Projektantrag Thema Die Rolle von Rehen (Capreolus capreolus) und Wildschweinen (Sus scrofa) als typische Vertreter des europäischen Großwilds in der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene Erstellt: Dezember 2011 Die Rolle von Rehen (Capreolus capreolus) und Wildschweinen (Sus scrofa) als typische Vertreter des europäischen Großwilds in der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene Projektleitung Prof. Dr. Horst Friedrich Taraschewski und Dr. Trevor Petney Zoologisches Institut, Abteilung für Ökologie und Parasitologie Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) Kornblumenstraße 13, 76131 Karlsruhe Tel.: +49 (0) 721 - 6084 3105, Mail: [email protected] Prof. Dr. Horst Taraschewski Dr. Trevor Petney Projektdurchführung Senta Verena Muders Klauprechtstr. 5, 76137 Karlsruhe Tel.: +49 (0) 721 - 500 77 843, Mail: [email protected] Kooperationspartner Dr. Rainer Oehme Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg Ref. 93 Abt. Allgemeine Hygiene und Infektionsschutz Dr. Oliver Keuling Institut für Wildtierforschung Tierärztliche Hochschule Hannover Axel Behrendt Forstamt Bienwald, Forstrevier Scheibenhardt Diplom-Biologe Klaus Lachenmaier Landesjagdverband Baden-Württemberg 2 von 28 Die Rolle von Rehen (Capreolus capreolus) und Wildschweinen (Sus scrofa) als typische Vertreter des europäischen Großwilds in der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene Inhaltsverzeichnis 1 Problemstellung .............................................................................................................................. 4 2 Stand der Forschung ........................................................................................................................ 6 3 Zecken-Pathogen-Interaktionen...................................................................................................... 7 3.1 Zecken-Wirt-Interaktionen .................................................................................................... 10 3.2 Wirt-Pathogen-Interaktionen ................................................................................................ 10 3.3 Die Rolle des europäischen Großwildes ................................................................................ 11 4 Fragestellung und Zielsetzung der Promotion .............................................................................. 13 5 Vorgehensweise, Material und Methoden ................................................................................... 13 6 Angaben zu Vorarbeiten................................................................................................................ 15 7 Projektleitung und Durchführung ................................................................................................. 17 8 Arbeits- und Zeitplan ..................................................................................................................... 19 9 Finanzierungs- und Ressourcenplan .............................................................................................. 21 9.1 Personalkosten ...................................................................................................................... 21 9.2 Materialkosten ...................................................................................................................... 22 9.3 Reisekosten ........................................................................................................................... 22 9.4 Projektgesamtkosten............................................................................................................. 23 10 Literatur ..................................................................................................................................... 23 11 Anhang....................................................................................................................................... 28 11.1 Formular zur Probennahme .................................................................................................. 28 11.2 Schlüssel zur Fundstelle von Zecken am Körper der Wildtiere ............................................. 28 3 von 28 Die Rolle von Rehen (Capreolus capreolus) und Wildschweinen (Sus scrofa) als typische Vertreter des europäischen Großwilds in der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene 1 Problemstellung Zecken sind blutsaugende Ektoparasiten und in Mitteleuropa die wichtigsten Vektoren für humanund veterinärmedizinisch relevante Krankheitserreger (Randolph 2001; Fingerle & Wilske 2005; Fingerle et al. 2008). In Europa kommen mehr als 25 Zeckenarten vor, die zumeist den Gattungen Haemaphysalis, Hyalomma, Dermacentor, Ixodes zuzuordnen sind (Göttfert et al. 2009). Hinsichtlich zeckenübertragener Humanpathogene gehören in Deutschland insbesondere die drei Spezies Ixodes ricinus, auch bekannt als der gemeine Holzbock, die Schafzecke (Dermacentor marginatus) und die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) zu den ökologisch bedeutsamsten Arten. Alle drei Spezies gehören zur Familie der Schildzecken (Ixodidae) und fungieren in Mitteleuropa als Vektoren von Arboviren, Borrelien und einigen weiteren bakteriellen Krankheitserregern. Beispielsweise treten Rickettsien in einigen Teilen Mitteleuropas häufig auf, wobei die humanmedizinische Relevanz dieser Bakterien bislang noch nicht abgeschätzt werden kann (Parola & Raoult 2001; Parola et al. 2005; Aspöck 2008). Weiterhin sind Zecken auch als Überträger von Protozoen wie zum Beispiel Babesien bekannt (Aspöck 2008). Die beiden medizinisch bedeutsamsten und bekanntesten von Zecken übertragenen Krankheiten sind die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und die Lyme Borreliose (LB). Die FrühsommerMeningoenzephalitis ist eine häufige und in Mitteleuropa weit verbreitete Krankheit und wird hauptsächlich durch Ixodes ricinus und selten auch durch Dermacentor-Arten übertragen (Fingerle & Wilske 2005; Aspöck 2008; Kiffner et al. 2010b). Ixodes ricinus gilt aufgrund ihrer wirtsgeneralistischen Lebensweise und ihrer weiten geographischen Verbreitung gleichfalls als Hauptüberträger von Borreliosen, obwohl auch andere Zeckenspezies (wie beispielsweise die der Gattung Dermacentor) Borrelien auf ihren Wirt übertragen können (Gern & Humair 2002; Perret et al. 2004; Fingerle & Wilske 2005; Fingerle et al. 2008). Die Erreger der Lyme-Borreliosen sind die häufigsten durch Arthropoden übertragenen Pathogene der Nordhemisphäre, wobei die Infektionsrate der adulten Zecken in Mitteleuropa in manchen Gebieten bis zu 50% betragen kann (Gern & Humair 2002; Aspöck 2008). Die Inzidenz der Neuerkrankungen pro Jahr wird in Deutschland auf 60.000 bis 100.000 Menschen geschätzt (Landesamt für Soziales und Versorgung des Landes Brandenburg 2007). Eine bundesweit einheitliche Meldepflicht für Borrelien-Infektionen besteht bislang noch nicht, erst im Jahr 2011 haben das Saarland und Rheinland-Pfalz als erste westdeutsche Bundesländer eine solche Verpflichtung beim Auftreten von Borreliosen im Rahmen des Impfschutzgesetzes eingeführt. Deutschlandweit steht bislang insbesondere zur Epidemiologie, Prävalenz und zur lokalen Dynamik von Borrelien-Spezies in Zecken und ihren Wirten