G N TB E 3 RT ZE IFIZIE Punkte R Hygienisch arbeiten FO PflegeKolleg RT ILDU Teil 1 Händedesinfektion – Die 5 Momente verstehen und erkennen Risikofaktor Hand Teil 2 Personalhygiene – Sicherheit geht vor Arbeits- und Patientenschutz Teil 3 Flächendesinfektion – Bitte nicht vernachlässigen Nachttisch, Türklinke und Tastatur © iStockphoto Zertifizierte Fortbildung in Zusammenarbeit mit Heilberufe / Das Pflegemagazin 2012; 64 (10) 31 PflegeKolleg Hygienisch arbeiten Risikofaktor Hand Die 5 Momente der Händedesinfektion verstehen und erkennen Obwohl die Händedesinfektion zu den wichtigsten Präventivmaßnahmen nosokomialer Infektionen gehört, ist die Compliance nach wie vor mit Raten von 20 bis durchschnittlich 50% nicht zufriedenstellend. Das Konzept der „5 Momente der Händedesinfektion“ bietet ein multimodales Interventionsmodell mit fünf Indikationen auf Basis konkreter Infektionsrisiken und Pflegesituationen. KEYWORDS „Clean Care is Safer Care“Kampagne „AKTION Saubere Hände“ (ASH) Patientenkontakt Patienten­ umgebung Compliance Psychologische Faktoren für Non-Compliance ▶▶Mangelndes Problembewusstsein ▶▶Unzureichende Kommunikation ▶▶Angst vor zusätzlicher Arbeit ▶▶Fehlende Vorbildfunktion der Leitung 32 Spender und Kittelflaschen. Die Messung der Händehygiene-Compliance durch direkte Beobachtung und Dokumentation ist für die beteiligten Institutionen eine freiwillige Maßnahme. Mit 900 Einrichtungen ist die ASH dennoch weltweit eine der größten nationalen Kampagnen zur Verbesserung der Händedesinfektion. Bündelung statt Einzelindikationen Im Fokus der Interventionskampagne steht die Einführung des WHO-Modells „My 5 Moments of Hand Hygiene“. Dieses Modell basiert auf den Empfehlungen des Centers for Disease Control (CDC), der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Robert Koch-Institutes (RKI) und fasst die Indikationen der Händedesinfektion in fünf Indikationsgruppen zusammen: 1.VOR Patientenkontakt 2.VOR aseptischen Tätigkeiten 3.NACH Kontakt mit infektiösen Materialien 4.NACH Patientenkontakt 5.NACH Kontakt mit der unmittelbaren Patientenumgebung Gegenüber früheren, zahlreichen Einzelindikationen stellen die fünf Indikationen zur Händedesinfektion eine Vereinfachung dar und lassen sich vom Pflegepersonal besser umsetzen. Zudem spielen sich die Momente überwiegend am „Point of Care“ ab, also dort, wo Patient und Pflegepersonal zusammentreffen und die größten Risiken für eine Infektion entstehen. Infektionsrisiko des Patienten als Ausgangspunkt Mit der Fokussierung auf den „Point of Care“ trägt das 5-Momente-Modell dem zentralen Punkt der Händedesinfektion Rechnung: Dem Schutz des Patienten vor Infektionen. Während die NACH-IndiHeilberufe / Das Pflegemagazin 2012; 64 (10) © Nikky/Mauritius images; imago; Stephanie Eckgold/Fotolia; Rob Byron/Fotolia; OJO Images/Image Source DOI: 10.1007/s00058-012-1042-4 N ur in circa 40% aller indizierten Situationen führt das Pflegepersonal eine Händedesinfektion durch. Die Gründe für diese mangelnde Compliance wurden oft diskutiert. Am häufigsten werden Vergesslichkeit, Angst vor Hautschäden, ungenügende Verfügbarkeit von Produkten und Zeitmangel genannt. Ein geringer Personalschlüssel ist ebenfalls ein Risikofaktor, der in Studien nachgewiesen und in der Praxis in Zusammenhang mit Hygieneskandalen bestätigt wurde. So verschieden die Gründe für die mangelnde Compliance sind, so vielfältig sind auch die Ansätze, die Händedesinfektion in der Pflege zu optimieren. Multimodale Interventionskampagnen, wie die „Clean Care is Safer Care“-Kampagne der WHO und deren nationale Umsetzung durch die „AKTION Saubere Hände“ (ASH), gelten daher als vielversprechendste Ansätze, um die Händehygiene zu verbessern. Die Elemente der multimodalen Interventionskampagne der ASH, die 2008 gestartet ist und seit 2011 neben Krankenhäusern auch Pflegeeinrichtungen und ambulante Einrichtungen einbezieht, sind die Schulung der „5 Momente der Händedesinfektion“, die Überwachung des Händedesinfektionsmittelverbrauchs, regelmäßiges Training und ausreichende Verfügbarkeit von Händedesinfektionsmitteln durch kationen auch dem Personalschutz dienen, schützt die Einhaltung der VOR-Indikationen ausschließlich den Patienten. Gerade diese Indikationen werden aber Compliance-Studien zufolge am wenigsten befolgt: Die niedrigste Compliance-Rate findet sich VOR aseptischen Tätigkeiten, beispielsweise in Situationen, in denen bei einem Patienten ein Katheter gelegt oder eine Injektion durchgeführt wird. Stellt man einen Zusammenhang her zwischen den fünf Indikationen und den vier häufigsten nosokomialen Infektionen, so fällt auf, dass insbesondere die Einhaltung der VOR-Indikationen das Infektionsrisiko minimieren könnte: ▶▶Katheter-assoziierte Harnwegsinfektion (30–50%) Indikation: Hygienische Händedesinfektion VOR aseptischen Tätigkeiten (zum Beispiel vor dem Legen des Katheters). ▶▶Beatmungsassoziierte Atemwegsinfektion (15-17%) Indikation: Hygienische Händedesinfektion VOR aseptischen Tätigkeiten (z.B. vor dem Absaugen des Tracheostomas). ▶▶Postoperative Wundinfektion (15–23%) Indikation: Hygienische Händedesinfektion VOR aseptischen Tätigkeiten (z.B. vor dem Anlegen des neuen, sterilen Verbandes nach Entfernen des alten Verbandes). ▶▶Gefäßkatheter-assoziierte Infektion (8–15%) Indikation: Hygienische Händedesinfektion VOR aseptischen Tätigkeiten (z.B. vor Konnektion/Diskonnektion von Kathetern, Drainage- und Infusionssystemen). Die meisten nosokomialen Infektionen gehen von der patienteneigenen Flora aus. Bei der Transmission spielen die Hände des Pflegepersonals eine wichtige Rolle. So können Erreger von kolonisierten Arealen des Patienten während einer Pflegemaßnahme in oder auf „reine“ Körperbereiche desselben Patienten, zum Beispiel vom Perineum zum Trachealtubus, gelangen. Doch nicht nur direkt am Patienten, sondern auch in der Pflegeumgebung besteht das Risiko, Erreger aufzunehmen und weiter zu tragen. In vielen Studien konnte nachgewiesen werden, dass Gegenstände innerhalb einer Einrichtung mit potenziell pathogenen Keimen besiedelt sind. Insbesondere Oberflächen innerhalb der unmittelbaren Patientenumgebung, zum Beispiel Infusomaten, Monitore und Tastaturen am Bettplatz oder Beatmungsgeräte, können mit Erregern der Patientenflora kolonisiert sein. Bei einem Hand-Oberflächen-Kontakt kommt es dann zu einem Austausch von Mikroorganismen auf den Händen des Personals und den berührten Oberflächen. Heilberufe / Das Pflegemagazin 2012; 64 (10) Die größten Risiken für eine Infektion entstehen dort, wo Patient und Pflegepersonal zusammentreffen. 