WTZ-Journal 4/2016 - Westdeutsches Tumorzentrum Essen

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04•2016
ISSN 1869-5892 | 4,- €
www.wtz-essen.de
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Journal des Westdeutschen Tumorzentrums
WTZ Essen
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S3-Leitlinie Harnblasenkarzinom erschienen
Herbert Rübben referiert die Kurzversion
der im September 2016 erschienenen Leitlinie
8
„Therapie-Optionen langfristig sichern“
Jan Dürig im Gespräch zu neuen Möglichkeiten
in der Therapie des Multiplen Myeloms
12
50 Jahre Tumorklinik Essen
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit in Essen
hatte schon vor 50 Jahren Modellcharakter
14
Kleine Vesikel mit großer Wirkung
Basant Kumar Thakur forscht an Exosomen
von Tumorzellen
Der nächstte Meilensttein von Roche.
e.
Die nächstte Generaation der Krebsimmuntheraapie.1
„Die letzten Jahre waren in der Krebsforschung
g und -behandlung unglaublich aufregend.“ 2 So leitet die Präsidentin der A S C O den
Jahre sbericht 20 16 über den For t schritt gegen Krebs ein.
Roche hat die se aufregenden Jahre geprägt wie kaum ein andere s Unternehmen. Mit Avastin®, dem ersten V EG F-Antikörper zur
Angiogene sehemmung in der Onkologie. 3 Mit Herceptin®, das die Therapie de s H E R2-positiven Mammakarzinoms revolutionier t hat. 4
®
Mit Tarceva
a
, dem ersten Tyyrosinkinase-Inhibitor für Patienten mit Nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom in Europa5 – um nur drei
Meilensteine der modernen Krebstherapie zu nennen. Sie alle haben einer Vielzahl von Patienten Lebenszeit und Lebensqualit ät
ge schenkt.
Jetzt setzt Roche erneut Akzente. Mit der Krebsimmuntherapie der nächsten Generation. Sie ist das Ergebnis eine s tiefen Veerst ändnisse s für die komplexen immunologischen Abläufe auf zellulärer Ebene. Damit entwickelt Roche für Patienten eine neue wirks ame
und ver trägliche Therapie.
„Doing now what patient s need next..“ Mit die ser Vision ge st altet Roche seit mehr als 20 Jahren die Zukunft der Krebstherapie.
Weitere Informationen finden Sie unter https://www.krebsimmuntherapie-pdl1-signalweg.de
1. Chen D S et al. Clin Cancer Re s 20 12; 18(24): 65 8 0–65 87.
2. Clinic al Cancer Advance s 20 16: Annual Repor t on Progre ss Against Cancer From the
Americ an Society of Clinic al Oncology. In: Dizon D S et al. J Clin Oncol 20 16; 3 4(9): 9 87–10 11.
3. Gordon M S and Cunningham D. Oncology 2005; 6 9 Suppl 3: 25–33.
4. Brufsky A. Am J Clin Oncol 20 10; 33(2): 18 6–195.
5. Gridelli C et al. Exper t Opin Pharmacother 2007; 8(15): 2579–25 92.
editorial
Liebe Leserin,
lieber Leser,
wir hoffen, dass Sie gut in das neue Jahr gekommen sind, zu dem wir Ihnen unsere
4
besten Wünsche gerne übermitteln. Wir leben in wahrlich bewegten Zeiten, und
das nicht nur im Hinblick auf die häufig als atemberaubend apostrophierten
Schwerpunkt
Harnblasenkarzinom:
S3-Leitlinie erschienen
Das Harnblasenkarzinom (BC) ist die
zweithäufigste urologische Tumorerkrankung. Die im September 2016 zum
ersten Mal erschienene S3-Leitlinie
Harnblasenkarzinom wurde gemeinsam mit dem Leitlinienprogramm
Onkologie der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.), der
Deutschen Krebsgesellschaft sowie
der Deutschen Krebshilfe unter Beteiligung von weiteren 31 medizinischen
Fachgesellschaften erstellt.
Fortschritte in der Krebsmedizin. Wir ersparen uns weitere Anspielungen auf die
manchmal fassungslos machenden politischen Zeitläufte und konzentrieren uns
stattdessen auf das, was wir wirklich gut können: Sie, unsere Leserinnen und Leser,
über wichtige Fortschritte in Hämatologie und Onkologie, aber auch über interessante Entwicklungen innerhalb des Westdeutschen Tumorzentrums zu informieren.
In dieser Ausgabe fasst Herbert Rübben, Direktor der Klinik für Urologie, die im
September letzten Jahres erschienenen S3-Leitlinien zur Diagnostik und Therapie
des Harnblasenkarzinoms zusammen. Die Ereignisse in diesem Bereich überschla-
Herbert Rübben
gen sich förmlich, ist doch damit zu rechnen, dass schon im Laufe dieses Jahres die
Immuntherapie auch beim Urothelkarzinom eine prominente Rolle spielen wird.
8
Ungemein vielfältig sind auch die diagnostisch-therapeutischen Möglichkeiten,
Interview
„Multiples Myelom: TherapieOptionen langfristig sichern“
dungswege bei der Therapieplanung und macht unter anderem klar, warum es
Gut 13 Jahre nach der Einführung
des ersten Proteasomen-Inhibitors
Bortezomib hat sich der Fortschritt
in der Therapie des Multiplen
Myeloms merkbar beschleunigt.
hinsichtlich konkreter Präparateauswahl und -sequenz so schnell keine wirklich
Jan Dürig
wenn es um die Behandlung von Patienten mit Multiplem Myelom geht. Jan Dürig
von der Klinik für Hämatologie erläutert im Gespräch die komplexen Entschei-
evidenzbasierten standardisierten Vorgehensweisen geben wird.
12
Bei so viel Blick nach vorn sei auch ein kurzes Innehalten erlaubt: Im März dieses
Porträt
50 Jahre Tumorklinik Essen
Ihre Gründung im Jahr 1967 verdankt
sie einer Initiative von Mitgliedern der
Gesellschaft zur Bekämpfung der
Krebskrankheiten (GBK) NordrheinWestfalen, und ihr Erfolg hat viele
Väter. Als Teil des Westdeutschen
Tumorzentrums (WTZ) ist die Klinik
heute eine der weltweit führenden
Einrichtungen für internistische
Onkologie.
Jahres wird die Innere Klinik (Tumorforschung), im Alltagsgebrauch auch häufig
als Essener Tumorklinik bezeichnet, 50 Jahre alt. In einem kurzen Beitrag haben wir
die wichtigsten Stationen dieser Geschichte zusammengetragen. Und wir freuen
uns schon jetzt auf Festakt und Jubiläumssymposium am 10. und 11. März.
Herzlichst
Ihre
14
Panorama
Exosome von Tumorzellen:
Kleine Vesikel mit großer Wirkung
Dirk Schadendorf
Andreas Hüttmann
Geschäftsführender
Direktor des WTZ
Redaktionsleiter des WTZ-Journals
3
Ultratiefkühllager für
Biomaterialien eröffnet
Studienteilnehmer in den
„besten Jahren“ gesucht
Professorinnen braucht das Land!
7
15
Alle Behandlungsgruppen
auf einen Blick
Impressum
s c h w e r p u n k t
w t z - j o u r n a l
4 · 2 0 1 6 · 8 . J g
Spanien
Dänemark
Tschechische Republik
Deutschland
Ungarn
Italien
Polen
Schweden
EU-27
Bulgarien
Irland
Slowakei
Österreich
Estland
Belgien
Zypern
Litauen
Griechenland
Lettland
Luxemburg
Niederlande
Portugal
Rumänien
Frankreich (Metropolregionen)
Malta
Vereinigtes Königreich
Finnland
Slowenien
*
0
10
20
Betroffene pro 100.000 Einwohner
50
Harnblasenkarzinom
Erste S3-Leitlinie erschienen
P r o f e s s o r D r. m e d . H e r b e r t R ü b b e n ,
K l i n i k u n d P o l i k l i n i k f ü r U r o l o g i e , We s t d e u t s c h e s Tu m o r z e n t r u m E s s e n
Die S3-Leitlinie Harnblasenkarzinom
in ihrer aktuellen Erstauflage
(September 2016) wurde innerhalb
des Leitlinienprogramms Onkologie
der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), der Deutschen
Krebsgesellschaft, der Deutschen
Krebshilfe und 31 medizinischen Fachgesellschaften
erstellt. Die Empfehlungen basieren auf systematischen
Literaturrecherchen und Expertenmeinungen; sie wurden
von Experten und den beteiligten Gesellschaften abgestimmt. Die Langversion enthält 226 Empfehlungen
und Statements und ist im Internet verfügbar:
http://leitlinienprogramm-onkologie.de.