nur wenig Datenmaterial zur Verfügung (Robert Koch-Institut 2011). Solche Daten stellen jedoch die Grundvoraussetzung für eine geeignete Risikoabschätzung, die Herausgabe von Empfehlungen an die 4 von 28 Die Rolle von Rehen (Capreolus capreolus) und Wildschweinen (Sus scrofa) als typische Vertreter des europäischen Großwilds in der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene Bevölkerung, die Evaluierung diagnostischer Methoden und die Entwicklung von Impfstoffen sowie Impfstrategien dar (Fingerle & Wilske 2005). Die Anzahl an Borreliose-Infektionen in Mitteleuropa hat seit den 1980er Jahren signifikant zugenommen (Randolph 2001). Simultan wurde in den vergangenen Jahren die zunehmende Verbreitung sowie steigende Populationsdichten der medizinisch und ökologisch wichtigen Zeckenarten in Mitteleuropa beobachtet (Dautel et al. 2006; Aspöck 2008; Dautel & Dippel 2008; Gray et al. 2009). Als Gründe für diese Entwicklungen, die mit der Erhöhung des Infektionsrisikos für den Menschen einhergehen, werden Faktoren wie der Klimawandel, die Änderung der Landnutzung und die Urbanisierung ländlicher Gebiete genannt (Randolph 2001; Perret et al. 2004; Dautel & Dippel 2008; Gilbert 2010; Kiffner et al. 2010b). Gleichfalls gehen hohe Wirtsdichten mit einer hohen Reproduktion und somit einer größeren Population der Parasiten einher (Duscher 2006). Das in den vergangenen 20 Jahren stark angestiegene Risiko der Neuinfektion mit zeckenübertragenen Pathogenen betrifft nicht nur gefährdete Bevölkerungsgruppen wie Jäger, Förster oder Waldarbeiter (Fingerle & Wilske 2005). Die vermehrte Frequentierung der Landschaft durch Sportler, Wanderer und Touristen führt zu einem engeren Kontakt zwischen Mensch und Wild und somit zu einer vermehrten Exposition des Menschen für zoonotische Erreger (Niedersächsisches Ministerium für den ländlichen Raum Ernährung Landwirtschaft und Verbraucherschutz 2005). In Deutschland gibt es zudem kaum mehr Landschaftsstriche, die nicht in irgend einer Form durch die menschliche Zivilisation beeinflusst sind. Manche Wildtierarten profitierten von diesen Einflüssen und entwickelten sich zu echten „Kulturfolgern“ mit gleichzeitig steigenden Populationsdichten, wobei sich insbesondere das Schwarzwild durch eine explosionsartige Vermehrung in der jüngeren Vergangenheit bis heute auszeichnet (Duscher 2006; Hespeler 2008). Zu den wichtigsten im Stadtgebiet vorkommenden Wildtierarten gehören das Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus), der Rotfuchs (Canis vulpes), das Schwarzwild (Sus scrofa) und das Rehwild (Capreolus capreolus) (Hespeler 2008). Sie alle dienen Zecken als Hauptwirte und spielen daher in der Epidemiologie entsprechender Zoonosen eine entscheidende Rolle. Die Dynamik der Prävalenz und Inzidenz von Zoonosen ist ein sehr komplexes Zusammenspiel vieler Umweltfaktoren (Reiter 2008). Um Aussagen zur Epidemiologie und zum Gefährdungspotential zeckenübertragener Pathogene treffen zu können, ist eine exakte Kenntnis der Zecken-WirtInteraktionen im entsprechenden Habitat und die Untersuchung der lokal vorkommenden Krankheitserreger eine zwingende Voraussetzung. Besonders die Rolle des europäischen Großwildes im Zecken-Wirt-Pathogen-System ist bislang noch weitgehend unerforscht, obwohl durch die zunehmende Überschneidung der Lebensräume von 5 von 28 Menschen und von wildlebenden Die Rolle von Rehen (Capreolus capreolus) und Wildschweinen (Sus scrofa) als typische Vertreter des europäischen Großwilds in der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene Großsäugetieren ein nicht unerhebliches Risiko der Infektion mit zoonotischen Erregern für die Bevölkerung bestehen kann. 2 Stand der Forschung Ixodes ricinus, Dermacentor marginatus und Dermacentor reticulatus gehören zur Familie der Ixodidae und durchlaufen wie alle Schildzecken einen mehrstufigen Entwicklungszyklus vom Ei über Larve und Nymphe bis zum Stadium der adulten Zecke. Abbildung 1 veranschaulicht beispielhaft die Entwicklung von Ixodes ricinus. Die Dauer des vollständigen Entwicklungszyklus vom Ei bis zur adulten Zecke ist abhängig von abiotischen Klimafaktoren, wie der Temperatur sowie der Luftfeuchte und variiert beispielsweise bei Ixodes ricinus zwischen zwei und sechs Jahren, beträgt aber Abbildung 1 Entwicklungszyklus von Ixodes ricinus, einer generalistischen Schildzecke. Die relative Größe der abgebildeten Wirtstiere spiegelt die Bedeutung als Wirt für die einzelnen Stadien wider. Quelle: EUCALB 1997-2005. European Union Concerted Action on Lyme-Borreliosis. Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Jeremy Gray und Bernard Kaye. (http://meduni09.edis.at/eucalb/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=53&Itemid=84. Stand: 20.11.2010, modifiziert) 6 von 28 Die Rolle von Rehen (Capreolus capreolus) und Wildschweinen (Sus scrofa) als typische Vertreter des europäischen Großwilds in der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene durchschnittlich 3 Jahre (Randolph et al. 2002; Gray et al. 2009; Dautel 2010). Das Klima bestimmt weiterhin die Verbreitung und die Aktivität von Zecken (Dautel & Dippel 2008; Schwarz et al. 2009). Zecken bevorzugen abhängig vom Entwicklungsstadium unterschiedliche Wirte und halten sich während wirtsferner Lebensphasen in verschiedenen Höhen der Vegetation auf. Dabei ist die Wahl der Wirts-Art, des Habitats wie auch die Positionierung in der Vegetation bei Zecken artspezifisch und daher differenziert zu betrachten (Schwarz et al. 2009; Kiffner et al. 2010a; Kiffner et al. 2011; Pfäffle et al. 2011). Obwohl die Populationsdynamik von Ixodes ricinus verhältnismäßig gut bekannt ist, wurde bisher nur wenig Forschungsarbeit zur Ökologie und Biologie anderer Zeckenspezies in Westeuropa sowie zu Interaktionen zwischen Ixodes ricinus und anderen Arten von Ektoparasiten geleistet (Petney et al. n.d.). Die Identifikation der Faktoren, welche den Vektor von Pathogenen tangieren und beeinflussen, ist jedoch essentiell für das Verständnis von epidemiologischen Systemen und deren Verlaufszyklen (Kiffner et al. 2011). Neben der Analyse der Zecken-Wirt- und Zecken-Pathogen-Interaktionen ist auch die Untersuchung der wechselseitigen Beziehungen zwischen Wirt und Pathogen von entscheidender Bedeutung zur Klärung epidemiologischer Prozesse. 3 Zecken-Pathogen-Interaktionen Häufig treten bei Menschen Krankheiten mit gravierenden klinischen Manifestationen auf, deren Erregern eigentlich Wildtiere als Hauptwirte dienen (Taylor et al. 2001; Gern & Humair 2002). Die Übertragung der Pathogene und die Überwindung der Speziesbarriere geschieht entweder über direkten oder indirekten Kontakt, aber auch mit Hilfe von Vektoren (Mahy & Brown 2000; Parola & Raoult 2001; Taylor et al. 2001). Heutzutage ist eine Vielzahl von Erregern bekannt, die zwischen Wildtieren und Zecken zirkulieren, durch einen Zeckenstich jedoch auch auf den Menschen übertragen werden können (Huegli et al. 2002; Aspöck 2008; Gern 2008). Die Präsenz eines zoonotischen Erregers zeigt sich vielfach erst anhand gravierender klinische Symptome, die jedoch häufig fälschlicherweise nicht auf einen Zeckenstich zurückgeführt werden (Gern & Humair 2002; Süss et al. 2004). Insbesondere bei langen Inkubationszeiten oder grippeähnlichen Beschwerden wird kein kausaler Zusammenhang zwischen Zeckenstich und Erkrankung hergestellt, was nicht selten zu Fehldiagnosen führt (Gern & Humair 2002; Süss & Schrader 2004; Aspöck 2008). Aus diesen Gründen ist der medizinische Stellenwert vieler in Zecken und in ihren Wirten nachgewiesenen Erreger bislang noch unbekannt (Süss & Schrader 2004; Aspöck 2008; Skuballa et al. 2010). Ein Beispiel für einen solchen Erreger ist ein Rickettsia-Stamm (RpA4), der in Deutschland aus Dermacentor reticulatus isoliert wurde. Die Zahl an bekannten zeckenübertragenen Zoonosen ist in den vergangenen 15 Jahren deutlich gestiegen. Darunter befinden sich allein acht Humanpathogene der Genera Borrelia, Rickettsia und Anaplasma, die in Deutschland nachgewiesen wurden (Petney et al. n.d.). 