33 Hygienisch arbeiten Psychologische Faktoren zur Compliance-Förderung ▶▶Weiterbildung als Wertschätzung ▶▶Transparenz in der Kommunikation ▶▶Ausreichende Motivation ▶▶Höhere Fehlertoleranz ▶▶Delegation von Verantwortung ▶▶Aktive Beteiligung der Mitarbeiter Hygiene kann nicht nur verordnet, sondern muss gelebt werden. Direkte und erweiterte Patientenumgebung Um eine möglichst klare anwenderorientierte Vorstellung der Risiken für eine Erregerübertragung zu bekommen, wurde den „5 Momenten der Händedesinfektion“ ein Konzept von zwei kritischen Zonen zugrunde gelegt: Die unmittelbare, direkte Patienten­ umgebung und die erweiterte Patientenumgebung bzw. Pflegeumgebung. Die Patientenumgebung. Diese Zone besteht aus dem Patienten und seiner unmittelbaren Umgebung und umfasst die intakte Haut des Patienten und alle unbelebten Oberflächen, die bei unmittelbarem Kontakt mit ihm berührt werden, wie der Bettrahmen, Nachttisch, Bettwäsche, Infusionsbesteck. Auch Flächen, die häufig vom Personal berührt werden, wie Bedienelemente von Monitoren, gehören dazu. Die erweiterte Patientenumgebung, bzw. die Pflegeumgebung. Diese Zone beinhaltet alle Gegenstän- de/Personen außerhalb der Patientenzone, wie andere Patienten und ihre Patientenzone, sowie die gesamte Umgebung der stationären Einrichtung. Die 5 Momente verstehen Die fünf Indikationen für Händehygiene wurden direkt aus dem Zwei-Zonen-Konzept heraus entwickelt. Ihre Anwendung trägt daher entscheidend dazu bei, die häufigsten Infektionsketten zu unterbrechen. 1.Vor Patientenkontakt. Dieser Moment bezeichnet den Augenblick zwischen dem letzten Hand-Oberflächen-Kontakt in der Pflegeumgebung und dem ersten Kontakt in der Patientenumgebung. 2.Vor aseptischen Tätigkeiten. Bei Eintritt in die Patientenumgebung werden oft die intakte Haut des Patienten, Kleidung oder Gegenstände berührt, bevor eine aseptische Tätigkeit, zum Beispiel das Legen eines Katheters oder die Verabreichung von Augentropfen erfolgt. Die Händedesinfektion muss nach diesem ersten Kontakt und vor der aseptischen Maßnahme erfolgen. 3.Nach Kontakt mit potenziell infektiösen Materialien. Dieser Moment beschreibt den Augenblick nach einem Kontakt der Hände mit Exkreten, 34 Schleimhäuten, nicht intakter Haut oder Wundverbänden, auch wenn Handschuhe getragen wurden. Dabei muss es nicht zu sichtbaren Verschmutzungen gekommen sein und die Händedesinfektion muss erfolgen, bevor es zu nachfolgenden Hand-Oberflächen-Kontakten bzw. Patientenkontakten innerhalb der Patientenzone kommt. 4.Nach Patientenkontakt. Dieser Moment tritt nach einer Pflegemaßnahme auf, wenn die Patientenzone verlassen wird und bevor ein Objekt/weiterer Patient innerhalb der Pflegeumgebung berührt wird. 5.Nach Kontakt mit Oberflächen in unmittelbarer Umgebung des Patienten. Dieser Moment tritt auf, wenn Oberflächen und medizinische Geräten in unmittelbarer Umgebung des Patienten berührt wurden und die Patientenzone verlassen wird. Weniger kann mehr sein Wie in vielen Studien nachgewiesen wurde, hat die Compliance bei der Händedesinfektion einen direkten Einfluss auf die Übertragung von pathogenen Erregern von einem Patienten zum nächsten. Die „5 Momente der Händedesinfektion“ korrespondieren eindeutig mit Situationen, in denen eine Erregerübertragung stattfinden und mit einer Händedesinfektion vermieden werden kann. Die 5 Indikationen bieten daher die unverzichtbare „Hardware“ für einen guten Infektionsschutz. Die Etablierung der Indikationen in den konkreten Pflegealltag stellt dennoch eine Herausforderung für die Pflegekräfte dar: Bei vielen Standard-Pflegemaßnahmen sind innerhalb eines Pflegeprozesses mehrere Vor- und Nach-Indikationen erforderlich, beispielsweise beim Wechsel von der reinen zur unreinen Seite bei einem Wundverbandwechsel. Eine Untersuchung Hunderter von Händedesinfektions-Gelegenheiten entsprechend den „5 Momenten der Händedesinfektion“ ergab, dass die Kenntnis der richtigen Indikationen selbst in Risikobereichen gering ist. Ein besonders interessantes Ergebnis der Untersuchung war, dass nicht unbedingt zu wenige Händedesinfektionen, sondern sogar zu viele bzw. überflüssige, nicht indikationsgerechte Händedesinfektionen durchgeführt wurden. Das Risiko einer Non-Compliance steigt, wenn eine Pflegemaßnahme sehr komplex ist. Noch wichtiger aber ist die Qualität des Pflegeprozesses: Schlechte, unverständliche und nicht an den tatsächlichen Infektions- und Patientenrisiken ausgerichtete Standardarbeitsanweisungen führen dazu, dass Indikationen nicht erkannt werden. Unnötige Händedesinfektionen belasten nur das Personal und führen nicht zu einer Senkung des Infektionsrisikos. Die kritische Bewertung und Optimierung von Pflegeprozessen ist daher ein neu in den Fokus gerückter Hebel, die Compliance in der Händedesinfektion zu verbessern. Heilberufe / Das Pflegemagazin 2012; 64 (10) © Volker Witt/Fotolia PflegeKolleg FA ZIT FÜR DIE PFLEGE ▶▶Die Händedesinfektion gehört zu den wichtigsten Maßnahmen, um nosokomiale Infektionen zu verhindern. ▶▶Mit dem Konzept der „5 Momente“ wird es für Pflegekräfte einfacher, den richtigen Moment der Händedesinfektion zu erkennen. ▶▶Psychologische und soziale Faktoren gewinnen bei der Verbesserung der Compliance bezüglich des Händehygieneverhaltens an Bedeutung. Fähigkeit zur Veränderung als Erfolgsfaktor Damit Infektionsschutzmaßnahmen greifen, ist eine Zustimmung der Mitarbeiter aller hygienerelevanten Funktionen notwendig. Compliance in der Händehygiene ist kultureller Wandel und erfordert die Bereitschaft zur Veränderung. Das Change-Management-Konzept des Sozialpsychologen Kurt Lewin, ein Modell mit dem auch die „AKTION Saubere Hände“ arbeitet, beschreibt die wichtigsten Aspekte eines Kulturwandels in Unternehmen: ▶▶Die Fähigkeit zur Veränderung zählt zu den Erfolgsfaktoren eines Unternehmens. ▶▶Menschen stehen dem Wandel, sobald er sie per- sönlich betrifft, skeptisch gegenüber. Die Folge ist aktiver und passiver Widerstand. ▶▶60–70% aller Veränderungsprojekte in Unternehmen scheitern, weil die Führungsebene nicht aktiv hinter der Veränderung steht. Diese neue Sicht auf das Problem der Non-Compliance bietet Ansätze für weitere Bausteine innerhalb der multimodalen Interventions: Die Mitarbeiter in ihren Arbeitsprozessen abzuholen, von der Notwendigkeit der Händedesinfektion zu überzeugen und Widerstände aktiv durch schlanke Prozesse und gute Vermittlung aus dem Weg zu schaffen. Sabine Niknam Schmilinskystr. 