PRODUKTE & TECHNOLOGIEN 26 COMPUTERWOCHE 49/2005 PRAXIS SQL-Server versus Business Objects XI Business Intelligence: Was leistet der „SQL Server 2005“ im Vergleich zu „Business Objects XI“? VON NORMAN KRAUSE* beispielsweise mehr Sicherheit bietet und Abhängigkeiten verfolgen lässt. Microsoft fehlt hingegen ein vergleichbares Repository. it der Freigabe des SQL Server 2005 kann Microsoft eine umfangreiche Produktsuite für Business Intelligence (BI) vorweisen. Sie bietet Funktionen für die Datenbewirtschaftung, klassisches Reporting, mehrdimensionale Analysen, Performance-Management und Planung. Doch wie gut ist das Angebot im Vergleich zu den etablierten Produkten von Business Objects? M Erste Eindrücke Microsoft geht das Thema BI ambitioniert an. Dies zeigt sich etwa an den vielen Informationen, die der Hersteller über sein Technet, per Webcasts, in Tutorials sowie anhand durchgängiger Beispieldaten bereits vorab zu seinen Produkten anbietet. Bei Business Objects sind die Beispieldaten hingegen nicht durchgängig. Zugleich richtet Microsofts BI-Angebot sich vor allem an die IT und nicht an Fachanwender, auch wenn es viele Wizards gibt, die die Arbeit Hier lesen Sie … ◆ warum Microsoft mit seinen BI-Produkten vor allem Entwickler anspricht; ◆ weshalb Crystal Reports technisch die Nase vor hat; ◆ wie gut sich die BI-Plattformen verwalten lassen. mit den Produkten erleichtern. Vor allem Visual-Studio-Entwickler werden sich schnell im neuen „Business Intelligence Development Studio“ von SQL Server 2005 wohl fühlen. Ebenso wurde die Administration über das moderne „SQL Server Management Studio“ verbessert, beispielsweise sind nun alle Dienste erreichbar und administrierbar. Insgesamt bleibt auch das aktuelle BIPortfolio weiterhin sehr Windows-zentriert. Mit Hilfe von Web-Services können aber mittlerweile die meisten Dienste beispielsweise aus Java-Anwendungen aufgerufen werden. Business Objects beherrscht die Integration der zugekauften Funktionen in die BI-Suite gut. Dabei gelingt es dem Hersteller besser als Microsoft, seine Produkte sowohl für Fachanwender ohne herausragende IT-Kennt- Microsofts Report Designer ist Business Objects Crystal Reports nachempfungen. nisse wie auch für Entwickler nutzbar zu machen. Allerdings sollten Anwender bei Eigenimplementierungen auf die Versionierung achten, da .NET-MergeModule und Java-Archive nicht immer den gleichen Wartungszyklen folgen wie die BI-Suite des Herstellers mit ihren Service-Packs und Hotfixes. Eine breite Unterstützung von Web-Services als Integrationsvehikel hatte im letzten Jahr mit der Version 10 der zugekauften Berichtssoftware von Crystal Decisions begonnen. Mit dem Release „Business Objects XI“ lassen sich heute fast alle BI-Funktionen via .NET und Java aufrufen. Datenbewirtschaftung Ein Blick auf die einzelnen Features und Funktionen der beiden BI-Suiten (siehe Tabelle) offenbart zahlreiche Unterschiede. Die mitgelieferten Komponenten für die Extraktion, Transformation und das Laden (ETL) von Daten, „Business Objects Data Integrator“ beziehungsweise „Microsoft Integration Services“, zeigen beide keine gravierenden Schwächen. Komplett neu entwickelt bieten die Integration Services, die über das Business Intelligence Development Studio genutzt werden, Funktionen wie Fuzzy Lookup, Fuzzy Grouping und Mehrfachtransformationen. Die Datenflussmodellierung wird durch „Visual Debugging“ unterstützt, und die daraus resultierenden Daten können nunmehr direkt in BI-Anwendungen eingebettet werden. Die mit SQL Server 2005 versprochene SAP-Schnittstelle fehlt indes. Und auch die Abbildung alter Flussdiagramme („Datenpakete“), die mit dem Vorgänger „Data Transformation Services“ erstellt wurden, macht trotz des leistungsfähigen Tools „Upgrade Advisor“ mitunter Probleme. Der „Data Integrator“ von Business Objects ist für den Aufbau eines Data Warehouse besser konzipiert. Slowly Changing Dimensions beispielsweise sind mit Hilfe