7 von 28 Die Rolle von Rehen (Capreolus capreolus) und Wildschweinen (Sus scrofa) als typische Vertreter des europäischen Großwilds in der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene Nach derzeitigem Kenntnisstand sind in Mitteleuropa vor allem die zeckenübertragenen Infektionen mit (Lyme-) Borreliose, mit Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), mit granulozytären Ehrlichiose (Ehrlichia spp.), mit Q-Fieber (Coxiella burnetii) und mit Babesiose (Babesia microti, B. divergens) von höchster humanmedizinischer Relevanz (Parola & Raoult 2001; Oehme et al. 2002; Heile et al. 2006; Kiffner et al. 2010a). Unter diesen fünf Infektionskrankheiten spielen FSME und Borreliose aufgrund ihres häufigen Vorkommens die wichtigste Rolle (Süss et al. 2004; Fingerle & Wilske 2005; Aspöck 2008; Fingerle et al. 2008; Kiffner et al. 2010b). Infektionen mit Borrelien können subklinisch verlaufen oder zu schwerwiegenden Manifestationen an Haut, Herz, Nervensystem und Gelenken führen. Das Krankheitsbild ist jedoch sehr komplex und da zum Teil lange Inkubationszeiten auftreten können, kommt es nicht selten zu medizinischen Fehldiagnosen (Wilske et al. 1987). Die durch eine Infektion mit Borrelien hervorgerufene Lyme-Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit der nördlichen Hemisphäre. Sie erreicht in Zentraleuropa die höchsten Infektionsraten und wird durch verschiedene Spezies der Gattung Borrelia ausgelöst, die zum so genannten Borrelia burgdorferi sensu lato Komplex gehören (Gern & Humair 2002; Rauter & Hartung 2005). Der Borrelia burgdorferi sensu lato Komplex umfasst eine Gruppe genetisch unterschiedlicher Spirochäten von mindestens 13 Genospezies von denen in Europa fünf, nämlich B. burgdorferi sensu stricto, B. garinii, B. afzelii, B. valaisiana und B. lusitaniae, in Zecken nachgewiesen wurden (Gern & Humair 2002). Während B. afzelii und B. garinii, gefolgt von B. burgdorferi sensu stricto sowie B. valaisiana häufig vorkommen, scheint B. lusitaniae die Spezies mit der geringsten Prävalenz zu sein (Fingerle et al. 2008). Die Humanpathogenität von B. afzelii, B. garinii, und B. burgdorferi sensu stricto ist bereits nachgewiesen, die Auswirkungen anderer Spezies sind dagegen noch unklar, obwohl B. valaisiana in Hautbiopsien von Patienten mit Lyme Borreliose nachgewiesen wurde (Rijpkema & Tazelaar 1997; Rauter & Hartung 2005; Fingerle et al. 2008). Erst kürzlich wurde B. spielmanii (A14S) als ein weiterer vermutlich humanpathogener Bakterienstamm, der unter anderem in Deutschland vorkommt, differenziert und näher untersucht (Richter et al. 2004; Fingerle et al. 2008). Im Rahmen von Arbeiten in der eigenen Forschungsgruppe konnte diese Genospezies erstmals auch in Igeln aus Baden-Württemberg und aus Rheinland-Pfalz nachgewiesen werden (Skuballa et al. 2007). Selten können einzelne Zecken auch Mischinfektionen mehrerer Stämme von Borrelien aufweisen, wobei insbesondere die Stämme B. garinii und B. valaisiana in Kombination nachgewiesen werden konnten (Oehme et al. 2002; Hanincova et al. 2003; Rauter & Hartung 2005). Mischinfektionen könnten von außerordentlicher biologischer, ökologischer und klinischer Relevanz sein, da auch in Patienten mit Borreliose-Erkrankung mehrere Geospezies des B. burgdorferi sensu lato Komplexes nachgewiesen wurden (Rauter & Hartung 2005). Abhängig von der Art des Reservoirwirts scheinen 8 von 28 Die Rolle von Rehen (Capreolus capreolus) und Wildschweinen (Sus scrofa) als typische Vertreter des europäischen Großwilds in der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene unterschiedliche Borrelia-Spezies (auch im Hinblick auf die Vergesellschaftung mehrerer Genospezies) vorzukommen, was auf eine artspezifische Empfänglichkeit der Wirte für die Infektion mit bestimmten Borrelia-Genospezies hindeutet (Kurtenbach et al. 1998; Nelson et al. 2000; Rauter & Hartung 2005). Während B. burgdorferi und B. afzelii beispielsweise häufig in Assoziation mit Wirtstieren der Familien der Muridae (Langschwanzmäuse) und Sciuridae (Hörnchen) nachgewiesen wurden, kommen B. garinii und B. valaisiana hauptsächlich in Vögeln vor (Kurtenbach et al. 1998; Humair et al. 1999; Hanincova et al. 2003). Zecken nehmen die Borrelien erstmalig während ihrer Blutmahlzeit von einem infizierten Vertebraten (Wirbeltier) auf. Man nimmt an, dass wirtsspezifische Zecken (wie beispielsweise die Igelzecke Ixodes hexagonus) für die Durchseuchung von Vertebraten mit Borrelien verantwortlich sind, während wirtsgeneralistische Spezies (wie Ixodes ricinus) für die Verbreitung der Pathogene verantwortlich sind (Skuballa et al. 2007). Zecken stellen für Borrelien sowohl ein Reservoir als auch einen Vektor für die Übertragung der Pathogene dar (Parola & Raoult 2001). Daher steigt für den Menschen das Risiko sich mit Borrelien zu infizieren mit dem Durchseuchungsgrad, der Populationsdichte sowie der Aktivität von Zecken (Rauter & Hartung 2005). In den vergangenen Jahren scheint sowohl die Prävalenz von Pathogenen als auch die Abundanz von Zecken zugenommen zu haben (Daniel et al. 2003; Schwarz et al. 2009). Die relative Luftfeuchte und die Temperatur regulieren die saisonale Aktivität und die Abundanz wirtssuchender Zecken. Wie andere Arthropoden auch, haben Zecken mehrere Mechanismen entwickelt, um sich an saisonale oder tageszeitliche Temperaturschwankungen anzupassen (Dautel 2010). Hierzu gehören insbesondere Dormanzen (Ruhephasen), die das Überdauern unter ungünstigen Lebensverhältnissen (z. B. bei extremer Hitze oder Kälte) gewährleisten (Dautel 2010). Der Klimawandel ist einer der Gründe, die als Ursache für die derzeit ablaufende Arealexpansion von Zecken, insbesondere der Gattung Dermacentor, und für längere Aktivitätsphasen von Ixodes ricinus vermutet werden (Kiffner et al. 2011). Bei Studien im Berliner Wald wurde erstmals eine ganzjährige Aktivität von Ixodes ricinus auch während der Wintermonate festgestellt, die höchst wahrscheinlich auf die höheren Temperaturen während der kalten Jahreszeit zurückzuführen ist (Lindgren et al. 2000; Dautel & Dippel 2008; Gray et al. 2009). Zecken kommen zunehmend auch in Grünanlagen von Stadtgebieten vor, wobei den Parasiten das milde Klima des urbanen Raums zugutekommt (Randolph et al. 2002; Schwarz et al. 2009). Untersuchungen zur Borrelien-Prävalenz in Bayern zeigten außerdem, dass Zecken in Stadtgebieten wie dem Englischen Garten hohe Infektionsraten mit Borrelien aufweisen können (Fingerle & Wilske 