ADHS Schulung

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AUFMERKSAMKEITS-
DEFIZIT-
HYPERAKTIVITÄTSSTÖRUNG
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Deutsche Bezeichnungen:
ADS
Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom
HKS
Hyperkinetisches Syndrom
ADHS Aufmerksamkeits-Defizit-HyperaktivitätsStörung
Amerikanische Bezeichnungen:
ADD
Attention-Deficit-Disorder
ADHD Attention-Deficit-Hyperactivity-Disorder
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HISTORIE DES ADHS-Krankheitsbildes
1876
Hoffmann (Frankfurt/M.):
Erste Beschreibung des komplexen Verhaltens eines
hyperkinetischen Kindes („Zappelphilipp“ )
1902
Still (England):
Erste Beschreibung der Störungen als ein eigenes komplexes
Krankheitsbild.
Ursache: angeborene Konstitution und keine äußeren Einflüsse.
1904
Pick (Prag):
Feststellung, dass das „psychomotorische Syndrom“ einer gezielten
Behandlung bedarf.
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HISTORIE DES ADHS-Krankheitsbildes
1918 /
Nach der großen Grippe-Epidemie:
1923
Virale Encephalitis: Symptome eines Morbus
(Europa)
Parkinson
Kinder mit Symptomen:
impulsiver Bewegungsdrang
motorische Unruhe
übermäßige starke Erregbarkeit
übermäßige Aggressivität
erhöhte Affektlabilität
fehlende Hemmungsfunktion
Dopaminmangel
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HISTORIE DES ADHS-Krankheitsbildes
Ca.
1960
(USA)
Keine Hirnschädigung, sondern Störung der Erregungsübertragung
an den Synapsen.
1. Definition: „Minimal Brain Dysfunction“ (MBD).
Ca.
1980
Barkley (USA):
Defizit des Hemmungssystems im Gehirn,
bleibt unbehandelt lebenslänglich bestehen.
1980
2. Definition: „Attention Deficit Hyperactivity Disorder“ (ADHD)
(USA)
1987
(USA)
3. Definition: „Attention Deficit Syndrome“ (ADS).
ADHD kann auch ohne Hyperaktivität und ohne gesteigerte
Impulsivität auftreten.
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HISTORIE DES ADHS-Krankheitsbildes
1999
(BRD)
2000
(BRD)
Leitlinie zur Diagnose und Behandlung von
hyperkinetischen Störungen.
„Hyperkinetische Störungen“ (HKS)
„Hyperkinetisches Syndrom“ (HKS)
Allgemeiner Begriff: „Aufmerksamkeitsdefizitstörung“
Kurzbezeichnung heute: ADHS
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Biologische Risikofaktoren
•
AHDS tritt häufiger bei leiblichen Verwandten auf
(z.B. Faraone and Biederman 1999, Zwillinge ~ 70%)
•
Prenatale Probleme (z.B. Alkohol, Nikotin)
•
Geburtskomplikationen;
niedriges Geburtsgewicht
•
chronische Bleivergiftung
→ Situationsspezifisches und situationsübergreifendes ADHS sind gleich stark vererbbar
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ADHS - Pathophysiologie
Assoziierte Gene (Dopamin/Serotonin)
• DAT (Dopamintransporter) (z.B. Curran et al. 2001)
• DRD 2 (Dopa-2-rezeptor) (z.B. Blum et al. 1995)
• DRD4-7 (Dopa-4-rezeptor-Variante!)
(z.B. Faraone Meta-analysis 2001) !
• 5-HTTLPR (Serotoninrezeptor)
(z.B. Manor et al. 2001)
• DDC (Decarboxilase) (z.B. Hawi et al. 2001)
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ADHS - Pathophysiologie
Neuroanatomie (z.B. Gied and Castellanos AACAP 2001)
• Gehirn kleiner (4%): Frontallappen rechts (8%)
• Basalganglien kleiner (~ 6%)
• Cerebellum kleiner (12%);
vor allem Posterior-inferiorer Vermis (15%)
• Fehlende Asymmetrie
• → Volumetrische Unterschiede erscheinen früh,
werden aufrechterhalten und entstehen nicht als
Folge von Stimulantiengabe!
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ADHS - Pathophysiologie
Neurophysiologie
•
Entwicklungsverzögerung plus Entwicklungsabweichung im
EEG/EP (Moll + Rothenberger 2000)
•
Verringerte corticale neuronale Aktivität
frontal/temporal/parietal/Cingulum
(z.B. Rubia et al. 1999, Ernst et al. 1994, Bush et al. 1999, Brandeis et al. i.p.)
