Zuchtinfo Zuchtinfo

Werbung
Die Farbvererbung beim Hovawart
Die drei Farbschläge des Hovawart sind: schwarz, blond und schwarz-marken. Wie vererbt
sich nun welcher Farbschlag? Welche Farben können bei bestimmten Verpaarungen fallen
und welche nicht?
An dieser Stelle soll nur kurz auf die Fakten eingegangen werden, die für das Verständnis der
Vererbung wichtig sind. Die Farbvererbung des Hundes an sich ist relativ kompliziert, da es
mehr als ein halbes Dutzend Gene für die Farbausprägung gibt.
Detailliert beschrieben findet sich die Farbvererbung in folgendem Buch:
Inge Hansen; Vererbung beim Hund; Verlag: Müller Rüschlikon Verlags AG
Grundlagen: Dominant-rezessive Vererbung
Die äußere Erscheinung eines Tieres wird als Phänotyp bezeichnet. Beim Zusammentreffen
von verschiedenen Erbanlagen (Genen, Allelen) für das gleiche Merkmal gibt es eine
Hierarchie der Gene, die bestimmt, wie das Tier im Phänotyp dann aussehen wird. Diese
Hierarchie besteht in der Dominanz eines Genes über das andere, das dominierte Gen wird
auch als rezessives Gen bezeichnet und der Vererbungsmodus als dominant-rezessiver
Erbgang. Sind bei einem Tier beide Gene (also ein dominantes und ein rezessives) vorhanden,
dann richtet sich der Phänotyp nach dem dominanten Gen, das rezessive Gen ist aber im
Erbgut vorhanden und kann bei der nächsten Generation eine Rolle spielen. Es kann auf
Grund einer Abstammung vermutet werden, aber sichtbar ist das rezessive Gen im Phänotyp
dieses Hundes nicht.
Für jedes Merkmal (z.B. Fellfarbe) hat ein Individuum einen Erbteil vom Vater und einen von
der Mutter. Auch Vater und Mutter haben ihrerseits wieder je ein Allel von deren Vater und
Mutter (also Großvater und Großmutter des Individuums). Welches Allel nun der Vater und
die Mutter an den jeweiligen Nachkommen weitergibt, unterliegt dem Zufall. So kann es sein,
das die Welpen eines Wurfes sehr unterschiedliches Erbgut aufweisen.
Zuchtinfo
Die Farben des Hovawartes
Die anerkannten Farben des Hovawarts sind schwarz, schwar-zmarken und blond.
Die Fehlfarben wie blau, blaumarken oder silberblond sollen hier nicht behandelt werden.
Wenden wir uns erst den einfachen Grundfarben schwarz und blond zu.
Schwarz ist dominant über blond.
Das Problem mit "schwarz-marken" lösen wir später.
Um die Vererbung der drei verschiedenen Farbschläge der Hovawarte zu erklären, ist ein
kleiner Exkurs in die Biologie und die Mendel’schen Regeln notwendig.
Generell gibt es 2 Gene, die für die 3 Farbvarianten beim Hovawart verantwortlich sind. Das
erste Gen entscheidet über die Grundfarbe schwarz oder blond (schwarz-markene Hunde
haben die Grundfarbe schwarz). Das zweite Gen entscheidet über die Ausbildung von den
Marken.
Die Schwarz/ Blond-Vererbung und Mendelschen Regeln
Schwarz ist dominant gegenüber blond. In der Genetik wird das dominante Allel mit einem
Großbuchstaben, das rezessive mit einem Kleinbuchstaben gekennzeichnet.
Willkürlich setzen wir "S" für schwarz und "s" für blond.
Ein phänotypisch schwarzer Hovawart kann den Genotyp SS aufweisen und ist dann reinerbig
für schwarz oder auch Ss, dann ist er mischerbig für schwarz und trägt ein blond-Gen. Ein
blonder Hovi kann immer nur an diesem Genort ss aufweisen, da das rezessive Blond nur
dann zu sehen ist, wenn es reinerbig vorhanden ist, ein Gen für schwarz ist dann keinesfalls
vorhanden.
Warum stehen für das Merkmal immer zwei Buchstaben? Einer steht für das Gen vom Vater
und einer für das der Mutter des Individuums.