der Tabellenvergleichsfunktionen sehr einfach zu handhaben. Das Tool ist zudem sehr leistungsstark und zapft auf Wunsch über zertifizierte Schnittstellen Quellsysteme etwa von SAP, Siebel und Peoplesoft an. Wie das Microsoft-Pendant werden Web-Services und XML als Input unterstützt. Microsofts „Unified Dimensional Model“ unterstützt unter- schiedliche multidimensionale Quellen (Molap, Rolap, Holap). Business Objects setzt hingegen auf seine Universen (betriebswirtschaftliche Datensichten), kann aber mit der XI-Version nun auch Olap-Daten adressieren. Benutzerdefinierte Hierar- Micorosoft fehlt ein vergleichbares Repository. chien, multiple Fact-Tables und andere Verbesserungen machen die bisherigen Analysis Services in der 2005er Version nunmehr praktisch anwendbar. Auch ist das UDM XML-basierend und kann damit gegenüber der Konkurrenz punkten. Die Vorteile einer Integration der Universen in das Repository von Business Objects sind aber ungleich größer, weil ein zentrales Verzeichnis Reporting Microsofts „Reporting Services“ decken derzeit etwa 75 Prozent der geschäftlichen Anforderungen im Berichtswesen ab. Sicher klingt diese Aussage etwas provokant. Trotzdem handelt es sich bei der Reporting-Komponente um das stärkste Verkaufargument für den SQL Server 2005 als BI-Plattform. Dabei muss sich das Angebot mit dem messen lassen, was ein etabliertes Berichtswerkzeug wie „Crystal Reports“ von Business Objects in seiner nunmehr elften Version zu bieten hat: Hier zeigen sich die Unterschiede zwischen beiden Produkte bereits in ihren Umgebungen für das ReportDesign, die eine unterschiedliche Zonenaufteilung vorweisen. Die Arbeit mit den Reporting Services erfolgt bei Microsoft dabei im Business Intelligence Development Studio. Ferner baut die Crystal-Software weiterhin auf das etablierte bereichsbasierende, die Microsoft-Technik hingegen auf das neue objektbasierende Report-Design. Große Vorteile erzielt Microsoft auch hier durch die XML-Basis. So ist zu erwarten, dass Partner schon bald gute Tools für die Report-Entwicklung mit Hilfe der von Microsoft favorisierten Report Definition Language anbieten werden, mit der sich über ein XML-Schema Berichte definieren lassen. Dadurch könnte sich die angesprochene 25-Prozent-Lücke weiter schließen und die Berichtssoftware des Herstellers auch für Fachanwender zugänglicher werden. Crystal Reports mit seinem proprietären .rpt-Format macht BI-Anforderung ETL Data Mining Reporting Analyse Plattform Planung PerformanceManagement Business Objects XI Data Integrator Data Integrator, Performance Management Crystal Reports Web Intelligence, Olap Intelligence Business Objects Enterprise Performance Management Dashboard Management, Performance Management Microsoft SQL Server 2005 Integration Services (früher DTS) Integration Services, Analysis Services Reporting Services Analysis Services Reporting Services (Excel) Analysis Services, (Business Scorecard Manager) COMPUTERWOCHE 49/2005 PRODUKTE & TECHNOLOGIEN P R A X I S hingegen die Versionierung und teamübergreifende Entwicklung von Berichten nach wie vor unnötig schwer. Das dynamische Ändern von Datenbankverbindungen als wichtigen Bestandteil jeder Produktinstallation unterstützen hingegen beide Anbieter auf eine einfache, aber effektive Art. Dabei hat Business Objects den Vorteil, dass jede im Report referenzierte Tabelle potenziell auf eine andere Datenquelle verweisen kann. Wenig performanter Excel-Export Mit Wysiwyg-Features („What you see is what you get“) können die Reporting Services kaum glänzen. Crystal Reports bereitet dem Reportentwickler hier keine Sorgen und führt zu schnellen, dauerhaften Erfolgserlebnissen, auch wenn es kleine Unterschiede bei der Integration in Windows und Web-Anwendungen sowie beim PDF-Export gibt. Leider macht Microsoft von seinen vermeintlichen Kernkompetenzen in der neuen BI-Suite nur eingeschränkt Gebrauch. So sind Excel-Exporte gerade bei großen Datenmengen