•
Verringerte neuronale Hemmung aber höhere neuronale Aktivität in
sensorimotorischen Gebieten
(Moll et al. 2000, 2001, Schweitzer et al. 2000, Yordanova et al. 2001)
•
Verringerte neuronale Aktivität im Striatum
(Rubia et al. 1998, Vaidya et al. 1998)
•
Verringerte Fokussierung cortikaler elektrischer Gehirnaktivität MOT/COG
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INDIVIDUELLE ENTWICKLUNG der ADHS
KLEINKINDER / VORSCHULALTER
bereits im Mutterleib auffällig motorisch unruhig und „lebhaft
In der frühen Phase: „Schreikinder“ und „Speikinder“
auf dem Wickeltisch „schwer zu bändigen“
hohe „Experimentierfreude“ und ausgeprägtes
Explorationsverhalten mit hoher Unfallgefährdung
Fehlinterpretationen: „unruhiges Kind“, natürlicher
Aktivitätsdrang mit hoher Originalität
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ENTWICKLUNG der hyperkinetischen Störungen
(Döpfner et al.: Dtsch. Ärzteblatt 96, 1997; A-1275 - 1278, Heft 19 modifiziert nach Trott, München 16.02.2000)
GRUNDSCHULALTER
Betroffen: ca. 3-5 % aller Kinder
Geschlecht: m : w = 6 bis 9 : 1
Schulleistungsstörungen
Klassenwiederholungen
Hausaufgabendrama
Emotionale Auffälligkeiten
Ablenkung im Unterricht
(Klassenkasper/Störenfried)
Oppositionell-aggressives
Verhalten (30-50 %)
Teilleistungsschwächen
motorische Unruhe
Ablehnung durch Gleichaltrige
Impulsivität
Umschulungen
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ENTWICKLUNG der hyperkinetischen Störungen
(Döpfner et al.: Dtsch. Ärzteblatt 96, 1997; A-1275 - 1278, Heft 19 modifiziert nach Trott, München 16.02.2000)
JUGENDALTER
Mindestens 30-60 %
sind noch erheblich gestört
Geringes Bildungsniveau
Leicht beeinflussbar
Verzögerter Berufsabschluss
Stimmungslabilität
Starke Aufmerksamkeitsstörung
Neigung zur Jugendkriminalität
Aggressiv-dissoziales Verhalten
erhöhtes Unfallrisiko
Alkohol- und Drogenmissbrauch
Risikobereitschaft
Emotionale Auffälligkeiten
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ENTWICKLUNG der hyperkinetischen Störungen
(Döpfner et al.: Dtsch. Ärzteblatt 96, 1997; A-1275 - 1278, Heft 19 modifiziert nach Trott, München 16.02.2000)
ERWACHSENENALTER
Mindestens 30 % (bis 80 %)
sind bleibend gestört
geringer Beschäftigungsstatus
Starke Impulsivität
(mit sozialen Folgen: z. B. Kriminalität)
Hohes Aktivitätsniveau
Aufmerksamkeitsstörung
Probleme im Beruf
Organisationsdefizit („Chaot“)
Arbeitsplatzverlust
Sozialisationsstörungen (20 - 45 %)
Polizeikonflikte
Alkohol- und Drogenabhängigkeit
erhöhtes Unfallrisiko
Antisoziale Persönlichkeit (25 %)
Sensationsbereitschaft
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Teufelskreis des hyperkinetischen Kindes
Circulus vitiosus des hyperkinetischen Kindes
(Trott et al. 1990)
Psychomotorische
Unruhe
Außenseitertum
Depressive
Reaktion
Frustration
Aggressive
Abwehr
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ENTWICKLUNG der hyperkinetischen Störungen
FAZIT
Die ADHS ist außerordentlich häufig
Männliche Personen sind wesentlich häufiger betroffen als weibliche
Die ADHS-Symptome werden zu Beginn häufig fehlinterpretiert
Unbehandelt bleiben die Störungen häufig bis in das Erwachsenenalter
bestehen
Die ADHS-Symptome und Auffälligkeiten wachsen sich nicht immer aus,
sie wandeln sich im Krankheitsverlauf
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HYPERKINETISCHE STÖRUNGEN (ADHS)
Hyperkinetische Kinder
sind oft achtlos und impulsiv
neigen zu Unfällen
werden oft bestraft, weil sie eher aus Unachtsamkeit als
vorsätzlich Regeln verletzen
Bei anderen Kindern
sind sie häufig unbeliebt und können isoliert sein
Die Beeinträchtigung kognitiver Funktionen ist häufig
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HYPERKINETISCHE STÖRUNGEN (ADHS)
Spezifische Verzögerungen
der motorischen und sprachlichen Entwicklung kommen
überproportional oft vor
Sekundäre Komplikationen
dissoziales Verhalten
niedriges Selbstwertgefühl
Ihre Beziehung zu Erwachsenen
ist oft geprägt von
einer Distanzstörung
einem Mangel an Vorsicht und Zurückhaltung
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Prognostische Faktoren
• Risiken
– Familiäre Belastung mit ADHS
– Niedrige Intelligenz
– Entwicklungsverzögerungen
– Frühes Manifestationsalter
– Stark ausgeprägte Hyperaktivität / Impulsivität
– Komorbide psychiatrische Erkrankungen
– Ungünstige psychosoziale Umstände
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ADHS-Zukunftsrisiken
(Barkley et al. 2002)
• Schulversagen
36 %
• Kein Collegeabschluß
83 %
• Wenig/keine Freunde
60 %
• Antisoziales Verhalten
45 %
• Teenager-Schwangerschaft
40 %
• Geschlechtskrankheiten
16 %
• Verkehrsunfälle, Übertretungen
↑↑
• Substanzmißbrauch, Delinquenz
↑↑
• Depression
25 %
• Persönlichkeitsstörungen
20 %
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HYPERKINETISCHE STÖRUNGEN (ADHS)
Differentialdiagnostisch sollten bei ADHS die Untergruppen
beachtet werden:
Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens
Sonstige hyperkinetische Störungen
Hyperkinetische Störung, nicht näher bezeichnet, d. h.