* Abbildung oben: Inzidenz für das Harnblasenkarzinom (C67),
altersstandardisiert nach der europäischen Bevölkerung, in 27
EU-Ländern, Schätzungen für 2008.
Die methodische Qualität der zitierten Studien wurde
nach der Systematik des Scottish Intercollegiate Guidelines
Network (SIGN) klassifiziert. Die Empfehlungsgrade
wurden durch die Leitlinien-Autoren im Rahmen eines
formalen Konsensusverfahrens ermittelt (Tab. 1). Nachfolgend werden auszugsweise Empfehlungen und Statements vorgestellt.
Früherkennung und Screening
Die Anwendung kommerziell verfügbarer Blut- und
Urintests soll zur Früherkennung und zum Screening
eines Harnblasenkarzinoms außerhalb von Studien nicht
erfolgen, da die testabhängigen Sensitivitäten zwischen
40% und 83% vor allem im Low-grade-Bereich eine hohe
Rate falsch-negativer Ergebnisse aufweisen. NMP22
(Nukleäres Matrix Protein 22), FISH (Fluoreszenz-in-situHybridisierung), BTA (Blasentumor Antigen) oder
Immunocyt/uCyt+ sollten also nicht zum Einsatz kommen.
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Bildgebende Diagnostik bei Erstbefund
eines nicht-muskelinvasiven Blasenkarzinoms
(NMIBC)
Beim Erstbefund eines nicht-invasiven Harnblasenkarzinoms sollte routinemäßig außer mit Hilfe der Sonographie
keine bildgebende Abklärung des oberen Harntrakts erfolgen. Ausnahmen sind die Tumorlokalisation im Bereich des
Trigonums und/oder multiple Tumoren und/oder Highgrade-Tumoren. Die Inzidenz von synchronen nicht-invasiven Harnblasenkarzinomen und Tumoren des oberen
Harntrakts liegt bei 0,3%–2,3%. Bei Vorliegen eines Tumors
im Trigonum steigt die Inzidenz eines Tumors im oberen
Harntrakt auf 7%, bei High-risk-Tumoren auf 4,1%.
Bildgebende Diagnostik bei Erstbefund
eines muskelinvasiven BC (MIBC)
Bei Patienten mit einem muskelinvasiven Harnblasenkarzinom soll eine Computertomographie (CT) oder ein
MRT des Abdomens, Beckens und des Thorax (mit CTUrographie) mit Kontrastmittel durchgeführt werden.
Ein kraniales CT oder eine Knochenszintigraphie sollen
nur bei klinischer Symptomatik und/oder auffälligen
Befunden erfolgen.
Therapie des NMIBC: Fluoreszenzassistierte
Diagnostik bei der transurethralen Resektion
Ein Einfluss der fluoreszenzassistierten TURB auf die Progression, das tumorspezifische Überleben und das Gesamtüberleben konnte nicht gezeigt werden. Sie sollte bei
Vorliegen von multifokalen Tumoren und/oder High-gradeTumoren in der Vorgeschichte und/oder bei Verdacht auf
Carcinoma in situ (zum Beispiel positive Urinzytologie)
durchgeführt werden.
Therapie des NMIBC: Einsatz der adjuvanten
intravesikalen Instillationsbehandlung in
Abhängigkeit vom Rezidiv- und Progressionsrisikos nach EORTC
Bei Patienten mit einem Low-risk-Urothelkarzinom soll
nach TUR und Frühinstillation keine weitere adjuvante
Chemotherapie-Instillation vorgenommen werden.
Bei Patienten mit einem Intermediate-risk-Primärtumor
sollte nach ausführlicher Beratung eine Chemotherapie
oder eine Bacille-Calmette-Guerin(BCG)-Instillation durchgeführt werden.
4 · 2 0 1 6 · 8 . J g
Ist bei Patienten mit einem High-risk-Karzinom keine FrühZystektomie indiziert, soll eine BCG-Instillationstherapie
vorgenommen werden. Bei kompletter Remission nach der
Induktionsphase soll zusätzlich eine Erhaltungstherapie für
die Dauer von mindestens 1 bis höchstens 3 Jahren erfolgen.
Patienten mit einem High-risk-Karzinom weisen ein hohes
Progressions- und Metastasierungsrisiko auf. Die Senkung
der Progressionsrate durch eine intravesikale BCG-Therapie
konnte durch Metaanalysen geklärt werden, ist jedoch nur
gering ausgeprägt. In jedem Fall sollte der Therapieerfolg
nach 3 Monaten überprüft werden. Bei Nichtansprechen
sollte erneut eine Zystektomie diskutiert werden.
Therapie des MIBC: Perioperative Chemotherapie im Rahmen der radikalen Zystektomie
Bei Patienten mit muskelinvasivem Harnblasenkarzinom
(≥T2) sollen das Therapiekonzept multidisziplinär vor
Therapiebeginn festgelegt und die Patienten über die Möglichkeiten einer neoadjuvanten oder adjuvanten Chemotherapie aufgeklärt werden. Die Chemotherapie verbessert
das Überleben des Patienten. Unklar bleibt derzeit, ob die
Chemotherapie neoadjuvant oder adjuvant erfolgen soll.
Eine mögliche Stomaposition soll präoperativ angezeichnet
und das Stoma prominent angelegt werden.
Therapie des metastasierten Blasenkarzinoms: Erstlinien-Chemotherapie
Patienten mit metastasiertem Urothelkarzinom soll eine
Cisplatin-haltige Chemotherapie angeboten werden, wenn
der Allgemeinzustand und die Komorbiditäten dies zulassen. Ein Restaging soll alle 2–3 Zyklen (Zyklen à 3–4 Wochen) erfolgen. Die Ansprechraten betrugen 46% für MVAC
(Methotrexat, Vinblastin, Doxorubicin und Cisplatin) und
49% für GC (Gemcitabin, Cisplatin). Das Überleben nach
12 Monaten beträgt für MVAC 63%, für GC 58%. Das Toxizitätsprofil ist für GC günstiger. Ungünstige Prognosefaktoren für das Gesamtüberleben sind ein Karnofsky-Performance-Status ≤80 und der Nachweis viszeraler Metastasen. Bei Patienten mit einer Niereninsuffizienz, die kein
Cisplatin erhalten können, ist ein Überlebensvorteil durch
die Therapie nicht nachzuweisen.
Therapie des metastasierten Blasenkarzinoms: Zweitlinien-Chemotherapie
Patienten mit einem metastasierten Urothelkarzinom,
die eine Progression unter beziehungsweise nach einer
Platin-haltigen Therapie erfahren, sollten als Zweitlinie
Tabelle 1: Schema der Empfehlungsgraduierung
Empfehlungsgrad A
Starke Empfehlung
Ausdrucksweise „soll”
Empfehlungsgrad B
Empfehlung
Ausdrucksweise „sollte”
Empfehlungsgrad 0
Empfehlung offen
Ausdrucksweise „kann”
5
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6
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eine Behandlung mit Vinflunin erhalten. Vinflunin zeigt
nach Platin-haltiger Erstlinientherapie einen Überlebensvorteil verglichen mit best supportive care. Nebenwirkungen sind Neutropenie (50%), febrile Neutropenie (6%),
Anämie (19%), Fatigue (19%) und Obstipation (16%).
4 · 2 0 1 6 · 8 . J g
zeigen, ob diese Immuntherapie in der Zweitlinie einer
Chemotherapie überlegen ist.
Nachsorge
Das Nachsorgeschema und die Untersuchungsintervalle
für Patienten mit NMIBC sind in Tabelle 2, die für Patienten
mit MIBC in Tabelle 3 dargestellt.
