(Nr. 49 vom 9. Dezember 2005)

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PRODUKTE & TECHNOLOGIEN
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COMPUTERWOCHE 49/2005
PRAXIS
SQL-Server versus Business Objects XI
Business Intelligence: Was leistet der „SQL Server 2005“ im Vergleich zu „Business Objects XI“?
VON NORMAN KRAUSE*
beispielsweise mehr Sicherheit
bietet und Abhängigkeiten verfolgen lässt. Microsoft fehlt hingegen ein vergleichbares Repository.
it der Freigabe des SQL
Server 2005 kann Microsoft eine umfangreiche Produktsuite für
Business Intelligence
(BI) vorweisen. Sie bietet Funktionen für die Datenbewirtschaftung, klassisches Reporting,
mehrdimensionale Analysen,
Performance-Management und
Planung. Doch wie gut ist das
Angebot im Vergleich zu den etablierten Produkten von Business
Objects?
M
Erste Eindrücke
Microsoft geht das Thema BI
ambitioniert an. Dies zeigt sich
etwa an den vielen Informationen, die der Hersteller über sein
Technet, per Webcasts, in Tutorials sowie anhand durchgängiger Beispieldaten bereits vorab
zu seinen Produkten anbietet.
Bei Business Objects sind die
Beispieldaten hingegen nicht
durchgängig. Zugleich richtet
Microsofts BI-Angebot sich vor
allem an die IT und nicht an
Fachanwender, auch wenn es
viele Wizards gibt, die die Arbeit
Hier lesen Sie …
◆ warum Microsoft mit seinen
BI-Produkten vor allem
Entwickler anspricht;
◆ weshalb Crystal Reports
technisch die Nase vor hat;
◆ wie gut sich die BI-Plattformen verwalten lassen.
mit den Produkten erleichtern.
Vor allem Visual-Studio-Entwickler werden sich schnell im neuen „Business Intelligence Development Studio“ von SQL Server
2005 wohl fühlen. Ebenso wurde
die Administration über das moderne „SQL Server Management
Studio“ verbessert, beispielsweise sind nun alle Dienste erreichbar und administrierbar. Insgesamt bleibt auch das aktuelle BIPortfolio weiterhin sehr Windows-zentriert. Mit Hilfe von
Web-Services können aber mittlerweile die meisten Dienste beispielsweise aus Java-Anwendungen aufgerufen werden.
Business Objects beherrscht
die Integration der zugekauften
Funktionen in die BI-Suite gut.
Dabei gelingt es dem Hersteller
besser als Microsoft, seine Produkte sowohl für Fachanwender
ohne herausragende IT-Kennt-
Microsofts Report Designer ist Business Objects Crystal Reports nachempfungen.
nisse wie auch für Entwickler
nutzbar zu machen. Allerdings
sollten Anwender bei Eigenimplementierungen auf die Versionierung achten, da .NET-MergeModule und Java-Archive nicht
immer den gleichen Wartungszyklen folgen wie die BI-Suite
des Herstellers mit ihren Service-Packs und Hotfixes. Eine breite Unterstützung von Web-Services als Integrationsvehikel hatte im letzten Jahr mit der Version 10 der zugekauften Berichtssoftware von Crystal Decisions
begonnen. Mit dem Release „Business Objects XI“ lassen sich
heute fast alle BI-Funktionen via
.NET und Java aufrufen.
Datenbewirtschaftung
Ein Blick auf die einzelnen Features und Funktionen der beiden
BI-Suiten (siehe Tabelle) offenbart zahlreiche Unterschiede.
Die mitgelieferten Komponenten für die Extraktion, Transformation und das Laden (ETL) von
Daten, „Business Objects Data
Integrator“ beziehungsweise
„Microsoft Integration Services“,
zeigen beide keine gravierenden
Schwächen. Komplett neu entwickelt bieten die Integration
Services, die über das Business
Intelligence Development Studio genutzt werden, Funktionen
wie Fuzzy Lookup, Fuzzy Grouping und Mehrfachtransformationen. Die Datenflussmodellierung wird durch „Visual Debugging“ unterstützt, und die daraus
resultierenden Daten können
nunmehr direkt in BI-Anwendungen eingebettet werden.