32 20099 Hamburg [email protected] Anzeige PflegeKolleg Hygienisch arbeiten Arbeits­ und Patientenschutz Personalhygiene – Sicherheit geht vor Immer wieder die gleiche Diskussion: Künstliche Fingernägel, Nagellack oder Eheringe im Dienst – sind sie gestattet oder verboten? Wann muss Schutzkleidung getragen werden? Wann eine Schutzmaske? Besinnt man sich auf einfache aber wirksame Methoden der Infektionsprävention, die mit Semmelweis, dem Erfinder der Händedesinfektion, ihren Anfang nahmen und zu der die Personalhygiene gehört, wird schnell deutlich: Es gibt klare Regeln. KEYWORDS Gel­Fingernägel Medizinische Schutzhand­ schuhe Schutzkleidung­ und hauben Mundschutz Hautschutz­ und Handschuhplan 36 durchgeführt werden. Bei Anzeichen für eine Hautschädigung oder allergischen Erscheinungen an Händen oder Unterarmen, muss der Betriebsarzt hinzugezogen werden. Immer wieder Fingernägel Schön verziert und lackiert – womöglich noch künstlich verlängert – erfreuen Fingernägel vielleicht das Auge manches Betrachters, aber sie stellen eine Beeinträchtigung einer guten Händehygiene dar. Das gilt vor allem für künstliche Fingernägel. Denn: Unter langen Nägeln sammeln sich Keime an, die durch eine Händedesinfektion nicht beseitigt werden können. In der medizinischen Literatur werden daher künstliche Fingernägel und Nagellack immer wieder in Zusammenhang mit Ausbrüchen nosokomialer Infektionen gebracht. Und weil Handschuhe durch lange (künstliche) Fingernägel reißen können, ist grundsätzlich auf kurze, rund geschnittene, gepflegte und unlackierte Fingernägel zu achten. Dies dient nicht nur dem Patienten-, sondern auch dem Personalschutz. Heilberufe / Das Pflegemagazin 2012; 64 (10) © bilderstoeckchen /Fotolia.com DOI: 10.1007/s00058-012-1043-3 D ie Hände sind das wichtigste „Arbeitswerkzeug“ des medizinisch tätigen Personals, aber auch der häufigste Vektor für Übertragungen von potenziellen Krankheitserregern. Neben der Desinfektion spielen auch die Gesundheit, Pflege und der Schutz der Hände eine große Rolle bei der Infektionsprävention. Denn schon kleinste Verletzungen der Haut bilden Erregerreservoire und somit eine Eintrittspforte für pathogene Keime. Ein Hautschutz-Plan – in Zusammenarbeit von Krankenhaushygiene und betriebsärztlichem Dienst/Betriebsarzt erstellt – gehört deshalb zum Standard einer guten Händehygiene. Hautpflegecremes sollen aus Spendern oder auch aus personenbezogenen Tuben entnommen werden, um Kontaminationen zu vermeiden. Grundsätzlich ist farb- und parfümstofffreien Produkten der Vorzug zu geben, um das Risiko von Allergien und Hautreizungen zu minimieren. Da Hautpflegemittel die Wirksamkeit von Desinfektionsmittel beeinträchtigen können, sollte die Hautpflege in erster Linie in Arbeitspausen beziehungsweise außerhalb der Arbeit Das oft verwendete Argument von Befürworten von Gel-Fingernägeln, dass durch das Tragen künstlicher Fingernägel Nagelprobleme gelöst werden, muss unter Hinzuziehung eines Hautarztes geprüft werden. Gut behandschuht, gut geschützt Handschuhe sollten immer bei erhöhtem Kontaminationsrisiko mit erregerhaltigem Material getragen werden. Dies gilt zum Beispiel beim endotrachealen Absaugen, bei der Entsorgung von Sekreten, Exkreten und Erbrochenem, bei der Blutentnahme oder bei der Versorgung von Patienten mit multiresistenten Erregern. Dabei dienen sie hauptsächlich dem Selbstschutz, bei sachgerechtem Gebrauch aber auch dem Schutz vor Übertragung von Erregern. Da man nicht von einer 100%igen Dichtigkeit von Untersuchungshandschuhen ausgehen kann, ersetzen Handschuhe nicht die Händedesinfektion. Nach Beendigung einer Tätigkeit müssen die Handschuhe umgehend ausgezogen werden. Dies kann auch der Fall sein, wenn man von einer Tätigkeit zu einer anderen Tätigkeit am gleichen Patienten wechselt, beispielsweise vom Entleeren des Urinbeutels zum Verbandswechsel des zentralen Venekatheters (ZVK). Nach dem Ausziehen der Handschuhe ist stets eine hygienische Händedesinfektion durchzuführen, da es beim Abstreifen der Handschuhe zu einer Kontamination der Hände kommen kann. Außerdem muss bei einem nicht unerheblichen Teil der Handschuhe mit Perforationen gerechnet werden. In einer klinischen Untersuchung lag der Anteil unbenutzter perforierter Latex-Handschuhe bei 1%, bei den benutzten Handschuhen waren 8% perforiert, oft durch Mikroläsionen. Generell steigt die Zahl an (Mikro-) Perforationen mit der Tragedauer und der Anzahl der ausgeübten Tätigkeiten. Besonders bei notfallmedizinischen Tätigkeiten und operativen Eingriffen ist die Gefahr von Perforationen der Handschuhe groß. Deshalb wird insbesondere bei Eingriffen mit hohem Verletzungsrisiko das „double gloving“, das Tragen von zwei Paar Handschuhen übereinander, als Arbeitsschutzmaßnahme empfohlen. Im medizinischen Bereich wird unterschieden in keimarme und sterile Handschuhe. Keimarme Handschuhe werden bei Pflegetätigkeiten beziehungsweise Untersuchungen am Patienten, die nicht unter sterilen Bedingungen durchgeführt werden müssen (zum Beispiel Blutentnahmen), oder beim Umgang mit (potenziell) erregerhaltigem Material (zum Beispiel der Entsorgung von Steckbecken, Abnahme von Trachealsekret) verwendet. Sterile Handschuhe sind paarweise steril verpackt und werden für invasive diagnostische und operative Eingriffe (zum Beispiel ZVK-Anlage, Lumbal- oder Knochenmarkpunktion) eingesetzt. Medizinische Schutzhandschuhe werden in verschiedenen Materialien angeboten. Latexhandschuhe Heilberufe / Das Pflegemagazin 2012; 64 (10) H AU TS C H U T Z P L A N Folgende Regeln sind zu beachten ▶▶Hautschutz mehrmals pro Schicht anwenden. ▶▶Schmuck ablegen, bei Feuchtarbeit können gehäuft Metallallergien (Nickel, Kobalt) entstehen. ▶▶Fingernägel kurz schneiden, nicht lackieren, keine künstlichen Nägel. ▶▶Seife nach Händereinigung vollständig abwaschen und die Hände gründlich abtrocknen. ▶▶Händedesinfektion nur auf der trockenen Haut durchführen. Cremes sollten vor Beginn der Händedesinfektion vollständig eingezogen sein. ▶▶Vor Gebrauch medizinischer Einmalhandschuhe sollten die Hände vollständig trocken und die Handcreme ganz eingezogen sein. ▶▶Die Verwendung von Hautschutzcremes ist nur für kurze Handschuh- tragezeiten (bis zu 10 Min) vorgesehen und somit für OP-Personal nicht geeignet. ▶▶Cremes richtig dosiert (ca. haselnussgroße Menge) auf den Hand- rücken geben und gut verteilen, auch um die Nägel, an den Fingerkuppen und zwischen den Fingern. (Quelle: Hautschutz-Plan des Universitätsklinikums Freiburg) sind aufgrund des hohen Tragekomforts und der Reißfestigkeit trotz der Allergiegefahr immer noch sehr weit verbreitet. Wegen der Rohstoffknappheit und der dadurch bedingten Preiserhöhung wird in zunehmendem Maße in Billiglohnländern produziert mit der Folge, dass die Qualität der Handschuhe (Dichtigkeit, Reißfestigkeit) sehr gesunken ist. Es ist daher überlegenswert, auch im Hinblick auf das