GESUNDHEIT, KRANKHEIT UND RESILIENZ

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Modul 1.1
Gesundheitsförderung in der Kindertagespflege - Referenten -
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GESUNDHEIT, KRANKHEIT UND RESILIENZ
VORWORT
Dieser Themenkomplex ist Grundlage und Einstieg in das Gesundheitsmodul.
Die Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit wandelten sich in den letzten beiden Jahrzehnten stark. Veränderte Sichtweisen und Definitionen haben vor allem die pädagogische
Praxis und Präventionskonzepte beeinflusst. Aus Kindheits- und Gesundheitsforschungen
wurden zahlreiche Erkenntnisse und Ergebnisse zu Belastungsfaktoren und Bedingungen für
gesundes Aufwachsen zusammengetragen.
In diesem ersten Schwerpunktthema werden mit den TeilnehmerInnen die subjektiven Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit exploriert, hinterfragt und in einen Zusammenhang
mit dem je eigenen Lebensstil gebracht. Wissen und Kenntnisse zu häufigen Krankheiten
und der Umgang mit Erkrankungen im Kindesalter sind Vermittlungsstoff. Darüber hinaus
werden die TeilnehmerInnen geschult und sensibilisiert für die Wahrnehmung von Stimmung
und Emotionen von Kindern als Indikatoren für Gesundheit und Wohlbefinden.
Für die pädagogische Praxis von Betreuung, Erziehung und Bildung im frühen Kindesalter
hat die Resilienzforschung an zentraler Bedeutung gewonnen. Aus diesem Ansatz wird abgeleitet, welche Basiskompetenzen Kinder heute brauchen und welche Fördermöglichkeiten
die Kindertagespflege in der Alltagssituation hat. Unterschiedliche Situationen verdeutlichen
das Motto „Kinder durch Entwicklungsunterstützung stark machen“.
Als weiterer bedeutsamer Aspekt wird das Lernen am Modell thematisiert. Ihre Vorbildfunktionen reflektieren die Tagespflegeperson am Beispiel des eigenen Gesundheitsverhaltens,
sowie im Umgang mit Stress und Entspannung.
Im Zusammenhang mit Kinderkrankheiten und chronisch kranken Kindern werden deren
Betreuung sowie der Umgang mit den Eltern kranker Kinder behandelt. Es folgt ein Abschnitt
zu Verhaltensauffälligkeiten und Hyperaktivität.
Für die Umsetzung in das Qualifizierungsmodul Gesundheitsförderung ergeben sich folgende Hauptaspekte
♦ Sensibilisierung und Wissensvermittlung zu den Begriffen Gesundheit, Krankheit und
Resilienz; Anknüpfung an eigene (Lebens-) Erfahrungen und den Alltag in der Tagespflege
♦ Kenntnisse über Krankheiten und Entwicklungsauffälligkeiten
♦ Grundaussagen des Resilienzkonzepts: Vergleich von Risikofaktoren und Schutzfaktoren; Erwerb von Kenntnissen über personale, familiäre und soziale Ressourcen in der
frühen Entwicklung
♦ Die Bedeutung von Selbstwirksamkeitserfahrungen für eine gesundheitsförderliche Entwicklung; Methodische Erarbeitung von Anregungen, Impulsen, Rahmenbedingungen zur
Vermittlung von Selbstwirksamkeit auf verschiedenen Altersstufen
♦ Methodisch-didaktische Kompetenzerweiterung in der Gestaltung einer förderlichen Kindertagespflege
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1. Themenschwerpunkt: GESUNDHEIT, KRANKHEIT UND RESILIENZ
1.1 Themen:
•
Was bedeutet: Gesundheit stärkende Erziehung?
•
Gesundheitsfördernde Praxis
Zeitbedarf: 3 U-Stunden plus 15 Minuten Pause
Materialien: Flip-Chart, Papier und Stifte für die Wandzeitung
Ziele:
♦ Den Gesundheitsbegriff für das Arbeitsfeld Kindertagespflege klären und eingrenzen
♦ Bereits bestehende Praxis zur Gesundheitsförderung der Teilnehmerinnen bewusst
machen und dazu passende Zielsetzungen erarbeiten
♦ Den Blick für unterstützendes Erziehungsverhalten und Stärken der Kinder schärfen
Themen
Begrüßung
Organisatorisches
Methoden
Teilnehmerliste
Kennenlernen der TeilnehmerInnen und Partner-Interview: Wer kommt
woher und mit welchem Intederen Interessen
resse?
Gegenseitige Vorstellung in der
Gruppe
Überblick: Inhalte des Curriculums und Vorwort des Curriculums und
dieser Einheit
Themenübersicht
Ausgabe der TN-Handouts
Was bedeutet: Gesundheit stärkende
Vortrag
Erziehung?
Austausch über den Inhalt
Zwischenfragen
Hinweis auf weiterführende
Texte
Pause
Bereits praktizierte GesundheitsfördeGruppenarbeit
rung und bestehende Zielsetzungen
Austausch über die Ergebnisse
Beobachtung von
Hausaufgabe (generell)
A) unterstützendem Erziehungsverhal- Gruppenarbeit aufteilen
ten
B) Stärken der Tagespflegekinder
Feedback zu diesem Teil
Blitzlicht
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Min
10
U-Std.
10
1
25
10
2
15
15
5
15
15
15
5
10
3
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Begrüßung – Teilnehmerliste
Hinweise auf Organisatorisches (Zeiten, Räume, Verpflegung, etc.)
Kennenlernen der TeilnehmerInnen und deren Interessen
Im Partner-Interview befragen sich die TeilnehmerInnen: Wer kommt aus welcher Art Tagespflege und mit welchem Interesse am Thema?
Bei dieser Gelegenheit klären, wie die gegenseitige Ansprache gewünscht wird: Du oder
Sie?
In der Gruppe stellen sich die TeilnehmerInnen gegenseitig vor.
Überblick zu den Inhalten des gesamten Curriculums (Vorwort S. 3)
Ausgabe des Handouts an die TeilnehmerInnen mit dem Hinweis, dass sie die jeweiligen
Einheiten zu den Kursterminen mitbringen sollen. Denn die Arbeitsblätter für die Einzelreflexion und die Aufgaben für Gruppenarbeiten sind Handwerkszeug für die Ausarbeitungsphasen.
Themenübersicht zur Einheit: Gesundheit, Krankheit und Resilienz
Vortrag
WAS BEDEUTET: GESUNDHEIT STÄRKENDE ERZIEHUNG?
Gesundheit ist ein zentraler Begriff im Alltag, man begegnet ihm ständig und überall.
Frage: Denken Sie nur mal an die Medien, die Werbung oder die Nachrichten. Fällt Ihnen
spontan ein Werbespot, Beitrag oder Artikel ein, in dem Gesundheit eine Rolle spielt?
Kurzer Austausch
Was ist überhaupt „Gesundheit“?
Text an die Wandzeitung schreiben:
Lange Zeit wurde Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen beschrieben.
Eine umfassendere Definition lieferte die World Health Organization (WHO 2). Danach ist Gesundheit: „der Zustand des völligen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und
nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen“.
Frage: Ist diese Definition realistisch? Würden Sie sagen, Sie sind gemäß dieser Definition
ein gesunder Mensch?
Kurzer Austausch
Wie erreicht und erhält man "Gesundheit"?
Man sollte lernen:
♦ den eigenen Körper, seine Bedürfnisse und Eigenarten, zu verstehen,
♦ einen positiven Umgang mit den eigenen Befindlichkeiten und Gefühlen zu pflegen und
♦ soziale Anerkennung und Rückhalt zu suchen sowie den Umgang mit Konflikten üben.
Dieses Lernen beginnt bereits im frühen Kindesalter.
2
World Health Organization (WHO) Constitution, Genf 1976
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Bedeutung von Gesundheit in der Gegenwart
Gesundheit ist in unserer Gesellschaft ein allgegenwärtiges Thema; und ein Thema, das
durch zahlreiche Widersprüche gekennzeichnet ist. Die folgenden Spots und Schlagwörter
sollen dies verdeutlichen:
♦ Gesundheit ist ein persönliches, sehr wertvolles Gut
♦ Ein sehr teures Gut, für dessen Finanzierung in Gesellschaft und Politik ständig neue
Konzepte entwickelt werden
♦ Ein dauerhaftes gesellschaftspolitisches Thema
♦ Mit Gesundheit wird häufig Werbung gemacht – auch für ungesunde Produkte
oder für Kosmetik
♦ Noch nie gab es so viele Informationsmöglichkeiten zu Prävention und gesundheitsförderlichem Lebensstil und noch nie waren die Kosten der Gesundheitsversorgung so hoch
♦ Von Gesundheit wird häufig gesprochen, wenn Krankheit gemeint ist
♦ Neue Praktiken wie Wellness oder Fitness ergänzen und überlappen sich mit herkömmlichen Gesundheitsauffassungen
♦ Die Aufmerksamkeit von Politik und Gesundheitswissenschaften richtet sich in den letzten beiden Jahrzehnten vermehrt auf die Gesundheit von Kindern und Heranwachsenden
♦ Gesundheit ist auch ein soziales Ergebnis; Bildungschancen und Sozialstatus bestimmen
wesentlich das Wissen um Gesundheit und Lebensstil
Hinweis
Sie können evt. Schlagworte, aktuelle Meldungen, Widersprüche auf Karteikarten schreiben.
Die Teilnehmer wählen Karten aus und diskutieren in 2er-Gruppen dieses Thema (persönliche Einschätzung und Erfahrung).
Leben unsere Kinder gesund?
Die allgemein verbesserten Lebensbedingungen sowie die Entwicklungen der modernen
Medizin haben zu einer Verminderung der Infektionskrankheiten sowie zu besseren Behandlungsmöglichkeiten geführt. Aus sozial-medizinischer Sicht sind die Vorsorgeuntersuchungen
im Kindes- und Jugendalter ein wichtiges Instrumentarium zur Diagnose und gesundheitsbezogener Intervention. Die Lebenserwartungen der Kinder und Jugendlichen sind insgesamt deutlich angestiegen.
Aber die Annahme, Kinder in unserer Gesellschaft seien heute gesünder als je zuvor, ist
falsch. Wir beobachten seit Jahren die Zunahme von Sprachauffälligkeiten und Verhaltensstörungen (z. B. ADHS, Depressionen und Magersucht), aber auch unterschiedlichste Formen von Allergien. So leidet heute jedes sechste Kind unter einer allergischen Atemwegserkrankung. Fast dreißig Prozent der mitteleuropäischen Kinder ist übergewichtig, zum Teil
verbunden mit Diabetes. 3
Bezogen auf die Gesundheit der Vorschulkinder werden folgende Gesundheitsprobleme
festgestellt:
♦ Defizite der motorischen Entwicklung und Koordinationsstörungen
♦ verzögerter Spracherwerb, Hörstörungen, Sehstörungen
♦ Übergewicht und problematisches Ernährungsverhalten
♦ Konzentrationsstörungen, Verhaltensauffälligkeiten, Aggressivität
♦ zunehmende Unfälle
3
4
Quelle: Dr. med. Renz-Poster/ Menche/ Schäffler (Hrsg.) (2008): Gesundheit für Kinder. Kinderkrankreiten - verhüten, erkennen, behandeln. München, Kösel-Verlag. S. 28
4
vgl.: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.) 2002, „Früh übt sich...!“ Gesundheitsförderung im
Kindergarten
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Unser Leben ist aus dem Gleichgewicht gekommen
Vergleicht man unser Leben mit unseren Vorfahren in der Menschheitsgeschichte so gleichen sich zwar genetisch unsere Körper, unser Verhalten hat sich aber durch den Wandel
der realen Lebensumstände stark verändert.
♦ Die Fähigkeit der Fettzelle zur Speicherung von Energie sicherte das Überleben des
Menschen in der Wildnis. Heute beschert sie Kindern, die oft mehr zu sich nehmen, als
sie brauchen, ein Leben mit Übergewicht.
♦ Anstrengung und Bewegung hielten bei unseren Vorfahren den Stoffwechsel auf Trab.
Bei unseren Kindern, die in einer bewegungshemmenden Wohn- und Umwelt leben,
nehmen aggressives Verhalten, Haltungsschäden und Stoffwechselerkrankungen zu.
♦ Das Immunsystem der Vorfahren konnte gut geübt im Einsatz gegen Parasiten und Mikroben Freund und Feind zuverlässig unterscheiden. Die vergleichsweise sterile Umgebung, in der Kinder heute aufwachsen, macht das Immunsystem ungeübt und unzuverlässig. Es reagiert mit Irritationen, Allergien und anderen entzündlichen Erkrankungen.
Kinder müssen (er-) leben lernen
Erziehenden fällt zudem auf, dass viele kleine Kinder ihr körperliches Entwicklungspotential
nicht ausschöpfen - sie bleiben ungeschickt. Kritisch ist z. B., wenn Dreijährige nicht auf einen Wickeltisch hochklettern können, geschweige denn mal unter einem Stuhl durchkrabbeln. Der Grund liegt keineswegs an einer unzureichenden Förderung. Baby-Schwimmen
und Kleinkind-Turn-Kurse sind ausgebucht. Ein wichtiger Grund der Ungeschicklichkeit ist,
dass vor allem Kleinkinder ihre körperlichen Grenzen im regulären Alltag nicht mehr erfahren
können. Andererseits beobachten wir auch eine sehr frühzeitige, intensive Förderung von
Kindern in gehobenen Sozial- und Bildungsschichten, die im Extremfall zu Überforderung
führen kann.
Gründe für Erlebnis- und Bewegungsdefizite:
♦ Oft ist das direkte Lebensumfeld eher erwachsenenfreundlich als kindgerecht ausgestaltet.
♦ Viele Kinder werden bis zur Kindergruppen- und Schultür gefahren, weil Eltern auf dem
Weg Risiken fürchten.
♦ Begegnungen mit alltäglichen Bewegungsherausforderungen finden nur ungenügend
statt.
♦ Die Spielwelt von Kindern ist „pädagogisiert“ und viele Eltern lassen ihre Kinder keine Risiken mehr eingehen. Ein Kleinkind, das allzu rasch von der Treppe oder einem Klettergerüst gehoben wird, kann gar keine eigene Einschätzung entwickeln, ob es eine Bewegungssituation bewältigt.
Kinder brauchen genügend Schlaf
Ein Gesundheitsaspekt darf nicht ausgelassen werden: ausreichender Schlaf. Schlaf ist die
natürlichste Quelle von Regeneration, Erholung und Gesundheit. Schlaf ist aber auch bedrohtes „Gut“. In der hochmodernen Gesellschaft kommt der Schlaf häufig zu kurz. Das gilt
für Erwachsene, aber auch für Kinder und Jugendliche. Dafür gibt es vielfältige Ursachen wie
Fernsehen, moderne Medien sowie die große Palette an trivialer Zerstreuung, Genuss und
Konsum.
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Eine Ärzte-Autorengruppe 5 empfiehlt folgende Schlafdauer:
Alter
7 – 12 Monate
1 – 3 Jahre
4 – 6 Jahre
7 – 9 Jahre
10 – 13 Jahre
Schlafstunden insgesamt
11,5 – 12,5
11 – 12
10 – 11,5
9,5 – 10,5
9 – 10,5
Nickerchen tagsüber
2-3
1
0
0
0
Hinweis: Mehr Informationen zum Gesundem Schlaf können Sie in den weiterführenden
Hinweisen im Handout nachlesen.
Auch die Sprache gehört zur Gesundheitsentwicklung
Sprachliche Auffälligkeiten in der Aussprache, Fehler in der Grammatik, eingeschränkter
Wortschatz oder die Nichtbeherrschung der deutschen Sprache können Kinder benachteiligen. Kommunikationsbeeinträchtigte Menschen müssen Einschränkungen bezüglich ihrer
Berufswahl hinnehmen und sind im alltäglichen sozialen Umgang benachteiligt.
Die Kinder erwerben die Sprache in Handlungszusammenhängen, während des täglichen
Umganges mit anderen Menschen. Sie bedürfen dabei der Zuwendung und des Kontaktes.
Sprache kann und muss in alltäglichen Situationen gefördert werden.
Fernsehen ist das Gegenteil eines Dialogs!
Das Kind erhält keine Rückmeldung, es kann die präsentierten Dinge nicht mit seinen Sinnen
„be-greifen“. Die Hirnforschung geht davon aus, dass Fernsehen in frühen Lebensjahren die
Entwicklung beeinträchtigt.
Hinweis: Auch hierzu erhalten Sie in den weiterführenden Hinweisen Anregungen, wie Sie
die Sprachentwicklung Ihrer Tageskinder fördern können.
Wie kommen die Eltern ins Boot?
Die Wirksamkeit Ihrer Maßnahmen hängt vor allem im Kindesalter entscheidend davon ab,
inwieweit Sie mit den Eltern in einer Erziehungspartnerschaft zusammen arbeiten.
Wenn Sie z. B. Eltern in der Tagespflege haben, die ihre kleinen Kinder fernsehen lassen, so
können Sie diese mit den Untersuchungsergebnissen zur Fernsehwirkung im Handout auf S.
7 und 8 überzeugen.
PAUSE (15 Minuten)
5
Quelle: Dr. med. Renz-Poster/ Menche/ Schäffler (Hrsg.) (2008): Gesundheit für Kinder. Kinderkrankheiten - verhüten, erkennen, behandeln. München, Kösel-Verlag. S. 61
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GESUNDHEITSFÖRDERNDE PRAXIS
Einstieg in die Gruppenarbeit:
Sie alle praktizieren sicher bereits auf ganz vielfältige Weise Gesundheitsförderung. Wir wollen in Kleingruppen zu verschiedenen Entwicklungsbereichen zusammentragen, mit welchen
Angeboten oder auch Methoden Sie die Gesundheit der Kinder fördern und welche Ziele Sie
damit verbinden.
Ein Beispiel zur körperlichen Entwicklung:
1.) Methode: Wir gehen jeden Tag an die frische Luft.
2.) Ziel: Ich will die Abwehrkräfte der Tageskinder stärken.
Weitere Beispiele finden Sie auf dem Arbeitsblatt im Handout S. 13.
Aufteilung in die angegebenen 5 Gruppen:
Gruppe A Physische Entwicklung
Gruppe B Psychische Entwicklung
Gruppe C Entwicklung fein- und grobmotorischer Fähigkeiten
Gruppe D Entwicklung von Sprache und Kognition (Wissen)
Gruppe E Entwicklung des sozialen Verhaltens
Gruppenarbeitszeit (15 Minuten) - Sammlung der Ergebnisse im Plenum (15 Minuten)
Hinweis zu den Hausaufgaben generell:
Empfehlung, die Handout-Texte vor oder nach der jeweiligen Fortbildungseinheit zu lesen
Hausaufgabe zur nächsten Einheit:
Die Beobachtungsaufgabe im Handout S. 14 oder 15. Dazu in die beiden Gruppen A und B
aufteilen.
Bitte um Feedback zu diesem Teil in Form eines kurzen Blitzlichtes:
Wie hat mir dieser erste Teil des Kurses gefallen? Was fand ich gut – was wünsche ich mir
beim nächsten mal anders?
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1. Themenschwerpunkt: GESUNDHEIT, KRANKHEIT UND RESILIENZ
1.2 Themen
•
Resilienz – Was Kinder stark macht
•
Wie entseht Resilienz?
•
Spielanregungen zur Resilienzförderung
Zeitbedarf: 3 U-Stunden plus 15-Minuten-Pause
Materialien: Flip-Chart, Papier und Stifte für die Wandzeitung, Filmbeispiele 3 und 11 von
der CD zum Medienpaket: „Wach, neugierig, klug – Kompetente Erwachsene für Kinder
unter 3“ 6
Ziele
♦ Erziehungsmethoden, die Kinder stärken, bewusst machen
♦ Reflexion über vorhandene Stärken der Kinder und deren Entwicklungsbedarfe
♦ Wissensvermittlung zur Resilienzforschung und zu gesundheitsfördernden Basiskompetenzen, die Kinder heute benötigen
♦ Das Einschätzen von Resilienz üben
♦ Kennen lernen resilienzfördernder Spielanregungen und Bilderbücher
♦ Lernergebnisse sichern, durch Erarbeitung eigener Vorhaben, mit denen die Resilienz
der Kinder in der Kindertagespflege gestärkt werden soll
Themen
Methoden
Begrüßung und Überblick: Inhalte dieser Einheit
Welche Art von Erziehung macht stark
oder schwächt?
Welche Stärken bringen die Kinder mit?
Resilienz – Was bedeutet das und
woran kann man ein resilientes Kind
erkennen?
Resilienz – Veranschaulichung
Min
Teilnehmerliste
5
Austausch in der Gruppe zur Beobachtungsaufgabe
25
Einstieg in das Thema
5
2 Filmausschnitte
15
UStd.
1
(s. Fußnote)
Resilienz – Wie können gesundheitsfördernde „stärkende“ Kompetenzen
vermittelt werden?
Woran erkennt man Resilienz?
Pause
Welche Spielanregungen bieten sich
zur Resilienzförderung an?
Hinweis auf die Bilderbuchempfehlungen
Wie kann resilienzförderndes Erziehungsverhalten umgesetzt werden?
Feedback zu diesem Teil
Kurzreferat
10
Partnerarbeit: Einschätzung
Austausch in der Gruppe
10
10
Vorstellung
10
2
15
3
Gruppenarbeit
Klärung offener Fragen
Blitzlicht
6
15
10
10
Auf der CD zum Medienpaket: „Wach, neugierig, klug – Kompetente Erwachsene für Kinder unter 3“ bieten sich
die Filmbeispiele 3 und 11 zur Veranschaulichung resilienter Kompetenzen an. Bestellmöglichkeit über:
www.bertelsmann-stiftung.de/bst/de/media/xcms_bst_dms_24142__2.pdf
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Begrüßung – Teilnehmerliste
Austausch zur Hausaufgabe
Beobachtungsaufgabe der Gruppe A:
Welches Erziehungsverhalten, das die Kinder in ihrer Gesundheit stärkt bzw. schwächt, wurde beobachtet?
Beobachtungsaufgabe der Gruppe B:
Welche gesundheitsfördernden Stärken bringen die Kinder in der Tagespflege mit, wo wird
Förderbedarf gesehen?
Themenüberblick zur Einheit:
♦ Resilienz – Bedeutung für die körperliche und psychische Gesundheit
♦ Aus welchen Quellen speisen sich Gesundheit und Wohlbefinden?
Einstieg in das Thema mit einem Kurzreferat
RESILIENZ – WAS KINDER STARK MACHT
Den Begriff "Resilienz" kann man mit „innerer Widerstandskraft“ übersetzen.
Früher wurden so etwa Kinder bezeichnet, die trotz Belastungen wie Armut oder Flüchtlingssituation, später im Erwachsenenalter eine qualifizierte Berufstätigkeit ausübten und weder
mit dem Gesetz in Konflikt kamen noch psychisch auffällig waren.
Später wurde der Begriff ausgeweitet. Dies ist mit der Erkenntnis verbunden, dass psychische Widerstandsfähigkeit immer notwendig und von Vorteil ist, nicht nur in Extremsituationen. Resiliente Personen haben erlernt, dass sie selbst es sind, die über ihr eigenes Schicksal bestimmen. Sie vertrauen nicht auf Glück oder Zufall, sondern nehmen die Dinge selbst
in die Hand. Sie glauben an ihre Wirksamkeit und sind überzeugt, auch schwierige Situationen zu meistern.
Ein resilientes Kind ist wie ein Stehaufmännchen - es kann, bildhaft gesprochen, sich selbst
aus dem Sumpf ziehen.
Woran können Sie ein resilientes Kind erkennen?
Es kann
♦ mit seinen Gefühlen umgehen,
♦ über sein Befinden mit anderen sprechen,
♦ sein Verhalten in schwierigen Situationen kontrollieren,
♦ selbst Lösungen für Probleme finden,
♦ spüren, wann es eigenständig handeln und wann es Hilfe anfordern sollte,
♦ verantwortungsbewusst handeln,
♦ jemanden finden, der hilft,
♦ mit Zuversicht in die Zukunft blicken,
♦ nach Misserfolgen wieder aktiv gestaltungsfreudig sein.
Anhand zweier Filmausschnitte (vgl. Fußnote auf S.13) können diese Aspekte veranschaulicht werden. Alternativ bietet sich der Austausch in der Gruppe über Beispiele an.
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WIE ENTSTEHT RESILIENZ?
Frage an die Gruppe: Kinder fit für das Leben machen – wie kann das gelingen? Was können Sie in der Tagespflege tun, damit Kinder ihren Alltag meistern?
Beim Austausch die Beiträge an eine Wandzeitung schreiben, evt. ergänzen:
Wir können Kinder in ihrer Resilienz stärken, indem wir 7 ...
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
dem Kind Aufmerksamkeit schenken und aktives Interesse an seinen Aktivitäten zeigen.
dem Kind Zukunftsglauben vermitteln.
das Kind ermutigen, positiv und konstruktiv zu denken.
dem Kind zu Erfolgserlebnissen verhelfen.
dem Kind Verantwortung übertragen.
das Kind in Entscheidungsprozesse mit einbeziehen.
realistische, dem Alter entsprechende Erwartungen an das Kind stellen.
dem Kind keine vorgefertigten Lösungen anbieten und vorschnelle Hilfeleistungen vermeiden.
dem Kind helfen, sich erreichbare Ziele zu setzen.
das Kind dabei unterstützen, eigene Stärken und Schwächen zu erkennen.
das Kind ermutigen und es bei einem positiven Umgang mit Misserfolgen unterstützen.
das Kind konstruktiv loben und kritisieren.
dem Kind helfen, soziale Beziehungen aufzubauen.
das Kind ermutigen, seine Gefühle zu benennen und auszudrücken.
dem Kind eine anregungsreiche Umgebung anbieten und Situationen bereitstellen, in denen das Kind selbst aktiv werden kann.
dem Kind helfen, Interessen und Hobbys zu entwickeln.
Routine in den Lebensalltag des Kindes bringen.
Zur folgenden Partneraufgabe nehmen die Teilnehmerinnen aus dem Handout S. 18 – 20
zur Hand.
Hinweis: „Das Leben ist ein einziger Hürdenlauf – man muss sie nur zu nehmen wissen!“
Das war der Lieblingsspruch einer Trainerin im Sportverein.
Aufgabe: Stellen Sie sich vor, Sie beobachten am Rand eines Sportplatzes die folgenden
Szenen. Sie hören an der Hürdenstrecke, was eine Trainerin zu dem Kind sagt.
Kreuzen Sie in der Liste diejenigen Äußerungen der Trainerin an, die Sie als resilienzstärkend empfinden.
Wie beurteilen Sie die Verhaltensweisen des Kindes, welche empfinden Sie als Stärke?
Austausch in der Gruppe über die Bewertungen
PAUSE (15 Minuten)
7 nach: Corina Wustmann: Resilienz – Widerstandsfähigkeit von Kindern in Tageseinrichtungen fördern; 2004,
Beltz Verlag, S. 134; 135
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SPIELANREGUNGEN ZUR RESILIENZFÖRDERUNG
Vorstellung von Angeboten zur Resilienzförderung (Handout S. 21 – 24)
Aus jedem der folgenden vier Bereiche sollte mindestens ein Beispiel erläutert werden.
1. Stärkung des Selbstwertgefühls
2. Selbst- und Fremdwahrnehmung
Die Gefühlsgesichter und Gefühlsuhr auf Seite 22 im Handout können zum Einsatz kommen.
(Es bietet sich an, sie zu laminieren. Der Zeiger der Uhr wird mit einer Briefklammer befestigt.)
