFORDERUNG 10 PHARMAKOEPIDEMIOLOGEN BEI BOEHRINGER INGELHEIM Sie sorgen für die Nutzung von sogenannten Real World Data, also Daten aus dem klinischen Alltag, um zum einen bereits in der klinischen Entwicklung ein genaues Verständnis von den zu behandelnden Patienten zu bekommen und zum anderen die Medikamentensicherheit und -wirksamkeit nach der Markteinführung zu untersuchen. Sie überprüfen zum Beispiel in Lang­zeit­ studien, ob Nebenwirkungen bei Patienten auftreten. In ihren Studien kooperieren sie weltweit mit renommierten Wissenschaftlern wie etwa mit den Professoren Samy Suissa und Sebastian Für jedes Produkt gibt es eingespielte Prozesse. Schneeweiss. übergreifenden Gesprächen. Weitere 20 Prozent verwendet sie darauf, die dort identifizierten The- 3 men mit ihrem eigenen Team zu diskutieren. Sie N E U E M E D I K A M E N T E I M J A H R 2 014 steht darüber hinaus in engem Kontakt mit ihren Kollegen in anderen Ländern, um weiterführende Boehringer Ingelheim hat 2014 erfolgreich sein Produktportfolio analytische Methoden kennenzulernen und Erfah- erweitert. Insgesamt brachte das Pharmaunternehmen drei rungen auszutauschen. Das alles, um durch bes- neue verschreibungspflichtige Medikamente auf den Markt. Dazu sere und innovativere Lösungen die bestmögliche zählen ofev® zur Therapie von idiopathischer Lungenfibrose Qualität der Produkte zu sichern. (IPF), jardiance® für die Behandlung von Erwachsenen mit Typ-2-­ Diabetes und striverdi® (Olodaterol) respimat® für die Dauer­ Das schafft die Qualitätsmanagement-­ Abteilung nur dank routinierter Abläufe bei jedem therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Lungener­ krankung (COPD). Produkt. Nichts verlässt das Werk in Narita, ohne dass Nagashimas Team es abgesegnet hat. Ihre Aufgabe ist entscheidend für die Medikamenten­ sicherheit, denn der Teufel steckt oft im Detail. Sie ist auf jede Eventualität vorbereitet und hat sich – selbst ein hohes Ziel gesetzt: „Wir wollen Präparate mit höchstmöglicher Sicherheit herstellen.“ jardiance ® ofev® Unternehmensbericht 2014 striverdi® Boehringer Ingelheim29 UNTERSCHIEDE LEBEN I N N O V AT I V „Wir betrachten jeden Schritt der Arzneimittelversorgung: Wann ein Medikament ausgehändigt wurde, welche Patienten es eingenommen haben, in welcher Dosierung und mit welchen gesundheitlichen Folgen.“ DER UNSICHERHEIT AUF DER SPUR In den klinischen Studien für die Zulassung eines Medikaments nur sehr wenige Studienergebnisse, auf die sie zurückgreifen lassen sich selten alle möglichen Wirkungen ermitteln. Umso können. Trotz dieser Unsicherheit müssen sie manchmal binnen wichtiger, dass Pharmakoepidemiologen wie Sebastian weniger Minuten oder Stunden Entscheidungen treffen, von Schneeweiss sich auf die Spur noch unbekannter oder uner- denen Leben oder Tod abhängen. Ärzte wägen also beim Ver- wünschter pharmakologischer Effekte begeben. Der Harvard-­ schreiben von Medikamenten immer ab zwischen dem, was sie Forscher erklärt, worauf es dabei ankommt. an einem individuellen Patienten beobachten, und dem statistischen Wissen, das Forscher in klinischen Studien gesammelt Herr Professor Schneeweiss, sind neu zugelassene Medikamente haben. Ich sage oft scherzhaft und bewundernd, dass Ärzte die nicht sicher? heldenhaften Anwender des statistisch abgeleiteten Wissens sind. Doch selbstverständlich, aber eben nur insoweit sich das Dann kommen Sie und Ihre Kollegen ins Spiel. Sie erforschen, über klinische Studien feststellen lässt. Die allerdings haben wel­che zuvor unbekannten Nebenwirkungen in der Praxis auftreten, naturgemäß eine begrenzte Aussagekraft. Im Schnitt nehmen und erweitern so das statistische Wissen aus klinischen Studien. etwa 2.000 Patienten an einer klinischen Studie teil. Das ist für die überwiegende Mehrheit der Menschen repräsentativ, aber Genau. Wir werten zehntausende elektronisch gespeicherte man wird auf diese Weise eben nie jeden denkbaren Patienten- Krankengeschichten von Patienten aus, die ein neues Medi­ typus testen können. Wenn ein neu zugelassenes Medikament kament verschrieben bekommen haben. Durch unsere Analysen auf den Markt kommt, kann es also sein, dass ein bestimmter können wir seltene Nebenwirkungen mit viel größerer Wahr- Patiententypus nicht getestet wurde. scheinlichkeit erkennen, als es in klinischen Studien möglich ist. Wir können auch erwünschte Wirkungen in Patienten-Sub­ Dürfen sich Ärzte eine so große Unsicherheit beim Gebrauch gruppen identifizieren. neuer Medikamente erlauben? Wo kommen die Daten dazu her? Kurz nach der Markteinführung haben sie keine andere Wahl, wenn sie nicht auf die Vorteile neuer Medikamente verzichten möchten. Gerade bei neuen Medikamenten haben Ärzte 30 Aus elektronischen Krankenakten zum Beispiel. Wir nutzen die Notizen von Ärzten oder die elektronischen Abrechnungen, Sebastian Schneeweiss in seinem Büro in Boston, USA. Pharmakoepidemiologen sind rar, denn sie sind nicht bloß Experten für Medizin, sondern auch in Epidemio­logie und Biostatistik ausgebildet. die sie an Krankenkassen und Versicherungen schicken. So nach der Markteinführung zu identifizieren, beispielsweise können wir jeden Schritt betrachten: wann die Medikamente aus­- durch ein Meldesystem für Nebenwirkungen, die sogenannte gehändigt wurden und wo, welche Patienten diese Medikamente Pharmakovigilanz, und mithilfe von systematischen Studien nach eingenommen haben, in welcher Dosierung und mit welchen der Zulassung. In letzterem Bereich kooperiert Boehringer gesundheitlichen Folgen. Die Daten sind anonymisiert, sodass Ingelheim beispielsweise mit hochkarätigen wissenschaftlichen wir nicht auf einzelne Personen rückschließen können. Einrichtungen weltweit und hat eigene Pharmakoepidemiologen an Bord. Leider gibt es aber immer noch zu wenige Experten in Wie finden Sie dann heraus, ob bei einem Patienten eine diesem Bereich, nicht nur in Pharmaunternehmen. Nebenwirkung vorliegt? Woran liegt das? Wir kombinieren beispielsweise die Daten mit den ärztlichen Befunden aus Krankenhäusern. Dabei prüfen wir etwa: wurden Wir haben ein echtes Nachwuchsproblem. Wir sind nicht Patienten, die ein neues Medikament einnehmen, vermehrt bloß Experten für Medizin, sondern auch in Epidemiologie mit einem Schlaganfall oder einer Lungenembolie ein­ge­liefert? und Biostatistik ausgebildet. Nur wenn Sie all das studiert haben, Zeigen sich solche ernsten Nebenwirkungen, dann gehen wir können Sie epidemiologische Daten zur Medikamentenein- der Spur natürlich sofort nach. Das ist der wichtigste Teil unseres nahme und ihrer Wirkung verlässlich erheben, auswerten und Jobs: potenziell gefährliche Neben- und Wechsel­w irkungen interpretieren. Die Ausbildung dauert entsprechend lang und ist zu identifizieren, die die klinischen Studien nicht e ­ rgeben haben. teuer. An der Harvard Medical School bilden wir drei Doktoran- Aber auch zu bestätigen, dass solche Neben­w irkungen nicht den und drei Masterstudenten pro Jahr aus. Und es gibt lediglich vorliegen, ist für Arzt und Patient wichtig zu wissen. eine Handvoll vergleichbarer Programme weltweit. – Wie können die Hersteller helfen, Medikamente noch sicherer zu machen? Mehr zum Thema Pharmakovigilanz können Sie im Interview mit Dr. Christopher Corsico, weltweiter Leiter des Bereichs klinische Pharmazeutische Unternehmen müssen selbst ein hohes Augenmerk darauf legen, mögliche Nebenwirkungen frühzeitig En­twicklung, Medizin und Zulassung bei Boehringer Ingelheim, auf Seite 42 lesen. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim31 FÜRSORGLICH ASHLEY HULME A LT E R : 6 8 FERNDOWN (DORSET), VEREINIGTES KÖNIGREICH E L E K T R O I N G E N I E U R I M R U H E S TA N D FÜR MENSCHEN MI T SELTENEN KRANKHEI TEN IST DER EINSATZ VON FORSCHENDEN PHARMA­U NTERNEHMEN SEHR BEDEUTSAM. DIESE LEISTUNG KANN DIE SI TUATION VON PATIENTEN ENTSCHEIDEND VERBESSERN. 32 EINSATZ & LEISTUNG A N D R E A S A M B AT T I GLOBALE LEITERIN DES IPF-MARKETINGTEAMS INGELHEIM, DEUTSCHLAND A LT E R : 4 2 B OEHRINGER IN G E LHE IM BRIN GT E IN E S TARK E UNT ERN E HM E RI SCHE LE ISTUN G. SIE ERLAUBT UNS DEN VOLLEN EINSATZ FÜR PATIENTEN MIT SELTENEN ERKRANKUNGEN. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim33 UNTERSCHIEDE LEBEN FÜRSORGLICH „Es ist nicht selbstverständlich, dass Pharmaunternehmen für eine so seltene Krankheit wie IPF überhaupt Medikamente ­entwickeln.“ NEUE ALTE LEBENSFREUDE Der Brite Ashley Hulme leidet an der seltenen Krankheit mögliche Behandlungsmethoden. Die Recherche war ungemein ­idio­pathische Lungenfibrose. Dennoch versucht er, so normal schwierig, erinnert sich der 68-Jährige. „Weil die Krankheit weiterzuleben wie möglich. so selten ist, gibt es nur wenige gut aufbereitete Informationen. Auch die Ursache der Krankheit ist noch unbekannt.“ Viele Ende 2011 war Ashley Hulme klar, dass etwas nicht stimmte. Fachwebseiten sind für Patienten kaum zu verstehen, andere Immer öfter war der Elektroingenieur aus dem südenglischen erwecken einen völlig falschen Eindruck von der Krankheit. Städtchen Ferndown seltsam kurzatmig – beim Sprechen vor Seine Internetrecherche brachte zunächst nur eine gesicherte vielen Menschen oder bei körperlicher Anstrengung. Solche Erkenntnis: IPF ist äußerst selten. Schätzungen zufolge sind Symptome hatte er vorher nie gehabt. Hulmes Frau Jenny drängte weltweit nur 14 bis 43 je 100.000 Menschen betroffen. In ihren Mann, zum Arzt zu gehen. Der machte einen Lungen­ Deutschland gibt es etwa 20.000 IPF-Patienten, in den USA circa funktionstest und ein Röntgenbild von Hulmes Lunge, überwies 132.000. Menschen, die an IPF erkrankt sind, leiden an Atem­ den Patienten dann zu einem Spezialisten in die nahe gelegene not und Husten. Sie sind in ihrer Lebensqualität sehr eingeschränkt Großstadt Poole. Dort brachte eine hochauflösende Computer­ und haben oft Schwierigkeiten bei alltäglichen ­Dingen wie tomographie Gewissheit über die Ursache der Beschwerden: Er beispielsweise längeren Spaziergängen und Haus- oder Garten- leide unter einer idiopathischen Lungenfibrose (auch idiopa­ arbeit. Im fortgeschrittenen Stadium fällt selbst das Treppen­ thische pulmonale Fibrose, IPF, genannt), eröffnete der Mediziner steigen schwer. Hulme. Eine seltene Krankheit, bei der das Lungengewebe der Patienten zunehmend vernarbt – und die in den meisten Fällen innerhalb weniger Jahre zum Tod führt. Die IPF-Diagnose traf die gesamte Familie hart – Ashley Hulme selbst, seine Frau und seine Kinder, die in der Nähe der Eltern wohnen. Vor allem das Wissen um die begrenzte Zurück in seinem Haus in Ferndown setzte sich Hulme an den Computer und suchte nach Informationen über IPF und 34 Lebenserwartung durch die Krankheit war belastend. „Bislang gibt es keine Heilung für IPF“, sagt Hulme. Die Hälfte aller Trotz seiner schweren Krankheit ist Ashley Hulme überzeugt, sich in einer relativ guten Situation zu befinden. „Ich bin kein typischer Fall“, sagt er. Patienten stirbt innerhalb von nur zwei bis drei Jahren nach der Außerdem halten alle Mitglieder seiner Familie zusammen und Diagnose an der verhängnisvollen Erkrankung. Doch Hulme unterstützen sich gegenseitig. Und so versuchen Ashley Hulme und seine Familie wollten kämpfen. Der Ingenieur war immer ein und seine Frau Jenny so normal weiterzuleben wie möglich. Mit lebensfroher und aktiver Mensch gewesen, und er hatte noch einigem Erfolg: Sie planen schon den nächsten Urlaub – in viele Pläne, darunter Unternehmungen mit seinen Enkeln und Deutschland. Reisen mit seiner Frau ins Ausland. Zuversicht gibt ihm, dass es inzwischen Medikamente gegen – Ashley Hulme hat eine Entschädigung für die Zeit und den Aufwand erhalten, die er für den Unternehmensbericht aufgebracht hat. sein Leiden gibt. Hulme nimmt seit Anfang des Jahres 2014 ein Präparat eines US-Pharmaherstellers. Nun hat auch Boehringer Ingelheim mit ofev® auf Basis des Wirkstoffs ­Nintedanib in den USA ein IPF-Medikament auf den Markt gebracht und in einigen europäischen Ländern die Markteinführung gestartet. Damit EINFLUSS VON IPF AUF DIE LUNGE bietet das forschende Pharmaunternehmen den Patienten eine neue Therapieoption. Weltweit prüfen Gesundheitsbehörden derzeit noch weitere Zulassungsanträge. I PF N ormal Vernarbungen in der Lunge (Honigwabenlunge) schränken die Atmung und den Sauerstoffaustausch ein. Trotz seiner schweren Krankheit ist Ashley Hulme überzeugt, sich in einer relativ guten Situation zu befinden. „Ich bin kein typischer Fall“, sagt er. Die Krankheit ist bei ihm deutlich schneller diagnostiziert worden als bei anderen IPF-Patienten, und er hat rasch Zugang zu einem speziellen IPF-Medikament bekommen. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim35 UNTERSCHIEDE LEBEN FÜRSORGLICH DAS RICHTIGE TUN – AUF DIE RICHTIGE ART Die Marketingspezialistin leitet das globale Marketingteam und bereitet die Markteinführung von ofev® vor. Andrea Sambatti arbeitet in der Unternehmens­ zentrale in Ingelheim, Deutschland. Andrea Sambatti leitet die weltweite Markteinführung des Ein Jahr später erhielt sie die Möglichkeit, in der Zentrale in neuen Medikaments ofev®. Für IPF-Patienten bringt ofev® Ingelheim zu arbeiten. Die Ergebnisse von Phase-II-Tests neue Hoffnung. von Nintedanib zur Behandlung von IPF waren vielversprechend. Sie sollte das globale Marketingteam leiten und die Marktein- Nach ihrem Studium hatte Andrea Sambatti nicht vorgehabt, führung vorbereiten. „Ich sah darin nicht nur eine einzigartige in der Pharmabranche zu arbeiten. Doch dann schrieb sich berufliche Chance, sondern auch die persönliche Herausfor­ die Produktionsingenieurin nach einigen Jahren in der Auto­mo­ derung, eine andere Kultur kennenzulernen und internationale bil­industrie für ein Marketing-MBA-Studium ein und lernte Erfahrung zu sammeln.“ So zog sie 2011 mit ihrem Mann und Mit­arbeiter aus Pharmaunternehmen kennen. „Ich war fasziniert“, ihren zwei Söhnen nach Deutschland. erinnert sich die Brasilianerin, die aus der Nähe von São Paulo stammt. „Ich wollte genau das machen, da es nicht nur die Nintedanib erwies sich ein paar Jahre später in zwei iden­ Chance bot, in einer sehr spannenden und dynamischen Branche ti­schen Phase-­I II-Studien als wirksame IPF-Behandlung. Der zu arbeiten, sondern auch, das Leben von Menschen wirklich Wirkstoff verlangsamt den Krankheitsfortschritt, indem er den zu verändern.“ Verlust der Lungen­funktion um 50 Prozent reduziert. Nintedanib senkt außerdem das Risiko für plötzliche Verschlechterungen In den vergangenen 15 Jahren hat Sambatti in verschiede­ der Erkrankung – sogenannte akute IPF-Exazerbationen. Diese nen Pharmaunternehmen gearbeitet – sowohl im allgemein- können mit einer deutlichen Verringerung der Lungenfunktion ­me­dizinischen als auch im Facharztumfeld. Dabei konnte sie ihr eingehergehen und tödlich sein. ofev® kann oral verabreicht Wissen in Vertrieb und Marketing ebenso wie ihre Führungs- werden, was sehr angenehm für den Patienten ist; außerdem kompetenz ausbauen. 2009 wechselte sie als Leiterin des benötigen Patienten nur zwei Kapseln am Tag. Ge­schäftsbereichs Onkologie in Brasilien zu Boehringer Ingelheim. Sie spürte dort einen besonderen Geist: „Als Familienunter­ Gemeinsam mit ihrem Team sowie mit Kollegen aus nehmen mit einer langfristigen Vision geht es Boehringer Ingelheim anderen Abteilungen auf der ganzen Welt hat Sambatti in den vor allem um das Wohl der Patienten.“ vergangenen Jahren die Markteinführung von Nintedanib unter dem Markennamen ofev® vorbereitet. In den USA war es 36 ENGAGEMENT FÜR SELTENE ERKRANKUNGEN „Ich bin stolz darauf, schwer­ Interview mit Dr. Christian kranken Patienten den Zugang zu Schilling, Leiter Therapiegebiete neuartigen Behandlungsformen zu ermöglichen. Diese Leidenschaft spüre ich auch in meinem Team.“ bei Boehringer Ingelheim Steht Ihr Engagement, auch an seltenen Erkrankungen zu forschen, nicht im Widerspruch zu dem Druck, dass sich ein neues Medikament rechnen muss? Nein, denn auch bei den meisten Kostenträgern besteht das Ver- als eine der ersten Behandlungen für IPF-Patienten ständnis, dass der Medikamentenpreis höher sein muss, wenn schon kurz nach der Zulassung am 15. Oktober nur wenige Menschen von einer seltenen Krankheit betroffen sind. 2014 verfügbar. In Europa ist das Medikament seit Außerdem entwickeln wir unsere neuen Wirkmechanismen Januar 2015 zugelassen. meistens in mehreren Indikationen und haben daher die Chance, dass mehrere Indikationen dazu beitragen, unsere Forschungs­ ofev® passt strategisch gut zum Atemwegs- investitionen wieder einzuspielen. portfolio von Boehringer Ingelheim: „Wir machen ofev® schwer kranken Menschen zugänglich. Dies Warum engagiert sich Boehringer Ingelheim überhaupt für ist das Ergebnis jahrelanger Forschung und zeigt, Menschen mit seltenen Erkrankungen? wie sehr es uns am Herzen liegt, das Leben von Seit vielen Jahren lautet unsere Unternehmensvision „Werte Menschen mit Atemwegserkrankungen positiv zu schaffen durch Innovation“. Unter diesem Leitgedanken stellen verändern. Und ofev® eröffnet uns natürlich auch wir unsere Forschung auf und engagieren uns in Bereichen, in bedeutende Geschäftschancen“, erklärt Sambatti. denen wir großen therapeutischen Bedarf sehen und auch das nötige wissenschaftliche Know-how in Forschung und Entwick- Sie ist stolz, dass ofev® vielen Tausend Men- lung haben. Hierzu zählt auch eine Reihe von eher seltenen schen und ihren Familien das Leben mit dieser Erkrankungen. Natürlich berücksichtigen wir auch kommerzielle seltenen und tödlichen Erkrankung erleichtern kann. Gesichtspunkte. Dies ist kein Widerspruch, denn nur wenn In den USA hat Boehringer Ingelheim das um­fassende wir am Ende einen spürbaren Therapiefortschritt erzielen, können Patientenunterstützungsprogramm OPEN DOORS™ wir auch wirtschaftlichen Erfolg haben. ins Leben gerufen, mit einem breiten Angebot an finanzieller Hilfe und Pflegeunterstützung. „Wir Darüber hinaus verstehen wir uns als forschendes Pharmaunter- wollen, dass Patienten die bestmögliche Behandlung nehmen mit einer 130-jährigen Firmengeschichte auch als Teil des erhalten“, sagt Sambatti. Deshalb ist sie schließlich Gesundheitswesens und wollen unseren Beitrag zu therapeu­ – in die Pharmabranche gewechselt – und insbe- tischem Fortschritt auch dann bringen, wenn sich dies per se sondere zu Boehringer Ingelheim. einmal nicht rechnet. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim37 VERANTWORTLICH A LT E R : 4 4 BIBERACH AN DER RISS, DEUTSCHLAND DENISE HOTTMANN MANAGERIN FÜR DIVERSITY & INCLUSION DEUTSCHLAND EIN HOHES MASS AN INDIVIDUALI TÄT IM TEAM BRINGT NEUE IDEEN. DAS FUNKTIONIERT ABER NUR, WENN SICH ALLE ZUGLEICH AUF GEMEINSAME STANDARDS VERPFLICHTEN. 38 INDIVIDUALITÄT & STANDARDS INGELHEIM, DEUTSCHLAND DR. CHRISTOPHER CORSICO A LT E R : 5 2 W E LT W E I T E R L E I T E R D E S B E R E I C H S K L I N I S C H E E N T W I C K L U N G , MEDIZIN UND ZULASSUNG OHNE STANDARDS IST ES SCHWIERIG, DIE STRENGEN VORSCHRIF TEN FÜR DIE PHARMAINDUSTRIE EINZUHALTEN. ZUM WOHL DER PATIENTEN BLEIBT NUR WENIG RAUM FÜR INDIVIDUALI TÄT BEI DER MEDIKAMENTENSICHERHEI T. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim39 UNTERSCHIEDE LEBEN VERANTWORTLICH GEGENSEITIGER RESPEKT BRINGT STÄRKEN ZUR ENTFALTUNG Der Würfel steht für die Vielfalt der miteinander verknüpften Themen wie Diversity & Inclusion, Talent Management, Vereinbarkeit von Berufsund Privatleben oder Führungskultur. Denise Hottmann zeigt den sogenannten Würfel der Perspektiven, den Boehringer Ingelheim 2013 entwickelt hat. Diversity & Inclusion-Managerin Denise Hottmann arbeitet an erklärt Hottmann. „Beispielsweise achte ich gemeinsam mit einer Unternehmenskultur, in der die Beschäftigten sie selbst ­meinen Kolleginnen und Kollegen aus der Personalabteilung sein dürfen. auf die Formulierung von Stellenausschreibungen.“ Zum Angebot gehören darüber hinaus Workshops, in denen die ver- Für Denise Hottmann dreht sich bei „Diversity & Inclusion“ schiedenen Bereiche ihre eigene Diversity-Strategie erarbeiten alles darum, Unterschiede wertzuschätzen. „Deswegen legt und die das Verständnis von Führungskräften für eine Kultur Boehringer Ingelheim den Begriff ‚Diversity‘ bewusst breit aus“, schärfen, die Unterschiede wertschätzt, wie Hottmann es gerne erklärt sie. Diversity steht damit für die Unterschiede und formuliert – etwa bei der Besetzung von Teams: „Betrachte ich Ge­meinsamkeiten von Menschen – sei es in Bezug auf Ge­schlecht, jemanden als Querulanten, der eine andere Meinung vertritt als Kultur, ethnischen Hintergrund, Ausbildung, Religion und vieles alle anderen? Oder als jemanden, dem ich gerne zuhöre, weil mehr. All dies mündet häufig in einer Vielfalt der Perspektiven. es mir um echte Alternativen geht?“ Denise Hottmann hat International Management studiert Vielfalt ist nach Auffassung moderner Diversity-Forschung und ist Managerin für Diversity & Inclusion bei Boehringer kein Sozialprojekt, sondern trägt zum Unternehmenserfolg Ingelheim in Deutschland. Seit 2012 leitet sie ein eigenes Kom- bei. Erstens hält sich das Unternehmen den Zugang zu Märkten petenzzentrum zu diesem Thema. In ihrem Job ist es sehr offen: „Wenn wir kranken Menschen in Brasilien oder Asien wichtig, die richtige Balance zwischen Individualität und Stan- helfen wollen, müssen wir verstehen, was sie brauchen. Da helfen dards zu erzielen, genauer: die Balance zwischen den persön­ multikulturell zusammengesetzte Teams“, sagt Hottmann. lichen Stärken und Bedürfnissen Einzelner auf der einen und den gemeinsamen Zielen und Wertvorstellungen des Unternehmens auf der anderen Seite. Zweitens macht Vielfalt Boehringer Ingelheim zu einem attraktiven Arbeitgeber. „Um erfolgreich zu bleiben, brauchen wir künftig eine starke Belegschaft, die sich aus Menschen „Diversity & Inclusion bedeutet, dass wir Vielfalt bewusst steuern, zum Nutzen des Unternehmens und der Beschäftigten“, 40 aller Altersklassen zusammensetzt und die bereit ist, lebenslang zu lernen“, erklärt Hottmann. Daher legt das Unternehmen STANDARDS UND INDIVIDUALITÄT ERGÄNZEN SICH 47 PROZENT FRAUEN Fast die Hälfte der weltweit mehr als 47.700 Beschäftigen von Boehringer Ingelheim sind Frauen. Beispiel Deutschland: In der „Wir wollen eine Kultur schaffen, die Unterschiede wahrnimmt, sie wirklich wertschätzt und respektiert.“ erweiterten Geschäftsführung beträgt ihr Anteil 12 Prozent, und von allen Führungskräften sind 28 Prozent Frauen. Zudem ist die Belegschaft sehr international: Alleine am Hauptsitz in Ingelheim arbeiten Menschen aus mehr als 60 Nationen. Mehr als 1.000 Beschäftigte in Deutschland sind älter als 55 Jahre, Tendenz steigend. Und: Boehringer Ingelheim in Deutschland beschäftigt mehr als 440 Menschen mit Behinderungen. Wert auf die kontinuierliche Qualifizierung aller Beschäftigten – auch jener in einem späteren 53 % Boehringer Ingelheim weltweit Stadium ihrer Laufbahn. MÄNNER 47 % FR AUEN Vielfältige Teams, in die die Beschäftigten ihre Unterschiede einbringen können, kommen Diversity-Expertin. „Wir wollen daher eine Kultur 5.000 schaffen, die Unterschiede wahrnimmt, sie wirklich NEBENWIRKUNGSMELDUNGEN drittens häufig zu besseren Lösungen, weiß die wertschätzt und respektiert.“ erhält die Abteilung Pharmakovigilanz von Boehringer Ingelheim Umgekehrt müssen sich alle auf gemeinsame im Schnitt pro Monat zu allen von Boehringer Ingelheim vermark- Standards verpflichten, um an einem Strang zu teten und entwickelten Produkten. Diese werden weltweit bei ziehen. So darf eine ruhige Art zu haben keine Ent- Gesundheitsbehörden eingereicht. Mehr als 60 Ärzte prüfen und schuldigung dafür sein, sich aus allem heraus- analysieren alle Informationen zu potenziellen Nebenwirkungen zuhalten. „Mit der Orientierung an unseren Unter- und leiten Maßnahmen ein, um ein optimales Nutzen-Risiko- – nehmenswerten“, davon ist Denise Hottmann Profil der Produkte von Boehringer Ingelheim zu gewährleisten überzeugt, „führt Vielfalt zum Erfolg.“ sowie Patienten und Verschreiber fortlaufend über den aktuellen Wissensstand zu informieren. 5.000 NEBENWIRKUNGEN 60 ÄRZTE Unternehmensbericht 2014 PRÜFEN UND A N A LY S I E R E N Boehringer Ingelheim41 UNTERSCHIEDE LEBEN VERANTWORTLICH STANDARDS FÜR DAS WOHL UNSERER PATIENTEN „Es geht um die Gesundheit. Deshalb sind Standards für uns unerlässlich.“ Dr. Christopher Corsico, weltweiter Leiter des Bereichs klinische Standards spielen in allen Phasen der pharmazeutischen Entwicklung, Medizin und Zulassung, verantwortet bei Arzneimittelentwicklung eine Rolle, beginnend bei der For- Boehringer Ingelheim unter anderem die Medikamentensicher- schung und Entwicklung. Ist ein Medikament nach umfang­ heit, die sogenannte Pharmakovigilanz. In diesem Bereich reichen Studien zugelassen, ist unsere Arbeit noch lange nicht überwachen weltweit mehr als 300 Mitarbeiter systematisch beendet. Wir müssen die Erfahrungen, die Patienten und die unerwünschte Nebenwirkungen und speichern sie in einer verschreibenden Ärzte mit unseren Medikamenten gemacht umfangreichen Datenbank. Feste Meldestandards stellen sicher, haben, systematisch auswerten. Die gesammelten Informationen dass die Daten zum Wohl der Patienten systematisch gesam- lassen wir dann bei der Aktualisierung von Beipackzetteln ein- melt werden und keine Information verloren geht. fließen. So können wir aktuelle wissenschaftliche Informationen über unsere Produkte kommunizieren. Herr Dr. Corsico, Sie arbeiten in einer sehr stark regulierten ­Branche. Laufend verschärfen sich die Bestimmungen. Ihre ­Mit- Wie erhalten Sie denn diese Informationen? Sie können doch arbeiter müssen die Vorgaben akribisch umsetzen. Wieviel gar nicht wissen, wer Ihr Medikament einnimmt. Raum bleibt da noch für die Individualität des Einzelnen? Wir haben ein umfassendes Pharmakovigilanzsystem. Mit In vielen Bereichen unseres Unternehmens sind Indivi­ Hilfe standardisierter, systematischer Verfahren sammeln dualität und Kreativität ausgesprochen wichtig. Wir brauchen und analysieren wir Daten zu Nebenwirkungen. Die Informa- ­Menschen, die Altbewährtes hinterfragen, neue Lösungen vor- tionen erhalten wir von Mitarbeitern, Ärzten, Patienten, schlagen und innovative Ideen einbringen. Aber gerade in der Familienmit­gliedern, Gesundheitsbehörden und darüber hinaus Pharma­branche gibt es Bereiche, in denen Mitarbeiter sich aus wissenschaftlichen Fachartikeln, den Nachrichten oder an klar definierte Prozesse halten und spezifische Standards sozialen Medien. Ergänzend nutzen wir pharmakoepidemiolo- ein­halten müssen. Denn diese garantieren die Sicherheit und gische Daten. Für viele unserer pharmakoepidemiologischen Qua­lität pharmazeutischer Produkte. Studien bereiten wir die Daten aus Studien nach Marktzulassung außerdem mit statistischen Methoden auf. 42 In Corsicos Büro steht ein Miniaturmodell einer Behandlungssituation. Es versinnbild­ licht die Verantwortung, die das Unternehmen für die Sicherheit der Patienten trägt. Dr. Christopher Corsico ist bei Boehringer Ingelheim unter anderem für die Medikamentensicherheit verantwortlich. Die Arzneimittelgesetze dienen als Rahmen, um unsere gelegt, diese Standards zu erfüllen. Natürlich ist unser Pharma- eigenen Prozesse und unseren Qualitätsmaßstab zu definieren. kovigilanzteam verantwortlich dafür, die Standards und Unsere Aufgabe ist es dabei, weltweit gültige Standards und Vorschriften in jedem Land einzuhalten, in dem Boehringer ­Prozesse zu entwickeln. So stellen wir sicher, alle lokalen Gesetze Ingelheim Medikamente verkauft. und Vorschriften einzuhalten. Die weltweit einheitlich definierten Standards und Prozesse helfen uns, Informationen über Neben- Wie stellen Sie sicher, dass alle Mitarbeiter die entscheidenden wirkungen unserer Medikamente zu sammeln und zu analysieren. Standards einhalten? So können sich Patienten und Ärzte auf die Informationen auf dem Beipackzettel verlassen. Wir tragen schließlich die Verant- Stoßen unsere Mitarbeiter auf potenzielle Nebenwirkungen, wortung für die Sicherheit der Patienten und die Gesundheit sind sie verpflichtet, diese dem Pharmakovigilanzteam zu ­allgemein, wenn es um die Einnahme unserer Medikamente geht. melden. Das gilt unabhängig davon, wo die Mitarbeiter bei Boehringer Ingelheim arbeiten. Mit zahlreichen Aktivitäten Sie erfassen präzise, welche Nebenwirkungen in welchem Maß, wie zum Beispiel mithilfe von Online-Lernprogrammen stellen unter welchen Umständen und wann im Zeitverlauf bei der wir sicher, dass unsere Beschäftigten sich ihrer Berichterstat- Einnahme von Medikamenten aufgetreten sind. Die Datenerhe- tungspflichten bewusst sind. Außerdem prüfen wir in regelmäßi- bung ist komplex. Gibt es Unterschiede, wie Ihre Mitarbeiter gen Abständen, ob die Mitarbeiter unsere Vorgaben einhalten. weltweit mit Standards umgehen? Auch die Gesundheitsbehörden der einzelnen Länder stellen unser Medikamentensicherheitssystem immer wieder auf den Alle Kollegen in der Pharmakovigilanz halten sich an die­ Prüfstand. Bei uns dreht sich alles um Compliance und Gesund- – selben von Boehringer Ingelheim festgelegten Standards. heit allgemein, das heißt um das Befolgen von Regeln sowie Allerdings sind unsere Standards so flexibel, dass einzelne Länder das Wohl der Patienten, die unsere Medikamente nehmen. ihre spezifischen lokalen Berichterstattungspflichten einhalten können. Einige der striktesten Arzneimittelgesetze und Nähere Informationen über Pharmakoepidemiologie finden Sie auf Seite 30 -vorschriften der Welt kommen von der Europäischen Union, im Artikel über Professor Sebastian Schneeweiss, Pharmakoepidemiologe Kanada, Australien und den USA. Unser System ist darauf aus- an der Harvard Medical School in Boston / MA. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim43 UNABHÄNGIG DR. MICHAEL SIEBLER INGELHEIM, DEUTSCHLAND A LT E R : 5 8 LEITER FIRMENARCHIV AUCH DER ZUFALL HAT DAS UNTERNEHMEN NACH VORNE GEBRACHT. OHNE EINE STRATEGIE ABER, WEISS DER LEI TER DES FIRMENARCHIVS, WÄRE WENIG DARAUS GEWORDEN. 44 ZUFALL & STRATEGIE RIDGEFIELD, USA DR. RACHEL KROE-BARRETT A LT E R : 4 2 LEITERIN AM GLOBALEN FORSCHUNGSZENTRUM FÜR NEUE BIOLOGISCHE WIRKSTOFFE IHRE SUCHE NACH THERAPEUTISCHEN ANTI­ KÖRPERN FOLGT EINER KLAREN STRATEGIE. FÜR DEN ZUFALL BLEIBT NUR WENIG PLATZ. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim45 UNTERSCHIEDE LEBEN UNABHÄNGIG „Albert Boehringers Haltung prägt uns bis heute: Erkennt Eure Chancen und nutzt sie!“ UNABHÄNGIGKEIT IM DENKEN MACHT ZUFÄLLE ZU ERFOLGSGESCHICHTEN Für viele Strategen ist der Zufall ein Störfaktor. Dabei sind es eines Unternehmens spielen kann.“ Von Hause aus Archäologe häufig gerade Zufälle, die manche Strategie erst möglich machen. und Journalist, leitet Siebler das historische Archiv von Boehringer Ingelheim in der Gründervilla am Hauptsitz in Ingelheim. Die Entdeckung von catapresan® hat es in die Annalen der Medikamentengeschichte geschafft. Am 29. Oktober 1962 Besuchern zeigt er den Empfangsbereich, führt sie über die knarrenden Treppen in das holzvertäfelte Besprechungszimmer. träufelte sich eine Sekretärin des medizinisch-wissenschaftlichen Leiters großzügig einen neuen Wirkstoff gegen Schnupfen in Diese Geschichte war immer wieder von einem kreativen die Nase – „Clonidin“ aus der Forschungsabteilung von Boehringer Umgang mit Zufällen geprägt, berichtet der Leiter des Firmen­ Ingelheim. archivs. Das gilt schon für das Meisterstück des jungen Albert Boehringer im Jahr 1893. Seine Weinsäurefabrik in Nieder-­ Damals waren solche Selbstversuche üblich. Die Probandin Ingelheim brachte damals wenig ein. Er suchte also fieberhaft atmete nicht nur tief durch, sie fiel auch in einen Tiefschlaf. Mit nach neuen Produkten, wollte mithilfe von Schimmelpilzen äußerst schwacher Pulsfrequenz und sehr niedrigem Blutdruck Zitronensäure herstellen. Sein Experiment misslang. Weil die schlief sie 24 Stunden lang. Die Forschungsleiter von Boehringer Holzbottiche nicht steril waren, verdrängten Bakterien die Pilze Ingelheim waren überrascht. Weitere Experimente bestätigten, und ließen übelriechende Milchsäure zurück. was sich bei Versuchstieren zuvor nie gezeigt hatte: Durch Zufall hatten die Wissenschaftler ein ausgesprochen wirksames Mittel Albert Boehringer ließ sich davon nicht entmutigen. Viel- zur Senkung des Blutdrucks entdeckt. In Tablettenform erwies mehr war sein Ehrgeiz geweckt. „Er war hartnäckig, vielleicht sich der Wirkstoff, der später catapresan® hieß, als Geschenk – auch ein wenig stur“, erzählt Siebler. „Aber er erkannte seine für Patienten und für das Unternehmen. Chance und nutzte sie.“ Albert Boehringer überzeugte Gerbereien, Lebensmittelhersteller und Arzneimittelfirmen vom praktischen „Patienten und Ärzte haben catapresan® bis in die Nutzen der Milchsäure und schuf so überhaupt erst einen 1980er Jahre stark nachgefragt“, erklärt Dr. Michael Siebler. „Das Markt dafür. Boehringer Ingelheim produzierte sie bald in indus- ist ein gutes Beispiel, welche Rolle der Zufall für die Geschicke triellem Maßstab. Den Zufall als Chance zu erkennen, das 46 Das Blutdruckmittel catapresan® entpuppte sich als Geschenk für Patienten und für das Unternehmen. Das erste Patent wurde 1895 für Backpulver erteilt. Die Originalurkunde ist in der Gründervilla archiviert. erwies sich als richtig und als ausgesprochen lukrativ. „Zum ersten bot eine kleine österreichische Firma Boehringer Ingelheim die Mal verdiente das Unternehmen richtig Geld“, berichtet Siebler. Lizenzen für einen „Adrenalinersatz“ an. Adrenalin galt als instabil und schwer zu kontrollieren, deshalb hatten die Öster- Mit weitreichenden Folgen: Nun verfügte Albert Boehringer reicher bis dahin keinen Abnehmer gefunden. Doch der da­malige über ausreichend finanzielle Mittel, um in die Produktion von medizinische Leiter bei Boehringer Ingelheim, Ernst Oppen­ Alkaloiden einzusteigen, und er konnte sich darüber hinaus noch heimer, spürte, dass Entwicklungspotenzial in dem Präparat besser um die sozialen Belange seiner Mitarbeiter kümmern. steckte. Sehr zum Spott der Branche kaufte er die Lizenzen. „Ohne den Zufall mit der Milchsäure gäbe es das Unternehmen heute vielleicht gar nicht mehr“, sagt Siebler. „Jedenfalls nicht so, wie wir es kennen.“ Bald schon stellte sich heraus, dass sympatol® viel besser war als gedacht. Es wirkte schwächer als natürliches Adrenalin, dafür hielt die Wirkung länger an. „Oppenheimer bekam Auch prägte Albert Boehringers Umgang mit der unver­ dieses Präparat zufällig angeboten. Dass er es kaufte, war aber ein hofften Entdeckung vermutlich die Strategie einiger seiner Mit­ar­ äußerst weitreichender Entschluss“, beschreibt Siebler die beiter und späterer Forschergenerationen im Unternehmen, ­abenteuerliche Geschichte. „Es spricht sehr für die Unterneh­ meint Siebler: „Eine unerwartete Reaktion musste nicht unbe- mens­kultur, dass man ihn das tun ließ.“ Der Lohn: sympatol® dingt gleich als Unfall betrachtet werden. Dafür aber musste der wurde in den 1930er Jahren zum bedeutendsten Produkt richtige Mitarbeiter am rechten Platz sein, der die Chance im des Unternehmens, es markierte den Einstieg in die Therapie von zufällig Entdeckten erkennen und versuchen konnte, etwas daraus Herz-Kreislauf-­Erkrankungen. zu machen. Dazu aber bedurfte es und bedarf es bis heute in besonderem Maße der wissenschaftlichen Erfahrung, fundierter Kenntnisse und der Intuition.“ Die Arbeit an den Adrenalin-Abkömmlingen war für Boehringer Ingelheim gleichzeitig der Beginn der modernen, syste­ matischen Wirkstoffforschung, des so genannten ­„High-­ Mehr als einmal waren es zufällig entdeckte Substanzen, die Boehringer Ingelheim voranbrachten – wie sympatol®: 1927 Throughput-Screenings“. Inzwischen testen Laborautomaten jeden Tag zehntausende von Substanzen an standardisierten Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim47 UNTERSCHIEDE LEBEN UNABHÄNGIG „Die Forschung nach neuen bio­logischen Wirkstoffen ist sehr zielgerichtet. Gute Strategie und ­Planung helfen dabei, Gelegen­heiten zu erkennen, und ­erhöhen die Wahrscheinlichkeit für den Erfolg.“ sogenannten Targetproteinen, an die Wirkstoffe andocken können, weiß Dr. Rachel Kroe-Barrett aus Erfahrung. Die amerikanische bis eine der Varianten einen Effekt zeigt. Auf der Basis eines Biochemikerin arbeitet seit fast zehn Jahren in der Arzneimittel- ­solchen „Hits“ forschen die Arzneimittelentwickler dann weiter, forschung bei Boehringer Ingelheim in den USA. Sie ist seit um die statistische Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, etwas ihrem Studium von der Arbeit mit biologischen Stoffen wie Neues zu entdecken. Proteinen fasziniert – und so gehörte sie 2006 zu den ersten Wissen­schaftlern, die für Boehringer Ingelheim in einem Selbst in einer derart systematischen, kontrollierten Forschung passiert immer wieder Unerwartetes. Etwa wenn sich kleinen Team neue biologische Wirkstoffe (new biological entities, NBEs) ­erforschen sollten. herausstellt, dass das Anti-HIV-Medikament viramune® sich auch dafür eignet, Kinder Aids-kranker Mütter bei der Geburt vor Im Gegensatz zu klassischen Arzneimitteln wie sympatol®, einer Infektion zu schützen 1 – oder wenn sich bei Nintedanib, dessen Wirkstoffmolekül aus gerade einmal 15 Atomen dem Wirkstoff gegen Krebs, ergibt, dass er auch bei der Behand- besteht, sind damit Großmoleküle wie Proteine gemeint, die aus lung der idiopathischen Lungenfibrose (IPF) wirksam ist. „So mehr als 25.000 Atomen zusammengesetzt sind. NBEs wie ergeben sich manchmal neue Indikationen erst auf den zweiten beispielsweise Antikörper haben zwar Nachteile – sie lassen oder dritten Blick und auch nur dann, wenn Wissen­schaft­ler sich nicht in Tablettenform schlucken, da sie sonst im Magen die richtigen Fragen stellen“, erklärt Siebler. verdaut und dadurch wirkungslos würden. Man muss sie inji­ zieren. Doch ihre Entwicklung läuft dafür deutlich zielgerichteter Forschung zu neuen biologischen Wirkstoffen Die Suche nach neuen kleinen Molekülen in der klassischen Arzneimittelforschung ist mühsam. „Hits sind extrem selten“, 1 Aufgrund geänderter wissenschaftlicher Standards wird der Wirkstoff Nevirapin (viramune®) alleine nicht mehr als Behandlungsoption für diese Indikation empfohlen. 48 und strategischer ab. Das hat mit der Eigenschaft von NBEs zu tun, erklärt Rachel Kroe-Barrett, inzwischen Leiterin Biotherapeutics am NBE-­Forschungszentrum von Boehringer Ingelheim in Ridge­field im US-Bundesstaat Connecticut, wo sie ein Team von „Wir versuchen, uns so wenig wie möglich auf den Zufall zu verlassen.“ Das High-Throughput-Screening markierte den Beginn der modernen systematischen Arzneimittel­forschung. 25 Wissenschaftlern leitet. „Es beginnt mit einem ganz bestimmten möglich auf den Zufall zu verlassen“, sagt Kroe-Barrett. Die Protein, von dem wir wissen, dass es Schaden oder Krankheit Schritte auf dem Weg vom Targetprotein zum passenden, opti- verursacht“, erklärt Kroe-Barrett. Dann iso­lieren die Forscher mierten Antikörper sind klar vorgezeichnet. Die Biochemikerin dieses Protein und verabreichen es Versuchstieren, die daraufhin und ihre Kollegen haben die Abläufe perfektioniert. Dennoch Antikörper gegen den Eindringling bilden. „Wir erhalten eine bleibt jedem Forscher genügend Freiraum, Dinge anders zu Reihe von Antikörpervarianten“, sagt Kroe-Barrett. Diese werden machen und Neues auszuprobieren. nun nacheinander im Reagenzglas am Protein getestet. „Innovationen bleiben nur dann möglich, wenn man immer Dieser Schritt gleicht dem „High-Throughput-Screening“ wieder auch etwas Unvorhergesehenes zulässt“, so Kroe- der klassischen Arzneimittelforschung – nur, dass NBE-Forscher Barrett. „Das heißt, dass Wissenschaftler auf das Unerwartete nicht Millionen von Varianten durchtesten, sondern bloß vorbereitet sein müssen, um die Gelegenheit ergreifen zu einige Zehntausend. „Wir wissen schon sehr viel früher, was wir können, wenn es darauf ankommt.“ Denn selbst in einer hoch­ suchen“, berichtet Kroe-Barrett. Sind die besten Antikörper technisierten, strukturierten Forschungsabteilung des 21. Jahr- ausgewählt, gehen sie und ihre Kollegen aus dem Forschungs­ hunderts hilft der Zufall Kroe-Barrett und ihrem Team immer zentrum daran, deren Aminosäuresequenz so zu verändern, dass wieder auf die Sprünge: Als die Forscher nach einem Antikörper der mensch­liche Körper sie akzeptiert. Mit dieser Strategie gegen rheumatoide Arthritis suchten – eine chronische, hat das Team bereits zur Entwicklung von drei Antikörpern beige- ent­zündliche Erkrankung, die hauptsächlich die Gelenke betrifft – tragen, darunter das Gegenmittel zum Gerinnungshemmer hat die eingesetzte Screening-Strategie es ermöglicht, den pradaxa®, das bereits in den USA und in Europa bei den Behörden passenden Antikörper schon nach 20 Tests zu finden: „Der zur Zulassung eingereicht ist. Zufall hat hier definitiv eine Rolle dabei gespielt, den Erfolg zu beschleunigen, aber gute Planung ist alles.“ „Angesichts der heutigen Wettbewerbsorientierung – und des Kostenbewusstseins versuchen wir, uns so wenig wie Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim49 50 KONZERNLAGEBERICHT KONZERNLAGEBERICHT 2014 Grundlagen des Konzerns 52 Wirtschaftsbericht62 Nachtragsbericht68 Chancen- und Risikobericht 68 Prognosebericht71 Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim51 K O N Z E R N L A G E B E R I C H T G run d lagen d e s K onzern s KONZERNLAGEBERICHT 2014 GRUNDLAGEN DES KONZERNS Geschäftsmodell des Konzerns Boehringer Ingelheim ist ein 1885 gegründetes Familien­ In der Selbstmedikation gehören die Medikamente unternehmen mit Hauptsitz in Ingelheim, Deutschland, mucosolvan®, buscopan®, dulcolax® und pharmaton® ausgerichtet auf die Erforschung und Entwicklung, die ­zu den am Umsatz gemessen bedeutendsten Produkten. Produktion sowie den Vertrieb von innovativen Arznei­ mitteln, die zur Verbesserung von Gesundheit und Lebens­ Darüber hinaus zählt Boehringer Ingelheim zu den welt­ qualität beitragen und einen hohen therapeutischen weit größten Anbietern von Tierarzneimitteln. ­Das umsatz­ ­Fortschritt mit sich bringen. Mit 146 verbundenen Unter­ stärkste Produkt in der Tiermedizin ist der Schwei­ne­ nehmen und rund 47.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbei­ impf­stoff ingelvac circoflex®, der gegen das porzine tern erzielte der Unternehmensverband im Jahr 2014 Circovirus Typ 2 eingesetzt wird. einen Umsatz von 13,3 Milliarden EUR und gehört damit zu den 20 weltweit führenden Pharma­unternehmen. Ein weiteres wichtiges Wachstumsfeld für Boehringer Boehringer Ingelheim ist in den Geschäftsbereichen ver­ Ingelheim stellt der Geschäftsbereich Biopharmazeutika schreibungspflichtige Medikamente, Selbstmedikation, Tier­ gesundheit, Biopharmazeutika und Industriekunden tätig. Umsatzerlöse nach Geschäften (in Mio. EUR) Den Schwerpunkt der Aktivitäten von Boehringer Ingel­ heim bildet das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Medikamenten in den Therapiegebieten Atemwegserkran­ kungen, kardiovaskuläre Erkrankungen, Stoffwechsel­ Verschreibungspflichtige Medikamente 10.101 10.891 2014 2013 erkrankungen, Onkologie, Erkrankungen des zentralen Nervensystems und Immunologie. Wie schon in den ­vergangenen Jahren war auch im Jahr 2014 spiriva® das umsatzstärkste Produkt, welches zur Behandlung der Selbstmedikation 1.437 1.473 2014 2013 chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung (COPD) eingesetzt wird. Auch das seit über 15 Jahren etablierte Produkt micardis®, ein Medikament gegen Bluthoch­ druck, und pradaxa® zur Schlaganfallprävention und bei Tiergesundheit 1.130 1.070 2014 2013 ­Patienten mit Vorhofflimmern sowie zur Prävention und Therapie von thromboembo­lischen Erkrankungen tragen einen großen Anteil am Unternehmens­erfolg. Das auf dem Wachstumspfad befindliche Medikament trajenta® Biopharmazeutika 2014 2013 501 449 zur Behandlung des Typ-2-­Diabetes unterstützt ebenso die Entwicklung von Boehringer Ingelheim. Industriekunden und sonstige Erlöse 2014 2013 52 148 182 Forschung & Entwicklung (F & E) Umsatzerlöse nach Regionen (in Mio. EUR) Aufbauend auf dem Unternehmensleitbild verfolgt Boehringer Ingelheim das primäre Ziel, innovative Medi­ kamente und Therapien für Krankheiten zu ent­wickeln, die bislang noch nicht zufriedenstellend behandelt werden können. Wir sind bestrebt, in Bereichen mit hohem thera­ Europa 4.081 4.267 2014 2013 peutischem Bedarf einen wichtigen ­Beitrag zu leisten und in bedeutenden Indikations­gebieten eine führende Stel­ lung einzunehmen. Amerika 5.937 6.411 2014 2013 Asien, ­Australien, Afrika (AAA) 3.299 2014 3.387 2013 Zur Erreichung dieses Ziels werden strategisch wichtige Technologien verwendet. Hierzu nutzt Boehringer Ingelheim ein globales Netzwerk, das aus akademischen Gruppen, öffent­lichen Forschungseinrichtungen und insbesondere Biotech-Unternehmen besteht. Darüber hinaus erweitern dar. Dieser Geschäftsbereich ist auf die Entwicklung von wir unser Produktportfolio durch Kooperationsvereinba­ Biosimilars und das Auftragsfertigungsgeschäft ausgerich­ rungen und gezielte Einlizenzierungen von Techno­logien tet. Boehringer Ingelheim ist ­ein weltweit führender Auf­ und Produkten. So hat Boehringer Ingelheim beispiels­ tragshersteller von Biopharmazeutika. weise im abgelaufenen Geschäftsjahr mit dem Unterneh­ men CureVac eine Kooperation zur Entwicklung einer Den Umsatz erwirtschaftete Boehringer Ingelheim auch Immuntherapie gegen Lungenkrebs gestartet. 2014 größtenteils in den Regionen Amerika (44 %) und Europa (31 %). Die Erlöse innerhalb der Region Asien / Aus­ Die erfolgreichen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten tralien / Afrika (AAA) nehmen jedoch eine immer größere von Boehringer Ingelheim sowie unsere innovative Leis­ Bedeutung ein. 2014 entfielen bereits 25 % der Umsätze tungsfähigkeit waren in den vergangenen Jahren die Basis auf die Region AAA. In den drei umsatzstärksten Ländern der positiven wirtschaftlichen Entwicklung des Unterneh­ USA, Japan und Deutschland wurden im abgelaufenen Jahr mensverbandes. Auch in Zukunft kommt der eigenen For­ 55 % der Erlöse erzielt. schung und Entwicklung, ergänzt durch externe Koope­ rationen und Partnerschaften, höchste Priorität zu. Ein Ziel von Boehringer Ingelheim ist es, die Weiterentwicklung Beispiel für diese Strategie ist das im Dezember 2014 ein­ des bestehenden Produkt­portfolios auch in Zukunft durch geweihte Technikum in Biberach. In der Pilotanlage wer­ organisches Wachstum in Kooperation mit einem Netz­ den zukünftig neuentwickelte Wirkstoffe hergestellt, die werk externer Partner voranzutreiben. Hierzu betreibt für klinische Studien benötigt werden. Die Investitionen Boehringer Ingelheim große Forschungs- und Entwick­ beliefen sich auf rund 50 Mio. EUR. lungszentren in Biberach, Hannover und Ingelheim (Deutschland), Ridgefield und St.Joseph (USA) sowie in Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2014 beschäftigten wir Wien (Österreich), unterstützt durch zwei kleinere Stand­ an unseren F&E-Standorten durchschnittlich 8.104 Mit­ orte in Kobe (Japan) und Mailand (Italien). arbeiter. Insgesamt wurden knapp 2,7 Mrd. EUR in die Erforschung und Entwicklung neuer Arzneimittel inves­ tiert. Dies ­entspricht einem Anteil am Konzernumsatz von 19,9 % und somit, wie prognostiziert, dem Niveau des ­Vorjahres. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim53 K O N Z E R N L A G E B E R I C H T G run d lagen d e s K onzern s Forschung und Entwicklung 2014 2013 2012 2011 2010 Aufwendungen gesamt in Mio. EUR 2.654 2.743 2.795 2.516 2.453 19,9 19,5 19,0 19,1 19,5 Aufwendungen für verschreibungspflichtige Medikamente in Mio. EUR 2.333 2.444 2.563 2.372 2.306 – in % der Umsatzerlöse mit verschreibungspflichtigen Medikamenten 23,1 22,4 22,5 23,5 23,8 8.104 7.741 7.492 7.159 7.093 78 114 139 112 83 – in % der Umsatzerlöse Durchschnittliche Anzahl der Mitarbeiter Sachanlageinvestitionen in Mio. EUR (ohne Investitionen in Infrastruktur) Humanpharmazeutika Verbesserung der Lungenfunktion führen, wird die Wirk­ Boehringer Ingelheim betrieb im Jahr 2014 Forschung samkeit und Sicherheit der Fixdosiskombination aus und Entwicklung im Bereich der verschreibungspflichtigen Tiotropium und Olodaterol im respimat® im Rahmen Medikamente sowie Selbstmedikation an Standorten in des klinischen Phase-III-Studienprogramms TOviTO™ den USA, in Deutschland, Österreich, Italien sowie Japan. geprüft. Wichtige erste Daten aus diesem Studienpro­ Im vergangenen Jahr konnten überdurchschnittlich viele gramm wurden 2014 veröffentlicht. Die Ergebnisse der Registrierungen neuer Produkte erzielt bzw. eingereicht 6-wöchigen VIVACITO™-Studie zeigen eine signifikante werden. Der Schwerpunkt unserer Forschung lag 2014 auf Verbesserung der Lungenfunktion (FEV1-Wert) bei den folgenden Indikationsgebieten: COPD-Patienten durch die Kombination von Tiotropium und Olodaterol im respimat® verglichen mit den je­wei­ • Atemwegserkrankungen ligen Monotherapien Tiotropium oder Olodaterol sowie • Kardiometabolische Erkrankungen (Herz-Kreis­lauf- Placebo. Die Studien­ergebnisse der zentralen 52-wöchigen und Stoffwechselerkrankungen) TONADO™-1&2-Phase-III-Studien zeigen eine zusätz­ • Onkologie liche Verbesserung von Lungenfunktion und Lebensqua­ • Erkrankungen des zentralen Nervensystems lität durch Tiotropium und Olodaterol im respimat® gegen­ • Immunologie über den Einzelwirkstoffen. Darüber hinaus untersuchten die ANHELTO™-1&2 Studien die Wirksamkeit und Sicher­ Die Aufwendungen für F&E im Geschäftsfeld der ver­ heit der Kombinationstherapie aus spiriva® ­h andihaler® schreibungspflichtigen Medikamente entsprachen 23,1 % (18 µg einmal täglich) mit striverdi® ­respimat® (5 µg der dort erzielten Erlöse. einmal täglich) im Vergleich zu spiriva® handihaler® (18 µg einmal täglich) kombiniert mit Placebo (Respimat®). Boehringer Ingelheim hat eine lange Tradition in der medi­ Die 2014 vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass eine kamentösen Behandlung von Atemwegserkrankungen. Kombinationstherapie aus spiriva® handihaler® und Seit über 90 Jahren entwickeln wir innovative Produkte ­striverdi® respimat® Patienten mit COPD helfen kann, für verschiedene Erkrankungen der Lunge mit relevantem leichter zu atmen und ihren Alltag besser zu bewältigen. Nutzen für Patienten. Neben spiriva® (Tiotropium), der am häufigsten verschriebenen Dauertherapie der chronisch Trotz verfügbarer Therapieoptionen ist fast jeder zweite obstruktiven Atemwegserkrankung (COPD) weltweit, hat Patient mit Asthma bronchiale weiterhin symptomatisch. das Unternehmen weitere Produkte im Markt sowie in der spiriva® respimat® ist nach mehr als zehn Jahren der klinischen Entwicklung. erste neue Wirk­ansatz in der inhalativen Asthmatherapie. Das umfangreiche klinische Phase-III-Studienprogramm Da für viele schwerkranke Patienten mit COPD die Thera­ UniTinA-asthma® untersucht die Wirksamkeit und pien mit Einzelsubstanzen nicht zu einer ausreichenden Sicherheit von spiriva® respimat® bei symptomatischen 54 Asthma-­Patienten aller Schweregrade. Neue Phase-III-­ darunter 95 Patienten aus 17 Zentren in Deutschland. Studien des Studienprogramms zeigten, dass die einmal Zentrale Ergebnisse der INPULSIS®-1- und INPULSIS®-­2- tägliche Gabe von Tiotropium im respimat® bei Patienten Studien zeigen, dass Nintedanib die jährliche Abnahme aller Asthma-Schweregrade wirksam ist und von diesen der Lungenfunktion etwa um die Hälfte reduziert und das gut toleriert wird. Risiko adjudizierter, akuter Exazerbationen um 68 % senkt. Darüber hinaus zeigten weitere Ergebnisse aus den klini­ Ein weiterer Forschungsschwerpunkt von Boehringer schen Phase-III-Studien PrimoTinA-asthma®, dass ­Ingelheim ist das Feld der kardiovaskulären Erkrankungen. ­spiriva® respimat® als Zusatztherapie zur ICS-/LABA-­ 2014 erhielt pradaxa® (Dabigatranetexilat) neue Zulas­ Dauertherapie (inhala­tives Kortikosteroid/langwirksamer sungen für die Behandlung und Sekundärprävention von Beta-2-­Agonist) Asthmasymptome signifikant verbes­ tiefen Venenthrombosen und Lungenembolien, unter sert – die Wahrscheinlichkeit für eine Verbesserung der anderem von der amerikanischen Gesundheitsbehörde Asthmakontrolle erhöhte sich um 68 %. Die Ergebnisse (Food and Drug Administration, FDA) und der Europäi­ untermauern die Evidenz aus den bisherigen Schlüssel-­ schen Arzneimittelagentur (European Medicines Agency, Phase-III-Studien. Diese haben gezeigt, dass Tiotropium EMA). Inzwischen ist das Medikament in dieser neuen im respimat® gut vertragen wird und das Sicherheits­ Indikation in über 45 Ländern weltweit zugelassen, wei­ profil mit dem von Placebo vergleichbar ist. In diesem tere Zulassungen werden für 2015 erwartet. Programm wurden erwachsene Asthmapatienten unter­ sucht, die unter einer Therapie mit mindestens ICS oder In der Schlaganfallprävention bei Vorhofflimmern (VHF) ICS/LABA weiterhin Symptome zeigten. Erste Daten der gab es zahlreiche neue Daten: Beispielsweise analysierte 52-wöchigen Phase-III-Studie CADEN TinA-­asthma® mit die FDA den klinischen Alltagseinsatz von pradaxa® in Patienten in Japan wurden ebenfalls 2014 präsentiert. Sie den USA anhand der Daten von 134.000 Patienten aus der zeigten, dass die Therapie mit s­ piriva® ­respimat® bei Medicare Datenbank. Die Ergebnisse dieser Analyse zeigen erwachsenen Patienten mit ­Asthma, die trotz Therapie mit eine bemerkenswerte Konsistenz mit den Erkenntnissen mindestens ICS oder ICS/LABA weiterhin Symptome der RE-LY® Studie, die das positive Wirksamkeits-­ zeigten, die Lungenfunktion verbessert. Das Sicherheits­ Sicherheits-­Profil von pradaxa® in der Schlaganfall­ profil war mit der Placebotherapie vergleichbar. prävention bei VHF ursprünglich etabliert hatte. Auch die Ergebnisse von zwei weiteren Studien aus dem klinischen Die Idiopathische Lungenfibrose (IPF) ist eine seltene, stark Alltagseinsatz, die vom Walter Reed National Military beeinträchtigende und in der Regel tödlich verlaufende Medical Center und dem Brigham and Women’s Hospital Lungenerkrankung. Die ersten Ergebnisse der wichtigen durchgeführt wurden, waren konsistent mit den Erkennt­ Zulassungsstudien INPULSIS® wurden im Rahmen des nissen von RE-LY®. größten amerikanischen Atemwegskongresses der Ame­ rican Thoratic Society (ATS) 2014 präsentiert. Als Teil des Engagements für Patienten und weitere The­ rapieoptionen hat Boehringer Ingelheim im Jahr 2014 ­das Die beiden globalen klinischen Phase-III-INPULSIS®-­ klinische RE-VOLUTION®-Studienprogramm weiter aus­ Studien wurden doppelblind, randomisiert und placebo­ gebaut: Die RE-CIRCUIT™-, die RE-DUAL PCI™- und die kontrolliert mit einer Behandlungsdauer von 52 Wochen RE-SPECT ESUS™-Studien werden Dabigatran in ver­ durchgeführt. Die Studien evaluierten oral verabreichtes schiedenen Indikationen untersuchen. Mitte 2014 startete Nintedanib (150 mg zweimal täglich, je eine Kapsel) bezüg­ zudem die RE-VERSE ADTM-Studie, in der Idarucizumab, lich seines Einflusses auf die forcierte Vitalkapazität (FVC) das spezifische Gegenmittel für Dabigatran, im klinischen bei IPF-Patienten. 1.066 Patienten aus 24 Ländern wurden Einsatz bei Patienten untersucht wird, die pradaxa® in die Phase-III-INPULSIS®-Studien eingeschlossen – ­einnehmen. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim55 K O N Z E R N L A G E B E R I C H T G run d lagen d e s K onzern s Im Indikationsgebiet der Stoffwechselerkrankungen liegt In zwei unabhängigen Phase-III-Studien (LUX-Lung 3 der Schwerpunkt der Forschung und Entwicklung auf und LUX-Lung 6) konnte gezeigt werden, dass Patienten, Wirkstoffen zur Behandlung von Diabetes. Zusammen mit deren Tumoren die häufigste EGFR-Mutation aufweisen unserem Allianzpartner Eli Lilly and Company setzen wir (Deletion im Exon 19; Del19), über ein Jahr länger lebten, Studien fort, um das Sicherheits- und Verträglichkeits­ wenn sie giotrif®/gilotrif® (Afatinib, Markenname profil unserer oralen blutzuckersenkenden Wirkstoffe gilotrif® in den USA) statt Chemotherapie erhielten. Empagliflozin (jardiance®) und Linagliptin (trajenta®, Das Gesamtüberleben war ein sekundärer Endpunkt dieser jentadueto® in Kombination mit Metformin) zu unter­ Studien. giotrif®/gilotrif® ist der erste und einzige suchen. Die Ergebnisse mehrerer klinischer Phase-III-­ EGFR-spezifische Wirkstoff, der bei Patienten mit nicht-­ Studien zu Empagliflozin, einem Hemmer des Natrium-­ kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) eine Verlängerung Cotransporters 2 (SGLT2), wurden 2014 veröffentlicht. des Gesamtüberlebens gezeigt hat. giotrif®/gilotrif® Diese zeigten, dass Empagliflozin in Kombination mit ist in mehr als 50 Ländern weltweit für ­Patienten mit anderen Medikamenten zur Behandlung des Diabetes Typ dieser Indikation zugelassen. 