Allergierisiko durch Latex, auf Nitrilhandschuhe umzusteigen. Die Preisunterschiede zwischen Nitril und Latex – früher ein Argument gegen den routinemäßigen Gebrauch von Nitril – sind heute weitgehend nivelliert. Werden trotzdem Latex-Handschuhe verwendet, kann das Risiko einer Latex-Allergie durch ungepuderte Handschuhe deutlich vermindert werden. In der TRGS 540 (Technische Regel für Gefahrstoffe) wird gefordert, dass gepuderte Latexhandschuhe durch puderfreie, allergenarme Latexhandschuhe oder andere Handschuhe ersetzt werden. Auf der Grundlage der Gefahrstoffverordnung ist die TRGS rechtsverbindlich. Eine weitere Alternative sind Handschuhe aus Polyvinylchlorid (PVC) und Polyethylen (PE). Allerdings können PVC-Handschuhe aufgrund ihrer geringen Reißfestigkeit und aus ökologischen Gründen nur bedingt empfohlen werden. PE-Handschuhe sind recht preisgünstig und umweltverträglich. Da sie häufig undicht und nicht sehr reißfest sind (PEHandschuhe werden durch Verschweißen zweier PEFolien hergestellt), sind sie nicht für Tätigkeiten mit Fingernägel von Pflegenden müssen grundsätzlich kurz, rund geschnitten, gepflegt und nicht lackiert sein. 37 PflegeKolleg Hygienisch arbeiten HANDSCHUHPL AN F Ü R P F L E G E - U N D F U N K T I O N S D I E N S T Handschuhe ersetzen nicht die Hände­ desinfektion, da man nicht von einer 100%igen Dichtigkeit von Untersuchungs­ handschuhen Tätigkeit Gefährdung des Personals Empfohlener Standardhandschuh Umgang mit Körperausscheidungen/Sekreten (z.B. Blut, Stuhl, Urin) Infektion Einmalhandschuh aus Latex oder Nitril An-/Abhängen und Entsorgen von Zytostatika Kontamination Einmalhandschuh aus Latex oder Nitril Flächendesinfektion ▶▶ Sensibilisierung ▶▶ Feuchtarbeit ▶▶ Hautreizung ▶▶ Infektion ▶▶ Handschuhe mit zu kurzem Schaft Nitrilhandschuhe mit langen Stulpen (Haushalts- oder Chemikalienschutzhandschuhe); wenn hygienisch erforderlich: Einmalhandschuhe aus Nitril mit verlängertem Schaft Aufbereitung von Instrumenten und Pflege­ utensilien ▶▶ Sensibilisierung ▶▶ Feuchtarbeit ▶▶ Hautreizung ▶▶ Infektion ▶▶ Handschuhe mit zu kurzem Schaft ▶▶ Stich-/Schnittverletzungen Nitrilhandschuhe mit langen Stulpen (Haushalts- oder Chemikalienschutzhandschuhe); wenn hygienisch erforderlich: Einmalhandschuhe aus Nitril mit verlängertem Schaft Einreibungen mit wirkstoffhaltigen Externa (z.B. Cignolin, Kortison, Voltaren) oder Externa mit pflanzlichen Inhaltsstoffen ▶▶ Sensibilisierung ▶▶ Hautreizung ▶▶ Wirkstoffaufnahme Einmalhandschuhe aus Nitril ausgehen kann. Weitere Hinweise ▶▶ Anwendung von Baumwollunterziehhandschuhen bei starkem Schwitzen unter Schutzhandschuhen in der unmittelbaren Patientenpflege nach individueller Rücksprache mit dem Betriebsärztlichen Dienst ▶▶ Double Gloving (2 Paar Schutzhandschuhe übereinander) möglich bei besonderen Expositionsmöglichkeiten (z.B. bei umfangreichen Blutkontaktmöglichkeiten) ▶▶ Körperpflege und Mobilisation: aus Anwendersicht haben sich Latexhandschuhe bewährt ▶▶ Aufbereitung spitzer/scharfer Instrumente: Keine Durchstichsicherheit von Schutzhandschuhen! Arbeitsmedizinische Rechtsgrundlage Biostoffverordnung (BiostoffV), Gefahrstoffverordnung (GerStoff V), Verordnung zur Arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbmedV V) Tragen von Schutz­ hauben im OP (oben: falsch; unten: richtig) 38 hoher mechanischer Belastung oder für Risikobereiche geeignet. Eine Desinfektion der Handschuhe, um sich den Handschuhwechsel zu ersparen, kann generell nicht empfohlen werden, da das Desinfektionsmittel das Handschuhmaterial stark angreift, wodurch es zu Mikroperforationen kommt. Deshalb darf eine Desinfektion der Handschuhe nur in Ausnahmefällen erfolgen. Dabei ist darauf zu achten, dass der Handschuh vom Hersteller als desinfizierbar ausgewiesen ist. Ein Handschuh-Plan gehört ebenso wie der Hautschutz-Plan zu einem guten Standard für die Händehygiene. Schmuck nein, Piercing vielleicht Vor Arbeitsbeginn sollte jeglicher Schmuck an den Händen und Unterarmen abgelegt werden. Auch das Tragen von Eheringen ist während der Arbeit am Patienten nicht zu empfehlen. Zum einen werden die Hände seltener und weniger gründlich desinfiziert, um den Schmuck oder die Armbanduhr zu schonen. Zum anderen können sich unter den Ringen Keimreservoire sowie Desinfektionspfützen bilden. Dies ist auch in der TRBA 250 (Technische Regel für Biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspflege) festgeschrieben: „Bei Tätigkeiten, die eine hygienische Händedesinfektion erfordern, dürfen an den Händen und Unterarmen keine Schmuckstücke, Uhren und Eheringe getragen werden. Derartige Gegenstände können die Wirksamkeit der Händedesinfektion vermindern.“ Das Tragen von Halsketten oder Ohrringen ist aus krankenhaushygienischer Sicht weniger relevant, kann aber bei langen Schmuckstücken eine Verletzungsgefahr bergen. Auch eine Kontamination von Wunden durch direkten Kontakt beim Verbandswechsel ist möglich. Im Operationssaal darf allerdings überhaupt kein Schmuck getragen werden. Piercings oder Tattoos sind dagegen nur dann eine Gefährdung für den Patienten, wenn sie Infektionszeichen zeigen. Ob sie in der Pflege getragen werden Heilberufe / Das Pflegemagazin 2012; 64 (10) © Regina Scholz/IOK (Quelle: Handschuh-Plan des Universitätsklinikums Freiburg) dürfen, ist reine Geschmacksfrage und obliegt der Entscheidung der Einrichtung (www.rki.de). Unter der Haube Lange Haare sind vor Dienstbeginn zusammenzubinden. Im OP-Bereich müssen Haare durch eine Schutzhaube vollständig bedeckt sein. Schutzhauben werden eher zum Schutz des Patienten als zum Selbstschutz getragen. Sie verhindern, dass Haare oder Hautschuppen ins OP-Feld gelangen. Weil auch ein Bart zum Haarschmuck gehört, müssen Bartträger im OP einen Bartschutz (spezielle Schutzhauben) tragen. Im Pflegealltag ist das Tragen von Schutzhauben nicht sinnvoll, da sie hier keinen infektionspräventiven Wert haben, auch nicht bei der Versorgung von Patienten mit multiresistenten Erregern. Dienst- und Schutzkleidung Dienstkleidung – auch Arbeitskleidung genannt – hat keinen infektionspräventiven Effekt, sondern dient zum Schutz der Privatkleidung. Dienstkleidung wird in der Regel als Ersatz für Privatkleidung getragen. Zudem hat sie in vielen Bereichen den Sinn, diesen zu definieren. Somit wird sie zur Bereichskleidung. Dienstkleidung sollte täglich gewechselt werden. Zum Schutz vor Kontamination wird über der Dienstkleidung ein Schutzkittel/Schürze getragen. Wenn es trotzdem zur Kontamination der Dienstkleidung kommt, muss diese selbstverständlich sofort gewechselt werden. Dienstkleidung ist grundsätzlich geschlossen zu tragen. Schutzkleidung. Um