Neuropsychologie - Max-Planck-Institut für Kognitions

Werbung
4/23/2015
Methoden der kognitiven
Neurowissenschaften:
Neuropsychologie
SS 2015
Jöran Lepsien
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Zeitplan
Datum
Thema
17.4. Einführung und Organisation
24.4. Neuropsychologie
1.5. -- 1.Mai -8.5. Elektrophysiologie
(C. Gundlach)
15.5. -- Freitag nach Himmelfahrt -22.5. EEG
(T. Gunter)
29.5. Behaviorale Methoden
5.6. MEG
(B. Maess)
12.6. MRT
19.6. fMRT(I)
26.6. fMRT(II) & PET
3.7. NIRS
10.7. TMS/TDCS
17.7. Abschluß, Nachbesprechung & Prüfungsvorbereitung
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
1
4/23/2015
Methoden
Moderne Messmethoden: Bildgebende Verfahren
3
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Neuropsychologie
Donald Hebb führte den Begriff,
eher en passant, 1949 ein.
!
Neuropsychologie:
Variation physiologischer Prozesse im
zentralen Nervensystem
Auswirkungen auf
psychische Prozesse (Denken, Verhalten,
Erleben)
4
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
2
4/23/2015
Kontrollfunktionen
Affect
Planen
Neglect
Aufmerksamkeit
exekutive
Funktionen
Erkennen
Raumwahrnehmung
Wahrnehmung
Praxis
Gesichtererkennen
Sensomotorik
Gedächtnis
Lernen
Wissen
Sprache
Textverstehen
Rechnen
Intelligenz
Lesen
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Heute
1. Geschichte der Neuropsychologie
2. Kurzes Repetitorium Neuroanatomie
3. Das neuropsychologische Paradigma
6
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
3
4/23/2015
7
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Jungsteinzeit
8
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
4
4/23/2015
Die „Gehirnhypothese“
Die Annahme, dass das Gehirn Quelle all unserer
Verhaltensweisen ist.
Wilhelm Griesinger, Lehrbuch „Pathologie und Therapie der
psychischen Krankheiten“ 1845:
„Geisteskrankheiten sind Gehirnkrankheiten“
9
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Geschichte – 17. Jahrhundert
Neuroanatomie (Thomas Willis, 1621-1675)
•
Begründer der Anatomie des
Nervensystem
•
Läsion führt zu Defizitärem Verhalten
•
Arterienring zur Blutversorgung des
Gehirns
•
Gehirn des Menschen ist von dem der
Tiere verschieden
→ ermöglicht menschliche Intelligenz?
u.v.m.
10
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
5
4/23/2015
Geschichte – frühes 19. Jahrhundert
Franz Joseph Gall, Johann G. Spurzheim
•
Verbreiteten Willis‘ Gedanken, dass bestimmte Hirnregionen für
bestimmte Funktionen zuständig sind.
•
Kortex und Gyri bestehen aus aktiven Zellen.
•
Diese aktiven Zellen sind mit dem Rückenmark verbunden.
•
Das Rückenmark schickt seine Ausläufer in die Muskulatur.
•
Kortex kann durch die Projektion ins Rückenmark das Verhalten
kontrollieren.
•
Hirnhälften werden sind durch das Corpus Callosum verbunden und
stehen miteinander in Wechselwirkung.
11
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Geschichte – frühes 19. Jahrhundert
Phrenologie (Franz Joseph Gall, Johann G. Spurzheim)
•
Gehirn besteht aus
ursprünglich 27
verschiedenen Arealen mit
spezifischen Funktionen.
•
Wird eine Funktion häufiger
benutzt, wächst das
zugehörige Areal, es
entstehen sogenannte
„Bumps“ auf der
Schädeloberfläche.
12
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
6
4/23/2015
Geschichte – frühes 19. Jahrhundert
Phrenologie (Franz Joseph Gall, Johann G. Spurzheim)
Beispiele für Funktionen:
Spiritualität
Idealismus
Musikalität
Liebe
13
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Geschichte – frühes 19. Jahrhundert
Phrenologie – Grundsätze in Galls Lehre
1.
