Screeningmaßnahmen mit klinischen Beispielen Dr. med. A. Arnold Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten Screening > (englisch für: Durchsiebung, Rasterung, Durchleuchten) > systematisches Testverfahren, um innerhalb einer großen Anzahl von Proben oder Personen – bestimmte Eigenschaften der Prüfobjekte zu identifizieren. > Ein Screening ist somit ein auf bestimmte Kriterien ausgerichteter orientierender Siebtest. 2 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik > In der Medizin wird der Begriff Screening in zwei Bedeutungen verwendet: > Reihenuntersuchung bei vielen Menschen, um eine möglichst frühe Angabe zur Wahrscheinlichkeit des Vorliegens von bestimmten Krankheiten oder Risikofaktoren zu erhalten („Vorsorgeuntersuchung“), obwohl beim Vorliegen auffälliger Werte erst durch nachfolgende diagnostische Untersuchungen die Früherkennung von Krankheiten möglich ist. > Untersuchung eines einzelnen Menschen, bei dem auf Grund meist unspezifischer Symptome eine Durchuntersuchung stattfindet, um damit durch nachfolgende Untersuchungen weitere hinweisende oder ausschließende Befunde für Krankheiten zu erheben,. 3 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik Aspekte > Ziel: Lebenserwartung der Untersuchten bei lebensbedrohenden Krankheiten zu erhöhen, die Lebensqualität zu verbessern oder die Verbreitung eines bestimmten Merkmals festzustellen. > Möglichst große Anzahl an Probandinnen und Probanden, um relativ gesicherte statistische Aussagen zu erhalten. > Bei der Suche nach Krankheiten wird eine Gesamtheit von mehrheitlich (tatsächlich) Gesunden und eine kleine Anzahl von Kranken, die keine Symptome zeigen, untersucht. > In der Regel ist aus epidemiologischen Untersuchungen bekannt, wie viele Kranke sich in etwa in einer Gruppe von Personen verbergen, ihr Anteil wird als Grundanteil bezeichnet. > Im Rahmen exakter Fragestellungen sollen möglichst viele symptomlos erkrankte Menschen mit bestehenden Problemen, die vor der Behandlung nichts von diesen Problemen wussten, erkannt werden (Konsequenz: Behandlung/ Änderung des Lebensstils etc. 4 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik > Screening Untersuchungen (Suchdiagnostik bei Gesunden) ist nur sinnvoll wenn: > 1) die Chance vertretbar hoch ist, die gesuchte Erkrankung auch zu finden > 2) Die gesuchte Erkrankung von erheblicher Konsequenz für Betroffene ist und > 3) eine mögliche Früherkennung zu verbesserten Heilungschancen führt 5 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik Sensitivität > Die Sensitivität eines statistischen Tests bezeichnet die Wahrscheinlichkeit, einen “Kranken” / Merkmalsträger durch ein positives Testergebnis zu erkennen. > Eine Sensitivität von 95% für einen Test bedeutet, dass von 100 Kranken 95 durch den Test auch als krank erkannt werden 6 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik Spezifität > Spezifität eines statistischen Tests bezeichnet die Wahrscheinlichkeit, einen negativen Sachverhalt (“Keine Krankheit”) auch durch ein negatives Testergebnis zu erkennen. > Eine Spezifität von 95% für einen Test bedeutet, dass von 100 Gesunden 95 durch den Test als nicht krank (gesund) erkannt werden. 7 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik Beispiel > 100 von 100100 Personen (der Grundanteil entspricht in diesem Fall einem von 1001) leiden symptomlos an einer Krankheit. > Die Krankheit wird mit einem Test zu 98% (Sensitivität) richtig erkannt, die Gesunden werden zu 99% (Spezifität) als gesund erkannt. Der Test ist also sehr zuverlässig. > Er ist bei Ihnen positiv ausgefallen. Besteht Grund, sich ernsthafte Sorgen zu machen (siehe auch positiver prädiktiver Wert)? 