eine Kontamination der Arbeitskleidung zu vermeiden, ist es in manchen Situationen sinnvoll, zusätzlich einen langärmeligen Schutzkittel, bei Gefahr der Durchfeuchtung zusätzlich eine Schürze oder einen Kittel mit Nässeschutz zu tragen. Im OP-Bereich und bei einigen anderen invasiven Eingriffen, wie der ZVK-Anlage, werden sterile Schutzkittel auch zum Schutz des Patienten vor einer Erregerübertragung von der Kleidung getragen. Prinzipiell ist das Risiko der Übertragung pathogener Erreger über die Kleidung eher als gering einzustufen. Schutzkittel und Schürzen können beim selben Patienten auf Station mehrfach verwendet werden. Sie sollten auf Intensivstationen einmal pro Schicht und auf Pflegestationen einmal täglich und immer bei sichtbarer Kontamination gewechselt werden. Schutzkittel sollten in jedem Fall im Patientenzimmer verbleiben und nicht vor der Tür aufgehängt werden, um pathogene Erreger nicht nach draußen zu tragen und eine Kontamination der Kittel durch Dritte zu vermeiden. Um Verwechslungen zu vermeiden hängen im Mehrbettzimmer die Kittel in der Nähe des Patienten. Beim Aufhängen der Kittel sollte die Außenseite gekennzeichnet sein, damit der Kittel bei der nächsten Verwendung richtig angezogen werden kann. Heilberufe / Das Pflegemagazin 2012; 64 (10) FA Z I T F Ü R D I E P F L E G E ▶▶Personalhygiene dient dem eigenen Schutz und dem Schutz des Patienten/Bewohners. ▶▶Hände sind der häufigste Vektor für Übertragun­gen von potenziellen Krankheitserregern. Ein Hautschutz- und ein Handschuhplan gehören deshalb zum Standard einer guten Händehygiene. ▶▶Personalhygienemaßnahmen kommen nur dann voll zum Tragen, wenn sie vorschriftsgemäß und vollständig durchgeführt werden. Mundschutz und Schutzmasken Zu den Masken, die in der Medizin benutzt werden, zählt der chirurgische Mund-Nasen-Schutz, der keine echte Atemschutzmaske ist, aber die Abgabe von infektiösen Tröpfchen in die Umgebung verhindert. Er wird in der Regel bei operativen Eingriffen und einigen anderen Maßnahmen am Patienten (zum Beispiel ZVK-Anlage, endotrachealem Absaugen) getragen, außerdem bei der Pflege von Knochenmarktransplantierten (KMT) Patienten in der Neutropenie. Außerdem bietet die chirurgische Maske Schutz bei infektiösen Erkrankungen des Patienten, die über respiratorische Tröpfchen übertragen werden, wie die klassischen Kinderkrankheiten (Masern, Mumps, Röteln, Keuchhusten, Windpocken), Diphtherie und die Meningokokkeninfektion. Hier ist die Maske aber nur bei engem Kontakt erforderlich (Abstand < 2m). Prinzipiell dienen Masken auch dem Schutz des Patienten vor der Übertragung von Erkältungskrankheiten durch das Personal. Krankenhauspersonal mit respiratorischen Erkrankungen sollte in der Regel nicht arbeiten oder für die Zeit der Erkrankung in Bereichen ohne Patientenkontakt eingesetzt werden. Dies gilt insbesondere für Hochrisikobereiche wie KMT-Stationen. Zum respiratorischen Schutz bei offener Lungentuberkulose werden Atemschutzmasken der Klasse FFP-2 verwendet. Bei diesen Masken, die einen erheblichen Atemwiderstand bieten, ist es sehr wichtig, auf den korrekten Sitz zu achten. Regina Scholz Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene (IUK) Universitätsklinikum Freiburg Breisacherstr. 115 B, 79106 Freiburg [email protected] Sven Kurz Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene (IUK) Universitätsklinikum Freiburg Breisacherstr. 115 B, 79106 Freiburg [email protected] 39 PflegeKolleg Hygienisch arbeiten Nachttisch, Türgriff, Tastatur Flächendesinfektion: Bitte nicht vernachlässigen Über den Stellenwert der Flächendesinfektion für die Prävention nosokomialer Infektionen wird seit vielen Jahren heftig diskutiert. Dabei werden oft von extrem unterschiedlichen Standpunkten aus Argumentationsketten aufgebaut. Im Rahmen der Multibarrierensysteme zur Infektionsprävention ist die Flächendesinfektion, vor allem im patientennahen Bereich, aber durchaus von Bedeutung. KEYWORDS Infektiöse Dosis Risikobewertung Desinfektionsmittel Tuchspendersysteme Scheuer-WischDesinfektion 40 V on unbelebten Flächen geht eine geringere Gefahr aus als von belebten Reservoiren wie Haut, Schleimhäuten und Wunden. Sie können aber durch Kontakt mit diesen sowie mit Sekreten und Exkreten kontaminiert werden. Somit können Flächen ein Vektor beim indirekten Übertragungsweg sein. Dabei sind patientennahe Flächen wie Türgriffe eher kontaminiert als patientenferne Flächen wie der Fußboden, der als Infektionsquelle eher nebensächlich sind. Trotzdem kann er kontaminiert werden. Eigenschaften von Infektionserregern Bei den Eigenschaften von Infektionserregern sind insbesondere die infektiöse Dosis und die Umweltresistenz zu erwähnen. Die infektiöse Dosis beträgt Risiken bewerten Im Zuge einer Risikobewertung wird daher jeder Arbeitsbereich einem Risikobereich zugeordnet und die jeweils notwendigen Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen festgelegt. Die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) am Robert Koch-Institut (RKI) nimmt eine Einteilung in fünf verschiedene Bereiche vor (Tab. 2). Hier werden die patientennahen Flächen auch als „Flächen mit häufigem Hand-/Hautkontakt“ bezeichnet. Dazu zählen solche, die sich zwar nicht in der unmittelbaren Nähe der Patienten befinden, aber häufig von diesen oder dem medizinischen Personal berührt werden (z.B. Türgriffe, Handläufe, Toiletten). Eine Station der Allgemeinen Inneren Medizin ist als Bereich einzustufen, der unter die zweite Kategorie „mit möglichem Infektionsrisiko“ fällt. Alle Flächen mit häufigem Hand- und Hautkontakt sollen Heilberufe / Das Pflegemagazin 2012; 64 (10) © Thinkstock DOI: 10.1007/s00058-012-1044-2 für Noroviren nur 10–100 infektiöse Einheiten, während sie für die Erreger der Salmonellen-Enteritis bei mehr als 100.000 Erregern liegt. Bei immunsupprimierten und anderen besonders gefährdeten Patienten können auch sehr viel geringere Erregermengen zu einer Infektion führen. Die Umweltresistenz beschreibt die Fähigkeit der Erreger, außerhalb ihres gewöhnlichen Lebensraumes zu überleben. So können Staphylokokken auf trockenen Oberflächen (z.B. Tischen) monatelang überleben (Tab. 1). Auch in nicht sichtbaren Verunreinigungen können Infektionserreger vorhanden sein. Ein Beispiel ist das Hepatitis B-Virus, welches in unsichtbaren Blutresten mehr als eine Woche infektiös sein kann. TAB. 1 ÜBERLEBENSZEITEN AUF TROCKENEN UNBELEBTEN OBERFLÄCHEN Bakterielle Erreger Dauer der Überlebenszeit Acinetobacter spp. 3 Tage bis 5 Monate Clostridium difficile (Sporen) 5 Monate Escherichia coli 1,5 Stunden bis 16 Monate Enterococcus spp. inklusive VRE1 und VSE2 