2005). Da die Gefahr an Borreliose zu erkranken an den Vektor gebunden ist, besteht auch für den Menschen ein erhöhtes Infektionsrisiko im innerstädtischen Raum. 9 von 28 Die Rolle von Rehen (Capreolus capreolus) und Wildschweinen (Sus scrofa) als typische Vertreter des europäischen Großwilds in der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene 3.1 Zecken-Wirt-Interaktionen Die von Zecken übertragenen Pathogene zirkulieren zwischen Vektoren, Wirbeltieren und dem Menschen (Mahy & Brown 2000; Süss & Schrader 2004; Bhide et al. 2005). In einem typischen Waldhabitat sind Mäuse die für Larven wichtigsten Wirte, Nymphen kommen auf verschiedenen Wirbeltieren vor, und für adulte Weibchen sind große Vertebraten (beispielsweise Rehe) als Blutlieferanten für die Eiproduktion der Zecken wichtig (Wilson et al. 1984; Kiffner et al. 2010a; Pfäffle et al. 2011). Es wird angenommen, dass das vermehrte Auftreten von Zoonosen in den letzten 30 Jahren als eine Folge der menschlichen Siedlungsausdehnung zu sehen, und auf die Störung der Übertragungszyklen von Pathogenen zwischen Zecken und Wildtieren zurückzuführen ist (Parola & Raoult 2001; Kiffner et al. 2011). Die meisten Zecken-Wirt-Pathogen-Systeme sind in der Natur gut aufeinander abgestimmt, sodass es nur dann zu Infektionsausbrüchen kommt, wenn durch die Zecke fälschlicherweise ein eigentlich für das Pathogen ungeeigneter Wirt (Fehlwirt) (beispielsweise der Mensch) infiziert wird (Kiffner et al. 2011). Die Verfügbarkeit und Dichte von Reservoirwirten sind für die Etablierung und Persistenz von Erregern in einer bestimmten Region von entscheidender Bedeutung (Kiffner et al. 2010b). Wirtsspezifische Zeckenspezies (beispielsweise die Igelzecke Ixodes hexagonus) spielen zwar bei der Transmission von Pathogenen auf den Menschen im Gegensatz zur wirtsgeneralistischen Art Ixodes ricinus eine untergeordnete Rolle, sind jedoch stark an der Durchseuchung der Wirtstierpopulation und der Etablierung der Pathogene in einer bestimmten Region beteiligt (Lise Gern et al. 1997; Pfäffle et al. 2011; Petney et al. n.d.). Mit dem Grad der Durchseuchung der Wildtierpopulation steigt dann das Risiko der Transmission der Krankheitserrger auf den Menschen durch wirtsgeneralistische Zeckenarten (Randolph 2001; Randolph et al. 2002; Gilbert 2010; Gilbert 2011; Petney et al. unpubliziert). 3.2 Wirt-Pathogen-Interaktionen Etliche Untersuchungen zeigen die Assoziation verschiedener Borrelia-Genospezies mit einem bevorzugten Reservoirwirt. So konnten aus Nagetieren und Insektivoren bisher insbesondere B. afzelii und B. bavariensis (= B. garinii OspA Serotyp 4) isoliert werden (Humair et al. 1999; Gern & Humair 2002; Huegli et al. 2002; Kurtenbach et al. 2006; Skuballa et al. 2007; Richter & Matuschka 2010; Petney et al. unpubliziert). B. garinii und B. valaisiana sind dagegen auf verschiedene Vogelspezies spezialisiert (Hanincova et al. 2003; Kurtenbach et al. 2006; Gern 2008). Die Sensitivität oder Empfänglichkeit eines Wirbeltiers entscheidet darüber, ob der Wirt einer infizierten Zecke als Reservoir für Borrelien fungieren kann, oder ob die Bakterien mit Hilfe des Komplementsystems im Säugetier lysiert und somit ausgeschaltet werden (Kurtenbach et al. 1998; Bhide et al. 2005; Göttfert et al. 2009; Kiffner et al. 2011). Wirte in denen sich die von Zecken übertragenen Pathogene nicht etablieren können, fungieren als Verdünnungswirte und unterbrechen 10 von 28 Die Rolle von Rehen (Capreolus capreolus) und Wildschweinen (Sus scrofa) als typische Vertreter des europäischen Großwilds in der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene die Übertragung der Krankheitserreger (Begon 2008). Welche Rolle ein Wirbeltier in der Epidemiologie zeckenübertragener Krankheiten spielt, ist abhängig von der Art des Erregers, der Reservoirkompetenz der Wirtsspezies und dessen Immunstatus (Parola & Raoult 2001; Skuballa et al. 2007; Skuballa et al. 2010; Pfäffle et al. 2011). 3.3 Die Rolle des europäischen Großwildes Große Wirtstiere spielen eine zentrale Rolle für die Abundanz der parasitierenden Zecken, denn sie ermöglichen zahlreichen adulten Weibchen die Aufnahme von Blut vor der Eiablage. Eine große Menge von beim Saugen aufgenommenem Blut ermöglicht die Produktion einer höheren Anzahl an Eiern. Außerdem transportieren größere Säugetiere Zecken über weite Distanzen und sorgen somit für die Verbreitung der Ektoparasiten (Wilson et al. 1985; Chemini et al. 1997; Fingerle & Wilske 2005; Kiffner et al. 2010a; Gilbert 2011). Als gesichert gilt, dass mit der Größe der Rehpopulation die Zeckenabundanz stark zunimmt (Kiffner et al. 2010a; Gilbert 2011). Über die Rolle von Schwarzwild in Bezug auf die Abundanz von Zecken wurde bisher nur sehr wenig Forschungsarbeit geleistet, obwohl beim Schwarzwild bereits Infektionen mit Borrelien festgestellt wurden (Göttfert et al. 2009), liegen in Deutschland keine Untersuchungen zur Artenzusammensetzung und der Rolle von Schwarzwild im Entwicklungszyklus der Ektoparasiten vor. Von Jägern wie auch von Wildbiologen der TU Hannover und der VWJD (Vereinigung Wildbiologen und Jagdwissenschaftler Deutschlands) werden jedoch beim Schwarzwild geringere Befallsintensitäten als beim Rehwild beschrieben. Die Gründe für den geringeren Parasitismus beim Schwarzwild durch Zecken können jedoch derzeit nicht eindeutig benannt werden. Bei der Verbreitung von B. burgdorferi sensu lato geht man bisher davon aus, dass zwei wesentliche Transmissionszyklen von Bedeutung sind: Der Kleinsäuger-Zecke-Zyklus und der Vogel-Zecke-Zyklus. B. burgdorferi s.s. nutzt beide Zyklen und scheint nicht spezialisiert zu sein (Gern & Humair 2002; Kurtenbach et al. 2006). Die Etablierung von Borrelien in Populationen von Großsäugetieren und deren Rolle in der Epidemiologie zeckenübertragener Krankheiten ist dagegen noch nicht vollständig geklärt. Rehe (Capreolus capreolus) und Rothirsche (Cervus elaphus) gelten beispielsweise als Reservoir inkompetent für Borrelia spp. (Nelson et al. 2000; Bhide et al. 2005). Die Untersuchung von Zecken der Spezies Ixodes ricinus zeigte, dass wirtssuchende Individuen auf von Ziegen und Rindern begrasten Weiden zu einem Viertel mit verschiedenen Borrelia-Stämmen infiziert waren. Nach der Blutmahlzeit an den Wiederkäuern konnten keine Spirochäten mehr in den Zecken nachgewiesen werden. Lediglich die Spezies Borrelia miyamotoi war von der Eliminierung ausgenommen (Richter & Matuschka 2010). Bhide et al. (2005) behandelten 12 verschiedene Borrelia-Spezies mit SerumKomplement von verschiedenen potentiellen Wirtspezies einschließlich dem von Schafen und dem von Menschen. Auf Schafskomplement reagierte B. valaisiana am empfindlichsten, während die 11 von 28 Die Rolle von Rehen (Capreolus capreolus) und Wildschweinen (Sus scrofa) als typische Vertreter des europäischen Großwilds in der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene Bakterien des Stammes B. garinii nur in geringem Maße lysiert und somit ausgeschaltet wurden. Bei der Verwendung menschlichen Komplements erwies sich dagegen von den einheimischen BorrelienStämmen B. garinii als hochempfindlich. Interessanterweise zeigte sich die Genospezies B. burgdorferi s.s. als weitgehend resistent in Bezug auf das Komplement von Schafen