hyperkinetische Reaktion der Kindheit oder des
Jugendalters ohne nähere Angabe oder
hyperkinetisches Syndrom ohne nähere Angabe
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HYPERKINETISCHE STÖRUNGEN (ADHS)
Differentialdiagnostisch müssen bei ADHS insbesondere
ausgeschlossen werden:
Störungen des Sozialverhaltens
Kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen
Emotionale Störungen des Kindesalters
Störungen sozialer Funktionen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
Vorübergehende Tic-Störung
Andere Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der
Kindheit und Jugend
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HYPERKINETISCHE STÖRUNGEN (ADHS)
Differentialdiagnostisch müssen bei ADHS ferner ausgeschlossen
werden:
Alle affektiven Störungen = Stimmungsschwankungen
Alle Angststörungen
Alle Formen der Schizophrenie
Alle tiefgreifenden Entwicklungsstörungen
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DIAGNOSE: „Hyperkinetischer Kinder“
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Köln
1.1 Definition
Kennzeichen Hyperkinetischer Störungen:
Unaufmerksamkeit
Überaktivität
Impulsivität
Auftreten der hyperkinetischen Störung (bzgl. Entwicklungsstand):
in abnormem Ausmaß
situationsübergreifend
Beginn Störung:
vor dem Alter von sechs Jahren
Konstantes Auftreten in mindestens zwei Lebensbereichen/Situationen
(z. B. in Schule, Familie, Untersuchungssituation)
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DIAGNOSE: „Hyperkinetischer Kinder“
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Köln
1.2 Leitsymptome
Unaufmerksamkeit (Aufmerksamkeitsstörung, Ablenkbarkeit)
Überaktivität/Hyperaktivität
motorische Unruhe und Impulsivität
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Erste HINWEISE auf eine ADHS
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Zur ersten Orientierung:
Strukturiertes Interview mit Eltern
von Eltern und Lehrern/Kindergarten Skalen
und/oder Fragebögen ausfüllen lassen, die
Störungen leicht erkennen lassen
Merke:
Die ADHS-Diagnose kann nur anamnestisch
gestellt werden!
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Erste HINWEISE auf eine ADHS
FAZIT
Exakte Diagnose und Abgrenzung zu anderen Störungen durch eindeutige,
klare Klassifizierungssysteme möglich
Von Experten erstellte und in der Praxis erprobte Checklisten und/oder
Fragebögen
ADHS-Symptome erkennbar, Störung
diagnostizierbar, Schweregrad bewertbar
Die Diagnose wird aufgrund der Anamnese erhoben
Patienten werden hiermit leichter einer wirksamen Behandlung zugeführt.
Adäquate therapeutische Konsequenzen
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SYMPTOMKRITERIEN DER HYPERKINETISCHEN STÖRUNG
A. Unaufmerksamkeit I
1. Beachtet häufig Einzelheiten nicht oder macht Flüchtigkeitsfehler bei
den Schularbeiten, bei der Arbeit oder bei anderen Tätigkeiten.
2. Hat oft Schwierigkeiten, längere Zeit die Aufmerksamkeit bei Aufgaben
oder Spielen aufrechtzuerhalten.
3. Scheint häufig nicht zuzuhören, wenn andere ihn ansprechen.
4. Führt häufig Anweisungen anderer nicht vollständig durch und kann
Schularbeiten, andere Arbeiten oder Pflichten am Arbeitsplatz nicht zu
Ende bringen.
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SYMPTOMKRITERIEN DER HYPERKINETISCHEN STÖRUNG
A. Unaufmerksamkeit II
5. Hat häufig Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren.
6. Vermeidet häufig Aufgaben, hat eine Abneigung gegen Aufgaben, die
länger andauernde geistige Anstrengungen erfordern (z.B. Mitarbeit im
Unterricht oder Hausaufgaben).
7. Verliert häufig Gegenstände, die er/sie für Aufgaben oder Aktivitäten
benötigt (z.B. Spielsachen, Hausaufgabenhefte, usw.).
8. Lässt sich durch äußere Reize leicht ablenken.
9. Ist bei Alltagstätigkeiten häufig vergesslich.
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SYMPTOMKRITERIEN DER HYPERKINETISCHEN STÖRUNG
B. Hyperaktivität
1. Zappelt häufig mit Händen oder Füßen oder rutscht auf dem Stuhl
herum.
2. Steht häufig in Situationen auf, in denen Sitzenbleiben erwartet
wird.
3. Läuft / klettert häufig herum in Situationen, in denen dies
unpassend ist (bei Jugendlichen kann dies auf ein subjektives
Unruhegefühl beschränkt bleiben).
4. Hat häufig Schwierigkeiten, ruhig zu spielen oder sich mit
Freizeitaktivitäten ruhig zu beschäftigen.
5. Zeigt ein anhaltendes Muster exzessiver motorischer Aktivität das
durch die soziale Umgebung oder durch Aufforderungen nicht
durchgreifend beeinflussbar ist.
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SYMPTOMKRITERIEN DER HYPERKINETISCHEN STÖRUNG
C. Impulsivität
1. Platzt häufig mit der Antwort heraus, bevor die Frage zu Ende
gestellt ist.
2. Kann in Gruppensituation häufig nur schwer warten, bis er/sie
an der Reihe ist.
3. Unterbricht und stört andere häufig (platzt z.B. in Gespräche
oder in Spiele anderer hinein).
4. Redet häufig übermäßig viel ohne angemessen auf soziale
Beschränkungen zu reagieren.
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VERHALTENSSTÖRUNGEN
Unter der Diagnosegruppe „Verhaltensstörungen“ (ICD-10; F9)
werden Diagnosen zusammengefasst,
die bezogen auf den körperlichen und geistigen Entwicklungsstand
abweichende Verhaltensmuster beinhalten, wie z.B.