Sie legen die Gefühlsgesichter in die Mitte der Teilnehmergruppe. Sie fragen nach eigenen
Ideen, wie man mit den Gefühlsgesichtern und der Uhr mit den Tageskindern spielen kann
und ergänzen evt. die Anregungen im Text.
3. Entwicklung von Einfühlungsvermögen und sozialer Kompetenz
4. Probleme lösen und Stress bewältigen
Hinweis auf die nicht vorgestellten Anregungen im Text zum Nachlesen und auf die Bilderbuchempfehlungen am Ende der dritten Gesundheitseinheit, dabei ist eine kurze Vorstellung
der Bücher und Inhalte motivierend.
Aufgabe für vier Gruppen – oder, falls die Zeit knapp ist, als Hausaufgabe - zur Ergebnissicherung
Wie können Sie Resilienz-Kompetenzen vermitteln?
Beschreiben Sie auf S. 25 im Handout stichwortartig Methoden, die Sie in Ihrer eigenen Arbeit in der Kindertagespflege einsetzen wollen, um die Kinder in ihrer Resilienz zu stärken.
Berücksichtigen Sie bei Ihren spielerischen Angeboten:
Gruppe A: Übungen zur Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung
Gruppe B: Die Stärkung des Selbstwertgefühls
Gruppe C: Lernanregungen zur Entwicklung von Einfühlungsvermögen und sozialer
Kompetenzen
Gruppe D: Fähigkeiten, Probleme zu lösen und Stress zu bewältigen
Kurzer Austausch und Klärung offener Fragen
Feedback zu diesem Teil in Form eines kurzen Blitzlichtes:
Wie schätze ich meine eigene Arbeit ein: Fördere ich die Kinder bereits in ihren ResilienzKompetenzen oder kann ich diesen Bereich noch entwickeln?
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Modul 1.3
Gesundheitsförderung in der Kindertagespflege - Referenten -
1. Themenschwerpunkt: GESUNDHEIT, KRANKHEIT UND RESILIENZ
1.3 Themen:
•
Gesundheit lernen Kinder am Modell
•
Stress erkennen und reduzieren
•
Kinderkrankheiten und deren Betreuung
•
Umgang mit „auffälligen“ Kindern und ADHS
•
Qualitätskriterien für eine gesundheitsfördernde Praxis
Zeitbedarf: 4 U-Stunden plus 15 Minuten Pause
Materialien: Flip-Chart, Papier und Stifte für die Wandzeitung, Overhead-Projektor und
Folien von S. 22, 26, 29, evt. Kopien der Auswertung S. 30
Ziele:
♦ Wissensvermittlung zum Lernen am Modell
♦ Selbstreflexion zum eigenen modellhaften Gesundheitsverhalten
♦ Austausch zum Umgang mit Stresssymptomen und zu deren Abbau
♦ Entwicklung von Handlungsstrategien im Umgang mit Stress
♦ Vermittlung von Kenntnissen zu häufigen Kinderkrankheiten und zum Umgang mit Erkrankungen im Kindesalter
♦ Sicher argumentieren in der Auseinandersetzung mit Eltern über Krankheitsbetreuungen
♦ Klärung des Begriffs „Auffälligkeiten“
♦ Informationen zum Krankheitsbild ADHS und Anregungen für die Praxis zur Unterstützung auffälliger Kinder
♦ Ergebnissicherung: Zusammenfassung gesundheits- und resilienzfördernder Qualitätskriterien für die eigene Erziehungspraxis
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Modul 1.3
Gesundheitsförderung in der Kindertagespflege - Referenten -
Themen
Methoden
Begrüßung
Überblick: Inhalte dieser Einheit
Kann man Gesundheit vorleben?
Lernen am Modell
Was benötigt die TPP zur Stärkung ihrer eigenen Gesundheit?
Stresssymptome und deren Ursachen
Teilnehmerliste
5
Kurzreferat
15
Selbstreflexion: Zaubertrank
und Partneraustausch
Kurzreferat
15
Umgang mit Stress
Erkennen und Reduzieren von Stress
Entspannungsübungen
Gruppenarbeit zu Praxisbeispielen
Austausch im Plenum
Stichwortsammlung
Hinweis auf weiterf. Material
10
15
Vortrag
15
Weiterführende Lektüre
Überzeugende Argumente für Elterndiskussionen zum Umgang mit Gesundheitspflege und Krankheitsbetreuung
Hinweis zur Nutzung
Gruppenarbeit: Sammlung von
Argumenten
15
Austausch im Plenum
10
Was bedeutet der Begriff „Auffälligkeiten“ - Ist ADHS eine Krankheit? - Was
ist Hyperaktivität?
Tipps zum Umgang
Ergebnissicherung:
Zusammenfassung gesundheits- und
resilienzfördernder Qualitätskriterien für
die eigene Erziehungspraxis
Vortrag
15
Auswertung der bisherigen Einheiten
Hausaufgabe: Ausfüllen des
Rückmeldebogens zwecks
Evaluation
Wie kann die TPP gut für ihre eigene
Gesundheit in der Arbeit mit den Kindern sorgen?
PAUSE
Häufige Krankheiten und Umgang mit
Erkrankungen im Kindesalter
Verabschiedung
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Min
UStd.
1
10
2
20
15
Hinweise
Einzel- und Partnerarbeit:
Beschreibung eigener überprüfbarer Erziehungsziele und
-methoden, die Kinder stärken
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3
25
4
10
Modul 1.3
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19
Begrüßung – Teilnehmerliste
Kurzer Überblick der heutigen Themen:
Einstieg in das Thema mit einem Kurzreferat
GESUNDHEIT LERNEN KINDER AM MODELL
Kinder kopieren - sie lernen also am Modell der Erwachsenen.
Frage an die Gruppe: Fällt Ihnen eine Situation ein, die das bestätigt?
Der Wissenschaftler Albert Bandura forschte zur zentralen Rolle des Modelllernens bei der
Persönlichkeitsentwicklung. Er stellte verschiedene Abschnitte fest:
♦ Die Aufmerksamkeitszuwendung
Damit ein Modell als solches angenommen wird, muss es bestimmte Eigenschaften haben, die dem Beobachter als geeignet erscheinen.
♦ Die Behaltensphase
Das beobachtete Verhalten wird im Gedächtnis so gespeichert, dass es bei Bedarf
schnell und problemlos abgerufen werden kann.
♦ Die Verstärkungs- und Motivationsphase
Wenn das betrachtende Kind positive Erwartungen an das Verhalten knüpft, verstärkt es
sein Nachahmen. Lob wirkt stärker als Bestrafung.
Bandura führte zum Modelllernen Versuche durch:
Vorschulkinder wurden in Gruppen eingeteilt, die unterschiedliche Erfahrungen machten. Die
Ergebnisse waren beeindruckend: Die Kinder der Experimentalgruppen, die Aggressionen
erlebt hatten zeigten fast doppelt so viele aggressive Akte wie die der Kontrollgruppe ohne
aggressives Modell.
In anderen Versuchen zeigte sich eindeutig, dass Kinder, die ein aggressives Modell in einem Film erlebt hatten, in der anschließenden Spielsituation deutlich mehr aggressive Verhaltensweisen insgesamt zeigten als Kinder, denen ein nicht-aggressives Modell angeboten
worden war. Diese Ergebnisse werden vor allem im Zusammenhang mit der Wirkung von
Aggressionen im Fernsehen und anderen Medien diskutiert.
Schon bei Neugeborenen wird Modellernen deutlich - sie ziehen ein trauriges Gesicht, wenn
ihnen das jemand vormacht, und sie lächeln, wenn auch ihr Gegenüber strahlt.
So beginnt erstes Lernen von Empathie - wichtig für die unverzichtbare Fähigkeit, uns in andere hineinzudenken und einzufühlen.
Psychologen der Yale University beobachteten, dass Kinder auch unnötige Handlungen
nachahmen, die sie selbst als unsinnig erkannt haben. Das kann den Effekt haben, dass
Kinder nur noch schwer lernen können, etwas richtig (oder anders) auszuführen, wenn es ihnen ein Erwachsener erst einmal falsch vorgeführt hat.
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Modul 1.3
Gesundheitsförderung in der Kindertagespflege - Referenten -
20
Modelllernen in der Kindertagespflege
Wenn wir nur die Kinder im Blickwinkel haben, wird Gesundheitserziehung nicht gelingen.
♦ Kein Erwachsener ist überzeugend, wenn er sich hinstellt und sagt: „Zähneputzen nach
dem Essen ist gesund!“ und nicht selbst zur Zahnbürste greift!
♦ Die Tagesmutter, die die Kinder zum ruhigen und langsamen Essen ermahnt, selber aber
ihr Essen nebenbei verschlingt, ist zum einen nicht glaubwürdig, zum anderen stellt sie
für die Kinder ein negatives Muster für Essverhalten dar.
♦ Eine genervte, hektische Tagesmutter ist ein Beispiele für ein Stressmuster. Wer sich
selber keine Pausen gönnt und beruhigenden Ausgleich sucht, vermittelt den Kindern indirekt, dass Eile, Hetze und übertriebene Aktivität der Normalfall im Alltag ist.
Wir sind also alle aufgefordert, über unsere gesunde oder ungesunde Lebensweise nach zu
denken und uns unserer Einstellungen bewusst zu werden, mit denen wir den Kindern offensichtliche oder versteckte Botschaften transportieren.
Hinweis:
Damit Sie sich bewusst machen können, was Sie selber zur Stärkung ihrer eigenen Gesundheit benötigen, dient das Arbeitsblatt im Handout S. 29.
Denken Sie einmal nach, was Sie in Ihren „Zaubertrank für meine eigene Gesundheit“ mixen
würden und tauschen Sie sich dann mit einer Partnerin aus.
(10 Minuten)
Kurzreferat
STRESS ERKENNEN UND REDUZIEREN
Ursachen von Stress
Dem Menschen liegt der kompetente Umgang mit Stress »im Blut«. Innerhalb von Millisekunden werden im Körper Botenstoffe freigesetzt und wir sind aktionsbereit.
Der Blutfluss wird in die wichtigsten Organe und Muskeln umgelenkt und Hormone wie Adrenalin werden ausgeschüttet, um rasch ein Maximum an Energie verfügbar zu machen.
Diese sogenannte Stressantwort ist eine natürliche und notwendige Reaktion des Körpers.
Sie hat dem Menschen über Jahrtausende das Überleben ermöglicht.
Punktuelle Stressreaktionen sind unserer Gesundheit durchaus gesundheitsverträglich. Man
spricht deshalb auch von positivem Stress, wenn es sich um vorübergehende Belastungsspitzen handelt, nach denen das Hormonsystem wieder heruntergefahren wird und zur Ruhe
kommen kann. Auf die Energieverausgabung muss ein Auftanken folgen.
Wie aus positivem Stress negativer Dauerstress wird
Wenn das innere System beständig in Alarmbereitschaft ist, merken wir z. B. dass wir
schnell reizbar sind. Der Körper schüttet große Mengen von Hormonen aus, die eigentlich für
den Notfall gedacht sind, wie etwa das Kortisol.
Die Folge: Unsere Energiereserven werden aufgezehrt. Das nun ständig in Alarmbereitschaft
stehende Immunsystem arbeitet fehlerhaft, so dass z. B. Infektionen häufiger vorkommen.
Und das »Wohlfühlzentrum« in unserem Gehirn mag das Kortisol schon gar nicht: Wir werden lustlos, emotional flach, nach längerer Zeit chronischen Stresses sogar depressiv.
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Stresssymptome
Bei einem ausgeglichenen Stresshaushalt ist man angespannt, erbringt gute Leistungen,
man fühlt sich wohl und lebt in Balance zwischen Anforderung, Belastung und Ausgleich. Bei
starker Unter- oder auch bei Überforderung kommt diese Balance aus dem Gleichgewicht.
Die Anzeichen für negativen Stress vermehren sich und es stellen sich ein:
♦ Langeweile und geringe Motivation
♦ Häufiges Sich-Unwohl-Fühlen
♦ Schlechte Leistungen, Gefühle wie "ich kann nicht mehr", "es wird mir zu viel"
♦ Planlosigkeit, Gereiztheit, Nervosität oder Gedächtnisstörungen
Tipps zum Umgang mit Stress und zur Entspannung
Bedenken Sie: Sie sind nicht das Opfer Ihrer Arbeitsumstände, sondern die Gestalterin!
Selbstgemachter Stress
Wer kennt es nicht, dieses Gefühl, dass die Zeit viel zu knapp ist. Wir tun oft mehrere Dinge
gleichzeitig - dadurch machen wir sie oft auch nur halb so gut.
Zu viele parallele Handlungen können zunehmende Gefühle der Überforderung erzeugen
und nicht selten überträgt sich Hektik und Stress auch auf die Kinder.
TIPP:
Ein bewusstes Innehalten kann darin unterstützen, das so genannte Multi-Tasking zu reduzieren. So kann es gelingen, mehr Aufgaben nacheinander anstatt gleichzeitig zu bearbeiten
und damit den selbstgemachten Stress zu reduzieren.
Den Merksatz, der an der Pinnwand in einer Tagespflegestelle hing, ausdrucken und aufhängen:
"Gib mir die Gelassenheit, die Dinge, die
ich nicht ändern kann, zu akzeptieren, den
Mut, jene Dinge zu ändern, die ich ändern
kann und die Weisheit, das eine von dem
anderen zu unterscheiden."
Den folgenden Text auf Overhead-Folie projizieren oder auf S. 32 im Handout verweisen.
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Den Alltag entstressen
Fangen Sie in kleinen Schritten an, den Stresspegel im Alltag zu senken. Nehmen
Sie sich allmählich – jede Woche – einen neuen Punkt Ihrer ganz persönlichen
Stress-Abbau-Strategie vor. Viele kleine Schritte führen zum Erfolg!
♦ Inseln im Alltag schaffen: Jeden Tag bewusst etwas Zeit mit einem bestimmten
Kind verbringen. Wichtiger als die Länge der Zeit ist die Aufmerksamkeit und die
Freude, wenn es dabei spürt: Jetzt bin ich gemeint!
♦ Wie gut, dass wir nicht perfekt sind! Wir dürfen Fehler machen und etwas nicht
schaffen! Sorgen Sie für sich, das gibt auch Kindern ein gutes Beispiel – und Sie
müssen sich weniger mit Ihren hohen Ansprüchen unter Druck setzen.
Versuchen Sie, den eigenen Beitrag an einer Stresssituation zu erkennen. Lassen
Sie später in einer ruhigen Situation eine unerfreuliche Szene noch einmal vor Ihrem
inneren Auge vorüberziehen:
♦ Was war das für eine Situation? Wie begann sie?
♦ Was habe ich erwartet?
♦ Was habe ich getan oder nicht getan, dass die Situation unerfreulich wurde?
♦ Ab welchem Punkt war ich verärgert?
♦ Was sind meine empfindlichen Punkte?
♦ Weiß der andere, worum es mir ging? Habe ich das deutlich gemacht?
♦ Habe ich überhaupt verstanden, worum es dem anderen ging?
♦ Fehlt uns evt. eine Regel, an die wir uns alle halten können?
♦ Welche Absprachen könnten wir treffen?
Mit diesen Fragen kann man Handlungsspielräume erobern, um die Situationen ganz
anders verlaufen zu lassen.
Wenn ich herausgefunden habe, wo meine wunden Punkte liegen, dann sollte ich
anerkennend damit umgehen: Es ist in Ordnung, erschöpft zu sein, schlechte Laune
zu haben, sich allein und überfordert zu fühlen. Es kommt darauf an, förderliche
Konsequenzen für sich daraus zu ziehen. Gut für sich selbst sorgen zu können, ist
eine wichtige Voraussetzung dafür, gut für andere sorgen zu können!
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Entspannungsübungen
Hinweis:
In der Zeit der Mittagsruhe sollte eine richtige Pause eingeplant werden. Ein bewusstes Pausenerlebnis ist wichtig. Nur dann kann die erhoffte Erholung auch eintreten.
Mit ein paar kleinen Atempausen am Tag sorgen Sie für Wohlbefinden: Kurz die Beine an
der frischen Luft vertreten, Sauerstoff tanken und dabei den Körper strecken und recken. In
der Ruheecke die Beine hoch legen und leiser Musik lauschen. Sich vor ein Fenster stellen
und bewusst den Baum, die Wiese oder dergleichen betrachten. Arme und Beine ausschütteln und gedanklich alle Sorgen und alles Belastende abschütteln.
Kinder lernen mit der Zeit Rücksicht zu nehmen, wenn sich die Tagesmutter kurz auf einen
Stuhl setzt und signalisiert: „In diesem Moment habe ich einmal keine Zeit für dich." Auch
gemeinsame Entspannungsübungen mit den Kindern helfen um zur Ruhe zu kommen. Wenn
alle auf dem Boden liegen, die Augen schließen und für kurze Zeit abschalten, findet eine
körperliche und geistige Erholung statt - für Kinder und Erwachsene.
Hinweis: Für die alltägliche Entspannung finden sich Anregungen im Handout auf S. 33 - 34.
Kleine Entspannungsübungen
(10 Minuten)
Gähnen
Setzen Sie sich aufrecht hin und schließen Sie die Augen. Ihre Fingerkuppen beklopfen zart
und kreisförmig die Region um die Augen. Dann klopfen Sie weiter hin zu den Schläfen, zu
den Wangenknochen bis zur Nasenwurzel. Wiederholen Sie diesen Vorgang 5 mal.
Strecken Sie dann Arme und Beine, spreizen Sie Finger und Zehen und halten Sie diese
Spannung ca. 5 Sekunden. Wiederholen Sie auch diesen Vorgang 5 mal.
Setzen Sie sich nun wieder aufrecht hin.
Lassen Sie Ihren Unterkiefer fallen, öffnen Sie den Mund immer ein Stückchen weiter und
atmen Sie dann kräftig durch den Mund ein. Meist setzt jetzt ein herzhaftes Gähnen ein.
Wach werden
In einen Kreis dicht nebeneinander setzen, und immer wieder rhythmisch miteinander sprechen und Folgendes tun: „Schenkel klopfen - Hände schütteln – einmal unten – einmal oben
– aufstehen – weitergehen“ (Alle klatschen auf ihre Oberschenkel – schütteln ihre Hände
aus, einmal herabhängend – einmal hochgestreckt, erheben sich und rutschen auf den
nächsten Platz). Allmählich immer schneller werden – das bringt eine müde Gruppe wieder
in Schwung!
Hinweis zur Gruppenarbeit
Zur Bearbeitung der Praxisbeispiele im Handout S. 35 – 37 werden 3 Gruppen gebildet.
Sie bearbeiten die jeweiligen Aufgaben
(15 Minuten).
Danach findet ein Austausch zu den Ergebnissen statt unter der Fragestellung: „Wie kann
die Tagespflegeperson gut für ihre eigene Gesundheit in der Arbeit mit den Kindern sorgen?“
Eine Stichwortsammlung auf Flip-Chart verdeutlicht die Möglichkeiten.
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Hinweis: Die Anregungen zum weiteren Stressabbau im Handout S. 38 – 39 können für „stille Stunden“ genutzt werden.
PAUSE 15 Minuten
Vortrag zum Thema
KINDERKRANKHEITEN
Wie entstehen Krankheiten?
Der Mensch ist durch und durch von Bakterien besiedelt. Einige von ihnen gehören zu unserem Körper, andere wiederum sind körperfremd. Unser Immunsystem kann zwischen den eigenen und fremden genau unterscheiden und dafür sorgen, dass fremde gefährliche Bakterien im Körper bekämpft werden.
Krankheiten können folgendermaßen entstehen:
♦ Unser Immunsystem übersieht die Gefahrsignale eines fremden Mikroorganismus oder
wird von ihm überwältigt. Wir erkranken an einer Infektion.
♦ Äußere oder innere Einflüsse verändern körpereigenes Gewebe, z. B. ein bestimmtes
Organ so, dass es für das Immunsystem scheint, als trüge es eine Gefahr. Es beginnt ein
innerer Abwehrkampf gegen Bestandteile des eigenen Körpers. Diesen Vorgang, z. B.
bei der kindlichen Diabetes, bezeichnen wir als Autoimmunerkrankung.
♦ Ähnlich kann auch das Abwehrsystem gegen gar nicht feindlich gesinnte Stoffe, z. B. Pollen oder Nahrungsbestandteile, reagieren. Sie werden als Gefahrensignal missgedeutet.
Hier sprechen wir von einer Allergie.
Frage: Vielleicht haben Sie schon einmal den Ausspruch „Krankheit als Chance“ gehört?
Wer kann sich darunter etwas vorstellen?
Hilfreiche Symptome
♦ Viele der Krankheitszeichen sind eigentlich äußerst sinnvolle Abwehrmechanismen.
♦ Durchfall oder Erbrechen etwa sorgen dafür, dass in Magen oder Darm aufgenommene
Giftstoffe oder Erreger sich nicht im Körper festsetzen können.
♦ Husten befreit die Bronchien vor dem ansteckenden Schleim aus den oberen Luftwegen.
♦ Die Müdigkeit, die kranke Kinder überkommt, schützt die Energiereserven und hilft bei
der Heilung.
♦ So gesehen sind Krankheitszeichen also Signale und ein erster Schritt zu seiner Besserung.
Kranksein hat eine Bedeutung
So lästig Krankheiten sind und so sehr unsere Kinder auch darunter leiden, so sind sie aber
auch wichtige Entwicklungsstationen. Aus dem Körper seiner Mutter übernimmt das Baby die
Abwehrstoffe. Diese sorgen dafür, dass der Säugling die ersten 6-9 Monate weitgehend ohne Infektionskrankheiten übersteht. Danach muss das Abwehrsystem auf eigenen Füßen
stehen und sich gegen natürliche Feinde wehren können, es muss sozusagen in Übung bleiben.
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Das Kind erkrankt im Kindergartenalter an durchschnittlich 12 Infektionen pro Jahr, 6-8 sind
es im Schulalter.
Frage: Woran können Sie erkennen, dass ein Kind krank wird?
Säuglinge und Kleinkinder sind manchmal nicht ganz einfach zu verstehen, da sie den
Schmerz oft nicht richtig lokalisieren können. Haben sie z. B. Ohrenschmerzen, so deuten
sie bei der Frage, wo es weh tut, auf den Bauch.
Oft gilt es zudem abzuwägen, ob der Husten, den jeder mal hat, zu einer kleinen Erkältung
gehört, mit der sich auch in der Gruppe leben lässt, wenn das Kind sich beim Husten abwendet. Oder ob er sich zu steigernden Hustenanfällen entwickelt, die das Kind stark belasten, und die ein Ansteckungsrisiko für die Kindergruppe bedeuten.
Mit den Eltern Lösungen zur Betreuung ihrer kranken Kinder finden
Kranke Kinder in der Kindertagespflege sind ein heikles Thema, bei dem die unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse schnell zu Tage treten.
♦ Die Angst vor einem Arbeitsplatzverlust setzen viele Eltern unter Druck.
♦ Manche versuchen, mit Einsatz von Medizin und Zusatzpräparaten für schnelles Gesundwerden zu sorgen.
♦ Sie kommen zu Ihnen und bitten mit flehendem Blick, ihr „nur ein bisschen“ krankes Kind
in der Tagespflege zu betreuen.
Eine klare Haltung hilft, wenn Eltern uneinsichtig reagieren, weil sie ihr Kind morgens wieder
mit nach Hause nehmen bzw. wieder abholen sollen.
Mit Worten wie: „Ich weiß um Deine berufliche Situation, aber das Kind ist krank und es gibt
wichtige Gründe, warum Du es wieder mitnehmen bzw. sofort abholen musst," kann man
sowohl Verständnis zeigen als auch den eigenen Standpunkt verdeutlichen.
Eltern sind und bleiben die Erziehungsberechtigten und damit verantwortlich für ihr Kind.
Umgang mit chronischen Krankheiten
Auch chronisch kranke Kinder haben eine Berechtigung zum Besuch einer Kindergruppe.
Voraussetzung beim Aufnahmegespräch ist eine genaue Beschreibung der Krankheit mit allen Beeinträchtigungen, die diese für das Kind mit sich bringt.
Grundsätzlich sollten Medikamente nach Möglichkeit von den Eltern verabreicht werden. Falls nicht anders möglich, ist eine schriftliche Vereinbarungen mit den Eltern notwendig. Darin sollte der Zeitpunkt und die Menge der Medikamentierung geklärt sein. Über eine
schriftliche Bestätigung des Arztes kann sich die TPP absichern, dass und wie ein Medikament zu verabreichen ist.
Hinweise auf die Lektüre im Handout zum Nachlesen. Auf S. 45 befinden sich eine Übersicht über Ansteckungszeiten bei den häufigsten Kinderkrankheiten und weiterführende
Empfehlungen im Falle einer Krankenpflege-Tätigkeit.
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Hinweise zur Gruppenarbeit
Aufgabe ist es (15 Minuten) mit den Arbeitspapier S. 49 – 51 überzeugende Argumente für
Elterndiskussionen zum Umgang mit Gesundheitspflege und Krankheitsbetreuung zu sammeln.
Danach findet ein Austausch über die Ergebnisse statt. (10 Minuten)
Vortrag
UMGANG MIT „AUFFÄLLIGEN“ KINDERN
Viele Kinder werden heute allzu schnell in Problemkategorien eingeordnet, wenn sie sich
nicht entwicklungsgerecht verhalten. Dabei sollte man jedoch zunächst folgendes beachten:
♦ Wie aktiv Kinder sind, ist stark von ihrem Temperament abhängig. Manche Kinder sind
»Motoriker« und ständig in Bewegung, andere nehmen es eher »gemütlich«. Darüber
hinaus reagieren Kinder weitaus mehr mit dem Körper als Erwachsene. Sie nutzen die
körperliche Aktivität, um ihre Emotionen auszugleichen bzw. um seelisch in Schwung zu
bleiben.
♦ Alle Kinder sind in bestimmten Phasen ihres Lebens »schwierig«. Zwei- und Dreijährige
sind nun einmal „Nein-Sager“ und „Trödler“.
♦ Es gibt genauso viele schwierige Eltern wie schwierige Kinder. Man kann es auch so
ausdrücken: Schwierige Kinder sind oft normale Kinder, die schwierige Eltern haben.
Vor einer begrifflichen Festlegung zunächst einmal nach den Ursachen für das Verhalten des
Kindes suchen!
Den folgenden Text auf Overhead-Folie projizieren.
Die Suche nach den Ursachen
♦ Bekommt das Kind genug Anerkennung, Liebe und entwicklungsgerechte Förderung?
♦ Stimmt der »Stresspegel«? Übertragen die Erziehenden vielleicht zu viel Stress
auf das Kind?
♦ Stimmen die Erwartungen? Manchmal haben Erwachsene viel zu genaue Vorstellungen, wie ein Kind sein und werden soll. Enttäuschungen sind da vorprogrammiert.
♦ Schafft das Kind selbst z. B. trotz guter Begabung die Schule nicht, weil es dort
häufig Konflikte erlebt oder aufgrund der schlechten Leistungen mit Aggressionen
oder Depressionen reagiert?
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Vermutlich kennen alle die Geschichte von Nervenarzt und Schriftsteller Heinrich Hoffmann
über den Zappelphilipp (1845), der nicht stillsitzt, trotz Ermahnungen kippelt und zum
Schluss das Tischtuch samt dem Essen mitreißt.
Vielleicht würde man heute sagen: „Dieser „Zappelphilipp“ hatte bestimmt ADHS!“
Es kann aber auch durchaus sein, dass er schon viel zu oft und lange still sitzen musste. So
dass das Stillsitzen und der ständig mahnende, wenig verständnisvolle Blick der Eltern zu
einer Eskalation führten. Dann müsste die Ursachenforschung für dieses Unglück nicht bei
Philipps Verhalten sondern im Umgang der Eltern mit ihm ansetzen!