wenig performant und nicht für alle Elemente fehlerfrei. Der Export nach Word wird ebenso wenig unterstützt wie eine „Windows-Forms“- Authentifizierung oder Dataset-Anbindung. Bisherige Mankos bei der Parametrisierung sind in der aktuellen Version der Reporting Services glücklicherweise ausgeräumt. Crystal Reports beherrscht hingegen diese Aufgaben ebenso, wie es auch für praktisch alle in der Praxis aufkommenden Anforderungen eine Lösung oder einen Workaround findet. Zudem beeindruckt die gute und umfangreiche Funktionsbibliothek. Auch stehen für dieses Produkt einige Third-Party-Tools zur Verfügung, die Anforderungen wie Massenverarbeitung oder Dokumentation abdecken. Report-Design Insgesamt können die Reporting Services noch nicht an diese Funktionen heranreichen, doch ist die Komponente mit Hilfe entsprechender Entwicklerressourcen durchaus für den produktiven Einsatz geeignet, zumal Techniken wie objektbasierendes Report-Design oder Tabellenobjekte neue Akzente setzen werden. Erwähnt sei noch, dass auch in der aktuellen Version der Entwicklungsumgebung „Visual Studio 2005“ noch Crystal Reports verwendet wird. Microsofts eigene Produkte wie Axapta, Navision und „MS CRM“ enthalten hingegen die Reporting Services als festen Bestandteil. Mit „Web Intelligence“ bietet Business Objects ein komfortables und intuitiv zu bedienendes Web-basierendes Tool für Query und Analyse, welches auf den Universen basiert. Es unterstützt wie der „MDX-Query Builder“ 27 wirklich benötigen. Abgesehen von dem kostengünstigen Rundum-Reporting-Paket „Crystal Reports Server“ (Report-Erstellung, -Verwaltung und -Verteilung), das für eine begrenzte Anzahl konkurrierender Benutzer erworben werden kann, liegen die Preise aber deutlich über denen von Microsoft. Crystal Reports macht die teamübergreifende Entwicklung unnötig. von Microsoft multidimensionale Abfragen und ist anwenderfreundlich umgesetzt. Öffnet man hingegen die Analysis Services im Business Intelligence Development Studio, wird man zunächst von der Mischung aus Data-Mining-, Analyse- und Performance-Management-Funktionen überfordert. Zielstrebig wurden hier augenscheinlich alle Eckpfeiler eines Analysewerkzeugs vor allem mit Blick auf den Bedarf von Entwicklern umgesetzt. Nur das über den „Report Manager“ nutzbare Werkzeug „Report Builder“ eig- net sich für den Fachanwender und gestattet schnelle und saubere Analysen auf Basis erstellter UDM. Enterprise-Funktionen Business Objects bietet eine sehr mächtige Web-Oberfläche und Produktarchitektur, die zudem plattformunabhängig ist. Sie lässt bezüglich ihrer Skalierbarkeit und der gebotenen Auditing-Funktionen keine Wünsche offen. Das File-Repository unterstützt nicht nur Reports, Metadaten oder Analysen, sondern auch die Ablage anderer gängi- Stärken und Schwächen Microsoft BI – Zahlreiche Produktinformationen inklusive Beispielcode; – viele Wizards; – Integration über Web-Services; – vollständig XML-basierend (zum Beispiel RDL); – „Reporting Services“ decken 75 Prozent aller Anforderungen ab und gestatten ein objektbasierendes Berichtsdesign; – Partnerlösungen können das Angebot vervollständigen; – vorhandenes Wissen über SQL Server erleichtert die Arbeit mit den BI-Produkten; – gute Scheduling-Funktionen; – kostenlos bei vorhandener Datenbanklizenz. – Stark auf die Bedürfnisse von Entwicklern abgestellt; – starker Fokus auf Windows-Produkte; – vorerst keine SAP-Schnittstelle; – Migration alter Datenmodelle; – mangelnde Wysiwyg-Funktionen; – schlechte Excel-Anbindung, kein Export nach Word; – Funktionsumfang der „Analysis Services“ setzt viel Wissen voraus; – kein vollwertiges Planungs-Tool. Business Objects – Für Entwickler und Fachanwender geeignet; – Integration über Web-Services, fast alle BI-Funktionen lassen sich via .NET und Java aufrufen; – zertifizierte Schnittstellen zu Software von SAP, Peoplesoft etc. – leistungsfähiges Repository; – umfassende Unterstützung bei der