5 Tage bis 4 Monate Klebsiella spp. 2 Stunden bis zu mehr als 30 Monate Mycobacterium tuberculosis 1 Tag bis 4 Monate Pseudomonas aeruginosa 6 Stunden bis 16 Monate; auf trockenen Oberflächen: 5 Wochen Serratia marcescens 3 Tage bis 2 Monate; auf trockenen Oberflächen: 5 Wochen Staphylococcus aureus, inklusive MRSA3 7 Tage bis 7 Monate Streptococcus pneumoniae 1-20 Tage Streptococcus pyogenes 3 Tage bis 6,5 Monate Virale Erreger Dauer der Überlebenszeit Adenovirus 7 Tage bis 3 Monate Hepatitis A-Virus 2 Stunden bis 60 Tage Hepatitis B-Virus > 1 Woche HIV4 > 7 Tage Influenzavirus 1–2 Tage Noroviren 8 Stunden bis 7 Tage 5-Virus RSV Bis zu 6 Stunden Rotavirus 6–60 Tage 1: Vancomycin-resistente Enterokokken 2: Vancomycin-sensible Enterokokken, 3: Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus 4: Humane Immundefizienz-Virus 5: Respiratory Syncytial Virus (modifiziert nach Kramer et.al.) regelmäßig wischdesinfiziert werden. Dazu muss festgelegt werden, welche Flächen in diesem Bereich relevant sind wie Nasszelle, Nachttische der Patienten, Türklinken, Toilettenstühle, Rollstühle oder Bettgitter. Gegenstände aus dem patientennahen Umfeld, die ausschließlich mit intakter Haut in Berührung kommen (z.B. Stethoskop, Blutdruckmanschette), eingestuft als unkritische Medizinprodukte, sollen ebenfalls nach jeder Anwendung desinfiziert werden. Bei vielen dieser Produkte ist das Einlegen in Desinfektionsmittel nicht praktikabel. Hier bietet sich eine Desinfektion mit einem Flächendesinfektionsmittel an. Auch in Heimen muss eine Risikobewertung vorgenommen werden. Bezugnehmend auf die Empfehlung des RKI („Infektionsprävention in Heimen“) werden auch hier die Maßnahmen Heilberufe / Das Pflegemagazin 2012; 64 (10) 41 PflegeKolleg Hygienisch arbeiten TAB. 2 EINTEILUNG IN RISIKOBEREICHE Bereiche Beispiele Desinfektion Reinigung 1. Ohne Infektionsrisiko Treppenhäuser, Flure, Verwaltung, Büros etc. Nein Ja, aller Flächen 2. Mit möglichem Infektions­risiko Allgemeinstationen, Ambulanzen, Radiologie, Physikalische Therapie, Dialyse, Entbindung, Intensivstation Ja, aller Flächen mit häufigem Hand-/Hautkontakt Ja, aller Fußböden und sonstigen Flächen 3. Mit besonderem Infektions­risiko OP-Abteilungen, Eingriffsräume, Intensivstationen: Brandverletzte, Transplantationseinheiten, Hämatologie/Onkologie Ja, aller Flächen mit häufigem Hand-/Hautkontakt und Fußböden Ja, aller sonstigen Flächen 4. Mit Patienten, die Erreger in oder an sich tragen, dass im Einzelfall die Gefahr einer Weiterverbreitung besteht Isolierbereiche/-pflege Ja, aller Flächen mit häufigem Hand-/Hautkontakt und Fußböden Ja, aller sonstigen Flächen 5. Mit Infektionsrisiko für das Personal Mikrobiologische Labore, Pathologie, Entsorgung s. TRBA* Ja, aller Fußböden und sonstigen Flächen (modifiziert nach: Anforderungen an die Hygiene bei der Reinigung und Desinfektion von Flächen. Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz (2004) 47:51–61) Nähere Angaben zur Risikobewertung in diesen Bereichen enthalten die Technischen Regeln Biologische Arbeitsstoffe (z.B. TRBA 250) Auch in nicht sichtbaren Verun­reinigungen können Infektionserreger vorhanden sein. durch Hygienekommissionen, ggf. unter zu Hilfenahme der hygienebeauftragten Pflegekraft oder eines Krankenhaushygienikers, festgelegt und in den hauseigenen Hygieneplänen dokumentiert. Bei der normalen Unterhaltsreinigung kann in der Regel auf Desinfektionsmaßnahmen verzichtet werden. Gezielte Maßnahmen sind aber bei grober Kontamination mit potentiell infektiösen Materialien angezeigt. Auch bei Bewohnern mit multiresistenten Erregern oder infektiösen Erkrankungen sind ggf. erweiterte Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen einzuleiten. Umgang mit Desinfektionsmitteln Im Umgang mit Desinfektionsmitteln sollen immer die Vorgaben der Hersteller und die Angaben im Hygieneplan/Reinigungs- und Desinfektionsplänen der Einrichtung beachtet werden. Auswahl des Mittels. Es empfiehlt sich, ein Desin- fektionsmittel auszuwählen, das in den Listen des Verbandes für Angewandte Hygiene e.V. (VAH) oder des RKI aufgeführt wird. Zur Flächendesinfektion dürfen keine anderen, z. B. Hände- oder Instrumentendesinfektionsmittel, verwendet werden. In Reinigungs- und Desinfektionsplänen muss festgelegt werden, was, wann, wie, womit und in welcher Konzentration und Einwirkzeit, von wem gereinigt und/ oder desinfiziert wird. Die Pläne sind allen Mitarbeitern zugänglich zu machen. onsmittel nur in den getesteten Konzentrationen ihre volle Wirksamkeit entfalten, ist auf eine exakte Dosierung zu achten. Bei einer zu geringen Dosierung werden pathogene Erreger nicht zuverlässig abgetötet und über den Wischvorgang großflächig im Umfeld verteilt. Die Desinfektionsmittellösung selbst kann verkeimen. So kam es zum Beispiel Ende der 1990er Jahre zu mehreren Infektionen und Todesfällen auf einer neonatologischen Station der Gießener Universitätsklinik, bei dem mit Klebsiella oxytoca kontaminiertes Desinfektionsmittel als Ursache ausgemacht werden konnte. Hier war aufgrund von Hautreizungen beim Personal die Konzentration des Desinfektionsmittels von den empfohlenen 0,5% auf 42 Heilberufe / Das Pflegemagazin 2012; 64 (10) © Eric Hood/iStockimage Dosierung und Konzentration. Da die Desinfekti- PflegeKolleg Hygienisch arbeiten CHECKLISTE – TIPPS FÜR DIE PR AX I S ▶ Für Desinfektionen, bei denen kleine Flächen oder Gegenstände schnell wieder zum Einsatz kommen sollen, bieten sich alkoholische Desinfektionsmittel an. Diese wirken und trocknen schnell und es entsteht so gut wie keine Geruchsbelästigung. ▶ Achten Sie auf die Materialverträglichkeit der zu desinfizie- renden Oberflächen. Viele Materialen wie Kunststoffe (Plexiglas), Computertastaturen und Monitore, Ultraschallköpfe u.