2.
3.
4.
5.
6.
→
Das Gehirn ist das Organ des Geistes.
Das Gehirn besteht aus verschiedenen, abgegrenzten und
angeborenen Fähigkeiten.
Jede Fähigkeit hat einen bestimmten Sitz / bestimmtes Organ im
Gehirn.
Die Größe des Organs sagt etwas über die Ausprägung der Fähigkeit
aus.
Die Form des Gehirns wird durch die Entwicklung und Ausprägung der
einzelnen Organe definiert.
Durch kraniologische Untersuchungen kann die relative Größe dieser
Organe festgestellt werden und als Index für Begabung und
Fähigkeiten verwendet werden.
Lokalisationsansatz
14
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
7
4/23/2015
Geschichte – frühes 19. Jahrhundert
Warum musste die Phrenologie scheitern
15
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Geschichte – frühes 19. Jahrhundert
Warum musste die Phrenologie scheitern
1.
Schwierigkeit Begriffe wie Glaube, Selbstliebe, Verehrung zu
quantifizieren.
2.
Schädeloberfläche ist kein Abdruck des Inneren. (Aber: Größe und
Ausdehnung der Gyri korreliert schon mit dem Verhalten!)
3.
Gall: Gehirn das Organ der Seele
Descartes: Seele ist immateriell, nicht fassbar, unteilbar
→ Führte zu starkem Widerspruch
16
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
8
4/23/2015
Antilokalisation
Marie-Jean-Pierre Flourens, auch: Friedrich Goltz
•
„Alle Empfindungen, Wahrnehmungen und der
Wille haben ihren Sitz im gesamten Gehirn“
•
„Fool and Phrenology are terms nearly
synonymus“
17
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Geschichte – Mitte/Ende 19. Jh: Erfolgsgeschichte des
“Lokalisationismus” beginnt
Welche Läsion?
Welches Symptom?
18
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
9
4/23/2015
Geschichte – Mitte/Ende 19. Jh: Erfolgsgeschichte des
“Lokalisationismus” beginnt
Welche Läsion?
Inferiorer Frontaler Kortex
Welches Symptom?
Nicht-flüssige, agrammatische Aphasie
Paul Broca -- Kommen wir später dazu
19
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Geschichte – Mittleres/Spätes 19. Jahrhundert
Korbinian Brodmann
20
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
10
4/23/2015
Konkurrierende Methoden und Konzepte ~1900–1950
21
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Konkurrierende Methoden und Konzepte ~1900–1950
22
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
11
4/23/2015
Rezeptor-Cytoarchitektur (Amunts et al., Jülich)
23
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Kleines Repetitorium Neuroanatomie
24
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
12
4/23/2015
25
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Dorsal (~ rücklings)
Superior
Dorsal (~ rücklings)
Rostral
Caudal
Caudal
anterior
posterior
Ventral (~ bäuchlings)
Ventral (~ bäuchlings)
inferior
!
26
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
13
4/23/2015
27
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
!
Medial
Axial / transversal
Coronal
Sagittal
Lateral
28
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
14
4/23/2015
– go to Brain Voyager™ Brain Tutor here –
29
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
30
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
15
4/23/2015
Das neuropsychologische Paradigma
• Läsionsstudien
• Neuropsychologische Tests
Wichtiges Konzept: Doppelte Dissoziation
• Läsionsstudien im Zeitalter der MRT:
Voxel-basierte Läsions–Symptom-Kartierung (VLSM)
31
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Läsionsstudien
Phineas P. Gage (1823–1860)
Eisenstange von unten nach oben
durch seinen Schädel.
Läsion im orbitofrontalen und
präfrontalen Kortex.
Wahrnehmung, Gedächtnis,
Intelligenz, Sprachfähigkeit, sowie
Motorik blieben völlig intakt.
Aber: Starke
Persönlichkeitsveränderungen.