Die mit SQL Server 2005 versprochene SAP-Schnittstelle
fehlt indes. Und auch die Abbildung alter Flussdiagramme
(„Datenpakete“), die mit dem
Vorgänger „Data Transformation
Services“ erstellt wurden, macht
trotz des leistungsfähigen Tools
„Upgrade Advisor“ mitunter Probleme. Der „Data Integrator“ von
Business Objects ist für den Aufbau eines Data Warehouse besser konzipiert. Slowly Changing
Dimensions beispielsweise sind
mit Hilfe der Tabellenvergleichsfunktionen sehr einfach zu
handhaben. Das Tool ist zudem
sehr leistungsstark und zapft auf
Wunsch
über
zertifizierte
Schnittstellen Quellsysteme etwa von SAP, Siebel und Peoplesoft an. Wie das Microsoft-Pendant werden Web-Services und
XML als Input unterstützt.
Microsofts „Unified Dimensional Model“ unterstützt unter-
schiedliche multidimensionale
Quellen (Molap, Rolap, Holap).
Business Objects setzt hingegen
auf seine Universen (betriebswirtschaftliche Datensichten),
kann aber mit der XI-Version
nun auch Olap-Daten adressieren. Benutzerdefinierte Hierar-
Micorosoft fehlt
ein vergleichbares
Repository.
chien, multiple Fact-Tables und
andere Verbesserungen machen
die bisherigen Analysis Services
in der 2005er Version nunmehr
praktisch anwendbar. Auch ist
das UDM XML-basierend und
kann damit gegenüber der Konkurrenz punkten. Die Vorteile einer Integration der Universen in
das Repository von Business Objects sind aber ungleich größer,
weil ein zentrales Verzeichnis
Reporting
Microsofts „Reporting Services“
decken derzeit etwa 75 Prozent
der geschäftlichen Anforderungen im Berichtswesen ab. Sicher
klingt diese Aussage etwas provokant. Trotzdem handelt es sich
bei der Reporting-Komponente
um das stärkste Verkaufargument für den SQL Server 2005 als
BI-Plattform. Dabei muss sich
das Angebot mit dem messen
lassen, was ein etabliertes Berichtswerkzeug wie „Crystal Reports“ von Business Objects in
seiner nunmehr elften Version
zu bieten hat: Hier zeigen sich
die Unterschiede zwischen beiden Produkte bereits in ihren
Umgebungen für das ReportDesign, die eine unterschiedliche Zonenaufteilung vorweisen.
Die Arbeit mit den Reporting
Services erfolgt bei Microsoft dabei im Business Intelligence Development Studio.
Ferner baut die Crystal-Software weiterhin auf das etablierte bereichsbasierende, die Microsoft-Technik hingegen auf
das neue objektbasierende Report-Design. Große Vorteile erzielt Microsoft auch hier durch
die XML-Basis. So ist zu erwarten, dass Partner schon bald gute Tools für die Report-Entwicklung mit Hilfe der von Microsoft
favorisierten Report Definition
Language anbieten werden, mit
der sich über ein XML-Schema
Berichte definieren lassen. Dadurch könnte sich die angesprochene 25-Prozent-Lücke weiter
schließen und die Berichtssoftware des Herstellers auch für
Fachanwender zugänglicher
werden.
Crystal Reports mit seinem
proprietären .rpt-Format macht
BI-Anforderung
ETL
Data Mining
Reporting
Analyse
Plattform
Planung
PerformanceManagement
Business Objects XI
Data Integrator
Data Integrator,
Performance Management
Crystal Reports
Web Intelligence, Olap Intelligence
Business Objects Enterprise
Performance Management
Dashboard Management,
Performance Management
Microsoft SQL Server 2005
Integration Services (früher DTS)
Integration Services, Analysis Services
Reporting Services
Analysis Services
Reporting Services
(Excel)
Analysis Services,
(Business Scorecard Manager)
COMPUTERWOCHE 49/2005
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hingegen die Versionierung und
teamübergreifende Entwicklung
von Berichten nach wie vor unnötig schwer. Das dynamische
Ändern von Datenbankverbindungen als wichtigen Bestandteil jeder Produktinstallation unterstützen hingegen beide Anbieter auf eine einfache, aber effektive Art. Dabei hat Business
Objects den Vorteil, dass jede im
Report referenzierte Tabelle potenziell auf eine andere Datenquelle verweisen kann.
Wenig performanter Excel-Export
Mit Wysiwyg-Features („What
you see is what you get“) können
die Reporting Services kaum
glänzen. Crystal Reports bereitet
dem Reportentwickler hier keine Sorgen und führt zu schnellen, dauerhaften Erfolgserlebnissen, auch wenn es kleine Unterschiede bei der Integration in
Windows und Web-Anwendungen sowie beim PDF-Export gibt.
Leider macht Microsoft von seinen vermeintlichen Kernkompetenzen in der neuen BI-Suite nur
eingeschränkt Gebrauch. So sind
Excel-Exporte gerade bei großen
Datenmengen wenig performant und nicht für alle Elemente fehlerfrei.