8 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik Das Testergebnis: Das Testergebnis ist positiv: 98 Personen werden also zurecht als krank erkannt - 1000 Gesunde aber zu unrecht (falsch positiv). Durch einen Test werden also in diesem Beispiel 1098 Personen gefunden, wovon man 98 helfen kann, man weiß aber nicht welchen 98 der 1098 Personen, dafür sind klärende Befunde notwendig 99000 werden also zurecht als gesund erkannt- 2 Kranke aber zu unrecht (falsch negativ). In diesem Beispiel kann der Großteil davon ausgehen, nicht krank zu sein, wenn der Test negativ ist. Pos. Prädiktiver Wert 98/1098, 8.925 % Irrtumswahrscheinlichkeit 100% -8.925 %: 91.075 % 9 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik > Bei jedem Screening ist es von entscheidender Bedeutung, den Grundanteil zu kennen, um die Testergebnisse interpretieren zu können. > Ist dieser unbekannt, so haben die Testergebnisse keine Aussage - die Frage, ob eine Person krank ist, obwohl der Test negativ ist, oder gesund, obwohl der Test positiv ist, bleibt offen. 10 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik Anforderungen an Screningprogramme > die Krankheit muss für die Volksgesundheit von Bedeutung sein > sie muss gut bzw. bei früherer Erkennung deutlich besser behandelbar sein > das Testverfahren soll eine hohe Sensitivität und Spezifität aufweisen, d.h. der Test soll die gesuchte Erkrankung (die bestehenden Risikofaktoren) mit möglichst großer Sicherheit nachweisen oder ausschließen können. > die Untersuchung soll zeit- und kostengünstig sein. > die Untersuchung soll den zu Untersuchenden möglichst wenig belasten 11 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik Vorteile > Eine Erkrankung wird in einem gut behandelbaren Frühstadium entdeckt: > Die Behandlung eines Frühstadiums beeinträchtigt die Lebensqualität in geringerem Ausmaß > Die Behandlung des Frühstadiums verursacht geringere Kosten. > Folgeschäden werden oftmals verhindert. > Der Untersuchte ist bei einem unauffälligen Ergebnis beruhigt. > Die Scheu vor Arztbesuchen wird gemindert. > In unklaren Situationen kann womöglich auf Vorbefunde zurückgegriffen werden, die zur Klärung beitragen. > Patienten, (besonders solche aus Risikogruppen) können über mögliche Selbstuntersuchungen und prophylaktische Maßnahmen orientiert werden. 12 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik Nachteile > Mögliche Belastung durch die Untersuchung selbst oder falsch negative Ergebnisse. Hier werden Untersuchte wie Untersucher zu Unrecht beruhigt. > Bei falsch positiven Ergebnissen werden Patienten zu Unrecht beunruhigt, und teure, den Patienten wie das Gesundheitswesen belastende Folgeuntersuchungen sind die Folge. > Möglicherweise werden (wenn auch gut behandelbare) Frühstadien einer Erkrankung diagnostiziert, deren Früherkennung die Lebenszeit nicht verlängert, stattdessen aber die Lebensqualität vermindert > Wird nur der Zeitpunkt der Diagnose vorverlegt, ohne die Lebenserwartung zu erhöhen, kann dies auch als Nachteil angesehen werden. Dies trifft jedoch nur dann zu, wenn die Krankheit in einem bereits unheilbaren Stadium erkannt wird, während durch Screening ja Frühstadien erkannt werden können 13 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik Beispiele für Screeningmaßnahme in der Medizin OGT bei Schwangeren > Neugeborenenscreening > > > > > Phenylketonurie und weitere Aminosäurestoffwechselstörungen Galaktosämie Angeborene Hypothyreose Adrenogenitales Syndrom Biotinidasemangel 14 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik Weitere > > > > > > > Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen arterielle Hypertonie Fettstoffwechselstörungen (Cholesterin, Triglyceride) Mammographiescreening (Mammakarzinom) Zervixkarzinom, PAP Prostatakarzinom, prostataspezifisches Antigen (PSA) Karzinome des Verdauungstrakts (Ösophaguskarzinom, Magenkarzinom, Kolonkarzinom): Haemoccult, Gastroskopie, Koloskopie > Glaukom-Screening > psychische Störungen > Hautkrebsscreening 15 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik Fehlerquellen /Verfälschungen > Vorlaufzeitverfälschung: „Das Screening erhöht die Überlebenszeit – weil es in jedem Fall die Zeit zwischen Diagnose und Tod verlängert“. > Verfälschung durch den Typ der zu untersuchenden Krankheit: Screenings tendieren dazu, Krebserkrankungen zu erkennen, welche für den Patienten seltener lebensbedrohlich werden > Verfälschung durch die Probandenauswahl: Menschen, die etwa wegen Krebstodesfällen in ihrer Familie um ihr höheres Risiko wissen, nehmen häufiger an einer