Besonnen, freundlich, ausgeglichen
→ kindisch, impulsiv, unzuverlässig
32
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
16
4/23/2015
Läsionsstudien
Läsionsstudien – Phineas P. Gage
Eisenstange von unten nach oben
durch seinen Schädel.
Läsion im orbitofrontalen und
präfrontalen Kortex.
Wahrnehmung, Gedächtnis,
Intelligenz, Sprachfähigkeit, sowie
Motorik blieben völlig intakt.
Aber: Starke
Persönlichkeitsveränderungen.
Besonnen, freundlich, ausgeglichen
→ kindisch, impulsiv, unzuverlässig
33
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Broca und der “Durchbruch” der Lokalisationsidee
Paul Broca – Der Fall Leborgne („Monsieur Tan“)
Patient konnte nach einem Schlaganfall
gesprochene und geschriebene Sprache verstehen,
sie aber nicht mehr sprechen
→ Broca-Aphasie
→ Lokalisation: Broca Zentrum/ Broca‘s Area
34
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
17
4/23/2015
Wernicke und der Beginn der lokalisatonistischen
Sprachmodelle
Carl Wernicke
Störungen des Sprachverständnisses. Betroffene sind
nicht in der Lage, Gesagtes zu verstehen und
produzieren daher ein „Kauderwelsch“, welches
weder dem Zuhörenden, noch ihnen selbst
verständlich ist.
→ Wernicke-Aphasie
→ Lokalisation: Wernicke Zentrum/ Wernicke‘s
Area
35
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Wernicke und der Beginn der lokalisatonistischen
Sprachmodelle
Carl Wernicke
36
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
18
4/23/2015
Übersicht über die die wichtigsten Aphasie-Formen
Verstehen Fluß
Leitsymptom
Broca
+
--
Agrammatismus
Wernicke
--
+
Paragrammatismus
amnestisch
+
0
Wortfindung
global
--
--
!
Dank an Hellmuth Obrig
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Symptom:
Funktion F
Struktur
C
Struktur
A
Struktur
B
Logik der Läsionsstudie:
Fasertrakt
ABC
!
– Symptom: Funktionsausfall F (klinische Beobachtung, Testergebnis, etc)
Struktur A ist läsioniert (post mortem, MR, CT)
Struktur A ist ursächlich für Funktion F
Aber: Unklare Beiträge des Gesamten Netzwerks
Weitere Studien nötig, um Rolle von A im Netzwerk herauszustellen
38
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
19
4/23/2015
Zum Beispiel Broca’s berühmter Fall Leborgne:
Dronkers, Brain 2007
39
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Zum Beispiel Broca’s berühmter Fall Leborgne:
“– Lesions in the left inferior frontal gyrus, deep
inferior parietal lobe and anterior superior temporal
lobe.
– In addition, there is extensive subcortical
involvement including the claustrum, putamen,
globus pallidus, head of the caudate nucleus and
internal and external capsules.
– The insula is completely destroyed
– The entire length of the superior longitudinal
fasciculus is also obliterated, along with other
frontal-parietal periventricular white matter. The
medial subcallosal fasciculus is also affected.
– The right hemisphere is unaffected and serves as
an excellent comparison to the damaged left
hemisphere of this preserved brain.”
MR-Aufnahmen des
konservierten Gehirns aus dem
Jahre 1999:
Dronkers, Brain 2007
40
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
20
4/23/2015
H.M. (1926–2008)
!
Resektion (=Entfernung) des bilateralen
medialen Temporallappens kann zu anterograder Amnesie führen
Wichtigster / produktivster neuropsychologischer Fall
41
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
H.M. (1926–2008)
“Manna from heaven for the early proponents of
a short-term/long-term memory dichotomy”
• Grenzwertig normales Kurzzeitgedächtnis (Zahlenspanne)
• Keine Neu-Einspeicherung ins Langzeitgedächtnis mehr
möglich
• Oft übersehen: Auch ein olfaktorisches Defizit und die
Unfähigkeit, innere Zustände wiederzugeben.
