Aktuelles Norddeutscher Gemüsebautag Die Forderungen des LEH sind kontraproduktiv „Der Mindestlohn von 8,50 €, spätestens ab 2017 bundesweit, zeichnet sich ab. Mögliche Ausnahmen für Saison-Arbeitskräfte müssen in einer einzuberufenen Kommission beschlossen werden. Wir fordern, dass Erntehelfer als Sonderfall behandelt werden, damit sich der deutsche Gemüsebau im europäischen Wettbewerb behaupten kann“, sagte Thomas Albers, Vorsitzender der Fachgruppe Gemüsebau Norddeutschland am Treffen der Mitglieder in Hamburg. Der Vorsitzende der Bundesfachgruppe Gemüsebau, Christian Ufen, wies darauf hin, dass nur Mitgliedsbetriebe des Verbands die Vorteile der moderateren tariflichen Erhöhung bis zum Mindestlohns genießen. Für Nichtmitgliedsbetriebe ist das Tarifrecht nicht bindend, dafür aber der gesetzliche Mindestlohn ab 2015. Fotos: Fischer-Klüver (1), Hormes (1), Schreiner (1) Kritische Beschränkungen des Lebensmitteleinzelhandels Der Mindeslohn ist eines der im verabschiedeten Koalitionsvertrag verankerten Themen, zu denen auf der Veranstaltung Gedanken geäußert wurden. Wie Ufen fortfuhr, soll die Vermarktung regional erzeugter Produkte weiter gestärkt werden. Zu fordern sei eine verpflichtende Kennzeichnung von Herkunft und Produktionsort für Lebensmittel. Pflanzenschutz inklusive Notfallgenehmigungen bleibt ein wichtiges Thema. Im Frühjahr 2013 sorgte Perchlorat für eine gewisse Unruhe, da Rückstände in Gemüse gefunden wurden und keine spezifische Höchstmenge festgelegt war. Perchlorate hemmen die Aufnahme von Jod in die Schilddrüse. Bestimmte mineralische Düngemittel enthalten Perchlorat. Durch Wechsel des Düngers konnte dieses Problem relativ schnell behoben werden. „Für uns Produzenten sind Rückstände von 5/2014 Simon Behrens (l.) zu Thomas Albers (r.): „Trotz EEG-Umlage ist der Strom heute etwa gleich teuer wie 1991, gemessen an dem Anteil vom Nettoeinkommen. Dafür erhält heute im Mittel jeder Verbraucher etwa 40% Erneuerbare Energien-Strom aus der Steckdose.“ Arno Fried: „Wir benötigen auch künftig auf jeden Fall verschiedene Wirkstoffe, weil die einzelnen Wirkstoffe heute sehr speziell wirken.“ Pflanzenschutzmitteln immer wieder ein aufregendes Thema, weil viele Entscheidungen von Personen getroffen werden, die von den Konsequenzen nicht betroffen sind“, leitete Albers auf das emotionsgeladene Vortragsthema von Arno Fried, Landratsamt Karlsruhe über. Fried kritisierte die Beschränkungen durch den Lebensmitteleinzelhandel (LEH). Diese so genannten „Sekundärstandards des LEHs“ stünden dem Integrierten Pflanzenschutz entgegen. Ein Wirkstoffwechsel muss sein, um Resistenzen vorzubeugen. Der LEH jedoch beschränkt die Anzahl Wirkstoffe stärker als der Gesetzgeber. Ein weiteres Problem der Resistenzvorsorge liegt darin, dass es heute keine breitenwirksame Fungizide wie beispielsweise Euparen MWG für Erdbeeren mehr gibt. Die heutigen Wirkstoffe wirken sehr spezifisch und müssen zur Durchführung eines guten Resistenzmanagements im Wechsel oder kombiniert angewendet werden. Deshalb sind Mehrfachrückstände möglich. Laut Fried gibt es keine Nachweise für ein erhöhtes Gesundheitsrisiko durch den Einsatz unterschiedlicher Wirkstoffe, weshalb eine Beschränkung der Anzahl ermittelt. Den „wahren Wert“ gibt es nicht. Auch würden nicht alle Wirkstoffe von jedem Labor erfasst. Ein Problem sind „unerklärliche“ Rückstände. „Wir müssen aufpassen, welche Handschuhe wir tragen“, lautete ein Beispiel von Fried. Aus Handschuhen können Stoffe entweichen und auf Gemüseprodukte übertragen werden. In späteren Analysen können diese Stoffe als unzulässige Rückstände detektiert werden. Mit modernen, hochsensitiven