Studien mit Checkpoint-Inhibitoren (Atezolizumab, Nivolumab, Pembrolizumab, Avelumab und Durvalumab), die
sich aktuell in den Rekrutierungsphasen befinden, werden
Literaturverzeichnis auf Anfrage: [email protected]
Tabelle 2: Überblick zu Untersuchungen in der Nachsorge des nicht-muskelinvasiven Blasenkarzinoms (NMIBC)
Zeitpunkt nach
TURB/Erstdiagnose
3 Monate
6 Monate
9 Monate
–
–
1 Jahr
2 Jahre
3 Jahre
4 Jahre
5 Jahre
> 5 Jahre/
Folgejahre
Low risk
Zystoskopie
–
Intermediate risk
Zystoskopie
Urinzytologie
2x
2x
2x
2x
4x
4x
2x
2x
High risk
Zystoskopie
Urinzytologie
Bildgebung
–
–
2x
2x
–
Tabelle 3: Überblick zu Untersuchungen in der Nachsorge des muskelinvasiven Blasenkarzinoms (MIBC),
Tumorstadium ≤pT2 pN0 cM0
Zeit nach Zystektomie
(Monate)
3
6
12
18
24
30
36
42
48
54
60
Kontrollen jährlich
Labor und Blutgasanalyse
Urinkultur
Urinzytologie
Spülzytologie Urethraa
Vitamin B12c
Sonographie
CT Thorax/Abdomen
inkl. Urographie
Stomakontrolle
Anamnese Kontinenz
und Sexualfunktion
Anamnese Psychoonkologischer Sozialstatus
a = defunktionalisierte Urethra; b = bei Rezidivverdacht (Schmerzen, Hydronephrose und positiver Zytologie); c = nur bei kontinenter Ableitung
b
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4 · 2 0 1 6 · 8 . J g
Alle Behandlungsprogramme
im Überblick
Programm 1:
Tumorerkrankungen des MagenDarm-Traktes (Westdeutsches
Magen-Darm-Zentrum)
Kontakt: PD Dr. S. Kasper
Innere Klinik (Tumorforschung)
Telefon: 0201-723-2039
Mail: [email protected]
Programm 2:
Tumorerkrankungen der Lunge
und der Thoraxorgane
(Lungenkrebszentrum am
Westdeutschen Tumorzentrum)
Kontakt: Dr. W. Eberhardt
Innere Klinik (Tumorforschung)
Telefon: 0201-723-3312
Mail:
[email protected]
Programm 3:
Hämatologische Onkologie
(Leukämien, Lymphome und
Myelome)
Kontakt: Prof. Dr. U. Dührsen
Klinik für Hämatologie
Telefon: 0201-723-2417
Mail:
[email protected]
Programm 4:
Gynäkologische Tumoren
Kontakt: Prof. Dr. R. Kimmig
Klinik für Frauenheilkunde und
Geburtshilfe
Telefon: 0201-723-2441
Mail: [email protected]
Programm 8:
Hauttumoren
Kontakt: Prof. Dr. D. Schadendorf
Klinik für Dermatologie
Telefon: 0201-723-2430
Mail: [email protected]
Programm 5:
Neuroonkologie
Kontakt: Prof. Dr. U. Sure
Klinik für Neurochirurgie
Telefon: 0201-723-1201
Mail: [email protected]
Programm 9:
Endokrine Tumoren
Kontakt:
Prof. Dr. Dr. D. Führer-Sakel
Klinik für Endokrinologie und
Stoffwechselerkrankungen
Telefon: 0201-723-6401
Mail: [email protected]
Programm 6:
Urologische Tumoren
Kontakt: Prof. Dr. Dr. h. c. H. Rübben
Klinik für Urologie
Telefon: 0201-723-3211
Mail: [email protected]
Programm 7:
Pädiatrische
Hämatologie/Onkologie
Kontakt:
Prof. Dr. D. Reinhardt
Zentrum für Kinder und
Jugendmedizin, Klinik für
Kinderheilkunde III
Telefon: 0201-723-3784
Mail: [email protected]
Prof. Dr. N. Bornfeld
Zentrum für Augenheilkunde
Erkrankungen des hinteren
Augenabschnitts
Telefon: 0201-723-3568
Mail: [email protected]
7
Programm 12:
Knochen- und Weichteiltumoren
Kontakt: Prof. Dr. S. Bauer
Innere Klinik (Tumorforschung)
Telefon: 0201-723-2112
Mail:
[email protected]
Programm 10:
Kopf-/Hals-Tumoren
Kontakt: Prof. Dr. S. Lang
Klinik für HNO-Heilkunde
Telefon: 0201-723-2481
Mail: [email protected]
Programm 13:
Knochenmarktransplantation
Kontakt: Prof. Dr. D. W. Beelen
Klinik für Knochenmarktransplantation
Telefon: 0201-723-3136
Mail:
[email protected]
Programm 11:
Augentumoren
Kontakt: Prof. Dr. K.-P. Steuhl
Zentrum für Augenheilkunde
Erkrankungen des vorderen
Augenabschnitts
Telefon: 0201-723-2370
Mail: klaus-peter.steuhl@
uk-essen.de
Programm 14:
Primäre Tumoren der Leber
(Lebertumor-Centrum am WTZ)
Kontakt: Prof. Dr. G. Gerken
Klinik für Innere Medizin,
Gastroenterologie und
Hepatologie
Telefon: 0201-723-3611
Mail: [email protected]
Die einzige zugelassene Chemotherapie beim fortgeschrittenen oder metastasierten Urothelkarzinom
nach Versagen einer platinhaltigen Behandlung
Im Einklang mit Ihren Anforderungen
Einzige zugelassene Chemotherapie beim fortgeschrittenen oder metastasierten
Urothelkarzinom nach Versagen einer platinhaltigen Behandlung5,6,7
Verlängert das Gesamt-Überleben, bei einigen JAVLOR® Patienten über 40 Monate1,4
Leitlinien-Empfehlungen mit höchstem bislang berichtetem Evidenzgrad5,6
®
vinflunin
Evidenz macht den Unterschied
JAVLOR® 25 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung. Wirkstoff: Vinflunin. Zusammensetzung: 1 ml Konzentrat enthält 25 mg Vinflunin (als Bis[(R,R)-tartrat]). Sonstige Bestandteile: Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete:
Monotherapie bei fortgeschrittenem oder metastasierendem Übergangszellkarzinom des Urothels bei erwachsenen Patienten, nach Versagen einer platinhaltigen Behandlung. Die Wirksamkeit und Sicherheit von Vinflunin in Patienten mit einem
Performance Status * 2 wurden nicht untersucht. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Wirkstoff oder andere Vinca-Alkaloide. Kürzlich aufgetretene (in den letzten 2 Wochen) oder akute schwere Infektionen. ANC-Ausgangswert < 1.500/mm3
bei der ersten Anwendung, ANC-Ausgangswert < 1.000/mm3 bei nachfolgenden Anwendungen. Thrombozytenzahl < 100.000/mm3. Stillzeit. Nebenwirkungen: Sehr häufig: Neutropenie, Leukopenie, Anämie, Thrombozytopenie. Hyponatriämie. Verringerter Appetit. Periphere sensorische Neuropathie. Obstipation, Schmerzen im Abdomen, Erbrechen, Übelkeit, Stomatitis, Diarrhoe. Alopezie. Myalgie. Asthenie/Müdigkeit, Reaktionen am Applikationsort, Pyrexie. Abnahme des Körpergewichts.
Häufig: Neutropenische Infektion, Infektionen (viral, bakteriell, Pilze). Febrile Neutropenie. Überempfindlichkeit. Dehydratation. Insomnie. Synkope, Kopfschmerzen, Benommenheit, Neuralgie, Dysgeusie, Neuropathie. Ohrenschmerzen. Tachykardie.
Hypertension, Venenthrombose, Phlebitis, Hypotension. Dyspnoe, Husten. Ileus, Dysphagie, bukkale Erkrankungen, Dyspepsie. Hautausschlag, Urtikaria, Pruritus, Hyperhydrosis. Muskelschwäche, Arthralgie, Rückenschmerzen, Kieferschmerzen,
Extremitätenschmerz, Knochenschmerzen, muskuloskeletale Schmerzen. Brustschmerzen, Schüttelfrost, Schmerzen, Ödeme. Gelegentlich: Neutropenische Sepsis. Tumorschmerzen. Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH). Periphere
motorische Neuropathie. Sehstörungen. Schwindel, Tinnitus. Myokardischaemie, Myokardinfarkt. Akutes respiratorisches Distresssyndrom, pharyngolaryngeale Schmerzen. Odynophagie, Magenbeschwerden, Oesophagitis, Zahnfleischerkrankungen. Trockene Haut, Erythem. Nierenversagen. Extravasation. Erhöhte Transaminasen, Zunahme des Körpergewichts. Selten: Posteriores reversibles Enzephalopathie-Syndrom. AUSSCHLIESSLICH zur intravenösen Anwendung nach Verdünnung.
Tödlich bei Gabe über andere Zugänge. Zytotoxisch. Mit Vorsicht handhaben. Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial entsprechend den nationalen Anforderungen beseitigen. In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor
Licht zu schützen. Im Kühlschrank aufbewahren. Verschreibungspflichtig. Stand Juni 2014. PIERRE FABRE PHARMA GmbH • Jechtinger Straße 13 • D-79111 Freiburg • Tel. 0800 70 50 333 • Fax 0761/45261-868 • www.oncosite.de
1- Bellmunt J et al. Ann Oncol. 2013;24(6):1466-72. 2- Serrate C et al. Clin. Invest. 2014;4(4):305–311. 3- Castellano D et al. BMC Cancer. 2014;14:779. 4- Bellmunt J et al. J Clin Oncol. 2009;27(27):4454-61. 5- Witjes J et al. European Association of Urology (EAU) Guidlines
on muscle-invasive and metastatic bladder cancer 2016. 6- Bellmunt J et al. Ann Oncol. 2014;25 Suppl 3:iii40-8. 7- Pierre Fabre Pharma GmbH, Fachinformation JAVLOR® 25mg/ml Konzentrat, Juni 2014.