• Aber: Implizites (“Prozedurales”) Lernen erhalten
42
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
21
4/23/2015
Methodisch: Wie eine Patientenleistung
einordnen/vergleichen?
Patientenleistung?
Normale Leistung
• Nutzen normierter Tests, transformieren von Rohwerten in Normwerte (T, z)
• Oder: Erheben einer alters-/bildungsgematchten Kontrollgruppe und
gemeinsames Scoren von Patienten- und Kontrolldaten:
X = [5
7
8
8
9
10
10
11
11
11
15]
Z(x) = (X – mean(X))./std(X)
x=8
z = –0.97
p(z) = 0.24, n.s.
43
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Beispiele Neuropsychologischer Tests
Beispiel für eine typische Vielzahl an Tests, aus Warrington & Shallice, 1984
44
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
22
4/23/2015
Aphasie: Eigene Testbatterie (AAT)
Aachener Aphasie Test (AAT)
(1) semistandardisiertes Interview
(2) Token Test
(3) Nachsprechen
(4) Schriftsprache
(5) Benennen
(6) Sprachverständnis (auditiv und Lese-Sinn-Verständnis)
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Beispiel aus dem AAT: Token Test
Zeigen Sie das grüne Viereck
Zeigen Sie das weiße Viereck
…
1
Zeigen Sie den großen roten Kreis
Zeigen Sie den kleinen blauen Kreis
…
2
Zeigen Sie den weißen Kreis und das rote Viereck
Zeigen Sie den grünen Kreis und den blauen Kreis
…
3
Zeigen Sie das große grüne Viereck und den kleinen weißen Kreis
Zeigen Sie das kleine gelbe Viereck und das kleine blaue Viereck
…
4
Legen Sie das weiße Viereck auf den grünen Kreis
Berühren Sie die Vierecke langsam und die Kreise schnell
Nehmen Sie alle Kreise außer dem gelben
Bevor Sie den grünen Kreis berühren, nehmen Sie das weiße Viereck
…
5
Dank an Hellmuth Obrig
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
23
4/23/2015
Beispiele weiterer Tests
Rey-Osterrieth Complex Figure test:
visuell-räumliche Aufmerksamkeit, Kurzzeitgedächtnis,
exekutive Funktionen (Planung)
Nachzeichnungen
rechtshemisphärischer
Patienten
(1 x Basal-GanglienEinblutung,
2x Media-Infarkt)
47
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Visueller Neglect
Aufgabe: Bitte streichen Sie alle Linien durch.
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
24
4/23/2015
Stadien einer Fallstudie nach Shallice:
1. Selektion der Patientin:
Muster der (klinisch beobachteten) Defizite / erhaltenen Fähigkeiten
erscheint von spezifischen Interesse
2. Erschöpfende Erhebung mittels psychometrisch standardartisierter
Tests (fehlt oft bei “klassischen” Fällen)
Ergebnisse hiervon sollten eine vorläufige Zuordnung zu einer SyndromKategorie erlauben
3. Quantitative Vertiefung; Erkunden der gestörten Mechanismen (d.h.,
des Zusammenwirkens von Funktionen) mit gezielten (manchmal neu
zu entwickelnden) Tests
Erfordert Theorie/Methoden der kogn., experimentellen,
physiologischen Psychologie
Die ursprüngliche Syndrom-Klassifikation mag sich hier als nicht
haltbar herausstellen; u.U. Ende dieser Fallstudie
!
4. Statistische Testung
49
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
“experimentelle” Läsionen
• z.B. Ablation, Lobektomie, Kommissurotomie
(Entfernung, Durchtrennung)
irreversibel
• Kühlung einer Hirnareals
reversibel / temporär
• Pharmakologische Intervention (Wada-Test)
reversibel / temporär
!
50
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
25
4/23/2015
Ungerleider & Mishkin:
Dual-Stream Hypothesis of visual processing
Visuelle Areale im Makaken-Hirn:
Wie herausfinden,
welche Teilleistung
welche visuellen Areale beitragen?