Analysemethoden können sogar Rückstände in Gemüse durch von Erntehelfern verwendete Mückenabwehrmittel offengelegt werden. Eine exakte Dokumentation kann dazu beitragen, falsche Analysen zu widerlegen. nicht fachgerecht und hinsichtlich der Prinzipien der Integrierten Produktion kontraproduktiv ist. Die Reduktion des Mittelaufwands, um den Forderungen des LEHs zu folgen, sei hingegen bezüglich einer sicheren Wirkung fraglich. Die Frische der Produkte macht das Rennen 70% der Verbraucher sind der Meinung, dass gar keine Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln vorhanden sein dürfen. Letztendlich macht bei Ihnen aber das Kriterium „Frische“ das Rennen. Überhaupt schätzen Verbraucher die Unbedenklichkeit von Nahrungsmitteln anders ein als die Wissenschaft, wie Fried an Beispielen verdeutlichte. Ungünstige Ernährung, Alkohol, Rauchen, Viren, Bakterien, natürliche in Lebensmitteln enthaltene Gifte wie Solanin sagen Wissenschaftlicher mehr Risiken nach als die von Organisationen und Verbrauchern kritisierten Pflanzenschutzmittelrückstände. Rückstandsanalysen unterliegen großen Schwankungsbreiten und sind daher mit Vorsicht zu interpretieren. Selbst bei homogenisierten Proben wurden starke Schwankungen von bis zu 700% Strom-Angebote genau prüfen, eventuell wechseln Die EEG-Umlage führte in vielen Betrieben zu hohen Kostensteigerungen. „Der arbeitsplatzfeindliche Rationalisierungsdruck wurde damit nochmals verschärft“, sagte Albers und weiter: „Die Riesensumme von 21 Mrd. € geben wir heute für die Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)Umlage aus. Die Kosten sind 7 Aktuelles das Politikum schlechthin.“ „Befreiungen wird es wohl weiter geben, aber nicht mehr in dem Umfang wie bisher“, sagte Simon Behrens, Bundesnetzagentur, der die Zusammenhänge ausführlich erläuterte. Die EEG-Umlage wird bis zum 15. Oktober eines Jahres für das Folgejahr berechnet. Die Eingangsparameter (Börsenpreis, Zubau Erneuerbarer Energieanlagen und Bestandsanlagen, Volllaststunden und Marktwertfaktoren, Stromletztverbrauche, EEG-Kontostand, Liquiditätspuffer) der Berechnung sind größtenteils Prognosewerte. Die Übertragungsnetzbetreiber sind verpflichtet, den EEG-Strom an der Börse zu vermarkten. Die Differenz zwischen der Einspeisevergütung für den EEGStrom und den entsprechenden Einnahmen aus der Vermarktung an der Börse wird über die EEGUmlage finanziert. Behrens appellierte, die StromAngebote genau zu prüfen und gegebenenfalls zu einem günstigeren Anbieter zu wechseln. Vermutlich wird die Höhe der EEG-Umlage erst Mitte des nächsten Jahrzehnts wieder sinken. Doch vorerst rechnet Behrens mit einem moderaten Anstieg von jetzt 6,24 auf 7 Cent/ kWh. Ein Jahrhundertsommer mit hoher Einspeisung von Photovoltaikstrom kann die Prognose jedoch zunichte machen. Ein weiterer Run in den Eigenverbrauch würde zu einer dauerhaft stark steigenden EEG-Umlage führen und könne diese schnell auf 15 Cent/ kWh steigen lassen. Abhilfe schafft der seit 2012 existierende „atmende Deckel“, durch den die Einspeisevergütung bei Überschreitung einer Höchstmenge von Strom aus Photovoltaik-Anlagen sinkt. Diesen Deckel soll es auch für die Windenergie geben. Verlagerungsanreize (Verlegung des betrieblichen Stromverbrauchs in die Nacht) hätten einen EEGUmlage senkenden Effekt, sind aber noch Zukunftsmusik. Dr. Gisela Fischer-Klüver, Hannover Offizielle Unterzeichnung Pfälzer Fusion endlich „unter Dach und Fach“ Sie unterzeichneten am 28. März 2014, und 25 Jahre lang erwartet, die Urkunde zur Fusion zu einer Pfalzmarkt Obst und Gemüse eG, Mutterstadt, der größten deutschen Gemüse-Vermarktungseinrichtung (v.l.n.r.): Dieter