1. Mendelsche Regel:
Verpaart man zwei Individuen, die für das dominante (schwarz) bzw. rezessive (blond) Gen
reinerbig sind, erhält man in der ersten Nachkommengeneration (F1-Generation) einheitliche
Nachkommen, die phänotypisch dem dominanten Allel (schwarz) entsprechen, im Genotyp
aber mischerbig sind und sowohl das dominante (schwarz) als auch das rezessive Gen (blond)
aufweisen.
Eltern:
SS (schwarz)
Eizellen/Spermien:
Nachkommen
Phänotyp
S
x
ss (blond)
S
s
s
Zuchtinfo
Ss
Ss
schwarz
Ss
schwarz
Ss
schwarz
schwarz
Die Nachkommen der ersten Generation sind also alle phänotpyisch schwarz, tragen aber alle
das Gen für blond. Weil die Nachkommen der F1 alle einheitlich sind, spricht man von der
Uniformitätsregel.
2. Mendelsche Regel:
Verpaart man zwei Individuen, die beide mischerbig sind, so erhält man in der ersten
Nachkommengeneration unterschiedliche Tiere.
Eltern:
Ss (schwarz)
x
Ss (schwarz)
Eizellen/Spermien
S
s
S
Nachkommen:
SS
Ss
Ss
Phänotyp:
Mengenverhältnis:
schwarz
1
schwarz
:
s
ss
schwarz
2
blond
:
1
Die Nachkommen bei der Verpaarung zweier mischerbiger Eltern ergibt (statistisch) vom
Erscheinungsbild her die Aufteilung: Dreiviertel der Nachkommen sind schwarz, ein Viertel
sind blond, also 3 : 1 oder 75 % schwarz und 25 % blond.
Genotypisch sind die Blonden immer reinerbig, wegen des rezessiven Gens wären sie sonst
nicht blond. Die Schwarzen aber können reinerbig oder mischerbig sind. Die Verteilung ist
25 % reinerbig schwarz und 50% mischerbig schwarz, statistisch gesehen. Die Aufspaltung
der Nachkommen ist genotypisch 1 : 2 : 1, phänotypisch 3 : 1.
Diese Regel heißt auch Spaltungsregel.
Paart man nun ein mischerbiges Tier and ein rezessiv reinerbiges an, bekommt man folgendes
Ergebnis:
Eltern:
Ss (schwarz)
x
ss (blond)
Eizellen/Spermien
S
s
s
Nachkommen:
Ss
Ss
ss
schwarz
blond
Phänotyp:
Mengenverhältnis:
schwarz
1
:
s
ss
blond
1
Das Ergebnis ist immer genotypisch und phänotypisch 1 : 1 oder man hat 50 % reinerbig
rezessive und 50 % mischerbige dominante Nachkommen.
Diese Verpaarung dient häufig auch als Testverpaarung, wenn man beim phänotypisch
dominanten Tier wissen möchte, ob es für das Merkmal rein- oder mischerbig ist. Da die
Chance auf Auftreten eines reinerbig rezessiven Merkmalträgers 50% ist, ist die
Wahrscheinlichkeit auch bei kleinen Zahlen recht hoch.
Zuchtinfo
Zusammenfassung
Die rezessiven Merkmalsträger für blond müssen für den Genort des Schwarzgens reinerbig
ss tragen, bei der Verpaarung von zwei blonden Eltern können niemals schwarze Welpen
fallen!
Die schwarzen dominanten Merkmalsträger können genotypisch reinerbig SS oder mischerbig
Ss sein. Am Phänotyp lässt sich das nicht feststellen. Testmöglichkeit: Anpaarung an einen
blonden Hund (ss).
Was ist aber nun mit dem schwarz-markenen Hund?
Hier handelt es sich um ein zweites (!) Merkmal. Es gibt zwei Ausprägungen dieses Genortes:
Einfarbig (= E) und markentragend (=e). Einfarbig, also ohne Marken, ist dominant über das
Marken-Allel. Das bedeutet, daß der schwarz-markene Hund reinerbig für das Marken-Allel
sein muss, es ist also in doppelter Ausprägung vorhanden. Der einfarbige Hund hingegen
kann reinerbig einfarbig oder mischerbig sein und ein Marken-Allel tragen, ohne das es im
Erscheinungsbild zu sehen ist.