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4 · 2 0 1 6 · 8 . J g
Multiples Myelom
8
Therapie-Optionen langfristig sichern!
Jan Dürig im Gespräch zu neuen Möglichkeiten in der Therapie des Multiplen Myeloms
Seit der Einführung des ersten Proteasomen-Inhibitors Bortezomib im Jahre 2004 hat sich der Fortschritt
in der Therapie des Multiplen Myeloms merkbar beschleunigt. Mit den heute verfügbaren Substanzen
beziehungsweise Präparaten haben sich die Überlebenszeiten ungefähr verdoppelt. Gleichzeitig hat die
autologe Stammzelltransplantation nach wie vor einen hohen Stellenwert. Gefragt ist eine absolut patientenindividuelle Versorgung, wie Professor Jan Dürig, stellvertretender Direktor der Klinik für Hämatologie,
im Gespräch mit Ludger Wahlers ausführt.
weise die Konzentration des Paraproteins oder auch das Ergebnis des
freien Leichtketten-Assays im Serum
eine Rolle spielen.
Herr Professor Dürig, trotz all der
Fortschritte in der Therapie des Multiplen Myeloms gilt die Erkrankung
unter Hämatologen nach wie vor als
eine der komplexesten. Warum?
Das hat eine Reihe von Gründen.
Zunächst einmal beginnt die Erkrankung mit asymptomatischen Phasen,
in denen sich im Knochenmark zwar
schon monoklonale Plasmazellen
nachweisen lassen, die Patienten aber
noch keine Beschwerden haben. Man
kann sich den Krankheitsverlauf wie
ein Kontinuum vorstellen, das mit der
sogenannten Monoklonalen Gammopathie unbestimmter Signifikanz
oder kurz MGUS beginnt, dann zum
asymptomatischen (smoldering)
Multiplen Myelom wird und schließlich zum Multiplen Myelom, das
meist aufgrund der Knochenschäden
Beschwerden verursacht.
Aber nicht aus jeder MGUS
wird ein behandlungsbedürftiges
Multiples Myelom.
So ist es. Das hängt von verschiedenen Faktoren ab, und das macht die
Sache nicht einfacher. Die MGUS ist
Würden Sie die nächste Stufe
der Erkrankung – das smoldering
Multiple Myelom – als behandlungsbedürftig einordnen?
eine prämaligne Veränderung, die bei
etwa 3 Prozent der Bevölkerung über
50 nachweisbar ist und deren Häufigkeit mit dem Alter zunimmt. Unter
80- bis 90-Jährigen kommt ein MGUS
schätzungsweise bei 7 bis 8 Prozent
vor. Hervorzuheben ist, dass MGUS
kein therapiebedürftiger Zustand ist.
Die Mehrzahl der von einer MGUS
Betroffenen erkrankt nie an einem
MM, eine Subgruppe ist dagegen mit
einem hohen Risiko für die Entwicklung eines MM belastet. Um Letztere
zu identifizieren, gibt es unterschiedliche Risikoscores, bei denen beispiels-
Da haben wir ja seit der Arbeit von
Mateos und Kollegen durchaus evidenzbasierte Hinweise. Danach verlängert die Kombination von Lenalidomid und niedrig dosiertem Dexamethason, kurz Rd, nicht nur das progressionsfreie Überleben, sondern
sogar das Gesamtüberleben in einer
Subgruppe des smoldering MM, und
zwar in der mit einem hohen Risiko
für einen Übergang in ein klinisch
symptomatisches MM. Diese Ergebnisse sind von hoher praktischer Bedeutung und haben zu einem Umdenken in der klinischen MM-Forschung geführt. Während früher mit
dem Therapiebeginn gewartet wurde,
bis Endorganschäden eingetreten
waren, sprechen die Mateos-Daten
jetzt für einen früheren Behandlungsbeginn. Allerdings war die Teilneh-
i n t e r v i e w
merzahl in dieser Studie niedrig, so
dass zunächst die Ergebnisse aktuell
laufender bestätigender Studien abgewartet werden müssen, bevor die
Behandlungspraxis im klinischen
Alltag geändert werden sollte.
Wie oft sehen Sie einen
Patienten mit smoldering Multiplem
Myelom?
Unauffällige
Serum-Eiweiß-Elektrophorese
+
–
Albumin α₁ α₂ β
Selten, und auch in den anderen
spezialisierten Zentren tauchen
diese Patienten nicht häufig auf.
Denn solche klinisch nicht auffälligen Befunde werden eher zufällig
im Gefolge der Abklärung einer
zufällig entdeckten monoklonalen
Gammopathie erhoben.
Aber dann ja eher nicht in Ihrer
Klinik, sondern bei niedergelassenen
Ärzten.
w t z - j o u r n a l
γ -Globuline
Monoklonale Gammopathie
unbekannter Signifikanz
+
Albumin α₁ α₂ β
–
γ -Globuline
Multiples Myelom
vom IgG-Typ
Und was sollte dann geschehen?
+
Die Wahrscheinlichkeit eines Patienten mit MGUS, ein behandlungsbedürftiges MM zu entwickeln, liegt bei
etwa 1 Prozent pro Jahr. Das bedeutet,
dass die Mehrzahl der Betroffenen
nie behandlungsbedürftig wird. Die
Patienten sollten in Ruhe über den
prämalignen Charakter dieser Verän-
Die Proliferation dysfunktioneller
Plasmazellen schädigt das Knochenmark und schließlich den Knochen
so sehr, dass es zu Knochenbrüchen
kommt, häufig Sinterungen der Wirbelkörper. Die Patienten klagen über
ausgeprägte Rückenschmerzen. Die
meisten Patienten, die hier bei uns im
Zentrum auftauchen, haben bereits
einen mehrmonatigen Leidensweg
hinter sich, waren beim Orthopäden,
haben sich Schmerzspritzen geben
lassen, ohne dass sie wirklich Linderung erfahren haben.
Klingt da ein Vorwurf an
Orthopäden durch?
Ja, das kann zum Beispiel in einer
Hausarztpraxis geschehen. Wenn
der Kollege bei der Laboranforderung
eine Serum-Eiweiß-Elektrophorese
angekreuzt hat, dann lässt sich eine
monoklonale Gammopathie vergleichsweise einfach nachweisen.
Der Patient sollte zu einem Hämatologen überwiesen werden, der dann
mit Hilfe weitergehender spezialisierter Untersuchungen die meist vorliegende MGUS von anderen Plasmazellerkrankungen wie einem behandlungsbedürftigen oder smoldering
MM abgrenzen muss. MGUS ist
keine Krankheit, sondern zunächst
eine Veränderung, die weiter zu
beobachten ist.
4 · 2 0 1 6 · 8 . J g
Albumin α₁ α₂ β
–
γ -Globuline
Abbildung 1: Die Serum-Eiweiß-Elektrophorese erlaubt Rückschlüsse auf ein
Multiples Myelom.
derung und die Notwendigkeit regelmäßiger hämatologischer Verlaufsuntersuchungen informiert werden.
Diese können an einem spezialisierten Zentrum aber auch beim niedergelassenen Hämatologen stattfinden.
MGUS und vielleicht auch
smoldering Multiples Myelom
können also eher Zufallsbefunde
sein. Wie sieht es mit dem Multiplen
Myelom aus?
Nein, nicht wirklich; denn schließlich
haben mehr als 99 Prozent aller
Rückenschmerzen eine andere
Ursache als ein Multiples Myelom.
Allerdings raten wir immer bei
Rückenschmerzen unklarer Genese
zur bereits erwähnten Serum-EiweißElektrophorese. Diese einfache Laboruntersuchung ist preisgünstig, hat
eine hohe Aussagekraft und kann
den Patienten viel Leid ersparen.
Die anfangs erwähnte Komplexität der Erkrankung bezieht
sich aber nicht nur auf die asymptomatischen Phasen, oder?
Wir befinden uns als Behandler in
einer paradoxen Situation. Mit den
immer zahlreicher verfügbaren Präparaten und Substanzen sind wir in
aller Regel in der Lage, sehr wirkungsvoll zu behandeln. Unser Ziel ist es
dabei, die Patienten möglichst schnell
in eine möglichst tiefe Remission zu
bringen. Wir sind Dank der MateosArbeit und den daraufhin aktualisierten CRAB-Kriterien auch besser denn
je darüber orientiert, wann wir mit
einer Therapie beginnen sollten …
Aber …?