Knoll (ehemals 2. Vorstand in Maxdorf), Michael Herrmann (ehemals 1. Vorstand Maxdorf), Werner Steuer (ehemals Aufsichtsratsvorsitzender Maxdorf), Gerhard Zapf (Aufsichtsratsvorsitzender Pfalzmarkt), Johannes Trauth (Sprecher des Vorstands Pfalzmarkt) und Dr. Markus Nöthen (Vorstand Pfalzmarkt) Recht: Bäume nach Vorstellung der Gemeinde Nach dem Urteil des Landgerichts Bonn vom 4.6.2013 – 8 S 309/12 – steht dem Privateigentümer kein Verzicht auf Bepflanzung und Verschönerung der Baumscheiben zu. Demgegenüber kann der Nachbar als Privateigentümer auch nicht die Entfernung von Bäumen im öffentlichen Bereich verlangen. Die Gemeinde nimmt die Anpflanzung auf Grund des Gemeingebrauchs vor. Der Gemeingebrauch zu Verkehrszwecken umfasst zunächst die Nutzung der öffentlichen Stra- 8 ßen zu Zwecken des Verkehrs. Das Anpflanzen und Gestalten der Baumscheiben stellt keine verkehrsspezifische Nutzung dar. Selbst gegenüber der Anpflanzung von Bäumen steht dem Privateigentümer als Anlieger auch kein Anspruch auf Inanspruchnahme der öffentlichen Flächen aus verkehrlichen Gründen zu. Er kann sich dafür nicht auf den Anliegergebrauch berufen, da die Pflege der Baumbeete nicht für die Nutzung des Anliegergrundstücks erforderlich ist. Die Bepflanzung stellt auch keine Sondernutzung dar. Ohnehin würde dafür eine Erlaubnis in Frage kommen. Auch scheidet ein privatrechtlicher Anspruch des Anliegers hinsichtlich des Baumes aus. Ein Anspruch des Anliegers ist weder vertraglich oder vertragsähnlich, noch als Eigentümer oder Besitzer der Baumscheiben berechtigt. Die Gemeinde ist Eigentümer der Baumscheiben und als solche berechtigt, im Rahmen des geltenden Rechts über ihr Eigentum zu verfügen Aktuelle Urteile erläutert Rechtsanwalt Dr. Franz Otto und Einwirkungen Dritter auszuschließen. So kommt auch kein Unterlassungsanspruch des Nachbarn in Frage. Rechtlich ist es unbeachtlich davon auszugehen, dass die Anlieger Sachwalter der Bürger ist. Die Gemeinde handelt im Interesse aller Mitbürger. RA Dr. Otto 5/2014 Aktuelles 2013 in Deutschland 3,2 Mio. t Gemüse produziert Die Anbauflächen und die Ernte von Gemüse und Erdbeeren für das Jahr 2013 liegen vor. Nach der Veröffentlichung des Statistischen Bundesamts betrug die Gemüseernte im letzten Jahr 3,214 Mio. t. Insgesamt wurde auf einer Fläche von 112.229 ha von rund 6.600 Betrieben Gemüse angebaut. Zudem wurden in Deutschland 150.000 t Erdbeeren geerntet, die 2.400 Betriebe auf 19.434 ha angebaut hatten. Im Anbau unter Glas belief sich die Gemüse-Erntemenge auf 142.000 t bei 1.900 Betrieben und 1.291 ha. Die flächenmäßig wichtigste Gemüseart war 2013 der Spargel mit 19.634 ha ertragsfähiger Fläche und einer Erntemenge von 103.000 t, gefolgt von Kohlgemüse mit 19.410 ha und 857.600 t. Auf 13.000 ha wurden alle Salatarten produziert sowie 314.000 t. Möhren wurden auf 10.189 ha angebaut und 583.587 t gerodet. Speisezwiebeln folgen mit 9.691 ha und einer Ernte von 405.656 t. Nordrhein-Westfalen führt mit 21.408 ha Gemüseanbaufläche in Deutschland die Bundesländer an, gefolgt von Rheinland-Pfalz mit 19.800 ha, vor Niedersachsen mit 17.510 ha. Es folgen Bayern (13.797 ha), Baden-Württemberg (10.692 ha), Hessen (6.681 ha), Schleswig-Holstein (5.528 ha), Brandenburg (5.387 ha), SachsenAnhalt (4.129 ha), vor Sachsen mit 3.868 ha, MecklenburgVorpommern (1.794 ha) sowie Thüringen (1.052 ha). Die Erntemenge von 3.213.852 t verteilt sich auf Rheinland-Pfalz mit 629.956 t, vor NordrheinWestfalen (578.978 t), Bayern (475.342 t), Niedersachsen (451.519 t), Schleswig-Holstein (301.486 t), Baden-Württemberg (258.999 t), Hessen (169.923 t), Sachsen-Anhalt (301.486 t), Brandenburg (95.296 t), Sachsen (48.317 t), vor MecklenburgVorpommern (39.171 t), Thüringen (33.395 t), Hamburg (11.298 t) und Saarland (3.349 t). BOG TV-Tipps für den Monat Mai 2014: (von Dipl. Ing. Agrar (FH) Peter Boley, www.Agrar-TVNews.de) Datum Sendezeit Sender Thema 04.05.2014 14.45–15.30 ZDF Wirbel um Windkraft 07.05.2014 18.50–19.15 HR Erdbeeren – viel Spaß beim Einkochen, Backen und Genießen! 