Screeningstudie teil als andere. > Verfälschung durch überflüssige Diagnosen: „Die meisten Männer sterben mit Prostatakrebs, aber nicht an Prostatakrebs“ 16 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik Hautkrebsscreening > Hautkrebs ist die weltweit am häufigsten auftretende Krebserkrankung. Etwa jeder Achte erkrankt hierzulande bis zum Alter von 75 Jahren an einem Hautkrebs. Die Tendenz ist steigend - in Deutschland und auch weltweit. > Seit 1. Juli 2008 haben gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren alle zwei Jahre einen Anspruch auf eine Früherkennungsuntersuchung auf Hautkrebs, das so genannte „Hautkrebs-Screening“. Nach Hochrechnungen haben seit der Einführung bereits über 11 Millionen Versicherte an der Untersuchung teilgenommen. 17 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik > Im Hautkrebs-Screening wird gezielt nach den drei Hautkrebserkrankungen Basalzellkarzinom, Plattenepithelkarzinom und malignes Melanom („Schwarzer Hautkrebs“) gesucht. > Früh erkannt ist Hautkrebs zu nahezu 100 Prozent heilbar. Ziel des Screenings ist es, die Heilungschancen zu erhöhen, den Hautkrebs schonender behandeln zu können und damit die Lebensqualität zu verbessern. > Durch gezielte Aufklärung über die Risiken von UV-Strahlung soll die Zahl der Hautkrebserkrankungen verringert werden. 18 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik > Das Basalzellkarzinom ist der häufigste bösartige Tumor der Haut. Rund 117.000 Menschen werden jedes Jahr in Deutschland mit dieser Diagnose konfrontiert. Alle 10 bis 15 Jahre verdoppeln sich die Neuerkrankungszahlen. Die Häufigkeit des Basalzellkrebses ist sehr stark altersabhängig. Sie steigt rasant ab dem 50. Lebensjahr an. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei etwa 60 Jahren. 19 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik Basalzellkarzinom Örtlich zerstörerisch wachsender Hauttumor, der nicht metastasiert. In Mitteleuropa einer der häufigsten malignen Tumoren. Neuerkrankungsrate in D: etwa 100 pro 100.000 Einwohner / Jahr. Das Durchschnittsalter liegt derzeit bei 60 Jahren, aber immer öfter sind auch jüngere Menschen betroffen. 20 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik 21 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik Basalzellkarzinom 22 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik 23 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik 24 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik 25 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik Sklerodermiformes Basalzellkarzinom 26 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik 27 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik Symptomkontrolle bei exulzerierten Tumoren 28 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik 29 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik > Das Plattenepithelkarzinom > > ist der zweithäufigste Hautkrebs. Etwa 54.000 Menschen erkranken bundesweit jedes Jahr neu an diesem Hautkrebs - Tendenz steigend. Auch diese Erkrankung ist stark altersabhängig. > Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 70 Jahren. 30 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik 31 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik 32 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik 33 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik > Das maligne Melanom ist der bösartigste Hauttumor, weil er häufig Tochtergeschwülste (Metastasen) bildet. In Deutschland erkranken hieran jedes Jahr etwa 24.000 Menschen neu. Mit zunehmendem Alter steigt die Erkrankungshäufigkeit deutlich an. Doch die Patienten werden immer jünger: Etwa 50 Prozent der Melanompatienten sind jünger als 60 Jahre. 34 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik Superfiziell spreitendes malignes Melanom 35 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik Primär noduläres malignes Melanom (NM) • 36 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik Lentigo-maligna-Melanom (LMM) 37 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik 38 / 04.05.2010 Dr. med. A. Arnold / Klinik und Poliklinik für Hautklinik