Es könnte auch sein, dass er im Stühle-Kippeln zu wenig geübt war und es öfter üben müsste um den richtigen Augenblick zu finden, immer wieder nach vorne zu kommen.
Es ist wirklich nicht leicht, herauszufinden, ob ein auffälliges Kind erkrankt ist oder ob die Ursachen seiner Unruhe ganz woanders liegen.
Wenn Eltern ratlos sind, sollten sie sich Unterstützung holen - Erziehungsberatungsstellen bieten Hilfe an!
DIAGNOSE UND BEHANDLUNG VON ADHS
ADHS ist eine der häufigsten – leider auch schwierigsten – Diagnosen bei Kindern. Die Bezeichnung ADHS ist die Abkürzung für das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom.
Die Erkrankung kann auch bei nicht-hyperaktiven Kindern diagnostiziert werden - wir sprechen dann von ADS. Im Volksmund ist ADHS als "Zappelphilipp" bekannt.
In der Regel diagnostizieren Kinder- und Jugendpsychiater ADHS und überprüfen den Verlauf der Erkrankung. Bei der Behandlung des ADHS ist äußerst wichtig, dass Ärzte, Eltern,
sonstige Erziehende, Lehrer, Therapeuten und sämtliche Bezugspersonen des Kindes eng
zusammen arbeiten.
ADHS bezeichnet eine Kombination verschiedener Verhaltensauffälligkeiten. Bei den Betroffenen ist die Informationsverarbeitung im Gehirn fehlerhaft. In Deutschland leiden etwa zehn
Prozent aller Kinder unter ADHS. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen.
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Ursachen für Hyperaktivität (ADHS) und Symptome
Für die Entstehung und die Ursachen von ADHS gibt es zahlreiche Theorien und Vermutungen. Die genaue Ursache ist nicht ganz geklärt. In neueren Untersuchungen wird angegeben, dass bis zur Hälfte der Fälle von ADHS genetisch bedingt ist.
Die Symptome bei ADHS sind vielfältig. Die Leitbeschwerden sind Aufmerksamkeitsstörungen, kurze Aufmerksamkeitsspannen, Überaktivität, auffällige körperliche Unruhe und Impulsivität, fehlende Regulationskontrolle über die eigenen Gefühle und Stimmungsschwankungen.
Nahezu immer findet eine Störung der Informationsverarbeitung statt. Verminderte Konzentrationsfähigkeit sowie eine Störung der Gedächtnisbildung sind die Folge. Leidet ein Mensch
unter ADHS, ist er nicht oder nur eingeschränkt in der Lage, Eindrücke zu filtern. Er kann
Wichtiges von Unwichtigem nur schlecht unterscheiden und steht daher unter ständiger innerer Anspannung.
Kinder, die an ADHS leiden, zeigen unterschiedliche Verhaltensauffälligkeiten:
♦ Viele sind innerlich und körperlich unruhig, ihr Spiel wirkt chaotisch und ist wenig ausdauernd. Meist können sie sich nicht lange auf eine Sache konzentrieren. Sie sind beim
Spielen sehr ausgelassen, teils ungeschickt und haben wenig Gespür für Gefahren.
♦ Aber auch ein sehr stilles und träumerisches, abwesendes Verhalten, vermehrt bei Mädchen beobachtet, kann ein Anzeichen für AD(H)S sein.
♦ Menschen mit ADHS besitzen jedoch häufig auch zahlreiche, sehr positive Eigenschaften. Sie zeichnen sich durch Kreativität und Ideenreichtum aus, sind hilfsbereit, begeisterungsfähig und zum Teil überdurchschnittlich begabt.
Medikamente – ja oder nein?
Diese Frage wird in der Gesellschaft äußerst kontrovers und emotionsgeladen diskutiert.
Auch unter Ärzten gibt es darüber Kontroversen. Am Häufigsten wird ADHS mit Methylphenidat behandelt, besser bekannt unter dem Handelsnamen Ritalin®. Die Kinder werden nach
der Einnahme ruhiger, weniger impulsiv und können sich besser konzentrieren.
Umstritten sind dieses wie auch andere Medikamente wegen ihrer kurzfristigen Nebenwirkungen (Appetitmangel, Gewichtsverlust, Schlaflosigkeit). Andererseits können Medikamente
durch ihre ausgleichende Wirkung auch dazu führen, dass Behandlungen überhaupt erst
möglich gemacht werden.
Wie kann man solche Kinder in der Kindertagespflege unterstützen?
Kinder mit ADHS sind oft eine Herausforderung! Hilfreich ist es, die Störung, Auffälligkeit oder Krankheit zu akzeptieren. Wenn wir das „Schwierige“ anerkennen, ist es häufig gar nicht
mehr so schwierig, damit umzugehen.
Tipp: Den folgenden Text auf Overhead-Folie projizieren.
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Was brauchen „auffällige“ Kinder?
Ein verhaltensauffälliges, überaktives oder hyperaktives Kind braucht vor allem sozialen Halt,
es benötigt Anerkennung und Aufmerksamkeit. Wichtig sind klare Abläufe, Strukturen und
ein konsequentes, klar erkennbares Erziehungskonzept sowie ein regelmäßiger Tagesablauf. Sie sollten bei der Erziehung mit den Eltern an einem Strang ziehen:
♦ Pläne und Regeln zusammen mit den Kindern absprechen. Einen genauen Zeitpunkt
festlegen, z. B. wann die Hausaufgaben erledigt werden sollen und darauf achten dass
die vereinbarte Zeit eingehalten wird.
♦ Dem Kind dabei auch Wahlmöglichkeiten geben, etwa: "Wann willst du den Maltisch aufräumen? Gleich jetzt oder nach dem Mittagsschlaf, damit wir den Tisch für etwas anderes frei haben?"
♦ Über solche Absprachen sollten keine Machtkämpfe und Diskussionen entstehen. Das
Kind loben, wenn es die Absprachen eingehalten hat.
♦ Beim Lernen Zeit und Raum geben, ein Thema auf die eigene Art zu bearbeiten. Dabei
eine Beraterrolle einnehmen und keinen Druck ausüben.
♦ Beobachten: Wann fühlt sich das Kind gut? Diese Erfahrungen im alltäglichen Umgang
nutzen.
♦ Die Stärken des Kindes erkennen. Hyperaktive Kinder sind häufig sehr kreativ. Nach Beschäftigungen suchen, die das Kind gut kann und gerne macht.
♦ Auf Fehlverhalten sofort reagieren. „Schwierige“ Kinder haben häufig Probleme mit dem
Kurzzeitgedächtnis. Späte Konsequenzen können sie nicht nachvollziehen.
♦ Nicht die Kontrolle verlieren. Auch wenn die Nerven strapaziert sind und das Verhalten
des Kindes Sie zur Weißglut bringt, versuchen Sie sich erst einmal zu beruhigen. Hyperaktive Kinder reagieren am besten auf sachlich zugewandte Kommunikation.
♦ Dem Kind Zeit lassen, sich nach einem Konflikt zu beruhigen, erst danach auf sein Fehlverhalten reagieren.
Wichtig ist vor allem ein ausgewogenes Verhältnis von Regeln und Freiraum, von Anerkennung und Kritik. An diesem Punkt unterscheiden sich „auffällige“ Kinder nicht von anderen.
Hinweis auf die vertiefende Lektüre im Handout S. 52 – 57 zum Nachlesen.
Qualitätskriterien für eine gesundheitsfördernde Praxis
Zur Ergebnissicherung des Modul 1 sollen gesundheits- und resilienzfördernde Qualitätskriterien für die eigene Erziehungspraxis formuliert werden.
Dazu wird die Aufgabe im Handout S.58 besprochen.
In Einzel- und Partnerarbeit beschreiben die TeilnehmerInnen eigene überprüfbare Erziehungsziele und -methoden, die Kinder stärken.
Evtl. als Hausaufgabe: Den Rückmeldebogen auf der folgenden Seite ausfüllen.
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Gesundheitsförderung in der Kindertagespflege - Referenten -
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Hausaufgabe: Bitte füllen Sie den Rückmeldebogen aus und bringen Sie ihn zum nächsten
Treffen mit.
Ihre Meinung zur Kursgestaltung und zum Arbeiten in der Gruppe interessiert uns. Wir möchten zudem Ihre Beurteilung erfahren, um die Wirksamkeit der Fortbildungsinhalte einschätzen und gegebenenfalls verbessern zu können.
Bewerten Sie bitte mit den folgenden Ziffern in den jeweiligen Zellen unter den Themen, welche entsprechenden Aussagen für Sie zutreffen:
1. „Ich habe neue und sehr interessante Inhalte kennen gelernt. Ich habe intensiv über das
Thema nachgedacht. Mir sind sehr brauchbare Anregungen für meine praktische Arbeit
vermittelt worden.“
2.
„Ich habe teilweise neue und interessante Inhalte kennen gelernt. Ich habe über das
Thema nachgedacht. Mir sind zum Teil brauchbare Anregungen für meine praktische Arbeit vermittelt worden.“
3.
„Ich habe nichts Neues erfahren. Ich habe nicht über das Thema nachgedacht. Mir sind
keine brauchbare Anregungen für meine praktische Arbeit vermittelt worden.“
Inhalte, mit denen wir uns in diesem 1. Qualifikationsteil beschäftigt haben:
1. Einheit
2. Einheit
3. Einheit
Gesundheit und die Auswertung:
Lernen am Modell
Kinderkrankheiten in
Bedeutung für die Resilienz in meiner
und Vorbildfunktion
der Tagespflege
Kinder
Kindertagespflegestelle
Die Bedeutung von
Ein stärkender ZauUmgang mit Eltern
Stärkendes und
Resilienz
bertrank
kranker Kinder
Schwächendes
im eigenen Leben
Erziehungsstärkende Möglichkeiten den
ADHS und „AuffälligBereits praktizierte
Methoden
Alltag zu entstressen keiten“ wie HyperakGesundheitsfördetivität
rung
Beobachtung von
Resilienzfördernde
Stressabbau in der
Formulierung überstärkendem ErzieSpielanregungen und eigenen Praxis
prüfbarer Kriterien
hungsverhalten und
Kinderbücher
zur GesundheitsförStärken der Kinder
derung
Meine Beurteilungen
Was hat Ihnen an der Kursgestaltung gefallen?
....................................................................................................................................................
............................................................................
Welche Änderungen wünschen Sie sich bei den folgenden Treffen?
....................................................................................................................................................
............................................................................
Wie empfinden Sie den Austausch in der Gruppe? Haben Sie Vorschläge, was sich Ihrer
Meinung nach ändern sollte?
....................................................................................................................................................
............................................................................
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GESUNDE ERNÄHRUNG
VORWORT
Das Thema Ernährung ist eine wesentliche Säule in allen Gesundheitsprogrammen. Die
Themenvermittlung ist gekennzeichnet durch unterschiedliche Zugänge. Zum einen geht es
um Wissen und Kenntnisse zu gesunder Ernährung, zum anderen um die emotionalen Aspekte des Essens und Verhaltensgewohnheiten.
Gerade im Kindesalter wird eine wesentliche Grundlage auf der ess-emotionalen Ebene gelegt; und es werden Gewohnheiten, Vorlieben und Habitualisierung geprägt. Für dieses
Teilmodul empfiehlt es sich ganz besonders an den Gewohnheiten der TeilnehmerInnen anzusetzen, um so eigene Einstellungen, Einflüsse von Familie und Erziehung, Konsum- und
Lebensmittelumwelt sowie alternative Ansätze zu erarbeiten.
Deshalb ist ein Mix aus Wissensvermittlung und Reflexion eigener Erfahrungen und Ernährungspraxis eine wesentliche Grundlage für die Kompetenzerweiterung.
Zum Thema gesunde Ernährung gibt es unterschiedlichste und zum Teil widersprüchliche
Standpunkt und Empfehlungen. Die größte wissenschaftliche Akzeptanz haben in der Bundesrepublik Deutschland die Empfehlungen des Forschungsinstituts für Kinderernährung in
Dortmund (FKE) in Form der „optimierten Mischkost“ (OptimiX®) und die Referenzwerte der
Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).
In der Praxis der Ernährungsberatung bei Kindern und Schülern wird vor allem mit der aidErnährungspyramide gearbeitet (Infodienst Verbraucherschutz, Ernährung, Landwirtschaft).
Sowohl die Ernährungsempfehlungen der „optimierten Mischkost“ als auch die der aid- Ernährungspyramide sind auch für Menschen ohne wissenschaftlichen Hintergrund ansprechend und verständlich. Sie erfüllen wichtige Kriterien einer erfolgversprechenden Umsetzung, weil sie
♦ den Genuss am Essen betonen
♦ sich für die ganze Familie eignen
♦ komplizierte Zusammenhänge rund ums Essen einfach vermitteln können
♦ verständlich und einprägsam sind
♦ unkompliziert in der Durchführung sind
♦ bezahlbar sind
♦ eine dauerhafte Alternative zu den bisherigen Essgewohnheiten bewirken können
Das Schwerpunktthema „Gesunde Ernährung und Esskultur“ umfasst folgende Aspekte und
Fragestellungen:
♦
♦
♦
♦
Warum ist gesundes Essen so wichtig - gerade für Kinder?
Ernährungsgewohnheiten und Esskultur
Wie mache ich Kindern gesundes Essen schmackhaft?
Ernährungsempfehlungen: OptimiX® und aid-Ernährungspyramide und Auswahlkriterien
für die Nahrungsmittelgruppen
♦ Wie kann ich Eltern für die gesunde Ernährung ihrer Kinder gewinnen?
♦ Wie kann ich alltäglich gesunde Mahlzeiten anbieten?
♦ Welches Ernährungswissen kann ich vermitteln?
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2. Themenschwerpunkt: GESUNDE ERNÄHRUNG
2.1 Themen:
•
Grundlagen gesunder Ernährung und Esskultur
•
OptimiX® und die aid-Ernährungspyramide als Orientierung für gesunde Mahlzeiten
Zeitbedarf: 3 U-Stunden plus 15 Minuten Pause
Materialien: Flip-Chart, Papier und Stifte für die Wandzeitung, zwei verschieden farbige
Moderationskarten je TN, Tesafilm o.ä. zum Aufkleben
Ziele:
♦ Ernährungsgewohnheiten reflektieren
♦ Zielsetzungen zur Esskultur entwickeln
♦ Möglichkeiten der Partizipation von Kindern bei der Auswahl des Essens und der Beteiligung an der Zubereitung reflektieren
♦ Ursachen der Essensverweigerung von Kindern kennen und den Umgang damit bedenken
♦ Wissensvermittlung zu gesunder Ernährung für Kinder und Erwachsene mit den Ernährungsempfehlungen: OptimiX® und aid-Ernährungspyramide
♦ Die Anwendung der Ernährungspyramide in der Praxis beobachten
Themen
Begrüßung
Hausaufgabe vom 1.Thema
Überblick zur Einheit: Gesunde Ernährung
Praktizierte gesundheitsbewusste Ernährung und Umgang mit Widersprüchen durch ungesunde Gewohnheiten
Pause
Wieweit können Kinder selber entscheiden, was sie essen? Wobei können sie helfen? Was tun, wenn ein Kind
nicht isst?
Vorstellen der Ernährungsempfehlungen OptimiX® und der aid-Pyramide
Fachhochschule
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Min U-Std.
5
5
10
Selbstreflexion
Moderation der Rückmeldungen Austausch in der Gruppe
10
Einstieg und Partnerdiskussion
Austausch in der Gruppe
Festlegung eigener Ziele
Esskultur und daraus abgeleitete Zielsetzungen für die eigene Praxis
Beobachtung der eigenen Ernährungspraxis
Austausch des Rezeptrepertoires
Feedback zu diesem Teil
Ankündigung: Buffet beim nächsten
Treffen
Methoden
Teilnehmerliste
Rückmeldungen einsammeln
Kurzer Einstieg in das Thema
1
20
15
15
10
2
15
Kurzreferat zu diesen Fragestellungen, mit Bezug zu den Handout
Texten
10
Referat
20
Hausaufgabe
5
Blitzlicht
10
Klärung des Kostenbeitrags
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Begrüßung – Teilnehmerliste
Die Hausaufgabe zum 1. Schwerpunktthema einsammeln
Es empfiehlt sich eine Überarbeitung der Qualitätskriterien, damit die Ziele, die Methoden
und die prüfbaren Indikatoren stimmig formuliert sind. Die Überarbeitungen sollten zum
nächsten Treffen zurück gegeben werden.
Themenübersicht zur Einheit: Gesunde Ernährung
GRUNDLAGEN GESUNDER ERNÄHRUNG UND ESSKULTUR
Vortrag
Was ist überhaupt gesunde Ernährung?
Kann diese Frage überhaupt beantwortet werden? Genauso vielschichtig wie beim großen
Thema Gesundheit gibt es zur Ernährung tausend Konzepte und Meinungen. Doch nicht nur
diese können zur Verunsicherung beitragen, auch die gelebte Widersprüchlichkeit muss berücksichtigt werden. Jeder von uns kennt die Grundzüge gesundheitsbewusster Ernährung.
Aber wie viel davon beachten wir bei unseren eigenen Essgewohnheiten? Warum klaffen
Bewusstsein und Praxis in diesem Bereich so oft auseinander? Sicherlich gibt es psychologisch orientierte Untersuchungen zu dieser Frage, aber sie helfen uns vermutlich nicht bei
der Klärung des eigenen Standpunktes weiter.
Am Thema des Modelllernens der vorangegangenen Stunden wurde deutlich, dass es wichtig ist, sich bzgl. des Vorlebens von Ernährungsgewohnheiten bewusst zu sein. Darum beginnen wir das Thema mit einer Diskussion über unsere Gewohnheiten, Vorlieben und Abneigungen, die unsere eigenen gesunden oder ungesunden Ernährungsgewohnheiten geprägt haben.
Frage an die Gruppe:
„Wie ernähren Sie sich - als Modell für die Kinder - selber?“
Ausgabe von je zwei verschieden farbigen Moderationskarten an die TN mit der Bitte:
„Notieren Sie, gut lesbar, auf der einen Farbe eine gesunde Ernährungsgewohnheit, die Sie
im Alltag leben und auf der andersfarbigen Karte, welche ungesunde Ernährungsgewohnheit
Sie mitbringen.“
Danach stellen die TN im Wechsel je ein gesundes und ein ungesundes Beispiel vor (wenn
jeder beides vorstellt, sprengt das den zeitlichen Rahmen). Die Karten werden auf einer
Wandzeitung zusammengestellt und moderiert, z.B. mit der Frage: „Welchen Ursprung, vermuten Sie, hat diese Gewohnheit?“.
Danach folgt die Frage an die Gruppe:
„Ist es möglich, den Kindern glaubhaft gesundheitsbewusste Ernährung zu vermitteln und
auch zu den eigenen Widersprüchen zu stehen?“
(30 Minuten für diese Gruppenarbeit)
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Modul 2.1
Gesundheitsförderung in der Kindertagespflege - Referenten -
34
Kurzer Einstieg:
Ernährungsgewohnheiten und Esskultur
Ein bedeutsamer Rahmen für gesundheitsbewusste Ernährung stellt die alltägliche Art und
Weise dar, mit der das Essen ausgesucht, vorbereitet und angeboten wird. Darum ist es
wichtig, sich bewusst zu machen, wie eine gesundheitsbewusste Esskultur aussehen kann.
Während früher zur Kultur beim Essen edles Geschirr gehörte, gepflegter Umgang mit Messer und Gabel, eine Serviette in einem Ring, und auch dass Kinder den Mund zu halten hatten, so stellt sich die Ernährungskultur heute ganz anders dar: Vom bunt gedeckten Tisch bis
zur angeregten Unterhaltung von Erwachsenen und Kindern.
Aufgabe für die Partnerarbeit:
Stellen Sie sich vor, Sie wollen mit den Eltern Ihrer Tageskinder absprechen, welche Esskultur Sie pflegen wollen. Welche Prinzipien wären Ihnen besonders wichtig?
Diskutieren Sie mit einer Partnerin diese Fragen anhand des Textes im Handout S.61.
(15 Minuten Partnerdiskussionen)
Weitere Aufgabe für die Einzelarbeit:
Damit Sie später in Ihrer gesundheitsbewussten Konzeption die eigene Esskultur in Ihrer Tagespflegestelle festhalten können, haben Sie nun 10 Minuten Zeit, zwei aus dem gerade diskutierten Arbeitsblatt abgeleitete Zielformulierungen, die ihnen besonders wichtig erscheinen,
aufzuschreiben.
PAUSE 15 Minuten
Kurzvortrag zu den Inhalten im Handout (S. 62 - 65), mit der Empfehlung zum Nachlesen
dieser Texte.
„Kinder, die selbst bestimmen, essen abwechslungsreich“
Die Kinder in einer Kindertagesstätte durften über einen längeren Zeitraum jede Mahlzeit individuell zusammenstellen. Sie wählten, von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, eine
gesunde Mischkost. Zudem kam heraus, dass alles, was „vermischt" war, also aus mehreren
Bestandteilen zusammengesetzt war, bei den Kindern nicht so gut ankam. Seitdem wird das
Essen aus unvermischten Komponenten gestaltet, wie z. B. Kartoffeln, Nudeln, Soße,
Fleisch, Rohkost, gedünstetes Gemüse und Nachtisch.
„Wie können Kinder bei der Essenszubereitung beteiligt werden?“
Wenn die Kinder bei der Zubereitung helfen, bekommen sie einen intensiveren Bezug zu den
Lebensmitteln und zur Herstellung. Mit Tätigkeiten, die sie schon gut bewerkstelligen können, wächst ihre Selbständigkeit und auch das Selbstbewusstsein, wenn sie spüren, dass
sie einen wichtigen Teil zum Gelingen einer Mahlzeit beigetragen haben.
♦ Die ganz Kleinen erhalten mit einem Holzlöffel, Schüsseln und Deckel das Gefühl auch
schon dazu zu gehören. Mit allen Sinnen lernen sie die Lebensmittel zu „begreifen“.
♦ Mit ca. 1,5 Jahren können Kinder Speisen mit einem Löffel umrühren und Dinge herbei
bringen.
♦ Ab 2 Jahren führen sie bereits einen Löffel sicher in der Hand, sie können Lebensmittel
sortieren, einfüllen, z. B. eine Quarkspeise anrühren und weiches Obst schneiden. Auch
das Tischdecken geht bereits ganz gut.
• Mit 3 Jahren können sie Lebensmittel bereits zuordnen, nach Früchten und Gemüse, oFachhochschule
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•
Gesundheitsförderung in der Kindertagespflege - Referenten -
35
der Farben und Formen. Sie lernen, wie man Obst oder Salat abwäscht und sind begeisterte Kuchenbäcker.
Ab 4 Jahren sind sie schon echte Hilfen beim Kochen. Nach entsprechender Anleitung
können sie auch schon mit einem scharfen Messer umgehen und am Herd im Topf umrühren, ohne sich zu verbrennen.
Mögliche Ursachen, wenn Kinder nicht essen wollen
Verschiedene psychologisch erklärte Hintergründe kann man im Text nachlesen.
Grundsätzlich:
Kinder, die Hunger haben, zeigen eine größere Bereitschaft, sich auf vielfältiges Essen einzulassen als Kinder, bei denen gerade noch ein bißchen Appetit vorhanden ist. Vor den
Mahlzeiten braucht der Magen Ruhe. Eine Zwischenmahlzeit sollte bei älteren Kindern
höchstens noch zwei Stunden vor dem Mittagessen gegeben werden. Halten es Kleinkinder
partout nicht aus, so können Sie die Zeit kurz vor dem Essen mit einem Apfelschnitz oder einem Stück Karotte zum Knabbern überbrücken.
Kinder sollte man mit Spaß zum gesunden Essen verführen. Nicht reden, lieber zeigen! Der
vergnügte eigene Biss in einen Apfel oder das genussvolle Kauen von knackigen Gemüsestreifen, die vorher in interessante Dipps getaucht wurden, überzeugt ein Kind mehr als alle
Appelle. Wenn es dennoch nicht essen mag, dann eben nicht! Vermutlich wird das Kind am
kommenden Tag wieder gut mitessen.
Referat:
ERNÄHRUNGSEMPFEHLUNGEN: OPTIMIX® UND AIDERNÄHRUNGSPYRAMIDE
Zum Thema gesunde Ernährung gibt es unterschiedlichste und zum Teil widersprüchliche
Standpunkte und Empfehlungen. Die größte wissenschaftliche Akzeptanz haben in der Bundesrepublik Deutschland die Empfehlungen des Forschungsinstituts für Kinderernährung in
Dortmund (FKE) in Form der „optimierten Mischkost“ (OptimiX®) und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). In der Praxis der Ernährungsberatung bei Kindern und Schülern
wird vor allem mit der aid-Ernährungspyramide gearbeitet (Infodienst Verbraucherschutz, Ernährung, Landwirtschaft e. V.). Beide Ernährungsempfehlungen sind erfolgversprechend,
weil sie:
♦ den Genuss am Essen betonen und sich für die ganze Familie eignen
♦ gut verständlich komplizierte Zusammenhänge einfach vermitteln
♦ einprägsam Alternativen zu bisherigen Essgewohnheiten bewirken können
♦ unkompliziert in der Durchführung und bezahlbar sind
Die „optimierte Mischkost“ unterteilt Lebensmittel und einzelne Gerichte in die drei Ampelfarben:
♦ Die Lebensmittel aus dem roten Bereich sollen sparsam,
♦ die Lebensmittel aus dem gelben Bereich sollen mäßig genossen werden und
♦ die Hauptnahrungsmittel im grünen Bereich sind zum Sattessen und Durst
löschen.
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Modul 2.1
Gesundheitsförderung in der Kindertagespflege - Referenten -
36
Anhand von farblichen Tabellen lässt sich schnell feststellen, welcher Farbe ein Lebensmittel/Gericht zuzuordnen ist. In Deutschland wird z. Zt. diskutiert, ob das Ampelmodell zur
Kennzeichnung von Lebensmitteln übernommen werden soll, wie dies bereits in Großbritannien praktiziert wird.
Die aid-Ernährungspyramide ist aus der Praxis der Ernährungsberatung mit Kindern entstanden. Sie hat 6 Ebenen, wobei jede Ebene für eine oder zwei Lebensmittelgruppen steht:
♦ Die Basis bilden Getränke
♦ pflanzliche Lebensmittel folgen, die reichlich verzehrt werden sollen
♦ das Mittelfeld stellt die tierischen Produkte
♦ darüber sind die Fette angeordnet
♦ ganz oben stehen die Snacks und Süßigkeiten, um zu verdeutlichen, dass sie in Maßen
akzeptiert sind.
Hinweis:
Die Schaubilder im Handout auf S. 67 zeigen, wie die von OptimiX® empfohlenen 5 Mahlzeiten je Tag für Kinder zusammen gesetzt werden sollten.
Bitten Sie die TeilnehmerInnen zu erklären, wie sie diese Zusammensetzung verstehen.
Hinweis zu S. 68 im Handout:
Die aid-Ernährungspyramide hilft mit überschaubaren Mengenangaben, dass man sich die
Anzahl der täglichen Portionen gut merken kann:
♦ 6 Gläser Getränke
♦ 5 Portionen Getreide, Kartoffeln und Hülsenfrüchte
♦ 4 Portionen Obst und Gemüse
♦ 3 Portionen Milchprodukte plus 1 mal wöchentlich Fleisch und Fisch
♦ 2 Portionen pflanzliche und tierische Fette
♦ 1 Portion Snacks und Süßes
Hinweis zu S. 69:
Zur Bemessung von Lebensmittelmengen für Kinder ist das "Handmaß" für 1 Portion in
der Ernährungspyramide eine verständliche Größe. Die Hand ist ein einfaches und praktisches Maß - immer dabei und mitwachsend.