08.05.2014 13.00–13.30 NDR Verrückt nach Spargel?! 09.05.2014 20.15–21.00 WDR Die Spargelbauern aus Westfalen 10.05.2014 16.05–16.30 MDR Beim Osterburger Spargelfest 11.05.2014 15.30–16.00 NDR Unter Erntehelfern 12.05.2014 17.05–17.30 Arte Natur im Wandel – Wie verändert sich die Natur? 13.05.2014 20.45–21.15 MDR Blumenkohl mit Weltniveau – Die IGA in Erfurt 17.05.2014 07.00–07.45 Arte Biogas-Boom: Mit der Ökoenergie in die Maiswüste? 24.05.2014 07.05–07.30 Arte 5/2014 Lebensmittel – Wie wirken sie auf unsere Gesundheit? Studie: Gemüse ist nicht nur ein Nahrungsmittel Häufigere Berufstätigkeit von Frauen, Jobkultur, die größere Zahl von SingleHaushalten bieten Ansatzpunkte für ein größeres Angebot an Mini-Gemüse mit gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen. Mini-Gemüse ganz groß Zahlreiche epidemiologische Studien belegen, dass der erhöhte Verzehr an Gemüse das Auftreten chronisch-degenerativer Erkrankungen des Menschen wie Krebs und koronare Herzkrankheiten vermindert. Das gilt für Gemüse generell, aber auch für Gemüse-Familien wie Brassica-Gemüse, Allium-Arten, Leguminosen oder auch Arten wie die Tomate. Humanstudien belegen jedoch, dass erst mit einer deutlich erhöhten Verzehrsmenge an beispielsweise glucosinolat-, flavonoid- oder carotinoidreichem Gemüse, zum Beispiel Brokkoli, Zwiebel und Tomate, gesundheitsfördernde Wirkungen auftreten. Auch trotz zahlreicher Kampagnen, die bekannteste dürfte „5 am Tag“ sein, liegt der Gemüsekonsum der Deutschen noch deutlich unter der empfohlenen Menge von täglich 375 g, wie sie von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung genannt wird. Woran liegt das? Was sind die Gründe für den relativ geringen Gemüsekonsum in Deutschland? Dies ist vor dem Hintergrund zunehmender Berufstätigkeit besonders bei Frauen, der steigenden Zahl an Single-Haushalten und der wachsenden Überalterung der Bevölkerung in der westlichen Gesellschaft zu sehen. Immer weniger Verbraucher wollen ihre Zeit mit aufwendigem Kochen verbringen. Zudem bringt die Jobkultur in den industrialisierten Ländern es mit sich, dass immer mehr Menschen ihren Hunger mit kleinen Happen zwischendurch stillen. Regelmäßige Mahlzeiten im Familien- oder Freundeskreis werden zur Ausnahme. Was bietet sich also mehr an als das Mini-Gemüse. Diese Minis sind gut als Snack nebenbei geeignet, und wir – jedenfalls einige der Konsumenten, die immer in Eile sind, nicht viele kochen wollen und so nebenbei Naschen – sind genau die Zielgruppe für dieses Naschgemüse. Und da stellt sich gar nicht die Frage, wie letztens bei RTL Aktuell anlässlich der Fruit Logistica diskutiert, ob Minis die gesündere Variante sind als ihr großes Pendant, sondern die Tatsache, dass Mini-Tomaten, Mini-Paprika oder auch Mini-Gurken einfach nebenbei gegessen werden können, trägt einfach dazu bei, dass mehr Gemüse konsumiert wird. Das ist doch das Entscheidende! Prof. Dr. Monika Schreiner, Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau Großbeeren/Erfurt e.V. Quelle: World Cancer Research Fund, American Institute of Cancer Research, 2007. Food, nutrition and the prevention of cancer: a global perspective, Washington; www.5amtag.de; www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=1224 9