•F90 hyperkinetische Störungen
•F91 Störungen des Sozialverhaltens
•F92 kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen
•F94 Störungen sozialer Funktionen mit Beginn in der Kindheit und
Jugend (z.B. Autismus; Bindungsstörungen)
•F95 Ticstörungen
•F98 sonstige Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in
der Kindheit und Jugend (z.B. Einnässen, Einkoten)
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PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG - Abgrenzung zur ADHS
Persönlichkeitsstörungen stellen sich dar als:
Ausgeprägte Kontaktstörungen
hartnäckige und in Kindheit und Jugendalter kontinuierlich auftretende
Erziehungsschwierigkeiten bis hin zu Dissozialität, Aggressivität und
Kriminalitä
Formen der Leistungsverweigerung als Folge frühkindlicher
Beziehungsstörungen und darauf aufbauende Fehlentwicklungen
Sie müssen abgegrenzt werden von einer harmlosen und
überwiegend von der gegenwärtigen Situation bestimmten
Verhaltensstörung
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PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG - Abgrenzung zur ADHS
Persönlichkeitsstörungen
sind häufig charakterisiert durch:
lang anhaltende und tiefverwurzelte Extreme menschlichen
Verhaltens, Erlebens und Kommunizierens
starre und unangepasste Reaktionen in persönlichen
beruflichen und anderen sozialen Lebenssituationen
berufliche Leistungseinbuße
reduzierte soziale Interaktionsfähigkeit
deutliche Einschränkungen des subjektiven Erlebens
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KRANKHEITSBILD der ADHS
Zusammenfassung
Bewertung der Ausprägung der Symptome/Störungen
unter Berücksichtigung der altersgemäßen Entwicklung
Die ADHS ist eine Kombination von Störungen
kognitiver Art - Aufmerksamkeitsdefizit, d.h. das Erkennen,
Wahrnehmen und Denken betreffend
psychomotorischer Art - Hyperaktivität, d.h. die Körpermotorik
betreffend (konstitutions- und temperamentsabhängig)
emotionaler Art - Impulsivität, d.h. Emotionen betreffend
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MISSVERHÄLTNIS VON ANSPRUCH ZUR LEISTUNG
ADHS-Kinder sind teils hoch begabt
Auseinanderklaffen von persönlichem und/oder externem Anspruch
und tatsächlich erbrachter Leistung
Sekundäre Folgen des Missverhältnisses Anspruch zur
Leistung:
psychosomatische Beschwerden
Misslaunigkeit
Schulängste
depressive und/oder aggressive Verstimmungen
(mit erheblichen Schwankungen)
dissoziales Verhalten
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ADHS-Symptome - Defizite/Störungen - Folgen/Probleme
ADHS-Symptome
Aufmerksamkeitsstörung
kognitive Prozesse
Defizite/Störungen
Wahrnehmung
Aufnahme
Folgen/Probleme
leicht und rasch ablenkbar,
keine Ausdauer
Konzentration
häufiges gedankliches
Abdriften
Kommunikation
Lernschwierigkeiten
keine Konzentration auf
Sachen/Personen
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ADHS-Symptome - Defizite/Störungen - Folgen/Probleme
ADHS-Symptome
Hyperaktivität
Defizite/Störungen
Aktivitätenwechsel
gestörte Feinmotorik
psychomotorische
Prozesse
unausgeprägte
motorische Koordination
Folgen/Probleme
unruhig, ständig in
Bewegung, etwas tun,
etwas anfassen
eckiger, staksiger
Bewegungsablauf
Tölpelhaftigkeit,
Unfallrisiko
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ADHS-Symptome - Defizite/Störungen - Folgen/Probleme
ADHS-Symptome
Defizite/Störungen
Impulsivität
Kontrolllosigkeit
emotionale
Stimmungswandel
Prozesse
Folgen/Probleme
spricht, handelt, reagiert auf
ersten Impuls
kein Nachdenken
kein Abwägen
Aggression/Depression
(stark wechselnd)
Unfallrisiko
Sozialverhalten
Verhalten nicht
situationsgerecht
Vorgehen, Abläufe
Gefühlsreaktion heftig,
unerwartet
(unstrukturiert)
keine Akzeptanz von
Regeln /Vorgaben/Personen
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FEHLDIAGNOSEN / DIAGNOSENÜBERSCHNEIDUNGEN
Gründe für Fehldiagnose:
Krankheitsbild wurde nicht vollständig erfasst
andere Symptome stehen im Vordergrund
Diagnosenüberschneidungen
Bestehen einer Begleitkrankheit
altersgemäße Entwicklung wurde nicht beachtet
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FEHLDIAGNOSEN / DIAGNOSENÜBERSCHNEIDUNGEN
Diagnosenüberschneidungen (z. B.)
Organische Primärstörungen (z. B.)
Gestörtes Sozialverhalten
Epilepsie
Kommunikationsstörung
Hyperthyreose
Medikamenteneffekte
Migräne
Vergiftungen (z. B. Blei)
Organische Psychosen
Mögliche Fehldiagnosen (z. B.)
Atypische Angststörung
Kindliche Unreife
Emotionale Instabilität
Autismus, Stereotypie
Persönlichkeitsstörung
Überaktivität bei Intelligenzstörung
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FEHLDIAGNOSEN / DIAGNOSENÜBERSCHNEIDUNGEN
Häufig assoziierte Syndrome (z. B.)