2, einschließlich Insulin, den Blutzucker, das Körperge­ wicht und den Blutdruck senkt. ­Verglichen mit dem weit Im Therapiegebiet der Erkrankungen des Zentralnerven­ verbreiteten Antidiabetikum Glimepirid zeigt jardiance® systems (ZNS) werden derzeit verschiedene Substanzen nach 2 Jahren eine stärkere Verringerung des Blutzu­ als mögliche Therapien für Schizophrenie oder die Alz­ ckers, verbunden mit einer Gewichtsabnahme, gegenüber heimer‘sche Erkrankung klinisch untersucht. Mit diesen Gewichts­zunahme und signifikant mehr Unterzuckerungen Indikationen hat man bereits die klinische Prüfphase II unter Glimepirid. In 2015 werden wir die Ergebnisse der erreicht, während weitere Substanzen in zusätzlichen Studie EMPA REG OUTCOME™ mit jardiance® als erste Indikationen folgen werden. Besonderes Augenmerk kardiovaskuläre Endpunktstudie eines SGLT2- Hemmers legen die ZNS-Forscher darauf, die Verschaltungen im vorlegen. Für die in der klinischen Prüfung befindliche Gehirn und die entsprechenden physiologischen Mecha­ Kombinationstablette aus Empagliflozin und Linagliptin nismen zu entschlüsseln, um letztlich effektive und neu­ haben wir im Rahmen wichtiger Kongresse erste Studien­ artige Behandlungsoptionen für die sogenannten neu­ daten präsentiert. Diese zeigen eine klinisch bedeutsame ropsychiatrischen Erkrankungen zu entwickeln. Auch in und langanhaltende Senkung des Blutzuckers bei Men­ anderen Bereichen der psychiatrischen Erkrankungen ist schen mit Typ-2-Diabetes, die entweder nicht vorbehandelt Boehringer Ingelheim aktiv, wie zum Beispiel bei behand­ oder bereits mit Metformin behandelt waren. Daten zu lungsresistenten Depressionen. klinischen Studien der Phase I und III für das neue Insulin-­Glargin-Produkt, das Bestandteil unserer Allianz Im Bereich Immunologie wurden im vergangen Jahr beim mit Eli Lilly and Company ist, wurden 2014 ebenfalls erst­ Annual Meeting der American Academy of Dermatology mals veröffentlicht. Die Daten zeigen ein vergleichbares (AAD) vielversprechende Zwischenergebnisse einer Sicherheits- und Wirksamkeitsprofil zum aktuell ver­ Phase-­II-Studie mit Patienten, die unter mittelschwerer markteten Insulin Glargin. bis schwerer Psoriasis leiden, präsentiert. Bereits für die Analyse des primären Endpunkts der Studie nach zwölf Im Indikationsgebiet Onkologie hat Boehringer Ingelheim Therapiewochen wurde eine hohe Ansprechquote auf die Forschung und Entwicklung seiner vermarkteten Boehringer Ingelheims IL-23-Antikörper mit dem Code ­Produkte und Pipeline-Substanzen mit dem Ziel voran­ BI 655066 festgestellt. Mit BI 655066 konnte der Anteil getrieben, neue Behandlungsoptionen zu entwickeln, die der Patienten, die nach zwölf Wochen ein „fast normales den Patienten einen therapeutischen Mehrwert bieten Hautbild“ (den PASI 90 Status) zeigten, im Vergleich zum und zu einer Verbesserung der Lebensqualität beitragen. derzeitigen Therapiestandard Ustekinumab, verdoppelt werden. Insgesamt hatten etwa 80 % der Patienten ein 56 mindestens „fast normales Hautbild“ nach zwölf Wochen der erste zugelassene Impfstoff in Europa, der gegen und zweimaliger Gabe der Substanz. PASI ist der klinische beide Varianten des Virus (BVD-1 und BVD-2) schützt. Koeffizient, mit dem die Ausdehnung und der Schwere­ Der Impf­stoff ist ebenfalls der erste Lebendimpfstoff grad der Erkrankung ausgedrückt wird. Auch wenn diese gegen diese Erkrankung, der auch trächtigen Tieren klinischen Studienergebnisse noch durch weitere Studien­ gegeben werden kann. daten und die korrespondierenden Phase-III-Ergebnisse zu bestätigen sind, kommentierte die wissenschaftliche In Europa wurden außerdem die Zulassungsdossiers für Öffentlichkeit beim AAD diese Ergebnisse bereits als zwei verbesserte Impfstoffe gegen PRRS (Porcine Respi­ außergewöhnlich. ratory and Reproductive Syndrome) eingereicht. Weiterhin erhielten zwei Salmonellose-Impfstoffe für Schweine In der Selbstmedikation hat Boehringer Ingelheim 2014 (enterisol®) in den USA eine Zulassung für die zusätz­ weltweit 74 neue Marktzulassungen erhalten. Eine von liche Indikation Salmonella choleraesius und erweitern ihnen ist mucoangin® (Ambroxol) gegen Halsschmerzen somit den Schutz gegen diese potenziellen Zoonosen. in Sprayform, welches das Unternehmen in Europa auf den Markt bringen wird. Das Spray wird zur Schmerzlin­ Biopharmazeutika derung bei akuten Halsschmerzen angewendet. Der Forschungsschwerpunkt von Boehringer Ingelheim im Bereich Biopharmazeutika liegt primär auf der Erfor­ Tiergesundheit schung und Entwicklung von Biosimilars. Nachdem 2013 In der Forschung und Entwicklung im Bereich der Tier­ die Phase-I-Studie für BI 695502 (Biosimilar zu avastin®) gesundheit liegt der Fokus von Boehringer Ingelheim auf fertiggestellt wurde, sind 2014 die Phase-I-Studien für innovativen Impfstoffen primär zum Schutz von Nutz- BI 695500 (Biosimilar zu rituxan®/mabthera®) an und Haustieren sowie auf pharmazeutischen Produkten. Patienten mit rheumatoider Arthritis und für BI 695501 An unseren Standorten in den USA, Deutschland, China, schlossen worden. Die ersten Biosimilarprogramme sind Mexiko, Japan, Dänemark, Indien und den Niederlanden 2014 mit einigen regulatorischen Interaktionen für erforschen wir neue Wirkstoffe und entwickeln zukunfts­ Phase-­III-Studien vorangeschritten, um im Jahr 2015 orientierte therapeutische Lösungen. Da viele Impfstoffe starten zu können. (Biosimilar zu humira®) an gesunden Probanden abge­ auf lokalen Erregern bzw. Erregervarianten basieren, ist es erforderlich, in allen wichtigen Marktregionen mit lokaler Produktion Forschung, Entwicklung und Produktion vertreten zu sein. Humanpharmazeutika Unser weltweites Produktionsnetzwerk im Human­pharma­ Weiterhin wurden im vergangenen Jahr ca. 11 Mio. EUR geschäft bestand im Jahr 2014 aus 20 Produktionseinhei­ in den Ausbau bestehender Standorte sowie in den Neubau ten in elf Ländern. Verteilt auf diese betreibt der Konzern eines Zentrums für klinische Forschung in China inves­ zwölf pharmazeutische, drei chemische, vier biophar­ tiert. Die eingesetzten Mittel verdeutlichen das Ziel des mazeutische Einheiten sowie einen medizintechnischen Unternehmens, die Position in der Tiergesundheit nach­ Produktionsstandort. Die langjährige Erfahrung an unseren haltig auszuabuen. Produk­tionsstandorten ermöglicht uns eine zuverlässige und qualitativ hochwertige Produktversorgung, sowohl Im Jahr 2014 hat die Tiergesundheit von Boehringer für konzerninterne Kunden als auch für Industriekunden. Ingelheim global 85 Produktzulassungen erhalten. Im Dezember 2014 erteilte z. B. die EU-Kommission die Im Bereich Pharmaceutical and Chemical Manufacturing Zulassung für bovela®, einen innovativen Rinderimpf­ (PCM) sind die chemischen und pharmazeutischen Produk­ stoff gegen die Bovine Virusdiarrhoe (BVD). bovela® ­ist tionsstandorte zusammengefasst. Dieser Bereich bildet die Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim57 K O N Z E R N L A G E B E R I C H T G run d lagen d e s K onzern s Schnittstelle zwischen unseren Entwicklungsaktivitäten verband und das Drittgeschäft her. Es erfolgte ein fließen­ und der Serienproduktion. Der Konzernbereich ist für die der Übergang unserer Produkte zu internen oder externen Einhaltung unserer hohen Qualitätsanforderungen bei Lieferanten. Produktneueinführungen sowie die technologisch und prozessual anspruchsvolle Herstellung der innovativen Des Weiteren konnte in der zweiten Jahreshälfte die Veräu­ Produkte über deren gesamten Lebenszyklus hinweg ver­ ßerung der Vermögensgegenstände von Bedford Labora­ antwortlich. tories und des Standorts Ben Venue an die Hikma Pharma­ ceuticals PLC erfolgreich zu Ende geführt werden. Bedford Gesteuert von der Abteilung Third Party Management Laboratories, der Geschäftsbereich für generische Injektions­ (3PM) konzentriert sich unser Netzwerk von Auftragsher­ präparate von Ben Venue Inc. in den USA, arbeitete stellern schwerpunktmäßig auf die GMP-konforme (Good schwerpunktmäßig mit Akutkliniken, Einkaufsgemein­ Manufacturing Practice) Herstellung von Produkten, die schaften und Krebsbehandlungszentren zusammen. sich in einem fortgeschrittenen Stadium des Lebenszyklus befinden. Tiergesundheit In der Tiergesundheit ist Boehringer Ingelheim mit einem Im Juni des Geschäftsjahres gab Boehringer Ingelheim Produktionsnetzwerk bestehend aus derzeit vier Stand­ bekannt, dass die US-amerikanische Arzneimittelzulas­ orten für die Impfstoffproduktion sowie einem Netzwerk sungsbehörde FDA den Warning Letter aufgehoben hat, von Auftragsherstellern für pharmazeutische Produkte der 2013 im Anschluss an eine Inspektion der Produktion vor allem in Nord- und Mittelamerika sowie Europa am Ingelheimer Standort im Jahr 2012 ausgesprochen aktiv. Mit dem neuen Werk in Taizhou, China, dessen Bau worden war. Seit der Ausstellung des Warning Letters hatte im Jahr 2014 weiter vorangetrieben wurde, wird das Pro­ Boehringer Ingelheim intensiv an der Optimierung der duktionsnetzwerk zukünftig um einen Standort in Asien Qualitätsmanagementsysteme und Compliance-Prozesse erweitert. Als wesentlicher Bestandteil der Wachstums­ gearbeitet und durch entsprechende Maßnahmen die Auf­ strategie im Bereich Tiergesundheit wird sich dieser Stand­ hebung des Warning ­Letters erreicht. Auch zukünftig wer­ ort hauptsächlich auf die Herstellung von Impfstoffen den wir kontinuierlich die Qualität unserer Prozesse ver­ gegen Schweine- und Geflügelkrankheiten für den chine­ bessern, um Patienten qualitativ hochwertige Produkte sischen Markt konzentrieren. zur Verfügung zu stellen. Biopharmazeutika Im vergangenen Jahr wurde mit der Erweiterung der Die biopharmazeutischen Aktivitäten von Boehringer respimat®-Produktion am Standort Dortmund begonnen, Ingelheim an den Standorten Deutschland (Biberach), in die Boehringer Ingelheim ins­gesamt mehr als 100 Mio. Österreich (Wien), USA (Fremont) und China (Shanghai) EUR investiert. Durch die Erhöhung der Produktionska­ umfassen die Herstellung eigener Marktprodukte pazität des respimat® Soft Inhaler auf 44 Millionen Stück (actilyse®, metalyse®, imukin® und beromun®), die pro Jahr schaffen wir bis Ende 2015 etwa 100 neue Entwicklung von Biosimilars sowie – in führender Arbeitsplätze. Der respimat® Soft Inhaler ist ein treibgas­ Position – die Auftragsherstellung für Drittkunden. Das freies Vernebelungsgerät, ­das als Standardapplikation für Unternehmen deckt die komplette biopharmazeutische unsere Atemwegsprodukte dient. Wert­schöpfungskette von der genetischen Entwicklung der Zelle über die Herstellung des Wirkstoffs und Im Geschäftsjahr 2014 wurde der Produktionsstandort Abfüllung des Fertig­arznei­mittels bis zur Marktein­ von Boehringer Ingelheim Chemicals Inc. im US-Bundes­ führung und globalen Marktversorgung ab. In 2014 ist staat Virginia geschlossen. Das Unternehmen stellte dort im Vergleich zum Vorjahr die Auslastung in den Pro­ pharmazeutische Wirkstoffe für den Unternehmens­ duktionsanlagen insgesamt angestiegen. 58 Der Aufbau unseres neuen Standortes in Shanghai für 2014 fortgesetzt, um einen entsprechenden Umweltschutz verschiedene biopharmazeutische Entwicklungsdienst­ sicherzustellen. Aufgrund des technischen Fortschritts leistungen für chinesische und internationale Kunden können solche Problemstellungen heute mit höherer ging auch im Jahr 2014 weiter voran. Der Bau der Labor­ Genauigkeit analysiert werden. Für die Umsetzung der anlage zur klinischen Prüfmusterherstellung von biophar­ Maßnahmen ziehen wir Experten der Geochemie, Ökoto­ mazeutischen Arzneistoffen wurde 2014 erfolgreich abge­ xikologie und Inge­nieurwissenschaften beratend hinzu. schlossen und bereits in Betrieb genommen. Um unseren Beitrag zur Reduzierung der weltweiten CO2-­ Arbeits- und Umweltschutz Emissionen zu leisten, haben wir uns das ehrgeizige Ziel Der Schutz der Mitarbeiter, der Einrichtungen und der gesetzt, bis zum Jahr 2020 unsere CO2-Emissionen um Umwelt sowie der nachhaltige Umgang mit natürlichen 20 % gegenüber dem Stand von 2010 zu reduzieren. Um Ressourcen und die Förderung des Umweltbewusstseins dies zu erreichen, setzen wir den Fokus auf Energieein­ sind ein wesentlicher Grundstein unseres Unternehmens­ sparungen und Emissionsverminderung, fördern den Aus­ leitbildes und für Boehringer Ingelheim von zentraler tausch von Know-how zwischen den Unternehmensstand­ Bedeutung. Die Beachtung gesellschaft­licher, sozialer und orten und koordinieren Projekte auf internationaler Ebene. ökologischer Aspekte ist seit vielen Jahren in unserer Unternehmensphilosophie fest verankert. Das Unterneh­ Die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeiterinnen men ist bestrebt, die natürlichen Ressourcen zu erhalten und Mitarbeiter genießt höchste Priorität bei Boehringer und das Umweltbewusstsein intern und extern nach­ Ingelheim. Dies spiegelt sich in unseren hohen weltweiten drücklich zu fördern. Nur durch die Berücksichtigung Sicherheitsstandards und Richtlinien sowie der Imple­ gesellschaftlicher und ökologischer Aspekte kann unser mentierung unserer Sicherheitskultur wider. Die im Jahr wirtschaftliches Handeln dauerhaft erfolgreich sein. 2010 gestartete konzernweite Initiative BI SAFE hat die weitere Verringerung von Arbeitsunfällen zum Ziel und Konzernweit hat unser Unternehmen seit Langem verbind­ wurde mittlerweile an fast allen internationalen Stand­ liche Standards in den Bereichen Umweltschutz, Gesundheit orten gestartet. Um das hochgesteckte Ziel einer Accident und Arbeitssicherheit etabliert. Die internen Richtlinien Frequency Rate (AFR) von 1,6 Unfällen pro einer Million reflek­tieren die jeweiligen länderspezifischen Auflagen und geleisteter Arbeitsstunden zu erreichen, wurde der glo­ gehen in vielen Fällen deutlich über das gesetzlich vorge­ bale Maßnahmenschwerpunkt auf das menschliche Ver­ schriebene Maß hinaus. halten gelegt. Im Rahmen dieser Initiative nehmen das Management und die Mitarbeiter gleichermaßen Schlüssel­ Innerhalb von Boehringer Ingelheim ist der Bereich rollen ein, indem sie aktiv Verantwortung für ihre eigene In­frastructure, Safety, Environment and Engeneering (ISEE) Sicherheit und die ihrer Kollegen übernehmen. Mit einer für die Einführung und Überprüfung der internen Umwelt- AFR von 1,8 im Jahr 2014 erreichten wir eine weitere und Arbeitsschutzrichtlinien verantwortlich. Durch regel­ Verbesserung gegenüber dem Vorjahr (2,2). mäßige Audits werden die Einhaltung unserer Standards sowie der Status von Umweltschutz und Arbeitssicherheit Arbeitnehmerberichterstattung überprüft und darauf aufbauend kontinuierlich Verbesse­ Im Jahr 2014 waren in unserem Konzern weltweit rungspotenziale identifiziert. 47.743 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Anstieg Ein Beispiel für die stetige Verbesserung im Umweltschutz von 0,5 %. Regional betrachtet wurde das Personal in ist die im Jahr 2012 begonnene Überprüfung und Sanie­ Amerika reduziert, während in der Region Europa und rung des Bodens auf und neben dem Werksgelände in Ingel­ AAA Personal aufgebaut wurde. heim. Die umfangreichen Arbeiten hierzu wurden auch Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim59 K O N Z E R N L A G E B E R I C H T G run d lagen d e s K onzern s Durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter nach Regionen Es ist erklärtes Ziel unseres Unternehmens, die Attrakti­ 2014 2013 Amerika 14.033 15.038 unsere derzeitigen und potenziellen Mitarbei­terinnen Europa 23.771 22.905 und Mitarbeiter zu stärken. Der besondere Fokus lag 2014 9.939 9.549 47.743 47.492 Asien/Australien/Afrika (AAA) vität von Boehringer Ingelheim als Top-Arbeit­geber für auf der Gewinnung von Fach- und Führungskräften in den Bereichen Produktion und Qualität. Im Zuge dessen wurden unter anderem auch die Karriere­webseite und Ein wichtiger Erfolgsfaktor für die positive Entwicklung der Social-Media-Auftritt von Boehringer Ingelheim als von Boehringer Ingelheim sind seine engagierten und wichtige digitale Kanäle neu strukturiert. zuverlässigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir sehen uns daher in besonderem Maße der aktiven Weiter­ Boehringer Ingelheim wurde im Jahr 2014 mit verschie­ entwicklung und Förderung unserer Mitarbeiterinnen denen Auszeichnungen geehrt. So verlieh der Führungs­ und Mitarbeiter verpflichtet, um für zukünftige Heraus­ kräfteverband „Chemie VAA“ dem Unternehmen den forderungen bestmöglich gerüstet zu sein. Im Rahmen Deutschen Chemie-Preis Köln 2014. Die Auszeichnung ist einer ganzheitlichen Qualifizierung legen wir hierbei ein Beleg für die vorbildliche und langfristig angelegte nicht nur großen Wert auf den Erwerb fachlicher Fähig­ Personalarbeit von Boehringer Ingelheim. Des Weiteren keiten, sondern ebenso auf die Förderung sozialer Kom­ erhielt unser Unternehmen für das Traineeprogramm petenzen. „DISCOVER“ das Gütesiegel „Karriereförderndes und faires Trainee-Programm“. Boehringer Ingelheim bietet neben einer wettbewerbs­ fähigen Vergütung auch zusätzliche Leistungen für die Darüber hinaus bekam Boehringer Ingelheim im Januar Belegschaft an. Diese reichen von verschiedenen Formen in China und im März in Deutschland die Auszeichnung der betrieblichen Altersversorgung über flexibles und „Top-Arbeitgeber 2014“ verliehen. Dabei erhielten wir mobiles Arbeiten bis hin zu zahlreichen gesundheitsför­ von den Auditoren des internationalen, unabhängigen dernden und -erhaltenden Maßnahmen. Im Rahmen des „Top Employers Institute“ Bestnoten in wichtigen Perso­ Talent Managements, das als wichtiger Bestandteil in nalmanagementkriterien wie „Primäre Benefits“, „Sekun­ unserer Unternehmensstrategie fest verankert ist, unter­ däre Benefits“ und „Unternehmenskultur“. Das Gütesiegel stützen wir den Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit unserer ist ein Beweis für die hohe Attraktivität und Entwick­ Belegschaft, fördern ­Perspektivenvielfalt für innovatives lungsmöglichkeiten in unserem Unternehmen sowohl für Denken und Handeln und ermöglichen es unseren Mitar­ Beschäftigte als auch für potenzielle Mitarbeiterinnen beiterinnen und Mit­arbeitern, ihre persönlichen Stärken zu und Mitarbeiter. entfalten und sich weiter­zuentwickeln. Gesellschaftliche Verantwortung Die Berufsausbildung hat für Boehringer Ingelheim seit Für Boehringer Ingelheim ist die Übernahme sozialer und jeher eine große Bedeutung. Indem wir jungen Menschen gesellschaftlicher Verantwortung ein wichtiger Bestand­ eine berufliche Perspektive bieten, stellen wir uns unserer teil der Unternehmenskultur. Im Rahmen von unter­ gesellschaftlichen Verantwortung. Gleichzeitig sichern schiedlichsten Projekten nehmen wir unsere gesellschaft­ wir uns vor dem Hintergrund des demografischen Wan­ liche und soziale Verantwortung gegenüber unseren dels talentierte und qualifizierte Nachwuchskräfte. Jähr­ Patientinnen und Patienten, Mitarbeiterinnen und Mit­ lich stellt Boehringer Ingelheim an den deutschen Stand­ arbeitern und deren Familien sowie hilfsbedürftigen orten rund 240 Auszubildende in über 25 verschiedenen Menschen in Ländern und Regionen, in denen wir unter­ naturwissenschaftlichen, technischen und kaufmännischen nehmerisch tätig sind, wahr. Bei allen Aktivitäten des Ausbildungsberufen ein. Unternehmens stehen zudem der Schutz und Erhalt der 60 Umwelt im Fokus. Für das Engagement und das verant­ Unternehmen in Deutschland einen eigenen Aktions­plan wortliche Handeln wurde Boehringer Ingelheim im Jahr entwickelt, um die Ziele der UN-Behindertenrechtskon­ 2014 vom Verband der chemischen Industrie mit dem ventionen im Arbeitsumfeld realisieren zu können. Für Responsible Care Award ausgezeichnet. dieses Engagement erhielt Boehringer Ingelheim im Jahr 2014 mit der Auszeichnung des Bundesministeriums für Ein wesentlicher Bestandteil unseres sozialen Engage­ Arbeit und Soziales eine staatliche Anerkennung. ments ist die Initiative „Making More Health“ (MMH), eine mittlerweile vierjährige Partnerschaft zwischen Auch im letzten Jahr engagierte sich Boehringer Ingelheim Boehringer Ingelheim und Ashoka, einer weltweit täti­ wieder im Rahmen der Aufklärungsinitiative „1 Mission gen Non-Profit-Organisation. Ziel der Zusammenarbeit 1 Million – Herzenssache Schlaganfall“ und realisierte ist es, die Gesundheit als wichtigen Bestandteil in den verschiedene Projekte und Aufklärungsveranstaltungen. Alltag von Menschen, ihren Familien und ihrem sozia­ In der im Jahr 2010 von Boehringer Ingelheim ins Leben len Umfeld auf der ganzen Welt zu integrieren und viel­ gerufenen Initiative werden Projekte gefördert, die das versprechende Ideen, die zu mehr Gesundheit führen, Verständnis für Vorhofflimmern und das damit verbundene zu identifizieren und zu unterstützen. Um dies zu er­rei­ Schlaganfallrisiko sowie die öffentliche Wahrnehmung chen, setzt sich Making More Health für mittlerweile verbessern sollen. Weltweit beteiligten sich über 40 unab­ mehr als 60 ausgewählte sozial orientierte Unternehmer hängige Organisationen an der Aufklärungsinitiative. Im („Social Entrepreneurs“) ein, die mit innovativen Kon­ Rahmen der Initiative wurden, unterstützt von der Deut­ zepten weltweit wirkungsvolle Lösungen im Gesundheits­ schen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), Aufklärungs­ sektor anstreben. veranstaltungen in 50 Städten durchgeführt. Boehringer Ingelheim fördert auch das soziale Engagement Boehringer Ingelheim fördert weiterhin seit vielen Jahren innerhalb des Unternehmens. Für die MMH-Initia­tive aktiv Forschung, Wissenschaft und Bildung. Durch lang­ engagieren sich mehr als 3.500 Mitarbeiterinnen und Mit­ fristige Partnerschaften mit akademischen Instituten wird arbeiter von Boehringer Ingelheim in mehr als 30 Län­ der konsequenten Ausrichtung des Firmenverbandes auf dern. Eine tragende Säule der Initiative ist das Personal­ Forschung und Entwicklung Ausdruck verliehen. Seit 2007 entwicklungsprogramm „Executive in Residence“ (EiR). hat Boehringer Ingelheim beispielsweise 20 Forschungs­ Es gibt Nachwuchsführungs­kräften die Möglichkeit, Sozia­ projekte zu Infektionen mit dem porcinen Circovirus Typ 2 lunternehmer im Gesundheitsbereich für eine bestimmte (PCV2) und damit zusammenhängenden Krankheiten Zeit an ihren Projektstandorten zu unterstützen. Mit dem mit finanziellen Mitteln von insgesamt 500.000 EUR renommierten Preis Human Resources Excellence Award unterstützt. Neben der Unterstützung und dem Sponsoring wurde die erfolgreiche Um­setzung des EiR-Programms im wissenschaftlicher Aktivitäten werden jährlich Wissen­ Rahmen von MMH in der Kategorie Führungskräfteent­ schaftler im Bereich der Neurowissenschaft mit dem wicklung ausgezeichnet. Boehringer Ingelheim FENS Research Award oder in der Forschung zu biologisch aktiven Substanzen und Systemen Durch die Einbeziehung von unterschiedlichen Erfah­ mit dem Heinrich-Wieland-Preis der Boehringer Ingelheim rungen, kulturellen Hintergründen und Persönlichkeiten Stiftung ausgezeichnet. schafft Boehringer Ingelheim eine Offenheit für vielfäl­ tige Denkweisen und Meinungen und kann seinem Motto “Value through Innovation” gerecht werden. Eine für Vielfalt offene und Unterschiede einbeziehende Arbeits­ umgebung zu schaffen, ist ein Grundpfeiler der Unterneh­ menskultur. Das Unternehmen hat beispielsweise als erstes Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim61 K O N Z E R N L A G E B E R I C H T W irt s cha f t s bericht WIRTSCHAFTSBERICHT marktentwicklung, auf der anderen Seite bremste eine schwache wirtschaftliche Entwicklung innerhalb des Rahmenbedingungen Euroraums. Im Kalenderjahr 2014 ist die konjunkturelle Entwicklung der Weltwirtschaft mit einer Wachstumsrate von 2,6 % Mit Blick auf das Jahr 2015 ist davon auszugehen, dass gegenüber dem Vorjahr gestiegen und blieb damit leicht sich an der zurückhaltenden wirtschaftlichen Entwicklung hinter den Erwartungen zurück. Hintergrund der Ent­ in Deutschland wenig ändern wird. Erwartet wird ein wicklung war die anhaltende Konjunkturschwäche inner­ Wachstum von 1,0 %, das sich in erster Linie auf gestei­ halb des Euroraums. Darüber hinaus hatte sich in den gertes Konsum­verhalten zurückführen lässt, gestützt Schwellenländern die Verlangsamung der Wachstums­ durch eine gute Arbeitsmarktlage und steigende Reallöhne. dynamik fortgesetzt. Aufgrund von länderspezifischen Faktoren und der anhaltenden Krise in Osteuropa war in Mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 0,9 % im einigen Schwellenländern ein deutlich stärkerer Wachs­ Jahr 2014 ist der Preisanstieg in Deutschland gemessen tumsrückgang zu verzeichnen als erwartet. Stützende am Verbraucherpreisindex im Vergleich zum Vorjahr Wachstumsimpulse für die Weltwirtschaft kamen, her­ gesunken. Hauptgrund hierfür war der Rückgang der vorgerufen durch eine starke inländische Nachfrage, ins­ Preise für Nahrungsmittel und Energie. Im gesamten besondere aus dem Aufschwung in den USA und dem Euroraum betrug die Inflationsrate 0,5 % und war damit ­Vereinigten Königreich. Der Aufschwung der japanischen ebenfalls gegenüber dem Vorjahr rückläufig. Wirtschaft ist im Wesentlichen auf geld- und fiskal­ politische Impulse zurückzuführen. Die für den Boehringer Ingelheim Unternehmensverband wesentlichen Währungen sind neben dem Euro der Für das Jahr 2015 wird mit einem leicht ansteigenden US-Dollar (USD) und der Japanische Yen (JPY). Der Euro Wachstum der Weltwirtschaft von 2,9 % gerechnet. erfuhr in Relation zum US-Dollar im Jahr 2014 eine Ähnlich wie 2014 spielen insbesondere drei Effekte eine ­kontinuierliche Abwertung und bewegte sich zwischen Rolle: Für den Euroraum wird weiterhin ein verhaltenes 1,395 USD/EUR (Mai) und 1,214 USD/EUR (Dezember). Wachstum mit einer geringfügigen Steigerung auf 1,0 % Das Verhältnis von Euro und Japanischem Yen bewegte erwartet. Ferner ist davon auszugehen, dass die Wachs­ sich im abgelaufenen Geschäftsjahr innerhalb einer Band­ tumsdynamik in China mit einer Steigerung des Brutto­ breite von 135 JPY/EUR (Oktober) und 149 JPY/EUR inlandprodukts um 7,0 % weiter zurückgeht, wodurch (Dezember). Nachdem im Oktober der Jahrestiefstwert sich negative Auswirkungen auf andere Schwellenländer erreicht wurde, kam es gegen Ende des Jahres zu einer ­ergeben. Demgegenüber wird prognostiziert, dass die deutlichen Abwertung des Yen gegenüber dem Euro. USA beziehungsweise das Vereinigte Königreich mit Wachstumsraten von 3,1 % bzw. 2,6 % erneut zu den Der Weltpharmamarkt verzeichnete im abgelaufenen Jahr Wachstums­lokomotiven unter den hochentwickelten mit rund 9 % ein Wachstum über dem Niveau des Vorjahres Volkswirtschaften zählen und zu einer i­ nsgesamt (4 %). Die Entwicklung wurde hierbei durch die steigende ­leichten Beschleunigung des Weltwirtschaftswachstums Nachfrage nach innovativen Pharmazeutika, rezeptfreien führen werden. Medikamenten und Arzneimitteln in Schwellenländern wie China, Brasilien, Russland und Indien getrieben, in Die Wirtschaftsleistung in Deutschland stieg im ver­ denen es zu deutlich überdurchschnittlichen Wachstums­ gangenen Jahr um 1,5 %. Nachdem die deutsche Konjunk­ raten kam. In den etablierten Industrie­nationen wurde tur im ersten Quartal überaus positiv startete, ließ sie im der Markt durch gesundheitspolitische Maßnahmen ­weiteren Verlauf des Jahres deutlichen nach. Wesentliche und Preisregulierungen sowie stärkeren Kostendruck Treiber waren auf der einen Seite die positive Arbeits­ auf die Gesundheitssysteme belastet. Vor allem für 62 patentgeschützte Arzneimittel kam es zu einschneidenden 44 % unseres Gesamtumsatzes stellt die Region Amerika Ver­änderungen des Marktumfelds. Insgesamt wurden in den wichtigsten Absatzmarkt von Boehringer Ingelheim den etablierten Regionen unterdurchschnittliche Wachs­ dar. Die Wechselkursrelation EUR/USD beeinflusste die tumsraten erreicht. Erlös­situation negativ. Währungsbereinigt lag der Umsatz­ rückgang bei – 5,7 %. In der Region Asien/Australien/Af­ Geschäftsverlauf rika (AAA), deren Bedeutung für den Konzern stetig Eine langfristig und nachhaltig erfolgreiche Unternehmens­ zunimmt, lagen die Umsatzerlöse bei 3.299 Mio. EUR entwicklung ist die Basis für die Unabhängigkeit des (– 2,6 % gegenüber 2013). Währungsbereinigt verzeichnete Unternehmens. Verbunden mit einer stabilen Ertragslage Boehringer Ingelheim auch im abgelaufenen Geschäfts­ und einer soliden Finanzierung steht sie im Mittelpunkt jahr in dieser Region ein Wachstum von 4,2 % und erzielte der strategischen Ausrichtung von Boehringer Ingelheim. dort bereits rund 25 % der weltweiten Erlöse. Auch die Wie schon in den vorhergehenden Jahren haben wir Region Europa verzeichnete mit – 4,4 % einen Umsatz­ unser Handeln auch im abgelaufenen Jahr nach diesen rückgang. Die Erlöse dieser Region von 4.081 Mio. EUR Grundsätzen ausgerichtet. entsprechen rund 31 % des Konzernumsatzes. Das vergangene Jahr 2014 war für Boehringer Ingelheim Umsatz nach Regionen ein Jahr, in dem unsere Herausforderungen in Umsatz­ rückgängen sichtbar wurden. Es war jedoch auch ein Jahr, in dem wir entscheidende Schritte vollzogen haben, die Zukunft zu sichern. Herausforderungen wie der ( i n m i o . e ur) 2014 2013 Veränderung währ.-ber. Amerika 5.937 6.411 – 7,4 % – 5,7 % Europa 4.081 4.267 – 4,4 % – 4,3 % Asien/Australien/ Afrika (AAA) 3.299 3.387 – 2,6 % + 4,2 % Warning Letter der US-Zulassungsbehörde FDA, der US-Rechtsstreit über pradaxa® oder der Verkauf wesent­ Insgesamt waren in 2014 rückläufige Umsätze infolge licher Vermögensgegenstände unserer US-Tochter Ben eines schwierigen Marktumfelds, besonders in den USA, Venue Laboratories, Inc. konnten bewältigt und abge­ bedingt durch Preisnachlässe aufgrund eines unvermindert schlossen werden. Daneben wurde durch verschiedene starken Kostendrucks in den Gesundheitssystemen, zu Maßnahmen und Kostensparinitiativen eine wichtige verzeichnen. Die Erneuerung unseres Produktportfolios und notwendige Grundlage für eine positive Entwicklung konnte jedoch durch die erfolg­reiche Markteinführung in den kommenden Jahren geschaffen. vielversprechender Produkt­innovationen, zum Beispiel den Launch des Krebsmedikaments giotrif®/gilotrif®, Boehringer Ingelheim erwirtschaftete im Geschäftsjahr ­weiter vorangetrieben werden. Diese Neu­einführungen 2014 einen Umsatz von 13.317 Mio. EUR. Das Niveau des sowie eine gut gefüllte Produktpipeline in der Forschung Vorjahres (14.065 Mio. EUR) wurde somit nicht er­reicht, und Entwicklung werden es Boehringer Ingelheim was einen Umsatzrückgang von – 5,3 % bedeutet. Wie ermöglichen, in der Zukunft den Wachstumspfad wieder auch im Jahr 2013 wirkten sich die Kursentwicklungen aufnehmen zu können. an den Devisenmärkten und die damit verbundenen ­Währungs­kurs­effekte negativ aus. Bereinigt um diese Mit 2.140 Mio. EUR hat Boehringer Ingelheim ein Betriebs­ Effekte sanken die Umsätze von Boehringer I­ ngelheim ergebnis erwirtschaftet, das einer Umsatz­rendite von 16,1 % um – 3,2 %, wodurch die letztjährige Prognose stabiler entspricht. Damit konnte die Umsatzrendite gegenüber Umsätze nicht erreicht wurde. dem ­Vorjahr (15,0 %) gesteigert werden. Ergebnis­belastende Faktoren wie der gesteigerte Aufwand aufgrund des In der Region Amerika wurden Umsätze in Höhe von Warning Letters der FDA, Restrukturierungsaufwen­ 5.937 Mio. EUR erzielt. Dies entspricht einem Umsatz­ dungen und der US-Rechtsstreit über pradaxa® wurden rückgang von – 7,4 % gegenüber dem Vorjahr. Mit rund durch positive Effekte aus Kosten­spar­maßnahmen und Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim63 K O N Z E R N L A G E B E R I C H T W irt s cha f t s bericht Effizienzsteigerung sowie den Verkaufserlös für wesent­ ten Absatzmarkt, den USA, war aufgrund des Preis­ liche Vermögensgegenstände unserer US-Tochter Ben drucks ein deutlicher Rückgang der Umsätze für spiriva® Venue Laboratories Inc. kompensiert. zu spüren. Kennzahlen ( in mio. eur) Umsatzerlöse Betriebsergebnis Umsatzrendite 2014 2013 Veränderung 13.317 14.065 — 5,3 % Boehringer Ingelheim, der Gerinnungshemmer pradaxa®, 2.140 2.114 + 1,2 % verzeichnete einen Umsatz von 1.198 Mio. EUR, was 16,1 % 15,0 % Das gemessen am Umsatz zweitgrößte Produkt von dem Niveau des Vorjahres entspricht. Ertragslage micardis®, ein Medikament zur Behandlung von Blut­ Die Geschäfte von Boehringer Ingelheim unterteilen sich hochdruck, erzielte einen Umsatz von 1.088 Mio. EUR in verschreibungspflichtige Medikamente, Selbstmedika­ und lag 20,8 % unter dem Vorjahreswert. Dieser erwar­ tion, Tiergesundheit, Biopharmazeutika sowie das Geschäft tungsgemäße Rückgang lässt sich auf den Ablauf der mit Industriekunden. Exklusivität in verschiedenen Märkten zurückführen. Umsatz nach Geschäften ( i n m i o. eur) Verschreibungspflichtige Medikamente 2014 2013 10.101 10.891 2014 2013 Veränderung spiriva® 3.237 3.552 — 8,9 % — 5,2 % pradaxa® 1.198 1.206 — 0,7 % 1.088 1.373 — 20,8 % 563 711 — 20,7 % Veränderung währ.