Report-Entwicklung; – gute und umfangreiche Funktionsbibliothek; – komfortables und Web-basierendes Tool für Query und Analyse. – Proprietäre Datenformate (.rpt, .cps) erschweren Versionierung und teamübergreifende Entwicklung von Berichten; – mächtige Produktarchitektur verlangt vom Administrator viel Know-how; – komplizierte Fehlersuche; – deutlich höhere Lizenzkosten als bei Microsoft. ger File-Typen (.xls, .doc, .pdf etc.). Um diese Systemlandschaft jedoch sauber administrieren zu können, sollte sich der Anwender für das Highend-Paket „Business Objects XI Enterprise“ zertifizieren lassen. Dies ist vor allem ratsam, wenn er anhand der mageren StandardFehlermeldungen die richtigen Maßnahmen ableiten soll. Ist der Anwender Administrator für den SQL Server, verfügt er bereits über eine gute Wissensbasis, um sich schnell mit den neuen BI-Funktionen vertraut zu machen, wobei das Monitoring aber noch Wünsche offen lässt. Das Scheduling, unterstützt durch Massenverarbeitung und Subscriptions, macht hingegen beim Microsoft-Angebot eine sehr gute Figur. Das automatisierte Erstellen und Verteilen von Reports wird aber teilweise durch Speicherprobleme ausgebremst, wobei sich vor allem die gleichzeitige Verwendung des SQL Servers zur Datenhaltung und als Reporting-Engine negativ auswirkt. Lizenzfragen Alle BI-Komponenten des SQL Servers sind kostenlos – solange der Anwender bereits über die entsprechenden Datenbanklizenzen verfügt. Welche die geeigneten sind (Express, Workgroup, Standard oder Enterprise), hängt vor allem von der Systeminfrastruktur ab, also beispielsweise von der Anzahl der CPUs, unterstützter Hauptspeicher und so weiter. Den vollen Funktionsumfang für BI gibt es erst ab der „Standard Edition“ des SQL Servers. Dabei sollte nicht übersehen werden, dass die Reporting Services, wenn sie aus Performance-Gründen außerhalb des zur Datenhaltung verwendeten SQL Servers verwendet werden, eine eigene Lizenz erforderlich machen. Der wesentliche Vorteil des Lizenzmodells von Business Objects liegt in der Kombinierbarkeit der Komponenten. Kunden können das erwerben, was sie Ausblick Dieser Tage kommt Release 2 von Business Objects XI auf den Markt. Es integriert die erworbene Planungskomponente von SRC Software. Zusätzlichen Appetit machen Features wie „Intelligent Question“, „Desktop Intelligence“, personalisierte Subscriber-Listen und Tools für einen vereinfachten Report-Lifecycle. Ebenso wurden die Importfunktionen verbessert und für ein Performance-Management das Goal-Value-ImportTool erweitert. Die Universen unterstützen nun auch die „Hyperion Essbase“ und Microsofts Analysis Services. Die geplante Integration einiger Produkte in die Eclipse-Plattform wird für weiteren Auftrieb bei Java-Implementierungen sorgen. Mehr zum Thema www.computerwoche.de/go/ 567314: Produktvergleich zwischen Konsolidierungssoftware; 566946: BI-Plattform „Cognos 8“. Mehr Beiträge zu Business Intelligence finden Sie unter www.computerwoche.de/ produkte_technik/business_ intelligence Bei Microsoft steht der Start der Software „MS Office Business Scorecard Manager“ bevor. Sie dient zum Aufbau von Scorecarding- und Dashboard-Lösungen und stellt den lizenzpflichtigen Nachfolger des bisherigen kostenfreien „Scorecard Accelerator“ dar. Basis der Anwendung sind der SQL Server 2005, der „Sharepoint Portal Server 2003“ und die „MS Office Web Components“. Ferner wird damit gerechnet, dass sich mit der kommenden Version des Büropakets „Office“ die Palette der BI-Anwendungen für ein PerformanceManagement und Analyse erheblich erweitern wird. Business Objects liegt bei großen, verteilten BI-Lösungen sowie bei der Anbindung unterschiedlicher Datenbanken vorn. Für mittelständische Unternehmen hingegen, die eventuell schon Infrastruktursoftware von Microsoft verwenden, könnte das BI-Portfolio aus Redmond besser passen. (as) ◆ *NORMAN KRAUSE ist Business-IntelligenceBerater bei der Oraylis GmbH in Düsseldorf.