Assoziiertes Syndrom
Symptome
Soz. Verhaltensstörungen
z.B. Oppositionelles
Trotzverhalten
Tic-Störungen
Motorische/vokale Tics
Zwangsstörungen
Zwangshandlungen/-gedanken
Teilleistungsstörungen
Lese- und
Rechtschreibschwäche,
Schreibschwäche,
Rechenschwäche
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Funktionelle Gliederung des Nervensystems
Informationsvermittlung in das ZNS
ZNS Zentrales Nervensystem
(Gehirn und Rückenmark)
Regelt Beziehungen
zur Umwelt,
vermittelt Empfindungen, steuert
Motorik und
unterliegt unserem
Willen.
Bei ADHS
betroffen
gestörte
Reizübertragung
Animalisches
Nervensystem
Motorisches
System
Sensibles
System
Schmerz
Sinnesorgane
Geruch
Auge
Geschmack
Gehör
Temperatur
Tastsinn
Vegetatives-,
autonomes
Nervensystem
Sympathikus
ParaSympatikus
PressoRezeptoren
ChemoRezeptoren
Metabolite
Elektrolyte
Säuren/Basen
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PATHOLOGISCHER ABLAUF bei der ADHS
Bei ADHS-Kindern spielt sich vermutlich folgender Vorgang ab:
Ausbleiben des physiologischen Abfalls der MAO-Aktivität
Neurotransmitter werden im synaptischen Spalt zu rasch und zu
intensiv abgebaut
Dopamintransporterdichte in der Präsynapse (z.B. Striatum) erhöht
Folge:
Verknappung an Neurotransmittern, die zur Impulskontrolle
notwendig und wichtig sind.
Die Reizübertragung ist gestört.
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PATHOLOGISCHER ABLAUF bei der ADHS
Folge der Neurotransmitterverknappung bei der ADHS:
Störung der dopamin-/noradrenalin-/ serotoninvermittelten Impuls- und
Aggressionskontrolle
die gestörte dopamin-/noradrenalin-/ serotoninvermittelten Impuls- und
Aggressions-Kontrollstörung ist keine zentrale Hirnschädigung sondern
eine Reizübertragungsstörung
Hemmung oder Nichterfolgen der Informationsübertragungen, weil
Impuls zu gering
Kind verliert Selbstkontrolle über Aufmerksamkeit, Impulse und
motorische Aktivität.
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Behandlungsindikation
Beeinträchtigung / Risiken durch Störung
Nutzen / Risiken der Behandlung
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Leitlinien
•
European Guidelines (Taylor et al., 1998)
•
American Academy of Pediatrics Guidelines (1996)
•
American Academy of Child and Adolescent Psychiatry
Practice Parameter (1991, 1997, 2002)
•
National Institute for Clinical Excellence (Lord & Paisley 2000)
•
Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und
Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (2000)
•
Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder- und
Jugendärzte (2002)
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Therapieplanung
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• Individualiertes Vorgehen
– Alter
– Geschlecht
– Intelligenz
– Komorbidität
– Psychosoziale Rahmenbedingungen
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Behandlungsbausteine
•
Aufklärung & Beratung
•
Elterntraining
•
Verhaltenstherapie, z.B.
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– Soziales Kompetenztraining
– Übungsbehandlung
•
Pharmakotherapie
•
Psychosoziale Maßnahmen / Schulzentrierte Interventionen
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Funktionsbereiche / Zielsymptomatik
• Kognitive Funktionen / Schulleistungen
• Sozialverhalten
• Beziehungen zu Familie / Gleichaltrigen
• Körperliche Parameter
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Behandlungseffekte
•
•
•
Erfolgsparameter
– Elternurteil
– Lehrerurteil
– Verhaltensbeobachtung
Ausmaß
Dauer (kurz-/ langfristig)
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Aufklärung und Beratung
Aufklärung
– Störungsbild, Ursachen, Verlauf und
Behandlungsmöglichkeiten
Beratung
– mögliche pädagogische Interventionen
• Strukturierung des Tagesablaufs
• Regeln für Abläufe und Pflichten vereinbaren
• angemessene und klare Grenzsetzungen
• positive Zuwendung
• angemessene negative Konsequenzen
• Deeskalationstechniken
• Anleitung des Kindes/Jugendlichen zur
Selbstbeobachtung und Selbststeuerung
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Schule
•
Adäquate Beschulung
•
Stärker strukturiertes Lernen statt Freiarbeit
•
Klare Regeln
•
Nah beim Lehrer sitzen
•
Organisationshilfen
•
Vermittlung von Lerntechniken
•
Wechsel von Unterrichtsaktivitäten
•
Regelmäßiger Austausch zwischen
Eltern und Lehrern (und Arzt)
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Verhaltenstherapie
•
Wirksamkeit von Elterntrainings und Interventionen in der
Familie sehr gut belegt, Langzeiteffekte teilweise belegt
•
Wirksamkeit von Interventionen in der Schule sehr gut
belegt, Langzeiteffekte teilweise belegt
(Barkley et al., 2001; Sonuga-Barke et al., 2001 ; MTA Cooperative Group, 1999a u. b ;