9
i n t e r v i e w
w t z - j o u r n a l
4 · 2 0 1 6 · 8 . J g
Organschädigung (CRAB-Kriterien)
C: Hypercalcemia (Hyperkalzämie): Serum-Kalzium >0,25 mmol/l
(>1 mg/dl) oberhalb der oberen Norm oder >2,75 mmol/l (>11 mg/dl)
10
R: Renal insufficiency (Nierenfunktionseinschränkung):
Kreatinin-clearance <40 ml/min oder
Serum-Kreatinin >2 mg/dl (>177 μmol/l)
A: Anämie: Hämoglobin >2 g/dl unterhalb der unteren Norm
oder <10 g/dl
B: Bone lesions (Knochenläsionen): mindestens eine Osteolyse im
CT, PET-CT oder Skelettröntgen
Myelom-definierender Biomarker
Klonale Plasmazell-Infiltration im Knochenmark ≥60%
Ratio der freien Leichtketten (beteiligte/unbeteiligte Leichtkette)
≥100
Im MRT ≥2 fokale Läsionen
Kriterien für die Behandlungsbedürftigkeit eines Multiplen Myeloms: Voraussetzung
sind eine klonale Plasmazell-Infiltration von mindestens 10% in der Knochenmark-Zytologie oder ein bioptisch gesicherter Plasmazelltumor plus mindestens einem CRAB- oder
Biomarker-Kriterium (= myeloma defining event).
Aber es fehlen evidenzbasierte Belege
dafür, was ich welchem Patienten zu
welchem Zeitpunkt in welcher Reihenfolge geben sollte, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Und tatsächlich ist es so, dass es solche Belege
wahrscheinlich auch nie geben wird.
Das müssen Sie näher
erläutern.
Das bedeutet nicht, dass wir nicht
handlungsfähig wären. Wir können
patientenindividuell reagieren. Was
ich zum Ausdruck bringen möchte, ist,
dass es keine randomisiert prospektiven Studien gibt oder geben wird,
in denen auch die neuen Substanzen
respektive Präparate miteinander
verglichen werden.
Woran liegt das?
Unter anderem daran, dass angesichts
der Vielzahl von verfügbaren Substanzen möglicherweise für vollständige
vergleichende Untersuchungen gar
nicht genügend Patienten rekrutiert
werden könnten. Darüber hinaus
scheuen die Hersteller angesichts der
immensen Entwicklungskosten wohl
auch den direkten Vergleich. Meines
Wissens existiert nur eine einzige
Arbeit, in der zwei neuere Substanzen
miteinander verglichen wurden:
Bortezomib versus Carfilzomib.
Was kam heraus?
Die ENDEAVOR-Studie wurde Anfang
2016 im Lancet Oncology veröffentlicht und sie zeigte die Überlegenheit
von Carfilzomib/Dexamethason
versus Bortezomib/Dexamethason.
Das progressionsfreie Überleben
war in der Carfilzomib-Gruppe fast
doppelt so lang, zwar gab es auch
mehr unerwünschte Wirkungen, die
erschienen aber beherrschbar.
Trotz fehlender Head-to-headVergleiche haben Patienten in den
letzten etwa 15 Jahren von der Entwicklung neuer Substanzen sehr
profitiert.
Das stimmt: Wenn wir auf das Jahr
2000 zurückblicken, dann konnte
man mit einer Hochdosis-Chemotherapie und anschließender autologer Stammzelltransplantation eine
Überlebenszeit von etwa 3 Jahren
erreichen. Mit der Entwicklung des
Proteasomen-Inhibitors Bortezomib
und der Imide – genauer: Lenalidomid
– stieg die Überlebenszeit auf etwa
5 oder 6 Jahre. Die in den letzten
etwa zwei Jahren zugelassenen
neuen Substanzen, einschließlich der
neuen Antikörper, erhöhen die Zeit
nochmals auf etwa 7 bis 9 Jahre. In
Studien sehen wir sogar Patientenpopulationen, die ein Plateau erreichen und 10 bis 15 Jahre überleben.
Lassen Sie uns bei aller Komplexität versuchen konkret zu werden.
Wie behandeln Sie alte Patienten,
für die eine autologe Stammzelltransplantation nicht infrage
kommt?
Es gilt auch hier der Grundsatz: Man
will möglichst schnell eine möglichst
tiefe Remission erreichen. Standard
für die Behandlung alter Patienten ist
bislang noch die Kombination aus
Bortezomib, Melphalan und Prednison, kurz VMP. Seit seiner ErstlinienZulassung setzen wir zunehmend
auch die Kombination aus Lenalidomid und niedrig dosiertem Dexamethason – kurz Rd – ein, das zudem den
Vorteil hat, oral gegeben werden zu
können. Die Kombination von Rd mit
Bortezomib – also VRd – ist ebenfalls
sinnvoll, allerdings noch nicht zugelassen und von der Handhabung her
schwieriger, weil das Bortezomib subkutan gegeben werden muss.
i n t e r v i e w
Und Ixazomib?
Das wird eine ganz wichtige Option,
weil es – anders als Bortezomib – ein
oral verfügbarer Proteasom-Inhibitor
ist. Seit Ende November 2016 ist Ixazomib in Kombination mit Rd zugelassen. Theoretisch denkbar ist demnächst also die rein orale Verabreichung eines Proteasom-Inhibitors
zusammen mit Lenalidomid.
Aber ist das in der Erstlinie
schon zugelassen?
Nein, denn wie in der Onkologie
allgemein üblich, beziehen sich
Neuzulassungen zunächst nur auf
die Rezidivsituation, um zunächst bei
einer größeren Patientenzahl Erfahrungen zu sammeln. Auf diese Weise
gewinnen wir auch Einsichten über
neue Medikamente.
Und die Rezidivtherapie hat
beim Multiplen Myelom zwangsläufig einen sehr hohen Stellenwert?
Ja, weil man als behandelnder Arzt
mit jedem neuen Rezidiv seine Strategie überdenken muss. Da stellen sich
dann Fragen wie: Welche Therapie
hat der Patient zuletzt erhalten?
Wie lange war er darunter rezidivfrei?
Wenn es sich um einen langen rezidivfreien Zeitraum handelt, kann
man dieselbe Kombination beim
nächsten Rezidiv noch einmal probieren. Wenn die rezidivfreie Zeit eher
kurz war, dann muss ich die Substanzen wechseln.
Fällt in diesen Bereich auch die
Diskussion um Doublette- oder
Triplett-Behandlung?
Durchaus. Das klassische Rezidivschema war bis vor kurzem ja Rd.
Mittlerweile fragen wir uns: Darf oder
sollte man das noch machen? Oder
ist es besser, gleich mit einem Triplett,
also der Kombination aus Rd plus
Carfilzomib oder plus Elotuzumab
oder plus Daratumumab zu beginnen? Die Wirksamkeit der Kombina-
w t z - j o u r n a l
tionen ist jeweils großartig belegt,
aber zu welchem Zeitpunkt im Krankheitsverlauf genau oder gar in welcher Sequenz sie eingesetzt werden
sollten – darüber gibt es, wie gesagt,
leider keine evidenzbasierten Daten.
Und auch das macht die Situation
beim Multiplen Myelom komplex.
Monoklonaale
Gammopatthien
sicher erken
nnen
MGUS
Smoldering Multiples Myelom
Multiples Myelom
AL-Amyloidose
Wir sind ja immer noch beim
älteren Patienten – müssen da nicht
auch patientenspezifische Faktoren
wie Mobilität und/oder Komorbiditäten berücksichtigt werden?
Völlig richtig. Sie müssen beispielsweise entscheiden, ob einer rein oralen Therapie nicht allein deshalb der
Vorzug zu geben ist, weil dem Patienten dadurch häufige Klinikbesuche
erspart bleiben. Bei der Substanzauswahl ist darauf zu achten, ob schon
eine Neigung zur Polyneuropathie
besteht – in solchen Fällen sollten
Proteasomen-Inhibitoren eher nicht
zum Einsatz kommen – oder ob vielleicht eine Nierenfunktionsstörung
vorliegt: da könnte Lenalidomid dann
problematisch sein. Bestimmte andere Kombinationen können unter Umständen auch Nebenwirkungen auf
das Herz-Kreislauf-System haben.
Lassen Sie uns zum Schluss
noch über den Stellenwert der
autologen Stammzelltransplantation reden. Ist die angesichts der
sehr wirksamen Medikamente
überhaupt noch opportun?
Sie ist nicht nur opportun, sondern
als Option absolut unverzichtbar und
sollte frühzeitig im Behandlungsverlauf geplant werden. Nehmen Sie
als Beispiel einen 40-jährigen Patienten, der mit Hilfe der neuen Substanzen 2 Jahre lang eine sehr wirksame
und nebenwirkungsarme Therapie absolviert hat, bei dem aber jetzt klar
wird, dass die Medikamente nicht
mehr wirken. Zu diesem Zeitpunkt im
Verlauf der Erkrankung ist es oft nicht
mehr möglich, gesunde Stammzellen
zu mobilisieren und zu sammeln –
und damit gibt es auch keine Option
Freelite + Hevylite
H
®
für eine verbesserte
‹+PHNUVZL
‹9PZPRVZ[YH[PÄaPLY\UN
‹9LZWVUZL)L\Y[LPS\UN
Stringente, kom
mplette
Remission (sCR
R)
Minimale Resteerkrankung
‹9LaPKP],YRLUU\UN
Hevylite Paair Su
uppression
‹+PHNUVZ[PR
„Light Chain Esscape“
„Intact Ig-Escap
pe“
Freelite® und Hevylite® sind eingetragene Warenzeichen von
The Binding Site Group Ltd, Birmingham, UK, in gewissen Ländern.