aber auch auf das von Menschen (Bhide et al. 2005). Das Komplementsystem von Vertebraten stellt offensichtlich einen Schlüsselfaktor für die Eignung einer Art als potentiellen Wirt für Borrelia spp. dar (Kurtenbach et al. 1998). Die Rolle von Schwarzwild in der Epidemiologie der humanpathogenen Bakterien ist bislang unbekannt, obwohl sowohl Wildschweinen als auch Rehen durch ihre immer stärker ausgeprägte Lebensweise als Kulturfolger ein hohes Risikopotential im Hinblick auf die Transmission von Pathogenen auf den Menschen zukommt (Hennig 2007; Skuballa et al. 2007; Deutscher Jagdschutzverband 2011a). Die regional und saisonal stark variierende Prävalenz von Anti-Borrelia IgG im Blut von Wildschweinen legt die Annahme nahe, dass Wildschweine wichtige Reservoirwirte für Borrelien darstellen könnten (Fingerle & Wilske 2005; Göttfert et al. 2009; Juricová & Hubálek 2009). Hautbiopsien von erlegten Wildschweinen, die stichprobenartig im Rahmen einer Studie in Bayern untersucht wurden zeigten, dass 25% des untersuchten Schwarzwildes zum Zeitpunkt der Probennahme mit Borrelien infiziert waren (Fingerle & Wilske 2005). Dieser Untersuchung lag jedoch nur eine extrem geringe Stichprobe von 16 Wildschweinen zugrunde, Langzeitstudien fehlen gänzlich. Borrelien überleben in der Natur in einem komplexen Vektor-Wirts-Zyklus, der durch die Zeckenspezies und das Entwicklungsstadium der Ektoparasiten beeinflusst wird. Durch die zunehmende Störung der natürlichen Übertragungszyklen kommt es immer häufiger zur Übertragung gefährlicher Zoonosen durch Zecken als Vektoren auf den Menschen. Die Transmission durch den Vektor und seine Wirts-Präferenz führen dazu, dass Borrelien-Spezies und Subtypen in unterschiedlichen Reservoirwirten gefunden werden, was zum Teil auf die Wirtstierpräferenz der Zecken zurückzuführen ist (Fingerle & Wilske 2005). Die Sensitivität der Wirtsspezies sowie physiognomische Parameter des Wirtsindividuums wie Alter und Immunstatus entscheiden wiederum über dessen Eignung als Reservoir für den Erreger (Fingerle & Wilske 2005). In Zentralspanien wurden in Zecken von Wildschweinen (Sus scrofa) und von Iberischen Rothirschen (Cervus elaphus hispanicus) verschiedenste Pathogene nachgewiesen, die mit der Zeckenart (Ixodes ricinus, Dermacentor marginatus, Rhipicephalus bursa und Hyalomma m. marginatum) variierten und die teilweise für ein breites Spektrum an Wirten einschließlich Haustieren sowie den Menschen infektiös sind (Fuente et al. 2004). Die Autoren leiten daher ein von der Vielfalt der Zecken- und der 12 von 28 Die Rolle von Rehen (Capreolus capreolus) und Wildschweinen (Sus scrofa) als typische Vertreter des europäischen Großwilds in der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene Wirts-Spezies abhängiges akutes Risikopotential für die Übertragung von Zoonosen auf den Menschen ab (Fuente et al. 2004). 4 Fragestellung und Zielsetzung der Promotion Rehe und Wildschweine gehören zu den größten wildlebenden Säugetieren Europas und kommen in Deutschland nahezu flächendeckend vor. Mittlerweile überschneidet sich der Lebensraum der Großsäugetiere zunehmend mit menschlichen Siedlungsgebieten, wodurch die Gefahr der Übertragung von Zoonosen auf den Menschen in den vergangenen 20 Jahren stark zugenommen hat (Mahy & Brown 2000; Aspöck 2008). Durch ihre enorme Anpassungsfähigkeit können Rehe und Wildschweine auch von stark durch den Menschen veränderten und genutzten Lebensräumen profitieren und diese für sich erschließen (Niedersächsisches Ministerium für den ländlichen Raum Ernährung Landwirtschaft und Verbraucherschutz 2005). Zudem nehmen die Populationsdichten von Rehen und Wildschweinen aus vielfältigen Gründen (auch in urbanen Gebieten) seit einigen Jahren stetig zu (Hennig 2007; Hespeler 2008; Deutscher Jagdschutzverband 2011a; Deutscher Jagdschutzverband 2011b). In Anbetracht der hohen Populationsdichten und des zunehmenden Vordringens der Wildtiere in städtische Gebiete, könnte dem Vektorpotential der mitgebrachten Zecken eine wichtige Rolle bei der Übertragung von zoonotischen Infektionserregern auf den Menschen zukommen (Lise Gern et al. 1997; Skuballa et al. 2007). Die Durchführung der Doktorarbeit von Frau Muders soll zur Klärung der Interaktionen zwischen Zecken, den von Zecken übertragenen Pathogenen (insbesondere im Hinblick auf Borrelien) und der den Ektoparasiten als Wirte dienenden Rehe bzw. Wildschweine beitragen, um die Bedeutung der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene im Hinblick auf die potentielle Gefährdung der Bevölkerung bewerten zu können. Neben der Einschätzung des Risikopotentials für den Menschen soll die Untersuchung zur Entwicklung von Strategien zur Vermeidung von Infektionen bzw. zur Bekämpfung der humanpathogenen Erreger herangezogen werden. 5 Vorgehensweise, Material und Methoden Ein Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der Untersuchung der Zeckenprävalenz auf Rehen und auf Wildschweinen. Hierzu werden die Zecken von jagdlich erlegten Wildtieren (der Arten Capreolus capreolus und Sus scrofa) abgesammelt und in 70% Ethanol konserviert. Der Fundort der Zecken wird mittels eines „Körperschlüssels“ dokumentiert (siehe Anhang 11.2). Anschließend werden die Art, das Geschlecht und das Entwicklungsstadium der Zecken bestimmt und die Intensität des Befalls mit den Ektoparasiten quantifiziert. 13 von 28 Die Rolle von Rehen (Capreolus capreolus) und Wildschweinen (Sus scrofa) als typische Vertreter des europäischen Großwilds in der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene Die Gewinnung der Zecken, Organ- und Blutproben von Wildtieren basiert auf der Kooperation mit dem Forstamt Bienwald. Beprobt werden Rehe und Wildschweine, die im Rahmen der Regiejagd im Forst Bienwald in Form von Drückjagden wie auch Einzeljagden erlegt werden. Die das hier vorgestellte Projekt bearbeitende Doktorandin Frau Muders ist ebenfalls jagdlich aktiv, fest in der Jägerschaft und in die Jagdausübung im Bienwald eingebunden. Bei dem Waldgebiet handelt es sich um 10.275 Hektar Staatswald mit Wildstrecken von 500 bis 600 Tieren (Rehe und Wildschweine) im Jahr, was eine ganzjährige Probennahme ermöglicht. Eine jagdliche Besonderheit im Bienwald besteht in der ganzjährigen Bejagung von Rehböcken sowie dem Verzicht auf Gewichtsbegrenzungen beim Abschuss von Schwarzwild, was eine vergleichbare Beprobung und Auswertung auch im Hinblick auf die Geschlechts- und die Altersstruktur über das gesamte Jagdjahr ermöglicht. Die Examinierung der Borrelien-Prävalenz in Rehen, Wildschweinen und ihren Zecken sieht die Aufschlüsselung nach der Genospezies der Borrelien vor. Die Analyse auf eine Bakteriämie und die Bestimmung der Genotyps der Borrelien wird für die vom Jagdwild abgesammelten Zecken wie auch für die Organe Herz, Leber, Lunge, Niere, Milz, Blase und einer Spitze vom Ohr der Rehe und Wildschweine vorgenommen. Zusätzlich dienen Blutproben der erlegten Tiere der Untersuchung auf eine aktuelle Seropositivität, um das Reservoirpotential der Großsäuger für Borrelien bewerten zu können. Die Bestimmung von Antikörpertitern gegen Borrelien ist ebenfalls vorgesehen. Gewebe- und Blutproben werden bei -20°C, bzw. über einen längeren Zeitraum bei -65°C, gelagert und stehen so