-ber. — 7,3 % Umsatz ( i n m i o. e ur) Selbstmedikation 1.437 1.473 — 2,5 % + 2,0 % micardis® Tiergesundheit 1.130 1.070 + 5,6 % + 6,8 % combivent® Biopharmazeutika 501 449 + 11,5 % + 11,4 % Industriekunden und sonstige Umsatzerlöse 148 182 — 18,6 % — 16,3 % Im Hinblick auf die regionale Verteilung des Umsatzes konnte keine der drei Regionen einen Zuwachs im ver­ schreibungspflichtigen Geschäft im vergangenen Jahr Verschreibungspflichtige Medikamente verzeichnen. Amerika blieb mit einem Anteil von 47 % Mit einem Anteil von rund 76 % an den gesamten Umsatz­ die mit Abstand umsatzstärkste Region. Boehringer erlösen bildet das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Ingelheim erwirtschaftete hier Umsatzerlöse in Höhe Medikamenten den Schwerpunkt der ­Aktivitäten von von 4.762 Mio. EUR, was einer Veränderung von – 9,5 % Boehringer Ingelheim. Die Erlöse lagen 2014 bei gegenüber dem Vorjahr entspricht (währungsbereinigt 10.101 Mio. EUR. Dies entspricht einer ­Veränderung – 8,3 %). Den größten Einfluss auf die Entwicklung in von – 7,3 % gegenüber dem Vorjahr ­(währungsbereinigt Amerika hatte unser wichtigster Markt, die USA, mit – 5,2 %). Die rückläufige Umsatz­entwicklung ist insbeson­ einem Umsatz von 3.896 Mio. EUR. Wesentlich getrieben dere auf die Verschärfung der Rahmenbedingungen für durch die genannten Reformen im Gesundheitssystem forschende Pharmaunter­nehmen infolge der Reformen sowie die ungünstige Wechselkursentwicklung gaben die des Gesundheitssystems in den USA zurückzuführen. Erlöse hier um – 11,7 % nach. Wie bereits in den vergangenen Jahren war spiriva®, das Auf den zweitgrößten Markt, die Region Europa, entfiel zur Behandlung der chronisch obstruktiven Atemwegs­ mit Erlösen in Höhe von 2.732 Mio. EUR ein Anteil von erkrankung (COPD) eingesetzt wird, das umsatzstärkste 27 %. Der Umsatzrückgang gegenüber 2013 lag somit bei Produkt. Es erzielte im Berichtszeitraum Erlöse von – 6,4 % (währungsbereinigt – 5,9 %). Insbesondere in 3.237 Mio. EUR, lag damit jedoch unter dem Niveau des Deutschland, Frankreich und Spanien waren die Erlöse Vorjahres (3.522 Mio. EUR). Insbesondere auf dem größ­ im Vergleich zum Vorjahr geringer. 64 Regional betrachtet wurde der größte Umsatz in Höhe von Umsatz nach Regionen 563 Mio. EUR in Europa erwirtschaftet. Dies entspricht 2014 2013 Veränderung Amerika 4.762 5.262 — 9,5 % einem Anteil an den weltweiten Umsätzen im Geschäft Europa 2.732 2.919 — 6,4 % mit Produkten der Selbstmedikation von 39 %. Allerdings Asien/Australien/Afrika (AAA) 2.569 2.649 — 3,0 % verzeichnete das europäische Geschäft einen Umsatz­ ( in mio. eur) rückgang von – 6,1 % (währungsbereinigt – 4,0 %). Auch In der Region AAA erzielte Boehringer Ingelheim einen in dem für Boehringer Ingelheim bedeutendsten Markt, Umsatz von 2.569 Mio. EUR, was einem Anteil von 26 % Deutschland, waren die Erlöse rückläufig (– 3,2 %). an den Gesamterlösen im verschreibungspflichtigen Geschäft entspricht. Mit – 3,0 % verzeichnete diese Region Die Region AAA beendete das Geschäftsjahr 2014 mit einen leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr (wäh­ einem Umsatz in Höhe von 439 Mio. EUR und einer rungsbereinigt + 2,6 %). Dieser liegt im Wesentlichen in ­Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 3,1 % (währungs­ dem währungsbedingten Rückgang der Erlöse in Japan bereinigt + 9,7 %). Dieser Markt steuerte damit 31 % zum begründet. Dort erwirtschaftete Boehringer Ingelheim Selbstmedikationsgeschäft von Boehringer Ingelheim bei. einen Umsatz von 1.452 Mio. EUR, was einer Veränderung von – 5,3 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Region Amerika als drittgrößter Absatzmarkt im Selbst­medikationsgeschäft schloss das Geschäftsjahr mit Selbstmedikation gegenüber dem Vorjahr leicht rückläufigen Erlösen von In einem Marktumfeld mit saisonalen Schwankungen – 2,8 % ab (währungsbereinigt + 3,0 %) und kam auf einen und einem schwierigen Geschäft in Osteuropa gab der Gesamtumsatz von 434 Mio. EUR. Der Umsatzrückgang Umsatz im Selbstmedikationsgeschäft gegenüber dem ist im Wesentlichen auf den größten Markt, die USA, Vorjahr um – 2,5 % nach (währungsbereinigt + 2,0 %). zurückzuführen (– 7,8 %). Boehringer Ingelheim erzielte in diesem Geschäft Erlöse in Höhe von 1.437 Mio. EUR. Tiergesundheit Die Erlöse im Geschäft mit Produkten der Tiergesundheit Die umsatzstärksten Produkte im Geschäft der Selbst­ stiegen im abgeschlossenen Jahr auf 1.130 Mio. EUR und medikation waren 2014 buscopan®, dulcolax®, muco- lagen damit 5,6 % (währungsbereinigt + 6,8 %) über dem solvan® und pharmaton®. Alle Produkte erzielten Erlöse Vorjahreswert. Den größten Anteil zum Umsatz trugen mit von jeweils deutlich über 100 Mio. EUR. Wie im Vorjahr 710 Mio. EUR die Produkte für Nutztiere bei, was einem war buscopan® mit 222 Mio. EUR Umsatz das stärkste Anteil von 62,8 % am gesamten Tiergesundheits­geschäft Produkt und entwickelte sich mit einem Wachstum von entspricht. Das mit 260 Mio. EUR umsatzstärkste Produkt 8,3 % erfreulich. Ebenfalls eine positive Entwicklung war wie im Vorjahr der Schweineimpfstoff ingelvac konnte bei dulcolax® erzielt werden. Hier stieg der circoflex®. Die Erlöse im Haustiergeschäft betrugen Umsatz um 4,7 % auf 200 Mio. EUR. mucosolvan® hin­ 400 Mio. EUR, was einem Anteil von 35,4 % entspricht. gegen hatte nach einer deutlichen Steigerung 2013 in die­ sem Jahr einen Rückgang von – 12,0 % zu verzeichnen Umsatz ( i n m i o. e ur) 2014 2013 Veränderung und erwirtschaftete einen Umsatz von 162 Mio. EUR. ingelvac circoflex® 260 260 + 0,2 % metacam® 93 90 + 3,9 % Umsatz ( in ingelvac® prrs 74 79 — 6,9 % duramune® 69 52 + 32,3 % 2014 2013 Veränderung buscopan® 222 205 + 8,3 % dulcolax® 200 191 + 4,7 % mucosolvan® 162 184 — 12,0 % pharmaton® 136 139 — 2,2 % mio. eur) Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim65 K O N Z E R N L A G E B E R I C H T W irt s cha f t s bericht Das stärkste Wachstum im Tiergesundheitsgeschäft mit 1.937 Mio. EUR um 2,5 % über dem Wert des Vorjahres konnte in der Region Amerika erzielt werden. Der für (1.890 Mio. EUR). Infolge der rückläufigen Umsatz­erlöse Boehringer Ingelheim größte Absatzmarkt wuchs insge­ lag die Materialaufwandsquote mit 14,5 % des Gesamtum­ samt um 9,8 % (währungs­bereinigt + 11,5 %) auf satzes über Vorjahresniveau. Der Personalaufwand belief 554 Mio. EUR. Insbesondere in den USA konnten die sich auf 4.116 Mio. EUR und lag damit leicht über dem Umsätze um 10,9 % auf 453 Mio. EUR gesteigert werden. Wert des Jahres 2013 (4.071 Mio. EUR). Damit lag die Personalkostenquote bei 30,9 %. Die Region AAA erreichte mit einem Anstieg von 4,7 % gegenüber dem Vorjahr ebenfalls eine positive Entwick­ Die Abschreibungen verzeichneten einen Rückgang um lung (währungsbereinigt + 7,5 %) und kam auf einen 25,5 % auf 551 Mio. EUR. Die sonstigen betrieblichen Umsatz von 236 Mio. EUR. Vor allem in China wurde ein Aufwendungen reduzierten sich im Vergleich zum Vorjahr deutliches Wachstum von + 18,9 % auf Umsatzerlöse in um 7,9 % auf 5.904 Mio. EUR. In diesem Kostenblock Höhe von 73 Mio. EUR erwirtschaftet. sind u. a. die umsatzabhängigen Kommissions- und Lizenzzahlungen enthalten. Das Betriebsergebnis lag, Auch in Europa konnte Boehringer Ingelheim im Geschäfts­ bedingt durch die eingeleiteten Kostenspar- und Effizienz­ jahr 2014 erneut ein leichtes Wachstum von 1,4 % vor­ steigerungsmaßnahmen, mit 2.140 Mio. EUR leicht über weisen (währungsbereinigt +1,0 %). Während die Umsätze dem Niveau von 2013 (2.114 Mio. EUR), wie im Vorjahr in Deutschland stabil auf dem Niveau des Vorjahres prognostiziert. ­gehalten wurden, entwickelten sich die Umsätze im ­Vereinigten Königreich erfreulich (+ 14,2 %). Das Finanzergebnis lag in der Berichtsperiode bei – 416 Mio. EUR und damit 265 Mio. EUR unter dem Vorjahreswert. Biopharmazeutika Dies war im Wesentlichen durch Zinseffekte innerhalb Das Biopharmazeutikageschäft besteht aus dem Auftrags­ der Pensionsverpflichtungen bedingt. fertigungsgeschäft und der Entwicklung von Biosimilars. Die Jahresumsätze 2014 im Bereich Biopharmazeutika Der Steueraufwand belief sich im abgelaufenen Geschäfts­ lagen bei 501 Mio. EUR und verzeichneten damit ein jahr auf 660 Mio. EUR. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Wachstum von 11,5 % gegenüber dem Vorjahreswert aufgrund handelsrechtlicher Vorschriften der Ausweis der (währungsbereinigt + 11,4 %). auf die Konzerntätigkeit der Gesellschafter entfallenden persönlichen Steuern der Gesellschafter im Steueraufwand Industriekunden und sonstige Erlöse unzulässig ist. Diese werden als Entnahme aus dem erwirt­ Das Industriekundengeschäft umfasst die Drittkundenge­ schafteten Konzerneigenkapital dargestellt. Unter Berück­ schäfte der pharmazeutischen und chemischen Produktion sichtigung dieses Sondereffektes liegt die tatsächliche sowie das Auftragsgeschäft für Pharmachemikalien. Im Steuerlast deutlich über dem in der Gewinn- und Verlust­ Jahr 2014 konnte ein Umsatz in Höhe von 148 Mio. EUR rechnung ausgewiesenen Wert. erwirtschaftet werden, was einem Erlösrückgang von – 18,6 % (währungsbereinigt – 16,3 %) gegenüber dem Im Geschäftsjahr 2014 lag der Jahresüberschuss des Vorjahr entspricht. Boehringer Ingelheim-Unternehmensverbandes bei 1.047 Mio. EUR und blieb somit unter dem Vorjahres­ Darstellung des Aufwands und des Ergebnisses wert von 1.324 Mio. EUR (– 20,9 %). Im Geschäftsjahr 2014 sind die betrieblichen Aufwen­ dungen von Boehringer Ingelheim auf 12.508 Mio. EUR Finanzlage gesunken, was einer Veränderung von – 4,6 % gegenüber Im Mittelpunkt des Finanzmanagements von Boehringer dem Vorjahr entspricht. Die Materialaufwendungen lagen Ingelheim stehen die Liquiditätssicherung, die Minimierung 66 bzw. Begrenzung finanzwirtschaftlicher Risiken und eine weltweiten Vertrieb befüllt. Zusätzlich wurden am Standort angemessene Kapitalstruktur, die für eine Optimierung Ingelheim 40 Mio. EUR in ein neues Verwaltungsgebäude der Kapitalkosten sorgt. Unsere finanzwirtschaftlichen investiert. Dies unterstreicht die strategische Rolle und Aktivitäten sind dabei auf die Unterstützung der Geschäfts­ die Bedeutung des Standortes für den Unternehmens­ strategie ausgerichtet. verband. Im wichtigen Wachs­tums­markt China hat Boehringer Ingelheim 2014 weitere 34 Mio. EUR in die Als international ausgerichtetes Unternehmen haben Erweiterung seiner Fertigungs­stätten und für das chemische Wechselkursschwankungen einen erheblichen Einfluss Forschungs- und Entwicklungslabor in Shanghai investiert. auf die Erfolgsrechnung bei Boehringer Ingelheim. Das Die Forschung und Entwicklung sowohl in der Human- größte Einzelrisiko stellt hierbei aufgrund der Bedeutung als auch in der Tiermedizin hat für Boehringer Ingelheim des US-Geschäfts und der damit verbundenen Lieferbe­ auch zukünftig höchste Priorität. Aus diesem Grund ziehungen die Kursentwicklung des US-Dollars dar. Infolge erfolgten 2014 weitere Investitionen in die Forschungs­ der international ausgerichteten Geschäftsaktivitäten standorte in Deutschland, Österreich und den USA. werden Währungsrisiken im Rahmen unserer konzern­ weiten Finanzberichterstattung ermittelt und durch Im Jahr 2014 lag der Cashflow bei 1.850 Mio. EUR. Dies ­derivative Finanzinstrumente abgesichert. Art und Umfang stellt einen Rückgang von 13,1 % gegenüber 2013 dar. dieser Maßnahmen sind in unseren Konzernrichtlinien Der Cashflow aus laufender Geschäfts­tätigkeit stieg um geregelt und werden in einem standardisierten Prozess im 196 Mio. EUR auf 2.015 Mio. EUR, was im Wesentlichen dafür zuständigen Ausschuss regelmäßig diskutiert und aus den im Vergleich zum Vorjahr höheren Rückstellungen entschieden. resultierte. Somit konnten die Investitionen, wie schon in den Jahren zuvor, vollständig aus den selbst erwirtschaf­ Investitionen haben für Boehringer Ingelheim aus strate­ teten Mitteln ­finanziert werden. In Sachanlagen wurden gischer Sicht einen hohen Stellenwert, um den langfristigen 548 Mio. EUR investiert, in immaterielle Vermögens­ Erfolg und die Weiterentwicklung des Unternehmensver­ werte 57 Mio. EUR. Beim Cashflow aus Finanzierungstä­ bandes zu sichern. Eine kontinuierliche Investitionstätig­ tigkeit verzeichneten wir einen Mittelabfluss in Höhe von keit schafft die Basis für profitables Wachstum und die 575 Mio. EUR, im Wesentlichen infolge von Darlehens­ strategische Weiterentwicklung unserer Geschäftsfelder. rückzahlungen. Insgesamt führte die Entwicklung der Cashflows zu einer Erhöhung der Finanzmittel des Kon­ Im abgeschlossenen Geschäftsjahr wurden 605 Mio. EUR zerns um 993 Mio. EUR auf 8.507 Mio. EUR (+ 13,2 %). in Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände investiert. Vermögenslage Die Bilanzsumme von Boehringer Ingelheim belief sich Um der weiterhin positiven Nachfrage nach dem respimat® im vergangenen Geschäftsjahr 2014 auf 20.051 Mio. EUR Soft Mist™ Inhaler gerecht zu werden und die anstehenden und erhöhte sich damit gegenüber dem Vorjahr um Launches von spiriva® respimat® und spiolto® zu ermög­ 1.752 Mio. EUR (+9,6 %). Die Sachanlagen und immate­ lichen, hat das Unternehmen im Geschäftsjahr 2014 die riellen Vermögensgegenstände betrugen 3.662 Mio. EUR Kapazitätserweiterung der Produktion an den Standorten und wurden vollständig durch das Konzern­eigen­kapital Dortmund und Ingelheim mit Investitionen in Höhe von gedeckt. 35 Mio. EUR weiter vorangetrieben. Das Inhalations­system respimat® Soft Mist™ Inhaler wird von der Boehringer Die Finanzanlagen erreichten zum Geschäftsjahresende Ingelheim microParts GmbH in Dortmund hergestellt einen Wert von 5.312 Mio. EUR und lagen um 575 Mio. EUR und mit den entsprechenden Wirkstoffen aus der pharma­ über dem Vorjahreswert. Die Vorräte verzeichneten einen zeutischen Produktion am Standort Ingelheim für den Anstieg um 7,4 % auf Bestände in Höhe von nunmehr Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim67 K O N Z E R N L A G E B E R I C H T W I R T S C H A F T S B E R I C H T N A C H T R A G S B E R I C H T C H A N C E N - U N D R I S I K O B E R I C H T 2.237 Mio. EUR. Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen stiegen im Jahr 2014 um 100 Mio. EUR auf 2.777 Mio. EUR. Die liquiden Mittel inklusive der CHANCEN- UND RISIKOBERICHT Wertpapiere des Umlaufvermögens beliefen sich auf 3.294 Mio. EUR (2013: 2.879 Mio. EUR). Chancen- und Risikomanagement Ziel des von Boehringer Ingelheim implementierten Risiko­ Bedingt durch die zuvor genannten Veränderungen lag managements ist es, geschäftsspezifische und insbeson­ das Eigenkapital des Konzerns bei 8.111 Mio. EUR. Lang­ dere den Fortbestand des Unternehmens gefährdende fristig stehen dem Konzern neben dem Eigenkapital auch Risiken so früh wie möglich zu identifizieren, zu bewer­ die Pensions­rückstellungen und langfristigen Verbindlich­ ten und durch geeignete Maßnahmen auf ein angemesse­ keiten zur Verfügung. Die Summe dieser drei Positionen nes Maß zu reduzieren. betrug im Jahr 2014 11.983 Mio. EUR, was einem Anteil von 59,8 % an der Bilanzsumme entspricht. Damit deckt Es ist unser Bestreben, im Rahmen eines ganzheitlichen das langfristig zur Verfügung stehende Kapital die gesam­ Risikomanagements bei der Betrachtung der Risiken auch ten immateriellen Vermögensgegenstände, die Sachanla­ die ihnen gegenüberstehenden Chancen zu berücksichtigen. gen, die Vorräte sowie die Forderungen aus Lieferungen Das Chancenmanagement beruht auf den Strategien und und Leistungen ab. Zielen des Unternehmens sowie der einzelnen Geschäfte und operativen Geschäftseinheiten und ist Bestandteil der Während die sonstigen Rückstellungen in Höhe von konzernweiten Planungs- und Steuerungssysteme. Die 3.793 Mio. EUR um 14,9 % über dem Niveau des Vorjahres Geschäfts- und Funktionsverantwortlichen tragen hierbei lagen, konnten die Verbindlichkeiten im abgelaufenen die direkte Verantwortung für die frühzeitige und systema­ Jahr im Wesentlichen aufgrund einer Verringerung der tische Identifizierung, Analyse und Nutzung von Chancen. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten infolge von Für Boehringer Ingelheim als forschendes, innovatives Darlehensrückzahlungen um 15,5 % auf 2.435 Mio. EUR Pharmaunternehmen werden die laufenden F&E-Aktivi­ reduziert werden. täten naturgemäß als relevante Chance betrachtet. Eine ausführliche Beschreibung dieser Projekte wurde bereits Die Bilanz und die jeweiligen Bilanzrelationen runden im Kapitel zu Forschung & Entwicklung dargestellt. das positive Bild ab, das bereits in der Ertrags- und Finanz­ lage gezeigt wurde. Die zusammenfassende Beurteilung Die Verantwortungsträger der Geschäfte und Funktionen der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage zeigt, dass sind in den Prozess der Risikoermittlung und -beurteilung Boehringer Ingelheim ein solide finanziertes und ertrag­ eingebunden. Das konzernweite Risiko- und Informati­ reiches Unternehmen ist. onssystem gewährleistet, dass sämtliche identifizierte Risiken sorgfältig analysiert und bewertet werden. Nach NACHTRAGSBERICHT einer entsprechenden Kategorisierung erfolgt die Einlei­ tung von Gegenmaßnahmen, deren Umsetzung einer konsequenten Überwachung unterliegt. Es sind uns nach Ablauf des Geschäftsjahres 2014 keine Ereignisse bekannt geworden, die für den Unternehmens­ Die Konzernrevision hat im Berichtsjahr weltweit sowohl verband von wesentlicher Bedeutung sind und zu einer zielgerichtete Routineprüfungen als auch außerordentliche veränderten Beurteilung der Vermögens-, Finanz- und Prüfungen durchgeführt. Schwerpunktmäßig wurden Ertragslage führen würden. hierbei, neben der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben und konzerninterner Richtlinien, die Funktionsfähigkeit von Systemen, die Wirksamkeit der internen Kontrollen zur 68 Vermeidung von Vermögensverlusten sowie die Effizienz branchenübliche Maß hinausgehenden Risiken identifi­ von Strukturen und Abläufen geprüft. Im Bedarfsfall ziert. Dies gilt analog für mögliche Forderungsausfall­ wurden entsprechende Maßnahmen zur Korrektur oder risiken, die im Wesentlichen gegen wirtschaftliche und Optimierung eingeleitet. politische Risiken abgesichert sind. Die kredit- und landes­ spezifischen Risiken werden wir auch weiterhin aufmerk­ Einzelrisiken sam verfolgen, um rechtzeitig auf negative Veränderungen Die wesentlichen Risiken von Boehringer Ingelheim reagieren zu können, sodass sich diese Risiken als konkret ­werden in folgende Sachkategorien eingeteilt: finanzwirt­ darstellen. schaftliche Risiken, rechtliche Risiken, Produktions- und Umweltschutzrisiken, Personalrisiken und branchen­ Management von Finanzanlagerisiken spezifische Risiken. Der Konzern betreibt eine defensive Anlagestrategie bei der Verwaltung seiner finanziellen Vermögenswerte. Dies Im Folgenden werden Risiken als „konkret“ bezeichnet, spiegelt sich in der Ausrichtung des Portfolios wider, des­ wenn sie durch gezieltes Management kontrollierbar sen Schwerpunkt Anlagen in EWU-Staatsanleihen bester erscheinen. Bei den Risiken, die unabhängig von der Ein­ Bonität und kurzfristige Anlagen bei ausgewählten Banken trittswahrscheinlichkeit selbst durch gezieltes Manage­ bilden, sodass hieraus ein konkretes und damit kontrol­ ment nicht vollständig zu kontrollieren sind, wird die lierbares Risiko resultiert. Bezeichnung „abstrakt“ verwendet. Rechtliche Risiken Finanzwirtschaftliche Risiken Die Geschäftstätigkeit des Konzerns ist rechtlichen Risiken Die relevanten finanzwirtschaftlichen Risiken lassen sich ausgesetzt. Es wird zwischen regulatorischen, Haftungs- wiederum wie folgt untergliedern: Währungsrisiken, und Patentschutzrisiken differenziert. ­Kredit- und landesspezifische Risiken sowie Management von Finanzanlagerisiken. Regulatorische Risiken Boehringer Ingelheim ist Risiken aus Rechtsstreitigkeiten Währungsrisiken und -verfahren sowie behördlichen Ermittlungen aus­ Die globale Ausrichtung unserer Geschäftsaktivitäten ist gesetzt. Da die gerichtlichen oder behördlichen Entschei­ mit Währungsrisiken infolge von Wechselkursschwan­ dungen in laufenden oder künftigen Verfahren nicht vor­ kungen verbunden, vor allem in US-Dollar und Japani­ hersehbar sind, sehen wir die hieraus resultierenden Risiken schen Yen. Der Konzern beobachtet und quantifiziert als abstrakt an. diese Risiken in regelmäßigen Abständen und macht sie durch entsprechende Absicherungsstrategien bzw. mit Haftungsrisiken geeigneten Finanzinstrumenten wie Devisentermin­ge­ Die Vermarktung und der Verkauf von Arzneimitteln schäften für den Geschäftsverlauf planbar. Infolgedessen sind einem möglichen Produkthaftungsrisiko ausgesetzt. werden die resultierenden Risiken als konkret und damit Boehringer Ingelheim verfügt gegenwärtig über eine an als steuerbar angesehen. das Risikoprofil des Unternehmens angepasste Produkt­ haftpflichtversicherung. Es gibt jedoch keinerlei Gewähr, Kredit- und landesspezifische Risiken dass dieser Versicherungsschutz zu vertretbaren Kosten Boehringer Ingelheim ist durch seine Internationalität und akzeptablen Konditionen zukünftig aufrechterhalten verschiedenen kredit- und landesspezifischen Risiken werden kann oder dass er ausreicht, um Boehringer ausgesetzt. Aus dem Portfolio der Forderungen und Ver­ ­Ingelheim gegen eine Klage oder einen Verlust oder gegen bindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen haben alle möglichen Klagen oder Verluste zu schützen. wir für den Konzern keine außerordentlichen, über das Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim69 K O N Z E R N L A G E B E R I C H T C H A N C E N - U N D R I S I K O B E R I C H T P R O G N O S E B E R I C H T Darüber hinaus könnten Produkthaftungsklagen erheb­liche Risiken im Bereich Infrastructure, Safety, Environment finanzielle Mittel und Managementkapazitäten b ­ inden and Engineering (ISEE) werden präventiv durch die welt­ und dem Ansehen des Unternehmens abträglich sein, falls weite Einhaltung unserer hohen Sicherheitsstandards der Markt das Medikament infolge unerwarteter Neben­ minimiert. Für den Fall des Eintretens von Schadens­ effekte als unsicher oder unwirksam erachtet. Dieses Risiko ereignissen jeglicher Art liegen entsprechende Notfall­ sehen wir als abstrakt an. pläne bereit, die in regelmäßigen Abständen trainiert und einer umfangreichen Qualitätsprüfung unterzogen Patentrisiken werden. Diese Risiken werden aufgrund vorhandener Für Boehringer Ingelheim als forschendes Unternehmen Maßnahmen ­als konkret angesehen. kommt dem Schutz der Innovationen durch Marken- und Patentrechte eine wesentliche Bedeutung zu. Diese gewerb­ Personalrisiken lichen Schutzrechte sind vermehrt das Ziel von Angriffen Boehringer Ingelheim ist wie andere Unternehmen dem und Verletzungen. Wir haben die notwendigen Vorkeh­ demografischen Wandel und dem daraus resultierenden rungen getroffen, um Gefährdungen frühzeitig zu ent­ Risiko des Fachkräftemangels ausgesetzt. Dieses Risiko decken und durch Einleitung entsprechender Gegen­ kann erheblichen Einfluss auf die Geschäftstätigkeit haben. maßnahmen gegebenenfalls unsere Rechtsposition unter Dieses potenzielle Risiko hat man daher seit Längerem in Einsatz aller uns zur Verfügung stehenden rechtlichen die langfristige Planung einbezogen und genießt dadurch Mittel zu verteidigen, sodass diese Risiken als konkret strategische Bedeutung. Boehringer Ingelheim begegnet angesehen werden. dem Risiko durch ein vielfältiges Personalkonzept. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern räumen wir unab­ Produktions- und Umweltschutzrisiken hängig von Herkunft, Geschlecht und Religion Entwick­ Obwohl die amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde lungsmöglichkeiten gemäß ihrer beruf­lichen Fähigkeiten, FDA den im Jahr 2013, im Anschluss an eine Inspektion sozialen Kompetenz, persönlichen Neigungen und Bereit­ des Ingelheimer Produktionsstandortes, ausgesprochenen schaft zu Verantwortung entsprechend den Erfordernis­ Warning Letter im abgelaufenen Geschäftsjahr wieder sen des Unternehmens ein. Das Risiko wird infolge der aufgehoben hat, hat dieses Risiko weiterhin eine hohe beschriebenen Maßnahmen als konkret angesehen. Bedeutung für den Konzern und wird als abstrakt einge­ stuft. In enger Zusammenarbeit mit der FDA wurden Branchenspezifische Risiken die Qualitätsmanagementsysteme und der Compliance- Boehringer Ingelheim unterliegt den branchenspezifischen Prozess optimiert, um zukünftig die Einhaltung der Geschäftsrisiken der Pharmaindustrie. Diese Risiken haben cGMP-Standards (current Good Manufacturing Practises) sich im abgelaufenen Geschäftsjahr zum Teil materialisiert sicherzustellen. (Veränderungen im Gesundheitssystem in den USA) und gewinnen aufgrund ihrer Auswirkungen für Boehringer Zur Sicherstellung der Versorgung des Marktes mit unseren Ingelheim an Bedeutung. Sie werden weiterhin als Produkten haben wir Maßnahmen getroffen, die eine ­abstrakt erachtet. zuverlässige und qualitativ hochwertige Belieferung von konzerninternen und externen Kunden sicherstellen. Neben dem Verlust der Exklusivität von am Markt etab­ Neben dem Lieferantenmanagement auf der Beschaffungs­ lierten Produkten sowie Risiken bei der Entwicklung seite umfasst dies auch den Aufbau interner Ausweich­ und Registrierung neuer Medikamente fallen hierunter in kapazitäten. Insgesamt sehen wir das Risiko deshalb als zunehmendem Maße sich ändernde und restriktive Vor­ konkret an. gaben, betreffend Preisbildung und Kostenerstattung auf vielen Absatzmärkten. Dabei sind die Preise pharma­ zeutischer Produkte häufig nicht nur staatlicher Kontrolle 70 und Regulierung ausgesetzt, sondern auch dem durch die EU-Zulassung. Durch das Wachstum dieser neuen Pro­ staatlichen Erstattungssysteme induzierten Preisdruck dukte sollen zukünftig die erwarteten Umsatzrückgänge durch preisgünstigere Generika. Boehringer Ingelheim durch den Verlust von Exklusivitätsrechten bei anderen beobachtet die unterschiedlichen Veränderungen in den Präparaten des Unternehmens ausgeglichen werden und jeweiligen Absatzmärkten daher sehr genau und hat mittelfristig zu Wachstum führen. bereits mit den 2014 initiierten Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogrammen auf aktuelle Entwick­ Neben jardiance®, das sich bisher sehr gut entwickelt hat, lungen reagiert. besitzt unser Produkt trajenta® (Wirkstoff Linagliptin), ebenfalls zur Behandlung von Typ-2-Diabetes, weiteres Gesamtaussage zur Risikolage Wachstumspotenzial. trajenta® wird im Rahmen der Aus heutiger Sicht sind uns keine Risiken bekannt, die Allianz zwischen Boehringer Ingelheim und Eli Lilly einzeln oder in Wechselwirkung mit anderen Risiken zu and Company vermarktet. Die langfristig angelegte einer dauerhaften und bestandsgefährdenden Beeinträch­ Zusammen­arbeit zur gemeinsamen Entwicklung und tigung der Vermögens-, Finanz- oder Ertragslage von Vermarktung von Diabeteswirkstoffen wird fortgesetzt Boehringer Ingelheim führen könnten. und umfasst weitere Wirkstoffe, die in den nächsten Jahren Marktreife erlangen werden. PROGNOSEBERICHT Angesichts der vielen Veränderungen in den Gesund­ heitssystemen zeichnen sich im kommenden Jahr in der Das abgelaufene Geschäftsjahr war für Boehringer Pharma­branche insgesamt keine wesentlichen Wachstums­ ­Ingelheim ein intensives und forderndes Jahr. Das zu­ impulse ab. Aufgrund der sich verändernden Rahmenbe­ nehmend schwierigere Marktumfeld stellte die gesamte dingungen in den für Boehringer Ingelheim wichtigen pharma­zeutische Industrie vor große Herausforderungen, Märkten ist zukünftig eher mit weiteren Einschnitten zur die aus Sicht von Boehringer Ingelheim auch 2015 ­wieder rechnen. Insgesamt planen wir für das Jahr 2015 trotz des großer Aufmerksamkeit bedürfen. Mit Blick auf die Wett­ schwierigen Marktumfelds aufgrund der ge­nannten Pro­ bewerbsfähigkeit wurden Maßnahmen zur Kostensen­ duktneuzulassungen für unser Unternehmen, währungs­ kung und Effizienzsteigerung erfolgreich eingeleitet und neutral betrachtet, erstmals nach zwei Jahren Erlösrück­ somit eine solide Ausgangsbasis für die kommenden Jahre gang eine moderate Steigerung gegenüber dem Vorjahr. geschaffen. Die erneut hohen F&E-Aufwendungen im Jahr 2014 ste­ Im Geschäftsjahr 2015 werden wir die Erneuerung unseres hen im Einklang mit unserer strategischen Ausrichtung, Produktportfolios fortsetzen. Bereits im Jahr 2013 wurde Wachstum und Produktnachschub auch zukünftig weiter mit dem Eintritt in das Therapiegebiet Onkologie durch vornehmlich über Produkte aus unserer eigenen For­ die Zulassung von giotrif® und dem weiteren Ausbau schung und Entwicklung voranzutreiben. Wir investieren der Bereiche Diabetes mit Empagliflozin sowie Atem­ hierbei mit Augenmaß und nach intensiver Prüfung des wegs­erkrankungen mit Olodaterol ein Weg beschritten, therapeu­tischen Nutzens und der damit verbundenen der nun fortgesetzt werden soll. 2014 konnten weitere Erfolgsaussichten. Unsere Produktpipeline mit viel­ Zulassungen seitens der US- und europäischen Behörden versprechenden Studienergebnissen sowie die bereits erzielt werden: ofev® zur Behandlung der Lungenerkran­ erfolgten Neuzulassungen mit signifikantem Umsatz­ kung IPF, pradaxa® in der Therapie tiefer Venenthrom­ potenzial bestätigen uns in unseren hohen F&E-Investi­ bosen und Lungenembolien, striverdi® respimat® bei tionen. Für 2015 planen wir Investitionen in die Forschung COPD sowie jardiance® im Diabetesbereich. Außerdem und Entwicklung neuer Arzneimittel in vergleichbarem erhielt das zweite Krebsmedikament vargatef® die Umfang zum Vorjahr. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim71 K O N Z E R N L A G E B E R I C H T P R O G N O S E B E R I C H T Die großen Herausforderungen der forschenden Pharma­ industrie sind neben Patentabläufen und Patentangriffen steigende Investitionen in den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie größere Hürden und verstärkte Auf­ wendungen für Produktzulassungen. In diesem Zusammen­ hang ist insbesondere auch der stärker werdende Kosten­ druck in den Gesundheitssystemen zu nennen, die immer weniger bereit sind, hohe Investitionsaufwendungen in der Entwicklung neuer Medikamente in angemessener Weise zu honorieren. Belastend wirken sich hierbei in verschie­ denen Märkten die Eingriffe der Gesetzgeber auf die Preis­ gestaltung verschreibungspflichtiger Medikamente aus. Der steigende Kostendruck und die schwierige Preisgestal­ tung beeinflussten bereits im Geschäftsjahr 2014 das Er­ gebnis. Boehringer Ingelheim hat hierzu im vergangenen Jahr auf die Veränderungen am Pharmamarkt reagiert und die Kostensparinitiative „Journey“ ins Leben gerufen. Das Programm dient dazu, die Kostenbasis zu senken, um Spielraum für Investitionen zu schaffen und den langfris­ tigen Unternehmenserfolg zu sichern. Im kommenden Jahr wird weiter an der Initiative „Journey“ gearbeitet. Hierbei sind initiale Aufwendungen notwendig, um die geplan­ ten Maßnahmen effektiv umzusetzen. Insgesamt planen wir für 2015 ein Betriebsergebnis auf Vorjahres­niveau. Für Boehringer Ingelheim als traditionsreiches Familien­ unternehmen bleibt der Erhalt der Unabhängigkeit und Wettbewerbsfähigkeit das vorrangige Ziel. Dabei hat auch weiterhin ein langfristiges und nachhaltiges organisches Wachstum Vorrang gegenüber kurzfristigen Renditezielen. Wir sind davon überzeugt, mit hoher Innovationskraft auf der Grundlage einer gut gefüllten Pipeline, unserer globalen Präsenz und unterstützt von unseren hoch qua­ lifizierten und motivierten Mitarbeiterinnen und Mit­ arbeitern unsere anspruchsvollen Ziele zu erreichen. Wir werden an unserer Vision „Werte schaffen durch Inno­ vation“ festhalten und innovative Produkte mit hohem medizinischem Nutzen erforschen, entwickeln und zur Marktreife führen. Als Ergebnis unserer Bemühungen werden wir neue Medikamente zur Verfügung stellen, die es Ärzten ermöglichen werden, Patienten mit neuartigen Therapien effektiver zu behandeln. 72 KONZERNABSCHLUSS KONZERNABSCHLUSS 2014 Überblick über die wichtigsten konsolidierten Gesellschaften 74 Konzernbilanz76 Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns 77 Kapitalflussrechnung78 Entwicklung des Konzerneigenkapitals 79 Konzernanhang80 Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers Unternehmensbericht 2014 100 Boehringer Ingelheim73 Ü bersich t über d ie w ich t i g s t en konsoli d ier t en Gesellscha f t en ÜBERSICHT ÜBER DIE WICHTIGSTEN KONSOLIDIERTEN GESELLSCHAFTEN C. H. BOEHRINGER SOHN AG & CO. KG* BOEHRINGER INGELHEIM EUROPE GMBH BOEHRINGER INGELHEIM GMBH DEUTSCHLAND V P Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG, Ingelheim Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH, Ingelheim Boehringer Ingelheim microParts GmbH, Dortmund Boehringer Ingelheim Biopharmaceuticals GmbH, Ingelheim Boehringer Ingelheim Veterinary Research Center GmbH & Co. KG, Hannover F BOEHRINGER INGELHEIM INTERNATIONAL GMBH FINNLAND V Boehringer Ingelheim Finland Ky, Espoo V Boehringer Ingelheim Norway KS, Asker V P POLEN ÖSTERREICH P Produktion F Forschung und Entwicklung * Einzige persönlich haftende Gesellschafterin: Boehringer AG 74 P F Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie Gesellschaft mbH, Wien V PHILIPPINEN Boehringer Ingelheim (Phil.), Inc., Manila Boehringer Ingelheim Sp.zo.o., Warschau V Vertrieb V F Boehringer Ingelheim Pharma Ges.m.b.H., Wien Boehringer Ingelheim s.r.o., Prag CHINA Boehringer Ingelheim International Trading (Shanghai) Co. Ltd., Shanghai Boehringer Ingelheim RCV GmbH & Co. KG, Wien TSCHECHISCHE REPUBLIK V SCS Boehringer Ingelheim Comm. V., Brüssel NORWEGEN ÖSTERREICH BELGIEN V V C. H. BOEHRINGER SOHN GRUNDSTÜCKSVERWALTUNG GMBH & CO. KG BOEHRINGER INGELHEIM AUSLANDSBETEILIGUNGS GMBH ARGENTINIEN V F Boehringer Ingelheim S.A., Buenos Aires GROSSBRITANNIEN V Boehringer Ingelheim Ltd., Bracknell INDIEN AUSTRALIEN V Boehringer Ingelheim Pty. Ltd., North Ryde V P Boehringer Ingelheim do Brasil Quimica e Farmaceutica Ltda., São Paulo NIEDERLANDE V P Nippon Boehringer Ingelheim Co. Ltd., Tokio Boehringer Ingelheim Vetmedica (China) Investment Co. Ltd., Shanghai SSP Co. Ltd., Tokio Boehringer Ingelheim Animal Health Operations (China) Co. Ltd., Taizhou V P Boehringer Ingelheim Danmark A/S, Kopenhagen V Boehringer Ingelheim del Ecuador Cia. Ltda., Quito V P F Boehringer Ingelheim Ellas AE, Athen V Unilfarma Lda., Lissabon V Boehringer Ingelheim Taiwan Ltd., Taipeh Boehringer Ingelheim (Thai) Ltd., Bangkok V P F Boehringer Ingelheim AB, Stockholm V Boehringer Ingelheim (Schweiz) GmbH, Basel V Boehringer Ingelheim Singapore Pte. Ltd., Singapur SPANIEN V P Boehringer Ingelheim Corp., Ridgefield, Connecticut Boehringer Ingelheim USA Corporation, Ridgefield, Connecticut Boehringer Ingelheim Vetmedica, Inc., St. Joseph, Missouri Boehringer Ingelheim Fremont, Inc., Fremont, California Europharma S.A., Barcelona Laboratorios Fher S.A., Barcelona Boehringer Ingelheim (Canada) Ltd., Burlington P P V P P V Boehringer Ingelheim (Pty.) Ltd., Randburg Boehringer Ingelheim S.A., Bogotá V SÜDAFRIKA F F Boehringer Ingelheim Roxane, Inc., Columbus, Ohio Boehringer Ingelheim S.A., Barcelona V P Roxane Laboratories, Inc., Columbus, Ohio Boehringer Ingelheim España S.A., Barcelona Boehringer Ingelheim Japan, Inc., Tokio V Boehringer Ingelheim Pharmaceuticals, Inc., Ridgefield, Connecticut Pharmaton S.A., Lugano SINGAPUR Boehringer Ingelheim Seiyaku Co. Ltd., Yamagata V Boehringer Ingelheim Ilac Ticaret A.S., Istanbul USA V V TÜRKEI SCHWEIZ Boehringer Ingelheim Vetmedica Japan Co. Ltd., Tokio MEXIKO V TAIWAN VENEZUELA Boehringer Ingelheim France S.A.S., Paris GRIECHENLAND Boehringer Ingelheim Animal Health Operations B.V., Alkmaar SCHWEDEN KOLUMBIEN V P Boehringer Ingelheim Lda., Lissabon V KANADA ECUADOR V PORTUGAL Bidachem S.p.A., Fornovo S. Giovanni JAPAN V THAILAND Boehringer Ingelheim Italia S.p.A., Reggello Boehringer Ingelheim (China) Investment Co. Ltd., Shanghai FRANKREICH P PT Boehringer Ingelheim Indonesia, Jakarta ITALIEN Boehringer Ingelheim Shanghai Pharmaceuticals Co. Ltd., Shanghai DÄNEMARK V V Boehringer Ingelheim Ltda., Santiago de Chile SÜDKOREA Boehringer Ingelheim Korea Ltd., Seoul Boehringer Ingelheim B.V., Alkmaar Boehringer Ingelheim Ireland Limited, Dublin CHILE CHINA Boehringer Ingelheim (N.Z.) Ltd., Auckland Boehringer Ingelheim India Private Ltd., Mumbai IRLAND Solana Agro Pecuaria Ltda., Arapongas V V INDONESIEN BRASILIEN NEUSEELAND Boehringer Ingelheim C.A., Caracas Ingelheim Pharmaceuticals (Pty.) Ltd., Randburg Boehringer Ingelheim Promeco S.A. de C.V., Mexiko-Stadt Boehringer Ingelheim Vetmedica, S.A. de C.V., Guadalajara Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim75 V K O N Z E R N A B S C H L U S S K O N Z E R N B I L A N Z G E W I N N - U N D V E R L U S T R E C H N U N G D E S K O N Z E R N S C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG, Ingelheim KONZERNBILANZ Aktiva ( in Anhang 1) 31.12.2014 31.12.2013 Immaterielle Vermögensgegenstände (3.1) 592 582 Sachanlagen (3.2) 3.070 2.887 Finanzanlagen (3.3) mio. eur) Anlagevermögen 5.312 4.737 8.974 8.206 Vorräte (3.4) 2.237 2.083 Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände (3.5) 3.751 3.555 Wertpapiere 760 601 Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten, Schecks 2.534 2.278 Umlaufvermögen 9.282 8.517 155 110 Rechnungsabgrenzungsposten Aktive latente Steuern Bilanzsumme Passiva ( in m io. eur) Anhang 1) Kapital der Gesellschafter Konzernrücklagen 1.640 1.466 20.051 18.299 31.12.2014 31.12.2013 178 178 7.026 5.829 Eigenkapitaldifferenz aus Währungsumrechnung — 142 — 210 Jahresüberschuss 1.047 1.324 Eigenkapital 8.109 7.121 2 1 8.111 7.122 91 104 Anteile anderer Gesellschafter Konzerneigenkapital Negativer Unterschiedsbetrag aus Unternehmenserwerben Rückstellungen (3.6) 8.535 7.539 Verbindlichkeiten (3.7) 2.435 2.878 10.970 10.417 574 378 Fremdkapital Rechnungsabgrenzungsposten Passive latente Steuern Bilanzsumme 1) Siehe Erläuterung unter der entsprechenden Ziffer im Konzernanhang. 76 305 278 20.051 18.299 C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG, Ingelheim GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG DES KONZERNS ( in mio. eur) Umsatzerlöse Anhang 1) 2014 2013 (4.1) 13.317 14.065 180 23 Erhöhung des Bestands an fertigen und unfertigen Erzeugnissen Andere aktivierte Eigenleistungen 12 3 (4.2) 1.139 1.137 14.648 15.228 Materialaufwand (4.3) — 1.937 — 1.890 Personalaufwand (4.4) — 4.116 — 4.071 Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachanlagen (4.5) — 551 — 739 Sonstige betriebliche Aufwendungen (4.6) — 5.904 — 6.414 2.140 2.114 Sonstige betriebliche Erträge Gesamtleistung Betriebsergebnis Finanzergebnis (4.7) — 416 — 151 Beteiligungsergebnis (4.8) — 18 — 9 1.706 1.954 Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit / Ergebnis vor Steuern Steuern 2) (4.9) Ergebnis nach Steuern Fremdanteil am Ergebnis Jahresüberschuss (4.10) — 660 — 630 1.046 1.324 1 0 1.047 1.324 Siehe Erläuterung unter der entsprechenden Ziffer im Konzernanhang. Aufgrund handelsrechtlicher Vorschriften ist der Ausweis der auf die Konzerntätigkeit entfallenden persönlichen Steuern der Gesellschafter im ­Steueraufwand unzulässig. Sie werden als Entnahmen aus dem erwirtschafteten Konzerneigenkapital dargestellt. Posten der Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns, die rundungsbedingt ohne Betrag in Mio. EUR sind, werden ausgewiesen. 1) 2) Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim77 K O N Z E R N A B S C H L U S S K A P I T A L F L U S S R E C H N U N G E N TW I C K L U N G D E S K O N Z E R N E I G E N K A P I T A L S C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG, Ingelheim KAPITALFLUSSRECHNUNG ( i n m i o. eur) Periodenergebnis (einschließlich Ergebnisanteilen von Minderheitsgesellschaftern) Abschreibungen / Zuschreibungen auf Gegenstände des Anlagevermögens 1) Veränderung der Pensionsrückstellungen Cashflow Veränderung der übrigen Rückstellungen Sonstige zahlungsunwirksame Aufwendungen und Erträge 2014 2013 1.046 1.324 551 730 253 75 1.850 2.129 452 190 152 — 30 — 144 86 Veränderung der Vorräte — 93 — 62 Veränderung der Forderungen und anderer Aktiva, die nicht der Investitions- oder Finanzierungstätigkeit zuzuordnen sind Gewinn / Verlust aus dem Abgang von Gegenständen des Anlagevermögens — 61 — 571 Veränderung der anderen Verbindlichkeiten und anderer Passiva, die nicht der Investitionsoder Finanzierungstätigkeit zuzuordnen sind — 141 77 Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit 2.015 1.819 — 57 — 47 Auszahlungen für Investitionen in das immaterielle Anlagevermögen Auszahlungen für Investitionen in das Sachanlagevermögen — 548 — 558 Auszahlungen für Investitionen in das Finanzanlagevermögen 1) — 19 — 18 Einzahlungen aus Abgängen von Gegenständen des immateriellen Anlagevermögens 169 0 15 12 Einzahlungen aus Abgängen von Gegenständen des Finanzanlagevermögens 1) 6 19 Einzahlungen aus dem Verkauf von konsolidierten Unternehmen 7 0 Cashflow aus der Investitionstätigkeit — 427 — 592 Einzahlungen von und Auszahlungen an Gesellschafter und Minderheitsgesellschafter — 189 — 201 Einzahlungen und Auszahlungen aus der Veränderung von Finanzkrediten — 386 35 Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit — 575 — 166 Zahlungswirksame Veränderungen des Finanzmittelfonds 1.013 1.061 — 20 — 14 Finanzmittelfonds 2) am 1.1. 7.514 6.467 Finanzmittelfonds am 31.12. 8.507 7.514 Einzahlungen aus Abgängen von Gegenständen des Sachanlagevermögens Veränderung des Finanzmittelfonds durch Wechselkurs- und Konsolidierungskreisänderungen 2) Ohne Wertpapiere des Anlagevermögens. Flüssige Mittel, Wertpapiere des Anlage- und Umlaufvermögens. (+) = Mittelherkunft, (–) = Mittelverwendung. 1) 2) 78 C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG, Ingelheim ENTWICKLUNG DES KONZERNEIGENKAPITALS ( in mio. eur) Stand am 31.12.2012 Kapital der Gesellschafter 1) Erwirtschaftetes Konzerneigenkapital davon Währungseinflüsse 178 6.000 — 1 Eigenkapital Anteile anderer Gesellschafter davon Währungseinflüsse Konzerneigenkapital 6.178 0 0 6.178 Entnahmen 0 — 172 0 — 172 0 0 — 172 Jahresüberschuss 0 1.324 0 1.324 0 0 1.324 0 — 209 — 209 — 209 1 0 — 208 178 6.943 — 210 7.121 1 0 7.122 Übrige Veränderungen Stand am 31.12.2013 Einlagen 0 40 0 40 2 0 42 Entnahmen 0 — 167 0 — 167 0 0 — 167 Jahresüberschuss 0 1.047 0 1.047 — 1 0 1.046 Übrige Veränderungen 0 68 68 68 0 0 68 178 7.931 — 142 8.109 2 0 8.111 Stand am 31.12.2014 as Kapital der Gesellschafter setzt sich zusammen aus dem Kapital der C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG und der C. H. Boehringer Sohn Grundstücksverwaltung D GmbH & Co. KG. Zum 31.12.2014 beinhaltet das Kapital der Gesellschafter ausschließlich Kommanditeinlagen. Auf die Konzerntätigkeit entfallende persönliche Steuern der Gesellschafter werden als Entnahmen aus dem erwirtschafteten Konzerneigenkapital dargestellt. Posten der Entwicklung des Konzerneigenkapitals, die rundungsbedingt ohne Betrag in Mio. EUR sind, werden ausgewiesen. 1) Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim79 KONZERNABSCHLUSS K onzernanhang C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG, Ingelheim KONZERNANHANG 1 Grundsätze und Methoden 1.1 Allgemeine Grundsätze Der Konzernabschluss von Boehringer Ingelheim für das Geschäftsjahr 2014 wird gemäß § 264a HGB unter Anwendung der Konzernrechnungslegungsvorschriften der §§ 290 ff. HGB erstellt. Gemäß § 297 Abs. 1 HGB besteht der Konzernabschluss aus der Konzernbilanz, der Konzern‑Gewinn- und Verlustrechnung, dem Konzernanhang, der Kapitalflussrechnung und dem Eigenkapitalspiegel. Der Konzernabschluss wird gemäß § 298 Abs. 1 i. V. m. § 244 HGB in Euro aufgestellt. Zur Klarheit und Übersichtlichkeit des Konzernabschlusses werden einzelne Posten der Konzernbilanz und der Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung zusammengefasst. Diese Posten sind im Anhang gesondert auf‑ gegliedert und erläutert. Die für die einzelnen Posten geforderten Zusatzangaben werden ebenfalls in den Anhang übernommen. 1.2 Angaben zum Konsolidierungskreis An der Spitze des Unternehmensverbandes Boehringer Ingelheim steht die C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG, Ingelheim. Die Boehringer AG, Ingelheim, ist die einzige persönlich haftende geschäftsführende Gesell‑ schafterin dieser Gesellschaft. Neben der C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG besteht die C. H. Boehringer Sohn Grundstücksverwaltung GmbH & Co. KG, deren Komplementärin sich unter einem beherrschenden Einfluss der C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG befindet. Der Unternehmensverband Boehringer Ingelheim besteht insgesamt aus 146 verbundenen Unternehmen im In‑ und Aus­land. In den Konzernabschluss sind neben der C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG und der C. H. Boehringer Sohn Grundstücksverwaltung GmbH & Co. KG weitere 122 Gesell­schaften, an denen die C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG di­rekt oder indi­rekt die Mehr­heit der Stimmrechte besitzt, nach den Regeln der Vollkonsolidierung einbezogen. 20 Gesellschaften wurden im Berichtsjahr gemäß § 296 Abs. 2 HGB nicht konsolidiert, da sie im Ein­zelnen und insgesamt von untergeordneter Bedeutung für die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unterneh‑ mensverbandes sind. Die Gesamtheit des Umsatzes, des Eigenkapitals sowie des Jahresergeb­nisses der nicht in den Konzernabschluss einbezogenen Unternehmen beträgt weniger als ein Prozent des Summenabschlus‑ ses des Konzerns. Auf die Bewertung als assoziiertes Unternehmen wurde gemäß § 311 Abs. 2 HGB wegen untergeordneter Bedeutung ebenfalls verzichtet. Bei zwei weiteren Gesellschaften sind aufgrund von 80 Satzungsbestimmungen dauernde Verfügungsbeschränkungen gegeben. Diese wurden gemäß § 296 Abs. 1 Nr. 1 HGB nicht konsolidiert. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die Gesamtzahl der verbundenen Unternehmen um vier: • Eine Gesellschaft wurde veräußert. • Vier Gesellschaften wurden gegründet. • Ein bisher als Beteiligung klassifiziertes Unternehmen wurde zum verbundenen Unternehmen. Für folgende Tochterunternehmen wurde von der Befreiung von Aufstellungs- und Offen­legungs­pflichten gemäß § 264 Abs. 3 HGB Gebrauch gemacht: • Boehringer Ingelheim GmbH, Ingelheim • Boehringer Ingelheim Europe GmbH, Ingelheim • Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH, Ingelheim • Boehringer Ingelheim Secura Versicherungsvermittlungs GmbH, Ingelheim • Boehringer Ingelheim Grundstücksgesellschaft mbH, Ingelheim • Boehringer Ingelheim Finanzierungs GmbH, Ingelheim • Boehringer Ingelheim R&D Beteiligungs GmbH, Ingelheim • Boehringer Ingelheim Venture Fund GmbH, Ingelheim Für folgende Tochterunternehmen wurde von der Befreiung von Aufstellungs- und Offen­legungs­pflichten gemäß § 264b HGB Gebrauch gemacht: • C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG, Ingelheim • C. H. Boehringer Sohn Grundstücksverwaltung GmbH & Co. KG, Ingelheim • Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG, Ingelheim • C. H. Boehringer Selbstmedikation KG, Ingelheim • Boehringer Ingelheim Veterinary Research Center GmbH & Co. KG, Hannover 1.3 Konsolidierungsmethoden Bei Vorräten und Anlagevermögen, Forderungen und Verbindlichkeiten sowie den Ertrags- und Auf­wands­ posten wurden die zwischen den einbezogenen Gesellschaften ent­standenen Ge­schäftsvorfälle im Rahmen der Zwi­schener­gebniseliminierung nach § 304 HGB, der Schul­denkonsolidierung nach § 303 HGB sowie der Auf­wands- und Ertragskonso­lidierung nach § 305 HGB heraus­gerechnet. Bei der Kapitalkonsolidierung wurde für Erstkonsoli­dierun­gen von Toch­terunternehmen die Neubewer‑ tungsmethode nach § 301 HGB angewandt. Die Erstkonso­lidie­rung erfolgte jeweils zu dem Zeitpunkt, zu dem das Unternehmen Tochterunternehmen geworden ist. Dabei wurde der Wertansatz der dem Mutterunternehmen gehörenden Anteile mit dem auf diese Anteile entfallenden Betrag des Eigenkapitals des Tochterunternehmens verrechnet. Das Eigenkapital wurde mit dem Betrag angesetzt, der dem zum Konsolidierungszeitpunkt beizulegenden Zeitwert der in den Konzernab‑ Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim81 KONZERNABSCHLUSS K onzernanhang schluss aufzunehmenden Vermögensgegenstände, Schulden, Rechnungsabgrenzungsposten und Sonderpos‑ ten entsprach. Ein nach der Verrechnung verbleibender Unterschiedsbetrag wurde, wenn er auf der Aktivseite entstand, als Geschäfts- oder Firmenwert ausgewiesen. 1.4 Währungsumrechnung Aus Fremdwährungstransaktionen resultierende Vermögensgegenstände und Verbindlichkeiten wurden grundsätzlich mit dem Devisenkassamittelkurs zum Bilanzstichtag umgerechnet. Bei einer Restlaufzeit von mehr als einem Jahr wurden dabei das Realisationsprinzip (§ 298 Abs. 1 i. V. m. § 252 Abs. 1 Nr. 4 Halbsatz 2 HGB) und das Anschaffungs­kostenprinzip (§ 298 Abs. 1 i. V. m. § 253 Abs. 1 Satz 1 HGB) beachtet. Im vorliegenden Konzernabschluss wurden die auf fremde Währung lautenden Abschlüsse ausländischer Tochterunternehmen mit Sitz in einem Staat außerhalb der Eurozone nach § 308a HGB nach der modifizier‑ ten Stichtagskursmethode in Euro umgerechnet. Durch die Anwendung der modifizierten Stichtagskursmethode wurden die Aktiv- und Passivposten der in ausländischer Währung aufgestellten Jahresabschlüsse mit Ausnahme des Eigenkapitals, welches zum histo‑ rischen Kurs umgerechnet wurde, zum Devisenkassamittelkurs am Bilanzstichtag in Euro umgerechnet. Die Posten der Gewinn- und Verlustrechnung wurden zum Durchschnittskurs in Euro umgerechnet. Die sich ergebende Umrechnungsdifferenz wurde innerhalb des Konzerneigenkapitals nach den Rück­lagen unter dem Posten „Eigenkapitaldifferenz aus Währungsumrechnung“ ausgewiesen. Für Jahresabschlüsse aus Ländern mit Hyperinflation wurden die Differenzen, im Sinne einer zutreffenderen Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns, teilweise erfolgswirksam erfasst. Die für den U ­ nternehmensverband wichtigsten Währungen haben sich im Berichtsjahr wie folgt verändert (Basis ­jeweils 1 Euro): Stichtagskurs US-Dollar Japanischer Yen Durchschnittskurs 31.12.2014 31.12.2013 2014 2013 1,21 1,38 1,33 1,33 145,23 144,72 140,38 129,67 Pfund Sterling 0,78 0,83 0,81 0,85 Kanadischer Dollar 1,41 1,47 1,47 1,37 82 2 Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden 2.1 Anlagevermögen Die erworbenen immateriellen Vermögensgegenstände und die Sachanlagen wurden zu An­schaf­fungs- bzw. Herstel­lungskosten, vermindert um planmäßige lineare Abschreibun­gen, entsprechend den technischen und wirtschaftli­chen Gegebenheiten angesetzt. Hierbei wurden folgende Nutzungsdauern zugrunde gelegt: Immaterielle Vermögensgegenstände 2 bis 15 Jahre Gebäude 20 Jahre Technische Anlagen und Maschinen 10 Jahre Andere Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung 3 bis 10 Jahre Im Konzernabschluss wurde einheitlich linear abgeschrieben. Vor­aussicht­lich dauerhaften Wertminde­rungen wurde durch außerplan­mäßige Abschrei­bungen Rechnung getra­gen. Bei der Ermittlung der Herstellungskos‑ ten wurden Material- und Fertigungseinzelkosten, angemessene Teile der Material- und Fertigungsgemein‑ kosten sowie der Werteverzehr des Anlagevermögens (soweit durch die Fertigung veranlasst) berücksichtigt. Alle aktivierten immateriellen Vermögensgegenstände des Anlagevermögens haben eine be­grenzte Nut‑ zungsdauer. Geschäfts- oder Firmenwerte aus der Erstkonsolidierung von Anteilen werden in der Regel über einen Zeit‑ raum von fünf Jahren abgeschrieben. Für den Geschäfts- oder Firmenwert des im Jahr 2007 übernommenen Unternehmens Boehringer Ingelheim Korea Ltd. wurde eine Nutzungsdauer von zehn Jahren zugrunde gelegt, da dies aufgrund von E ­ rfahrungen der Vergangenheit bezüglich Produkten und Absatzmärkten sowie den geschäftlichen Rahmenbedingungen der Boehringer Ingelheim Korea Ltd. ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild vermittelt. Die Finanzanlagen umfassen im Wesentlichen Anteilsrechte, Wertpapiere und Ausleihungen und werden zu Anschaffungskosten bzw. bei dauerhafter Wertminderung mit den niedrigeren beizulegenden Werten angesetzt. 2.2 Umlaufvermögen und Rechnungsabgrenzungsposten Die Vorräte wurden zu Anschaffungs- und Herstellungskosten bzw. zu den niedrigeren beizulegenden Zeit‑ werten an­gesetzt. Die Bestände an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen wurden zu durchschnittlichen Einstands­preisen oder zu niedrigeren beizulegenden Zeitwerten am Bilanzstichtag aktiviert. Die unfertigen und fertigen Erzeugnisse wurden auf der Basis von Einzelkalkulationen zu Herstellungs­ kosten bewertet, wobei neben den direkt zurechenbaren Materialeinzelkosten, Fertigungslöhnen und Son­ dereinzelkosten auch angemessene Teile der Fertigungs- und Materialgemeinkosten sowie Abschreibungen berücksichtigt wurden. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim83 KONZERNABSCHLUSS K onzernanhang Handelswaren wurden zu Anschaffungskosten oder niedrigeren Marktpreisen bilanziert. Alle erkennbaren Risiken im Vorratsvermögen, die sich aus überdurchschnittlicher Lagerdauer, geminderter Verwertbarkeit und niedrigeren Wiederbeschaffungskosten ergeben, wurden durch angemessene Abwertun‑ gen berücksichtigt. Die Bewertung erfolgte verlustfrei, d. h. es wurden von den voraussichtlichen Verkaufs­preisen Abschläge für noch anfallende Kosten vorgenommen. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände wurden zu Anschaffungskosten abzüglich der Wertab‑ schläge für Einzelrisiken und das allgemeine Kreditrisiko bilanziert. Unverzinsliche oder niedrig verzinsliche Forderungen mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr wurden abgezinst. Die Wertpapiere des Umlaufvermögens bestehen aus sonstigen Wertpapieren und wurden zu Anschaffungs‑ kosten oder gegebenenfalls zu niedrigeren Werten bilanziert, die sich aus den Börsen- oder Marktpreisen am Stichtag ergeben. Die flüssigen Mittel, bestehend aus Kassenbeständen, Guthaben bei Kreditinstitutuen und Schecks, wurden zu Anschaffungskosten oder dem niedrigeren beizulegenden Zeitwert bilanziert. Der aktive Rechnungsabgrenzungsposten nach § 250 Abs. 1 HGB beinhaltet im Voraus bezahlten Aufwand für eine bestimmte Zeit nach dem Bilanzstichtag. Der passive Rechnungsabgrenzungsposten nach § 250 Abs. 2 HGB beinhaltet Einnahmen, die Ertrag für eine bestimmte Zeit nach dem Bilanzstichtag darstellen. 2.3 Negativer Unterschiedsbetrag aus Unternehmenserwerben Der negative Unterschiedsbetrag aus Unternehmenserwerben resultiert aus einem den Kaufpreis übersteigen‑ den Reinvermögen eines zum 31. März 2011 sowie eines zum 1. August 2012 erworbenen Unternehmens. Der Wert des negativen Unterschiedsbetrags aus Unternehmenserwerben in Höhe von 157 Mio. EUR zum 1. Januar 2012 erhöhte sich durch das zum 1. August 2012 erworbene Unternehmen um 11 Mio. EUR. Der Zeitraum der Amortisierung des negativen Unterschiedsbetrages aus Unternehmenserwerben wird auf zehn Jahre geschätzt. Die Auflösung von 13 Mio. EUR im Geschäftsjahr 2014 auf 91 Mio. EUR erfolgte über den sonstigen betrieblichen Ertrag, grundsätzlich korrespondierend zur Amortisierung des übersteigenden Rein‑ vermögens zum Erwerbszeitpunkt der Unternehmen. 84 2.4 Konzernrücklagen Die Konzernrücklagen enthalten die bei den einbezogenen Unternehmen thesaurierten Ergeb­nisse sowie die ergebniswirksamen Konsolidierungen, soweit sie Vorjahre betreffen. 2.5 Rückstellungen Die Steuerrückstellungen und die sonstigen Rückstellungen berücksichtigen alle ungewissen Verbindlichkei‑ ten und drohenden Verluste aus schwebenden Geschäften. Sie wurden in Höhe des nach vernünftiger kauf‑ männischer Beurteilung notwendigen Erfüllungsbetrags (d. h. einschließlich zukünftiger Kosten- und Preissteigerungen) angesetzt. Rückstellungen mit einer Restlaufzeit von mehr als einem Jahr wurden mit dem laufzeitadäquaten, durchschnittlichen Marktzinssatz der vergangenen sieben Jahre (gemäß Rückstellungs­ abzinsungsverordnung) abgezinst. 2.6 Verbindlichkeiten Die Verbindlichkeiten wurden mit ihrem Erfüllungsbetrag bilanziert. 2.7 Steuerabgrenzung Für die Ermittlung latenter Steuern aufgrund von temporären oder quasi-permanenten Differenzen zwischen den handelsrechtlichen Wertansätzen von Vermögensgegenständen, Schulden und Rechnungsab­grenzungs­ posten und ihren steuerlichen Wertansätzen oder aufgrund steuerlicher Verlustvorträge wurden die Beträge der sich ergebenden Steuerbe- und Steuerentlastung mit den unternehmensindividuellen Steuersätzen (12 – 44 %) zum Zeitpunkt des Abbaus der Differenzen bewertet und nicht abgezinst. Differenzen, die auf Kon‑ solidierungsmaßnahmen gemäß den §§ 300 bis 305 HGB beruhen, wurden ebenfalls mit den unternehmens­ individuellen Steuersätzen zum Zeitpunkt des voraussichtlichen Abbaus der Differenzen bewertet. Aktive latente Steuern auf Verlustvorträge wurden berücksichtigt, sofern innerhalb der nächsten fünf Jahre eine Verlustverrechnung wahrscheinlich ist. Aktive und passive Steuerlatenzen wurden unsaldiert ausgewiesen. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim85 KONZERNABSCHLUSS K onzernanhang 3 Erläuterungen zur Konzernbilanz 3.1 Immaterielle Vermögensgegenstände ( i n m i o. eur) Entgeltlich erworbene Konzessionen/ ähnliche Rechte Geschäftsoder Firmenwerte Geleistete Anzahlungen Summe 1.470 573 16 2.059 — 59 0 0 — 59 Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten Stand am 1. Januar 2013 Währungsumrechnungsdifferenz Konsolidierungskreisänderungen 0 0 0 0 Zugänge 41 0 6 47 Abgänge — 53 0 0 — 53 Umbuchungen 107 0 — 8 99 1.506 573 14 2.093 Währungsumrechnungsdifferenz 112 1 0 113 Konsolidierungskreisänderungen 0 0 0 0 Zugänge 54 0 3 57 Abgänge — 55 0 — 2 — 57 Stand am 31. Dezember 2013 Umbuchungen 20 0 — 12 8 1.637 574 3 2.214 Stand am 1. Januar 2013 826 551 0 1.377 Währungsumrechnungsdifferenz — 35 1 0 — 34 Konsolidierungskreisänderungen 0 0 0 0 94 5 0 99 0 0 0 0 — 16 0 0 — 16 85 0 0 85 954 557 0 1.511 57 0 1 58 Stand am 31. Dezember 2014 Kumulierte Abschreibungen Zugänge Zuschreibungen Abgänge Umbuchungen Stand am 31. Dezember 2013 Währungsumrechnungsdifferenz Konsolidierungskreisänderungen Zugänge Zuschreibungen 0 0 0 0 97 5 0 102 0 0 0 0 — 49 0 0 — 49 0 0 0 0 1.059 562 1 1.622 Buchwerte am 31. Dezember 2013 552 16 14 582 Buchwerte am 31. Dezember 2014 578 12 2 592 Abgänge Umbuchungen Stand am 31. Dezember 2014 86 3.2 Sachanlagen Grundstücke/ Bauten Technische Anlagen und Maschinen Andere Anlagen und Betriebs ausstattung Geleistete Anzahlungen und Anlagen im Bau Summe Stand am 1. Januar 2013 2.780 3.173 2.114 497 8.564 Währungsumrechnungsdifferenz — 128 — 96 — 59 — 12 — 295 Konsolidierungskreisänderungen 0 0 0 0 0 ( in mio. eur) Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten Zugänge 39 55 126 338 558 Abgänge — 40 — 53 — 129 — 18 — 240 Umbuchungen 145 130 — 49 — 325 — 99 2.796 3.209 2.003 480 8.488 133 98 59 21 311 Stand am 31. Dezember 2013 Währungsumrechnungsdifferenz Konsolidierungskreisänderungen 0 0 2 0 2 Zugänge 68 98 129 253 548 Abgänge — 156 — 265 — 195 — 2 — 618 196 61 74 — 339 — 8 3.037 3.201 2.072 413 8.723 1.585 2.230 1.646 0 5.461 — 82 — 72 — 48 0 — 202 Umbuchungen Stand am 31. Dezember 2014 Kumulierte Abschreibungen Stand am 1. Januar 2013 Währungsumrechnungsdifferenz Konsolidierungskreisänderungen Zugänge Zuschreibungen Abgänge Umbuchungen 0 0 0 0 0 207 263 170 0 640 — 4 0 — 5 0 — 9 — 34 — 51 — 119 0 — 204 16 — 19 — 82 0 — 85 1.688 2.351 1.562 0 5.601 Währungsumrechnungsdifferenz 78 69 42 0 189 Konsolidierungskreisänderungen 0 0 1 0 1 107 183 159 0 449 0 — 8 0 0 — 8 — 140 — 261 — 178 0 — 579 Stand am 31. Dezember 2013 Zugänge Zuschreibungen Abgänge Umbuchungen 27 — 39 12 0 0 Stand am 31. Dezember 2014 1.760 2.295 1.598 0 5.653 Buchwerte am 31. Dezember 2013 1.108 858 441 480 2.887 Buchwerte am 31. Dezember 2014 1.277 906 474 413 3.070 Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim87 KONZERNABSCHLUSS K onzernanhang 3.3 Finanzanlagen ( i n m i o. eur) AusleihunAnteile an gen an verbundenen verbundene Unternehmen Unternehmen Beteiligungen Wertpapiere des Anlagevermögens Sonstige Ausleihungen Summe Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten Stand am 1. Januar 2013 37 0 120 4.091 20 4.268 Währungsumrechnungsdifferenz 0 0 — 2 — 7 — 1 — 10 Konsolidierungskreisänderungen 0 0 0 0 0 0 Zugänge 1 0 9 586 9 605 Abgänge — 35 0 — 3 — 34 — 6 — 78 Umbuchungen 0 0 0 0 0 0 Stand am 31. Dezember 2013 3 0 124 4.636 22 4.785 Währungsumrechnungsdifferenz 0 0 1 17 0 18 Konsolidierungskreisänderungen 0 0 0 0 0 0 Zugänge 0 0 13 632 6 651 Abgänge 0 0 0 — 42 — 5 — 47 Umbuchungen 1 0 — 1 0 0 0 Stand am 31. Dezember 2014 4 0 137 5.243 23 5.407 — 1 0 45 — 2 4 46 Währungsumrechnungsdifferenz 1 0 — 2 0 — 1 — 2 Konsolidierungskreisänderungen 0 0 0 0 0 0 Zugänge 0 0 1 2 0 3 Zuschreibungen 0 0 0 0 0 0 Abgänge 0 0 0 1 0 1 Umbuchungen 0 0 0 0 0 0 Stand am 31. Dezember 2013 0 0 44 1 3 48 Währungsumrechnungsdifferenz 0 0 0 0 0 0 Konsolidierungskreisänderungen 0 0 0 0 0 0 Zugänge 0 0 18 30 0 48 Zuschreibungen 0 0 0 0 0 0 Abgänge 0 0 0 — 1 0 — 1 Umbuchungen 0 0 0 0 0 0 Stand am 31. Dezember 2014 0 0 62 30 3 95 Buchwerte am 31. Dezember 2013 3 0 80 4.635 19 4.737 Buchwerte am 31. Dezember 2014 4 0 75 5.213 20 5.312 Kumulierte Abschreibungen Stand am 1. Januar 2013 Der Posten „Sonstige Ausleihungen“ enthält wie im Vorjahr keine Ausleihungen gegen Gesellschafter. 88 3.4 Vorräte ( in mio. eur) 31.12.2014 31.12.2013 Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe Unfertige Erzeugnisse 486 474 1.002 837 749 766 0 6 2.237 2.083 Fertige Erzeugnisse und Waren Geleistete Anzahlungen 3.5 Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände ( in mio. eur) Forderungen aus Lieferungen und Leistungen Forderungen gegen verbundene Unternehmen Forderungen gegen Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht Sonstige Vermögensgegenstände 31.12.2014 Restlaufzeit über 1 Jahr 31.12.2013 Restlaufzeit über 1 Jahr 2.777 1 2.677 3 9 0 9 0 25 0 23 0 940 27 846 27 3.751 28 3.555 30 In dem Posten „Sonstige Vermögensgegenstände“ sind Forderungen gegen die Gesellschafter in Höhe von 98 Mio. EUR enthalten (Vorjahr: 27 Mio. EUR). Die Forderungen gegen verbundene Unternehmen bestanden im Wesentlichen aus Kreditforderungen. Die Forderungen gegen Beteiligungsunternehmen bestanden vorwiegend aus Lieferungen und Leistungen. 3.6 Rückstellungen 31.12.2014 31.12.2013 Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen 3.739 3.414 Steuerrückstellungen 1.003 823 Sonstige Rückstellungen 3.793 3.302 8.535 7.539 ( in mio. eur) Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim89 KONZERNABSCHLUSS K onzernanhang Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen Die Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen wurden auf der Grundlage versicherungs‑ mathematischer Berechnungen nach dem Anwartschaftsbarwertverfahren unter Berücksichtigung von zukünftigen Entgelt- und Rentenanpassungen ermittelt. Bei der versicherungsmathematischen Berechnung der Verpflichtungen wurden neben den lokalen biometri‑ schen Rechnungsgrundlagen (z. B. in Deutschland die Generationentafeln 2005 G von Prof. Dr. Klaus Heubeck) in den wesentlichen Ländern die folgenden versicherungsmathematischen Parameter zugrunde gelegt: Stand 31. Dezember 2014 (in %) Rechnungszins Deutschland USA Japan 4,55 4,84 1,73 Entgelttrend 4,0 4,0 4,0 Rententrend 2,0 3,0 2,9 Für die Abzinsung wurde pauschal der durchschnittliche Marktzinssatz bei einer restlichen Laufzeit von 15 Jahren gemäß der Rückstellungsabzinsungsverordnung vom 18. November 2009 verwendet. Die für die Abzinsung wesentlicher ausländischer Altersversorgungsverpflichtungen (USA und Japan) verwendeten Zinssätze wurden entsprechend der Rückstellungsabzinsungsverordnung vom 18. November 2009 mit ver‑ gleichbaren Berechnungsgrundlagen ermittelt. Die ausschließlich der Erfüllung der Pensionsverpflichtungen und ähnlichen Verpflichtungen dienenden, dem Zugriff aller übrigen Gläubiger entzogenen Vermögensgegenstände (Deckungsvermögen i. S. d. § 246 Abs. 2 Satz 2 HGB) wurden mit ihrem beizulegenden Zeitwert bewertet, welcher im Wesentlichen aus Bör‑ senkursen abgeleitet ist, und mit den zugrunde liegenden Verpflichtungen verrechnet. Am Abschlussstichtag beträgt der beizulegende Zeitwert (Marktwert am Bilanzstichtag) des Deckungsvermögens 1.256 Mio. EUR. Dem Deckungsvermögen steht ein Erfüllungsbetrag der verrechneten Pensionsverpflichtungen und ähnlichen Verpflichtungen in Höhe von 4.995 Mio. EUR gegenüber. Die Aufwendungen und Erträge aus dem Deckungs‑ vermögen und der Zinsanteil aus den Pensionsverpflichtungen und ähnlichen Verpflichtungen wurden ent‑ sprechend § 246 Abs. 2 Satz 2 HGB verrechnet. Insgesamt sind 41 Mio. EUR Erträge aus Deckungs­vermögen und 459 Mio. EUR Aufwendungen aus der Zuführung zu Pensionsverpflichtungen und ähnlichen Verpflich‑ tungen im Finanzergebnis enthalten. 90 3.7 Verbindlichkeiten Restlaufzeit unter 1 Jahr 1 – 5 Jahre über 5 Jahre 31.12.2014 31.12.2013 Restlaufzeit unter 1 Jahr Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 180 802 7 989 1.369 531 Andere Verbindlichkeiten 1.233 87 126 1.446 1.509 1.311 ( in mio. eur) davon: - Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 733 0 0 733 878 877 - Erhaltene Anzahlungen 67 0 0 67 44 36 - Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen 24 0 0 24 27 27 - Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht - Sonstige Verbindlichkeiten * 1 0 0 1 1 1 408 87 126 621 559 370 1.413 889 133 2.435 2.878 1.842 146 139 11 15 * Davon: - aus Steuern (in Mio. EUR) - im Rahmen der sozialen Sicherheit (in Mio. EUR) Wie schon im Vorjahr bestanden am Bilanzstichtag keine durch Grundpfandrechte oder ähnliche dingliche Rechte gesicherte Verbindlichkeiten. Am Jahresende bestanden Verbindlichkeiten gegenüber den Gesellschaftern in Höhe von 10 Mio. EUR ­(Vorjahr: 1 Mio. EUR). Der Ausweis erfolgt unter den „Sonstige Verbindlichkeiten“. Die Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen enthalten Verbindlichkeiten aus Darlehen in Höhe von 24 Mio. EUR (Vorjahr: 22 Mio. EUR) sowie Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen in Höhe von 1 Mio. EUR (Vorjahr: 4 Mio. EUR). Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim91 KONZERNABSCHLUSS K onzernanhang 4 Erläuterungen zur Gewinnund Verlust­rechnung des Konzerns Der Gliederung der Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung wurde das Gesamtkostenverfahren zugrunde g ­ elegt. 4.1 Umsatzerlöse nach Geschäften ( in m io. eur) Verschreibungspflichtige Medikamente 2014 2013 10.101 10.891 Selbstmedikation 1.437 1.473 Tiergesundheit 1.130 1.070 Biopharmazeutika 501 449 Industriekunden und sonstige Umsatzerlöse 148 182 13.317 14.065 2014 2013 4.081 4.267 912 1.018 5.937 6.411 4.638 5.157 3.299 3.387 1.736 1.830 13.317 14.065 nach geografischen Märkten (in mio. eur) Europa davon: Deutschland Nord- und Südamerika davon: USA Asien, Australien, Afrika davon: Japan 4.2 Sonstige betriebliche Erträge Die sonstigen betrieblichen Erträge enthalten Erträge aus der Währungsumrechnung in Höhe von 581 Mio. EUR (Vorjahr: 658 Mio. EUR). 4.3 Materialaufwand ( i n m i o. eur) Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe und für bezogene Waren Aufwendungen für bezogene Leistungen 92 2014 2013 1.421 1.384 516 506 1.937 1.890 4.4 Personalaufwand 2014 2013 3.406 3.321 710 750 ( in mio. eur) Löhne und Gehälter Soziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung und für Unterstützung davon: für Altersversorgung 143 184 4.116 4.071 Sämtliche Zinseffekte aus der Bewertung der Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen wurden als gesonderter Posten innerhalb des Finanzergebnisses gezeigt. Durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter Produktion Administration Marketing und Vertrieb Forschung und Entwicklung 2014 2013 13.878 13.856 5.694 5.489 19.269 19.617 8.104 7.741 798 789 47.743 47.492 Auszubildende 4.5 Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachanlagen In den Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachan­lagen sind im Geschäftsjahr keine außerplanmäßigen Abschreibungen enthalten (Vorjahr: 156 Mio. EUR). 4.6 Sonstige betriebliche Aufwendungen Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen enthalten Aufwendungen aus der Währungsumrechnung in Höhe von 227 Mio. EUR (Vorjahr: 604 Mio. EUR). Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen umfassen des Weiteren vorwiegend Fremdleistungen in den Bereichen ­For­schung, Entwicklung, Medizin und Marketing sowie Verwaltungskosten, Gebühren, Beiträge, Provi­sionen, Mieten, Frachten und Aufwendungen für Fremdreparaturen. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim93 KONZERNABSCHLUSS K onzernanhang 4.7 Finanzergebnis 2014 2013 Zinsanteil in der Zuführung zu Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen sowie sonstige Rückstellungen — 436 — 192 Übrige Zinsen und ähnliche Aufwendungen — 113 — 91 Zinsen und ähnliche Aufwendungen ( i n m i o. eur) — 549 — 283 Abschreibungen und Abgangsverluste auf Finanzanlagen und auf Wertpapiere des Umlaufvermögens — 30 — 1 Erträge aus anderen Wertpapieren und aus Ausleihungen des Finanzanlagevermögens 127 118 Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 36 15 — 416 — 151 2014 2013 — 19 — 21 1 12 0 0 — 18 — 9 2014 2013 Laufende Steuern vom Einkommen und vom Ertrag 685 561 Latente Steuern vom Einkommen und vom Ertrag — 25 69 660 630 4.8 Beteiligungsergebnis ( i n m i o. eur) Abschreibungen auf Beteiligungen Erträge aus Beteiligungen davon aus verbundenen Unternehmen 4.9 Steuern ( i n m i o. eur) Die laufenden Steuern vom Einkommen und Ertrag beinhalten im Wesentlichen die Aufwendungen für Körperschaft- und Gewerbesteuer der einbezogenen Unternehmen. Durch den Abschluss von Ergebnisabführungsverträgen gehören wesentliche einbezogene deutsche Kapital‑ gesellschaften seit dem 1. Januar 2004 zum gewerbe- und körperschaftsteuerlichen Organkreis der Mutterge‑ sellschaft C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG. Da die auf betriebliches Einkommen entfallende Einkommen‑ steuer der Gesellschafter der C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG nicht in der Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns ausgewiesen werden darf, wird lediglich die Gewerbeertragsteuer der betreffenden Gesellschaf‑ ten sowie weiterer vollkonsolidierter deutscher Personengesellschaften als Steueraufwand gezeigt. 94 Der Gesamtbestand an aktiven latenten Steuern zum Bilanzstichtag beträgt 1.640 Mio. EUR. Aktive l­ atente Steuern entfallen im Wesentlichen auf unterschiedliche Bilanzansätze von Rückstellungen, Anlagevermögen und Vorräten. Passive latente Steuern wurden in Höhe von 305 Mio. EUR abgegrenzt. Sie betreffen im Wesentlichen unterschiedliche Bilanzansätze von Vermögensgegenständen des Sachanlagevermögens, Vor‑ räte sowie Rückstellungen. 4.10 Jahresüberschuss Der Jahresüberschuss 2014 ist durch periodenfremde betriebliche Erträge (im Wesentlichen Auflösung von sonstigen Rückstellungen) in Höhe von 163 Mio. EUR (Vorjahr: 189 Mio. EUR) positiv sowie durch perioden‑ fremde betriebliche Aufwendungen in Höhe von 231 Mio. EUR (Vorjahr: 150 Mio. EUR) negativ beeinflusst. 5 Erläuterungen zur Kapitalflussrechnung Die Kapitalflussrechnung zeigt, wie sich der Finanzmittelbestand (flüssige Mittel und jederzeit veräußerbare Wertpapiere des Anlage- und Umlaufvermögens) des Boehringer Ingelheim Unterneh­mensverbandes während des Berichtsjahres durch Mittelzu- und Mittelabflüsse verändert hat. In Übereinstimmung mit dem Deutschen Rechnungslegungs Standard Nr. 2 zur Kapitalflussrech­nung (DRS 2) wurde zwischen Zahlungs­strömen aus der laufenden Geschäftstätigkeit sowie solchen aus der Investitions- und Finanzierungs­tätigkeit unterschieden. Die Veränderungen der Bilanzposten der einbezogenen verbundenen Unternehmen wurden zu Jahresdurch‑ schnittskursen umgerechnet. Der Finanzmittelbestand ist wie in der Bilanz zum Stichtagskurs angesetzt. Der Einfluss von Wechselkursänderungen auf den Finanzmittelbe­stand wurde gesondert dargestellt. Im Geschäftsjahr wurden 110 Mio. EUR Zinsen zahlungswirksam vereinnahmt sowie 83 Mio. EUR (Vorjahr: 77 Mio. EUR) Zinsen und 547 Mio. EUR (Vorjahr: 583 Mio. EUR) Steuern gezahlt. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim95 KONZERNABSCHLUSS K onzernanhang 6 Sonstige Angaben 6.1 Haftungsverhältnisse ( i n m i o. eur) 31.12.2014 31.12.2013 122 25 Verbindlichkeiten aus Bürgschaften, Wechsel- und Scheckbürgschaften, Gewährleistungen und Bestellung von Sicherheiten für fremde Verbindlichkeiten Das Risiko der Inanspruchnahme aus den einzelnen Haftungsverhältnissen wird wie folgt eingeschätzt: Das Risiko einer Inanspruchnahme aus Bürgschaften für die Verbindlichkeiten von verbundenen Unternehmen gegenüber Kreditinstituten wird aufgrund der guten Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der betreffenden Tochterunternehmen als gering eingeschätzt. 6.2 Sonstige finanzielle Verpflichtungen und außerbilanzielle Geschäfte ( i n m i o. eur) 31.12.2014 31.12.2013 298 283 Miet- und Leasingverträge Bestellobligo 698 1.047 996 1.330 Aus Miet- und Leasingverträgen bestehen Verpflichtungen in Höhe von 298 Mio. EUR (Vorjahr: 283 Mio. EUR), davon entfallen 37 Mio. EUR (Vorjahr: 26 Mio. EUR) auf langfristige Mietverträge mit nicht einbezogenen Tochterunternehmen. Der Zweck der Leasingverträge liegt in der geringeren Kapitalbindung im Vergleich zum Erwerb und im Weg‑ fall des Verwertungsrisikos. Risiken könnten sich aus der Vertragslaufzeit ergeben, sofern die Gegenstände nicht mehr vollständig genutzt werden können, wofür es derzeit keine Anzeichen gibt. Die sonstigen finanziellen Verpflichtungen beinhalten zukünftige Belastungen aus Folgeinvestitionen, bereits begonnene Investitionen und künftige Großreparaturen. Zum Bilanzstichtag wurden im Bestell­obligo künftige ausgabewirksame Investitionen in Höhe von 543 Mio. EUR (Vorjahr: 893 Mio. EUR) ausgewiesen. 6.3 Derivative Finanzinstrumente und Bewertungseinheiten Der Unternehmensverband Boehringer Ingelheim ist durch die ausgeprägte internationale Struktur in erheb‑ lichem Umfang von der Entwicklung der Welt­wäh­rungen und Zinsen abhängig. Zur Absicherung dieser Risi‑ ken, insbesondere aus Lieferungen und Lei­stun­gen sowie Finanzierungen, werden in der Regel bei Wäh‑ rungsrisiken Devisentermin- und Devisenoptionsgeschäfte sowie bei Zinsände­rungsrisiken Zins­swaps und Zinsoptionen eingesetzt. 96 In internen Richtlinien sind der Einsatz von derivativen Finanzinstrumenten sowie die organi­satorische Abwicklung festgelegt. Es besteht eine strikte Trennung zwischen Han­del, Abwick­lung, Dokumen­tation und Kontrolle. Die Risikopositionen werden regelmäßig in einer speziellen, konzernweiten Finanzberichter­stattung erfasst, analysiert und bewertet. Die eingegangenen Positionen werden periodisch neu bewertet und überwacht. Die am Bilanzstichtag beizulegenden Zeitwerte der derivativen Finanzinstrumente wurden mit marktüblichen Bewertungsmethoden (Devisen- und Zinstermingeschäfte nach der Barwertmethode, D ­ evisen- und Zins­ optionen nach anerkannten Optionspreismodellen) unter Berücksichtigung der am B ­ ilanzstichtag vorliegen‑ den Marktdaten ermittelt. Die Devisen- und Zinsoptionen sind jeweils zum beizulegenden Zeitwert, höchstens aber in Höhe der gezahlten bzw. vereinnahmten Optionsprämie bilanziert und werden erst zum Ende der Laufzeit ausgebucht. Für Devisentermingeschäfte, die nicht in Bewertungseinheiten einbezogen wurden und zum Bilanzstichtag einen negativen beizulegenden Zeitwert innerhalb einer Währung aufwiesen, wurden Rückstellungen in Höhe von 23 Mio. EUR gebildet. Positive beizulegende Zeitwerte innerhalb einer Währung blieben entspre‑ chend dem Imparitätsprinzip außer Ansatz. Am Bilanzstichtag bestanden folgende, nicht in Bewertungseinheiten einbezogene derivative Finanz­ instrumente: Nominalvolumen ( in mio. eur) Devisentermingeschäfte beizulegender Zeitwert 31.12.2014 31.12.2013 31.12.2014 31.12.2013 1.458 1.302 20 21 Soweit die Voraussetzungen zur Einbeziehung der Sicherungsgeschäfte in Bewertungseinheiten mit hoher Wahrscheinlichkeit erwarteter Transaktionen gemäß § 254 HGB gegeben waren, erfolgte unter Anwendung der Einfrierungsmethode keine buchhalterische Erfassung der Devisentermingeschäfte in der Bilanz. Bei der Bildung von Bewertungseinheiten gemäß § 254 HGB kommen folgende Bilanzierungs- und Bewer‑ tungsgrundsätze zur Anwendung: Ökonomische Sicherungsbeziehungen werden durch die Bildung von Bewertungseinheiten bilanziell nach‑ vollzogen. Die Bewertungseinheiten werden je Fremdwährung aus dem Nettobetrag von mit hoher Wahr‑ scheinlichkeit erwarteten Transaktionen und Devisentermingeschäften gebildet, die bezüglich ihrer Laufzeit, Nominalbetrag und Fremdwährung dem erwarteten Nettozahlungsstrom entsprechen (Macro Hedge). Die mit hoher Wahrscheinlichkeit geplanten Transaktionen (Ein- und Auszahlungen aus geplanten Absatz- und Beschaffungsgeschäften) sind aus der Unternehmensplanung abgeleitet. Die vergangenheitsorientierte Über‑ prüfung der Planung hat gezeigt, dass die geplanten Transaktionen hoch wahrscheinlich sind. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim97 KONZERNABSCHLUSS K onzernanhang Aufgrund der Übereinstimmung der wertbestimmenden Komponenten (Critical Terms: Laufzeit, Nominal­ betrag, Fremdwährung) gleichen sich die gegenläufigen Wertänderungen zwischen Grund- und Sicherungs‑ geschäften vollständig aus. Es kann daher sowohl prospektiv als auch retrospektiv von einer e­ ffektiven ­Sicherungsbeziehung ausgegangen werden. Zur Messung der prospektiven und retrospektiven E ­ ffektivität der Sicherungsbeziehung wird ausschließlich die „Critical-Term-Match"-Methode verwendet. Zum 31. Dezember 2014 wurden Bewertungseinheiten für mit hoher Wahrscheinlichkeit erwartete Netto‑ zahlungsströme wie folgt gebildet: Januar bis Dezember 2015: Nettozahlungsströme (in Devisentermingeschäfte ( i n mio. eur) Nominalwert m i o . e ur) Nominalwert Zeitwert USD 1.448 USD — 1.360 USD — 137 JPY 976 JPY — 872 JPY AUD 112 AUD — 88 AUD MXN 127 MXN — 39 MXN 1 CAD 131 CAD — 74 CAD — 3 GBP 261 GBP — 172 GBP — 9 156 2 Januar bis Dezember 2016: Nettozahlungsströme (in Devisentermingeschäfte ( i n mio. eur) Nominalwert m i o . e ur) Nominalwert Zeitwert USD 1.435 USD — 868 USD — 90 JPY 1.007 JPY — 545 JPY 110 AUD 16 AUD — 11 AUD 0 MXN 16 MXN — 11 MXN — 0 CAD 132 CAD — 66 CAD — 1 GBP 261 GBP — 65 GBP — 3 Januar bis Dezember 2017: Nettozahlungsströme (in Devisentermingeschäfte ( i n mio. eur) Nominalwert Nominalwert USD 1.315 USD — 431 USD JPY 1.059 JPY — 313 JPY m i o . e ur) Zeitwert — 34 76 CAD 22 CAD — 11 CAD — 0 GBP 44 GBP — 7 GBP — 0 98 Januar bis Februar 2018: Nettozahlungsströme (i n Devisentermingeschäfte ( i n mi o. eur) Nominalwert m i o. e ur) Nominalwert Zeitwert USD 305 USD — 56 USD 1 JPY 131 JPY — 30 JPY 2 Die Höhe des abgesicherten Fremdwährungsrisikos korreliert mit der relativen Veränderung des Wechselkur‑ ses zwischen dem Planungszeitpunkt und dem Realisationszeitpunkt der erwarteten Transaktionen. Wenn alle Währungen gegenüber dem Euro um 10,0 % auf- oder abwerten würden, ergäbe sich ohne Absicherung ein Kursänderungsrisiko von +/– 880 Mio. EUR. Zum Bilanzstichtag besteht ein Darlehen, welches in Höhe von 100 Mio. EUR variabel zu verzinsen ist. Zur Absicherung gegen das hiermit verbundene Zinsänderungsrisiko wurden betrags- und laufzeitkongruente Zinsswaps abgeschlossen. Da es sich ausschließlich um die Transformation der variabel verzinslichen Darle‑ hensteile in eine feste Verzinsung handelt, werden Bewertungseinheiten gebildet (Micro Hedges). Die gegen‑ läufigen Wertänderungen zwischen Grund- und Sicherungsgeschäft gleichen sich bis 2017 vollständig aus. Die Zinsswaps hatten am Bilanzstichtag einschließlich Stückzinsen einen beizulegenden Zeitwert von – 6 Mio. EUR. Der Buchwert (entspricht den abgegrenzten Stückzinsen) beträgt 1 Mio. EUR und ist in den Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten ausgewiesen. Die Bilanzierung erfolgte im Rahmen der Ein‑ frierungsmethode. 6.4 Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen 2014 2013 2.654 2.743 ( in mio. eur) Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen Die nicht aktivierten Forschungs- und Entwicklungskosten enthalten u. a. Kosten für klinische Studien der Phase IV. 6.5 Gesamthonorar des Abschlussprüfers Das vom Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr berechnete Gesamthonorar im Konzern beträgt 2,0 Mio. EUR. Davon entfallen 1,1 Mio. EUR auf Abschlussprüfungsleistungen sowie 0,9 Mio. EUR auf sonstige Leistungen. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim99 B E S T ÄT I G U N G S V E R M E R K D E S A B S C H L U S S P R Ü F E R S Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers Wir haben den von der C. H. Boehringer Sohn AG Wir haben unsere Konzernabschlussprüfung nach & Co. KG, Ingelheim, aufgestellten Konzernab‑ § 317 HGB unter Beachtung der vom Institut der schluss – bestehend aus Bilanz, Gewinn- und Ver‑ Wirtschaftsprüfer (IDW) festgestellten deutschen lustrechnung, Anhang, Kapitalflussrechnung und Grundsätze ordnungsmäßiger Abschlussprüfung Eigenkapitalspiegel – und den Konzernlagebericht vorgenommen. Danach ist die Prüfung so zu pla‑ für das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis 31. De­ nen und durchzuführen, dass Unrichtigkeiten und zember 2014 geprüft. Die Aufstellung von Kon‑ Verstöße, die sich auf die Darstellung des durch zernabschluss und Konzernlagebericht nach den den Konzernabschluss unter Beachtung der Grund‑ deutschen handelsrechtlichen Vorschriften liegt in sätze ordnungsmäßiger Buchführung und durch der Verantwortung des Vorstands der persönlich den Konzernlagebericht vermittelten Bildes der haftenden Gesellschafterin. Unsere Aufgabe ist es, Vermögens-, Finanz- und Ertragslage wesentlich auf der Grundlage der von uns durchgeführten auswirken, mit hinreichender Sicherheit erkannt Prüfung eine Beurteilung über den Konzernab‑ werden. Bei der Festlegung der Prüfungshandlun‑ schluss und den Konzernlagebericht abzugeben. gen werden die Kenntnisse über die Geschäftstä‑ tigkeit und über das wirtschaftliche und rechtliche Umfeld des Konzerns sowie die Erwartungen über mögliche Fehler berücksichtigt. Im Rahmen der Prüfung werden die Wirksamkeit des rechnungs­ legungsbezogenen internen Kontrollsystems sowie Nachweise für die Angaben im Konzernabschluss und Konzernlagebericht überwiegend auf der Basis von Stichproben beurteilt. Die Prüfung umfasst die Beurteilung der Jahresabschlüsse der in den Konzernabschluss einbezogenen Unternehmen, der Abgrenzung des Konsolidierungskreises, der angewandten Bilanzierungs- und Konsolidierungs‑ grundsätze und der wesentlichen Einschätzungen des Vorstands der persönlich haftenden Gesell‑ schafterin sowie die Würdigung der Gesamtdar‑ stellung des Konzernabschlusses und des Konzern‑ lageberichts. Wir sind der Auffassung, dass unsere Prüfung eine hinreichend sichere Grundlage für unsere Beurteilung bildet. 100 Unsere Prüfung hat mit Ausnahme der folgenden Einschränkung zu keinen Einwendungen geführt: Entgegen § 314 Abs. 1 Nr. 6 Buchstaben a) und b) HGB wurden im Konzernanhang die Gesamtbezüge der Vorstandsmitglieder, der ehemaligen Vorstands‑ mitglieder und der Mitglieder des Aufsichtsgremiums sowie die für die ehemaligen Vorstandsmitglieder gebildeten und nicht gebildeten Pensionsrückstel‑ lungen nicht angegeben. Nach unserer Beurteilung aufgrund der bei der Prüfung gewonnenen Erkenntnisse entspricht der Konzernabschluss mit der genannten Einschrän‑ kung den gesetzlichen Vorschriften. Der Konzern‑ abschluss vermittelt unter Beachtung der Grund‑ sätze ordnungsmäßiger Buchführung ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Kon‑ zerns. Der Konzernlagebericht steht in Einklang mit einem den gesetzlichen Vorschriften entspre‑ chenden Konzernabschluss, vermittelt insgesamt ein zutreffendes Bild von der Lage des Konzerns und stellt die Chancen und Risiken der zukünf­ tigen Entwicklung zutreffend dar. Frankfurt am Main, den 31. März 2015 PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gez. dr. ulrich störk gez. michael conrad WirtschaftsprüferWirtschaftsprüfer Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim101 102 PRODUCT PORTFOLIO PRODUKTPORTFOLIO EINE AUSWAHL Verschreibungspflichtige Markenpräparate 104 Selbstmedikation 114 Tiergesundheit 124 Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim103 PRODUKTPORTFOLIO v ers c hreibun g spfli c hti g e m arkenpr ä parate ATEMWEGSERKRANKUNGEN Die chronisch-obstruktive Atemwegserkrankung (COPD) Asthma bronchiale und Asthma bronchiale gehören zu den am weitesten Asthma bronchiale ist eine chronische entzündliche verbreiteten chronischen Lungenkrankheiten und sind Erkrankung der Atemwege. Sie ist begleitet von einer weltweit eine häufige Ursache von Morbidität und vor­ Überempfindlichkeit der Atemwege, die zu ihrer Ver­ zeitigem Tod. engung mit wiederholten Episoden von pfeifenden Atemgeräuschen, Luftnot und typischerweise nachts oder früh- Die idiopathische Lungenfibrose (IPF) ist eine seltene morgens auftretendem Husten führt. Heute weiß man, Erkrankung, die mit starken Beeinträchtigungen einher- dass Asthma durch genetische und Umweltfaktoren (z. B. geht und letztlich tödlich verläuft. Allergene, virale Infektionen) ausgelöst werden kann. Die Atemwegsbeschwerden können sehr variabel sein. In COPD ­frühen Krankheitsstadien ist die Einschränkung des Atem- COPD ist eine chronische Lungenerkrankung, bei der sich flusses normalerweise vollständig reversibel, und die die Atemwege verengen. Dies führt zu einer Einschrän- ­Patienten können zwischen den Anfällen sogar symptom- kung des Atemflusses und somit zu Luftnot und anderen frei sein. Im Gegensatz zur COPD kann Asthma schon ab Atemwegssymptomen. Diese Einschränkung des Atem- dem Kindesalter auftreten. flusses ist nur teilweise rückbildungsfähig und verschlimmert sich im Laufe der Zeit. Es kommt zu einer Zerstö- Idiopathische Lungenfibrose (IPF) rung von Lungengewebe (hauptsächlich sind die Alveolen IPF ist eine chronische, progressive, stark einschränkende und damit der Gasaustausch betroffen) sowie zu einer und letztlich tödlich verlaufende Lungenerkrankung, für übermäßigen Schleimproduktion in den Atemwegen und die nur begrenzte Behandlungsoptionen zur Verfügung zu chronischem Husten. Diese Beschwerden tragen maß- stehen. Weltweit gibt es je 100.000 Menschen 14 bis 43 Be- geblich dazu bei, dass die COPD ein für Patienten sehr troffene. IPF ist durch eine progressive Vernarbung des belastendes Krankheitsbild ist. Lungenemphysem und Lungengewebes und den fortschreitenden Verlust der chronische Bronchitis stellen die wesentlichen Manifes­ Lungenfunktion gekennzeichnet. Die Entstehung des tationen der COPD dar. Narbengewebes wird als Fibrose bezeichnet. Da das Gewebe im Laufe der Zeit dick wird und infolge der Ver- COPD wird durch eine anhaltende Schädigung der Lunge narbung versteift, verliert die Lunge ihre Fähigkeit, Sauer- ausgelöst. Ursache für diese Schädigung können einge- stoff aufzunehmen und in den Blutkreislauf zu transpor- atmete Schadstoffe – hauptsächlich Zigarettenrauch –, tieren. Lebenswichtige Organe werden somit nicht aber auch Umweltschadstoffe in der Luft oder andere die ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Patienten mit IPF Lunge irritierende Stoffe sein. Der Verlauf der COPD, zeigen daher Atemnot und einen nicht produktiven Hus- einer Erkrankung der zweiten Lebenshälfte, ist durch ten und können den körperlichen Belastungen des Alltags einen beschleunigten Verlust der Lungenfunktion im häufig nicht standhalten. Vergleich zum normalen Alterungsprozess und gelegentlich auftretende, plötzliche Verschlechterungen der Symptome und Funktion – sogenannte akute Exazerba­ tionen – gekennzeichnet. 