WR 1 W. Merz Kapitel 13 Die Gesetze der großen Zahlen Vorlesung Wahrscheinlichkeitsrechnung I vom 17. Juni 2009 W. Merz Lehrstuhl für Angewandte Mathematik 1 FAU 13.1 Der statistische Mittelwert WR 1 W. Merz X1 , X2 , X3 , . . . sei eine Folge von Zufallsvariablen auf einem Wahrscheinlichkeitsraum (Ω, A, P) mit den folgenden Eigenschaften: • EXk = µ für alle k = 1, 2, 3, . . . • var(Xk ) = σ 2 für alle k = 1, 2, 3, . . . • Die Xk sind paarweise unkorreliert, d.h. cov(Xi , Xk ) = 0 für alle Paare i, k von Indizes mit i 6= k . Für n = 1, 2, 3, . . . sei Sn = X1 + X2 + X3 + · · · + Xn Xn = 1 1 Sn = (X1 + X2 + X3 + · · · + Xn ) n n Sn nennen wir die n-te Partialsumme und X n den n-ten statistischen Mittelwert der Folge (Xk ). 13.2 WR 1 Erwartungswerte und Varianzen W. Merz Partialsummen ESn = E (X1 + X2 + X3 + · · · + Xn ) = EX1 + EX2 + EX3 + · · · + EXn = nµ Da die Xk unkorreliert sind, ist die Kovarianzmatrix eine Diagonalmatrix. var(Sn ) = var (X1 + X2 + X3 + · · · + Xn ) = (1, 1, . . . , 1)CX (1, 1, . . . , 1)> var(X1 ) 0 ··· 0 var(X ) ··· 2 = (1, 1, . . . , 1) .. .. .. . . . 0 = n X 0 0 0 .. . . . . var(Xn ) 1 1 .. . 1 var(Xk ) = nσ 2 k =1 13.3 Erwartungswerte und Varianzen WR 1 W. Merz Mittelwerte 1 1 Sn = ESn = µ n n 2 1 1 1 var(X n ) = var Sn = var(Sn ) = σ 2 n n n EX n = E Aus der Ungleichung von Tschebyscheff var(X n ) P |X n − EX n | > ε ≤ ε2 bzw. 1 σ2 P |X n − µ| > ε ≤ n ε2 folgt für alle ε > 0 lim P |X n − µ| > ε = 0 n→∞ 13.4 Gesetz der großen Zahlen WR 1 W. Merz Durch Übergang zum Komplementärereignis erhält man Schwaches Gesetz der großen Zahlen Für beliebige positive reelle Zahlen ε gilt lim P |X n − µ| ≤ ε = 1 n→∞ „Die Folge der Zufallsvariablen X n konvergiert stochastisch gegen µ = EXk “ Unter den angegebenen Voraussetzungen gilt auch Starkes Gesetz der großen Zahlen P lim X n = µ = 1 n→∞ „Die Folge der Zufallsvariablen X n konvergiert fast sicher gegen µ = EXk “ 13.5 Gesetz der großen Zahlen WR 1 W. Merz Die Aussage „Die relativen Häufigkeiten konvergieren gegen die Wahrscheinlichkeit“ ist ein Spezialfall der oben formulierten Gesetze: (Ω0 , A0 , P0 ) sei ein Wahrscheinlichkeitsraum, A ∈ A0 ein Ereignis mit P0 (A) = p und X (ω) = 1A (ω) = 1 · 1A (ω) + 0 · 1A (ω) die Indikatorfunktion des Ereignisses A. R EX = X dP0 = 1P0 (A) + 0P0 (A) = p R E(X 2 ) = X 2 dP0 = 12 P0 (A) + 02 P0 (A) = p var(X ) = E(X 2 ) − (EX )2 = p − p2 = p(1 − p) 13.6 Gesetz der großen Zahlen WR 1 W. Merz (Ω, A, P) sei die ∞-fache Wiederholung von (Ω0 , A0 , P0 ) und Xk die Indikatorfunktion mit Xk = 1, wenn bei der k -ten Durchführung von (Ω0 , A0 , P0 ) das Ereignis A eintritt und Xk = 0 sonst. Die Xk sind stochastisch unabhängig, EXk = EX = p und var(Xk ) = var(X ) = p(1 − p). Sn = X1 + X2 + · · · + Xn ist die absolute Häufigkeit des Eintretens von A bei den ersten n Durchführungen. 1 1 Sn = (X1 + X2 + · · · + Xn ) ist die relative Häufigkeit n n des Eintretens von A bei den ersten n Durchführungen. Hn = Gesetze der großen Zahlen lim P (|Hn − p| ≤ ε) = 1 n→∞ bzw. P lim Hn = p = 1 n→∞ 13.7