Pelham et al., 1993, 1999 ; Döpfner et al., 2002 ; Conners et al., 2001; DuPaul &
Eckert, 1997; Pelham et al., 1998; Hibbs et al., 2001)
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Verhaltenstherapie
•
Elterntrainingsprogramme
– Erziehungskompetenz verbessert / auffälliges
Verhalten reduziert (z.B. Cunningham, 1995)
•
Elterntraining für Vorschulkinder
– oppositionelles Verhalten + Hyperaktivität reduziert
– Erfolg geringer, wenn Eltern auch ADHS-Symptomatik
zeigen (Sonuga-Barke, 2001)
•
Intensive Sommerferienprogramme mit sozialem
Kompetenztraining und Kontingenzmanagement
– Wirksamkeit belegt (Pelham & Waschbusch, 1999)
•
Trainingsprogramme zur Verminderung von aggressivem
oder impulsivem Verhalten
– z.B. THOP - Therapieprogramm für Kinder mit
hyperkinetischem und oppositionellem
Problemverhalten (Döpfner et al. 1998)
• Verbesserung sozialer Fertigkeiten
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Kognitive Verfahren
Erfolg abhängig von:
– Alter
– Sprachfähigkeiten
– Behandlungsmotivation
– Dauer und Intensität des Trainings
•
Selbstbeobachtung
•
Selbstinstruktionstraining
•
Kognitives Umstrukturieren
•
Interpersonelle Problemlösetraining
– Wirksamkeit insgesamt nicht hinreichend belegt;
vereinzelt positive Effekte
– allein nicht ausreichend erfolgsversprechend
(Abikoff und Gittelmann, 1985; Abikoff, 1987; Lauth et al., 1996)
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Selbstinstruktionstraining
Ziel
•
Verbesserung von Selbstregulation / reflexiven
Problemlösungsstrategien
Methode
•
Lernen am Modell
– Schwierigkeiten erkennen / Aufmerksamkeitsfokussierung
– Impulskontrolle
– Entwicklung von angemessenen Handlungsplänen
– Erfolgskontrolle
– Selbstbestätigung
•
Transfer auf häusliche / schulische Situationen
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Selbstinstruktionstraining
Abb.: Signalkarten aus Döpfner et al., 1998
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nicht-medikamentöse Therapien I
•
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
– Keine kontrollierten Studien zur Wirksamkeit
•
Diät-Behandlung
– Ausschlussdiäten spezifischer Substanzen
– Voraussetzung gute Compliance
– Wirksamkeit in den meisten Studien nicht nachweisbar
– Möglicherweise geringe Effekte / Subgruppe
– Behandlung von Vorschulkindern
(Carter, 1993; Committee on Toxicity 2000, Schulte-Körne et al., 1996;
Schmidt et al., 1997)
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nicht-medikamentöse Therapien II
•
Entspannungsverfahren
– Keine kontrollierten Studien zur Wirksamkeit
– Allenfalls ergänzende Intervention
•
Mototherapie, Psychomotorik, Ergotherapie
– Keine kontrollierten Studien zur Wirksamkeit
– Problem: Transfer
– Als ergänzende Maßnahme empfohlen
•
Neurofeedback
– Studien zeigen, dass Kinder mit ADHS von Neurofeedback
profitieren können
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Stimulantientherapie
Mittel der Wahl
– Methylphenidat, Dextroamphetamin
Wirkungsmechanismus
– Wiederaufnahmehemmung von Dopamin
(Noradrenalin) u.a. durch DopamintransporterBlockade (MPH + AMP)
– Freisetzung von Monoaminen in Synapse (AMP)
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METHYLPHENIDAT
Zulassung für ADHS in der BRD
+
Wirkungseintritt
schnell (nach 30 - 60 Min.), zuverlässig
Wirkungsdauer
kurz
Halbwertzeit
Max. Plasmakonzentration
Einnahmehäufigkeit
Metabolismus
1,5 - 3 Std.
1 - 2 Std.
2x täglich ggf. häufiger bis zu alle 3 Std.
Abbau in der Leber
Tagesdosis
max. 60 mg
BTM-Rezept
ja
Klinische Erfahrung/
Dokumentation/Studien
weltweit sehr groß, auch in der BRD gut
dokumentiert
Abhängigkeitspotential
vorhanden, sehr gering
Nebenwirkungen (spezifische)
leichte Erhöhung der Leberwerte
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PSYCHOSTIMULANZIEN IM VERGLEICH
PEMOLIN
Zulassung für ADHS in der BRD
+
Wirkungseintritt
akut und protrahiert (individuell) zuverlässig
Wirkungsdauer
lang
Halbwertzeit
8 - 12 Std.
Max. Plasmakonzentration
2 - 4 Std.
Einnahmehäufigkeit
1x täglich
Metabolismus
zu 60 % in der Leber mit kompliziertem Abbau
40% unverändert über den Urin
Tagesdosis
min. 20 mg bis max. 60 mg
BTM-Rezept
nein
Klinische Erfahrung/
Dokumentation/Studien
Weltweit groß, in BRD wenig bekannt
Abhängigkeitspotential
Nicht bekannt, minimal
Nebenwirkungen (spezifische)
Leberschädigungen; Vorsichtsmaßnahmen!
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PSYCHOSTIMULANZIEN IM VERGLEICH
D-AMFETAMIN
Zulassung für ADHS in der BRD
Kein Fertigarzneimittel
Wirkungseintritt
schnell (nach 30-60 Min.) zuverlässig
Wirkungsdauer
Länger als MPH
Halbwertzeit
Max. Plasmakonzentration
Einnahmehäufigkeit
Metabolismus
5 - 8 Std.