ä. können stumpf werden. Hier bieten sich Mittel mit einem niedrigeren Alkoholanteil oder Wirkstoffe aus anderen Gruppen an (z.B. quartäre Ammoniumverbindungen). Einsatz von Tuchspendersystemen ▶ Spezielle Tuchrollen werden zusammen mit einem Flächen- desinfektionsmittel in einen desinfizierten Eimer gegeben. Durch eine Öffnung im Deckel lassen sich die vorgetränkten Tücher einzeln entnehmen. Der Deckel der Entnahmeöffnung muss immer wieder korrekt geschlossen werden und das letzte Tuch darf nicht aus der Öffnung heraushängen (Austrocknung und Kontamination durch die Umgebung). Für die Standzeit sind die Herstellerangaben zu berücksichtigen. ▶ Die Kombination von Tuch und Desinfektionsmittel muss vom Hersteller bestätigt sein. Sie wird von den Herstellern getestet, so dass das Desinfektionsmittel auch noch am letzten Tag der Standzeit in der richtigen Dosierung und mit ausreichender Feuchtigkeit des Tuchs an die Fläche abgegeben wird. Bei unpassender Kombination können einige Wirkstoffe im Tuch zurückbleiben und in nicht ausreichender Konzentration an die zu desinfizierende Oberfläche abgegeben werden. Es ist also nicht ratsam, eine Komponente durch ein kostengünstigeres Produkt auszutauschen, ohne zu prüfen, ob die neue Kombination bestätigt ist. ▶ Eine Wiederaufbereitung der Eimer sollte möglich sein, im optimalen Fall in einem Reinigungs- und Desinfektionsgerät bei Temperaturen von über 70°C. Bei der manuellen Aufbereitung der Eimer ist streng darauf zu achten, dass sie mit frischem Flächendesinfektionsmittel (nicht mit dem im Eimer verbliebenen Rest!) wischdesinfiziert werden und vor dem Wiederauffüllen komplett abgetrocknet sind. Im Eimer kann sich sonst ein Biofilm bilden, in dem Infektionserreger überleben können. Desinfektion bei infektiöser Gastroenteritis ▶ Die häufigsten Verursacher nosokomialer Durchfälle sind Noroviren und Clostridium difficile. Beide Erreger werden durch eine Reihe von chemischen Desinfektionsmittel nicht erreicht. ▶ Bei der Desinfektion von Oberflächen, die mit unbehüllten Viren (z.B. Noro-, Rota-, Hepatitis A- und Adenoviren) kontaminiert sein können, werden Mittel eingesetzt, die „voll“ viruzid sind – gelistet in der RKI-Liste mit dem Wirkbereich AB (A: Abtötung von Bakterien, Pilzen; B: Inaktivierung von Viren). Aufgrund der notwendigen höheren Konzentration und den oft aggressiveren Eigenschaften, bleiben diese Mittel aber besonderen Situationen vorbehalten. ▶ Begrenzt viruzide Mittel haben eine nachgewiesene Wirksam- keit gegen behüllte Viren (z.B. Influenza-, RSV-, Varizella-Zosterund Hepatitis B-Viren) und decken damit viele Viren ab. Diese 44 Mittel sollten in der täglichen Routine zum Einsatz kommen. In der neuesten Auflage der VAH-Liste sind einige dieser Mittel mit entsprechender Wirkung gesondert gekennzeichnet. ▶ Bakteriensporen sind besonders resi- stente Dauerformen von bestimmten Bakterien (z.B. Clostridium difficile-Sporen), die sich durch chemische Desinfektionsmittel nur schwer abtöten lassen. Neben der chemischen Wirkung der Desinfektionsmittel sind hier die Mechanik und das Abspülen der Erreger bzw. der Sporen von Bedeutung. ▶ Am besten wirken sowohl bei Viren als auch bei Bakteriensporen Mittel mit einem Aldehydanteil oder so genannte Sauerstoffabspalter (Perverbindungen wie Wasserstoffperoxid oder Peressigsäure). In der VAH-Liste sind sie unter Peroxidverbindung, in der RKI-Liste unter Perverbindungen zu finden. ▶ Bei Erkrankungen mit Erbrechen und/oder Diarrhoe sind regelmäßige und gründliche Desinfektionsmaßnahmen aller patientennaher Flächen vorzunehmen. Desinfektion bei resistenten Erregern ▶ Eine Resistenz gegenüber Antibiotika ist nicht mit einer Re- sistenz gegenüber Desinfektionsmittel vergesellschaftet. Während eine Resistenz gegenüber einem Antibiotikum mit seinem spezifischen Angriffsort im Zellstoffwechsel möglich ist, ist eine Resistenzentwicklung eines Bakteriums gegen die unspezifisch toxischen Wirkungen eines Desinfektionsmittels bei richtiger Anwendung eher unwahrscheinlich. ▶ Zur routinemäßigen Desinfektion bei Patienten mit MRSA, VRE oder multiresistenten gramnegativen Stäbchen genügen die normalen VAH-gelisteten Desinfektionsmittel im 1-Stundenwert. Resistente Erreger werden bei einem ordnungsgemäß durchgeführten Desinfektionsverfahren genauso erfasst wie alle anderen Erreger, die keine Antibiotikaresistenzen aufweisen. PC, Maus, Tastatur, Telefon ▶ Schnurlose Telefone, Stationslaptops oder PCs in patienten- nahen Bereichen bieten eine doppelte Problematik. Oft werden sie als Alltagsgegenstände nicht als patientennahe und somit zu desinfizierende Gegenstände wahrgenommen. Zudem sind sie vom Aufbau und der Beschaffenheit her meist schlecht zu desinfizieren. Auch hier empfiehlt sich eine Risikobewertung. ▶ Für herkömmliche Tastaturen gibt es wischdesinfizierbare Folienbezüge, die eine akzeptable Bedienbarkeit zulassen. Viele Hersteller bieten inzwischen auch wischdesinfizierbare Tastaturen an, die komplett in Desinfektionsmittel eintauchbar sind (bis hin zur Möglichkeit der maschinellen Aufbereitung). Für diesen Bereich bieten sich auch Tuchspendersysteme an, die mit Desinfektionsmittel für empfindliche Oberflächen ausgestattet sind. Heilberufe / Das Pflegemagazin 2012; 64 (10) © Luis Santos/shutterstock Auswahl des Mittels 0,25% reduziert worden, so dass die Erreger im Desinfektionsmittel überleben und sich sogar vermehren konnten. Bei einer zu hohen Dosierung können einige Desinfektionsmittel Materialschäden verursachen. Auch eine mögliche Gesundheitsgefährdung des Personals steigt mit zunehmender Desinfektionsmittelkonzentration. Zudem verursachen zu hohe Mengen unnötige Kosten und belasten die Umwelt. Hinweise zum Ansetzen. Das Ansetzen der Desin- fektionsmittellösungen muss in sauberen und trockenen Behältern erfolgen. Das verwendete Wasser soll kalt sein, denn durch heißes Wasser können in Kombination mit einem Desinfektionsmittel gesundheitsschädliche Dämpfe entstehen. Außerdem können Wirkstoffe inaktiviert werden oder verdampfen. Der Einsatz von Desinfektionsmitteldosierautomaten oder Gebinde mit gebrauchsfertiger Lösung ist zu bevorzugen. Werden Desinfektionsmittellösungen von Hand hergestellt, sind eine Dosiertabelle und Dosierhilfen hilfreich. Die „Schussmethode“ ist aus den genannten Gründen generell abzulehnen. Einhalten der Einwirkzeit. In der Desinfektionsmit- telliste der VAH wird empfohlen, für Risikobereiche (zum Beispiel Intensivstationen, OP), im patientennahen Umfeld und bei starker sichtbarer Kontamination mindestens die Konzentration des 1-StundenWertes für die Desinfektion zu wählen (VAH-Liste S.53 vom 1.4.2012). Zur gezielten Desinfektion kontaminierter Oberflächen oder zur Desinfektion kleiner Flächen mit häufiger Nutzung sind schnell wirksame Desinfektionsmittel mit einer Einwirkzeit von fünf Minuten einzusetzen. Da diese meist einen hohen Alkoholanteil haben, dürfen sie nicht großflächig eingesetzt werden, da dies zu Explosionen oder Bränden führen kann. Desinfizierte Flächen können in der Regel wiederbenutzt werden sobald sie trocken sind. Ausnahmen sind u.a. Flächen, die vor weiterer Benutzung mit Wasser nachgespült werden müssen (zum Beispiel Badewannen oder Flächen, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen). Dies gilt auch bei der gezielten Desinfektion punktueller Kontaminationen. Hier muss die volle Einwirkzeit abgewartet werden. Kombinationen: Reinigungs- und Desinfektionsmit- tel dürfen nicht wahllos gemischt werden, sie müssen