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www.bindingsite.de
®
12
mehr auf eine lebensverlängernde
Stammzelltransplantation. Es kommt
hinzu, dass ein solcher Patient noch
nie eine richtige Chemotherapie absolviert hat – gleichzeitig erwartet er
die Fortführung seiner optimalen Behandlung. Und dem müssen Sie dann
klar machen, dass es jetzt sehr, sehr
schwierig wird.
Kann man Stammzellen sozusagen auch vorsorglich sammeln,
um sie dann später einzusetzen?
Ja, und das ist absolut empfehlenswert. In Grenzfällen, in denen nicht
klar ist, ob der Patient eine Stammzelltransplantation kräftemäßig
durchstehen kann oder der Patient
nicht sicher ist, ob er eine solche
Behandlung will, schlage ich immer
vor, Stammzellen zu mobilisieren
und zu kryokonservieren. Dann gibt
es nach Ausschöpfung aller medikamentösen Optionen immer noch die
Möglichkeit zur Stammzelltransplantation. Übrigens kommt es
häufig genug auch vor, dass Patienten
ihre Meinung zur Stammzelltransplantation im Verlauf der Behandlung
ändern. Waren sie zunächst sehr
zurückhaltend, was die anstrengende
Therapie angeht, wünschen sie die
Option dann doch.
Was ist Ihrer Ansicht nach
die größte Herausforderung in der
Behandlung von Patienten mit
Multiplem Myelom?
Noch einmal: Patienten kurzfristig
in eine Remission zu bringen ist nicht
so schwierig. Die Herausforderung
liegt darin, mit Rücksicht auf Alter,
Begleiterkrankungen und möglicherweise auch soziale Situation eine
individuell angepasste Therapiestrategie zu finden, die möglichst
lange trägt.
Herr Professor Dürig,
haben Sie herzlichen
Dank für das
Gespräch.
w t z - j o u r n a l
1967 – 2017
i n t e r v i e w
4 · 2 0 1 6 · 8 . J g
50 Jahre
Tumorklinik Essen
I
hre Gründung verdankt sie einer Initiative von Mitgliedern der
Gesellschaft zur Bekämpfung der Krebskrankheiten (GBK) Nordrhein-Westfalen, und ihr Erfolg hat viele Väter, einer der profiliertesten war sicher ihr Gründungsdirektor Professor Carl Gottfried
Schmidt, offenbar ein „durchsetzungsstarkes Organisationstalent mit
Ausstrahlung“ wie Zeitzeugen ihn charakterisieren. Seit mittlerweile
fast zehn Jahren ist Professor Martin Schuler Direktor der Inneren Klinik
(Tumorforschung). Als Teil des Westdeutschen Tumorzentrums (WTZ)
ist die Klinik heute eine der weltweit führenden Einrichtungen für internistische Onkologie.
Bereits Ende der 1950er-Jahre erkannten unter anderem Experten der
Gesellschaft zur Bekämpfung der Krebskrankheiten (GBK) NordrheinWestfalen, dass die erfolgreiche Behandlung von Krebs nur interdisziplinär
gelingen kann. Die GBK sammelte bereits damals Tumorproben, die sie
in ihren Zentrallaboratorien in Düsseldorf oder auch in Außenstellen an
größeren Krankenhäusern untersuchen ließ.
Onkologische Therapie ist immer
interdisziplinär
Die von Krebsexperten um den Oberhausener Gynäkologen Professor
Wilhelm Flaskamp entwickelte Idee, diese Außenstellen in Essen in einer
Tumorklinik zusammenzuführen, fand bei den Chefärzten der damaligen
Städtischen Krankenanstalten und bei Vertretern der Stadtverwaltung
Essen gleichermaßen Anklang. Die Bündelung kliniknaher Forschungsaktivitäten, so der Gedanke, könne schließlich dazu beitragen, die
Akzeptanz eines in Essen zu gründenden Universitätsklinikums zu
erhöhen. Gut vier Jahre später schließlich waren die Beteiligten sich
einig: Die Stadt Essen stellte das Grundstück zur Verfügung und trat als
Bauträger auf. Das Land Nordrhein-Westfalen und der Bund übernahmen
gemeinsam die Finanzierung. Weitere vier Jahre nach der Grundsteinlegung, genauer: im Oktober 1967 wurde die Klinik in Betrieb genommen.
Als erste kooperative Institution bestand sie aus drei Teilen: Die „Innere
Klinik und Poliklinik“ verfügte über 177 Betten sowie Ambulanz-Einrichtungen und klinische Laboratorien. In der Strahlenklinik konnten Patienten
ambulant und stationär versorgt werden, sie verfügte darüber hinaus
über klinisch-wissenschaftliche Laboratorien. Zwei Jahre später wurde
p o r t r ä t
w t z - j o u r n a l
4 · 2 0 1 6 · 8 . J g
13
der dritte Teil, das zentrale Forschungsgebäude der GBK eingeweiht. In ihm
wurde unter anderem die Tumorbibliothek der GBK untergebracht.
Jahre wurden damit bemerkenswerte
Erfolge bei der Bekämpfung von kleinzelligen Lungentumoren und beim
Ewing-Sarkom erzielt.
Kooperation mit dem
MD Anderson Institute
Bereits 1977 gründeten die Essener Onkologen das Westdeutsche Tumorzentrum und versammelten damit alle onkologisch engagierten Kliniken und Institute unter einem Dach. 1984 verließ
Siegfried Seeber die Essener Klinik, um
eine Stelle als leitender Arzt der Medizinischen Klinik III am Städtischen Krankenhaus Leverkusen anzutreten. Etwa
sechs Jahre später kehrte er als Nachfolger des emeritierten C. G. Schmidt
in die Innere Klinik zurück. Als seine
vorrangigen Aufgaben betrachtete er
den Ausbau der onkologischen Medikamenten-Entwicklung und den Aufbau einer Phase-I-Einheit zur klinischen
Forschung.
Erster Direktor der Klinik und damit
auch erster Lehrstuhlinhaber für internistische Onkologie in Deutschland
wurde Carl Gottfried Schmidt. Er hatte
sich 1955 in physiologischer Chemie
und pathologischer Physiologie habilitiert und erhielt 1961 die Venia Legendi
für das Fach Innere Medizin. Darüber
hinaus leitete er ab 1963 die GBK-Zentrallaboratorien in Düsseldorf, bevor er
1967 nach Essen ging.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit
von Krebsmedizinern und Krebsforschern in Essen hatte Modellcharakter.
Schon damals gab es regelmäßige Tumorkonferenzen, an denen internistische Onkologen, Strahlentherapeuten
und Chirurgen teilnahmen; Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte des
Klinikums, aber auch für Zuweiser aus
der Region etablierten sich.
In den 1970er-Jahren entwickelte sich
eine Kooperation mit dem MD Anderson
Institute in Houston, Texas. Siegfried
Seeber, seinerzeit Mitarbeiter bei Carl
Gottfried Schmidt (und später sein
Nachfolger), arbeitete dort als Gastwissenschaftler und brachte neue Behandlungsprotokolle mit anthrazyklinhaltigen Zytostatika-Kombinationen
nach Deutschland. Mitte der 1970er-
220 stationäre
Versorgungsplätze –
mehr als 65 000
ambulante Patientenkontakte pro Jahr
40 Jahre nach ihrer Gründung, im Jahr
2007, bildete die Innere Klinik (Tumorforschung) gemeinsam mit den Kliniken für Hämatologie, Knochenmarktransplantation und Strahlentherapie
das „Zentrum für Konservative Onkologie" des Universitätsklinikums Essen.
Dieses Zentrum ist heute mit seinen
220 stationären Betten und mehr als
65 000 ambulanten Patientenkontakten pro Jahr die größte derartige Einrichtung in Deutschland. Es ist wesent-
[1]
[2]
[3]
[1] Prof. Dr. Carl Gottfried Schmidt
[2] Prof. Dr. Siegfried Seeber
[3] Prof. Dr. Martin Schuler
licher Bestandteil des 2007 als Comprehensive Cancer Center des UK Essen
reorganisierten Westdeutschen Tumorzentrums, das zwei Jahre später als
Onkologisches Spitzenzentrum der
Deutschen Krebshilfe anerkannt wurde.