Sie können wiederum die TeilnehmerInnen bitten, der Reihe nach die empfohlenen Mengen
vorzustellen.
Hausaufgaben:
♦ Die eigene Ernährungspraxis eine Woche lang beobachten – in der Ernährungspyramide
(Handout S. 70) täglich ankreuzen, was berücksichtigt wurde
♦ Mitbringen eines gesunden Lieblingsrezeptes (zwecks Austausch) und
♦ 4 EURO für den Mittagsimbiss beim nächsten Treffen
Feedback zu diesem Teil mit einem Blitzlicht: Was nehme ich von diesem Treffen mit?
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Modul 2.2
Gesundheitsförderung in der Kindertagespflege - Referenten -
2. Themenschwerpunkt: GESUNDE ERNÄHRUNG
2.2 Themen:
• Wissen zum Ernährungsbewusstsein
• Überzeugen von gesunder Ernährung
• Buffet: Zubereitung gesunder Zwischenmahlzeiten
• Spiel: Fit mit gesunder Ernährung
Zeitbedarf: 7 U-Stunden plus 3 x 15 Minuten Pause
Materialien: Stifte, bunte Moderationskarten, Klebestifte und vorbereitete Wandzeitungen,
Lebensmittel und Zubehör zum Buffet (s. Handout S. 85), Tischsets (s. Anhang), Karten
und die Anleitung für das Spiel „Fit mit gesunder Ernährung“, zusätzlich je Gruppe 1 Würfel und 1 Stück Knete 8
Bei Bedarf: Kopien des Abschlussfragebogen zum Ernährungsteil
Ziele:
♦ Einflüsse auf Ernährungsverhalten reflektieren
♦ Auswahlkriterien für die Nahrungsmittelgruppen in der Ernährungspyramide kennen
und vermitteln können
♦ Überzeugende Botschaften für Gesunde Ernährung formulieren können
♦ Gesunde und schmackhafte Zwischenmahlzeiten aus dem Optimix®-Kochbuch kennen und anwenden.
♦ Lernergebnisse zur gesunden Ernährung in der Kindertagespflegepraxis sichern
8
Die Vordrucke mit den Spielsymbolen im Anhang sollten je Gruppe (3-4 SpielerInnen) ausgedruckt werden.
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Modul 2.2
Gesundheitsförderung in der Kindertagespflege - Referenten -
Themen
Methoden
Begrüßung und Überblick: Inhalte dieser Einheit
Teilnehmerliste
38
Min
10
Einsammeln der Rezepte
Best Practice: Rezeptaustausch
zwecks Vervielfältigung
Vergleich eigener Ernährungsgewohn- Austausch in der Gruppe zu
heiten mit denen der Empfehlungen zur der Hausaufgabe
Ernährungspyramide
Eltern für gesundheitsorientierte Ernäh- Kurzer Einstieg in das Thema
rungspraxis gewinnen
Arbeitsaufträge für die Expertengruppen
Expertengruppen komprimieAuswahlkriterien für die Nahrungsmittelgruppen in der Ernährungspyramide ren Sachwissen in Form von
Plakaten
erarbeiten und anwenden
PAUSE
Vorstellung von Werbeplakaten, mit
denen Eltern für gesundheitsorientierte
Ernährungspraxis gewonnen werden
können
Gesunde und schmackhafte Zwischenmahlzeiten aus dem Optimix®Kochbuch kennen und anwenden.
Buffet als Beispiel für Esskultur anrichten und genießen
15
1
20
45
2
15
Gegenseitige Vorstellung der
Ergebnisse aus den Expertengruppen
50
In Gruppen (je 2 TN) die Zwischenmahlzeiten nach den
Buffet-Rezepten herstellen.
Buffet einladend herrichten
35
Speisen
aufräumen / abwaschen
25
15
3
4
10
PAUSE
5
15
Eigenes Ernährungswissen prüfen
In Kleingruppen (je 3-4 TN):
Wissenstest mit dem Spiel
„Fit mit gesunder Ernährung“,
Klärung offener Fragen
60
6
PAUSE
15
Kritische Informationen zu Zusatzstoffen
Kurzvortrag mit Verweis auf
weiterführende Lektüre
Mit Literatur Kinder zu gesunder Kost
motivieren
Ergebnissicherung: Zusammenfassung
gesundheitsfördernder Ernährungsund Qualitätskriterien für die eigene Erziehungspraxis
Feedback zu diesem Teil
und zur gesamten Ernährungseinheit
und auf die Bilderbücher aus
der Literaturliste
Einzel- und Partnerarbeit
(Rest als Hausaufgabe),
Vorstellung von Ergebnissen
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UStd.
Mündliche Rückmeldung und
Schriftliche Rückmeldung
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10
7
15
5
15
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Gesundheitsförderung in der Kindertagespflege - Referenten -
39
WISSEN ZUM ERNÄHRUNGSBEWUSSTSEIN
Die ganztägige Fortbildungseinheit umfasst 7 U-Stunden und beinhaltet eine Mittagsmahlzeit.
Begrüßung – Teilnehmerliste
Kurzer Überblick der heutigen Themen
Einsammeln der Hausaufgabe: Rezepte zum Kopieren und Ausgabe der Rezeptsammlung
zum nächst möglichen Anlass.
Kurze Gesprächsrunde zu der Hausaufgabe, eine Woche lang das Ernährungsverhalten
anhand des Wochenplans mit den Pyramiden zu beobachten:
Wo gibt es Übereinstimmungen – in welchen Bereichen gibt es Abweichungen?
Ist das Anstreichen in solch einem Wochenplan eine Möglichkeit, auch Eltern für einen bewussteren Umgang mit der Ernährung zu sensibilisieren?
Einstieg in das Thema mit einem Kurzreferat
Was unsere Ernährungsgewohnheiten bestimmt
Bei vielen Menschen führen die inzwischen leicht zugänglichen Informationen um gesunde
Ernährung nicht dazu, dass sie anders essen. Viele andere Gründe bestimmen unsere Essgewohnheiten:
♦ Einflüsse aus der familiären Esskultur (z. B. morgens ein helles Brötchen mit Kakao; oft
gehören eine Suppe und Nachtisch zu einer „guten“ Mahlzeit)
♦ traditionelle Einflüsse (Kuchen und Plätzchen müssen nach guter Butter schmecken)
♦ emotionale Wirkung (ein Stück Schokolade hilft in Stresssituationen)
♦ Angebotslage (Fastfood wird in der Mittagspause gern gegessen, weil dies gerade
schnell und günstig erreichbar ist)
♦ Neugier nach einer Werbesendung (Das sieht toll aus - mal sehen, wie es schmeckt.)
Der Kindergeschmack wird weitaus mehr durch die Umstände geprägt, mit welcher Funktion
ein Essen angeboten wird, als durch das Essen selber. Kinder erleben z. B. die Trostfunktion
von Süßigkeiten, als
♦ Belohnung (Wenn du Schularbeiten machst, bekommst du ein Bonbon.)
♦ Beruhigung (Mit dem Lolly beim Einkauf bist du beschäftigt und ich habe mehr Ruhe
zum Auswählen)
♦ Ausgleich (Weil ich so lange weg war, gibt es was Süßes.)
♦ Konfliktvermeidung (In den wenigen Stunden, die wir zusammen sind, soll es besonders
schön sein – bestimme Du die Süßigkeiten Deiner Wahl!)
Solche Konditionierungen können im späteren Leben zum „Kummerspeck" führen!
Können Sie in der Tagespflege gegensteuern?
Sie können Kinder mit guten Argumenten in ihren Ernährungsgewohnheiten beeinflussen
und in dieser Form auch den o.g. Fehlinformationen entgegen steuern.
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Modul 2.2
Gesundheitsförderung in der Kindertagespflege - Referenten -
40
Sie können bei der Überzeugungsarbeit die emotionale Seite ansprechen:
♦ Mit diesem Gemüse bekommst Du tolle Muskeln!
♦ Mit Obst bleibst Du gesund! Käse und Fisch helfen Deinen Knochen, ganz kräftig zu
werden.
♦ Die Vitamine in Öl, Butter und Eiern tun Deiner Haut gut und Deine Augen können besser
gucken!
♦ Schlaue Kinder wissen, dass die Werbung manchmal lügt: Mit selbstgemachten Müsliriegeln kriegst Du so viel Kraft, wie ... (wen findet das Kind gerade toll, weil er so stark ist?).
Mit Milchschokolade isst du viel mehr Zucker, als Deinen Muskeln gut tut. Damit kann
man gar nicht so stark werden!
Die empfohlenen Kinderbücher auf der Seite 90 des Handout arbeiten mit solchen Argumentationen und können unterstützend einbezogen werden.
ÜBERZEUGEN VON GESUNDER ERNÄHRUNG
Die Arbeit in dieser Einheit ist mit der Idee verbunden, dass Sie alle zusammen einen Elternabend organisieren, um die Eltern ins Boot zu holen, damit in Zukunft die Tageskinder auch
zu Hause gesündere Kost bekommen. Stellen Sie sich vor, Sie haben folgende Einladung
verfasst:
Liebe Eltern, wir laden Euch herzlich zu einem interessanten Abend ein:
Unser Thema ist: Gesunde Ernährung
♦ Wir als Erwachsene sind dafür verantwortlich, was wann auf den Tisch kommt.
♦ Das Kind ist dafür verantwortlich, was und wie viel es davon isst.
Wir wollen unser Wissen über gesunde Ernährung mit Euch austauschen. Wir möchten Verabredungen mit Euch treffen, wie wir gemeinsam dafür sorgen können, dass die Kinder die
richtigen Lebensmittel und Mengen essen, damit sie stark und fit werden.
Ein Buffet mit leckeren Snacks aus dem OptimiX®-Kochbuch wird für Gaumenfreuden sorgen. Die Getränke bringt bitte selber mit. Wir freuen uns auf einen anregenden Meinungsaustausch – mit freundlichen Grüßen
Dieses Mal bearbeiten die TeilnehmerInnen das Thema in 6 Expertengruppen zu den Seiten
72 – 82 im Handout.
Wenn weniger als 12 TeilnehmerInnen in der Gruppe sind, sollten sich so viele 2er-Gruppen
wie möglich bilden. Dann bearbeiten Gruppen zwei der weniger umfangreichen Themen, z.
B. Thema 5 und 6. Die Gruppen benötigen entsprechend viele Arbeitsplätze.
Für den geplanten Elternabend werden überzeugende Plakate zum jeweiligen Expertenthema erstellt. Die Plakate sollen zum einen in kurzer Form das notwendige Sachwissen darstellen und gleichzeitig die Eltern auf emotionaler Ebene davon überzeugen, ihre Ernährungsangebote zu überdenken und zu verbessern. Jede Expertengruppe erhält eine vorbereitete Wandzeitung mit der u. g. Überschrift und den Hinweisen, dass die Ergebnisse gut
lesbar auf der Wandzeitung dargestellt werden sollen.
Zeitvorgabe für die Expertengruppenarbeit: 45 Minuten
Stifte, bunte Moderationskarten (diese helfen die Formulierungen in knapper Form zu verfassen), Klebestifte und Wandzeitungen mit folgenden Überschriften ausgeben:
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1)
2)
3)
4)
5)
6)
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Ohne Süßigkeiten und Pommes geht es nicht?!
Wie sollten Fette und Öle in der Kinderkost verwendet werden?
Welche Milch- und Fleischprodukte sind empfehlenswert?
Getreide, Kartoffeln und Hülsenfrüchte - Was ist zu beachten?
Worauf kommt es beim Obst und Gemüse an?
Welche Getränke sind gut für Kinder?
Die intensive Arbeit in den Expertengruppen wird begleitet und unterstützt, falls Fragen oder
Schwierigkeiten auftauchen.
Die 6 fertigen Plakate werden mit möglichst viel Abstand und genügend Platz für eine Gruppe davor in einem Präsentationsraum, z. B. auf Türflächen im Flur, aufgehängt.
PAUSE: 15 Minuten
Die Experten teilen sich in je 2 „Elterngruppen“ auf, so dass immer eine TeilnehmerIn aus
den vorherigen Arbeitsgruppen in einer anderen Elterngruppe mitmacht. Nun geht es darum,
den gedachten Elternabend durch zu spielen. Die beiden Gruppen wandern von Plakat zu
Plakat und die jeweilige Expertin stellt den Inhalt des Plakates vor. Die anderen spielen Eltern, die interessiert und neugierig sind. (Beim Rundgang darauf achten, dass die beiden
Gruppen ausreichend Abstand haben, da sich die Vortragenden sonst stören!)
Präsentation 50 Minuten
ZUBEREITUNG GESUNDER ZWISCHENMAHLZEITEN
Die beste Überzeugungsarbeit für gesundes Essen gelingt über die Zubereitung und den
Genuss schmackhafter Gerichte. Darum soll ein Buffet mit gesunden Zwischenmahlzeiten
aus dem Optimix®- und AiD-Kochbuch gemeinsam vorbereitet werden.
Im Handout S. 83 – 84 sind Rezepte ausgesucht. Die Einkaufsliste auf S. 85 reicht für ein
Buffet von 10 Teilnehmerinnen und die Mengen sollten entsprechend der TN eingekauft
werden. Die zusätzlichen Materialien müssen besorgt werden.
Die Rezepte und Zutaten werden an Gruppen (je 2-3 TN) zwecks Zubereitung ausgegeben.
Das Buffet sollte als Beispiel für Esskultur angerichtet werden. Dazu bietet es sich an, mit einer hübschen Decke und Servietten den Tisch zu dekorieren. Die Tischsprüche (im Anhang)
können auf A3-Format hochkopiert werden und laminiert als Tischsets dienen.
Danach eine PAUSE von 15 Minuten
SPIEL: FIT MIT GESUNDER ERNÄHRUNG
Vorbereitung
Die Vordrucke mit den Spielsymbolen finden Sie im Anhang.
Ordnen Sie die Vorderseiten (gerade Seitenzahl) den jeweiligen Rückseiten (ungerade Seitenzahl) zu. Kleben Sie diese so aufeinander, dass die Schnittlinien übereinstimmen. Man
erhält je Spiel 96 Spielkarten, auf deren Rückseiten die Antworten stehen. Die 24 SmilieKarten enthalten nur die Aufgaben auf der Vorderseite. Wenn die Spielkarten laminiert werden, erhöht das die Haltbarkeit.
Nun kann jede Teilnehmerin spielerisch testen, über welches Ernährungswissen sie inzwischen verfügt. Kleingruppen sollten sich bilden mit je 3 - 4 TN. Die folgende Spielanleitung
wird erklärt und den Gruppen als Merkhilfe mitgegeben. Zusätzlich werden je Gruppe 1 Würfel und 1 Stück Knete oder Blätter und Stifte für die Smilie-Aufgaben in den Gruppen ausgegeben.
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Gesundheitsförderung in der Kindertagespflege - Referenten -
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Spielanleitung: Fit mit gesunder Ernährung
Mit diesem Spiel kann man sein Ernährungswissen testen und feststellen, was man von den
vielen Informationen behalten hat.
Die Karten werden in 8 Stapel sortiert, mit den Symbolen und Fragen nach oben.
Spielregeln
Den Anfang macht die Jüngste in der Runde, weiter geht es im Uhrzeigersinn. Wer an der
Reihe ist, würfelt. Die Würfel entscheiden, von welchem Stapel die Spielerin eine Frage beantworten darf:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Süßigkeiten-Pommes
Fett-Butter
Milchprodukte-Fisch/Geflügel
Gemüse-Obst
Getreide-Kartoffeln
Getränke
•
Die Karten mit diesen Nahrungssymbolen beziehen sich auf die Lerninhalte, die in den
Expertengruppen thematisiert wurden – und die Würfelaugen entsprechen der Mengenverteilung in der Ernährungspyramide.
Dann gibt es noch die H-Karten, sie beziehen sich auf Aussagen zur Hygiene aus dem
DJI-Curriculum und sind Wiederholungen zu Ernährungsgrundsätzen.
Die Smilie-Aufgaben sorgen neben dem Wissensaustausch für Spielspaß.
•
•
Grundsätzlich gilt: Wer seine Frage beantworten konnte, behält die Karte. Die Gruppe entscheidet, ob sie die Antwort der Spielerin passend findet. Die Antworten auf den Rückseiten
sind zur Orientierung gedacht.
Wer aber das meiste nicht wusste, der schiebt seine Karte wieder unter den entsprechenden Stapel. ABER: Jeder hat eine zweite Chance und darf noch eine Frage vom H – Stapel
beantworten. Hat er diese gelöst, so darf er sie behalten.
Bei den Sechsern darf man ja bei vielen Würfelspielen noch einmal würfeln – bei diesem
Spiel darf die Spielerin noch eine zusätzliche Smilie-Aufgabe nehmen.
Wer zum Schluss die meisten Karten hat, ist Siegerin und darf sich vom Rest der Gruppe
etwas wünschen!
Spieldauer: 60 Minuten
PAUSE von 15 Minuten
Hinweise auf die weiterführende Lektüre:
Zusatzstoffe
Zusatzstoffe und Ergänzungsmittel werden von der Lebensmittelindustrie zielgerichtet eingesetzt, um das Erscheinungsbild, den Geschmack, die Beschaffenheit und die Haltbarkeit der
Nahrung zu verbessern. Gesund sind diese Stoffe nicht. Kinder sind aufgrund ihres geringen
Körpergewichtes besonders gefährdet, zu viele Zusatzstoffe zu sich zu nehmen.
Aromen können über mangelhafte Zutaten und fehlende Rohstoffe hinwegtäuschen. Zudem
verführen Aromastoffe, Geschmacksverstärker und Süßungsmittel dazu, zu viel zu essen.
Sie begünstigen nachweislich Übergewicht.
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Gesundheitsförderung in der Kindertagespflege - Referenten -
43
Darum sollte man beim Einkauf von Nahrungsmitteln für Kinder unbedingt verzichten auf:
♦ Produkte mit künstlichem Aroma oder Geschmacksverstärkern
♦ Gepökeltes sowie Lebensmittel und Getränke mit Farbstoffen und Süßstoff
Functional Food
Die teuren Lebensmittel, die Wellness, Leistungsfähigkeit, Widerstandskräfte und Gesundheit versprechen, können durch gesunde Kost erheblich billiger ersetzt werden:
♦ Anstatt Omega-3-angereicherte Eier zu kaufen, ist es einfacher, den Kartoffelsalat mit einem Omega-3-haltigen Raps- oder Nussöl zuzubereiten.
♦ Jede Ernährung, an ungekochtem Gemüse und Obst reich, ist eine „ACE-Kost“.
♦ Äpfel können Sie als »präbiotisch« anbieten, jede Scheibe Vollkornbrot als „cholesterinsenkend“.
♦ Erklären Sie dem Kind, warum Sie nicht die Fruchtzwerge einkaufen, sondern einen Naturjoghurt, in den Sie dann z. B. sein Lieblingsobst püriert einrühren. Vom gesparten Geld
wird etwas zum Spielen angeschafft – so erlebt das Kind den „Mehrwert“.
Was bedeuten die E-Nummern?
E-Nummern sind Bezeichnungen für Zusatzstoffe, die in allen Ländern der EU, viele sogar
weltweit bei der Lebensmittelproduktion eingesetzt werden. Welche Stoffe sich hinter den
Nummern verbergen und ob sie schaden können, in der Wirkung noch umstritten sind oder
als unbedenklich gelten, kann man in einem Ratgeber der Verbraucherzentrale erfahren. Die
Bestelladresse steht im Handout auf S. 87.
Auch Empfehlungen zur fleischlosen Ernährung und zur Zahnpflege und Kariesprophylaxe und kurze Informationen zur „Bio-Nahrung“ sind nachlesbar.
Auf die motivierenden Bilderbücher in der Literaturliste (Handout S. 90) sollten Sie verweisen. Nicht nur mit guten Argumenten und wohlschmeckendem Essen kann man Eltern
von gesunder Kost überzeugen. Es gibt eine Menge guter Bilderbücher zu diesem Thema,
die der Überzeugungsarbeit bei Kindern und Eltern dienen können. Wenn möglich, sollte
man einige davon vorstellen.
Als Ergebnissicherung für die Ernährungseinheit sollen die TN eigene Qualitätskriterien
entwickeln. Dazu die Aufgabe auf dem Arbeitsblatt (Handout S. 89) besprechen und je nach
Zeitrahmen eine Arbeitsphase dazu anbieten oder als Hausaufgabe mitgeben.
Abschließend ein mündliches Feedback zu diesem Teil und bei Bedarf die folgende schriftliche Rückmeldung zur gesamten Ernährungseinheit als Hausaufgaben vergeben.
Hinweis: Beim nächsten Treffen ist eine „Reise durch den Körper“ geplant. Falls der Raum
genügend Platz hat, kann dies im Liegen geschehen (sonst im Sitzen), dann wären Decken
als Unterlagen und dicke Socken empfehlenswert.
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Bitte füllen Sie diesen Rückmeldebogen aus.
Ihre Meinung zum zweiten Teil des Kurses und zum Arbeiten in der Gruppe interessiert uns.
Mit Ihrer Beurteilung helfen Sie uns, die Wirksamkeit der Fortbildungsinhalte einschätzen
und gegebenenfalls verbessern zu können.
Bewerten Sie bitte mit den folgenden Ziffern in den jeweiligen Zellen unter den Themen, welche entsprechenden Aussagen für Sie zutreffen:
1. „Ich habe neue und sehr interessante Inhalte kennen gelernt. Ich habe intensiv über das
Thema nachgedacht. Mir sind sehr brauchbare Anregungen für meine praktische Arbeit
vermittelt worden.“
2. „Ich habe teilweise neue und interessante Inhalte kennen gelernt. Ich habe über das
Thema nachgedacht. Mir sind zum Teil brauchbare Anregungen für meine praktische Arbeit vermittelt worden.“
3. „Ich habe nichts Neues erfahren.
Ich habe nicht über das Thema nachgedacht
Mir sind keine brauchbare Anregungen für meine praktische Arbeit vermittelt worden.“
Inhalte, mit denen wir uns in diesem 2. Qualifikationsteil beschäftigt haben:
1. Einheit:
2. Einheit:
3. Einheit:
4. Einheit
Grundlagen gesunEltern ins Boot holen Ein überzeugendes
Wissenstest und Reder Ernährung
Buffet
flexion
Was prägt ErnähVor- und Zubereitung Spiel Dich fit – was
Wie sieht eine geweiß ich über die Errungsgewohnheiten? von Zwischenmahlsundheitsbewusste
nährungsbausteine?
zeiten
Esskultur aus?
Infos: Mitbestimmung Wissen überzeugend Ein schön gedeckter Formulierung von
der Kinder bei der
auf Plakaten darstel- Tisch und Tischsprü- QualitätszielsetzunEssensauswahl und len
che
gen für die eigene
Gründe, warum KinKonzeption
der manchmal nicht
essen
Auswertung der ExMit Wissen überzeu- Geschmackstest:
Die Zusammensetpertengruppenarbeit,
Sind die Speisen ügen – den anderen
zung und Bemesdes Tages und der
sung gesunder Mahl- die Plakate vorstellen berzeugend?
gesamten Ernähzeiten anhand der
rungseinheit
Ernährungspyramide
Meine Beurteilung
Was hat Ihnen an der Kursgestaltung gefallen?
.......................................................................................
Welche Änderungen wünschen Sie sich bei den folgenden Treffen?
.......................................................................................
Wie empfinden Sie den Austausch in der Gruppe? Haben Sie Vorschläge, was sich Ihrer
Meinung nach ändern sollte?
.......................................................................................
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BEWEGUNGSFÖRDERNDE SPIELE, RÄUME UND ENTSPANNUNG
VORWORT
Bewegung ist für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung von Kindern unabdingbar darüber sind sich alle Experten einig. Körperlicher Einsatz und Anstrengung setzen Reize für das Wachstum sowie eine gesunde Organentwicklung und unterstützen den Aufbau und Erhalt eines starken Immunsystems. Gleichermaßen bauen Kinder über Bewegungserfahrungen und handelnde Auseinandersetzung mit der dinglichen und räumlichen Welt elementare Kenntnisstrukturen auf, die die Grundlage für Denkprozesse bilden. Über das Erfahren der eigenen Wirksamkeit in Bewegungshandlungen wird der
Aufbau eines positiven Selbstkonzeptes unterstützt, was zu psychischer Stabilität führt.
Tiefeinschneidende Veränderungen der räumlichen Umwelt sowie fehlende Anregungen
(auch aus dem Elternhaus) führen häufig zu Bewegungsmangel sowie zu einem Defizit
an Körpererfahrung und sinnlicher Erkenntnis. Dies wiederum hat weitreichende Folgen
für die körperliche und psychische Gesundheit von Kindern und (späteren) Erwachsenen.
Aus salutogenetischer Sicht ergeben sich folgende Hauptanknüpfungspunkte für die
konkrete Umsetzung des Qualifizierungsmoduls:
♦ Sensibilisierung der Tagespflegepersonen für die Bewegungsbedürfnisse von Kindern
♦ Erwerb von Kenntnissen zur Bedeutsamkeit von Bewegung für die Gesamtentwicklung
von Heranwachsenden
♦ Methodisch-didaktische Kompetenzerweiterung im Bereich kindgerechter Bewegungsförderung
Das Themenspektrum umfasst:
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
Bedeutung von Bewegung für die kindliche Entwicklung
Entwicklungsaufgaben im frühen Kindesalter
Was ist Psychomotorik?
Psychomotorische Spielmöglichkeiten mit Alltagsmaterialien
Was ist Wahrnehmung?
Spielmöglichkeiten zu den sieben Sinnen
Entspannung und Stressabbau
Bewegungsfördernde Raumgestaltung
Spielmaterialien, die zu Aktivität und Bewegung motivieren
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3. Themenschwerpunkt:
BEWEGUNGSFÖRDERNDE SPIELE, RÄUME UND ENTSPANNUNG
3.1 Themen:
•
Bedeutung von Bewegung für die kindliche Entwicklung
•
Entwicklungsaufgaben im frühen Kindesalter
Zeitbedarf: 3 U-Stunden plus 15 Minuten Pause
Ziele:
♦ Bewegung als zentrales Entwicklungsbedürfnis und bedeutendes Entwicklungsmedium
von Kindern verstehen
♦ Heutige Bewegungsmöglichkeiten von Kindern kritisch beleuchten
♦ Spektrum an Bewegungsanlässen in der Kindertagespflege reflektieren
Materialien:
Recorder, flotte Musik, evt. Decken/Isomatten, Bälle/Kugeln, Alltagsmaterialien, TesaKrepp, Din-A3 Papier, Stifte, Karteikarten, evtl. DVD mit Filmbeispiel 10 vom Medienpaket:
„Wach, neugierig, klug – Kompetente Erwachsene für Kinder unter 3“ 9
Themen
Begrüßung
Methoden – Hinweise zur Vorbereitung
TeilnehmerInnenliste
Min
Überblick: Organisatorisches und Inhalte dieser Einheit
Vorwort Modul Bewegung und
Themenübersicht
Bewegtes Kennenlernen der TeilnehmerInnen
Spots in movement
15
Bedeutung von Bewegung für die
kindliche Entwicklung
Kurzreferat
Partnerarbeit
Austausch, Diskussion
45
5
Beobachtung und Erkundung zu Bewegungsanlässen und
-möglichkeiten
Auswertung und Abschied
Kurzreferat
Austausch, Diskussion
15
55
3
Praxisbeispiele/Selbsterfahrung
Hausaufgabe
5
Schlagzeilen erfinden
10
9
1
2
Praxisbeispiel/Selbsterfahrung
Pause
Fortsetzung
Bedeutung von Bewegung für die
kindliche Entwicklung
U-Std.