über mehrere Monate für die Untersuchung zur Verfügung. Die Identifikation der Borrelien-Genospezies in den zu untersuchenden Proben wird in Zusammenarbeit mit dem Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg in Stuttgart durchgeführt und erfolgt mittels DNASequenzierung im Anschluss an eine positive PCR-Analyse. Hierfür werden von jedem Reh und von jedem Wildschwein die Organe zunächst in zwei Sammelproben auf Borrelien-DNA untersucht, wobei der erste Ansatz die Spitze eines Ohres und die thorakalen Organe Herz und Lunge enthält. Der zweite Ansatz setzt sich aus einer Sammelprobe der ventral gelegenen Organe Milz, Leber, Niere und Blase zusammen. Bei einem positiven PCR-Ergebnis wird die entsprechende Sammelprobe erneut Organ spezifisch analysiert und anschließend die Genospezies des Borrelien-Stammes durch Sequenzierung bestimmt. Isoliert wird die DNA der Borrelien aus den Organ- und Blut-Proben der Großsäugetiere und aus ihren Zecken mit Hilfe des Maxwell 16 Systems (automatische Extraktion der DNA/RNA). Der Nachweis von Borrelia burgdorferi sensu lato erfolgt mittels einer Realtime PCR. Die Detektion der Gensequenzen erfolgt unter Verwendung des ABI Prism 310 der Fa. Applied Biosystems. Im Anschluss an eine positive PCR wird eine Sequenzierung unter Verwendung des ABI Prism Big Dye Terminator Cycle 14 von 28 Die Rolle von Rehen (Capreolus capreolus) und Wildschweinen (Sus scrofa) als typische Vertreter des europäischen Großwilds in der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene Sequencing Ready Reaction Kit Primersystems nach Rijpkema (1995) durchgeführt. Die im Rahmen dieser Doktorarbeit verwendeten Methoden zum Nachweis von Borrelien und der Bestimmung ihrer Genospezies sind am Landesgesundheitsamt etabliert und wurden bereits erfolgreich bei Untersuchungen der eigenen Forschungsgruppe zum Nachweis von Borrelien in Igeln und ihren Zecken angewendet (siehe Skuballa et al. 2007). Das Blut der Tiere soll gegebenenfalls im Hinblick auf die Bestimmung von Antikörpertitern als Indikator für einen früheren Kontakt mit Borrelien analysiert werden. Es steht jedoch auf Grund des Gerinnungsgrades des Bluts noch nicht fest, ob eine Bestimmung der Antikörpertiter möglich ist. Sollte der Gerinnungsgrad des Bluts die Bestimmung von Antikörpertitern zulassen, besteht für diese Analysen eine Kooperation mit dem Klinikum Karlsruhe unter der Leitung von Dr. Michael Elgas. Die Studie soll zur Untersuchung der Rolle von Rehen und Wildschweinen als Wirte für unterschiedliche Zeckenspezies, wie auch zur Identifikation des Infektionsstatus der Zecken- und der Wildtierpopulationen mit Borrelien dienen. Die Intensität und die Prävalenz des Befalls der Wildtiere mit Zecken und der Durchseuchungsgrad von Rehen, Wildschweinen und ihren Zecken mit Borrelien wird ermittelt und in Abhängigkeit von anderen abiotischen und biotischen Faktoren (wie Beispielsweise Populationsdichte der Wirtstiere, Populationsdichte der Zecken, Klima und Klimawandel, Vegetation, Geographie) ausgewertet. Daten zu Abschusszahlen, Alter, Gewicht und Ort der Erlegung des Jagdwildes werden vom Forstamt Bienwald zur Verfügung gestellt und können für eine umfangreiche multifaktorielle Auswertung der erhobenen Daten heran gezogen werden. Anhand deutschlandweiter Streckendaten von Reh- und Schwarzwild der vergangenen 20 Jahre bis heute, die von der Tierärztlichen Hochschule Hannover und dem Deutschen Jagdschutzverein zur Verfügung gestellt werden, lässt sich ein Vergleich der Populationsdynamik von Rehen und Wildschweinen im Untersuchungsgebiet mit bundesweiten Populationsentwicklungen ziehen. Die im Probennahmegebiet Bienwald gewonnenen Informationen können so auf ihre deutschlandweite Übertragbarkeit geprüft werden. 6 Angaben zu Vorarbeiten Aktuell wurde Ende des Jahres 2011 innerhalb der eigenen Forschungsgruppe eine Doktorarbeit zur Klärung der Rolle des Europäischen Igels (Erinaceus europaeus) in der Epidemiologie zeckenübertragener Krankheiten mit Foci auf Borrelien, Anaplasma spp., Rickettsia spp. und FSMEViren fertiggestellt. Die von Jasmin Skuballa angefertigte Dissertation wurde wie auch das hier vorgestellte Projekt in Kooperation mit dem Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg und dem Klinikum Karlsruhe durchgeführt und wird voraussichtlich zu Beginn des Jahres 2012 veröffentlicht 15 von 28 Die Rolle von Rehen (Capreolus capreolus) und Wildschweinen (Sus scrofa) als typische Vertreter des europäischen Großwilds in der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene werden. Neben dem Erstnachweis von Borrelia spielmanii in Igeln, welche aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz stammten, konnte Frau Skuballa das Reservoirpotential des Europäischen Igels für die Spezies Borrelia afzelii und B. bavariensis nachweisen und mittels Xenodiagnose bestätigen (Skuballa et al. 2007). Insbesondere juvenile Igel und Individuen in schlechter physischer Verfassung schienen empfänglich für die Infektion mit den Bakterienstämmen zu sein. Bei gesunden, adulten Tieren zeigten sich dagegen hohe IgG-Antikörper-Titer gegen spezifische Borrelien-Antigene sowie eine niedrige Transmissionsrate von Borrelien auf Zecken, was auf die Verringerung der Kompetenz als Borrelien-Reservoir durch erworbene Immunität hindeutet. Weiterhin konnte die wichtige Rolle des Igels im Kreislauf von Anaplasma phagocytophilum aufgezeigt werden, wobei Erinaceus europaeus für eine igelspezifische Variante, aber auch für weitere Genotypen empfänglich ist (Skuballa et al. 2010). Zudem sind Igel deutlich an der Verbreitung von Rickettsien beteiligt, welche ebenfalls in den Zeckenarten Ixodes ricinus und Ixodes hexagonus nachgewiesen wurden. Frau Skuballa konnte auch die Anfälligkeit von Igeln für die Infektion mit zeckenassoziierten viralen Erregern durch den molekularbiologischen Nachweis von FSME-Viren belegen. Ein weiteres Projekt unserer Forschungsgruppe beschäftigt sich mit der Rolle von Schafen als typische Vertreter domestizierter, weidegängiger Wiederkäuer in der Epidemiologie zeckenübertragener Pathogene. In dem Projekt werden Lämmer aus Kreuzungen von schwarzköpfigen Fleischschafen mit hell pigmentierten Bergschafen untersucht, da Zecken auf der hell pigmentierten Haut besser zu erkennen sind. Die Tiere werden alle zwei Wochen auf Zecken abgesucht und die befallenen Stellen (beispielsweise Achsel, Schenkel, Kopf) dokumentiert. Zusätzlich werden Gewicht und Größe der Lämmer erfasst. Weiterhin wird den Schafen zu drei verschiedenen Zeitpunkten (nach dem Absetzen von der Mutter im Stall, am Ende des Sommers während der Weidehaltung und Anfang des Winters vor der Schlachtung) mit Hilfe eines Tierarztes Blut aus der Vena jugularis abgenommen. Das Blut der Lämmer wird mittels ELISA auf Antikörper gegen Borrelia spp. untersucht. Ihre Organe (Milz, Herz, Lunge, Leber, Niere, Blase, Haut und ggf. Lymphknoten) können nach der Schlachtung unter Verwendung von PCR-Techniken auf Borrelia spp. untersucht werden. Die Untersuchung von Blut und Organen der Schafe wird äquivalent zur Untersuchung der Wildschweine und Rehe durchgeführt. Erste Beobachtungen deuten darauf hin, dass sich Geschlecht und Rasse der Schafe nicht auf die Intensität des Zeckenbefalls auswirken, Lämmer