Wie bringt man nun "Farbe" und "Marken" zusammen?
Vererbung zweier Merkmale - Farbvererbung beim Hovawart
Dies ist nun des Rätsels Lösung bei der Farbvererbung des Hovawartes. Es handelt sich um
die Vererbung zweier Merkmale gleichzeitig, wobei die Merkmale Schwarz/ Blond und
Einfarbig/ markenfarben unabhängig voneinander vererbt werden (= 3. Mendelsche Regel von
der freien Kombinierbarkeit der Gene). Da bekannt ist, daß bei der Verpaarung reinerbiger
Tiere in der ersten Nachkommengeneration immer genotypisch und phänotypisch einheitliche
Tiere entstehen, ist die interessante Frage, was bei der Verpaarung mischerbiger Tiere als
Ergebnis erfolgt. Die maximale Palette an Möglichkeiten ergibt sich, wenn man zwei
bezüglich jeden Merkmals mischerbige Elterntiere nimmt, also zwei schwarze Hovawarte, die
die Anlage für blond und für markenfarben tragen.
Zur Darstellung sämtlicher Möglichkeiten eignet sich ein Quadrat. Auf der Horizontalen Zeile
werden die Möglichkeiten für die Eizellen der Mutter (jeweils 4) und auf der Vertikalen
Spalte die Möglichkeiten für die Spermien des Vaters (jeweils 4) dargestellt.
Übersicht 1: Eltern beide schwarz (mischerbig für blond und markenfarben) = Genotyp SsEe
Eizellen/
Spermien
SE
Se
sE
se
SE
Se
sE
se
SSEE
reinerbig schwarz
keine Anlage für
Marken
SSEe
reinerbig schwarz
Anlage f. Marken
SSEe
reinerbig schwarz
Anlage für Marken
SsEE
mischerbig schwarz
keine Anlage für
Marken
SsEe
mischerb. schwarz
Anlage f. Marken
SsEe
mischerb. schwarz
Anlage f. Marken
SsEE
mischerb. schwarz
keine Anlage für
Marken
SsEe
mischerb. schwarz
Anlage f. Marken
SSee
reinerbig schwarz
mit Marken =
schwarz-marken
SsEe
mischerb. schwarz
Anlage f. Marken
Ssee
mischerb. schwarz
mit Marken =
schwarz-marken
ssEE
blond, keine Anlage
f. Marken
Ssee
mischerb. schwarz
mit Marken =
schwarz-marken
ssEe
blond, Anlage f.
Marken
ssEe
blond, Anlage f.
Marken
ssee
blond, reinerbig f.
Marken*
Zuchtinfo
* Dieser blonde Hund ist phänotypisch nicht von den anderen Blonden zu unterscheiden, die
mischerbig für das Marken-Gen sind. Die blonde Marke auf der blonden Grundfarbe ist
(leider) nicht zu sehen.
Die Zahlenverhältnisse der statistischen Wahrscheinlichkeiten sind: 9 : 3 : 3 : 1.
Also 9/16 (56,25%) schwarz, 3/16 (18,75%) je für schwarz-marken und blond ohne
Markengen bzw. mit nur einer Anlage f. Marken und 1/16 (6,25%) für blond mit reinerbig f.
das Marken-Gen. Die Wahrscheinlichkeit bei dieser Verpaarung eine jeweils für beide
Merkmale reinerbigen Welpen zu erhalten beträgt 1/16.
Für jede beliebige Variante kann man nun diese Tabellen erstellen. Entsprechend der
vorhandenen Gene gibt es weniger Zeilen und/oder Spalten. Die maximalen Möglichkeiten
finden sich in der obigen Übersicht.
Weil für Züchter interessant, hier noch ein paar Beispiel-Verpaarungen:
Übersicht 2: Verpaarung einer schwarzen Hündin, der sowohl blond als auch eine Anlage für
Marken trägt (= SsEe) mit einem blonden Rüden, der eine Anlage für Marken trägt (ssEe),
also jeweils mischerbige Elterntiere
Eizellen schwarz/ SE
Spermien blond
sE
SsEE
mischerb. schwarz
keine Anlage für
Marken
se
SsEe
mischerb.schwarz
Anlage f. Marken
Se
sE
se
SsEe
mischerb.schwarz
Anlage f. Marken
ssEE
blond, keine
Anlage f. Marken
ssEe
blond, Anlage f.