Auch die Stabübergabe von Professor
Siegfried Seeber an Professor Martin
Schuler, dem derzeitigen Direktor der
Inneren Klinik (Tumorforschung), fand
2007 statt. Herrn Professor Schulers
Forschungsinteressen gelten der Entwicklung molekular zielgerichteter und
immunologischer Therapien für alle
fortgeschrittenen Krebserkrankungen
und dem Lungenkrebs.
Einladung zu Festakt
und Symposium
Ein halbes Jahrhundert erfolgreiche
Arbeit ist ein guter Grund für einen
Festakt und ein internationales Symposium – die Klinik lädt ein, am 10.
und 11. März 2017 gemeinsam mit ihr
zu feiern! Anmeldungen sind online
möglich unter www.cancer-researchessen.de.
p a n o r a m a
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4 · 2 0 1 6 · 8 . J g
UltratiefkühlKleine Vesikel
lager für Bio- mit großer Wirkung
14 materialproben Exosome von Tumorzellen
eröffnet
A
n der Westdeutschen Biobank
Essen (WBE), einer Serviceeinheit
der Medizinischen Fakultät, wurde
Ende letzten Jahres das erste automatisierte Ultratiefkühllager für Biomaterialproben in Nordrhein-Westfalen
eröffnet. Bei minus 80 Grad Celsius
werden die Blut-, Urin- und Gewebeproben vollautomatisiert dauerhaft
gelagert. Der hohe Automatisierungsgrad sichere die ununterbrochene Kühlung und die fachgerechte Lagerung
der Biomaterialproben, so die WBELeiterin Dr. Katharina Jockers bei der
Eröffnung. Zahlreiche Sicherheitsmechanismen, wie eine unterbrechungsfreie Stromversorgung und eine Notkühlung gewährleisten eine langfristig
gleichbleibende Probenqualität.
Essener Wissenschaftler der Kinder-
klinik III forschen an winzigen Vesikeln,
sogenannten Exosomen, die für die
Kommunikation zwischen Zellen eine
wichtige Rolle spielen. Tumorzellen
nutzen sie offenbar unter anderem,
um eine Metastasierung vorzubereiten. Über die Arbeit der Essener Gruppe um Dr. Basant Kumar Thakur berichtet die international renommierte
Fachzeitschrift Cancer Cell
in ihrer Ausgabe vom Dezember 2016.
E
Jockers zufolge sind mittlerweile bereits 100 000 Proben eingelagert. Die
Kapazität der Anlage liegt bei 1,2 Millionen Proben. Die Investitionssumme
von 2,68 Millionen Euro trägt das Land
Nordrhein-Westfalen zu 90%, den
Restbetrag übernimmt das Universitätsklinikum Essen.
gespürt und für die spätere Ankunft
von metastatischen Krebszellen vorbereitet.
xosome sind kleine,
30 bis 50 Nanometer große Vesikel,
die sich aus intrazellulären Membranen abschnüren. Sie werden von
Zellen als Transporter für bioaktive Moleküle wie Proteine oder Erbmaterial
eingesetzt, die so von einer Zelle zu
einer anderen gelangen. Die Zeichen
dafür mehren sich, dass Tumorzellen
eine große Menge von Exosomen sezernieren. Offensichtlich setzen sie
diese Vesikel unter anderem als eine
Art Kundschafter für die Absiedlung
von Tochterzellen, also die Bildung von
Metastasen, ein. Mithilfe von Exosomen werden geeignete Gewebe auf-
Basant Kumar Thakur von der Kinderklinik III des Westdeutschen Tumorzentrums hat in diesem Zusammenhang herausgefunden, dass Exosome
von Tumorzellen doppelsträngige DNA
enthalten, die das gesamte Genom des
jeweiligen Tumors inklusive der tumorspezifischen Mutationen widerspiegeln. Die winzigen Vesikel sind also
zellspezifisch. Sie lassen sich darüber
hinaus vergleichsweise
einfach aus Körperflüssigkeiten gewinnen
und bleiben dabei stabil. Eine Blutprobe kann
deshalb ausreichen,
um tumorspezifische
Exosome zu isolieren
und weiter zu untersuchen. Das bedeutet aus
Sicht der Forscher mindestens zweierlei: Exosome könnten in Zukunft vielversprechende Biomarker für die Krebsdiagnose werden und darüber hinaus auch
als Targets für die zielgerichtete Krebstherapie nützlich sein.
Der Übersichtsbeitrag in Cancer Cell
ist am 12. Dezember 2016 erschienen.
Basant Kumar Thakur ist Erstautor der
Veröffentlichung:
http://www.cell.com/cancer-cell/
abstract/S1535-6108(16)30496-2.
p a n o r a m a
w t z - j o u r n a l
4 · 2 0 1 6 · 8 . J g
Impressum
Gesunder Lebensstil &
individuelles Wohlbefinden
WTZ-Journal
ISSN: 1869-5892
© 2017 by Westdeutsches Tumorzentrum Essen
und LUKON-Verlagsgesellschaft mbH, München
Studienteilnehmer in den „besten Jahren“ gesucht
Redaktion
PD Dr. med. Andreas Hüttmann
(Redaktionsleitung, verantwortlich);
Prof. Dr. med. Dirk Schadendorf;
Günter Löffelmann, Tina Schreck (CvD),
Ludger Wahlers
(089-820 737-0; [email protected]),
Anschrift wie Verlag
erster Linie Personen im Alter von 50 bis 65
Jahren. Vorkenntnisse oder gar der Besitz
eines Smartphones sind nicht erforderlich.
Anzeigen
Reinhard Bröker (089-820 737-0;
[email protected]), Anschrift wie Verlag
Interessenten können sich direkt melden
bei Katharina Kloppenborg, [email protected]; Telefon (dienstags und mittwochs
von 12:00 Uhr bis 15:00 Uhr): 0203-379-2682.
Weitere Infos unter https://www.unidue.de/panalytics/forschungshelfer.php
M
ehr Sport, weniger Stress: Gute
Vorsätze haben viele zu Beginn
eines Jahres. Wer über 50 Jahre alt ist,
könne die Umsetzung dieser Vorsätze
auch gut mit einem Dienst an der Wissenschaft verknüpfen, so Katharina
Kloppenborg vom Kompetenzzentrum
Personal Analytics der Universität Duisburg-Essen (UDE). Das Zentrum sucht
Studienteilnehmer aus der Gruppe
50plus. Erforscht werden soll ein personalisiertes System für einen gesunden Lebensstil und das individuelle
Wohlbefinden.
Auf fast jedem Smartphone finden
sich zwar mittlerweile Apps zum gesundheitlichen Selbst-Monitoring; allerdings bleibt die Interpretation der
Ergebnisse dem Nutzer überlassen,
wissenschaftlich fundierte Ansätze
fehlen bislang. Genau da setzt die Arbeit der Forschergruppe ein. Katharina
Kloppenborg: „Damit wir unsere Entwicklung hautnah auf die späteren
Nutzer zuschneiden können, suchen
wir laufend Freiwillige für unsere Untersuchungen.“ Interessenten können
sich bei Personal Analytics registrieren
lassen und bekommen – in selbst zu
bestimmenden Abständen – Einladungen zu Studien. Selbst bestimmen
kann man Kloppenborg zufolge auch
den Umfang des Engagements. Es
reicht vom Ausfüllen einfacher Fragebögen von zu Hause aus bis hin zur
Teilnahme an Diskussionsrunden in
der Universität. Zielgruppe sind in
Herausgeber
Direktorium Westdeutsches
Tumorzentrum Essen WTZ, vertreten durch
Prof. Dr. med. Dirk Schadendorf,
Hufelandstraße 55, 45122 Essen
www.wtz-essen.de
Verlag
LUKON Verlagsgesellschaft mbH
Landsberger Straße 480 a, 81241 München
Fon: 089-820 737-0, Fax: 089-820 737-17
E-Mail: [email protected]
www.lukon-verlag.de
Professorinnen
braucht das Land!
Abonnement
Das WTZ-Journal erscheint viermal jährlich zum
Einzelpreis von 4,00 €. Der Preis für ein Jahresabonnement beträgt 15,00 €. Die genannten
Preise verstehen sich zuzüglich Versandkosten:
Inland 3,00 €; Ausland: 12,00 €. Die Bezugsdauer
beträgt ein Jahr. Der Bezug verlängert sich automatisch um ein weiteres Jahr, wenn das Abonnement nicht spätestens sechs Wochen vor Ablauf
des Bezugsjahres schriftlich gekündigt wird. Für
Mitglieder des Westdeutschen Tumorzentrums
(WTZ) ist der Bezug des WTZ-Journals im
Mitgliedsbeitrag bereits enthalten.