Auf der CD zum Medienpaket: „Wach, neugierig, klug – Kompetente Erwachsene für Kinder unter 3“ bietet sich
Filmbeispiel 10 zur Veranschaulichung an. Bestellmöglichkeit über:
www.bertelsmann-stiftung.de/bst/de/media/xcms_bst_dms_24142__2.pdf
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Begrüßung – Teilnehmerliste
Bewegtes Kennenlernen der TeilnehmerInnen
Spots in movement
Material: Recorder, Musik
Ziel: Bewegt in Kontakt kommen; eine gelöste Atmosphäre herstellen; auf das Thema
einstimmen
Die Gruppe bewegt sich durch den Raum zu einer lebendigen Musik; bei Stop gibt es Aufgabenstellungen, die dazu auffordern, kurz in Kontakt zu kommen; dann wieder Musik und
Bewegung
♦ Beispiele:
♦ viele, viele Hände schütteln
♦ andere Formen der Begrüßung finden, z.B. Ellenbogen aneinander, Knie, Schultern oder
auch kleine Finger berühren sich
♦ Rücken an Rücken stehen und sich nonverbal mit den Rücken begrüßen
♦ in einer Kleingruppe (4 – 5 Personen) einen Buchstaben, eine Zahl aus den Personen
gestalten
♦ nonverbal in der Gesamtgruppe der Größe nach eine Reihe bilden
♦ …
Auswertung: Was haben Sie erfahren/erlebt?
Themenübersicht zur Einheit: Bewegungsfördernde Spiele, Räume und Entspannung
Vortrag – mit Beteiligung der Gruppe:
DIE BEDEUTUNG VON BEWEGUNG FÜR DIE KINDLICHE ENTWICKLUNG
Partnerweise Austausch über die Fragestellungen:
Was verbinden Sie mit dem Thema Bewegung? Welche Bedeutung hat/hatte Bewegung in
Ihrem Leben? Als Kind, Jugendliche, Erwachsene? Welche Erinnerungen und heutige Situationen fallen Ihnen dazu ein? (Biographischer Rückblick)
Gesprächsrunde in der Gesamtgruppe zu den Gedanken, Erinnerungen und Bildern
Weitere Diskussion anregen zu: Wie ist die Situation für Kinder heute? Was hat sich verändert? Welche Rahmenbedingungen für Bewegung finden Kinder heute vor?
(Stichworte: Bewegungsmangel, Mediatisierung, Vielfalt an pädagogisierten Angeboten,
(Über)Behütung, Verhäuslichung)
Kurzreferat/Vortrag:
Bewegung hat für die Persönlichkeitsentwicklung und Gesundheit von Kindern eine zentrale
Bedeutung. Kinder haben von Anfang an ein Grundbedürfnis nach Bewegung, Aktivität und
handelnder Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt. Das Wahrnehmen der eigenen Person,
das Kennenlernen der materialen Umwelt, das miteinander Spielen sowie das Begreifen von
Zusammenhängen ist immer mit Bewegung verbunden.
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Körper- und Bewegungserfahrungen sind Selbsterfahrungen
In der Bewegung, über den Einsatz des Körpers und über das Spüren der eigenen Körperlichkeit entdecken Kinder das eigene Selbst. Säuglinge und Kleinkinder experimentieren vielfältig, erfindungsreich und ausdauernd mit ihren körperlichen Möglichkeiten und erhalten so
ein erstes Bild von sich als eigenständige Persönlichkeit. Im Bewegen machen Kinder unendlich viele Erfahrungen von ihrem Können und Nichtkönnen, von Erfolg und Misserfolg,
von Leistung und Grenzen, vom Selbständig- und Unabhängigwerden.
Frage an die Gruppe:
Was bedeutet es wohl für Kinder, wenn sie gelernt haben, sich im Raum fortzubewegen (zu
krabbeln, zu robben, zu gehen…)?
oder
Kinder nutzen jede Gelegenheit, Hindernisse und Erhöhungen zu besteigen und zu erklettern
– eine Treppe vorwärts und rückwärts zu bewältigen; auf Stühle, Tische zu klettern; eine
Sprossenwand oder Leiter zu erklimmen, auf Bäume zu steigen…
Welche Bedeutung hat das wohl für Kinder? Warum tun sie das? Welche Erfahrungen können sie sammeln? Was lernen sie dabei? Was macht den Reiz aus?
Stichworte: Autonomie, Eigeninitiative, Selbständigkeit, Freiheit, Kompetenzerweiterung,
räumliche Ausdehnung eigener Aktivität, Grenzerfahrungen suchen …
Neugierig, wach und aktiv erkunden und erweitern Kinder ihr Bewegungs- und Handlungsrepertoire und entwickeln so ein zunehmend komplexer werdendes Bild von sich.
Bewegungs- und Körpererfahrungen liefern also ganz viele Informationen und Antworten auf
die Fragen „Wer bin ich überhaupt? Was macht mich aus? Was macht mich einmalig in Abgrenzung zu anderen?“. Kinder jüngeren Alters definieren sich in erster Linie über diese ganz
konkreten Handlungsmöglichkeiten, über ihre Aktivitäten; sie erleben sich als Akteure.
In der kindlichen Entwicklung stehen körperliche Eigenschaften, Fähigkeiten und Tätigkeiten
im Mittelpunkt des Bewusstwerdungsprozesses über die eigene Person. Körperliche Möglichkeiten und Merkmale, die sich in erster Linie in Bewegung zeigen, gelten also als Ankervariablen für das sich entwickelnde Selbstkonzept; des Bildes, das ich von mir selber habe.
Bedeutsam für die qualitative Ausrichtung dieses Bildes ist der Aspekt der Selbstwirksamkeit. Um zuversichtlich und gelassen mit Herausforderungen und neuen Aufgaben umgehen
zu können, müssen Kinder häufig die Erfahrung machen, auf ihre Umwelt einwirken zu können, selbst Urheber für etwas zu sein, etwas bewirkt zu haben,
(etwas erschaffen, produzieren, bewältigen…). Aus diesen Wirkungen werden Rückschlüsse auf die eigene Person gezogen. Gerade in Bewegungshandlungen können Kinder erleben, dass sie Urheber bestimmter Effekte sind (einen Turm bauen, ein Bild malen, einen
Purzelbaum machen, eine Bewegungslandschaft erschaffen und bewältigen...). Handeln ist
die direkteste Quelle für das Erfahren eigener Wirksamkeit. Die Ermöglichung von Selbstwirksamkeitserfahrungen ist eine wesentliche Aufgabe des pädagogischen Alltags. (Zimmer,
1993)
Reflektionsimpuls:
Wenn Sie Ihre pädagogische Praxis betrachten: Wann, in welchen Situationen können die
Kinder Erfahrungen eigener Wirksamkeit machen? Wann erleben sie sich als Verursacher?
Wann können sie sich ihrer eigenen Kompetenz bewusst werden? Was können Sie dafür
tun, dass die Kinder zahlreiche Selbstwirksamkeitserfahrungen machen können?
Gedankenaustausch in der Gruppe
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Sich bewegende, spielende Kinder sind häufig völlig in ihr Tun versunken, sind ganz und gar
dabei, legen ihr ganzes Selbst in die Situation. Derartige Erlebnisse erzeugen ein Gefühl der
eigenen Lebendigkeit und Existenz.
Für Kinder ist ihr Leben vornehmlich aktuelles und leibliches Leben.
Eckehard Schiffer nennt dies leibhaftige Basisidentität: Ich erfahre mich im Spiel, in der Bewegung leibhaftig mit allen Sinnen. (Schiffer, 2001)
Abschließend lässt sich sagen:
Je häufiger Kinder die Erfahrung machen, dass sie
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
sich auf ihren Körper verlassen können
durch ihr Tun Ziele erreichen
sich in ihrem Körper zu Hause fühlen
im Bewegen ihre Leistungsfähigkeit spüren
körperliche Herausforderungen meistern
mit bewältigbaren Anforderungen konfrontiert sind
von Erziehenden ermutigt werden und dass Ihnen etwas zugetraut wird
desto zufriedener sind sie mit sich und umso hoffnungsfroher und neugieriger begegnen sie
der Welt und können sich mutig weiter entwickeln. Gerade in Bewegungssituationen können
Kinder entdecken und einschätzen, was sie tun, bewirken und sind.
Praxisbeispiel/Selbsterfahrung:
(Zeitbedarf ca.: 15 Minuten)
Reise durch den Körper im Sitzen oder Liegen
Material: Decke, Unterlage, dicke Socken
Ziel: Sich der eigenen Körperlichkeit aufmerksam zuwenden und bewusst werden;
Körper und Bewegung als wesentliche Grundlage der eigenen Identitätsentwicklung
erspüren und begreifen
Bequeme Lage auf dem Boden (Decke, Unterlage) oder auf dem Stuhl einnehmen; Schuhe
möglichst ausziehen, Gürtel lockern; Augen schließen (wenn möglich); Hinweis auf möglichen Ausstieg geben
Text (ruhiger Stimmeinsatz; Pausen machen):
Du machst es dir ganz bequem; atmest ruhig ein und aus, spürst den Kontakt zum Boden
(zum Stuhl).
Du wirst mit Deiner Aufmerksamkeit wie mit einer ausleuchtenden Taschenlampe eine Reise
durch Deinen Körper machen, wirst evt. an Stellen stoßen, auf die du stolz bist, die Du deutlich wahrnehmen kannst, über die Du dich freust, mit denen Du zufrieden oder auch unzufrieden bist…
Beginne mit Deinen Zehenspitzen, lenke Deine ganz Aufmerksamkeit zu Deinen Zehen, wie
fühlen sie sich an? Jeder einzelne Zeh, rechts und links. - Wandere nun mit Deiner Aufmerksamkeit weiter zu Deinen Füßen, spüre Deine Fußsohlen, Deine Fußrücken. Welche
Empfindungen, Bilder tauchen auf? - Gehe weiter zu Deinen Waden, den Unterschenkeln,
wie fühlen sie sich an? - Wandere mit Deiner Aufmerksamkeit aufwärts über die Knie zu
Deinen Oberschenkeln. Wo liegen sie auf der Unterlage auf? Spüre in Deinen rechten Oberschenkel, in Deinen linken Oberschenkel - Gehe weiter mit Deiner inneren Taschenlampe
zum Becken, zum Gesäß. Welche Empfindungen, Bilder, Erinnerungen tauchen auf? - Führe Deine Aufmerksamkeit in Deinen Rücken, spüre in Deinen Rücken hinein, von unten be-
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ginnend nach oben bis zu den Schultern. - Wandere nun weiter zu Deinen Armen, wie fühlt
sich Dein rechter Arm, Dein linker Arm an? Gibt es Unterschiede zwischen rechts und links?
- Lenke Deine Aufmerksamkeit in Deine Hände, die Handinnenflächen, die Handrücken spüre jeden einzelnen Finger. - Führe nun Deine Aufmerksamkeit über die Arme, die Schultern, den Hals zu Deinem Gesicht, wie fühlt sich Dein Gesicht an? Das Kinn, die Wangen,
die Nase, die Augen, die Stirn? Wie fühlt sich Dein Kopf an, die Kopfhaut?
Bevor Du die Reise beendest, leuchte noch einmal Deinen ganzen Körper aus. Nimm Deinen ganzen Körper in den inneren Blick.
Zurücknehmen: Finger und Zehen bewegen, tief durchatmen, sich räkeln und strecken, Augen öffnen, langsam aufrichten, aktivieren.
Auswertung:
Austausch anregen (Partnerweise oder in der Gesamtgruppe): Was habe ich auf meiner
Reise durch den Körper erlebt, erfahren, entdeckt? Was war interessant, bedeutsam, wichtig
für mich?
Bewegung ist aktive Welterfahrung und Welterschließung
Beobachtungssituation erzählen oder aufschreiben und verteilen:
Paula, 3 Jahre alt, hockt an einer mit Wasser gefüllten Wanne und lässt ihre zusammengesuchte Flotte zu Wasser: zwei Korken, ein Flummi, eine kleine Plastikschale, ein Stein, ein
Stück Holz. Die Korken schwimmen und flutschen nach dem Untertauchen wieder an die
Wasseroberfläche, der Stein sinkt, der Flummi schwebt im Wasser… Paula legt einige Teile
in die kleine Plastikschale und sie geht nicht unter, sie schöpft Wasser hinein, sie kentert,
Stein sinkt, Holz und Korken bleiben oben. Sie hält inne und gibt vorsichtig nach und nach
Wasser in die Plastikschale…. So geht das eine halbe Stunde lang.
Was macht sie da eigentlich? Was erkundet und entdeckt sie?
Austausch in der Gruppe
Die Szene 10 „Drei im Planschbecken“ aus dem Medienpaket: „Wach, neugierig, klug –
Kompetente Erwachsene für Kinder unter 3“ würde hier inhaltlich gut passen (s. Fußnote
S. 46).
Kinder sind aktiv auf der Suche nach Kontakt und Beziehung zu Objekten, Gegenständen,
Phänomenen, kausalen Zusammenhängen, um sie einordnen und verstehen zu können.
Über den Körper, die Bewegung und mit allen Sinnen wird die Welt einverleibt.
Der Mund-, Seh-, Greif- und Fortbewegungsraum wird erobert und die damit verbundenen
Erfahrungen werden verknüpft. Zu Beginn ist der Mund das führende Erkundungsorgan. Alle
Dinge, die in die Hände gelangen, werden zum Mund gebracht und dort intensiv untersucht.
Zunge und Lippen haben durch ihre große Beweglichkeit beste Voraussetzungen für genaues Erkunden. Durch die große sensorische Sensibilität des Mundraumes werden die Gegenstände vergrößert und differenziert wahrgenommen und es entstehen sehr präzise Informationen. Im Laufe der Entwicklung geht diese Funktion an die Hände über. Alles Greifbare wird mit den Händen betastet, gedreht, gedrückt, fallengelassen und erneut erforscht.
Das Anschauen und Abtasten mit den Augen liefert weitere Informationen und die Eroberung
des Fortbewegungsraumes erweitert die Erkundungsmöglichkeiten. In den ersten Lebensjahren ist die handlungsgebundene Kontaktsuche Grundlage der Weltaneignung. Erstes Wissen
über spezifische Eigenschaften von Objekten und Materialien, physikalische Gesetzmäßigkeiten sowie kausale Zusammenhänge von Ursache und Wirkung werden über das Handeln, das Tätig-Sein und Experimentieren erworben. Die Handhabbarkeit, die gesellschaftlich
vereinbarte Verwendung und die Bedeutung von Gegenständen und Werkzeugen werden in
der praktisch handelnden Auseinandersetzung erschlossen. Kinder verfügen über einen
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Welterkundungsdrang und sind stets bemüht, ihr elementares Weltverständnis und intuitives
Wissen zu erweitern.
Zunehmend werden diese handelnd erworbenen Erfahrungen gespeichert, es entstehen innere Bilder, gedankliche Vorstellungen, die zunehmend komplexer werden. Das aktiv erfahrene Wissen wird verinnerlicht und mit bereits Abgespeichertem lebendig und lernwirksam
verknüpft.
Die Verbindung zur kognitiven Entwicklung liegt nahe. Verschiedene Entwicklungs- und
Lerntheorien gehen von dem Zusammenhang aus: Das Denken entwickelt sich aus dem
Handeln.
Der bekannte Entwicklungspsychologe Piaget sagt beispielsweise: die Entwicklung verläuft
von der praktischen zur abstrakten Denkhandlung, von der sensomotorischen Intelligenz
zum Denken in formalen Operationen, von der ganz konkreten Handlung zu Gedankenexperimenten. Die praktische Bewältigung von Problemen führt über die Verinnerlichung zu Lösungen in Vorstellungen und Gedanken.
Beispiel:
Ein gedankliches Verständnis von Zahlen und Mengen kann sich nur entwickeln, wenn Kinder im praktischen Umgang mit Gegenständen (z. B. aus dem häuslichen Umfeld) im Spiel
viele Erfahrungen mit Mengen und Zahlen sammeln konnten.
Was ist mehr, was ist weniger? Was oder wer ist größer, kleiner? Was folgt aufeinander?
Kleingruppenaufgabe: Wann machen Kinder in der Tagespflegepraxis im weitesten Sinne
praktisch-handelnde Erfahrungen mit Mathematik?
Austausch in der Gesamtgruppe
Handeln und Denken erweitern sich gegenseitig:
Denkprozesse resultieren aus den Handlungen eines Kindes und wirken sie zurück auf seine
Handlungsfähigkeit oder anders ausgedrückt: durch das Handeln werden kognitive Strukturen aufgebaut und diese steuern wiederum das Handeln.
Diese Zusammenhänge werden in der folgenden Abbildung verdeutlicht:
erweitert
Handeln
Denken
erweitert
Es lassen sich unterschiedliche Formen des Handelnden Lernens beschreiben:
♦ Erkennendes Handeln - Bedeutungserfassung
Hier geht es um das Erforschen und Kennenlernen der Dinge, Gegenstände und Materialien; Beschaffenheiten werden untersucht; das Herausfinden und Probieren, wie sie
sich verhalten und wie sie funktionieren steht im Vordergrund; das Entdecken all dessen, was man mit ihnen machen kann und wozu sie da sind, ist handlungsleitend:
Z.B. ein Kind entdeckt zufällig eine Kiste mit Bauklötzen und beginnt zu untersuchen:
rein und raus – fallen lassen – werfen – aneinander reiben, klatschen – stapeln….
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♦ Ausführendes Handeln - Zielorientierung
Hierzu zählen alle Handlungen, die sich an Zielen, Wünschen oder Aufgaben aus den
verschiedensten Bereichen des alltäglichen Lebens orientieren. Diesen Handlungen ist
gemeinsam, dass sie etwas erreichen, vollbringen oder fertig stellen wollen, was vor der
konkreten Ausführung als bewusst geplantes Ziel vorhanden war:
Z.B. ein Kind möchte mit den Bauklötzen eine Strasse bauen und beginnt, die einzelnen
Handlungsschritte in einer räumlich-zeitlichen Ordnung auszuführen (Kiste Bauklötze
holen, evt. auch schon einige Autos, sucht sich einen Bauplatz, kippt die Klötze aus, …)
♦ Kreatives Handeln
Setzt sich aus beiden genannten Bereichen zusammen, erkennendes und ausführendes
Handeln fließen ineinander.
Ausführende, zielorientierte Handlungen werden durch untersuchende und erkennende
Elemente erweitert und abgewandelt; neue Wege und Erfindungen werden ausprobiert;
Experimentieren und Untersuchen führen zu neuen Entdeckungen, die in zielgerichteten
Handlungen ihren Niederschlag finden:
Z.B. Essenssituation als zielorientierte Handlung: es werden viele Möglichkeiten probiert, mit den dazu gehörigen Dingen kreativ umzugehen (manchmal zum Leidwesen
der Erwachsenen).
In diesem Sinne gilt es, Lerngegenstände zu finden, die mit Kopf, Herz, Händen, den Sinnen
und dem Körper bearbeitet werden können. Dies ermöglicht eine intensive Durchdringung
und ein tiefgreifendes Verstehen.
Das Handelnde Lernen ist in den ersten Lebensjahren die vorherrschende Form des Lernens
und der Motor der kindlichen Entwicklung.
Comic: Das lernende Kleinkind
Kopie: Comic (Handout S. 99)
Comic zeigen oder verteilen und Austausch/Diskussion anregen:
♦ Welche Aussagen stecken in diesem Comic?
♦ Welche Idee vom Lernen haben die Eltern?
♦ Was kann das Kind lernen?
♦ Wie passt das in die heutige Zeit?
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Praxisbeispiel/Selbsterfahrung
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(Zeitbedarf ca. 25 Minuten)
Bau einer Kugelbahn
Material: 1 Kugel/Ball pro Gruppe
einige Alltagsmaterialien - alles, was vorhanden ist
Tesa-Krepp
Ziel: In der Konstruktion einer Kugelbahn die Eigenschaften, kausalen Zusammenhänge
und Gesetzmäßigkeiten (Neigungsgrad, Beschleunigung, Geschwindigkeit, Reibung,
Größenverhältnisse, Passung des Materials…) handelnd erkunden und eine Lösung
erfinden.
Kleingruppen (3-4 Personen) finden sich und bauen eine Kugelbahn mit einem Start und einem Ziel; alles Material kann verwendet werden.
(Bei wenig Platz kann auch ein Tisch als Grundfläche verwendet werden; hier wäre eine zusätzliche Zeitvorgabe eine interessante Variante: die Kugel soll in 12 bis max. 14 Sekunden
das Ziel erreichen)
Besichtigung und Vorstellen der Bahnen.
Auswertung der Planungs- und Bauphase: Wie ist unsere Bahn entstanden? Was war uns
wichtig? Woran haben wir geknobelt, gefeilt? Welche Probleme und Lösungen gab es?
Bewegung ist das Medium zum Aufbau sozialer Verbindungen und zur Gestaltung von
Beziehungen
Der eigene Körper und die damit verknüpften Bewegungsmöglichkeiten sind ein Kontaktmedium zu anderen Menschen. Aus der Entwicklungsperspektive betrachtet ist der Mensch von
Anfang an auf Kontakt und Interaktion angewiesen und ausgerichtet. Schon der Säugling ist
fähig zum Dialog.
Frage an die Gruppe: Welche Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme und zur Aufrechterhaltung
des Kontakts hat ein Säugling?
(Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf das Gegenüber, Blickkontakt, Lächeln, Einsatz der
Stimme, Lautierung, ausdrucksvolle Mimik, Gestik, Bewegung des Körpers)
Dabei benötigt der Säugling ein Gegenüber, das einfühlsam und aufmerksam antwortet. Besonders deutlich wird diese spielerisch-dialogische Begegnung, wenn das Kind im Alter von
zwei Monaten im Kontakt zu lächeln beginnt, die kindlichen Laute nuancenreicher werden,
Wohlbehagen und Freude sowie Ärger und Spannung in der Körpersprache unterscheidbarer werden. Eltern nehmen die Gesten und Laute ihres Kindes auf und wiederholen sie variierend. Das Kind und der Erwachsene stellen sich dabei in ihrer Körpersprache, Bewegung
und Lautbildung so aufeinander ein, wie zwei, die gemeinsam freudig tanzen oder ein Duett
singen. (Schiffer, 2004)
Die Zuwendung und das Erleben sozialer Geborgenheit ist stark körpergebunden (getragen
werden, in den Schlaf gewiegt werden, Rituale des Waschens und Eincremens, gestillt werden, ganz viel Kontaktaufnahme geschieht über die Berührung und Bewegung des Körpers).
Die Ausbildung von Urvertrauen in die Welt als erste Entwicklungsaufgabe des Kindes kann
positiv gelöst werden, wenn Bedürfnisse und Reaktionen darauf zusammenpassen. Körperliche Signale, das Verstehen dieser Signale und darauf folgende feinfühlige und verlässliche
Antworten, spielen in dieser Interaktion zwischen Kind und Bezugsperson eine große Rolle.
Auch später sind bewegte Dialoge bewegende Situationen in der Kontaktgestaltung.
Beispiel: Stellen Sie sich mal folgende Situation vor: Ihre Tochter oder Ihr Sohn fordern Sie
auf „Papa oder Mama, lass uns mal ein „Kämpfchen“ machen!“
Und Sie lassen sich darauf ein und kämpfen und rangeln und raufen.
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Was können Sie und Ihr Kind dabei erleben und was genau passiert dabei?
Ohne Worte tauschen Sie sich aus und erleben einen intensiven und lebendigen
Kontakt mit Ihrem Kind im Wechselspiel von Aktion und Reaktion.
In diesem Miteinander können Erfahrungen gemacht werden wie z.B.:
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
sich im Spiel aufeinander einlassen
eine tiefe Nähe und Zugehörigkeit erfahren
Kräfte einsetzen und miteinander messen
sich ausgelassen und mit Freude aneinander reiben und bewegen
die gemeinsame Verbindung intensiv spüren
Rücksichtnahme, Wahrnehmung und Einhaltung der Grenzen erleben
Vertrauen und Sicherheit spüren
Auch außerhalb des familiären Rahmens sind Bewegung und Spiel Aktivitäten, die häufig in
sozialer Gemeinschaft stattfinden. In der Kita, auf dem Spielplatz, in der Tagespflege sind
andere Kinder und auch Erwachsene beteiligt. Es wird miteinander oder auch gegeneinander
gespielt.
Beispiele sind:
♦ Ballspiele (zuwerfen, zuprellen, Fußball …)
♦ Lauf- und Fangspiele (z. B. Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann)
♦ wippen und gemeinsam schaukeln
♦ eine Bewegungslandschaft gemeinsam entwickeln, aufbauen und ausprobieren
♦ um die Wette rennen
♦ eine Kissenschlacht veranstalten
Miteinander etwas zu tun, erfordert Absprachen und Verständigung. Und es sind häufig Gelegenheiten, die nicht problemlos zu bewältigen sind: Streit um Spielgeräte, die Schwierigkeit, sich auf die Vorschläge und Ideen anderer einzulassen …
All das sind Erfahrungen auf dem Weg zur Entwicklung sozialer Kompetenz und dabei brauchen jüngere Kinder Unterstützung.
Wer in der Familie und in der Kindertagespflege soziale Sensibilität und Geborgenheit, Toleranz und Verlässlichkeit erfährt, sowie mit verständlichen Regeln und Konsequenzen konfrontiert wird, kann am ehesten prosoziales Verhalten entwickeln.
Sowohl geplante, begleitete als auch spontan entstehende Bewegungssituationen oder –
spiele zu zweit oder in der Gruppe eröffnen viele soziale Lernprozesse: Das Wahrnehmen
und Nachahmen anderer; das Erleben von Nähe und Distanz; das Erfahren von Zugehörigkeit und Abgegrenztheit; das Erleben von Widersprüchen und Konflikten. Die Kontaktgestaltung zwischen jüngeren Kindern geschieht in hohem Maße durch den wechselseitig aufeinander bezogenen Austausch von Aktivitäten, d.h. die soziale Interaktion ist in hohem Maße
an Bewegung gebunden.
Praxisbeispiele/Selbsterfahrung:
(Zeitbedarf ca.: 15 Minuten)
Partnerweise ein Bild malen: Haus, Baum, Tier
Material: DIN A3 Papier, Stifte
Ziel: In einer gemeinsamen Aufgabe nonverbal im Dialog sein. Das Eigene und das Fremde,
meine Impulse und die des Partners wahrnehmen und für das Gemeinsame Verantwortung
übernehmen.
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Jedes Paar hat ein Blatt Papier und ca. drei Stifte und zeichnet gemeinsam (zwei Hände an
einem Stift) und ohne miteinander zu sprechen ein Haus, einen Baum und ein Tier und gibt
dem Kunstwerk einen Titel.
Auswertung partnerweise:
Was haben wir in diesem Dialog ausgehandelt? Wie habe ich mich eingebracht; wie meine
Partnerin? Wie war die Kommunikation? Wie fand Einigung statt?
Wie erging es mir mit Führen und Folgen?
Was war mir wichtig? Gab es Verspannung oder Verstimmung?
Alle Bilder in der Gesamtgruppe anschauen und wesentliche Erfahrungen veröffentlichen.