Marken
Ssee
mischerb.schwarz
mit Marken =
schwarz-marken
ssEe
blond, Anlage f.
Marken
ssee
blond,
reinerbig für
Marken
Die Zahlenverhältnisse der statistischen Wahrscheinlichkeiten sind: 3 : 3 : 1 : 1.
Also 3/8 (37,5%) schwarz, 3/8 (37,5%) blond ohne bzw. mit nur einer Markenanlage, 1/8
(12,5%) je für schwarz-marken und den blonden Hund mit reinerbigem Markengenotyp.
Alle schwarzen und auch der schwarz-markene Nachkomme können bezüglich der schwarzen
Farbe nicht reinerbig sein, da der blonde Elternteil in dieser Verpaarung kein schwarz-Gen
mitbringen kann.
Die Chance für einen bezüglich Marken-Gen reinerbigen blonden Hund aus dieser
Verpaarung beträgt 1/8.
Übersicht 3: Eltern blond (mischerbig für Marken) = Genotyp ssEe und schwarzmarken
(mischerbig für schwarz) = Genotyp Ssee
Zuchtinfo
Eizellen blond/
Spermien schwarz-marken
Se
se
sE
se
SsEe
mischerbig schwarz,
Anlage f. Marken
ssEe
blond Anlage f. Marken
Ssee
mischerbig f. schwarz mit
Marken = schwarzmarken
ssee
blond, reinerbig f. Marken
Übersicht 4: Eltern schwarz (mischerbig für schwarz und Marken ) = Genotyp SsEe und
blond (reinerbig keine Marken) = Genotyp ssEE
Eizelle schwarz/ SE
Spermien blond
sE
SsEE
mischerb. schwarz
keine Anl.f. Marken
Se
sE
SsEe
ssEE
mischerbig.
blond, keine
schwarz, Anl. f. Anl. f. Marken
Marken
se
ssEe
blond, Anlage f.
Marken
Die Wahrscheinlichkeiten für einen blonden Nachkommen, der reinerbig keine Markenanlage
hat, beträgt 25 % oder 1/4.
Die Genotypen der Farbvarianten des Hovawarts:
Die meisten Möglichkeiten für verschiedene Genotypen finden sich beim schwarzen Hund.
Nachfolgend eine Aufstellung:
4 Genotyp-Möglichkeiten für den schwarzen Hund
schwarz : reinerbig für schwarz und ohne Marken (einfarbig):
reinerbig für schwarz, mischerbig für Marken:
mischerbig für schwarz und Marken:
mischerbig f. schwarz, reinerbig ohne Marken
SSEE
SSEe
SsEe
SsEE
3 Genotyp-Möglichkeiten für den blonden Hund
blond:
immer reinerbig für blond, reinerbig f. ohne Marken
reinerbig für Marken:
mischerbig fürMarken:
ssEE
ssee
ssEe
2 Genotyp-Möglichkeiten für den schwarz-markenen Hund:
schwarz-marken: immer reinerbig für Marken (muss immer ee sein)!
reinerbig für schwarz (und Marken)
:
SSee
mischerbig für schwarz (reinerbig f. Marken):
Ssee
Folgenden Farbverpaarungen wären möglich:
schwarz/ schwarz-marken
schwarz/ blond
blond/ schwarz-marken
schwarz-marken/ schwarz-marken
Zuchtinfo
Berücksichtigt man die Genotypenmöglichkeiten für die verschiedenen Farben,
dann kann man noch viele Kombinationsquadrate erstellen, um die möglichen Farben
Nachkommen herauszufinden.
Die meisten Informationen über den möglichen Genotyp der Hunde, die man gerne
miteinander verpaaren würde, bekommt man natürlich auch über die Farben von deren Eltern,
Geschwistern oder Nachkommen aus früheren Würfen.
Dennoch spielt die Farbe nur eine untergeordnete Rolle, auch wenn die ideale Farbverteilung
in der Gesamtpopulation 60 % schwarz-markene, 30 % blonde und 10 % schwarze Hunde
sein sollte.
Herunterladen