und insbesondere schwache Tiere scheinen jedoch deutlich stärker von Zecken befallen zu werden als gesunde bzw. ausgewachsene Schafe. Außerdem scheinen die Wiederkäuer hauptsächlich von adulten Zecken, weniger von Larven oder Nymphen befallen zu werden. Um die derzeitige Verbreitung, die Populationsstruktur und deren Dynamik der in der Südpfalz vorkommenden Zeckenspezies unter Berücksichtigung ihrer Habitat- und Mikrohabitatpräferenz zu 16 von 28 Die Rolle von Rehen (Capreolus capreolus) und Wildschweinen (Sus scrofa) als typische Vertreter des europäischen Großwilds in der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene untersuchen wird zusätzlich ein Off-Host-Sampling durchgeführt. Dabei werden wirtssuchende Zecken in typischen Habitaten (Waldränder, Wiesen in der Nähe von Wäldern) mittels der „Flaggmethode“, bei der in einem definierten Transekt ein helles Baumwolltuch über die Vegetation gestreift wird, ganzjährig gesammelt. Die genaue Lage der Sammelstellen wird mit einem GPS ermittelt sowie weitere Parameter wie Temperatur, Luftfeuchte, Bewuchs, Sonnenexposition etc. schriftlich zum Zeitpunkt der Sammlung für jedes Transekt dokumentiert. Die Sammelpunkte repräsentieren 20 topographisch und klimatisch unterschiedliche Zonen des Bienwalds und dessen Umgebung, um die Abhängigkeit der Verbreitung von Zeckenspezies von unterschiedlichen Habitaten und den dort wirkenden Einflussparametern zu überprüfen. Diese Daten dienen als Grundlage und Referenz für spätere Studien zur klimatisch bedingten Veränderung der Parasitendispersion sowie der Populationsstruktur und können zum Abgleich der Zeckenpopulationen und deren Entwicklungsstadien in der wirtsfernen Umgebung mit der Zeckenabundanz auf dem Wirt heran gezogen werden. Das Off-Host-Sampling ist zunächst auf die Dauer von zwei Jahren ausgelegt und wird im Rahmen von Diplom-, Master- und Bachelorarbeiten sowie von zwei bis drei Projektpraktika von Studenten der Biologie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) durchgeführt. Erste Ergebnisse des Abflaggens zeigen bereits eine andere Verteilung der Zeckenstadien in der wirtsfernen Umgebung als auf Schafen. Während auf den Wiederkäuern vorwiegend Adulte Individuen gefunden wurden, fanden sich auf der Vegetation häufiger Larven und Nymphen. Erste Ergebnisse dieser Untersuchung werden voraussichtlich zu Beginn des Jahres 2012 veröffentlicht werden. Zur Untersuchung der Rolle von Rehen und Wildschweinen in der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene wurden bereits im Oktober 2011 alle Jagdhelfer in die Methodik der Probennahme eingewiesen. Gegen Ende der ersten Drückjagdsaison im Januar 2012 stehen bereits Proben von 154 Wildtieren und deren Zecken für die molekularbiologische Analyse zur Verfügung. Sie lagern bereits im Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg in Stuttgart bei -65°C. Ab Ende Januar werden die Wildtiere durch Einzeljagd erlegt werden. 7 Projektleitung und Durchführung Geleitet wird das Projekt von Prof. Dr. Horst Taraschewski und Dr. Trevor Petney des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), Zoologisches Institut, Abteilung für Ökologie und Parasitologie. Prof. Dr. Horst Taraschewski und der international ausgewiesene Zeckenspezialist Dr. Trevor Petney haben in den letzten Jahren gemeinsam mit weiteren Kooperationspartnern wie beispielsweise Dr. Michael Elgas vom Klinikum Karlsruhe oder Prof. Dr. Niedrig vom Robert Koch Institut Berlin zahlreiche Studien zum besseren Verständnis der Ökologie und der Wirt-Parasit-Interaktionen im Hinblick auf 17 von 28 Die Rolle von Rehen (Capreolus capreolus) und Wildschweinen (Sus scrofa) als typische Vertreter des europäischen Großwilds in der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene verschiedene Zeckenspezies durchgeführt. Einige dieser Projekte (wie beispielsweise die Untersuchung der Schaf-Zecken-Interaktionen und das Off-Host-Sampling) laufen aktuell. Erste Ergebnisse dieser Studien (Bachelor- und Diplomarbeiten) werden voraussichtlich im Jahr 2012 veröffentlicht werden. Durchgeführt wird das hier vorgestellte Projekt von der Doktorandin Senta Verena Muders. Sie ist Diplom Biogeographin und daher sowohl mit der Arbeit in molekularbiologischen Labors als auch mit Geographischen Informationssystemen (ArcGIS) bestens vertraut. Im Rahmen ihrer Diplomarbeit an der Universität Trier arbeitete sie am bundesweiten und langfristigen Projekt WILD (WildtierInformationssystem der Länder Deutschlands) mit. Bei WILD werden ausgewählte Wildtierarten mit wissenschaftlichen Methoden langfristig erfasst (Deutscher Jagdschutzverband 2011c). Im Rahmen ihrer Arbeit untersuchte sie die Auswirkungen des Flächennutzungswandels auf den Europäischen Feldhasen (Lepus europaeus) in Rheinland-Pfalz. Zudem verfügt sie über einen Jagdschein, über gute Kenntnisse der Ökologie von Rehen und Wildschweinen und ist in den Jagdbetrieb des Bienwalds fest integriert. In Kooperation mit Dr. Rainer Oehme vom Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Abteilung Allgemeine Hygiene und Infektionsschutz in Stuttgart wird die molekularbiologische Analyse aller Proben durchgeführt. Die Einrichtung verfügt über alle benötigten Geräte und auch die verwendeten Methoden sind am Landesgesundheitsamt routinemäßig etabliert. Es liegen bereits gemeinsame Veröffentlichungen mit Dr. Rainer Oehme vor. Das Projekt und die Probennahme werden vom Forstamt Bienwald voll unterstützt. Alle im Forstrevier aktiven Jäger wurden über den Ablauf und die Methodik der Probennahme instruiert und von Revierleiter Axel Behrendt zur aktiven Mithilfe angeleitet. Herr Behrendt steht in regelmäßigem Kontakt mit unserer Doktorandin und informiert diese über die jüngsten Erlegungen anderer Jäger für eine zeitnahe Beprobung der Tiere. Er unterstützt auch die jagdlichen Aktivitäten zur Probennahme bei Einzeljagden von Frau Muders durch seine langjährige Erfahrung als Jäger und seine Revierkenntnis. Zusätzlich werden Studenten der Biologie des Karlsruher Instituts für Technologie im Rahmen von Bachelorarbeiten und Praktika Teilaspekte des Projekts untersuchen und Frau Muders zuarbeiten. 18 von 28 Die Rolle von Rehen (Capreolus capreolus) und Wildschweinen (Sus scrofa) als typische Vertreter des europäischen Großwilds in der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene 8 Arbeits- und Zeitplan Projektdauer: 3,5 Jahre Saison der Drückjagden: Saison der Einzel- und Gesellschaftsansitze: Molekularbiologische Analyse der Proben: November bis Januar Februar bis Oktober Ganzjährig (an jagdfreien Tagen) Arbeitspakete 2011/2012 AP: Arbeitspaket, Nummer PM: Personenmonate MS: Meilenstein AP Titel Beginn Ende 1 Probenahme während der Drückjagdsaison (2011/12) 11/2011 01/2012 Etwa eine Drückjagd pro Woche Beprobung von durchschnittlich 15 bis 20 Tieren pro Jagd Entnahme von Blut- und Organproben von Rehen und Wildschweinen Absammeln der Zecken und Zuordnung zur Fundstelle am Körper der Wildtiere Bestimmung der abgesammelten Zecken Vollständige digitale Erfassung der Stichproben Ergänzung der Erfassung durch Daten des Forstamt Bienwald Ergebnisse Geschätzte Anzahl der Proben pro Drückjagdsaison: 160 Tiere Etwa 50% Schwarzwild und 50% Rehwild Zusammengeführter