Falls noch Zeit bleibt, dann könnte der folgende Aspekt noch aufgegriffen werden:
Bewegung ist notwendig für die körperliche Entwicklung
Bewegung übt weit reichende Reize auf die körperlich-organische Entwicklung aus. Das
Wachstum, der Aufbau und die Leistungsfähigkeit zahlreicher Organsysteme sind von der
regelmäßigen Bewegung des gesamten Körpers abhängig, z. B.:
♦ Aufbau und Wachstum der Knochen, des Knorpels, des muskulären Systems
♦ Anregung und Robustheit der Atmungsorgane und des Herz-Kreislauf-Systems
Tägliche und intensive Bewegungsmöglichkeiten sind notwendige Belastungsreize, die zu
positiven Anpassungsreaktionen der Organsysteme führen.
Bewegung hat eindeutige Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung, auf die Vernetzung und
Stabilisierung von neuronalen Verschaltungen.
Bewegung regt Stoffwechselprozesse bis hin zur Verdauung an.
Die Stärkung des Immunsystems wird durch Bewegung draußen, an frischer Luft und bei jedem Wetter, begünstigt.
Ausdauer, Kraft und Schnelligkeitsentwicklung als konditionelle Fähigkeiten werden durch
Bewegungsreize gesteigert.
Koordinations- und Gleichgewichtsfähigkeiten des Kindes können sich durch vielfältige und
zahlreiche Bewegungsmöglichkeiten entwickeln.
Alltägliche durchaus auch kräftezehrende Bewegung beugt Haltungsauffälligkeiten und Bewegungsstörungen von Kindern vor.
ENTWICKLUNGSAUFGABEN IM FRÜHEN KINDESALTER
Entwicklungsaufgaben sind Herausforderungen / Aufgaben, die sich einem Individuum in bestimmten Lebensabschnitten stellen und deren Bewältigung für den weiteren Entwicklungsverlauf von Bedeutung ist. Die Wahrnehmung, Annahme und aktive Lösungsfindung stärken
die Persönlichkeit. Erfolgreiche Bewältigungsstrategien gelten als Schutzfaktoren für die
psycho-soziale Gesundheit.
Im frühen Kindesalter stehen u. a. Entwicklungsaufgaben an, wie
♦ Vertrauen gegenüber Bezugspersonen aufbauen und davon abhängig Selbstvertrauen
ausbilden
♦ Zunehmende Körperbeherrschung und räumliche Unabhängigkeit erlangen
♦ Selbstständiger und autonomer werden
♦ Initiative entwickeln, Spielfähigkeit erwerben
♦ Freunde finden
Mit Blick auf die Bedeutung von Bewegung für die kindliche Entwicklung kann abschließend
konstatiert werden, dass für die erfolgreiche Bewältigung dieser Entwicklungsaufgaben Bewegung und die Ermöglichung von Bewegung eine beträchtliche Rolle spielen. (Fischer,
2001)
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Modul 3.1
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Beobachtungsaufgabe / Hausaufgabe
Verteilen und Erläutern der Hausaufgabe
Auswertung und Abschied
56
(siehe Handout S. 100)
Material: Karteikarten/Stifte
Schlagzeilen erfinden
Stellen Sie sich vor, Sie schreiben für eine Zeitung und sollen über diese Veranstaltung berichten. Als erstes benötigen Sie Schlagzeilen, die kurz und knackig das Wesentliche auf den
Punkt bringen.
Schlagzeilen notieren und in der Gruppe veröffentlichen.
Nicht vergessen:
Hinweise geben auf mitzubringenden Materialien für die nächste Fortbildungsveranstaltung:
LITERATUR:
Fischer, K.: Einführung in die Psychomotorik. Reinhardt 2001
Schiffer, E.: Salutogenetisches Lernen – dem Lernen nicht die Freude austreiben.
In: Lernen. Verlag Freies Geistesleben 2004
Schiffer, E.: Wie Gesundheit entsteht. Beltz 2001
Stemme, G./ v. Eickstedt, D.: Die frühkindliche Bewegungsentwicklung. verlag
selbstbestimmtes leben 1998
Zimmer, R.: Handbuch der Bewegungserziehung. Herder 1993
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Modul 3.2
Gesundheitsförderung in der Kindertagespflege - Referenten -
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3. Schwerpunkt:
BEWEGUNGSFÖRDERNDE SPIELE, RÄUME UND ENTSPANNUNG
3.2 Themen:
•
•
Was ist Psychomotorik?
Psychomotorische Spielmöglichkeiten mit Alltagsmaterialien
Zeitbedarf: 3 Std. plus 15 Minuten Pause
Ziele:
♦ Die Hauptgedanken der psychomotorischen Arbeit erfassen und auf die eigene Praxis
übertragen
♦ Erkennen, wie man mit alltäglichen Gegenständen die Kinder zu Bewegung animieren
kann
♦ Motorische Fähigkeiten als Basis der kindlichen Entwicklung erfassen und Bewegungsmöglichkeiten in der Tagespflege entwickeln
Vorbereitung, Materialien:
♦ Tafel oder Flipchart, Stifte
♦ Alltagsmaterialien: Regenschirme, Seil oder Wäscheleine, Tischtennisbälle oder Korken,
Fliegenpatschen, Bierdeckel, Luftballons, Bettbezüge oder Decke, leere Bierkästen, Bälle, Schachteln/Kartons, Filmdöschen, Gegenstände für Geräusch-Memory
♦ Motorik-Würfel-Kopien (S. 61-62), Schere und Kleber für zwei fertige Modelle, Zeitung,
Korken, Bücher, Besen, Gummiband, Schachteln
Themen
Begrüßung, Organisation
Hausaufgaben
vergleichen
Was ist Psychomotorik?
Methoden-Hinweise zur Vorbereitung
Teilnehmerliste
Aufwärmspiel
Kurzreferat
Austausch, Diskussion
Alltagsmaterialien aus Haus- Kurzreferat
halt und Natur
Austausch
Spielmöglichkeiten mit All- Praxisbeispiele in 3 Gruppen
tagsmaterialien
Selbsterfahrung
Vorstellung und Austausch
Pause
Motorische Aktivitäten
Kurzer Vortrag
2-3J.
Kleingruppenarbeit
Austausch
Motorik-Würfel basteln und „anspielen“
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Min
U-Std.
5
15
1
10
20
15
2
20
10
15
5
15
10
10
3
Modul 3.2
Gesundheitsförderung in der Kindertagespflege - Referenten -
58
Begrüßung – Teilnehmerliste
Als Begrüßungsspiel setzen sich alle TeilnehmerInnen in Bewegung, sie spielen das Spiel
„Elefant, Ente, Waschmaschine“ (Handout S. 101)
Vortrag – mit Beteiligung der Gruppe:
WAS IST PSYCHOMOTORIK?
Psychomotorik wird als Einheit körperlich-motorischer und psychisch-geistiger Prozesse verstanden. Dieses Zusammenwirken motorischer und psychisch-geistiger Prozesse macht einen wesentlichen Aspekt unseres Menschseins aus. Dies gilt nicht nur für Kinder, sondern
auch für Erwachsene und ältere Menschen. Psychomotorik ist demnach als eine spezifische
Sicht menschlicher Entwicklung zu verstehen, nach der die Bewegung als wesentliches Ausdrucksmedium des Menschen gesehen wird. An der Bewegungshandlung ist immer die ganze Person beteiligt. In jede Handlung gehen kognitive, emotionale und motivationale Aspekte
ein, ebenso werden Kognition, Emotion und Motivation von den Bewegungshandlungen beeinflusst. Die Auffassung der kindlichen Bewegung als Einheit von Erleben, Denken, Fühlen
und Handeln legt nahe, dass zwischen diesen Bereichen nicht nur bestimmte Zusammenhänge, sondern auch Wechselwirkungsprozesse bestehen.
Beispiel:
Bei Kindern wird dies besonders deutlich, wenn sie traurig oder wütend sind. Ihr ganzer Körper drückt dabei etwas aus, sie stampfen mit den Füßen auf den Boden oder ballen die
Fäuste. Wenn sie sich freuen, fangen sie an zu hüpfen, klatschen oder kreischen. Nicht nur
die emotionale Ebene, sondern auch die motorische wird angesprochen bzw. sichtbar.
Kinder können sich Lerninhalte besonders gut merken, wenn beim Lernen nicht nur die kognitive Ebene angesprochen wird, sondern auch alle anderen. Die Zahlen von 1-10 z.B. sollten die Kinder auch anfassen können: 10 Nüsse, die nebeneinander gelegt, umlaufen, geteilt, überhüpft, in Häufchen gelegt und evtl. auch gegessen werden können.
Das Ziel der Psychomotorik ist es, die Eigentätigkeit des Kindes zu fördern, es zum selbstständigen Handeln anzuregen und durch soziale Erfahrungen mit anderen Kindern die eigene Handlungskompetenz und Kommunikationsfähigkeit zu erweitern. Die Psychomotorik beinhaltet spezielle Fördermöglichkeiten, insbesondere in den Bereichen Wahrnehmung, Körpererleben, Körpererfahrung und soziales Lernen. Wir können daher drei Erfahrungsbereiche unterteilen, in denen Heranwachsende Handlungskompetenzen erwerben können: Körper-Erfahrung, Material-Erfahrung und Sozial-Erfahrung.
Beispiel:
Tim, 5 Jahre, springt das erste Mal auf einem großen Trampolin.
Im Bereich Körper-Erfahrung lernt er, wie es ist, auf einem wackligen Untergrund die Beine
und Arme so zu koordinieren, dass er nicht aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Er versucht nun, durch Körperspannung und Ausgleichbewegungen mit den Armen diese ungewohnte Herausforderung zu meistern.
Unter dem Aspekt Material-Erfahrung begreift er, wie sich das Trampolin beim Springen anhört (vielleicht quietscht es), wie sich die Umrandung im Gegensatz zum elastischen Sprungtuch anfühlt und wie es aussieht, wenn sich die Spiralen beim Sprung lang ziehen.
Als Sozial-Erfahrung können hier besondere Ängste auftreten, wenn Tim nicht mehr alleine
bestimmt, wie hoch er springen möchte, sondern ein weiteres Kind auf dem Trampolin
springt und ihm beim Springen vielleicht zu nahe kommt.
In der Psychomotorik wird das Kind als handelndes Subjekt verstanden, das Verantwortung
übernehmen und auch für sich selbst entscheiden kann. Damit sind selbst bestimmte Förderung und eigenverantwortliches Handeln vorrangiges Ziel dieses Ansatzes.
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Was bedeutet dies nun konkret für meine Arbeit als Tagesmutter?
♦ Kindern mehr zutrauen
♦ nicht alles von Außen steuern wollen
♦ nicht immer nur Spiele vorgeben, sondern die Kinder auch selber experimentieren lassen
♦ nicht zu schnell einmischen, wenn Konflikte auftreten - die Kinder sollen lernen, den Konflikt allein zu lösen
♦ Kindern nicht alles abnehmen (z.B. Schuhe anziehen), sondern dem Kind nur so helfen,
dass es die Lösung des Problems selbst finden kann („Ich komm nicht oben auf den
Tisch.“ „Dann suchen wir nach einer Möglichkeit, wie du hinaufklettern kannst!“)
♦ Kinder mehr eigene Erfahrung machen lassen (auch wenn das Handeln und Ausprobieren mit den Augen des Erwachsenen umständlich und fehlerhaft scheint!)
♦ Kindern die nötige Zeit und Bewegungsanreize geben
♦ Kinder Fehler machen lassen, nicht vorweg abblocken
♦ Kinder dürfen auch „sinnlos“ spielen (manchmal sieht es für uns so aus, aber für die Kleinen hat ihr Handeln immer einen Sinn)
♦ nicht die Schwächen eines Kindes betonen, sondern an den Stärken arbeiten (Nicht: „Du
kannst überhaupt nicht ruhig sitzen bleiben!“ sondern: „Mit deiner vielen Energie fangen
wir jetzt was Schönes an: Lauf 3mal um den Tisch und hol mir…“)
Die deutsche Psychomotorik ist eng verknüpft mit Ernst J. Kiphard, der auch als ihr „Gründervater“ bezeichnet wird. Er erkannte bereits in den 50er Jahren in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie die therapeutischen Möglichkeiten einer auch psychisch wirksamen Bewegungstherapie. Das Ziel war, über die Motorik eine Harmonisierung und Stabilisierung der
Gesamtpersönlichkeit zu bewirken. Für die Arbeit mit verhaltensschwierigen und behinderten
Kindern wurde dazu eine Vielfalt von Übungen, aber auch Spielmaterialien entwickelt: Zur
Sinnesschulung, Körper- und Raumwahrnehmung, Förderung der Feinmotorik und Körperbeherrschung, etc. Beeinflusst wurde die praktische Arbeit durch weitere Ansätze und Methoden aus dem Kinderturnen, der Rhythmik, der Montessori-Pädagogik, dem darstellenden
Spiel und der Zirkuspädagogik. Heutzutage gibt es eine Vielzahl an Literatur zu Praxis und
Theorie der Psychomotorik. Das Buch von Renate Zimmer ist eine sehr empfehlenswerte
Grundlage (ZIMMER, 1999).
Psychomotorik kann sowohl im pädagogischen als auch im therapeutischen Rahmen stattfinden. Mit dem Anspruch auf eine ganzheitliche Förderung liegt sie an der Schnittstelle zwischen Therapie und Pädagogik. Je nach Zielgruppe und Problematik kann sie vorbeugen,
fördern und auch heilen. Wenn Sie als Tagesmutter ein Kind z.B. als besonders lebhaft, aggressiv, besonders ängstlich und sozial gehemmt oder als „motorisch ungeschickt“ empfinden, ist es sicherlich sinnvoll, zuerst mit den Eltern und dann evtl. mit dem Kinderarzt nach
psychomotorischen „professionellen“ Fördermöglichkeiten in der Umgebung zu suchen. In
den meisten größeren Städten gibt es Experten für psychomotorische Förderung (Fördervereine, KrankengymnastInnen und Beschäftigungstherapeuten, sozialpädiatrische Zentren).
Entsprechende Möglichkeiten vor Ort können Sie sicherlich mit Hilfe des Internets finden.
Vortrag zum Thema
PSYCHOMOTORISCHE SPIELMÖGLICHKEITEN MIT ALLTAGSMATERIALIEN
Handout S. 103 - 106
♦ Sammeln in der Runde: Wer benutzt schon welche Alltagsmaterialien?
♦ Ausprobieren verschiedener Spiele in drei Kleingruppen. Jeder Teilnehmer sucht sich eine Arbeitsgruppe aus und probiert die vorgeschlagenen Spielmöglichkeiten aus:
1. Regenschirm und 2. Fliegenpatsche
3. Bettbezüge und 4. Bierkästen
5. Schachteln und 6. Filmdöschen
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Die Teilnehmer sollen und dürfen während der Praxiserfahrung eigene Ideen, Kritik, Altersangaben usw. aufschreiben. Anschließend kurzer Austausch und Vorstellung der Spiele:
Was kann ich selbst umsetzen? Was kann ich wie verändern bzw. meinen Kindern anpassen? Was hat mir gut / gar nicht gefallen? Warum?
Welche Alltagsmaterialien gibt es in der Natur, die zum Spielen benutzt werden können?
♦ Kastanien (Kastanienbad in der Wäschewanne)
♦ Steine (zum Körperumlegen)
♦ Stöcke (zum Mikado spielen)
♦ Blätter, getrocknete Blumen (zum Verkleiden, Basteln)
♦ Heruntergefallene Äpfel (zum Weitwurf üben)
Wenn nicht mehr ausreichend Zeit vorhanden ist, kann dieser Punkt auch weggelassen werden.
Kriechen, Klettern, Werfen
Kurzer Vortrag s. Handout S. 106
Gruppenarbeiten zu den folgenden Themen: Beispiele für motorische Aktivitäten
In 5 Kleingruppen tauschen sich die TeilnehmerInnen aus, wo es bei Ihnen zu Hause Möglichkeiten zum Steigen und Klettern, zum Rollen, und, und, und… gibt und wo man den Kindern unterwegs die Möglichkeit bieten kann (beim Weg zum Einkaufen, im Park, im Treppenhaus usw.)
♦ Greifen und Festhalten
♦ Fangen
-> erste Kleingruppe
♦ Robben, Krabbeln und Kriechen
♦ Gehen und Balancieren
-> zweite Kleingruppe
♦ Steigen
♦ Ziehen und Schieben
-> dritte Kleingruppe
♦ Klettern, Hangeln, Schwingen
♦ Springen und Hüpfen
-> vierte Kleingruppe
♦ Laufen
♦ Rollen
♦ Werfen und Stoßen
-> fünfte Kleingruppe
Motorik-Würfel für ein individuell ausgedachtes Bewegungsspiel mit
Alltagsmaterialien
Für das Kinderspiel sind Holzwürfel sicherlich etwas stabiler (in Bastelgeschäften erhältlich).
Sie zeichnen symbolisch auf den einen Würfel motorische Aktivitäten und auf den anderen
Alltagsmaterialien, die im Haushalt verfügbar sind. Ein Kind kann mit beiden Würfeln gleichzeitig oder nacheinander würfeln und sich dazu ein kurzes Bewegungsspiel ausdenken. Die
anderen Kinder dürfen ihm bei Bedarf dabei helfen.
Für die TeilnehmerInnen bitte die folgende Vorlage auf dickes Papier kopieren, und evtl. etwas vergrößern. Bei Zeitmangel wird das Spiel mit einem bereits vorher fertig gestellten Würfelpaar „angespielt“ und die Teilnehmer basteln den Würfel zu Hause.
Zum Abschluss wird das Lied „Das ist gerade, das ist schief“ gesungen, ist auch als Sprechgesang möglich. Handout S. 107
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3. Schwerpunkt:
BEWEGUNGSFÖRDERNDE SPIELE, RÄUME UND ENTSPANNUNG
3.3. Themen:
•
Was ist Wahrnehmung?
•
Spielmöglichkeiten zu den 7 Sinnen
•
Entspannung und Stressabbau
Zeitbedarf: 4 Std. plus 15 Minuten Pause
Ziele:
♦ Die Tagesmütter für die verschiedenen Wahrnehmungskanäle sensibilisieren
♦ Spielsituationen für die einzelnen Wahrnehmungsleistungen selber ausprobieren
♦ Die Wichtigkeit von Entspannungssituationen und mögliche Stressursachen und –folgen
bei Kindern erkennen
Vorbereitung, Materialien:
♦ Tafel oder Flipchart
♦ Materialien für Wahrnehmungs- und Entspannungsspiele: verschiedene Bälle und Bürsten, Schwungtuch oder Decke, verschiedene Säfte und Becher, verschiedene Teebeutel,
Löffel und Eier oder kleine Bälle, Kuscheltiere, Wecker oder Spieluhr, Triangel
♦ Isomatten o.ä. für Entspannung
♦ DVD und Recorder
Themen
Begrüßung, Organisation
Was ist Wahrnehmung?
Entwicklung in ersten 3 Jahren
Spielmöglichkeiten zu den sieben Sinnen
Pause
Entspannung und Stressabbau
Entspannungsmöglichkeiten und
Ruhesituationen
Ursachen und Auswirkungen
von Stress
Hausaufgabe verteilen
Feedback
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Methoden
Teilnehmerliste
Kurzreferat
Überblick über die 7 Sinne
Kleingruppenarbeit/
Austausch /Vorstellung
Min
5
25
U-Std.
1
30
30
2
Kurzreferat
Praxisteil Selbsterfahrung
15
15
45
3
Kurzreferat
10
Blitzlicht
10
10
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Begrüßung – Teilnehmerliste
Kurzreferat
WAS IST WAHRNEHMUNG?
Sinne sind das Fenster zur Welt. Kleine Kinder lernen vor allem über Sinnes-Wahrnehmung
und Bewegungen. Wenn ein kleines Kind erstmalig den Löffel zum Mund führt, sind fast alle
seine Sinne beteiligt: Es benötigt den Bewegungsempfindungssinn, um den Löffel richtig
greifen zu können. Es braucht den Gleichgewichtssinn, um den Löffel und dessen Inhalt gerade zu halten. Es tastet den Löffelstiel, sieht den Teller auf dem Tisch, hört das Klappern
des Löffels, riecht den Duft des Breis und schmeckt den Bananengeschmack.
An diesem Beispiel ist zu sehen: Wahrnehmung und Bewegung sind untrennbar miteinander
verbunden, vor allem gilt dies für Kleinkinder, geht es hierbei doch um das aktive Erfassen
von Realitätsausschnitten. Wir bezeichnen dies auch als sensomotorisches Lernen.
Gestaltkreis Victor v. Weizsäcker (1886-1957)
Mediziner, der das Wechselspiel von Körper und Seele in den medizinischen Diskurs einbrachte (psycho-somatische und somato-psychischen Interaktion); Wegbereiter der psychosomatischen Medizin. Die Einführung des Subjekts in die Medizin war sein Anliegen: den
Blick auf den Menschen im Kranken nicht zu verlieren; was haben krank-werden, Krankheitserklärung und in Folge auch mögliche Therapieerfolge mit der Biographie des Menschen zu tun? - Verbindung zwischen faktenorientierter Schulmedizin und subjektorientierter Erfahrung
Relevanz für die Psychomotorik: (diese Sichtweise vom Menschen) und weil er sich mit der
Einheit von Bewegen und Wahrnehmen beschäftigt hat, des Eins-Seins von Bewegen und
Wahrnehmen: der Gestaltkreis-Theorie, ein Modell, das die Wechselseitigkeit des Aufeinander-Einwirkens und des Einander-Wahrnehmens beschreibt.
Beispiel: Tanzpartner werden einerseits die wahrgenommene Musik, andererseits die Bewegung des Partners spüren und aufnehmen, um die möglichst vollendete Harmonie ihrer
wechselseitig ergänzenden Bewegungsabfolgen zu gewährleisten. Dabei ist die Trennung
von Bewegung und Wahrnehmung nicht mehr möglich; jeder, der dies versucht wird stolpern….
Bewegung
Wahrnehmung
Wahrnehmung ist angewiesen auf die Erkundungsaktivität des handelnden Kindes.
(Be -) greifen ist das Ergebnis von Selbstbewegung.
Im Bewegen entsteht Wahrnehmen; im Wahrnehmen entsteht Bewegung … es ist letztendlich ein Simultanvorgang (vgl. Fischer, 2004).
Der Gestaltkreis beschreibt letztendlich die funktionale Wechselbeziehung zwischen Umwelt
und Organismus, er lehrt, wie ein Subjekt (Ich) seiner Umwelt begegnet und die Umwelt dem
Organismus
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Umwelt
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Organismus
Die Praxis der Psychomotorik beinhaltet spezifische Fördermöglichkeiten in den Bereichen
Wahrnehmung und Soziales Lernen. Sobald bei einem Kind Störungen in einzelnen Wahrnehmungsbereichen auftreten, kann sich das auf die gesamte Entwicklung auswirken.
Übung mit Teilnehmern
Nehmen Sie einen Bleistift oder einen Kugelschreiber zwischen Daumen und Zeigefinger
und rollen Sie diesen leicht hin- und her.
Was ist zu erst? Bewegung und dann Wahrnehmung (taktil, kinästhetisch)? Oder erst Wahrnehmung (Spüren) und dann als Folge Bewegung (Rollen)?
Beispiel:
Zoe, 4 Jahre, reagiert auffallend bei Spielsituationen der taktilen Wahrnehmung (Fühlen).
Wird sie von anderen Kindern berührt, fängt sie sofort an zu weinen, sie selber wehrt alles
ab, was mit Anfassen zu tun hat.
Möglicherweise hat sie eine taktile Überempfindlichkeit, was sich auch auf ihre sozialen Erfahrungen auswirken kann. Aus dieser Überempfindlichkeit ergibt sich eine Abwehrhaltung
gegenüber den empfangenen Reizen. Diese kann sich gegen Berührung durch Personen
richten, aber auch gegen Materialien (Sand, Schlamm, Staub, Kleister, Filz) oder Oberflächen (Metall, Holz). Zoe möchte nicht angefasst werden, deshalb spielt sie z.B. bei Kreissingspielen nicht mit und wird immer weniger in die Gruppe integriert. Nun ist es wichtig,
Zoes taktile Wahrnehmung ganz behutsam zu stimulieren und irgendwann die Überempfindlichkeit abzubauen oder zu minimieren, so dass sie auch wieder bei Kreisspielen und beim
Basteln mitmachen kann.
Im Folgenden beschäftigen wir uns mit dem Thema Wahrnehmung: Was das ist und welche
sieben Sinne es gibt, wofür diese wichtig sind und wie man die einzelnen Sinne spielerisch
fördern kann.
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(in Anlehnung an ZIMMER, 2009)
Die Tabelle kann je
nach Zeitbedarf gezeigt
und besprochen oder
gemeinsam mit den
Teilnehmerinnen ausgefüllt werden (dabei
die
entsprechenden
Spalten leer oder zunächst zugedeckt lassen).
Tipp: um gustatorisch
und olfaktorisch besser
auseinanderhalten zu
können:
„Me gusta“ heißt auf
spanisch „Mir
schmeckt´s!“ und
„olfacere“ ist lateinisch
und heißt „riechen“.
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Wahrnehmung ist genau gesagt der Prozess der Informationsaufnahme aus Umwelt- und
Körperreizen, die Weiterleitung, Koordination und Verarbeitung dieser Reize im Gehirn und
die darauf folgende Reaktion in der Motorik oder im Verhalten des Menschen. Die Wahrnehmung und Bewertung des Sinnesreizes hängen von verschiedenen Faktoren ab:
♦
♦
♦
♦
augenblicklicher Status der Aufmerksamkeit des Kindes
individueller Erfahrungshintergrund
aktueller physiologischer Status
und die emotionale Stimmung
Vereinfachte Wahrnehmungskette:
1. Reiz
5. Handeln
2. Aufnahme
4. Wiedererkennung
3. Verarbeitung
Beispiel:
Ein kleines Kind bekommt einen für ihn neuartigen Flummi in die Hände. Es betastet ihn. Es
dreht und wendet den Flummi, drückt ihn ein, schüttelt ihn und führt ihn zum Mund. Der
Flummi ist der auslösende Reiz für die Erkundungsaktivitäten des Kindes. Die Aufnahme erfolgt über das taktile System und wird zum zentralen Nervensystem weitergeleitet. Hier findet
die Verarbeitung der Wahrnehmungsleistungen statt. Anhand der bereits vorher gespeicherten Informationen über andere Flummis und Bälle erkennt das Gehirn den Flummi als solchen. Das Kind kann nun mit seinem Handeln auf die verarbeiteten Informationen reagieren
und lässt den Flummi fallen, damit er springen kann.
Vortrag zum Thema Wahrnehmung Handout S. 110 - 112
SPIELMÖGLICHKEITEN ZU DEN 7 SINNEN
Förderbeispiele zu den entsprechenden Wahrnehmungsleistungen: Dazu in Gruppenarbeiten das jeweils erste Spiel ausprobieren und die anderen in den Gruppen durchlesen und
besprechen lassen. Bei genügend Zeit (und Material) können natürlich alle Spiele einmal angespielt werden. Zum Abschluss tauschen sich die Teilnehmer in der ganzen Gruppe aus
und können evt. eigene Ideen vorschlagen. Handout S. 112 – 117
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ENTSPANNUNG UND STRESSABBAU
Kinder haben in der Regel weniger Schwierigkeiten zu entspannen als Erwachsene. Das ist
durch eine Vielzahl von Studien nachgewiesen. Aber Kinder lassen sich mehr von äußeren
Umständen oder von ihren Impulsen leiten bzw. ablenken. Erwachsenen hilft Entspannung,
Daueranspannung zu unterbrechen.