zusammenpassen. Die Herstellerangaben sind zu beachten. Methoden der Desinfektion Für die Flächendesinfektion ist die Scheuer-WischMethode zu bevorzugen. Hierbei wird das Desinfektionsmittel unter Druck mechanisch auf der gesamten Oberfläche verteilt. Grobe Verunreinigungen Heilberufe / Das Pflegemagazin 2012; 64 (10) FA Z I T F Ü R D I E P F L E G E ▶▶Die Flächendesinfektion, insbesondere von patientennahen Gegenständen darf nicht vernachlässigt werden. ▶▶Im Umgang mit Desinfektionsmitteln sind die Vorgaben der Hersteller und die Angaben im Hygieneplan bzw. in den Reinigungs- und Desinfektionsplänen der Einrichtung zu beachten. ▶▶Beim Umgang mit Chemikalien zur Flächendesinfektion sind geeignete Schutzhandschuhe zu tragen. Wenn es zum Verspritzen des Desinfektionsmittels kommen kann, ist eine Schutzbrille anzulegen. (Erbrochenes, Stuhl) sollten vorher beispielsweise mit desinfektionsmittelgetränktem Zellstoff entfernt werden. Eine Sprühdesinfektion ist nur einzusetzen, wenn Oberflächen zu desinfizieren sind, die nicht oder nur schwer zugänglich sind. Die Nachteile dieser Methode sind mögliche Benetzungslücken, das Fehlen der mechanischen Komponente und dass auch hier – vor allem bei alkoholischen Desinfektionsmitteln – zusammen mit Luft explosive Gemische entstehen können. Dauer der Verwendung von Desinfektionsmitteln. Zu unterscheiden ist die Standzeit (die Zeit, die das frisch angesetzte Desinfektionsmittel unbenutzt und abgedeckt stehen kann) von der Gebrauchszeit (die Zeit, die die einmal benutzte Lösung verwendet werden kann, maximal ein Arbeitstag). Zu beachten ist, dass gebrauchte Lappen möglichst nicht in das Desinfektionsmittel eingetaucht werden, da sich mit steigendem Verschmutzungsgrad Desinfektions­­mittel aufbrauchen und dadurch ihre Wirksamkeit verlieren. Im Desinfektionsmittel überlebende Erreger könnten dann durch das Wischtuch verteilt werden. Reinigungs- und Desinfektionsmittel dürfen nicht wahllos gemischt werden, sie müssen zusammenpassen. Matthias Württemberger Hygienefachkraft, Dipl. Pflegewirt (FH) MVZ Labor Dr. Limbach und Kollegen Abteilung Hygiene matthias.wuerttemberger@labor-limbach. de Dr. med. Annette Schrauder, MPH MVZ Labor Dr. Limbach und Kollegen Abteilung Hygiene Im Breitspiel 15, 69126 Heidelberg [email protected] Literatur bei den Verfassern 45 RT Mit dem HEILBERUFE PflegeKolleg können sich alle Pflegekräfte unkompliziert fortbilden. Wenn Sie 9 der 10 Fragen richtig beantworten, erhalten Sie ein anerkanntes Zertifikat, das Ihnen 3 Punkte im Rahmen der Registrierung beruflich Pflegender (RbP – www.regbp.de) beim Deutschen Pflegerat (DPR) sichert. So nehmen Sie teil Am einfachsten füllen Sie den Fragebogen unter www.heilberufe.de online aus. Unmittelbar nach der Teilnahme erfahren Sie, ob Sie bestanden haben und können sich Ihr Zertifikat gleich ausdrucken. Per Post senden Sie den Fragebogen an: Springer Medizin Redaktion HEILBERUFE Heidelberger Platz 3 14197 Berlin (Fax: 030 82787 5505) Die Online-Teilnahme ist für Abonnenten der Zeitschrift HEILBERUFE kostenlos; von NichtAbonnenten sowie bei postalischer Einsendung wird eine Bearbeitungsgebühr erhoben. E Fernfortbildung zum Mitmachen 3 N TB G Punkte R (Es ist jeweils nur eine Antwort richtig.) IFIZIE RT FO Hygienisch arbeiten ZE PflegeKolleg Fragebogen ILDU 1. Welche Maßnahme gehört zu den wichtigsten Präventivmaßnahmen nosokomialer Infektionen? A Die Händedesinfektion der Pflegeperson. B Die morgendliche Ganzkörperwäsche des Patienten. C Die Händedesinfektion des Patienten. 6. In welchen Bereichen eines Krankenhauses wird die Desinfektion von Flächen und Fußböden von der KRINKO empfohlen? A Im Treppenhaus. B In der Patientencafeteria. C Auf der Intensivstation. 2. Was gehört NICHT zu den ‚5 Momenten der Händedesinfektion‘? A Händedesinfektion VOR dem Patientenkontakt. B Händedesinfektion VOR Kontakt mit der unmittelbaren Patientenumgebung. C Händedesinfektion NACH dem Kontakt mit infektiösen Materialien. 7. Ein Patient mit einer Norovireninfektion hat auf seinen Nachttisch erbrochen. Wie gehen Sie vor? A Ich rufe die Putzfrau und verlasse das Zimmer. B Ich lege Handschuhe, Mundschutz und Einmalkittel an und entferne das Erbrochene mit viel Zellstoff. Danach wische ich den Nachttisch mit einem viruswirksamen Flächendesinfektionsmittel ab und warte die vorgeschriebene Einwirkzeit ab. C Ich rufe die Schülerin, damit sie die Sprühflasche mit dem Flächendesinfektionsmittel bringt. 3. Welche Aussage zu Handschuhen im Bezug auf Personalhygiene ist richtig? A Handschuhe ersetzen die Händedesinfektion. B Handschuhe dienen hauptsächlich dem Patientenschutz. C Nach dem Ausziehen der Handschuhe ist immer eine hygienische Händedesinfektion durchzuführen. 4. Welche Kriterien sollten die Fingernägel der Pflegenden erfüllen? A Die Fingernägel müssen kurz, rundgeschnitten, gepflegt und unlackiert sein. B Je künstlicher die Fingernägel desto besser. C Fingernägel spielen gar keine Rolle für die Hygiene, da in entscheidenden Situationen Handschuhe getragen werden. 5. Schutzkittel dienen dem Schutz der Dienstkleidung. Welche Aussage zum Umgang ist richtig? A Der Schutzkittel kann von einer Pflegenden bei Pflegemaßnahmen an verschiedenen Patienten getragen werden. B Die Außenseite des Kittels ist beim Aufhängen zu kennzeichnen, damit er bei der nächsten Verwendung richtig angezogen werden kann. C Auf der Intensivstation sollte der Schutzkittel 1x täglich gewechselt werden. Teilnahmeschluss ist der 31.1.2013 Name, Vorname Straße 8. Was ist beim Einsatz von Tuchspendersystem zu beachten? A Alle Komponenten sollten von einem Vertreter gekauft werden. B Die Kombinierbarkeit von Tüchern und Desinfektionsmittel sollte vom Hersteller bestätigt sein. C Man kann bedenkenlos jedes beliebige Tuch mit jedem Desinfektionsmittel kombinieren. 9. Zu den patientennahen Flächen, die einer regelmäßigen Flächendesinfektion unterzogen werden sollten, gehören: A Die Deckenlampe. B Die Brille des Patienten. C Die Türklinken. 10. Was ist beim Ansetzen einer Desinfektionslösung zu beachten? A Das zum Ansetzen verwendete Wasser sollte kalt sein, damit keine gesundheitsschädigenden Dämpfe entstehen. B Das verwendete Wasser sollte heiß sein, damit es sich besser mit dem Desinfektionsmittel verbindet. C Die „Schussmethode“ ist die effektivste Variante zum Ansetzen einer Desinfektionslösung. ⃞ Ich bin Abonnent/in von HEILBERUFE und möchte gegen Gebühr (5 €/pro Zertifikat) postalisch teilnehmen. ⃞ Ich habe kein HEILBERUFE Abo und möchte gegen Gebühr (7,50 €/ pro Zertifikat) postalisch teilnehmen. PLZ/Ort E-Mail Datum/Unterschrift Heilberufe / Das Pflegemagazin 2012; 64 (10)