104 I N D I K AT I O N PRODUKTNAME WIRKSTOFFE – Chronisch-obstruktive Atemwegserkrankung (COPD) spiriva® spiriva® handihaler® spiriva® respimat® Tiotropiumbromid Dauerbehandlung der COPD (chronischobstruktive Atemwegserkrankung inklusive chronischer Bronchitis und Lungenemphysem), Dauerbehandlung der damit einhergehenden Atemnot und Prävention von Exazerbationen. – Bronchialasthma spiriva® respimat® Tiotropiumbromid Als zusätzliche Dauerbehandlung bei erwachsenen Patienten mit Asthma, die derzeit als Erhaltungstherapie mit einer Kombination aus inhalativen Corticosteroiden (≥800 µg Budesonid/Tag oder gleichwertiges Medikament) und langwirksamen Beta-2-Agonisten behandelt werden und bei denen im vergangenen Jahr eine oder mehrere schwere Exazerbationen aufgetreten sind. – Chronisch-obstruktive Atemwegserkrankung (COPD) striverdi® respimat® Olodaterol Dauerbehandlung bei Patienten mit chronisch-obstruktiver Atemwegserkrankung (COPD). – Bronchospasmen bei ­Patienten mit reversiblen chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankungen combivent® respimat® Ipratropiumbromid, Salbutamol, Sulfat Eine Kombination aus kurzwirksamen Anticholinergika und Beta-Adrenergika zur Behandlung reversibler Broncho­ spasmen bei Patienten mit chronisch-­ obstruktiven Atemwegserkrankungen, die mehr als einen Bronchodilatator benötigen. – Chronisch-obstruktive Atemwegserkrankung (COPD) – Chronische Bronchitis – Bronchialasthma atrovent® Ipratropiumbromid Behandlung akuter Bronchospasmen bei chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung (COPD) inklusive chronischer Bronchitis und Asthma bei gleichzeitiger Verwendung von inhalativen Beta-Agonisten. Behandlung von reversibler Einschrän­kung des Luftflusses in den Atemwegen wie bei akutem oder chronischem Asthma bei gleichzeitiger Verwendung von inhalativen Beta-Agonisten. – Chronisch obstruktive Atemwegserkrankung berodual® bronchodual® duovent® Ipratropiumbromid, Fenoterolhydrobromid Verhütung und Behandlung von Symptomen bei Patienten mit reversibler Einschrän­kung des Luftflusses in den Atemwegen wie bei Bronchialasthma und speziell chronischer Bronchitis mit oder ohne Lungenemphysem. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim105 PRODUKTPORTFOLIO v ers c hreibun g spfli c hti g e m arkenpr ä parate ATEMWEGSERKRANKUNGEN (FORTSETZUNG) HERZ-KREISLAUF-ERKRANKUNGEN Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in vielen Ländern die eine der häufigsten Todes- und Invaliditätsursachen dar. häufigste Todesursache, und es wird sogar noch eine Die Symptome von transitorischen ischämischen Attacken Zunahme dieser Erkrankungen festgestellt. (TIA) ähneln denen von Schlaganfällen, halten jedoch nur wenige Minuten oder Stunden an. Da eine TIA einem Schlaganfall Schlaganfall vorangehen kann, ist eine Notfallversorgung Ein Schlaganfall ist der plötzliche Ausfall von Gehirn­ und nachfolgende Präventivbehandlung erforderlich. funktionen aufgrund einer reduzierten Blutversorgung des betroffenen Hirngewebes. Ausgelöst wird der Schlag- Akuter Herzinfarkt anfall durch eine mangelnde Blutversorgung (Ischämie), Ein akuter Herzinfarkt (Myokardinfarkt) ist eine akute verursacht durch eine Throm­bose oder Embolie oder Erkrankung, bei der die Blutversorgung eines Herz­ durch eine Blutung. Als Folge davon kann das betroffene muskelbereichs durch einen Thrombus oder ein Blutge- Gehirnareal seine Funktion nicht mehr ausüben, und es rinnsel unterbrochen ist. Wird die Blutversorgung nicht kommt zu einer dauerhaften Schädigung, wenn keine schnell wiederhergestellt, kommt es zu einer dauerhaften baldige Behandlung erfolgt. Ein Schlaganfall ist eine Schädigung des betroffenen Teils des Herzmuskels. Herz- akute Erkrankung, die eine sofortige Diagnose und Not- infarkte sind eine der häufigsten Todesursachen in den fallmaßnahmen erfordert. Weltweit stellen Schlaganfälle Industrieländern. 106 I N D I K AT I O N PRODUKTNAME WIRKSTOFFE – Bronchialasthma berotec® Fenoterolhydrobromid Zur symptomatischen Behandlung akuter Asthmaanfälle oder anderer Erkrankungen mit reversibler Verengung der Atemwege, z. B. chronisch-obstruktive Bronchitis, und zur Prophylaxe bei Belastungs­asthma. – Bronchialasthma – Allergische Rhinitis alesion® flurinol® Epinastin Prophylaktische Behandlung von Bronchialasthma. Prophylaktische und symptomatische Behandlung von allergischer Rhinitis. – Idiopathische Lungenfibrose (IPF) ofev® Nintedanib Kinasehemmer zur Behandlung idiopathischer Lungenfibrose (IPF). I N D I K AT I O N PRODUKTNAME WIRKSTOFFE – Bluthochdruck – Kardiovaskuläre Prävention micardis® micardisplus® micardis plus® micardis®hct co-micardis® Telmisartan; Telmisartan, HydrochlorothiazidS Behandlung der Hypertonie. Zur Reduktion des Risikos für einen Myokardinfarkt (Herzinfarkt), Schlaganfall oder kardiovaskulär bedingten Tod bei Patienten ab 55 Jahren mit einem hohen Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse, die keine ACE-Hemmer einnehmen können (USA). Zur Reduktion der kardiovaskulären Morbidität bei Patienten mit manifester atherothrombotischer kardiovaskulärer Erkrankung (koronare Herzkrankheit, Schlaganfall oder periphere Verschlusskrankheit in der Anamnese) oder Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus mit dokumentiertem Endorganschaden (EU). – Bluthochdruck twynsta® micamlo® micardis amlo® micardis® duo Telmisartan, Amlodipin Behandlung der Hypertonie, entweder allein oder in Kombination mit anderen Antihypertensiva, sowie zur Initialtherapie bei Patienten, die zum Erreichen ihrer Blutdruckziele wahrscheinlich mehrere Arzneimittel benötigen werden (USA). Kombinationstherapie bei Erwachsenen mit nicht ausreichend kontrolliertem Blutdruck unter Amlodipin sowie als Ersatztherapie bei erwachsenen Patienten, die Telmisartan und Amlodipin als Einzel­ tabletten erhalten (EU). Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim107 PRODUKTPORTFOLIO v ers c hreibun g spfli c hti g e m arkenpr ä parate HERZ-KREISLAUF-ERKRANKUNGEN (FORTSETZUNG) Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhten Gerinnungsneigung, die zu einem Schlaganfall Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) ist eine chronische und systemischer Embolie prädisponiert, was durch eine Erkrankung, bei der der Blutdruck chronisch erhöht ist. effektive, chronische Gerinnungshemmung verhindert Darüber hinaus können diese Erkrankungen zu Schlag- werden kann. anfall, Herzinfarkt und chronischem Nierenversagen führen. Prävention von venöser Thromboembolie Patienten, die sich orthopädisch-chirurgischen Eingriffen Weltweit leiden etwa eine Milliarde Menschen daran. Die unterziehen, weisen ein erhebliches Risiko einer tiefen Verbreitung von Bluthochdruck nimmt mit steigendem Venenthrombose in den Beinen oder einer potenziell töd- Alter stetig zu. Angesichts einer zunehmenden Alterung lichen Lungenembolie auf. Beide Erkrankungen werden der Bevölkerung und der bisher fehlgeschlagenen Präven- auch als venöse Thromboembolie (VTE) bezeichnet. tionsstrategien in Bezug auf Änderungen des Lebensstils Thromboembolische Ereignisse können erneut auftreten, wird es zu einer noch stärkeren Verbreitung kommen. und es kann sich langfristig eine chronische Beinvenenschwäche und/oder eine pulmonale Hypertonie (Lungen- Bluthochdruck stellt ein erhebliches Herz-Kreislauf- hochdruck) entwickeln. Zur Prävention eines throm- Risiko mit starker Auswirkung auf Erkrankungshäufigkeit boembolischen Ereignisses und seiner Folgen sollten und Sterblichkeit dar. Die gefährdeten Organe sind vor allem Patienten eine Thromboseprophylaxe erhalten. das Herz selbst, die großen Blutgefäße, das Gehirn und die Nieren. Das Hauptziel von blutdrucksenkenden Medika- Behandlung von venöser Thromboembolie menten ist die Vermeidung von Herz-Kreislauf-Ereignis- VTE ist der Oberbegriff für tiefe Venenthrombose (TVT) sen wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen und letztlich und Lungenembolie (LE). Eine TVT tritt auf, wenn sich die Verringerung der damit verbundenen Sterblichkeit. ein Thrombus (Blutgerinnsel) in einer tiefen Vene bildet, Herz-Kreislauf-Erkrankungen (kardiovaskuläre Erkran- meistens in der Wade oder im Bein, und den Blutfluss kungen) sind für fast ein Drittel aller Todesfälle weltweit ganz oder teilweise blockiert. Einer der Hauptfaktoren verantwortlich und sind somit die führende Todesursa- für die Entstehung einer TVT ist die venöse Stauung. Mit che. Eine wirksame Kontrolle behandelbarer Risikofakto- Anwachsen des Thrombus kann sich ein Teil des Haupt- ren und Erkrankungen ist daher entscheidend für die Prä- gerinnsels lösen und durch die Blutgefäße bis in die vention kardiovaskulärer Ereignisse. Lungen wandern. Die Verstopfung der Arterien durch ein Blutgerinnsel wird LE genannt. Die VTE ist eine Vorhofflimmern schwerwiegende Erkrankung, die potenziell zum Tod Patienten mit Vorhofflimmern haben ein erhöhtes Risiko, führen kann. Patienten, die bereits an einer VTE leiden, Blutgerinnsel zu entwickeln. Diese können zu einem benötigen eine Antikoagulantienbehandlung und eine Schlaganfall führen, wenn das Blutgerinnsel zum Gehirn Sekundärprävention für ein Rezidiv des thromboembo- strömt. Vorhofflimmern gilt als die häufigste Form von lischen Ereignisses. Herzrhythmusstörungen. Sie ist assoziiert mit einer 108 I N D I K AT I O N PRODUKTNAME WIRKSTOFFE – Prävention sekundärer Schlag­ anfälle oder bei transitorischen ischämischen Attacken (TIA) aggrenox® asasantin® asasantin® retard Dipyridamole, Acetylsalicylsäure Prävention des Schlaganfalls nach einem ersten Schlaganfall oder bei transitorischen ischämischen Attacken. – Bluthochdruck catapresan® catapres® catapressan® catapres-tts® dixarit® Clonidin Clonidinhydrochlorid Behandlung der Hypertonie. – Akuter ischämischer Schlag­anfall – Akuter Herzinfarkt – Akute massive L­ ungenembolie – Katheterspülung bei thrombotischem Verschluss actilyse® actilyse® cathflo® Alteplase Zur fibrinolytischen Therapie bei akutem ischämischem Schlaganfall, akutem Herzinfarkt, akuter massiver Lungenembolie sowie zur Wiedereröffnung thrombotischer Katheterverschlüsse. – Akuter Herzinfarkt metalyse® Tenecteplase Fibrinolytische Behandlung des akuten Herzinfarkts. – Bluthochdruck motens® Lacidipin Behandlung der Hypertonie. – Schlaganfallprävention bei Vorhofflimmern – Primäre Prävention venöser thromboembolischer Ereignisse nach orthopädischen Operationen - Behandlung und Sekundärprävention von venösen thromboembolischen Ereignissen pradaxa® pradaxar® prazaxa® Dabigatranetexilat Verhinderung von Schlaganfällen und Blutgerinnseln bei Patienten mit unregel­ mäßigem Herzrhythmus (Vorhofflimmern). Primärprävention von venösen Thromboembolien (VTE) bei Erwachsenen nach einer elektiven Hüft- oder Kniegelenks­ ersatzoperation. Behandlung von tiefer Venenthrombose (TVT) und Lungenembolie (LE) sowie Sekundärprävention rezidivierender TVT und LE bei Erwachsenen. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim109 PRODUKTPORTFOLIO v ers c hreibun g spfli c hti g e m arkenpr ä parate STOFFWECHSELERKRANKUNGEN Diabetes Typ-2-Diabetes ist eine chronische progressive Erkrankung, dass 592 Millionen Menschen bis 2035 erkranken werden. die bei unzureichender Kontrolle Langzeitfolgen nach sich Langzeitfolgen von Diabetes sind u. a.: Nephropathie mit ziehen kann. Weltweit werden jährlich 4,9 Millionen Todes- Nierenversagen und einem möglichen Dialyserisiko; Retino­ fälle direkt mit den Langzeitfolgen von Diabetes in Verbin- pathie, die zur Erblindung führen kann; vermehrtes Auf- dung gebracht. Typ-2-Diabetes ist die häufigste Form der treten von Schlaganfall und Herz-Kreislauf-Erkrankungen; Diabetes und macht bis zu 95 % aller Fälle in den Industrie­ periphere Neuropathie mit dem Risiko des Auftretens von ländern aus. Sie betrifft derzeit 387 Millio­nen Menschen Fußgeschwüren sowie Fuß- und Beinamputationen; auto- weltweit und belastet die globalen Gesundheitssysteme nome Neuropathie, die zu gastrointestinalen, urogenitalen immens. Ohne wirksame Vorbeugung und wirksames und kardiovaskulären Symptomen und sexueller Dysfunk- Management geht man Schätzungen zufolge davon aus, tion führt. ONKOLOGIE Krebs stellt eine Bedrohung der globalen Gesundheit dar. Lungenkrebssymptome sind unspezifisch, und die 2012 wurden weltweit geschätzte 14,1 Millionen Neuer- Erkrankung besteht vor der Diagnose meist schon längere krankungen diagnostiziert, und 8,2 Millionen Menschen Zeit. Die späte Diagnose im fortgeschrittenen Stadium starben an ihrer malignen Erkrankung. Die am häufigsten führt zu dieser schlechten Prognose. Lediglich 4 % der diagnostizierten Krebserkrankungen waren Lungenkrebs Patienten leben länger als fünf Jahre nach der Diagnose- (13 %), Brustkrebs (10 %) und Kolorektalkarzinome (9 %). stellung. Lungenkrebs Lungenkrebs ist mehr als nur eine einzige Erkrankung. Lungenkrebs (auch Bronchialkarzinom) ist eine maligne Es gibt mehrere Subtypen wie das kleinzellige und das Neubildung entarteter Zellen der Bronchien oder Bron- nicht kleinzellige Lungenkarzinom. Mittlerweile sind chiolen. Es ist die häufigste Krebsart mit weltweit mehr als zehn unterschiedliche molekulargenetische geschätzten 1,8 Millionen Neuerkrankungen pro Jahr Aberrationen (Mutationen) beschrieben, die in diesen (2012). In 85 % der Fälle ist Rauchen die Hauptursache, Tumoren vorkommen. Durch gezielte Therapien, die die in letzter Zeit nahm allerdings die Häufigkeit von Lungen- jeweiligen molekularen Veränderungen angreifen, kann krebs bei Menschen, die nie geraucht haben, zu. Lungen- die Therapie verbessert und die Nebenwirkungen auf krebs hat eine schlechte Prognose und stellt mit 1,6 Mil­ normale Zellen reduziert werden. lionen Todesfällen pro Jahr 20 % aller Krebstodesfälle. 110 I N D I K AT I O N PRODUKTNAME WIRKSTOFFE – Typ-2-Diabetes mellitus trajenta® tradjenta® trazenta® trayenta® Linagliptin Behandlung von Typ-2-Diabetes mellitus bei erwachsenen Patienten zur Verbesserung der Blutzuckerkontrolle. Als Monotherapie (wenn Metformin wegen Unverträglichkeit ungeeignet ist) oder als Kombinationstherapie. – Typ-2-Diabetes mellitus jentadueto® trayenta duo® trajenta duo® trajentamet® Linagliptin, Metforminhydrochlorid Behandlung von Typ-2-Diabetes mellitus bei erwachsenen Patienten zur Verbesserung der Blutzuckerkontrolle, für Pa­tienten, die mit Metformin alleine nicht kontrolliert sind oder die bereits mit trajenta® und Metformin behandelt worden sind. – Typ-2-Diabetes mellitus jardiance® jardianz® Empagliflozin Behandlung von Typ-2-Diabetes mellitus bei erwachsenen Patienten zur Verbesserung der Blutzuckerkontrolle. Als Monotherapie (wenn Diät und Bewegung allein zur Blutzuckerkontrolle nicht ausreichend und Metformin wegen Unverträglichkeit ungeeignet ist) oder als Kombinationstherapie. I N D I K AT I O N PRODUKTNAME WIRKSTOFFE – Nicht kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC) giotrif® gilotrif® Afatinib Erstlinienbehandlung von Patienten mit metastasiertem nicht kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC), deren Tumoren eine aktivierende Mutation des epidermalen Wachstumsfaktorrezeptors aufweisen. – Nicht kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC) vargatef® Nintedanib Kombinationstherapie mit Docetaxel zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit lokal fortgeschrittenem, metastasierendem oder lokalisiertem nicht kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) mit Histologie eines Adenokarzinoms nach einer Erstlinienchemotherapie. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim111 PRODUKTPORTFOLIO v ers c hreibun g spfli c hti g e m arkenpr ä parate ERKRANKUNGEN DES ZENTRALEN NERVENSYSTEMS Mentale und neurologische Erkrankungen wie Depression nichtmotorischen Symptomen wie Depressionen und und Parkinson-Erkrankung beeinträchtigen Patienten Schlafstörungen. Die Primärsymptome sind auf einen und ihre Familien ganz erheblich und stellen auch eine Mangel des Neurotransmitters Dopamin in wichtigen signifikante Belastung für die Gesellschaft insgesamt dar. Bereichen des Gehirns zurückzuführen. Parkinson-Krankheit Restless-Legs-Syndrom Die Parkinson-Krankheit ist eine degenerative Störung des Das Syndrom der unruhigen Beine (Restless-Legs-Syndrom, Zentralen Nervensystems. Als erste Anzeichen der Erkran- RLS) ist eine häufig vorkommende neurologische Störung, kung bemerken die Patienten normalerweise motorische die von einem vorwiegend in den Abend- und Nacht- Symptome wie ein Handzittern (Tremor), das sich nach stunden auftretenden unkontrollierbaren Drang, die und nach auf Arme, Beine und Kopf ausweiten kann. Zu Beine zu bewegen, gekennzeichnet ist. In der Regel treten den weiteren motorischen Symptomen, die mit der Zeit zudem unangenehme und teils schmerzhafte Empfin- auftreten, gehört eine Steifheit der Muskulatur, die oft auch dungen in den Beinen auf, die als tiefliegend und krie- zur Verarmung der Mimik und zu einer progressiven Ein- chend, kribbelnd oder schmerzend beschrieben werden. schränkung oder gar zum Verlust der Beweglichkeit und Schlafstörungen und folglich Müdigkeit am Tage oder damit zu einer regelrechten Erstarrung führen kann. Schläfrigkeit können die Folge sein. Zudem leiden ca. 30 – 40 % der Parkinson-Patienten an INFEKTIONSERKRANKUNGEN HIV/AIDS AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome, erworbenes zunehmend eingeschränkt, wodurch der Virusträger für Immundefektsyndrom) umfasst eine Reihe von Symptomen opportunistische Infektionen und Tumore anfällig wird. und Infektionen, die auf eine Beeinträchtigung des mensch- Eine Übertragung des HI-Virus von der Mutter auf das lichen Immunsystems durch das Humane Immundefizienz-­ Kind kann während der Schwangerschaft, bei der Geburt Virus (HIV) zurückgehen. Bleibt die HIV-Infektion unbe- oder über das Stillen erfolgen. handelt, wird die Leistungsfähigkeit des Immunsystems 112 I N D I K AT I O N PRODUKTNAME WIRKSTOFFE – Parkinson-Krankheit – Restless-Legs-Syndrom (RLS) sifrol® mirapex® mirapexin® pexola® Pramipexol Zur symptomatischen Behandlung der idiopathischen Parkinson-Krankheit, als Monotherapie oder in Kombination mit L-Dopa. Zur symptomatischen Behandlung des idiopathischen mittel- bis schwerwiegenden Restless-Legs-Syndroms (Syndrom der unruhigen Beine). – Schlafstörungen lendormin® lindormin® Brotizolam Kurzzeitige Behandlung von Ein- und Durchschlafstörungen. Schlafstörungen, die eine pharmakologische Intervention erfordern. I N D I K AT I O N PRODUKTNAME WIRKSTOFFE – HIV/AIDS viramune® viramune® xr Nevirapin Kombinationstherapie bei HIV-1-Infektion und (in einigen Ländern) zur Prävention der Mutter-Kind-Übertragung bei HIV-1-­ infizierten Schwangeren, die keine antiretrovirale Therapie während der Geburt erhalten. Retardtabletten für die einmal tägliche Verabreichung im Rahmen einer Kombinationstherapie. – HIV/AIDS aptivus® Tipranavir Zur antiretroviralen Kombinationsbehandlung der HIV-1-Infektion in Kombinationstherapie mit 200 mg Ritonavir bei vorbehandelten Patienten mit HI-1-­ Viren, die gegen mehr als einen Pro­ tease-Inhibitor resistent sind. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim113 PRODUKTPORTFOLIO selbst m edikation HUSTEN UND ERKÄLTUNG mucosolvan® (Ambroxol) und bisolvon® (Bromhexin) sind Bromhexin fördert auch den Schleimtransport durch eine beide zur schleimlösenden Behandlung bei Erkrankungen Verringerung der Schleimviskosität und seine anhaltende der Bronchien und der Lunge mit zähem Schleim angezeigt. Wirkung auf das Flimmerepithel. Husten stellt das am meisten verbreitete Symptom von Dextromethorphan dient der symptomatischen Behand- klinischer Bedeutung dar und ist ein häufiger Grund, lung von trockenem Reizhusten und wird in den einzel- einen Arzt oder eine Apotheke aufzusuchen. Die klini- nen Ländern unter zahlreichen verschiedenen Handelsna- schen Symptome von Husten und Auswurf haben zur men vertrieben. Entwicklung von sogenannten mukoaktiven Medikamenten geführt, die auf den im Atmungssystem produzierten Die antiviralen Nasensprays mucoviral® und bisolviral® Schleim wirken. kamen 2013 auf den Markt. Sie enthalten Iota-Carageen, das aus natürlichen Rotalgen gewonnen wird. Bei der mucosolvan® fördert die Schleimlösung und erleichtert Anwendung in der Nase bildet Iota-Carageen einen damit das Abhusten, sodass die Patienten wieder frei und Schutzfilm, der die Infektion der Nasenepithelzellen tief durchatmen können. Das Präparat ist in vielen unter- durch Erkältungsviren physisch verhindert, da die Viren schiedlichen Formulierungen erhältlich, die in der Regel nicht mehr an ihren spezifischen Rezeptoren an der Zello- auf dem Wirkstoff Ambroxol basieren. berfläche andocken können. In klinischen Studien wurde Ambroxol ist ein mukoaktiver Wirkstoff, der mit seinen last im Nasensekret von Patienten senkt und die Symp- schleimlösenden und sekretionsfördernden Eigenschaften tome der Erkältung lindert. nachgewiesen, dass mucoviral®/bisolviral® die Virus- die physiologischen Reinigungs-(Clearance-)Mechanismen der Atemwege, die eine wichtige Rolle für die natürlichen Nach einer erfolgreichen Umstellung von rezeptpflichtig Abwehrmechanismen des Körpers spielen, wiederher- zu rezeptfrei wurde boxagrippal® 2013 in Deutschland stellt. Ambroxol stimuliert die Synthese und Freisetzung eingeführt. Das Erkältungsmedikament ist eine Kombi- von Surfactant durch Typ-II-Pneumozyten. nation aus dem entzündungshemmenden Schmerz­mittel (NSAID) Ibuprofen und dem schleimhautabschwellenden bisolvon® (Bromhexin) ist seit 1963 auf dem Markt. Der Wirkstoff Pseudoephedrinhydrochlorid und ist zur Behand­ Wirkstoff Bromhexin ist in unterschiedlichen bisolvon®- lung der gängigsten Erkältungssymptome bestimmt: Formulierungen enthalten. Es erhöht die Auswurf­ verstopfte Nase und Nasennebenhöhlen in Verbindung menge und erleichtert das Abhusten gestauter Sekrete. mit Kopfschmerzen, Fieber und Erkältungsschmerzen. 114 I N D I K AT I O N PRODUKTNAME WIRKSTOFFE – Akute und chronische Erkrankungen der Bronchien mucosolvan® mucosan® surbronc® lasolvan® mucopect® Ambroxol Zur schleimlösenden Behandlung bei akuten und chronischen Erkrankungen der Bronchien und der Lunge mit zähem Schleim. – Akute und chronische Erkrankungen der Bronchien bisolvon® Bromhexin Zur schleimlösenden Behandlung bei akuten und chronischen Erkrankungen der Bronchien und der Lunge mit zähem Schleim. – Trockener Husten silomat® dmp bisoltussin® bisolvon® dry bisolsek® bisolvon® antitusivo mugotussol™ mucotussin® Dextromethorphan Zur Behandlung von trockenem Husten und Reizhusten. – Erkältung mucoviral® bisolviral® surbroncviral® Iota-Carrageen Zur antiviralen Behandlung der Erkältung. Auch zur anhaltenden Befeuchtung der Nasenschleimhaut. – Erkältung boxagrippal® bisolfren® Ibuprofen, Pseudoephedrin Symptomatische Behandlung der ­verstopften Nase, verbunden mit ­Kopfschmerzen und/oder Fieber. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim115 PRODUKTPORTFOLIO selbst m edikation HALSSCHMERZEN Die Hautpmarken gegen Halsschmerzen sind mucoangin® Zusätzlich zu seiner sekretolytischen Aktivität ist Ambroxol und lysopaine®. ein potenter Hemmer der neuronalen Natriumkanäle. Deshalb zeigt mucoangin® eine lokalanästhetische Wirkung, mucoangin® (Ambroxol) dient zur Schmerzlinderung die erstmals Ende der 1970er Jahre beschrieben und in bei akuten Halsschmerzen. Halsschmerzen sind ein aktuelleren Arbeiten erklärt und bestätigt wurde. Hauptsymptom der akuten Rachenentzündung, die in den meisten Fällen durch eine Virusinfektion verursacht lysopaine® (Cetylpyridinium) ist für die lokale antibakteri- wird. Die Infektion ist in der Regel selbstlimitierend, elle Zusatzbehandlung bei geringfügigen Infektionen der und der Patient erholt sich innerhalb weniger Tage. Am Schleimhäute im Mund- und Rachenbereich indiziert, unangenehmsten für den Patienten sind die anhaltenden z. B. leichte Halsschmerzen, Aphten und kleine Wunden Halsschmerzen, die sich beim Schlucken noch verstärken. im Mund. Vorrangiges Ziel der Behandlung ist daher die Schmerzlinderung. SCHMERZEN Die Marke thomapyrin® umfasst Produkte zur Behand- empfohlen. thomapyrin®, den „Experten“ für die Be- lung von leichten bis mäßig intensiven Schmerzen. handlung von Kopfschmerzen, gibt es als thomapyrin® classic zur Anwendung bei normalen Kopfschmerzen, thomapyrin® classic, das Kernprodukt des Sortiments, thomapyrin® intensiv bei stärkeren Kopfschmerzen ist eine Dreierkombination aus Acetylsalicylsäure (ASS), und thomapyrin®-Brausetabletten als alternative Dar- Paracetamol und Koffein. Die drei Inhaltsstoffe wirken reichungsform. zusammen und unterdrücken den Schmerz durch Interaktion mit mehreren für den Schmerz verantwortlichen Neben thomapyrin® bietet Boehringer Ingelheim auch molekularen Mechanismen. Dadurch wirkt thomapyrin® Analgetika in Japan in einer Kombination von Ibuprofen, classic schneller und zuverlässiger als seine Einzelbe- Allylisopropylacetylurea, dehydriertem Koffein und standteile, was unter anderem durch aktuelle klinische Magnesiumoxid unter dem Handelsnamen eve® und als Studien belegt ist. Einzelwirkstoff in Brasilien mit Metamizol unter dem Handelsnamen anador® an. Aus diesem Grund wird die Dreierkombination von zahlreichen nationalen und internationalen medizinischen Eine weitere Marke ist finalgon®(Nonivamid und Nico- Gesellschaften als Mittel der ersten Wahl zur Akutbe- boxil), eine topische Salbe gegen Gelenk- oder Muskel- handlung von Spannungskopfschmerzen und Migräne schmerzen. 116 I N D I K AT I O N PRODUKTNAME WIRKSTOFFE – Halsschmerzen mucoangin® lysopadol® lysopain® dol isodinemint® zerinol® gola Ambroxol Zur Schmerzlinderung bei akuten Halsschmerzen. – Halsschmerzen lysopaine® Cetylpyridinium Zur Schmerzlinderung bei Halsschmerzen. I N D I K AT I O N PRODUKTNAME WIRKSTOFFE – Schmerzen thomapyrin® thomapyrin® classic thomapyrin® intensiv(*) Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Koffein Für Erwachsene und Jugendliche ab zwölf Jahren zur akuten Behandlung leichter bis mäßig starker Kopfschmerzen, bei Migräneanfällen mit und ohne Aura und zur Behandlung von Spannungskopfschmerzen. eve®(*) eve® a(*) eve® quick(*) Ibuprofen; Allylisopropylacetylurea, dehy­ driertes Koffein, Magnesiumoxid* Für Erwachsene ab 15 Jahren zur Fiebersenkung und zur vorübergehenden Linderung von leichten bis mäßig starken Schmerzen bei Kopfschmerzen, Regelschmerzen und anderen körperlichen Schmerzen. * Nur in Japan erhältlich. * Nur in eve® quick anador®(*) lisalgil® nolotil® prodolina® Metamizol Für Erwachsene und Jugendliche ab zwölf Jahren zur Behandlung von akuten leichten bis mäßig starken Kopfschmerzen. finalgon® salbe finalgon® wärme­ creme stark finalgon® cpd wärmecreme* Nonivamid, Nicoboxil Dickextrakt aus Chilischoten* Zur Anregung des Blutflusses in der Haut bei der Behandlung von Gelenk- und Muskelbeschwerden. * Nur in Deutschland erhältlich. *N ur in Finalgon® CPD Wärmecreme * Nur in Deutschland erhältlich. – Schmerzen – Schmerzen * Nur in Brasilien erhältlich. – Schmerzen Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim117 PRODUKTPORTFOLIO selbst m edikation MAGEN-DARM-ERKRANKUNGEN Innerhalb unseres Magen-Darm-Portfolios bieten wir der Duboisia-Pflanze extrahiert und anschließend zu der mehrere Marken an, zum Beispiel dulcolax®, surulac®, quartären Ammoniumverbindung Hyoscinbutylbromid laxoberal®, guttalax® und buscopan® sowie die Marken veredelt wird. Als krampflösendes Medikament wirkt zantac®, buscopan® antiacido und gastol® gegen buscopan® gezielt am Entstehungsort der Bauchschmerzen Sodbrennen. und entspannt die glatten Muskeln des Magen-DarmTraktes, des Gallengangs, der Harnwege und des Genital- Ein sehr häufiges Verdauungsproblem ist die Verstopfung. traktes. dulcolax® ist das weltweit führende rezeptfreie Abführmittel. Somit lindert buscopan® Bauchschmerzen, indem es deren Hauptursache – Krämpfe im Bauchbereich – direkt dulcolax®-Dragees sorgen mit ihrem magensaftresistenten behandelt. Schutzfilm dafür, dass der Wirkstoff nur dort freigegeben wird, wo er gebraucht wird – im Dickdarm. Hier wird die buscopan® ist in unterschiedlichen Formulierungen – als natürliche Darmbewegung angeregt, die Wirkung tritt Monopräparat und in verschiedenen Kombinationen mit nach sechs bis zwölf Stunden ein. dulcolax®-Dragees Schmerzmitteln (Paracetamol, Ibuprofen, Metamizol/Di- werden am besten vor dem Schlafengehen eingenommen, pyron) – sowie unterschiedlichen Darreichungsformen die Wirkung tritt dann am nächsten Morgen ein. (Tabletten, Tropfen, Zäpfchen, Sirup, Injektionslösungen) erhältlich. Weitere Produkte unter der Dachmarke dulcolax® sind u. a. dulcoease®, dulcoenema® und dulcogas®. Unter der Dachmarke buscopan® gibt es auch buscofem® surulac® ist die Marke für Abführmittel in Japan. surulac® ­a ntiacido und buscopan® reflusso gegen Sodbrennen wird als Tablette angeboten. laxoberal® und guttalax® und saures Aufstoßen. gegen Menstruationsbeschwerden sowie buscopan® sind die Marken zur Behandlung von Verstopfung und bieten eine flexible Dosierungsform (Tropfen). 