Wir unterscheiden:
♦ Entspannung, die selbst-regulativ im Alltag von Kindern statt findet: Pause, Inaktivität,
Ruhe, „Träumen“ und
♦ gezielte kindgerechte Enstpannungsmethoden, die hier vorgestellt werden.
Auch die Wahrnehmungssinne (vergleiche vorheriges Kapitel) sind an der Entspannung beteiligt. Sie geben uns Rückmeldungen über Ruhe und Aktivsein, über Herzschlag und Atmen
sowie über den Spannungszustand des Muskel-Tonus.
Entspannungsmethoden können aber auch eine äußere Wahrnehmungslenkung bedeuten,
z. B. Augen schließen um visuelle Reize auszuschließen oder stille bzw. entspannende Geräusche.
Diese bewusste Wahrnehmungsschulung kann über eine Vielzahl von körper- und wahrnehmungsbezogenen Praxisbeispielen gefördert werden. Dies hilft Kindern später bewusster
zwischen Entspannung und Anspannung/Stress zu unterscheiden. Es hilft ihnen eigene
Stresssymptome rechtzeitig zu erkennen und es fördert den reflektierten Umgang mit Belastung/Erholung.
Welche Entspannungsarten bzw. Ruhesituationen gibt es? Welche sind bereits bekannt?
Sammeln an der Tafel, z.B.
♦ mit Material (Igelbälle, Bürsten, Tücher, Bälle, Bierdeckel, Sandsäckchen,…) und ohne
Material, also direkter Körperkontakt mit den Händen
♦ alleine (Geschichte zuhören), zu zweit (gegenseitige Massage) oder in einer Kleingruppe
(Ruhespiel)
♦ mit Musik oder Text (Fantasiereise)
♦ ohne alles (Meister der Selbstbeherrschung: alle bleiben 1 Min. ganz ruhig liegen, wer
kann das schaffen ohne „rumzualbern“?)
♦ Übungen zur Körperwahrnehmung oder zur Körperan- und –entspannung
Die Teilnehmer fragen: Welchen Sinn, welche Ziele verfolgen Entspannungsübungen? An
der Tafel sammeln:
Ziele für Entspannungsübungen:
♦ den eigenen Körper erspüren und bewusst empfinden
♦ physiologische Körpererfahrungen wie Tonussenkung und Gefäßerweiterung bewusst
wahrnehmen und altersgemäß artikulieren („es wird warm, es kribbelt“)
♦ behutsame Körperberührungen zulassen und positive Einstellungen zum eigenen Körper
und dem des anderen entwickeln
♦ bewusst zur inneren Ruhe kommen
♦ Angst, Unruhe, Nervosität und Hektik erkennen und verringern
♦ Selbstbeherrschung üben
♦ selbstsicher und selbstbewusst mit dem eigenen Körper umgehen
♦ Unterscheidung muskulärer Anspannung und Entspannung erkennen
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Praktische Durchführung: Die Kursleitung kann entscheiden, je nach den zeitlichen Möglichkeiten, ob alle Entspannungssituationen durchgeführt werden, ob in Kleingruppen, mit Partnerwechsel oder ohne usw. Auch hier können und sollen sich die Teilnehmer austauschen
und eigene Erfahrungen mit einbringen. Handout S. 119 - 122
Nach reichlich Entspannung möchte ich Ihnen kurz erklären, warum bei Kindern Stress auftreten kann, woran ich als Tagesmutter Stress erkennen kann und was mögliche Ursachen
sein können. Handout S. 122 – 123
Hausaufgabe:
Beobachten Sie zu Hause, welche Alltagsmaterialien geeignet sind, damit die Kinder allein
spielen können. Welche freien Spielsituationen schaffen sich die Kinder selbst? Welche Ziele
verfolgen sie damit bzw. welche Wahrnehmungsleistungen werden gefördert?
Feedback:
Was hat mich heute besonders bewegt? Jeder Teilnehmer schreibt einen Satz auf einen Zettel und klebt ihn an die Pinnwand.
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3. Themenschwerpunkt:
BEWEGUNGSFÖRDERNDE SPIELE, RÄUME UND ENTSPANNUNG
3.4 Themen:
•
Bewegungsfördernde Raumgestaltung
•
Spielmaterialien, die Bewegungsimpulse geben
Zeitbedarf: 3 U-Stunden plus 15 Minuten Pause
Hinweis zum Ort: Es empfiehlt sich, diese Einheit in einer (gut ausgestatteten) Krippe
oder einer größeren Tagespflegestelle durchzuführen. Falls dies nicht möglich ist, wäre
es notwendig, mit vielen Fotos (aus den Literaturempfehlungen) die Praxis-Erkundung zu
„simulieren“ und die Aufgabenstellung dementsprechend umzuformulieren .
Ziele:
♦ Ideen und Anregungen zur bewegungsfördernden Raumgestaltung sollen auf die
häusliche Arbeit übertragen werden
♦ Am Beispiel einer Krippen- oder Tagespflege-Ausstattung wird untersucht, welche
Bewegungsfördermöglichkeiten vorhanden sind
♦ Ein Modell für eine eigene bewegungsanregende Raumgestaltung und -ausstattung
wird erarbeitet.
Materialien: 16 Memorykarten-Paare, 1 Ball, Power-Point-Präsentation 10 Laptop, Beamer, Stifte, Papier für die Wandzeitung, evtl. Kopien der Rückmeldung auf S. 76
Themen
Begrüßung
Themenübersicht
Aufwärmspiel „Lauf-Memory“
Besprechen der Hausaufgabe
Grundlagen der Raumgestaltung und Ausstattung
Untersuchung der Räume
bzgl. ihrer Bewegungsanreize
Ergebnissicherung der Gruppenarbeit
Pause
Anwendung auf die eigene
Kindertagespflegestelle
Ergebnissicherung zur Bewegungsförderung in den eigenen Räumen
Hausaufgaben
Feedback zur Bewegungseinheit
Methoden
Teilnehmerliste
s. o.g. Überschrift
Bebildertes Kurzreferat
Einzel- oder Partnerarbeit
in 2 AGs
Austausch zu den AG-Sammlungen
Je AG 10 Min
Min
5
U-Std.
10
10
15
10
20
1
2
20
15
Einzel- und Gruppenarbeit:
20
Vorstellung einiger Beispiele von
Raumplänen und Ausstattungsideen
15
3
10
Ein Ball geht herum und jeder TN gibt
Rückmeldung
10 Die Power-Point-Präsentation ist ladbar von der Homepage „[email protected]“ unter dem Link: Material
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Begrüßung – Teilnehmerliste
Kurzer Überblick der heutigen Themen
BEWEGUNGSFÖRDERNDE RAUMGESTALTUNG
Räume, in denen Kinder sich aufhalten, sind die Hülle und die Rahmenbedingungen für alle
kindlichen Aktivitäten. Die Raumgestaltung kann sich positiv oder negativ auf die Erkundungsaktivität von Kindern auswirken, kann der Selbstentwicklung förderlich oder hinderlich
sein, kann Neugier und Forschungsdrang wecken oder einschränken. Mit Räumen und den
darin befindlichen Gegenständen (Mobiliar, Spielmaterialien) sind häufig auch Normen und
soziale Vorschriften verbunden, wie z. B. Bewegungs-einschränkende Verbote in Bezug auf
kindlich-kreative Nutzung von Räumen, Mobiliar und Gegenstände.
Kinder sind für ihre gesunde Entwicklung auf großräumige Bewegungsmöglichkeiten angewiesen. Darunter fallen z. B. großmotorische Bewegungserfahrungen wie Rennen, Steigen,
Herabspringen, Klettern etc. Diese Erfahrungen sind besonders dann gut möglich, wenn genügend Platz vorhanden ist und die dritte Dimension (Höhe) hinzukommt. Um dies in den Innenräumen (Wohnung der Tagespflegeperson) zu erreichen, müssen häufig erst förderliche
Raumarrangements geschaffen werden. Deshalb bietet sich der Aufenthalt in der Natur und
das Draußen-Spielen als eine optimale Ergänzung an. Voraussetzung ist auch hier, dass der
Draußen-Raum großzügig und anregend gestaltet ist.
Einstieg mit dem Aufwärmspiel „Lauf-Memory“
Spielbeschreibung:
Man benötigt z.B. 16 Memory-Karten-Pärchen, also insgesamt 32 Karten. Die Gruppe wird in
3 Teams aufgeteilt. Die Hälfte der Karten wird in der Mitte des Raumes verdeckt hingelegt
und die dazu passenden anderen 16 Karten werden in den vier Ecken des Raumes offen
hingelegt, also in jede Ecke 4 Karten. Die Mitspieler gehen in alle vier Ecken und versuchen
sich zu merken, in welcher Ecke welche Karte liegt (visuelle Merkfähigkeit). Nun treffen sich
alle Mitspieler wieder in der Mitte des Raumes im Kreis um die verdeckten Karten herum. Die
Spielleiterin deckt nun eine Karte auf und aus allen drei Teams darf nun jeweils ein vorher
festgelegter Mitspieler losrennen und die passende Karte aus einer der vier Ecken holen.
Wer die Karte zuerst in der Hand hat, darf das Pärchen behalten. Die zweite Karte wird aufgedeckt und nun läuft ein anderer Mitspieler des Teams usw. Die Teammitglieder dürfen den
Läufern durch Zurufen helfen. Dieses Spiel kann man in vereinfachter Form schon mit 3jährigen Kindern spielen.
Besprechen der Hausaufgabe zu den Beobachtungen
Welche Alltagsmaterialien wurden als geeignet eingeschätzt, damit die Kinder allein damit
spielen können? Welche freien Spielsituationen schaffen sich die Kinder selbst? Welche Ziele verfolgen sie damit bzw. welche Wahrnehmungsleistungen werden gefördert?
Kurzes Eingehen auf die Wahrnehmungseinordnung, wenn die Teilnehmer nicht so genau
beschreiben können, welche Wahrnehmungsleistungen bei welchen Spielen besonders angeregt wurden.
Einstieg in das Thema:
Wie können kleinkindgerechte Spielräume sinnvoll gestaltetet und ausgestattet werden? Wir
haben ein paar Bilder zur Anschauung zusammengestellt.
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Die Power-Point-Präsentation
11
72
wird mit dem folgenden Kurzreferat gezeigt:
♦ Folie 1
Wie schaffe ich förderliche Raumbedingungen in meiner Tagespflege?
Heute geht es um den Raum und die Materialien in ihrer Bedeutung für die Bewegungsförderung. Einige Grundsätze sollte man bei der Raumgestaltung für Kinder grundsätzlich berücksichtigen.
♦ Folie 2
Kinder lernen über das „Begreifen“
Geeignete Fußbodenbeläge oder eine Wandgestaltung mit verschiedenen Oberflächen, z.B.
Teppich, Kork, Stein, Parkett, Sisal, Linoleum, Metall, etc. regen die Tastwahrnehmung an.
Eine Kuschelecke mit dicken, weichen Matratzen und farbigen Kissen mit unterschiedlichen
Füllungen bietet Sinnesreize in entspannter Atmosphäre.
Materialien mit verschiedenen Oberflächen, Beschaffenheiten, Formen und Farben regen die
Sinne an. Ganz Ohr werden die Kinder, wenn sich feine Hörerlebnisse in den Materialien
verstecken.
♦ Folie 3
Überschaubarkeit und Ordnung
In diesem Beispiel ist das Baumaterial unter dem Podest, auf dem gebaut wird – das
ist praktisch, da man nach Beendigung der Bauaktion gleich wieder alles in die
Schublade schieben kann.
Grundsätzlich gilt für den Kinderraum, dass er wenig möbliert sein sollte, damit so viel
Spielfläche wie möglich vorhanden ist. Regale, unter die man rollbare Transport- und
Aufbewahrungskisten schieben kann, helfen z. B. mit farblicher Markierung, Ordnung
zu halten.
♦ Folie 4
Farben und Raumakustik
Helle Wandgestaltung, z.B. in Pastelltönen, warmem Gelb, Grün oder sandfarben
schafft eine angenehme Stimmung. Der Geräuschpegel könnte durch Schall mindernde Teppiche, Vorhangstoffe, Teppichfliesen an den Wänden oder Stoffsegel an
den Decken gesenkt werden.
♦ Folie 5
Funktionsgerechte Raumgliederung
Raumbereiche sollten ihren verschiedenen Funktionen entsprechend gestaltet und
eingerichtet werden. Raumteilende Regale, Paravents und Vorhänge bieten Abgrenzung, um ruhige Spiel-, Lern- und Rückzugszonen zu schaffen. Diese Funktionsbereiche sollten bedacht sein.
11 Die Power-Point-Präsentation ist ladbar von der Homepage „[email protected]“ unter dem Link: Material
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♦ Folie 6
Eine Raumausstattung mit klar strukturierten Spielbereichen gibt den Kindern Orientierung und regt sie zum selbständigen Erkunden an.
Die Bauecke
Zum ungestörten Bauen und Konstruieren sollte dieser Bereich am Zimmerrand oder in
einer Zimmerecke mit einem Bauteppich ausgestattet sein. Dort können verschiedenartige Bauklötze, Duplo-Steine und Fahrzeuge miteinander kombiniert werden. Ungewöhnlichen Materialien, wie diese Baumscheiben und die durchsichtigen Farbklötzchen, vermitteln den Kindern interessante Fühl- und Seherlebnisse.
♦ Folie 7
Der Rollenspielbereich
Verkleidungsutensilien mit einem Spiegel, Zubehör für die Kinderküche oder den Kaufmannsladen gehören dazu. Auch Tücher und weiche Spielzeuge für die Kleinsten zum
Anfassen und Wahrnehmen sind wichtig, aber Stofftiere und Stoffpuppen hat ja vermutlich jede Tagesmutter.
♦ Folie 8
Eine Forscherecke
Schon ganz früh beginnen Kinder, Zusammenhänge zu erforschen.
Lernanregungen zum Entdecken bieten z. B. Lupen, Materialien und Bilder, die Themenzusammenhänge aufweisen. Säen, Einpflanzen und das Wachsen der Pflanzen Verfolgen kann von Anfang an dazu gehören.
♦ Folie 9
Rund um den Ess-, Gestaltungs- und Spieltisch
Der Küchentisch wird meist zum Essen genutzt, sollte aber auch immer wieder dem gemeinsamen Kochen dienen.
Am kleineren Tisch können die Kinder Selbständigkeit üben, z. B. bei Bastelaktivitäten.
Die dazu notwendigen Materialien sollten nicht weit entfernt sein. Die Fensterbank oder
Magnetleisten und Wechselrahmen ermöglichen das Ausstellen der Kinderkunst.
♦ Folie 10
Ruhepool, Rückzugsmöglichkeit und Leseecke
Im Ruhebereich lassen sich viele Funktionen miteinander verbinden.
Die Kuschel- und Spring-Matratzen kann man zu „Betten“ umfunktionieren und mit dem
Bettzeug belegen, wenn die Kinder schlafen wollen. Die Bettdecken können, wie hier, in
einem Regal untergebracht sein.
Im Spiegel kann man sich ganz in Ruhe betrachten. Dimmbare Lichtquellen und eine
Verdunklungsmöglichkeit helfen beim Entspannen und Einschlafen.
Kinder sind auch in ihren Schlafvorlieben sehr unterschiedlich, eins liebt das „Höhlige“ im
Tipi-Zelt, das andere bevorzugt ein kuscheliges Körbchen, das dritte schläft am liebsten
in Nachbarschaft mit Freunden auf der Hochebene.
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Wird die Kuschelecke in Verbindung mit dem Vorlesen genutzt, so sollte das Bücherregal
angrenzen. In Kinderbuchläden bekommt man die besten Empfehlungen für die passenden Bücher - Stoff- und Fühlbücher für die Kleinsten sollten dabei sein.
Ein Sofa und große Kissen oder eine erhöht angelegte, gepolsterte Fläche mit kleinen
und großen, eckigen und runden, weichen und härteren Kissen kann Entspannung beim
Vorlesen und gleichzeitige Fühlerlebnisse verschaffen. Dieser Bereich bietet sich besonders zum Anfassen und Wahrnehmen an.
Hier sieht man noch eine schöne Rückzugsmöglichkeit, einen mit Stoff bespanntem Reifen, der an einem Seil aufgehängt ist. Das Seil kann durch einen Deckenhaken laufen,
dadurch lässt sich dieser Zeltling bei Bedarf hochziehen.
♦ Folie 11
Sanitärbereich und Wasserspiel
Wenn im Pflegebereich eine Treppe oder Leiter zum Wickeltisch führt, so ist das sowohl
rückenschonend für uns Erwachsene als auch bewegungsfördernd für die Kinder. Die
Regale mit Pflegeprodukten und Wechselwäsche sollten von dort aus griffbereit liegen.
Ein Blickfang, z.B. ein Mobile/Kristall über dem Wickeltisch weckt das Interesse.
Kinder sollten ohne Hilfe an Wasserhahn, Toilettenspülung und Zahnputzzeug sowie an
das eigene Handtuch gelangen, denn das übt die Selbständigkeit. Auch ein eigenständiger Blick in den Spiegel gehört dazu.
Wasser hat eine große Anziehungskraft auf die Kleinen. Ein Becken oder eine Wanne,
worin geplanscht und gespielt werden kann, ist wünschenswert. Becher, Trichter, Gießkanne, unterschiedliche Schwämme ermöglichen Wasser- und Fühlexperimente.
♦ Folie 12
Der Bewegungsbereich
In einem freien Bereich, gegebenenfalls auch im Flur, sollte der natürliche Bewegungsdrang ausgelebt werden können. Krabbeln, erste Schritte, Laufen, Hüpfen, all diese Dinge brauchen Platz. Musik hören und selber spielen kann in diesem Bereich gut ergänzt
werden.
Schön ist, wenn die Kinder, wie auf dem linken Bild, Taue zum Balancieren vorfinden und
verschiedene Untergründe, auf denen sie laufen können.
Große Schaumstoffelemente, Hula-hoop-Reifen, Krabbeltunnel und Schaukeltiere unterstützen die Motorik und den Gleichgewichtssinn.
Eine multifunktionale Spielkiste auf Rollen ermöglicht Hineinkrabbeln, Schieben und
Hochziehen. Im Spiegel an der Außenwand können sich die Kinder betrachten.
Soweit zu den Bildern. Jetzt beschäftigen wir uns noch mit der Ausstattung dieses Bewegungsbereiches.
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Gesundheitsförderung in der Kindertagespflege - Referenten -
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Vortrag
SPIELMATERIALIEN, DIE BEWEGUNGSIMPULSE GEBEN
Man kann den Bewegungsbereich mit „Spielzeug“ ausstatten, damit meine ich das Übliche,
Vorgefertigte. Hier sind viele Funktionen vorgegeben (Beispiel: Lego–Bausatz).
Mit alltäglichem „Zeug zum Spielen“ , damit ist Alltagsmaterial gemeint, entwickeln Kinder eigene Spielideen kreativ. Dies stärkt ihr Selbstwertgefühl und ihre Konsumunabhängigkeit.
(Das haben die TN beim letzten Treffen selber erfahren.)
Wenn alltägliche und kostengünstige Materialien ganz unten in Regalen für die Kleinen jederzeit zugänglich sind, so erhalten sie Anreize zur selbstorganisierten Bewegungsförderung. In Schubladen und offenen Kisten bieten sie Anreiz zum Schließen und Öffnen, Herausräumen und Einräumen.
In den oberen Regalbrettern sollten durchsichtige Kisten Einblicke in weitere Dinge zum
Spielen ermöglichen.
Hinweis: Im Handout auf Seite 126 - 127 finden Sie Ideen zur Ausstattung des Bewegungsbereiches mit kostengünstigen Materialien, die Bewegungsimpulse geben.
Bitte unterstreichen Sie diejenigen Materialien, die Sie bereits nutzen und markieren Sie solche, die Sie in Ihren Bestand mit aufnehmen wollt.
Das Arbeitsblatt wird von den Teilnehmern einzeln oder in Partnerarbeit entsprechend der
Aufgabe erarbeitet. Dieses Ergebnis dient der eigenen Arbeit und wird nicht weiter besprochen.
Überleitung zur Arbeit in den Krippenräumen - Hinweis, dass diese nun genutzt werden können, um sich bzgl. der Ausstattung Ideen abzuholen. Dazu ist ein kritischer Blick notwendig:
♦ Welche Materialien für grobmotorische Bewegungsmöglichkeiten bieten die Räume für
verschiedene Altersstufen und Entwicklungsstufen?
♦ Welche Bewegungsräume finden Sie in den Krippenräumen wieder?
Aufteilung in 2 AGs, diese arbeiten nach den S. 128 und 129 des Handouts.
Hinweis geben: Betrachten Sie den Raum aus dem Blickwinkel der Kinder, gehen Sie in die
Knie oder krabbeln Sie durch den Raum! Probieren Sie die Bewegungsmöglichkeiten selber
aus!
Anschließend offener Austausch zu den Ergebnissen der beiden Arbeitsgruppen.
15 Min. PAUSE
Bitte zeichnen Sie eine grobe Grundriss-Skizze Ihrer Räume (Handout S. 130). Wo halten
sich die Tageskinder auf? Nutzen Sie die vielen Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten, die Sie
hier bei der Fortbildung kennen gelernt haben und überlegen Sie neue Möglichkeiten, mit
denen Sie für Ihre Tageskinder Bewegungsmöglichkeiten schaffen können.
Den Raumplan einzeln gestalten, aber in Partnerarbeit austauschen lassen.
Hausaufgabe:
Qualitätskriterien zum Bewegungsteil entwickeln (Handout S. 131)
Evtl. schriftliches Feedback zur Bewegungseinheit (folgende Seite)
Feedback: Ein Ball geht herum und jede TeilnehmerIn sagt einen bis zwei Sätze, was ihr
besonders gut gefallen hat, was sie mit nach Hause nehmen kann oder was sie gar nicht
umsetzen kann.
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Bitte füllen Sie diesen Rückmeldebogen aus.
Ihre Meinung zum dritten Teil des Kurses und zum Arbeiten in der Gruppe interessiert uns.
Mit Ihrer Beurteilung helfen Sie uns, die Wirksamkeit der Fortbildungsinhalte einschätzen
und gegebenenfalls verbessern zu können.
Bewerten Sie bitte mit den folgenden Ziffern in den jeweiligen Zellen unter den Themen, welche entsprechenden Aussagen für Sie zutreffen:
1. „Ich habe neue und sehr interessante Inhalte kennen gelernt. Ich habe intensiv über das
Thema nachgedacht. Mir sind sehr brauchbare Anregungen für meine praktische Arbeit
vermittelt worden.“
2.
„Ich habe teilweise neue und interessante Inhalte kennen gelernt. Ich habe über das
Thema nachgedacht. Mir sind zum Teil brauchbare Anregungen für meine praktische Arbeit vermittelt worden.“
3.
„Ich habe nichts Neues erfahren. Ich habe nicht über das Thema nachgedacht. Mir sind
keine brauchbare Anregungen für meine praktische Arbeit vermittelt worden.“
Inhalte, mit denen wir uns in diesem 3. Qualifikationsteil beschäftigt haben:
4. Einheit
3. Einheit:
2.Einheit:
2. Einheit:
Psychomotorik
mit Wahrnehmung und Bewegungsfördernde
Bedeutung von BeRaumgestaltung
Spiel mit 7 Sinnen
wegung für die kindli- Alltäglichem
che Entwicklung
Wissensvermittlung: Wissensvermittlung: Wissensvermittlung: Bebilderte WissensBewegung – ein
Was ist Psychomoto- Was ist Wahrneh- vermittlung:
zentraler Entwickrik?
mung?
Grundlagen
der
lungsbaustein
Raumgestaltung
von
Spiel- und Bewe- Spiel- und Bewe- Untersuchung
Infos über Zusamgungsmöglichkeiten gungsmöglichkeiten Krippenräumen bzgl.
menhänge:
ihrer
Bewegungs- Bewegung/Handeln mit Alltags- und Na- zu den 7 Sinnen
anreize
turmaterialien
und Denken
- Bewegung und
Selbstwirksamkeit
Bewegende Selbster- Motorische Aktivitä- Entspannungs- und Übertragung auf die
fahrung, z. B.
ten von Kleinkindern Ruhemöglichkeiten
eigene Tagespflege- Kugelbahnbau
stelle
- Reise durch den
Körper
Meine Beurteilung
Was hat Ihnen an der Kursgestaltung gefallen? ..................................................................
..............................................................................................................................................
Welche Änderungen empfehlen Sie zu dieser Einheit? ......................................................
..............................................................................................................................................
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GESUNDHEITSORIENTIERUNG ALS QUALITÄTSMERKMAL IN DER
KINDERTAGESPFLEGE
VORWORT
Dieses Teilmodul hat eine Querschnittsfunktion, es erstreckt sich über den gesamten Alltag
und alle Themen der Kinderpflege. Es verbindet die bisher dargestellten Gesundheitsthemen
und erhält zugleich einen eigenen Stellenwert.
Gesundheit/
Krankheit &
Resilienz
Ernährung
& Esskultur
Gesundheitsorientierung in der
Tagespflege
Bewegung,
Spiel,
Entspannung
Der Qualitätsentwicklung in der Kindertagespflege kommt eine immer stärkere Bedeutung
zu:
1. Im Interesse der Kinder und der präventiven Kindeswohlgefährdung sind gute Standards
in der Kindertagesbetreuung notwendig.
2. Tagespflegepersonen hatten bisher kaum Möglichkeiten, konkrete fachliche Rückmeldungen zu ihrer Arbeit zu bekommen. Ein Austausch darüber gibt ihnen zum einen Sicherheit und zum anderen konkrete Hinweise zur Weiterentwicklung.
3. Die Qualität von Pflegestellen zu thematisieren, zu prüfen und auch zertifizieren zu können geht einher mit einer offiziellen Wertschätzung der Kindertagesbetreuung.
Mit der Tagespflege-Skala (TAS) von Professor Dr. W. Tietze steht eine Bewertungsskala für
Qualität zur Verfügung. Diese wird auch kurz im neuen DJI-Curriculum dargestellt. Die Kriterien entsprechen einem weitgefassten Gesundheitsbegriff und tangieren fast alle Bereiche
der Kindertagespflege.
Diese gesundheitsbezogenen Kriterien der TAS gilt es, mit den Fortbildungsinhalten zu verknüpfen und an die Praxis des Kinderpflegealltags anzulegen. Im Rahmen eines Konzeptionsentwurfes verankern die TeilnehmerInnen ihre eigenen Qualitätskriterien. Das Thema
des abschließenden Kolloquiums ist der Austausch in der Gruppe über diese Kriterien.
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4. Themenschwerpunkt:
GESUNDHEITSORIENTIERUNG ALS QUALITÄTSMERKMAL IN DER KINDERTAGESPFLEGE
4.1 Themen:
•
Kindertagespflege auf Qualitätskurs
•
Qualitätsentwicklung mit der TAS-Tagespflegeskala
Zeitbedarf: 3 U-Stunden plus 15 Minuten Pause
Ziele:
♦ Bedeutung von Qualität in der pädagogischen Arbeit erkennen
♦ Gute Gründe für den Qualitätskurs in der Kindertagespflege aufzeigen
♦ Kennen lernen der TAS-Tagespflegeskala zur Qualitätsentwicklung und -prüfung
♦ Gesundheitsbezogene Qualitätsmerkmale der TAS-Tagespflegeskala in der eigenen
Praxis überprüfen
Materialien: Flip-Chart, Papier und Stifte für die Wandzeitung, Bilder über die Inhalte des
Kurses, Erzähl-Stempel
Themen
• Begrüßung
• Rückmeldungen zum letzten
Kursabschnitt einsammeln
• Überblick: Inhalte dieser Einheit
• Bedeutung von Qualität in der
pädagogischen Arbeit
• Qualitätskurs in der Kindertagespflege
• Vorstellung der TASTagespflegeskala
• Einschätzung zur gesundheitsbezogenen Qualität der
Tagespflegestellen nach den
TAS-Kriterien
Pause
Austausch über die Einschätzungen
Eigene Konzeption mitbringen
und die bereits erarbeiteten Qualitätskriterien
Derzeitiges „Qualitätsgefühl“ in
der Arbeit
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Methoden
Vortrag mit Gruppenbeteiligung
Min. U-Std.