51
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Ungerleider & Mishkin:
Dual-Stream Hypothesis of visual processing
52
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
26
4/23/2015
Doppelte Dissoziation
Einfache Dissoziation
“Bild und Farbe
getrennte Prozesse”
… Aber nicht völlig
unabhängig, Farbe ohne
Bild geht z.B. nicht
Parkin, 1996
53
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Doppelte Dissoziation
x
x
Zwei Fernseher (i.e.,
Patienten):
Doppelte Dissozation
(Teuber, 1955)
“Bild und Ton
getrennte Funktionen des
Fernsehers”
!
Parkin, 1996
54
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
27
4/23/2015
Doppelte Dissoziation
Orte diskriminieren
Objekte diskriminieren
Ablation
Posterior
Parietal
Ablation
Inferior
Temporal
Miskin & Ungerleider 198355
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Selektive Kühlung
Selektive Kühlung des posterioren
auditiven Areals (PAF)
unterbricht Schallokalisation in der
Katze
Lomber et al., Nat Neurosci 2008
56
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
28
4/23/2015
Selektive Kühlung
Selektive Kühlung des posterioren
auditiven Areals (PAF)
unterbricht Schallokalisation in der
Katze
Lomber et al., Nat Neurosci 2008
57
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Zur Ethik des Läsionsexperiments im Tierversuch:
Auf den Wunsch einiger Studierender…
… hin hier z.B. noch ein Statement der Max-Planck-Gesellschaft
zum ethischen Umgang mit Versuchstieren:
http://www.mpg.de/4605861/MPG_Tierversuche.pdf
Ebenso haben die Kollegen in Tübingen, die mit einer Kolonie
von Makaken forschen, eine gute Übersicht:
http://hirnforschung.kyb.mpg.de/startseite.html
58
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
29
4/23/2015
Wada-Test: Selektive Anästhesie
Natrium-Amobarbital-Injektion beginnt bei 1‘30‘‘
59
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Wada-Test: Selektive Anästhesie
60
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
30
4/23/2015
Voxel-basierte Läsions–Symptom Kartierung (VLSM)
Bates, Nat Neurosci 200361
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Voxel-basierte Läsions–Symptom Kartierung (VLSM)
MR-Bild eines Patienten:
… wenn eine Vielzahl solcher Patienten-MRs sowie
deren Test-Scores (zB. Word fluency, digit span, etc.) vorliegen:
1. Definiere Läsion (“nachzeichnen” der Läsion auf dem MR)
2. Teste in jedem Bildwürfel (Voxel) mit der Adresse X,Y,Z:
Scores_Patienten_mit_Laesion_bei_XYZ = ...
[1 3 8 3 7 8 2 8 4]
Scores_Patienten_ohne_Laesion_bei_XYZ = ...
[3 6 10 11 6 8 4 6 3]
62
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
31
4/23/2015
Zusammenfassung Neuropsychologie 1
• Variation ( = Störung, Unterbrechung, Anomalie)
physiologischer Prozesse im zentralen Nervensystem
Auswirkungen auf psychische Prozesse (Denken,
Verhalten, Erleben)
• Läsionsmethode vor Aufkommen der bildgebenden
Methoden einzige und wichtigste Methode der “kognitiven
Neurowissenschaft” (bevor diese so hieß!)
!
63
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Zusammenfassung Neuropsychologie 2
• Konzeptuell eng verwandt mit derzeitigen “virtuellen
Läsionen” durch TMS, tDCS, etc.
• Kombinierbar
mit MR (siehe auch hier: VLSM-Methode), PET, EEG, MEG
• Kosten: gering (vgl. MR, PET, MEG)
• Invasivität: im Versuchstier ja (aber oft chronisch, weil
ja ausführliche Testungen angestrebt), im Menschen nicht
im eigentlichen Sinne (“Experimente der Natur”)
!
64
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
32
Herunterladen