Gender-Report 2016 erschienen
Zwei von drei Studierenden, die ihr Medizinstudium erfolgreich abschließen,
sind Frauen. Doch nicht einmal jede
sechste Professur an Universitätskliniken
und Medizinischen Fakultäten in NRW
wird weiblich besetzt. Warum das so ist
und wie das verändert werden kann, thematisiert das Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW an der Universität Duisburg-Essen (UDE) erstmalig
im gerade veröffentlichten GenderReport 2016. Am 8. März 2017 werden die
Ergebnisse der Studie auf dem GenderKongress vorgestellt und diskutiert.
Layout, Gestaltungskonzept und Illustration
Charlotte Schmitz, 42781 Haan
Druck
flyeralarm, Würzburg. Printed in Germany
Bildnachweis
Titel, Seiten 12, 13: WTZ Essen
Seite 4: Csaba Deli (fotolia); Seite 6: Creatas;
Seite 15: goodluz (fotolia);
Seite 9, 10: Wikipedia commons;
Seite 14: Universitätsklinikum Essen
Alle Grafiken und Illustrationen:
Charlotte Schmitz, Haan
Urheber- und Verlagsrecht
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen
einzelnen Beiträge und Abbildungen sind
urheberrechtlich geschützt. Mit Annahme des
Manuskripts gehen das Recht zur Veröffentlichung sowie die Rechte zur Übersetzung,
zur Vergabe von Nachdruckrechten, zur elektronischen Speicherung in Datenbanken, zur
Herstellung von Sonderdrucken, Fotokopien
und Mikrokopien an den Verlag über. Jede
Verwertung außerhalb der durch das Urheberrechtsgesetz festgelegten Grenzen ist ohne
Zustimmung des Verlags unzulässig. In der unaufgeforderten Zusendung von Beiträgen und Informationen
an den Verlag liegt das
jederzeit widerrufliche
Einverständnis, die zugesandten Beiträge beziehungsweise Informationen
in Datenbanken einzustellen, die vom Verlag oder
Dritten geführt werden.
„Jungen Ärztinnen wird unterstellt, dass
sie zukünftig vor allem für die Familie da
sein wollen – damit werden sie häufig
von einer Karriereförderung ausgeschlossen“, so Dr. Beate Kortendiek von der Koordinations- und Forschungsstelle des
Netzwerks. Gleichzeitig machten Frauen
zu wenig auf sich aufmerksam, forderten
nicht genug. Und Frauen, die tatsächlich
Beruf und Familie vereinbaren wollen,
schreckten vor den ausgedehnten und
unplanbaren Arbeitszeiten zurück.
Kontakt: [email protected]. Der Report ist downloadbar unter http://www.genderreporthochschulen.nrw.de.
15
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nicht nur ein Wort.
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beim fortgeschrittenen Nierenzellkarzinom *, 1
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Salzsäure und Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete: Melanom: OPDIVO® ist als Monotherapie oder in Kombination mit Ipilimumab bei Erwachsenen für die Behandlung des fortgeschrittenen (nicht resezierbaren oder metastasierten) Melanoms indiziert. Im Vergleich zur Nivolumab Monotherapie wurde in der Kombination Nivolumab mit Ipilimumab nur bei Patienten mit niedriger Tumor PD-L1-Expression ein Anstieg
des progressionsfreien Überlebens (PFS) gezeigt (siehe Abschnitte 4.4 und 5.1). Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC): OPDIVO® ist zur Behandlung des lokal fortgeschrittenen oder metastasierten nichtkleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) nach vorheriger Chemotherapie bei Erwachsenen indiziert. Nierenzellkarzinom (RCC): OPDIVO® ist als Monotherapie bei Erwachsenen zur Behandlung des fortgeschrittenen
Nierenzellkarzinoms nach Vortherapie indiziert. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Weitere Hinweise: Wenn Nivolumab in Kombination mit Ipilimumab
angewendet wird, lesen Sie vor Behandlungsbeginn die Fachinformation für Ipilimumab. Bei Anwendung von Nivolumab in Kombination mit Ipilimumab wurden höhere Häufigkeiten von immunvermittelten Nebenwirkungen beobachtet als bei der Nivolumab-Monotherapie. Patienten sollten engmaschig überwacht werden (mindestens bis zu 5 Monate nach der letzten Dosis), da Nebenwirkungen unter Nivolumab oder Nivolumab
in Kombination mit Ipilimumab jederzeit während oder nach der Behandlung auftreten können. Nebenwirkungen: Sehr häufig: Verminderter Appetit, Diarrhö, Übelkeit, Hautausschlag, Juckreiz, Müdigkeit, Hypokalziämie,
Lymphopenie, Leukopenie, Thrombozytopenie, Anämie, Hyperkaliämie, Hypomagnesiämie, Hyponatriämie, Veränderung der Laborwerte. Nivolumab-Monotherapie: Hyperkalziämie, Hypokaliämie. Nivolumab in
Kombination mit Ipilimumab: Hypothyreose, Kopfschmerzen, Kolitis, Erbrechen, Bauchschmerzen, Arthralgie, Pyrexie, Neutropenie, Hypokalziämie. Häufig: Infektionen der oberen Atemwege, infusionsbedingte
Reaktion, Hypersensibilität, Hyperthyreose, Hyperglykämie, periphere Neuropathie, Schwindelgefühl, verschwommenes Sehen, Hypertonie, Pneumonitis, Dyspnoe, Husten, Stomatitis, Obstipation, trockener Mund,
Vitiligo, trockene Haut, Erythem, Alopezie, Muskel- und Skelettschmerzen, Ödeme (einschließlich peripheres Ödem), Hypermagnesiämie, Hypernatriämie, Gewichtsverlust. Nivolumab-Monotherapie: Hypothyreose,
Kopfschmerzen, trockene Augen, Kolitis, Erbrechen, Bauchschmerzen, Arthralgie, Pyrexie, Neutropenie. Nivolumab in Kombination mit Ipilimumab: Pneumonie, Eosinophilie, Nebenniereninsuffizienz, Hypophyseninsuffizienz, Hypophysitis, Thyroiditis, Dehydrierung, Hepatitis, Uveitis, Tachykardie, Lungenembolie, Gastritis, Urtikaria, Nierenversagen, Schmerzen, Hyperkalziämie.Gelegentlich: Bronchitis, diabetische Ketoazidose,
Pleuraerguss, Pankreatitis, Psoriasis, Arthritis, tubulointerstitielle Nephritis, Schmerzen in der Brust. Nivolumab-Monotherapie: Pneumonie, anaphylaktische Reaktion, Nebenniereninsuffizienz, Hypophyseninsuffizienz,
Hypophysitis, Thyroiditis, Dehydrierung, metabolische Azidose, Hepatitis, Hyperbilirubinämie, Polyneuropathie, Uveitis, Tachykardie, Vaskulitis, Erythema multiforme, Rosazea, Urtikaria, rheumatische Polymyalgie,
Nierenversagen, Schmerzen. Nivolumab in Kombination mit Ipilimumab: Sarkoidose, Diabetes mellitus, Guillain-Barré-Syndrom, Polyneuropathie, Neuritis, Peroneuslähmung, autoimmune Neuropathie (einschließlich
Gesichtsnerv- und Abduzensparese), Arrhythmie (einschließlich ventrikulärer Arrhythmie), Vorhofflimmern, Darmperforation, Duodenitis, Spondyloarthropathie, Sjögren-Syndrom, Myopathie. Selten: Toxische
epidermale Nekrolyse. Nivolumab-Monotherapie: Histiozytär nekrotisierende Lymphadenitis (Kikuchi-Lymphadenitis), Eosinophilie, Diabetes mellitus, Cholestase, Guillain-BarréSyndrom, Demyelinisierung, myasthenes Syndrom, autoimmune Neuropathie (einschließlich Gesichtsnerv- und Abduzensparese), Arrhythmie (einschließlich ventrikulärer Arrhythmie),
Vorhofflimmern, Lungeninfiltration, Gastritis, Zwölffingerdarmgeschwür, Myopathie.
Weitere Hinweise siehe Fachinformation. Verschreibungspflichtig. Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das nationale Meldesystem anzuzeigen. Pharmazeutischer Unternehmer: Bristol-Myers Squibb Pharma EEIG, Uxbridge Business Park,
Sanderson Road, Uxbridge UB8 1DH, Vereinigtes Königreich. Stand des Textes: v5 aktuelle Fachinformation
* OPDIVO® ist als Monotherapie bei Erwachsenen zur Behandlung des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms nach Vortherapie indiziert.
# Vs. Everolimus. § Lebensqualität als Verbesserung der krankheitsbedingten Symptome gemessen anhand des FKSI-DRS-Fragebogens.
Die Daten zur Lebensqualität sollten im Kontext des off enen Studiendesigns interpretiert werden.
1. OPDIVO®-Fachinformation, aktueller Stand. 2. Motzer RJ et al. N Engl J Med, 2015; 373: 1803–13.
© Bristol-Myers Squibb, 11/2016. 1506DE16PR13121-01
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