2013 erweiterten wir unser Magen-Darm-Portfolio um vaprino®, ein Selbstmedikationspräparat gegen Durch- Krampfartige Schmerzen und Beschwerden im Bauch­ fall. Sein Wirkstoff Racecadotril wirkt gegen unterschied- bereich sind weit verbreitet – weltweit ist jeder vierte liche Formen des akuten Durchfalls, indem er den über- Mensch regelmäßig von ihnen betroffen. mäßigen Flüssigkeitseinstrom in den Darm reduziert, ohne die Transitzeit im Darm oder die Motilität zu verändern. buscopan® ist ein krampflösendes Produkt mit dem Wirk- Dank dieses neuen Wirkmechanismus erzielt vaprino® stoff Butylscopolamin. Das Produkt wird aus Scopolamin schnelle Linderung bei Durchfall, ohne den Darm zu (Hyoscin) gewonnen, einer natürlichen Substanz, die aus blockieren. 118 I N D I K AT I O N PRODUKTNAME WIRKSTOFFE – Verstopfung dulcolax® surulac® s Bisacodyl; Bisacodyl, Sennoside Abführmittel bei Darmträgheit und Verstopfung (Obstipation), bei Erkrankungen, die eine erleichterte Darmentleerung erfordern, sowie zur Vorbereitung von Operationen und Maßnahmen zur Erkennung von Krankheiten (diagnostischen Eingriffen). – Verstopfung laxoberal® laxoberon® guttalax® dulcolax® np Natriumpicosulfat Abführmittel bei Verstopfung sowie bei Erkrankungen, die eine erleichterte Stuhlentleerung erfordern. – Blähungen dulcogas® Simeticon Schnell wirkendes Granulat gegen Blähungen. – Schmerzen u ­ nd Beschwerden im Bauchbereich buscopan® buscapina® buscopan® plus buscapina® plus Butylscopolamin; Butylscopolamin, Paracetamol Bei krampfartigen Schmerzen und Beschwerden im Bauchbereich. – Sodbrennen zantac® (*) buscopan® antiacido Ranitidin Mildert Sodbrennen bei säurebedingten Beschwerden, verhindert Sodbrennen bei säurebedingten Beschwerden aufgrund bestimmter Lebensmittel und Getränke. Racecadotril Zur symptomatischen Behandlung von akutem Durchfall bei Erwachsenen. * Nur in den USA erhältlich. – Akuter Durchfall vaprino® Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim119 PRODUKTPORTFOLIO selbst m edikation VITAMINE UND MINERALSTOFFE Die Multivitamin- und Vitalstoffpräparate unserer Selbst- pharmaton® kiddi®, ein speziell für Kinder entwickeltes medikationsmarke pharmaton® unterstützen das körper- Sortiment, enthält neben der essenziellen Aminosäure Lysine liche und geistige Wohlbefinden. Abgestimmt auf die ausgewählte Vitamine und Mineralstoffe, die während der Bedürfnisse unterschiedlicher Zielgruppen wurde ein Wachstumsphase wichtig sind. Es wird auch zur Vorbeu- Sortiment an Produkten entwickelt, die in Harmonie mit gung von Vitaminmangelerscheinungen empfohlen. dem Körper wirken: pharmaton® matruelle® ist ein Multivitaminpräparat pharmaton® vitality, unser Produktsortiment für für Frauen zur Vorbeugung von Mangelerscheinungen Erwachsene, enthält eine ausgewählte Mischung aus Vita- vor, während und nach der Schwangerschaft. Es enthält minen, Mineralstoffen und Spurenelementen sowie dem alle wichtigen Mikronährstoffe für Mutter und Kind wie standardisierten Ginsengextrakt G115®. Die wichtigsten Vitamine, Mineralstoffe und Omega-3-Fettsäuren, um Indikationen sind: Erschöpfung, Müdigkeit, nachlassende den erhöhten Bedarf an diesen Substanzen in diesen Konzentrationsfähigkeit und geistige Wachsamkeit sowie speziellen Zeiträumen abzudecken. Darüber hinaus beugt unausgewogene Ernährung, Appetitlosigkeit, krankheits- es einem Neuralrohrdefekt des Fötus sowie Eisen- und Fol- bedingte physische Schwäche und Rekonvaleszenz. Zahl- säuremangel während Schwangerschaft und Stillzeit vor. reiche klinische Studien belegen, dass sich die regelmäßige Einnahme von pharmaton® positiv auf die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden auswirkt. 120 I N D I K AT I O N PRODUKTNAME WIRKSTOFFE – Müdigkeit, nachlassende Konzentrationsfähigkeit bei unausgewogener Ernährung, Appetitlosigkeit, krankheitsbedingter physischer Schwäche und in der Rekonvaleszenz pharmaton® pharmaton® vitality pharmaton®geriavit® geriatric pharmaton® gericomplex® pharmaton complex® pharmaton® fizzi pharmaton® active life® Ginsengextrakt, Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente Zur Besserung des Allgemeinbefindens. – Bei erhöhtem Bedarf an Vitaminen in der Kindheit pharmaton® kiddi® Vitamine, Mineralstoffe, Aminosäuren Deckt den erhöhten Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen und Aminosäuren ab, besonders während der Wachstumsphase. Zur Vorbeugung von Vitaminmangel­ erscheinungen, z. B. bei reduzierter und mangelhafter Diät, Appetitmangel, nach Krankheiten, Infektionen oder Operationen sowie in der Konvaleszenz. – Vorbeugung von Eisen- und Folsäuremangel während der Schwangerschaft pharmaton® matruelle® Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Omega-3-Fettsäuren (DHA) Für Frauen zur Vorbeugung von Mangel­ erscheinungen während und nach der Schwangerschaft, um den erhöhten Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und der Omega-3-­ Fettsäure DHA in diesen speziellen Zeiträumen abzudecken. Zur Vorbeugung eines Neuralrohrdefekts des Fötus. Es beugt Eisen- und Folsäuremangelanämien während der Schwangerschaft und Stillzeit vor. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim121 PRODUKTPORTFOLIO selbst m edikation BEINVENENGESUNDHEIT Unter dem Markennamen antistax® bündelt Boehringer Symptome. antistax® trägt dazu bei, den unphysiolo- Ingelheim eine breite Palette von Produkten zur Vor- gischen Flüssigkeitsausstrom aus den kleinen venösen beugung und Behandlung von Symptomen der chronischen Gefäßen (Venolen) in das umgebende Gewebe auch bei Veneninsuffizienz. Die häufigsten Symptome, die Patienten längerem Sitzen oder Stehen auf normalem Niveau zu bei diesem Krankheitsbild beobachten, sind Krampfadern, halten. Ödeme der Unterschenkel, schwere und müde Beine sowie ein Spannungsgefühl, Kribbeln, Krämpfe und Schmerzen Der Wirkstoff der antistax®-Produkte ist entzündungs- in den Beinen. antistax®-Kapseln und -Tabletten verbes- hemmend und besteht aus einem Extrakt aus rotem Wein- sern nachweislich die Blutzirkulation in den Beinvenen. laub, der an der Innenwand (Endothel) der Beinvenen schützend einwirkt. Hiermit werden Schwellungen und das Schwere, schmerzende und müde Beine machen sich häufig Schmerz- und Schweregefühl vermindert. Zum antistax®-­ nach längerem Stehen oder Sitzen bemerkbar, ganz Sortiment gehören unter anderem antistax®-Tabletten, besonders am Abend oder im Sommer bei hohen Außentem- antistax®-Kapseln und antistax®-Creme sowie das peraturen. antistax®-Tabletten und antistax®-Kapseln Kosmetikum antistax®-Frischgel. ermöglichen eine wirksame Behandlung der beschriebenen UROLOGISCHE ERKRANKUNGEN Gutartige Prostatahyperplasie (benigne Prostatahyperplasie, BPH) beschreibt eine Vergrößerung der Prostata bei Männern im mittleren oder fortgeschrittenen Lebensalter, die zu Symptomen des unteren Harntraktes (LUTS) führen kann, z. B. häufiges nächtliches Wasserlassen, vermehrter Harndrang im Abstand weniger Stunden, schwacher Urinstrahl und das Gefühl, die Blase nicht entleert zu haben. 122 I N D I K AT I O N PRODUKTNAME WIRKSTOFFE – Chronische Veneninsuffizienz antistax® Extrakt aus rotem Weinlaub Zur Behandlung von Symptomen der chronischen Veneninsuffizienz; bei Krampfadern, Ödemen der Unterschenkel, Schmerzen und Spannungsgefühl, Kribbeln oder Jucken in den Beinen sowie bei schweren und müden Beinen. – Müde, schwere Beine antistax® Kühlende, pflegende Substanzen, Extrakt aus rotem Weinlaub Zur Linderung der Symptome bei müden, schweren Beinen. I N D I K AT I O N PRODUKTNAME WIRKSTOFFE – Benigne Prostatahyperplasie (BPH) flomax relief® (*) Tamsulosin Behandlung von Symptomen des unteren Harntraktes (LUTS) bei der häufig auftretenden Erkrankung BPH. * Nur in Großbritannien als rezeptfreies Präparat erhätlich. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim123 PRODUKTPORTFOLIO T i e r g e s u n d h e it NUTZTIERE: SCHWEINE Infektiöse Atemwegserkrankungen ingelvac mycoflex® ist für die aktive Immunisierung ingelvac circoflex® ist der erste Ferkelimpfstoff zur von Schweinen gegen Enzootische Pneumonie (EP) zuge- Kontrolle der „Porcine Circovirus Disease“ (PCVD), der lassen und wird als Einmaldosis verabreicht. Sogar in als Einmaldosis erhältlich ist. Die Impfung führt zu einer Situationen mit hohem Infektionsdruck bietet der Impf- signifikant geringeren Mortalität in der akuten PCVD- stoff aufgrund seines fortschrittlichen Adjuvantien-­ Phase sowie zu besserem Wachstum im chronischen Systems einen lang anhaltenden und effektiven Schutz. Krankheitsverlauf. Bei ingelvac circoflex® treten minimale systemische Nebenwirkungen oder Schwellungen Infektiöse Darmerkrankungen an der Einstichstelle auf. ingelvac® prrs mlv ist für enterisol® ileitis ist der erste und einzige Impfstoff die aktive Immunisierung gegen die respiratorische und gegen durch Lawsonia intracellularis verursachte Ileitis. reproduktive Form des „Porcine Reproductive and Die Impfung verbessert die Gewichtszunahme und ver- Respiratory Syndrome“ (PRRS) zugelassen. ringert die auftretenden Wachstumsschwankungen im Zusammenhang mit der Erkrankung. enterisol® ileitis trägt dazu bei, den Gebrauch von Antibiotika in der Schweinefleischproduktion zu vermindern. NUTZTIERE: GEFLÜGEL volvac® ist die Dachmarke für die Geflügelimpfstoffpa- Vogelgrippe, infektiöse Bronchitis, Newcastle-Krankheit, lette des Tiergesundheitsgeschäfts von Boehringer Ingel- infektiöse Bursitis, EDS-Syndrom und Geflügelschnup- heim. Sie besteht aus einer Vielzahl von Lebendimpfstof- fen. Die volvac®-Impfstoffe gewährleisten außerdem, fen und inaktivierten Impfstoffen für Masthühner und dass die Tiere ihr volles Potenzial entwickeln, und stei- Legehennen. Die Impfstoffe schützen die Tiere vor zahl- gern deren Wohlbefinden. reichen viralen und bakteriellen Erkrankungen wie 124 I N D I K AT I O N PRODUKTNAME WIRKSTOFFE – Infektiöse Atemwegs­ erkrankungen ingelvac circoflex® Rekombinanter Impfstoff (Porzines Circovirus Typ 2, PCV2) Zur aktiven Immunisierung von Schwei­ nen ab einem Alter von zwei Wochen gegen das Porzine Circovirus Typ 2 (PCV2) zur Reduktion der Mortalität, der klinischen Anzeichen – einschließlich Gewichtsverlust – und Läsionen von lymphatischem Gewebe bedingt durch PCV2-Erkrankungen (PCVD). Außerdem konnte gezeigt werden, dass die Impfung die nasale Ausscheidung von PCV2, die Viruslast in Blut und lymphatischen Geweben sowie die Dauer der Virämie reduziert. – Infektiöse Atemwegs­ erkrankungen ingelvac® prrs mlv Attenuierter Lebendimpfstoff (PRRS-Virus) Zur aktiven Immunisierung von Schwei­ nen ab einem Alter von drei Wochen als prophylaktische Maßnahme gegen die respiratorische und reproduktive Form der Porcine-Reproductive-and-Respira­ tory-Syndrome-Virus-Infektionen. – Infektiöse Atemwegs­ erkrankungen ingelvac mycoflex® Inaktivierter Impfstoff (Mycoplasma hyopneumoniae) Zur aktiven Immunisierung von Schwei­ nen ab einem Alter von drei Wochen zur Reduktion von Lungenläsionen infolge einer Infektion mit Mycoplasma hyo­ pneumoniae. – Infektiöse Darmerkrankungen enterisol® ileitis Attenuierter Lebendimpfstoff (Lawsonia intracellularis) Zur aktiven Immunisierung von Schwei­ nen ab einem Alter von drei Wochen gegen die klinischen Symptome einer Lawsonia intracellularis-Infektion sowie zur Verbesserung der Gewichtszunahme und Verringerung der Wachstumsvariabi­ lität, die mit der Erkrankung einhergeht. I N D I K AT I O N PRODUKTNAME WIRKSTOFFE – Verschiedene virale und ­bakterielle Erkrankungen bei Geflügel volvac® Polyvalenter attenuierter Lebend- und inaktivierter Impfstoff. Antigene zur Impfung gegen Vogelgrippe, ­Newcastle-Krankheit, Geflügelschnupfen, EDS-­ Syndrom, infektiöse Bronchitis, infektiöse Bursitis, Bacterium anatis Zur Impfung von gesunden Hühnern gegen Erkrankungen, die von den ent­ haltenen Antigenen verursacht werden. Zur Vorbeugung der häufigsten Krank­ heiten bei Masthühnern und Krankhei­ ten, die bei Legehennen zum Rückgang der Eierproduktion führen. Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim125 PRODUKTPORTFOLIO T i e r g e s u n d h e it NUTZTIERE: RINDER Mastitis Bei einer Mastitis handelt es sich um die Entzündung des Euters einer Milchkuh, hauptsächlich hervorgerufen durch eine bakterielle Infektion. Die Prävention und Behandlung von Mastitis bei Milchkühen ist für die Produktion von gesunder Milch und die Minimierung der mit dieser klinischen Situation verbundenen Symptome von größter Bedeutung. ubrolexin® und today® sind zwei Produkte zur Behandlung einer akuten bakteriellen Mastitis, während ubrostar®und tomorrow® zur Prävention einer Mastitis während der Trockenstellungsphase von Milchkühen am Ende ihrer Laktation herangezogen werden. mamyzin® ist ein wirksamer, injizierbarer antimikrobieller Wirkstoff zur Behandlung der akuten Mastitis, und metacam® wird zur Linderung von akuten, mit diesem Syndrom verbundenen Schmerzen verwendet. 126 I N D I K AT I O N PRODUKTNAME WIRKSTOFFE – Mastitis mamyzin® Penethamathydrojodid Zur Behandlung von Euterentzündungen (Mastitis) der Milchkuh. – Mastitis benestermycin® ubrostar® Penethamathydrojodid, Framycetinsulfat, Benethamin-Penicillin Behandlung subklinischer Milchdrüsen­ infektionen, die während der Trocken­ stellung auftreten. – Mastitis ubrolexin® Cefalexin (als Monohydrat), Kanamycin (als Monosulfat) Zur Behandlung klinischer Mastitiden bei laktierenden Milchkühen, verursacht durch Bakterien. – Mastitis today® Cephapirin-Natrium Zur intramammären Infusion bei ­Milchkühen (nur USA). – Mastitis tomorrow® Cephapirin-Benzathin Zur intramammären Infusion bei ­trockengestellten Kühen (nur USA). Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim127 PRODUKTPORTFOLIO T i e r g e s u n d h e it NUTZTIERE: RINDER (FORTSETZUNG) Schmerzen und Entzündungskrankheiten metacam® ist für die Anwendung bei Rindern mit Atem- Als Medikament der nicht-steroidalen antiinflammato­ wegserkrankungen zugelassen. Darüber hinaus ist es bei rischen Medikamentenklasse (NSAID) wird metacam® an Durchfall leidenden Kälbern sowie als Zusatztherapie sowohl dem Erfordernis einer anhaltenden Rentabilität in bei der Behandlung von Mastitis bei Milchkühen indiziert. der Tierproduktion als auch dem Wohl der Tiere gerecht. Aufgrund seiner lang anhaltenden und hervorragenden Der Bovine Virusdiarrhoe-Virus (BVD-Virus) ist einer der Wirksamkeit bei der Kontrolle entzündlicher Symptome häufigsten, ökonomisch wichtigen Krankheitserreger bei kann das Medikament durch Entzündungskrankheiten Rindern und weltweit verbreitet. Die von dem BVD-Virus verursachte Verluste minimieren und auch in Krankheits- hervorgerufene Erkrankung führt zu deutlichen Produk- situationen die Rentabilität aufrechterhalten. Gleichzeitig tionsverlusten bei Milchvieh- und Mastrinderherden. bietet metacam® eine effektive Schmerzkontrolle und bovela® ist ein Impfstoff, der speziell entwickelt wurde, leistet somit einen Beitrag zum Wohl der Nutztiere. Die um einige der für den BVD-Virus typischen klinischen Verabreichung von metacam® ist einfach und bequem Anzeichen zu mindern und die Geburt von sogenannten und bedeutet aufgrund des geringen Applikationsvolu- persistent infizierten Tieren aufgrund einer transplazen- mens und der einmaligen Injektion minimalen Stress für taren Infektion mit dem Virus zu unterbinden. Die Imp- die Tiere. fung mit bovela® schützt die Herde vor der Erkrankung und der Verbreitung des Virus. 128 I N D I K AT I O N PRODUKTNAME WIRKSTOFFE – Schmerzen und entzündliche Erkrankungen metacam® Meloxicam Linderung von Entzündungen und Schmerzen des Bewegungsapparates (Hund, Katze, Schwein, Pferd), nach Operationen (Hund, Katze, Schwein) und bei Kolik (Pferd). Als Begleittherapie bei Durchfall- und Atemwegserkrankun­ gen, akuter Mastitis und Enthornung (Rind) sowie Mastitis-Metritis-Agalak­ tiesyndrom (Schwein). – Infektionskrankheiten bei Rindern pyramid® presponse® Attenuierter Impfstoff gegen Bovine Rhinotracheitis-Virus, Diarrhea, Parainfluenza 3-Respiratory Syncytial Virus, Mannheimia Haemolytica Toxoid Für die Impfung von gesundem Milchoder Mastvieh zur Vorbeugung von Erkrankungen, die von enthaltenen Antigenen ausgelöst werden (nur USA und Kanada). – V irusdiarrhoe bei Rindern bovela® Modifizierter BVDV *-1-Lebendimpfstoff, modifizierter BVDV *-2-Lebend­ impfstoff Zur aktiven Immunisierung von Rindern ab einem Alter von drei Monaten mit dem Ziel der Reduzierung von Hyper­ thermie und Minimierung der Senkung der Leukozytenzahl, die durch das Bovine Virusdiarrhoe-Virus (BVDV-1 und BVDV-2) verursacht werden, sowie zur Verringerung von BVDV-2-bedingter Virusausscheidung und Virämie. Zur aktiven Immunisierung von Rindern gegen BVDV-1 und BVDV-2, um die Geburt von persistent infizierten Kälbern aufgrund einer transplazentaren Infek­ tion zu unterbinden. * Bovines Virusdiarrhoe-Virus (BVDV) Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim129 PRODUKTPORTFOLIO T i e r g e s u n d h e it PFERDE Die Pferdemedikamente sind in erster Linie auf die Thera- Cushing-Syndrom bekannt. prascend® ersetzt den Mangel an piegebiete Atemwegserkrankungen, Lahmheit, Kolik und Dopamin in der Pars intermedia der Hypophyse. Klinische Symp- hormonelle Erkrankungen ausgerichtet. tome sind Hypertrichose, Laminitis (Hufrehe), schlechte körper­ liche Verfassung und Leistungsschwäche. Eine Behandlung mit ventipulmin® ist eine Therapie gegen akute und chroni- prascend® erfolgt lebenslang. sche Atemwegserkrankungen, bei denen auch eine Atemwegsobstruktion aufgrund von Bronchospasmen und/ Die vetera®-Impfstoffe sind das erste Impfstoffportfolio, das meh- oder Schleimaufstauung auftritt und eine mukoziliäre rere praktische Kombinationen zum Krankheitsschutz für Pferde Reinigung erstrebenswert ist. ventipulmin® kann als ab einem Alter von vier Monaten umfasst. Die Impfstoffe schüt- Einzel- oder als Zusatztherapie bei chronisch-obstruktiver zen vor neun infektiösen Organismen einschließlich Influenza, Atemwegserkrankung (COPD) und bei akuten, subakuten Herpes, West-Nil-Virus, Tetanus und weiteren Erkrankungen. und chronischen allergischen Reaktionen der Atemwege Dadurch kann ein an das jeweilige Pferd angepasster Schutz mit angewendet werden. nur wenigen Nadelinjektionen erreicht werden. Alle vetera®Impfstoffe wurden mit der Ultrafil™-Aufreinigungstechnologie prascend® ist ein Medikament für die Behandlung bei formuliert, wobei der Großteil der Fremdproteine entfernt wird Hypophysenzwischenlappen-Dysfunktion (Pituitary Pars und sich das Immunsystem des Pferdes so auf die relevanten Intermedia Dysfunction, PPID), auch als das Equine Antigene konzentrieren kann. 130 I N D I K AT I O N PRODUKTNAME WIRKSTOFFE – Akute und chronischobstruktive Atemwegserkrankungen ventipulmin® Clenbuterol Atemwegserkrankungen, die mit Bron­ chospasmen einhergehen, wie sub­ akute und chronische Bronchitis und Bronchiolitis, chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD), unterstüt­ zend bei akuter Bronchitis und Bron­ chopneumonie. – Pituitary Pars Intermedia Dysfunction (PPID) prascend® Pergolid mesylat Für die Behandlung der klinischen Sym­ ptome im Zusammenhang mit Pituitary Pars Intermedia Dysfunction (PPID; auch bekannt als Equines Cushing-Syndrom). – Bis zu 9-facher Kombinati­ onsimpfstoff gegen häufige Erkrankungen von Pferden vetera® Östliche, Westliche und Venezolanische Enzephalomyelitis, Tetanus, West-Nil-Virus, Pferdeherpesvirus, Pferde­grippeviren Zur Impfung von gesunden Pferden zum Schutz gegen Erkrankungen, die von enthaltenen Antigenen verursacht wer­ den (USA und Kanada). Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim131 PRODUKTPORTFOLIO T i e r g e s u n d h e it KLEINTIERE Die Kleintiermedikamente sind hauptsächlich auf die indiziert. Die Vielzahl der Formulierungen bietet Veteri- Behandlung der weit verbreiteten chronischen Erkran- nären und Tierhaltern die Flexibilität, die jeweils bevor- kungen Herzinsuffizienz, Nierenerkrankungen, Epilepsie zugte Formulierung zu verwenden, um die verschiedenen und Osteoarthritis ausgerichtet. Entzündungs- und Schmerzzustände in Zusammenhang mit den zugelassenen Indikationen zu behandeln. Als erstes Medikament einer neuen Therapieklasse, die als Inodilatoren bezeichnet wird, verbessert vetmedin® bei prozinc® ist eine wässrige Protamin-Zink-Suspension Hunden mit Herzversagen durch dilatative Kardiomyopa- (PZI) von rekombinantem Humaninsulin zur Reduktion thie oder Klappeninsuffizienz (Mitralklappen- und/oder der Hyperglykämie bei Katzen mit Diabetes mellitus. Tricuspidalklappen-Regurgitation) die klinischen Symptome signifikant und erhöht die Lebenserwartung der semintra® ist ein Angiotensin-II-Antagonist, der für die Tiere. vetmedin® vereint zwei sich ergänzende Wirkme- Reduzierung der Proteinurie, die mit der chronischen chanismen: Zum einen werden die Blutgefäße, die das Nierenerkrankung (Chronic Kidney Disease, CKD) bei Blut zum Herzen hin und vom Herzen weg transportie- Katzen in Verbindung gebracht wird, zugelassen ist. ren, erweitert. Somit wird der Druck auf das Herz wie semintra® verringert den mittleren arteriellen Blutdruck auch die erforderliche Pumpleistung des Herzens verrin- sowie die Proteinurie und ist als orale Lösung erhältlich. gert. Gleichzeitig wirkt vetmedin® direkt auf den Herzmuskel, verstärkt die Herzkraft und trägt zu einer effizi- pexion® ist eine alternative Therapieoption für ­Epilepsie enten Pumpleistung bei. bei Hunden. Der Wirkstoff Imepitoin verhindert Anfälle in erster Linie durch Potenzierung von GABAA-Rezeptor-­ metacam® ist ein Medikament der nicht-steroidalen anti- vermittelten inhibitorischen Effekten auf Neuronen. inflammatorischen Medikamentenklasse (NSAID). Es ist pexion® ist für die Reduzierung generalisierter Anfälle als oral einzunehmende Suspension, Tabletten und Injek- aufgrund idiopathischer Epilepsie zugelassen und ver- tionslösung für Hunde sowie als orale Suspension und fügt über potenzielle Sicherheitsvorteile gegenüber Injektionslösung für Katzen erhältlich. Bei Hunden ist das vorhandenen Standardtherapien. Medikament zur Linderung von Entzündungen und Schmerzen bei akuten und chronischen Beeinträchtigun- duramune® ist ein Impfstoff, der für ein breites Spektrum gen des Bewegungsapparates sowie nach Operationen häufiger Infektionskrankheiten bei Hunden entwickelt indiziert. Bei Katzen ist es zur Linderung von Entzündun- wurde. Die Erkrankungen haben oft einen ernsthaften gen und Schmerzen bei akuten und chronischen Beein- Verlauf und können in einigen Fällen tödlich sein. Effizi- trächtigungen des Bewegungsapparates sowie gegen leichte ente Prävention mit geeigneten Impfstoffen beugen die- bis mittlere postoperative Schmerzen nach Eingriffen sen Erkrankungen bei Hunden vor. 132 I N D I K AT I O N PRODUKTNAME WIRKSTOFFE – Dekompensierte Herz­ insuffizienz vetmedin® Pimobendan Zur Behandlung der Herzinsuffizienz beim Hund, hervorgerufen durch eine dilatative Kardiomyopathie oder durch Klappeninsuffizienz (Mitralklappen- und/ oder Tricuspidalklappen-Regurgitation). – Schmerzen und entzündliche Erkrankungen metacam® Meloxicam Bei Hunden zur Linderung von Entzün­ dungen und Schmerzen bei akuten und chronischen Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates sowie nach Opera­ tionen. Bei Katzen zur Linderung von Entzün­ dungen und Schmerzen bei akuten und chronischen Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates sowie gegen leichte bis mittlere postoperative Schmerzen nach Eingriffen. – Diabetes mellitus bei Katzen prozinc® Rekombinantes Protamin-ZinkHumaninsulin Zur Senkung der Hyperglykämie und Linderung der klinischen Symptome der Hyperglykämie bei Katzen mit Diabetes mellitus. – Chronische Nierenerkran­ kungen bei Katzen semintra® Telmisartan Reduzierung der Proteinurie, die mit chronischer Nierenerkrankung (Chronic Kidney Disease, CKD) bei Katzen in Verbindung gebracht wird. – Idiopathische Epilepsie bei Hunden pexion® Imepitoin Für die Reduzierung der Häufigkeit generalisierter Anfälle aufgrund idiopa­ thischer Epilepsie bei Hunden nach sorgfältiger Abwägung alternativer Behandlungsoptionen. – Infektionskrankheiten bei Hunden duramune® Inaktivierter und attenuierter Impfstoff gegen das Canine Staupevirus, Canine Adenovirus Typ 2, Corona­virus, Parainfluenzavirus, Parvovirus, Borrelia Burgdorferi, ­Leptospira Canicola/ Grippotyphosa/Icterohaemorrhagiae/ Pomona Für die Impfung von gesunden Hunden zur Vorbeugung von Erkrankungen, die von enthaltenen Antigenen ausgelöst werden (nur USA, Kanada und Austra­ lien). Unternehmensbericht 2014 Boehringer Ingelheim133 I mpr e s s um WENN SIE FRAGEN ODER KOMMENTARE HABEN, KONTAKTIEREN SIE UNS BITTE. Boehringer Ingelheim GmbH Binger Straße 173 55216 Ingelheim Deutschland Telefon + 49 6132 77-0 Telefax + 49 6132 72-3000 Kontakt Corporate Division Communications E-Mail [email protected] Internet www.boehringer-ingelheim.com Herausgeber Boehringer Ingelheim GmbH Konzept, Design und Layout mpm Corporate Communication Solutions www.digitalagentur-mpm.de Fotos Fotolia (S. 17), Lennart Nilsson (S. 19), Getty Images (S. 19), Science Photo (S. 20, 21), Masahiko Uchiyama (S. 26, 28, 29), 2014 Jonathan Kannair (jonathankannair.com) (S. 27, 30, 31), © Stewart Turkington (S. 32, 34, 35), dieth + schröder fotografie (S. 33, 36 – 44, 46, 47), Secundino Paulino, Boehringer Ingelheim Pharmaceuticals Inc. (S. 45, 48, 49) Druck Süddeutsche Verlagsgesellschaft, Ulm Copyright Boehringer Ingelheim GmbH, 2015 © Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung (auch auszugsweise), vorbehalten. Der Unternehmensbericht 2014 darf nicht ohne schriftliche Genehmigung der Boehringer Ingelheim GmbH reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme vervielfältigt werden. Die im Unternehmensbericht verwendeten Zahlen Dritter beruhen auf dem Datenstand bei der Abschlusserstellung. Mit den CO2-Emissionszertifikaten unterstützen wir ein Projekt, das Wasser­ aufbereitungseinheiten an Haushalte in den ländlichen Gebieten Kenias verteilt. Das Projekt verbessert die öffentliche Gesundheit signifikant, indem es einen Zugang zu sauberem Trinkwasser garantiert. 134 BILANZ UND KENNZAHLENVERGLEICH 2005 — 2014 C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG, Ingelheim BILANZ- UND KENNZAHLENVERGLEICH 2005 ― 2014 (i n m i o. e ur) Aktiva (Stand am 31.12.) Immat. Vermögensgegenstände 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 233 554 547 539 745 736 710 682 582 592 3.070 Sachanlagen 2.900 2.886 2.972 3.177 3.219 3.314 3.442 3.103 2.887 Finanzanlagen 3.396 3.043 1.638 1.739 1.699 3.168 3.953 4.222 4.737 5.312 Anlagevermögen 6.529 6.483 5.157 5.455 5.663 7.218 8.105 8.007 8.206 8.974 Vorräte 1.229 1.280 1.387 1.561 1.801 1.850 1.998 2.095 2.083 2.237 Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände (inkl. RAP und latenter Steuern) 3.013 3.137 2.912 3.496 3.663 4.047 4.652 4.814 5.131 5.546 Flüssige Mittel 1.247 945 1.015 1.312 3.877 3.118 3.903 2.374 2.879 3.294 Umlaufvermögen (inkl. RAP und latenter Steuern) 5.489 5.362 5.314 6.369 9.341 9.015 10.553 9.283 10.093 11.077 12.018 11.845 10.471 11.824 15.004 16.233 18.658 17.290 18.299 20.051 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Bilanzsumme Passiva (Stand am 31.12.) Kapital der Gesellschafter Konzernrücklagen (inkl. Währungsumrechnungsdifferenz) 178 178 178 178 178 178 178 178 178 178 2.940 3.275 1.385 3.101 3.964 5.408 5.812 4.763 5.619 6.884 Jahresüberschuss 1.491 1.722 1.809 1.424 1.759 888 1.476 1.237 1.324 1.047 Eigenkapital 4.609 5.175 3.372 4.703 5.901 6.474 7.466 6.178 7.121 8.109 Anteile anderer Gesellschafter 216 188 167 190 179 0 0 0 1 2 4.825 5.363 3.539 4.893 6.080 6.474 7.466 6.178 7.122 8.111 0 0 0 0 0 0 157 134 104 91 Rückstellungen (inkl. latenter Steuern) 4.958 4.641 4.726 5.120 5.731 6.598 7.402 7.749 7.817 8.840 Verbindlichkeiten (inkl. RAP) 2.235 1.841 2.206 1.811 3.193 3.161 3.633 3.229 3.256 3.009 Fremdkapital (inkl. RAP und latenter Steuern) 7.193 6.482 6.932 6.931 8.924 9.759 11.035 10.978 11.073 11.849 12.018 11.845 10.471 11.824 15.004 16.233 18.658 17.290 18.299 20.051 Konzerneigenkapital Negativer Unterschiedsbetrag aus Unternehmenserwerben Bilanzsumme Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Umsatzerlöse 9.535 10.574 10.952 11.595 12.721 12.586 13.171 14.691 14.065 13.317 Betriebsergebnis 1.923 2.140 2.100 1.980 2.239 1.896 2.272 1.853 2.114 2.140 Betriebsergebnis in % der Umsatzerlöse 20,2 20,2 19,2 17,1 17,6 15,1 17,3 12,6 15,0 16,1 1.514 1.729 1.812 1.428 1.764 888 1.476 1.237 1.324 1.046 Ergebnis nach Steuern in % der Umsatzerlöse 15,9 16,4 16,5 12,3 13,9 7,1 11,2 8,4 9,4 7,9 Eigenkapitalrendite (in %) 34,2 37,4 35,0 42,2 37,4 15,0 22,8 16,6 21,4 14,7 Eigenkapitalquote (in %) 38,4 43,7 32,2 39,8 39,3 39,9 40,0 35,7 38,9 40,4 Cash Flow 2.069 2.317 2.392 1.997 2.409 2.234 2.378 2.225 2.129 1.850 Finanzmittel 4.585 3.934 2.581 2.932 5.384 6.113 7.711 6.467 7.514 8.507 Personalaufwand 2.671 2.836 2.886 3.004 3.221 3.358 3.664 4.024 4.071 4.116 28,0 26,8 26,4 25,9 25,3 26,7 27,8 27,4 28,9 30,9 Durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter 37.406 38.428 39.800 41.300 41.534 42.224 44.094 46.228 47.492 47.743 Forschungs- und Entwicklungskosten Ergebnis nach Steuern Personalaufwand in % der Umsatzerlöse 1.360 1.574 1.900 2.109 2.215 2.453 2.516 2.795 2.743 2.654 F & E-Kosten in % der Umsatzerlöse 14,3 14,9 17,3 18,2 17,4 19,5 19,1 19,0 19,5 19,9 Investitionen in Sachanlagen 532 596 654 665 630 519 458 562 558 548 Abschreibungen auf Sachanlagen 439 419 432 453 470 498 535 793 640 449 W W W. B O E H R I N G E R - I N G E L H E I M .C O M U N T E R N E H M E N S B E R I C H T. B O E H R I N G E R - I N G E L H E I M . D E