Keine Angaben
2x täglich
Leber, teils in der Niere
Tagesdosis
max. 40 mg
BTM-Rezept
ja
Klinische Erfahrung/
Dokumentation/Studien
weltweit sehr groß, auch in der BRD gut
dokumentiert
Abhängigkeitspotential
Höher als MPH
Nebenwirkungen (spezifische)
Keine spezifischen Nebenwirkungen
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Anwendungsprinzipien
• Ausschluss von Kontraindikationen
• Aufklärung und informierte Zustimmung
• Sorgfältige individuelle Titration der Dosierung
• Dosierungsintervall an Wirkzeit anpassen
• Regelmäßige systematische Verlaufskontrollen der
Zielparameter
• Regelmäßige Auslassversuche
• Beachtung unerwünschter Arzneimittelwirkungen
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PSYCHOSTIMULANZIEN bei der ADHS
Psychostimulanzien:
Ähnlichkeit mit Struktur der Neurotransmittern Dopamin
und Noradrenalin
Mittel der Wahl
Methylphenidat, Dextroamphetamin
Wirkungsmechanismus
Wiederaufnahmehemmung von Dopamin
(Noradrenalin)
u.a. durch Dopamintransporter-
Blockade (MPH + AMP)
Freisetzung von Monoaminen in Synapse (AMP)
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NEUROTRANSMISSION
Erregungsübertragung an der Synapse
vom zuleitenden Nerv auf den Rezeptor des empfangenden Nerves
Ankommender
elektrischer Impuls
Dentrit des
zuleitenden Nerves
Vesikel
Präsynapse
Axon
Neurotransmitter
(biochemischer Stoff)
Neurotransmitter
Neurotransmitter
Empfangene Erregung
Elektrische Weiterleitung
1. Schritt:
Elektrischer Impuls
2. Schritt:
Neurotransmitterfreisetzung
(aus den Vesikeln der Präsynapse)
Synaptischer Spalt
Rezeptor
Postsynapse
Empfangender Nerv
Dentrit des ableitenden Nerves
3. Schritt:
Diffusion des Neurotransmitters
in den synaptischen Spalt
5. Schritt:
Elektrische Weiterleitung der
Erregung
4. Schritt:
Aufnahme des Neurotransmitters
in der Postsynapse
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72
Anwendungsbeschränkungen MPH
Methylphenidat: nach internationalen Standards hoch wirksam und unbedenklich in der
Anwendung bei der ADHS (130 kontrollierte klinische Studien)
Relativ kontraindiziert, bei
endogener Depression, Angsterkrankungen, Magersucht
Gilles de la Tourette-Syndrom
familiärem Vorkommen von motorisch-verbalen Tics
Erkrankungen des schizophrenen Formenkreises
mittelschwerem und schwerem Bluthochdrucks
arterieller Verschlusskrankheit
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Anwendungsbeschränkungen MPH
Methylphenidat: nach internationalen Standards hoch wirksam und unbedenklich in der
Anwendung bei der ADHS (130 kontrollierte klinische Studien)
Relativ kontraindiziert, bei
schwere Angina pectoris, Hypertonie
tachykarden Arrhythmien
Zustand nach Schlaganfall
Prostatahyperplasie
Hyperthyreose
Schwangerschaft
Abhängigkeiten und Substanzmissbrauch
Bei Kindern unter 6 Jahren lagen (Stand: 1992) noch keine
ausreichenden klinischen Daten zur Bewertung vor
(zwischenzeitlich gibt es auch hier kontrollierte klinische
Studien)
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Stimulantien - Wirksamkeit
• Responderrate ca. 75%
• individuelle Titration optimiert Therapie
• Effektstärken vs. Placebo:
– 0,8 – 1,0 Verhaltensmaße
– 0,6 - 0,8 kognitive Parameter, Verringerung der
Kernsymptomatik
• Wirksamkeit D-Amphetamin MPH
38% gleich effektiv, 35% besser DAMP, 26% besser MPH
• Kurzzeitwirksamkeit im Alter von 6 - 12 Jahren gut belegt
• Langzeitwirksamkeit über 12- 24 Monate noch wenig erforscht
• Verbesserung begleitender Beeinträchtigungen
(Spencer et al., 1996, Riddle et al., 2001; Swanson et al., 1993 Jadad et al., 1999; Lord &
Paisley, 2000;
Pliszka et al., 200a u. b; MTA Cooperative Group, 1999a u. b ; Greenhill et al., 1996) ;
Gillberg et al., 1997)
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Differentielle Stimulantieneffekte
• Aufmerksamkeitsdefizit (Taylor et al., 1987; Buitelaar et al., 1995)
• Schweregrad uneinheitlich
– Abnahme vs. Ausmaß nach Behandlung
• Kindergartenalter < Schulalter (?)
• Unabhängig von
– Komorbidität mit SSV
– Positiver Familienanamnese mit ADHS
– Ungünstigen Familienverhältnisse
– Sprachentwicklungsstörungen
– Motorischen Entwicklungsstörungen
(Spencer et al., 1996)
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SCHRIFTPROBEN EINES
12-JÄHRIGEN HYPERAKTIVEN JUNGEN:
Ohne Medikamentengabe:
Niedrige Medikamentendosierung (nachmittags):
Volle Medikamentendosierung (vormittags):
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EXPERTENMEINUNGEN ZU PSYCHOSTIMULANZIEN
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Unmittelbare Effekte von Psychostimulanzien (Methylphenidat)
(Quelle: Döpfner et. al. 1996)
Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit
.