Der Export nach Word wird
ebenso wenig unterstützt wie eine „Windows-Forms“- Authentifizierung oder Dataset-Anbindung. Bisherige Mankos bei der
Parametrisierung sind in der aktuellen Version der Reporting
Services glücklicherweise ausgeräumt. Crystal Reports beherrscht hingegen diese Aufgaben ebenso, wie es auch für
praktisch alle in der Praxis aufkommenden Anforderungen eine Lösung oder einen Workaround findet. Zudem beeindruckt die gute und umfangreiche Funktionsbibliothek. Auch
stehen für dieses Produkt einige
Third-Party-Tools zur Verfügung,
die Anforderungen wie Massenverarbeitung oder Dokumentation abdecken.
Report-Design
Insgesamt können die Reporting
Services noch nicht an diese
Funktionen heranreichen, doch
ist die Komponente mit Hilfe
entsprechender Entwicklerressourcen durchaus für den produktiven Einsatz geeignet, zumal
Techniken wie objektbasierendes Report-Design oder Tabellenobjekte neue Akzente setzen
werden.
Erwähnt sei noch, dass auch in
der aktuellen Version der Entwicklungsumgebung „Visual
Studio 2005“ noch Crystal Reports verwendet wird. Microsofts
eigene Produkte wie Axapta, Navision und „MS CRM“ enthalten
hingegen die Reporting Services
als festen Bestandteil.
Mit „Web Intelligence“ bietet
Business Objects ein komfortables und intuitiv zu bedienendes
Web-basierendes Tool für Query
und Analyse, welches auf den
Universen basiert. Es unterstützt
wie der „MDX-Query Builder“
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wirklich benötigen. Abgesehen
von dem kostengünstigen Rundum-Reporting-Paket „Crystal Reports Server“ (Report-Erstellung,
-Verwaltung und -Verteilung),
das für eine begrenzte Anzahl
konkurrierender Benutzer erworben werden kann, liegen die
Preise aber deutlich über denen
von Microsoft.
Crystal Reports macht die teamübergreifende Entwicklung unnötig.
von Microsoft multidimensionale Abfragen und ist anwenderfreundlich umgesetzt. Öffnet
man hingegen die Analysis Services im Business Intelligence
Development Studio, wird man
zunächst von der Mischung aus
Data-Mining-, Analyse- und Performance-Management-Funktionen überfordert. Zielstrebig
wurden hier augenscheinlich
alle Eckpfeiler eines Analysewerkzeugs vor allem mit Blick
auf den Bedarf von Entwicklern
umgesetzt. Nur das über den
„Report Manager“ nutzbare
Werkzeug „Report Builder“ eig-
net sich für den Fachanwender
und gestattet schnelle und saubere Analysen auf Basis erstellter UDM.
Enterprise-Funktionen
Business Objects bietet eine sehr
mächtige Web-Oberfläche und
Produktarchitektur, die zudem
plattformunabhängig ist. Sie
lässt bezüglich ihrer Skalierbarkeit und der gebotenen Auditing-Funktionen keine Wünsche
offen. Das File-Repository unterstützt nicht nur Reports, Metadaten oder Analysen, sondern
auch die Ablage anderer gängi-
Stärken und Schwächen
Microsoft BI
– Zahlreiche Produktinformationen inklusive Beispielcode;
– viele Wizards;
– Integration über Web-Services;
– vollständig XML-basierend (zum Beispiel RDL);
– „Reporting Services“ decken 75 Prozent aller Anforderungen ab
und gestatten ein objektbasierendes Berichtsdesign;
– Partnerlösungen können das Angebot vervollständigen;
– vorhandenes Wissen über SQL Server erleichtert die Arbeit mit
den BI-Produkten;
– gute Scheduling-Funktionen;
– kostenlos bei vorhandener Datenbanklizenz.
– Stark auf die Bedürfnisse von Entwicklern abgestellt;
– starker Fokus auf Windows-Produkte;
– vorerst keine SAP-Schnittstelle;
– Migration alter Datenmodelle;
– mangelnde Wysiwyg-Funktionen;
– schlechte Excel-Anbindung, kein Export nach Word;
– Funktionsumfang der „Analysis Services“ setzt viel Wissen
voraus;
– kein vollwertiges Planungs-Tool.
Business Objects
– Für Entwickler und Fachanwender geeignet;
– Integration über Web-Services, fast alle BI-Funktionen lassen
sich via .NET und Java aufrufen;
– zertifizierte Schnittstellen zu Software von SAP, Peoplesoft etc.
