Preise für Agrarrohstoffe: gestern, heute, morgen und Lehren daraus für die Unternehmensführung Leopold KIRNER Institut für Unternehmensführung, Forschung und Innovation Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik [email protected] Inhalte der Präsentation Preise wichtiger Agrarrohstoffe 1993 bis 2014 Funktion von Agrarmärkten und Preisbildung Einblicke in den Milch- und Schweinemarkt Prognosen für Agrarpreise bis 2024 Fazit für die Unternehmensführung Agrarpreise in Österreich von 1993 bis 2014 Erzeugerpreis und gekoppelte Prämien für Qualitätsweizen in Österreich von 1993-2014 ohne Ust. Quelle: Gahleitner 2015 nach Statistik Austria, AMA, BMLFUW Erzeugerpreis und gekoppelte Prämien für Körnermais in Österreich von 1993-2014 ohne Ust. Quelle: Gahleitner 2015 nach Statistik Austria, AMA, BMLFUW Erzeugerpreis und gekoppelte Prämien für Winterraps in Österreich von 1993-2014 ohne Ust. Quelle: Gahleitner 2015 nach Statistik Austria, AMA, BMLFUW Erzeugerpreis und gekoppelte Prämien für Sojabohne in Österreich von 1993-2014 ohne Ust. Quelle: Gahleitner 2015 nach Statistik Austria, AMA, BMLFUW Erzeugerpreis und gekoppelte Prämien für Mastschweine in Österreich von 1993-2014 ohne Ust. Quelle: Gahleitner 2015 nach Statistik Austria, AMA, BMLFUW Erzeugerpreis und gekoppelte Prämien für Jungstiere in Österreich von 1993-2014 ohne Ust. Quelle: Gahleitner 2015 nach Statistik Austria, AMA, BMLFUW Erzeugerpreis und gekoppelte Prämien für Kuhmilch in Österreich von 1993-2014 ohne Ust. Quelle: Gahleitner 2015 nach Statistik Austria, AMA, BMLFUW Fazit aus der Rückschau von 1993-2014 Generell Ab 2006 deutlicher Anstieg der Agrarproduktpreise Preishochs (2007, 2012) wechseln mit Preistiefs (2009) => Chancen und Risiken Marktfrüchte Durchschnittspreise 2005-2014 lagen etwas unter den Preisen inklusive MO-Prämien 1995-2004 Nutztierhaltung Durchschnittspreise 2005-2014 lagen über den Preisen inklusive MO-Prämien 1995-2004 Besonders positive Preisentwicklungen bei Rindfleisch und Milch Wie entstehen Agrarpreise? Regel 1: Wir sind am globalen Markt angekommen! Globalisierung am Beispiel Milchpreis in Euro je 100 kg Milch Absturz der Preise auf das niedrigere EU-Niveau Geschützter „Heimmarkt“ bis 1995 Einfluss des Weltmarktes auf den EU-Milchpreis Quelle: Kirner 2014 nach AMA, IFCN Milchpreise in ausgewählten Ländern in US-$ je 100 kg im Jahr 2013 Quelle: Kirner 2014 nach IFCN Änderungen auf den Welt-Agrarmärkten „von geschützten zu liberalisierten Märkten“ Weltmarkt Finanzkapitel an Agrarbörsen Politikmaßnahmen Interventionspreise (EU-Markt) Produktionsquoten (EU-Markt) Zölle (Import) Exporterstattung (Export) Wirtschaftsentwicklung (BRIC) Steigende globale Nachfrage Klimawandel EU-Marktpreis Weltmarktpreis Änderung der GAP Mcsharry-Reform 1992 Abschluss Uruguay-Runde 1994 AGENDA 2000, Fischler Reform 2003-05 Quelle: Kirner 2015 Wie entstehen Agrarpreise? Regel 2: Preis = Angebot und Nachfrage! Unter der Bedingung von liberalisierten Märkten Ableitung der Nachfragekurve Preis pro Einheit nachgefragte Menge p Kundensegmente A bis E entsprechen unterschiedlichen Verbraucherpräferenzen E D C B A Nachfrage nach Kundesegmenten Quelle: Kirner 2015 Ableitung der Angebotskurve (Industriekostenkurve) Kosten pro Einheit zB maximaler Preis A bis E = Unternehmen mit unterschiedlichen PK Preis max. = PK des Grenzanbieters Produzierte Menge A B C Produktion D E PK = Produktionskosten Quelle: Kirner 2015 Preis = Angebot und Nachfrage Verteuerung der Produktion Angebot Preis Verbilligung der Produktion pt p pb Alfred Marshall 1842-1924 (aus Wikipedia) Nachfrage q qt q qb Menge Quelle: Kirner 2015 Preis = Angebot und Nachfrage Preis Angebotsüberschuss Angebot p Nachfrage q q Menge Quelle: Kirner 2015 Preis = Angebot und Nachfrage Preis Angebot p Nachfrage q q Menge Quelle: Kirner 2015 Preis = Angebot und Nachfrage Preis p Nachfrageüberschuss Angebot Nachfrage qq Menge Quelle: Kirner 2015 Wie funktionieren Agrarmärkte? Lagerstände sinken Triebfedern für ANGEBOT Produktpreis steigt weniger Nachfrage • • • • • Produkt-Futterpreise Technischer Fortschritt Agrarpolitik Entwicklung Abnehmer Wetter, Krisen,… mehr Angebot