Verminderung von hyperkinetischem
Verhalten.
.
Verbesserung der sozialen
Beziehungen.
Beliebtheit in der Gleichaltrigengruppe
steigt, Freunde werden gewonnen.
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EXPERTENMEINUNGEN ZU PSYCHOSTIMULANZIEN
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Unmittelbare Effekte von Psychostimulanzien (Methylphenidat)
(Quelle: Döpfner et. al. 1996)
Verminderung der Impulsivität
.
bei einfachen Aufgaben
Verminderung von impulsivem Verhalten
im Unterricht, in der Familie, in der Freizeit.
Verbesserung der Mutter-Kind-Interaktion.
Verhalten: Kind - Mutter
Reaktionen der Mutter auf das Kind
Kind beachtet häufiger Aufforderungen der
Mutter. Mutter schenkt dem Kind vermehrt
Aufmerksamkeit
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EXPERTENMEINUNGEN ZU PSYCHOSTIMULANZIEN
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Unmittelbare Effekte von Psychostimulanzien (Methylphenidat)
(Quelle: Döpfner et. al. 1996)
Verbesserung der Produktivität
und Genauigkeit
der schulischen Leistungen
Verminderung von aggressivem
Verhalten
vor allem bei höherer Dosierung.
Verbesserung der
Lehrer-/Schüler-Interaktion
im Kindergarten und im Unterricht.
Erzieher oder Lehrer benutzen seltener
kontrollierende verhaltenssteuernde
oder disziplinierende Maßnahmen.
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Teufelskreis des hyperkinetischen Kindes
„Mit Psychostimulanzien kann der Circulus vitiosus des ADHSPatienten, insbesondere der ADHS-Kinder, heute hochwirksam,
unproblematisch bzgl. Wirksamkeit, Verträglichkeit, Pharmakologie
praktisch nebenwirkungsfrei durchbrochen werden“.
(Prof. G.-E. Trott, Vortrag am 16.02.2000, München)
„Mit einer kontinuierlichen Psychostimulanzien-Behandlung kann
heute bei den ADHS-Patienten von Kleinkindesalter an bis in das
Erwachsenenalter hinein ein Normalzustand dauerhaft gehalten
werden“.
(Prof. G.-E. Trott, Vortrag am 16.02.2000, München)
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Medikation - Ansprechraten
Management of ADHD; Wilens, 2000
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Stimulantien - unerwünschte Arzneimittelwirkungen
•
Appetitminderung, Übelkeit
•
Einschlafstörung
•
Missstimmung, Weinerlichkeit, sozialer Rückzug
•
Schwindel, Kopfschmerz, Bauchschmerz
•
Verstärkte Unruhe am Ende der Medikamentenwirkung
„Rebound“
•
Auslösung / Verschlechterung von Tics
Dosisabhängig
•
Emotionale oder kognitive Einengung, Mangel an Spontaneität,
perseverierende Verhaltensweisen, Stereotypien
•
Puls- und Blutdruckerhöhung
Sehr selten
•
Psychotische Symptomatik
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Kontrolle von Nebenwirkungen
• Abwarten unter engmaschiger
Kontrolle
• Verminderung der Dosis
• Änderung der Einnahmezeiten
• Wechsel des Medikamentes
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84
MTA-Studie
Multimodal Treatment Study of Children with ADHD
•
579 ADHS-Kinder (DSM-IV: kombinierter Typ)
•
7-9 Jahre alt, 20% Mädchen
•
Behandlungszeitraum: 14 Monate
•
Gruppen:
1. Sorgfältig überwachte medikamentöse
Therapie (individualisierte Titration)
2. Intensive verhaltenstherapeutische Behandlung
3. Kombination beider Behandlungen
4. Gewöhnliche Routinebehandlung
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Ergebnisse MTA
Hyperkinetische Symptomatik
– Komb = Med; VT = CC
Aggressives Verhalten
– Komb = Med = VT; Komb, Med > CC; VT > CC
Internale Symptomatik
– Komb = Med; Komb > VT, CC; Med = VT = CC
Soziale Kompetenzen
– Komb = Med = VT; Komb, Med ≥ CC; VT = CC
Erziehungskompetenzen
– Komb = Med = VT; Komb ≥ CC
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Ergebnisse der MTA-Studie
Alle Behandlungsbedingungen wirkungsvoll, aber
Medikationsmanagement
+ Verhaltenstherapie
Medikationsmanagement
vergleichbar +
wirkungsvoller als
Verhaltenstherapie
„Community treatment“
(Conners et al. 2001, Jensen et al. 2001, Swanson et al. 2001, Vitiello et al. 2001)
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Kritische Anmerkungen MTA
•
keine unbehandelten Gruppen
•
durchschnittlich höhere Dosierung
•
Med: monatliche Beratung und sorgfältige individuelle Titrierung
•
Keine individualisierte VT (Greene & Ablon, 2001)
•
Bzgl. Langzeiteffekte multimodale Therapie möglicherweise
wirksamer (Satterfield et al., 1981;1987)
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FAZIT
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PROBLEME der ADHS-Kinder
ADHS-Kinder haben aufgrund ihrer
Aufmerksamkeitsstörung erhebliche Probleme in den
Bereichen:
Wahrnehmung
Sozialverhalten
Lernen
ADHS-Kinder haben aufgrund ihrer Hyperaktivität
erhebliche Probleme in den Bereichen:
Umweltanpassung
Gruppenverhalten
Motorische Koordination (häufig Unfälle)
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