– leistungsfähiges Repository;
– umfassende Unterstützung bei der Report-Entwicklung;
– gute und umfangreiche Funktionsbibliothek;
– komfortables und Web-basierendes Tool für Query und Analyse.
– Proprietäre Datenformate (.rpt, .cps) erschweren Versionierung
und teamübergreifende Entwicklung von Berichten;
– mächtige Produktarchitektur verlangt vom Administrator viel
Know-how;
– komplizierte Fehlersuche;
– deutlich höhere Lizenzkosten als bei Microsoft.
ger File-Typen (.xls, .doc, .pdf
etc.). Um diese Systemlandschaft jedoch sauber administrieren zu können, sollte sich der
Anwender für das Highend-Paket „Business Objects XI Enterprise“ zertifizieren lassen. Dies
ist vor allem ratsam, wenn er anhand der mageren StandardFehlermeldungen die richtigen
Maßnahmen ableiten soll.
Ist der Anwender Administrator für den SQL Server, verfügt er
bereits über eine gute Wissensbasis, um sich schnell mit den
neuen BI-Funktionen vertraut
zu machen, wobei das Monitoring aber noch Wünsche offen
lässt. Das Scheduling, unterstützt durch Massenverarbeitung und Subscriptions, macht
hingegen beim Microsoft-Angebot eine sehr gute Figur. Das automatisierte Erstellen und Verteilen von Reports wird aber teilweise durch Speicherprobleme
ausgebremst, wobei sich vor allem die gleichzeitige Verwendung des SQL Servers zur Datenhaltung und als Reporting-Engine negativ auswirkt.
Lizenzfragen
Alle BI-Komponenten des SQL
Servers sind kostenlos – solange
der Anwender bereits über die
entsprechenden Datenbanklizenzen verfügt. Welche die geeigneten sind (Express, Workgroup, Standard oder Enterprise), hängt vor allem von der Systeminfrastruktur ab, also beispielsweise von der Anzahl der
CPUs, unterstützter Hauptspeicher und so weiter. Den vollen
Funktionsumfang für BI gibt es
erst ab der „Standard Edition“
des SQL Servers. Dabei sollte
nicht übersehen werden, dass
die Reporting Services, wenn sie
aus Performance-Gründen außerhalb des zur Datenhaltung
verwendeten SQL Servers verwendet werden, eine eigene Lizenz erforderlich machen.
Der wesentliche Vorteil des Lizenzmodells von Business Objects liegt in der Kombinierbarkeit der Komponenten. Kunden
können das erwerben, was sie
Ausblick
Dieser Tage kommt Release 2
von Business Objects XI auf den
Markt. Es integriert die erworbene Planungskomponente von
SRC Software. Zusätzlichen Appetit machen Features wie „Intelligent Question“, „Desktop Intelligence“, personalisierte Subscriber-Listen und Tools für
einen vereinfachten Report-Lifecycle. Ebenso wurden die Importfunktionen verbessert und
für ein Performance-Management das Goal-Value-ImportTool erweitert. Die Universen
unterstützen nun auch die „Hyperion Essbase“ und Microsofts
Analysis Services. Die geplante
Integration einiger Produkte in
die Eclipse-Plattform wird für
weiteren Auftrieb bei Java-Implementierungen sorgen.
Mehr zum Thema
www.computerwoche.de/go/
567314: Produktvergleich
zwischen Konsolidierungssoftware;
566946: BI-Plattform
„Cognos 8“.
Mehr Beiträge zu Business
Intelligence finden Sie unter
www.computerwoche.de/
produkte_technik/business_
intelligence
Bei Microsoft steht der Start der
Software „MS Office Business
Scorecard Manager“ bevor. Sie
dient zum Aufbau von Scorecarding- und Dashboard-Lösungen
und stellt den lizenzpflichtigen
Nachfolger des bisherigen kostenfreien „Scorecard Accelerator“ dar. Basis der Anwendung
sind der SQL Server 2005, der
„Sharepoint Portal Server 2003“
und die „MS Office Web Components“. Ferner wird damit gerechnet, dass sich mit der kommenden Version des Büropakets
„Office“ die Palette der BI-Anwendungen für ein PerformanceManagement und Analyse erheblich erweitern wird.
Business Objects liegt bei großen, verteilten BI-Lösungen sowie bei der Anbindung unterschiedlicher Datenbanken vorn.
Für mittelständische Unternehmen hingegen, die eventuell
schon Infrastruktursoftware von
Microsoft verwenden, könnte
das BI-Portfolio aus Redmond
besser passen. (as)
◆
*NORMAN KRAUSE ist
Business-IntelligenceBerater bei der Oraylis
GmbH in Düsseldorf.
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