weniger Angebot mehr Nachfrage Produktpreis sinkt Lagerbestände steigen Triebfedern f. NACHFRAGE • • • • Bevölkerungswachstum BIP / Einkommen Ernährungsgewohnheiten Urbanisierung Quelle: Kirner 2015 Einblicke in ausgewählte Agrarmärkte Milch Kieler Rohstoffwert und Milchpreis in AT in Euro je 100 kg Quelle: Kirner 2015 nach AMA, ife Kiel Relation von Milch- und Futtermittelpreis Weltmarktpreise in US-Dollar je 100 kg 2. Milchkrise 3. Milchkrise 1. Milchkrise Quelle: Kirner 2015 nach IFCN Gründe für die 3. Milchpreiskrise Weltweit hohe Milchpreise in den Jahren zuvor Lange Phase mit Milchpreisen von 45 US-Dollar je 100 kg Milch Sehr hohe Milchpreise und gleichzeitig niedrige Futtermittelpreise 2013 und erste Hälfte 2014 Weniger Importe durch China Niedrigeres Wirtschaftswachstum: 6 anstelle von deutlich über 10 Prozent Hohe Lagerbestände an Milch und Milchprodukten: China ging davon aus, dass die Milchpreise noch weiter steigen werden Importstopp Russlands für landw. Erzeugnisse aus der EU Zusätzlicher Preisdruck von 2-3 Cent je kg Milch Preise für Biomilch und GVE-freie Milch in Österreich von Jänner 2013 bis Sept. 2015 in Ct/kg exkl. Ust. Quelle: Kirner 2015 nach AMA Einblicke in ausgewählte Agrarmärkte Schweinefleisch Markt für Schweinefleisch Schweinemarkt in Österreich Selbstversorgungsgrad von rund 100 Prozent in AT (EU: 110 Prozent) Etwa 5 Mill. Schlachtungen in Österreich pro Jahr, Import von 2,5-3 Mill. St. Zuschläge für AMA-Gütesiegel von 3 bis 8 Prozent (20-30 Prozent) Preisbildung in Österreich Angebot und Nachfrage (37.000 versus 52.000 Schweine pro Woche) Entwicklungen in Deutschland (EU) Verhandler: drei gegen fünf Lohnkosten in den Verarbeitungsbetrieben, Aktionen des LEH Internationaler Schweinemarkt Importländer: Russland (früher), China, Südkorea, Japan Exportländer: EU (DK, D, ES, NL, FL, PL), USA, Kanada Produktionskosten: 60 Prozent sind Futterkosten Quelle: Telefoninterview mit Dr. Hans Schlederer, VLV, am 3. Nov. 2015 Einschätzungen für die Zukunft OECD-FAO Agricultural Outlook 2015-2024 Preisprognosen für Marktfrüchte Getreide und Ölsaaten Kurzfristig Preisrückgang hohe Lagerbestände als Folge großer Ernten in 2013 und 2014, weniger Wirtschaftswachstum, niedrige Ölpreise! Mittelfristig leichter Preisanstieg steigende Produktionskosten! Zucker (Weißzucker) Mittelfristig Preiserholung davor vier Jahre mit globalem Angebotsüberhang ! Rückgang der weltweiten Produktion! Preise bleiben volatil! Quelle: Kirner 2015 nach OECD-FAO Agricultural Outlook 2015-2024 Preisprognosen für Rind-/Schweinefleisch Rindfleisch Kurzfristig weiterhin Preishoch Remontierung in wichtigen Fleisch produzierenden Ländern Preis* Mittelfristig sinkende Preise zunehmende Produktion weltweit Schweine-/Geflügelfleisch Tendenziell Preisrückgang niedrigere Futterkosten, stärkeres Angebot in den USA, Importstopp Russlands! Brasilien, Quelle IFCN 2015 * aus Agricultural Outlook nachgezeichnet => Die Relation aus Produkt- und Futterpreis bleibt aber günstig für die weltweite Fleischproduktion Quelle: Kirner 2015 nach OECD-FAO Agricultural Outlook 2015-2024 Preisprognosen für Kuhmilch Preisrückgang 2014 und 2015 hohe Preise und hohe Produktion in den Jahren davor; weniger Nachfrage in China; Importstopp Russlands! Kurz-mittelfristig Preisanstieg nominale Preise legen bis 2024 zu (besonders Käse); Preise erreichen im Schnitt nicht das Niveau von 2013 (außer Käse); Preise aber höher als vor 2007! Deutschland, Quelle IFCN MMP = Magermilchpulver VMP = Vollmilchpulver => Auf und Ab der Milchpreise sind auch in Zukunft zu erwarten! Uganda, Quelle IFCN Quelle: Kirner 2015 nach OECD-FAO Agricultural Outlook 2015-2024 Fazit für die Unternehmensführung Was ist meine Markt-Strategie? Differenzierung Differenzierung? Schaffung eines USP! Nische (Fokussierung) Nische? Konzentration auf Kundengruppe! Kosten Diversifizierung? Kombination! Leistung Marktfokus Kostenführerschaft Teilmarkt Gesamtmarkt Kostenführerschaft? Preise extern gegeben! Liquidität in guten Zeiten sicherstellen! Wettbewerb wird auf der Kostenseite entschieden! Wettbewerbsvorteil Kirner 2015 nach Porter, M. 1980: Competitive Strategy, New York.