Datensatz aus Zecken und Wildtierproben Graphische Aufarbeitung der erfassten Daten PM 1,5 AP Titel Beginn Ende 2 Probenahme bei Einzel- und Gesellschaftsansitzen (2012) 02/2012 10/2012 Zwei bis drei Ansitze pro Woche Entnahme von Blut- und Organproben an Rehen und Wildschweinen Anzahl der Teilnehmenden Jäger: 10 Durchschnittliche ein bis zwei erlegte und beprobte Tiere pro Woche Absammeln der Zecken und Zuordnung zur Fundstelle am Körper der Wildtiere Bestimmung der abgesammelten Zecken Vollständige digitale Erfassung der Stichproben Ergänzung der Erfassung durch Daten des Forstamt Bienwald Ergebnisse Geschätzte Anzahl der Proben: 50 Tiere Etwa 50% Schwarzwild und 50% Rehwild Zusammengeführter Datensatz aus Zecken und Wildtierproben Graphische Aufarbeitung und Akkumulation aller erfassten Daten PM 4 AP Titel Beginn Ende PM 3 Molekularbiologische Analyse der Proben 12/2011 11/2012 5,5 Analyse erfolgt an jagdfreien Tagen (Landesgesundheitsamt) Untersuchung von 16 Sammelproben pro Tag (entspricht der Analyse von max. 8 Tieren) Methoden: DNA-Isolation, Realtime PCR, Gensequenzierung, ELISA Ergebnisse Bestimmung der Borrelienprävalenz in Proben der Wildtiere und ihren Zecken Bestimmung des Genotyps der Borrelien Zusammenführung aller Datensätze 19 von 28 Die Rolle von Rehen (Capreolus capreolus) und Wildschweinen (Sus scrofa) als typische Vertreter des europäischen Großwilds in der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene AP Titel Beginn Ende PM 4 Auswertung und Veröffentlichung 12/2012 01/2013 1 Statistische Auswertung der Analyseergebnisse mittels SPSS Geographische Aufarbeitung und Visualisierung mittels ArcGIS Zusammenfassung der Ergebnisse in einer Publikation Ergebnisse Veröffentlichung eines Artikels mit den Zwischenergebnissen aus 2011/12 MS 1: Erste Veröffentlichung eingereicht Arbeitspakete 2012/2013 AP: Arbeitspaket, Nummer PM: Personenmonate MS: Meilenstein AP Titel 5 Probenahme während der Drückjagdsaison (2012/13) Wie AP 1 Beginn 11/2012 Ende 01/2013 PM 1,5 AP Titel 6 Probenahme bei Einzel- und Gesellschaftsansitzen (2013) Wie AP 2 Beginn 02/2013 Ende 10/2013 PM 4 AP Titel 7 Analyse der Proben Wie AP 3 Beginn 12/2012 Ende 11/2013 PM 5,5 AP Titel Beginn 8 Auswertung und Veröffentlichung 12/2013 Statistische Auswertung der Analyseergebnisse mittels SPSS Geographische Aufarbeitung und Visualisierung mittels ArcGIS Vergleich der Ergebnisse mit denen aus dem Vorjahr Zusammenfassung der Ergebnisse in einer Publikation Ergebnisse Veröffentlichung eines Artikels mit den Ergebnissen Ende 01/2014 PM 1 MS 2: Zweite Veröffentlichung eingereicht Arbeitspakete 2013/2014 AP: Arbeitspaket, Nummer PM: Personenmonate AP Titel 9 Probenahme während der Drückjagdsaison (2013/14) Wie AP 1 und AP 5 20 von 28 MS: Meilenstein Beginn 11/2013 Ende 01/2014 PM 1,5 Die Rolle von Rehen (Capreolus capreolus) und Wildschweinen (Sus scrofa) als typische Vertreter des europäischen Großwilds in der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene AP Titel 10 Probenahme bei Einzel- und Gesellschaftsansitzen (2014) Wie AP 2 und AP 6 Beginn 02/2014 Ende 10/2014 PM 4 AP Titel 11 Analyse der Proben Wie AP 3 und AP 7 Beginn 12/2013 Ende 11/2014 PM 5,5 AP Titel Beginn Ende 12 Auswertung und Niederschrift der Dissertation 12/2014 05/2015 Statistische Auswertung der Analyseergebnisse mittels SPSS Geographische Aufarbeitung und Visualisierung mittels ArcGIS Vergleich der Ergebnisse mit denen aus den beiden Vorjahren Zusammenfassung und Niederschrift der gesamten Arbeit in der Dissertation Ergebnisse Abgabe der Doktorarbeit im 1. Halbjahr 2015 PM 3 MS 3: Projekt und Dissertation erfolgreich abgeschlossen 9 Finanzierungs- und Ressourcenplan 9.1 Personalkosten Für die Bearbeitung des Projekts ist eine Doktorandenstelle in Vollzeit über die Dauer von 3,5 Jahren nötig. Als Berechnung für diese Stelle dient der Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst der Länder (TV-L), Entgeltgruppe 13 (E13) West, Erfahrungsgrad 3. Berechnung der Personalgesamtkosten Ziffer Beschreibung Betrag [€] A B C D E F monatliches Grundgehalt (Brutto) Grundgehalt pro Jahr Jahressonderzahlung (50% von A) Jahresbruttogehalt (B+C) Arbeitgeberanteil (29% von D) jährlicher Kostenansatz (D+E) 3.725,66 44.707,92 1.862,83 46.570,75 13.505,52 60.076,27 G Personalgesamtkosten (3,5*F) 210.266,95 Unserer Doktorandin werden Diplom-, Master- und Bachelor-Studenten zuarbeiten. Hierfür fallen jedoch keine weiteren Kosten an. 21 von 28 Die Rolle von Rehen (Capreolus capreolus) und Wildschweinen (Sus scrofa) als typische Vertreter des europäischen Großwilds in der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene 9.2 Materialkosten Berechnung der Materialgesamtkosten Kostenart jährliche Kosten [€/Jahr] Labor Probenahme Computer Jagd Projektgesamtkosten [€] 15.000,00 1.000,00 700,00 45.000,00 3.000,00 1.000,00 2.100,00 Materialgesamtkosten 51.100,00 9.3 Reisekosten Für Reisen mit dem PKW wurde eine Kilometerpauschale von 0,30 EURO pro Kilometer als Berechnungsgrundlage verwendet. Für Übernachtungen wurde eine Pauschale von 60 EURO pro Nacht angesetzt. Berechnung der Fahrtkosten pro Jahr Reiseziel Drückjagden (Karlsruhe-Bienwald) Einzel- & Gemeinschaftsansitze (Karlsruhe-Bienwald) Landesgesundheitsamt (Karlsruhe-Stuttgart) Hin- & Rückfahrt [km] Anzahl Fahrten pro Woche Anzahl Wochen Gesamte Anzahl Fahrten Gesamte Strecke [km] 60 1 12 12 720 216,00 60 2,5 32 80 4.800 1.440,00 170 1 44 44 7.480 2.244,00 Jahresfahrtkosten Kosten [€] 3.900,00 Berechnung der Übernachtungskosten pro Jahr Anzahl Übernachtungen pro Aufenthalt Anzahl Aufenthalte in Stuttgart (siehe Anzahl Fahrten) 2,5 44 Kosten [€] 6.600,00 Jahresübernachtungskosten 6.600,00 Berechnung der Tagungskosten Anzahl Tagungen Kosten pro Tagung [€] 2 1500 Tagungsgesamtkosten Kosten [€] 3.000,00 3.000,00 22 von 28 Die Rolle von Rehen (Capreolus capreolus) und Wildschweinen (Sus scrofa) als typische Vertreter des europäischen Großwilds in der Epidemiologie zeckenübertragener Humanpathogene Berechnung der Reisegesamtkosten Kostenart Kosten pro Jahr [€] Fahrtkosten Übernachtungskosten Tagungskosten Gesamtkosten [€] 3.900,00 6.600,00 - 11.700,00 19.800,00 3.000,00 Reisegesamtkosten 34.500,00 9.4 Projektgesamtkosten Berechnung der Kosten pro Jahr Kostenart 1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr Personalkosten Materialkosten Reisekosten 60.076,27 17.033,33 11.500,00 60.076,27 17.033,33 11.500,00 60.076,27 17.033,33 11.500,00 30.038,14 - Gesamtkosten [€] 210.266,95 51.100,00 34.500,00 Projektkosten 88.609,60 88.609,60 88.609,60 30.038,14 295.866,95 (Halbjahr) Berechnung der Projektgesamtkosten Kostenart Gesamtkosten [€] Personalkosten Materialkosten Reisekosten 210.266,95 51.100,00 34.500,00 Projektgesamtkosten 295.866,95 10 Literatur Aspöck, H., 2008. Durch Arthropoden übertragene Erreger von Infektionen des Menschen in Mitteleuropa - ein Update. Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie, 16, 371-392. Begon, M., 2008. Effects of host diversity on disease dynamics. In R. Ostfeld, F. Keesing, & V. Eviner, eds. Infectious Disease Ecology: Effects of Ecosystems on Disease and of Disease on Ecosystems. Princeton: Princeton University Press, 12–29. 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