10
1
15
15
Einzel- und Partnerarbeit
50
2
15
Gruppengespräch
30
Hausaufgabe
5
Abschlussrunde
10
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3
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79
Begrüßung – Teilnehmerliste
Themenüberblick zur Einheit
Vortrag – mit Beteiligung der Gruppe:
Was bedeutet Qualität in der pädagogischen Arbeit?
“Überlegen Sie einmal: Wenn Sie jemandem erklären wollen, was für Sie eine gute und
gesundheitsbewusste Tagespflege ausmacht, was würden Sie sagen? Notieren Sie sich 10
Stichworte, die Ihnen dazu einfallen. (5 Minuten)
Tauschen Sie sich mit Ihrer Nachbarin darüber aus und unterstreichen Sie die Nennungen,
die Sie gemeinsam haben. (5 Minuten)
Wir stellen in der Gruppe fest, welche Aussagen alle gemeinsam haben.”
Aufschreiben am Flip-Chart (5 Minuten)
Man kann sich vorstellen, dass auf diese oder ähnliche Weise Qualitätsstandards entstehen.
Im Austausch von Fachleuten werden sie als Orientierung oder zu dem Zweck, ein Gütesiegel vergeben zu können, festgelegt.
Das bekannteste Beispiel ist vermutlich die Prüfplakette des TÜV - gleiche Standards für alle
Autos. Aber auch hier gibt es klare und undeutlichere Kriterien: Ein Stoßdämpfer mit Bruchstelle ist klar zu ersetzen, aber ab welcher Größe eine Roststelle zum Gefahrenpunkt erklärt
wird, bleibt im Ermessen des Prüfers.
Wenn schon im materiellen Bereich die Qualitätskriterien bisweilen schwammig sind, wie viel
schwieriger sind sie dann im pädagogischen Arbeitsfeld festzulegen und zu überprüfen.
Wenn aber nicht versucht wird, gemeinsam “Gütesiegel” zu definieren, kommt man in der
Auseinandersetzung um die Frage: Was macht gute Kinderbetreuung aus? nicht weiter.
Darum ist es wichtig, auch in der Kindertagespflege die Diskussion um Qualitätsstandards zu
führen.
KINDERTAGESPFLEGE AUF QUALITÄTSKURS
Die Kleinkinderbetreuung ist in den letzten Jahren verstärkt ins Blickfeld von Forschung und
Lehre gerückt. Die Kindertagespflege wurde dabei erstmalig fokussiert und ihrer Qualitätsentwicklung kommt eine immer stärkere Bedeutung zu, denn:
1. Im Interesse der Kinder und der präventiven Kindeswohlgefährdung sind gute Standards
in der Kindertagesbetreuung notwendig.
2. Tagespflegepersonen hatten bisher kaum Möglichkeiten, konkrete fachliche Rückmeldungen zur Qualität ihrer Arbeit zu bekommen. Ein Austausch darüber gibt zum einen Sicherheit und zum anderen konkrete Hinweise zur Weiterentwicklung.
3. Die Qualität von Kinderbetreuung zu thematisieren, prüfen und auch zertifizieren zu können geht einher mit einer zunehmenden offiziellen Wertschätzung der Kindertagespflege.
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QUALITÄTSENTWICKLUNG MIT DER TAS-TAGESPFLEGESKALA
Vorhandene Qualitätsstandards zu kennen und für die eigene Praxis anwenden zu können,
ist für Tagespflegepersonen von zunehmender Bedeutung. Die folgende Beschränkung auf
die TAS-Qualitätskriterien geschieht, da im DJI-Curriculum darauf verwiesen wurde. 12
Mit der Tagespflege-Skala (TAS) von Dr. W. Tietze, Professor an der Freien Universität Berlin, entwickelt, steht eine Bewertungsskala für Qualität zur Verfügung. Die TAS-Skala ist die
deutsche, modifizierte Fassung der Family Day Care Rating Scale von Thelma Harms und
Richard M. Clifford. Neben der Kindergarten-Skala (KES), der Krippen-Skala (KRIPS) und
der Hort- und Ganztagsangebote-Skala (HUGS) gehört sie zu der vierteiligen Skalen-Serie
von Verfahren zur Feststellung und Unterstützung pädagogischer Qualität im Bereich der
Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern. Die Standards sind im internationalen Vergleich entwickelt worden.
Die TAS wurde speziell für Qualitätsfestsstellungen in Tagespflegestellen konzipiert.
In der Praxis vor Ort dient die Skala der Beratung und Bewertung durch Befragung (Interview), Beobachtung und Auswertung. Um zu einer korrekten Qualitätsfeststellung und unterstützung im Sinne der TAS zu gelangen, ist eine Schulung der Beobachter notwendig.
Diese kann am PädQuis-Institut der FU in Berlich absolviert werden. 13
In der TAS-Einführung wird pädagogische Qualität definiert:
„Pädagogische Qualität ist in einer Tagespflegestelle dann gegeben, wenn diese das Kind
körperlich, emotional, sozial und intellektuell fördert, seinem Wohlbefinden sowie seiner gegenwärtigen und zukünftigen Bildung dient und damit auch Familien in ihrer Bildungs-,
Betreuungs- und Erziehungsverantwortung für das Kind unterstützt“ 14
Die TAS beinhaltet Kriterien und Indikatoren zur Bestimmung der pädagogischen Orientierungs-, Struktur- und Prozessqualität für die Förderung der Kinder in physischem, sozialem,
emotionalem und kognitivem Bereich. Die 34 Merkmale sind in sechs übergeordneten Qualitätsbereichen zusammengefasst. Dieses Verfahren soll die unterschiedlich relevanten Aspekte der Arbeit in der Tagespflege erfassen.
Die TAS-Qualitätsbereiche:
1.
2.
3.
Platz und Ausstattung
Betreuung und Pflege der Kinder
Sprachliche und kognitive Anregungen
4. Aktivitäten
5. Soziale Entwicklung
6. Tagesmutter und Eltern
12 Weiß, Karin / Stempinski, Susanne / Schumann, Marianne / Keimeleder, Lis: Qualifizierung in der Kindertagespflege – Das DJI-Curriculum, München 2008, Lektion 42, S. 10
13
Infos zu Trainingsseminaren zur Anwendung der Tagespflege-Skala (TAS) in Berlin über: PädQUIS gGmbH,
Postfach 8, Habelschwerdter Allee 45,14195 Berlin / www.pädquis.de
14
Wolfgang Tietze, Janina Knobeloch, Eveline Gerszonowicz: Tagespflege-Skala (TAS), Feststellung und Unterstützung pädagogischer Qualität in der Kindertagespflege. Beltz Verlag (Weinheim, Basel) 2005, S. 8
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Gesundheitsbezogene Qualitätsmerkmale in der TAS-Tagespflegeskala
Hinweis: Den TAS-orientierten-Fragenkatalog – Handout S. 134 - 148 vorzunehmen
Hinweis: Der Fragebogen im Handout ist analog zur TAS-Skala entwickelt worden.
Aufgaben:
♦ Die Kursteilnehmerinnen sollen in dem TAS-orientierten-Fragebogen in den drei Kategorien einschätzen, inwieweit ihre Praxis den Bewertungsmaßstäben bereits entspricht.
♦ Gleichzeitig haben sie die Aufgabe, sich anhand der Überschriften zu beurteilen und anzukreuzen, welche der 34 Merkmale sie der Gesundheitsförderung zurechnen. Mit einer
Partnerin sollen sie sich über diese Beurteilungen austauschen und gemeinsam begründen, warum der Bereich ausgewählt wurde.
Einzel- und Partner-Arbeitszeit: 50 Minuten
(Diese Zeit kann die Referentin nutzen, um Fotos/Bilder zu den bisherigen Bereichen aufzuhängen, die den umfassenden Gesundheitsbegriff verdeutlichen.)
PAUSE
In der anschließenden Gruppendiskussion besteht die Möglichkeit, sich über die Bewertungsergebnisse und mögliche Fragen auszutauschen.
Austausch: 30 Minuten
(Hinweis: Wenn sich die TeilnehmerInnen später zu Hause ihre Selbsteinschätzung in der
gesamten Skala vornehmen, können sie im Handout die Seiten 149 - 150 nutzen, um Ideen
zu entwickeln, wie sie ihre Qualität verbessern können.)
Hausaufgabe zum letzten Termin:
• Die eigene Konzeption mitbringen (wenn bereits eine vorhanden ist)
• Im Internet recherchieren, unter den Stichworten „Kindertagespflege Konzeption“ und gute Ideen notieren
• Alle bisher entwickelten Qualitätsziele mitbringen
Abschlussrunde:
Es wird ein symbolischer Stempel mit der Frage herumgegeben: Würde ich mir heute einen
Qualitätsstempel für meine Arbeit geben – und warum (nicht) ?
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Gesundheitsförderung in der Kindertagespflege - Referenten -
82
4. Themenschwerpunkt:
GESUNDHEITSORIENTIERUNG ALS QUALITÄTSMERKMAL IN DER KINDERTAGESPFLEGE
4.2 Themen:
•
Bedeutung einer gesundheitsbezogenen Konzeption
•
Kolloquium zu den entwickelten Qualitätsmerkmalen
Zeitbedarf: 4 U-Stunden plus 15 Minuten Pause
Ziele:
♦ Bedeutung von Konzeptionen und deren schriftliche Darlegung erkennen
♦ Eine Gesundheitsbezogene Konzeption mit Qualitätskriterien für die eigene Kindertagespflege entwerfen
♦ Vorstellung im Kolloquium
Materialien: Flip-Chart, Papier und Stifte für die Wandzeitung, Zeichnungen auf S. 7 als
Puzzle, Kopien des Abschlussfragebogen zur Qualifikation S. 9-10
Themen
• Begrüßung
• Überblick: Inhalte dieser Einheit
• Bedeutung
konzeptioneller
Verschriftlichung
• Entwurf einer
gesundheitsbezogenen
Konzeption
Pause
Vorstellung im Kolloquium
Methoden
Min. U-Std.
10
1
Vortrag
15
Einstieg
5
Einzelarbeit: Schriftliche Ausarbeitung
Rollenspiel (bei 12 TN)
40
15
85
Schriftliche Kursevaluation
Abschluss-Feedback
10
Zertifikatsvergabe
und informelles Feedback
Feier
15
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2
3
4
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83
Begrüßung – Teilnehmerliste
Kurze Vorstellung der Themen
Vortrag
BEDEUTUNG EINER GESUNDHEITSBEZOGENEN KONZEPTION
Armin Krenz definiert es so: "Eine Konzeption ist eine schriftliche Ausführung aller inhaltlichen Schwerpunkte, die (...) für die Kinder, die Eltern, die Mitarbeiterinnen selbst, den Träger
und die Öffentlichkeit bedeutsam sind. Dabei spiegelt die Konzeption die Realität wider und
verzichtet auf bloße Absichtserklärungen. Jede Konzeption ist damit individuell (...), um das
besondere Profil zu verdeutlichen und unverwechselbar mit anderen Institutionen zu sein."
(Krenz 1996). 15
Stärker den Prozesscharakter betont Ludger Pesch: "Unter einer pädagogischen Konzeption
verstehe ich den Zusammenhang von Aussagen über Erziehungsziele, pädagogische Standards und Umsetzungsmaßnahmen, der eine ideelle Grundlage für das Handeln in der Einrichtung bildet. Die notwendige Transparenz, aber auch die Überprüfbarkeit und die Möglichkeit der Weiterentwicklung erfordert dabei eine schriftliche Fassung - in irgendeiner Form"
(Pesch 1996). 16
Die Idee, pädagogische Arbeit, ihre Zielsetzungen und Methoden in Form von Konzeptionen
nieder zu schreiben, hat auch in der Kindertagespflege Schule gemacht. „Warum ist eine
Konzeption wichtig?“, werden sich vielleicht diejenigen fragen, die noch keine entwickelt haben. Es ging bisher ohne, kann es nicht auch weiterhin so gehen?
Es gibt gute Gründe, immer wieder an seinem pädagogischen Leitfaden zu arbeiten:
♦ Die Verschriftlichung der Aufgaben und Ziele verdeutlicht, was man konkret leistet und
macht bewusst, wie vielfältig und interessant das Arbeitsfeld der Kindertagespflege ist.
♦ In Zeiten, in denen die Tagespflegeperson denkt: „Ich tue alles und gar nichts“, kann der
Blick in die Konzeption helfen, Schwerpunkte zu setzen. Alle Ziele können nicht gleichzeitig verfolgt werden, aber das Bewusstsein, dass man in einem Teilbereich weiter gekommen ist, ist eine positive Bestätigung der geleisteten Arbeit.
„Ein Konzept ist nötig um die Arbeit darzustellen und transparent zu machen. Es ist dazu da,
sich und anderen Klarheit über die eigenen Handlungsweisen zu verschaffen. Auch um nach
einer kürzeren oder längeren Zeit die eigene pädagogische Praxis und persönliche Veränderungen nachzuvollziehen, ist es wichtig, festgelegte Ziele beschrieben zu haben, (...)“ 17
Der private Charakter der Kindertagespflege hat viele Vorteile. Aber es gibt auch Eltern, die
Bedenken haben, ihr Kind in eine Betreuungsform zu geben, die ihnen zu wenig öffentlich
und einsichtig erscheint. Eine Konzeption kann ihnen bei ihrer Entscheidungen helfen, ob sie
ihr Kind dort betreuen lassen wollen oder nicht.
Auf ihre Fragen:
♦ Was geschieht dort eigentlich, wird mein Kind gut versorgt und vielfältig gefördert?
15
Krenz, Armin: Die Konzeption - Grundlage und Visitenkarte einer Kindertagesstätte. Freiburg 1996, S. 13 f.
Pesch, Ludger: Konzeptionsentwicklung und -umsetzung als gemeinsamer Prozess. In: Kita aktuell MO 9/1996
(b), S. 174
17
ZeT–Zeitschrift für Tagesmütter und –väter, 3/2008 Pädagogisches Konzept, Kallmeyer Verlag, Seelze, S. 4
Dr. Eveline Gerszonowicz: Ein Schritt in Richtung Professionalissierung-Pädagogische Konzepte für die Kindertagespflege
16
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Gesundheitsförderung in der Kindertagespflege - Referenten -
84
♦ Wie arbeitet die Tagesmutter?
♦ Wie kann ich überprüfen, dass sie mir nicht nur viel verspricht, sondern das auch tut, was
sie sagt?
können Eltern aus einer umfassenden Konzeption erkennen:
♦ Es gibt Absichtserklärungen in Form von Zielformulierungen,
♦ durch Aussagen zu den Methoden der Förderung wird die Praxis erkennbar,
♦ anhand überprüfbarer Indikatoren, Aussagen über Ort, Zeit und Häufigkeit können sie bei
einem Besuch feststellen, ob das Beschriebene auch in die Tat umgesetzt wird.
Diese drei Faktoren: Zielsetzungen – Methoden – Indikatoren machen eine Qualitätskonzeption aus.
Inhalte und formale Gestaltung einer Qualitätskonzeption
Konzeptionen sind nicht nach einem starren Schema aufgebaut, aber es gibt einige Bausteine, die man berücksichtigen sollte:
♦ Die "Visitenkarte" (Name, Anschrift, Personen, Räume, Zeitstruktur und Betreuungsangebot),
♦ das Selbstverständnis als Tagespflegeperson, pädagogische Ziele und Prinzipien (mein
Bild vom Kind, meine Vorstellung von Erziehung und Bildung, Orientierung an pädagogischen Ansätzen),
♦ pädagogische Handlungselemente (Eingewöhnung, Tagesrhythmus, Lernangebote, Freispiel, Projekte, Bewegung in der Natur, Mahlzeiten, Gesundheitsförderung, ...)
♦ damit verbunden möglichst viele Indikatoren, die die Überprüfbarkeit der konkrete Praxis
aufzeigen,
♦ pädagogische Raumgestaltung und Ausstattung,
♦ Zusammenarbeit mit Eltern,
♦ Vernetzung mit anderen Tagespflegepersonen, dem Familienservice usw.
Das DJI-Curriculum enthält einen Leitfaden, an dem man sich beim Schreiben orientieren
kann. 18
Eine solche Konzeption ist eine persönliche und pädagogische Visitenkarte. Die ästhetische
Form und äußere Gestaltung tragen dazu bei. Der Text sollte übersichtlich und nicht überladen sein. Er kann durch Kinderzeichnungen und Fotos illustriert und z.B. durch Zitate bereichert sein.
Konzeptionelle Arbeit in Bewegung
Hinweis auf die 2 Grafiken im Handout S. 152
Konzeptionelle Arbeit sollte eine „Dauerbaustelle“ bleiben - hoffentlich nicht als lästiges Übel,
wie z.B. beim Unkrautzupfen, sondern eher als lustvolle Aufgabe, wie die Bepflanzung eines
neuen Gartenbeetes.
Frage: „Zu welcher der beiden Arbeitsauffassungen neigen Sie, wenn Sie an das Schreiben
einer Konzeption denken? Was macht die Anstrengung aus – was den Gewinn?“
18
Weiß, Karin / Stempinski, Susanne / Schumann, Marianne / Keimeleder, Lis: Qualifizierung in der Kindertagespflege – Das DJI-Curriculum, München 2008, Lektion 7, S. 13-14
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Eltern als Adressaten; der Elternflyer oder -brief als Kurzform einer Konzeption mit
schriftlichen Aussagen zur Gesundheitsförderung
Die Konzeption soll in erster Linie Eltern ansprechen, denn sie haben ein Recht darauf zu erfahren, wie ihre Kinder in der Tagespflege erzogen und betreut werden. Darum sollte der
Text leicht lesbar und ansprechend geschrieben und der Umfang überschaubar sein.
In Bezug auf das Thema Gesundheitsförderung wollen Eltern z. B. wissen:
♦ Bekommt mein Kind „GENUG“, so dass sich Körper und Geist gesund entfalten können
und es nicht krank wird?
♦ Geht es dort FRÖHLICH und PERSÖNLICHKEIT STÄRKEND zu – damit auch die Seele
satt wird und das Kind Resilienz entwickelt?
♦ Wie BEWUSST wird dort gearbeitet – damit sich gesunde Lebensgewohnheiten ausbilden können?
Entwurf einer gesundheitsbezogenen Konzeption mit Qualitätskriterien für die
eigene Kindertagespflege
Kurzer Einstieg in die Arbeitsphase:
Ein gesundheitsbezogener Abschnitt kann als Teil der Gesamtkonzeption geschrieben
und als besonderes Profil (wie ein Markenzeichen) dargestellt werden. Die Grundlage
sind die eigenen Kriterien, die in den drei Fortbildungsthemen Gesundheit – Ernährung –
Bewegungsförderung entwickelt wurden.
Der Entwurf eines Briefes an Eltern, in dem in kurzer Form eine gesundheitsorientierte
Konzeption entworfen wird, dient als Anregung für die TeilnehmerInnen, ihre eigenen
Qualitätskriterien zu verankern.
Der Anfang des Musterbriefes im Handout S. 153 wird vorgelesen:
Liebe Eltern,
sicher liegt Ihnen die Gesundheit Ihres Kindes besonders am Herzen. In einer Fortbildung über 40 Unterrichtsstunden habe ich mich als „gesundheitsbewusste Kindertagespflege“ qualifiziert und kann Sie also bei Ihrem Wunsch, dass Ihre Kinder möglichst gesund aufwachsen, noch mehr als bisher unterstützen.
Interessiert Sie, wie ich das mache? An einigen Beispielen will ich Ihnen meine pädagogische Arbeit verdeutlichen und auch aufzeigen, dass dies keine leeren Versprechungen sind. Wenn Sie sich die Zeit nehmen und unseren Alltag erleben, können Sie
ganz konkret erkennen:
wie ich Ihre Kinder in ihrer seelischen, geistigen und körperlichen Gesundheit fördere und ihnen helfe, innere Stärke und Abwehrkräfte zu entwickeln,
dass die Tageskinder sowohl eine angenehme Esskultur als auch eine gesundheitsbewusste Ernährung erleben,
und ich vielfältige Bewegungserfahrungen im Tagesablauf ermögliche.
Aufgabe ist es nun, mindestens die jeweils 3 bereits erarbeiteten Qualitätsziele aus den drei
o.g. Themenfeldern für solch einen Brief zu formulieren.
Einzelne Arbeitszeit: 40 Minuten
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86
Hinweis: Falls die Teilnehmerinnen später diese Idee mit dem Flyer für die Eltern aufgreifen wollen, können sie den weiteren Text als Muster nutzen. Sie können auch die für
sie wichtigen Qualitätsziele aus dem TAS-Fragebogen ergänzen.
PAUSE
KOLLOQUIUM ZU DEN ENTWICKELTEN QUALITÄTSMERKMALEN
Das Thema des abschließenden Kolloquiums ist der Austausch in der Gruppe über die
entworfenen Elternbriefe mit den eigenen Qualitätskriterien im Rollenspiel.
Die beiden Grafiken auf der folgenden Seite werden jeweils in Anzahl der halben Teilnehmergruppe als Puzzleteile geschnitten, gemischt und verdeckt gezogen. Die Gruppen finden sich durch Zusammenlegen der passenden Puzzleteile. Die Gruppe, die das
Bild mit dem Mann legt, ist im ersten Durchgang die Elterngruppe, die anderen sind die
Tagespflegepersonen. Die Gruppen sitzen sich gegenüber, die Referentin moderiert:
Aufgabe für die Elterngruppe:
Stellen Sie sich vor, einige sehr gesundheitsbewusste Eltern haben sich vorgenommen,
ein paar Tagespflegestellen auf ihre Konzeption hin zu testen. Ihnen liegt das Thema
Gesundheit aus verschiedenen Gründen besonders am Herzen. Einigen ist die psychische Förderung der Kinder besonders wichtig, sie möchten, dass ihre Kinder stark werden, Resilienz entwickeln. Wer möchte das von Ihnen sein? Den nächsten liegt besonders eine gesunde Ernährung am Herzen. Wer will diese Rolle übernehmen? Die dritten,
der Rest, glaubt, dass Bewegung das A und O zur Gesundheit bedeutet.
Sie stellen aus ihrem Blickwinkel der Tagespflegeperson jeweils kritisch interessierte
Fragen zu dem, was sie ihnen vorstellt. Wenn der Bedarf an Fragen gedeckt ist, geht es
weiter zur nächsten Tagespflegestelle.
Aufgabe für die Tagespflegepersonen:
Stellen Sie der Reihe nach den Inhalt ihre Elternbrieftexte möglichst frei vor und beantworten Sie anschließend die Fragen der interessierten Eltern.
Nach dem ersten Durchgang ist Rollenwechsel. Die Eltern sollen sich wieder für eine
Teilposition entscheiden und in ihrer Rolle Fragen stellen.
Die Diskussionszeit hängt davon ab, wie viele TN es im Kurs gibt und wie viel Zeit für die anschließende (feierliche) Zertifikatsübergabe eingeplant wird. (Nach dem Zeitplan auf Seite 82
stehen jeweils 7 Minuten bei 12 Teilnehmerinnen zur Verfügung. Ist die Gruppe kleiner, kann
die Darstellung länger dauern.)
Die schriftliche Kursevaluation auf den Seiten 89 – 90 sollte genutzt werden.
Nach der Zertifikatsvergabe kann ein informelles Feedback der Rückmeldung dienen.
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Abschlussfragebogen zur Qualifikation
„Gesundheitsförderung in der Kindertagespflege“
Liebe Teilnehmerinnen,
zum Abschluss der Qualifizierungsreihe „Gesundheitsförderung in der Kindertagespflege“
bitten wir Sie um eine Gesamteinschätzung und Rückmeldung. Sie helfen uns dadurch,
die Fortbildung weiterzuentwickeln und den Teilnehmerbedürfnissen anzupassen.
1. Der Zusammenhang der einzelnen Themen und Blöcke war gut nachzuvollziehen:
1
‰
voll und ganz
nicht
2
‰
3
‰
teils
4
‰
5
‰
überhaupt
2. Folgende Themen waren für mich besonders wichtig:
…………………………………………………………………………………………………
…………………………………………………………………………………………………
………………………………………………………………………………………………….
3. Folgende Themen fand ich weniger interessant:
…………………………………………………………………………………………………
…………………………………………………………………………………………………
………………………………………………………………………………………………….
4. Folgende Themen hätte ich gerne ausführlicher behandelt:
………………………………………………………………………………………………….
………………………………………………………………………………………………….
………………………………………………………………………………………………….
5. Gut in meine Praxis als Tagesmutter konnte ich bereits folgende Themen umsetzen:
………………………………………………………………………………………………….
………………………………………………………………………………………………….
………………………………………………………………………………………………….
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90
6. Das Verhältnis zwischen Praxis und Theorie war ausgeglichen:
1
‰
voll und ganz
nicht
2
‰
3
‰
teils
4
‰
5
‰
überhaupt
7. Die schriftlichen Weiterbildungsmaterialien waren anschaulich und gut zu bearbeiten:
1
‰
voll und ganz
nicht
2
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3
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teils
4
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5
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überhaupt
8. Die Inhalte wurden lebendig und abwechslungsreich vermittelt:
1
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voll und ganz
nicht
2
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3
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teils
4
‰
5
‰
überhaupt
9. Die Lernatmosphäre in der Gruppe war positiv:
1
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voll und ganz
nicht
2
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3
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teils
4
‰
5
‰
überhaupt
10. Die Belastung der Weiterbildungsreihe war für mich gut verkraftbar:
1
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voll und ganz
nicht
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3
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teils
4
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5
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überhaupt
11. Meine Erwartungen an diese Weiterbildung haben sich erfüllt:
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voll und ganz
nicht
2
‰
3
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teils
4
‰
5
‰
überhaupt
12. Meine Verbesserungsvorschläge zu dieser Weiterbildung (Themen, Kursgestaltung, ReferentInnen)
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Fachhochschule
Braunschweig/Wolfenbüttel
Familienservice der
Stadt Salzgitter
Anhang
Gesundheitsförderung in der Kindertagespflege - Referenten -
91
ANHANG
Der folgende Zertifikatstext ist als Beispiel gedacht:
Kopfbogen der zertifizierenden Stelle
Zertifikat
Gesundheitsbewusste Kindertagespflege
Frau
hat an der pädagogischen Zusatzqualifizierung „Gesundheitsförderung in der
Kindertagespflege“ mit 40 Unterrichtsstunden teilgenommen und das Abschlusskolloquium erfolgreich bestanden.
Der ... Träger ... führte diese Qualifizierungsmaßnahme vom ... bis ... mit folgenden Schwerpunktthemen durch:
GESUNDHEIT UND RESILIENZ
GESUNDE ERNÄHRUNG
BEWEGUNGSFÖRDERNDE SPIELE, RÄUME UND ENTSPANNUNG
GESUNDHEITSORIENTIERUNG ALS QUALITÄTSMERKMAL IN
DER KINDERTAGESPFLEGE
Ort, Datum
....................................................................
Unterschrift
Fachhochschule
Braunschweig/Wolfenbüttel
..................................................................
Unterschrift
Familienservice der
Stadt Salzgitter
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